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    General Avatar von olirie
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    An Bord der Butterfass #5

    Den Stimmen folgten Schritte und den Geräuschen eine Person. Einer der Matrosen musste sich in den Bauch der Butterfass verirrt haben. Eilig zerrte olirie den leblosen Körper des Lagermeisters tiefer hinter die Kisten und Fässer in die unbeleuchteten, schattigen Bereiche. Ein paar herumliegende Segelfetzen oder Lumpen, die sonst zum Ausstopfen und der Ladungssicherung verwendet wurden, lagen in griffweite. Fix über den Toten geworfen war dieser zumindest notdürftig abgedeckt. Im Schatten war aber ohnehin nicht viel zu erkennen. Beim nächsten Verräumen des Transportguts jedoch würde man unweigerlich auf den Leichnam stoßen.

    Aus der Finsternis konnte olirie den Schiffsjungen sehen, der sich langsam näherte und den Namen des Lagermeisters rief. War es der gleiche Junge, der noch vor einigen Tagen am Pier in Trelis den Zorn des Lagermeisters auf sich gezogen hatte? olirie konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Die gleichartige Kleidung der Besatzung, auch wenn es keine Uniformen waren, trug nicht gerade zur Individualität des Einzelnen bei. Im Prinzip sah der Eine wie der Andere aus. Es war ein einfach gekleideter Junge in dunkler Kleidung mit beigefarbenen Wickeln und Wollmütze. Möglich, dass olirie ihn bereits am Pier gesehen hatte, beim schrubben des Decks, verrichten sonstiger Arbeiten oder Zeitverschwendung mit anderen Jungen.
    Eigentlich war es auch vollkommen egal ob und woher olirie den Jungen bereits kannte, er störte.

    olirie tastete an seiner Hüfte – natürlich, kein Schwert. Warum auch? Wie so hätte er an Bord eines Handelsschiffes eine Waffe tragen sollen, wo er es ohnehin eher selten tat. Dann also eine Schattenflamme. Doch sie durfte nicht ungelenkt oder ungezielt sein. Präzision war entscheidend. Ein kurzer Moment und der Junge musste außer Gefecht sein. Er durfte nichts mitbekommen und schon gar niemanden durch warnen können. olirie schloss kurz die Augen, begann sich zu konzentrieren und ballte seine rechte Faust.
    „Ist das kleine Hündchen da? Hab’s schon lang nich‘ mehr gesehen.“
    Mit etwas rascheln befreite sich Laika aus dem Lumpenhaufen und lief auf den Jungen zu. Kluges kleines Hündchen, dachte olirie. Es gab also doch einen anderen, besseren Weg. Er beobachtete noch kurz, wie Laika den Jungen begrüßte, der sich nun allerdings nur zögerlich traute, sie auch anzufassen.

    „Sie beißt nicht“, sprach olirie aus dem Schatten heraus und ging langsam in den beleuchteten Teil auf den Jungen zu. „Eigentlich, wenn ich es mich recht erinnere, hat sie noch niemanden gebissen und ist eigentlich für ihren angedachten Zweck ziemlich untauglich.“
    Mochte der Junge eventuell vorsichtig bei fremden Hunden sein – was eine sehr berechtigte Eigenschaft ist – so nahm olirie gegenüber ihn so etwas wie Furcht wahr. Den zögerlichen Versuch, die Hündin anzufassen hatte der Junge jedenfalls direkt abgebrochen, als oliries Stimme erklang. Der Magier versuchte die Situation mit einem Lächeln zu entspannen.
    „Fass sie ruhig an, es wird ihr gefallen.“
    Mit einem Nicken versuche olirie dem Jungen zusätzlich zu signalisieren, dass alles in Ornung war und tatsächlich, nach kurzem Zögern berührte seine Hand den Kopf der Hündin, die auch gleich die Ohren ein wenig anlegte.
    „Für einen Hund ist Laika schon eine verhältnismäßig alte Hündin und leider recht anfällig für allerlei Gebrechen. Die letzten Tage ist sie hier unten geblieben, weil es ihr nicht gut ging. Ich vermute sie hat etwas Falsches gegessen. Leider frisst sie nicht ausschließlich das, was ich ihr gebe, sondern auch schonmal was sie so findet. Das können Essensreste oder eben auch eine umherstreifende Ratte sein. Irgendetwas davon ist ihr wohl nicht bekommen. Somit hat sie hier viel geschlafen.“
    olirie war der Blick des Jungen nicht entgangen. Umherstreifend war er auf der Suche nach etwas oder Jemandem?
    „Ich denke aber, es wäre inzwischen an der Zeit, Laika an die frische Luft zu bringen. Diese modrige Schiffsluft ist ihrer Genesung auch nicht zuträglich. Wie sieht es aus, begleitest du uns an Deck?“

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    An Bord der Joka La Maji

    "Nein, Mann, nix Futter außerhalb der Essenszeiten." der drahtige, dunkelhäutige Kerl namens Jabiri schüttelte den Kopf. "Musst warten wie alle anderen." Immer noch Kopfschüttelnd machte er sich daran in einem der Töpfe zu rühren, während er irgendwas auf Torgaanisch vor sich hin murmelte. Zumindest vermutete Berash, dass es Torgaanisch war. Wahrscheinlich sowas wie: Diese Blassnasen können sich auch null an Regeln halten. Glaubt, er kann hier einfach reinspazieren wie irgendso ein König und was zu futtern verlangen. Was für ein Vollidiot! oder etwas ähnliches in der Art.
    Gut, vielleicht waren es auch einfach Zutaten, die Jabiri für sich aufzählte. Aber das hielt Berash doch eher für unwahrscheinlich.

    Achselzuckend machte er sich daran die Kombüse wieder zu verlassen. Wenn er also warten musste, dann konnte er auch die Zeit nutzen und sein Schwert wieder verstauen. Sein Bedarf an Kämpfen war fürs erste gedeckt und irgendwie kam er sich lächerlich vor, wenn er die ganze Zeit mit seinem Bündel über das Deck wanderte.
    Als er sich auf den Weg zu seinem Schlafplatz machte, traf eine etwas kräftigere Welle das Schiff und lies es etwas schlingern. Unterbewusst spreizte Berash sofort die Beine auseinander und stützte sich mit der freien Hand an der Holzwand ab, bevor sich das Schiff wieder richtig ausrichtete. Unter Deck trafen die Wellen das Schiff genau wie an Deck, nur schien es hier unten wesentlich stärker zu sein als oben.
    Ein kurzer Schnaufer war die einzig hörbare Reaktion des Assassinen, während das Adrenalin des plötzlichen Schrecks durch seinen Körper strömte.
    Und auf einmal war er wieder da, der Geruch von verbranntem Zucker. plötzlich und übermäßig stark stach ihm das bittere Aroma in die Nase.

    Vielleicht hätte er es auf Jabiri und seine Kochkünste geschoben, wenn Berash dies das erste Mal erlebt hätte. Schließlich konnte man von einem Schiffskoch nicht erwarten, dass er Zucker zu Karamell verarbeite, ohne das etwas schief ging.
    Doch zum einen erlebte Berash dies nicht zum ersten Mal, zum anderen war er gerade erst in der Kombüse gewesen. Und dort war nichts zu finden gewesen, was auch nur ansatzweise darauf schließen lies, dass Jabiri Karamell herstellen wollte. Und schließlich war da auch noch das Schimmern.
    Für einen kurzen Moment, kaum mehr als ein Augenzwinkern, war der Gang des Schiffes in ein dreckiges Schimmern getaucht, wie das trübe Schillern von Öl auf einer Wasserpfütze. Nur war alles damit bedeckt, an einigen Stellen mehr, an anderen weniger.
    Saure Galle schoss dem Assassinen in den Mund, als ihn eine plötzliche Übelkeit befiel. Mit einer Hand vor den Mund eilte er nach oben zurück und schaffte es gerade noch so sich über die Reling zu hängen, bevor die Schleusentore seines Magens sich den Umständen ergaben und er den kläglichen Inhalt hinaus ins Meer erbrach.
    Immer wieder würgend spuckte er aus und versuchte den bitteren Geschmack aus seinem Mund zu bekommen. Beliar, fluchte er in Gedanken. Für einen kurzen Zeitraum hatte er gehofft, dieses komische Gefühl losgeworden zu sein.

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    „Hat es dich jetzt doch erwischt?“, fragte Ravia viel zu gut gelaunt und legte ihre Hand auf Berashs Rücken, der sich über die Reling krümmte, um die Fische zu füttern.
    Etwas seltsam war es ja, dass er nach mehreren Tagen auf Hoher See erst die Auswirkungen spürte. Doch unmöglich war es sicher nicht. Selbst den Männern und Frauen der Mannschaft passierte es ab und an noch, dass sie seekrank wurden und meistens war das Thema nach einem Tag wieder gegessen – oder wohl eher vergessen? Ersteres war in diesem Zusammenhang jedenfalls kein schönes Gedankenbild. Redewendung hin oder her.

    „Wenn du willst, besorg ich dir von Jabari eine Pisswurzel“, bot sie ihm aus Mitleid an.
    „Eine… was?“, fragte der Weißhaarige heiser.
    „Pisswurzel“, wiederholte die Piratin fröhlich, „Oder Gelbknolle, Scharfknolle, Immerwurzel?“, zählte sie andere gebräuchliche Begriffe für das Gewächs auf, welches den meisten Gerichten in Jabaris Repertoire ihre Schärfe verliehen, „Ist etwas scharf, aber hilft gegen die Übelkeit.“
    Berash antwortete nicht sofort, ächzte zunächst wohl wegen des widerlichen Geschmacks, der sich in seinem Mund gesammelt haben musste.

