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    Abenteurer Avatar von Thelyron
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    Das Tempelviertel, Alchemielabor

    Ventros lauschte Curts Worten mit einem nachdenklichen Ausdruck, während er einen Kolben mit halbverdampfter Flüssigkeit umfasste. Sein Blick schweifte kurz ins Leere, als er sich an den Teleportationspunkt erinnerte, den Curt ansprach. "Ach ja, den Teleportationspunkt hatte ich schon so gut wie vergessen." begann er nach einem Moment der Stille. "Ich habe ehrlich gesagt noch nie einen benutzt aber ich verstehe das Problem..."

    Er schenkte Thelyron einen kurzen Seitenblick und wandte sich dann Curt zu. "Eine Markierung in Ocker – das klingt vernünftig. Allerdings muss sie allem standhalten: Regen, Schnee, Wind und die mehr oder weniger regelmäßige Beanspruchung. Das ist kein leichtes Unterfangen."

    Mit konzentrierter Miene begann Ventros, verschiedene Möglichkeiten aufzuzählen: Farben, die sich ins Gestein einätzen ließen, pulverisierte Mineralien oder Mischungen aus Harzen und pflanzlichen Farbstoffen. Doch so rasch, wie er sie nannte, schüttelte er auch den Kopf. "Harz ist zu anfällig, wenn es dauernd betreten wird, und reine Minerale waschen sich rasch aus. Manche Substanzen könnten die magischen Eigenschaften des Siegels beeinträchtigen, was unbedingt zu vermeiden ist..."

    Nach einer Weile des Überlegens runzelte der Feuermagier die Stirn und hob den Blick zur Decke, als würde er sich an etwas erinnern. "Vor einigen Jahren, während eines Experiments in Vengard, stellte ich eine zähflüssige Masse her, die eigentlich Grundlage für ein Wachstumsexperiment für Feuernesseln sein sollte. Bedauerlicherweise fiel mir der Glaskolben aus der Hand – zum Glück kein allzu gefährlicher Stoff – aber der Fleck in einem der Korridore leuchtet noch heute in einem bläulichen Schimmer."

    Mit einem leisen Murmeln kramte Ventros in seinen Erinnerungen. "Diesen Effekt könnte man sicherlich auf Ocker anpassen. Ich wüsste, welche Mineralien nötig wären, um jene Färbung ins Braune oder Gelbliche zu verschieben... Aber die sind hierzulande nicht leicht zu bekommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass diese Mineralstoffe das Bindemittel beeinträchtigen oder gar unerwünschte Reaktionen hervorrufen. Ich müsste verschiedene Rezepturen durchgehen, um eine passende Alternative zu finden, die die Masse stabilisieren kann."

    Da erinnerte sich Thelyron an einen Pilz, der bei Erschütterungen ein gelb-braunes Pulver ausstreut. "Was ist mit dem Eisendotterschirmling?" platzte es aus ihm heraus. Ventros strich mit dem Daumen über das Etikett eines kleinen Tontöpfchens, in dem getrocknete Lehmpartikel lagerten und dachte nach. "Ja, das könnte gehen! Wir müssten die unerwünschte Nebeneffekte durch Nesselkraut kompensieren können und es wird gewiss einige Tage brauchen, vielleicht sogar ein wenig mehr, um die korrekten Verhältnisse zu bestimmen und den Abrieb zu testen. Aber wenn es funktioniert, dürfte die Markierung selbst nach zahlreichen Schritten und wechselnden Jahreszeiten gut sichtbar bleiben. Da gibt es nur ein Problem: Getrocknete Pilze kann ich dafür nicht verwenden. Sie müssen auf jeden Fall frisch sein..."

    Mit dieser Erkenntnis wandte Ventros sich Curt zu, die Stirn leicht gerunzelt, aber in seinen Augen schimmerte der Eifer eines Tüftlers. "Gut, ich werde mich der Sache annehmen. Es wird allerdings ein wenig dauern, weil mir Novizen erst die Pilze sammeln müssen." Sein Blick fiel wieder auf Thelyron, als hätte er ihm damit bereits einen neuen Auftrag erteilt. "Gebt mir etwas Zeit, um in Ruhe an der Rezeptur zu arbeiten. Wenn alles klappt, werden wir eine Ockerfarbe haben, die den Stein dauerhaft durchdringt und zugleich keine unerwünschten Wechselwirkungen mit dem Teleportationssiegel hervorruft."
    Geändert von Thelyron (23.01.2025 um 10:28 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Die Bastion

    Der späte Nachmittag war angebrochen, doch auf dem Marktplatz herrschte weiterhin geschäftiges Treiben. Händler priesen lautstark ihre Waren an, während Käufer dicht gedrängt zwischen den Ständen umherliefen. Eine lebhafte Menge hatte sich besonders vor dem Stand des Handelskontors versammelt, das große Mengen Getreide zum Verkauf anbot. Offenbar hatte das reichhaltige Angebot den jüngsten Preiskampf um Weizen vorerst beigelegt – zumindest hörte der breitgebaute Soldat keine heftigen Wortgefechte mehr.

    Hierodius Lex beobachtete das Spektakel, die Müdigkeit bereits in seinen Gliedern spürend. Dennoch hielt er an diesem späten Nachmittag seine Patrouille gründlich zu Ende durch, sein Blick stets wachsam, obwohl ihm die Ereignisse der letzten Tage – allen voran der Einbruch in die Amtsstuben der Bastion – nicht aus dem Kopf gehen wollten. Erst als er sich von den Marktständen abwandte und den Weg zur Bastion einschlug, spürte er, wie die Erschöpfung ihn endgültig einholte.

    Kaum hatte er den Innenhof betreten, trat ein Soldat hastig auf ihn zu. "Der Weibel wünscht dich zu sehen, Lex." Hierodius Lex zog die Stirn kraus. "Sir Marsilius?" Der Soldat nickte. "Er wartet in seinem Amtszimmer."

    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sich Hierodius Lex auf den Weg. Die Fackeln an den Wänden warfen zuckendes Licht in den Korridor, durch den er schritt. In seinen Gedanken kreisten noch immer die Bilder des Tages: die Ankunft der Königlichen Flotte, der spürbare Preisanstieg auf dem Marktplatz und die zum Teil heftigen Auseinandersetzung um Lebensmittel. Schließlich erreichte Hierodius Lex das Amtszimmer des Weibels.

    Der Raum war klein und spärlich beleuchtet, Sir Marsilius saß an einem robusten Tisch, auf dem Pergamente, Tintenfass und Federkiel ausgebreitet waren. Er bearbeitete offenbar noch eine Meldung, bevor er den Gänsekiel behutsam weglegte. Sein Blick fiel auf Hierodius Lex, der stramm vor ihm stand. "Ich nehme an, du weißt, warum ich dich sprechen will?" fragte der Weibel, ohne jede Umschweife. Seine Stimme war ruhig, aber seine Augen verrieten Anspannung.

    Hierodius Lex nickte nur knapp. "Ihr bezieht Euch auf den Einbruch, Sir. Ich habe bereits davon gehört. Ich habe zusammen mit Vincent haben am Vorabend noch auf dem Vorplatz der Bastion trainiert, aber es gab keine Anzeichen für etwas Ungewöhnliches. Meiner Ansicht nach hätte sich niemand unbemerkt an uns vorbeischleichen können."

    Sir Marsilius lauschte, seine Stirn in Gedankenfalten gelegt. Schließlich nickte er langsam, als Zeichen dafür, dass er Hierodius Lex’ Worte für glaubhaft hielt. "Genau das ist das Problem, Hierodius. Offenbar wurden Beweise gestohlen, die bei der Erstürmung dieses Hauses im Händler- und Handwerkerviertel vor einigen Tagen sichergestellt worden waren. Zuerst verschwindet jene Frau, die um Hilfe flehte, weil man angeblich ihren Freund in diesem Haus festhielt und jetzt verschwinden die Beweise, die man in diesem Haus sichergestellt hatte. Niemand will irgendetwas bemerkt haben, nicht einmal die Nachtwache. Nur ein Schluss drängt sich mir auf: Einer unserer Soldaten selbst muss den Einbruch begangen haben und es muss irgendwie mit alledem zusammenhängen."

    Hierodius Lex spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Die Vorstellung, dass einer seiner Kameraden solch ein Verbrechen begangen haben könnte, war ihm zuwider. Er versuchte, sich alle Gesichter der letzten Tage in Erinnerung zu rufen. Kein einziger Soldat war ihm irgendwie verdächtig vorgekommen.

    "Hast du in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches bei deinen Kameraden bemerkt?" fragte der Weibel und fixierte Hierodius Lex mit scharfem Blick. "Andeutungen, vielleicht seltsame Gespräche, Feindseligkeiten?"

    Hierodius Lex zögerte kurz, bevor er verneinte. "Nein, Sir. Nichts dergleichen. Niemand hat sich sonderbar verhalten oder sich über etwas beklagt." Der breitgebaute Soldat biss sich auf die Zunge. Tatsächlich gab es in den Rüstkammern der Bastion immer wieder Klagen über die Arroganz der Ordenskrieger, über ihre unpassenden Trainungsmethoden und darüber, dass sie nahezu alle Offiziersposten in der Stadtwache besetzt hatten. Doch Sir Marsilius war selbst ein Soldat des Ordens – es war also schlauer für Hierodius Lex, darüber zu schweigen."

    Sir Marsilius atmete tief durch, wobei er einen Moment lang seine Fingerspitzen an die Schläfen legte. "Ich verstehe..." Dann räusperte er sich. "Na schön, Hierodius. Wenn du irgendetwas erfährst oder doch noch eine Kleinigkeit einfällt – melde dich direkt bei mir. Ich will kein Gerede in den Gassen hören, sondern einen klaren Bericht von dir. Verstanden?"

    Hierodius Lex schlug die Hacken zusammen. "Jawohl, Sir. Ich bleibe wachsam."

    Mit einem müden Nicken entließ Sir Marsilius ihn. Als Hierodius Lex aus dem Amtszimmer trat, spürte er, wie die Erschöpfung erneut in seine Glieder sickerte. Das ungute Gefühl, dass hinter den Mauern der Bastion etwas nicht mit rechten Dingen zu ging, nagte an ihm.

