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Vengard
Saraliel ging den langen Weg entlang. Fackeln erhellten den Korridor und warfen Licht von den dicken Steinmauern zurück. Fast wirkten die Schatten des Abends unheimlich. So als wollten sie den Feuermagier von seinem Vorhaben abbringen. Doch er war nicht so weit gereist und hatte so viele – und man musste dazu sagen sehr unangenehme – Meilen auf sich genommen um jetzt zu stoppen. Herrisch drehte er seine Hand und die Tür flog mehr auf als das sie ordentlich geöffnet wurde. Das dahinter liegende Domizil war extrem ordentlich. Pedantisch mochte der eine oder andere sagen. Es gab viele Dinge hier. Von einfachen Pergamenten bis hin zu Büchern, über obskure Dinge und Artefakte war hier alles vertreten. Nur so dermaßen ordentlich, dass man meinte viele Menschen hätten sich sehr viel Zeit genommen alles so anzurichten, dass es den richtigen Eindruck machte. Und vielleicht war es so, denn der Mann der hinter dem großen Schreibtisch saß und wie immer lächelte war nicht irgendwer. Ihm war durchaus zuzutrauen, dass er auch den letzten Vorteil aus jeder Situation mitzunehmen gedachte.
»Onkel«, fauchte er mehr als, dass er es sprach.
»Neffe«, sagte der Angesprochene und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Direkte hatte der Zauberer das Gefühl, dass er seine volle Aufmerksamkeit genoss und das tat er wohl auch. Daelon Caladric saugte alles in sich auf, dessen er habhaft werden konnte. Seine Augen schienen so tief wie der Grund des Meeres Zwischen dem Festland und Khorinis zu sein. Niemand mochte wirklich wissen, was er alles an Informationen gesammelt hatte.
»Ich bin gekommen«, meinte Saraliel hart, doch der Aristokrat unterbrach ihn.
»Um über deine Mutter zu sprechen bzw. deine Abstammung. Denn in dir ist endlich auch das Dämmerungsblut erwacht«, meinte er grinsend.
»So ist es«, meinte er und ihm war durchaus bewusst, dass er damit viel Energie seines Auftritts eingebüßt hatte. Er versuchte es damit wieder gut zu machen, dass er einen Stuhl telekinetisch vor dem Tisch positionierte und sich erhaben darauf niederließ. Doch der Effekt schien eher mäßig auszufallen.
»Man sagt unserer Familie nach, dass sie sehr alt ist. Mächtige Gaben in sich trägt. Die Magie in unserer Linie soll so stark sein, dass sie selbst unser Äußeres verändert«. Er tippte mit den Fingern an seine spitzen Ohren, die auch Saraliel besaß, dann fuhr er sich lachend über sein Gesicht, als wollte er sagen, dass auch seine Schönheit damit zusammenhing. »Viele sind der Macht erlegen. Haben sich für den einfacheren Weg entschieden. So wie deine Mutter. So wie dein Bruder es getan hat. Macht korrumpiert, wenn man keinen starken Willen hat. Beliar ist listig. Doch das weißt du ja. Deswegen bist du hier nicht wahr? Weil du Angst vor der Macht in deinem Blut hast mein Junge«. Sein Lächeln erlosch und jetzt schaute er Saraliel herausfordernd in die Augen. »Ich habe meine Schwester daran verloren. Muss ich Sorge haben, dass auch du wankst?«
»Nein. Ich bin meines Vaters Sohn«, knurrte er und schaute seinen Onkel zornig an. Der lies sich zurücksinken. »Natürlich«, antwortete er betont gelangweilt. »Dein heiliger Vater«, meinte er dann und gähnte. »Doch von ihm weißt du wohl genug nicht. Du willst jetzt die befleckte Geschichte deiner verhassten anderen Seite hören nicht?«, fragte er grimmig.
»Das will ich«, sagte er und ergänzte dann: »Wenn du so freundlich wärst.«
Daelon seufzte und legte dann ohne Umschweife die Informationen auf den Tisch: »Es war schwierig überhaupt etwas herauszufinden. Die frühesten Aufzeichnungen stammen aus den Randgebieten Jharkendars. Es heißt unsere Ahnen hätten die Stunde zwischen Tag und Nacht studiert als Zustand der Welt. Ziemlich ungeordnet. Wenig aussagekräftig. Sie hätten sich Magie nicht nur zu Nutze gemacht, sie hätten sie wohl selbst verkörpert. Die Schriften sagen, dass sie es geschafft hätten neben dem göttlichen Einfluss zu bestehen«. Er lachte. »Darauf ist nicht viel zu geben. Vielleicht findest du ja mal mehr heraus. Klar ist nur, dass Magie mit unserem Blut durch unsere Adern fließt. Mir sagte mir, dass unser Blut die Dämmerung ist. Die Form die Magie annimmt, wenn sie unentschlossen ist. Das Dämmerungsblut scheint dominant zu sein. Bei einer Verbindung kommen die magischen Merkmale immer wieder zur Geltung«
»Ich bin nicht unentschieden«, raunte Saraliel dazwischen.
»So wie es deine Mutter nicht war«, meinte Daelon grimmig. »Und doch so wie DraconiZ es ist«. Der Aristokrat schien etwas sagen zu wollen und doch tat er es nach einem Augenblick nicht. Der Magier tat es als kurzes Nachdenken ab, was er sonst auch zu tun pflegte. »Nach der Flut in Jharkendar haben – wie du sicherlich weißt – nicht viele Überlebt. Keiner, wenn du manche Fragst. Ein Zweig der Familie wanderte vorher aus und überquerte das Meer hin nach Varant. Dort nannte man sie die Kinder ohne Gesicht. Sie mischten sich nicht in große Ränke ein und traten auch historisch nicht in Erscheinung. Das werden die deine Recherchen bestätigt haben«. Der Feuermagier nickte. Er hatte in den Bibliotheken nichts finden können.
»Was ist mit meinen Eltern?«, kam Saraliel in die Gegenwart zurück. »Lernten sich über die Magie kennen. Arion war Schüler meines Vaters und ging in unserem Hause oft ein und aus. Serpentia hat ihn früh angehimmelt. Nun das heißt, bis ihre Macht erwachte und sie dem Pfad der Macht folgte, während dein heiliger Vater sie elendig im Stich ließ«, sagte Caladric bitter. Der Feuermagier schluckte. »Ich blieb zurück mit ihr«, meinte er tonlos. »Was sie mit mir anstellte..«, meinte er und schluckte. Daelon schaute verständnisvoll. Saraliel hörte den weiteren umfangreichen Worten von Daelon mit Bitterkeit zu und sein Onkel den seinen.
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Beria - Steinkreis
Sie spürte es erst in ihrem Herzen. Ihr Blut pumpte wie ein Sturm der auf dem Meer ein Schiff zerschmettert. Es wurde dunkel um sie herum und dann wurde es wieder hell. Lyara spürte es nicht mit ihren Sinnen. Sie spürte es tiefer. Wie Feuer drang die Veränderung durchihren ganzen Körper. Sie fiel auf die Knie. Schatten tanzten um sie herum. Dann durchdrang Licht die Szenerie. Ihr Blut begann zu singen. Das Leuchten, das eben noch aus den Steinen gekommen war, floss nun in sie hinein. Nicht in Bahnen, nicht in Linien – sondern in Strömen, Spiralen, Verästelungen. Wie Wurzeln, die sich in der Erde suchen, drang es in sie, verband sich mit ihrem eigenen Herzschlag, mit dem Atem, mit jeder Erinnerung. Ein Gefühl von Weite überkam sie. Nicht das der Freiheit, das sie kannte – dieses war größer. Zeitlos. Sie sah, fühlte, spürte die Verbindung zwischen allem: den Wurzeln im Boden, dem Wasser unter der Erde, den Vögeln über den Pinien, den fernen Bergen im Norden, dem Meer hinter dem Süden. Und dazwischen – sie selbst.
Ein Teil von ihr wollte schreien. Ein anderer lachen. Ein dritter verstand plötzlich, dass beides dasselbe war. Ein Schimmer, nicht hell, nicht dunkel. Zwischen den Zuständen. Zwischen Tag und Nacht. Zwischen Leben und Tod. Wie eine Sonne, die sich weigert ganz zu sinken, und ein Mond, der sich weigert ganz zusteigen. Die Dämmerung. Das war ihr Blut. Das war sie. Und als die Magie sie durchströmte, erwachte dieses Erbe. Ihr Atem wurde schwer, ihr Blick glasig. Schwarze und goldene Funken durchzogen ihre Adern, zogen sich wie schmale Linien über die Haut, woben sich wieder hinein. Ihr Schatten am Boden begann sich zu bewegen – nicht parallel zu ihr, sondern eigenwillig, fließend. Er streckte sich aus, dehnte sich und verschmolz mit dem Licht. Das Dämmerungsblutantwortete. Dann begann sich ihr Mund zu bewegen ohne, dass sie etwas dazu tat. War sie das? Oder war das etwas Neues?
Im Traum, wo Licht und Schatten fließen,
will Zeit sich selbst im Kreis beschließen.
Ein Herz aus Glut, aus Nacht und Stein
dort ruht das alte Blute mein.
Ich bin der Pfad, der beides webt,
wo Sonne stirbt, der Mond noch lebt.
Der Traum erwacht, das Dunkel glüht
im Stein mein Lied, im Blut es blüht.
Sie hörte ein Vogelzwitschern. Sie schaute nach oben und dort saß sie. Vanyel. Mit tiefen schwarzen Augen schaute sie auf sie herab. Ihr Blick wissend. Sie hatte es gewusst. Gewusst, was in ihr schlummerte. »Lómin«, hauchte sie. Sie raffte sich auf und stellte sich so aufrecht wie möglich hin. Ein Wind erhob sich, warm und kühl zugleich, und fuhr ihr durchs Haar. Sie ergriff den Traumstein. Er fühlte sich anders an. So anders wie sie sich selbst in ihrem Körper fühlte.
