Der Unmut über diese unerwartete „Verstärkung“ zeigte sich zwar nicht auf den disziplinierten Gesichtern von Fraser, Macnab und Neumann, war aber dennoch im Raum spürbar. Sun Cao machte ihnen keinen Vorwurf; selbst wenn Frank kein Geheimdienstagent und daher sprichwörtlicher und hauptberuflicher Spitzel gewesen wäre, konnte die Vorstellung, während eines Einsatzes unter Beobachtung zu stehen, bei niemandem Begeisterung auslösen.
,,Captain Fraser wird die Koordination des Bodenteams übernehmen; er und sein Team sind zwar nicht offiziell Teil der Mannschaft, aber das bin ich genau so wenig und unter den gegebenen, außergewöhnlichen Umständen werden wir lageorientiert verfahren müssen. Der Einsatzplan wird bis sechs Stunden vor der Ankunft bei Klencory fertiggestellt und an die teilnehmenden Truppenteile zirkuliert. Sofern die Lage vor Ort es nicht anders erfordert, beginnt der Einsatz sobald die Columbia ein stabiles Orbit über dem Planeten erreicht und eine Analyse der Oberfläche mindestens einen möglichen Landeplatz für die Columbia ergeben hat. Sollten noch Fragen oder Anträge auftauchen, werden diese im Rahmen der nächsten Morgenrunde anmeldet. Mir ist klar, das die aktuelle Lage Ihnen allen sehr viel abverlangt und ich spreche Ihnen meine Anerkennung für die Erfüllung Ihrer Dienstpflicht unter den aktuellen Umständen aus. Wegtreten!“
,,Ich bin wieder okay, wirklich! Außerdem ist das eine ganz andere Nummer als Gei Hinnom und …“
,,Red keinen Stuss, Prasad!“, fuhr Gorski ihm über den Mund. ,,Es geht um weiß Gott wie alte und wie abgewrackte Makos; wann hast Du das letzte Mal an so einem Teil gearbeitet?“
Prasad setzte zu einer Entgegnung an, verstummte dann und wandte den Blick ab.
,,Es ist okay, Amar“, schaltete sich Kate ein, während der Rest des Technikkorps der Auseinandersetzung der beiden schweigsam beiwohnte. Sie saßen wie üblich im Besprechungsraum des Korps und zelebrierten das altbekannte Ritual, das festlegen sollte, wer auf den ungeliebten Außeneinsatz gehen würde.
,,Du musst niemandem etwas beweisen, in Ordnung? Du hast nichts falsch gemacht und es war die richtige Entscheidung, an Bord zu bleiben. Marcus und Jane haben …“
,,Aber es fühlt sich falsch an! Es ist …“, begehrte Prasad erneut auf, ließ es dann aber dabei bewenden. Er senkte den Kopf und nickte.
,,Gut“, nahm Gorski sein Einverständnis zur Kenntnis.
,,In Ordnung. Adam versteht am meisten von der Technik, um die es geht. Es sollten trotzdem zwei von uns gehen, alleine schon um…“
Janes gehobene Hand ließ Jane verstummen und verwundert blinzeln.
,,Ja?“
,,Was ja?“, fragte Jane zurück. ,,Ich melde mich freiwillig, was gibt’s da zu fragen?“
Kate nahm einen sanften, wohlwollenden Gesichtsausdruck an, der eher zu einer Seelsorgerin als einer Offizierin passte und legte die Hände ineinander. ,,Jane, das ist sehr freimütig und auch mutig von Dir.“
,,Ja, mag sein“, gab Jane schulterzuckend zurück. Für sie war es einfach logisch, weil sich ja ohnehin niemand anders von sich aus bereit erklären würde. Außerdem machte ihr diese ganze Angelegenheit mit Quarantäne, Untersuchung und Befragung ein wirklich ungutes Gefühl, das sie rastlos machte. Wenn dieser Einsatz ihr die Chance bot, etwas anderes – irgendetwas anderes! - als das Innenleben der Columbia zu sehen, war sie dabei.
,,Dann melde ich Adam und Jane für den Einsatz und sage Fraser, dass er sich direkt mit Euch unterhalten soll, wenn es noch etwas vorzubereiten gibt.“
,,Kann mir nichts schöneres vorstellen...“, murmelte Jane und erntete ein zustimmendes Nicken von Gorski.
,,Ich glaube Sie sind genau so begeistert davon, mit mir in diesen Einsatz zu gehen, wie ich“, sprach Frank Fraser an, als dieser um die Ecke bog, von der Frank gewusst hatte, dass er von dort aus kommen würde. Der Schotte verbarg seine Überraschung meisterhaft, wenn es denn überhaupt eine für ihn gewesen war.
,,Ich hätte auch keine Freude an einem Kuckucksei in meinem Nest. Lässt sich jetzt aber wohl nicht anders machen.“ Er stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte und stellte sich Fraser gegenüber. ,,Wenn Sie meine Referenzen wissen wollen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Falls nicht, setzen Sie mich ein, wie Sie es für richtig halten. Es ist Ihre Mission, ich bin der stille Beobachter auf der Rückbank. Wenn ich für Sie arbeiten soll, mache ich das und das sogar gerne, aber wenn Sie von mir kein Wort hören und kein Stück sehen wollen, bekomme ich das auch hin. Einverstanden?“