    „Und wohl ein Schluck Wasser… obwohl es langsam komisch schmeckt. Also einen Becher Rum? Es ist eh bereits Essenszeit und ich vermute mal, dass du nichts bei unserem verehrten Koch bekommen hast, als du bei ihm warst? Wäre jedenfalls mal was Neues, wenn er von seinen üblichen Regeln abwich.“
    Ohne auf eine eindeutige Antwort zu warten, klopfte sie dem kränkelnden Passagier aufmunternd auf den Rücken. Sie stellte sich in die Reihe der Wartenden bis sie vor Jabari stand und ihn freundlich angrinste.
    „Na, Großer? Ist dir der Landgänger auf die Nerven gegangen?“, fragte sie ihn.
    „Nicht wirklich“, antwortete der Hüne, „Musste erst so tun, als verstünde ich nur die Hälfte von dem, was er sagte, damit er verschwand. Wo ist der Kerl?“
    „Fische füttern. Gibst du mir für ihn von der Wurzel und auch seine Portion? Ich kümmer mich drum.“
    „Warte kurz.“

    Der hochgewachsene Koch verschwand für einen Moment wieder in seiner Kombüse und kehrte mit einem knorrigen, gräulichen Stück Holz in der Hand zurück – jedenfalls machte es den Anschein. Tatsächlich war es nur das Äußere der Immerwurzel. Danach füllte er zwei Schalen der heutigen Fischsuppe und schickte Ravia weiter. Aus dem Rumfass nahm sie sich zwei Krüge und balancierte alles irgendwie quer übers Deck unter einigen Rufen ihrer Kameraden, die sie mit einem frechen Grinsen erwiderte.
    „Wieder da“, kündigte sie ihre Rückkehr an, „Hier, kau das und wenn dein Mund brennt, dann schluck es runter. Danach kannst du die Suppe löffeln“, wies sie ihn an und stellte auch den Rum ab.
    Die See war ruhig und der Inhalt vorerst sicher.
    „Tut mir leid, aber das brackige Wasser würde dir gerade wohl eher schaden, als helfen.“

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Keuchend lehnte sich Berash mit dem Rücken an die Rehling und versuchte langsam wieder zu Atem zu kommen. Er hatte vergessen, wie entwürdigend es doch war, wenn man sich erbrechen musste. All der Rotz, der einem aus der Nase schoss, die Tränen in den Augen, der widerliche Geschmack im Mund... Während er auf Ravias Rückkehr wartete, wischte er sich mit einem einfachen Stofflappen über das Gesicht und schnäuzte sich die Nase.
    Als er sich das Tuch für einen Moment ansah, verzog er angewidert das Gesicht, bevor er es kommentarlos über die Reling warf. Für einen Moment trieb der Fetzen noch auf dem Meer, bevor er in den wogenden Wellen versank. Hoffentlich passierte ihm das nicht so schnell wieder.
    Er verstand immer noch nicht, was da genau mit ihm passiert war. Woher der plötzliche Schwindel gekommen war, wieso er auf einmal verbrannten Zucker riechen konnte und wieso alles um ihn herum für einen Augenblick in ein dreckiges Schillern gehüllt worden war. Es ging so schnell, wie es kam, dauerte selten länger als ein Wimpernschlag. War er verflucht worden, als er sich in Bakaresh aufgehalten hatte? Erlaubte sich Innos seinen Spaß mit dem ehemaligen Assassinen, der seinen Weg zurück zum dunklen Gott gefunden hatte? Das konnte nicht sein, nein, das DURFTE nicht sein. Die Götter griffen niemals so direkt in das Leben von Sterblichen ein. Dafür hatte Adanos gesorgt. Doch was, bei den drei Brüdern, war es dann?

    Berash wurde von Ravia aus seinen Gedanken gerissen, als sie wieder zu ihm zurück kam und ihm Rum, Suppe und ein knorriges Stück Holz brachte, welches sie ihm zuerst reichte und sagte, er solle das essen.
    "Das ist Holz." Berash schaute mit skeptischem Blick auf das komische Etwas, was sie ihm hinhielt. Ravia jedoch schüttelte den Kopf.
    "Ne, das sieht nur so aus." Antwortete die junge Frau grinsend. "Das ist Pisswurzel. Vertrau mir."
    Berash nahm das Stück zögerlich entgegen, fühlte die raue Oberfläche und hielt es sich skeptisch unter die Nase, bevor er vorsichtig dran roch. Ravia nickte energisch und forderte ihn mit ihren Händen auf, endlich abzubeißen.
    "Komm schon, sieht schlimmer aus als es ist. Ist nur etwas scharf, mehr nicht."
    Zögerlich nahm Berash einen kleinen Bissen, das Gesicht leicht angeekelt verzogen. Schon nach diesem ersten Bissen roch er ein scharfes, fast schon fruchtiges Aroma, die leicht ins Säuerliche überging. Und als er langsam kaute, breitete sich schnell eine brennende Schärfe in seinem Mund aus, die sich mit seinem Speichel vermischte.
    Wie Ravia es ihm geraten hatte, schluckte er den zerkauten Brei herunter, bevor er noch einen weiteren kleinen Bissen nahm und das ganze wiederholte. Die plötzliche Übelkeit, welche ihn überfallen hatte, verschwand langsam wieder, während er auf dem Stück Pisswurzel herum kaute. Was für ein Name.

    "Danke..." nickte Berash zögerlich, bevor er den letzten Rest davon as und sich dann eine der Suppenschüsseln nahm. Er schnupperte daran.
    "Fischsuppe. Wie passend." Vorsichtig nahm er einen kleinen Schluck der heißen Brühe und wartete darauf, wie sein Magen reagieren würde. Da jedoch nichts weiter passierte, nahm er noch einen größeren Schluck.
    "Danke dir fürs holen. Vielleicht trau ich mich nach dem Essen auch an den Rum, aber erst mal langsam angehen lassen..."
    Vorsichtig lies sich der Assassine zu Boden gleiten und nahm auf dem Deck Platz. Nachdenklich blickte er in die Suppe, bevor er vorsichtig noch einen weiteren Schluck nahm.
    "Innos Eier, das ist mir schon lange nicht mehr passiert..." murrte er leise.

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    An Bord der Joka La Maji

    „Passiert selbst erfahrenen Seeleuten noch manchmal“, bot Ravia ihm etwas Trost an.
    Ob sie seine letzten Worte gehört hatte oder sie von sich aus erkannt hatte, wie unangenehm Berash die Situation war, spielte keine Rolle. Viel mehr fühlte sie mit ihm, da sie vor gar nicht allzu langer Zeit ebenfalls ihren Mageninhalt aufgeben hatte müssen. Allerdings war es in ihrem Fall auch rein ihre Schuld gewesen und der Weißhaarige war lediglich Opfer der Unvorhersehbarkeit der Gezeiten geworden.
    Sie ließ sich neben ihn aufs Deck sinken und überkreuzte die ausgestreckten Beine, während sie ihre Fischsuppe löffelte. Es war nicht Jabaris bestes Mahl, aber es erfüllte seinen Zweck und war ein Zeichen dafür, dass sie zu den langlebigeren Vorräten hatten greifen müssen. Stockfisch war sehr salzig und die Suppe half dagegen, doch der Durst folgte unweigerlich.

    Mit einem Schnalzen der Zunge, spähte die Piratin in ihren Krug, von wo aus der Rum ihr mit seinem ganz eigenen Wellengang entgegenwinkte.
    Ein Krug wird mich schon nicht auf die Bretter schicken, dachte sie und setzte an.
    Es war weniger die Befürchtung, dass der Alkohol ihr schnell zu Kopf steigen würde, als die Sorge, dass sie nach einem Becher nicht genug hätte. Doch für den Moment beherrschte sie sich mühelos, während sie aus dem Augenwinkel den Passagier beobachtete, der ziemlich blass um die Nase geworden war.
    „Hab schon eine Anwendung für die Haltung, die du mir gezeigt hast gefunden“, durchbrach sie das Schweigen, welche sich zwischen sie gesetzt hatte, als beide vorsichtig die Suppe löffelten, „Macht es noch leichter plötzlichen Brechern nicht zum Opfer zu fallen“, bezog sie sich auf jene Wellen, die das Schiff unerwartet und kräftig trafen.

    Tatsächlich war ihre gesamte Schicht sehr ereignislos verlaufen und sie hatte die Langweile für etwas Produktives genutzt und sich immer wieder auf das Gefühl ihrer nackten Füße konzentriert. Für sie war es erstaunlich, dass ein so seltsam wirkender und gleichzeitig einfacher Tipp von einem Landgänger ihr bereits jetzt zum Vorteil gereichte. Was konnte sie noch von ihrem neuen Bekannten lernen, der – da war sie sich sicher – noch viele Geheimnisse besaß, die sie gern ergründen würde.
    Aus Gewohnheit und auch, wenn sie längst wusste, was sie erwartete, suchte sie seinen Körper ab, streifte mit ihrem Blick seine Kleidung und stellte wieder fest, dass sie lediglich die Silberkette als einzigen Wertgegenstand entdecken konnte. Wenn er weitere Goldbeutel besaß wie jenen, den er ihr am Anfang der Reise zugeworfen hatte, dann trug er sie entweder nicht am Leib oder war geübt darin sie zu verbergen.

    „Wie kann ich weitermachen? An meine Crewmitglieder will ich mich nicht unbedingt anschleichen. Einige von uns sind…“, sie rang nach den passenden Worten, „immer etwas angespannt und ich kann auf einen unnötigen Streit verzichten. Ist nicht gut für die Moral und der Käpt’n wäre sicherlich nicht erfreut darüber.“
    Sie überlegte kurz, ob ihr eine Alternative einfiel, wie sie dennoch erproben konnte, was Berash ihr beibrachte. Ihr Blick suchte das Deck ab, welches mit sitzenden Piraten, die lachten und Suppe löffelten, gefüllt war. Und auf der Treppe, die hoch zum Achterdeck führte, entdeckte sie Kalypso. Die alte Katze von Jabari, welche mit der Jagd nach Schädlingen an Bord betraut worden war. Zugegeben, die meiste Zeit lag das Vieh nur faul in der Sonne oder verkroch sich bei schlechtem Wetter unter eine der Kojen. Aber wenn sie wollte, war sie flink wie ein Wiesel – oder wohl einfach wie eine Katze.
    Allerdings kannte Kalypso Ravia natürlich und würde, selbst wenn sie ihr Vorhaben bemerkte, vermutlich nicht wegrennen, sondern sich streicheln lassen. Vielleicht also nicht die beste Idee.