  3. Beiträge anzeigen #103 Zitieren
    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Das Händler- und Handwerkerviertel, Schmiede von Lothgar

    Der späte Nachmittag hatte sich über die Werkstatt von Lothgar gelegt, als er nach seiner Rückkehr von dem Anwesen des Burggrafen endlich an die Arbeit ging. Die Straßen waren mittlerweile ruhiger geworden, und das Licht der untergehenden Sonne flutete durch die Fenster der Schmiede und tauchte die Wände in warmes, oranges Licht. Lothgar trat an seinen Amboss, wo er eine Vielzahl von Materialien ausgebreitet hatte: Dicke Eisenstangen, lange Rohre und grobe Eisenplatten. Der Auftrag des Burggrafen war klar und wichtig, und Lothgar wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte.

    Er griff nach einer der Eisenstangen und legte sie auf den Amboss. Mit einem Hammer in der Hand begann er, das Eisen zu erwärmen. Die Hitze der Schmiede war drückend, doch er kannte das Gefühl gut – der stechende, alles durchdringende Klang des Hammers, der auf das glühende Eisen traf, war für ihn eine Melodie, die er oft gehört hatte. Der Hammer, schwer und mit abgenutztem Griff, verschmolz förmlich mit seiner Hand, als er in gleichmäßigen, kräftigen Schlägen das glühende Eisen in die gewünschte Form brachte.

    Das Feuer der Schmiede knisterte und zischte, als er das Eisenstück in den Glutofen legte und es für die Bearbeitung auf die richtige Temperatur brachte. Die Flammen sprühten Funken, als er das Eisen vorsichtig ins Feuer schob. Es war wichtig, dass das Eisen richtig durchglühte, damit er es später in die feinen, gleichmäßigen Gitterstäbe verwandeln konnte. Als das Eisen die richtige Farbe erreichte, zog er es mit einer Zange aus dem Ofen und legte es wieder auf den Amboss.

    Der heiße, nun weichere Stahl ließ sich gut bearbeiten. Mit den ersten Schlägen formte er die Stäbe für die Fenstergitter, für die er zuerst Stäbe in die richtige Länge bringen musste,, indem er sie mit den Schlägen des Hammers ausrichtete. Ein Stab nach dem anderen. Mit jeder Bewegung formte sich so das Gitter weiter, wobei Lothgar darauf achtete, dass keine der Stäbe krumm oder ungleich war.

    Nun ging es ans Verflechten. Das Netz der Eisengitter musste präzise und gleichmäßig werden, damit es sowohl funktional als auch ästhetisch wirkte. Lothgar wählte zwei Stäbe für die vertikale Ausrichtung und schlug sie mit einem kräftigen Hieb in die passende Position. Dann nahm er sich die horizontalen Stäbe, erhitzte sie erneut und verbog sie in gleichmäßigen Abständen, sodass sie sich mit den vertikalen Stäben kreuzten. Es war eine mühsame und zeitraubende Arbeit, doch Lothgar kannte jedes Detail dieses Prozesses. Wenn der Ofen glühte und das Eisen sich nach dem Schlag wie gewünscht verformte, war es für ihn ein Moment der Zufriedenheit.

    Einmal durchgearbeitet, musste er das Gitter in die endgültige Form bringen. Nachdem er das Grundgerüst aus vertikalen und horizontalen Stäben verbunden hatte, verschweißte Lothgar die Knotenpunkte, indem er sie im Feuer wieder zum Schmelzen brachte. Mit dem Hammer klopfte er die Nähte, bis sie eng und stabil saßen. Die Riegel, die er zum Schluss einfügte, mussten besonders robust sein, da sie das gesamte Gitter zusammenhielten und das Fenster gegen mögliche Angriffe absichern sollten.

    Nachdem er mit den Gittern fertig war, nahm sich Lothgar die Beschläge vor. Er brauchte sowohl welche, mit denen sich die ausgearbeiteten Gitter später einfach befestigen ließen, als auch solche, die wichtige Türen im Anwesen verstärkten. Mit der feilen Klinge zog er gleichmäßige, scharfe Kanten entlang der Ecken und fertigte die Riegel und Haken an, die nötig waren, um die Fenstergitter zu sichern. Auch hier setzte Lothgar auf die Präzision seines Handwerks, um sicherzustellen, dass alles exakt passte. Er bohrte kleine Löcher in die Beschläge, sodass sie später mit den Fensterrahmen vernagelt werden konnten.

    Der ganze Prozess nahm Stunden in Anspruch, doch Lothgar ließ sich nicht hetzen. Die Arbeit war präzise und er wusste, dass jeder einzelne Schlag die Grundlage für das gesamte Gitter darstellte. Die Schweißnähte mussten perfekt sitzen, und die Verbindungen mussten stabil sein, damit das Gitter die Funktion als Schutzmechanismus erfüllen konnte. Er wollte keine halben Sachen machen und durfte sich gleichsam auch keine erlauben.

    Lothgar wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete das erste Ergebnis. Die Gitterstäbe waren gerade, sauber gearbeitet und gedreht, passten perfekt in die vorgesehenen Halterung und die Riegel ließen sich leicht bewegen. Er nickte zufrieden, als Helena vom Marktplatz zurückkam, der Korb mit Einkäufen an ihrem Arm.

    "Die Preise auf dem Markt sind eine Frechheit!" begann sie sofort, während sie den Korb mit einem Ruck absetzte und sich mit verschränkten Armen zu ihm umdrehte. "Nicht nur das, das Gedränge war unerträglich!"

    Lothgar hob den Blick und sah die Wut in ihren Augen. Sie war ganz in ihrem Element, wie immer, wenn sie sich über die aktuellen politischen Geschehnisse aufregte. Er zog den Hammer von der heißen Eisenstange zurück und legte ihn behutsam auf den Amboss.

    "Dieser Rhobar schickt eine ganze Flotte nach Argaan und hat wahrscheinlich nicht einmal über die Folgen nachgedacht! Der sitzt schön in seiner Burg und lässt es sich gut gehen, während die Leute hier ihre Vorräte aufstocken müssen... Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten!" fuhr sie fort, ihre Stimme scharf und voller Unmut. "Will er wieder gegen die Argaaner vorgehen oder was? Es ist kaum zu fassen, wie rücksichtslos und einfältig dieser Mann ist."

    Lothgar seufzte und wischte sich erneut mit einem Arm über die Stirn, bevor er sich zu ihr drehte. "Helena, bitte..." sagte er ruhig, doch mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme. "Du musst nicht so laut reden. Die Nachbarn hören es. Du weißt, dass sie es nicht schätzen, wenn du so schlecht über den König sprichst."

    Helena blickte ihn mit einem intensiven Blick an und erwiderte, ohne auch nur einen Hauch von Zurückhaltung: "Es ist nicht mein König, Lothgar. Und ich werde genauso schlecht über ihn reden, wie ich will. Was hat er je für uns getan? Er hat die Stadt mit diesen arroganten Rittern und Magiern besetzt und hat uns kurzerhand in einen Krieg gegen Ethorn gestürzt! Ich will dein Gesicht sehen, wenn du plötzlich eingezogen wirst und gegen deinen eigenen Cousin in den Kampf ziehen musst!"

    Lothgar schaute sie nachdenklich an und versuchte dann erneut, ihre Wut zu beruhigen. "Helena, bitte. Nicht hier." bat er erneut, seine Stimme ruhig und ernst. "Du weißt, es ist nicht sicher, solche Dinge laut zu sagen..." Helena verschränkte nur die Arme und warf ihm einen missmutigen Blick zu. "Nun, dann soll es eben so sein!" murmelte sie und drehte sich ab, um in das Haus zu gehen. "Ich werde nicht schweigen, nur weil er sich König nennt. Ethorn ist unser König."

    Mit einem leisen Knarren schloss sich die Tür hinter ihr. Lothgar blieb einen Moment lang stehen und starrte auf die Eisenstücke vor ihm. Der Lärm aus der Schmiede und das warme Licht des Abends lenkten ihn für einen Augenblick ab, doch die Worte seiner Frau hallten noch in seinen Gedanken wider.

    Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Die Zange und der Hammer in seinen Händen gaben ihm Trost, auch wenn die politische Lage in der Stadt zunehmend schwieriger wurde. Es war ein vertrauter Rhythmus, dem er folgen konnte, auch wenn die Welt um ihn herum sich in eine immer angespanntere Richtung bewegte.

    Maximus
    Geändert von Die Bürger (23.01.2025 um 15:40 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Athera
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Athera stand vor dem breiten Schreibtisch im Arbeitszimmer des Burggrafen, während durch die hohen Fenster das Licht in breiten Streifen ins Zimmer fiel. Maximus blätterte noch einmal durch einen Stapel Papiere, ehe er sie Athera überreichte. "Diese Dokumente..." sagte er mit kühlem Ton, "...hat die Stadtwache im Haus im Händler- und Handwerkerviertel beschlagnahmt. Es scheint, als war Clagius nur ein Deckname. Dahinter steckt ein Händler namens Falcar, ansässig in Stewark."

    Athera nahm die Papiere entgegen und ließ ihren Blick kurz darüber gleiten. Aufzeichnungen von Schmuggelrouten, dubiose Lieferlisten, Namen, die sich teils unterschieden von denen, die sie bereits kannte. Ein detailreicheres Bild dessen, was im Hafenviertel vor sich gegangen war.

    "Doch manche der Angaben wirken so, als wären sie erst nachträglich hinzugefügt worden." stellte Maximus fest. "Möglicherweise wollte man die Stadtwache in die Irre führen und so auch uns, sollte es uns gelingen, diese Dokumente zu erlangen. Vielleicht sollte uns glauben gemacht werden, dass Clagius als Person nie existierte und Falcar ist nur ein Bauernopfer."

    "Sollen wir ihn beseitigen, um eine Reaktion zu provozieren?" fragte sie ruhig. Ihr Ton wirkte beinahe beiläufig, als sei es eine alltägliche Angelegenheit, doch Maximus' Antwort kam ohne Zögern. "Nein, nicht jetzt." erwiderte er. "Stewark ist die Hochburg von König Ethorn. Wer immer uns im Hafenviertel Probleme bereitet hatte, war gut informiert. Gut möglich also, dass derjenige Beziehungen zu diesem König pflegt und so Zugang zu Geheiminformationen hatte."

    Maximus lehnte sich zurück, ließ seinen Blick kurz über die übrigen Dokumente auf seinem Schreibtisch schweifen: "Das würde bedeuten, sie wissen mittlerweile auch, dass du für mich arbeitest. Ein unbemerktes Vorgehen in Stewark wäre dadurch erschwert und würde letztlich auch meine Bemühungen gefährden, eigene Beziehungen zum König aufzubauen... Nein, wir werden uns vorerst zurückhalten und die Lage im Hafenviertel im Auge behalten. Gerade jetzt, durch die Ankunft der Flotte aus Myrtana, sollten wir unsere Kapazitäten nicht unnötig aufteilen."

