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Lucky 7
Der schmale Bergpfad führte die beiden höher ins Gebirge, vorbei an kargen Felsvorsprüngen und tiefen Schluchten. Die Sonne stand hoch am Himmel, ihr Licht ließ den rauen Stein in hellen Tönen erstrahlen. Es war kalt, aber trocken, und ein seltener Moment der Stille lag über der Landschaft.
Diese Stille wurde jedoch von Ska’ri gebrochen, die plötzlich mit einem kehlig dröhnenden Gesang begann. Es war eine rohe, laute Melodie, die vermutlich orkischer Natur war – oder zumindest ihre Interpretation davon.
Venom verzog unwillkürlich das Gesicht. Es war mehr ein Brüllen als Gesang, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter, wenn auch nicht aus Begeisterung.
„Soll das so klingen?“, fragte er trocken.
Ska’ri lachte. „Klar! Orkische Gesänge! Die müssen laut sein!“ Sie hob die Stimme noch ein Stück, ließ das Echo von den Felsen widerhallen.
Venom verdrehte die Augen, sagte aber nichts weiter.
Dann, einige Minuten später, endete der Pfad abrupt. Vor ihnen klaffte ein Abgrund.
Ska’ri ließ den Blick über die Umgebung schweifen und fasste kurz ihre Lage zusammen, die Felswand oder runter in die Schlucht und wieder rauf.
Venom überlegte kurz: In die Schlucht hinabsteigen und hoffen, dass sie eine Möglichkeit finden, wieder nach oben zu gelangen. Keine gute Option.
„Wir klettern“, entschied er knapp.
Er wusste, dass es gefährlich werden würde, aber zumindest hatten sie so eine klare Route vor sich. Mit einer letzten Prüfung der Felsstruktur begann Ska'ri, vorsichtig die Wand zu erklimmen. Venom versuchte ihre Bewegungen genau zu kopieren. Seine Hände suchten nach sicheren Griffen, seine Füße nach festen Vorsprüngen.
Ska’ri, leichtfüßig und geschickt, während Venom sich voll auf jeden einzelnen Zug konzentrierte. Ein Fehltritt hier konnte fatale Folgen haben.
Der Wind war kaum spürbar, doch er wusste, dass er sich keine Fehler erlauben durfte. Schritt für Schritt arbeiteten sie sich an der Wand entlang – dem anderen Ende des Pfades entgegen.
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Hin und wieder zurück #13 - Geheimer Bergpass der Orks - Am zerstörten Menhir
“Hrrrmmm…”, brummte Onyx und besah sich hier alles. Das war ein verdammt großer Hinkelstein. Den mussten Riesen hingestellt haben und mindestens ein Drache umgeworfen. Oder war es der Stern der damals vom Himmel fiel und in die Berge einschlug? Damals als der Drache schlüpfte.
Onyx zuckte mit den Schultern zu seiner Frage, aber auch Kiyans. Er hatte eigentlich gar keine große Ahnung von sowas. Er begann höchstens langsam zu verstehen was war und vielleicht sein könnte.
Sein heißer Atem quoll aus seinen Nasenlöchern und er tastete an den Schriftzeichen und Runen des Menhirs.
Auch die anderen Steine hier besah er sich für einen Moment, aber so wirklich nach Waldvolk sah das hier nicht aus.
Turya rief ihnen was zu und kurz darauf blickten sie zu ihr. Sie hatte die ‘Jagdbeute’ verwertet. Nützliche Habseligkeiten des Orks an sich genommen. Pfeilspitzen freigeschnitten und dem Ork mit seinem Hackmesser den Kopf abgeschlagen.
“Das wird unsere Eintrittskarte fürs Bluttal.”, sagte sie und kam zu ihnen. Dann sah sie sich die Schrift selbst an.
“Nicht unsere Leute. Vielleicht die alten Setarrifer oder noch älter.”, meinte sie.
“Und was gemacht hier?”, fragte Onyx.
“Weiß nicht. Vielleicht war das nur eine Wegmarkierung, wenn der Schnee sehr hoch lag. Oder ein Orientierungspunkt? Vielleicht haben sie hier irgendeinem Gott gehuldigt oder sich versammelt. Wie ein Thing?”, meinte die Veteranin und warf die Beute zu Boden, damit jeder seinen Anteil bekam oder besser sich nahm. So war es Sitte im Waldvolk.
“Thing? Hmm…hat Ort vielleicht Zauber gemacht? Hier nur Stein und Eis. Was Leute suchen hier für Versammlung?”, sagte der Hüne und nahm seine Pfeilspitze, einen Orkhauer und den Trinkschlauch des Orks an sich.
“Zauber? Hmm…Meister Torn hat mal erzählt, dass es früher auf Khorinis Plattformen mit hohen Steinen gab. Wenn man sie aktiviert hat, konnte man sie betreten und kam an einem anderen Ende der Insel wieder an. Meint ihr das ist sowas?”
“Möglich sein. Onyx aber nichts wissen wie können wecken. Alte Volk hier weise. Das Onyx gefunden raus, als erkunden Tempel in Westen von Sumpf. Wir Wochen drin. Wir verirren in viele Wege, aber gefunden Spuren von Volk was heute wir nicht haben. Da sein kleine, dünne Bach was fließen in gegossene Form von Stein. Ganze Netz und verbinden überall. Nie gesehen. Was uns gemacht Wunder war Kuppel in Tempel. Du Hebel machen und öffnen Kuppel leicht für sehen Himmel. Große Konstrukt da gewesen. Wir nicht verstanden wie geht. An Boden viel Glas kaputt, aber auch Glas gut. Sein Scheiben was rund und manche dick und manche dünn. Einer gesagt, dass sein Fernrohr, aber das nehmen Seemann und nur ein Glas. So wir denken, dass mit viel Glas sehen weiter. Sie gesehen zu Sterne. Sie gesucht Götter. Das wir glauben.”, erzählte Onyx und musste dann daran denken, dass es hier vielleicht doch was von Interesse gab. Kiyans Räbin kreiste über ihnen und landete bald auf einem der größeren Steine. Sie hatte vielleicht Hunger?
“Jagar!”, rief Onyx in den Himmel und Adler segelte langsam hinab. Er landete auf dem Kadaver des Orks und hackte prompt am blutigen Halsende, um sich satt zu essen.
“Machen kurze Pause. Essen, trinken und ziehen mehr an. Wenn wir gut, wir bis Dunkel auf andere Seite. Orkspur da gehen weiter.”, meinte Onyx und erhielt natürlich Zustimmung. Die Pause hatten sie alle gebraucht. Trockenfleisch wurde gegessen und sich dabei Kleidung angezogen. Wie es Gundas ihnen gezeigt hatte, wickelten sie um ihre Stiefel auch Kleidungsstücke und auch um den Kopf wickelten sie sich längliche Tücher. Andere brauchten sowas wohl nicht, aber bei der Kälte froren einem doch die Ohren ab. Vermummt und mit einer Decke um den Oberkörper ruhte Onyx wie die anderen beiden im Windschatten des Menhirs und sie aßen und tranken noch weiter.