»Ich bin bereit«, sagte sie zu den Umstehenden und schaute der einarmigen Meisterin fest in die Augen. »Lasst uns beginnen«. Ihre Augen glommen wie Bernstein.
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Vengard
Der Magier stand am Fenster und schaute von Daelons Räumlichkeiten auf den Innenhof der mächtigen Festung, in der sie sich befanden. Alles von so weit oben zu sehen erweckte fast den Eindruck, dass er selbst wohl sehr wichtig sein musste. Er schauderte, dann wandte er sich wieder seinem Onkel zu. Ihr Gespräch hatte eine kurze natürliche Pause gemacht und er nahm es nun wieder auf:
»Ich bin es gar nicht der sich fürchten sollte. Du bist es«, meinte Saraliel als er Daelon anschaute, der ebenfalls aufgestanden war und sich auf seinen Gehstock stützte. Der Lord schaute ihn fragend und herausfordernd an.
»Das ist keine Wunde aus dem Orkkrieg«, stellte er fest. Seine Augen leuchteten blau. Er analysierte die arkanen Linien und kam wieder zum gleichen Schluss. »Es ist keine Verletzung nicht wahr?«, fragte er rhetorisch. »Es ist ein Kerker. Ein Gefängnis für die Dämmerung«, meinte er und gewann nun seine gesamte Autorität zurück. »Eure Weisheit ist nicht übertrieben Meister Saraliel«, spottete der Aristokrat. »Doch sie bricht durch. Immer wieder. Du hast Angst was passiert, wenn sie es völlig tut«, konkludierte er. »Deine Sorge um mich spiegelt deine Sorge um dich selbst«. Er trat näher. Daelon wich nicht zurück und schaute ihm tief in die Augen. »Du weißt was es mit Draco gemacht hat. Was es mit Serpentia gemacht hat. Das Risiko werde ich nicht eingehen. Die Siegel halten. Wenn auch mit schmerzhaften Nebeneffekten«, presste Caladric hervor. »Hmm«, entgegnete der hohe Magier. »Das ist alles was dir und den Magiern eingefallen ist? Sie zu unterdrücken?«. »Ich will davon nichts hören. Es bleibt so wie es ist«, entschied Daelon streng. Seine Magie war in seinen Gedärmen gebunden. Saraliels Gedanken rasten. Konnte er ihm helfen? Wenn er ihm nur etwas Zeit und Analyse einräumte…. »Genug davon!«. Das Lachen war verschwunden und der Lord hob erbost den Zeigefinger.
Der Zauberer lies es darauf beruhen. Fürs Erste. »Was ist das Mal der drei Tropfen?«, fragte er stattdessen und schaute zunächst in Verwirrung. »Ein Tropfen rot wie Blut. Ein Tropfen silbern wie der Mond. Ein Tropfen violett wie Träume. Bring sie zusammen und die Dämmerung erwacht.« Er zögerte. »das haben meine Eltern mir mitgegeben. Sicherlich mehr Unfug für die Mysterienabteilung«, ergänzte er trocken. Saraliel nickte und schien nicht zufrieden. »Wie kann ich meine Magie beherrschen?«, fragte er dann in Ermangelung neuer Fragen. »Jahrkendar«, antwortete er sich kurz darauf selbst. »Ich muss zurück nach Jahrkendar. Ich finde den Anfang«. »Du bist gerade erst von Varant bis hierhin gereist. Willst du nicht…?«. »Nein«, entschied der Magier. »Es ruft mich. Ich muss gehen!«
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Fort Nemora
Nairas Erklärungen brachten Licht ins Dunkel, wenngleich das, was es sichtbar machte, nicht unbedingt dafür sorgte, dass Kiyans Zuversicht in ungeahnte Höhen schoss. Nein, im Gegenteil, ihm war einmal mehr bewusst, dass Onyx und er wie echte Waldläufer improvisieren würden müssen. Aus dem, was sich fand und bot das machen, was zu machen ist. Und dann das Beste hoffen. Irgendwie. Der Stahläugige spuckte aus und rieb sich das stoppelige Kinn, während er das Mädchen ins Auge fasste.
„Gut, die Alternative: Wir ziehen hier durch, bis wir versetzt werden … die entfällt. Das dauert zu lange und mir persönlich reicht die beschissene Tätowierung und die helmgerechte Frisur.“ Er klopfte sich auf den kurzgeschorenen Kopf. „Gut ist auf jeden Fall, dass du einen Plan für deine Flucht hast, denn das, was mir in den Sinn gekommen ist, wird … blutig und kann uns das Leben kosten. Ich sag’s frei heraus.“
Kiyans Blick ging zu Onyx, der seinerseits die Schultern hob, als wolle er sagen: Haben wir irgendwelche guten Alternativen? Die hatten sie nicht, zumindest nichts, was sie zeitnah aus dem Lager führen würden.
„Der Plan ist, dass unsere Ausrüstung durch das Loch gestoßen wird. Heißt, wenn wir dort unten landen, haben wir zumindest Waffen, die wir nutzen können. Unsere Bögen können wir dort unten zwar sicher vergessen, aber Onyx‘ Keule und eine Klinge für mich sollten schon mal ausreichen, um Minecrawler auf Entfernung zu halten.“
„Und wenn dort ein ganzes Nest ist? Nicht nur zwei, drei dieser Kreaturen, sondern eine ganze Schar?“, wollte Fräulein Flammenherz wissen und traf damit natürlich die offensichtliche Schwachstelle von Kiyans Plan. Da wusste er aber schnell Abhilfe.
„Besorge uns Fackeln, Feuerstein und Zunder. Diese Biester, soweit ich weiß, hassen das Feuer. Damit halten wir sie auf Abstand.“
Onyx seufzte und nickte nur. „Armee immer noch … aber nein, seien wie Sklaverei.“
„Und wir knien vor niemandem, Bruder“, sprach er auf torgaanisch und sah den Waldläufer eindringlich an, „Lieber im Kampf sterben als unter der Knute der Myrtaner.“
Naira sah sie mit hochgezogenen Brauen an, hatte wohl nicht erwartet, dass dieser ungeschlachte, grob Kerl mit Stahlauge und der Visage, die einem eingetretenen Kellerfenster glich, die Sprache derer von Torgaan beherrschte. Er lächelte sie breit an. Wie sie da stand, sich ihrer Statur und Größe zwar mehr als bewusst, gerade im Vergleich zu Onyx und dem Gortharer, hatte sie dennoch etwas Angriffsbereites. Aus irgendeinem Grund musste er an eine junge Wölfin denken, nicht die Größte des Wurfes, aber die mit dem stärksten Willen. Eine Kämpferin.
Sein Blick fixierte sich. Irgendwie … mit irgendwem hatte sie Ähnlichkeit. Aber dem Hünen wollte nicht einfallen, mit wem. Es war ihre Haltung, der Blick, die Augen.
Er spuckte abermals aus, fuhr dann an den Hüter der Olvara auf torgaanisch weiter fort: „Also Blutschilf. Wenn ich mich an deine letzte Unterrichtung erinnere, Onyx, die du mir auf der Seereise nach Varant gegeben hast, etwas Pflanzenkunde auf schaukelnden Planken, dann bringt die Pflanze einen um. Abhängig von der Dosis. War da nicht etwas damit, dass der Kreislauf so weit aufhört, dass man wie … tot wirkt?“
Onyx nickte, wenngleich Kiyan wusste, dass eine ordentliche Erklärung beizeiten folgen würde. „Das können wir nutzen. Wir täuschen unseren Tod vor. Finley schmeißt uns da unten rein, wir brechen uns hoffentlich nicht die Gräten, packen unseren Kram, merzen das Nest aus, bauen uns eine Minecrawlerplattenrüstung und verschachern Tonnen von Zangen an die Alchemisten in Geldern. Dann treffen wir Turya als gemachte Männer in goldverzierter Kutsche und mit Hofstaat, ich sag’s dir.“
Naira schüttelte den Kopf. „Verrückte Argaaner …“, murmelte sie.
„Ach Kleine“, Kiyan grinste sie an, „Die Jagd, auf der sich Turya, Onyx und ich befinden, die ist wahrlich nur etwas für Verrückte. Das hier ist nur ein Zwischenhalt auf einer Reise, die direkt in den Wahnsinn treiben wird, glaub mir.“
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Nahe Reddock
Der Kommandant musste schmunzeln als Nareth davon sprach, das er auf die Jagd von Bestien spezialisiert sei, da hatte wohl Jemand ziemliche Flausen im Kopf. „Uns wäre sicherlich mehr geholfen, wenn du dich mit der Jagd auf Hasen, Hirsche oder sonstige leichte Beute begnügen würdest. Hab mir sagen lassen das wäre etwas leichter, als Bestien zu jagen..., das Kleinvieh soll auch besser schmecken..., aber was versteh ich schon davon“ bemerkte Ulrich etwas bissig. „Wie gesagt, ein guter Jäger kann schnell Pluspunkte bei mir sammeln, ich schnalle nämlich nur ungern den Gürtel enger, das schlägt mir immer so aufs Gemüt“ fügte er grinsend hinzu.
„Aber Scherz beiseite, bist du überhaupt schon mal irgendwelchen Bestien begegnet?“ hakte der Kommandant nach. „Ich weiß aus Erfahrung, das die meisten Biester sich nicht so verhalten wie man das gerne hätte, oder vermutet. Snapper zum Beispiel sind unberechenbar, die greifen zwar meist im Rudel an. In seltenen Fällen kann es vorkommen das sie sich auf die Lauer legen und geduldig darauf warten, das ihre Beute vorbeikommt. Habe es auch schon erlebt, das Snapper zunächst die Flucht ergreifen und wenig später wie aus dem nichts von allen Seiten angreifen“ erzählte Ulrich von seinen Erfahrungen.