    „Wir haben unsere Bordkatze“, sagte sie trotzdem, „Vielleicht kann ich mich an sie anschleichen. Aber ehrlich gesagt würde ich immer noch lieber wissen, wie du Nauts Angriffen so elegant ausgewichen bist“, kam ihre Ungeduld wieder durch.
    Und apropos Ungeduld. Es befand sich noch immer ein bestimmtes Kästchen in ihrem Besitz, deren Schloss es zu knacken galt. Allerdings beschränkten sich ihre Erfolge derzeit auf ein einzelnes Schloss, das nicht nur völlig anderer Bauart war, sondern offensichtlich auch ziemlich simpel gestaltet worden war. Immerhin hatte sie in Bakaresh einige Werkzeuge erstanden, die das weitere Vorgehen vereinfachen würden. Die Bronzehaarnadeln könnte sie also Saarina zurückgeben, aber wenn sie ehrlich war, hatte sie Gefallen an ihnen gefunden und es war eine schöne Abwechslung, dass ihr Nacken mal nicht von ihrem Haar bedeckt war und die abendliche Meeresbrise ihren Weg an diese Stelle fand.

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    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    An Bord der Butterfass #6

    »Oh, hihi« Der Junge hielt die Hand herunter und ließ die Hündin daran riechen. Das Eis war gebrochen und nun traute er sich das Hündchen ausgiebig zu kraulen. Darüber freute sie sich so sehr, dass die mit der Rute wedelte und ihm kurz über die Hand leckte.
    Die Augen des Jungen strahlten. Doch als der unheimliche Mann ihn ansprach verflog seine überschwängliche Freude aber und er erinnerte sich an die Aufgabe, die der Kapitän ihm gegeben hatte.
    »Ich hoff‘ dem Hündchen geht’s dann schnell wieder besser«, nuschelte er leise. »Ich muss aber nu‘ los. Ich muss noch Henk finden, der Käpt’n ist ganz schon sauer!« Er richtete sich auf und sah sich um. »Habt ihr den Henk geseh’n? Der mag übrigens keine Hunde – Köter sagt’a immer – daher lasst ihn euer kleines Hündchen besser nicht sehen.«
    Vielleiht hätte er noch etwas ergänzen wollen, doch da erklang der Wütedne Ruf des Kapitän von Deck: »Heeeenk!« Dann tauchte sein Schatten in der Luke auf. »Bursche!«, fuhr er den Jungen an, »was stehst du da rum? Hast’e Henk gefunden. Guck mal im Heck, los!«
    Der Junge zuckte und nickte dann eifrig und verschwand im Bauch des Schiffes.
    Der Kapitän sah ihnen noch einen Moment nach, seufzte und dann fiel sein Blick auf seinen Passagier. »Na, Kamerad? Habt Ihr Euch ausgereiert? Kommt mit an Deck, der Wind wird Euch guttun, auch wenn die See gerade etwas bockig ist. Ich habe noch Grog, der beruhigt den Magen, nech!«
    Er trat zurück um den Mann die Steige auf das Deck hinaufklettern zu lassen.

    Redlef

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash ist offline

    An Bord der Joka La Maji

    Berash nahm einen weiteren Löffel der Suppe, während er darauf achtete, ob sein Magen noch einmal rebellieren würde. Da er dies jedoch nicht tat, ging der Assassine davon aus, dass es wieder vorbei war. Ravias aufmunternde Worte nahm er zwar wahr, wollte darauf jedoch nicht weiter eingehen. Wenn er ihr sagte, dass es nicht mit dem Seegang zu tun hatte, müsste er sich irgendeine Ausrede ausdenken, warum er sich so plötzlich hatte erbrechen müssen. Die Wahrheit wollte er ihr aus zwei Gründen nicht sagen:
    Erstens würde sie ihn vermutlich für Verrückt erklären, was sich dann nicht unbedingt gut auf seinen Ruf an Bord auswirken würde, schließlich waren Seeleute ein verdammt abergläubischer Haufen.
    Und zweitens wüsste er nicht einmal, wie er es erklären sollte, schließlich verstand er es selbst nicht. Plötzlich auftretender Geruch von brennendem Zucker und öliges Schillern auf allem, was da war klang irgendwie nicht wirklich nach etwas glaubwürdigem.

    "Gut, gut." Murmelte Berash in seine Suppe, als Ravia ihm davon berichtete, was sie herausgefunden hatte.
    "Ja, es hilft ganz gut, nicht wahr? Klar, jemand wie du ist das zwar gewohnt, aber für mich, der nicht so oft auf Schiffen unterwegs ist ein mehr als hilfreicher Trick."
    Berash überlegte. Wenn Ravia sich nicht an ihre Mitglieder heran schleichen wollte, gab es nur wenig andere Möglichkeiten, zumindest hier auf dem Schiff. Wären sie an Land, dann gäbe es wesentlich mehr Möglichkeiten als hier.
    "Wenn du deine Fähigkeiten nicht an der Mannschaft erproben möchtest... nun, mit der Katze hättest du noch eine Alternative, ja. Aber um sich leise zu bewegen braucht man schließlich etwas, dass einen wahrnehmen kann. Und hier auf dem Schiff gibt es außer der Mannschaft," Berashs Arm mit der Schüssel beschrieb einen Bogen, der alles mit einschloss, "und der Katze wohl nur noch Ratten, die dich wahrnehmen würden." Der Assassine schmunzelte.
    "Du kannst natürlich versuchen der Schiffskatze Konkurrenz zu machen und auf Rattenjagd gehen."

    Berash schlürfte den Rest Brühe aus der Schüssel, lies dann den Holzlöffel klappernd hinein fallen und stellte dann beides beiseite, bevor er vorsichtig einen Schlug Rum zu sich nahm. Der scharfe Geschmack des Alkohols auf der Zunge war ihm zwar nicht unbekannt, doch meistens bevorzugte der frühere Emir nicht alkoholische Getränke. Doch wenn das, was Ravia sagte, wahr war, dann würde das Wasser hier vermutlich nur noch schneller wieder dafür sorgen, dass sich Berash über die Reling beugte. Und darauf konnte er verzichten.
    "Und um deine andere Frage zu beantworten: Ich wollte einfach nicht getroffen werden." Zuckte Berash mit den Schultern. Ravia blickte ihn an, blinzelte ein paar Mal und hatte eine stoische Miene aufgesetzt.
    "Dein Ernst?" war ihre trockene Antwort darauf.
    Berash zuckte erneut mit den Schultern. "Ja und Nein." Er lies ein leichtes Lächeln aufblitzen, bevor er sich erklärte.
    "So dämlich es jetzt klingen mag, aber das ist eine der ersten Vorraussetzungen dafür. Die zweite? Sich treffen lassen." Noch mehr verwirrtes Blinzeln seitens der jungen Frau. Berash hob entschuldigend die Hand.
    "Worauf ich hinaus möchte ist folgendes: Um einem Schlag auszuweichen musst du wissen, wo er vorraussichtlich landen wird. Und dann kannst du dich entsprechend anders bewegen um nicht getroffen zu werden. Jeder erfahrene Kämpfer hat ein Muster an Schlagabfolgen, das er bevorzugt. Vieles davon ähnelt sich, egal ob ich nun mit einem Schwert, einer Axt oder einem Entersäbel kämpfe. Ein Hieb ist immer ein Hieb, ein Stich ein Stich. Und wenn du das einschätzen kannst, dann bewegst du dich entsprechend. Du springst, duckst dich, tauchst zur Seite weg..."
    Berash überlegte, wie er es besser formulieren konnte. Doch für den ersten Moment fiel ihm keine bessere Beschreibung ein. Vielleicht sollte er sich darüber noch einmal Gedanken machen. Wenn seine eigene Ausbildung nicht nur schon so lange her wäre...
    "Aber es klappt nicht immer. Ich habe einige Narben am Körper, die das beweisen."

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    An Bord der Victoria

    »Dir steht als Stellvertreter deines Onkels ein Platz auf diesem Schiff zu.«, sagte Françoise und wandte ihren Blick vom schier endlosen Ozean ab. »Allein dass der König sich für dich ausgesprochen hat, sollte den Leuten hier mehr als ausreichen. Das es nicht der Fall ist, spricht Bände.«
    Die Priesterin hatte genug davon, dass einer ihrer engsten Freunde auf diese Art und Weise behandelt wurde. Vielleicht war es an der Zeit, andere Saiten aufzuziehen. Von ihren Privilegien als Oberster Feuermagierin machte sie ohnehin zu wenig Gebrauch.
    »Solange wir an Bord sind, halte ich es für sinnvoll, wenn wir uns auf ungefährliche Zauber konzentrieren. Wir müssen schließlich niemandem noch einen zusätzlichen Anlass geben, um dir Dinge zu unterstellen. Und das mit dem Schutzpatron, nun, das werden wir wohl oder übel verschieben müssen. Ursprünglich hatte ich geplant, dass wir zum Kloster in Nordmar reisen. Die Bibliothek dort ist um ein Vielfaches umfangreicher, als die in Vengard. In Khorinis gibt es vermutlich nichts, das uns weiterhelfen kann. Als wir damals das Kloster verlassen haben, nahmen wir die wichtigsten Schriften mit. Der Rest waren Standardwerke, die es überall in hundertfacher Ausführung gibt.«
    Als Françoise darüber nachdachte, kam ihr die geheime Bibliothek in den Sinn. Abgesehen von den höchsten Mitgliedern ihres Ordens, hatte niemand Kenntnis darüber oder wusste, wie sie zu öffnen war. Dort könnten tatsächlich noch verloren geglaubte Bücher lagern. Alles hatten sie schließlich nicht mitnehmen können und obendrein hatten sie damals die magische Kuppel erschaffen, um den Zutritt zum Kloster zu verwehren. Die Chancen standen deshalb nicht schlecht. Ob dort ausgerechnet Schriften zu den Heiligen des Ordens zu finden waren, stand in den Sternen. Denn es gab keinen Grund, solche Themen unzugänglich aufzubewahren.
    »Wir werden schon zurecht kommen.«, sagte Françoise schließlich. Sie wollte Draco keine falschen Hoffnungen machen und erwähnte die geheime Bibliothek deshalb nicht. »Ein wenig Sorge bereitet mir die Entwicklung deiner Magie. Ich will nicht sagen, dass die Entscheidung falsch war, die zwei Formen zu vereinen. Allerdings gibt es Wechselwirkungen, die ich nicht vorausgesehen hatte.«
    Schuld an der Sache wollte sich die Priesterin nicht geben. Sie hatten Neuland betreten und mussten mit den Konsequenzen leben. Dennoch nagte es an Françoise. Draco verließ sich immerhin auf ihre Expertise.
    »Wir müssen das genaustens im Auge behalten.«, fuhr die Oberste Feuermagierin fort. »Wenn du zu irgendeinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl hast, lass es mich sofort wissen!«

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    An Bord der Joka La Maji

    „Hilft vermutlich auch, wenn man selber weiß, wo man am besten zuschlägt, was?“, fragte sie und beäugte Berash mit einem neugierigen Blick.
    Sie glaubte ihm sofort, dass er einige Narben hatte, die auf ein ereignisreiches Leben hindeuteten. So viel jedenfalls hatte sie ihn bisher durchschaut. Glaubte Ravia jedenfalls.
    „Weißt du? Ich mach’s“, sagte sie plötzlich und erhob sich, als im selben Moment eine kräftige Welle den Rumpf der Joka traf und das Schiff ruckartig schwankte.
    Die nun leere Suppenschüssel und den halb leeren Becher Rum in ihren Händen, hockte sie sich fast instinktiv hin und grub ihre Zehen reflexartig in das Holz des Decks. Lediglich ein wenig des Alkohols entkam dem offenen Behältnis und schwappte zu Boden. Ansonsten geschah nichts und nach einem kurzen Moment der Überraschung grinste die Blondine.