“Schuss waren gut. Du aber Glück wo treffen oder Pech…wenn gezielt auf Rücken.”, meinte Onyx und wechselte dann ins torgaanische.
“Es gibt ein paar Regeln für Ziele die sich bewegen. Dein Auge und meine Augen können einem Pfeil folgen, einem Vogel oder einem flüchtenden Reh. Aber du wirst niemals etwas treffen, was schneller ist wie du selbst, wenn es von dir aus nach Westen oder Osten rennt. Dafür sind Augen und Kopf nicht gemacht. Kommt die Beute in den Süden auf dich zu…das ist dann klar. Und Norden hast du vorhin erlebt. Darum ist es wichtig immer eine sehr gute Schussposition zu haben und richtig einzuschätzen, was nach dem Schuss passiert und wo dein zweiter Schuss hingehen könnte. Je größer die Distanz, umso schwerer wird es. Hast du bei mir gesehen. Halt dich deswegen wie beim Ork erst an kurze Distanzen. Dafür muss man ein Gefühl entwickeln und mit der Zeit, wächst die Distanz, wenn man wirklich gut ist. Die meisten scheitern aber daran, weil sie den Märchen an den Feuern glauben.”, erklärte Onyx.
“Ich hab einen Nordmar-Falken im Sturzflug abgeschossen, als er ein Baby rauben wollte. Komm mach die Beine breit, Turya! Ich bin ein Held. - Ich hab dem Kerl gezeigt, wie ein Nordmar-Falke seine Eier packen würde. - Und das war nicht Hjarti!”, erzählte Turya und selbst Onyx musste ganz leicht schmunzeln. Nicht zu viel, sonst würde das Gebirge entzwei brechen. Kor’ha indes kreiste über ihnen uns krächzte. Ob Adler sie störte? Jedenfalls landete die Räbin irgendwo zwischen den Steinen und stieg dann wieder auf.
“Du hast auch gemerkt, wie schwer es ist, die dicke Sehne zu spannen und damit zu schießen, heh? Dann weißt du, was du üben musst. Turya hatte sicher auch schon solch ein Gefecht. Mit Ricklen haben wir Banditen gejagt und haben uns gut eine halbe Stunde mit Pfeilen und Bolzen beschossen. Sie waren gut, aber Kjal und Hjarti waren schnell und hatten einen weiten Bogen um die Hunde gemacht. Jilvie, ich und Ricklen haben in der Zeit unsere Köcher leer geschossen. Am Ende waren Zwei erschossen und drei durch die beiden erschlagen worden. Den Letzten haben wir laufen lassen. War viel zu jung für einen Banditen. Hättest du die Kraft und Ausdauer gehabt, deinen Köcher heute leer zu machen? Genau. Aber wir sind ja noch am Anfang. Du bist am Anfang.”, erzählte Onyx und sah Adler wieder aufsteigen. Blutig war sein ganzer Kopf. Er hatte sich satt am Orkfleisch satt gefressen.
“Frisst er auch Menschenfleisch?”, fragte Tiurya.
“Hmmhmmmm…”, bestätigte Onyx. Wie sein menschlicher Gefährte, hätte er sagen können. Auch wenn es lange her war. Turya nickte und sah dem Raubvogel nach.
“Was Kor’ha wollen? Sie jetzt auch fressen kann, heh?”, fragte Onyx und sah wie die Räbin wieder zwischen den Steinen verschwand.
Geändert von Ornlu (25.02.2025 um 08:40 Uhr)
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Südliches Weißaugengebirge
Es kam, wie es kommen musste.
Ska’ri hatte die andere Seite der Schlucht fast erreicht, als Venom versehentlich auf einen losen Stein trat und abrutschte. Sie reagierte reflexartig und griff nach seinem Arm, bekam ihn am Handgelenk zu fassen. Mit einem Sprung rettete sie sich auf festen Grund, ohne ihn loszulassen, obwohl sie sich beinahe die Schulter dabei verrenkte und unsanft zu Boden stürzte, von Venoms Gewicht aus der Balance gebracht. Für einen Augenblick hing Venom in der Luft, bis es ihm gelang, mit den Füßen wieder Halt zu finden und sich mit Ska’ris Hilfe über den Klippenrand zu ziehen.
„Naga shutta … Das war knapp!“ Ska’ri rappelte sich auf und lehnte sich keuchend gegen die Felswand. Sie musterte Venom kritisch, aber nicht ohen Sorge im Blick. „Alles klar bei dir?“
Venom war offenbar noch etwas durch den Wind, was man ihm wohl kaum verdenken konnte, nachdem er gerade haarscharf dem Tod entronnen war, aber er nickte und klopfte sich den Staub von der Kleidung.
Ska’ri fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Tur mir leid. Ich hätte dich nicht dazu ermutigen sollen. Das war … zu riskant. Beim nächsten Mal suchen wir einen einfacheren Weg, auch wenn es länger dauert.“
Venom zuckte nur mit den Schultern und ließ nicht erkennen, ob er ihre Entschuldigung annahm – ob er überhaupt Wert darauf gelegt hatte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause setzten sie ihren Weg fort. Zum Glück blieb ihnen eine weitere Kletterpartie erspart, auch wenn der Pfad oft steil und druchaus anspruchsvoll war. Als die Sonne bereits hinter den Gipfeln der Berge verschwunden war, begegneten sie auf einer Lichtung sogar einer kleinen Gruppe Scavenger und Venom stellte seine Bogenkünste unter Beweis, indem er einen der großen Vögel mit einem gezielten Schuss erlegte.
Als sie ihr Nachtlager aufschlugen und das Scavengerfleisch appetitlich duftend über dem Feuer röstete, bedachte Ska’ri ihren Reisegefährten mit einem langen, nachdenlichen Blick.
„Sag mal … Wie fühlst du dich eigentlich seit … seit der Höhle? Seit dem, was mit dir dort unten passiert ist? Ist etwas anders als vorher? Keine Ahnung, hörst du ihn? Krul, oder den Dämon? Oder sonst etwas?“
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Richtung Westargaan - Bergpass - zerstörter Menhir
Müde blickte Kiyan als Reaktion auf Onyx‘ Worte auf. Langsam, aber sicher machten sich die Anstrengungen der letzten Stunden bemerkbar. Die Hatz über den Pass, das Schießen, das Laufen an sich. Den Geist konzentriert halten, nicht im gleichen Maße abzustumpfen, wie die Füße zu schmerzen begannen. Fast wären ihm die Augen zugefallen, als er – wie seine Begleiter – seine Kleidung an die stetig kälter werdende Umgebung angepasst hatte.
