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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Auf dem Meer #11

    Ravia lief mit den Bronzenadeln in der Hand über das Deck, während der erste Lichtstrahl der Morgendämmerung den Horizont färbte. Die kühle Morgenluft strich über ihre Haut, und das sanfte Rauschen der Wellen beruhigte sie ein wenig. Doch ihr Verstand arbeitete fieberhaft, als sie überlegte, wie sie das Schloss der Schatulle knacken konnte.

    Die Nachtwache war ereignislos verlaufen, und jetzt, da ihre Schicht vorbei war, wollte sie die Zeit nutzen, um das Geheimnis der Schatulle zu lüften. Sie erreichte ihre Kabine und setzte sich auf den schmalen, hölzernen Boden neben ihrer Seemannstruhe. Das erste Licht des Tages sickerte durch kleine Ritzen im Holz des Rumpfes und kleine Staubartikel tanzten in den goldenen Strahlen. Sie holte den Schlüssel ihrer Truhe hervor und betrachtete ihn eingehend.

    Der Schlüssel war recht klobig und unscheinbar, doch er hatte eine bestimmte Form, die nahezu perfekt in das Schloss ihrer Truhe passte. Die Piratin drehte ihn langsam zwischen ihren Fingern und versuchte, sich vorzustellen, wie die inneren Mechanismen des Schlosses funktionierten.
    Wenn ich den Schlüssel drehe, bewegt er sich ohne Widerstand im Schloss bis er eine halbe Drehung hinter sich hat. Dann spürt man wie sich etwas bewegt und die Truhe öffnet sich, dachte sie, Vielleicht kann ich das irgendwie nachahmen.

    Mit dieser Vorstellung nahm sie eine der Haarnadeln zur Hand. Sie war aus glänzender Bronze, fein gearbeitet und doch stabil genug, um als improvisiertes Werkzeug zu dienen. Vorsichtig führte sie die Haarnadel in das Schlüsselloch ihrer Truhe ein. Sie fühlte, wie der Metallstab auf Widerstand stieß, und versuchte, die Nadel so zu bewegen, dass sie die Stifte im Schloss erreichen konnte. Einfacher gesagt, als getan, denn das Kleinod war länger als der Schlüssel und der Winkel schränkte ihren Bewegungsradius stark ein.

    Langsam, ganz langsam, ermahnte sie sich und bewegte die Haarnadel vorsichtig hin und her.
    Sie spürte, wie sie an dem harten Metall im Innern des Schlosses entlangglitt, doch nichts geschah. Scheinbar waren dies die Sperren im Innern des Schlosses, welche durch die Form des Schlüssels umgangen werden.
    Was mache ich falsch? fragte sie sich und biss sich auf die Lippe vor Konzentration.
    Sie zog die Nadel heraus und betrachtete das Schlüsselloch erneut, versuchte, sich die genaue Form der Stifte und den Mechanismus vorzustellen und irgendwas im schwachen Licht zu erkennen, dass sie auf die richtige Spur führen würde.

    Wieder führte sie die Haarnadel ein und versuchte es erneut. Diesmal drückte sie die Nadel leicht nach oben und versuchte, unter den Sperren hindurch zu kommen. Doch die Nadel rutschte ab und verkantete sich in einer Ecke des Mechanismus. Ravia spürte eine Welle der Frustration.
    Es kann doch nicht so schwer sein, dachte sie und schaffte es unter hektischen Bewegungen die Nadel zu befreien, welche jedoch offensichtliche Kratzer und leichte Dellen im Material aufwies. Offenbar war Bronze in Schmuckstücken nicht sonderlich hart und ausdauernd. Im schlimmsten Fall würde sie Saarina neue Haarnadeln besorgen müssen.

    Minuten vergingen in denen die bisher sehr unerfolgreiche Schlossknackerin weitere Versuche unternahm, ihre eigene Truhe ohne Schlüssel zu öffnen. Sie versank völlig in ihrer Aufgabe, dachte an die Schatulle, die geheimnisvoll und verschlossen auf ihrer Koje lag. Der Gedanke an den möglichen Inhalt – wertvolle Schätze, wichtige Dokumente oder vielleicht sogar etwas Magisches – spornte sie weiter an. Sie wusste, dass sie Geduld und Geschick brauchte, um das Schloss zu knacken, und dass insbesondere Ersteres nicht zu ihren Stärken gehörte.

    Schließlich legte sie die Haarnadel beiseite und atmete tief durch.
    Ich werde es schaffen, aber ich brauche mehr Übung, entschloss sie und legte sich kurz auf das schmale Bett, um ihre Gedanken zu ordnen. Während das sanfte Licht der Morgensonne den Raum erhellte, wusste Ravia, dass sie nicht aufgeben würde. Es war eine Herausforderung, die sie meistern wollte, und sie war entschlossen, es zu lernen. Doch noch immer schienen sich ihre Gedanken nicht um das Kernproblem winden zu können. Wieso kam sie mit der Nadel nicht tiefer in das Schloss hinein?

    Prinzipiell war ihr bewusst, dass ohne die richtige Form am Bart des Schlüssels kein vorankommen war, doch das Schloss war so groß, dass sie erwartet hatte, irgendwie die Sperren und Widerstände im Innern umgehen zu können. Bisher hatte sie auch nur eine Nadel verwendet, denn sie bezweifelte, dass eine Zweite ihr in diesem Fall geholfen hätte. Was also tun?

    „Alle Mann an Deck!“, schallte es durch die Planken unters Deck, wo sie sich derzeit allein befand.
    Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns und Unwillens, schwang sie sich aus ihrer Koje, öffnete ihre Truhe mit dem Schlüssel – wenn es doch nur mit den Nadeln so einfach wäre – und verstaute die Schatulle darin, bevor sie die Treppe nach oben erklomm.
    Arus und Naut standen auf Achtern, während sich die Mannschaft auf dem Hauptdeck sammelte und darauf wartete, was angekündigt wurde. Vermutlich das nächste Ziel ihrer Reise, denn seit ihrem erfolgreichen Überfall, hatte sich der Kapitän rar gemacht und viel Zeit mit Konan und Xuros verbracht, während sie Fahrt nach Westen gemacht hatten. Khorinis dürfte in weniger als einem Tag vor ihnen am Horizont auftauchen, wenn Ravia die Tage richtig gezählt hatte und der Wind ihnen gewogen gewesen war.

    „Es wird eine kurze Ansprache, Freunde!“, rief Arus, als sich alle versammelt hatten, „Ich bin stolz auf uns!“, donnerte er und Jubel war seine Antwort, „Wir haben eine große Prise erbeutet und jene, die ihr Leben dafür ließen, werden nicht vergessen werden!“
    „Aye!“, riefen einige der versammelten Piraten.
    „Seid euch sicher, dass wir eine Weile gut davon leben werden können. Doch dafür müssen wir den feinen Wein der reichen Pinkel erst in Gold und Silber eintauschen. Die Verträge, die wir auf der Kogge gefunden haben, waren für Abnehmer in Bakaresh gedacht. Das ist unser nächstes Ziel!“
    Gemurmel raunte durch die Menge, einige aufgeregt, andere mit einem wissenden Lächeln, als hätten sie geahnt, wo es hingehen würde.
    „Bleibt wachsam! Es ist myrtanisches Gebiet, selbst wenn die Varanter gern anders denken!“

    Damit war die Ansprache vorüber und Arus nahm wieder seinen Platz am Ruder ein. Ravia hingegen spürte eine Aufregung in sich aufkeimen.
    Varant, dachte sie, Es ist lange her, aber endlich kann ich wieder Bakaresh besuchen!
    Duftöle, feine Stoffe und die süßesten Gebäcke waren ihr in Erinnerung geblieben, wenn sie an die weite Wüste im Süden des Festlands dachte. Und die Musik, oh die Musik und der Tanz dort!

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    An Bord der Joka La Maji

    „Aha!“, rief Ravia triumphierend und weckte damit einen ruhenden Seemann, der sich grummelnd in seiner Koje umdrehte und ihr damit den Rücken zudrehte.
    „‘Tschuldige, Jack!“, trällerte sie viel zu fröhlich, als sie erkannte, dass es Jona war, der dort lag.
    Die Freude lag jedoch nicht darin begründet, dass es einer der Neulinge war, deren Schlaf sie nach der Hundswache gestört hatte, sondern dass sie endlich verstanden hatte, wie das Schloss ihrer Seemannstruhe funktionierte – glaubte sie jedenfalls. Unzählige Male hatte sie jetzt den Schlüssel immer wieder ins Loch geführt und gedreht. Mal langsam, mal schnell, mal nur ein Viertel und dann wieder so weit, dass sie auf den mittlerweile sehr vertrauten Widerstand stieß, über den sie sich zuvor nie wirklich Gedanken gemacht hatte.

    Dabei hatte sie unentwegt an dem Schlüssel vorbeigeschaut, in das größere Schlüsselloch. Sonderlich viel sah man dabei zwar nicht, da ein Großteil des Lochs natürlich durch besagten Schlüssel eingenommen wurde, doch sie glaubte endlich etwas gesehen zu haben. Eine Art Metallspange, die sich bewegte, sobald sie eine halbe Drehung mit dem Schlüssel hinter sich hatte. Mittlerweile kam ihr das Wort Schlüssel gar nicht mehr wie ein Wort vor, so oft wie sie es in den letzten Tagen gedacht hatte. Es war ein wenig so, wie wenn man immer wieder ein Wort wiederholte, bis es nichts weiter war als ein Geräusch ohne Bedeutung. Wenn sie nicht aufpasste, würde es ihr mit dem Wort Wort bald ebenso ergehen.