    „Ich beweise dir, dass ich mich anschleichen kann und ich werde es so gut machen, dass es gar keinen Grund für einen Streit geben wird. Wirst sehen!“
    Die Sonne hing bereits tief im Westen und es wäre nicht mehr lang zur ersten Abendwache. Sollte sie es schon heute versuchen? Würde es zählen, wenn diejenigen schliefen, an die sie sich heranschleichen sollte? Vermutlich nicht, aber vielleicht musste Berash nicht davon erfahren. Doch wie konnte sie ihm beweisen, dass sie erfolgreich war? Sie wollte ungern etwas von ihren eigenen Crewmitgliedern entwenden. Ungern war dabei ein sehr herabgespieltes Wort, da in den Artikeln stand, was mit Dieben an Bord geschehen würde und selbst ihr Baba würde sie in einem solchen Fall nur schwerlich schützen können.

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    »Es erinnert mich an Tyrien. Diese Schiffsreise meine ich. Mit Medin, Wenda, Uncle, Spike, Tomarus und den Anderen«, er hielt kurz inne. »und doch fühlt es sich an wie in einem anderen Leben«. Der Streiter schaute auf die endlose Weite des Ozeans hinaus. »das letzte Mal fuhren wir von Khorinis weg. Den Ort den wir Heimat nannten. Jetzt fahren wir zurück«, sinnierte er. »Ich frage mich in letzter Zeit oft was hätte sein können, auch wenn ich natürlich weiß, dass das nicht hilfreich ist« Seine Augen glitten weiter über die endlose Weite, so als würde da draußen eine Wahrheit lauern, die er nur erkennen brauchte. Doch im Inneren wusste er natürlich, dass er sie nicht finden würde. Nicht auf dem Meer und vielleicht auch gar nicht.

    »Spätestens jetzt hat sich für mich endgültig herausgestellt, dass unser Schicksal nicht determiniert ist«. Er hielt seine Hand nach vorne vor Françoise und lies das Mondlicht erscheinen. »ich hoffe, dass du mir verzeihst, wenn ich sage, dass ich mich auch über die Ereignisse freue«. Er schaute sie an wie ein Kind das der Eltern Schwert hielt. »Es verleiht mir die Gewissheit, dass wir unser eigenes Schicksal, sogar gegen den Willen der Götter schmieden können«. Das Licht erstarb und wurde zu einer kleinen pechschwarzen Wand die vor seinem Oberkörper in der Luft stehen blieb. Mit einer Handbewegung verging die Magie vollends und lies nichts zurück. So als wäre sie nie da gewesen. »Es ist Ruhe eingekehrt in mir. Scheinbar haben sich die beiden Kräfte eingeritten und peinigen mich nun zumindest nicht mehr permanent.« Wahre Ruhe würde jedoch wahrscheinlich nie eintreten. »Hast du schon einmal von Jemandem gehört, der etwas getan hat, wie wir das gemacht haben? Für meinen Eindruck hast du bisher mit deinen Siegeln jedenfalls wahrlich Brillianz gezeigt«.

    Für einen Moment fasste er an den Schwertgriff von Valien. Ihm kam der aberwitzige Gedanke, dass das hier vielleicht sein Schicksal war. Das Schwert und die Magie waren sein Schicksal und Françoise der Brandbeschleuniger. Er musste unweigerlich grinsen.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    »Das ist alles so lange her.«, erwiderte Françoise und schwelgte ebenfalls in Erinnerungen an das Abenteuer in Tyrien. Es war wahrhaftig ein anderes Leben gewesen. Damals hatte sie noch am Anfang ihrer Karriere gestanden. Alles war irgendwie einfacher gewesen. »Du hast nicht zufällig mal von den anderen gehört? Medin war der letzte, den ich getroffen habe. Und das liegt auch schon wieder lange zurück.«
    Gelehnt an die Verschanzung ließ auch Françoise ihren Blick wieder über den Ozean wandern.
    »Manch einer würde dir widersprechen.«, sagte sie dann. »Ich habe lange genug gelebt, genug gesehen und erfahren, dass ich deine Meinung teile. Die Kräfte, die gegen uns wirken, sind nicht Schicksal, sondern Herausforderungen. Sich ihnen zu stellen oder zu unterwerfen, ist allein unsere Entscheidung. Deshalb bin ich froh, dass du wieder da bist. Weil es deine Entscheidung war, diesen Weg zu gehen. Auch wenn es der schwierigere ist. Du wirst am Ende gestärkt daraus hervorkommen.«
    Als Draco seine Magie demonstrierte, übernahm der Forscherdrang der Priesterin. Das magische Licht hatte das gleiche Erscheinungsbild wie zuvor. Der Schild hingegen war einer drastischen Änderung unterzogen worden. Es stellte sich unweigerlich die Frage, ob es eine rein optische Veränderung war oder ob es auch die Wirkung der Zauberformel beeinflusste.
    »Ich weiß von niemandem, der so etwas schon mal getan hat.«, antwortete die Oberste Feuermagierin. »Was nicht heißen soll, dass es noch niemand probiert haben kann.«
    Sie zuckte mit den Schultern und lehnte sich wieder an die Verschanzung.
    »Falls das der Fall ist, glaube ich aber kaum, dass sie es dokumentiert haben.«, fuhr sie fort. »Du bist nicht der erste, der die Seiten gewechselt hat. In der Regel lassen jene aber ihr altes Leben komplett hinter sich. Wieso und weshalb dir die andere Magie überhaupt noch zur Verfügung steht, ist mir ein Rätsel. Die Götter sind normalerweise nicht so freigiebig mit ihren Geschenken. Andererseits ist es Beliar, über den wir hier sprechen. Möglich, dass sich dahinter eine Trickserei verbirgt. Und dann kam ich und sabotierte den Plan kurzerhand. Nun, falls es tatsächlich einen gibt.«

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    Das Meer war beruhigend und lag mittlerweile düster vor Ihnen. Ihr Gespräch ging schon länger. Die schwarze Masse vor Ihnen, der endlose Ozean erinnerte ihn an die Zeit in der er in der Finsternis gesteckt hatte. Ewige Zeit zum Nachdenken, kein Spielraum zum handeln. Seine persönliche Hölle. »Ich habe keinen von Ihnen wiedergetroffen und ehrlich gesagt graut es mir davor. Sie werden mich erst einmal so ansehen wie Lord Scauder und die Anderen. Die Änderung werden sie nicht sehen. Es wird meine Aufgabe sein ihren Missmut zu ertragen und ihn einzuordnen. Falls das möglich ist«. Der Klingenmeister sinnierte einen Moment. »Medin wird sehr schwer. Das letzte Mal als ich ihn sah, standen wir uns als Feinde in Vengard gegenüber und kämpften. Es wird nicht wieder so geschehen«. Der letzte Satz war mehr Bestätigung an sich selbst, als ein Wort an Françoise.

    »Lord Hagen wird ebenfalls sehr schwer für mich. Daelon hat mich gewarnt, dass ich mir keinen kleinsten Fehltritt erlauben darf und ich stimme ihm zu. Hagen war Statthalter in Khorinis während meines Verrats. Er wird mir niemals verzeihen. Wenn wir es irgendwie schaffen uns zu arrangieren ist das schon ein absolutes Wunder«. Er fuhr sich nervös durch die Haare. »Für ihn bin ich nach wie vor das Monster das die Hafenstadt vernichtet hat und in mir ist es noch«. Wieder rief er die schwarze Magie und seine Hand fuhr über das tiefschwarze Schild, dass er heraufbeschworen hatte. Das funktionierte nun sehr gut. »Ich denke Beliar wird nichts dagegen haben. Er ist der Gott des Todes. Seine Geduld ist ewig und grenzenlos. Er kann warten bis der Zeitpunkt gekommen ist da ich eine Rolle spielen soll oder mein Leben enden soll«. Er zuckte mit den Schultern. »Oder es gibt einfach gar keine Erklärung. Vielleicht wird Magie auch verliehen und damit endet der Einfluss der Götter«. Der Paladin fand, dass es wieder eine gute Gelegenheit für seinen Wahlspruch war: »Laa shay'a waqi'un moutlaq bale kouloun moumkine - Nichts ist wahr, alles ist erlaubt«.

