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    Lehrling Avatar von Faraz
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Sumpflilie

    „Schdell diesch maal nich so aan“, lallte der Andere zurück und kam dabei langsam aber sicher bedenklich nah vor die Flinte des Bärtigen. Er wankte, schwankte zurück und schwankte wieder vor, dass er drohte den Holzfäller ein weiteres Mal zu rammen, aber dieses Mal frontal, was um Mutter willen sofort verhindert werden musste.
    Faraz hatte überhaupt kein Interesse an einer Schlägerei und erstrecht nicht an dem Tisch, wo er mit Valerion gerade ins Gespräch kam.
    Also griff der Jüngling schnell nach dem Krug der Bärtigen und drückte damit den Schwankenden wieder zurück in den Stand. Den Krug dem Anderen in die Hand drückend und ihm noch einen schönen Abend gewünscht, wankte der Andere schließlich von dannen.

    Aber Faraz wusste, das Ding war noch nicht vorbei. Bei seinen scheinbaren Kumpanen angekommen blickte er noch einmal ziemlich sickig und zeigte mit dem Finger auf Valerion.

    „Ignorier ihn“, bat der Jüngling und spendete sein Bier an den Tischgesellen, der jetzt hoffentlich nicht noch Stunden lang rüber starrte.
    „An Körperbeherrschung mangelt es mir nicht. Mir fehlt die Kraft“, fuhr Faraz fort, den das Gefühl beschlich, mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken zu müssen, um einen immer noch drohenden Konflikt zu verhindern, denn der Fremde blickte immer noch rüber.
    „Ich verbinde Tanz mit Akrobatik. Einen varantischen orientalischen Tanz. Das liegt mir im Blut. Vermutlich durch meine tanzende Mutter in meine Wiege gelegt“, sprach der Junge und gab nun eine kurze Kostprobe, in dem er seine Arme, Schultern und Hände eine Welle vollziehen ließ.

  2. Beiträge anzeigen #202
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Sumpflilie

    Franzl griff nach seinem Krug und blickte ein wenig betrübt auf den Boden eben jenes Bierbehälters. Eine gähnende Leere sah hinauf zu ihm, nur ein brauner Rand am Grund des tönernen Gefäßes ließ erahnen, dass es sich hier einen Behälter handelte, der sonst flüssiges, süffiges Gold beherbergte.
    „Hmmm, ned luschdig“, gab er schließlich kund und hob den Kopf wieder. Sein Blick wanderte durch den Schankraum, in dem heute eine besonders gelöste Stimmung zu herrschen schien. Bierbauchfranzl hob die Nase ein Stück weiter und schnupperte. Oberflächlich roch er Mama Hooqas Essen, den Alkohol und die würzige Note des Sumpfkrautes. Aber er roch auch Ausgelassenheit, Entspannung und eine feine Brise von Überschwang, die schnell umschlagen konnte in geballte Fäuste und Kopfnüsse. Franzl grinste. Er mochte das, auch wenn er sich selber nie dran beteiligte, schließlich war er eher der gemütliche Typ. Böse Zungen behaupteten, er sei faul. Er hingegen beteuerte, dass er genügsam war und sah darin eher eine Tugend statt einer Sünde.

    Doch Franzl war zugleich unsicher, wie die Hooqua das heute aufnehmen würde. Sie war angespannt wegen einer Ameisenplage in ihrer Vorratskammer. Diese dreisten Krabbelviecher schleppten die Lebensmittel fort, doch angeblich hatte die Wirtin Terrence und Bud dazu bringen können, sich diesem Problem zu widmen. Der passionierte Mauer-Dekolleté-Träger jedoch sah die mürrische Miene der Hooqua, denn ihre Mundwinkel hangen immer noch besonders tief und der Damenbart wippte hin und her unter ihrem angestrengtem Ein- und Ausatmen.
    „Hee, Blüde des Soumpfs, gibschd mir no wasch aus deim Zauborkeschel?“, sprach er sie an, um sie aufzumuntern und hielt ihr den leeren Krug hin. Brummend wie eine Blutfliege schnappte Mama Hooqua nach dem tönernen Gefäß und ließ wortlos etwas vom Bier ein. Mit einem lauten Plonk knallte sie Franzl seinen Krug wieder auf die Theke vor die Nase. Nun gut, dann hatte sein Aufmunterungsversuch nicht gefruchtet. Schulterzuckend nahm dieser sein Bier und nippte daran. Mit einem genussvollen „Aaaah“, als hätte er zwei Wochen nur Brackwasser gesoffen, ließ er den Krug wieder sinken.

    Sein Blick schweifte erneut durch die Lilie und plötzlich sah er, wie eine junge Frau eine wellenartige Bewegung machte mit dem Körper.
    „Hohoho“, rief er laut aus und deutete auf die Fremde. „Schoud’s euch das mol an! Kannschd ja tanzn wie ne Schlong, was?“

    Freiya

  3. Beiträge anzeigen #203
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Bud und Terrence

    Mit einem Ächzen ließ Bud den Scavenger in die Mulde gleiten. Terrence indessen hob den Kopf und grinste seinem Wächtergefährten zu.
    „Hm?“, sagte er und schob herausfordernd das Kinn nach vorn, seine blauen Augen strahlten dabei. Bud wischte die Hände aneinander ab und warf seinem Kumpel einen genervten, grimmigen Blick zu. Es war klar, dass es in seinen Augen Verschwendug war, den toten Scavenger nicht zur Hooqua zu bringen und stattdessen den Ameisen zu kredenzen. Doch Terrence war davon überzeugt, dass der Plan aufgehen würde. Er strich sich über die Stirn und hinterließ eine dunkle Spur, während sein Blick zu Zarra wanderte. Die junge Frau hatte die Mulde vorbereitet, in der nun der Scavenger lag, während Terrence einen Abwassergraben um den Ameisenhügel gezogen hatte. Sie hatte Recht behalten: Es war nicht viel zu tun gewesen. Terrence hatte das Graben übernommen, da es hier darum ging, mit Vorsicht zu walten, während Bud sich im das Futter für die sechsbeinigen Krabbler gekümmert hatte.

    Terrence stemmte zufrieden seine Schaufel in den Boden.
    „Sieht doch gut aus. Was sagst du, Zarra?“
    Die junge Rimbe richtete sich auf, den Blick ihrer türkisfarbenen Augen auf den Boden gerichtet. Einmal mehr schien sie die Bewegungen der Sumpfameisen genaustens zu verfolgen.
    „Und, ist schon was zu erkennen, dass sie die Würste ab jetzt in Ruhe lassen?“, brummte Bud.
    „Das werden wir ja merken, wenn nicht“, bemerkte Terrence und verschwieg, dass bei einem Scheitern ihres Plans die Hooqua ihnen mit ihren Nudelholz ganz unzärtlich den Kopf streicheln würde.
    „Gebt ihnen etwas Zeit“, sagte Zarra vorsichtig.
    Die beiden Wächterveteranen stellten sich rechts und links neben der Insektenliebhaberin auf und begannen zu beobachten. So standen sie eine ganze Weile da. Zufrieden betrachtete Terrence, dass das Wasser dem Ameisenhügel nicht mehr näher kam. Doch es fiel auf, dass die Tiere verwirrt waren durch die Veränderung ihrer Umgebung. Es schien, als würden sie zunächst wild durcheinander krabbeln, doch dann ertönte ein zufriedenes „Ha!“ von Bud. Der Bärtige deutete auf den Scavenger, an dem sich bereits einige der übergroßen Ameisen zu schaffen machten.
    Die Wächter und das Mädchen beobachteten weiter. Es verging wahrscheinlich eine gute Stunde, doch mit einem äußerst zufrieden stellenden Gefühl sahen sie, wie die Ameisen sich mit faszinierender und zugleich beängstigender Tatkraft und Präzision daran machten, den Scavenger zu zerlegen. Immer mehr der Tierchen kamen hinzu.
    „Ich glaube, sie haben die Vorratskammer vergessen“, bemerkte Terrence.
    „Meine Würstchen!“, kommentierte Bud zufrieden.