    Athera ließ die Papiere sinken, strich sie mit einer beiläufigen Geste glatt und legte sie auf den Schreibtisch des Burggrafen. Ihr Blick ruhte einen Moment auf dem Mann vor ihr, dann nickte sie kaum merklich. "Verstanden." sagte sie schließlich, während Maximus die Dokumente nahm und sie sorgsam in einer Schublade seines Schreibtisches verstaute.
    Geändert von Maximus (28.01.2025 um 22:31 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Delvin Corgano
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    Das Hafenviertel, Haus von Delvin Corgano

    Der Hafen von Thorniara lag in trügerischer Ruhe, nachdem tags zuvor eine königliche Flotte angelegt hatte. Zur gleichen Zeit, als Matrosen und Arbeiter hektisch Kisten und Fässer von Bord trugen, patrouillierten schwer bewaffnete Soldaten in den Gassen. Ihre Präsenz die gesamte Stadt in eine unruhige Spannung versetzt, die den Alltag neu bestimmte. Nun war das hektische Entladen beendet, die lange Schlange von Fuhrwerken abgezogen – doch die Soldaten in den Gassen blieben.

    Gerüchte um einen drohenden Konflikt mit König Ethorn machten die Runde. Flüstern und Tuscheln in der Hafenkneipe, misstrauische Blicke in den engen Gassen: Niemand wusste genau, was der Grund für die Ankunft der Flotte war. Man hatte ganz offensichtlich Güter nach Thorniara gebracht aber nur einen Teil davon entladen. Die Soldaten, die durch das Hafenviertel zogen, stellten nur eine kleine Vorhut dar, während der überwiegende Teil der Besatzung noch immer auf den Schiffen war.

    Delvin Corgano hatte seine Handlanger bereits in Bewegung gesetzt, als die Schiffe nur am Horizont zu erahnen waren. Sie hatten den Auftrag erhalten, jede erdenkliche Information zu sammeln: Wie viele Männer an Bord waren, welche Personen von Rang und Einfluss mitgekommen waren, welche Güter transportiert wurden und was der Zweck ihrer Ankunft war.

    Die ersten Antworten zu diesen Fragen konnte Delvin Corgano auch bereits an den Burggrafen übermitteln, aber nichts von alledem konnte die Gerüchte um einen neuen Feldzug gegen König Ethorn entkräften. Einzig und allein, dass nur ein Bruchteil der Soldaten ihre Schiffe verlassen hatte, ließ an einen bevorstehenden Angriff zweifeln. Delvin Corgano hielt es deswegen für wahrscheinlich, dass die Flotte nur einen Zwischenstop eingelegt hatte, bevor sie ihr eigentliches Ziel ansteuerte.

    Delvin Corgano ließ die Hand über eine Karte der umliegenden Gewässer gleiten. Er hoffte, dass er bald mehr in Erfahrungen bringen konnte. Doch ob Zwischenstopp oder Machtdemonstration, so viel stand fest: Wenn es um diese Schiffe ging, wollte niemand die Wahrheit erst erfahren, wenn es bereits zu spät war.

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Stallungen, Bastion

    Ab und zu hatte Redlef einen Blick zu Calan herübergeworfen und feststellen müssen, dass sich der Varanter sichtlich Mühe gab. Immer noch hatte er einen etwas steifen Umgang mit dem Pferd, das dösend in der schwachen Wintersonne stand. Es dauerte eben, sich an die großen Tiere zu gewöhnen.
    Dann aber war ihm die Ratlosigkeit im Gesicht deutlich anzusehen. Redlef legte die Bürste zur Seite und trat zu ihm heran. Mit einem schiefen Grinsen und einem skeptischen Blick betrachtete er den Wirrwarr auf dem Pferderücken.
    »Habt Ihr vergessen den Sattel vom Wiederrist nach hinten zu ziehen?«, fragte er, obwohl er genau wusste, dass es so gewesen war. Um den Sattel an die richtige Stelle zu rutschen, hatte er ihn sogar gegen die Fellrichtung geschoben. Redlef löste den Gurt, hob den Sattel und legte ihn erneut auf. Den Sattelgurt ließ er für Calan, zeigte ihm aber noch einmal, wie die Riemen eingeschnallt wurden. »Nicht schlecht geschlagen, Bruder. Wenn dir das Ganze hier zu unübersichtlich wird, konsequent von vor nach hinten arbeiten. Nur nicht alles aufmachen! Das mag übersichtlicher wirken, doch ist sehr gefährlich. Sollte sich das Pferd erschrecken kann es in die Riemen treten und dadurch in Panik geraten. Es würde die Ausrüstung zerlegen und steigert die Verletzungsgefahr.«
    Redlef überließ Calan den Rest, da nun auch Jaques aus dem Stall kam.
    »Das sehe ich mir erst mal an…«, brummte er, während er an Jaques vorbeihumpelte und einen Blick in den Stall warf. Zu seinem großen Erstaunen, war wirklich sorgfältig gemistet. Das hatte er nicht erwartet. Anerkennend nickte er Jaques zu und legte ihm beim Vorbeigehen die Hand auf den Kragen der Garderüstung. »Ihr habt Euch mühe gegeben. Vielen Dank dafür. Jetzt aber zeiht ihr besser diese Rüstung aus, das gibt sonst nur hässliche Beulen beim Herunterfallen.«
    Er klaubte die Bürste wieder auf und hielt sie dem Blonden entgegen. »Das ist Rittmeister, er wird Euch heute das Glück der Erde etwas näherbringen. Bürstet noch den Rücken, Calan erklärt Euch, warum das Wichtig ist. Ich hole das Sattelzeug. Wenn ich zurück bin, dann ist auch der Schweif gut sauber! Wer das Pferd mit einem Halm Stroh im Schweif besteigt, gibt eine Runde aus!«
    Man mochte es kaum glauben, och dieses war wohl die wichtigste Lehre in der Reiterei – und sicherlich kein Scherz. Er würde in der nächsten Zeit viele Paladiner trinken…
    Der saubere Schweif war ein Indiz für die Sorgfalt, die der Reiter in die Pflege seines Rosses investierte. Schlamperei ließ er da nicht durchgehen. Demut vor dem Tier und Sorgfalt im Umgang bildeten die Basis der Reiterei.
    Während Redlef in Richtung der Sattelkammer verschwand, war es an Rittmeister seinen gegenüber genauer zu studieren. Der braune Wallach mit er dünnen Blesse spitze die Ohren und betrachtete den Menschen, der nach Öl und Fett roch. Er versuchte ihn zu erreichen, scheiterte aber daran, da der Strick an seinem Halfter ihn vom Näherträten abhielt. Also senkt Rittmeister den Kopf und steckte ihn unter den Strick. Beim Heben des Kopfes drehte er ihn so geschickt, dass das Anbindeseil sich hinter dem Genickriemen des Halfters verklemmte. Das Ziel war erreicht: ein kurzer Ruck und das Halfter rutschte vom Kopf. Der Wallach war frei und trottete zu Jaques hinüber. Er streckte seine Nase vor und versuchte versteckte Leckereien an dem Mann zu erschnuppern. Da er nicht sofort fündig wurde trat er näher und rammte seine Nase in Jaques‘ Nierengegend.

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    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Ventros' Labor

    Mit jedem Wort, das Meister Ventros von sich gab, strahlte er seine Kompetenz in der Alchemie aus, allerdings ebenso seinen Hang zum Faseln. Im Wesentlichen war Curt glücklich darüber, dass er ihm die Wichtigkeit seiner Angelegenheit deutlich gemacht hatte. Es stimmte ihn immer zufrieden, wenn seine Meinung beherzigt wurde; das war in der Vergangenheit viel zu selten vorgekommen. Womöglich lag es an seiner neuen Stellung als Feuermagier, die auch seine Kompetenz endlich nach außen strahlte, obwohl er sie schon so lange besaß. Ob es in den Reihen der Novizen noch andere gab, deren Potenzial nicht erkannt wurde? So wie Ventros‘ Gehilfe, der so lange still der Unterhaltung der beiden Magier gelauscht hatte, bis er wirklich einen nützlichen Einwurf bringen konnte? Trotz seiner beachtlichen Körpergröße wirkte der junge Mann sehr zurückhaltend, vielleicht auch respektvoll und demütig.
    „Pilze, hm?“, wiederholte Curt und fuhr sich dabei durch den rauschigen Vollbart. Er müsste sich wohl mal wieder rasieren, aber wenn Felia ohnehin bald auf Reisen ging …

    „Ich wollte mir ohnehin noch einmal die Beine vertreten und mit ein paar Novizen den Hof von Bauern Hektor östlich der Stadt besuchen. Vielleicht will Euer Schützling ja direkt mitkommen und sich dort auf die Suche machen.“
    Ventros blickte zwischen dem Novizen und seinem Arbeitsplatz hin und her und klatschte sich schließlich in die Hände.
    „Ja-ja-ja, das trifft sich doch gut. Thelyron soll Euch begleiten und bei der Gelegenheit die Pflanzen und Pilze in der Gegend ein wenig kartieren. Meine Unterlagen der Region sind seit dem Angriff des Drachen lückenhaft und so manche Pflanzenarten wurden seither nicht mehr geerntet. Es könnte an der verbrannten Erde liegen, vielleicht aber auch an dem Verlust von Weideland und dem Eindringen neuer Arten …“
    „Verstehe“, unterbrach Curt den Alchemisten, der bereits wieder mehr zu sich selbst als zu ihm sprach. „Thelyron also. Nun gut. Wir brechen morgen mit der aufgehenden Sonne auf. Ich erwarte dich auf dem Tempelvorplatz - beim Teleportationssiegel. Lass dir in der Küche in meinem Namen drei Tagesrationen Proviant aushändigen und reichlich Karotten. Ich werde auch die beiden Rüdiger mitnehmen.“
    Curt nickte Meister Ventros zu und verabschiedete sich. Ihm war von dem Geruch des Labors schon ein wenig schwummrig geworden. Er würde sich den Rest des Tages freinehmen und noch etwas durch die Stadt spazieren, vielleicht auch einmal zum Hafen. Er hatte von einem großen Schiff gehört, das kürzlich eingelaufen sein soll. Es war nie verkehrt, sich ein eigenes Bild über die Geschehnisse zu machen …

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    Abenteurer Avatar von Thelyron
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    Thelyron ist offline

    Das Tempelviertel

    Thelyron war an diesem Morgen früher als sonst auf den Beinen. Zwar war sein Rucksack noch halb gepackt von der letzten Exkursion, doch es gab immer ein paar Kleinigkeiten, die er überprüfte und in Ordnung brachte. Er wollte für jedes mögliche Abenteuer außerhalb der Stadtmauern gewappnet sein. Als Novize der Feuermagier besaß er ohnehin nicht viel persönliches Hab und Gut – ein paar Kleidungsstücke, etwas Schreibmaterial, sein kleiner Sammelbeutel für botanische Funde und die robuste Ledertasche für die Pilze.

