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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Mit zusammengepressten Lippen hatte Redlef dem Paladin aufmerksam zugehört. Er hatte sich während der langen Zeit im Kerker dem Schicksal und dem Willen des Ordens unterworfen und es als Weisung oder auch Prüfung Innos‘ akzeptiert. Doch dann blickte er in Orics Gesicht. Das hämische Lächeln und der arrogante Tonfall. Am Ende was es aber der kühle Blick des Paladins, der den aus Wut geborenen Ehrgeiz in ihm weckte. Oric hatte ihm keinen Aufschub gewährt, hatte ihm auch die Zuteilung erfahrener Männer versagt und alle Umstände so gestaltet, dass ein Erfolg der Mission nicht möglich war. Er wollte ihn scheitern sehen! Diesen Gefallen wollte ihm sein Ordensbruder jedoch in kleinster Weise gewähren.
    Während Oric noch selbstgefällig seinen Befehl zu Ende formulierte zog redet die Augenbrauen zusammen. »Jawohl«, antwortete er gepresst mit einem knurrenden Unterton und trat einen Schritt zurück. Calan und Jaques standen weiterhin in seiner Nähe und hatten alles mit angehört. Er presste die Zähne zusammen. Seine Kiefer arbeiteten unter dem struppigen Bart. Mit diesen beiden Männern musste er nun dieser Aufgabe Herr werden. Doch dafür mussten sie nun zustimmen und sich dann beweisen. Was für ein Wagnis.
    »Viel Erfolg, Bruder!« Redlefs lange nicht mehr genutzten Instinkte, erfassten Orics Intention viel zu spät. Der Schlag auf die Schulter war kräftig und deutliches mit einer Botschaft belegt. Die Wucht traf jedoch nicht nur Redlefs Stolz, sondern auch sein schwaches Bein. Wie schon so oft versagte es ihm den Dienst und er stolperte zur Seite, wo er gegen Jaques prallte und sich nur mit einer Hand nach Calans Schulter greifend davor bewahren konnte im Deck zu landen. »Verzeihung«, murmelte er und raffte sich wieder auf.

    Redlef entließ langsam die Luft und blickte die Männer an. »Ihr habt den ehrenwerten Obristen vernommen. um die Pferde nach Khorinis zu bekommen, braucht es nun jede helfende Hand. Seid ihr bereit euren Dienst für den Order in der Reiterei zu erfüllen?«

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    Abenteurer Avatar von Heric
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Hafenviertel - Mama Fujeedas Bleibe - erster Tag bis zur Abreise

    Nicht zu hastig, aber auch nicht unbedingt schlendernd, bewegten sich die drei Gefährten durch die Gassen hin zu der Unterkunft der Mama Fujeeda. Ragnar hatte gescherzt, dass Heric gefühlte Monate nach einer Bleibe für vier Tage gesucht hätte, aber es war doch ganz klar, dass nur wenige Stunden vergangen waren. Nordmarischer Barbarenhumor, mehr nicht.
    Der Hüne war am Ende wohl auch der Grund, warum kein Schlagetot oder Kehlendurchschneider ihnen auflauerte, wobei Heric der festen Überzeugung war, dass dies nur eine Frage der Zeit sei. Irgendwann würden gewisse kriminelle Elemente aus dem Armenviertel, denen Ragnar eindrucksvoll seinen Widerwillen präsentiert hat, ihre Leute sammeln und ihnen auflauern. Ob der Schutz der Mama Fujeeda da ausreichen würde? Sicherlich nicht. Am Ende war sie eine alte Frau, keine Magierin oder Kriegerin. Qarrah hatte nur gelacht, als Heric ihr gesagt hatte, dass sie dort sicher seien.
    Man ist nirgendwo sicher, Sumpfjunge, hatte sie geflüstert, ich komme aus Varant, ich weiß das.
    „Hier ist es“, Heric deutete auf die Hütte, die zwischen den Lagerhäusern winzig und deplatziert wirkte.
    Ragnar spuckte aus. „Ernsthaft? Du verarschst mich.“
    Der junge Mann seufzte. „Wir können alternativ auch in der Gosse schlafen. Oder den Besitzer der Hafenkneipe, den Wirt der Marktschänke oder andere Tavernenbetreiber der Stadt einen Grund geben, uns Geldeintreiber auf den Hals zu hetzen. Das hier können wir uns leisten, Ragnar.“
    „Ha, Haudraufs soll man mir mal hinterherjagen. Denen breche ich alle Gräten.“
    Qarrah atmete hörbar ein und aus, als bekämpfe sie mehr als mühsam den Drang, dem Nordmarer eine Beleidigung an den Kopf zu werfen. Heric wandte sich dem Hünen direkt zu, sah ihm eindringlich in die Augen.
    „Bei Beliar“, zischte er, „Die Stadt ist in Aufbruchsstimmung, weil man nach Khorinis segeln will, um die Insel wieder zu befrieden, hier wimmelt es auf den Hauptstraßen von Soldaten und Rittern, in den Gassen vor Verbrechern. Dir, mein lieber, nordmarischer Kämpe, sind beide Seiten auf den Fersen! Den Orden hast du sicherlich verprellt, als du auf deinen Rittereid gespuckt hast und desertiert bist! Und die Verbrecher wollen wir dein rotes Lächeln verpassen, weil du einige der ihren wie ein tollwütiger Hund zerlegt hast. Wenn dir die Bleibe nicht passt, wenn du lieber alles und jeden kurz und klein schlagen willst, bitte, dann geh! Qarrah und ich verbringen hier die Nächte bis zur Überfahrt nach Gorthar. Darauf konzentriere ich mich. Langfristige Planung, Ragnar, nicht kurzweiliges Vergnügen!“
    Die Diebin machte ein, zwei Schritte rückwärts. Sie las Ragnars Reaktion besser als Heric, der ehrlich wütend auf den ehemaligen Paladin war. Dessen Gesicht hatte einen unlesbaren Ausdruck angenommen. Die Augen wirkten flach, kalt, tot.
    „Den letzten Mann“, begann er ruhig, „der meinen Eid auf Innos‘ in Abrede gestellt hat, Heric, habe ich die Fresse so dermaßen zerschlagen, dass er es schwerlich überlebt haben kann. Meinetwegen nenn mich einen Deserteur, ich habe ja auch in gewisser Weise die Truppen des Orden verlassen … aber zweifle nie, niemals, an meinem Glauben und an meiner Überzeugung. Denn Rache an diesem Hurensohn Barenzia, an dieser ganzen räudigen Adelsfamilie, die diese deine Schwefelmine da betreibt, entspricht voll und ganz meinem Eid. Ich bekämpfe damit das Böse auf der Welt.“
    Er trat einen Schritt auf Heric zu, der sich noch nie im Leben so sehr zusammenreißen musste, nicht die Flucht anzutreten. Trotzig, wenn auch etwas blass um die Nase, erwiderte er den Blick des Nordmannes.
    „Dann sorge dafür, dass du diese Rache bekommst. Für deinen Bruder Isegrim, für die, die durch die Hand Barenzias gestorben sind, sterben werden.“
    Die Pranke schoss vor, schloss sich um Herics Kehle. Der krächzte und ächzte.
    „Nimm nie wieder Grims Namen in den Mund, du kleiner Scheißer.“, flüsterte er kalt, „Ich habe dir versprochen, dir zu helfen. Für deine Rache. Das mag mit Grims Schicksal zusammenhängen, aber nutze ihn nie, nie wieder, als Antrieb um mich zu überzeugen, hast du verstanden?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ Ragnar Heric los und ging zu der Tür, klopfte und stellte sich der murrenden und meckernden Mama Fujeeda vor. Qarrah trat an Heric heran, klopfte ihm auf die Schulter und lächelte aufmunternd, ehe sie auch zur Tür ging. Der junge Mann aus Schwarzwasser stand einen Augenblick da und wirkte allein, ja fast verlassen.
    Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, alleine nach Gorthar zu ziehen, alleine Rache zu üben.

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    Abenteurer Avatar von Heric
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Hafenviertel - Mama Fujeedas Bleibe - erster Tag bis zur Abreise; Abend

    „Bei den Geistern meines Stammes, Schätzchen“, Mama Fujeeda trat an den Tisch und stellte vor Heric einen Becher warmen Weines hin. Sie nickte in Richtung Qarrahs, die auf einem Stuhl am Fenster saß und an den Vorhängen vorbei in die Gasse spähte. „Was erwartet die Kleine, mh? Ein Kontigent der Stadtwache? Die Hofmagier Ethorns? Tooshoo, der auf seinen Wurzeln hier vorbeiläuft?“
    Der junge Mann seufzte, antwortete mit gesenkter Stimme. „Sie ist von Natur aus misstrauisch. Denke, als Varanter ist das keine allzu unkluge Einstellung.“ Er hob die Schultern und sah Qarrahs Rücken an. „Erwartet sicherlich Ärger.“
    Fujeeda runzelte die Stirn. „Du erinnerst dich … vor ein paar Stunden, als ich dir die Regeln hier im Haus erklärt habe?“, fragte sie düster. Heric sah sie schief lächelnd an.
    „Ärger tragen wir nicht ins Haus. Heißt aber nicht, dass er da draußen auf uns wartet.“
    Die Torgaanerin seufzte. „Solange er auch draußen bleibt. Hat sie offene Rechnungen in der Stadt?“, fragte sie und sah Qarrah an.
    Heric schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete er und nickte in Richtung Ragnars, der auf einem alten Sessel saß, dessen Füllung langsam herausquoll. Im Schoß hatte er eine Flasche irgendeines schwarzgebrannten Fusels aus einer Nebenstraße.
    Die Mama verzog das Gesicht. Von Anfang an hatte sie den Nordmann nicht gemocht, das war sofort zu spüren gewesen. Ihre Haltung glich nun Qarrahs: Ganz personifiziertes Misstrauen.
    „Ich mag ihn nicht“, die Torgaanerin ließ sich auf dem Stuhl neben Heric nieder, „Er stinkt nach Gewalt und Blut. Solche wie ihn gibt’s auch auf Torgaan. Das sind die Schwarzen Krieger, jene Stammesmitglieder, denen das Blutvergießen so wichtig ist, dass sie ausziehen und in der Welt als Söldner kämpfen.“ Sie verengte die Augen. „Und bei meinen Ahnen, irgendwoher kenne ich sein Gesicht …“
    Heric schluckte, als er die abschließenden, gemurmelten Worte hörte. Er musste sie ablenken. Der Nordmarer war ein verdammter Paladin gewesen! Ein Paladin und Ahnenkrieger, bei den Göttern, wie ein verfluchtes regenbogenfarbenes Einhorn! Selbst mit kurzgeschorenen Haaren und ohne Bart war die Chance, dass ihn jemand Aufmerksames erkannte einfach zu groß. Der junge Dieb räusperte sich, setzte sein einnehmendstes Lächeln auf, nahm seinen Becher und beugte sich freundschaftlich zu Fujeeda herüber.
    „Meine schöne Gastgeberin“, begann er schalkhaft, was mit einem knappen Grinsen und hochgezogenen Augenbrauen und einem erwartungsvollen Blick quittiert wurde. „Was hat eigentlich dafür gesorgt, dass eine Frau wie ihr an einem Ort wie diesem eine solche Lokalität führt, mh?“
    Die alternde Dame lachte rau, schüttelte den Kopf. „Ehrlich, Bürschchen, du bist herzlich eingeladen wieder zu kommen, wenn du etwas … mh … Erfahrung gesammelt hast.“
    Sie seufzte theatralisch, nahm ihm den Becher aus der Hand, trank einen kräftigen Schluck, setzte ihn ab und fuhr fort. „Mich hat, wie du dir denken kannst, das Schicksal den Weg nach Thorniara gewiesen. Mein Vater war ein weiser Mann in unserem Stamm, eine Art Magier … Schamane, wie du’s auch nennen möchtest. Ihm lag die Magie des Wassers, des Lebens, wie er immer sagte. Er fand Trinkwasserquellen, konnte die Wellen des Meeres beim Fischen zähmen. Viele Jahre war er geachtet, nach dem Häuptling der wichtigste Mann des Stammes.“
    Ihr Blick bekam einen Moment etwas Abwesendes, als würde sie durch ein Fenster in der Luft in die Vergangenheit blicken. „Schöne Jahre waren dies. Als ich eine junge Frau war, wollten mein Vater und der Häuptling, dass ich dessen Sohn heirate. Eine große, eine wichtige Verbindung … bis das Geheimnis meines Vaters ans Licht kam. Er besaß einen Zufluchtsort in den Bergen, einen Ort der Macht, einen Tempel, wie er ihn nannte, als er mich mal dorthin mitnahm. Hier verspüre er Gleichgewicht, Ausgeglichenheit. In der Höhlenwand hatte jemand etwas … geschlagen, ein Symbol. Eine Maske.“
    Ihre Augen wurden hart. „Damals erkannte ich es noch nicht. Damals war ich noch jung und unerfahren und naiv.“ Ein erneutes Kopfschütteln. „Unser Stamm hatte schon immer für den König von Setarrif gestanden, den rechtmäßigen Herrn der Inseln … damals war das noch der Vater des Sechsers, diesem Choleriker. Er schickte einen Wassermagier mit einem Geschenk zu uns, da die Kunde der Hochzeit auch nach Setarrif getragen worden war. Mein Vater hatte dereinst mit dem alten König auf dem Schlachtfeld gestanden und seinen Respekt erworben. Der Magier war interessiert am Wirken meines Vaters, an seiner Magie. Er erkannte wohl seine eigene Gabe darin. Vor dem Stamm bat er darum, meinen Vater zu seinem Tempel begleiten zu dürfen. Damals habe ich mich gefragt, weshalb Vater so … zögerlich gewesen war, ablehnend. Letztlich musste er sich aber dem Worten seines Häuptlings und Freundes beugen.“
    Der Zeigefinger ihrer rechten Hand malte geistesabwesend Symbole auf die Tischplatte.
    „Der Magier und ein Soldat, der zu seiner Eskorte ernannt worden war, ein Offizier des Königs, begleiteten die beiden. Ich begleitete sie ebenfalls. Als sie den Tempel betraten, sah sich der Magier interessiert um und erstarrte, als er das Symbol in der Wand erkannte. Das Zeichen Beliars, seine dämonische Maske. Er verlangte zu wissen, was dies bedeutete, warum mein Vater an einem Ort Kraft schöpfte, der offensichtlich dem Gott des Todes und des Chaos geweiht war. Mein Vater belächelte ihn nur, sagte ihm, dass er draußen unter Innos‘ Scheibe die Magie des Gleichgewichts nutzte … und an diesem Ort eben in Beliars Dunkelheit. Das sei, so erklärte er herablassend, das wahre Gleichgewicht.
    Dem Wassermagier missfiel diese Ketzerei und er befahl dem Offizier, ihn gefangen zu nehmen. Als der Mann mit gezücktem Schwert auf meinen Vater zuging, erstarrte er plötzlich, verspannt, steif. Unser Häuptling und ich wussten nicht, was geschah, sahen nur, dass mein Vater die Hand gehoben hatte. Der Magier Adanos‘ jedoch war blass geworden. Er erkannte, was mein Vater tat.“
    Heric war gebannt von der Erzählung, ihm war, als könne er die Geschehnisse vor eigenen Augen sehen. „Was tat er?“, fragte er leise.
    Tränen schimmerten einen Augenblick in Fujeedas Augen, ehe sie diese wegblinzelte.
    „Er nutzte die Magie Adanos‘, die Meisterschaft über das Element des Wassers, um … das Blut und die Flüssigkeiten im Körper des Soldaten zu kontrollieren. Eine Form der Blutmagie, beschmutzt von der Affinität zu Beliars Seite der Waage. Er ließ die Lebenssäfte des Offiziers in den Venen zu Eis erstarren. Er war sofort tot.“
    Sie blickte Heric an. „Dann kam Vater dem Magier zuvor, der seinerseits einen Eisblitz beschwören wollte. Auch der Magier erstarrte, verkrampfte sich. Der Häuptling konnte sich ebenso wenig rühren, derart mächtig war mein Vater. Wie eine Marionette ließ er den Magier zum Rande der Klippe gehen, an der die Tempelhöhle lag. Er verspottete den Erwählten Adanos‘, belachte das, was er Macht nannte. Wahre Macht erlangt man, wenn man seine Ketten abwirft. Und mit diesen Worten, ließ er den Mann über den Rand treten.“
    Die ältere Frau seufzte, erhob sich, nahm den Becher und ging wortlos in die Küche zurück. Heric blieb sitzen, sah ihr nach, versuchte Worte zu finden, die irgendetwas bedeuten würden. Aber es gab keine. Da war … nichts. Den Grund dafür kannte der junge Mann: Beliars Hauch, die Schwefelmine in Gorthar. Meister Kiyan, von der Knochenhexe wie eine Marionette gesteuert. Mordend.
    Ich muss nicht nach den Beweggründen für Menschen oder Wesen suchen, die Böses tun. Sie sind einfach so, es liegt in ihrem Wesen. Barenzia ist kein Magier, kein Ork, kein andersartiges Wesen … er genießt seine Taten, das Böse, liebt die Macht, die das Foltern und Quälen ihm einflößt. Wie Fujeedas Vater. Eine dunkle Seele hat nichts anderes verdient als eine Bestrafung.
    Geändert von Heric (09.02.2025 um 19:03 Uhr)