    Noch etwas anderes war ihr bei dieser Entdeckung aufgefallen. Etwas, das ihr ebenso unbewusst gewesen war, wie der Widerstand innerhalb des Schlosses. Wann immer Ravia ihre Truhe öffnen wollte, drückte sie bereits den Deckel nach oben, noch während sie den Schlüssel drehte. Daher vermutete sie, dass das Bewegen der Spange etwas freigab, was den Deckel sich anheben ließ. Das würde also heißen, dass sie beim Versuch das Schloss zu knacken, ebenfalls Druck auf den Deckel ausüben musste.
    Mit zusammengepressten Lippen führte sie die Nadel in das Schlüsselloch und versuchte dabei irgendwie an den Sperren im Innern vorbeizukommen. Von unten klappte es nicht, aber was, wenn sie die Hindernisse im Schloss einfach umgehen konnte, indem sie ihr Werkzeug so hereinsteckte, dass es gar nicht an ihnen vorbei musste?

    So vorsichtig und präzise wie möglich steckte sie den Bronzestab in einem steilen Winkel zwischen das Gehäuse und die Sperren.
    Jetzt noch nach rechts hebeln, kommentierte sie in Gedanken ihr eigenes Vorgehen.
    „Ravia? Ah, da bist du! Käpt’n Arus will dich sehen.“
    Erschrocken zuckte die Piratin zusammen und die Haarnadel sprang durch die unbedachte Bewegung aus dem Schloss und kam mit einem dumpfen Klirren auf dem Holzboden auf, wobei sie beinahe zwischen zwei Planken hindurchfiel. Glücklicherweise war sie schnell genug gewesen, um einen Abstecher in die Bilge zu verhindern.
    „Laana!“, fluchte sie wüst und warf den Kopf in die Richtung von Pakko, der sie abgelenkt hatte, ein wütendes Funkeln in den Augen.

    „Hey, schau mich nicht so an! Ich bin nur hier, um den Befehl vom Käpt’n zu überbringen“, hob er unschuldig die Hände.
    Die Blonde schnalzte genervt mit der Zunge und steckte sich die Nadel, welche durch die gewaltsame Behandlung leicht verbogen worden war, ins Haar. Nur als temporärer Aufbewahrungsort gedacht, trug es nichts zu ihrer Frisur bei. Ravia erhob sich aus ihrer sitzenden Position und schüttelte die steifen Glieder. Wie lange hatte sie wieder vor ihrer Truhe gehockt? Warum musste Pakko sie gerade jetzt ablenken, wo sie ein so gutes Gefühl bei ihrem Vorgehen hatte?
    Ohne ein weiteres Wort schob sie sich an ihm vorbei. Seine Hand zuckte, als wollte er sie am Arm greifen, sie aufhalten, doch er tat nichts dergleichen. Für den Bruchteil eines Augenblicks bedauerte die Piratin seine Untätigkeit, doch dann wusch ihre Wut das Gefühl beiseite und sie stapfte die Treppe hinauf zum Deck.

    Ihr erster Blick ging direkt nach Achtern, doch am Steuer stand Saarina, die ihr lediglich zunickte, was sie nach kurzem Zögern erwiderte. Wenn ihr Baba nicht dort war, musste er in seiner Kajüte sein. Die paar Schritte zur Tür legte sie mit energischen Schritten zurück, wobei sie ihren Kameraden, die heute für die Deckmannschaft eingeteilt waren, gekonnt auswich, wenn sie an ihnen vorbei musste.
    Mit einem beherzten Klopfen – oder wohl eher einem verstimmten – kündigte sie sich an und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Die Kapitänsunterkunft war sichtlich überfüllt. Zwei riesenhafte Torgaaner, Arus und Xuros, der nicht weniger beeindruckende Konan und Naut, der trotz seiner Körperfülle winzig neben den drei Hünen wirkte. Mit Ravias Erscheinen war kaum Platz um auch nur zwei Schritte zu gehen und sie war mit Abstand die schmalste und kleinste hier.

    „Du hast nach mir schicken lassen, Käpt’n?“, fragte sie leicht verschnupft.
    „Ah, Ravia! Ja, es geht um unsere Ankunft in Bakaresh. Du weißt ja, wie wir sonst vorgehen?“, kam Arus direkt zum Punkt.
    „Den Hafenmeister bestechen, damit er darüber hinwegsieht, dass nicht unsere Unterschrift unter den Verträgen für die Waren steht. Naut macht den ursprünglichen Käufer ausfindig und ich schaue, ob es bessere Angebote für die Prise gibt“, fasste sie mit so schneller Wortfolge zusammen, dass sowohl Konan als auch Xuros zweimal blinzelten.
    Vermutlich hatten sie ihr nicht folgen können, doch der Kapitän sowie Quartiermeister hatten sich daran gewöhnt.
    „Gut, sprich dich mit Naut ab und geh noch einmal den ganzen Papierkram durch“, wies er sie an und wandte sich dann wieder den beiden Gästen zu.

    „Du weißt ja, wie das abläuft, Ravia“, grüßte der alte Myrtaner sie beiläufig ohne von einem der Verträge aufzusehen.
    „Aye, hast du die Ladungsliste irgendwo hier?“, fragte sie und bedankte sich, als er sie ihr reichte.
    Das wäre es wohl erstmal gewesen mit ihren Versuchen das Schloss der Seemannstruhe aufzubrechen. Diese Arbeit war sehr zeitintensiv und forderte viel Konzentration. Wenn sie die richtigen Abnehmer finden wollte, dann würde sie die richtigen Köder auslegen müssen.
    Die Ladungsliste wies mehrere Kisten hochwertigen Weins von Archolos auf. Die verschiedenen Weingüter waren mit aufgeführt, was es ihr als Laie auf dem Gebiet deutlich einfacher machte. Außerdem hatte die Joka nun auch Blaufliederhonig und zu ihrer Freude einige Ballen Seide geladen. Seide von den Inseln des Östlichen Archipels galt als äußerst beliebt unter den gut betuchten Einwohnern Varants und wenn sie es klug anstellte, würde sie vielleicht selbst ein wenig des sanften Stoffes behalten können. Er fühlte sich einfach wunderbar auf der Haut an und…
    Keine Zeit jetzt darüber nachzudenken, schüttelte sie den Kopf und begann sich die exakten Zahlen auf der Liste einzuprägen, ehe sie sich den Verträgen widmen würde.

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash war mit Ravia an Deck gegangen, nachdem sie seine Fragen beantwortet hatte. Ein paar Wochen also. Nun gut, dachte er bei sich, das würde er schon überstehen.
    An Deck war das wilde Treiben zu beobachten, dass bei einem auslaufenden Schiff immer zu sehen war. Ein gut abgestimmtes Durcheinander, bei dem Männer und Frauen ihren Aufgaben nachgingen.
    Befehle wurden gebrüllt, Segel wurden gehisst und langsam nahm das Schiff genug Fahrt auf, dass Bakaresh hinter ihnen immer kleiner wurde. Bei den Göttern, endlich war er hinaus aus der Stadt. Und während die salzige Seeluft die letzten Reste vom Gestank des Hafens aus seiner Nase trieb, verspürte der Assassine einen kleinen Stich der Wehmut.
    Ja, Bakaresh war nicht gut für ihn gewesen am Ende. Aber es hatte auch schöne Zeiten dort gegeben, zumindest früher. Die gemeinsame Verbundenheit der Assassinen hatte ihn immer mit Stolz erfüllt. Sie waren sicherlich keine Armee gewesen, die für ein übergeordnetes Ziel fochten im Vertrauen auf ihren König.
    Stattdessen waren sie ein Bund von Gleichgesinnten, erfüllt von einem einzigen Wunsch: Freiheit. Und auch wenn Berash das nun stark romantisierte, manchmal wünschte er sich doch diese einfacheren Zeiten zurück. Aber dieses Kapitel wurde nun endgültig geschlossen, während sie hinaus aufs offene Meer fuhren.

    Berash hörte Ravia nur halb zu, während er mit nachdenklicher Miene in Richtung des verschwindenen Bakareshs blickte. Stattdessen holte er ein Lederband aus seiner Manteltasche und band sich die langen Haare zu einem Zopf, da der Wind ihm das offene Haar immer wieder ins Gesicht bließ. Vermutlich würde er dies jetzt die nächsten Wochen beibehalten müssen.
    "Am Rand gehen, der Mannschaft aus dem Weg und der Bug ist in Ordnung." Zählte Berash auf. "Das bekomme ich hin."
    Doch was sollte das heißen, körperliche Ertüchtigung? Sicher, sein Körper war nicht mehr das, was er vor Jahren mal gewesen war, aber hielt Ravia ihn für so klapprig? Ein paar Wochen ausreichende Ernährung und Schlaf, bei dem man nicht mit einem offenen Auge ruhen musste und Berash würde zumindest etwas gesünder wieder aussehen.
    Er blickte skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben.
    "Körperliche Ertüchtigung, hm? Seh ich wirklich so alt aus?"