    Terrence klopfte Zarra auf die Schulter. Sachte nur, damit er das zarte Wesen nicht zerbrach.
    „Das war verdammt gute Arbeit, junge Rimbe! Du kannst stolz sein. Das Essen der Sumpflilie ist gerettet, du hast dem Waldvolk damit ein großen Dienst erwiesen“, sagte er.
    „Joa“, rief Bud freudig und klopfte Zarra ebenfalls auf die Schulter, nur nicht ganz so vorsichtig, so dass es die junge Frau einmal ordentlich schüttelte.
    Terrence lächelte:
    „Das war echt Wächter-Arbeit! Das melden wir dem Hauptmann, vielleicht macht er dich zur Ehrenwächterin, was sagst du? Natürlich könntest du auch so in den Wächter-Stand aufgenommen werden, wenn du möchtest.“

    Freiya

  4. Beiträge anzeigen #204
    Lehrling Avatar von Faraz
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    Sumpflilie

    „Och, näh“, Valerion’s Aufmerksamkeit wollte er, aber doch nicht die der ganzen Lilie.

    Auch wenn Faraz inmitten der Lautstärke und dank mangelnder Dialektkenntnisse den Beobachter nicht wortwörtlich verstanden hatte, verstand er trotzdem, dass weitere Besucher dieser Alkoholburg seinen Worten und Fingerzeig folgten und er nun unliebsam im Rampenlicht stand.

    Da nahm der Jüngling Valerion das Bier wieder ab und schüttete es hastig in den eigenen Schlund.

  5. Beiträge anzeigen #205
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Ein leises Lächeln zuckte über Zarras Lippen. Vielleicht war es nicht viel – aber hier, zwischen Schlamm und Blattwerk, fühlte sie sich für einen Moment genau richtig.
    Zarra nickte kaum merklich, ihre Finger ruhten an der Kordel ihrer Umhängetasche, als könnten sie sich dort festhalten, während ihr Blick noch immer auf dem Ameisenhügel lag. An dem Scavenger war bereits deutlich die Arbeit der fleißigen Ameisen zu erkennen. Es wirkte fast, als wäre der Kadaver selbst in Bewegung – ein Wogen aus glänzenden Leibern, das unaufhaltsam arbeitete.

    Ein Teil von ihr wollte bleiben. Beobachten. Lernen.
    Aber der andere – der, der Verantwortung kannte, der wusste, wie viele Töpfe heute noch abgekocht werden mussten, wie viele Handgriffe in der Kräuterkammer warteten – der drängte sie sacht zur Umkehr.
    „Ich sollte... das Wasser“, murmelte sie schließlich, fast entschuldigend, und trat einen halben Schritt zurück.
    Terrence nickte. Bud schien bereits wieder an Würste zu denken.
    Die Rückkehr durch den Sumpf war still. Die Geräusche der beiden Wächter verblassten rasch hinter ihr, denn Zarra hatte nicht gewartet, ob sie mitgingen. Der Pfad war vertraut – schmal und aufgewühlt vom Regen, mit moosüberzogenen Wurzeln, die wie schlafende Tiere über den Weg krochen.
    Über ihr zirpte etwas, vermutlich ein Baumsteiger. Die Libellen waren seltener geworden in den letzten Tagen, vielleicht durch das angestiegene Wasser, vielleicht auch durch die Kälte, die noch immer in den Nächten lauerte.
    Zarra blieb kurz stehen, als sie eine alte Baumhöhlung passierte. Dort hatte sie vor einigen Tagen eine Käferlarve gefunden, die sie mit zurück nach Schwarzwasser genommen hatte – Nerea hatte nur den Kopf geschüttelt. Und dann geschmunzelt.
    Ein leises Seufzen entwich ihr.

    Sie hatte es geschafft, heute. Nicht weil sie einen Zauber gewirkt oder etwas Gewaltiges getan hatte. Sondern weil sie gesehen hatte, was war – und daraus etwas gemacht hatte, das half.
    War das nicht… genau das, was eine Druidin tun sollte?
    Als Schwarzwasser vor ihr auftauchte, der riesige Baum wie immer in feuchtes Dämmerlicht getaucht, zog sie den Umhang fester um die Schultern.
    Der Eimer, das Wasser, die Arbeit – all das wartete noch. Und das war gut so.
    Denn sie spürte etwas Neues in sich.
    Etwas, das keine Libelle war, kein Gift und kein Lied.
    Sondern Wurzelwerk.
    Leise, tief – und langsam wachsend.

  6. Beiträge anzeigen #206
    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Valerion wollte gerade einen Schluck nehmen, nachdem der andere Kerl wieder bei seinen Leuten war und ihn weiterhin skeptisch beobachtete, doch Tara die Hinterliste hatte ihm das Bier schnell aus der Hand gezogen, um es selber auszutrinken. Kopfschüttelnd blickte er sie an, als er bemerkte, das ein anderer Kerl sie beobachtet hatte, als sie anfing zu Tanzen. Er hatte den Kerl schon öfters hier gesehen und wusste, das von dem keine Bedrohung ausging.

    Der Kerl saß meistens jeden Tag an seinem Stammplatz, kugelrund war er und hatte meistens ein Lächeln auf seinen dicken Bäckchen. Der Bärtige hatte nie wirklich mit dem Kerl gesprochen, aber er wusste, dass er immer ganz besonders zuschaute, wenn es eine Prügelei gab.
    „Ja dann lass sie doch Tanzen, wenn sie das kann, ist es doch schön hehe aber sie wollte ja nur mir etwas zeigen und nicht der ganzen Taverne“, meinte Valerion grinsend und nahm das neue Bier entgegen, das ihm die Wirtin brachte.

    „Mach dir keine sorgen, hier wird dir nichts passieren, die sind alle ganz harmlos“, meinte Valerion, wollte gerade einen Schluck von seinem Bier nehmen, da knallte jedoch ein weiterer Kerl gegen ihn, dieses mal jedoch heftiger, das der Kerl auf den versifften Boden knallte und von seinem Bier überschüttet wurde. Offenbar gab es einen streit und der arme Valerion geriet mitten hinein. Plötzlich änderte sich die Stimmung und viele feuerten ihren Favoriten bei der Prügelei an.

    Schnell versuchte der Bärtige, irgendwie aus der Streitrunde zu kommen, er konnte nicht sehen, wie es oben aussah, er rutschte am Boden umher, um irgendwie an die Theke zu kommen, dort wollte er sich hochziehen, um nach Tara zu schauen. Vielleicht war sie ja irgendwie in Sicherheit gekommen, und beobachtete die Prügelei. Das dieser Abend noch so werden würde, damit hätte der Kerl echt nicht gerechnet. Immerhin waren sie ja schon einige Zeit hier und tranken gemütlich aber Valerion wusste natürlich, wie schnell sich eine Stimmung ändern konnte

  7. Beiträge anzeigen #207
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Bud und Terrence

    Zufrieden schlürfte Bud über den Steg, Terrence ging mit etwas beschwingterem Schritten voraus.
    „Kommandantur? Oder Schmiede?“, fragte der blonde Wächter und deutete auf die Behausung des Hauptmannes. Bud hatte seine Hände in den Hosentaschen versengt und spürte, wie sich die darin enthaltenen Sandkörner unter seine Fingernägel gruben. Er brummte schulterzuckend.
    „Wenn er nicht hier ist, isser woanders“, stellte er fest. Manchmal war er ein Philosoph. Terrence nickte zustimmend. Er setzte sich in Bewegung, um seinem Chef den ordentlichen Vollzug ihrer Queste um die Lebensmittel zu melden, als er ein Kribbeln im Nacken spürte. Langsam drehte er sich zu Bud um. Dessen Augenbrauen, eben noch zusammengezogen, lockerten sich und schon bald blitzten die Zähne des Bärtigen auf. Ja, Bud spürte es ebenso. Es gab eine Keilerei.