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Das Zimmer erzitterte als Saraliel einen Feuerpfeil auf seinen Bruder schleuderte und dieser den freundschaftlichen Angriff mit seinem Schild abwehrte. Das flammende goldene rot traf auf tiefste Schwärze und wurde scheinbar absorbiert. Der Weißhaarige schaute in einer Art triumphierend die den Magier ärgerte. Diese scheinbar in seinem Gesicht festgewachsene Arroganz. Er war vielleicht jetzt schon zu lange mit Daelon alleine gewesen. »Unser Onkel hat dich scheinbar in Arroganz unterrichtet!«. Der Zauberer sammelte seine Kräfte und warf dem Gegenüber nun einen Feuerball entgegen. Galant entging der Paladin dem Geschoss und Saraliel entzog dem Geschoss im letzten Moment die Energie, bevor es auf einer der Holzwände einschlug. »Contenance. Nicht, dass dein Zorn dich noch übermannt«, spotte DraconiZ und schien damit die Feststellung seines älteren Bruders zu untermauern. »Ich habe viel gelernt. Das ist wahr. Es bleibt viel zu tun«. Der Hüne schnaubte. »Du hast vor allem viel gut zu machen«, konterte Saraliel und wurde gewahr, dass sein Bruder die Hände zur Brust zog und eine Lanze aus purem Licht auf ihn schleuderte. Er blieb einfach stehen und wischte sie mit einer lockeren Handbewegung und einem schnell erschaffenen Flammenschild davon. Innos’ Licht konnte ihm kaum schaden. »Wie kommt es, dass du jetzt so anders zu sein glaubst?«, fragte er barsch weiter.

    »Ich sah sie. Die Dunkelheit«, der Paladin stockte. »Über zehn Jahre lang trieb ich dahin. Das ist endlos. Viel Zeit um nachzudenken. Zwischen Leben und Tod«. Er neigte den Kopf und legte seine rechte an sein Herz. »Und ich wählte das Leben«. Der Magier nickte. Das stand wohl zweifellos außer Frage. »Ich beneide dich um die Zeit mit Vater«, gab Draco zu. Einen Moment war Saraliel perplex. Die Zeit nutze sein Bruder um nah an ihn heranzukommen und ihm das Kris vor die Kehle zu halten. Der Magier guckte ihn fast schon angewidert an. »Unehrenhaft«, kommentierte er. »Effektiv«, hielt der Streiter dagegen. »Erzähl mir mehr davon«, meinte der Weißhaarige als er seine Waffe wegsteckte. In seinen Augen glitzerte Magie. Wollte der Paladin prüfen ob ein Magier des Feuers die Wahrheit sagte? Saraliel lächelte. Wenn er es unbedingt wollte, so würde er ihm daraus keinen Strick drehen. »Gut«, stimmte er zu.

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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline

    Bastion, Stallungen

    Zurück in den Stallungen, machte Jacques dort weiter, wobei sie durch die unerwartete Bekanntgabe Lord Hagens unterbrochen worden waren, und bürstete gründlich jede Spur von getrocknetem Schlamm, Stroh und sonstigen Verunreinigungen aus Rittmeisters Fell. Das Tier ließ die Prozedur ohne großes Interesse über sich ergehen, nachdem es Jacques noch einmal erfolglos nach etwas Essbarem abgesucht hatte.
    Während er arbeitete, waren Jacques Gedanken bei Redlef und Oric. Zwischen den beiden war kein offen feindseliges Wort gefallen, doch während ihres Gesprächs hatte eine unverkennbare Spannung in der Luft gelegen. Sie konnten sich gegenseitig nicht ausstehen. Dabei waren sie doch beide Brüder des Ordens, verbunden durch einen Eid und Streiter für dieselben Ziele, dieselben Ideale! Der Gedanke, dass zwei Ordensritter sich derart spinnefeind sein konnten, dass ihre gegenseitige Abneigung dermaßen offensichtlich war, versetzte dem jungen Gardisten einen Stich, den er inzwischen nur zu gut kannte: Wieder wurde ein kleines Stück der Maske aus heroischen, idealisierten Geschichten und Erzählungen heruntergerissen, hinter der sich die hässliche Fratze der Wirklichkeit verbarg. Der echten Welt. Einer Welt, in der Ritter, Paladine, Streiter Innos‘ sich gegenseitig hassten …

    Rittmeister schnaubte und tänzelte ein wenig zur Seite, wodurch er Jacques beinahe umwarf und ihn aus seinen Gedanken riss.
    „Ist ja gut, sobald ich Zeit habe, besorg ich dir ne Möhre!“, beschwichtigte er das Pferd. Seid ihr bereit, euren Dienst für den Orden in der Reiterei zu erfüllen? Ja, er war bereit dafür! Jacques war klar, dass die Aufgabe, die Oric Redlef gestellt hatte, keine einfache sein würde, auch wenn er nicht abschätzen konnte, wie schwierig sie genau war – angesichts der Antipathie zwischen den Rittern aber hatte er die Vermutung, dass Oric sie für praktisch unmöglich hielt.
    „Na, dem werden wir es schon zeigen, was?“ Jacques tätschelte Rittmeister die Flanke. Er war mittlerweile eigentlich fertig damit, das Pferd abzubürsten, und hatte auch darauf geachtet, seinen Schweif zu säubern, wie Redlef ihm eingeschärft hatte. Jetzt wartete er nur darauf, dass der hinkende Ritter von seiner Unterredung mit dem Stallmeister zurückkehrte.

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    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline

    Bastion, Stallungen

    Bei Innos! Wie konnte ein solcher Mann nur eine solch hohe Position im Orden erreichen? Sie waren nicht nur eine zusammengewürfelte Truppe disziplinloser Kämpfer, ein Haufen Freischärler oder Söldner. Noch nicht einmal ein Regiment an Stadtwächtern oder einfachen Soldaten. Nein, sie waren die Streiter ihres Gottes! Die Recken im Namen Innos', die mit dem Wort ihres Herren auf den Lippen das Böse bekämpfen und das Gute unterstützen sollten. Eine Bruderschaft, die sich beistehen und unterstützen sollten! Nicht nur war ein solches Verhalten ihrem Gott unwürdig, sie verletzte auch die Solidarität, die untereinander herrschen sollte. Man musste sich nicht mögen, aber respektieren. Diese Intrigen waren dem Varanter zuwider und hatten seiner Ansicht nach im Orden nichts zu suchen. Verbissen schüttelte er den Kopf.
    Er spürte noch Redlefs Hand, als er sich bei ihm abstützte. Der Paladin hatte den Rotschopf mit einem gezielten, als freundliche Geste getarnten, Schlag auf die Schulter zum straucheln gebracht, dass diesem das Bein versagte. Der Gedanke daran brachte Calan die Zornesröte ins Gesicht. Sicher, der Stallmeister war kein einfacher Zeitgenosse. Griesgrämig und unfreundlich konnte er sein, doch war er kein schlechter Mensch. Man brauchte nur zu sehen, wie er mit den Tieren umging, die in seiner Obhut standen, um zu erkennen, dass unter der rauen Schale ein mehr oder minder weicher Kern steckte, auch wenn er es vielleicht selber nicht sehen konnte oder wollte. Was ihm wohl im Leben zugestoßen ist, dass er ein derart ruppiges Verhalten an den Tag legte?

    Nun hatten sie sich also verpflichtet, an der Expedition nach Khorinis teilzunehmen. Und nicht nur dass: Sie waren die berittene Einheit für Khorinis. Redlef, der Krüppel. Jacques, der blauäugige Jüngling. Und er selbst, Calan der Varanter. Er hoffte innig, dass sich noch weitere fähige Männer, die des Reitens mächtig waren, ihnen anschloss. Ansonsten war die berittene Einheit nichts als eine Posse, aufgestellt, um sie scheitern zu sehen.
    Doch, und auch da war sich Calan sicher, würden sie, so Innos es wollte, erfolgreich sein. Der Ordenskrieger trat zu 'seinem' Pferd, das in seiner Box stand und näherte sich ihm vorsichtig. Legte seine Hand auf den langen Kopf und streichelte es sanft. Er hatte noch immer an Angst grenzenden Respekt vor dem Tier, doch er wusste auch, dass gegenseitiges Vertrauen der Schlüssel war, um ein Reiter zu werden. Und um diese Expedition erfolgreich zu Ende zu führen.
    "Dann wollen wir mal unser Glück probieren" sprach er dem Tier ruhig zu und führte es aus der Box zum Sattelplatz.

  7. Beiträge anzeigen #127 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Trevor
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    Trevor ist offline

    Thorniara - Hinterhof der salzigen Muschel

    Winter. Ein hassenswerte Jahreszeit. Kalt. Nass. Windig. Unangenehm. Und sowohl die Zeit davor als auch danach war meist genauso unangenehm. Zwar weniger kalt, dafür aber matschiger, feuchter und generell … unangenehm. Erst, wenn die Sonne jene graue Wolken wieder vertrieb, deren klägliche Reste dort am Himmelszelt langsam ihren Weg übers Meer antraten, würden die Zeiten und das Leben wieder angenehmer werden. Zumindest war dies die Hoffnung, die Trevor ins ich trug. Der Winter war ihm und seinen Gastgebern nicht gut bekommen. Wo die Kundschaft im Bordell sich häufte, im Winter gab es ja für viele nichts zu tun und im Freudenhaus war es wenigstens warm, fanden weder Jazmina noch die anderen Blumenmädchen Zeit, ihm beim Üben oder Fragen für die eher zwielichtige Ausbildung zu helfen, die er hier ‚genoss‘. Stattdessen musste sich der Bursche von Archolos an jeder Ecke nützlich machen, wo er nur konnte. Holzhacken, Badewannen schrubben und die, zugegeben, teils wirklich widerlich hinterlassene Bettwäsche waschen. Das war keine Arbeit für ihn. Würde es nie sein. Und sich dann noch am Abend mit Jazminas Schlössern und den Dietrichen auseinander zu setzen war dann selbst für einen Knecht wie ihn zuviel. Und so kam es, dass die Tage vergingen, das Vorhaben um Julies hochgeschätzten Ring in den Hintergrund geriet und irgendwie alles … zum Stocken kam. Und, abgesehen von den Drecksarbeiten … war es besser, als in dem alten, zügigen Bretterverschlag zu erfrieren, den das Geschwisterpaar hinter sich gelassen hatte.

    Doch … entgegen der Illusion stehender Zeiten hatte die Welt sich weitergedreht. Und das erkannte Trevor mit jedem Tag, an dem er Throné beobachtete. Wie sie mit ihrer Gesundheit zu kämpfen schien. Abends mit einem leicht fiebrigen Film auf der Stirn rang. Wie sie hustete, zitterte und bei der Papierarbeit immer häufiger pausieren musste. Und mit jedem Tag, der verging, dachte Trevor darüber nach, Mays um stärkere Medizin zu bitten. Aber woher das Geld nehmen? Der Alchemist war ohnehin schon drauf und dran, gerade im Winter, wo Zutaten schwer zu bekommen waren, seinen ‚liebgewonnenen‘ Stammkunden nach jedem Besuch gerade so mit seiner Bekleidung ziehen zu lassen. Umso mehr Zeit musste er also auch an dieser Ecke opfern, um ihr bei den alltäglichen Besorgungen zu helfen. Zwar war es schön, ein wenig mehr Zeit mit ihr zu verbringen, aber die Tatsache, dass es ihr nicht half und am Ende alles seine Schuld war, ließ sich nicht leugnen. Jeden dieser Momente hätte er getauscht, um sie aus dieser Lage zu bringen. Aber so funktionierte das Leben nun einmal nicht.

    Aber, immerhin, mit der Zeit, die verging, verging auch der Winter. Und nun, zwar noch immer hier und da von Tagen gestraft, die einen frösteln ließen, setzte nun langsam wieder jene Zeit ein, in der es zu warm für Schnee, aber zu kalt war, um nicht froh zu sein, am Ende des Tages die Wärme einer Stube und einen heißen Eintopf zu löffeln mit dem sich nebenbei die Hände wärmen ließen. Und Trevor? Er war nur froh, dass das rege Treiben in der salzigen Muschel langsam wieder abgeklungen war und man sich wieder den wichtigen Dingen widmen konnte. Sogar ab und an Zeit hatte er gefunden, ein paar neue, eigenständig aufgeschnappte Erkenntnisse auszuprobieren. So hatten Throné und er bei einigen ihrer Rundgänge einen Straßenkünstler dabei beobachtet, wie er seinem unglücklichen Partner, ein ‚öliger‘, untersetzter Kerl mit kaum drei Haaren mehr auf dem Kopf, immer wieder kleine Holzfigürchen vom Haupt beförderte. Und zwar mit Wurfmessern. Nun, nicht nur vom Haupt. Mal hielt der Dicke eine Figur in der Hand, mal balancierte er sie auf einem Fuß. Und interessanterweise hatte der Artist immer wieder getroffen. Fahrendes Volk war wirklich etwas Besonderes. Und, wie Throné ihrem Bruder später bestätigte, auch gar nicht so schlecht, wenn es um physikalisches Verständnis ging. Eine Beobachtung, welche auch der Mann mit den stahlgrauen Augen machen durfte. Und, in einer freien Stunde, durchaus testen würde. Wie heute zum Beispiel.

    „Durchatmen. Gewicht abschätzen. Zielen. Ausholen. Uuund … Wurf!“

    Wieder hatte es funktioniert. Wieder fraß sich die Spitze des kleinen Messers in die Mitte der unförmig gezeichneten Ansammlung roter und schwarzer Kreise jenes Brettes, welches der Tagedieb aufgehängt hatte. Es bereitete ihm jedes Mal eine, fast schon kindliche Freude, wenn das passierte. Nie hätte er für möglich gehalten, dass diese Faustformel tatsächlich funktionierte: Mit jedem Schritt, den man vom Ziel entfernt war, bekam das Messer die Möglichkeit zu einer etwa neunzig Grat Drehung, wenn man es auf sein Ziel schleuderte. Zweieinhalb Meter waren also optimal für einen guten Wurf. Dennoch … etwas störte ihn daran noch. Das Drehen. Das Messen. Das mochte ja ganz nett sein, wenn man über Zeit verfügte, aber …

    Nachdenklich ging Trevor auf das Brett zu und hebelte das Messer heraus. Ein kurzer Blick über Spitze und Klinge reichten, um festzustellen, dass das kleine Werkzeug seinen Zweck noch erfüllen würde. Dann begann er, immer wieder umzugreifen. Den Griff mal höher, mal weiter runter in der Hand gleiten zu lassen. Es war bereits klar, dass die Rotationsachse sich veränderte, je nachdem wo man griff. Aber wie konnte man nur diese Drehung verhindern? Nicht, dass er jemals vorhatte, jemandem ein Messer ins Auge zu werfen. Aber … es waren einfach die freilaufenden Gedanken über das Beobachtete und Gelernte, dass ihm diese Faszination verlieh. Wenn man doch nur wie mit einer Schiene die hintere Drehung verhindern könnte …

    Nachdenklich, die linke, mittlere Spitze seiner Unterlippe im Griff seiner Zähne haltend, trommelte der Tagelöhner mit der flachen Klingenseite auf seiner Handfläche herum. Das fuchste ihn! Wie machten andere das mit ihren Geschossen? Noch immer trommelnd, dabei das leichte ‚flappende‘ Geräusch auf der ledernen Fläche seines Handschuhs im rhythmischen Klang im Ohr, lief er im Hinterhof des Bordells auf und ab. Mal wanderte der Blick dabei zu dem malträtierten Holzbrett, mal runter auf die Messerklinge. Das Werfen verlief ähnlich wie beim Bogenschießen, soviel war klar. Die freie Hand gestreckt, um etwa zu zielen und die andere zog zurück und schleuderte dann die Klinge nach vorne. Wie eine Sehne. Aber die Pfeile flogen gerade, weil …? Mit den Fingerspitzen umgriff er die flache Seite der Messerklinge so, dass er es anheben und entlang seiner Hand führen konnte. Seine Hand war keine, an einem Punkt zentrierte Sehne mit Schleuderkraft. Wie war das bei anderen Schusswaffen? Schleudern? Keine Chance. Diese Dinger waren ihm schon immer ein Rätsel. Und Armbrüste? Sie hatten diesen komischen Schlitten, an dem die Bolzen lang geführt wurden. War das vielleicht eine Möglichkeit? Wie hätte das beim Werfen funktionieren sollen? Wieder führte er den Griff entlang unter seiner mit dem Handrücken nach oben gedrehten Hand. Dann ahmte er die vorherige Wurfbewegung noch einmal nach und blieb dabei stehen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Aber die Erleuchtung wollte einfach nicht kommen.