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    „Ihr seid sicher nicht mehr der Jüngste, aber der Witz ist leider deutlich schlechter gealtert“, feixte sie auf seine Frage hin.
    Sie hatte nicht erwartet, dass er sie falsch verstehen könnte, doch Gelegenheiten für verbale Sticheleien musste man am Schopfe packen sonst würden sie bloß zu einem zurückkehren und man wäre stattdessen das Ziel des nächsten Scherzes.
    „Was ich damit sagen wollte, ist, dass einige Wochen auf See sehr lang sein können, wenn man auf nichts weiter starren kann, als das Meer, den Ozean und die Wellen, sobald man sich am Treiben der Crew sattgesehen hat“, klärte sie das Missverständnis auf.
    Es gab nun einmal nicht viel zu tun, wenn man keine Arbeit zu erledigen hatte und ein Passagierschiff war die Joka La Maji bei Weitem nicht. Ravia hatte mal von Schiffen gehört, die sogar Spiele an Deck für die Reisenden bereitstellten. Das musste ein riesiger Kahn sein, wenn sie dabei der Mannschaft nicht in die Quere kämen. Gut, ab und an konnte man einige Delfine oder Glattwale beobachten, die im hereinbrechenden Winter gen Süden wanderten, doch das war kein alltägliches Vorkommen.

    „Viele an Bord greifen in ihrer freien Zeit zum Rum, um sich die Reise zu versüßen, andere Würfeln um Gold oder einfach um zu gewinnen und ab und an gibt es eben jene, denen die Arbeit fehlt, weswegen sie sich auch in ihren Freischichten körperlich betätigen wollen. Ihr kamt mir bisher nicht wie der typische Trunkenbold vor, außerdem ist der Rum am Anfang einer Reise stark rationiert, da die Motivation noch hoch und das Wasser noch frisch ist“, führte sie ihre Gedanken aus, „Wenn Ihr spielen wollt, seid Euch sicher, dass es hier einige Schlitzohren an Bord gibt und Ihr wollt Argaan ja nicht mit keinem Kupferstück in der Tasche betreten, oder?“, warnte sie ihn.
    Ravia schaute noch einmal zurück auf Bakaresh. Am Hafen waren die Menschen bereits nichts weiter als kleine dunkle Flecken, die sich bewegten, doch sie stellte fest, dass auch eines der Marineschiffe im Begriff war auszulaufen. In der Takelung waren offenbar Matrosen beschäftigt damit die Segel zu befreien.

    „Ich habe noch etwa sieben Glasen, ehe ich mich an die Arbeit machen muss“, meinte sie dann und schaute wieder zu Berash, er sich einen Zopf gebunden hatte, „Oh, neuer Lebensabschnitt, neue Frisur?“, fragte sie und grinste breit.
    Dabei fiel ihr ein, dass sie noch die Bronzenadeln im Haar trug und sie musste feststellen, dass es ihr Gesicht besser freihielt, als das übliche Tuch. Allerdings schmerzte ihr Kopf nach einiger Zeit, wenn sie die Haarnadeln benutzte. Voraussichtlich würde sie wechseln, sobald ihre Schicht begann.
    „Also? Möchtet Ihr noch etwas wissen?“

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    "Ja, was sind glasen?" Berash schmunzelte, als Ravia die merkwürdige Zeiteinheit nannte, mit der sie hier rechneten. Oder zählten, je nachdem, wie man es sah. Es war auf jeden Fall ein sehr komischer Begriff. Und in seinem bisherigen Leben hatte der Assassine noch nicht das Vergnügen gehabt, sich mit einem Mitglied der Mannschaft zu unterhalten.
    Auf seinen früheren See-Reisen hatte meist eine ziemliche Distanz zwischen der Crew und ihm als Passagier geherrscht. Zum einen natürlich, weil er als Passagier nicht irgendwie im Weg herum stehen sollte, aber zum anderen hatte es sicherlich auch an seiner Aufmachung gelegen. Viele Leute waren misstrauisch gegenüber Menschen, die ihr Gesicht komplett verhüllten.
    Und Berash hatte nicht umsonst den Titel "der Verhüllte" getragen.

    "Danke für den Hinweis, aber ich spiele nicht. Auch wenn ich weiß, dass es unter Seeleuten, Soldaten und Söldnern ein beliebter Zeitvertreib ist, ich sehe darin keinerlei Sinn." Er zuckte mit den Schultern.
    "Entweder muss man sich komplett auf sein Glück oder seine Fingerfertigkeit verlassen um zu gewinnen. Und dann gibt es natürlich immer noch die Leute, die ihrem Glück nachhelfen. Da stehen mir die Chancen zu schlecht um daran Freude zu haben."
    Er hatte schon so manch eine Geschichte über Menschen gehört, die ihr komplettes Hab und Gut verzockt hatten, nur weil sie glaubten, dass sie all ihre Verluste wieder herein holen konnten. Um am Ende doch nackt und zusammen geschlagen in der Gosse aufzuwachen. Darauf konnte Berash getrost verzichten.
    Gut, hier würde er sicherlich nicht nackt in der Gasse aufwachen, aber wusste schon, wie nachtragend Seeleute sein konnten?

    Berash musste aber zugeben, dass er nicht daran gedacht hatte, wie langweilig eine Seereise sein konnte. Er konnte an einer Hand abzählen, wie oft er über das offene Meer gefahren war. Als er damals noch als Emir unterwegs gewesen war hatten die Schiffe meist die Küstennähe nicht verlassen. Einmal war er nach Khorinis gereist und dann waren da noch die Hin- und Abreise von Argaan gewesen. Doch auf der Hinreise war das Schiff mit Flüchtlingen überfüllt gewesen und er selbst abgelenkt durch seine feige Flucht. Und an die Rückreise zum Festland konnte er sich kaum erinnern, wie an so vieles in den letzten Jahren.
    "Gut, ja. Rum gibt mir nicht viel und vermutlich sollte ich wieder etwas tun. Die letzten Jahre waren..." der Assassine winkte ab. Das war etwas für eine andere Gelegenheit.
    "Gibt es unter eurer Mannschaft vielleicht auch ein oder zwei erfahrene Fechter? Mein letzter Kampf hat mir gezeigt, wie sehr ich doch aus der Form gekommen bin."

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    „Ah, samahani!“, entschuldigte sie sich, „Glasen sind ein Durchlauf des Sandes in der Sanduhr da vorne“, sagte sie und deutete auf das entsprechende Instrument, „Ungefähr eine halbe Stunde“, konkretisierte sie die Maßeinheit.
    Ravia wandte den Rücken zur Reling und stützte sich mit den Unterarmen darauf ab, den Kopf zur Seite gedreht, Blickrichtung Bug. Der Wind fühlte sich gut an auf ihrer Haut und trotz des gebändigten Haares tanzten einige lose Strähnen in der Brise.

    „Glücksspiel ist nicht für jeden was, aber ich mag es, die Mitspieler zu beobachten, herauszufinden, wie sie denken, was ihre Ticks sind und auf welche Weise man sich Vorteile erspielen kann. Es ist ein wenig wie das Handeln“, meinte sie und fand es schade, dass es Berash vermutlich nicht überzeugen lassen würde, mit ihre eine Partie Würfel zu spielen, „Gezinkte Würfel hingegen sind nur für solche, die kein Vertrauen in sich haben!“
    Sie wandte ihren Kopf wieder zu Berash, der sich erstaunlich gut hielt trotz des Seegangs.
    „Ihr schwankt gar nicht, trotz der recht holprigen Fahrt“, merkte sie an und lächelte leicht, „Die meisten haben Probleme damit und einige hängen bei ihrer ersten Schiffsreise mehr über der Reling, als selbst ein abgehärteter Matrosenmagen ertragen kann.“

    Auf seine letzte Frage hin, hob sie überrascht die Augenbrauen.
    „Ihr wollt eure Fechtkunst aufbessern? Dann seid Ihr wahrlich auf dem richtigen Schiff, Berash“, sagte sie und grinste mittlerweile breit.
    Wäre es schlimm, wenn er jetzt erfahren würde, dass die Joka ein Piratenschiff war und Kapitän Arus ein vom myrtanischen Reich gesuchter Verbrecher war, wie wohl auch einige andere an Bord? Bakaresh war bereits zu weit weg, als dass der Weißhaarige zurückschwimmen könnte, aber vermutlich sollte er es selbst zu dem Schluss kommen, dass dies kein Handelsschiff war. Eine zu zahlreiche Mannschaft, das Fehlen einer neuen Ladung Waren, die sie anderswo verkaufen konnten und die eher ruppigen Umgangsformen, die er noch kennenlernen würde, waren alles recht vielsagende Hinweise.

    „Die meisten hier wissen sich zu verteidigen und einige rühmen sich meisterlicher Fähigkeiten. Allerdings bin ich keine davon. Aber wenn Ihr einen Übungspartner sucht, dann kann ich für Pakko“, sie deutete auf den drahtigen Torgaaner, der auf der anderen Seite des Decks beschäftigt war, „Naut den Quartiermeister und Saarina, unsere Navigatorin bürgen. Allerdings würde ich Euch empfehlen niemanden von ihnen ernsthaft zu verletzten.“
    Es gab gewisse Regeln an Bord, wenn es um Übungskämpfe ging. Immerhin nahm sie ab und an auch mit ihrem Messer teil. Keine Angriffe, die den Kontrahenten arbeitsunfähig oder gar töten konnten, kein nachträglicher Groll und keine Kämpfe während voller Fahrt.

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    Berash bedankte sich nickend, als Ravia ihm den Begriff 'glasen' erklärte. Warum sie nicht einfach Umdrehungen einer Sanduhr sagten, das musste ein anderer klären. Manche Dinge waren halt einfach so.
    "Es geht doch am Ende nur darum, die Bewegungen der Wellen auszugleichen, oder?" fragte der Assassine verwundert, als die junge Frau ihn auf sein gutes Gleichgewicht ansprach. Es war schließlich nicht seine erste Reise auf einem Schiff.
    "Lasst uns abwarten, ob es nicht noch einen Sturm gibt oder dergleichen, dann könnte es auch gut sein, dass ich mich zu denen geselle, die gerne die Fische füttern." schmunzelte er.
    Gut, vielleicht wollte Ravia auch einfach nur anmerken, dass es sie überraschte, weil sie anderes gewohnt war. Berash konnte nur ratlos mit den Achseln zucken. Für ihn war es eben vollkommen normal, sein Körper reagierte mittlerweile einfach nur noch. Aber er hatte dafür auch einiges getan. Auch wenn er, wenn er ehrlich mit sich selbst war, in vielen Dingen eingerostet war. Vielleicht wäre ein wenig körperliche Ertüchtigung auf der Reise nach Argaan doch nicht verkehrt.