    »Was wirst du als erstes tun in Khorinis? Ich denke mir wird die Aufgabe obliegen des Umland und die Gegebenheiten in der Stadt zu erforschen und für uns einzuordnen«

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    "Dann viel Erfolg." Grinste Berash und beobachtete, wie Ravia sich bereit machte wieder an die Arbeit zu gehen. Berash musterte den Stand der Sonne und merkte, dass der Abend nicht mehr fern war. Gut, das würde der jungen Frau vielleicht helfen.
    "Die Dunkelheit ist dein Freund, also solltest du sie nutzen." gab er ihr noch einen Tipp, bevor er selber aufstand und ihr das Essgeschirr abnahm. Ihrem fragenden Blick begegnete Berash mit einem Schulterzucken.
    "Du hast es geholt, ich bringe es wieder zurück. Das ist nur fair." Der Assassine nahm sein eigenes Geschirr und stapelte beides übereinander, bevor er sich zum gehen abwandte. Doch eine Sache lies ihn inne halten, weshalb er sich noch einmal umdrehte.
    "Oh, eines noch: knarrende Dielen oder Bretter sind nicht unbedingt gefährlich, du musst nur darauf achten, dass sie nicht unnatürlich klingen. Manche Geräusche werden erwartet und wenn sie fehlen, schrecken wir auf." Berah zwinkerte noch einmal kurz, bevor er sich zur Kombüse aufmachte und das Geschirr zurück brachte.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise versuchte sich in die Perspektive des Paladins zu versetzen; es gelang ihr nicht. So viele Menschen hatte er enttäuscht und verraten, dass es egal war, wohin er ging. Nirgendwo war Draco wirklich willkommen. Das stand im starken Kontrast zur Obersten Feuermagierin. Mit wenigen Ausnahmen wurde ihr Auftreten vielerorts begrüßt. Es war das genaue Gegenteil zum Weißkopf.
    »Wir werden Hagen gemeinsam aufsuchen.«, sagte die Priesterin. »Über die Jahre hat sich eine Freundschaft zwischen uns gebildet und er wird seinen Zorn im Zaum halten, wenn ich ihn darum bitte. Jedenfalls hoffe ich das. So oder so kann ich dir nur die Tür öffnen. Überzeugen wirst du ihn am Ende selbst müssen. Was definitiv Jahre dauern wird.«
    Françoise hielt inne.
    »Ganz nachvollziehen kann ich Rhobars Entscheidung nicht.«, sagte sie schließlich. »Dass er dir eine Art von Prüfung auferlegt, ist verständlich. Dass er die absolut schwierigste von allen gewählt hat, ist... nun, ich verstehe es nicht. Du könntest dich auch an einem anderen Ort unter einem anderen Befehlshaber rehabilitieren. Auf einer weniger kritischen Mission. Die Reibungen, die durch deine bloße Anwesenheit entstehen, werden unseren Auftrag nämlich nicht vereinfachen. Dennoch war genau das seine Entscheidung.«
    Ratlos zuckte die Priesterin mit den Schultern. Vielleicht wusste der König etwas, das er dem Kronrat vorenthielt. Womöglich bedurfte die Situation auf Khorinis jemanden, der außerhalb der Strukturen des Ordens dachte. Was auch immer es war, sie würden es gewiss auf der Insel erfahren.
    »Was genau soll das bedeuten? Nichts ist wahr?«, fragte die Oberste Feuermagierin ihren Freund. »Gibt es nicht einige absolute Wahrheiten? Eins plus Eins gleich Zwei. Es ist per Definition wahr. Und ob alles erlaubt ist, lasse ich mal dahingestellt.«
    Gemeinsam liefen die beiden Freunde über das Deck in Richtung des Achterschiffes. Aufgrund der Anwesenheit der Obersten Feuermagierin fielen die argwöhnischen Blicke auf Draco wesentlich weniger auffällig aus. In erster Linie stammten sie von Veteranen. Die jüngeren Generationen unter den Soldaten kannten die Missetaten des Paladins ohnehin nur aus Geschichten. Da zog er die Blicke eher aufgrund seiner Ohren auf sich, als aufgrund seiner Vergangenheit.
    Im Quartier der Obersten Feuermagierin hatten die Novizen einen Tee für sie gekocht. Françoise bot ihrem Freund einen Platz an. Währenddessen goss sie ihnen zwei Tassen ein und setzte sich dann ebenfalls nieder.
    »Ich werde wahrscheinlich für eine Weile in der Stadt bleiben.«, sagte die Priesterin und nahm einen Schluck Tee. »Obwohl ich wirklich neugierig bin, wie es um das Kloster steht. Ach, ich werde es einfach auf mich zukommen lassen und dann entscheiden.«

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Er nahm ebenfalls eine Tasse und lies den Duft des Getränks in seiner Nase wirken. Es war gute Qualität. Deutlich besser jedenfalls, als er es auf einem Schiff erwartet hätte. »Ich denke, dass der König sicherstellt, dass sein Handeln gerechtfertigt erscheint. Eine zu einfache Aufgabe könnte den Eindruck erwecken, dass ich mich durch die Hintertür zurückgeschlichen habe. Kann ich allerdings Hagen überzeugen und unter seinen Augen erfolgreich sein, so zerstreut dies eine ganze Reihe Vorbehalte ganz von selbst. Hohes Risiko, hoher Gewinn für mich. Für den König hingegen eher nicht. Er hat sein Wort Daelon gegenüber gehalten und wenn es schief geht, richtet mich das Schicksal. So oder so eine gelungene Geschichte«, resümierte er das, was er als den Willen des Monarchen zu identifizieren glaubte. »Außerdem meine ich ohne allzu viel Arroganz, dass ich tatsächlich gut für diese Mission geeignet bin. Ich kenne das Minental sehr gut und ich habe lange Zeit in Khorinis gelebt. Meine Fähigkeiten sind sicherlich von Vorteil«.

    Er nippte an dem Tee und fühlte in der Magengegend das leichte auf und ab der Wellen. Beruhigend. »Mein Wahlspruch ist eher philosophischer Natur. Nichts ist wahr, alles ist erlaubt bedeutet für mich das Streben nach Freiheit. Freiheit bedeutet nicht das glauben zu müssen was andere glauben und damit die Fähigkeit Konflikte auszuhalten und für die eigenen Werte einzutreten. Niemand kann frei sein, wenn er sich immer den Erwartungen Anderer unterordnet. Es geht darum selbst herauszufinden was wahr ist. Seinen eigenen Platz zu finden. Genau das was wir mit meiner Magie gemacht haben«. Er schenkte ihr ein freundliches Grinsen. »Alles ist erlaubt folgt daraus. Wenn ich nicht frei bin, darf ich nichts tun. Bin ich aber frei öffnen sich alle Handlungsspielräume. Weiterhin natürlich gemäß meiner Werte. Es geht darum wählen zu können. Nicht ein Unmensch zu werden. Das habe ich nun erkannt.«

    Einige Zeit sagte er nichts und schaute sich nur im Zimmer um. »Ich bin sehr gespannt auf das Kloster. Ich denke ich war das letzte Mal dort als Valien geweiht wurde. Irgendwie zieht es mich zu diesem Ort, ebenso wie zur Stadt«. Hoffentlich war die Schiffsfahrt bald vorbei. Er konnte es kaum abwarten, dass endlich etwas passierte.

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    An Bord der Joka La Maji

    Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen, nicht zuletzt geboren aus der Aussicht auf die baldige Ankunft bei den Südlichen Inseln und einem dadurch hervorgerufenen, trügerischen Gefühl des Heimkommens, lief Ravia über das Deck der Joka La Maji. Noch immer war sie barfuß und sie musste eingestehen, dass sie es zunehmend begrüßte, wenn das Meer ihre Zehen umspülte und sie die Gewissheit der rauen Planken unter sich spüren konnte. Auf seltsame Weise schien sie ohne das beengende Schuhwerk ihren Fuß besser abzurollen, was neben dem fehlenden Klackern der beschlagenen Sohle dazu beitrug, dass sie sanfter über den Ballen abrollte. Allein deswegen waren ihre Schritte bereits leichter und dadurch weniger gut zu hören als üblich. Gut, dass sie nicht wie eine Ente watschelte, das Platschen der nackten Haut auf dem nassen Holz wäre sicherlich auffällig gewesen, von der vermeintlich optischen Lachnummer, die sie dabei abgegeben hätte, mal abgesehen.

    Doch was genau sollte sie nun mit diesen neugewonnen Erkenntnissen und dem beflügelten Willen anstellen? Sie brauchte einen Beweis für Berash, dass sie seine Lehren adaptieren konnte.
    Tu ich das?
    Tatsächlich hatte er sie nicht darum gebeten, es war nur ihre großspurige Ankündigung ihm gegenüber gewesen, der sie die bevorstehende Aufgabe zu verdanken hatte. Warum sie das gemach hatte, wusste sie nicht genau. Vielleicht wollte sie ihn beeindrucken, aber vermutlich war sie einfach daran interessiert sich selbst zu beweisen, dass ihre Geschicklichkeit für mehr zu gebrauchen war als das unbemerkte Entwenden von Schmuck und Gold von Körpern unaufmerksamer Menschen. Insbesondere nachdem ihre Versuche das seltsame Schmuckkästchen zu öffnen, nach wie vor keine Früchte erzielt hatten. Frustrierend, und sie hasste es, wenn sie etwas nicht schaffte, was sie sich vorgenommen hatte. Nun also musste es das lautlose Heranschleichen sein, welches als Ausgleich herhalten sollte.

    Aber woher den Beweis nehmen, wenn nicht stehlen?, fragte sie sich und grinste über ihren eigenen Witz. Etwas Wertvolles zu nehmen wäre nicht abgebracht und brächte im Ernstfall nur Probleme mit sich, selbst wenn sie es zurückgab – was sie definitiv tun würde, im Bestfall ebenso unauffällig, wie das Beschaffen. Was also bot sich noch an? Ein Logbuch aus der Kapitänskajüte? Vielleicht, doch sie ahnte schon, wie die Standpauke verlaufen würde, die neben Respekt auch noch ein Dutzend Litaneien aus Gründen enthalten würde, weshalb sie ihm so viel verdankte und er enttäuscht von ihr war, dass sie seine Gutmütigkeit ausnutzte. Die ein oder andere handfeste Erinnerung war auch nicht auszuschließen, selbst wenn er diese Art der Disziplinierung bisher nie bei ihr angewandt hatte. Allerdings hatte sie ihm auch nie einen Grund dafür geliefert und war in den meisten Fällen eine brave Tochter gewesen, auf die er stolz sein konnte.