    Noch bevor die Sonne sich vollends zeigte, verließ Thelyron sein bescheidenes Schlafgemach in Richtung klostereigener Küche. Curt hatte ihm aufgetragen, drei Tagesrationen Proviant und reichlich Karotten in dessen Namen abzuholen. Die Küche war bereits in Betrieb, und aus den Töpfen und Pfannen stiegen verlockende Düfte auf. Die Köchin, eine ältere Frau mit strengem Dutt, hörte sich Thelyrons Anliegen an und ließ ihn kurz warten, während sie in einem Nebenschrank verschwand. Nach wenigen Minuten legte sie ihm drei in saubere Tücher gewickelte Päckchen auf den breiten Holztresen.

    "Die Rationen..." sagte sie knapp und schob die kleine Ladung herüber. Dazu packte sie eine zusätzliche Tasche, die über und über mit Karotten gefüllt war. "Viel Erfolg da draußen!" fügte sie hinzu, während sie ihm die Sachen überreichte.

    Mit den drei Tagesrationen und dem Sack voller Karotten verließ er das Gebäude und machte sich auf den Weg zum Tempelvorplatz. Schon von Weitem konnte er den Bereich erkennen, in dem sich das Teleportationssiegel befand. Die Steinplatten rundherum waren vom ständigen Geklapper vorbeieilender Füße glattpoliert, doch eine klare Markierung des Portals war kaum auszumachen – genau das Thema, das Feuermagier Curt und Ventros tags zuvor diskutiert hatten.

    Thelyron trat näher und betrachtete das Siegel eine Weile. Diesen Tag würde er wohl nicht per Teleportation das Umland erreichen, sondern ganz konventionell zu Fuß, oder womöglich im Gefolge von Curt. Er wusste nicht, ob ein Ordenskrieger sie begleiten würde. Vielleicht war die bloße Präsenz eines Feuermagiers ausreichende Garantie für Sicherheit. Er zuckte mit den Schultern – woran es auch liegen mochte, ihm war es recht, so lange er seine Forschungen vorantreiben konnte.

    Mit einem prüfenden Blick machte er sich am Rucksack zu schaffen, stellte sicher, dass alle Gurte fest saßen und das Gewicht der Ausrüstung gleichmäßig verteilt war. Dann richtete er sich auf und wartete, den Blick auf die Morgensonne gerichtet, die sich langsam über den Dächern von Thorniara erhob. Noch war Feuermagier Curt nicht in Sicht, doch die Ruhe um diese Tageszeit tat gut. Thelyron ließ den Blick über den Platz schweifen, spürte die vorfreudige Ungewissheit eines neuen Auftrags und bereitete sich in Gedanken bereits auf alles vor, was im Umland auf ihn warten mochte.

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    Fighter Avatar von Saraliel
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    »Bei Innos’ wie soll ich nur wissen, was ich alles mitnehmen sollte?«, murmelte er noch einmal. Ja es war nicht das erste Mal und nein es würde auch nicht das letzte Mal sein. Verträumt träufelte er eine schwarze Substanz in eine seine Apparaturen und beobachtete volle Faszination wie die Flüssigkeit von oben nach unten erst grün und dann weiß wurde. So als würde Blut in Wasser tropfen und langsam nach unten durchfließen. Er nickte sich selbst zu. Das Experiment würde gelingen, so viel konnte er schon jetzt sagen. Das hieß natürlich, wenn er sich akribisch weiter an die Verfahrensordnung hielt. Aber wer mit klarem Verstand würde schon bestreiten, dass IHM das schwerfallen könnte? Er war eine hoch präzise Maschine in Menschenform. Nun zumindest dachte er manchmal so von sich. In Wirklichkeit war das alles natürlich deutlich komplexer. Emotionen, Gedanken und all so etwas gehörten natürlich auch noch zum Gesamtkonzept. Er kratzte sich verträumt an der Schläfe. Dann schaute er sich die vier Kisten an, die noch offen in dem Labor standen. Vielleicht etwas viel des Guten. Doch wer wusste schon, was ihn in Khorinis erwarten mochte?! Es könnte Monate, ja sogar Jahre dauern, bis er wieder hierher zurückkommen würde. Die Bücher brauchte er einfach. Nur Innos’ alleine wusste, ob es dort in dieser Hafenstadt irgendeine Form einer Einrichtung geben würde, die für ihn geeignet war. Für all die Zeit dort auf seine Forschungen zu verzichten kam für Saraliel nicht in Frage. Er hatte sehr viel Zeit gut in die Reisen mit seinem Vater investiert, aber jetzt war wirklich nicht wieder diese Zeit.

    »Erm Herr...?«, machte eine leise Stimme hinter ihm und der Zauberer taumelte wie unter einem Schlag nach hinten und musste sich einer Tischkante abstützen. Er seufzte und schnaubte als hätte er einen mehrtägigen Marsch hinter sich. »Sollen die erm alle mit?«, fragte eine weitere Stimme und erst fiel Saraliel wieder auf, dass er die beiden Novizen vor ihm gerufen hatte und sie schon eine ganze Weile lang da stehen mussten. Gute Manieren hatten sie jedenfalls, denn sie mussten schon sehr lange darauf warten seine Aufmerksamkeit zu erhalten. »Natürlich natürlich«, murmelte der Magier betont. »Auf auf!«. Der Hüne wandte sich kurz darauf wieder seinem Experiment zu. Nur noch ein einziges kleines Detail. Dann musste es wirklich losgehen….

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Wie ein Wasserschwall, unaufhörlich und unaufhaltsam machtvoll erscheinend strömte ihre Magie aus ihren Fingerspitzen in die feinen Stoffbahnen. Das elektrisierende Knistern ihrer arkanen Kräfte waberte durch jede einzelne Faser des Stoffs. Erfüllte ihn. Veränderte ihn. Auf einer Ebene zu fein für das menschliche Auge. Unsichtbar für all diejenigen, die nicht des Magiewirkens mächtig waren. Und für Felia so merkbar und so eindeutig.

    »Mh.«
    Mal wieder saß die alte Agnes nicht unweit von Felias Arbeitstisch entfernt. Behutsam hielt sie eine dampfende Tasse in der Hand, die älter zu sein schien als das uralte Schneiderweib selbst. Vorsichtig pustete sie und wagte einen Schluck, der kaum groß genug war, um ihre Lippen zu benetzen.
    »Hmmm.«, wiederholte sie mit aufeinander gepressten Lippen und stierte dabei aus ihren blinden Augen durch das Halbdunkel der kleinen Kammer.
    Aber die Feuermagierin würde sich nicht auf dieses Spielchen einlassen, das sie seit Tagen zu spielen - und bei Innos und seinen Brüdern auch zu genießen - schien. Nein.

    Sie schloss die Augen und legte eine glühende Hand auf den Stoff. Die Hitze schien von der in den Stoff eingearbeiteten Magie für eine Weile abgehalten zu werden. Wie eine unsichtbare Kraft, die mit gleicher Stärke ihre Hand zurück zu drücken schien, egal wie stark die glühende Hitze wirkte. Aber Felia spürte es, bevor sie es sah. Die Stelle direkt unter ihrer Handfläche begann sich zu verändern. Die gewirkte Magie in den Fasern verpuffte und mit ihr der Stoff, der völlig geräuschlos in einer dunkelgrauen Rauchsäule restlos verschwand.
    Sie hatte den langweiligsten aber saubersten Silvesterkracher der Welt erschaffen.

    »Mhmh.«, brummte Agnes kopfschüttelnd und sog für eine unerhört lange Zeit einen schier endlos wirkenden Schluck Tee durch ihre Zähne.

    »Na schön!«, fauchte Felia.
    »Was ist es diesmal? Zu viel Magie? Zu wenig? Weißt du, es würde mir wirklich helfen, wenn du endlich mal mehr tun würdest als ständig nur zu murren, zu brummen, zu kichern oder zu seufzen.« Mit giftigem Blick blitzte sie die unschuldig um herzlich unbeeindruckt dreinblickende alte Frau an.
    »Wenn du mir schon nicht verrätst, wieso du all das weißt, was du zu wissen vorgibst, du alte Ziege, dann erklär mir wenigstens, wie ich es besser machen kann.«
    Sie atmete tief durch.
    Es geziemte sich nicht für eine Magierin ihres Standes gegenüber einer so alten Frau so ausfallend zu werden. Sich räuspernd strich sie ihre Kleidung glatt.
    »Wenn es ihrer schweigenden Hoheit genehm ist, würde ich dann weiter arbeiten.«, schloss sie schließlich.

    Für einen Herzschlag lang hätte sie schwören können, ein bestätigendes »Mhm.« gehört zu haben. Aber das musste sie sich eingebildet haben.
    Hoffe sie.
    Für Agnes.

