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“Auf Beliar zu schwören ist vielleicht ein guter Anfang…”, kommentierte der Druide und dann entfernten sie sich beide aus der Sumpflilie. Manche guckten und andere ignorierten die beiden einfach. Man mischte sich nicht in die Angelegenheiten des Jadewolf ein.
Ornlu griff seinen Druidenstab beim Herausgehen und Momente später waren sie draußen auf der großen Plattform vor Tooshoo.
Dann ging er die Stege voran in Richtung Schrein der Mutter und Sumpfkrautplantage.
“Erzähl mal. Was hat dich gebissen? Angebumst oder verflucht? Ich weiß nicht, wie es mit der dunklen Magie ist. Mir scheint aber, dass du niemanden dafür bewusst geopfert hast. - Wir gehen noch ein Stück bis hinter die Sumpfkrautplantage.”, erklärte er und ging weiter vor. Die Stege würden bald enden.
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Das die beiden, kaum dass sie die Sumpflilie verlassen hatten, von den meisten kaum beachtet wurden, wunderte Berash kaum. Auch wenn das Aussehen des Druiden recht martialisch war, hätte zumindest Berash mit seinem dunklen Mantel etwas mehr Aufsehen erregen müssen. Doch die Männer und Frauen Toshoos schienen alle mit ihren eigenen Dingen beschäftigt zu sein. Nur hier und da konnte man die Blicke aus dem Augenwinkel spüren.
Egal, was man auch denken mochte, Ornlu war hier jemand wichtiges.
Während die beiden Männer also in Richtung Sumpfkrautplantage gingen (wobei Berash schon bald darauf die stabilen Stege vermisste, die sie verlassen hatten), überlegte der Assassine, wie es dazu gekommen war. Doch er konnte nur ratlos die Schultern heben.
"Ich weiß es nicht. Glaub mir, ich selbst habe mir ebenso die Frage gestellt, woher bei Beliar ich auf einmal diese merkwürdigen Ausbrüche habe. Ich wurde sicher nicht gebissen, das steht fest. Und von einem Fluch weiß ich nichts, schließlich habe ich mich die letzten Jahre doch recht bedeckt gehalten." Berash verzog das Gesicht. "Und angebumst worden bin ich sicher auch nicht, wie du so schön formuliert hast."
Der Assassine folgte dem großen Druiden weiter und begutachtete nebenbei die große Plantage, auf welcher das Waldvolk sein wohl liebstes Pflänzlein anbaute. Überall wurden Pflanzen versorgt, geerntet und verarbeitet. Götter, wie viel davon rauchten sie eigentlich selbst? Und was machten sie mit dem Rest?
Berash überlegte, was er Ornlu erzählen konnte und was nicht. Vermutlich wäre der Großteil seiner Zeit in Bakaresh für den zähen Wolf einfach nur uninteressant, aber der Assassine war immer vorsichtig gewesen mit den Informationen, die er teilte.
"Ich weiß nur, dass es kurz danach anfing, als ich in der alten Heimat gewesen bin. Unerledigte Dinge, oder so, könnte man sagen. Doch in Bakaresh fing es an. Und es passiert immer plötzlich in allen unterschiedlichen Situationen. In einem Moment noch mache ich nichts besonderes und im nächsten dann rieche ich verbrannten Zucker und sehe überall dieses ölige Schimmern. Und dann fliegen Dinge durch die Gegend oder meine Hand fängt an zu brennen."
Und dann war da auch noch Alastor, der das gleiche behauptete wie Ornlu, dass er spüren konnte, wie Berash Magie anwendete. Aber Berash zauberte nicht, schließlich traf er keine bewusste Entscheidung dazu. Er winkte nicht komisch mit den Händen und Tadaa! Magie passierte.
"Ich meine, wenn es dunkle Magie sein sollte... Macht aus Beliars Sphäre selbst... wieso jetzt auf einmal? Ich dachte immer, Magier sind immer Teil eines Bundes. Ob nun die Wassermagier oder ihre verblendeten Vettern die Feuermagier. Oder eure Druiden. Selbst die Schwarzmagier, die ich kannte, waren immer Teil einer Gemeinschaft." Berash war ratlos und strich sich gedankenverloren durch die Haare.
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“Um das mal zu klären, da du womöglich eh nicht mehr lange zu Leben hast. Erstens - das was ich bin und repräsentiere, ist geheim und nicht so einfach zu erklären. Damit hausieren solltest du nicht. Egal wie lange du noch lebst. Vor allem, wenn du noch leben willst. - Zweitens - Es ist eine sehr einfache Sichtweise Magie damit zu verbinden, dass man einer bestimmten Gruppierung angehört. Ich weiß nicht viel über den Akt der magischen Werdung bei den Anderen. Aber es ist hoffentlich mehr, als sich hinzuknien und wie ein kleines Kind zu flehen mitspielen zu dürfen. Ich wurde von der Natur erwählt, habe meine Macht angenommen und überlebt. Ich bin daran gewachsen. - Drittens - Ich würde behaupten es hält sich die Waage. Magieanwender die in einer Gemeinschaft und außerhalb ihrer Gemeinschaft agieren. Was uns allen anheim geht ist aber, dass wir einst Schüler waren und immer noch sind. Du wirst also einen Meister brauchen.”, erklärte der Druide und folgte nun viel mehr seinen Instinkten. Den Trampelpfad in die Tiefen Sümpfe hatten sie mittlerweile verlassen. Unweit von ihnen brummten Blutfliegen und irgendwas bewegte sich im seichten Brackwasser. Weit genug entfernt für sie.
“Viertens - Schicksal. Es gibt Dinge im Leben auf die haben wir wenig Einfluss. Dinge die unterbewusst geschehen und die sich womöglich Jahre oder Jahrzehnte aufgebaut haben. Wer sagt denn, dass du der Magie erst vor kurzer Zeit begegnet bist? Wer sagt denn, dass irgendein Kleiner-Finger-Schwur nicht ein später Pakt mit Beliar geworden ist? Such dir was raus. Verfluche den Moment und versuche weiter davor abzuhauen. Magie ist nur leider konsequent. Die Götter sind konsequent. Akzeptiere was du gerade bist und werden kannst. Dann wirst du vielleicht ein paar Tage mehr auf Morgrad verbringen und nicht in Beliars Höllen für einen nicht erfüllten Pakt stündlich ausgeweidet.”, scherzte er fast schon ein wenig. Bestimmt war das die Liebelingsbeschaftigung von Beliar.
sie betraten eine kleine Insel-Lichtung, die dicht bewachsen mit Sumpflilien und kleinen blauen Blumen war. Drumherum waren sumpfige Löcher aus denne es ab und an blubberte.
“Ich wills mal sehen. Es ist besser, wenn du die Magie frei lässt, bevor sie zu viel konzentriert ist. Versuch es einfach und wenn nicht - helfe ich nach.”, wies er an, umgriff seinen Druidenstab fester und machte zehn Schritte zurück.
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Glaub mir, ich weiß schon meinen Mund zu halten. Mir ist die Drohung vom letzten Mal noch gut genug im Kopf geblieben." Antwortete Berash verdrossen. Warum waren alle Gemeinschaften eigentlich immer so versessen, wenn es um ihren Lebensweg ging? Der Weißhaarige war sich nicht sicher, was es mit einer solchen Verschlossenheit auf sich hatte, was überraschend war, schließlich hatte Berash selbst jahrelang einem Bund von Assassinen vorgestanden. Doch dort war er nur der erste unter Gleichen und hatte dem alten Bund somit ein Gesicht gegeben. Aber war er als Emir genau so bedrohlich gewesen? Er wusste es nicht mehr, hoffte aber zumindest, dass es nicht so war.
"Und ja, ich gebe dir Recht, meine Sichtweise mag einfach erscheinen. Aber mein Kontakt zu Magiekundigen hielt sich auch in Grenzen, wenn man den gelegentlichen Austausch mit den Kastellmagiern außer acht lässt. Und die habe ich schon über 10 Jahre nicht mehr gesehen."
Berash nahm den stetig ansteigenden Geruch des Sumpfes wahr, der sich mit wachsener Penetranz in seine Nase bohrte. Es war diese unvergleichliche Mischung aus Frische und Fäulnis, welche man nur in solchen Landstrichen vorfand. Leben und Tod gleichzeitig, angefüllt von einer fast blumig berauschenden Süße. Und darin verborgen der beißende Gestank von Verwesung.
Aber immer noch besser als verbrannter Zucker, befand Berash. Ornlus Worte machten ihm nicht gerade Hoffnung. Wenn er nun ein unfreiwilliger Schüler war, wo war dann sein Meister? Der Druide konnte es nicht sein, schließlich war Berash nicht von der Natur erwählt worden. Auch wenn das Konzept Ähnlichkeiten mit der Götterlehre hatte, standen Innos und Adanos doch für das Gute, das Leben und das Gleichgewicht, während Beliar für Chaos, Tod und Verfall hinhalten musste. Aber auch Freiheit, so lautete Berashs Devise.
Aber davon mal ab, er musste seinen Meister finden. War das Alastor? Der Dunkelhäutige Schwarzmagier schien immer wieder dort aufzutauchen, wo Berash war, lies sich jedoch kaum blicken. Vielleicht harrte er ja sogar in den Schatten aus, die im Sumpf zu finden waren?
"Mir bleibt wohl keine Wahl, oder? Zumindest bei dem farbenfrohen Bild, welches du so schön gemalt hast." Antwortete Berash resigniert. Das die Farben, die Ornlu verwendet hatte, überwiegend aus dunklen und schwarzen Tönen bestanden, das barg einer nicht unbedeutenden Menge Ironie.
Doch als sie auf der Insel-Lichtung angekommen waren, zögerte der Assassine. Wie sollte er seine Magie freilassen, wenn er nicht einmal wusste, wie er sie rufen konnte? Schließlich hatte es ihn jedes Mal, wenn es zu einem Ausbruch kam, aus dem Nichts überkommen. Es war ja nicht so, als hätte der Weißhaarige einfach mit den Fingern geschnippt und dann wäre da wie von Zauberhand (Götter, manchmal hasste Berash diese dämlichen Wortspiele) Magie gewesen. Aber bisher hatte er sich auch immer dagegen gesträubt, diese Anfälle als Magie zu sehen. Vielleicht war Akzeptanz ja der erste Schritt zur Meisterschaft?
Seufzend nahm Berash Aufstellung. Etwas ratlos warf er einen Blick über die Schulter in Richtung des Druiden, der mit seinem Stab abwartend da stand und pure Gelassenheit ausstrahlte. Das und einen nicht unerheblichen Teil von Gefahr, wie jemand, der bereits so viel gesehen hatte, dass er wusste, wann er ausharren und wann zuschlagen musste. Berash lockerte unbehaglich die Schultern und versuchte sich die Situationen in den Kopf zu rufen, wenn seine Magie ausgebrochen war.
Die prägnanteste Erinnerung war, als er dem Derwisch in Bakaresh bei seinem Tanz zugeschaut hatte. Diese flüssigen Bewegungen des Mannes hatten den Assassinen tief in den Bann gezogen, waren von einer meisterlichen Akrobatik gewesen, fast schon hypnotisch. Der frühere Emir schloss die Augen um sich nicht vom Sumpf ablenken zu lassen.