    Das es einige hier gab, die sich aufs Kämpfen verstanden, überraschte Berash kaum. Händler mussten schließlich immer damit rechnen, dass sie unterwegs üblen Zeitgenossen begegneten, wie zum Beispiel Piraten. Da war eine wehrhafte Mannschaft sicher nicht verkehrt. Auch wenn es, so fand es Berash, irgendwie sehr viele Menschen auf einem Handelsschiff waren. Aber er war kein Seemann, dementsprechend wusste der Assassine auch nicht, ob es nicht dafür einen triftigen Grund gab.
    "Keine Sorge, ich möchte niemanden ernsthaft verletzen, schließlich ist ein Schiff auf jedes Mitglied der Mannschaft angewiesen. Ein Ausfall des Quartiermeisters oder der Navigatorin wären sicherlich nicht gut für die Reise und die Stimmung eures Kapitäns mir gegenüber."

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    Ravia musste lachen, als Berash den Wellengang und das Ausgleichen eben diesem so leichtfertig abtat.
    „Ihr tut so, als wäre es das Einfachste auf der Welt, aber ich habe mehr als einen gestandenen Mann gesehen, der auf einem Schiff herumgetorkelt ist wie ein Kleinkind. Mir selbst kommt es zum Beispiel immer komisch vor, wenn ich nach einer langen Reise auf Landgang bin. Mein Körper scheint dann immer noch die Wellen ausgleichen zu wollen und man sieht unweigerlich so aus, als wäre man ein Schweinebauer“, grinste sie und deutete eine übermäßig O-beinige Gangart an.
    Doch wo er von Sturm sprach. Die Herbststürme waren tatsächlich nicht zu unterschätzen, doch vermutete sie eine ruhige Fahrt bis knapp hinter den Sonnengürtel. Wenn Beliar ihr die Worte der Vortage übelnahm, würden sie aber vielleicht im Süden den Preis dafür zahlen.
    „Möge Adanos uns gnädig sein und die Stürme Beliars fernbleiben“, murmelte sie leise zu sich selbst, unsicher, ob der Weißhaarige sie gehört hatte.
    Die Piratin hätte sich zwar nicht als gläubig bezeichnet, aber es schadete sicherlich nicht, um etwas Beistand zu bitten, wenn es einen nichts kostete, außer einiger Worte an den Wind.

    „Das habt Ihr ganz richtig erkannt“, merkte Ravia an, „Jedes Paar Hände wird gebraucht.“
    Ihr Blick wanderte die Takelage empor, bis sie das Krähennest erblickte. Sie fragte sich, ob eines der myrtanischen Schiffe ihnen folgte, doch sie bezweifelte es. Sie wusste gerade nicht, wer oben im Ausguck saß, aber Der- oder Diejenige würde sich schon melden, wenn Probleme am Horizont auftauchten.
    „Sagt mir, Berash“, begann die blonde Frau mit plötzlich tonloser Stimme, „Was würdet Ihr tun, wenn ich Euch sage, dass dies gar kein Handelsschiff ist?“
    Sie löste ihre dunklen Augen vom Krähennest und bohrte sie in seine Eisblauen, bevor sich ihr Ausdruck milderte.
    „Rein hypothetisch natürlich“, versicherte sie, „Da Ihr recht verschlossen seid, was Eure Vergangenheit angeht, könnten wir ja mit Gedankenspielen der Gegenwart und Zukunft beginnen, wenn Ihr Interesse habt. Wenn nicht, lasse ich Euch fürs Erste in Ruhe“, zwinkerte sie ihm zu und wartete geduldig mit einem immerwährenden Lächeln auf seine Entscheidung und Antwort.

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    Berash lies das ewige Auf und Ab des Schiffes klanglos über sich ergehen, während er über Ravias 'rein hypothetisches' Gedankenspiel nachdachte. War es eine versteckte Anspielung oder wirklich nur ein versuchter Scherz ihrerseits?
    Die junge Frau hatte schon einen gewissen Sinn für Humor, so viel hatte er bereits selber herausgefunden. Doch für eine junge Frau, welche er auf Anfang Zwanzig schätzte, wirkte viel zu abgeklärt, selbst wenn er berücksichtigte, dass sie im nautischen Gewerbe tätig war.
    Es waren die kleinen, dezenten Dinge, die man als Hinweise deuten konnte: Die Art, wie sie sich gab, selbstbewusst und gefährlich. Wie Ravia reagiert hatte, als er sie das erste Mal angesprochen hatte. Wie sie Berash nach einem Händler mit viel Gold gefragt hatte, auf der Suche nach jemandem, der viel Ware kaufen wollte. Wie ihre Hand unterbewusst auf ihrem Messer gelandet war, als Berash sie wegen der Kastellbibliothek zurecht wies.
    Und bei Beliar und seinen Brüdern, glaubte sie wirklich, ihm war nicht aufgefallen, wie sie ihn zu Beginn gemustet hatte, als er davon sprach als Passagier auf ihrem Schiff mitzufahren? Manch ein anderer hätte vielleicht anderweitiges Interesse vermutet, doch Berash war schon lange genug auf der Welt um ein abschätzendes Mustern zu erkennen. Sie war subtil gewesen, das gestand er ihr gerne zu. Doch er kannte das Gefühl, wenn man gemustert wurde wie die Sau beim Schlachter.

    "Rein hypothetisch nur?" Berash musterte sie durchdringend. Sein stechender Blick glitt von ihr über das Schiff, musterte noch einmal die Mannschaft und begutachtete einzelne Mitglieder noch mal genauer, bevor er Ravia in die Augen schaute.
    "Nun, rein hypothetisch gesehen müssen wir alle irgendwie über die Runden kommen. Und nicht jeder von uns wurde mit einem silbernen Löffel im Arsch geboren um über dem Dreck der unteren Gesellschaft schweben zu können." Verachtung troff aus der Stimme des Assassinen.
    "Also wäre es mir vermutlich egal, es sei denn, gewisse Absprachen würden nicht eingehalten werden, nur weil man der Meinung sei, ein Klischee wirklich bis zum letzten ausleben zu müssen." Berashs Stimme wurde kalt, als er die damit versteckte Drohung ausprach.
    Er zuckte mit den Schultern und nahm wieder eine lockere Haltung an als er merkte, dass sein Körper unbewusst eine etwas bedrohlichere Haltung geglitten war.
    "Aber da wir ja von einem reinen Gedankenspiel ausgehen, muss ich mir da ja keinerlei Sorgen machen." Gab er betont jovial zurück.

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    „Brrr, da wird mir ja ganz kalt, wenn Ihr mich mit diesen eindrucksvollen Augen durchbohrt“, fröstelte sie gespielt und rieb sich die Arme, „Und irgendwie auch ein bisschen warm“, fügte sie dann grinsend hinzu.
    Scheinbar wandelte sie hier auf dünnem Eis, und da sie nach wie vor sehr schwer einschätzen konnte, was für eine Art Mensch Berash war, sollte sie sich mit ihren Versuchen, ihn aus der Reserve zu locken, wohl etwas mehr zurückhalten.
    „Aber sehr richtig, Ihr braucht Euch nicht wegen der Abmachung zu sorgen. Kapitän Arus steht zu seinem Wort. Aber wenn Ihr euch absichern wollt, dann können wir ein Ehrenwort oder Schwur ablegen. Eine übliche Praxis der Torgaaner“, schlug sie vor und lächelte, als er sie verständnislos anblickte.

    „Ist ganz einfach“, griff sie die unausgesprochene Frage auf, „Man spuckt sich in die Hand“ - sie folgte ihren eigenen Anweisungen - „und schlägt ein.“
    Sie hielt ihm die bespuckte Rechte entgegen und grinste ihn herausfordernd an. Das offensichtliche Zögern des mysteriösen Passagiers amüsierte sie, doch noch mehr wunderte sie sich darüber, dass er es ihr nach einem Moment gleichtat und einschlug. Das Geräusch war gewöhnungsbedürftig, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt für einen Rückzieher.
    „Ich schwöre, dass wir unseren Teil der Abmachung einhalten werden, solange Ihr am Ende der Reise bezahlt“, sagte sie mit fester Stimme und hatte für einen Moment jeglichen Schalk verloren.
    Sie mochte es auf humorvolle Art angegangen sein, dieses Überwachen des unverhofften Passagiers, doch es gab Traditionen, die man mit Respekt würdigen musste, selbst wenn es bedeutete, dass man seine Körperflüssigkeiten in der Handfläche mit denen eines anderen vermischen musste.

    „Mein Torgaanisch ist gut, aber nicht perfekt“, meinte sie plötzlich, als sie den Handschlag gelöst hatten, „Aber als ich nach dem Sinn dieser Geste gefragt habe, wurde ich mit einem Schwall von Worten überflutet, die ich so schnell gar nicht alle für mich übersetzen konnte. Jedenfalls scheint der Kerngedanke zu sein, dass man durch das Spucken einen Teil seines Geistes in das Versprechen legt und wenn es gleichartig erwidert wird, verbinden sich sozusagen die Seelen für einen Augenblick und sind Zeuge und Richter zugleich“, erklärte sie so gut sie konnte die Symbolik der Geste, „Wenn wir also unsere Abmachung brechen, dann suchen den Schwurbrecher wohl die Geister heim“, witzelte sie im Anschluss, „Fast ein Bisschen wie beim Sex“, fiel ihr dann ein und sie zuckte ein wenig zusammen, als sie bemerkte, dass ihr Mund mal wieder schneller war, als die Gedanken.