    „Na, wolltest du nicht weiter für die Lehre bei Garrett üben. So, jetzt wo weniger los ist? Denk ja nicht, unsere kleine Abmachung wäre mit dem Schnee geschmolzen, Süßer!“

    Es war Jazmina, die gerade aus einem der Zelte gekommen war. Heute war sie dran, die Wannen zu schrubben. „Ich übe“, entgegnete Trevor nur ruhig und schaute von seiner improvisierten Wurfwaffe auf zu der blonden Frau, die dort stand. Das Haar hochgebunden und mit demselben süffisanten, wissenden Lächeln im Gesicht. Wie eine gute Hausfee, wissend, dass sie ihm gleich einen Wunsch erfüllen würde. Und, im Zusammenspiel mit dem Tuch auf ihrem Kopf und dem staubgrauen Arbeitskittel hätte man sie fast für alles, nur kein Blumenmädchen halten können. „Außerdem komme ich nicht weiter“, gab er dann, wenn auch eher unfreiwillig zu und wandte den Blick in Richtung der Plane, unter der er sonst mit den Schlössern geübt hatte. „Ach und warum sagst du nichts?“

    Jazmina warf den schmuddeligen Lappen, den sie eben noch in der Hand gehalten hatte über die Lehne eines der Stühle, der dort im Zelt stand, aus dem sie kam und schüttelte nur den Kopf. Trevor hingegen, nicht verlegen um eine Ausrede die eigentlich auch Tatsachen entsprach, hob nur gleichgültig die Schultern. „War viel los in den letzten Wochen. Ich war froh, wenn ich am Abend im Bett war, nach, naja …“, führte er dann fort und deutete mit gehobenem Kinn in Richtung des Zeltes aus der sie gestapft war. Vielleicht nicht die beste Wahl der unausgesprochenen Worte, doch schien sein Gegenüber zu verstehen, was er sagen wollte. Und, gemessen an den Falten, in die sie ihre Stirn legte, wirklich nicht die diplomatischste Art, die Dinge zu benennen. Dennoch … statt gescholten zu werden, wie damals auf dem Hof, schüttelte das Freudenmädchen nur, wie immer, wissend den Kopf und ergriff jene Hand des Tagelöhners, die das Messer hielt. „Dreh die Hand ein wenig nach links. Halte den Finger auf dem Griff, wenn du loslässt. Dann dreht sich das Messer auch nicht.“

    Trevor blinzelte ungläubig. Woher wusste sie …? „Weißt du, Throné unterhält sich auch mit uns. Und als sie mir erzählt hat, wie begeistert du von dem kleinen Messertrick warst, musste ich nur Eins und Eins zusammenzählen, als der Lärm deiner Wurfversuche aufgehört hat. Du, mein Süßer, zeigst mit deinem Verhalten, was du denkst. Aber nur, wenn du den Eindruck hast, dass dich niemand beobachtet.“
    „Und du beobachtest mich also. Wann noch? Wenn ich schlafe? Wenn ich auf dem Scheißhaus sitze?“
    Trevor war nicht amüsiert von diesen Vorstellungen und fixierte sie mit seinen Augen. Doch Jazmina begann nur damit, erst zu schmunzeln, dann zu lachen. Und dann … winkte sie ab. „Nein. Auf dem Pott ist es zu eng, um sich zu verstecken.“

    Naja, immerhin etwas. Aber … Trevor, gerade noch semi-erleichtert, riss nun seinerseits die Augen auf. „Was heißt hier, auf dem Pott? Was ist mit den anderen … Verdammt, Jaz, das ist nicht witzig!“
    „Jaja, schon gut. Ich hatte so wenig Gelegneheiten, meinen lieben Lorenzo ein wenig aufzuziehen, in den letzten Wochen. Also, lass mir meinen Spaß. Und … erzähl mir lieber, was die bösen Schlösser vor dir geheim halten, aye?“


    Trevor schlug sich nur mit der Hand vors Gesicht, schüttelte hinter dieser den Kopf und wandte sich dann ab, um den, in dem Gezanke fast schon untergegangenen Hinweis einmal umzusetzen und … tatsächlich! Aus der Bewegung heraus deutete er mit der linken Hand in Richtung des Brettes, holte dabei mit der Rechten aus und ließ das Messer dann unter Führung seines Zeigefingers davonschnellen. ‚Klock!‘ machte es, als die Spitze sich nach einer vernünftigen, geraden Flugbahn ohne große Drehung ins Holz fraß. Der Tagedieb hob kurz die Mundwinkel und sonnte sich einmal mehr in der Freude der kleinen Dinge. Dann wandte er sich zu seiner Gastgeberin um. „Also, nochmal zu diesem dämlichen Fallriegelschloss …“
    „Du meinst, das Varantische?“
    „Ja, genau … Also …“

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    Armenviertel - Salzige Muschel

    Das leise Knarren und Klicken vermittelte ein angenehmes Geräusch freudiger Erwartung, aber auch Spannung. Jedes für sich eine Bestätigung dessen, ob die Zacke des Dietrichs den Federmechanismus richtig verdrängte oder blockierte. Der sanfte Druck auf dem Spanner, dessen schmale Kante immer wieder leicht gegen das Handschuhleder seines Handwerkers zu drücken vermochte wippte in sehr kleinen, schmalen Abständen, während der Bolzen des Hängeschlosses immer weiter danach suchte, sich anzuheben. Und dann, unter dem leisen Geräusch einer springenden Feder und dem so lang ersehnten Knacken des sich lösenden Schlossbolzens gab auch der Spannbügel nach. Offen war es, das Zuhaltungs- oder auch Hebelschloss. So langsam kam er dahinter. Dieses feinfühlige Spiel aus Intuition, Aufmerksamkeit und Tüftelei … Trevor genoss es ungemein. Zufrieden legte er die Werkzeuge auf den Tisch und begann ein wenig, mit dem Schloss herumzuspielen. Da es völlig herausgelöst und als Übungsobjekt diente, konnte der angehende Schlosser durchaus ein wenig damit herumprobieren und für sich ermitteln, an welchem optimalen Punkt der Zylinder wieder schloss oder sich noch drehen ließ. Äußerst genau hörte er dabei hin, welcher der fünf Haltestifte als erstes wieder zuschnappen würde. „Nummer Drei also“, murmelte er, nun wissend, woraufhin kurz vier und fünf zuschnappten und dann absteigend die restlichen beiden Stifte. „Verstehe.“

    Drei Mal warf er das gute Stück noch einmal in die Höhe, fing es dann mit der jeweils freien Hand und legte es schließlich wieder, lang ausatmend auf den Tisch. In aller der Unruhe und Beschäftigung war es ein angenehmes Gefühl, etwas zu lernen das über die dümmlichen Arbeiten des Kisten- oder Gemüsekorbschleppens hinausging. Keine müßige Winzerarbeit oder das Waschen dreckiger Wäsche. Etwas, das Feingefühl und Köpfchen erforderte. Trevor kam nicht umher, sich ein zufriedenes Lächeln zu verkneifen. Eines, das jedoch schnell wieder schwand, als Throné, hustend zum Stein erweichen in den Hinterhof der salzigen Muschel trat. „Trevor, Bruderherz“, begann sie, als der Hustenanfall nachließ. Ihre Stimme klang rau, fast schon ein wenig heiser und, wie an so vielen Abenden wirkte sie blass im Schein der Laterne über der Tür. „Komm endlich rein. Wir haben aus den Resten vom Mittagessen einen …“, ihre Einladung wurde von einem weiteren Husten unterbrochen. „… Eintopf gemacht.“

    Der Blick des jüngeren Zwillings fiel wieder auf den Tisch und mit ihm das Lächeln. Gefolgt von einem Seufzen. „Ja, gut. Ich räum‘ noch auf. Geh wieder nach drinnen, Throné!“ Da war es wieder: das messerscharfe Pendel, welches über dem Schicksal der beiden hing. Ein Moment der Zufriedenheit, gewichen vom ewigen Mahnmal an seine Tollkühnheit und Dummheit. „Adanos gibt … Adanos nimmt.“

    Wenn Throné sich doch nur endlich von den Magiern behandeln ließe. Andererseits … Seine Gedanken wanderten zurück zum Fest der Weihe und dem Gespräch mit dieser Felia. Ein argwöhnisches Schnauben, gefolgt von einem Kopfschütteln und Augenrollen war die Antwort auf seine eigenen Gedanken. Dann schob er die Dietriche wieder in das lederne Etui und legte es, gemeinsam mit den Übungsschlössern in die hölzerne, mit Stroh ausgelegte Kiste und deckte diese wieder mit der alten Plane zu. Noch ein paar andere Kisten darauf und versteckt war das mögliche Diebeswerkzeug. Noch einmal, etwas in Gedanken blickte Trevor auf die Kisten. Was, wenn die Medizin von Mays nicht ausreichte? Wenn es die stärkere war, die ihr helfen konnte? Die Hände in den Hosentaschen, den Blick gesenkt, schlurfte er über den Platz. Dort, an der Tür zum Flur der rechts in die kleine Küche, die gleichzeitig als Ess- und Pausenraum fungierte, führte, blickte er noch einmal nach oben. Es wurde spät und bald würden die illegalen Kämpfe in den Hinterhöfen und Kellergewölben wieder anfangen. Der Abend, an dem der vernarbte Alchemist Haus und Hof verlies, um seine, meist ‚todsicheren‘ Wetten abzuschließen. Wetten, zu deren Gelingen Trevor nun schon das ein oder andere Mal beigetragen hatte. Meistens gingen diese Kämpfe kurz vor Mitternacht los und die ‚Investoren‘, wie sich die Wettsüchtigen gerne nannten, versammelten sich schon zuvor zum Umtrunk, Manipulation und Sabotage der Kämpfer. Es war ein Wunder, dass sich bis dahin nie jemand getraut hatte, Mays Laden auszuräumen. So viel wie er seinen Kunden und den Menschen, die er bei diesen Wetten ums Ohr haute aus den Taschen zog, musste es doch eine wahre Goldgrube für Leute mit ‚besonderen Fähigkeiten‘ darstellen. „Und dann hat er wirklich gesagt, das wäre ihm noch nie passiert! Ich wäre ja so hü… Trevor? Trevor, ist alles in Ordnung mit dir?“ Farnese, die gerade eine der täglichen Geschichten mit einem der ‚Kunden‘ zum Besten gab hatte innegehalten. Sie saßen zu viert am Tisch: die erwähnte Farnese, Jazmina, Throné und Trevor. Und gerade letzterer hatte sich derart in seinen Gedanken verloren, dass es völlig an ihm vorbeigezogen war, wie er sich zu Tisch begeben und seitdem anteillos in der deftigen Mischung aus gewürfeltem Gemüse, einer dickflüssigen Brühe und einem, mittlerweile zerlaufenen, Stück Käse herumstocherte. Erst die nähere Nachfrage ließ ihn, völlig entgeistert aufblicken. „Hö? Ja, nein, fehlt Pfeffer. Ansonsten gut.“

    Er blinzelte unsicher und schaute der Reihe nach in die Gesichter der Anwesenden. Der Rotschopf am Tisch jedoch schüttelte nur den Kopf und deutete mahnend mit der Löffelspitze an die Nase ihres Dauergastes. „Weißt du, wenn du uns ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken würdest, hätten wir viel mehr Spaß im Leben, liebster Lorenzo!“ Diesen Namen würde er nie loswerden. Vor allem, seit Jazmina ihn nun auch vor den anderen damit aufzog … „Nun sei nicht so gemein. Er arbeitet wirklich hart, damit wir hier über die Runden kommen. Und den Finanzen der Muschel tut es auch gut“, versuchte seine Zwillingsschwester, in der Hoffnung, die Wogen etwas zu glätten. „So wenig, wie er isst, wundert mich das nicht“, warf Jazmina dann auch noch ein, griff sich ins Haar und strich es sich nach hinten, während sie sich auf ihrem Ellbogen abstützte und Trevor eingängig musterte. Wieder hatte sie dabei dieses wissende Lächeln auf den Lippen. „Machst du dir wieder Gedanken um die Lehrstelle bei Garrett?“
    „Nein. Ja. Also …“ Trevor schnaubte leicht, blickte dann zwischen einigen Haarsträhnen zu Throné auf und wieder runter auf den Eintopf. Sie wirkte so blass und zerbrechlich im Vergleich zu früher. Als sie zuhause waren und gesund waren. Das Spiel aus Tischbeleuchtung und der Reflektion der mattroten Oberfläche des Abendessens ließen ihm nur einen verunglimpften Blick in sein eigenes Antlitz zu. Die stahlgrauen Augen, die schummrig und in schlechter, nach Paprika und Karotten riechender zurückblickten. Er konnte sich kaum selbst anschauen. Ob nun im Spiegel aus rotem Gemüse oder einem eigentlichen Spiegel. Stattdessen zwang er sich ein zaghaftes Lächeln auf und schüttelte kurz den Kopf. „Tut mir leid, ist alles noch etwas heiß und … ich glaube, du hast mir beim Mittagessen schon davon erzählt, Farnese. Aber … bitte, erzähl nochmal. Entschuldige.“

    Unsicher wich der Tagelöhner dem Blick seiner Gönnerin aus, streifte dabei noch einmal das blasse Gesicht seiner Schwester, nur um dann, mit zunehmendem Dröhnen in den Ohren dem Rotschopf die Aufmerksamkeit zu schenken, um die sie gebeten hatte. Sie erzählte weiter, begann zu schmunzeln und auch Trevor imitierte, was er sah. Dabei kam der Rest der Geschichte nicht einmal richtig an bei ihm, sondern versank in der zähen Masse gedanklicher Abgeschiedenheit und Überlegungen, die ihn in seinem Griff hielten. Wieder schaute er kurz zu Jazmina und es war fast schon unangenehm, wie sie ihn mit ihrem Blick fixiert hatte. Hatte sie seitdem einmal geblinzelt? Die Vorstellung, dass dem nicht so war, bereitete ihm Unbehagen. Schließlich beendeten alle ihr Essen. Die Zwillinge übernahmen an diesem Abend den Abwasch und, zumindest für den Moment hatten sowohl Bruder als auch Schwester einen dieser selten gewordenen Momente, in denen man einfach Zeit miteinander verbrachte. Throné kicherte leise und durchbrach dabei jene gedankliche Masse, die ihren Bruder umgab. Damit beschäftigt, den Topf zu schrubben, blickte er nur aus dem Augenwinkel zu ihr. „Was is‘ so witzig, Tressa?“
    „Ach, eigentlich nichts. Aber weißt du, ich glaube, du bekommst überhaupt nicht mit, wie Jaz dich manchmal anstarrt.“
    „Was soll ich sagen? Ich bin eben ein attraktiver Kerl!“
    „Ist das so, ja?“
    „Ich habe Referenzen, die dir das bestätigen können!“
    „Fünf Finger sind keine Referenz, Bruderherz.“
    „Tressa! Also wirklich!“
    „Entspann dich, kleiner Bruder. Fehlt sie dir?“