„Viele Viecher sind schlau und gerissen, das darf man nie unterschätzen und nur wenige sind dumm genug in eine Falle zu tappen. Ich verlasse mich da lieber auf meine Waffen, da weiß ich das die Jagd auch zum Erfolg führt“ fuhr der Paladin fort. „Wie sieht es denn bei dir aus Nareth, bist du mit irgendwelchen Waffen vertraut?..., wie sieht es mit Kampferfahrung aus?“...
Geändert von Sir Ulrich (04.11.2025 um 05:58 Uhr)
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Nahe Reddock
„Und genau da liegt der Trick: Bring Beute. Snapper sind hinterlistig und chaotisch, ja, aber sie haben alle etwas gemeinsam, und zwar, dass sie Beute nicht widerstehen können. Um Snapper zu jagen, musst du Opferwild in ihre Richtung treiben. Wenn die Snapper strukturiert sind, d.h. sich ein klares Alpha herausgestellt hat, dann agieren die im Rudel, wobei der Anführer meist abseits ist. Ohne Rangordnung sind alle wilder und chaotischer. Durch das Opferwild kann man feststellen, wie das Rudel funktioniert. Wirken die Viecher koordiniert, dann lass die Jagd am besten ganz. Einen Hinterhalt zum Hinterhalt zu legen ist irrsinnig schwer und gefährlich, vor allem wenn der Anführer patrouilliert… Ich hab zwei Mal mit Trilo Snapper gejagt. Ich hab das Opferwild getrieben und Spannfallen gestellt, während er, gestört wie er nunmal ist, dann in den Nahkampf ist. Das ist auch seine größte Schwäche: er nutzt keinerlei Fernkampf. Außer seine seltsame Magie…“
Er seufzte.
„Sei’s drum. Ich präferiere auch eher eine ‘normale‘ Jagd. Ich kann gern helfen beim Fallen stellen, wo auch immer wir genau hingehen. Und bezüglich Waffen… nein. Ich hab Trilo mehrfach dazu gefragt, beinahe angebettelt, aber er meinte ich solle mir da jemanden anderen suchen, weil er angeblich einen unorthodoxen Stil hat. Vermutlich hatte er bloß keine Lust.“
Er schaute den Paladin durch zusammen gekniffene Augen an während sie durch die Wildnis liefen. Das Tempo war hoch, wenngleich dies Nareth erst nach einer Weile auffiel, da er es gewohnt war, dass andere nicht immer Schritt halten konnten. Diese Leute hier marschierten offenbar ganztägig, denn nun war es der Jäger, welcher aufpassen musste Schritt zu halten.
„Wieso fragst du… entschuldigt, wieso fragt ihr? Ich bin definitiv interessiert an der Waffenkunst. Speere für die Jagd zum Beispiel, aber da komm ich anderweitig klar. Schwertkampf wäre was Feines. Aber erneut… wieso die Frage? Solltet ihr das anbieten, sind die nächsten Fragen: Wieso? Und was wollt ihr dafür?“
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Kurz vor Reddock
„Scheinst ja wirklich etwas von der Jagd zu verstehen“ brummte Ulrich zufrieden, nachdem Nareth einen kleinen Vortrag über die Snapperjagd gehalten hatte. Der Kommandant war zwar selbst kein passionierter Jäger, aber er hatte von seinen Jägern Bertram und Harras, die ihn seit langen Jahren begleiteten, sehr viel gelernt. Deshalb konnte er beurteilen, das Nareths keinen Unsinn erzählte und alles einen Sinn ergab. Das sprach für den Jüngling, der nebenbei ob gewollt oder nicht, erneut zum Ausdruck brachte, wie wenig er von seinem Vater hält und das war glaubhaft. Ulrichs erste Vermutung, das es eine schwere Bürde für Nareth war der Sohn von Trilo zu sein, wurde langsam zur Gewissheit. Es blieb abzuwarten ob der Jüngling seinen Hass, seine Wut in einer stressigen Situation im Zaum halten konnte und nicht wie der Paladin es befürchtete, unkontrolliert aus der Haut fährt.
„Als Kommandant frage ich standardmäßig nach Waffenfertigkeiten und Kampferfahrungen, damit ich weiß, wie ich die Leute einsetzen kann“ ging Ulrich auf die Frage von Nareth ein. „Macht ja keinen Sinn Jemanden an vorderste Front zu schicken, der nicht mal ein Schwert richtig halten kann, das kann sogar zur Gefahr für die eigenen Leute werden“ verdeutlichte der Kommandant mit einfachen Worten wie wichtig das ist. „Als Lehrmeister für Einhandwaffen bilde ich die Männer in meiner Truppe persönlich aus. Wenn die Gesinnung stimmt und Ernsthaftigkeit vorhanden ist, unterrichte ich, wenn es meine Zeit erlaubt, auch Zivilisten. Zu Zeiten der Rebellion war das eine Selbstverständlichkeit, damit wir dem Feind etwas entgegensetzen konnten, der Paladin hielt kurz inne. „Wenn du ernsthaft interessiert bist, bin ich geneigt dir ein paar Kniffe beizubringen..., Geld spielt dabei keine Rolle. Fürs erste würde es mir reichen wenn du nicht negativ auffällst“ scherzte Ulrich, „zeig Respekt, mach dich nützlich, bring dich in die Gemeinschaft ein..., alles weitere ergibt sich von allein“ fügte er hinzu.
Nach einem strammen Marsch war die Gruppe fast schon in Sichtweite von Reddock. Ein paar abgebrochene Zweige am Wegesrand erregten die Aufmerksamkeit des Kommandanten. Er hielt anund schaute sich genauer um, am Boden waren deutliche Spuren zu erkennen. Ulrich winkte Nareth zu sich heran, „vor uns liegt eine Höhle, dort wollen wir hin“ flüsterte er. „Kannst du gut Spuren lesen und mir sagen was uns dort möglicherweise erwartet?“...
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Fort Nemora - noch zwei Tage, Abend
Entweder war Kiyan ein genialer Geist, ein ziemlicher Dummkopf von Waldläufer oder hatte bisher großes Glück und viel Unglück ausgleichend auf seiner Seite.
Gleichzeitig fand sie diese beiden Brummbären irgendwie amüsant und wusste, wieso Turya sich um sie sorgte. Sie brauchten eine Frau an ihrer Seite, denn sonst nahmen ihre Pläne Ausmaße, die zu unberechenbar wurden.
“Das will ich dir glauben!”, sagte Naira und merkte selbst, wie angespannt sie eigentlich war. Klar, sie hatte ihren eigenen Plan und Verantwortung für ihre Gruppe und da traf sie sich nun am Tage ihres Verschwindens mit zwei ihr doch fremden Männern und überlegte mit ihnen, was zu tun sei. Ganz sie selbst war sie nicht und dann wieder doch. Zumindest in ihrem sehr wachen Geist.
“...aber glaub mir auch, wenn du raus findest wie ich hier raus komme und wie viel Vorbereitung es brauchte, dann wird das nicht minder verrückt sein. Zu eurer Ausrüstung…”, sagte sie und holte aus ihrem verdreckten, roten Wams etwas hervor.
Selbst bei Nacht in den Schatten schimmerte das grüne Erz schwach vor sich her.
“Eure Rucksäcke sind im Lagerhaus und ich habe sie schon durchstöbert. Neugier einer Diebin, die einen Rucksack der unseren erkennt. Das hab ich gefunden und die hier…” - Naira holte eine goldene Sichel hervor - ”...ist wohl dir, Onyx? - Die Rucksäcke könnt ihr ansonsten für euren Plan vergessen. Es gibt keine Möglichkeit, sie von da in die Mine ungesehen zu bringen. Nicht beide. Ich kann höchstens versuchen, sie auf dem Fuhrwerk zu platzieren, mit dem wir flüchten. Aber da waren auch nur noch Kleidungsstücke und Sachen für die Wildnis da. Keine Waffen. Keine Pfeile und sonst was. Die hat Turya gesichert. Das sagte sie mir. Und ein paar Sachen, die ihr da wohl eingenäht habt auch. Die Myrtaner waren bisher nicht dran gewesen. Es war alles noch ordentlich verpackt.”, erzählte Naira und überlegte, wie sie den beiden waffentechnisch helfen konnte.
Die beiden Waldläufer betrachteten indes ihre Sachen.
“In die Waffenkammer breche ich nicht ein. Zu gut bewacht und kontrolliert. Um den Rest kann ich mich kümmern. Morgen Nacht, werdet ihr das Zeug in einem Bündel hier finden. Ich besorge euch auch Übungswaffen. Die sind im Lagerhaus. Das fällt nicht auf. Für den Fall der Fälle, dass ich es mit euren Waffen nicht mehr hier rein schaffe, wenn ich draußen bin. Ein Problem habt ihr noch, das ihr aber selbst lösen müsst. Wenn euer Plan mit eurem Scheintod funktioniert - wer wirft euch eure Sachen da runter? Ich war nicht dort und kenne mich nicht aus. Ihr braucht einen Vertrauten, der euch hilft. Barik meinte, die Minenarbeiter machen viel für etwas zu essen. Da kann ich euch noch unterstützen. Aber…bei all dem, müsst ihr dazu sorgen, dass sie nichts finden. Nicht euer Erz, die Sichel oder sonst was von mir. Findet ein sicheres Versteck. Sie durchsuchen regelmäßig die Unterkünfte und bei euch wird es wohl genauso karg drin sein, wie bei uns. Morgen sicher auch, wegen mir. Denkt dran, sonst seid ihr am Arsch.”, sagte sie. Kiyan nickte. Der Torgaaner überlegte noch.
“Wie Blutschilf bringen rein? Du auch bringen andere Pflanzen rein? Du gefunden da auch in Rucksack Mörser und Stößel?”
“Nein. Sowas sicher nicht. Vielleicht bei Turya? Was brauchst du denn? Ich weiß wo ich kurzerhand Blutschilf bekomme. Anderes kommt drauf an. Ich würde es wie gesagt über die Palisade werfen.”