Und langsam, je mehr er sich daran erinnerte, wie der Derwisch tänzerisch über den Platz gewandelt war, seine Pirouetten drehte und Salti schlug, desto ruhiger wurde Berashs Atem. Es war fast, als könnte er tief in sich etwas aufsteigen fühlen, ein Quell von Kraft, der irgendwie schon immer da gewesen war. Es war wie ein Gefühl von tiefer Verbundenheit mit allem, was einst auf Erden gewandelt war, jedoch gleichzeitig vermischt mit einem unbändigen Zorn und geballter Wut auf das Leben selbst.
Hass und Verachtung stiegen in dem Weißhaarigen auf, gepaart mit dem gierigen Wunsch zu zerstören, zu verderben und zu zerreißen. Doch so sehr Berash sich auch auf diese neue Quelle konzentrierte, er schien sie nicht packen zu können. Sie war wie ein nasses Stück Seife, dass ihm immer wieder durch die Hände glitt. Wieder und wieder versuchte er es zu halten, doch das einzige, was er dadurch erreichte war wie die Kraft ihm immer schneller durch die Finger glitt.
Frustriert stöhnte Berash auf und riss die Hände genervt nach oben.
"Beliars Eier! Ich weiß nicht mal, was ich hier mach..." Fluchte er noch, bevor der Geruch von verbranntem Zucker ihn schneller traf als ein Pferd zutreten konnte. Es überrollte ihn förmlich mit einer unglaublichen Wucht. Von jetzt auf gleich war die ganze Welt in dieses ölige Schimmern getaucht, während der Gestank von verbranntem Zucker ihm die Nase verstopfte! Und dann war da vor ihm ein dunkler Punkt, der immer größer wurde und sich zu einer Kugel bildete, in der all die Schatten verschwanden, welche um sie herum waren!
Die Lichtung wurde in ein merkwürdiges Zwielicht getaucht, welches die Schatten verschlang, aber gleichzeitig nicht wirklich heller wurde.
Keuchend stand Berash da und starrte diese schwarze Sphäre aus tiefster Dunkelheit an.
"Was...?"
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Am Anfang steht der Mut
Immer. Immer fand er Trost für sie. Worte der Zuversicht. Worte der Wärme, wenn dunkle Kühle durch ihren Geist wehte. Rückte sie gerade, wenn sie schwankte und ihren Weg zu verlassen drohte. War Anker und Flügelpaar zugleich.
Sie erwiderte seine liebevolle Geste, indem sie sich an ihn drückte, denn sie fand für den Augenblick keine Worte. Sie vergrub ihren Kopf an seiner Schulter nahe seines Halses und hielt die Augen geschlossen. Sie hörte seinen Atem, atmete seinen Duft und nahm die Wärme seiner Haut auf. Dort fand Freiya Ruhe.
Ruhe von ihren aufgewühlten Gefühlen, die sie so in Atem gehalten hatten. Die letzten Stunden. Wahrscheinlich aber schon die letzten Tage. Spätestens seit dem Wasserfall der Geister.
Seine Worte darüber, dass ihre Wege sich wieder kreuzen würden, gaben ihr Sicherheit, Trost und Zuversicht. Es tat ihr gut, all das zu hören. Dass sie sich wiederfinden würden, wenn sie es denn wollten und dass sie ihrem Schicksal nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Freiya mochte das Bild vom Schwert, das nicht über ihnen hing, sondern vielmehr Symbol dafür war, dass es wert war, füreinander zu kämpfen. Ein Lächeln stahl sich über ihren Mund, als ihr auffiel, wie bewusst er ihre Worte über die Tränen aufgenommen hatte. Just stiegen natürlich genau diese wieder in ihre Augen. Dass er sich überhaupt daran erinnerte …
Die Waldläuferin hob ihre freie Hand, drehte ihr Gesicht weg von seinem wunderbaren Körper und strich sich über die Augen, die Tränen hinfort.
„Nein“, flüsterte sie, „nicht alle Tränen sind von Übel.“
Sie fühlte, wie Ryus Finger um ihre Schulter als stumme Antwort den Druck kurz erhöhten. Dann saßen sie still da.
Erst nach einer wunderbaren Weile regte Freiyas Hand sich, die Ryu umschlossen hatte. Er zog seine Finger zurück und sie öffnete die Hand, um freizugeben, was er mit so liebevollen, aber auch bedeutend schweren Worten da hinein gegeben hatte.
Vorsichtig strichen Freiyas Fingerspitzen über den Stoff, befühlten die feine Stickerei und den Saum. Die grüne Farbe schimmerte matt vom Feuer einer Fackel in der Nähe auf den Stegen. Es war ein wunderschönes Haarband, das mit großer Sorgfalt angefertigt worden war. Von Fingern, die wussten, was sie taten. So viel erkannte Freiya noch von dem Handwerk, das sie einst erlernt hatte. Ein angenehmer Duft wehte ihr von diesem Kleinod in die Nase. Sie brauchte mehrere Momente, bis sie Worte fand, die dem gerecht wurden, was Ryu da getan hatte.
„Myra?“, fragte sie schließlich sanft. Dieser Name kam ihr in den Sinn, hatte den Hüter immer wieder unsichtbar umweht, sei es durch Griffin, ihn selbst oder durch das, was Ricklen auf den Tisch gebracht hatte. Ryu nickte kaum merklich. Freiya schloss wieder die Hand um das Band und legte besagte Hand an ihr Herz. „Ich werde es in den Ehren halten, die es verdient.“
Mehr brachte sie nicht zustande ob all dem, was zwischen dem, was er gesagt hatte, mitgeschwungen hatte. Wortlos schloss sie die Augen, bis sie irgendwann endlich ein „Danke“ flüstern konnte.
Ein kaum hörbares Rascheln ertönte, als Argo bei ihnen landete. Freiya musste schmunzeln, der Uhu hatte sie natürlich wieder aufgespürt. Ob er neugierig war, was ihr hier nun widerfuhr, nachdem sie angekündigt hatte, noch etwas klären zu müssen? Ob er ihre Aufregung gespürt hatte? Und ob er es jetzt spürte, wie ihr Herz schlug? Als hätte er ihre Gedanken erraten, ließ er ein leises Schuhu hören, das Gefieder am Hals schlug dabei sanfte Wellen. Dann wanderte der Blick des Uhus in die Ferne und sie fühlte die Entspannung, die von dem Tier ausging. Freiya lächelte und streckte die Beine lang, blieb dabei nah bei Ryu, der diese Stille so wunderbar machte. In ihrem Bauch summte es, dass sie davon überzeugt war, dass er es spüren musste, während sie immer noch an ihm lehnte.
Wie in der Höhle beim Wasserfall der Geister legte sich eine samtene Ruhe über sie, jedoch ohne schwere Müdigkeit. Zögerlich hob die Rothaarige ihre Hand und legte sie auf Ryus Wange, um mutig seinen Blick einzufordern. Sie wollte seine Augen auf sich wissen. Oh diese wunderbaren Augen, in die die Jägerin damals auf dem Übungsplatz tief hatte blicken dürfen. Als sie hinter den Schleier hatte sehen dürfen und sich vor ihr wortlos und unbekannt ausgebreitet hatte, was Ryu verborgen hielt.
Und Freiya? Sah ihn nun an mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, aber vor allem aller Offenheit, die sie in ihrem Herzen hatte, in ihren Augen. Ließ die Dankbarkeit, die Wärme, die Verbundenheit, die sie spürte, in ihren Blick wandern, während ihr Daumen zärtlich über seine Wange strich.
Für einen Augenblick regte sich ein bekanntes Gefühl in ihr, Traurigkeit, doch sie war nicht bereit, diesem Gefühl nun nachzugeben. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht nach dem, was er gesagt hatte.
Also, was tun? Es gab kein Zurück. Sie wollte hadern, doch da war das Summen, da war der Funke, der sich von ihrem Herzen über ihren Körper ausbreitete und ihr eine Wärme schenkte, die sie längst vergessen hatte.
„Genießen also“, wisperte sie.
Nur Mut, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Sie konnte es. Sie wusste es. Sie hatte es getan. Der Schwarzhaarige hatte sie daran erinnert und ihr aus der Ferne der Vergangenheit zu verstehen gegeben, dass sie sicher sein konnte in ihrem Handeln.
Für einen Augenblick schloss sie die Augen, dann öffnete sie sie wieder und ihre Hand wanderte in seinen Nacken. Dort fühlte sie die schuppenartigen Ansätze unter seiner Haut, die sie vorsichtig streichelte. Dann wagte sie den Sprung.
Freiya überwand, was noch zwischen ihr und Ryu war und legte ihre Lippen auf die seinen, um in einem zärtlichen Kuss zu versinken. Es waren seine Worte, seine Art, es war die Anziehung, die er inzwischen auf sie ausstrahlte, und es war das Feuer, das Teil ihrer Seele war, die eine lang vergessene Hingabe in ihr heraufbeschworen. Es war ihr Dank und ihre Zuneigung, wo Worte nicht mehr reichten. Und es fühlte sich verdammt gut an! Der Geschmack und das Gefühl seiner Lippen, die Wärme seines Körpers und sein Arm um sie, all das ließ sie verweilen. Sie erlaubte es sich, für diesem Moment zu versinken in all dem. Ins graugrüne Meer, wo er zwischen dem Seetang saß und sie auffing.
Als sie sich vorsichtig zurückzog und ihre Lippen löste, trafen sich ihre Augen erneut und Freiya lächelte glückselig.
„Ich hoffe wirklich sehr, dass ich dich wiederfinde. Auf einem Ast, auf dem Übungsplatz oder im Turm. Vielleicht schleich ich mich dann mal an“, flüsterte sie schelmisch in liebevoller Anspielung auf seine Art, sich zu bewegen.
Die Papierlaterne, die sie an Beltane in den Himmel geschickt hatte, hatte ihren Wunsch erfüllt. Wenn auch ganz anders als gedacht. Aber zumindest für diesen Augenblick, für diese Nacht und hier in seinem Arm war alles gut.
Geändert von Freiya (27.05.2025 um 01:08 Uhr)
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Sumpflilie
Als Ornlu und Berash gemeinsam die Sumpflilie verließen, blieb Maris an die Wand gelehnt zurück und sah ihnen nachdenklich hinterher. Nein, da war kein Zorn. Auch wenn keiner der beiden es gesehen hatte. Kein Zorn - nur Sorge.
Warum um alles in der Welt half Ornlu einem derer, die diesen Baum, dieses atemberaubende, pulsierende Herz der Lebensenergie aller Inseln der südlichen Hemisphäre vor wenigen Jahren erst in seiner Existenz bedroht und den Sumpf verdreht und korrumpiert hatten? Wo war der Pragmatismus seines niederen Weges, wenn er wirklich angebracht war? Doch zumindest saß der gefallene Emir von Bakaresh nicht mehr inmitten dieser Gemeinschaft, die ihn und die Gefahr, die von ihm ausgehen konnte, nicht kannte. Das war alles, was er wollte.