    „Lilie?“, sprach Terrence nur.
    Bud nickte brummend. Dann mussten sie den Bericht auf später verschieben. Tragisch. So war das Lebens als Wächter. Da wollte man seinen Dienst nach Vorschrift erledigen und schon wurde man zu einer Prügelei gerufen. Geradezu genötigt.
    Mit etwas schnelleren Schritten als noch zuvor gingen die beiden Veteranen der Taverne auf dem Baum entgegen. Je näher sie kamen, desto eindeutiger wurden die Geräusche. Mit einem spitzbübischen Grinsen öffnete Terrence die Tür und deutete vor Bud eine Verbeugung an:
    „Nach Ihnen, Majestät.“
    Bud knurrte nur und trat in die Sumpflilie. Und wo vorher noch Stimmen und Gerangel zu vernehmen war, war plötzlich Totenstille.
    Ein paar ausgelassene Streithähne verharrten mitten in ihrer Auseinandersetzung. Bei ihnen stand eine Person mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck, es war im eher spärlichen Licht der Lilie nicht zweifelsfrei auszumachen, ob es sich hier um einen jungen Mann oder eine junge Frau handelte, was für die Gesamtsituation jedoch keine Rolle spielte. Etwas weiter war einer der Wächter, Valerion war sein Name, dabei, sich an der Theke hochzuziehen.

    Bud und Terrence schritten langsam durch die Taverne, alle Blicke auf sich gezogen. Dreck zerbröselte unter ihren Stiefeln und die Tür fiel leise knarrend hinter ihnen zu, sperrte sämtliches neugierig eindringendes Tageslicht wieder aus. Sie schlenderten zur Theke und Bud zog Valerion mit einer Bewegung auf die Füße.
    „Und?“, blaffte die Hooqua plötzlich. „Sind die Ameisen weg?“
    Terrence nickte nur langsam und grinste. Die Hooqua holte zwei Krüge hervor und füllte diese mit Bier, bevor sie Bud und Terrence die beiden Getränke vor die Nase stellte. Ihre Stimmung schien sich mit einem Mal aufzuhellen. Einer der Streithähne kam angewackelt und grinste Bud und Terrence an, während sie anstießen. Allmählich nahmen die Leute ihre Gespräche wieder auf, die Würfel rollten wieder und das Geschirr klapperte.
    „Iiiisch daaaaacht schoo-hicks-on, ihr kommt, um zu, um zu, hicks, um zu … na, wie hicks heisssst es? Die hicks Stimmung zu versauen. Wie euer Bossssssss so-hicks-nst“, lallte der Betrunkne und rülpste laut.
    „Huchuuch, hicks, da war Land dabei“, sagte er, schluckte und grinste.
    „Jou, blosch gudd, dasch der Houbdmann ned die Schdimmung drüggt“, sprach Franzl, hob seinen Krug und stieß mit dem betrunkenen Streithahn an.
    „Früher war der anders“, wusste Walter zu berichten. „Hat was gegessen, was getrunken, der Bedienung den Kopf verdreht und ist dann mit einem Weib in jedem Arm zur Tür raus, um sich für die Nacht nicht mehr blicken zu lassen.“
    „Das ist doch schon länger her, als Franzl das letzte Mal seine Hosenträger gewaschen hat“, bemerkte die Hooqua.
    „Ach ja, damals … als man zur Lilie rausfallen konnte und einfach mit dem Gesicht voran im Dreck landete, statt befürchten zu müssen, drei Stockwerke tief in den Tod zu stürzen“, sinnierte Walter. „Was für Zeiten. Ich werd den lieblichen Duft von Erde in meiner Nase nie vergessen.“

    Valerion neben Terrence drohte wieder wegzurutschen, doch Bud legte seine Pranke an den Kragen des Bärtigen und stellte ihn erneut mit einem Brummen auf.
    „Valerion, Lagebericht! Warum gibt es hier so nen Aufruhr?“, fragte Terrence in bellendem Ton, der bewusst an ihren Vorgesetzten erinnern sollte. Vielleicht wusste der Wächterkollege, der selbst ordentlich getankt zu haben schien, ja etwas.
    „Eeeeeer hat hicks angefangen“, sagte der andere ungefragt. Dann drehte er sich um und deutete auf die junge dunkelhaarige Person: „Und die da!hicks

    Freiya

  8. Beiträge anzeigen #208
    Lehrling Avatar von Faraz
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    Sumpflilie

    „Wieso zeigen hier alle auf mich?“, sprach der Junge im gequälten Ton, bereit dem noch etwas hinzuzufügen, doch dann traf sein Blick den des Blonden mit den tollen blauen Augen, die sich gefühlt regelrecht in das Innerste des Jünglings einbrannten. Terrence Gesicht wirkte selbst dann grinsend, wenn er eigentlich gerade gar nicht grinste – oder doch?

    Faraz schüttelte den Kopf und verzog empört die Mine. Schon damals hatte er es gehasst, wenn seine kindlichen Gefährten ihn zu Unrecht beschuldigten, oder bei den Älteren petzten, wenn es tatsächlich etwas zu petzten gab. Schlimm, dass in einer Welt von Erwachsenen nicht anderes zuging, wobei der Jüngling schon verstehen musste – der Alkohol machte so manchen wieder zum kleinen Kind.

    „Die Beiden waren das ganz allein“, sprach er im trotzigen Ton, dass seine Stimme für diesen Augenblick tatsächlich etwas jungenhaftes bekam, auch wenn die weibliche Stimme weiter mit schwang. Und damit Terrence auch ganz sicher verstand, von welchen Beiden Faraz sprach, schritt dieser näher an die Theke heran und zückte seinen Finger.
    „DER und DER. Und nicht DER“, letztes galt Valerion.
    „Un DIE da hadded provoziert“, lallte einer der beiden Raufbolde, „Hat mit ihren Möpsen jewackelt hicks un…“.
    „Ich habe keine Möpse!“.

  9. Beiträge anzeigen #209
    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Das ging ja schneller als gedacht.
    Valerion lehnte sich an die Theke, schaute nach hinten und bemerkte schnell, das alle wieder ihren gewohnten Tavernenabend genießen. Nur der Franzl schien etwas enttäuscht, das es so schnell vorbei gewesen war und nicht genug Männer k.o. auf dem Boden lagen.
    Während Bud neben ihnen stand und schon an seinem ersten Bier dran war, wollte Terrence wissen, wie das eigentlich begonnen hatte.
    Er selber nahm einen Schluck vom Bier, ehe er erzählte, was geschehen war.

    „Ist eigentlich ganz schnell zu erklären“, meinte Valerion und blickte Terrence an. Er hatte nie wirklich viel mit den beiden zu tun gehabt, aber man kannte sich wie so oft aus der Taverne oder man löste sich von der Wächterschicht ab, die Valerion ab und an noch übernahm, wenn er die zeit hatte.
    „Die Kerle haben sich über etwas gestritten, hab nur mitbekommen es ging darum, wer von euch beiden der Stärkere ist, der einte meinte natürlich das du der Stärkere bist und sein gegenüber sprach von Bud, die Diskussion ging so heftig zustande, das die das Ergebnis eben mit ihren Fäusten klären wollten“, erklärte er zuende und nahm einen Schluck vom Bier.
    „Aber wenn wir beide ehrlich sind, wissen wir doch alle, das eure Stärke nur zusammen am besten ist“, er grinste Terrence kurz an.

    Doch plötzlich stand da Tara, sie erklärte sich verärgert und zeigte ebenso auf die Gruppe, die da angestrengt Diskutiert hatten und nun wie beleidigte kleine Buben auf Valerion, Tara und Terrence schauten.
    „Achja klar, eh die junge Tara, hat ein wenig ihre Tanzkünste unter beweis gestellt“, meinte Valerion dazu grinsend.
    Doch als sie sagte, sie habe keine Oberweite wurde Valerion traurig, sicherlich hatte sie einen gut gemachten Vorbau, wollte diesen aber nicht so präsentieren und versteckte diesen angebunden unter ihren leinen, die armen beiden.
    Tara brauchte definitiv mehr Alkohol, um lockerer zu werden.
    Dabei überlegte er sich schon Namen für ihre versteckte Oberweite, Bibi und Tini oder Halli und Nanni.