“Krötenwurz wichtig wie Blutschilf. Heilpflanze gut. Gobbobeere gut. Snapperkraut gut. Tollkirsche besser. Du finden?”
“Heilpflanzen sicher. Krötenwurz mal sehen. Beim Rest finde ich Hilfe. - Gut. Scheint so, als ob wir uns nun angesprochen haben. Ich bringe euch morgen Nacht ein wenig Zeug für euren Plan. Ihr seht zu, dass ihr es da unten wieder findet. Das Blutschilf, die anderen Pflanzen und vielleicht eure Waffen besorge ich euch, wenn ich draußen bin. Nachts zur Geisterstunde bei den östlichen Palisaden. Da wo eine Lärche erklingt. Drei mal kurz, einmal lang husten. Dann wissen wir Bescheid. Sollte ich was zum Minecrawlernest erfahren oder wissen wo es da raus geht…sag ich bescheid.”, sagte sie und sah anhand der Reaktion, dass soweit alles stimmte.
“Ich wünsche euch alles Gute. Mit dem Glück der Vier sehen wir uns wieder. Und dann hab ich ziemlich was gut bei euch! Denkt dran! - Bewahret!”, wünschte sie keck, verbeugte sich vor den Waldläufern wie die Diebin die sie war und spazierte dann davon.
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Kurz vor Reddock
Sollte das ein Scheiß Witz sein? Respekt? RESPEKT?! Den muss man sich verdienen, alter Mann!
So in etwa hämmerte es im Schädel Nareth’s bei Ulrichs kurzer Ansprache. Respekt hatte er eigentlich nie erfahren, außer von seinen Eltern und das war zumindest von einer Seite ausgehend zweifelhaft.
„Respekt basiert auf Gegenseitigkeit, was bedeutet, dass du und dein kamerad Jon schonmal meinen Respekt genießt. Bis jetzt zumindest. Verzeiht mir, wenn das zynisch klingt, aber ich hab so meine Erfahrungen diesbezüglich.“
Ohne die weitere Reaktion des Paladins abzuwarten, schaute sich Nareth die umgebenden Spuren noch etwas näher an. Bereits auf dem Weg hierher ist ihm aufgefallen, dass die kleine Truppe immer wieder die Spuren einer anderen Gruppe kreuzte. Bislang ging der Jüngling jedoch davon aus, dass dies Bekannte, Kameraden oder sonst etwas im Umkreis Ulrich’s darstellten.
„Zu den Spuren… Menschen. Es sind vier Leute, vermutlich alles Männer, da sich die Spuren etwas tiefer eindrücken und die Fußgröße eher gegen eine Frau spricht. Außer die sind aus Nordmar, deren Frauen sind gebaut wie Männer. Eine der vier ist zudem gerüstet, das könnt ihr an dieser Spur hier erkennen. Seht ihr wie dieser konstant immer etwas tiefer ist, selbst wenn Steine darunter sind? Das deutet auf größeres Gewicht. Aber es wird keine Platte- oder große, schwere Kettenrüstung sein. Dazu ist es wieder zu seicht. Ein anderer der Vier ist vermutlich sowas wie ein Späher, denn die abgeknickten und gebrochenen Zweige, die ich auf dem Weg hierher schon gesehen hatte, sind typisch alle in dieselbe Richtung geknickt, d.h. Markierungen für Wege und kein Zufall. Achja, und das dort drüben, bei dem beeren Strauch. Das sind keine Wolfsspuren, sondern Hunde. Der gruppe hat mindestens drei Hunde dabei, vielleicht auch drei.“
Erst jetzt blickte der Jäger wieder auf zudem nun gleichzeitig griesgrämisch wie auch verdutzt blickenden Soldaten auf.
„Was ist? Menschen sind auch nur Bestien mit Waffen und Magie. Und zudem Trilo’s Hauptfeind, also ratet mal in was für Spuren ich am meisten trainiert wurde…“
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Fort Nemora - noch zwei Tage, Nacht
Tiefste Nacht in Fort Nemora und es waren wirklich nur noch wenige Menschen wach im Fort. Jene, die Dienst hatten und wahrscheinlich zwei Menschen, die eine Verabredung hatten.
Naira hatte Position nahe der Schmiede von Randol bezogen. Verborgen auf dem Bretter-Dach eines Lagerschuppens. Guter Blick zum Amboss. Gute Möglichkeit zu verschwinden und nicht viele Schritte vom großen Platz und den rechten Schandstock entfernt, an dem sie schon die finale Nachricht an Stallion positioniert hatte.
Der ganze Plan war sicherlich riskant, hatte aber auch eine gewisse sichere Linie in sich, die funktionieren würde. Stallion zu erpressen und Hoffnung zu machen, heil davon zu kommen, hatte Gewicht.
Bill zu überzeugen morgen ihr Versteck zu stürmen und sie zu fassen, war auch fast garantiert. In beiden Fällen mochten kleine Details sich ändern und im besten Fall keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. In einem normalen Fall würde es mit kleinen Abweichungen garantiert klappen. Im schlimmsten Fall würden mehr als zwei Menschen sterben.
Die Diebin verfolgte die Fackeln einer sich langsam bewegenden Patrouille am Hauptweg, der über den Nebenweg - wo die Schmiede lag - direkt erreichbar war. Naira fragte sich nicht, ob Stallion käme. Sie fragte sich, ob er dachte, dass er schlauer war, als die Wissenden und irgendwelche Freunde dazu bewegt hatte, vor Ort die Augen offen zu halten.
Naira machte nicht den Fehler, dort unten irgendwo herum zu schleichen und zu lauern. Sollte sie merken, dass etwas nicht stimmte, dann würde sie hoffentlich den längeren Atem haben und an ihre Waffen kommen.
Genauso hatte sie die Nachricht schon vorbereitet, denn es war schon riskant genug, am großen Platz zu schleichen und etwas am Schandstock zu platzieren.
“Komme morgen eine Stunde nach Sonnenuntergang zu Randols Schmiede. Gehe von da den Seitenweg entlang und folge dem Weg, bis du nach links gehen musst. Betrete den Lagerschuppen, in dem eine Kerze am Fenster brennt. Dort findest du dein Schwert und erlangst unser Schweigen für einen geringen Obolus, der deine kompletten Einnahmen aus dem Sumpfkrauthandel umfasst. Migul wird auf ewig vergessen und wir die Wissenden, werden dieses Gold der Schande für das Gute einsetzen. Von da an, hat dein Handel zu enden und deine Sühne gilt vor dem Herrn als akzeptiert.
Jede Form des Ungehorsams oder das Stellen einer Falle, wird allen verraten, wo Miguls Leiche zu finden ist.
Die Wissenden…”, rezitierte sie in ihren Gedanken ihren geschriebenen Text an Stallion. Nicht so hochtrabend und wortgewandt wie die Nachrichten zuvor. Doch deutlich für Stallion, der gestern geprüft hatte, ob Miguls verwesende Leiche noch da war.
Es verging gut eine halbe Stunde, bis Stallion endlich erschien. Er hatte eine Fackel dabei, doch die befestigte er zwanzig Schritt vom Amboss entfernt am Nebenweg, um ungesehen zu bleiben.
Dann ging er zum Amboss und offenbarte seine bullige Gestalt in Form ihrer Konturen, als er vor der Esse stand, in der die Glut noch loderte.
Kurz erblickte sie die Kontur eines Schwertes, das abgelegt wurde. Mit Stallions Dolch würde es ein Duo auf dem Amboss bilden.
Der Dolch selbst hatte wenig Wert, doch Stallion zu zwingen, seine letzte Waffe abzugeben und seinen absoluten Gehorsam damit einzufordern, war von großem Wert.
Hinzu kam, dass die Waffe aus der Waffenkammer in Stallions Namen geliehen war und er damit sich Ärger einheimste. Dies war als weitere Prüfung des Gehorsams zu verstehen.
Stallion wusste, dass er nicht am längeren Hebel saß und auch, dass Miguls geheimes Grab beobachtet wurde. Erpressung war schon eine mächtige Waffe.
Stallion sah sich um und wartete eine Weile, dass vielleicht doch was geschah. Doch dann war es um seine Geduld geschehen und er ging wieder zu seiner Fackel. Von dort aus ging er weiter in Richtung großer Platz, wo der Schandstock stand.
Naira beobachtete ganz genau, was um die Schmiede geschah - oder auch nicht. Und entschied dann erst einmal zu prüfen, ob Stallion die Nachricht fand.
An der Wand der Kommandantur gelehnt, beobachtete sie, wie der Gardist mit seiner Fackel am Schandstock stand und nach etwas griff. Dann reagierte er auf die Wachen der Kommandantur und ging auf sie zu.
“Hey, Stallion! Was hast du da am Schandstock gesucht? Man hört kaum noch was von dir? Was ist los?”, fragte einer der Wächter.
“Nichts. Nur viel zu tun, seit Migul weg ist. Hab da geschaut, was für Ketten da dran sind. Soll…in Faring was bestellen. Und ihr? Alles ruhig?”
“Alles ruhig. Hier ist es zum Glück immer langweilig.”
“Nichts gesehen? War sonst jemand am Schandstock?”
“Nichts. Sind hier aber auch erst seit einer Stunde. Wieso fragst du?”
“Nur so. Dann mal einen ruhigen Dienst. Für Innos!”
“Für Innos!”
Naira sah Stallion aus dem Schatten heraus hinterher und konnte sich sicher sein, dass er die Nachricht hatte. Kurz hielt er und besah sich etwas in seiner Hand.
“Gut…”, murmelte sie und hatte damit für heute nacht fast alles erledigt. Sie schlich zurück zur Schmiede. Kletterte wieder zunächst aufs Dach, von wo sie zuvor beobachtet hatte und wartete noch eine kurze Weile. Sie prüfte die Umgebung, vermochte aber nicht mehr zu sehen, wie jeder andere bei Nacht und ohne Lichtquelle. Sie musste es wohl darauf ankommen lassen oder warten.