Langsam löste er sich von der Wand und trottete an seinen Platz gegenüber von Zarra zurück. Als er die Hände unter seinem Kinn faltete und ihr in die Augen sah, war sein Blick ernst, aber unbeschwert.
"Und, was hast du gesehen? Wenn du ein Gefühl hättest verstärken wollen, welches wäre das für jeden Einzelnen von uns Dreien gewesen? Wenn du richtig liegst, erzähle ich dir, was es mit diesem Stelldichein auf sich hatte."
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Sümpfe - Das Lied der Wassermagierin #1
“Beinahe…”, murmelte er und hatte schon überlegt wo er Berash den Schädel zertrümmern würde, sobald er magisch zusammensacken würde.
Doch am Ende war Magie auch einfach nur Magie und funktionierte auf seine Art und Weise universell. Zumindest die reine Form.
Berash Emotionen steuerten sie unbewusst und hatten etwas geformt, was er nicht kannte.
Die Schatten waren weg. Ja sogar sein Schatten und alles sammelte sich in dieser dunklen Kugel.
Er wartete noch einen Moment bis Berash es realisierte und die Kontrolle schlichtweg verlor. Die Sphäre waberte, verlor die Schatten und zerfloss langsam.
Ornlu bekam allmählich seinen Schatten wieder und wunderte sich schon, wie lang dieser war. Sein Blick wanderte zu Boden, sein Schatten bekam Konturen und konnte nicht sein Schatten sein.
Ein blitzschneller Reflex, eine automatisierte Bewegung mit einer Halbdrehung aus der Hüfte und einem wuchtigen Schlag des halben Stabes.
Die Stabkeule zerriss die Luft, zerriss Schlieren und Schleier einer geisterhaften Essenz. Drei weite Sprungschritte schuf der Druide zwischen sich und der Essenz die ihn da anstarrte und sich dann auf die Sphäre stürzte.
Ornlu wich zurück, sah zu wie es alles aufsog und dann auf Berash schnellte.
Aus Schleiern, Schlieren und wabernder Masse materialisierte sich ein Kopf.
Lange dunkle Haare, hingen in wehenden Fetzen am halb skelettierten Schädel. Die Augenhöhlen waren wie ausgebrannt und die verbliebene Haut am Gesicht war ausgetrocknet, von Maden angefressen oder war halb vom Knochen gelöst.
Am Schlimmsten jedoch war die Zunge, die in Überlänge herab hing und im verwesten, aufgedunsenem Zustand schlängelte. Einen Unterkiefer gab es nicht mehr.
“Hässliche Alte…”, knurrte er und stürmte los. Dieses Geisterwesen bekam knochige Arme und Finger, trug eine Art zerfetzte, bläuliche, bis zum Boden ragende Robe, die an der rechten Brust frei lag und tiefe Einstiche im Torso und da, wo das Herz war, ein Loch offenbarte.
Sie streckte ihre knochigen Finger nach Berash aus und zapfte diesen offensichtlich magisch an.
“Echuio!”, sprach er durch die Macht der Stimme und griff sich an die Brust. Im nächsten Moment sprang aus ihm ein Geisterwolf und stürzte sich auf das Geisterwesen.
Dieser erreichte aber nichts, denn das Geisterwesen, wurde wieder zu der Essenz aus geisterhaften Nebel und kreischte wie eine Sterbende aus zehn Jahren Entfernung durch den Äther, dass selbst bei Ornlu sich die Haare aufstellten.
Der Druide erweckte seine Magie, ließ den Kristall im Druidenstab regelrecht vibrieren und schlug mächtig auf den Boden. Eine rötliche, magische Druckwelle schlug um sich und die ätherische Gestalt bekam kurz für den Moment wieder Gestalt.
“Lass uns tanzen!”
Ornlu schnellte vor, wirbelte den Druidenstab vor sich um dessen eigene Achse, nahm Tempo auf und schwang mit geübten Timing den Stab aus der Rotation in Richtung des Geisterwesens.
Dieses - noch materialisiert durch die magische Druckwelle - wurde Knochen berstend an der Hüfte getroffen und zu Boden geschleudert.
Ornlu hielt auf den Schädel drauf, doch da war dann nur diese nebelhafte Essenz, die sich erhob und tatsächlich wie beim Tanz um einen Maibaum sich um den Druiden bewegte. Sie sprang, beschleunigte und in ihrem Geisternebel drehte sie sich in ihrem eigenen Kreis.
Ornlu hielt sich bereit, biss die Zähne zusammen und sah dann, wie sie auf ihn zukam.
Sie materialisierte sich von selbst, offenbarte die hässliche Fratze und griff mit den dünnen Fingern nach Ornlu. Der schlug zu, traf sie und dann wieder nicht, da sie wieder zum Nebel geworden war, der ihn nun wie eine Schlange umwickelte.
Ornlu ließ reine Magie aus sich heraus und sie materialisierte sich. Er trat und schlug nach ihr und merkte doch, dass sie auf Magie aus war.
Sie kreischte, ließ ihre Zunge nach Ornlus Kopf schnellen und packte ihn mit Knochenfingern am Haar.
Der packte die sich sehr real anfühlende Zunge und riss an ihr.
Irgendwas grünlich-braunes spritzte ihn an und dieses Unheilsweib zog sich tanzend zurück. Ornlu schüttelte den Handschuh, der sich gerade zersetzte und rauchte.
Sie spaltete sich einmal, dann noch einmal und drei Geisteressenzen mit der Kontur einer tanzenden Maid bewegten sich nun um Ornlu.
Nun spürte er einen magischen Sog, der ihn umso mehr anzapfte.
Der Druide entließ erneut eine magische Druckwelle und kämpfte sich frei. Erst erwischte er ein Weib am Bein, schwang um und zertrümmerte den Schädel, dann traf er frontal die zweite Tänzerin und war dabei die Dritte gegenüber fertig machen zu wollen, da schwebte sie über ihn und stürzte sich nicht auf den Druiden, sondern den Druidenstab.
Ihre wieder intakte Zunge züngelte schwarz brennend durch das Druidenholz. Ließ es knacken und umschlag seinen Druidenkristall.
Der begann zu vibrieren. Ornlu schrie auf, als ob die Zunge sein Herz umschlossen hätte und Magie strömte von ihm selbst auf sie über.
Dann ließ er von seinem Stab ab, um sie nicht noch mehr zu stärken.
Das Geisterweib kam an das was es wohl wollte. Einen magischen Fokus im Form des Kristalls im Druidenstab.
In ihrer manifestierten Gestalt vermochte sie den Stab zu halten und begann irgendwas zu wispern.
Berash kam endlich hinzu, attackierte sie mit seinem Schwert. Wuchtig und schnell, doch der Stahl schnitt wie durch Luft. Hatte gar keine Wirkung auf die manifestierte Geistergestalt.
Einzig als er auf den Stab selbst schlug, hatte es natürlich Wirkung auf das Holz.
Ornlu attackierte mit Magie, mit einem Tiergeist.
Sie wich zurück, kreischte erneut auf und wurde ein weiteres Mal durch erzwungene Manifestation zu Boden geworfen, als der Geisterwolf sie zu Boden riss.
Ornlu eilte zu seinem Druidenstab, packte diesen und zerrte daran so wie das Geisterwesen selbst. Berash kam hinzu und zog mit, während die Sonne unterging.
Für einen Moment hörten sie eine Stimme. Ein Wehklagen nach dem Schrei, ein Schluchzen…ein Schrei nach Hilfe. Doch im nächsten Augenblick riss sich der manifestierte Geist den Torso auf und wisperte etwas Unheiliges.
Schwarzes Blut quoll dünn hervor, floss durch ihre Hände auf den Stab und kroch hinauf. Das Holz verfärbte sich in etwas Verdorbenes und auch der Kristall begann damit sich von einem blutigen Orange in ein blaues Schwarz zu wandeln.
Als es vollbracht war, wurde sie mächtiger…nein fleischlicher in ihrer manifestierten Gestalt. Das Haar wirkte lebendiger, war mehr und stechend blaue Augen starrten beide aus einem teils gesunden und teils verwesten Gesicht an, während die Zunge immer noch widerwärtig schlängelte.
Ihre Robe wirkte edler und der Druide erkannte die Muster des Gleichgewicht. Wasser und Erdsymbole.
Dann sagte sie etwas Unverständliches und flüchtete mit dem Druidenstab in die einkehrende Nacht und in den Sumpf.
“Hinterher!”, sagte Ornlu und sie beide verfolgten den Geist der den Nordwesten der Sümpfe ansteuerte.
Es war eine Hatz, die gefühlt eine Stunde ging, bis die Frau ein Schimmer verließ und der Geist entkräftet hielt. Als sie eingeholt war, war sie wieder dieses hässliche Wesen von davor, klammerte sich am Stab und sprach etwas aus, was wie ein Fluch klang.
Der Druidenstab steckte im Boden fest und daran vorn über gelehnt ruhte das zerfallende, modrige Skelett dieses Unwesens.
“Zur Hölle!”, fluchte Ornlu, näherte sich dem Skelett und wurde beinahe gegrillt, als ein Ring aus Schattenflammen hochbrannte. Als Berash sich näherte, geschah dasselbe. Ornlus zweiter Versuch glich dem Ersten.
“Ein Schutzzauber… - Tja, Berash. Das habe ich nicht erwartet. Teile mir deine Gedanken… - ich bin gerade überfragt.”
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Berash wusste nicht mehr, wo oben oder unten war. Die aus ihm heraus strömende Magie bei der Erschaffung der dunklen Sphäre fraß so viel Kraft von ihm, dass ihn der Schwindel packte. Es war fast, als würde der finstere Ball ihm alles entziehen wollen, was dem Krieger Substanz verlieh.
Dazu noch der alles überdeckende Geruch von verbranntem Zucker und es war kein Wunder, dass er zusammensackte und knieend niederging. Ächzend blickte er zu der dunklen Kugel vor ihm, welche nach einem Moment an den Rändern wieder unscharf wurde und langsam wieder zerfaserte.
Sein Blickfeld wurde enger, während sein Herz fast schon schmerzhaft in seiner Brust zu schlagen versuchte. Keuchend versuchte der Assassine (oder sollte er lieber "Schwarzmagier" sagen? Noch tat Berash sich schwer damit dies einzugestehen) wieder zu Atem zu kommen. Wie konnten Magier, Zauberer, Hexen und dergleichen dies immer wieder machen, wenn es immer so viel Kraft kostete? Berash verstand es nicht. Wenn es immer so sehr an einem zehrte, mussten die Zauberkundigen der Welt doch alle reihenweise tot umfallen.
Doch noch während der Weißhaarige versuchte wieder zu Kräften zu kommen spürte er, dass sich die Atmosphäre auf der Lichtung verändert hatte. Eigentlich hatte der Assassine irgendeine altkluge Pseudoweisheit von seiten des Druiden erwartet, welcher hinter ihm Aufstellung genommen hatte. Doch es war nichts in irgendeiner Form gesprochen worden, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass Berash außer Rauschen auf den Ohren nichts hörte. Doch zeitgleich breitete sich in ihm ein tiefes Unwohlsein aus, ein Gefühl von Bedrohung und langsam aufsteigender Furcht. Und das konnte sicher nicht allein an seinem erschöpften Zustand liegen, denn alle bisherigen Anfälle zusammen hatten ihn nicht so sehr ausgelaugt, dass er zusammenbrach.