    Pakko könnte sie seine goldverzierte Gürtelschnalle stibitzen. Er wäre sicher nicht sonderlich sauer, wenn sie erklärte, weshalb sie es getan hatte. Doch leider war ihre Beziehung zueinander seit einigen Wochen angespannt. Genau genommen seit dem Tag, wo sie sich in die Besinnungslosigkeit gesoffen hatte. Bisher hatte keiner der beiden Sturköpfe den ersten Schritt machen wollen und man mied sich, so gut man konnte. Außerdem schaut er immer wieder missbilligend in ihre Richtung, wenn sie sich in Berashs Nähe aufhielt. Ravia verstand nicht wirklich, was sein Problem war. Wenn ihn was störte, dann sollte er es ihr ins Gesicht sagen und nicht am andern Ende des Decks schmollen und Löcher in die Robe des Weißhaarigen stieren.
    An Saarinas Karten und Gerätschaften würde sie sich nicht herantrauen. Sie mochte die Navigatorin, doch es war immer ein gewisser Grad an Ungewissheit zwischen ihnen gewesen. Die Blonde hatte nie das Gefühl gehabt, dass sie verstand, was der Korshaani durch den Kopf ging.

    Dann endlich kam ihr die Idee und sie konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
    „Oh, das ist perfekt!“, freute sie sich.
    „Was ist perfekt, Ravia?“, fragte einer der Piraten, der sie beim Vorbeigehen gehört hatte.
    „Ehm, nichts. Hast du die Abendschicht Jora?“
    „Jep, hab beim Halmziehen den Mittleren gezogen. Louis hat die Hundswacht bekommen“, lachte der Seemann und winkte ihr zu.
    „HA, der Arme!“, lachte Ravia und beeilte sich außer Reichweite ihres Kameraden zu gelangen.
    Für ihre Idee brauchte es noch einen Plan und einige Zufälligkeiten mussten aus dem Weg geräumt werden. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie dieses Ding drehen konnte und mit guten Chancen unversehrt aus der Nummer herauskäme, selbst wenn es schief ging.

    Mit betont langsamen Schritten näherte sie sich der Luke nach unten zu den Kojen der Mannschaft. Sie stand offen und würde es wohl auch noch eine Weile bis die erste Nachtwache begann. Sie durfte nicht zu lange warten, denn beim Wachwechsel gäbe es Bewegung. Am liebsten hätte sie die Planung bei ihrem Baba erfragt, wer welche Schicht hatte, doch das wäre zu auffällig und es gab einen viel einfacheren Weg herauszufinden, ob jemand bestimmtes die Hundswache hatte.
    Man ist das toll, wenn man sich auf Gewohnheiten von Menschen verlassen kann, freute sich die Piratin und schritt die wenigen Stufen hinab unter Deck.
    Nie zuvor hatte sie darauf geachtet, doch jetzt fiel ihr auf, dass fast jede Stufe laut knarzte, wenn sie ihr Gewicht daraufsetzte und sie fluchte innerlich, weil es die Dinge verkomplizierte. Doch dann erinnerte sie sich an Berashs Worte zum Abschied.
    Manche Geräusche werden erwartet und wenn sie fehlen, schrecken wir auf.
    Der Tipp war in diesem Moment goldwert und sie hätte ihren unfreiwilligen Lehrmeister küssen mögen, hätte er hier neben ihr gestanden.

    Zwischen den Kojen waren einige Matrosen unterwegs, durchstöberten ihre Seemannstruhen oder machten sich bereit für ein Nickerchen, bevor sie ihre Schicht antreten mussten. Mit einigen freundlichen und kameradschaftlichen Worten drückte Ravia sich an ihnen vorbei. Nachdem sie Berash ihren Schlafplatz überlassen hatte, war sie tiefer in den hinteren Teil ausgewichen, wo sie sich ein anderes halb belegtes Bett genommen hatte. Im Moment saß dort Sina, die wohl mit der Langeweile zu kämpfen hatte.
    „Na, fertig für heute?“, fragte die Blondine sie und lehnte sich gegen die Wand neben der gemeinsamen Koje.
    „Ja, zum Glück!“, erwiderte Sina und schaute auf als Ravia sie ansprach, „Du auch? Dann wird’s wohl eng heute Nacht“, fügte sie grinsend hinzu.
    „Mach dir keine Sorgen, ich bleibe noch eine Weile wach“, meinte die Ziehtochter des Kapitäns und verschränkte gelassen die Arme unter ihrer Brust.
    „Na dann, ich werde wohl so schnell auch kein Auge zu tun. Naut hat die letzte Wache“, stöhnte Sina und nickte den Gang herunter, von wo ein rhythmisches Atmen zu hören war, was aus Erfahrung bald zu einem plankenbiegenden Schnarchen anwachsen würde.

    Ravias Grinsen wurde breiter, nicht etwa – wie Sina vermutete – wegen des Scherzes, sondern weil genau das eintraf, was sie für ihren keimenden Plan brauchte. Naut legte sich immer zum Beginn der Abendwache hin, wenn er zwei Schichten später dran war und er blieb seinen Gewohnheiten treu, wie es sich für alte Männer gehörte, die sich nicht von ihren Pflichten trennen konnten.
    „Du tust mir leid, Schwester“, gab die Piratin wenig überzeugend ihre Anteilnahme ab.
    „Du mich auch“, warf Sina ihr an den Kopf, lachte dann aber, „Was macht der mysteriöse Passagier?“
    „Keinen Blassen. War zuletzt auf dem Weg zu Jabari, um die Schüsseln zurückzubringen.“
    „Läuft da was?“
    „Bist du irre? Hast du seinen weißen Bart gesehen? Der ist viel zu alt für mich!“, empörte sich Ravia auf die ungenierte Nachfrage.
    „Hey, ich würd’s nicht verurteilen! Er hat immerhin unseren Quartiermeister geschlagen. Das war schon beeindruckend!“, erwiderte ihre Kameradin.
    „Da hast du Recht, aber… nee.“
    Die Blondine schüttelte sich theatralisch, um ihre Abneigung dieser Idee gegenüber Ausdruck zu verleihen, obwohl Sinas Annahme gar nicht so abwegig war, wie sie selbst zugeben musste.
    „Na ja, versuch du mal zu schlafen, bevor der Rumpf wackelt. Ich drehe noch ‘ne Runde“, verabschiedete sich Ravia und machte kehrt. Bis sie agieren konnte, mussten die meisten und am besten alle unter Deck schlafen. Das bedeutete, dass sie wohl bis zur ersten Nachtwache warten musste und dann hätte sie bis Mitternacht Zeit.

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    An Bord der Victoria

    Der nächste Abschnitt ihrer Reise verlief weitestgehend ereignislos. Einige Delfine hatten die Flottille für eine Weile begleitet, genauso wie mehrere Tagen Regen. Zu ihrem Glück hatte es keinen Sturm gegeben, der sie in andere Welten entführte. Obwohl Françoise dem nicht vollkommen abgeneigt gewesen wäre. Dass sie auf diese Weise ausgerechnet wieder in die eine Welt zurückkehren könnte, wäre natürlich so gut wie ausgeschlossen. Hoffnungen machte sich die Priesterin deshalb nicht. Es lag an ihr selbst, die Rückkehr zu bewerkstelligen.
    Aufgrund des stark begrenzten Raumes auf dem Schiff hatten die Übungen mit Draco in den letzten Tagen nur sehr eingeschränkt fortfahren können. Wenn ein etwas zu gläubiger Paladin den Weißkopf dabei gesehen hätte, wie er einen pechschwarzen Schild heraufbeschwörte, könnte das ziemlich schnell falsch verstanden werden. Dabei gab es nichts zu beanstanden. Doch Vorurteile hatten gegenüber rationalen Argumenten oftmals einen großen Vorsprung, dass man mit dem Aufklären gar nicht schnell genug hinterherkam. Die wenigen Übungen, die der Paladine gemeinsam mit der Obersten Feuermagierin unter diesen Umständen durchführen konnte, geschahen in der Abgeschiedenheit des Quartiers der Priesterin. Kaum ein geeigneter Ort dafür.
    Bald würde ihnen mehr Raum gewährt sein, denn die erste Station ihrer Reise lag bereits in Sichtweite und von dort aus waren es nur noch einige Tage bis zu ihrem eigentlichen Ziel. Zusammen mit Draco stand Françoise auf dem Vorschiff der Victoria. In der Entfernung erhoben sich die beiden Leuchttürme von Thorniara und nicht weit dahinter der Turm des Zitadelle.
    »Hast du dir schon ein paar Worte für Hagen zurecht gelegt?«, fragte die Priesterin ihren Freund. »Die Stunde der Wahrheit naht.«

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    An Bord der Joka La Maji

    Ravia lehnte gegen das Holz der Wand, die zum Achterdeck gehörte. Sie war in Schatten gehüllt, während die Sonne dem Meer einen letzten Kuss gab. Zwischen ihren Knöcheln rollte eine einzelne Silbermünze elegant entlang und schien dabei fast wie von selbst zwischen den schlanken Fingern zu tanzen. Für sie war es nur eine einfache Beschäftigung, die nach jahrelanger Übung längst keine Aufmerksamkeit mehr benötigte. Es half ihr sogar dabei ihre unruhigen Finger zu beschäftigen, während sie in Gedanken versunken grübelte, wie sie ihr auserkorenes Ziel erreichen konnte.
    Es wäre naiv anzunehmen, dass alle unter Deck schlafen, wenn ich hinabsteige, überlegte sie, Aber es ist so eng dort unten, dass ich mich nicht vor ihren Blicken verbergen kann.

    Es war der Knackpunkt ihrer bisherigen Überlegungen. Sie hatte keine Zweifel daran, dass sie ungehindert zu Nauts Koje gelangen konnte – warum sollten sie ihre Kameraden auch aufhalten, insbesondere wenn ihr eigener Schlafplatz weiter hinten im Bauch des Schiffes war? Doch wieder herauszukommen und dabei unbemerkt einen bestimmten Gegenstand haltend, das war etwas, was sie eher einem Magier zugetraut hätte. Aber es gab etwas, was sie als ihre größte Stärke ansah und ihr mittlerweile fast ebenso sehr in Fleisch und Blut übergegangen war, wie das Tanzenlassen einer Münze über ihre Finger; das Beeinflussen der Aufmerksamkeit anderer Menschen.