Turya klopfte ihm mit einem schiefen Lächeln auf den Rücken, während der Einäugige aufstand und festen Schrittes über den Schnee ging, der unter seinen Stiefeln ein frostiges Knirschen erzeugte. Der Hüne von Torgaan nickte in Richtung des zerborstenen Menhirs, des Überrests irgendeiner alten Kultur. Proto-Setarrif? Jharkendar? Waldvolk?
Er hörte im Näherkommen das Krähen seiner Gefährtin, die auf einem Segment des Menhirs hockte und sich die Flügel putzte. Als sie ihn bemerkte, klackerte sie fast schon grüßend mit dem Schnabel und neigte mehrmals den Kopf. Dann wandte sie den Blick ab, schaute zur Seite, zwischen einige Bruchstücke der Säule. Dann hüpfte die Rabin von ihrem Aussichtspunkt herab auf den Boden, legte den Weg zu der Stelle zurück und klopfte mit dem Schnabel auf etwas.
Kiyan trat näher, beugte sich herab, wischte Schnee und Dreck von etwas herunter, etwas Hartem und Eckigem.
„Scheiße“, murmelte der Gortharer. Nun waren auch Onyx und Turya nähergekommen.
„Pudert mir den Arsch mit Salz und nennt mich Valerion … das ist doch wieder eine Steintafel, wie wir sie im Dschungel gefunden haben“, sprach er nun lauter, hob das archaische Schriftgut hoch. Es war halb so lang wie Kiyans Unterarm und maß zwei Handbreiten. Seufzend reichte er das Ding mit den bekannten Schriftzeichen über die Schulter an Turya, die nickte.
„So sieht’s aus, Jungs“, bestätigte sie, „Ähnliche Zeichen. Aber … mh … scheinbar … ältere Symbole, aber auch verhältnismäßig jüngere.“
Kiyan warf einen Blick darauf. „Wobei jünger hier immer noch einige hundert Jahre her sein kann, nicht wahr?“, fragte er und schüttelte den Kopf. „Leider haben wir kein Erz mehr.“
Onyx hob die Schultern. „Wir auf Weg ins Bluttal.“, bestimmte er, „Mit Glück treffen Jagdkommando, vielleicht welche von Wilde Jagd. Die haben Grünerz.“
„Ob sie’s hergeben, ist eine andere Sache …“, warf Kiyan ein. Onyx schnaubte.
„Gehen um Wissen des Waldvolks. Gehen uns alle an. Mich, Amazone, dich bis hin zu Terrence, Bud und Salzhüter von Wächtern.“ Er grinste diebisch. „Ansonsten klauen wie richtige Banditen.“
„Was machen wir mit dem Kopf?“, fragte die Veteranin.
„Mitnehmen. Trophäe für uns und Zeichen für Orks in Westen, dass wir gefährlich. Sie sein Beute, wir Jäger.“ Ein erneutes Schulterzucken. „Ansonsten du stellen auf Nachtisch, wenn Verlangen nach Gesellschaft zuhause.“
„Arsch“, antwortete Turya nur, schlug dem Hünen gegen die Schulter und lachte dann. Auch Kiyan, auf dessen Schultere es sich Kor’ha wieder gemütlich gemacht hatte, musste grinsen.
„Na dann los“, schlug er vor, „Sonst erstarren wir hier noch zu Eis. Ich will von diesem verfluchten Berg runter, bei Adanos.“
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Lucky 7
Südliches Weißaugengebirge
Venom saß mit verschränkten Armen am Feuer und beobachtete, wie das Fett des Scavengerfleisches in die Flammen tropfte und knisternd verbrannte. Der Rauch stieg in die klare Nachtluft auf, vermischte sich mit dem herben Geruch des brennenden Holzes.
Ska’ris Frage ließ ihn kurz innehalten. Seine Finger strichen gedankenverloren über das Griffband seines Bogens.
„Nein … ich höre nichts“, antwortete er schließlich, sein Blick weiterhin auf die Glut gerichtet.
Er hätte es dabei belassen können, doch irgendetwas ließ ihn weitersprechen.
„Aber manchmal … fühlt es sich an, als wäre da noch etwas.“ Er runzelte die Stirn, suchte nach den richtigen Worten. „Nicht wie eine Stimme, eher wie … ein Echo. Als ob etwas in mir nachhallt. Manchmal denke ich, ich hätte etwas gehört – aber wenn ich mich darauf konzentriere, ist es weg.“
Ska’ri musterte ihn aufmerksam, das Knistern des Feuers war das einzige Geräusch zwischen ihnen.
„Das klingt nicht unbedingt beruhigend“, meinte sie schließlich.
Venom zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht stark. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.“
Ska’ri ließ sich gegen einen Felsen sinken und rieb sich die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher, ob das besser oder schlechter ist …“
Sie schwiegen eine Weile, während das Fleisch langsam gar wurde. Venom griff nach einem der Spieße, riss ein Stück ab und kaute nachdenklich.
„Was ist mit dir?“, fragte er schließlich. „Du doch auch dein Erlebnis mit dem Amulett.“
Ska’ri zog das Schmuckstück unter ihrer Kleidung hervor, es glänzte matt im Schein des Feuers. Sie drehte es zwischen den Fingern.
„Manchmal fühlt es sich warm an. Oder kalt, wenn es das nicht sein sollte. Als hätte es eine eigene Präsenz.“ Sie seufzte. „Aber keine Stimme. Kein Echo. Nur ein Gefühl.“
Venom nickte, sagte aber nichts weiter.
Die Nacht schritt voran, und nach der anstrengenden Reise spürten sie die Erschöpfung. Morgen würden sie weiterziehen – weiter Richtung Süden.
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Mit den ersten, dürftigen Sonnenstrahlen des neuen Tages waren Ska’ri und Venom bereits wieder auf den Beinen und setzten ihren Weg fort – weniger aus unbändigem Tatendrang, sondern eher, weil man sich bei der Kälte einfach den Arsch abfror, wenn man sich nicht bewegte, egal in wie viele Pelze man sich einwickelte. Selbst ein Feuer half da nur bedingt – dann wurde man eben von einer Seite gar, während man auf der anderen noch immer zu Eis erstarrte.
Zumindest kamen sie zügig voran, und obwohl der Himmel zuzog und ein schärferer Wind zu wehen begann als am Vortag, blieb es trocken, wofür die beiden Wanderer dankbar waren. Der Trampelpfad (oder was sie dafür hielten, manchmal bildeten sie sich wahrscheinlich auch einfach nur ein, dass sie einem Pfad folgten) führte sie an steilen Felswänden, scharfen Klippen und tiefen Abgründen entlang, und hin und wieder mussten sie kompliziertere Kletterpassagen überwinden, aber zum Glück keine, die sie wieder in potenzielle Lebensgefahr brachten. Venom folgte Ska’ris Ratschlag, die sich unterwegs bietenden Gelegenheiten zu nutzen, seinen Gleichgewichtssinn zu schulen, und sie hatte auch den Eindruck, dass er zusehends an Trittsicherheit gewann. Der kleine Morra lernte schnell, das musste sie ihm lassen.