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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Bastion, Stallungen

    „Ho, Kumpel, nicht so übermütig!“ Jacques musste kurz lachen, als das Pferd mit dem hochtrabenden Namen ‚Rittmeister‘ ihn ungeniert nach Leckereien absuchte. Von denen er bedauerlicherweise keine dabei hatte, aber das wusste der Gaul natürlich nicht. Jacques war klar, dass er jetzt rasch handeln musste – solange Rittmeister damit befasst war, an ihm nach etwas Essbarem zu suchen, konnte er ihm mit etwas Geschick das Halfter wieder anlegen. Wenn das Pferd hingegen erst auf den Trichter kam, dass bei diesem Menschen nichts zu holen war, es aber auch nichts mehr daran hinderte, auf Wanderschaft zu gehen, würde es wahrscheinlich genau das tun. Und dann würden sie es erst wieder einfangen müssen – eine Arbeit, die sich Jacques gern ersparen wollte.
    „Rittmeister also?“, redete er auf das Pferd ein, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, „Das heißt, du bist hier der Boss? Tut mir leid, dass ich gerade keine Karotten dabeihabe. Beim nächsten Mal bringe ich welche mit, versprochen!“
    Als er sich schließlich halbwegs sicher war, dass Rittmeister ihn für interessant genug befand, um nicht bei der nächsten Gelegenheit die Biege zu machen, sammelte Jacques den Halfter auf und legte ihn dem Tier wieder an. Wie das Ausmisten der Ställe war auch das etwas, das er von seiner Arbeit auf dem elterlichen Hof her beherrschte. Aber die Zeit, da er das sichere Ufer des Bekannten verlassen und sich ins tiefe Wasser würde begeben müssen, würde sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Nachdem er Rittmeister wieder sicher angebunden hatte, begann Jacques mit dem Abbürsten des Tieres. Er hatte kurz überlegt, zuvor die Rüstung abzulegen, beschloss aber, damit noch zu warten, bis er tatsächlich in den Sattel steigen musste. Je eher er sich an das ungewohnte Tragegefühl des Panzers gewöhnte, um so besser. Aber trotzdem, irgendetwas … wollte da einfach nicht so recht sitzen!
    „Sag mal, soweit ich weiß, machst du doch die Rüstungen für die Miliz und die Garde, oder?“, wandte er sich an Calan, der gerade den Sitz des Sattels an seinem Pferd prüfte, „Kannst du dir meine vielleicht mal anschauen, bei Gelegenheit? Ich habe das Gefühl, die passt einfach nicht so richtig! Vielleicht lässt sich da etwas anpassen?“
    Bevor Calan antworten konnte, wurden sie jedoch schon wieder unterbrochen. Diesmal nicht von Redlef, sondern von einem Jacques unbekannten Gardisten: „Innos zum Gruße! Lord Hagen lässt anordnen, dass sich alle Gardisten und Ritter des Ordens umgehend auf dem Hof der Bastion einzufinden haben! Er hat eine wichtige Mitteilung zu machen.“ Der Mann reckte den Hals und sah sich um. „Wo ist dieser Redlef, der sich hier um sie Ställe kümmert? Der sollte auch kommen!“
    „Er holt gerade Sattelzeug“, informierte Jacques den Gardisten, „Er sollte gleich wieder da sein.“
    Sein Gegenüber nickte kurz. „Gut, gut. Dann sagt ihm Bescheid und macht euch auf die Socken.“
    Jacques warf Calan einen fragenden Blick zu, aber der zuckte nur mit den Schultern. Er wusste ebenso wenig, worum es gehen mochte. Aber was es auch war, der erste Ritt würde wohl noch ein wenig warten müssten.

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    Warrior Avatar von Die Paladine
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    Die Paladine ist offline
    Unbeweglich und mit vor der Brust verschränkten Armen stand Lord Hagen auf dem Balkon des Haupthauses der Bastion, von dem aus er den gesamten Hof überblicken konnte. Ein feuchtkalter, nach Salz riechender Wind wehte ihm vom Meer her entgegen. Der alte Paladin ließ sich nichts anmerken, aber insgeheim war er doch froh über den schweren, dunkelroten Umhang mit Pelzbesatz, den er als Zeichen seiner Würde zu diesem Anlass trug.
    Ruhig sah er zu, wie sich der Hof langsam mit Männern und auch einigen wenigen Frauen füllte. Die meisten von ihnen trugen Garderüstungen, weil sie gerade dabei gewesen waren, ihren Dienst zu versehen – Hagen hatte angeordnet, dass die entsprechenden Posten für kurze Zeit von der Miliz übernommen wurden –, aber einige, vor allem die Ritter, trugen ihre Alltagskleidung, die sie jedoch noch immer als Mitglieder des Ordens auszeichnete: Tuniken, Röcke und Umhänge in Weiß und Rot, verziert mit den stilisierten Flammenhänden Innos‘.

    Als der Zustrom an neuen Zuschauern abebbte und aller Augen gespannt auf ihn gerichtet waren, wandte sich Hagen stirnrunzelnd zu André, der hinter ihm stand: „Sind das wirklich alle? Der Hof ist ja kaum halb voll!“
    André nickte: „Ich fürchte, viel mehr werden es nicht. Wobei viele der Männer vom Festland auf den Schiffen geblieben sind.“
    „Schöne Scheiße“, grummelte Hagen, „Ich hoffe, der König ist bereit, weiteren Nachschub zu senden, sobald er von der wachsenden Bedrohung durch die Orks hier erfährt – sonst sehe ich die ganze Aktion schon in einem Desaster enden!“
    „Vertraue in Innos, Bruder.“
    „Das tue ich, alter Freund. Aber ein paar mehr Schwertarme haben auch noch nie geschadet.“
    André lächelte matt, sagte aber nichts weiter, und Hagen trat an die Brüstung, um seine Ansprache zu beginnen.

    „Brüder und Schwestern! Ich bin kein Mann vieler Worte, daher mache ich es kurz: Wir haben Anordnung von ihrer Majestät König Rhobar III. höchstselbst bekommen, die berühmte Mineninsel Khorinis, die seit den Orkkriegen sich selbst überlassen wurde, wieder für das Reich fest in Besitz zu nehmen! Die Berichte, die uns über Khorinis vorliegen, zeichnen ein desolates Bild: In der Stadt stehen mehr Häuser leer als noch bewohnt sind, die Stadtverwaltung ist schwach und korrupt, das Umland verseucht von Monstern und Banditen und im Minental, der Lagerstätte des magischen Erzes, soll es sogar wieder Orks geben. Es ist an uns, dem heiligen Orden Innos‘, dieser vernachlässigten und verwilderten Provinz wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Wir haben dafür Verstärkung vom Festland erhalten, aber angesichts einer neuen Bedrohung, die hier auf Argaan zu wachsen beginnt, können wir nicht alle Kräfte nach Khorinis schicken: Die Orks versammeln sich in den Ruinen von Setarrif. Noch sind sie zu wenige, um der Stadt gefährlich zu werden, aber wir werden die Baronie vor Überfällen sichern müssen. Ich weiß, dass viele von euch Familie haben hier in Thorniara, und will daher möglichst niemanden dazu zwingen, nach Khorinis zu gehen, der dann nur des nachts wachliegen würde aus Angst davor, was in seiner Abwesenheit mit seinen Lieben daheim geschehen könnte. Doch die Sicherung von Khorinis ist wichtig für das gesamte Reich! Daher bitte ich jeden von euch, den nichts Wichtiges in Thorniara hält, sich freiwillig der Expedition nach Khorinis anzuschließen. Ich will euch nichts vormachen: Es wird kein Spaziergang, die Stadt und die Provinz nach so vielen Jahren der Vernachlässigung wieder sicher zu machen. Aber jeder von euch hat einen Eid abgelegt, dem Königreich und dem Orden zu dienen, und ich fordere euch nun auf, eurem Eid Taten folgen zu lassen!“ Hagen legte eine kurze Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er fortfuhr: „Wer bereit ist, sich mir auf dieser Expedition anzuschließen, möge sich bei Sir Oric melden. In drei Tagen werden wir ablegen. Das wäre alles. Für Innos!“

    Tak

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    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Marktplatz

    „Bürger von Thorniara, so hört denn die neuesten Nachrichten!“
    Hermans volle, wohlklingende Stimme hallte über den Marktplatz, und es dauerte nicht lange, bis sich eine Traube von Menschen um sein Podest versammelt hatte. Wie immer trug er seine in den goldgelben Farben des Reiches gehaltene Tunika und den kurzen roten Umhang, die ihn als Diener des Reiches auszeichneten. Seine Aufgabe schien für viele simpel zu sein, aber Herman wusste, dass sie wichtig war – wie die letzten Tage wieder eindrücklich unter Beweis gestellt hatten, als die Ankunft der königlichen Schiffe im Hafen für allerlei Gerüchte und zum Teil auch handfesten Ärger gesorgt hatte. Preiserhöhungen und der daraus resultierende Unmut der Bürger hatten der Wache in den letzten Tagen reichlich Arbeit verschafft. Doch er, Herman der Ausrufer, würde all den Gerüchten hier und jetzt ein Ende setzen.
    Als sich eine zufriedenstellende Menge an Menschen um ihn versammelte hatte, nickte Herman einigen von ihnen zu, als würde er sie kennen, bevor er schließlich begann: „Jeder von euch hat die Schiffe im Hafen gesehen, allen voran die stolze Victoria, das Flaggschiff der Flotte Myrtanas, die unbestrittene Herrin der Meere! Doch ihr fragt euch, was das zu bedeuten hat? Ich weiß, viele von euch haben Angst und fürchten einen neuen Krieg! Vielleicht gar hier auf Argaan? Viele Händler haben die Preise ihrer Waren erhöht, auf der Grundlage von nichts als Gerüchten!“
    Herman lächelte zufrieden, als ihm Rufe empörter Zustimmung entgegenhallten. Es war dieser Teil seiner Arbeit, den er immer besonders genoss: Den Dialog mit seinen Zuhörern. Er war stolz darauf, dass er seine Botschaften niemals von einem Pergament herunterleierte, wie es viele seiner Kollegen in anderen Städten taten, sondern stets frei improvisierte. Beinahe wie ein Barde, der seine Zuhörerschaft mit Geschichten fesselte, nur dass seine Geschichten eben nicht irgendwelcher ersponnener Unsinn waren.
    Schließlich hob er beschwichtigend die Arme und die Rufe ebbten ab: „Ich kann euch beruhigen, es ist nichts dergleichen! Ganz im Gegenteil! Der König hat beschlossen, dass es an der Zeit sei, das lange vernachlässigte Khorinis wieder zu altem Glanz zu führen, und unsere Stadt wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Der heilige Orden Innos‘ wird seine Streiter entsenden, um den armen Bürgern von Khorinis zu Hilfe zu kommen, die Ordnung auf dem Eiland wiederherzustellen und den Handel wie in alten Tagen erblühen zu lassen. Für uns, Brüder und Schwestern, sind das gute Neuigkeiten! Thorniara wird zur Drehscheibe des Handels zwischen Khorinis und dem Festland werden, und die königliche Flotte wird von unserer Stadt aus die Seewege sichern! Es besteht also kein Grund, Angst zu haben! Im Gegenteil, es ist eine neue Chance nicht nur für Khorinis, sondern auch für unser geliebtes Thorniara! Aber …“ Herman hob mahnend einen Finger und blickte in die Runde. Gespannte Gesichter sahen ihm entgegen, und er nickte bedeutungsschwer: „Khorinis ist in einem beklagenswerten Zustand, und es wird vieler Hände Arbeit benötigen, die Stadt wieder zu dem zu machen, was sie einst war. Das Ordenskapitel fordert daher jeden, dem es möglich ist, auf, sich an dieser Arbeit zu beteiligen! Viele Häuser in Khorinis stehen leer, viele Werkstätten sind verwaist, viele Höfe liegen brach. Es wird bald Arbeiter, Handwerker und Soldaten brauchen! Wer fähig und willens ist, dem wird sich bald in Khorinis eine Chance eröffnen, wie sie sich nur einmal in Leben bietet!“ Nach einer kurzen Kunstpause fuhr er fort: „Lord Hagen höchstpersönlich wird die Expedition nach Khorinis leiten, die in wenigen Tagen aufbrechen wird. Sobald die Stadt unter sicherer Kontrolle unserer ehrenwerten Ritter und Gardisten ist, wird der Wiederaufbau beginnen. Zögert nicht, Brüder und Schwestern, sondern ergreift diese Chance! Helft mit, Khorinis zu altem Glanz zu führen – für Innos, für das Reich, und natürlich: Auch für euch selbst!“ Theatralisch reckte Herman die Faust in den Himmel. Unter seinem Publikum setzte sofort lautes Geplapper ein. Wenn das keine Neuigkeiten waren!
    Herman lächelte zufrieden, als er vom Podest stieg und den Weg zur Marktschänke einschlug. Wieder ein gelungener Auftritt, da hatte er sich ein gutes Paladiner wahrlich verdient!