    Eine seltsame Stille kehrte ein und die Intensität, mit der der Jüngere der Zwillinge zu schrubben begann, nahm zu. „Wir sollten ihr einen Brief schreiben. Ihr mitteilen, dass es uns noch gibt. Vielleicht würde ihr Vater …“
    „Ihr Vater wird keinen Finger rühren, Throné.“
    „Aber …“
    Trevor pfefferte den Schrubber in den Topf und ließ das Gefäß mit Nachdruck im Spülbehälter versinken. Musste das wirklich sein? Gerade jetzt, wo die beiden einen kurzen Moment unter Geschwistern hatten?
    „Seit gut drei Jahren versuchen wir das schon. Denkst du wirklich, ihr Vater würde einen Finger krumm machen, um uns zu helfen? Nachdem ich alles vermasselt habe, dass er mir aufgetragen hat?“
    „Wirklich? Du denkst das immer noch? Wir haben das doch schon so oft durchgekaut. Es ist. Nicht. Deine. Schuld. Niemand hätte davon ahnen können, dass Piraten kommen! Dass …“
    „Genug davon!“


    Wieder kehrte Stille ein. Die stahlgrauen Augen des Bruders richteten sich auf den Topf, der unter dem Geräusch der sich auftrennenden Wasseroberfläche erhob, gefolgt vom Geräusch des sich schließenden Vakuums. Er drehte das Behältnis an seinen Henkeln nach unten und prüfte schließlich, ob alles sauber war. Sauber … Schmutz, weggeschrubbt und weggewaschen. Wie ein Makel der entfernt werden konnte. Egal, wie dreckig so ein Topf war … er ließ sich sauber schrubben. „Sturkopf“, kam es schließlich von Thronés Seite. „Moleratbacke“, entgegnete Trevor nur trocken. „Scavangerhirn.“
    „Eberzahn.“
    „Adoptivkind.“
    „Du weißt nicht, wer deine Eltern sind.“


    Mit jeder Beleidigung und jeder schnippischen Bemerkung hellten sich die Gemüter der beiden wieder ein wenig auf. Man begann wieder über dies und das zu sprechen. Den Tagesablauf und die Probleme denen man begegnet war. Den Gerüchten, die Throné aufgeschnappt und den undankbaren Arbeiten und skurrilen Botengängen, denen ihr Bruder nachgegangen war. Es war wieder in Ordnung. Sie hatten den Elefanten im Raum wieder in eine Ecke geschoben und versuchten, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

    Es war mittlerweile spät geworden und alle waren entweder nach Hause gegangen oder hatten sich in die hiesigen Räume zurückgezogen. So auch das Geschwisterpaar. Wo Throné sich bereits auf das Bett gesetzt hatte, lag Trevor auf dem Diwan, den er sich zur Schlafstätte auserkoren hatte. Es war schnell klar gewesen, dass sie das bequemere Bett bekommen würde, in dem Zustand, in dem sie sich befand. „Und, musst du heute nochmal raus?“ Trevor hielt inne, warf einen der Wurfpfeile auf das vorgesehene Brett, welches er sich mittlerweile aufgehängt hatte und blickte dann, nach einem Treffer auf einen der inneren Ringe an die Decke. „Ja. Unten am Hafen brauchen sie noch eine Aushilfe, um die Laternen neu anzuzünden. Ist ja noch sehr windig um diese Jahreszeit.“
    „Hm, verstehe. Dann … gib auf dich Acht, ja? Und verschlaf morgen nicht wieder.“
    „Einverstanden.“
    Ächzend erhob sich der Tagelöhner von seiner Schlafstatt, um seine Schwester noch einmal zu verabschieden. Dann verlies er das Gebäude noch einmal in Richtung Hinterhof. Genauer genommen, um das Zelt mit dem Schlosserwerkzeug aufzusuchen.

    Gerade, als der Mann von Archolos das lederne Etui ausgerollt und damit begonnen hatte, die Dietriche, Spanner, das Drehwerkzeug und alle anderen Gerätschaften in der Krempe seiner Handschuhe und den mittlerweile eigennähten Innentaschen seines Mantels verschwinden zu lassen, legte sich eine vertraute Silhouette über ihn. „Na, gehst du noch aus, lieber Lorenzo?“

    Jazmina. Irgendwie hätte es keine Überraschung sein sollen und doch fühlte er sich bei frischer Tat ertappt. „Wollte noch einen Spaziergang machen.“ Ein besserer Grund kam ihm so plötzlich nicht von den Lippen. „Oh. Und für den Fall, dass spontan ein angehender Schlosser benötigt wird, nimmst du Werkzeug mit?“
    „Man … weiß ja nie …“
    „Soso.“

    Mit zwei eleganten Schritten war sie um den auf seinem Hocker sitzenden Trevor herumgegangen und ließ sich dabei auf einer der Kisten nieder. Die Beine langsam überschlagend, um sich schließlich, ähnlich wie beim Abendessen, mit dem Ellbogen abzustützen und ihr Kinn auf ihre Handfläche zu lehnen. „Also, Süßer. Wohin gehen wir?“

    Trevor blinzelte irritiert. „Wir …?“

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    Seit geraumer Zeit hatte sich Françoise nicht vom Fleck bewegt. Seit dem Treffen mit Hagen und den anderen. Regungslos saß sie auf dem Podest in der Mitte des Dachgeschosses im Tempel und meditierte. Doch es war keine ihrer üblichen Meditationsübungen. Als sei sie der Docht einer Kerze, brannte ein loderndes Feuer um die Priesterin herum. Die Flamme spendete Licht und Wärme, allerdings blieb das Fachwerk des Tempels unangetastet. Nicht einmal Ruß hatte sich auf dem Holz niedergesetzt.
    Was die Oberste Feuermagierin zu diesem seltsamen Gebaren trieb, war nicht mehr als ein ungutes Gefühl gewesen. Auf dem Rückweg von dem Treffen mit den Paladinlords, hatte es sie überkommen. Wie eine Art Vorahnung oder Eingebung, welche sie jedoch nicht zuordnen konnte. Auch jetzt, nachdem sie tagelang ununterbrochen darüber meditiert hatte, wusste sie nicht mehr über dessen Ursprung. Etwas ähnliches war ihr noch nicht widerfahren. Hätte es sie nicht mit solcher Deutlichkeit heimgesucht, hätte Françoise es gewiss als Nichtigkeit abgetan.
    »Niemand wird zu ihr vorgelassen!«, drang es vom Aufgang zum Dachzimmer herüber. Es war die Stimme von Konstantin. Er hatte eine unmissverständliche Weisung von der Priesterin erhalten, niemanden vorbei zu lassen. Selbst Hagen und Icarion hatte der Drache abgewiesen. Wie sich herausstellte, war es eine gute Entscheidung gewesen, einen Leibwächter außerhalb der Reihen des Ordens zu suchen. Ganz gleich welchen Rang und Namen sie hatten, keiner wurde durchgelassen.
    Françoise bekam diese fruchtlosen Bemühungen nur am Rande mit. All ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Mysterium dieses eigenartigen Gefühls. Aber so sehr sie sich auf anstrengte, scheiterte sie weiterhin kläglich an dessen Entschlüsselung.

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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Seine Bündel gepackt und gutem Gefühl alles gut vorbereitet zu haben, stand Ulrich am Pier und schaute jedem seiner Männer tief in die Augen. Sie hatten sich hier versammelt um letzte Instruktionen entgegen zu nehmen und letztlich auch Abschied von einigen Kameraden zu nehmen. Zunächst war es nicht Jedem recht, das sich die Truppe für ungewisse Zeit trennen würde, doch am Ende waren sich alle einig, das dies die beste Lösung sei und stimmten dem Vorhaben zu. Sogar Sunder, der sich erst vehement dagegen aussprach die Insel zu verlassen, konnte in dem Plan am Ende etwas positives für sich erkennen. Der alte Seebär gehörte zwar formal nicht zur Truppe, dennoch hatte der Kommandanten den langjährigen und treuen Wegbegleiter, in die Beratungsgespräche miteinbezogen. Somit war es beschlossen, das Bertram, Jörg, Luthger und Sunder sich der Expedition nach Khorinis anschließen werden, der Kommandant mit dem Rest der Mannschaft, sich auf dem Festland nach Verstärkung für die Truppe umschauen.

    „Es ist an der Zeit“ murmelte Ulrich halblaut, ein wenig Wehmut machte sich bei diesem Gedanken breit, dem der Kommandant mit einem entschlossenem „also gut Männer“ versuchte entgegenzuwirken. „Nochmal das Wichtigste in Kürze..., wir wissen nicht was euch in Khorinis erwartet..., seid also stets wachsam und verhaltet euch möglichst unauffällig. Mischt euch unters Volk, hört euch um und schaut wo ihr euch nützlich machen könnt, aber seid nicht zu vertrauensselig. Khorins ist eine gebeutelte Stadt in Nöten, da ist sich Jeder selbst der Nächste..., ihr wisst schon...“ warnte der Paladin eindringlich. Der Kommandant überreichte Jedem der für Khorinis eingeteilt war, einen von ihm persönlich ausgestellten Marschbefehl und ein kleines Säckchen mit Goldmünzen, für alle Fälle.

    „Auch wenn wir eine Weile getrennt sind, steht Ihr dennoch unter meinem Kommando“ stellte der Paladin klar. „Also macht mir keine Schande, schließlich haben wir einen guten Ruf zu verlieren“ scherzte Ulrich während er sich von Bertram, Jörg, Luthger und Sunder mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete. Es war alles gesagt, ein letzter Blick in die Runde, dann schulterte der Kommandant seine Bündel und lenkte zielstrebig seine Schritte Richtung des Schiffes, das ihn und den Rest der Truppe, so Innos' will, wohlbehalten nach Vengard bringen würde...
    Geändert von Sir Ulrich (16.02.2025 um 14:35 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Hafen von Thorniara

    Jacques stand an Bord der Gloriana und stützte sich mit den Unterarmen auf der Reling ab, während er seinen Blick ziellos über den Horizont wandern ließ. Irgendwo dort hinten, wo das Blau des Meeres ins Blau des Himmels überging, lag Khorinis, jene fast schon legendäre Insel, in deren Bergen das sagenhafte magische Erz lagerte, aus dem geschickte Schmiede Waffen und Rüstungen von unvergleichlicher Qualität formen konnten.
    Er selbst war noch nie in Khorinis gewesen, aber er hatte zahlreiche Geschichten gehört, vor allem über Zeit der magischen Barriere und die Ereignisse kurz nach deren Zusammenbruch, als die Drachen das Land verheerten und von ihrem jetzigen König, Rhobar III., höchstpersönlich bezwungen worden waren. Es waren Geschichten, die man wohl als Märchen und Legenden abgetan hätte, wenn sie sich nicht gerade erst in der jüngsten Vergangenheit ereignet hätten, so dass es noch immer zahllose Augenzeugen der Ereignisse gab.

    Einer dieser Augenzeugen war Lord Hagen, der inzwischen sein Quartier auf der Victoria, dem gewaltigen Flaggschiff der königlichen Marine, bezogen hatte. Er war in Khorinis gewesen, als die Drachen über die Insel hergefallen waren, und hatte mit seinen Rittern die Stadt beschützt. Er würde sie erneut beschützen, und Jacques war stolz, zu den Männern gehören zu dürfen, die dafür unter Hagens Kommando dienten. Auch, wenn sein Platz in der Rangordnung noch recht weit unten war, wie schon allein dadurch ersichtlich wurde, dass der Liegeplatz der Gloriana im Hafen am weitesten von der Victoria entfernt war – es mochte ein Zufall sein, aber das tat der Symbolik keinen Abbruch.

    Im Vergleich zur Victoria, einer gewaltigen, schwerbewaffneten Galeone modernster Bauart, nahm sich die Gloriana geradezu bescheiden aus. Sie war eine dickbauchige, irgendwie gemütlich wirkende Karacke, die schon etliche Jahre auf dem Buckel hatte. Obwohl sie über einige Kanonen zur Verteidigung verfügte, war sie ganz offensichtlich nicht als Kriegsschiff konzipiert, sondern wegen ihres voluminösen Laderaums Teil der Expeditionsflotte.
    Während die stolzen Ritter und Paladine auf der Victoria und der Esmeralda ihre Quartiere bezogen und die Gardisten und Freiwilligen der Miliz es sich in den Mannschaftsdecks der Karacken Sankt Dominique und Melissandra und der schnellen Karavelle Skythia bequem machten, nahm die Gloriana den Großteil der Sachgüter und Verpflegung an Bord – Waffen und Rüstungen, Werkzeuge, Proviant, und nicht zuletzt: Pferde. Die Pferde waren der Grund, weshalb auch Redlef, Calan und Jacques die Überfahrt an Bord der Gloriana verbringen würden.

    Die letzten Tage waren mehr als nur anstrengend gewesen, und Jacques spürte die Strapazen in jeder einzelnen Muskelfaser.
    Um so beeindruckter war er von Redlef, der trotz seiner unübersehbaren körperlichen Gebrechen und der Missgunst Lord Orics ihm gegenüber nicht einen Moment zögerte, die schwierige Aufgabe zu übernehmen, die ihm übertragen worden war. In den vergangenen zwei Tagen hatte er, neben seinem eigenen und Calans und Jacques‘ Tieren noch sieben weitere für den Einsatz in Khorinis taugliche Pferde sowie drei Mulis als Packtiere bestimmt und damit begonnen, die Vorbereitungen für den Transport zu organisieren.

    Unter diesen Umständen war für den eigentlichen Reitunterricht keine Zeit mehr geblieben. Calan und Jacques wurden gebraucht, um bei den Vorbereitungen für die Schiffsreise mitzuhelfen. Diese Vorbereitungen beschränkten sich keineswegs darauf, Futter – vornehmlich Heu, da zu viel Kraftfutter wie Hafer die Gefahr von Koliken bei den Tieren erhöhen würde – und allerlei anderes Zubehör wie Leder, Schnallen, Decken, Hufeisen, Leinen, Seile, Gurte, Eimer, Forken, Planen zur Errichtung provisorischer Ställe, Werkzeug und sogar Heilkräuter an Bord des Schiffes zu bringen (Redlef wollte offensichtlich nichts dem Zufall überlassen und wäre wahrscheinlich darauf vorbereitet gewesen, auf einer vollkommen kahlen Insel an Land gehen zu müssen), sondern sie umfassten insbesondere auch den Umgang mit den Tieren.

    Die Überfahrt würde für die Pferde und Mulis großen Stress bedeuten – mehrere Tage würden sie im Frachtraum des Schiffes zubringen müssen, einer unbekannten, dunklen, engen Umgebung, die so gar nicht ihrem Naturell entsprach. Bei schwerem Seegang würde man sie vielleicht sogar an die Decke hängen müssen, damit sie nicht stürzten und sich verletzten. Da war es wichtig, dass Calan und Jacques wussten, wie sie die Pferde richtig anzugehen hatten, falls diese Anzeichen von Panik zeigen sollten, denn wenn ein Pferd erst einmal scheute, war es kaum noch unter Kontrolle zu halten – in den beengten Verhältnissen unter Deck konnte das katastrophale Folgen haben.
    Es überraschte Jacques ein wenig, zu lernen, dass ausgerechnet das Zufügen von Schmerz tatsächlich dabei helfen konnte, eine beginnende Panik zu unterbrechen und ein Pferd wieder zu beruhigen, wofür verschiedene Werkzeuge zur Verfügung standen – Kandaren, Nasenketten oder die Nasenbremse, mit der die Oberlippe des Pferdes eingeschnürt wurde. Natürlich sollten solche Mittel nur der letzte Ausweg sein, und Redlef legte großen Wert darauf, dass die Tiere gut und respektvoll behandelt wurden – schließlich, so betonte er, hatten sie es sich nicht ausgesucht, mit dem Schiff auf eine ferne Insel verfrachtet zu werden, würden aber trotz Stress, Angst und Unverständnis ihrer eigenen Situation weiterhin treu dienen, was man ihnen nicht hoch genug anrechnen könne! Jacques war sich nicht sicher, ob diese Bemerkung nicht auch als Seitenhieb in Lord Orics Richtung gemeint war, zog es aber vor, nicht nachzufragen.