Am Ende des Tages befanden sie sich in einer Gegend, die Ska’ri vage bekannt vorkam – sie mussten das Lager der Karrek, das auf der gegenüberliegenden Seite des Gebirgskammes lag, mittlerweile hinter sich gelassen und damit die südlichen Ausläufer des Gebirges erreicht haben.
Die Nacht verbrachten sie unter einem Überhang, halbwegs geschützt vor dem immer unangenehmer werdenden Wind. Am kommenden Tag wurde der Weg immer leichter, nur noch selten mussten sie bergauf gehen. Die Gipfel wurden niedriger, das Gelände weniger schroff.
Schließlich ließen die das Gebirge hinter sich. Dennoch blieb die Landschaft felsig und karg, was nicht so recht zu den üppigen Wäldern passen wollte, für die Ska’ri ihre Heimat sonst kannte. Es kam ihr … unpassend vor, und es machte sie ein wenig nervös. Sie blieb wachsam, und immer wieder zuckte ihre Hand zum Griff ihres Schwertes, wenn sie glaubte, ein Geräusch oder eine Bewegung im Augenwinkel wahrgenommen zu haben.
Und schließlich, als die Sonne sich bereits wieder dem Horizont zuneigte, sahen sie es: Auf einer Klippe über dem Meer thronend, hob es sich schwarz und mächtig vor dem blutroten Abendhimmel ab: Ihr Ziel. Das Kastell der Schwarzmagier. Es existierte also wirklich.
Ska’ri blieb stehen und stieß einen anerkennenden Pfiff aus, gefolgt von einem schiefen Grinsen: „Sieht aus, als hätte da jemand was zu kompensieren!“
... danach ...
Geändert von Ska'ri (01.03.2025 um 19:40 Uhr)
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Die Morras waren entkommen. Es erzürnte Tat’ank’Ka, dass sie nicht schneller gewesen waren. Sie hatten sie noch verhöhnt und den abgeschlagenen Kopf gezeigt. Das würde ein Nachspiel für diese Waldmorras haben.
“Was jetzt?”, fragte Gorbag und schaute zu Tat’ank’Ka und den beiden anderen Kriegern die mitgekommen waren.
“Ich will etwas töten. Schmerzen zufügen und dem Schöpfer opfern. Die drei Oraks brauchen Sklaven im Reich des Schöpfers.”, meinte der Schwarzork und stemmte sich auf seinem Ripperspieß ab. Der schnelle Aufstieg ging an keinem einfach so vorbei.
“Dann jagen wir! Wie damals, Tat! Setar kann warten! Du! Kadak! Bring Botschaft an Subat. Der Kadan wird mit mir und Gorgon auf die Jagd gehen.”, wies Gorbag an und blickte seinen Sohn an. Kadak hingegen brach sofort auf.
“Jetzt wirst du dich beweisen können, Sohn!”, sagte Gorbag und ließ neben Stolz auch Anspruch erklingen. Gorgon - ein kräftiger, junger Orak der noch nicht zum Orakai erhoben wurde nickte und schlug sich die Faust auf die Brust. Der Späher würde zeigen, ob er nicht nur wie ein junger Gorbag aussah. Da zweifelte der Schwarzork nicht. Er hoffte es für ihn, denn bei Gorbags Sohn wüsste er was da für Blut und Ahnen drin steckten. Das wäre ein anständiger Gefährte für Zasa.
“Und lernen!”, versprach der Häuptling der Karrek und zeigte die Richtung, in die die drei Orks aufbrechen würden.
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Irgendwo im Gebirge - Trolljagd #1
“Namawar! Ayoka!”, warnte der Schwarzork seine beiden Jagdgefährten.
Sie waren der Spur der Echsenwesen gefolgt und hatten dann ihre Überreste auf einem abflachenden Bergplateau gefunden, das noch auf der Baumgrenze des Gebirges lag. Büsche, Felsen und Nadelbäume gab es hier. Ein Pfad weiter hinauf zur Bergspitze, den ein Bach aus Schmelzwasser gepflügt hatte. Mehrere Pfade hinab. Teils natürlich durch Felsen gegeben, teils geschaffen, durch umgeknickte Bäume. Ein Hinweis darauf was die nahende Beute sein musste.
Und das, was die Echsenwesen vernichtet und gefressen hatte, war würdig für den Häuptling der Karrek und seine Gefolgschaft.
Ein Troll.
Lange hatte er keinen mehr gejagt, geschweige denn gesehen. Sie waren selten auf Argaan und anders als jene auf Khoro. Die Hauer waren im Vergleich zu jenen auf Khoro größer, die Körper etwas kleiner und die Trolle schlau genug, um die Berge nicht zu verlassen.
Was hier oben trotzdem überlebte, musste zäh und hart sein.
Der orkische Hinterhalt war simpel. Einer vorne und zwei Orak, die den Troll in die Flanke und den Rücken fallen würden, wenn sie hinter den Felsen hervorkommen würden.
Die alte Taktik der Khoro-Veteranen. Immer auf den Rücken und die Beine gehen und sich nicht erwischen lassen.
Geschah dies doch…nun ein Orth war nicht umsonst dafür bekannt, selbst einen starken Ork mit einem Fausthieb zu zerschmettern. Zurecht galt er als einer der großen Vier für das Ulumulu.
Tat’ank’Ka stellte sich gut sichtbar auf dem Bergplateau hin und beobachtete genau was da zwischen den wankenden Fichten hervor kam.
Der Nervenkitzel hätte nicht größer sein können, als er die Vibration der schweren Schritte am Boden vernahm und der Troll endlich in seiner Silhouette zu erkennen war.
Der Berserker brüllte, hob den Ripperspieß in die Höhe und ließ ihn dann fallen, um den ersten von drei Wurfspießen zu packen.
Der Troll erwiderte sein Brüllen, der Schwarzork nahm Anlauf und schleuderte den Spieß kraftvoll in Richtung Troll, der immer noch zwischen Bäumen stand.
Er traf nicht, aber dafür schlug der Wurfspieß in einem Baum ein. Tat'ank'ka hatte schon den Zweiten mit der Wurfpranke gegriffen und den letzten Wurfspieß hielt er mit der anderen Pranke. Ein Baum wurde gerade knackend zur Seite geschoben, als der Jäger seinen zweiten Spieß aus kurzer, orkischer Distanz schleuderte und dann auch endlich traf.
Eine wütende Aura loderte auf, als der Troll endlich aus seiner Deckung kam und das dritte Wurfgeschoss in seine ihn schützende Pranke einschlug. Er schlug mit den großen Fäusten um sich, zog die Spieße aus sich heraus und blutete leicht.
Es war kein ausgewachsener Troll. Gerade einmal ein junger Troll.
Die Hauer waren noch klein und die Höhe des Trolls war anderthalb Orks lang. Da fehlte noch ein ganzer Orak, um ausgewachsen zu sein.