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    Manchmal war Berash doch verwundert, wie unterschiedlich die verschiedenen Völker und Kulturen auf der Welt waren. Jede von ihnen hatte eigene Eigenheiten und Verhaltensweisen, die in anderen Kreisen wohl anstößig oder unvorstellbar wirkten. Doch ein altes Sprichwort besagte schließlich nicht umsonst: Wenn in Vengard, mach's wie ein Myrtaner.
    Und auch wenn er sicherlich nicht der größte Freund vom in die Hände Spucken war... Nun, es half zumindest seiner Sicherheit. Und dafür konnte auch er über seinen Schatten springen. Solange es halt nur nicht zu oft passierte.
    Außerdem musste man immer noch beachten, dass es ihm vielleicht beim Umgang mit der Mannschaft helfen konnte. Schließlich waren er und Ravia während all dem nicht allein an Deck geblieben. Auch andere Mitglieder der Crew hatten gesehen, wie der Assassine und die junge Frau auf diese Art miteinander die Hände geschüttelt hatten. Also war ein bisschen geplantes Kalkül nie verkehrt.

    "Ich muss gestehen, das mir der Speichel-Austausch beim Sex besser gefällt als das hier." Schmunzelte er, während eine leichte Röte über Ravias Wangen zog.
    "Und das ist wesentlich umständlicher als sich zu küssen." Ein feines Grinsen teilte die Lippen Berashs, als weiter witzelte. Ravia hustete, als sie sich an ihrer eigenen Spucke verschluckte, wohl eine Reaktion auf seine Worte.

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    „E-ehm“, stammelte sie sprachlos und mit heiserer Stimme, nachdem sie sich von ihrem Hustenanfall beruhigt hatte.
    Etwas, das ihr nicht oft passierte. Doch gerade von Berash, der ihr bisher nicht so vorgekommen war, als würde er auf anzügliche Späße zurückgreifen, hatte sie nicht erwartet, derartig hochgenommen zu werden. Verlegen blickte sie bewusst nicht in seine Richtung, sondern suchte den Horizont nach vermeintlichen Ablenkungen ab, während sie hoffte, dass die Hitze schnell wieder aus ihrem Gesicht wich.
    „Das… ist mir nur so rausgerutscht“, erklärte sie sich und versuchte ihre Dehors zu retten, von der sie nicht sicher war, ob sie überhaupt welche besaß.

    Zögerlich löste sie sich vom Anblick des weiten Horizonts, musterte stattdessen das amüsierte Grinsen des Weißhaarigen, dem der Schalk in den Augen tanzte. Er wusste ganz genau, dass er sie aus der Reserve gelockt hatte, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Bisher hatte sie gedacht, dass sie ihn mit ihren Worten bearbeitete. Eine willkommene Ablenkung vom üblichen Lauf der Dinge, dem sie sich aussetzen musste. Dabei fand sie ihr tägliches Leben überhaupt nicht eintönig oder unangenehm. Allerdings eröffneten ungeahnte Änderungen oft Perspektiven, die vorher verborgen gewesen waren und weckten Lust auf mehr.
    Tief in ihr regte sich das Bedürfnis des Dazugehörens und sie fragte sich, ob sie durch ihren begrenzten Umgang Brücken übersah, die sie über einen scheinbar unpassierbaren Graben bringen konnten, auf dessen anderen Seite wartete, was sie suchte. Auch, wenn sie gar nicht genau wusste, wonach sie überhaupt Ausschau hielt.

    „Jedenfalls könnt Ihr euch jetzt sicher sein, dass wir zu unserem Wort stehen“, versuchte sie zu einem normalen Gesprächsfluss zurückzukehren, war jedoch ratlos, wie sie nach dieser Blamage weitermachen sollte.
    Etwas unruhig verlagerte sie ihr Gewicht und blickte immer wieder zu der arbeitenden Mannschaft. Bis zum Beginn ihrer Schicht würde noch einige Zeit vergehen und diese zu füllen war nun das Problem.
    „Also… ich werde mal schauen, ob im Krähennest alles in Ordnung ist. Ruft einfach, wenn Ihr etwas braucht“, entschuldigte sie sich unbeholfen und löste sich von der Reling, um auf die Takelung zuzulaufen.
    Mit geübten Griffen schwang sie sich in die Seile und machte sich an den langen Aufstieg.

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    "Ja, macht das ruhig. Ich werde mich noch ein wenig hier aufhalten und den Ausblick genießen." Zwinkerte er ihr zu, als Ravia sich nach ihrem etwas plumpen Themenwechsel abwendete und sich in Richtung Krähennest begab. Dabei blieb der Blick des Assassinen etwas länger an ihrer Gestalt haften, als die meisten Menschen wohl für schicklich halten würden. Aber eine attraktive Frau war nun einmal eine attraktive Frau. Und da die Seefahrt oftmals noch eine von Männern dominierte Arbeit war...
    Berash zuckte mit den Schultern und wandte sich der Reling zu.
    Die Unterarme auf der Reling abgestützt blickte er hinaus aufs Meer und lauschte dem Rauschen der Wellen. Während sein Blick zum Horizont gewandt war, dachte er darüber nach, wie es weitergehen sollte, wenn er erst einmal auf Argaan war. Das unruhige Schaukeln des Schiffes war fast hypnotisch, als er seine Gedanken kreisen lies.

    Er hatte zwar eine grobe Idee, doch wie so oft war dies nur ein unausgegorenes Konzept von einem Plan, weder Fisch noch Fleisch.
    Sobald er an Land war, würde er erst einmal in Stewark halt machen, schätzte er, und weitere Informationen einholen. Vielleicht sollte er die dortigen Wassermagier um Rat bitten. Da sie dem Gleichgewicht zugewandt waren, wüssten sie eventuell eher ob sich das Kastell der Schwarzmagier auf (und wo genau) Argaan befand. Und einen Prediger Adanos würde Berash lieber danach fragen als einen der Feuermagier, nicht das denen noch eine zündende Idee käme. Selbst der fanatischste Wassermagier war immer noch gemäßigter als der dämlichste Magier des Feuers.
    Berash spuckte über die Reling als er an diese fanatischen Höhrigen dachte, die sich einem Gott unterwarfen, der ihnen jegliches Maß an Selbstbestimmung verbot. Rechtschaffenheit. Gerechtigkeit. Gehorsam, alles auch nur andere Worte für nicht vorhandenes selbstständiges Denken. Berash spuckte erneut ins Meer.

    Aber er schweifte ab. Was aber passierte, wenn es in Stewark niemanden gab, der ihm helfen konnte? Thorniara? Sicher nicht. Ob es noch die 'Jungfrau' gab? Berash hatte dort nur einmal einen Zwischenstop eingelegt, doch die garstige Gastwirtin hatte den Assassinen schnell davon überzeugt, beizeiten weiter zu ziehen. Und wenn die Frau dort noch ihr Unwesen trieb, nun, vielleicht sollte er dann einfach weiter ziehen.
    Doch was war mit Toshoo? Sicher, das Waldvolk dort war ein ziemlich spezieller Menschenschlag, aber die bekamen sicherlich eine Menge mit. Und auch wenn er dafür durch den Orkwald musste, wäre es immer noch eine Möglichkeit. Zwar eine ungern gesehene, aber dennoch eine.
    Doch darüber konnte er sich immer noch später Gedanken machen. Jetzt sollte er gucken, ob er hier irgendwo etwas zu trinken bekam, dass nicht unbedingt Alkohol war. Schließlich war Trinkwasser eine begrenzte Ressource auf Schiffen.
    Berash stieß sich von der Reling ab und wandte sich um. Also, wo war dieser Quartiermeister?

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    Mit routinierten Handgriffen kraxelte Ravia die Takelage empor, wobei sie sich bewusst war, dass viele ihrer Mannschaftskameraden weitaus geschickter waren, wenn es um das Klettern im Tauwerk ging. Doch darum drehten sich ihre Gedanken gerade nicht. Viel mehr beschäftigte sie das Ende des Gesprächs mit Berash, den sie immerzu aus dem Augenwinkel und ihrer erhöhten und stetig höher werdenden Position beobachtete.
    Dass ihr Vorhaben, das Krähennest aufzusuchen, nur ein vorgeschobener Grund war, um einen Moment aus dem Dialog zu entkommen, um sich zu sammeln, war ihm vermutlich bewusst. Sonderlich geschickt hatte sich die Piratin dabei immerhin nicht angestellt, doch zu ihrer Verteidigung war sie ziemlich überrumpelt gewesen.
    Nicht, dass sie nicht schon häufiger Avancen ihr gegenüber erdulden hatte müssen, oder sogar anzügliche Kommentare wie kürzlich von Karim über sich ergehen lassen musste. Und tatsächlich hatte der Weißhaarige gar nichts in der Richtung angedeutet. Dennoch war sie nicht darauf gefasst gewesen, da er Ihr bisher eher neutral gegenübergetreten war.