    So war die Zeit mit Vorbereitungen, theoretischem und praktischem Unterricht im Nu verstrichen – zweieinhalb Tage, in denen Jacques nur kurze Schlafpausen vergönnt gewesen waren. Aber er sah keinen Grund, sich zu beklagen, und die Arbeit mit den Tieren bereitete ihm durchaus auch Freude, erinnerte sie ihn doch an seine Heimat. Wie es auf dem elterlichen Hof wohl gerade zuging? Irgendwann, wenn er die Zeit fand, würde er dem Weiler einen Besuch abstatten müssen. Aber dieser Tag würde wohl so schnell erst einmal nicht kommen …

    Jacques zog sich den Mantel enger um die Schultern – der vom Meer her wehende Wind war kalt und schneidend – und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wobei ein paar Strohhalme herabfielen. Kein Wunder, war er doch bis vor kaum einer halben Stunde noch damit beschäftigt gewesen, Heu in den Laderaum zu verfrachten. Auch als Gardist war er sich keineswegs zu schade, die Aufgaben eines gewöhnlichen Hafenarbeiters zu übernehmen. Demut war eine Tugend, die bei Höherrangigen nur allzu schnell in Vergessenheit geriet!
    Auf Deck der Gloriana herrschte reges Treiben. Die Mannschaft traf die letzten Vorbereitungen für die Reise. In wenigen Stunden würden sie in See stechen – nach Khorinis!
    Geändert von Jacques Percheval (19.04.2025 um 10:38 Uhr)

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die flammende Korona, die die Priesterin während ihrer intensiven Meditation umgeben hatte, erlöschte plötzlich und eine perfekte Stille folgte dem bis dahin ununterbrochenen Rauschen des Feuers. Françoise hatte ihre Antwort nicht gefunden. Nicht einmal den Ansatz einer Antwort. Auch hatte das Gefühl sie nicht noch einmal überkommen. Was auch immer es bedeutete, blieb ihr ein Mysterium. Abtun wollte es die Priesterin dennoch nicht. Was wenn es ein Versuch aus der anderen Welt war, mit ihr Kontakt aufzunehmen? Sie würde sich niemals verzeihen, das ignoriert zu haben.
    Begleitet von einem schweren Seufzen erhob sich die Oberste Feuermagierin von dem Podest und zog ihre Robe glatt. Françoise merkte, dass sie gar keine Lust hatte, sich jetzt mit jemandem auseinander zu setzen. Lieber wäre sie an Ort und Stelle geblieben und hätte weiter über dem Rätsel gebrütet. Doch die Abreise der Flottille stand kurz bevor. Die Frequenz mit der Konstantin Besucher abgewiesen hatte, erreichte einen Hochpunkt in den letzten Stunden. Da war es ein Leichtes, den Grund zu erraten. Zumindest etwas, das offensichtlich war!
    Geschwind stieg Françoise die Treppe hinab und begegnete einem überrascht dreinblickenden Konstantin.
    »Meditation vorbei?«, fragte der Drache.
    »Ja.«, antworte die Priesterin knapp und rauschte an ihm vorbei. Sie wusste, dass sie ihrem Leibwächter hätte dankbar sein sollen. Immerhin hatte er für ihre Ruhe gesorgt. Doch ihr war einfach nicht danach zumute. Nicht in diesem Augenblick. Er würde verstehen. Er müsste verstehen.
    Kurz hielt die Oberste Feuermagierin inne.
    »Die Schiffe werden bald auslaufen.«, sagte sie dann. »Du hast hoffentlich alles bereit für die Abreise.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, setzten sie ihre Weg fort. Kaum hatten sie das Haupttor des Tempels erreicht, kam ihnen ein Novize entgegen. Er schien den Weg gerannt zu sein. Sein Kopf war hochrot und er prustete, als hätte er sein ganzes Leben unter Wasser verbracht. Mit einer Mischung einer Verbeugung und dem Abstützen auf seinen Knien, kam er vor der Priesterin zum Stehen.
    »Eminenz!«, keuchte er. »Lord Hagen... verlangt nach eurer Anwesenheit... auf dem Schiff.«
    »Ich weiß.«, antwortete Françoise und ließ den Novizen einfach stehen. Ein angewöhnter Automatismus brachte sie dazu, sich vor dem Verlassen des Tempels noch einmal umzudrehen.
    »Danke.«, sagte sie und begab sich gemeinsam mit Konstantin in Richtung Hafen.

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    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Der späte Nachmittag neigte sich dem Ende zu, als Maximus in seinem düster beleuchteten Arbeitszimmer saß und über die Berichte brütete, die ihm von Pregorius Amiel übermittelt worden waren. Auf dem massiven Eichenschreibtisch lagen sorgfältig sortierte Pergamente, in denen Zahlen, Kalkulationen und strategische Notizen über den Handel und die Märkte von Thorniara festgehalten waren. Der Kontorleiter hatte in der jüngsten Zeit die allgemeine Unsicherheit in der Stadt gewinnbringend genutzt, indem er Getreidevorräte zu attraktiven Preisen verkaufte, dabei zugleich seine Konkurrenten schwächte und das Ansehen des Burggrafen in den Augen der Bürgerschaft zu stärken wusste.

    Doch dann hatte eine unerwartete Wendung in der Entwicklung des Hafenviertels die Pläne durcheinandergebracht: Der Orden hatte öffentlich verkündet, dass König Rhobar den Wiederaufbau von Khorinis ins Auge fasste. Daraufhin hatte Pregorius Amiel um die Freigabe der Vorräte an Werkzeugen und Baumaterialien gebeten, um diese an die hiesige Handwerkerschaft zu veräußern. Doch der Burggraf erteilte der Bitte eine unmissverständliche Ablehnung, die er hastig auf einem der Pergamente formulierte. Die Materialien würden alsbald für den Ausbau des Anwesens benötigt werden.

    Mit einem müden Seufzer legte Maximus die Feder beiseite und rieb sich genervt die Augen. Es war ihm überdrüssig, sich immer wieder mit den banalen Angelegenheiten des Pöbels herumschlagen zu müssen, um seine Interessen durchzusetzen. In seinem Innern hoffte er, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis weitere fähige Diener aus dem Herzogtum eintreffen würden, um ihm Arbeit abzunehmen.

    Plötzlich erklang ein leises Klopfen an der Tür. Der Hofmeister, stets nüchtern und korrekt in seiner Haltung, trat ein und verneigte sich formell. "Euer Gnaden, ich darf Euch mitteilen, dass auch Hadvar die Einladung angenommen hat. Mit Eurer Erlaubnis werde ich die Dienerschaft anweisen, alles Notwendige für den Empfang vorzubereiten und die Tagespläne entsprechend umgestalten." Maximus hob kurz den Blick von den Dokumenten und nickte beiläufig: "Gut! Ich erwarte, dass alles zügig und reibungslos abläuft." Adalbert verbeugte sich erneut. "Natürlich, Euer Gnaden." erwiderte er und verließ den Raum.

    Maximus blieb allein zurück, seine Augen fixierten die Stapel von Unterlagen. In seinem Blick lag eine spürbare Müdigkeit, ein Unmut darüber, dass er immer wieder den Pöbel in sein Anwesen einladen musste, um seine Interessen durchzusetzen. Er seufzte leise, als er sich erneut den Berichten zuwandte – fest entschlossen, dass dies das letzte Mal gewesen sein würde, dass er den einfachen Bürgern solche Zugänge gewährte.

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    Abenteurer Avatar von Trevor
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Nacht, Grenze zwischen Hafen- und Armenviertel

    Wie lebendig diese Stadt selbst bei Nacht noch war. Entfernt heulte ein Käuzchen, aufgeschreckt von einer vierbeinigen Streunerin die nach einem erfolglosen Kampf um das letzte bisschen vergammelter Fischreste in einem Fass voller Müll den Kürzeren gezogen hatte. Umgestoßen war das Behältnis, nur um seinen stinkenden Inhalt am Rande der Gasse zu verstreuen, in welcher die Schritte der sich beiden nähernden Personen in rhythmischem Gleichklang näherten. Wie sie an den Wänden der spärlich beleuchteten Fassaden hinauf hallten. Bei Nacht wirkte es so viel lauter. So viel … auffälliger. Oder war es dem Fakt geschuldet, dass, es ungewohnt war, eine derartige Route zu nehmen? Um diese Zeit? Mit diesen Intentionen? Am Ende der Gasse hatten die beiden Gestalten schließlich innegehalten, sich einen Blick über die breiter werdende, für größere Transporte genutzte Straße zu verschaffen. Ein kühler Windzug peitschte dabei von hinten in den Rücken der beiden Beobachter. Die eine, völlig unberührt, während die andere ihren Mantelkragen höherschlug und sich fröstelnd die Arme rieb.

    Nur gerade so schaffte es die streunende Katze, nicht unter den Rädern eines vorbeiziehenden Pferdegespanns zerteilt zu werden, fluchte lauthals und eilte dabei in die Richtung der gegenüberliegenden Straßenseite. Jenes Fuhrwerk wurde gezogen von einem müden, schnaubenden Gaul, gelenkt von einem noch müderen, brummigen Vertreter der Stadtwache. Und an dessen Schlusslicht wanderten zwei weitere Wachmänner, der eine eher unstet, dabei immer wieder auf den Boden seiner Flasche starrend und der andere mehr oder minder wachsam. Mehr über das Ärgernis dieser späten Sonderschichten fluchend, als seiner Umgebung Beachtung zu schicken.

    Jene Gestalt die offensichtlich mit Kälte nichts verband blickte zu ihrem Gefährten. Der Blick ihrer blassblauen Augen waren von einer selten gekannten Ernsthaftigkeit durchtränkt und doch … meinte ihr fröstelnder Begleiter, darin eine gewisse Vorfreude zu erkennen. Den Schalk, der ihr im Nacken saß und ihn den ganzen Weg über hatte zweifeln lassen, ob es die beste Idee gewesen war, sie auf diesen Weg mitzunehmen. Und doch wartete sie geduldig. Schien ihm eine letzte Wahl lassen zu wollen, umzukehren. Die Nacht noch einmal zu überdenken. Aber was dann? Was, wenn er wirklich am nächsten Tag wieder spät aufstehen und mit Laufburschenarbeiten und anderem Unsinn, der ihn und vor allem seine Angelegenheiten nicht voranbringen würde, verschwendete? Nichts. Jede Anstrengung einer ehrlichen Arbeit wurde nur im Keime dessen erstickt, worauf er keinen Einfluss hatte. In der Entscheidungsgewalt korrupter Schweine, die ihren Hals nicht vollbekamen. Die sich nicht um ihre Mitmenschen scherten und sie so lange ausbluten ließen, bis sie ihre leeren Überreste ins Hafenbecken oder das nächste Loch warfen. Und was blieb am Ende? Ein paar anteilnahmlose Worte, gemurmelt von einem Klosterbruder dessen Interessen nur am Einsammeln der anschließenden Kollekte lag. Nein. Es war an der Zeit, sich sein eigenes Glück zu machen und die Dinge so zu verteilen, dass sie alle etwas davon hatten. Oder zumindest die seinen. Eine Entscheidung, geboren aus Ohnmacht und Hilflosigkeit.

    „Adanos gibt“, die stahlgrauen Augen Trevors wanderten zu der Gasse auf der anderen Straßenseite, welche in jenen Hinterhof führte, in dem die Giftmischerbude von Mays lag. Er war nervös. So unglaublich nervös. Was, wenn er erwischt wurde? Was, wenn Mays doch zuhause war? Würde er überhaupt das Schloss aufbekommen? Würden die Nachbarn die Wachen rufen? Was war mit Jaz? Warum war sie mitgekommen? Wirklich nur, um zu helfen? Würde sie ihn am Ende erpressen oder zum Zahltag bitten, mit all den Informationen, die sie über ihn hatte? Oder war sie eine ganz andere? Vielleicht sogar eine Heilige, geschickt, um sein Leben ins Gleichgewicht zu bringen? Nein. Das war absurd. Die Götter waren zu sehr mit ihren Zwistigkeiten und den großen Problemen der Welt beschäftigt. Es war schon Lächeln genug vom blauen Vater, sie nicht mit Regen zu strafen. Aber das Zünglein an der eigenen Waage seines Lebens … musste Trevor sein.

    Der Mann von Archolos atmete tief und unter einem Zittern durch. Es war noch immer kalt genug, um den eigenen Atem zu sehen und während er mit sich rang, fanden seine stahlgrauen Augen wieder den Blick Jazminas. Sie musste nichts sagen. Sie urteilte nicht. Sie … schien lediglich zu prüfen. Ihn im Auge zu behalten. Was würde er tun? Wie würde er sich entscheiden? Sein Blick senkte sich unweigerlich herab, vorbei an ihr zu dem Dreck, der aus der umgestoßenen Tonne gekippt war. Dreck … Mehr waren sie nicht für Menschen wie Mays. All die unzähligen, angespannten Gespräche und sein falsches Lachen traten wieder in die Gedanken des Mannes, der mit sich rang, eine Schwelle zu übertreten, nach der er nie wieder hätte zurücktreten können. Er nickte.

    „Adanos nimmt.“

    Jazminas Augen begannen förmlich zu strahlen, als sie das leichte Nicken ihres Begleiters wahrnahm. Dann reichte sie ihm zwei dunkle Schemen die sich bei näherer Betrachtung als dunkelblaue Tücher herausstellten. Verschwörerisch und mit einem ebenso anmutenden Lächeln lehnte sie sich näher an ihn heran, flüsternd.

    „Wenn wir drüben sind, mach dich unkenntlich. Gesicht, Haare, ja sogar unsere Statur können uns verraten. Und du willst sicher nicht, dass man dich morgen beim Fischkauf wiedererkennt und vor den Richter zerrt. Wiederhol‘ nochmal den Plan.“
    „Mein Bruch, also steige ich ein. Du behältst den Hof im Auge und wenn jemand ankommt, tust du so, als suchst du nach einem … Kunden.“
    „Gut. Wenn du drin bist, geh klug vor. Einer wie Mays hat zwar nicht das Geld, um Einbrüchen vorzusorgen, aber … Not macht erfinderisch.“


    Trevor nickte nochmals und atmete durch. Sein Herz pochte und seine Lippen fühlten sich von der Spitze, bis hinunter in die Tiefen seines Halses trocken an. Und wieso zum Geier musste er so pinkeln!? „Also, wollen wir?“
    „Warte kurz …“


    Eine kleine, dampfende Nebelwolke erhob sich in der Gasse, nachdem zumindest die Blase des angehenden Einbrechers wieder im Gleichgewicht war und nur wenig später, nachdem die Straße also frei war, huschten die beiden schnellen Schrittes über die Straße, hinein in die andere Gasse. Wie immer stand dort alles voll mit Kisten, Fässern und anderem Gerümpel und es war nur schwer auszumachen, dass sich hier überhaupt ein Schlupfwinkel in den Hinterhof befand. Trevor war klar, dass das eine Absicht hatte. Mays verkaufte nämlich hier und da gerne auch … steuerlich nicht ganz so freie Ware und musste daher seinen ‚Untertresenhandel‘ in den Hinterhof verlegen. Nachdem die beiden Bewohner der salzigen Muschel nun also zwischen dem Lagergut hindurchgekrochen waren, begann der einstige Knecht, sich die beiden Tücher um Kopf und Mund zu binden. Die Knoten drückten auf unangenehme Weise am Hinterkopf und schon bald fühlte er die unangenehme Feuchtigkeit, welche sein Atem und die kalte Nase im Stoff hinterließen. Widerlich. Unangenehm. Aber ein kleiner Preis, wenn es half, nicht entdeckt zu werden. Er blickte noch einmal nach oben. Der Durchgang, unter dem sie sich befanden, hing wie eine halbrunde Brücke über ihnen und warf genug Schatten, unter dem sie sich noch einmal sammeln konnten. „Denkst du, wenn jemand kommt, dass es nicht auffällt, wenn du hier, naja … ‚suchst‘?“
    „Lass das mal meine Sorge sein, Süßer. Und jetzt geh. Ach, und Lorenzo? Viel Glück!“


    Trevor nickte sachte, verstand auch, warum sie ihn hier beim anderen Namen nannte und trat dann an den Rand der Unterführung, die Linke an die Stein gehauenen Rand gelegt und vorsichtig von links in die rechte Ecke des Hofes spähend. Dort war nichts. Lediglich ein abgestellter Wagen, beladen mit irgendwelchen Transportgütern. Dann huschte er auf die andere Seite und blickte nach links. ‚Den Kuchen schneiden‘, so hieß diese Methode, hatte er vor ein paar Tagen bei ein paar Wachmännern in einer Taverne aufgeschnappt. So nannte man diese Taktik, bei der mit Armbrüsten bewaffnete Gardisten einen Bereich betraten und dabei ihre toten Winkel auszugleichen suchten. Von oben betrachtet ließ sich das wohl wirklich wie ein Stück Kuchen betrachten. Der Hof war leer. Aber wie war es oben, an den Fenstern? Lichter brannten dort keine. Sowohl von der einen als auch der anderen Seite. Eine weitere Erinnerung, die ihn dazu anmahnte, nach oben zu schauen. Schließlich hatte er selbst sich zuhause oft auf den Apfelbäumen versteckt und vor der Arbeit gedrückt. Die Menschen suchten immer nach Dingen auf Augenhöhe oder darunter. Aber niemals darüber. Eine, wenn nicht sogar DIE Information, wenn es um das Auswählen von Verstecken ging. Aber generell schien dieser Hof nicht gerade viele Möglichkeiten zu bieten, im Schein des Mondlichtes zu tanzen. Viele Winkel. Viele Schatten.