    Tak

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    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Schweigend und stirnrunzelnd stand Calan inmitten der Menge im Innenhof der Bastion, Redlef und Jacques standen neben ihm und hörten ebenfalls dem Paladin auf dem Balkon zu, der das Vorhaben der Krone erläuterte. Eine Expedition zur Insel Khorinis. Einst kam aus den Minen dieser Insel das magische Erz, eine kraftvolle Substanz, aus der unvergleichliche Waffen und Rüstungen geschmiedet wurden. Heute waren die Minen verlassen, die Insel verwahrlost. Überrannt von Gesindel, das früher in der Kolonie darbte und heute die Straßen und Häuser der Stadt und Insel Khorinis unsicher machten. So zumindest ging das Wort um. Der Varanter selbst war nie dort gewesen, hatte nur davon gehört.
    Er verschränkte die Arme, als Lord Hagen seine Ansprache geendet hatte. Er konnte sich vorstellen, warum dieser Aufruf kam. Die Gefahr durch Orks war nie verschwunden, doch sie schien zu wachsen, erst verborgen in ihren Landen tief im Norden und im Wald der Insel. Doch seit geraumer Zeit wagten sie sich wieder hervor, wurden mutiger in ihren Vorstößen. Und bei Innos, diese Kreaturen Beliars mussten zurückgetrieben werden!

    Er blickte und Jacques und Redlef, deren Blicke noch kurz auf dem Balkon verharrten, ehe sie sich ebenfalls wieder senkten.
    „Ein ehrvolles Unterfangen.“ begann der Varanter und sah zumindest in Jacques’ Gesicht Anzeichen der Zustimmung. „Und schon lange überfällig, wenn ihr mich fragt. Es ist höchste Zeit, diese aufrührerische Provinz wieder zu befrieden und die Minen wieder zu betreiben. Das haben wir viel zu lange schleifen lassen!“
    Kurz hielt er inne. Es war nicht an ihm, die Entscheidungen der Krone zu kritisieren. Viel wichtiger war doch, dass die Dinge nun ihren Anfang fanden.
    „Ich für meinen Teil werde mich bei Lord Oric melden. Und ich beschwöre euch, es mir gleich zu tun. Für die Krone und für Innos wird Khorinis wieder unser sein!“
    Er setzte sich in Bewegung und sah, dass Jacques ihm nach kurzem Zögern folgte. Ob auch Redlef ihnen hinterherhumpelte sah er aus dem Augenwinkel nicht.
    „Und was war das mit eurer Rüstung? Auf eine solche Expedition lass ich dich nicht mit zweitklassiger Ausrüstung gehen!“

  15. Beiträge anzeigen #115 Zitieren
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline
    „Du hast recht, das klingt nach einem, äh, ehrenhaften Vorhaben“, stimmte Jacques Calan zu. Er kannte natürlich die Geschichten über Khorinis, das Erz und die magische Kuppel, in die einst die Gefangenen des Reiches hineingeworfen worden waren, um in den Minen zu schuften. Angeblich sollte sogar König Rhobar III. einst einer dieser Gefangenen gewesen sein, und in seinem Bestreben, die Freiheit wiederzuerlangen, sollte er einen Erzdämon bezwungen haben! Das musste man sich einmal vorstellen! Brauchte es noch irgendeinen Beweis dafür, dass Myrtana und sein König von Innos selbst gesegnet waren?
    „Ich habe nichts, was mich an Thorniara bindet, also ja, ich werde mich ebenfalls der Expedition anschließen“, fuhr Jacques kurzentschlossen fort, „Dort kann ich sicherlich mehr Gutes tun, als wenn ich mir hier in Thorniara auf Patrouille oder Wachdienst einen Wolf laufe. Also, nicht dass die Sicherheit der Stadt und der Baronie nicht wichtig wären! Aber die Miliz und die Stadtwache bestehen aus tüchtigen Männern, die werden das schon schaukeln.“ Jedenfalls werde ich in Khorinis sicherlich mehr Gelegenheiten finden, mich zu beweisen, fügte er in Gedanken hinzu, ohne es auszusprechen. Irgendwie war ihm diese, zugegebenermaßen egoistische, Motivation ein wenig peinlich, aber er konnte sie nicht verleugnen. Er wollte sich beweisen, nicht zuletzt Kommandant Ulrich gegenüber!
    „Was meine Rüstung betrifft … der Panzer sitzt gut, aber die Leder- und Stoffpartien sind irgendwie zu eng, habe ich das Gefühl. Vor allem um die Schultern herum. Wenn du das noch ein wenig anpassen könntest, wäre ich dir sehr dankbar! Aber jetzt sollten wir die Pferde mal nicht zu lange warten lassen. Redlef, was ist mit dir? Wirst du uns nach Khorinis begleiten?“

  16. Beiträge anzeigen #116 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Ein blaues Leuchten kündigte Curts Ankunft am Teleportationssiegel an. Nicht so, wie er es sich gewünscht hätte - mit erfolgreicher Teleportation und allem, was dazugehörte, aber immerhin hatte er die magischen Ströme schon so weit unter Kontrolle, dass sich sowohl um ihn herum als auch am Zielpunkt das magische Leuchten andeutete, ganz als ob die Verbindung bestünde und nur noch ein Materiestrom erfolgen musste. Leider bestand diese Materie aus einem fünfundachtzig Kilo schweren Magier, der sich nur ungern auf magische Weise zerlegen wollte, ohne wirklich ganz sicher zu sein, die andere Seite in einem Stück zu erreichen. Er wusste auch, was das wesentliche Problem war: er war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache!
    Gestern Abend hatte sich Curt noch zu einem Spaziergang am Hafen hinreißen lassen. Er war schon lange nicht mehr dort unten gewesen und hatte den ganzen Schmutz und den Gestank nach totem Fisch ganz sicher nicht vermisst. Doch das rege Treiben wollte untersucht werden und er ließ sich sogar soweit hinab, einige der Hafenarbeiter anzusprechen, die reichlich beschäftigt mit dem Verladen von Fässern und Kisten waren. Leider waren die Seebären nicht gerade redselig, nicht einmal einem Magier des Tempels gegenüber. Natürlich lag das auch daran, dass er immer noch mit seinem Wintermantel und nicht mit seiner Robe unterwegs war und diese weltfremden Narren von seinem Rang und Namen erst einmal überzeugen musste. Doch selbst das half nur bedingt. Alles, was er in Erfahrung bringen konnte, war, dass das Kirchenoberhaupt höchstselbst an Bord des Schiffes war und sie schon bald wieder ausschiffen würden. Also schätzte Curt, dass es sich um einen gewöhnlichen Transport ihrer Eminenz Françoise handelte, so pompös und gleichzeitig diskret wie er es an ihrer Stelle ebenfalls handhaben würde.
    Seine Freude über ihre Rückkehr nach Thorniara war groß, immerhin bedeutete das auch, dass Felia sicherlich hierbleiben würde. Am liebsten wäre Curt direkt zu ihr gegangen, doch zu dem Zeitpunkt war es bereits spät und er konnte sie ja auch nach seinem kleinen Ausflug zu Bauer Hektor besuchen. Jetzt blieb ihnen wieder alle Zeit der Welt. Doch seine Gedanken waren auch am nächsten Morgen so durcheinander, dass ihm der Fokus zur Teleportation fehlte. Sei es drum.