Mühsam versuchte Berash einen Blick hinter sich zu werfen, musste dabei jedoch auf den Knien herumrutschen und seinen Körper mitdrehen. Doch als er es endlich geschafft hatte, wurde das bedrohliche Gefühl in ihm schlagartig zu kaltem Entsetzen!
Ornlu war überhaupt nicht in der Lage gewesen irgendwas zu Berash zu sagen, denn der Druide war voll und ganz damit beschäftigt eine gefährliche Geistererscheinung zu bekämpfen! Wieder und wieder warf dieser zähe Hund sich einer schimmernden Kreatur entgegen, deren menschliche Erscheinungsform grotesk verzerrt wurde durch ihre ausgezehrten Züge. Was hatte Beliar da in die Welt entlassen?
Berash versuchte sich hochzukämpfen und sein Schwert, welches ihm bei seinem Zusammenbruch aus der Hand gefallen war, aus dem Tuch zu befreien. Dabei konnte (oder wollte?) er den Blick nicht vom Druiden abwenden, der, nur mit einem Stab bewaffnet, sich diesem Geisterwesen entgegen stellte und immer wieder nach der Verfluchten Erscheinung schlug. Der Stab wirbelte blitzschnell um den Druiden herum, dessen meisterhafte Beherrschung dieser Waffe alles bisher gesehene in den Schatten stellte.
Der leuchtende Kristall an der Spitze des Stabes zog glühende Schlieren hinter sich her, während Ornlu immer wieder nach dem Geisterwesen schlug. Doch was der alte Wolf auch tat, sie schien sich immer wieder um den Stab herum zu winden. Oder ihre Gestalt war nicht fest genug um etwas abzubekommen.
Was es auch war, Berash musste ihm helfen!
Der Druide warf mit seiner Magie nach ihr, ein Schauspiel, was sicherlich unglaublich schön anzusehen gewesen wäre, wenn da eben nicht diese unmittelbare Bedrohung vorherrschen würde. Doch als der geisterhafte Wolf von Ornlu beschworen wurde und sich zähnefletzschend auf diese verfluchte Frau warf, konnte Berash nicht anders als den Mund vor Überraschung offen lassen.
Doch dann riss er sich zusammen und zerrte an den Schnüren seines Bündels, bis sie einfach rissen. Schnell wickelte der Assassine das dunkle Langschwert aus dem Tuch und warf es beiseite. Stöhnend richtete er sich auf, nahm ein, zwei ordentliche Atemzüge und warf sich dann selbst in den Kampf. Sein ganzer Körper schrie nach einer Pause, doch Berash konnte nicht anders, er musste dem Druiden helfen.
Doch während Ornlu etwas auszurichten schien glitt das Schwert des Weißhaarigen wirkungslos durch die Erscheinung hindurch, so als würde er einfach nur durch die Luft schlagen. Kein Hieb, kein Stich, kein einziger Schnitt zeigte auch nur irgendeine Wirkung. Es war fast, als wäre er überhaupt nicht da.
Sie hatte sich in den Stab des Druiden verbissen und schien daran zu saugen wie ein Blutegel. Ornlu versuchte es erneut sie mit seiner Magie anzugreifen. Und irgendwas schien der geisterhafte Wolf auch zu treffen. Doch den Stab ließ sie immer noch nicht los, selbst als die beiden Männer zusammen an dem Stück Holz zerrten. Wie konnte es sein, dass diese KReatur einen so starken Griff besaß, wenn sie doch nur aus Äther, Licht und Luft zu bestehen schien?
Als sich ihre Gestalt verfestigte und den Stab so sehr verändert hatte, dass er nichts mehr mit seiner vorherigen Erscheinung gemein hatte, richtete sich die Gestalt auf und machte sich daran im Sumpf zu verschwinden. Ornlu zischte Berash noch zu, sie zu verfolgen. Und ihre Jagd der Kreatur hinterher begann.
Der Druide hatte Berash jedoch einiges vorraus, denn während Ornlu der Geisterfrau hinterher stürmte musste Berash sich bemühen überhaupt an den beiden dran zu bleiben. Doch irgendwann war auch diese Jagd zuende.
An ihrem Ziel angekommen war nur noch der Stab und ein zerfallendes Skelett übrig geblieben, der wie ein verfluchtes Mahnmal im Boden steckte. Magie hinderte die beiden daran sich dem Stecken auch nur ansatzweise zu nähern, jedes Mal flammte ein dunkles Feuer auf, welches die beiden wieder zurück trieb. Die dunklen Feuer waren jedoch genau in den düsteren Farben, welche auch Berashs Hand schon mehrfach heimgesucht hatten.
Keuchend stützte sich Berash auf die Knie und versuchte wieder zu Luft zu kommen.
"Ich hab... keine... Ahnung..." schnaufte der Assassine.
"Ich weiß... nicht mal... was... das da war." er wies mit einer nachlässigen Geste auf das Skelett. Er richtete sich wieder auf und holte mehrfach Luft, damit er wieder halbwegs normal sprechen konnte.
"Das gleicht keinem der untoten Wesen, von denen ich gehört habe. Die, auf die ich bisher treffen musste, waren aber zumindest nicht immun gegen meine Klinge. Und was, bei Beliar, hat es mit deinem Stab gemacht? Das Ding hat sich da ja fester verbissen als ein Hund in seinen Knochen." Berash spuckte aus und wischte sich nachlässig den Schweiß von der Stirn.
"Aber das Feuer... Das kenne ich..." kam es noch zögerlich, fast schon leise aus ihm heraus.
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Sümpfe - Das Lied der Wassermagierin #2
“Hab ich mir fast gedacht, dass du es auch nicht weißt. Kein Vorwurf…”, sagte Ornlu und spürte langsam wie das Adrenalin des Kampfes und der Verfolgung völlig verflogen war. Es war Nacht und nur dank des Mondes sah man überhaupt etwas.
Er betrachtete seinen Druidenstab und vor allem den Kristall, der pechschwarz geworden war und einen blauen Schimmer ausstrahlte. Seit er Druide war, hatte er seinen Stab und der Kristall war ihm bestimmt gewesen. Hatte er nun seine Insignie verloren?
Vor allem war der Druidenstab mehr als das. Er war ein Ulumulu. Trollhauer, eine Flammenzunge, Sumpfhaizähne und ein Schattenläuferhorn waren darin verwachsen. Ein Zeichen für den nahenden Bruch mit den Orks?
Ornlu erschuf eine grüne Lichtkugel, die sich dann in mehrere Kugeln spaltete und in einem größeren Radius um sie zu Boden gingen.
Ornlu setzte sich zu Berash und betrachtete das Skelett in bläulichen
Lumpen.
“Ich habe schon manche Wesen Beliars gejagt. So einen Geist noch nie. Meine Magie ist dafür ausgelegt Dinge bekämpfen zu können, die auch bluten können und die an die Gesetzmäßigkeiten dieser Sphäre gebunden sind. - Analysieren wir - Sie erschien, als du deinen Zauber beschworen hast. Dunkle Magie hat sie angelockt. - Sie hat versucht dir die Magie zu rauben oder sich mehr zu holen. - Dann habe ich sie angegriffen und sie fixierte sich auf mich. - Ihre Geistergestalt ist nicht zu verletzen. Es sei denn sie manifestiert sich, um selbst anzugreifen oder wird durch reine Magie dazu gezwungen. Denn das hab ich ausprobiert.”, sagte er.
“Stahl hat keine Auswirkungen auf sie. Wieso dein Stab?”, fragte Berash.
“Druidenholz ist von magischer Natur. Mein Stab dient mir als magischer Fokus, um Kräfte besser zu lenken. Der Kristall ist der Kern davon. Und auf den hatte sie es wohl dann beabsichtigt. Um Magie zu kanalisieren. Sie hat mich angezapft, als sie die Oberhand über den Druidenstab bekam. Hast du gesehen, wie sie sich am Ende veränderte? Ihr Gesicht wurde menschlicher und da waren Augen. Ihre Robe wurde sichtbarer. Darauf sind Zeichen der Wassermagier. Erzähl mir von diesen Flammen und was weißt du über Geister? Was erzählt man sich in Varant darüber?”, fragte der Wolfsdruide.
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Berash hatte schon so einiges an Magie gesehen, doch so leicht, wie Ornlu dieses grüne Licht hervor rief, welches sich dann auch noch in kleinere Kugeln auffächerte, das erstaunte den Assassinen. Auch im Kampf mit der geisterhaften Frau hatte der Druide seine Magie wirken können, während Berash seine Ausbrüche nicht einmal ansatzweise zu kontrollieren vermochte.
Gespannt lauschte er den Ausführungen des Druiden. Sicher, Ornlu hatte ihn gewarnt, dass so etwas passieren könnte, dass Berashs unfreiwilliges Wirken von Magie Kreaturen der Anderswelt zu sich rufen würden. Doch die bisherigen Anfälle des Weißhaarigen hatten nie jemanden verletzt, außer ein paar Blessuren bei Berash war kein anderer zu Schaden gekommen. Deshalb hatte er auch leichte Zweifel an Ornlus Aussagen gehabt. Doch dieses verfluchte Wesen, welches sich erst an der Magie des Assassinen, dann an der Macht des Druidenstabs labte, hatte ihn eines besseren belehrt. Noch immer konnte er dieses widerliche Gefühl spüren in sich spüren. Es war wie das verzweifelte Auspressen eines leeren Weinschlauchs gewesen.
"Wenn dein Stab also deine Kräfte lenkt, kannst du deine Kräfte besser lenken? Hilft er dir auch sie zu beherrschen?" fragte Berash nachdenklich. Das klang hilfreich.
"Könnte so ein Fokus mir dann auch helfen, diese Ausbrüche unter Kontrolle zu bekommen? Ich meine, wenn ich jedes Mal Gefahr laufe, dass so etwas "Berash wies mit der Hand auf den verfärbten Stab des Druiden, "passiert... Nun, ich habe mir das ganz sicher nicht ausgesucht. Aber irgendwie muss ich ja verhindern können, dass so etwas erneut passiert. Du hast ja gesehen, was mein Schwert gebracht hat." Zerknirscht musterte der Assassine die Klinge, welche er noch in der Hand hielt. Es war ein gutes Schwert, aber wenn es nur gegen weltliche Kreaturen half...
Vielleicht hätte die Klaue Beliars ihm helfen können. Doch nach der Rückeroberung Bakareshs damals hatte er sie in den Händen der Kastellmagier gelassen, denn das Artefakt des dunklen Gottes hatte sich als zu mächtig für die Hände eines einfachen Sterblichen erwiesen.
Der Weißhaarige überlegte, was er an Geistergeschichten aus der Wüste kannte. Es war lange her, dass Berash sich mit den Gruselgeschichten, den Mythen und Legenden Varants beschäftigt hatte. Doch ein paar Sachen fielen ihm ein.