Dafür war er breit gebaut, wie es sich für Trolle gehörte und sein Fell war dunkelgrau. Kein schwarzer Troll, die waren sehr selten und ein anderes Kaliber.
Tat’ank’Ka rannte zurück zu seinen Ripperspieß, als der Troll Tempo aufnahm und ihn hinterher jagte.
Der Veteran umgriff die gute Jagdwaffe und hielt sie vor sich, um dann im Halbkreis um den Troll zu laufen. Er stach immer wieder zu, während der Troll mit der Pranke nach dem Schwarzork griff und mit den kurzen Beinen versuchte, den wuchtigen Körper zu rotieren.
Tat’ank’Ka indes hielt Abstand und hielt sich strikt daran den Abstand zu wahren und bloß nicht dem Troll den Rücken zuzuwenden oder diesem direkt gegenüber zu stehen. Denn dann wäre es aus.
Die Halbkreis-Taktik fruchtete bei diesem jüngeren Exemplar jedoch nicht so, wie bei einem doppelt so schweren Troll. Der Schwarzork kam so langsam in Bedrängnis und hatte nach einer Stichattacke den Ripperspieß loslassen müssen. Der Troll hatte diesen zum Greifen bekommen, als Tat’ank’Ka nicht rechtzeitig zurückzog. Der Ripperspieß landete auf dem Boden und würde bersten, wenn der Troll drauf treten würde. Ab da kam der Einsatz seiner Jagdgefährten.
Gorbag und sein Sohn kamen mit Gebrüll aus ihren Verstecken und warfen mit Speeren und Wurfäxten nach dem jungen Troll. Der brüllte auf, drehte sich ihnen zu und stürmte einem langsamen Gorilla gleich auf Gorbag selbst zu.
Tat’ank’Ka eilte zu seinen Ripperspieß, packte diesen und schleuderte ihn wuchtig in den Rücken des Jungtrolls, während Gorgon mit seiner Axt brüllend den Nahkampf suchte.
Der Troll zuckte zusammen, als der Ripperspieß ihn traf und tobte, als Gorgons Axt seinen Hintern traf. Gorbag attackierte mit seinem Schwert und trieb den jungen Troll sogar zurück.
Das Wesen schien überfordert mit der Situation zu sein, wehrte sich mit umher schwingenden Fäusten. Tat’ank’Ka schaffte es seinen Ripperspieß zu packen und stieß diesen noch einmal in die Wunde, während Gorbag mit dem Schwert ins dichte Fell der Beine stach. Gorgon wurde übermütig und wollte seine Axt in die Brust des Trolls jagen, doch seine Arme wehrten den Angriff ab und schleuderten den jungen Späher weg.
Tobend und brüllend haute der Troll nun auf den Boden, jagte Gorbag hinterher und drehte dann, um Tat’ank’Ka zu überraschen und ihn nun zu jagen.
Der Schwarzork schuf Abstand und der junge Troll suchte nicht den Kampf sondern flüchtete in den Wald.
“Hinterher!”, knurrte Gorbag, als er seinem Sohn aufhalf und einige Schritte eilten sie auch hinterher, bis sie am Waldrand standen.
“Jabarth!”, befahl der Häuptling und schnaufte erst einmal durch. Gorbag und Gorgon sahen ihn fragend an.
“Das war nicht der Orth, der die Echsenwesen erschlagen hat.”
“Ja.”, stimmte Gorbag zu. Nicht dass sie die Jagd abblasen wollten, doch wenn der große Troll hier noch irgendwo war, dann wären zwei Trolle ein wenig zu viel des Guten.
“Er ist noch ein Jungtier. Wo ist dann seine Mutter?”, fragte Gorgon und schmeckte das Trollblut von seiner Axt.
“Da wohin er flüchtet oder woanders. Wir finden den jungen Troll noch. Schauen wir, wo das Alttier ist. Die Spuren sollten wir unterscheiden können.”, sagte der Schwarzork und zeigte auf die Überreste der Echsenmenschen einige Schritte entfernt. Die Trollabdrücke dort, waren viel größer. Dieser Spur würden sie folgen.
“Setz ein Zeichen bei den Echsenwesen, Gorgon! Damit sie wissen, wo sie unsere Leichen finden.”, meinte Gorbag fast spöttisch und Tat’ank’Ka musste grinsen. Es war knapper wie gedacht bei diesem Jungtroll. Sie hätten es wohl geschafft, aber selbst da hatte der Berserker gemerkt, wie wenig Übung sie gegen Trolle hatten.
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Irgendwo im Gebirge - Trolljagd #2
Die Spuren hatten sie durch ein Waldstücke und vor allem höher in die Berge geführt. Spuren
kleinerer Wesen hätten sie verloren, doch Trolle waren einfach zu finden.
Sie stiegen Serpentinen hinauf, schritten dann eine Weile gerade um ein Bergstück und standen dann vor einem recht kleinen Tal zwischen zwei Bergen.
Schon von ihrem Aussichtspunkt sahen sie die Aasfresser der Berge kreisen und einen großen Höhleneingang. Ganz trolltypisch mochte man meinen, wenn man das Detail mit der großen Anzahl an Aasfressern nicht beachtete.
Beim Abstieg wurden sie bestätigt, als der Geruch ihre feinen Orknasen erreichte.
“Naga shutta! Was sie wohl erledigt hat?”, frage Gorbag und war so wie Tat'ank'ka auf der Hut. Die Veteranen und alten Jäger wussten zu gut, dass sich an sowas sicher alles satt essen wollte. Und was hatte die Trollin oder den Troll getötet?
Die orkischen Jäger pirschten heran, als sie im Tal waren. Gorgon ging hinter ihnen und hatte eine eigene Aufgabe bekommen.
Der Gestank wurde allmählich bestialisch, als sie wenige hundert Schritt noch entfernt waren und hinter Felsen und Büschen sich verbargen, um einen Blick zu riskieren.
“Was siehst du, Gorbag?”
“Nichts Gutes!”
“Sag mir nicht, dass dort ein Khaz ist!”
“Kein Khaz.”
“Viele Gach-Lug?”
“Schlimmer. Du wirst dich freuen.”
“Hmm…Ich hasse sie. Ich hasse ihr Fleisch. Ich hasse ihre Augen.”, sagte der Schwarzork und schnell war ein Plan gefasst, nachdem alle drei Orak die Echsenmenschen gezählt hatten.
"Genug für uns Drei. Gorgon! Heute kannst du deinem Vater und deinen Ahnen Ehre bereiten.”, sagte der Berserker und stimmte sich auf den Kampf ein. Gorbag gab seinem Sohn noch einmal Instruktionen und verpasste diesem eine Kopfnuss, damit er es nicht vergisst.
“Du hast einen guten Sohn groß gezogen. - Wir zu zweit gegen mehrere. Weißt du noch damals die Rebellenhöhle? Wir waren nicht älter als Gorgon. Der Feuermorra ist immer noch bei mir.”, sagte der Schwarzork und zeigte auf die Schädelkette, die er bei sich am Gurt trug.