  10. Beiträge anzeigen #210
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    Sumpflilie

    Hätte man seine Sippe gefragt, wäre eine Oberweite wohl Paxi und Fixi genannt worden.

    Nun, eines hatte der junge Mann schon mitbekommen. Hier waren Äußerungen und Annäherungen an das andere Geschlecht im Gegensatz zu seinem Volk nur heiße Luft. Immerhin wurde in seinem Fall bisher nur geguckt und nicht angefasst. Eine Überlegung, die dem Jungen die Erinnerungen an seinen Vater ins Gehirn trieben, die Abscheu in ihm hervor riefen und er sich nun ebenfalls einem neuen Gebräu zuwandte. Solche Erinnerungen konnte er am diesem Tag nur noch im Alkohol ertränken, wie er fand.

    "Ja, in meiner Heimat habe ich getanzt, wie auch meine Mutter. Ein weiterer Grund, warum ich reise ist, dass ich ein wenig hoffe sie vielleicht zu finden", erklärte Faraz den Thekenstehern und blickte sich einmal um. Es war Ruhe eingekehrt.
    "Ich sehe ihr ähnlich. Vielleicht habt ihr sie schon mal gesehen. Ihr orientalischer Tanz sollte legendär sein, so sagt man". Die Guten Taten das - die Anderen verteufelten sie eher als Dirne.

  11. Beiträge anzeigen #211
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    Sumpflilie

    Terrence hob seinen Bierkrug.
    „Tara also, hm? Bist mit den Wassermagierinnen angekommen“, erinnerte sich der blonde Wächter. Er prostete Tara zu: „Willkommen in Tooshoo.“
    „Orientalischer Tanz?“, sagte Walter indessen und verzog nachdenklich das Gesicht. Dann sah er zu Mama Hooqua rüber, die eben noch einen Krug mit dem Geschirrtuch trocknete. Die Wirtin ließ den Krug sinken und kam etwas näher. Wenn Taras Mutter in Tooshoo und in der Lilie gewesen wäre, dann würde die Hooqua sich vielleicht erinnern.
    Sie musterte die dunkelhaarige Person und fragte sich, wie viele Sommer Tara wohl schon gesehen hatte? Näher betrachtet jedenfalls wirkte sie jünger als zunächst gedacht. Dann aber schüttelte die Herrin des Nudelholzes den Kopf:
    „Seit wir wieder in Tooshoo sind, gabs keine mehr, die hier getanzt hat. Aber auch vorher, als Schwarzwasser noch stand, kann ich mich nicht wirklich dran erinnern, dass mal eine Tänzerin hier gewesen ist.“

    Ihr Blick wanderte noch einmal die feinen Gesichtszüge von Tara entlang, doch es klingelte nicht in ihrem Kopf.
    „Ne, tut mir leid, du kommst mir auch nicht bekannt vor, kann dir nichts erzählen“, sagte sie dann schließlich.
    Bierbauchfranzl hob die schwammige Pranke und klopfte dem dünnen Persönchen auf die Schulter, um sie zu trösten.
    „Wo hosch dei Mudda sletzt Mol gsäh?“, fragte er dann.

    Freiya

  12. Beiträge anzeigen #212
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    „Ich kenne meine Mutter nur aus Erzählungen. Als sie ging war ich noch sehr klein“, gab er Bierbauchfranzl zu verstehen, während er sachte die Pranke des Mannes von seiner Schulter wischte und dessen Hand einmal kurz freundlich drückte. Schließlich wollte der Jüngling diplomatisch vorgehen, wenn er sich Berührungen durch andere vom Leib hielt.
    „Auf Hinweise meines Vaters kann ich mich nicht verlassen, weil eh jedes Wort, was aus seinem Mund kam, gelogen war. Er hat sie gehasst und sie vertrieben. Er sagt, sie hätte mich im Stich gelassen, aber das ist nicht wahr. Sie ist geflohen vor ihm“, so wie Faraz auch.
    „Willst Du mir helfen an diesem Ort zurecht zu kommen?“, wandte Faraz das Wort nun an Valerion, um dann der Allgemeinheit mitzuteilen, dass er Arbeit suche.

  13. Beiträge anzeigen #213
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Es war später Nachmittag, die Sonne hing tief über dem Sumpf und tauchte das Geäst von Schwarzwasser in kupferne Schatten. Zarra hatte den Eimer mit dem abgekochten Wasser längst abgestellt, und saß nun draußen bei einem verspielten Wetter.
    Ihre Finger glitten gedankenverloren über den Rand eines Farnblatts. Die Ameisenbilder flackerten noch in ihren Gedanken – Mandibeln, die Lasten trugen, feuchte Erde, die nach Leben roch, und das unbegreifliche Gefühl, wirklich etwas bewirkt zu haben.

    „Zarra.“
    Die Stimme war leise. Doch sie trug ein gewisses Gewicht mit sich.
    Zarra hob den Kopf. Ihre Großmutter stand am Rand der Lichtung, auf der Zarra in Gedanken verloren schien. Das Licht berührte die Furchen in ihrem Gesicht wie alte Wurzelrisse. In ihrer Hand hielt sie den kleinen Beutel aus grauem Wildleinen, den sie nur für Reisen hervorholte.
    Zarra blinzelte.
    „Was…?“

    Nerea trat näher, der Ausdruck auf ihrem Gesicht so ruhig wie Wasser vor dem Sturm. Keine Eile, kein Zorn, kein Lächeln. Nur ein Ziel.
    „Morgen bei Sonnenaufgang bringen dich Roan und Hilde zum Strand im Süden und von dort per Boot nach Feshyr.“
    Zarra starrte sie an, als hätte sie sich verhört.
    „Feshyr?“
    Der Name klang fremd in ihrem Mund, salzig, windzerzaust, nach einer Küste, die sie nur aus Geschichten kannte.

    Nerea nickte.
    „Du wirst dort erwartet. Von Lyrca. Sag ihr deinen Namen, sie wird wissen, wer du bist.“
    Ein Name, so alt wie die Geschichten am Herdfeuer.
    Zarra hatte ihn als Kind schon gehört – flüsternd, wenn Nerea von den Tagen kurz nach ihrer Ankunft auf Argaan erzählte. Manchmal in halben Flüchen, manchmal mit einer seltsamen Wehmut.
    „Warum?“, fragte Zarra leise.
    Es war ein Hauch Trotz in der Frage. Kein echter Widerstand. Nur das aufrichtige Bemühen, das Muster zu erkennen.
    Nerea jedoch ließ die Frage versickern wie Tautropfen auf trockenem Moos.
    „Du wirst sehen“, sagte sie schlicht. Dann legte sie den Wildleinenbeutel in Zarras Schoß.

    Er war leicht. Aber nicht leer. Zarra spürte das Gewicht darin nicht in der Hand – sondern zwischen den Rippen.
    „Pack das Nötigste. Und erzähl niemandem zu viel. Du bleibst, solange du gebraucht wirst.“
    Sie wandte sich bereits zum Gehen, dann blieb sie doch noch einmal stehen.
    „Und iss heute Abend gut, Kind. Dort wächst anderes Grün.“
    Dann war sie fort, Schritt für Schritt zwischen die Schatten des Stamms, lautlos wie eine Eule im Abflug.

    Zarra blickte ihr nach, der Beutel noch in den Händen, und fragte sich, was in Feshyr wirklich auf sie wartete.
    Die See. Eine Fremde mit einem alten Namen. Und vielleicht ein Teil von ihr selbst, den sie noch nicht kannte.
    Ein Käfer krabbelte über das Farnblatt, welches sie noch immer unter ihren Fingern spürte. Zarra streckte die Hand aus, ließ ihn auf ihren Finger steigen.

  14. Beiträge anzeigen #214
    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Valerion hatte das Gespräch über die Familie von Tara nicht wirklich interessiert, also hatte er sich seinem Bierkrug zugewendet, doch langsam merkte er den Rausch in seinem Körper, irgendetwas war da in seinem Körper, das ihm etwas sagen wollte. Wann hatte er eigentlich zuletzt gegessen?
    Vielleicht wäre es nicht schlecht, etwas zu Essen. Doch gerade fand er es wichtiger, nochmal einen Schluck zu trinken. Das Bier schmeckte immerhin recht gut und so wollte man auch den Abend genießen, essen konnte man morgen auch noch.
    Doch dieses Gefühl, ließ ihn einfach nicht los.