"Nun, in der Wüste erzählt man sich von Dschinns, schemenhafte Geister die sowohl Gut als auch Schlecht sein können. Es gibt Legenden über sie, in denen sie Wünsche erfüllen sollen. Doch solle man achtsam sein, was man sich wünscht, denn ein Dschinn würde diesen Wunsch immer so erfüllen, dass er am Ende mehr Leid als Wohltat sei. Aber schlimmer sind angeblich die Ifrit, Wesen aus boshaftem Feuer geschaffen und nur darauf aus zu zerstören und zu verderben."
Berash überlegte weiter.
"Und dann wären da noch die Ghule, Dämonen die eisamen Wanderern auflauern und versuchen sie vom rechten Pfad wegzulocken um dann ihr Fleisch und ihre Seele zu fressen. Aber ich habe noch nie gehört, dass ein Priester Adanos zu einem solchen geworden wäre, schließlich sollte Adanos sie ja eigentlich vor diesem Schicksal bewahren."
Der Assassine zögerte für einen Moment, bevor er fortfuhr.
"Und das Feuer... es sieht genau so aus wie das, welches ich hervor gerufen habe. Diese Schwarzblauen Flammen, das dunkel violette Flackern darin... genau das brach aus meiner Hand aus, zuletzt am Rande Toshoos."
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Sümpfe - Das Lied der Wassermagierin #3
“Verstehe… - Es kann sein, dass dein Ausbruch sie überhaupt angelockt hat. Magie hat nunmal Konsequenzen - vor allem, wenn sie nicht kontrolliert wird. Selbst das kleinste Licht manchmal. - Danke für dein Wissen zu Geistern der Wüste. Ich würde sie dann für eine Ghulin halten, wäre sie aus Varant.”
“Ghula…”, korrigierte Berash.
“Ghula… - Ok. Und sie ist vielleicht eine Wassermagierin. Vielleicht aber auch sowas wie eine Novizin oder irgendeine Art Magierin. Oder sie stammt aus einer Zeit, da war es Mode, sich in solche Roben zu schmeißen. Das können wir noch nicht wissen. - Schade, dass Ylva hier nicht aufzutreiben ist. Die könnte was von den Geistern Nordmars erzählen. Aber gut. Nach Nordmar schaute sie auch nicht aus. In Myrtana gibt es Geschichten von Mittagsweibern. Böse Geister, die den Bauern auf seinem Feld überraschen und zu einem tödlichen Tanz zwingen. Die Beschreibung ist nicht unähnlich zu ihr. Weißes Kleid, Haarkranz und eine grausiges Äußeres. Aber es war nicht Mittag, das war kein Feld und sie hatte ein anderes Ziel. Und ich habe nie so ein Mittagsweib gesehen, als ich Sklave der Orks auf einem Hof war.”, überlegte der Druide, der an seine Jugend auf einem Sklavenhof der Orks dachte.
“Da müssen wir weiter überlegen - falls es überhaupt Sinn macht. Am liebsten würde ich die Dame vernichten und gut ist. - Zu deiner Frage mit dem Stab. Mein Druidenstab ist oder war ein Werk meiner alten Meister. Holz dreier Arten verschmolzen zu einem. Mein Blut und ein Kristall, der nur mir bestimmt war. Das Holz ist jetzt nicht das Wichtigste gewesen, um meine Kräfte zu lenken. Aber der Kristall ist mein Fokus.”, erklärte er und streckte seine Hand aus. Über ihr bildete sich eine rötliche, schimmernde Essenz und waberte vor sich hin.
“Luin…calad!”, wisperte seine Stimme magisch und die Essenz formte sich zu blauen Licht, dass sich mit dem grünen Licht um sie verband.
“Zuerst war da die reine Magie. Dann war das Wort. Und dann der Zauber. - Das Wort ist der Fokus. Der Ort, wo sich etwas wandelt. Ähnlich kannst du es mit einem Magierstab sehen. Deine Magie strömt hinein, durchquert den Fokus und formt sich dann zum Zauber. So mein Verständnis. Es gibt viele Spielarten Magie zu formen. Werde nie einer, der die Augen zu macht. Augen immer auf die Beute…”, sagte er und grinste wölfisch auf.
“Ein Feuermagier, zwei Druiden, einen Schwarzmagier und einen Wassermagier - dazu ein paar Schüler die den falschen Pfad eingeschlagen haben. Das ist meine Liste. Fair im Duell umgebracht. Nicht aus Spaß, sondern guten Gründen. Die mit geschlossenen Augen waren die Einfachsten. - Mein Druidenstab half mir bisher, Magie schnell umzuwandeln. Es geht auch so, aber ein magischer Fokus vereinfacht es. Also ja, es könnte dir sehr gut helfen, deine Zauber zu kontrollieren. Oder überhaupt deine Magie. - Ich hoffe dir ist klar, dass du verpflichtet bist dieses Unwesen mit mir zu vernichten. Deinesgleichen hat hier einst das Böse beschworen und hätte beinahe diese Welt vernichtet. Es wäre also angemessen deine Zunft nicht wie die letzten Arschlocher wirken zu lassen. Zudem denke ich, dass wir deine Magie brauchen werden und ich brauche dich, um sie zu besiegen. - Was sind deine Gedanken dazu? Und hast du gehört, wie man einen Geist vernichtet? Was gegen Geister hilft oder sie vertreibt? Ich möchte ungern Paladine um Hilfe bitten.”, sagte der Wolfsdruide.
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Man konnte leicht vergessen, dass hinter dem wilden Aussehen des Druiden ein gebildeter Mensch steckte. Berash hatte in früheren Zeiten kaum etwas mit Ornlu zu tun gehabt, doch es zeigte sich erneut, dass man ihn nicht unterschätzen durfte.
"Aber was soll eine Dienerin Adanos hier in den Sümpfen gesucht haben? Gleichgewicht schön und gut, aber die Gemeinschaft der Wassermagier beschäftigt sich doch weniger mit der Natur, so weit ich weiß." Gut, Berash wusste generell nicht viel über die Ziele von Wassermagiern außer dass ihr oberstes Ziel die Bewahrung des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse zu sein schien. Und als er noch in Varant gelebt hatte, da waren die Diener Adanos zumeist in den Ruinen in und um Al Shedim unterwegs gewesen und hatten sich als Historiker betätigt.
Ornlu wiederum zuckte nur mit den Schultern, als er Berashs Frage hörte.
"Vielleicht sollte ich mir dann einen solchen Fokus besorgen." ging der Assassine auf die Erklärung des Druiden näher ein. "Ich meine, ich seh es ein, dass die Geschichte hier irgendwie auch mit meine Schuld ist." Auch wenn Berash es irgendwie unfair fand, schließlich konnte er nichts dafür, dass er auf einmal magische Fähigkeiten entwickelt hatte. Und einen Schwarzmagier zu finden war bekanntermaßen schwieriger als die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wenn sie nur nicht so verflucht mysteriös und geheimnisvoll sein würden!
Okay, offen praktizierende Anhänger Beliars wurden in den meisten Teilen der Welt relativ schnell festgesetzt und ohne großes Brimborium verurteilt und verbrannt, das konnte ein ziemlich handfester Grund für Zurückhaltung sein. Bei Beliar, er sehnte sich zurück nach der Zeit als er noch Emir in Bakaresh gewesen war. Dort war alles viel einfacher gewesen.
"Das ist eine respektable Liste, wirklich. Besonders der Feuermagier. Aber das du auch eigene Leute bekämpft hast...? Nun, du hast sicher deine Gründe gehabt." Berash hob etwas ratlos die Schultern. Manchmal war es schwierig dem alten Wolf zu folgen. Im einen Moment sprach er von der Geisterfrau, dann von seinem Stab und dessen Entstehung und im nächsten wieder von etwas anderem. Berash wurde etwas schwummerig, als er versuchte den Faden wieder aufzunehmen.
"Geister sind aber nicht mein Spezialgebiet. Ich bin... war... ein Krieger. Ein Kämpfer. Jetzt auf meinmal soll ich ein Schwarzmagier sein, ein Nekromant und Geisterbeschwörer? Bitte verzeih, wenn ich etwas überfordert wirke. Den einzigen Untoten, die ich je bekämpfen musste, konnte ich mit weltlichen Waffen begegnen. Wie gesagt, ich bin bereit meinen Anteil zu leisten, aber gleichzeitig muss ich auch das, was da in mir aufgewacht ist, bändigen lernen. Ich bin dir dankbar für deine Erklärungen und Beispiele. Vielleicht kann mir das helfen."
Berash zögerte für einen Moment, bevor er sich leicht verneigte. Er wusste, der Druide machte sich nicht viel aus Umgangsformen (wie der Großteil des Waldvolkes), aber Berash brauchte das einfach für sein persönliches Wohlbefinden.
Auf Ornlus letzte Frage hin zog Berash das silberne Rabenschädel-Amulett unter seiner Kleidung hervor und lies den Anhänger etwas baumeln.
"Silber soll helfen, hab ich gehört. Aber wie genau weiß ich nicht. Ich glaube jedenfalls nicht, dass ich so einfach mit der Kette nach der Geisterfrau schlagen kann und sie dann wieder verschwindet. Aber ich bin gerne bereit es zu versuchen, ist immer noch eine bessere Alternative als Paladine..." Das letzte Wort sprach Berash mit unglaublicher Abscheu und Verachtung aus. Ganz sicher würde er nicht einen dieser fanatischen Innosstreiter in glänzender Rüstung um Hilfe bitten wollen.
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Sümpfe - Das Lied der Wassermagierin #4
“Silber…hmm.”, dachte Ornlu laut und dachte sich, dass man damit was anfangen kann. Zumindest hatte er davon gehört oder was aufgeschnappt. Sie würden es wohl bald raus finden.
“Es ist alte Sitte vor seiner Haustür Salz zu streuen, damit Geister nicht in dein Haus treten. Nur…irgend ein Depp hatte, als es hier heiß her ging, die ganzen Salzvorräte der Gemeinschaft zerstört. Tauchte sein nasses Schwert hinein, um Pflanzenmonstern Herr zu werden. Ich sag ja, Depp. Feuer hätte es auch getan. Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir mit einer Hand voll Salz der Dame gefährlich werden. Das muss schon konkreter werden.”, überlegte er und schmiedete schon einen gewissen Plan. Es fehlten nur ein paar Einzelheiten.