    Gerade, als er zum Hintereingang des Alchemiegeschäftes gehen wollte, vernahm er ein Zischen hinter sich. Ein kurzer Blick über die Schulter zu Jaz genügte, um zu wissen was los war: die verdammten Stiefel! Er trug sie ja noch! Ohne zu zögern, schälte er sich aus ihnen heraus, nur um am Ende in den dicken Socken dazustehen, welche er über seine eigenen, teils noch über die eigene Hose gezogen hatte. Sie waren weich, für längere Strecken und Wege kaum geeignet. Aber sie würden seine Schritte zumindest teilweise dämpfen, würde er erst einmal drin sein. D Stiefeln, die Jaz dann doch in ihre Obhut nahm entledigt, huschte er also über den eher ungepflegten Hof, hin zu der eher schmucklosen Tür, die etwas tiefer im Mauerwerk eingelassen war und somit einen direkten Unterstand bot. Links davon befand sich eine kleine Nische, in der eine Kerze hinabgebrannt war. Und das seit … eigentlich schon, seit der Mann von Archolos zum ersten Mal den Laden betreten hatte. Es war so seltsam, sich nun mit einem ganz anderen Besuchszweck hier zu befinden, als er es für gewöhnlich tat. Innerlich mahnte er sich, mit diesem gedanklichen Mist aufzuhören. Stattdessen kniete er sich leicht ab und betrachtete das Türschloss etwas eingängiger. Es war von kruder, einfacher Machart.

    Trevor atmete durch sein Mundtuch und presste die Augen aufeinander. Nervös aber konzentriert drückte er dabei leicht die Türklinke herunter in dem Versuch zu lauschen, um welches Schloss es sich handeln musste. Er hatte nie einen Vorschubriegel daran gesehen, oder eine Haltekette. Es musste also etwas anderes sein. Langsam öffneten sich die stahlgrauen Augen wieder und betrachteten das schwarze Metall. Trevor musste abschätzen, führte die Finger erst zur Stulpe seines Handschuhs, entschloss sich dann jedoch, seinen Dolch zu zücken. Vielleicht handelte es sich ja doch um ein Riegelschloss, nur war es ihm nie aufgefallen? Sorgsam begann er nun also, die Spitze der Klinge zwischen die Tür und das Schloss zu schieben. Danach zu tasten, ob sich, wie geübt, ein Riegel verschieben und der Schließmechanismus öffnen ließ. Fehlanzeige. Trevors Herz pumpte wild in seiner Brust. Zwang ihn noch einmal, die Augen zu schließen. „Alles wird gut“, hauchte er nur nach einem weiteren stillen Moment, ehe der Dolch wieder in die Scheide unter seinem Mantel wanderte. Dann waren es also die Dietriche.

    Wie friemelig das doch war, wenn einem die Finger zitterten und man Handschuhe mit geschlossenen Fingerkuppen trug! Da war definitiv Verbesserungsbedarf an der ohnehin nicht richtig sitzenden Ausrüstung nötig. Mental würde er eine Notiz machen. Sie wiederfinden, nach der aktuellen Lage? Wohl kaum. Dennoch: nach ein wenig Gewühle hatte er nun also den Spanner und Dietrich zur Hand und begann damit sein Werk. Wie geübt: den Spanner in der Linken, um das Schloss vernünftig zu drehen, den Dietrich, für mehr Gefühl in der Rechten. Und so begann es wieder: das Konzert aus kleinen, klickenden Geräuschen. Nur dieses Mal, im realen Einsatz und unter solchen Bedingungen war es alles so viel schwerer. Natürlich rosteten Stifte und Federmechanismen. Aber, dass das ganze so einen Unterschied machte? Oder hatte Jaz ihn mit absoluter Anfängerausrüstung üben lassen? Es lag nahe, schließlich war es nicht üblich für die Bediensteten eines Freudenhauses, mal eben ein paar Übungsschlösser zur Verfügung zu haben. Doch andererseits … Vielleicht musste er sich nur trauen, etwas aggressiver an die Sache heranzugehen. Seine Werkzeuge mehr zu belasten. Sie dazu zu verwenden, wofür sie gut waren, statt zu zögern und zu zweifeln. Innerlich fluchte Trevor.

    Er lauschte. Und lauschte. Und lauschte. Ließ es klicken und klacken. Übte mal mehr, mal weniger Druck mit dem Werkzeug in seiner Linken aus. Und, tatsächlich: unter einem deutlichen, aufstöhnenden Knacken unter Führung des Spanners löste sich das Schloss und mit einem beherzten Griff schaffte er es, die Tür zu öffnen. Der junge Mann staunte, konnte kaum in Worte fassen, welches Gefühl dieser Moment in ihm auslöste. Zu gerne hätte er Jaz gerufen, um zu zeigen, dass es funktioniert hatte! Zu gerne hätte er sich stolz vor Mays gestellt und ihm vor die Füße gespuckt. Erklärend, dass selbst ein versteckter Laden keine Herausforderung für einen Anfänger war. Aber … dieses Hochgefühl wich einer erschreckenden Erkenntnis: er stand nun vor einem, hoffentlich, leeren Laden voller Kräuter, Tinkturen und Gemische. Er hatte eine Tür geknackt und war im Begriff, sich hier gleich zu bedienen und gütig zu tun. Nur … wie weiter vorgehen? Das oberste Ziel: die stärkere Dosierung von Thronés Medizin besorgen. Sie brauchte die gute Qualität, um auf die Beine zu kommen. Vielleicht sogar die Konzentration, die noch reiner war, als die ohnehin schon überteuerte. Und vielleicht noch ein wenig Sumpfkraut? Es gab genug Abnehmer im Armenviertel und Hafen. Wobei letzteres Viertel nach den momentanen Begebenheiten eher zu meiden war.

    Dumpf klang der erste Schritt, den der Socken tragende Trevor in den Laden des Alchemisten machte. Und das nach einer Weile des Zögerns. Einer letzten Überlegung, die Schwelle doch nicht zu überschreiten. Aber … hier stand er nun. Und fühlte sich gut. Bestätigt in dem, was er tat. Die Nervosität und die kalten Finger lagen nach wie vor über ihm und auf seiner Haut. Doch das schlechte Gewissen war … verstummt. Für den Moment. Stattdessen war da ein Ziel. Und das gedachte er zu erreichen. Also folgte ein weiterer Schritt. Und noch einer. Dann zog er die Tür bis zu einem gewissen Grat hinter sich zu und unterschob dieser einen Holzkeil, den er aus seiner Manteltasche gefischt hatte. Man wollte schließlich schnell wieder nach draußen kommen, ohne sich erneut mit dem Schloss herumzuärgern. Und nun? Trevor ließ den Blick schweifen. Es kam gerade so genug Licht durch die die Tür flankierenden Fenster, damit er in etwa erkennen konnte, dass der Tresen leer war und lediglich eine Bühne für die im Mondlicht tanzenden Staubkörner darbot. Und gerade, als er einen weiteren Schritt wagen wollte, hielt er inne. Wie gerissen war Mays wohl? Der Blick der stahlgrauen Augen fiel nach unten. Hatte dieser Bekloppte wirklich ein Fangeisen ausgelegt? Sicher, er hatte sich hier und da über Ratten beschwert, aber … Doch dann fiel es dem Einbrecher wie Schuppen von den Augen. Mays war bewusst gewesen, dass es Leute gab, die ihm seinen ‚Wohlstand‘ nicht gönnten. Und dass es Leute gab, unter anderem jene, die seinen Laden als Zwischenlager benutzten, es nicht gerne sahen, wenn deren Vorräte verschwanden. Kurz dachte Trevor an Brom, gegen den er mit dem Sumpfkrautpaket vorgegangen war. Wie … interessant, dass so eine kleine Tat so einen Nachhall mit sich trug. Da hatte er sich wohl fast das eigene Leben schwer gemacht. Der Sockenträger umging die Falle mit einem langen Schritt, den Blick nun doch mehr gen Boden gerichtet. Dann eine weitere, bis er schließlich am Tresen stand und mit der Fingerspitze sachte über ein kurzes Stück der hölzernen Kante fuhr. Im einfallenden Licht verrieb er dabei den Staub ein wenig zwischen seinen Fingerspitzen und nickte dann selbstzufrieden. Ohne Staub keine Spur. Und, bei allem, was man über Mays sagen konnte: er wischte seine Tresen wirklich gerne. Außerdem würde er sich somit auch nicht durch die zwei dunklen Ecken um die Verkaufsfläche herumdrücken müssen. Die Sicht dort war nämlich, bedingt durch die Nachtzeit keineswegs gegeben. Und im Dunkeln nach Fallen zu stochern … Nein. Etwas unbehände, so versehen mit der ganzen Einbrecherausrüstung in seinem Mantel, hievte er sich also über die hölzerne Platte und trat in den Zwischenflur ein, der beide Verkaufsräume verband. Schon an der Schwelle und davor stach ihm dabei ein irrsinniges Wirrwarr aller möglichen Gerüche in die Nase. Da waren Gewürze, Sumpfkraut und irgendetwas säuerliches, dass entfernt an vergorene Milch erinnerte. Zusammengepanscht mit der Schwäre verschiedener Salben und anderer, alchemistischer Unfälle.

    Sein Blick wanderte entlang der Regale, die zum Glück, mit Schildern versehen waren, auf denen die Namen verschiedener Sorten an Medizin, Toniken und anderem Schnickschnack befestigt waren. Wo war es nur, wo war es nur? Die Lichtverhältnisse hier waren nicht optimal, doch nach einer Weile des Nachdenkens, an welcher Regalecke sich Mays immer bedient hatte, wenn er Thronés Medizin heraussuchte, sowie einiger Geruchsproben die mehr reihenweise Beleidigungen seiner Sinne glichen, statt zu helfen, hatte er es schließlich gefunden. Das Fach mit der Aufschrift ‚Mandrasola‘. Es bedurfte keiner großen Kunst, um zu erkennen, welche die ‚bessere‘ Version jener Medizin war und welche die schlechtere. Die Größe der Vorverpackung machte das bereits mehr als kenntlich. So gab es vier Ausführungen: die eine, in etwa faustgroßen Säckeln abgefüllt war die schwächste. Dann gab es noch die Steigerungen in Form kleinerer Säckel, hin zu schmalen Holzschachteln deren Inhalt wohl kaum der Rede wert war. Und gerade, als er dabei war, sich ein paar Exemplare der höherwertigeren Dosen in die Taschen zu stecken, traf ihn eine weitere Erkenntnis: Was, wenn Mays anhand der fehlenden Bestände merken würde, was fehlte? Es wäre eindeutig gewesen. Nachdenklich und in der Bewegung innehaltend schaute er also noch einmal vom Regal hin zum Tresen des offiziellen Verkaufsraumes. Hatte er dort nicht eine Art Schuldbuch, welches er niemals müde war, herauszuholen, um anzugeben, dass Wachen, Kleinkriminelle und andere Unglückliche ihm Gefallen schuldeten? Und, stand Trevor nicht auch an manchen Tagen darin? Vielleicht war es an der Zeit, ein wenig Recherche zu betreiben, bevor er sich bediente. Also ging er, vorsichtigen Schrittes durch den Flur und schaute sich um.

    Der offizielle Verkaufsraum sah anders aus. Gepflegter. Dekorierter. Lebendiger. Pflanzen ragten aus aufgehängten Töpfern herab, die Ladenfenster zur Straße hin waren bedeckt von alten, aber gepflegten, dunkelgrünen Vorhängen und auch die Möblierung hier wirkte einladender. Nicht auf adeligem Stand, aber dennoch einladend genug, um eine gewisse Seriosität zu präsentieren, die einen am unteren Rand des Mittelstandes instituierten Bürger hatte beeindrucken können. Vom Grundriss her war dieser Bereich ähnlich aufgebaut wie der hintere. Mit dem Unterschied, dass vom Eingang aus gesehen, links des Tresens noch eine Treppe in die obere Etage führte. Trevor überlegte einen Augenblick lang, stemmte sich dabei mit ausgestreckten Armen auf den Tresen und ließ die Blicke wandern. Ob er das Schuldenbuch hier, unterm Tresen oder doch in seinen Privaträumen untergebracht hatte. Ein lautes Niesen vor der Tür ließ ihn plötzlich zusammenfahren. Mit einer unbehänden Bewegung versuchte der Anfänger unter den Einbrechern abzuknien, stieß sich dabei jedoch das Schienbein, knickte mit dem anderen Fuß ab und fiel zur Seite auf den Boden. Wieder fluchte er innerlich, bis sich jedoch nur fest auf die Unterlippe, statt aufzuschreien. Das würde morgen ALLES sehr weh tun! Und dennoch, wo sein Herz drohte, seine Brust zu zerreißen, hielt der Mann von Archolos die Luft eine ganze Weile an, bis seine Lungen zu schmerzen begannen. Erst, als sich der Person vor dem Laden einige weitere Schritte genähert hatten, sich die Personen dort johlend und säuselnd begrüßt hatte und davonzogen, wagte er es, wieder aufzuatmen. Mit einer Hand auf der Brust, geweiteten Augen und einem langen Ausatmen schüttelte er nur den Kopf. Doch statt sich, wieder, zu fragen was er hier eigentlich tat, war es mehr die Erleichterung, dass Mays wohl noch unterwegs schien.

    -Komm schon, Blödmann. Er hat so oft mit diesem beschissenen Buch herumhantiert. Finde es!-

    Erneut blickte Trevor sich um, fand jedoch lediglich die Schatulle, in der vernarbte Alchemist seine Tageseinnahmen unterbrachte und, nach einer geschüttelten Probe, offensichtlich auch am Abend leerte. Nun gut, dann war hier also nichts zu finden und der Weg führte den, mit jeder noch so leise knarrenden Treppenstufe innerlich fluchenden Trevor nach oben. Vor eine weitere Tür, die verschlossen war. Dieses Mal jedoch war sich der, hoffentlich baldige, Schlosser sicher: es handelte sich hier um eine kompliziertere Version des vorherigen Schlosses. Ein Zuhaltungsschloss, um präzise zu sein. Also war es dasselbe Vorgehen wie gehabt: Dietrich raus. Spanner raus. Dietrich fallen lassen. Fluchen und panisch danach suchen, wo auf welcher Treppenstufe das Werkzeug gelandet war. Es finden und schließlich das Glück an der Tür versuchen.