    Es war der grundlegendste Trick für solche, die unbemerkt ihre eigenen Taschen füllen wollten, ohne dabei erwischt zu werden. Natürlich gab es immer jene, die mit viel Bohei die Geldkatze einer älteren Dame auf offener Straße am helllichten Tag raubten, doch in Ravias Augen waren diese Leute kaum der Bezeichnung Dieb wert. Sie waren einfache Räuber, die keinen Sinn für Finesse hatten und vermutlich in kürzester Zeit hinter Gittern eines beliebigen Kerkers in einer beliebigen Stadt endeten, wo man sie vergaß. Sie hingegen wollte nicht vergessen werden – auf keinen Fall – aber sie wollte auch nicht, dass sie als Diebin bekannt wurde. Am einfachsten war dieses Ziel zu erreichen, indem man vor allem nicht erwischt wurde, wenn man die Hände im sprichwörtlichen Honigtopf hatte. Und damit niemand auf eben jenen Honigtopf achtete, brauchte es eine geschickte Manipulation der Aufmerksamkeit möglicher Zeugen.

    Die Glocke zum Wachwechsel wurde geschlagen und die Piraten, welche endlich ihre wohlverdiente Nachtruhe antreten konnten, streckten sich und ließen sich die erleichterte Stimmung ganz einfach anmerken. Im Kontrast wirkten die Matrosen der ersten Nachtwache nicht sonderlich begeistert, doch man scherzte dennoch untereinander, denn es half ja nichts und besser lachte man die Unlust weg, als sich von ihr demotivieren zu lassen.
    Für Ravia bedeutete der Glockenschlag lediglich, dass ihre Planungszeit vorüber war. Die meisten ihrer Crewmitglieder würden nach einer Schicht zu Jabari gehen, um sich Rum ausschenken zu lassen. Nur selten steuerten sie sofort ihre Kojen an, insbesondere wenn es keine der Nachtschichten war, die zu Ende gegangen waren. Bald würde auch die Luke nach Unten geschlossen, sodass sie nur mit entsprechendem Aufwand und damit verbundenem Lärm in den Bauch der Joka gelangen würde. Ihr Zeitfenster war also knapp.

    Mit Schwung stieß sie sich von der Holzwand des Achterdecks ab und fiel in einen leichten Schritt, wobei sie Augenkontakt mit den anderen Matrosen an Deck vermied. Die meisten wussten, dass sie nicht Teil der Abendschicht gewesen war und es würde nichts bringen anderes zu behaupten. Also lief sie mit gewohnter Selbstverständlichkeit die Treppe nach unten hinab und fand sich erneut bei den Kojen der Mannschaft wieder. Anders als zuvor waren nun mehr Leute am Schlafen, da sie zur nächsten Wache ausgeruht sein mussten. Es gab aber auch genügend Leute, die noch wach waren. Allerdings war wohl das laute Schnarchen eines gewissen Quartiermeisters der Hauptgrund für die gestörte Ruhe.
    „Heute legt er sich aber wieder ins Zeug, was?“, fragte Ravia leise einen ihrer Kameraden, der auf seiner Koje saß und offenkundig genervt war.
    „Das kannst du laut sagen. Im Ernst. Schrei es ruhig laut, hört eh keiner wegen dem Schnarchen!“, erwiderte er halb scherzhaft, halb genervt von der Naturgewalt, die Naut war.

    Immer noch barfuß machten ihre Schritte kaum ein Geräusch über die trockenen Planken, aber unsichtbar war sie dennoch nicht. Allerdings war offenes Feuer unter Deck strengstens verboten und die wenigen abgeschirmten Laternen gaben kaum genug Licht, um gute Sicht zu haben. Etwas, was sie zu ihrem Vorteil nutzen wollte.
    Sina hatte es tatsächlich geschafft einzuschlafen und ein prüfender Blick bestätigte, dass es wohl so schnell auch nicht anders werden würde. Nauts nächtliche Nasenklänge waren so weit hinten noch lauter und selbst wenn sie Ravia angestrengt hätte, könnte sie wohl nicht in puncto Lautstärke mit ihm konkurrieren, egal was sie tat. Außer natürlich zwischen jedem Luftholen, wo die kurze Stille plötzlich ohrenbetäubend wirkte und selbst das Rauschen der Wellen nur wie durch eine Wand aus Sand zu hören waren.

    Bei Nauts Koje angekommen drückte die Piratin sich in die Nische, ihren Rücken an die Außenwand gepresst, um aus dem Sichtfeld der anderen zu sein. Ihr Herz schlug bereits schneller, als gewohnt, fast so wie bei einem bevorstehenden Angriff auf eine Handelskogge.
    Der Dreispitz des Quartiermeisters – der Gegenstand, den sie als Beweis auserkoren hatte – hing an einem in die Wand geschlagenen, großen Haken. Der Seegang war ruhig, weshalb der sonst häufig am Boden liegende Hut noch an seinem Platz war. Das Erkennungsmerkmal des erfahrenen Seemanns war zu groß, um ihn einfach unter ihrer Kleidung verschwinden zu lassen und ihren Seesack hatte sie nicht holen wollen, weil es nur für unangenehme Fragen gesorgt hätte. So wie es der Dreispitz auch tun würde, wenn man sie mit ihm sah.

    Ein letzter, unaufgeregter Blick zu Naut bestätigte, was sie bereits wusste. Er würde nicht so schnell aufwachen und schon gar nicht bemerken, dass sein Hut fehlte bis er zur Hundswacht aufstehen musste. Sie hob die Kopfbedeckung vom Haken und runzelte leicht die Stirn, als sie den verschwitzten Salzrand auf der Innenseite entdeckte. Nicht schön, aber behalten wollte sie das alte Ding ohnehin nicht.
    Leise schob sie sich an den Rand der Nische und spähte den Gang zur Treppe hinunter. Noch immer waren eine Handvoll Piraten wach, doch keiner schenkte seiner Umgebung besonders Beachtung. Jona war da und schnitzte mit seinem Messer an einem Stück Holz, dessen Späne mit jedem Schnitt in seiner Koje und auf den Boden daneben rieselten. Ein anderer lag mit offenen Augen im Bett und starrte zur niedrigen Decke. Auf leisen Sohlen – nannte man die Unterseite der eigenen Füße auf Sohlen? – schob sie sich den Weg zurück, den sie gekommen war. Die gebückte Haltung wirkte wegen des beengten Raumes kaum unnatürlich und so schaffte sie es an den ersten beiden vorbei, wobei sie genau darauf achtete, den Dreispitz so hinter ihrem Körper zu verbergen, dass sie ihn beim plötzlichen Aufsehen nicht sofort ins Auge fassten.

    Jona jedoch blickte von seiner Schnitzarbeit auf und erkannte Ravia, die ihn bereits breit anlächelte.
    „Was machst du da?“, fragte sie und beugte sich vor, um vermeintlich auf seine Holzfigur zu schauen, während sie den Dreispitz in einer Hand hinter ihren Rücken hielt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass keiner der anderen in diesem Moment in ihre Richtung schaute.
    „Ich… ehm… „, stammelte der Jüngling und war gleich wieder genauso ängstlich wie bei dem ersten Würfelspiel, was sie miteinander gespielt hatten.
    „Ich versteh‘ schon. Viel Spaß noch, Jack!“, trällerte Ravia leise und zwinkerte ihm zu, während sie sich so von ihm wegdrehte, dass sie den Hut gleichmäßig zu ihrer Brust bringen konnte, stets außerhalb des Sichtfelds ihres jüngsten Kameraden.

    „Bei Beliar, wenn Naut nicht bald aufhört, stopf ich ihm meine Unterhose in die Nasenlöcher!“
    Ravia erschrak und zuckte zusammen, als sich der gleiche Mann, den sie beim Hereinkommen angesprochen hatte, lautstark beschwerte. Kurz dachte sie, man hätte sie erwischt und besagter Pirat hatte bloß seine Decke über den Kopf gezogen, als aussichtlosen Versuch das Geschnarche auszublenden.
    So leise sie konnte und sich dem rhythmischen Schlafgeräuschen ihres Quartiermeisters anpassend, schlich die Blonde an den letzten Kojen vorbei, wobei sie bemerkte, dass Berashs Schlafplatz noch leer war. Dank seines Tipps machte sie keine Anstalten sich auf den Treppen zum Deck anders zu bewegen, als sonst und dachte schon, dass sie es geschafft hatte.
    Allerdings hatte sie kurzzeitig die wachhabende Crew vergessen, an denen sie noch irgendwie vorbeimusste. Doch wohin wollte sie überhaupt mit dem Hut? Offensichtlich zu Berash, aber je nachdem wo er stand, wäre es ein äußerst schwieriges Unterfagen über das offene Deck zu laufen, ohne aufzufallen. Selbst wenn sie lautlos war, reichte ein einziger zufälliger Blick in ihre Richtung und ihr kleines Spiel wäre beendet.

    Vorsichtig lugte sie aus der Öffnung empor. Einige Paar Stiefel, in denen die Füße ihre Kameraden steckten, waren zu sehen und sie machte anhand dessen fest, dass sie einen guten Moment abgepasst hatte. Sie setzte sich den Hut kurzerhand auf und nahm das Risiko auf sich.
    Auf leisen Füßen ließ sie die letzte Stufe hinter sich, blickte sich noch einmal um und bemerkte zufällig, dass Saarina, die am Steuerrad stand, genau in ihre Richtung schaute. Eine ihrer Augenbrauen hob sich fragend und Ravia legte ihren Zeigefinger an die Lippen und legte eine flehende Miene auf, bevor sie – auf die Verschwiegenheit der Navigatorin bauend – zur Reling schlich, sich darüber schwang und mit den Händen am Deck festhielt. Sie stemmte ihre Beine gegen die Außenwand - und dieses Mal war es wirklich das Äußere des Rumpfes.
    Ihre nackten Füße fanden Halt und sie spähte über Deck nach Berash, der hier irgendwo sein musste.