Sie entschied sich für den direkten Weg und setzte darauf, dass Stallion niemanden angesetzt hatte oder diejenigen nicht mehr da waren.
Am Ende hatte sie Stallions Dolch und ein anständiges Schwert aus der Waffenkammer. Es war kürzer als Stallions Langschwert und wesentlich leichter als die klobigen Übungswaffen, die sie kannte. Beide Waffen platzierte sie dort, wo sie Stallion und Bill erwarten würde. Danach schlich sie in der Nacht zu ihrem Versteck. Sie brauchte Schlaf und davor noch etwas Vorbereitung.
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Vengard - Ordensgefängnis
Da war er nun also. Mal wieder in Vengard, mal wieder hinter Gittern. Und was für Gitter! Der Orden hatte mächtig aufgerüstet, nachdem der Hexer das letzte Mal fliehen konnte. Die Zelle war durchzogen von diesem seltsamen Metall aus dem auch seine Handschellen, Fußfesseln als auch dieses groteske Halsband gefertigt waren. Zwar nahm man ihm die Fesseln ab, jedoch blieb der Halsschmuck. Natürlich hatte Trilo in seiner Vergangenheit schon des Öfteren mit magischen Metallen zu tun, auch wenn seine Zeit als magischer Schmied hinter ihm lag, so bleibt dennoch das Wissen dazu. Aber dieses Zeug hier? Er hatte nicht den blassesten Schimmer, woraus das gefertigt war. Myrtana musste heftig in die magische Forschung investiert haben, um jemanden zu finden, oder auszubilden, der dieses Meisterwerk geschaffen hatte.
Beinahe eine ganze Woche war er nun schon in seiner neuen Premium-Unterkunft, und nur zwei Mal gab es in der Zeit etwas zu essen. Hartes Brot, noch härterer Käse und Wasser. Zumindest letzteres gestand man ihm konstant zu. In einem schweren Becher aus Stein. Zustände wie im… naja, das war es ja auch: ein Gefängnis. Was jedoch am meisten an Trilo nagte, war die Ungewissheit. Er sah nur noch Paladine, vielleicht mal einen Ritter, aber sonst waren seine Wärter nur aus der obersten Riege, welche in seiner Peripherie waren. Einmal wurde ihm kurz noch mal die Liste seiner Vergehen vorgelesen und mitgeteilt, dass die Todesstrafe vorerst ausgesetzt wurde. Der Rat des Feuers würde sich persönlich mit ihm befassen. Vermutlich war dies auf seinen Deal mit DraconiZ und dessen Onkel zurückzuführen. Sein ehemaliger Schüler schien ein wirklich hohes Tier im Orden geworden zu sein, dass er dies einleiern konnte. Doch das war es auch schon an Informationen. Kein wann. Kein wie. Kein wer. Vielleicht wollte man ihn doch langsam verrotten lassen. So als eine Art Test, ob er tatsächlich untot war. Vielleicht wollte sich aber auch keiner finden, der sich der ganzen Sache annehmen wollte. Für beides hatte Trilo sogar ein gewisses Verständnis. Aber mehr als Abwarten blieb ihm vorerst nicht übrig.
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Reddock
Nareth verstand wirklich etwas von Spurenlesen, er sah Details die dem Kommandanten vermutlich nicht aufgefallen wären, die er aber erkannte als der Jüngling ihn darauf aufmerksam machte. „Gut gemacht“ brummte Ulrich, der keinen Augenblick daran zweifelte, das die gewonnen Informationen schlüssig waren, etwas vage vielleicht, dennoch sehr hilfreich. Der Kommandant überlegte kurz, wie sie am Besten vorgehen sollten und hatte rasch eine Strategie im Sinn.
„Jon, du und Nareth macht einen großen Bogen um die Hunde, passt auf das sie euch nicht wittern..., um diese Viecher kümmern wir uns später. Arbeitet euch unauffällig zum Hintereingang der Höhle vor..., achtet auf mögliche Späher, setzt sie notfalls außer Gefecht. Betretet die Höhle durch den hinteren Eingang wenn die Luft rein ist, aber haltet euch bedeckt,.., lasst euch Zeit, wir haben es nicht eilig. Ich werde mich derweil von vorne heranschleichen und dann versuchen die Lage vor Ort in einem Gespräch zu klären..., währenddessen macht ihr euch bereit“ schloss der Paladin ab. „Soweit alles klar“ hakte Ulrich nach, Jon nickte, „aye“, Nareth machte den Eindruck als wolle er was sagen, hielt sich aber zurück..., die Beiden machten sich auf den Weg.
Der Kommandant verharrte noch eine Weile bevor er sich leise auf den Weg machte. Der Wind stand günstig, dennoch machte Ulrich vorsichtshalber einen größeren Bogen um die Hund, damit sie ihn nicht wittern. Das fahle Licht des ungewöhnlich hellen Vollmondes war geradezu ideal zum schleichen, der Paladin konnte genau sehen wohin er trat. So war es recht einfach, geräuschlos einen Weg durch das Dickicht zu finden, sich zügig und unbemerkt dem Eingang zu nähern. Im Schatten von Bäumen und Sträuchern legte Ulrich die letzten Schritte zurück, schlich den kleinen Hügel zu dem Vorplatz der Höhle hinab. Alles ruhig, nicht verdächtiges zu erkennen.
Auf leisen Sohlen betrat der Kommandant die Höhle, es war dunkel, er ging vorsichtig weiter, dicht an den Wänden entlang, Schritt für Schritt. Wenig später erreichte Ulrich eine kleine Nebenhöhle, er erinnerte sich daran, das sie in früheren Zeiten als Schlaflager genutzt wurde. Vor dort aus hatte der Paladin Sicht auf das Innere der Haupthöhle, drei Gestalten saßen an einem kleinen Lagerfeuer, sie unterhielten sich. Das sah soweit alles ganz friedlich aus, Ulrich schlich mit flinken Schritten zur nächsten Nebenhöhle, scheinbar hatte dies Niemand bemerkt. Er ging in sich, konzentrierte sich auf den nächsten Schritt.
Darauf vertrauend, das Jon und Nareth inzwischen angekommen waren, ging der Paladin erhoben Hauptes weiter Richtung Haupthöhle. „Guten Abend die Herren“ kündigte er sich an, die Männer am Lagerfeuer sprangen auf und zückten ihre Waffen. Der Kommandant ging unbeirrt weiter, geradewegs auf die etwas verwirrt wirkenden Burschen zu, „ein hübsches Plätzchen zum verweilen“ sagte er zwischendurch. Die Männer tuschelten, ein großer Kerl in Lederrüstung, offensichtlich der Anführer, nickte entschlossen, das wirkte wie ein Zeichen zum Angriff. „Denkt nicht mal dran“ knurrte Ulrich während er sein Schwert blank zog und weiter auf die Männer zuging. „Ihr hättet nicht mal Zeit ein Gebet zu sprechen, bevor sich eure Seelen auf den Weg ins Jenseits machen“ drohte der Kommandant unverblümt. Die Burschen wirkten plötzlich nicht mehr entschlossen, ich bin übrigens nicht allein“ brummte Ulrich, als Zeichen für Jon und Nareth aus der Deckung zu kommen. „Also seid friedlich und legt die Waffen nieder“...
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Reddock
Hat er wirklich vor eine Gruppe von vier oder fünf Leuten, vermutlich bewaffnet und mit mehreren Hunden unterwegs, mit nur zwei Leuten anzugreifen? Ich selbst zähl da wohl eher nicht. Vor allem das Ganze in einer Höhle?! Hoffentlich taugt Jon was…
Sie waren schon ein gutes Stück durch das Gestrüpp geschlichen als der ältere Ritter das Wort ergriff.
„Hey Nareth, alles ist gut. Sir Ulrich weiß, was er tut. Du ebenso mit deinen Spuren und ich bin auch ganz passabel. Also bleib ruhig.“ Er gab ihm einen fast schon väterlichen Schulterklopfer.
„Das hier ist Reddock. Uli und ich kennen die Höhle in und auswendig, mit jeder einzelnen Biegung, Nebenhöhle und Bodenwelle. Wir kümmern uns um alles. Aber ich vertrau dir meinen Rücken an, okay? Hinten hab ich keine Augen, aber deine sind eh besser als meine alten Glubscher.“
Mit einem Lächeln betraten sie dann auch den besagten Hinterausgang dieser Reddock-Höhle. Schnell wurde dem Jäger dabei klar, dass es sich hier um weit mehr als nur um eine Höhle handelte. Es war eher ein ganzes Höhlensystem. „An sich ist es ein langer Schlauch mit kurzen Seitengängen. Viele Möglichkeiten für Hinterhalte und Fallen, aber an sich unmöglich zum Verirren.“
An einem der besagten Seitengänge machten sie auch kurz halt. Einige Kisten standen dort herum. Jon öffnete kurzerhand einige davon, wobei die quasi nicht vorhandene Lautstärke dabei Nareth durchaus beeindruckte. Hauptsächlich waren es Nahrungsmittel, die sie fanden. In einer länglichen Kiste fanden die beiden dann sogar mehrere Speere, zwar alt, aber durchaus einsatzfähig. Ein Lächeln huschte auf Jon’s Gesicht, das Nareth nicht so recht deuten konnte. War es Freude? Realisation? Irgendeine Mischung davon schien es zu sein. Sie machten die Kisten wieder leise zu und huschten weiter durch den langen Gang.
Es dauerte auch nicht lang bis sie zu einem größeren Areal kamen.