“Du bist Berash. Das ist der beste Rat, den ich dir geben kann. Bleibe dir treu und du wirst mit dem was du aufgehalst bekommen hast schon klar kommen. Du warst hier vor gut zehn Jahren und hast bis hierhin überlebt. Das zählt. - Ich habe auch überlebt. Nicht weil ich mich versteckt habe. Die Magier habe ich umgebracht, weil sie eine Bedrohung für die Gemeinschaft oder meine Interessen waren. Meinesgleichen habe ich gejagt und bekämpft, weil es meine Aufgabe ist. Ein Schüler ist selbst nachdem er seine Wege geht immer noch mein Schüler, der das anwendet was ich lehrte. Richtet er damit Schaden an, der nicht im Sinne des wahren Gleichgewichts ist - trage ich die Konsequenz und bereinige das. Andere wiederum… - nun sagen wir es geht um Macht, Machtquellen und einen steten Kampf um ein Gleichgewicht, dass die Menschen nicht sehen. Die Wassermagierin muss nicht unbedingt von hier sein. Das kann sie. Tooshoo wurde von einer seltsamen Gemeinschaft aus Feuermagiern, Wassermagierin und Schwarzmagiern bewohnt, bevor mein Volk sie vom großen Baum jagte. Sie hätten Tooshoo vernichtet oder geschadet und das hätte große Konsequenzen gehabt. Jedenfalls…kann der Geist auch angezogen worden sein oder umherirren, während die Leiche ganz woanders liegt.”, teilte er seine Gedanken und begann mit Sumpfkraut zu entspannen.
“Aber genug davon. So ein Fokus würde dir helfen und ich denke ich brauche dich, um sie anzulocken. Mehr wie das. Ich brauche dich als Kämpfer.”, erklärte er und Berash blickte ihn fragend an.
“Ja…es wäre logisch - sollte diese Schutzbarriere wieder verschwinden - dass der Geist wieder erwacht. Womit wurde sie angelockt? Dunkler Magie. Das wäre Schritt eins. Schritt zwei ist problematischer. Wir müssen sie in einen Kampf zwingen. Wir müssen sie festhalten und dazu sorgen, dass sie nicht wieder völlig zu diesem Nebel wird und sich erneuert. Erinnerst du dich, wie ich sie erwischt habe? Als sie sich wieder materialisierte, war sie erneuert. Das muss verhindert werden. Und das kann ich. Ich habe da einen Zauber, mit dem ein Geist magisch festgehalten wird. Allerdings kann ich damit nicht gleichzeitig kämpfen. Das wirst du müssen. Das ist Schritt drei…”, sagte er und wurde dann konkreter. Ob es am Sumpfkraut lag, dass seine Gedanken solch Windungen bekamen?
“Dein Schwert bringt nichts. Was wir brauchen ist sowas wie Druidenholz, das Geister verletzen kann, weil es magischer Natur ist. Und ist es Holz, dass dem Volksglauben nach Geister eh meiden…umso besser. Ebenholz haben zwei meiner Meister in ihren Druidenstäben verarbeitet. Es soll angeblich sogar Dämonen verletzen können. Wir nehmen deinen Anhänger. Silber kann als Fokus dienen und wenn es gegen Geister hilft, haben wir zwei Dinge, die schon mal helfen sollen. Um sicher zu gehen und damit der magische Teil drin ist, werde ich dir einen Stab daraus schaffen. Keinen Druidenstab. Einen Stab mit dem du kämpfen wirst. Ein Schwert oder Prügel funktionieren nicht als Fokus. Es braucht zwei Enden, ein Gleichgewicht, damit alles zum Zentrum gelangt. Hier das Silber. Was bedeutet dir der Anhänger? Und kannst du meine Schritte nachvollziehen? Es wird ein Experiment. Ich weiß nicht, ob es funktioniert. Aber manche Dinge erscheinen mir auf Basis des Kampfes vorhin logisch. Wenn es nicht funktioniert, müssen wir was anderes versuchen. Aber das ist gerade besser, wie gar nichts zu machen oder zu verschwinden. Denn dann ist sie womöglich weg und wer weiß was sie mit meinen Druidenstab macht?”, sagte er und sah die Dinge klar in den grünlichen Rauchschwaden. Er bot Berash ebenso Sumpfkraut an und überlegte, wie sie ein Nachtlager hier herrichten würden oder sollten.
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Mit einem wirklich unschönen Geräusch hauchte der Hase sein Leben aus. Der kleine Körper erschlaffte und Freiya band das tote Tier mit einem kurzen Seil an ihren Gürtel. Es war nicht ihre liebste Sache, wenn sie die Hasen, die in die Fallen am Baum gegangen waren, töten musste. Doch die Tiere waren gefangen, um das Waldvolk mit Fleisch und Fell zu versorgen und sie nicht sofort zu töten war letztendlich Tierquälerei. Man hatte ihr gezeigt, wie man die Tiere schnell und ohne Leiden tötete. Dennoch … vielleicht sollte die Jägerin mal wieder zum Schrein der Mutter gehen und etwas opfern. Das hatte sie wirklich schon sehr lange nicht mehr gemacht. Es half ihren Gewissen immer ein wenig, sie das tat.
Es war die letzte Falle für heute gewesen. Nur ein Tier war nicht die größte Ausbeute, aber es war die winterliche Flaute, bevor der Frühling einsetzen würde und es bald wieder mehr Hasen werden würden. Nachdem Freiya die Kommandantur verlassen hatte, hatte sie Ryu nicht mehr gesehen oder gesprochen, da Ricklen am nächsten Morgen mit einem Jagdauftrag aufwartete. Eine Rotte Wildschweine machte den Handwerkern auf den Stegen und am Marktplatz das Leben schwer. Also hatten die Roten Snapper, das Jagdkommando um Freiya mit Ronja, Senna und Darius, die Rotte gezielt weggeführt von Schwarzwasser, ohne die Tiere zu töten. Es waren Frischlinge unter den Wildschweinen gewesen und damit hatte die Schonzeit für das Schwarzwild begonnen, damit sie ihre Jungen aufziehen konnten. Diese Zeit, auch Hegezeit genannt, sollte dafür sorgen, dass der Nachwuchs überlebte und nicht wegen getöteter Eltern selber dem Tode geweiht war.
Entsprechend lange hatte das Kommando jedoch gebraucht, um mit gezielten Schüssen, Geräuschen und Futterlockmitteln die Rotte in eine bestimmte Richtung und weit genug weg von Schwarzwasser zu lenken.
Nun endlich aber, fiel Freiya auf, hatte sie einen Augenblick für sich. Nichts von dem, was auf Ryus Balkon geschehen war, hatte sie auch nur irgendjemandem verraten, aber wenn sie daran dachte, trieb es ihr ein Lächeln ins Gesicht und Wärme ins Herz. Und das Summen der Hummel in ihrem Bauch natürlich.
Die Rothaarige griff nach ihrem Beutel und holte das Haarband heraus, das Ryu ihr geschenkt hatte. Jetzt und hier hatte sie Zeit, es bei Tageslicht in Ruhe zu betrachten und dabei keine neugierigen Blicke auf sich zu wissen.
Sie legte es über ihre Handfläche und strich vorsichtig über die Fäden der gestickten Sumpflilien. Sie waren nicht ausgefranst und es waren auch keine Knötchen zu erkennen. Das Band selber war glatt und man sah ihm an, dass es immer mit großer Sorgfalt behandelt wurde. Einerseits wohl von der Frau, die es getragen hatte und anderseits auch von Ryu, der es aufgehoben hatte. Die Größe der Geste, mit der Ryu sie bedacht hatte, war für Freiya immer noch schwer zu begreifen. Dieses Kleinod, das ihn an die Frau erinnerte, die er geliebt und verloren hatte und sicherlich schmerzlich vermisst haben musste, hatte er ihr zum Geschenk gemacht, als es darum ging, dass sie sich wiedersehen würden. Ein Geschenk so voller Melancholie und Hoffnung zugleich. Voller Schmerz und Zuversicht.
Ein kühler Windhauch strich ihr über die Haut und sie sah wieder auf. Ihr Blick ging in die Ferne und ihre Gedanken wollten wandern, doch ein Geräusch ließ sie jäh zusammenzucken.
„Ha! Hab ich dich gefunden!“
Erschrocken drehte Freiya sich um und erblickte Griffin. Doch der Bärtige meinte gar nicht sie, sondern baute sich triumphierend vor einem Busch mit Beeren dran auf.
Erleichtert atmete die Waldläuferin aus und trat dann an seine Seite:
„He! Du hast mich ganz schön erschreckt! Was hat der Busch dir denn getan, dass du ihn so tadelnd ansprichst?“, fragte sie nicht ohne ein Schmunzeln, immer noch das Band in der Hand und den Hasen am Gürtel.
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Sümpfe
Was war es nur, dass Männer und Frauen gleichermaßen zum Sumpfkraut führte? Berash verstand es nicht wirklich. In früheren Zeiten hatte auch der Assassine es das ein oder andere Mal probiert, doch die entspannende Wirkung, welches auf ihn hatte, nahm ihm zu viel seiner Kontrolle. Er konnte sich einfach nicht damit anfreunden. Aber das war mit allen Rauschmitteln so, egal ob Sumpfkraut, Kräutertränken oder Alkohol. Er konnte zwar den Geschmack eines guten Rums wertschätzen, oder auch einen gut gebrannten Agavenschnaps, doch sich betrinken? Nein, das mochte er nicht.
"Ich passe, danke." Berash winkte ab, als Ornlu ihm etwas vom Sumpfkraut anbot. Er hätte nichts gegen ein kleines Pfeifchen mit varanter Apfeltabak gehabt, doch seine letzte Pfeife war in Bakaresh zu Holzkohle verbrannt, als er das erste Mal unfreiwillig Beliars dunkles Feuer hervor gerufen hatte.
"Der Anhänger? Naja..." etwas beschämt zuckte er die Schultern und machte ein verlegenes Gesicht.
"Also den hab ich bei meinem letzten Ausflug in meine alte Heimstatt gefunden, in einem Schränkchen. Merkwürdig war, dass die Kammer aber komplett unbewohnt wirkte, alles war eingestaubt und es fehlte dieses gewisse Gefühl, bei dem man einfach weiß, dass hier jemand lebt. Ich habe den Anhänger mitgenommen und umgehängt, aber warum kann ich dir nicht mal genau sagen. Es fühlte sich einfach richtig an." Berash blickte gedankenverloren in sich, für einen Moment in der Erinnerung gefangen, wie er in die Kasbah eingedrungen war weil irgendwas darin ihn zu sich gerufen hatte.
"Und ja, ich kann dir folgen. Glaube ich." kam Berash wieder auf das ursprüngliche Thema zurück, nachdem er sich aus der Erinnerung befreit hatte.
"Du willst, dass ich dieses Geisterwesen mit einem Stab angreife, während du versuchst es in seiner körperlichen Form zu halten. Wenn man denn von körperlich sprechen kann. Und weil wir nicht an deinen Druidenstab kommen, muss ein neuer her. Soweit habe ich es verstanden. Ob es funktionieren würde oder nicht sei mal dahin gestellt, es gibt da aber eine kleine Schwierigkeit: Ich bin ein verdammt guter Schwertkämpfer, was Maris dir sicherlich bestätigen würde. Aber das, was du mit deinem Druidenstab da gemacht hast? Das kann ich nicht."
Berash war der festen Überzeugung, dass er und Ornlu in einem Kampf Schwert gegen Stab sich halbwegs ebenbürtig wären. Doch wenn der Assassine einen Kampfstab benutzen würde, dann wäre das Endergebnis vorprogrammiert. Und Berash ganz sicher nicht der Gewinner.