    Ihre Hände erreichten den Rand des hölzernen Randes, der dem Krähennest als eine Art Reling diente. Es ähnelte einem großen Korb, in dem man sich einigermaßen sicher aufhalten konnte. Der Platz reichte für eine Person, eine zweite war bereits schwer tragbar, sowohl für die eigenen Nerven, als auch für die Holzkonstruktion an sich.
    Zu ihrem Leidwesen war es auch noch Mutua hier oben, ein gedrungener Torgaaner mit auffälliger Zahnlücke und einem anstrengenden Sprachfehler.
    „‘Avia!“, stieß er überrascht aus, während er eilig einen dicken Finger aus seiner Nase zog.
    „Hallo Mutua“, grüßte die Blonde lustlos und schwang die Beine über die Kante und lehnte sich prompt dagegen.
    „Was machst du hie‘ oben?“, fragte er und wischte sich die Hand an seinem Hemd ab, was einen unschönen Flecken hinterließ.
    „Musste mal frische Luft schnappen“, gab sie zurück und ließ den Blick umherschweifen.

    Von hier oben konnte man viel weiter sehen, als vom Deck aus, doch es waren außer der fernen Küstenlinie Varants im Norden keine Landmarken zu erkennen. Das Meer schien sich endlos in alle anderen Richtungen zu erstrecken und es war einer der seltenen Momente, wo sich Ravia wünschte, dass sie bereits ihrem Ziel nahe waren.
    „Oh, schau mal! Da hinten sind ‘Öme‘!“, rief Mutua plötzlich aufgeregt und deutete nach Osten, wo sich ein großes myrtanisches Schiff durch die Wellen brach.
    „‘Öme‘?“, fragte sie, schüttelte dann jedoch den Kopf.
    Sollten sie die Sichtung melden? Wohl eher nicht. Die Marine schien es nach Khorinis oder Gorthar zu ziehen und so wie der Wind stand, wären sie zunächst keine Bedrohung. Sie würde es später ihrem Baba erzählen, das musste reichen.
    Ihr Blick ging stattdessen zurück aufs Deck, wo sie Naut entdeckte, der mit Berash im Gespräch zu sein schien. Der ehemalige Marinesoldat wirkte zunächst nicht glücklich über die Störung, war seine Stirn doch gerunzelt. Nach und nach lockerten sich jedoch seine Gesichtszüge und am Ende lachte er und nahm den Passagier mit sich. Was die beiden wohl besprochen hatten?
    „Bleibst du hie‘?“, hörte sie Mutua fragen.
    „Nur einen kurzen Moment“, gab sie abwesend zurück und ignorierte ihn dann wieder, während sie Berash fixierte.

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    Sie waren schon ein paar Tage auf dem Meer unterwegs, als Berash endlich seine Chance erhielt und gegen Naut, den Quartiermeister der Joka La Maji, antreten konnte.
    Der frühere Assassine hatte sich die Tage zuvor damit beschäftigt, seinen Körper wieder etwas auf Vordermann zu bringen, schließlich war sein letzter Kampf in der Kasbah nicht seine beste Vorstellung gewesen. Und Naut war recht schnell dazu bereit gewesen, sich dem früheren Emir entgegen zu stellen.
    Sie hatten sich bei einem Schluck Wasser darüber unterhalten, wie ein Myrtaner es geschafft hatte, Teil einer so vielseitigen Crew zu werden. Dabei hatte Berash erfahren, dass Naut früher Offizier in der myrtanischen Marine gewesen war und irgendwie durch einen doofen Zufall, wie er es genannt hatte, auf dem Schiff endete.
    Der Assassine vermutete zwar mehr dahinter aber hatte nicht explizit nachbohren wollen, schließlich ging es ihn zum einen nichts an und zum anderen war es ihm, wenn er ehrlich war, auch recht egal.
    Er vermutete zwar, dass es sich bei der Mannschaft der Joka La Maji mindestens um Freibeuter, wenn nicht sogar Piraten, handelte, aber was konnte er schon großartig machen? Er hatte ein Passage auf einem Schiff gesucht, dass nicht der myrtanischen Marine angehörte und die waren in diesen Tagen schwieriger zu finden als frisches Wasser in der Wüste. Also nahm er, was er kriegen konnte.

    So stand er nun hier auf den knarrenden Holzplanken, streckte die Arme und bog die Knie durch um sich etwas aufzuwärmen. Erst danach schob er einen Fuß unter sein Bündel, welches er aus seiner Kajüte geholt hatte, und warf es sich nach oben. Mit der rechten Hand fing er es und begann die Knoten zu lösen, während das Schiff weiter auf und ab ging und seinem Kurs in Richtung Argaan folgte.
    Der Wind bließ kräftig und hielt die Segel gespannt, während die Seile unter Spannung standen und um die Wette knarzten. Um der Mannschaft nicht im Weg zu stehen hatte sich Berash nach vorne zum Bug begeben. Hier verstaute er auch nun die kurze Decke, mit der er den Inhalt seines Bündels umwickelt hatte, ebenso die Schnüre.
    Nun hielt der Assassine ein Langschwert in seiner Hand, dessen Klinge leicht geschwärzt war. Das Heft selbst bestand aus einem Griff mit dunklem Leder umwickelt, abgeschlossen von einem tränenförmigem Knauf. Besonders war noch der kleine Wolfsschädel, welcher von der Parierstange auf das Blatt selbst überging und die Fehlschärfe zierte.
    Berash machte gerade ein paar Probeschwünge, als Naut sich ihm näherte. Die dickliche Gestalt des älteren Mannes, dessen Vollbart komplett weiß war, konnte einen unerfahreneren Menschen darauf schließen lassen, dass der Quartiermeister ein leichter Gegner war. Doch Berash erkannte schon am selbstsicheren Gang des Mannes, dass hier kein Schwächling auf ihn wartete. Außerdem war er mindestens Zehn Jahre älter als Berash und hatte noch alle Gliedmaßen.
    Berash musste an das alte Sprichwort denken, welches besagte:
    "Es gibt verwegene Schwertkämpfer und es gibt alte Schwertkämpfer. Aber niemals verwegene alte Schwertkämpfer."

    Der Assassine lächelte leicht und begrüßte Naut mit einer kurzen Verbeugung.
    "Schön, dass ihr Zeit gefunden habt, Quartiermeister."
    Dieser nickte und grinste. "Joa, gegen ein bisschen Bewegung hab ich nix einzuwenden, Jungchen." polterte er mit einer rauen Stimme, vermutlich den Jahren an Rufen und Geschrei auf anderen Schiffen geschuldet.
    "Die Seeluft lässt einen nich gut weg kommen, wenn du nich aufpasst. Du kennst die Regeln?" Brummte er noch. Berash nickte.
    "Keine ernsthaften Verletzungen, niemanden arbeitsunfähig schlagen und nicht nachtragend sein, wenn man verloren hat. Und wenn es vorbei ist, dann ist es vorbei." Zählte der Assassine die groben Regeln auf. Es waren weniger als man vielleicht erwarten würde, gaben jedoch die Kernaussage der meisten Duellregeln wieder. Und gerade weil sie so simpel gehalten wurden waren sie leicht zu merken.
    Naut nickte noch einmal und zog dann seinen schweren Säbel. Berash warf einen kurzen Blick darauf. Es war eine einfache Waffe, keinerlei großartige Verzierungen oder dergleichen. Der Quartiermeister hielt sie jedoch gut gepflegt und seine Haltung zeigte, dass er wusste, was er tat.
    Naut stand dem Assassinen gegenüber, den Säbel nach vorn gestreckt, die Füße bildeten eine Linie. Die freie Hand hielt er in klassischer Fechtstellung nach hinten gestreckt.
    "Bis zur Aufgabe oder erstem Blut, Jungchen?" Grinste der alte Mann dreckig.

    Berash schmunzelte und zuckte mit den Schultern. "Was halt als erstes eintritt. Aber nehmt bitte Rücksicht, mein letzter Kampf ist zwar noch nicht soo lange her, aber ich bin immer noch recht eingerostet." Sprach er und nahm dem Quartiermeister gegenüber ebenfalls Haltung an.
    Im Gegensatz zu Naut hielt Berash sein Schwert so, dass die Spitze nach unten zeigte und leicht nach hinten ging.
    Sie begannen einander zu umkreisen, ging einer von ihnen nach Links ging der andere nach rechts. Entgegen seiner Art wartete Berash nicht darauf, dass sein Gegner den ersten Angriff startete. Stattdessen schlug er halbherzig nach Nauts Säbel um den Quartiermeister zu testen.
    Dieser grinste nur und hielt mit seinem Säbel dagegen, ohne wirklich nachzusetzen. Klirrend schlugen Schwert und Säbel ein paar Mal gegeneinander, während sich die beiden Männer weiter umkreisten. Sie waren beide noch vorsichtig, keiner von ihnen wollte die erste, ernsthafte Attacke starten.
    Doch es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Pfiffe des Teils der Mannschaft, die sich in der Nähe eingefunden hatten um sich das Spektakel anzuschauen. Anscheinend war es ihnen zu langweilig. Doch weder Berash noch Naut ließen sich davon aus der Ruhe bringen.
    Dann stieß Berash plötzlich hervor und führte ein paar schnelle Schläge aus, die Naut jedoch alle parierte. Klirrend schlugen die Klingen aneinander, während Berash versuchte die Deckung des Seemanns zu überwinden. Doch Nauts Fähigkeiten waren deutlich zu spüren. Also wich der Assassine nach seinem Angriff einen Schritt zurück.
    Doch sofort setzte Naut nach und bewegte sich schneller, als man dem dicklichen Kerl vielleicht zugetraut hätte. Er schwang seinen Säbel mit solch einer Präzision, dass Berash gar nichts anderes übrig blieb als den Schlägen auszuweichen, während er versuchte wieder mehr Abstand zwischen sich und dem Quartiermeister zu bringen.
    Der Assassine wich nach der letzten Attacke zur Seite weg und blockte den seitlichen Schwinger mit seiner Klinge ab, bevor er Naut mit einem kräftigen Stoß wieder von sich schubste.
    Beide Männer atmeten etwas kräftiger, als sie wieder auf Abstand zueinander gingen und sich wieder zu umkreisen begannen.
    "Nicht schlecht, Jungchen." Knurrte der Quartiermeister mit einem Lächeln. Berash bedankte sich mit einem konzentrierten Nicken, lies Naut dabei aber nicht aus den Augen.
    "Aber mal schauen, ob der alte Seebär hier dir nicht doch den Arsch versohlen kann." bellte er lauthalts, was die Mannschaft mit Gelächter kommentierte. Sie hatten anscheinend die Unterhaltung gefunden, auf die sie aus gewesen waren.