„Jon…“
„Ich weiß. Es ist viel zu sauber. Kein Geröll, keine Kisten, keine Spuren von irgendetwas.“
„Was auch immer die hier treiben, dieser Bereich scheint wichtig. So viel Fläche bleibt nicht ungenutzt, aber wozu alles so ordentlich halten?“
„Das gilt es herauszufinden, Junge.“
Das mulmige Gefühl wurde langsam immer mehr in Nareth’s Magengegend. Kurze zeit später konnten sie auch schon Stimmen hören. Ulrich’s Stimme, um genau zu sein. Das kontinuierliche Brummen war geradezu ein Markenzeichen des Paladins und hallte wundervoll in der Höhle. Jon signalierte dem Jäger noch vor Eintritt in eine riesige Haupthöhle anzuhalten und sich bereit zu machen. Für was auch immer, denn noch war die Situation zumindest für Nareth mehr als unklar.
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Reddock
„Alles klar bei euch“ fragte der Kommandant als Jon und Nareth zum Vorschein kamen um die Aufmerksamkeit der Burschen vor ihm, auf seine Leute im Hinterhalt zu lenken. Die Strolche oder Diebe, Ulrich konnte noch nicht einschätzen was diese Gestalten eigentlich waren, schauten sich vorsichtig um. Die Mine des Anführers verfinsterte sich,vermutlich hatte er gehofft das der Paladin nur geblufft hatte, doch nun hatte er die Verstärkung mit eigenen Augen gesehen und das gefiel dem Kerl offensichtlich ganz und gar nicht. Er kniff die Augenbrauen zusammen, schien fieberhaft nachzudenken, der Kommandant blieb ruhig stehen, fixierte den Anführer mit festem Blick. Seine Kumpanen standen regungslos da und wirkten ziemlich ratlos, schauten sich gegenseitig fragend an. Sie hatten wohl nicht den Mut eigene Entscheidungen zu treffen, schlussfolgerte Ulrich aus diesem Verhalten, das sie dem Paladin nicht in die Augen schauen konnte, war eine Bestätigung für seine Einschätzung. Der Anführer haderte ein ganze Weile mit sich, zwischendurch sah man ihm an das er kurz davor war, den Angriff zu befehlen. Es vergingen einige Minuten bis der Anführer begriffen hatte, das es keinen Sinn machte sich auf einen Kampf einzulassen. Er verlor die Körperspannung, das Funkeln in seinen Augen erlosch, er ballte noch mal die Faust um den Knauf seines Schwertes, bevor er vor sich auf den Boden warf – „wir ergeben uns“ - seine Männer taten es ihm gleich.
„Eine kluge Entscheidung“ murmelte der Kommandant und gab Jon und Nareth zu verstehen, das sie näher kommen sollten. „Nun, da wir uns auf friedliches Miteinader geeinigt haben, wäre es sinnvoll uns etwas näher kennenzulernen. Wer oder was seid ihr, was macht ihr hier?..., ehrenwerte Bürger ganz sich nicht..., also raus mit der Sprache“ forderte der Paladin eindringlich, dabei die eher zwielichtigen Gestalten fest im Blick. „Wir sind so eine Art Schutztrupp für die umliegenden Bauernhöfe und kümmern uns um die Probleme der Bauern“ behauptete der Anführer. Das kaufte der Kommandant den Brüdern nicht ab, „welche Probleme?, etwa Probleme die die Bauern ohne euch nicht hätten?“ hinterfragte er kritisch. Der Anführer senkte seinen Blick, er fühlte sich wohl ertappt, „ihr erpresst also Schutzgeld von den Bauern..., das ist armselig und widerwärtig..., und gesetzeswidrig, ich sollte euch in den Kerker werfen lassen“ knurrte Ulrich. Der Anführer widersprach nicht, senkte sein Haupt, seine Kumpanen machten ebenfalls den Eindruck als würden sie am liebsten im Boden versinken, betretenes Schweigen machte sich breit.
Jon trat an Ulrich heran, „ich kenne den Anführer, der gehörte früher zu unseren Rebellen“ flüsterte der Kamerad ihm ins Ohr. Der Kommandant konnte sich nicht an das des Gesicht erinnern, „bist du dir sicher?“ „Ja, ganz sicher“ bestätigte Jon, „war ein guter Mann, hatte sich damals auf Sabotage spezialisiert und den Orks einigen Kummer bereitet“ erklärte der Kamerad mit knappen Worten. „Er trägt einen interessanten Anhänger am Hals..., solltest du dir vielleicht mal genauer anschauen“ ergänzte Jon. Das sollte wohl ein Hinweis sein, Ulrich ging auf den Anführer zu, schaute auf den Anhänger der an einer Lederschnüre baumelte, es war eine Erkennungsmünze der Rebellen. „Ist das deine Münze?“, „ja Sir“, „so so, du warst also Rebell..., ein guter Rebell?“, „ich denke schon, Sir“. Warum plötzlich so förmlich“ wollte der Kommandant wissen, dem das irgendwie seltsam vorkam. „Tut mir leid, ich habe dich jetzt erst erkannt, Sir Ulrich, Kommandant von Reddock, der Rebellen in ganz Myrtana..., freut mich dich wiederzusehen. Hätte ich dich gleich erkannt, dann wäre ich nicht...“, der Paladin winkte ab, „schon gut, ist ja nichts passiert.“
„Lang lang ist's her..., und was ist aus dem recht schaffenden Rebell in dir geworden?..., ein Taugenichts der harmlose Bauern erpresst?..., wie konntest du nur so tief sinken, was ist mit dir passiert?“ Der Anführer wirkte sichtlich betroffen, vielleicht schämte er sich sogar, „ich weiß es nicht..., vielleicht weil ich den Sinn des Lebens verloren habe..., vielleicht weil ich irgendwann nicht mehr gebraucht wurde.“ Der Anführer wurde gesprächig, erzählte das in Myrtana das reinste Chaos herrschte, nachdem die Orks besiegt waren. Das er Anfangs mit einigen Männern tatsächlich Diebe und sonstiges Gesindel von den umliegenden Bauernhöfen fernhielt. Die Zeiten wurden ruhiger, seine Dienste waren dann irgendwann nicht mehr gefragt. Die Mannschaft löste sich auf, zerstreute sich in alle Winde, nur er blieb, wusste aber nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Die Bauern hätten ihn noch eine ganze Weile durchgefüttert, dann war er plötzlich nicht mehr erwünscht. Als ihn der Hunger plagte, zum Betteln wäre er zu Stolz gewesen, wäre er auf die Idee gekommen, Dankbarkeit der Bauern mit Nachdruck einzufordern“ gestand der ehemalige Rebell zum Abschuss kleinlaut.
Eine für alle Beteiligten traurige Geschichte, der Kommandant konnte gut nachvollziehen das es wirklich so geschehen war. „Danke für deine Ehrlichkeit..., ich denke wir sollten erst mal zur Ruhe kommen und dann das Gespräch fortführen“ schlug Ulrich vor „einverstanden?“ Der Anführer überlegte kurz, „ ja Sir“, das war ja noch mal gut gegangen, der Kommandant mit dem Ergebnis zufrieden. Der Anführer verkrümelte sich mit seinen Männern in eine Nebenhöhle, Ulrich, Jon und Nareth nahmen das Lagerfeuer in Beschlag..., das war genug Aufregung für einen Tag...
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Beria
“Übermut tut selten gut.”, sagte man und so war es bei Lyara nach dem magischen Ritus am Steinkreis. Nicht dass sie umkippte, doch wurde es ihr schwarz vor Augen und dies war durchaus üblich, wenn die eigene Magie erwachte und erstmals zu einem selbst wirklich Verbindung bekam.
Sie waren in Noreias Hütte. Im Zentrum des kleinen Weilers aus mehreren Blockhütten und unweit der großen Linde.
Dort trafen sich abends alle aus Beria und speisten gemeinsam.
Morgens waren dort die Kinder und bekamen waldvölkischen Unterricht und mittags begann die Gemeinschaft das Abendmahl vorzubereiten.
Hundert Schritte weiter war schon der große Kiefernhain mit der großen Thingstätte und zu allen größeren Höhleneingängen - wo die meisten lebten - waren es mindestens zweihundert Schritte und höchstens 600, wenn man die Abkürzung kannte.
“Guten Morgen!”, grüßte die Druidin die junge Frau, die gerade erwacht war.
“Guten Morgen!”, grüßte Noreias Tochter Cecilia die in einer Reisekluft am Tisch saß. Kräutertee dampfte aus drei Bechern und ein magisches, sanftes, warmes Licht schwebte ruhig im Raum.
“Das ist meine Tochter Cecilia. Sie ist auch Mitglied des inneren Zirkels und auch sie wirst du mit Meisterin ansprechen.”, sagte Noreia. Cecilia verdrehte die Augen ein wenig und blickte direkt zu Lyara.
“Mutter ist streng, aber auch gerecht. Ich rate dir, dich nicht unterkriegen zu lassen. Sie wird es versuchen…”, sagte die Frau mit dunkelroten Haaren und dem Gesicht und der Statur von Noreia. Nur waren ihre Gesichtszüge sanfter und weniger streng. Die Augen waren vom Vater.
“Tochter…”
“Mutter. Ich muss los. Das Jagdkommando wartet. Ich hoffe es ist etwas anderes, aber Gewissheit gibt es erst, wenn ich Aguara in Duen Tymor sehe.”, sagte die Druidin.
“Ich hoffe, sie wird erkennen können, was da befreit wurde. Porgan befürchtet etwas Uraltes und Schlimmes. Pass auf dich auf, mein Kind.”, sagte Noreia. Cecilia trank ihren Tee aus, griff ihren Rucksack und umarmte dann ihre Mutter. Sie winkte Lyara noch zu und verschwand dann.