“Ich erinnere mich noch gut daran, alter Freund. Gehen wir es an! Rok Tar!”
“ROK TAR!”, brüllte der Schwarzork, zog Tohu und Wabohu aus den Halterungen und schlug sie aneinander.
Die Chaos-Äxte sangen ihr metallisches Lied im Tal und schufen die Aufmerksamkeit, die sie wollten.
“Toooood!”, grölten die Orakai-Veteranen aus voller Kehle und stürmten los, als ihre Gegner angelaufen kamen.
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Irgendwo im Gebirge - Trolljagd #3
Rin! - Shikin! - Han!
Eine orkische Kampfweise die sich an Tieren orientierte.
Der mächtige Angriff von unten nach oben wie ein Keiler mit Tohu.
Wabohu stürzte dann wie ein Sumpfhai hinab und dann jagte Tohu wie der Prankenhieb eines Bären von der Seite in die Seite des Echsenwesens, das den Rin mit seiner Keule noch parierte, unter dem mächtigen Shikin schon fast in die Knie gezwungen wurde und dann schmatzend die Orkaxt im halben Brustkorb stecken hatte.
Brüllend trat Tat'ank'ka seinen sterbenden Gegner um und versenkte Wabohu zweimal um Arme und Schädel zu zerschmettern. Dann zog er Tohu heraus und wich sogleich zurück, als ihn ein weiteres Echsenwesen von der Seite attackierte und von vorne ein Zweites kam.
Gorbag durchbohrte eine Echse und rang dann mit einer weiteren im direkten Nahkampf, bis Gorgon dazu stieß und den Rücken des Wesens mit seiner Axt spaltete. Dann kamen Vater und Sohn dem Schwarzork zur Hilfe, der mit seinen Äxten wild umher wirbelte und die Echsen auf Abstand hielt, bis eine Dritte dazu gestoßen war und ihn von hinten attackierte. Tat’ank’Ka ging in die Knie, als die Echse ihn von hinten ansprang und sich fest krallte. Dann biss sie zu und wollte wohl an seinen Nacken oder Hals. Doch die dichte Mähne des Schwarzorks war im ersten Moment im Weg. Der Berserker warf sich nach hinten und landete auf der keuchenden Echse. Trat dann nach den beiden Echsen die ihn mit Keule und Faustkeil erschlagen wollten und drehte sich zur Seite, als Gorbag und Gorgon endlich da waren.
Fauchend reagierten die Echsen auf Gorbag und Gorgon die jeweils eine von ihnen attackierten. Tat’ank’Ka ließ seine Äxte los, drehte sich zur Seite und versuchte die Echse abzuschütteln. Die versuchte wieder zuzubeißen, doch der Berserker in seinem ansteigendem Kampfrausch sprang mit ihr leicht auf und ließ sich noch einmal auf den Rücken fallen. Das genügte um sich endlich von ihren Krallengriff zu befreien und dann zog er seinen Orkdolch. Unaufhaltsam, ungebändigt jagte die Klinge des Waffenschmieds in den Echsentorso. Durchschlug Rippen und Lunge, während die Krallen an seiner leichten Rüstung schaben und tiefe Kratzer an freien Stellen verursachten. Der Orkdolch wurde wütend ein weiteres Mal in den Torso getrieben und ruckartig aufgeschlitzt, bevor der Schwarzork das schnappende Maul der Echse packte und den Unterkiefer zur Seite riss. Beißen konnte die sterbende Echse nicht mehr und mit dem Orkdolch im Schädel war es auch vorbei.
Tat’ank’Ka trat gegen das Echsenwesen und schnaubte wütend. Gorbag und Gorgon hatten auch überlebt und kamen zum Berserker.
“Ruhe Freund. Es ist vorbei.”, sagte Gorbag zum Berserker, um ihn runter zu bringen. Tat’ank’Ka roch jedoch nur das Blut und hatte Mühen nicht gleich weiter zu stürmen und das nächste Opfer zu finden. Er blickte auf seine Hände, besah sich die blutigen Kratzer und atmete tief ein und aus. Fauliger Verwesungsgeruch eines Trolls gepaart mit heißen Echsenblut. Herrlich…
Eine Stunde später…
Gorgon hatte seinen Vater und Tat’ank’Ka versorgt. Ließ sich von Gorbag selbst helfen eine Orkkrautpaste auf die Kratzwunde aufzutragen. Tat’ank’Ka war wieder Herr seiner selbst und hatte seinen Ahnen zurück in sein Unterbewusstsein gedrängt.
“Wir brauchen bessere Rüstungen. Wie früher, Gorbag. Und wir haben Glück, dass die Echsenwesen nicht an richtige Waffen kommen…”, urteilte der Häuptling.
“...und keine Kampferfahrung haben.”, stimmte der einstige Shak zu.
Sie schritten dann zum Troll und den Höhleneingang. Bejahen sich die Wunden, die der Troll davon getragen hatte.
“Waren das die Echsenwesen?”, fragte Gorgon fast ungläubig.
“Wurde einer von euch gebissen?”, fragte der Schwarzork direkt. Beide verneinten.
Der Troll war an mehreren Wunden gestorben, die durch Bisse hervorgerufen worden waren. Es mussten unzählige Echsen gewesen sein, die sich verbissen hatten. Einige hatte er oder besser sie erschlagen können. Davon sprachen die Spuren am ersten Fundort. Die Echsen hatten sich dann zurückgezogen und der Troll fraß seine erschlagene Beute und nahm noch etwas mit. Gewöhnlich machten so Bisswunden einem Troll nichts aus. Nichts konnte Trollblut schaden. Doch die Schwärze um die Bisswunden, das viele Blut das nicht geronnen war. Es erinnerte die Jäger an die Opfer von Waranen. Jeder Orak wusste, dass er sich nicht beißen lassen durfte.
“Auch die haben sich weiter entwickelt. Wie die in Setars Palast.”, sagte Gorbag und zählte ein einige Bisse am Trollweib.
“Ihre Horde hat sich gegen den Troll geopfert und wusste, dass er ihnen für lange Zeit Fleisch gibt. Genug Zeit für das da, um groß zu werden…”, sagte Tat'ank'ka und zeigte auf das was in der Höhle zu sehen war. Bestimmt zwei Dutzend Echseneier. Würden sie schlüpfen, würden sie sich sattessen. Die Alttiere wachten über die Brut
“Wir schauen uns noch um und dann holen wir ein paar Sachen und Oraks aus Setar. Ich habe einen Plan. - Beenden wir diese Entwicklung, bevor sie für uns eine Gefahr wird…”, sagte der Berserker und ging mit seinen Äxten frisch ans Werk.
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Irgendwo im Gebirge - Trolljagd #3
Tat'ank'ka und Gorbag erhoben sich von ihrem Lagerfeuer, als Gorgon endlich an nächsten Tag zurück war. Mit diesem waren Gargo, Rok Shar, Menki und Kadak erschienen.