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    Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte die „Joka La Maji“ in ein warmes, goldenes Licht. Das Schiff glitt unaufhaltsam über das azurblaue Meer in Richtung Süden, hin zum Sonnengürtel. Die Luft war erfüllt vom beständigen Rauschen der Wellen und dem Knarren des Holzes unter dem stetigen Druck des Windes, der in die gespannten Segel blies. Überall herrschte geschäftiges Treiben, und die Crew war damit beschäftigt, das Schiff auf Kurs zu halten.

    Ravia, stand mit verschränkten Armen an der Reling und beobachtete den Kampf zwischen Berash und Naut mit scharfem Blick. Ihr langes blondes Haar wehte im Wind, und ihre Augen funkelten vor Interesse. Sie kannte die rechte Hand ihres Babas gut genug, um zu wissen, dass sein unscheinbares Äußeres täuschte. Der ältere Mann mit dem weißen Bart war ein erfahrener Kämpfer, und seine Fähigkeiten mit dem Säbel hatten schon viele beeindruckt.

    Berash schlägt sich wirklich gut, dachte sie, während sie jede seiner Bewegungen verfolgte.
    Der Passagier mit der ungeklärten Vergangenheit bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, die sie faszinierte. Jeder Schritt, jede Ausweichbewegung schien mühelos und präzise, als ob er den Tanz mit dem Tod beherrschte. Seine dezent geschwärzte Klinge schwang im Licht und funkelte gefährlich.

    Der Quartiermeister und sein Herausforderer umkreisten sich weiterhin, und die Spannung war fast greifbar. Das Klirren der Klingen, das Schnaufen der Kämpfer und das Murmeln der Crew bildeten eine Symphonie des Kampfes. Ravia konnte die Schweißperlen auf Nauts Stirn und das angespannte Zucken von Berashs Muskeln sehen.
    Sie tanzen wirklich miteinander, nicht wahr?, dachte sie fasziniert.

    Ein plötzlicher Angriff von Berash brachte die Menge zum Raunen. Seine Klinge sauste auf den Säbelkämpfer zu, der, seinem Alter zum Trotz, blitzschnell reagierte und den Schlag parierte. Die Piratin bewunderte die Präzision und den Rhythmus der beiden Männer. Sie konnte die Spannung in der Luft spüren, das Adrenalin, das ihre Sinne schärfte.
    Ich muss herausfinden, wie er das macht, beschloss sie, Seine Bewegungen sind so fließend, so instinktiv. Das könnte mir im Kampf nützlich sein.

    Berash wich einem besonders heftigen Schlag von Naut aus, duckte sich geschickt und konterte mit einem schnellen Stoß, der den Quartiermeister zurückdrängte. Ravia konnte das Raunen der Crew hören und das kehlige Lachen, als die Männer und Frauen das Duell genossen. Es war eine willkommene Ablenkung von den eintönigen Tagen auf See.
    Er ist wirklich gut, dachte sie erneut und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

    Der Wind trug den salzigen Duft des Meeres zu ihr, mischte sich mit dem Schweiß und der Anstrengung der Kämpfer. Die Spannung wuchs weiter, als die Männer erneut aneinander gerieten, ihre Klingen im Licht funkelnd. Ravia konnte das rhythmische Atmen von Berash hören, die Anstrengung, die in jedem seiner Bewegungen lag. Nauts Gesicht war ernst, aber in seinen Augen funkelte die Freude am Kampf.
    Er genießt das wirklich, erkannte Ravia, Sie beide tun es.

    Als Berash erneut angriff, bemerkte Ravia die Eleganz seiner Schritte, die Präzision seiner Schläge. Seine Bewegungen waren eine Mischung aus Kraft und Anmut, und sie konnte nicht anders, als beeindruckt zu sein.
    Vielleicht kann er mir beibringen, meinen Körper so einzusetzen, dachte sie entschlossen. Ich muss ihn danach fragen.

    Der Kampf ging weiter, die Klingen tanzten, und die Crew feuerte die Kämpfer an. Ravia konnte das Raunen der Männer und Frauen um sie herum hören, das Gemurmel von Wetten und Spekulationen.
    Wer wird gewinnen?, fragte sie sich und spürte, wie ihr Herz schneller schlug.

    Plötzlich landete Berash einen geschickten Treffer, der Nauts Säbel aus der Hand schlug. Ein Raunen ging durch die Menge, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Der Quartiermeister hatte die Augen überrascht aufgerissen, doch dann grinste er breit und hob seine Hand zum Zeichen der Aufgabe. Die Crew brach in Jubel aus, und Ravia stimmte ein.
    Das war beeindruckend, dachte sie und wusste, dass sie Berash unbedingt nach dem Geheimnis seiner Bewegungen fragen musste.
    „Bei Beliars behaarten Eiern, du weißt echt, wie man kämpft, Jungchen!“, dröhnte die Stimme des alten Quartiermeisters über Deck, wobei man ihm die Anstrengung anhörte.
    Er klopfte dem Gewinner anerkennend auf die Schulter und hob dann seinen Säbel vom Boden auf.

    Als der Jubel abklang und die Männer sich wieder ihren Aufgaben zuwandten, trat Ravia zu Berash, der sich gerade seinen Schweiß von der Stirn wischte.
    „Berash,“ begann sie schnell, „deine Bewegungen, sie sind unglaublich. Kannst du mir beibringen, mich auch so zu bewegen?“
    Ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit, und ihre Stimme war fest.
    Ich will lernen, genauso geschickt zu sein wie du, fügte sie in Gedanken hinzu.

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    Schwer atmend stützte Berash die Hände auf den Knien ab, nachdem er sein Schwert achtlos auf den Boden fallen gelassen hatte. Bei Beliar, der alte Mann hatte ziemlich was drauf gehabt, dachte Berash, während er versuchte wieder zu Atem zu kommen. Das Blut rauschte noch in seinen Ohren, während der Schweiß ihm von der Nasenspitze tropfte, so dass er Ravias Worte nicht verstand.
    "Was?" keuchte er, bevor er sich stöhnend wieder aufrichtete und seine Atmung langsam wieder unter Kontrolle bekam.
    "Kannst du mir zeigen, wie du das gemacht hast? Das alles da. Du hast ja förmlich mit Naut getanzt!" Ihre Augen funkelten vor Begeisterung, während ihre Worte noch schneller als sonst, fast einem Stakatto gleich, heraus geschossen kamen.

    "Lass mich... kurz zu... Luft kommen, ja?" schnaufte der Assassine angestrengt, während er sich den Schweiß erneut von der Stirn wischte und dann Decke und Schnüre einsammelte um das Schwert wieder einzupacken. Vielleicht hätte er sich in Bakaresh doch lieber noch eine Scheide dafür kaufen sollen, doch selbst eine 'einfache' hätte ihn einiges an Münzen gekostet, Münzen eben, die er für die Schiffsreise gebraucht hätte. Also musste er damit vorlieb nehmen.
    "Euer Quartiermeister... ist ganz schön... beweglich für sein Alter. Beliar, der hat mich ein paar Mal echt überrascht."
    Götter, er musste echt was für seine Ausdauer tun. So ein Kampf hätte ihn früher nicht so ausgelaugt.

    Während der Schweiß der Anstrengung langsam auf seiner Haut abkühlte und durch den salzigen Meereswind getrocknet wurde, musterte Berash Ravia nachdenklich, die fast schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trippelte. Anscheinend hatte er bei ihr mächtig Eindruck hinterlassen.
    "Entspann dich doch mal, Ravia..." schmunzelte Berash. "Du benimmst dich ja fast so, als würde im nächsten Hafen dein Liebhaber auf dich warten, so aufgeregt bist du." Berash hatte sein Schwert wieder fest verschnürt und hielt es nun wieder als Bündel in der Hand.
    "Ich kann dir sicherlich ein paar Dinge zeigen, wie du deinen Körper besser zu nutzen..." Der Assassine hielt inne und schüttelte den Kopf.
    "Nein, das klingt falsch. Was ich meinte, ich kann dir helfen, wie du dich effektiver bewegen könntest. Aber um so etwas," Berash machte eine kreisende Bewegung mit der Hand um damit die vorherige Situation zu umfassen, "zu können braucht es länger als ein paar Wochen auf einem Schiff."