Dem Weißhaarigen kam ein weiterer Gedanke, den er auch direkt ansprach.
"Aber wenn wir uns auf die Suche nach diesem Ebenholz machen, müssen wir diese Kreatur ja hier alleine lassen. Können wir das überhaupt? Wir haben beide gesehen, was passiert, wenn man versucht den Stab zu befreien. Und so bedrohlich das ganze auch aussieht... Nun, ich gestehe, mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken das hier so einfach zurück zu lassen. Ich mag es nicht, wenn mir die Gefahr im Nacken sitzt."
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Sümpfe - Das Lied der Wassermagierin #5
Mit Berash konnte man wenigstens was anfangen. Keine Diskussionen, kein Gemecker, kein Ja! Meister, Natürlich! Meister.
Und wenn er kein Sumpfkraut brauchte, war mehr für Ornlu da.
“Über das Holz machen wir uns morgen Sorgen. Vorerst könnte auch anderes Holz was taugen. Wichtiger ist es, wie du sagst, dass wir hier sind. Ich erwarte nicht, dass sie erwacht, aber man weiß ja nie.”, sagte Ornlu und erhob sich. Er ging etwas umher und schaute nach Ästen. Doch überwiegend war alles Totholz schon so modrig und durchnässt, dass es wenig Sinn machte.
“Morgen…”, murmelte er und ging dann einen weiten Kreis um Berash und die Überreste des Geisterwesens . Auf den Boden zeichnete er mit einem Stock in Abständen jeweils einen Kreis und ein bestimmtes Symbol. Sechs an der Zahl. Dann verband er die Kreise miteinander am Boden durch einen simplen Strich und setzte sich wieder zu Berash.
“Feywidds Kreis. Ein Kreis aus Magie. Ein Portal, aber auch ein Bannkreis, der seine Kraft aus der Natur bezieht. Erwacht sie, dann werde ich den Kreis erwecken und stabil halten.”, erklärte er und erzeugte dann eine Lichtkugel, während die anderen Lichtkugeln erloschen. Diese nahm mehr und mehr eine längliche Form an und wirkte mehr und mehr wie ein typischer Kampfstab.
“Dann wirst du es lernen, Berash. Ich habe schon so manchen den Stabkampf gelehrt und oft waren es absolute Anfänger. Du hast aber eine Basis, von wo aus man schnell den Dreh mit den Grundlagen raus hat. Das könnte schon genügen. Ich war früher auch ein Schwertkämpfer. Jung, aber sehr gut. Ich habe aber früh erkannt, welche Vorteile so ein simpler Stab mit sich bringen kann. Beginnen wir einfach mit ein wenig Theorie. Ein starker Körper ohne starken Geist, wird eine Waffe niemals gut führen. Wo siehst du Vorteile und wo siehst du Nachteile im Kampf mit dem Stab. Wo ist ein Kampf sinnlos und wo das beste Mittel? Und erzähl mir was es mit der Fehde zwischen dir und Maris auf sich hat? Ich bin sowas wie der Patenonkel seiner zwei Ältesten. Bin also Familie. Möchte mich aber nicht einmischen, solange meine Patenkinder nicht in Gefahr sind…”, sagte der Druide und ließ den Lichtstab einfach ein wenig rotieren und Schlagkombinationen in der Luft vollführen. Alles durch seinen Geist.
Er hatte zwar noch Gedanken zum Silberanhänger, doch das wollte er noch beobachten.
Geändert von Ornlu (14.02.2025 um 19:22 Uhr)
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Sumpflilie
Das hatte sie befürchtet. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, während sie beobachtete, wie der Fremde und Ornlu die Lilie verließen.
„Ehm, es ist nicht so leicht zu erahnen, was hinter den Augen vor sich ging“, versuchte sie ihre womöglich falsche Antwort zu entschuldigen, „Ich glaube, dass du mit dem Fremden eine Vergangenheit teilst, eine dunkle Vergangenheit. Du hast bedrohlich gewirkt, ohne es offen zu zeigen. Es war wie eine unterschwellige… Aura“, versuchte sie ihre Gedanken in Worte zu fassen, „Ich hätte wohl Ärger oder Aggressivität verstärkt“, riet sie.
Sie schwieg einen Moment, spielte mit ihrer Kräutertasche, indem sie sie immer wieder öffnete und schloss. Ein leichter Geruch von winterlichen Waldbeeren durchdrang die von Sumpfkraut und Alkohol schwere Luft und brachte ihr eine frische Perspektive.
„Der Fremde hingegen wirkte irgendwie… gehässig, hatte ein abfälliges Lächeln auf den Lippen. Doch zuvor war er äußerst nervös gewesen. Vielleicht von meiner Magie. Vermutlich hatte er einen Wirbelsturm an Gefühlen in sich und ich kann mich nicht entscheiden, welche Emotion wohl die vorherrschende war. Wut? Vielleicht aber auch Angst wie ein Tier, welches in das Territorium eines anderen eingedrungen war und erwischt wurde. Ich konnte leider nur die eine Hälfte seines Gesichts sehen und seine Haarfarbe hat mich etwas abgelenkt“, fasste sie ihre Gedanken zu dem Weißhaarigen zusammen, während sie unbewusst ihre Hand von ihrer Tasche zu ihrem geflochtenen Zopf geführt hatte, und an einigen losen Strähnen zog.
Bleib noch der Jadewolf, der ihr bisher recht eindeutig vorgekommen war, in diesem Moment aber so unlesbar war, wie ein Pamphlet in einer anderen Sprache.
„Ornlu hingegen schien so, als wollte er ein Knurren unterdrücken. Ob dir gegenüber oder dem Fremden weiß ich nicht. Ich mochte nicht, wie er euch beobachtet hat. Er hat älter gewirkt und… gefährlicher. Wenn ich raten muss, dann hätte ich wohl Argwohn verstärkt, aber selbst das fühlt sich nicht richtig an.“
Sie hob entschuldigend die Schultern und blickte Maris in sein Auge.
„Tut mir leid, dass ich ungefragt einfach Magie gewirkt habe, ohne zu wissen, was geschehen würde. Ich war übereifrig und jetzt, wo das Sumpfkraut langsam nachlässt, weiß ich nicht, was über mich gekommen ist.“
Die gewohnte Röte wärmte wieder ihre Wangen und sie wartete darauf, wie Maris reagieren würde.
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Sumpflilie
Maris lauschte den Gedanken von Zarra aufmerksam und mit ernstem Blick, bis hin zu ihrer Entschuldigung ob des Zaubers, den sie auf Berash gewirkt hatte. Dann lächelte er.
„Alles gut. Du hast seine Gefühle beeindruckend sicher getroffen und verstärkt. Und ja, dadurch war er nervös und ängstlich, bis Ornlu die Wirkung deines Zaubers aufgehoben hat.“
Er sah in Richtung der Tür, als fürchtete er, Ornlu und Berash jeden Moment wieder hereintreten zu sehen.
„Gehässig, ja … so ist er mir in der Vergangenheit auch begegnet. Ist schwer, aus alten Gewohnheiten auszubrechen. Aber es war nur eine Rolle, die er gespielt hat. Und ich? Wenn du versucht hättest, meinen Zorn zu verstärken, wäre dein Zauber wirkungslos verpufft. Auch ich habe meine Rolle gespielt und ihn mit meiner Anwesenheit provoziert. Wenn ich im Zorn gehandelt hätte, wäre dieser Mann jetzt nicht mehr am Leben. Was Ornlu angeht, kann ich dir nicht sagen, was in seinem Kopf vorgeht. Jedenfalls nicht das, was er immer predigt. Wenn er seinem niederen Pfad folgen würde, wäre dieser Mann ebenfalls nicht mehr am Leben.“
Einen Moment lang hielt Maris inne und legte den Kopf schief. Nun, da er so darüber nachdachte …
„Vielleicht ist er ja auch schon gar nicht mehr am Leben. Die Sümpfe sind weitläufig.“
Er schüttelte den Kopf und seufzte.
„Ja, ich habe eine Vergangenheit mit dem Mann. Er ist ein Diener des Todes. Nicht wegen der Magie Beliars, deren Funke in ihm offenbar etwas entzündet hat. Berash war der Emir von Bakaresh, ein Anführer der Assassinen in einer der bedeutendsten Städte von Varant. Mörder und Sklaventreiber im Dienste Beliars, die sich zu Herrschern über die Wüste aufgeschwungen hatten. Ich bin ein Nomade des Wüstenvolkes Adanos‘, das sich an der Seite der Wassermagier von Al Shedim den Unterdrückern entgegengestellt und für die Freiheit aller Völker der Wüste gekämpft hat. All das sind alte Geschichten – sie fühlen sich fast an wie aus einem anderen Leben. Aber dieser Mann ist gefährlich, und er sollte nicht hier sein. Deshalb wollte ich, dass er geht.
Am Ende haben wir uns also gerade alle gegenseitig belauert und unsere erwartbaren Rollen gespielt. Und ich hoffe wirklich, dass Ornlu ihm nicht auch noch dabei hilft, zum Kastell zu gelangen. Ich will mir nicht vorstellen, welches Unheil daraus entsteht, wenn Berash die Macht der Dämonenbeschwörer erlangt, die damals Tooshoo angegriffen haben.“
Noch einmal seufzte er, dann wischte Maris den ernsten Ausdruck beiseite und erhob sich. „Warte kurz, ja?“
Kurz darauf kam er mit zwei Krügen und zwei mit dampfendem Essen gefüllten Schüsseln zurück an den Tisch und gönnte sich selbst einen kräftigen Schluck von dem brackigen Trinkwasser.
„Personen, die von dem Zauber betroffen sind, können verwirrt und orientierungslos sein, wenn ihre Gefühle zu sehr verstärkt werden. Da ist diese starke Emotion, aber man weiß nicht, wo sie herkommt. Warum bin ich plötzlich so fröhlich? Warum habe ich so gewaltige Angst? Man muss vorsichtig damit sein und es in Maßen anwenden.
Und den zweiten großen Fallstrick hast du bei dem kleinen Stelldichein auch kennengelernt. Der Zauber erlaubt dir nicht, unterdrückte oder verborgene Gefühle zu erkennen. Du musst dir sicher sein, dass du die Gefühle deines Ziels richtig deutest, sonst könnte der Zauber entweder gar keine oder sehr unerwartete Folgen mit sich bringen.“
Maris stopfte sich einen Löffel Blutfliegeneintopf in den Mund und bereute das unvorsichtige Vorgehen sofort, als die Hitze seine Zunge strafte. Er öffnete den Mund hinter vorgehaltener Hand und hechelte, bevor er den Bissen herunterschluckte und das kühle Wasser hinterher spülte, um den Schmerz zu beseitigen.
„Verdammt, das war heiß. Sei vorsichtig, wenn du isst! Und danach versuchen wir es nochmal mit irgendeinem einfachen Versuchskaninchen.“
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Sumpflilie
„Also… muss ich wissen, welches Gefühl ich verstärken will, wenn ich den Zauber anwende? Und ich muss richtig liegen, damit er Wirkung zeigt? Ich meine, es muss die vorherrschende Emotion sein? Das klingt sehr schwierig“, versuchte Zarra die Informationen für sich zu sortieren.