Gargo schleppte eine dickes Tau mit sich und Kadak, als auch Gorgon durften als Späher den ganzen Rest mit sich tragen.
Tat’ank’Ka hatte nach einer guten Jagdgesellschaft gerufen und die bekam er. Gargo war kein Jäger, aber er hatte die Kraft, die sie brauchten. Rok Shar und Menki hingegen waren gute Jäger. Agiler als der Rest und sehr gut geeignet, um ihr großes Ziel zu verfolgen.
Gorgon und Kadak hingegen waren für alles angedacht. Solch Jagden formten einen und zeigten den wahren Charakter eines Oraks.
Nach kurzer Begrüßung und zeigen des toten Trolls gab es erst einmal Echse zu essen. Es war kein Geheimnis, dass die Orks seit Eroberung von Setarrif natürlich einen erhöhten Bedarf an Nahrung hatten. So viele Orks wurden nicht von Korn und Orkkraut satt. Es waren die Echsenwesen und ihre Eier, die zwar nicht gut schmeckten, aber die Mägen füllten, bis die Zeit käme, wo sie den Nahrungsbedarf durch Viehzucht, Ackerbau und Fischfang erweitern würden.
Bauern hatten die Karrek keine. Das war etwas, was die Nordlandeorks gut konnten, mussten sie doch das ganze Imperium versorgen.
Tat’ank’Ka erzählte dann was er vor hatte und stieß auf ungläubige Gesichter.
Gorbag war aber überzeugt.
“Wir machen das auch, weil wir eine starke Faust brauchen, um den Seeorks zu zeigen, dass wir nicht ihre Knechte sind. Sowas gab und gibt es in unserer Kultur und der Kadan wird das mit uns schaffen. Es ist ein Jungtier. Formbar wie ein junger Orkhund. Darauf setzen wir. Sollte er zu wild sein… - nun dann haben wir einige Tage Ruhe mit der Jagd.”
“So ist es. Es ist eine gute Gelegenheit unseren Stand zu festigen. Egal wie viele Seeorks noch nach Setar kommen. Wir essen auf und dann jagen wir.”, befahl der Häuptling der Karrek und ließ sich von Kadak seine geforderte Ausrüstung geben. Er wollte prüfen, ob alles dabei war.
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Irgendwo im Gebirge - Trolljagd #4 - Beginn Bestienmeister 2 - Tav-Tav
Töten war eine einfache Sache in der Kultur der Orks. Warst du besser, stärker, schlauer oder der Schöpfer auf deiner Seite, dann konntest du aufsteigen bis zum Orkkönig.
Doch so etwas wie verschonen, nur verletzen oder gar gefangen nehmen, mitsamt nur ein paar Haare zu krümmen. Das sah das Dasein in der Orkkultur nur für die Jüngsten vor, damit sie lernen, dass es keine weitere Chance geben würde oder Schmerzen ein Teil des sehr harten Lebens der Orks waren.
Doch das Oruk - der Kodex der Orks - sah nichts für den Umgang mit Trollen vor. Ob man sie schonen sollte oder töten wo immer sie sind. Einzig, dass der Schöpfer es schätzte, wenn ein Ork seine Feinde unterwarf, war etwas was universell galt.
Tat’ank’Kas Jagdgesellschaft hatte den sehr jungen Troll aufgespürt und in die Enge getrieben. Sie hatten einen Halbkreis gebildet und wehrten brüllend und mit langen Waffen jeglichen Fluchtversuch ab.
Der Troll war verzweifelt, erschöpft von der Hatz durch ein ganzes Tal durch eine hauen und stechende Gruppe von Orks die ihn weitere Wunden zugefügt hatten. Irgendwann ging es vor einer Felswand nicht weiter und dann wäre es der orkischte aller Wege gewesen, dass der Anführer den finalen Angriff startet.
Hier aber kam nun der Plan von Tat'ank'ka und Gorbag zu Geltung.
Die zwei jungen Späher bei ihnen riskierten nun viel, als sie den Troll so attackierten, dass er Tat'ank'ka, Gorbag und Gargo den Rücken zuwandte. Sie waren die Stärksten in der Gruppe, während Rok Shar und Menki sich mit Ripperspießen bereit hielten, den zwei jungen Spähern und auch ihnen zu Hilfe zu eilen.
Als Gorgon durch die Luft flog, schrien sie alle auf, doch Gorbags Sohn stand schnell wieder auf und dann mischte sich Menki auch noch ein, der flink den Troll in die Wade stach und einen Moment schuf, da der Schwarzork die Gelegenheit sah.
Gargo, der an Masse und Größe jeden der Orks fast übertrumpfte, warf sich an die Hüfte des etwas größeren Jungtrolls und versuchte, diesen von hinten festzuhalten.
Gorbag und Tat'ank'ka waren direkt dahinter und packten kniend die kurzen Beine des Trolls.
Dann brüllte Gargo mächtig auf und versuchte den Troll zu stemmen, während dieser um sich schlug.
Das gelang nicht so wie geplant, aber ausreichend, um durch Gorbag und Tat'ank'ka dem Troll die Beine wegzuziehen.
Der Troll stürzte nach vorne, fing sich mit den langen Armen und wurde sofort von den vier anderen Orks beschäftigt. Kadak und Gorgon warfen sich auf einen Arm, Menki ging an den anderen und Gargo, Gorbag und Tat'ank'ka setzten ihre Masse ein, um sich auf den Rücken des Trolls zu werfen.
Rok Shar schlang ein vorbereitetes Tau um eine Faust und zog es zu und schaffte es dann mit Menki den Arm weg zu ziehen, während der Rest sich mit großer Mühe gegen den wild werdenden Troll stemmte.
Rok Shar und Menki wurden zum Troll gerissen und er stemmte sich dann mit der freien Faust tatsächlich etwas auf, doch seine Grenze war da, wo Tat'ank'ka seinen Arm um den Hals des Trolls schlang und mit beiden, vereinten Armen den Troll würgte.
Als Gorbag Rok Shar und Menki zur Hilfe kam und sie das lange Tau begannen an Kadak und Gorgon vorbei zu führen und mit dreifacher Orkkraft, den rechten Arm über den Linken zogen und gegen hielten.
Wo Gargo sich drehte und die Beine mit seiner Masse runter drückte und die beiden Späher dann um den zweiten Arm auch ein Tau fest zogen und in die Gegenrichtung zogen, so dass der Troll die Arme gekreuzt bekam und mit dem Kopf darauf lag und versuchte zu beißen, brüllen und wusste Beliar noch versuchte. Es brachte ihm nichts.
Nicht mit den Wunden, nicht gegen sechs Orks die ihre ganze Kraft einsetzten, um ihrem Anführer die Gelegenheit zu geben den Plan fortzuführen.
Tat’ank’Ka griff an seinen Gurt. Holte einen Hammer, einen dicken Eisenring mit zwei Durchführlöchern und einen dicken, dazugehörigen Pflock hervor und machte das, wofür dieses Teil hier gedacht war.