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    Ravia ist offline

    An Bord der Joka La Maji

    Wie sollte sie da ruhig bleiben? Duelle kamen ohnehin nicht häufig an Bord vor, schon gar nicht mit Außenstehenden und Naut war nicht gerade das, was man einen üblichen Teilnehmer nennen würde. Ab und an, wenn er der Meinung war, dass der Respekt ihm gegenüber zu Wünschen übrigließ, forderte er den- oder diejenige mit dem lautesten Mundwerk heraus, was meist damit endete, dass sich alle einig waren, dass er für seine Position an Bord doch noch nicht zu alt geworden war.
    „Naut kämpft schon sein ganzes Leben lang und bisher habe ich ihn nur eine Handvoll Male ein Duell verlieren sehen“, plapperte Ravia begeistert weiter, ungeachtet des erschöpften Zustands ihres auserwählten Gesprächspartners, „Darauf kannst du dir also wirklich was einbilden!“
    Sie bemerkte gar nicht, dass sie ins Du gerutscht war und selbst wenn, hätte sie es wohl beibehalten. Dieses förmliche Ihrzen ging ihr langsam ohnehin gegen den Strich.

    „Wie also soll ich mich da entspannen?“, fragte sie aufgeregt, „Das schlägt selbst die Vorfreude auf die Liebhaber, die auf mich warten!“
    Ein breites, freches Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht der Piratin ab. Jetzt, da sie diese Seite von Berash bereits kannte, überrumpelte er sie nicht noch einmal so leicht! Doch das Glucksen auf seine erste Formulierung konnte sie sich dann doch nicht verkneifen.
    „Wiederholungen machen perfekt, nicht wahr?“, stichelte sie und ihre Augen verfolgten eine Schweißperle, die sich ihren Weg über das Gesicht des Weißhaarigen bahnte, bis sie im Bart verschwand.

    „Und ich meinte nicht das Kämpfen mit dem Schwert. Dieses lange Ding sieht viel zu unhandlich und schwer aus. Keine Ahnung, wie du dich damit so schnell bewegen konntest. Mich interessiert mehr, wie du so geschickt ausgewichen bist!“
    In diesem Moment kam ihr die Situation vor der Schenke im Hafen Bakareshs wieder in den Sinn. Berash hatte sie so schnell gepackt, als sie ihren Gedanken zu möglichen Verkäufen von Büchern aus diesem mysteriösen Kastell der Schwarzmagier eine Stimme gegeben hatte, dass sie vor Schreck beinahe ihr Messer gezogen hätte. Jetzt hatte sie eine Demonstration bekommen, dass es nicht nur ein Einzelfall war.

    „Außerdem“, begann sie erneut und hob einen Finger, „Bin ich im Gegensatz zu Naut noch jung und beweglich. Die Arbeit an Bord hält fit und ich bin sicher, dass ich schnell lerne“, behauptete sie großspurig.
    Ohnehin war Ravia viel zu aufgeregt, um sich abspeisen zu lassen oder die Notwendigkeit von Geduld wahrzuhaben, die es wohl benötigen würde, wenn etwas nicht auf anhieb klappte. Aber das war ja ohnehin kein Problem, immerhin würde alles sofort so laufen, wie sie sich das vorstellte, nicht wahr?
    „Also, wenn du endlich genug ausgeruht hast… womit fangen wir an?“
    Sie hüpfte bereits wieder unbewusst von einem Fuß auf den anderen und bemerkte dabei gar nicht, wie sehr sie Berash wohl bedrängte oder wie finster der Blick war, den Pakko ihr in den Rücken bohrte.
    Geändert von Ravia (10.12.2024 um 00:17 Uhr)

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Berash seufzte leise, als er Ravias jugendlichen Übermut in voller Breite zu spüren bekam. Er wusste nicht einmal, ob er ihr das Wissen vermitteln konnte, was sie suchte. Er war damals nicht der beste Lehrmeister gewesen, wie er sich irgendwann eingestanden hatte. So einige hatten bei ihm die Kunst des Schwertkampfes gelernt, doch der Assassine hatte sie alle wie Abschaum behandelt um sie so abzuhärten.
    War er überhaupt in der Lage Ravia das beizubringen, was sie wünschte? Mit der Klinge umzugehen war einfacher als seinen Körper zu beherrschen.
    "Götter, hol doch mal Luft, Ravia." brach er leise hervor, bevor er sich aufrichtete. Dabei viel ihm der böse Blick auf, welches eines der Crew Mitglieder Ravia zuwarf. Verwirrt musterte Berash den jungen Mann und wunderte sich, was die junge Frau getan haben musste, um diese finstere Miene zu verdienen.

    "Lass mich kurz nachdenken, ja? Wenn du das wirklich lernen möchtest, müssen wir das richtig angehen."
    Berash versuchte sich daran zu erinnern, wie es damals gewesen war, als DraconiZ ihm beigebracht hatte seinen Körper zu trainieren und eine bessere Kontrolle über die eigenen Bewegungen zu erlangen. Am meisten im Gedächtnis hängen geblieben waren die blauen Flecken, Prellungen und Schürfwunden, welche er damals erhalten hatte. Doch eine Sache war immer wichtig gewesen.
    "Eigentlich würde ich jetzt sagen, dass das wichtigste immer Gleichgewicht ist. Aber du lebst und arbeitest auf einem Schiff, wenn da dein Gleichgewichtssinn nicht entsprechend trainiert wäre, wärst du schon längst über Bord gegangen. Schließlich muss man," Berash blickte sich um und sprang dann kurzerhand auf die Reling,"das auf und ab vom Schiff immer beachten."
    Er ging ein paar vorsichtige Schritte vorwärts, während er die Arme ausgebreitet hatte. Dabei setzte er die Füße immer wieder bewusst auf und sorgte dafür, dass immer ein Fuß auf der Reling blieb, bevor er den nächsten absetzte. Währenddessen schaukelte das Schiff im Wellengang immer wieder auf und ab, doch für den Assassinen war es, als würde er über festen Boden gehen.
    Er steckte die Hände in die Manteltaschen und ging ein paar Schritte weiter, die Miene konzentriert und dennoch Gelassenheit austrahlend, bevor er sich auf der Reling hinhockte. In dem Moment schlug eine kräftige Welle gegen das Schiff und lies es für einen Moment schlingern. Jetzt wäre wohl der Moment gewesen, in welchem Berash über Bord gegangen wäre, wenn er sich nicht einfach nach vorne gelehnt hätte und in Richtung Deck fiel. Dabei zog er den Kopf ein, schob eine Schulter mitsamt Arm vor und rollte sich einfach ab, bevor er sich danach direkt wieder aufrichtete.

    "Du siehst, der Untergrund ist nicht wichtig." sprach er, bevor er seine Kleidung abklopfte. "Viel wichtiger ist, dass du dir bewusst werden musst, wie du dich bewegst." Berash fing an sich die Stiefel auszuziehen und forderte Ravia mit einer Geste auf es ihm gleich zu tun.
    "Wir fangen mit den Füßen an. Stell dich Barfuß hin, schließ die Augen und sag mir, was du spürst. Und versuch so genau zu sein wie möglich."

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    „Also Schuhe zuerst ist mal was neues“, zeigte sie grinsend ihre Zähne und entledigte sich im nächsten Augenblick bereits der wasserfesten Lederstiefel.
    Tatsächlich hatten viele der anderen Matrosen nicht einmal Schuhe an, denn zum einen waren die wenigsten Besohlungen sonderlich dicht, noch hielten die meisten Materialien dem Salzwasser länger als eine Fahrt stand. Sie jedoch bevorzugte es, sich keine Splitter zu fangen, wenn mal wieder eine Stelle de Decks nicht ausreichend gut geschrubbt worden war.
    Damit das Schuhwerk nicht bei der nächsten größeren Welle über Bord ging, band sie eine der Sicherungsleinen fest um die Stiefelschäfte und stellte sie neben den Mast, wo sie nicht im Weg wären.

    Sie spürte die rauen und nassen Holzplanken unter ihren nackten Füßen. Trotz der warmen Temperaturen fühlte es sich kalt an und testweise wackelte sie mit allen Zehen, ehe sie sich wieder zu Berash begab.
    Seine kleine Darbietung des Relingtänzers war durchaus beeindruckend gewesen, aber wurde im Alltag von Seeleuten ab und an mal nötig, weswegen es wohl viele an Bord ihm hätten gleichtun können. Doch es war in jedem Fall ein gewagtes Manöver und er hatte dabei völlig gelassen gewirkt.
    Nach einem fragenden Blick und einem Nicken seinerseits, schloss Ravia schließlich die Augen und wartete. Sie ließ ihre anderen Sinne die Oberhand gewinnen und konzentrierte sich auf einen nach dem anderen.

    „Ich spüre die grobe Struktur der Planken unter meinen Füßen“, begann sie schließlich ihre Eindrücke in Worte zu fassen, wobei sie erstaunlich langsam sprach, „Einige Stellen sind glatt vom Salzwasser und den Bimssteinen, mit denen wir das Deck schrubben. Aber da sind auch kleine Splitter, die sich unangenehm in meine Haut bohren.“
    Sie hielt kurz inne, während sie noch einmal genau tastete. In diesem Moment schwappte etwas Wasser von einer großen Welle an Deck, welches ihre Füße umspülte.
    „Das Meerwasser dringt zwischen meine Zehen und es fühlt sich an, als würde der Boden schwammiger werden. Außerdem fühle ich den Wind auf meiner Haut und weiß, dass wir dank ihnen gute Fahrt machen.“

    Ohne Aufforderung öffnete sie wieder die Augen, blinzelte kurz gegen die Helligkeit der Sonne an und legte dann den Kopf schief.
    „Was bringt es mir, das zu wissen? Wie du schon sagst, lebe und arbeite ich auf diesem Schiff. Die Joka ist mein Zuhause und ich bin mit ihr so vertraut, wie jeder andere mit seinem Heim. Den Seegang gleiche ich längst unterbewusst aus und selbst bei Sturm hat es mich noch nicht von Bord gerissen.“

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