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jabu
Der Balken für die (sehr geringen) Weiternutzungskosten je Kilowattstunde der Kernkraft fehlt bei üblichen Statistiken, obwohl der den Unterschied bezüglich der aktuellen Stromkosten sichtbar machen würde!
Du meinst den Brennstoffpreis pro Megawattstunde? Der wird in der ersten Studie mit 8€ angegeben und ist nach Braunkohle (2,3€) der günstigste Wert. Braunkohlekraftwerke haben eine Lebensdauer von 40 Jahren, KKW von 45 Jahren laut Studie. Aber wenn man mal schaut, auch Braunkohle ist am unteren Ende nicht günstiger. Die Studie schreibt außerdem:
Die Gestehungskosten der Kernkraft liegen im Vergleich dazu bei 13,6 bis 49,0 €Cent/kWh. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass externalisierte Kosten wie die Endlagerung der ausgebrannten Brennstäbe nicht berücksichtigt werden.
Die LCOE [(Gestehungskosten)] für ein im Jahr 2024 neu gebautes Kernkraftwerk lassen sich bei 13,6 – 49,0 €Cent/kWh verorten. Dieses Resultat muss – wie schon erwähnt - vor dem Hintergrund gesehen werden, dass wichtige gesellschaftliche Kostenfaktoren wie die Endlagerung externalisiert und nicht in die Kostenkalkulation miteinbezogen wurden. Außerdem sind die meisten Kernkraftwerke nur eingeschränkt technisch oder wirtschaftlich dazu in der Lage, Flexibilitäten im Stromnetz bereitzustellen, was für die zukünftige Auslegung des Stromsystems eine herausragende Rolle spielen wird.
Und sie gibt ebenso an, dass bei Kernkraftwerken der Zinssatz für Fremdkapital mit 8%, sowie die Rendite für Eigenkapital mit 12% neben Brennstoffzelle am höchsten ist. Bei der Brennstoffzelle wird jedoch argumentiert, dass der Preis dadurch zustande kommt, dass es keine etablierte Technologie (im industriellen Maßstab) ist. Entsprechend wird sich das im Laufe der Zeit ändern.
Kernkraft ist besonders Interessant fürs Geschäft. Dieser Desinformationskrieg bezüglich Kernenergie kommt also nicht von ungefähr, sondern hat genau hier ihre Ursache. Dabei würden KKW sogar in der künftigen Stromerzeugung stören, da sie nur unter Dauerlast effizient betrieben werden können und das durch den Überschuss an erneuerbaren Energien (die dann stellenweise deutlich über 100% des Bedarfs produzieren) die KKW quasi ständig im Leerlauf arbeiten müssten. Und die Kosten für Endlagerung werden sogar hier nicht berücksichtigt. Selbst wenn du recht hast, dass die verringerte Laufzeit die Kosten in die Höhe treiben, kannst du die Endlagerung gegenrechnen und kommst wieder auf einen höheren Preis als Erneuerbare. Die Kosten für Endlagerung sind nämlich nicht abzuschätzen. Wir wissen nicht, ob in 500 Jahren plötzlich Probleme auftreten, die wir nicht kommen sehen haben und das ganze Zeug wieder ausbuddeln müssen. Wir können nur hoffen alles richtig gemacht zu haben und nichts unberücksichtigt bleibt. Fälle wie Asse kommen noch dazu (neue Probleme gibt es auch dieses Jahr).
Anmerkung:
Hier wird von Kraftwerken gesprochen, die 2024 neu gebaut werden, wie aus dem 2. Zitat hervorgeht. Mit gesellschaftlichen Kosten durch schnelleren Ausstieg (z.B. die Zahlung an Wattenfall oder verkürzte Betriebsdauer allgemein) hat das nichts zu tun. Die Kosten wurden auf 45 Jahre Laufzeit beim KKW berechnet und nicht irgendwie verkürzt.
Edit:
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Lord Noname
Ich sehe es eher kritisch, dass wir es nicht schaffen, vernünftige Stromnetze zu bauen, sodass der Strom auch richtig verteilt werden kann. In der Nordsee schimpft keiner, dass irgendwelche pinkgepunkteten Froschspringmäuse dort leben würden und klagt dagegen. Oder dass der Wert des Hauses vielleicht durch den Schattenwurf einer Stromtrasse 2km weiter weg um 0,01 ct/ha sinken könnte...
Zumal wir aus dem Norden günstig Wasserkraft (Norwegen) oder Windkraft (Dänemark) einkaufen.
Das macht das ganze unendlich teuer. Fanatische Umweltschützer machen den konventionellen Strom teuer und klagen gegen neue Anlagen, weil irgend ein Tierchen dadurch leiden könnte. Das ist der Irrsinn, der alles verteuert.
Ich würde ja behaupten, dass es in der Regel keine Umweltschützer sind, sondern Leute, die den Umweltschutz missbrauchen wollen um Projekte zu verhindern. Man muss da genau hinschauen wer was aus welchen Gründen sagt.