    „Und, habe ich es nicht gesagt? Blaues Licht.“ Curt wandte sich an den ihm zugewiesenen Novizen Rüdiger, den er zuvor mit dem gleichnamigen Esel an der kleinen Stallung abgeholt hatte. „Und weißt du, was es macht?“
    „Es leuchtet blau?“, erwiderte der junge Mann trocken, der noch vor Kurzem den gleichen Rang wie Curt innehatte. Dass es nicht mehr so war, konnte Curt ihm nicht oft genug deutlich machen.
    „Trivial, Novize. Es symbolisiert einen beginnenden Teleport!“
    „Wenn Ihr es schon wisst, warum fragt Ihr mich, Meister?“
    „Der Lehrer in mir kommt nur zu gern durch, auch wenn die Schüler noch so ungelehrig sind …“
    Bei diesen Worten erblickte Curt seine andere Begleitung, Thelyron. Er schien bereits auf sie zu warten, pünktlich und mit allen Vorräten ausgerüstet.
    „Innos zum Gruße. Nun, es sieht aus, als wären wir vollzählig. Dann verstaut mal das Gepäck auf euren Rücken oder dem des Esels, es ist mir gleich und dann nichts wie los.“

    Sie taten wie ihnen geheißen und schon eine Viertelstunde später verließ die kleine Gruppe Thorniara durch das Osttor. Es war ein kalter, aber zumindest trockener Tag und Curt war guter Dinge, dass sie die Angelegenheit schnell abschließen konnten.
    „Thelyron“, begann der Magier und richtete seine Aufmerksamkeit auf den jungen Mann. „Erzähl mir ein wenig über dich. Woher du kommst und wie du zu Innos gefunden hast, wäre ein Anfang. Aber noch brennender würde mich interessieren, was du für Ambitionen hast.“

    Dass fast zur gleichen Zeit innerhalb der Stadt über die wahren Beweggründe der Ankunft des königlichen Schiffs öffentlich berichtet wurde, verpasste die Reisegruppe um Curt nur ganz knapp …

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    »Etwas ‚Ruhm und Ehre‘ hätte der Rede gut getan«, brummte der Ordensbruder, nachdem die letzten Worte Lord Hagens über dem Platz verklungen waren. Ein Murmeln und Raunen machte sich unter den anwesenden Männern breit. Auch Calan und Jacques ließen sich von der Ansprache beeinflussen. Sie schienen gute Männer zu sein und daher bekundeten sie sofort ihre Zustimmung, während Redlef nur den Kopf schütteln konnte: drei Tage um alle Angelegenheiten zu klären? Auch ohne Familie in der Stadt war das kaum ausreichend Zeit! Was sollte dieser hektische Aktionismus?
    Für eine aufgegebene Sträflingskolonie? War der König nicht selbst von dort? Ein ehemaliger Sträfling? Der Auserwählte Innos‘ mochte er sein. Schön und gut… Innos Wege sind unergründlich, doch bei einem war sich Redlef sicher: Sträflinge waren in der Regel nicht sehr helle, in Ausnahmefällen einfach nur dummdreist. Eigenschaften die man auch einigen Herrschern nachsagte, daher nichts Ungewöhnliches. Umsomehr aber sollten die Berater einen solchen Herrschers mit wachem Geist und gutem Gespür gesegnet sein.
    Besonders Lord Hagen hatte Redlef bisher immer als einen solchen wahrgenommen. Wieso also konnten sie so leichtfertig den nostalgischen Gelüsten eines Königs nachgeben? Sehnte er sich nach seiner alten Bude?
    Redlef knirschte mit den Zähnen. Wäre dieses khorinische Tal tatsächlich von eine solchen Bedeutung wie man sie hier glauben machen wollte, dann wäre sie doch nie verlassen oder vernachlässigt worden?! Statt diese Insel zuerst unter die Kontrolle zu bringen und ihre Probleme zu lösen, wurden die sowieso schon unterbesetzten Truppen weiter ausgedünnt.
    Drei Tage…
    Redlef kratzte sich am ungepflegten Bart und sah den forteilenden Männern nach. Mit ihren gesunden, geraden Beinen konnte er nicht mithalten. Dennoch folgten er ihren, da er etwas zu klaren hatte.
    »Hmpf«‚ antwortete er auf Jaques‘ Frage. »Ihr …«, korrigierte er den jungen Gardisten unbewusst. Bis heute tat er sich schwer damit seine Kommandantenallüren gegenüber besonder jüngeren Ordensmitgiedern abzulegen. Waren sie doch eigentlich durch den Glauben verbundene Brüder. »…und kommt darauf an. Ich mache eine ganz passable Kohlsuppe! Vielleicht brauchen Sie noch einen Koch? In der Wache bin ich wohl kam noch zu gebrauchen«, setzte er mit einem leisen zynischen Unterton fort, während er mit Jaques und Calan auf eine erwartet kleine Gruppe Männer zu humpelte, die sich um Sir Oric gesammelt hatte.
    Hagen hatte heute eher keinen guten Tag gehabt und so, vermutete Redlef, mussten seine Worte wohl noch einige Tage gähren, ehe sich weiter Männer melden würden.
    »Sir Oric«, sprach Redlef den Ritter an, als er einen Moment Luft hatte, da sich die Gruppe um ihn langsam zerstreute. »Verzeiht, ich bin Bruder Redlef aus den Ställen und frage mich, ob die Expedition auch die Reiterei anfordern wird. Sicherlich ist dies für Patroullien außerhalb der Stadt und zur Verstärkung der Truppen eine sinnvolle Überlegung.« Der Stallmeister war alt und hatte eine kranke Frau, der andere Stallbursche war zwar jung und ungebunden doch absolut unerfahren. Er würde lahme Pferde ins Feld schicken, bis sie schlachtreif waren…
    Red zögerte einen Moment. »Es wäre eine Ehre, an der Mission teilnehmen zu dürfen und auch weiter ambitionierte Gardisten für die Reiterei ausbilden zu können, doch für die Vorbereitung der verfügbaren Pferde in Thorniara reichen drei Tage zur Vorbereitung auf die Verlegung kaum aus… Sir.«
    Redlef warf einen kurzen Blick zu Jaques und Calan. »Solltet ihr es dennoch in Betracht ziehen – und dazu rate ich sehr – benötigt der Stall zuwiewiesene Hilfe. Männer die sich tatkräftig um die Tiere und vor allem auch deren Verpflegung und Ausrüstung kümmern konnen. Ihr wisst es sicherlich nur zu gut: Dies wird Kräfte binden. Können solche entbehrt werden?«

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    Ranger Avatar von Die Ordenskrieger
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    Die Ordenskrieger ist offline
    „Bruder Redlef aus den Ställen, ja …“ Ein flüchtiges, undefinierbares Lächeln bar jeder Freundlichkeit huschte über die Lippen des Paladins, als Redlef bei ihm vorstellig wurde. Wollte der Kerl ihn vielleicht verarschen, indem er so tat, als wüsste er nicht, wer er war? Was sollte das werden? Irgendein hinterlistiger Versuch, ihm heimzuzahlen, dass er den verdammten Rotschopf einst seines Postens als Kommandant der Stadtwache enthoben hatte? Oder eine alberne Zurschaustellung von Demut?

    Redlefs Bitte, sich der Khorinis-Mission anschließen zu dürfen, überraschte Oric. Er strich sich nachdenklich mit der Hand durch seinen dichten schwarzen Bart und musterte sein Gegenüber kühl. Redlef war ein Stück größer als er, aber Oric war kein Mann, der sich von so etwas beeindrucken oder gar einschüchtern ließ. Schon gar nicht, wenn sein Gegenüber ein Krüppel war. Und inkompetent noch dazu. Zumindest als Befehlshaber – als Stallbursche mochte er ja vielleicht sogar etwas taugen …

    Oric hatte den einstigen Kommandanten der Wache im Auge behalten, seit dieser – durch welche absurden bürokratischen Winkelzüge auch immer – aus dem Kerker entlassen worden war. Er hatte damit gerechnet, dass Redlef es darauf anlegen würde, ihm Probleme zu bereiten. Dass er sich stattdessen in den Ställen scheinbar ein neues Betätigungsfeld gesucht hatte, nahm Oric keineswegs zum Anlass, weniger misstrauisch zu sein. Wer auf Rache sann, der würde schließlich als allererstes versuchen, seine Opfer in Sicherheit zu wiegen.

    Und genau deswegen kam Oric auch Redlefs jetzige Bitte fast zu gelegen vor. Eigentlich müsste es ihm ja sehr recht sein, Redlef möglichst weit weg zu wissen. Aber – was, wenn das irgendwie Redlefs eigenen Plänen in die Hände spielte?
    Das Problem war, es gab keinen ersichtlichen Grund, ihm die Bitte zu verweigern. Sie brauchten Männer in Khorinis, und tatsächlich, da hatte der Rotschopf recht, brauchten sie auch Pferde in Khorinis, sowie jemanden, der sich um die Gäule kümmerte und die Reitausbildung neuer Rekruten übernehmen konnte – beides Aufgaben, für die Redlef, dessen Familie, wie Oric wusste, ein nicht ganz unbedeutendes Gestüt gehörte, durchaus geeignet war.

    Vielleicht ist es das?, überlegte der Obrist stirnrunzelnd, Hier in Thorniara haben wir immerhin schon einen Stallmeister, hier ist Redlef ein Niemand und bleibt ein Niemand. Auf Khorinis hingegen … Wollte Redlef auf diese Art wieder in der Hierarchie des Ordens aufsteigen? Das schien nicht abwegig zu sein. Und es gab nichts, was Oric dagegen tun konnte. Er musste die Kröte wohl oder übel schlucken.
    „Es freut mich, dass Ihr Euch der Expedition anschließen wollt!“ Orics Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Und es wäre in der Tat wünschenswert, wenn uns in Khorinis berittene Truppen zur Verfügung stünden.“
    Bei all seiner Antipathie gegen Redlef musste er auch an den Erfolg der Mission denken. Immerhin hing möglicherweise das Schicksal des ganzen Reiches davon ab. Sie brauchten Reiter in Khorinis, aber noch unmittelbarer brauchten sie Reiter in Thorniara – die Baronie musste gesichert werden.

    „Also, folgendes“, wandte er sich nach einer kurzen Pause, um nachzudenken, wieder an Redlef. Diesmal war sein Tonfall ernst und sachlich: „Ich kann die wenigen Berittenen, die uns hier zur Verfügung stehen, nicht entbehren. Wir müssen in der Lage sein, schnell zu reagieren, falls die Orks beschließen sollten, von Setarrif aus Überfälle auf die Baronie zu unternehmen. Aber Pferde und Reiter, die sich in Ausbildung befinden, könntet Ihr nach Khorinis mitnehmen. So wie ihn da.“ Er deutete mit einem kurzen Kopfnicken auf Jacques, der hinter Redlef stand. „Wenn Ihr es schafft, in den kommenden Monaten eine anständige berittene Einheit für Khorinis auf die Beine zu stellen, wäre das … ein großer Dienst an Orden und Reich. Besprecht mit dem Stallmeister, welche Tiere in Frage kommen, und lasst sie auf die Schiffe bringen.“

    Orics Lächeln wurde ein wenig wärmer, jedoch hauptsächlich aus Selbstzufriedenheit. Ja, auf diese Art war er Redlef los – so oder so. Falls er es tatsächlich schaffen sollte, auf Khorinis eine schlagkräftige Reiterei auszubilden, dann wäre es nicht nur für die Mission von Vorteil, sondern würde Redlef selbst über längere Zeit, vielleicht sogar für immer, an Khorinis binden. Wenn er hingegen versagte, dann würde Oric persönlich dafür sorgen, dass Redlefs inkompetenter Arsch ein für allemal auf sein nach Mist stinkendes Familiengut zurückgeschleift wurde. Wie auch immer es sich also entwickeln mochte – Oric konnte nur gewinnen!
    „Viel Erfolg, Bruder!“ Kumpelhaft schlug er Redlef auf die Schulter, aber die Kraft, die er hineinlegte, verwandelte die scheinbar freundschaftliche Geste in eine subtile Drohung…

    Tak
    Geändert von Die Ordenskrieger (02.02.2025 um 03:18 Uhr)

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    »Françoise hat das gemacht?«, fragte Saraliel ehrfürchtig als er mit der Hand über die Brust seines Bruders fuhr. »So wie ich es gesagt habe ja«, antwortete der Weißhaarige entschieden. Beide Brüder machten einen nachdenklichen Gesichtsausdruck der ihre Verwandtschaft deutlich herausstellte. »Ungewöhnlich«, meinte der hohe Magier und Dracos Gesicht wandelte sich zu Verblüffung. »Eine neue Frisur ist ungewöhnlich«, meinte der Assassine dazu. »Das ist ja wohl etwas gänzlich anderes!«. »Kann man auch so ausdrücken ja«, meinte der Hünenhafte dazu. Das Schiff schwappte sanft hin und her, da sich eine Menge Leute darauf befanden und allerlei Dinge taten, die man so tat, wenn man bald in See stechen wollte. Beide Brüder waren allerdings keine Seemänner und so nahmen sie einfach die Analogie hin, dass ihre Gedanken wie die hier tätigen Männer und Frauen waren die sich hin und her bewegten und allerlei Dinge taten, sie sich Ihnen nicht unmittelbar erschließen würden.