Er klammerte sich mit den Beinen um den Hinterkopf fest, drückte den Pflock in die breite Nase des Trolls und ließ diesen mit zwei Hammerschlägen vor Schmerz eskalieren. Beinah verloren sie die Kontrolle. Beinah flogen Gargo und er vom Troll.
Tat'ank'ka würgte den Troll wieder, wartete bis sein Widerstand abflachte und griff dann nach der Kette bei Gargo.
Der Pflock lag schon am Boden und das Trollblut floss aus der Trollnase, da packte der Schwarzork mit einem Arm um den Trollhals und schob unter mehreren Versuchen einen dicken Ring am Ende der Kette durch das Loch.
“Nochmal festhalten!”, kam als Kommando als Tat'ank'ka herunter glitt und Gargo seine Position einnahm.
Dann drehte Tat'ank'ka den Nasenring des sich nicht mehr wirklich wehrenden Troll, hob den eisernen Pflock auf schob diesen mit Gargos Kette dazwischen durch beide Durchgangslöcher.
Mit der Präzision eines Waffenschmieds verformte der Hammer das spitze Ende des Pflocks und der Nasenring mit Kette war nun am jungen Troll angebracht.
“Er hat aufgegeben. Festhhalte! Wir verbleiben in der Position für eine Weile, Orakai!”, gab der Häuptling vor und zerrte an der Kette. Schmerz durchzuckte den Troll und er wehrte sich gegen seine Lage. Doch es war auch die erste Lektion für diesen Troll, was geschieht, wenn er etwas macht, was sein Meister nicht will.
Schmerzen.
“Du wirst mir gehorchen! Du wirst keinen Orak ohne meinen Befehl angreifen. Du dienst mir! Du achtest deine Bezwinger! Und dann wird es dir gut gehen - Tav-Tav!”, taufte ihn Tat'ank'ka, blickte dem Troll in die Augen und zog mit sanfter Kraft an der Kette.
Tav-Tav galt in der Orksprache als Begriff, um etwas zu zermatschen. So wie einen Käfer oder den Schädel eines Feindes mit dem Hammer. Aber es beschrieb auch das Formen von Eisen und Stahl. Und formen würde der Schwarzork diesen Troll.
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Irgendwo im Gebirge - Auf dem Weg zum Bestienmeister #1
“Jabarth!”, grollte die Stimme des Schwarzorks und für einen Wimpernschlag wartete er, bis er kontrolliert an der Kette zog und sich mit einem Ruck dann schnell anzog.
Der junge Troll grollte, knurrte und jaulte vor Schmerz. “JABAAARTHH!”, knurrte Tat’ank’Ka und zog heftig an der Kette. Der Troll sprang auf, hielt sich an der Nase und bekam noch einmal einen kräftigen Ruck zu spüren, weil er sich bewegte.
Dann lockerte der Schwarzork die Kette und sagte “Kesh!”.
Kesh - verstand Tav-Tav schon. Dann durfte er gehen oder besser an der Seite gehen - oder es setzte was mit einem kräftigen Ruck und den Ripperspieß, den der Berserker stets bereit hielt, um Tav-Tav angemessen zu stechen.
Hatte der Schwarzork Mitleid? Nein. Orks hatten kein Mitleid zu vergeben. Schon als Frischling bekam man aufgezeigt, dass die orkische Welt so funktionierte. Einer stand mindestens über dir und entweder fügte man sich und nahm seinen Platz ein oder man erschlug jenen über einem. Der Troll würde es sicher irgendwann versuchen, doch bis dahin konnte der Schwarzork diesen formen und prägen. Erziehen und die Vorteile zeigen, die er bekam, wenn er Tat’ank’Ka folgte und gehorchte. Einer Bestie zeigte man dies aber nicht durch Freundlichkeit und Sanftheit bei. Man zeigte und lehrte die Bestie in jedem Augenblick, wer der Boss war. Ansonsten war man die Beute der Bestie. Keine Schwäche zeigen. Lektionen, die Frischlinge schon verinnerlichten oder in der harten, orkischen Gesellschaft untergingen.
“Jabarth!”, herrschte der Berserker den Troll an und stach dann mit dem Ripperspieß zu, als Tav-Tav nicht hielt. Als dieser die Fäuste hob, riss Tat'ank'ka am Nasenring und fluchte auf orkisch.
Der Troll zeigte sich unterwürfig, da er lernte, dass Widerstand gegen den Herrn Schmerzen bedeuteten.
“Jabarth!”, kam erneut das Kommando und Tav-Tav blieb nun stehen und atmete tief ein, bevor ein tiefes Grollen erklang.
“Hmm…- Kesh!”, brummte dann der Schwarzork und ging langsam wieder los. Der junge Troll folgte gefügig.
Es ging bergauf aus dem Tal zurück auf einen der Bergpfade. Seine Orakai warteten wohl schon am vereinbarten Ort für das heutige Nachtlager.
“Jaaabaa….”, brüllte Tat'ank'ka und Tav-Tav hielt tatsächlich an und erwartete Bestrafung. Doch die kam nicht.
“Kesh!”, sagte der Schwarzork und klopfte zweimal mit dem Ripperspieß auf den Untergrund. Tav-Tav marschierte los wie es Trolle nunmal taten. Die langen Arme stützten den großen Oberkörper ab und die verhältnismäßig kurzen Beine folgten. Wie bei einem großen, schweren Affen.
“Das Trollhirn wird noch lange brauchen, bis es nützlich ist.”, meinte der mächtige Gargo, der den Häuptling begleitete, um im Fall der Fälle mit seinem großen Trollfaust-Hammer zu handeln.
“Nicht so lange wie ein Frischling braucht, um ein Orakai zu werden. Mit eiserner Faust werde ich dem Troll schon beibringen was zählt. Was meinst du wird das für ein Spaß, wenn wir in Setar mit einem Troll auftauchen? Diese Seeorks werden erst einmal blöd gucken. Und Molotow daran erinnert, dass er nicht der Kriegsherr ist.”, sagte der Schwarzork. Gargo grunzte zustimmend und blickte zum jungen Troll, der ein Stück größer war, als der orkische Koloss.
“Und was bringst du Tav-Tav bei, Kadan?”, fragte Gargo.
“Zuerst zu gehorchen. Dann Befehle. Dann soll er Aufgaben erledigen. Wenn er soweit ist, wird er kämpfen lernen.”, überlegte der Berserker.
“Ha-ai!”, bestätigte Gargo und trat dann vor, als sie das Felsenplateau erreichten. Das Orkfeuer brannte schon und die anderen erhoben sich, als die beiden mit dem Troll sichtbar wurden.
“Mal sehen, was sie für Tav-Tav zu fressen aufgestöbert haben.”, dachte sich Tat’ank’Ka und begann wieder mit >Jabarth< und >Kesh<. Sein Troll musste erst lernen zu gehorchen.
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