    Nur dieses Mal war es wirklich ein Unding mit der Tür: wo das Schloss zum Hinterhof noch deutlich klarerer Klänge vermittelte, war dieses kleine Monster aus einer völlig anderen Liga! Eng genug, um ihm mit dem Dietrich kaum Spiel zu lassen und gnadenloser als so manches Gottesurteil der Paladine. Da hatte jemand wirklich für die Sicherheit seiner Privaträume investiert. Oder Schulden eingefordert. Aber Aufgeben war keine Option. Trevor musste herausfinden, wem er im Notfall den Bruch anlasten konnte und Zeit war dabei von essenzieller Bedeutung. Nur, dass das Türschloss davon herzlichst wenig beeindruckt war. Stattdessen schnappte das verdammte Ding nach einem kurzen Moment der Druckverlagerung des Spanners auf derart fiese Weise zu, dass der Dietrich sich mit einem traurigen ‚Pling!‘ verabschiedete. Trevor schielte auf das abgebrochene Stück Metall und konnte seinen Augen nicht trauen. Zwar gelang es ihm, mit dem zweiten, einem wesentlich welligeren Dietrich, die Überreste dessen Vorgängers herauszuziehen, doch gab auch dieser kurz darauf nach und zwang den Mann von Archolos erneut dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen. Nicht jedoch, um den Schmerz zu unterdrücken, sondern viel mehr, um nicht wutentbrannt die Tür einzutreten. Erst bei Versuch Nummer Drei fiel es ihm dann auf: zusätzlich zum regulären Schließmechanismus waren die Stifte noch an einen schmalen Riegel gekoppelt, der, trotz der, vermutlich, korrekt geschobenen Federn, eine weitere Blockade bot. Ein wirklich kurioses Produkt der Schlosserarbeit!

    Würde er also mit seiner schmalen Klinge den Riegel verschieben und zusätzlich die Feinwerkzeuge verwenden … Aber wie? Er hatte nur zwei Hände und diese zitterten ohnehin schon auf sehr unangenehme Art und Weise. Doch dann kam es ihm: er hatte sein großes Mundwerk schließlich nicht umsonst. Und solange niemand zusehen würde …

    Mit dem Gesicht gegen die Tür gepresst, den Spanner mit den Lippen fest umklammert, dabei mit dem in den Türrahmen geschobenen Dolch in der Linken und dem Dietrich in der Rechten bot das Bild, welches da gerade stattfand, alles andere als eine Form ästhetischer Einbruchskunst. Mit Klicken, Ächzen und dem Knacken von Gelenken, von denen er gar nicht wusste, dass er sie besaß, schaffte Trevor es schließlich nach mehreren nervenaufreibenden Anläufen, diesen verdammten Sohn eines psychopathischen und gelangweilten Schlossers zu besiegen.

    „Mhrmwödes … Ptui! Blödes Arschloch …“, entwich es ihm dann doch, als er das Werkzeug in dieselbe Hand spuckte, in der er den Dietrich gehalten hatte. Wieder atmete er durch und spürte langsam, wie die Müdigkeit sich im Kampf gegen die bisherige Anspannung bemerkbar machte. Doch, wo Adanos Dietriche nahm, gab Adanos einem auch ein Schuldenbuch! In dem Wohnraum den Trevor nämlich daraufhin betrat lag das Objekt seiner Begierde. Aufgeschlagen mit den letzten Zahlen, Einkäufen und Schuldnern. Und darunter standen einige Namen, die ihm nicht unbekannt waren, vielleicht sogar noch eine Rechnung mit ihm offen hatten. Der Mann von Archolos lächelte unverblümt, doch zog etwas anderes seinen Blick auf sich: das Bild einer jungen, schwarzhaarigen Frau mit eisblauen Augen stand dort auf dem Tisch, von dem er das Schuldnerbuch aufgehoben hatte. In seinem rechten unteren Rand stand der Name ‚Cynthia‘ geschrieben. Seine Frau? Tochter? Eine Liebschaft? Eine Weile betrachteten die stahlgrauen Augen und in Trevors Kopf kamen einige Fragen auf. Wer war Mays? Wie war er zu dem geworden, der er heute war? Was für ein Unfall hatte diese fiesen Ätznarben in seinem Gesicht hinterlassen? Sein Blick senkte sich auf das Buch in seinen Händen und er seufzte leise. Er konnte sich nicht mit dem Schicksal Fremder belasten, die ihm das Leben erschwerten. So funktionierte das nicht.

    Nur wenig später, alle Spuren wieder verwischt und mit einer Tasche voller Kräuter, Medikamente und anderen Eroberungen, trat Trevor schließlich wieder hinaus in die kühle Nachtluft. Er hatte überflogen, wer welche Schulden bei Mays hatte und sich schwerpunktmäßig so bedient, dass der Verdacht eher auf … andere fallen würde. Ohne auf seine eigentliche Beute zu verzichten. Und, zu seiner Überraschung fanden sich auch Farnese und ein gewisser Schlosser namens ‚Garrett‘ in dem Büchlein.

    Als er schließlich wieder in die Unterführung trat, stand Jaz schon bereit, ihre Augen fragend. Trevor nickte nur und hielt ihr das Buch unter die Nase. Der Glanz, der dabei in das immer beobachtende Blassblau trat, schien entweder von Begeisterung oder der Müdigkeit in Trevors eigenen Augen genährt, die ihn immer mehr zu packen schien. „Ist das …?“
    „Du sollst ja auch was davon haben.“
    „Mein guter Lorenzo! Also … Aller Achtung!“ Trevor hob nur die Schultern. „Hoffen wir, das reicht für die Ausbildung bei Garrett.“
    „Oh, ich bin mir sicher, DAS wird Eindruck schinden. Und jetzt komm. Verschwinden wir! Oh und ... hier deine Stiefel.“
    Geändert von Trevor (19.02.2025 um 22:15 Uhr)

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Hafenviertel - Mama Fujeedas Bleibe - Abend vor der Abreise

    „Ich befürchte, dass wir Probleme bekommen.“
    Qarrah zwängte sich bei diesen Worten durch die halb geöffnete Tür der Unterkunft von Mama Fujeeda, die mit verschränkten Armen im Flur stand und die junge Diebin aufmerksam musterte. Im Raum nebenan murrte Ragnar, als Heric ihn dazu drängte, sich zu erheben. Als sie sich zu den Damen gesellten, nickte Qarrah missmutig in Richtung des Nordmannes, was für den jungen Mann aus Schwarzwasser mehr sagte als ein ganzer Bericht. Er fluchte leise.
    „Die Ratten sammeln sich?“, fragte er. Sie nickte.
    „Ich habe mich hier ein wenig umgehört, in den Schatten gelauert, gelauscht. Direkt im Hafenviertel, an den Kais, auf den Hauptstraßen … da zeigt sich kein einziger Verbrecher oder auch nur jemand, der seiner Schwiegermutter den letzten Taler rauben würde. Dazu ist die Präsenz der Streitkräfte des Ordens zu groß.“ Die Diebin verzog das Gesicht. „Im Armenviertel hingegen … da sieht’s anders aus. Die Aufmerksamkeit auf den Hafen sorgt dafür, dass das Ungeziefer dort wesentlich mutiger wird. Wir wurden natürlich bemerkt. Früh, denke ich. Irgendwie hat irgendwer spitzgekriegt, dass wir hier abgestiegen sind.“ Sie lächelte die Mama kurz schief an. „Eine wunderbare Unterkunft natürlich.“
    Die alternde Torgaanerin, Tochter eines Blutmagiers, winkte trocken ab, sah in die versammelte Runde. Ihr Blick blieb an Heric haften. „Ich hatte etwas gesagt …“
    Der junge Mann unterdrückte mühevoll ein Seufzen. „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir zügig die Stadt Richtung Gorthar verlassen, meine Teuerste. Und das der Verlust seiner flammend roten Haare dafür sorgt, na ja, dass Ragnar nicht sofort erkannt wird.“
    „Muss mein einnehmendes Naturell sein, an das man sich erinnert.“
    Qarrah zischte. „Kennst du einen Fylip? Der will dich mausetot sehen.“ Ihre Augen wanderten zu Heric. „Und dich.“
    „Mich?!“, er glotzte sie an, „Wieso? Er hat den verfluchten Knochenbrecher gespielt!“
    „Du warst anwesend.“ Ein schiefes Lächeln, das jedoch fast sofort verschwand. „Das reicht den Kerlen. Sie reden von dem Roten und seinem Lakaien.“
    „Also … das ist ja …“, wütend sah Heric Ragnar an, der die Schultern hob.
    „Dann gehe ich raus und schnappe mir die Hurensöhne. Dürfte nicht lange dauern.“
    Fujeeda seufzte. „Du bist eine erstklassige, nordmarische Hohlbirne, Großer.“
    „Was willst du, Vettel?“
    „Denkst du, dass das irgendwelche Lumpen sind, die mit Fäusten und Knüppeln und höchstens einem Schürhaken auf dich losgehen?“ Sie schüttelte den Kopf, als würde sie daran verzweifeln, einem Kleinkind Arithmetik beizubringen. „Fylip ist ein einigermaßen bekannter Verbrecher in der Stadt. Flüsterkneipen, Krauthöhlen … sowas. Der hat also Gold. Wenn er dir schon mal in die Quere kam, nun, dann wird er gelernt haben. Dann wird er auf Nummer Sicher gehen.“
    „Heißt?“, grollte Ragnar und funkelte die Torgaanerin an.
    „Heißt“, Herics Stimme war nun ernsthaft wütend, als er an Stelle der Frau sprach, „dass uns gut bewaffnete, kompetente Leute erwarten, nicht diese Trümmertruppe, die du im Armenviertel zerlegt hast. Im schlechtesten Falle besitzt mindestens einer von denen eine Armbrust. Bevor du also wieder Hände brechen und Fressen einschlagen kannst, hast du fünf Zoll in deiner Brust stecken. Ich glaube dir, dass du verflucht hart im Nehmen bist, aber einen Bolzen aus dem Schatten heraus …“
    Der Nordmann sah in drei ernste Gesichter. Zwei davon zeigten fast offen ihre Verachtung, eines wirkte drängend, aber auch bittend. Der Hüne sah zur Tür, als würden dahinter die Schurken in Fylips Diensten bereits Schlange stehen, um vermöbelt zu werden. Der Gewalttäter in Ragnars Seele unterlag dem Paladin, dem Taktiker. Er seufzte, ließ die Schultern hängen.
    „Was können wir machen?“, fragte er die Hausbesitzerin, „haben wir einen Ausweg, abgesehen zur Gasse raus?“
    Die Torgaanerin überlegte lange, sah nun ihrerseits in die Gesichter ihrer Gäste, überlegte scheinbar lange und gründlich. Dann sackte sie etwas in sich zusammen.
    „Ja“, brachte sie heiser hervor, „Ich habe hier einen Zugang zur Kanalisation der Stadt.“
    „Warum?“, fragte Qarrah misstrauisch.
    Heric fuhr dazwischen. „Völlig egal warum“, kanzelte er die Diebin ab, „Wie bekannt ist der Zugang?“
    „Nur ich kenne ihn …“
    „Dann ist das unser Ausweg.“ Er überlegte. „Zündet Kerzen an, lasst etwas auf der Kochstelle brutzeln.“
    Die Frau sah ihn mit hochgezogener Braue an. „Wie kommst du darauf, dass ich euch begleite, Kleiner?“
    Heric lächelte trocken. „Weil du anwesend warst, Mama Fujeeda. Das ist für diese Kanaillen Grund genug, auch dir die Kehle durchschneiden zu wollen. Erwischen uns Fylips Leute, ist jedem einzelnen von uns ein nasses Grab im Hafenbecken sicher. Also los, ich habe einen Plan!“

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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Athera bewegte sich mit ruhigen, präzisen Schritten durch die Flure des Anwesens. Die Sonne warf lange Schatten durch die Fenster, deren Glas nun von soliden Eisenverstrebungen durchzogen war. Sie legte eine Hand an das kühle Metall, übte sanften Druck aus und prüfte die Stabilität. Kein Spielraum, kein Nachgeben. Die Arbeit war sauber ausgeführt. Ihr Blick wanderte zu den Verstärkungen der Türen. Verstärkte Querriegel, zusätzliche Beschläge – nichts ließ darauf schließen, dass es sich um einfache Handwerksarbeiten handelte. Es war eine Aufrüstung, unscheinbar, aber effektiv.

    Zufrieden setzte sie ihren Weg fort. Ihre Stiefel hallten leise auf dem fein verlegten Holzfußboden, während sie sich durch die Räume des Anwesens bewegte. Sie wusste genau, wo sie suchen musste. Hinter einem niedrigen Bord in der Eingangshalle ertastete sie mit geübter Hand eine kleine Vertiefung. Mit einer leichten Bewegung löste sich die Halterung, und ein Dolch lag griffbereit in der verborgenen Fassung. Sie ließ die Klinge dort, justierte die Halterung und schob das Bord zurück an seine Position.

    Weiter ging es in die oberen Räume, wo unauffällige Dolchverstecke unter Tischplatten, hinter Wandvertäfelungen und innerhalb von Truhen angebracht waren. Jede Position war strategisch gewählt – leicht erreichbar, doch gut genug verborgen, um unentdeckt zu bleiben. Athera zog einen weiteren Dolch aus seiner Fassung, drehte ihn kurz in der Hand, bevor sie ihn zurücklegte und das Versteck sicherstellte.

    Als sie ihren Rundgang beendet hatte, hielt sie kurz inne. Das Anwesen war sicherer als zuvor. Die vergitterten Fenster schlossen ein unbemerktes Eindringen aus, die verstärkten Türen verhinderten ein schnelles Aufbrechen, und die versteckten Waffen waren für den Ernstfall bereit. Doch die Sicherung des Anwesens war nur ein Aspekt, um den Schutz des Burggrafen zu gewährleisten. Viel wichtiger als die Vergitterung der Fenster war es, dass sich der Burggraf im absoluten Ernstfall auch selbst zu schützen wusste. Früher beherrschte Maximus den Umgang mit dem Schwert aber Athera war sich sicher, dass er sich seit Jahren zu sehr auf Leibwachen verließ. Es führte kein Weg daran vorbei – Athera musste mit dem Burggrafen darüber sprechen.

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    Hafen von Thorinara, an Bord der Victoria

    „Die Leinen loooos! Bewegt euch, ihr faulen Hunde!“ Die Stimme des Kapitäns – Lord Hagen hatte seinen Namen vergessen, zu viel ging ihm derzeit im Kopf herum – hallte über das Deck der Victoria wie das heisere Gebell eines Kampfhundes. Und so in etwa wirkte der Mann auch: Kompakter, gedrungener Körperbau, ein breites Kreuz, kleine, stechende Augen und markante Kiefer, die wirkten, als könne er ein Ankertau entzweibeißen. Er hatte das wettergegerbte, faltige Gesicht eines alten Seebären und strahlte eine raue Vitalität aus, unbändig wie der Ozean. Ein erfahrener Seemann, wie er im Buche stand, der seine Untergebenen unnachgiebig herumscheuchte und keine Zweifel daran ließ, wer der Herr auf dem Schiff war. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass jemand, der formell im Rang über ihm stand, ihn beobachtete.

    Admiral Scaruder war deutlich jünger als der Kapitän. Er stand neben Hagen auf dem Achterkastell und hatte sich in seinem verzierten, blau-roten Mantel in Pose geworfen, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und den federgeschmückten Dreispitz auf dem Kopf. So überblickte er die Szene und versuchte, Autorität auszustrahlen. Es war immer schwierig für ihn, wenn er tatsächlich auf einem der Schiffe mitfahren, nun … musste. Obwohl er selbst Seemann war und seine Jahre in der Marine gedient hatte – als Matrose, als Offizier und auch als Kapitän – wurde er von den altgedienten Seebären noch immer als Jungspund betrachtet, der noch grün hinter den Ohren wäre. Sie akzeptierten zwar die Autorität seines Ranges, aber das war einfach etwas anderes, als wenn man sich auf die Autorität von Dienstalter und Erfahrung berufen konnte.