“Komm trink was. Frisches Brot ist dort. Du wirst fürs Erste bei uns unterkommen, bis Cecilia zurück ist. Als Druidenlehrling gehörst du dem äußeren Zirkel an. Du wirst bald die anderen Mitglieder davon kennenlernen. Du hast Rechte, aber auch viele Pflichten. Gehorsam, Disziplin und einen offenen Geist fordern wir Druiden von euch. Die Magie der Natur fordert dies von uns allen. - Du wirst mir hier zur Hand gehen, denn ich habe nur eine. Ich fordere von dir kein Versuchen. Ich fordere Perfektion! In Sachen Magie, Ordnung, Denken und Handeln. - Und nun. Sag mir, was ist Magie?”, fragte Noreia mit einer gewissen Strenge im Ton.
Ornlu
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Reddock
Es passte Nareth ganz und gar nicht wie die Sache hier endete. Rebellen? Und wenn schon. Zeiten ändern sich und Menschen auch. Funktionierte so also das Heer Myrtanas? Wer einmal dazu gehörte, war unantastbar für den Rest seines Lebens, völlig egal wie degeneriert man sich benahm? Offenbar gingen hier die Definitionen von Kameradschaft und Ehrhaftigkeit weit auseinander zwischen dem Jäger und dem Paladin. Irgendwann kam jedoch der Punkt, an dem er es nicht länger aushielt. Genau genommen war es der Punkt als der ehemalige Rebell von seiner ach so schlimmen Zeit ohne Auftrag berichtete und daher keinen anderen Ausweg sah als die Bevölkerung zu erpressen.
„Sir Ulrich….“
Ein Brummen und Blick des bärtigen Anführers signalisierte ihm weiter zu reden.
„Bei allem größten Respekt an das was die Rebellen wohl in der Vergangenheit getan haben, aber ist das hier euer Ernst? Weil er früher mal etwas Gutes für die Menschen tat, entschuldigt dies nun sein Handeln genau diese jenen Menschen nun zu erpressen? Es sind dieselben Leute, die ihm vertrauten und dankbar waren. Diese Bauern nun so zu hintergehen, mit der Rechtfertigung, dass er nun seine Bestimmung verloren hätte, ist das nicht genau das, was der Krieg zu verändern versuchte? Das eben nicht der eine Oppressor durch den Nächsten ersetzt wird?
Versteht mich nicht falsch, ich sage ja nicht, dass diese Männer den Tod verdienen oder Ähnliches, aber es fühlt sich schlichtweg falsch an, dass wir nun am Lagerfeuer sitzen, als hätten diese Leute nicht die Menschen verraten, die sie einmal zu schützen schworen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Mentalität, dass man nur paar Mal was Gutes getan haben muss und schon ist man für die Zukunft abgesichert vor dem Gesetz, das kann doch nicht der Weg Myrtanas sein. Der Weg der Paladine. Der Weg Innos?“
Nareth's Augen bohrten sich förmlich in das Gesicht des Paladins, mit einem Mix aus Unverständnis und Frustration.
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Beria
Es fühlte sich an die ein echtes Zuhause, wo sie nun hier in der Behausung von Noreia war. Sie hatten es schön hier. Gemütlich würde sie sogar sagen. Es schien so als wäre die Ruhe der Natur an einem Frühlingstag hier als Gast eingekehrt und hätte auch sie erfüllt. »Gut. Ich werde alles geben was ich kann«, entgegnete Lyara auf die Forderung der einarmigen Druidin. Sie dachte an die Geister denen sie entgegentreten musste. Haushalt würde sie schon hinbekommen. Der hatte sie auch in Ardea nicht geschreckt. Wenn es hier etwas anders lief, dann würde sie es hinbekommen. »Gebt mir eine Aufgabe und ich erledige sie hier im Haushalt. Ich bin mit Hauswirtschaft vertraut«, versuchte sie zu beschwichtigen, doch die Druidin grummelte nur etwas, was sich verdächtig so anhörte, als würde ihre Kompetenz deutlich in Frage gestellt. Der frisch gebackene Druidenlehrling hörte aktiv weg. Sie würde die Grummeligkeit der alten Druidin einige Zeit über sich ergehen lassen müssen. Immerhin besser als das ständige Grinsen von Daelon. »Werdet ihr mir eigentlich noch erzählen was Duen Tymor und Aguara sind? Das hatte .. MEISTERIN.. Cecillia erwähnt«. Wieder dieser strenge Blick und eine pulsierende Ader auf der Stirn. Wenn überhaupt würde sie darauf wahrscheinlich eine Antwort zu einem späteren Zeitpunkt bekommen. Die Situation deutete darauf hin, dass sie erst einmal eine Antwort auf die Magiefrage erwartete und die war knifflig.
»Magie ist Emotion. Ein Lied auf meinen Lippen«, meinte sie intuitiv und tadelte sich so schnell geantwortet zu haben. Sie musste sich mehr Zeit nehmen. Lyara überlegte angestrengt. Feines goldenes Licht drang durch die Fenster hinein und Lyara tippelte auf dem Traumstein herum. Doch auch der mochte ihr wohl nicht sagen was Magie nun wirklich war. Sie sollte eine perfekte Antwort geben, doch die gab es hier nicht. »Mein Onkel sagte auf sehr schwere Fragen soll man nicht absolut antworten, weil das sehr dumm sei«, begann sie und lächelte verlegen. »Erm daher würde ich sagen Magie ist vieles. Übernatürlich. Chaotisch. Freiheitsliebend. Wundervoll. Grauenvoll. Ordnend. Gefährlich. Liebevoll. Ich habe gesehen wie Menschen geheilt wurden durch Magier. Ich habe gesehen wie sie unterjocht wurden doch Magie. Sie scheint überall zu sein, doch nur wenige können sie wirklich für sich nutzbar machen. Die meisten müssen ohne sie auskommen. Also ist sie auch ein großes Geschenk. Eine Gabe und eine Pflicht damit gescheit umzugehen.«. Wieder überlegte sie und zermarterte sich das Hirn. Dann schaute sie auf den Traumstein. »Sie kann Träume wahr werden lassen oder das Leben in einen Alptraum verwandeln. Es kommt auf die Hand an die sie führt«. Sie hörte es in sich pochen. »Sie ist im Leben und das Leben ist Magie. Ich kann es in mir spüren«. Hoffentlich war Noreia damit einigermaßen einverstanden.
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Beria - Noreias Hütte
"Sie ist wie eine Wolke, ein Nebel, der von Lebewesen zu Lebewesen treibt, angetrieben von Strömungen und Strudeln.”, sagte Noreia und weckte ihre Kräfte die in reinster Form für sie so auftraten und den Raum begannen mit kinsternder Magie zu füllen.
“...Sie ist wie das Auge eines Sturms, wie die Leidenschaften aller Lebewesen, die zu einer Energie werden, zu einen Chor.”, sprach sie mit magisch verzerrter Stimme und ließ Lyara Apfel und Zimt in der Luft riechen, ergriff dann ihre Emotion um sie zu verstärken und dann blühten im ganzen Raum Blumen und Kräuter sanft auf und füllten mit ihren Gerüchen den Raum zu einem Chor aus feinen Gerüchen die ihre und Lyaras Geruchssinn für sich eroberten.
“...Sie ist die anschwellende Welle am Ende des Lebens, das Versprechen neuer Gebiete, neuen Blutes. - Der Ruf neuer Mysterien in der Dunkelheit. - Sie ist das große Geheimnis des Lebens.", wisperte sie und schuf eine schwarze Lichtkugel die sich mehr und mehr im Raum ausdehnte und immer heller wurde, bis sie platzte und jegliche Magie Noreias den Raum verlassen hatte.
Lyara schwieg und wirkte wie gebannt von ihren Worten.
“Es gibt kein richtig und falsch in dieser Frage. Jeder empfindet die Magie anders. Wirkt sie anders und lebt sie anders aus. Wir sind Menschen und so verschieden wir sind, ist es auch die Magie. Sage mir - was hast du gerade empfunden? Mit den Sinnen. Aber auch deinem neuen Sinn. Wie hast du meine Magie wahrgenommen? Was schließt du aus dieser Erkenntnis?”
Ornlu
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Fort Nemora
Jaleel trat aus dem Halbdunkel seiner Hütte und atmete die kühle Abendluft ein, die nach Rauch und feuchtem Sägemehl roch. Die Dämmerung lag wie ein Tuch über dem Fort, und die Schatten wurden mit jedem Schritt länger. Er hatte den Plan durchdacht, die Worte geübt — so, dass Bill sie verstehen würde, wenn der Gardist zu ihm herüberkam. Sein Herz schlug fest und leise, wie ein Trommelschlag, der allein den Takt der nächsten Minuten vorgab.
Bill stand am Rand des Hofes, die Hände in den Hüften, die Kinnlade angespannt. Er sah aus wie eine Statue, die sich jeden Moment lösen könnte, um zu schimpfen oder zu schlagen. Jaleel ging langsam auf ihn zu, so, als wäre er ein Mann, der gerade eine schmerzliche Entscheidung traf. Seine Schritte waren eilig; er wollte ein Gefühl von Eile wecken, und auch, dass Bill keine Zeit zum Überlegen bekam.
„Cherr“, begann Jaleel zerrüttet, die Stimme unter den Nebengeräuschen der Nacht kaum mehr als ein Hauch.
Bills Augen funkelten misstrauisch.
„Ich… ich chabe etwas gesehen. Kayla. Sie ist nicht da, wo ihr meint, dass sie wäre.“
Bill grinste schief.
„Ach? Du willst also meinen Verstand testen, Varanter? Sprich deutlicher.“
Jaleel machte einen Schritt näher, senkte die Stimme weiter. Er setzte die Maske auf, die man von ihm erwartete: ein verschreckter, zugleich opportuner Gefangener.
„Sie ist im Lagerschuppen. Nicht lange — sie kann sich in der Dunkelcheit bewegen, schneller als ein Chund, sagte sie. Wenn sie fort ist, ist sie fort. Sie bleibt nicht lang an einem Ort. Sie wartet nicht wie wir normalen Leute. Wenn Ihr sie findet, werdet Ihr sie fassen, aber es muss jetzt sein. Keine Zeit zu verlieren.“
Bill hob die Braue, sein Puls schnellte einen Moment sichtbar an der Schläfe. „Warum sollte ich dir glauben? Warum sollte ich einer Ratte hierherlaufen?“, fragte er, die Stimme rau.