    Doch Tara wollte plötzlich was von ihm.
    „Du willst dich zurechtfinden?“, meinte der Bärtige schwankend, er würde beinahe wieder umfallen, konnte sich aber gerade noch so an der Theke festhalten.
    „Ich kann dir schon behilflich sein, ehrlich“, meinte Valerion grinsend und nahm noch einen Schluck von seinem Bier.
    Doch das Ding in seinem Bauch gab jedoch keine ruhe, es murrte weiter in voller größe. Doch der Bärtige konnte es unterdrücken, was auch immer das war.

    „Wenn du willst komm morgen früh zu uns Holzarbeitern, wir fällen ja nicht nur Bäume, sondern bearbeiten sie auch. Wir brauchen viel Holz für unsere Arbeiten in nächster Zeit. Außerdem muss ich noch einen Baum zerhacken, aber das wird noch etwas dauern, erstmal muss ich lernen, wie ich Geschickter bin“, grinste er zufrieden. „Doch am besten du ruhst dich aus, dann biste morgen auch fitt und ...“, mehr konnte er nicht sagen, den sein Magen hatte über ihn triumphiert und so übergab er sich mit sehr stillvollen Geräuschen, die eines jeden Ogers beneiden könnten.

    Doch auch sein Kopf gab einen zerstörenden Schmerz von sich. Nun half nur noch Wasser, um den kaputten Kopf wieder zu beruhigen. Doch die Wirtin stand schon mit einem Eimer und Wischmop parat und drückte diesen in die Hände von Valerion.

  15. Beiträge anzeigen #215
    Lehrling Avatar von Faraz
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    Sumpflilie

    Als der Wischmob die erste Bahn durch das Gekötzelte zog, konnte der junge Bursche seine plötzliche Würgereize nicht mehr unter Kontrolle behalten. Die Hand, die zuvor fest auf den Mund des Jünglings gepresst war, fungierte für den ersten Moment wie ein Dampfventil, bis der Bursche die Hand wegzog und er es Valerion gleichtat.
    Ein einziges Mal brachte er schwallvoll hervor, was der Bärtige gleich mitentfernen durfte.

    „Entschuldigung“, keuchte Faraz und wandte sich ab. Er bezweifelte, dass Valerion in der Lage sein würde, seine Aufgabe als Holzfäller zu erledigen und er vermutlich alleine am Treffpunkt auftauchen würde. Genauso unsicher war er sich, was Valerion‘s Vorschlag betraf, aber er würde sehen, so sagte er sich. Ruhen jedoch war ein ganz wunderbarer Vorschlag.

  16. Beiträge anzeigen #216
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Die Nacht roch nach Regen, obwohl keiner fiel.
    Zarra saß auf dem Boden ihrer kleinen Hütte, den Rücken an die Wand aus gedrehtem Wurzelholz gelehnt, und zählte zum dritten Mal die Dinge in dem Wildleinenbeutel, den Nerea ihr gegeben hatte.
    Zwei Portionen getrocknetes Brot. Ein Bündel Heilpflanzen. Ihre Kräutersichel. Die Kleidung, die sie als Lehrling der Druiden auszeichnete. Und drei Bernsteinperlen, tief honigfarben, in Stoff gewickelt.
    Sie kannte jedes Stück. Und doch wirkte es fremd, zusammengeschnürt wie eine Geschichte, die nicht von ihr selbst erzählt wurde.
    Die Hütte war still, abgesehen vom Wispern der Nachtinsekten draußen, deren Stimmen wie dünne Silberfäden durch die Luft krochen.

    Was, wenn sie einfach hierblieb?
    Was, wenn sie am Morgen nicht zum Strand ging, sondern in den Wald hinaus, wie sonst auch? Zu den Wurzeln. Den Moosteppichen. Den Libellen.
    Was, wenn sie einfach vergaß, dass Nerea einen Namen gesagt hatte?
    Lyrca.
    Zarras Gedanken liefen im Kreis, bis sie müde wurden. Ihr Blick fiel auf das kleine Gefäß aus Ton in der Ecke – darin die grünen Larven, die sie vorgestern gefunden hatte. Sie hatte ihnen winzige Tropfen Wasser gegeben. Hatte zugesehen, wie sie sich bewegten, wie sie fraßen, wie sie lebten.
    Niemand hatte ihr das gezeigt. Nerea hatte nie gesagt: Das ist, was du tun sollst. Sie hatte Zarra nicht auf einen Pfad geführt. Sie hatte nur den Nebel nicht verscheucht, in dem sie umherirrte und doch nicht verloren war.
    Aber vielleicht war dies jetzt der erste Schritt auf einem Pfad, den Nerea selbst nicht benennen wollte. Oder konnte.

    Zarra stand auf.
    Die Bewegung fühlte sich schwer an, wie das Abstreifen von Rinde. Langsam ging sie zum schmalen Regal aus Astholz, das ihr als Ablage diente. Dort lag ihr Talisman – ein Stück des grünen Erzes, welches Djabba ihnen allen gegeben hatte. Ihre Finger glitten über die glatte und doch kantige Oberfläche, suchten Halt.
    „Was, wenn ich dir nicht gefalle?“, murmelte sie leise, an niemanden gewandt. Vielleicht an Lyrca. Vielleicht an sich selbst. Vielleicht an etwas Tieferes, das sie noch nicht verstand. Sie nahm den Erzbrocken an sich.
    Dann füllte sie den Beutel mit dem Nötigsten: ein zweites Hemd, getrocknete Pilze, ein kleiner Mörser aus Knochen, den sie vor Jahren selbst geschnitzt hatte.
    Die Nacht war weit fortgeschritten, als sie sich in ihre Decke wickelte. Schlaf fand sie keinen. Aber Ruhe. Eine Form von Stille, die nicht leer war, sondern gefüllt mit Erwartung.

  17. Beiträge anzeigen #217
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Moleratfarm

    Freiya nahm das Stück Kohle in die andere Hand und schüttelte das Handgelenk aus. Ambrose schmunzelte.
    „Immer schön locker aus dem Handgelenk heraus“, sagte er. „Wenn du dein Schreibgerät zu stark festhältst, verkrampfst du. Also immer ganz geschmeidig bleiben.“
    „Hmm“, überlegte Freiya und legte den Kohlestift wieder zwischen ihre Finger, so wie Ambrose ihr es gezeigt hatte. Sie saß hier an der wieder errichteten Moleratfarm an einem Tisch und hatte eine Liste vor sich, die Ambrose ihr gegeben hatte, um diese abzuschreiben. Es waren nur kurze Worte, Mengenangaben für das tägliche Futter für die Tiere hier, die sie abschreiben musste, doch für die ungeübte Rothaarige war es ein ordentliches Stück Arbeit. Am Vortag war sie mit ihrem neuen Lehrer das Alphabet durchgegangen und dabei hatten die Jägerin erstaunt festgestellt, dass sie viel mehr Buchstaben erkannte, als sie angenommen hatte. Ambrose hatte ihr ein paar kurze Worte zum Lesen gegeben und ihr sogar einen neuen Buchstaben beigebracht. Heute aber beschäftigten sie sich mit dem Schreiben. Während das Erkennen und Lesen Freiya besser gelang als gedacht, war das Schreiben noch sehr ungewohnt und entsprechend krakelig sahen ihre ersten Versuche aus.