Obwohl, das konnte nicht ganz stimmen. Immerhin hatte sie die Empfindung von Nervosität in dem Fremden, Berash wie Maris ihn genannt hatte, verstärkt, ohne darüber nachzudenken, welches Gefühl sie hervorheben wollte. Ein Nebeneffekt eines ziellosen Versuchs? Und war er wirklich so gefährlich? Was machte er dann hier? Es war jedenfalls gut, dass er nun fort war und der Jadewolf würde sicher entsprechend mit ihm umgehen.
Während ihr Mentor ihnen etwas zu Essen und Trinken besorgte, dachte sie über seine weiteren Worte nach. So viel lag in seiner Vergangenheit, so viele Geschichten, die er erlebt und überstanden haben musste. Kinder, eine Frau, Familie. Runa war ein wunderbarer Mensch und die junge Frau kam nicht umhin sich zu fragen, wie der Rest von Maris‘ Familie war. Sie hoffte, dass sie ebenso tolle Menschen waren, wie Maris und seine älteste Tochter.
„Danke für das Essen“, sagte Zarra und schaute in die Schüssel, rührte mit dem Holzlöffel um und entdeckte zu ihrem Leidwesen einige Brocken weißes Fleisch. Blutfliege? Etwas angewidert, was sie jedoch zu verbergen versuchte, schob sie den Eintopf unauffällig von sich und griff stattdessen zum Becher, um etwas zu trinken. Die Nachwirkungen des Sumpfkrauts machten sie durstig, den Hunger würde sie wohl vorerst ignorieren müssen.
Ich hab doch die Beeren!, erinnerte sie sich an den Geruch von zuvor und nahm eine kleine Handvoll der roten und violetten Früchte aus ihrer Kräutertasche und aß sie langsam, kaute ordentlich um länger etwas von jeder Beere zu haben und ihrem Körper vorzuspielen, dass er mehr bekam, als es tatsächlich war. Ein Trick, den man im Waldvolk bereits als kleines Kind beigebracht bekam.
Während sie also dabei zusah, wie Maris den Eintopf löffelte, überlegte sie, inwiefern ihr der Zauber nutzen konnte. Hätte man ein bestimmtes Gefühl hervorheben können, dann hätte sie vielleicht Traurigkeit mit Freude bekämpfen oder Zorn durch Verständnis mildern können. Doch wäre das richtig? Gefühle waren kompliziert und auch, wenn sie häufig frustriert und wütend auf ihre Großmutter war, beruhigte sie sich doch nach einiger Zeit von selbst. Meist halfen die vermeintlich negativen Ausbrüche dabei ihre Meinung in Worte zu fassen, wie sie es bei ruhigem Gemüt nicht gekonnt hätte. Gefühle gaben Kraft Dinge zu tun, die ohne sie unmöglich wären. War das eventuell die Antwort auf ihre Frage? Konnte sie anderen dabei helfen sich auf ihre dominanten Empfindungen besser einzulassen?
Ihre Aufmerksamkeit wanderte durch den Raum. Sie konnte deutlich Freude sehen, die Freunde und Gefährten miteinander teilten, während sie tranken oder aßen. Es gab auch Sorge in den Minen mancher. Wenig Nahrung, schlechte Jagdausflüge, Auswirkungen der Wilden Jagd, die sie noch immer beschäftigten. Auch die Aufbauarbeiten Schwarzwassers gingen nur schleppend voran, doch zumindest das neu eröffnete Badehaus war eine willkommene Abwechslung für viele gewesen. Allerdings war Zarra nicht sicher, ob sie es aufsuchen sollte. Nacktheit war nichts Ungewöhnliches oder Abstoßendes im Waldvolk, aber sie wollte schon gern darauf verzichten, schwingende Teile sehen zu müssen, wenn sie es vermeiden konnte. Dass sie sich überhaupt daran erinnern konnte, trotz der halben Traumrufblüte, sprach für sich.
„Schau mal, Maris. Ich glaube, dass Bierbauchfranzl da vorn recht glücklich ist. Soll ich versuchen ihn noch glücklicher zu machen?“, fragte sie und schaute dann verwirrt, als ihr Mentor ihr einen fraglichen Blick zuwarf.
Einige Augenblicke vergingen, ehe ihr bewusstwurde, was sie gesagt hatte und ihre Wangen färbten sich purpurn.
„Nein… so war das nicht…!“
Maris schüttelte nur den Kopf und bedeutete ihr es zu versuchen, konnte sein Grinsen aber nicht vollständig verbergen. Mit einem geschlagenen Seufzer blickte Zarra zu dem dicken Mann herüber, der mit seinem Kumpel Walter auf Brüderlichkeit trank. Dabei war es kaum Nachmittag.
Vorsichtig weckte sie die kleinen Motten in sich, leitete sie aus ihrem Körper und ließ sie sich auf Franzl setzen. Für jene ohne magisches Gespür unsichtbar, sank ihre Energie hinab bis sie die Oberfläche seiner Seele erreichten. Vorsichtig versuchte sie zu wiederholen, was sie zuvor bei Berash geschafft hatte, doch die Motten schienen mit der gefundenen Emotion nicht aufsteigen zu können.
„Ich… kann ihn nicht beeinflussen?“, fragte Zarra unsicher und schaute sich nach Rat bei ihrem Mentor um.
-
Sümpfe
Berash musterte die merkwürdigen Zeichen mit einiger Skepsis. Feywidds Kreis hatte Ornlu es genannt und sollte sie wohl schützen, falls das Geisterwesen sie doch noch einmal angreifen sollte. Vermutlich war das etwas, womit sich der frühere Emir wohl oder übel auf längere Sicht auseinander setzen musste. Magische Zeichen und Symbole hatten ihn in seinem früheren Leben kaum berührt, schließlich war er als Krieger Beliars kaum damit in Berührung gekommen.
Doch wenn sich, wie es immer mehr herauskristallisierte, die Macht des Dunklen in ihm nun durch seine Gabe der Magie äußerte... Vermutlich wäre es keine schlechte Idee. Schließlich waren die Schwarzmagier als Beschwörer und Nekromanten bekannt. Und vor diesen Kreaturen musste man sich zu schützen wissen.
Sie hatten sich etwas abseits gesetzt. Immer wieder warf Berash einen nervösen Blick in Richtung des Steckens und des Skeletts. Ihm war nicht ganz wohl dabei, so nah an der Kreatur zu lagern. Aber Ornlus Kreis sollte sie ja schützen.
Während Berash langsam einen Schluck aus seinem Wasserschlauch nahm, dachte er über die Frage nach, die der Druide gestellt hatte. Es war für Berash mehr als ein Gedankenexperiment, denn gegen einen Stabkämpfer hatte er selbst noch nicht fechten dürfen. Aber als erfahrener Kämpfer konnte er doch zumindest in der Theorie einiges daran erkennen.
"Also ein großer Vorteil eines Kampfstabes ist seine Reichweite. Mit deinem Stab kannst du mich eher treffen als ich dich mit meinem Schwert. Mit dem Langschwert hier," Berash klopfte auf die Klinge neben ihm, "kann ich dich schneiden oder stechen, aber dafür muss ich erstmal an dich ran kommen. Du hast den Reichweitenvorteil. Außerdem ist ein Stab meistens verdammt leicht und damit ziemlich schnell. Ich kann mir vorstellen, dass ein erfahrener Streiter ziemlich schnell eine ganze Schlagfolge ausführen kann, bevor ich nah genug heran komme. Und mit der Länge kannst du schnell von Angriff auf Verteidigung umschalten."
Berash überlegte weiter. "Aber in engen Umgebungen bist du im Nachteil. Ein langer Schaft kommt in engen Räumen nicht gut zurecht, er eckt andauernd an..." noch im gleichen Moment, als der Assassine dies gesagt hatte, wurde ihm klar, was er da ausgesprochen hatte. Stöhnend legte er das Gesicht in die Hände und schüttelte den Kopf. In Ornlus Augen leuchtete der Schalk auf, doch Berash hob bereits wieder eine Hand.
"Ja, ich weiß, was ich da grade gesagt habe. Zurück zum Thema. Der Stab ist ne Wuchtwaffe, das heißt er braucht genug Schwung um jemandem weh zu tun. Ohne das..." Er zuckte mit den Schultern," Nun, blaue Flecken bekomme ich sicher. Aber gebrochene Knochen eher nicht." Berash hob einen Finger, um den nächsten Punkt deutlich zu machen.
"Aber mit einem Stab wirst du immer unterschätzt, was ein verdammt großer Vorteil sein kann. Schließlich halten die meisten Leute jemanden mit einem übergroßen Stock für weniger gefährlich als einen Mann mit einem Schwert."
Der Assassine verkorkte seinen Trinkschlauch wieder, nachdem er mit einem kleinen Schluck seinen trockenen Mund befeuchtet hatte. Der nun folgende Teil würde ganz sicher schwieriger werden als das vorherige. Ornlu hatte nach seiner Vergangenheit gefragt, explizit nach der von Berash und Maris. Und deren Verbindung zu einander. Doch der frühere Emir hatte überrascht die Augen aufgerissen, als der Druide sich als Patenonkel vorgestellt hatte. Maris hatte Kinder? Und mindestens zwei Stück? Beliar, das hatte den früheren Emir doch etwas aus dem Konzept gebracht.
Maris, der Wüstenlöwe und Geißel der Assassinen hatte eigene Kätzchen!
"Maris und mich..." Berash räusperte sich und versuchte es noch einmal. Er wollte möglichst unbeteiligt klingen.
"Nun, ich war der Anführer einer Gemeinschaft von Assassinen, die sich von Zubens Gewaltherrschaft befreit hatten, damals in Bakaresh. Wir vom alten Bund wollten uns das Recht erhalten, welches Beliar einem jeden bietet: Freiheit. Eine freie Gemeinschaft von Kriegern im Dienste unseres Gottes ohne die erdrückende Knute Zubens. Aber die Nomaden aus Al Shedim, darunter eben auch Maris, konnten - oder wollten - nicht anerkennen, dass wir eben nichts mit dem Mann aus Ishtar zu tun haben wollten. Für sie waren wir nichts anderes als Sklaventreiber und Mörder, allesamt grausam und brutal. Und noch während sie nach Freiheit für alle Völker Varants schrien, wisperten sie gleichzeitig außer für die Assassinen."
Berash schüttelte den Kopf und verzog verächtlich das Gesicht. Ja, die Assassinen des alten Bundes waren harte Krieger gewesen und sicherlich hatten sie auch einige Leben im Schutz der Dunkelheit genommen. Doch keines davon war willkürlich genommen worden!
"Ich habe nur versucht den Bund zu schützen. Doch Maris hat sich immer wieder große Mühe gegeben, mir das Leben schwer zu machen. Aber das war früher, vor langer Zeit. Heute ist das alles nur noch eine Fußnote in der Geschichte. Und keine Sorge, ich werde ihm nichts tun, solange er mich in Ruhe lässt. Aber sollte er mich angreifen, werde ich mich wehren."
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