Jaleel ließ eine kleine Geste der Verzweiflung folgen — ein künstlicher Zwang, dessen Dramatik er bewusst wählte.
„Weil ich es nicht länger ertragen kann. Weil ich eine Wahl treffe. Kayla chat mir gecholfen. Sie chat… mir Dinge gezeigt, die kein Mann in den Reihen hier verdient. Abgründe, wie sie nur die aus dem Wald kennen können. Wenn Ihr mir ein paar Münzen gebt, oder wenn Ihr glaubt, dass ich Euch damit nützlich sein kann — dann lasst mich Euch zeigen, wo sie ist. Schnell, bevor es gänzlich dunkel wird! Sie verschwindet. Wenn wir zu langsam sind, ist sie fort.“
Bill lachte kurz auf, ein scharfes Geräusch.
„Du spielst also den Verräter, Varanter? Das ist gefährlich, selbst für einen wie dich.“
Er trat näher, die Nasenspitze beinahe an Jaleels Gesicht. Der Gardist roch nach Alkohol und Tabak, nach Zorn.
„Und was hast du davon, wenn du mich reinlegst?“
„Ich chabe genug von dem, was ihr den Leuten antut“, sagte Jaleel leise, und in der Stimme lag eine Kante, die nicht gespielt war, „Sie hat mir nichts getan. Ich will nur… dass ihr sie finden könnt. Dass sie still bleibt und dass sie dann fort ist.“
Bill musterte ihn, suchte nach Heimtücke in den Augen des Varanters. Misstrauen war sein Beruf; er hob das Kinn, zog die Schultern zurück.
„Und wenn ich dich frage: Woher weißt du das?“
Jaleel zuckte kaum merklich mit den Schultern, als ob die Erklärung banal sei.
„Ich chabe Dinge gesechen, die ich nicht länger ertragen kann. Es ist besser, wenn sie fort ist.“
Er senkte den Kopf, dann wieder auf.
„Je länger wir reden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie weg ist, wenn wir dort ankommen.“
Bill atmete aus, ein kurzes, lautes Geräusch. Dann nickte er langsam, als spiele er eine Rolle, deren Fäden er gerade annahm.
„Du bist also mein Auge, Varanter. Führ mich. Wenn du mich belügst, dann hängst du im Morgengrauen am nächstbeste Baum, verstanden?“
„Verstanden.“
Jaleel neigte knapp den Kopf. In seinem Innern raste die Zeit; er fühlte das Adrenalin, das den Puls beschleunigte, aber auch eine Kühle, die ihm sagte, auf welche Seite er stand. Er wusste nicht im Detail, was Kayla vorbereitet hatte — er wusste nur, dass sie sich nicht gern fassen ließ, und dass sie, wenn sie wollte, in der Nacht verschwinden konnte, wie er es gesagt hatte. Das musste genügen.
Gemeinsam bewegten sie sich zur hinteren Seite des Lagers, Jaleel einen halben Schritt voraus, den Blick stets über die Schulter geworfen, so als wolle er sicherstellen, dass keine neugierigen Augen ihnen folgten. Die Wege waren schmal, zwischen Fässern und gestapelten Kisten. Die Schatten boten Deckung, und der Weg zum Lagerschuppen wich wenigen direkten Blicken.
„Warum sollte sie darauf vertrauen, dass du sie nicht verrätst?“, murmelte Bill, mehr zu sich als zu Jaleel, während sie sich dem Schuppen näherten.
„Weil ich nicht verrate, was ich schützen will“, antwortete Jaleel knapp, und das Wort „schützen“ schmeckte in seinem Mund wie ein Pakt. Er fühlte, wie etwas in ihm entschied — nicht mehr nur Beobachter, nicht nur ein verwundbarer Fremder im Lager. Eine Verantwortung legte sich auf seine Schultern, schwer, aber klar.
Als sie den Schatten des Schuppens erreichten, blieb Jaleel kurz stehen, lauschte. Kein Laut außer dem leisen Zirpen der Insekten und dem fernen Gang der Patrouille. Er nickte kaum merklich. Dann zog er Bill weiter, durch die Dunkelheit, in Richtung der Tür, die, so hoffte er, Nairas Versteck verbarg — und in der Stille der nahenden Nacht sprach er kein weiteres Wort.
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Reddock
„Ich rate dir dringend gründlicher nachzudenken bevor du den Mund aufmachst, bevor du dir eine Meinung bildest, bevor du Menschen verurteilst, bevor du dir anmaßt mein Urteilsvermögen in Frage stellst“ knurrte Ulrich und bedachte Nareth mit einem giftigen Blick. „Dieser Mann..., wie heißt der Bursche eigentlich?“, „Gerrit“ flüsterte Jon ihm zu, „Gerrit hat im Krieg nicht nur mal etwas Gutes getan, er hat wahre Heldentaten vollbracht. Wenn du diesen Krieg miterlebt hättest wüsstest du das, hättest sicherlich eine andere Sichtweise und würdest manches zurecht anders bewerten.“
„Versuch dir mal vorzustellen, wie die Zeiten damals waren. Die Orks waren die Herrscher über Myrtana, deren erklärtes Ziel die Ausrottung der Menschheit. Mit schierer Übermacht streiften ihre Armeen durch die Land, brannten alles nieder was ihnen über den Weg kam, Hütten, Bauernhöfe, ganze Siedlungen. Sie töteten wahllos Männer, Frauen, Kinder auf brutalste Art, sie veranstalteten regelrechte Massaker. Die Menschen waren den Orks hoffnungslos unterlegen, für sie hieß es nur noch flüchten oder sterben. Wer Glück hatte fand in Vengard Zuflucht, als die Stadt regelrecht aus allen Nähten platzte wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, es kam Niemand mehr hinein. Nun gab es für die Menschen nur noch Varant, um sich in Sicherheit zu bringen, die Wege nach Nordmar waren streng bewacht, da gab es kein durchkommen. Für die Meisten war das aus verschiedensten Gründen keine Option, sie blieben und hofften auf ein Wunder, sie fügten sich ihrem Schicksal, wenn man es so nennen mag. Die Armee war zu schwach um etwas gegen die Orks auszurichten, vermutlich sogar zu schwach um im Ernstfall Vengard halten zu können. Es war also Niemand da da der den Orks Einhalt gebieten konnte. Einzig die Rebellen, die anfangs schlecht organisiert waren, leisteten bestmöglichen Widerstand und das reichte bei Weitem nicht aus..., soweit die Ausgangslage.“ Der Paladin hielt kurz inne und nahm einen kräftigen Schluck Wasser aus einem Trinkschlauch.
„Kommen wir zurück zu Gerrit, zu der Zeit ein junger, kräftiger Bursche, er hätte wie viele Andere einfach davonlaufen können, aber er blieb. Er konnte und wollte nicht länger tatenlos zusehen wie seine Heimat dem Erdboden gleichgemacht, unschuldige, wehrlose Menschen grundlos getötet wurden, er schloss sich den Rebellen an. Innos' sei dank, gab es noch viele weitere Männer und Frauen, die den Mut aufbringen konnten die Rebellion zu unterstützen, selbst zu den Waffen zu greifen, sich erbittert gegen die drohende Niederlage zu wehren. Die Rebellen konnten einem so mächtigen Feind nicht offen entgegen treten, störten stattdessen den Nachschub der Orks, so gut es ging. Sie sabotierten Befestigungsanlagen, zerstörten Proviant und Waffenlager, eliminierten kleine Orkpatrouillen usw. Das waren zwar alles nur kleine Nadelstiche, die den Feind nicht aufhalten konnten, aber das reichte aus um die Orks von Reddock fernzuhalten, die damals dort lebenden Flüchtlingen zu beschützen. Das war vielleicht nicht viel, könnte man im nach hinein sagen, aber nur deswegen haben viele Menschen den Krieg überlebt“ resümierte Ulrich.
„Kriege verändern Menschen, viele können danach nicht mehr an ihr altes Leben anknüpfen, vergessen was geschehen ist, kommen nicht mehr zur Ruhe. Wer noch nie einen Krieg miterlebt hat, kann dies nur schwer nachvollziehen. Aber ich habe schon einige Kriege miterlebt, ich weiß das es so ist, habe es oft genug mitbekommen das ein Kamerad den Boden unter den Füßen verloren hat. Kann man das Jemandem zum Vorwurf machen, das der Krieg tiefe seelische Wunden hinterlassen hat?, ich denke nicht. Es mag verwerflich erscheinen, das Gerrit die Bauern genötigt hat ihm zu helfen. Aber ist es nicht genauso so verwerflich von den Bauern, einem Helden, dem sie viel zu verdanken haben die Hilfe zu verweigern? Ich wäre jedenfalls ewig dankbar, wenn mir Jemand das Leben gerettet hätte. Gerrit hat nichts unmögliches verlangt, Niemanden Schaden zugefügt, wieso sollte ich über ihn richten?, das steht mir nicht zu und dir erst recht nicht, Nareth. Und ich sage dir noch was,Gerrit würde wieder in den Krieg ziehen, wieder für das Gute kämpfen, sogar sein Leben opfern, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Würdest du das Gleiche tun?..., vermutlich nicht..., also spiel dich nicht als Richter auf, dazu hast du kein Recht, oder bist du etwa unfehlbar?“
„Und wenn dir meine Meinung, meine Entscheidung, meine Überzeugung nicht passt, steht es dir frei zu gehen, ich werde dich nicht davon abhalten. Hab wahrlich besseres zu tun, als mich mit Grünschnäbeln herumzuschlagen, die ihr Leben selbst nicht im Griff haben, geschweige denn schon irgendetwas besonderes geleistet haben“ schloss der Kommandant ab...
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