    Die Rothaarige sah auf den Stift in ihrer Hand, als ihr etwas auffiel.
    „Wie bei der Handarbeit“, stellte sie fest. „Wenn ich da die Nadeln zu stark anpacke, bekomme ich auch Schmerzen in der Hand.“
    „Guter Vergleich! Wenn du darin geübt bist, dann wirst du feststellen, dass das Festhalten eines Stiftes insofern ähnlich ist, dass er dir nicht aus der Hand rutscht, wenn du etwas lockerer lässt, und es sich dann sogar besser und einfacher arbeiten lässt“, sprach Ambrose. Freiya lächelte und nickte. Das machte Sinn für sie und als sie den Stift aufhob, versuchte sie es noch einmal.
    5 St. schrieb sie. Es fühlte sich diesmal etwas besser an, nur –
    „Hm, sieht immer noch furchtbar aus“, stellte sie fest.
    Ambrose grinste: „Ach, das wird schon.“ Der Seher zog seine Pfeife aus der Tasche und sein Blick wanderte zum Gehege mit den Molerats, während er sich eben jene Pfeife anzündete. Freiya schrieb schweigend weiter, bis sie sich nach einer Weile zurücklehnte.
    „Es wird mir mehr Freiheit geben, nicht wahr?“
    Ambrose sah fragend mit der Pfeife im Mund zu ihr herüber.
    „Das Lesen und Schreiben. Es … macht mich unabhängiger. Noch mehr als ich jetzt schon bin“, sinnierte sie. Ambrose nickte.
    „Dir wird sich eine neue Welt eröffnen. Deswegen: Wo auch immer du etwas zum Lesen findest, lies! Bücher, Schriftrollen, Aushänge, Berichte, jedes noch so kleine Stück Text. Du wirst sehen, dein Geist wird immer besser werden und du wirst schon bald nicht mehr darüber nachdenken.“

    Freiya lächelte zuversichtlich, dann machte sie sich an die letzten Schreibübungen. Ein sanftes Brummen holte sie jäh aus ihrer Konzentration und sie blickte auf. Eine Hummel landete kurz am Ende ihres Stiftes und Freiya betrachtete sie.
    „Eine Arbeiterin? Ist es schon so weit?“, flüsterte sie dann.
    Ambrose stieß sich vom Türrahmen, an dem er lehnte, ab und näherte sich vorsichtig.
    „Sicher, dass es keine Königin ist?“, sagte er und zog die Pfeife aus dem Mund.
    „Ja, schau, wie klein sie ist und wie hell und frisch das Gelb ihres Streifen am Nacken wirkt. Sie muss erst vor ein paar Tagen geschlüpft sein.“ Freiya lächelte ob dieses kleinen Gastes bei ihrer Unterrichtsstunde.
    „Verstehe, du kennst dich also damit aus, hm?“
    Die Hummel flog indessen wieder weiter und zum Fenster hinaus.
    „Ich weiß nicht, mein Vater hat mir viel über Hummeln erzählt, als ich noch ein Kind war. Ist wohl einiges davon hängen geblieben“, erklärte sie dann schulterzuckend.
    „Soso“, murmelte Ambrose und steckte die Pfeife wieder in den Mund. „Nun, ein neues Hummelvolk, ein neuer Sommer, was?“

    Sein Blick wanderte erneut zur offenen Tür hinaus. „Ist es nicht faszinierend, wie die Natur, die Mutter … wie sie uns einen Rahmen gibt?“
    Nun sah die Rothaarige fragend zu dem Moleratzüchter. Der nahm seine Pfeife in die Hand und begann zu gestikulieren, während er umherlief.
    „Nun, du hast die drei Brüder. Innos mit seinem Sinn für Ordnung und Recht, Beliar, der das Chaos und den Tod beherrscht und natürlich noch Adanos, den Bewahrer des Gleichgewichtes. Wir befinden uns sogar in der Sphäre von Adanos, aber erst Mutter Natur ist es, die all dem, dem ganzen Leben und uns eine Bedeutung gibt, denn sie ist die Herrscherin der Zeit. Durch die Jahreszeiten erst wird junges Leben zu altem Leben. Zeit entsteht nicht durch Ordnung oder Chaos oder durch das Gleichgewicht zwischen all jenem. Sondern dadurch, dass auf einem Sommer ein Herbst folgt, daraufhin ein Winter und ein Frühling. Weil Dinge entstehen und wieder vergehen. Verstehst du?“
    Freiya hatte sich zu Ambrose hin gedreht und hielt den Kohlestift mit beiden Händen.
    „Ich denke schon … ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, aber ja, ich verstehe es.“
    Ambrose nickte. „Gut, gut … die Mutter ist die Bewahrerin der flüchtigen Momente. Schon ist die Hummel wieder zur Tür hinaus, sucht nach Blüten, um Nahrung für ihr Volk zu finden, aus dem neue Königinnen hervorgehen werden …“ Ambrose‘ Blick wurde plötzlich ein wenig gläsern, als wäre er tief in Gedanken versunken. Seine Gesichtszüge waren ernst und er wirkte älter als zuvor. „Sie hält nicht an. Sie wartet nicht. Sie ist so vergänglich. Alles ist so vergänglich …“

    Freiya fragte sich, wo der bärtige Seher gedanklich gerade hin wanderte, doch einerseits wollte sie ihn nicht unterbrechen und anderseits fand sie die kleine Ausführung höchst interessant. Die Herrscherin der Zeit. So hatte sie noch nie über die Mutter nachgedacht.
    „Wie dem auch sei“, sprach Ambrose plötzlich etwas lauter als zuvor, als wäre er wieder aufgewacht. Freiya zuckte ein wenig zusammen. Sein Blick war wieder klar und in seinen Augen lag wieder das Lächeln, das ihm sonst so innewohnte.
    „Nimm die Liste und den Stift mit und wiederhole, was du heute geschrieben hast. Und hier“, er kramte in seinen Hosentaschen, „hast du noch einen Zettel von mir mit den Silben und Wörtern, die wir zum Lesen geübt haben. Lies es noch einmal in Ruhe heute und morgen, am besten schön laut. Das wärs jedenfalls für heute. Ich muss ins Gehege, die Meute hat Hunger.“
    Freiya erhob sich vom Stuhl und nahm das Stück Pergament entgegen, das er ihr hinhielt. Zusammen mit ihrer Liste und den Stift verstaute sie beides in der Tasche, die Onyx ihr beim Thing geschenkt hatte. Sie verabschiedete sich von Ambrose und machte sich auf dem Weg zurück nach Tooshoo. Ihre Gedanken hingen noch bei dem, was Ambrose gesagt hatte. Vor allem aber auch, wie anders er auf einmal gewirkt hatte. So ernst kannte sie ihn gar nicht. Als wäre die Wärme seines eigenen inneren Herdfeuers auf einmal erloschen gewesen … Jedoch hatte sie sich nicht in der Position gesehen, ihn zu fragen, was in ihm vorging. Ob Ronja vielleicht etwas wusste? Vielleicht würde sie die Bognerin mal fragen.

    Ein paar Schritte weg von der Moleratfarm verriet ihr ein leichtes Kribbeln am Rücken, dass Argo sich näherte. Freiya zog ihren Handschuh über und hielt die Hand nach oben, während sie sich umsah. Da kam der Uhu auch schon angeflogen und landete sicher auf ihrer Hand. Zufrieden blickte sie das Tier an. Sie hatten heute schon ihre gemeinsame Übungsrunde hinter sich gebracht. Freiya hatte bei Mama Hooqua Fleischreste abstauben können, die die Wirtin sonst in den Müll geschmissen hätte. Doch mit eben jenen Abfällen konnte sie Argo eine Freude machen und das Anfliegen auf ihren Arm üben. Das klappte inzwischen richtig gut. Sie hatte sich sogar einen neuen Handschuh beim Kürschner besorgt, der aus dünneren Leder bestand als der, den sie vom Falkner bekommen hatte. Dieser neue Handschuh sorgte dafür, dass sie die Bewegungen des Vogels auf ihrer Hand noch besser spüren konnte.