    Am Bug… wirklich?, stöhnte sie innerlich und machte sich bereit für ein anstrengende Kletterpartie am Rumpf der Joka entlang.
    „Bitte altes Mädchen, wirf mich jetzt nicht ab“, flehte sie das Schiff an und hatte wohl doch die ein oder andere abergläubische Macke ihres Babas übernommen.
    Langsam, damit keine hastigen Bewegungen mit ihren Händen, die noch immer am Rand des Decks zu sehen waren, wenn man aufmerksam hinschaute, kletterte sie immer weiter nach vorn. Das Meer rauschte unter ihr und lockte mit seiner kalten Umarmung. Wenn sie fiel, dann wäre es ein abruptes Ende ihres kleinen Abenteuers und wahrscheinlich auch ihres Lebens gewesen.
    Nicht drüber nachdenken!, ermahnte sie sich und machte weiter.

    „Hey!“, erklang die Stimme Saarinas, welche über das Deck hallte und Ravia blieb für einen Augenblick das Herz stehen.
    „Wo ist Soren? Sollte er nicht auch in dieser Wache sein?“, rief sie ihre Frage zu den Matrosen an Deck, die sich ihr alle zuwandten.
    Das war Ravias Chance und sie schickte ein Dankesgebet an keinen Gott, aber an Saarina, die ihr gerade den Arsch rettete, obwohl sie keinerlei Grund dazu haben sollte. Mit einem Kraftakt stemmte sich die Blonde nach oben zurück aufs Deck, schwang sich mit den Füßen auf die Reling und konnte in diesem Moment nicht widerstehen ihre Quest noch etwas dramatischer zu machen.
    So wie Berash es ihr ganz zu Anfang gezeigt hatte, hockte sie sich auf die Reling und dann… lief sie los. Sie wusste, dass es töricht war, aber beflügelt von der unverhofften Hilfe ihrer Navigatorin, konnte sie nicht anders, als sich dem Adrenalinschub hinzugeben. Die Wellen, welche gegen das Schiff schlugen, drohten jedes Mal ihr das Gleichgewicht zu rauben, doch sie schaffte es auf diese Weise bis ans Bug, wo Berash sie mit verschränkten Armen erwartete.
    Mit einer schwungvollen Verbeugung riss sie sich den Dreispitz vom Kopf und äußerte mit erstickter Stimme, weil ihre Lunge auf Hochtouren arbeiten musste und dadurch den grandiosen Abschluss ruinierte: „Ta-Da!“

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    An Bord der Joka La Maji

    Berash schmunzelte, als Ravia mit ihrer Beute, dem Dreispitz des Quartiermeisters, sich stolz vor ihm verbeugte. Ihr schweres Atmen nahm dem ganzen ein kleines bisschen die Dramatik, war aber nachzuvollziehen. Schließlich hatte die junge Frau einen beeindruckenden Kraftakt dargelegt, um so vor ihm zu stehen.
    "Atemberaubend, was?" Berash lies ein lächeln aufblitzen, bevor er ihr Nauts Hut abnahm und ihn mehrmals in den Händen hin und her wand um ihn zu begutachten.
    "Nauts Hut ist eine interessante Wahl. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass einige deiner Kameraden ihm den vermutlich gerne ins Maul stopfen würden, damit er wenigstens etwas leiser schnarcht."
    Das Schnarchen des Quartiermeisters war eines, dass seinesgleichen suchte, wie Berash schon hatte feststellen dürfen. So manch ein Crewmitglied hatte sich über vorgehaltener Hand darüber beschwert, wie der Assassine durch Zufall mitbekommen hatte. Was ihn jedoch schon ein wenig überraschte, schließlich war es auf einem Schiff doch nie wirklich leise. Die Wellen, die gegen das Schiff schwappten, das Knarren der Planken, die knarzenden Seile und die Rufe der Mannschaft... all das waren alltägliche Geräusche an Bord der Joka La Maji, was machte da schon das, zugegeben sehr vehemente, Schnarchen eines einzelnen Mannes weiter aus? Berash wusste es nicht, war aber schließlich auch kein Seemann.

    Mit einer geschickten Geste warf der Assassine den Hut hoch und fing ihn elegant wieder auf, bevor sein Blick über die Reling glitt, hinaus aufs offene Meer.
    "Meinst du, Naut würde seine Kopfbedeckung vermissen?" Nachdenklich hielt er den Dreispitz etwas über die Reling und lies ihn für einen Moment übers offene Meer hängen. Die Wellen schlugen leise gegen das Schiff, während das allgemeine Rauschen erklang. Die Augen Ravias wurden groß, schon setzte sie an Berash zurück zu halten. Doch der Assassine zwinkerte nur und gab ihr den Dreispitz zurück.
    "Keine Sorge. Es ist deine Beute, also ist es auch deine Sache, was du damit machst."
    Der frühere Emir blickte ihn das erleichterte Gesicht Ravias, deren Wangen von der Anstrenung noch immer leicht gerötet waren und ihrer Brust, die sich hob und senkte um wieder zu Atem zu kommen. Hübsch, dachte Berash, bevor er sich wieder zurück zum wesentlichen begab.
    "Aber ich bin beeindruckt. Das war für einen ersten, leisen Raubzug ziemlich gut."
    Gerne hätte der Assassine sie dabei genauer beobachtet, doch dafür kannte er sich einfach nicht gut genug auf dem Schiff aus. Außerdem hatte er nicht mehr so viel Vertrauen in seine Fähigkeiten wie früher, als er noch mit den Schatten hatte verschmelzen können. Aber auch so war er sich sicher, dass die junge Frau ihre Sache gut gemacht hatte.

    "Ich habe jetzt nur noch eine wichtige Frage, Ravia." Berash klopfte sich nachdenklich ans Kinn, bevor er den Blick wieder hinaus aufs Meer warf.
    "Wirst du ihm seinen Hut auch wieder zurück bringen?"

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    An Bord der Joka La Maji

    Kurz war Ravia das Herz stehengeblieben, als Berash den Dreispitz über das offene Meer gehalten hatte. Wenn er ihn fallen ließ, dann wäre sie geliefert. Mit großen Augen wollte sie ihre Hand nach dem Hut ausstrecken, doch da zog der Weißhaarige bereits zurück. In seinem Gesicht tanzte der Schalk und mit einem Zwinkern löste sich die plötzliche Anspannung und sie atmete noch einmal schwer aus. Ihr war so verdammt warm. Die Kletterpartie am Rumpf der Joka entlang war äußerst anstrengend gewesen.
    Auf sein Lob hin hob sie wieder den Kopf, den sie gesenkt hatte, um zu Atem zu kommen. Sie lächelte ihn stolz an und freute sich über die Worte. Zu mehreren Momenten hatte sie nicht daran geglaubt, dass sie es schaffen würde. Doch hier stand sie nun vor ihrem unfreiwilligen Lehrmeister, der seinen eigenen Spaß aus der ganzen Sache gezogen zu haben schien. Seine folgende Frage bestätigte ihr dies.

    „Das war von Anfang an mein Plan“, gab sie zu und setzte sich den Dreispitz erneut auf, „Aber er steht mir besser, als dem alten Quartiermeister, oder nicht? Betont meine Augen“, grinste sie frech und zwinkerte Berash nun ihrerseits zu, während sie sich in Pose brachte, um ihm schöne Augen zu machen.
    Hatte Sina etwa doch Recht gehabt und es bahnte sich etwas an? Nein, das war sicher nur die Flause, die die andere Piratin ihr in den Kopf gesetzt hatte. Zur Unterstützung schüttelte sie ablehnend den Kopf, wobei der Hut bedenklich hin und her wackelte.
    „Scheinbar etwas zu groß für mich“, meinte Ravia leichthin und schaute dann über Deck, wo ihre Kameraden langsam wieder ihre Positionen einnahmen.
    Hatte sich wohl herausgestellt, dass Soren gar nicht für die Hundswache eingeteilt war? Sie musste Saarina bei Gelegenheit unbedingt für die Hilfe danken, denn sonst hätte sie es wohl nicht geschafft.

    „Wir sollten schlafen. Es ist verflucht spät und wenn ich mich nicht täusche, erreichen wir morgen schon die Südlichen Inseln. Das heißt, dass ich bald meinen Teil der Abmachung erfüllt habe“, murmelte die Blonde und schaute zu Berash auf.
    Ihre Stimme war jovial gewesen, doch irgendwie glaubte sie, dass sie ihren Passagier vermissen würde. Ihren Passagier? Nun irgendwie schon, oder nicht?

    ***

    „Land in Sicht!“, donnerte es vom Krähennest und es kam Bewegung in die Mannschaft, als hätte jemand einen blutigen Fisch über einer Haischule ins Meer geworfen.
    Tatsächlich war bereits Argaan in Sicht und der Nebel, der heute über dem Ozean lag, hatte es zu verschulden, dass sie bereits weit näher bei der ersten Sichtung gewesen waren, als üblich.
    „Hart Backbord, Saarina! Ich will nicht, dass die Roten uns von Thorniara aus sehen!“, rief Arus, der gerade ebenfalls an Deck war, während die Navigatorin am Steuerrad stand.
    „Aye, Käpt’n!“, rief die Korshaani zurück und ließ die Joka außer Sichtweite die Nordseite Argaans umschiffen.
    Ravia ahnte, was ihr Baba damit bezweckte und es gefiel ihr gar nicht. Sie vermutete, dass sie Berash an den Schwarzen Stränden nahe dem Dschungel absetzen wollte. Dort gab es nichts, außer wilder Tiere und gefährlicher Vegetation im Norden und karger, schwarzer Fels im Süden. Sie legte sich ins Tauwerk und half dabei das Segel so auszurichten, dass es den harschen Nordwestwind einfing. Die Joka La Maji flog über die raue See, wie der Drache, der sie war.

    „He, Berash!“, rief sie dem Weißhaarigen zu, der in ihrer Nähe an der Reling stand und ihr bei der Arbeit zuzusehen schien, „Wir werden wohl die Ostseite entlang nach Süden segeln. Schon die Ruinen von Setarrif gesehen?“, fragte sie laut, um das Heulen des Windes und Rauschen des Meeres zu übertönen.
    So nah an Land fanden auch die ersten Möwen ihren Weg zu ihnen und kreisten kreischend über dem Schiff.
    „Ist echt einen Anblick wert! Geschmolzener Stein, goldenes Schimmern bei Sonnenlicht. Aber davon haben wir ja gerade nicht viel! Sieht eher nach Regen aus“, fuhr sie fort und wurde bei den letzten Worten leiser, weil es eher eine Befürchtung, denn eine Information für ihren Passagier war.

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