    Lord Hagen stützte sich auf die Reling, aber er schenkte dem Treiben an Deck wenig Beachtung. Sein Blick wanderte zwischen der Stadt auf der einen und dem offenen Meer auf der anderen Seite hin und her, so wie seine Gedanken zwischen der Vergangenheit und der Zukunft hin und her wanderten. Er erinnerte sich daran, wie der Mann, der jetzt als Rhobar III. das Reich Myrtana regierte, sich damals in den Rängen des Ordens hochgearbeitet hatte, um ihn, Hagen, vor der Gefahr durch die Drachen zu warnen. Am Ende hatte er sich diesen mächtigen Kreaturen Beliars sogar im Kampf gestellt und sie bezwungen – er war ohne Zweifel ein Auserwählter Innos‘, sonst hätte er es keine zehn Meter an eines dieser Geschöpfe heran geschafft, ohne als qualmendes Häuflein Asche oder als Eiszapfen zu enden - so wie diese eingebildeten Söldner und Strauchdiebe, die sich selbst „Drachenjäger“ geschimpft und aufgeblasen in diesen albernen, mit Jagdtrophäen verzierten Rüstungen herumstolziert waren. Was für Zeiten …

    Damals waren die Männer des Ordens kaum darauf vorbereitet gewesen, was sie auf Khorinis erwartet hatte: Die Armee der Orks, die Drachen, und die anderen Monster und finsteren Dinge, die nach dem Fall der Barriere aus dem Minental herausgekrochen waren. Sie hatten nie mit derart heftigem Widerstand gerechnet und waren viel zu wenige gewesen. Offensichtlich erinnerte auch Rhobar sich daran, denn die Truppe, die Hagen diesmal zur Verfügung stand, war deutlich größer und schlagkräftiger. Der König wollte kein Risiko eingehen. Und doch … allein der Gedanke, nach Khorinis zurückzukehren, hatte den altgedienten Paladin in den letzten Tagen unruhig schlafen lassen. Und das nicht nur wegen des Stresses, die ganze Aktion vorbereiten zu müssen. Es war eine andere, eine tiefere … Furcht, die sich seiner bemächtigte. Was würde sie diesmal in Khorinis erwarten? Er hatte versucht, Ruhe in Meditation und Gebet zu finden – sofern sein enger Zeitplan das zuließ –, aber nicht einmal sein Vertrauen in Innos hatte seine Zweifel tilgen können.
    Es blieb dabei: Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache …

    „Es läuft alles bestens“, riss Scaruder Hagen plötzlich aus dessen Gedanken. Der alte Paladin wandte sich dem jungen Admiral zu und hob fragend die Augenbrauen.
    „Hm?“
    „Na … das Ablegen“, erläuterte der Jüngere, „Sobald die Ruderboote uns aus dem Hafen geschleppt haben, können wir Segel setzen. Der Wind steht günstig – wenn Adanos uns gewogen bleibt, haben wir Khorinis in drei oder vier Tagen erreicht.“
    „Ah. Ja.“ Hagen nickte abwesend. Offenbar hatte Scaruder einfach nur irgendetwas sagen wollen, aber er war gerade nicht in der Stimmung, sich auf inhaltsleeres Geschwätz einzulassen. Er seufzte und wandte sich zum Gehen: „Ich bin in meiner Kajüte. Ich wünsche nicht gestört zu werden, außer, es ist dringend. Ich werde für das Gelingen unseres Vorhabens beten.“

    Tak

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    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Am späten Abend saß Maximus in seiner Bibliothek, umgeben vom warmen Schein des flackernden Kamins. Auf einem kleinen Tisch stand eine Tasse dampfender Tee, deren Aroma den Raum sanft erfüllte. Vertieft las er in einem dicken Buch, in dem akribisch Aufzeichnungen über den Konflikt im Tanoroth-Gebirge festgehalten waren, als es an der Tür klopfte.

    Der Burggraf blickte auf, als Athera den Raum mit unnachgiebiger Haltung betrat. Ohne Umschweife bot ihr Maximus einen Platz an und goss ihr einen Schwall Tee in einer weiteren Tasse ein, während sie sich setzte. "Hat der Schmied den Auftrag erfüllt?" fragte er anschließend mit ruhiger Stimme, als er seine Hände wieder zurück auf die Seiten des Buches legte.

    Athera nickte knapp. "Ja, alle Schwachstellen sind beseitigt." Sie nahm einen kleinen Schluck vom Tee und ließ die Wärme kurz über ihre Lippen ziehen. Zufrieden lehnte sich Maximus zurück und blickte auf das flackernde Feuer. Ein kurzer Moment der Stille entstand, nur gelegentlich durch das Knacken des Holzes unterbrochen.

    "Wann habt Ihr zuletzt ein Schwert geführt?" fragte Athera plötzlich und schaute den Burggrafen in ihrer gewohnt durchdringenden Art an. Maximus erwiderte den Blick und konnte einen Moment der Überraschung nicht verbergen. Er klappte das Buch zu und legte es auf den kleinen Tisch, ehe er antwortete: "Ich bezahle Leibwächter, um das nicht mehr zu müssen."

    Der Gesichtsausdruck von Athera blieb unverändert, als sie mit ruhiger Stimme erwiderte: "Damit rechnet man. Doch Berechenbarkeit ist ein Makel." Nun nahm auch Maximus einen Schluck vom Tee, während er den Blick auf Athera hielt. "Es ist leichter Euch zu schützen, wenn Ihr Euch auch selbst schützen könnt." fuhr sie fort.

    Maximus hob eine Braue und stellte die Tasse zurück auf das silberne Tablett. "Natürlich kann ich ein Schwert führen." sagte er schließlich, ahnte aber bereits, dass sich Athera damit nicht zufrieden geben würde. "Dann würdet Ihr gegen Bragan bestehen können?" fragte sie. Der Burggraf hingegen wandte seinen Blick ab und schaute zum Kamin. "Das ist doch lächerlich!"

    Er starrte eine Weile in die Flammen, spürte aber, wie Athera ihn mit ihrem Blick fixierte. Schließlich wandte er sich wieder zu ihr und legte einen leicht spöttischen Zug um seine Lippen. "Also willst du mich unterrichten?" Ein schallendes Lachen hätte er beinahe unterdrücken müssen, doch das Aufeinandertreffen seiner Blicke mit Atheras ließ ihm das Lächeln wieder verschwinden.

    Athera neigte ihren Kopf leicht zur Seite, ihr Gesichtsausdruck noch immer unverändert. "Meine Methoden sind nicht für Euch geeignet." sagte sie trocken. "Es würde Euch mehr schaden als nützen." Maximus zog erneut eine Augenbraue hoch, fühlte sich leicht provoziert, aber auch ein wenig amüsiert. Als Burggraf war er jeden Tag von Dienern umgeben, die es nicht wagten, seinem Wort zu widersprechen. Die Anwesenheit von Athera, ihre störrische und direkte Art, waren eine willkommene Abwechslung. "Diese Feuermagier hier können vielleicht Wein keltern aber einen Trank zur Verjüngung haben sie noch nicht brauen können. Deswegen ist deine Einheit ja hier – damit ich die besten Leibwächter an meiner Seite habe."

    Doch auf den Einwand reagierte Athera prompt: "Eine berechenbare Abhängigkeit." Maximus schwieg für einen Moment und dachte über ihre Worte nach. Dann stand er langsam auf und stellte das Buch zurück in eines der Regale. "Was schlägst du vor?" fragte er schließlich, die Ablehnung aus seiner Stimme herausnehmend, doch immer noch skeptisch.
    Geändert von Maximus (21.02.2025 um 20:47 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Athera
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Es war ein schwieriges aber unausweichliches Thema, das Athera angesprochen hatte. Doch so sehr der Burggraf auch auf ihren Rat vertraute, so sehr musste sie ihre Worte auch mit Bedacht wählen. "Ein Lehrmeister aus dem Herzogtum." schlug sie schließlich vor. Maximus ließ sich auf den Sessel fallen und schüttelte mit dem Kopf. Er wirkte gleichermaßen amüsiert, wie verärgert: "Ich soll einen Lehrmeister bezahlen, mich zu demütigen!?"

    Athera antwortete nicht. Sie hielt dem Blick des Burggrafen stand, ruhig und unbeirrt. Schweigen war oft mächtiger als Worte, besonders in solchen Momenten. Sie wusste, dass Maximus dies erkannte – und dass er es ebenso verabscheute.

    Maximus lehnte sich tiefer in den Sessel, seine Finger trommelten gegen die Armlehne. Sie wusste, dass ihm die Vorstellung missfiel, vor einem Lehrmeister zu stehen, als wäre er ein ungeschliffener Rekrut. Doch dann verengten sich seine Augen leicht und ein Gedanke schien sich in seinem Kopf zu formen. Athera erkannte diesen Ausdruck. Er hatte einen Weg gefunden, die Situation für sich zu nutzen.

    "Der Orden..." murmelte er schließlich, mehr zu sich selbst als zu ihr. "Wir erkennen die Leistung seiner Paladine an und wollen Verbundenheit zeigen, indem wir Einblicke in die Kampfkunst derselbigen erhalten. Das wird den einfältigen Magiern gefallen..." Dann richtete Maximus seine Aufmerksamkeit wieder auf Athera. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, das mehr Trotz als Freude in sich trug. "Aber wenn du wirklich glaubst, dass das notwendig ist…" seine Stimme bekam eine süffisante Schärfe. "...dann wirst du ebenfalls am Unterricht teilnehmen. Ich werde mich nicht allein demütigen lassen!"

    Athera zeigte keine Regung. Der Burggraf versuchte, sie mit in sein Spiel zu ziehen, eine Retourkutsche für ihre Unnachgiebigkeit. Doch sie ließ sich weder verunsichern, noch von ihrem Vorschlag abbringen: "Wie Ihr wünscht." erwiderte sie trocken.

    Der Blick des Burggrafen verengte sich erneut. Vielleicht hatte er auf Widerstand gehofft, doch er sollte Athera gut genug kennen, um zu wissen, dass sie sich vor keiner Herausforderung scheute.
    Geändert von Athera (21.02.2025 um 22:01 Uhr)

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    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Burggrafen

    Es war noch vor der Morgendämmerung und die Küche war von der Kälte der Nacht noch nicht ganz befreit als der Duft von frischem Holzfeuer und warmem Brot in die Luft stieg. Es war ein ritualisierter Prozess, den Leptin mit Sorgfalt und Erfahrung ausführte. Die Flammen loderten auf und er konnte spüren, wie die Wärme den Raum durchdrang und den frühen Morgen in eine angenehme Atmosphäre hüllte.

    Leptin hatte seine morgendlichen Vorbereitungen schon fast abgeschlossen. Mit geübten Händen zog er ein großes Holzbrett heran und begann, frisches Mehl durch ein feines Sieb zu sieben. Es war ein altes Verfahren, das er noch von seiner Mutter gelernt hatte. Der Blick auf das Mehl, das so gleichmäßig und fein auf dem Brett lag, stimmte ihn immer mit einer gewissen Zufriedenheit. Es war der erste Schritt, um dem Burggrafen ein Früchstück zuzubereiten, das nicht nur nahrhaft, sondern auch ein Genuss war.

    "Das Mehl ist wirklich von guter Qualität." murmelte Leptin für sich selbst, während er in einer langen, flachen Schüssel die Zutaten für den Teig abwog. Butter, Eier, etwas Honig und eine Prise Salz – er vermischte alles, bevor er das Mehl langsam hinzufügte und den Teig knetete, bis er zart und geschmeidig war. In der nächsten Stunde würde er den Teig gehen lassen, um sicherzustellen, dass das Brot besonders fluffig und leicht war. Der Burggraf hatte einen besonderen Geschmack, wenn es um Frühstücke ging, und Leptin kannte seine Vorlieben gut genug, um immer wieder eine kleine Überraschung auf dem Tisch zu haben.

    Neben ihm arbeiteten die zwei Küchenjungen Dorian und Lukas, die erst vor wenigen Tagen ins Anwesen gekommen waren. Obwohl sie sich schon ein wenig in der Küche zurechtfanden, waren es blutige Anfänger. Doch Leptin wollte sich nicht beschweren. Seit Wochen schon hatte er Adalbert darum gebeten, Unterstützung in der Küche zu bekommen. Immer wieder wurde er damit vertröstet, dass alsbald weitere Diener aus dem Herzogtum Rivellon kommen würden – doch es verging immer mehr Zeit. Die zwei Jungs sind in Thorniara aufgewachsen und haben im Anwesen des Burggrafen ihre erste Anstellung gefunden.

    Ein paar Jahre lang würden sie sich wohl im Anwesen zurechtfinden, bis sie vielleicht irgendwann in einer kleineren Küche für einen weniger hoch angesehenen Mann arbeiten würden. Ihre Aufstiegschancen beim Burggrafen waren jedenfalls gering. Zu hoch waren die Anforderungen, die man an das Küchenpersonal stellte, insbesondere wenn die Speisen für den Burggrafen und seiner hohen Bediensteten zubereitete.

    "Vergesst nicht, die Nüsse zu rösten, bevor ihr sie in den Brei gebt. Es wird viel aromatischer, wenn ihr das tut." rief Leptin den beiden Jungen zu.

    Dorian, ein junger Mann mit einem auffällig schnellen Tempo, nickte eifrig und holte sich eine kleine Pfanne. Lukas, der etwas ruhiger und nachdenklicher war, kümmerte sich um die Früchte. Er hatte bereits zwei Äpfel und einige Birnen in kleine Stücke geschnitten, bereit, sie in den Brei zu mischen. Leptin konnte erkennen, dass Lukas noch nicht das Vertrauen hatte, das es brauchte, um die Arbeit selbstbewusst zu erledigen, doch er war ein lernwilliger Junge. Dorian hingegen war schneller, aber auch ungeduldiger, was seine Arbeit manchmal etwas chaotisch machte.

    "Doch nicht so viele Nüsse in die Pfanne, Lukas. Du musst es gleichmäßig verteilen." rief Leptin abermals, als er sah, wie Lukas die Nüsse etwas zu großzügig in die Pfanne gab. "Ein paar Minuten, bis sie schön duften, dann direkt in den Brei."

    "Ja, Meister Leptin." erwiderte Lukas, während er die Pfanne leicht schwenkte und den Duft der Nüsse wahrnahm. Während Dorian sich darum kümmerte, den Haferbrei mit Wasser und einem Schuss Milch anzurühren, hatte Lukas die Früchte soweit vorbereitet. Leptin beobachtete ihre Fortschritte, nickte zufrieden und setzte sich dann an seinen nächsten Schritt. Die Butter war mittlerweile geschmolzen, und er fügte sie vorsichtig dem Teig hinzu. Es war ein Moment, der viel Geduld erforderte, denn der Teig musste perfekt durchknetet und auf die richtige Konsistenz gebracht werden, damit das Brot seinen charakteristischen Geschmack bekam.

    "Sehr schön! Der Teig ist bereit zum Gehen." sagte Leptin schließlich und rollte ihn vorsichtig zu einem runden Laib. Er legte ihn in ein flaches Holzgefäß, deckte ihn ab und stellte ihn an einen warmen Ort. Der Raum war bereits warm genug, aber der Ofen würde in einer Stunde genug Hitze abgeben, um das Brot schön aufgehen zu lassen.

    In der Zwischenzeit war auch der Brei fast fertig. Dorian hatte die Nüsse vorsichtig geröstet und Lukas hatte die Früchte hinzugefügt, die langsam in den heißen Brei einflossen. Der Duft von Hafer und frischen Früchten mischte sich mit dem Aroma der gerösteten Nüsse, und Leptin musste kurz innehalten, um den Moment zu genießen. Es war für ihn immer eine Freude, in den frühen Morgenstunden die wichtigste Mahlzeit am Tag vorzubereiten, wenn das Anwesen weitestgehend von Ruhe erfüllt war.

    "Der Brei sieht gut aus!" stellte Leptin schließlich fest und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. "Gut gemacht, Jungs! Jetzt deckt schon mal den Tisch in der Gesindekammer ein."

    Maximus
    Geändert von Die Bürger (23.02.2025 um 12:11 Uhr)

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