    „Na, hast du ein wenig ausgeruht, während ich gelernt habe?“, sagte sie leise zu Argo. Der Uhu wirkte entspannt. Also wagte die Rothaarige es, ihre Hände zusammen zu führen und Argo auf ihre linke Hand zu setzen, dort, wo sie keinen Handschuh trug. Schließlich hatte der Falkner sie dazu ermutigt, es einmal auszuprobieren. Und tatsächlich: es klappte! Argos Krallen bohrten sich nicht nennenswert in ihre Haut ein und es war ein interessantes Gefühl, den Uhu direkt auf der Haut zu spüren. Sie lächelte erneut.
    „Lass uns so ein Stück gehen und den Frühling genießen, hm?“, sagte sie zu ihrem gefiederten Gefährten. Argo schuhute leise und hielt die Augen nur leicht geöffnet. Die Sonne schien durch das Blätterdach auf sein schönes Gefieder und Freiya staunte einmal mehr über den Uhu. Dann wandte sie ihre Schritte langsam zum großen Baum hin. Vielleicht nahm sie sich die Zeit, noch einmal besonders an den wunderschön blühenden Blumen halt zu machen und an die Mutter und die Vergänglichkeit zu denken, von der Ambrose erzählt hatte ...

  18. Beiträge anzeigen #218
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Der Morgen kam grau und dunstig.
    Nebelschleier krochen zwischen den Wurzeln des großen Baums, als hätte die Welt selbst noch nicht entschieden, ob sie wirklich aufwachen wollte.
    Der Pfad zur Anlegestelle war ihr vertraut, und doch spürte sie heute jeden Tritt auf dem feuchten Holz wie ein Pochen im Brustkorb.
    Roan ging vor ihr, schweigend wie immer, nur der Bogen auf seinem Rücken bewegte sich leicht im Takt seiner Schritte. Hilde folgte ihnen, einen Schritt hinter Zarra, das lange Haar zu einem festen Knoten geschlungen, das Jagdmesser lose an der Hüfte. Sie sprachen nicht viel – vielleicht, weil sie wussten, dass Worte in solchen Momenten selten etwas besserten. Oder weil sie selbst nicht wussten, warum gerade sie sie begleiteten.
    Zarra hatte nicht gefragt. Und Nerea hatte nicht erklärt.

    Vielleicht war es Zufall. Vielleicht Fügung. Vielleicht waren sie nur diejenigen gewesen, die gerade Zeit hatten. Aber sie zweifelte daran.
    Niemand hatte sie aufgehalten, als sie aufbrach. Keiner hatte gefragt, wohin sie ging. Und sie hatte es auch niemandem gesagt. Nicht einmal Griffin.
    Vielleicht war das besser so. Vielleicht aber auch nicht.
    Der Pfad wurde heller, je weiter sie gingen.
    Zuerst war es nur das Licht, das anders durch das Blätterdach fiel – nicht mehr grün und gefiltert, sondern golden, klar, fast salzig. Dann veränderte sich der Boden unter ihren Füßen. Das weiche, wurzeldurchzogene Moos wich einem festen, sandigen Grund, der bei jedem Schritt leise knirschte.

    Zarra blieb kurz stehen.
    Vor ihr lag der südliche Rand des Sumpfes – jener Ort, an dem das undurchdringliche Dickicht zurückwich und sich ein Streifen feiner, goldener Sand zwischen Wellen und Wurzeln spannte. Eine Bucht, die wie ein vergessenes Lächeln zwischen den Bäumen lag.
    Der Wind war hier anders. Breiter. Mit Weite in der Brust.
    Und irgendwo zwischen dem Rauschen der See und dem Flattern der Möwen glaubte Zarra das erste Mal wirklich zu begreifen, dass sie ging.

    Roan stand bereits beim Kahn. Er hatte ihn zur Hälfte ins Wasser gezogen und stützte sich nun auf den Bootsrand, den Blick auf das offene Meer gerichtet. Seine Schultern waren breit, das Haar vom Wind zerzaust, doch seine Stimme, als er sie bemerkte, war weich wie Moos.
    „Früher als gedacht“, stellte er fest, ohne es zu bewerten.
    Zarra nickte nur.
    Hilde kam hinter ihr zum Stehen, reichte ihr eine gerollte Decke und lächelte schmal. „Der Wind auf See kann kühler sein. Und feuchter.“

    Zarra nahm die Decke mit beiden Händen, fast als sei sie aus Glas.
    „Danke“, sagte sie leise.
    „Du warst noch nie draußen, oder?“ Hilde trat neben sie, die Stiefel im warmen Sand vergraben, während Roan begann, die Ladung zu sichern.
    Zarra schüttelte den Kopf: „Nur damals, als wir vom Festland her kamen, aber daran erinnere ich mich so gut wie gar nicht.“
    „Dann ist heute ein guter Tag.“ Hilde zwinkerte ihr zu, ohne Spott. Es war ein Satz, wie man ihn Pflanzen sagt, wenn man sie umtopft.

    Gemeinsam trugen sie den Rest des Proviants an Bord – nicht viel: getrocknete Pilze, ein Netz mit Rauchfisch, ein Bündel Sumpfkraut in einem feuchten Tuch. Roan überprüfte jedes Seil, als könnte das Meer selbst sie beobachten.
    „Setz dich mittig“, sagte er schließlich zu Zarra, nachdem alles verstaut war. „Wenn du willst, kannst du mitrudern. Aber wir schaffen’s auch so. Das meiste übernimmt der Wind.“
    „Ich kann… helfen“, murmelte sie und setzte sich, wie geheißen, auf einen der breiten Querriegel, den Beutel vor sich, die Hände in den Schoß gelegt.
    Roan nickte anerkennend, während Hilde sich neben sie niederließ und ihr Jagdmesser ablegte – mit der Schneide vom Körper weg, eine stille Geste der Rücksicht.
    Zarra blickte noch ein letztes Mal zurück.

    Der Strand war leer, doch in der Ferne ragte Tooshoo über die Baumwipfel – ein natürlicher Leuchtturm inmitten des Morgens, seltsam vertraut selbst von hier aus.
    Sie sah die Nebel, die von Osten her aufzogen, schwer wie Gedanken, die nicht vergehen wollten.
    Ihre Heimat.
    Sie presste die Lippen aufeinander. Dann spürte sie, wie das Boot unter ihrem Körper zu zittern begann, als Roan es mit kräftigem Stoß vom Sand löste. Wasser schob sich unter sie wie eine neue Haut.

    Die ersten Ruderschläge waren schwer, dann glitt der Kahn sanfter, rhythmischer, hinaus ins offene Blau.
    „Wenn du willst, kannst du heute Abend die Sterne zählen“, sagte Hilde leise. „Feshyr ist eine Nacht und einen Tag entfernt. Vielleicht siehst du einen Seehund.“
    „Oder einen Weißkammrochen“, brummte Roan vorn vom Bug.
    „Oder Nebelhexen“, fügte Hilde mit einem Seitenblick hinzu.
    Zarra wusste nicht, ob das ein Scherz war – oder eine Warnung.
    Aber sie nickte.
    Und während sich das Boot weiter vom Strand entfernte und die Linie des Sumpfs hinter Nebel und Dunst zu verschwimmen begann, legte sie die Finger auf das Stück Bernstein in ihrem Beutel.

  19. Beiträge anzeigen #219
    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Übungsplattform

    Mit dem Lächeln einer Frau auf den Lippen, die nach langer Plackerei endlich von einer großen Last befreit war, trat Kisha beschwingt auf Aniron und ihre Familie zu und ließ ihre Arme kreisen, um den Schmerz aus den Gliedern zu lösen.
    „Worauf du wetten kannst!“, rief sie. Mit einem Lachen dachte sie an die verdattert glotzenden Schmiede, als sie ihnen mit einem lauten Scheppern einen ganzen Rucksack vor die Füße setzte, der bis zum Rand mit Stahlbarren gefüllt war.
    „Ein Dankeschön dafür, dass ich so lange euer Gast sein durfte“, hatte sie gesagt. „Der kijana in Stewark hat gesagt, dass die Schmiede dort das Zeug für ihre Waffen benutzen. Müsste für ein paar Schwerter reichen.“
    Sie hatte nichts im Gegenzug verlangt, sondern war gleich wieder abgezogen, nachdem sie einige bekannte Gesichter mit Wort, Lächeln und ruppiger Umarmung begrüßt hatte. Schließlich ging es Kisha nicht darum, etwas dafür zu bekommen, dass sie den Leuten hier half. Sie hatte damals einfach nur selbst zu spüren bekommen, dass es hier im Sumpf wenig Stahl gab, und deshalb mitgebracht, so viel sie konnte.