    »Wie fühlt es sich an?«, fragte Saraliel nach einer Weile. »Jetzt geordnet. Ich kann darauf zugreifen ohne, dass es mich innerlich zerreißt. Eine Tatsache, die vor nicht allzu langer Zeit nicht selbstverständlich gewesen wäre«. Er spürte es noch immer. Die Magie die im Inneren pulsierte. Wahrscheinlich würde er es auch für immer spüren. »Es fühlt sich anders an als alles, was ich bisher kannte. Es ist.. faszinierend«. Wieder spürte der Magier in seinen Bruder hinein und dieser lies es geschehen. Das was Draco und Françoise geschaffen hatten war so faszinierend für Beide, dass sie einige Zeit einfach nur da saßen und in sich hinein spürten. Beide schlossen die Augen und meditierten und Beide erforschten die fremde Magie. Für Draco war es ein Weg zu sich selbst und für Saraliel ein Weg in fremde Welten. Ein guter Zeitvertreib, bis es wirklich losging.

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    Abenteurer Avatar von Heric
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    In den Tiefen des Hafenviertels

    „Bei den Geistern meiner Ahnen“, fluchte die rauchige Stimme hinter der Tür, die ganz offensichtlich eine Vorgeschichte als Bauteil eines – jetzt wohl nicht mehr – seetüchtigen Schiffes gehabt haben musste. Der junge Mann, der geklopft hatte und mit dem besten Lächeln eines Schwiegermutterlieblings dastand, überlegte kurz, ob die Idee, dem Tipp nachzugehen, hier nach Unterkunft zu fragen, so sinnvoll gewesen sei … als sich die Tür öffnete.
    Im Türrahmen der zweistöckigen Hütte, die zwischen zwei Lagerhäusern am Ende einer Gasse des Hafenviertels lag, stand eine hochgewachsene, ja hünenhafte Frau mit dem dunklen Teint der Einwohner von Torgaan. Ein Gesicht, gezeichnet von rituellen Narben, mit gerader Nase, haselnussbraunen Augen und einer Schönheit, die zwar von fortgeschrittenem Alter sprach, aber ihr nichts anhaben konnte. Einen kurzen Augenblick stellte sich der junge Mann die Frau in jungen Jahren vor, beließ es aber dabei, als er merkte, dass er starrte.
    Die ältere Frau hatte das natürlich bemerkt und lächelte so wölfisch, dass der Jüngling einen Schritt zurückwich. „Pass auf, hübscher Junge, dass dir nicht die Glotzer aus dem Kopf fallen“, gurrte sie mit angenehm rauchiger Stimme. Sie zeigte weiße Zähne und grinste immer noch so hungrig, dass Heric schien, als wären sie gefeilt und würden nur darauf warten, sich in ihn zu bohren.
    Über Torgaaner hört man ja so einiges …
    „Seid … äh … seid Ihr Mama Fujeeda?“, fragte der Junge aus Schwarzwasser und räusperte sich. Wurde er rot? Warum wurde er rot?
    „Da kannst du Gift drauf nehmen, mein Liebling“, antwortete sie, „Und du bist? Auf jeden Fall ein Gast ohne Manieren. Kommst zu dieser späten Stunde an meine Tür … ohne Geschenk. Also hast du etwas anderes im Sinn als … mhh … ja …“
    Erneut dieses Lächeln. Heric schluckte.
    „Ich … äh …“, begann er haspelnd und war damit der leibhaftige Ausbund größter Eloquenz, ein so gelehriger Schüler, dass Meister Kiyan – wo immer er gerade stecken möge – Tränen der Freude ins Auge getreten wären. „Also … ich suche für meine Gefährten und mich eine Unterkunft. Bis zu unserer Passage nach Gorthar.“
    Die Frau warf ihr dunkles, von grauen Strähnen durchzogenes Haar zurück und lachte schallend. „Gorthar? Mein Kleiner, darfst du ohne deine Eltern überhaupt ins Hafenviertel? Was will ein Bürschchen wie du im Herzogtum?“ Ihr Blick wurde einen Moment bohrend, ja lauernd. „Noch dazu in dem Herzogtum, das mit dem Großreich nicht unbedingt … gut dasteht.“
    Heric betete inständig, dass nicht noch Schamesröte auf seinen Zügen lag, als er kurz angebunden antwortete: „Rache.“
    Im Blick von Mama Fujeeda lag Verstehen. Sie nickte, lächelte dann sogar relativ warmherzig. „Nun, das ist ein Antrieb, den ich, den mein Volk versteht. Rache. Blutfehden. Stämme ausgemerzt aus Rache. Heilige Stätten entweiht aus Rache. Menschen vertrieben, verbannt, versklavt … aus Rache.“ Sie seufzte. „Wer sind deine Gefährten, Junge?“
    Heric musterte sie kurz, ehe er antwortete. „Ein Nordmann. So wie jeder Nordmann, ein wenig verrückt, sehr stark … aber … wohl am Ende einer von den Guten.“
    Oder er war’s zumindest …
    „Die Andere“, fuhr er fort, „ist eine Varanterin. Diebin.“
    Die Mama lachte erneut. „Schlau, Bürschchen, schlau. Muskeln und Geschick. Und du, lass mich raten, bist das Gehirn? Der planende Verstand?“
    Die Silberzunge warf sich einen Moment spielerisch in die Brust, lächelte gewinnend. „Ist das nicht offensichtlich, meine Teuerste?“
    Erneut lachte die Torgaanerin. „Ach, mein Kleiner, du hast was. Du darfst mich gerne mal besuchen, wenn du ein paar Jahre älter bist, das garantiere ich dir.“ Dann trat sie zur Seite, bat ihn mit einer Geste herein. Sie zeigte ihm das ‚Gasthaus‘, wenngleich es eher ein ganz normales Wohnhaus war. Es gab eine offene Küche, darin einen großen Tisch, an dem gegessen wurde. Einen Aufenthaltsraum, der Sitzmöglichkeiten bot. Die obere Etage beinhaltete drei Zimmer mit je zwei Betten auf sehr engem Raum.
    „Wenn ihr es euch leisten könnt, kriegt ihr Zimmer.“ Sie hob die Schultern. „Wenn nicht, schlaft ihr unten im großen Raum.“
    „Zwei Zimmer“, der junge Mann löste seinen Geldbeutel, klaubte zwölf Münzen hervor. „Eins für die Männer, eins für die Dame.“
    „Ein richtiger Edelmann“, säuselte Fujeeda, „dass du die junge Diebin alleine schlafen lässt.“
    Heric schüttelte nur den Kopf. „Wie sieht’s mit Essen aus?“
    „Wenn einer von euch kochen kann und Vorräte besorgt …“
    „Aber … Ihr habt eine Küche.“
    Die Mama grinste. „Wer sagt, dass ich sie benutze?“
    Zwölf Münzen für die Übernachtung, nochmal eine ähnlich hohe Summe für etwas, das man kochen konnte. Ernsthaft fragte sich die Silberzunge, ob vier Nächte in der Gosse auf der Rückseite der Hafenkneipe, da wo der Kamin lag, nicht auch ausreichen würden. Dadurch würden aber die Chancen steigen, dass sie mit einer ordentlichen Lungenentzündung in Gorthar landen und für Salvaro Barenzia in etwa so gefährlich sein würden wie ein kleines Kätzchen für einen Schattenläufer.
    Seufzend drückte er Fujeeda die Münzen in die Hand. Diese ließ alle außer einer in ihrer Tasche verschwinden. Auf der Münze biss sie allen Ernstes herum! Als würde Heric so dämlich sein und Falschgeld nutzen!
    „Sieht sauber aus“, stellte die Mama fest, packte die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und klopfte dem jungen Mann mit dem Rand auf die Brust.
    „Meine Regeln im Haus sind einfach: Behaltet eure Scherereien draußen. Behaltet eure Probleme draußen, egal welcher Natur. In meiner Bleibe wird nicht geprügelt, es wird kein Sumpfkraut geraucht, ganz sicher nicht nach dem Debakel vor ein paar Jahren mit dem roten Kraut! Damenbesuch … professioneller Natur bleibt ebenfalls draußen. Ach, mein Süßer, dich verdächtige ich nicht. Aber den Nordmann! Und deiner Diebin schreib hinter die Ohren, dass sie keine langen Finger macht, sonst hacke ich sie ab. Hier gilt das Gesetz der Straße, der Unterwelt. Und mein Verständnis von Gerechtigkeit, das blutiger Stammeskultur entstammt. Verstanden?“
    Heric war allen Ernstes ein wenig blass geworden, nickte aber. Die Miene der Mama Fujeeda hellte sich auf und plötzlich wirkte sie dreißig Jahre jünger.
    „Wunderbar, junger Herr …“
    „Heric.“
    „Heric, sehr schön. So lange du und, äh …“
    „Ragnar und Qarrah“
    „Oha, also, solange ihr in meinem Haus schlaft, steht ihr unter meinem Schutz. Hol deine Gefährten, ich bereite soweit alles vor. Na los, hol die beiden aus dem Loch, in dem ihr bis jetzt genächtigt habt, hopp hopp!“

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