    „He, shujaa mdogo, wie geht es dir?“, rief sie Fianna zu. Als sie die große Tochter der Wassermagierin voll gerüstet mit Bogen in Händen und Säbel am Gürtel erblickte, spitzte sie respektvoll die Lippen. „Und eine große Kriegerin hast du auch, Aniron. Du kannst stolz darauf sein, was deine Kinder schon alles können.“
    Kisha betrachtete Runa, die sie bei ihrer Ankunft am Tag zuvor kennengelernt hatte, eingehend von Kopf bis Fuß, und ein warmes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ein hübsches Mädchen, ein starkes Mädchen. Und sie hatte am Tag zuvor, als sie für ihren Onkel gegenüber Aaliyah für Verständnis geworben hatte, gezeigt, dass auch ihre Seele stark war. Sie musste ungefähr Phililes Alter haben. Ob ihre Tochter auch so war wie Runa? Kisha wollte daran glauben.
    Dann huschte ihr Blick über diesen Maris. Ein seltsamer Kerl, das musste sie schon sagen. Er machte einen freundlichen Eindruck und hatte sich ihr am Abend zuvor in der Sumpflilie offen gezeigt, aber etwas an ihm brachte sie aus dem Konzept. Etwas an seinem blinden Auge vielleicht – sie konnte nicht aufhören, darauf zu starren, obwohl sie schon zuvor blinde Augen gesehen hatte. Noch viel mehr aber irritierte sie, dass von ihm ein steter Gesang ausging, ganz ähnlich dem des Mnara-Baumes, doch leiser und wilder. Als wohnte etwas tief in ihm, das diese alte Macht ausstrahlte. Seit sie wieder zurück am großen Baum war und sie tatsächlich wahrnehmen konnte, faszinierte sie dieser Klang einer vollkommen andersartigen Magie, der aus jedem Zoll der Äste und Wurzeln drang. Sie war so wunderschön, dass Kisha sich schon mehrfach dabei erwischt hatte, dass sie stehen blieb und lächelnd die Augen schloss. Doch so sehr sie den Klang liebte: sie verstand keine Silbe davon.

    Als sie bemerkte, dass Maris ihren verlorenen Blick mit erhobenen Augenbrauen und einem fragenden Lächeln erwiderte, blinzelte sie und fokussierte sich wieder auf ihre Lehrerin.
    „Also, Mama Aniron“, rief sie, als sie sich wieder gefangen hatte, und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wenn wir schon dabei sind, uns zu zeigen, was wir können: willst du mir heute etwas Neues zeigen?“
    Kisha zog sich die Maske über das Gesicht, raunte ein leises, aber bestimmtes „Kombeo!“ und formte ein Geschoss aus der grasbewachsenen Erde am Rand der Übungsplattform. Sie ließ es über ihrer Hand schweben und sah zu Aniron.
    „Ich will das in andere Formen bringen. Vielleicht kann ich ja beim Bauen helfen! Ich glaub, mit Erde und Stein krieg ich das besser hin als mit Eis und Wasser.“

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Übungsplattform

    Stolz darauf sein, was ihre Kinder alles konnten. Das war ein Satz, der Anirons Sicht ein wenig änderte. Sah sie schließlich immer mit dem besorgten Blick der Mutter auf ihre Kinder und erblickte immer sorgevoll all die Gefahren, die ihnen widerfahren konnten - oder es tatsächlich taten. Sie lebten nun einmal in einer gefährlichen Welt, doch ihre Kinder nahmen diese an und wuchsen an ihr. Sie veränderten sich und stellten sich den Herausforderungen ohne zu fragen und zu zögern, während Aniron hoffte, bangte, hinterfragte, dass ausgerechnet ihnen all dies geschah.
    Doch wenn sie darüber nachdachte, dann nahmen die Kinder sich nur zum Vorbild, was ihnen vorgelebt wurde. Das war ein Vater, der immer wieder auszog und sich Gefahren stellte, weil es sein Schicksal war, und auch eine Mutter, die nicht davor zurückschreckte zu tun, was nötig war, und sei es einen Drachen zu besiegen.
    Also ja, sie konnte stolz sein.

    Nun galt die Aufmerksamkeit der Priesterin allerdings der Novizin, die ein rundes Geschoss aus Erde zwischen den Fingern beschworen hatte.
    „Das ist eine sehr gute Idee!“, stellte die Hebamme fest und ließ dabei offen, ob sie meinte, dass es Zeit wurde, etwas neues zu lernen oder man seine Hilfe hier anbieten konnte. Sie meinte wohl beides.
    „Dazu würde ich aber runter auf die Stege gehen. Näher ans Wasser und die Erde, sozusagen“, sprach Aniron dann. Hier waren sie den Elementen von Adanos auf einer ganz anderen Art und Weise als in Stewark nah, das wollte sie nutzen und erkunden.
    Die Wehmutter blickte zu ihrer Familie: „Also, Kisha und ich werden uns mit Magie beschäftigen. Ihr bleibt hier, nehme ich an?“
    „Jaaa, ich will, dass Runi mir zeigt, wie man kämpft!“, rief Fianna.
    Aniron öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, hielt dann aber inne. Sie nickte schließlich und lächelte: „Gut, dann sehen wir uns später.“

    Die beiden Frauen bezogen einen der erneuerten Stege nah am Eingang des Baumes, wo ein dicker Bärtiger und ein schlanker Blonder darüber diskutierten, ob sie Meldung an ihren Chef machen sollten, dass einer ihrer Kollegen so sehr über den Durst getrunken hatte, dass er in der hiesigen Taverne seinen eigenen Mageninhalt hatte aufwischen müssen. Aniron war sich nicht sicher, ob sie den Namen Valerion gehört hatte oder nicht. Aber zum jetzigen Zeitpunkt hatte sie weder Zeit noch Muße sich damit zu beschäftigen. Stattdessen nahmen Kisha und sie am Rande eines Steges Aufstellung. Aniron hob die Hände und ließ etwas von dem Brackwasser emporsteigen, vor dem sie standen. Das Formen von stehendem Wasser war etwas, das sie zuvor noch nicht gemacht hatte. Sie fragte sich, wie viel sie vom Sumpfwasser hier formen konnte …
    Kisha drehte sich plötzlich zu den beiden Wachen um und rief: „Wir üben nur ein bisschen mit dem Dreck, eh? Keine Sorge!“
    Aniron sah, dass der Bärtige und der Blonde innegehalten hatten und mit skeptischen Blick einen Schritt näher gekommen waren.
    „Im schlimmsten Fall machen wir uns selbst schmutzig“, bestätigte Aniron.
    Die beiden Wachen traten wieder zurück und Aniron konzentrierte sich auf das, was sie mit ihren Händen tat.
    „Eigentlich hast du den ersten Schritt zum Formen schon mit dem Geschoss getan“, erklärte die Magierin und begann das Wasser zu einer Kugel zu formen. Danach zog sie es in die Länge, bevor sie es wie eine Peitsche schnipsen ließ.
    „Beim Formen gehst du aber behutsamer vor. Du nutzt hier wieder den Strom von Adanos‘ Magie, der uns umgibt. Wenn du deine Kugel vorsichtig in diesen Strom legst, dann kannst du ihn nutzen, um dein Element zu verformen. Nicht mit Schwung wie beim Schießen über den Silbersee letztens. Es erfordert Fingerspitzengefühl, aber wenn du einmal den Dreh raushast, musst du es einfach immer wieder üben.“
    Zur Demonstration ließ Aniron eine mannshohe Welle aus dem Tümpel vor ihr aufsteigen und mit einem Klatschen wieder fallen. Da kam ihr eine Idee … Etwas, das sie hier vielleicht problemlos üben könnte … Doch erst einmal war Kisha an der Reihe.
    „Willst du es mal versuchen?“
    Sie hatte die Worte noch gar nicht richtig ausgesprochen, als Kisha schon die Maske auf der Nase hatte und sich ein Stück dunkler, matschiger Sumpfboden mit einem schmatzenden Geräusch aus der Erde löste.

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