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    Waldläufer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    Die fliehende Wärme des Sonne genießend saß die Jägerin auf einem Felsen vor der schroffen Landschaft der sich auftürmenden Berge. Die schneebedeckten Gipfel machten ihren Einfluss geltend und brachten auch noch in die tieferen Lagen Kälte und Eis. Lediglich ein paar Gebirgsbäche trotzten dem Frost und plätscherten wie eh und je durch ihr steiniges Bett. Das Wasser selbst war klirrend kalt, doch die ständige Bewegung verhinderten jeden Versuch des Eises, Fuß zu fassen. Die wenigen Bäume, die auf dieser Höhe noch wuchsen beugten sich unter dem Gewicht des Schnees, in der Hoffnung die schwere Last abschütteln zu können. Es wäre gespenstisch still gewesen, wenn nicht im Hintergrund das Rauschen des Wassers gewesen wäre und ab und zu ein Adler der weit über ihr seinen gellenden Schrei vernehmen ließ. Sie hatte versucht, einen jener majestätischen Vögel mit ihrer Magie zu erreichen. Gedanken auszutauschen, Emotionen zu vermitteln, vielleicht für einen Moment das vage Gefühl zu fliegen verspüren. Doch der Raubvogel war zu weit entfernt, schwebte erhaben über sie und ließ sich nicht von ihr beirren. Es war so, als würde eine Ameise zu ihr rufen. Zu leise, zu schwach, zu unbedeutend.
    Sie nahm einen kleinen, scharfkantigen Stein, der sich von dem großen Felsbrocken gelöst hatte. Über Äonen, durch Wind und Wasser und Eis hatte er sich von seiner Mutter trennen können, war abgeplatzt und lag nun doch hier, als hätte er seinen Ambitionen nicht folgen können. Ylva grinste bei dem Gedanken, dass dieses Stück Mineralik über Ambitionen und Wünsche verfügte und ließ ihn einen Fingerbreit über ihrer Handfläche schweben. Inzwischen hatte sie kaum noch Probleme dabei. Sie hatte angefangen sich daran zu gewöhnen, das beständige Pochen der Magie in ihren Ohren zu hören, wenn sie sich darauf konzentrierte. Fast schon fand sie angenehm, wenn der Rhythmus wie Ebbe und Flut über sie kam. Intensiv und urtümlich. Das Steinchen in ihrer Hand begann beim Gedanken daran, sich um seine eigene Achse zu drehen wie ein verrückt gewordener Kompass. Gedankenverloren betrachtete Ylva den Stein, als ein Geräusch sie jäh zurück in die Realität brachte. Es war der Adler, der unnahbare König der Lüfte, der sie bemerkt zu haben schien und nun näher umkreiste. Der Stein fiel der überraschten Jägerin in die Hand, wo er kalt und schwer liegen blieb. Hatte der Vogel etwas bemerkt? Hatte sich ein unvorsichtiges Murmeltier vorzeitig aus dem Bau gewagt? Drohte eine Bergziege abzustürzen und brauchte nur einen kleinen Schubser? Oder war es nur eine kleine Maus, ein Happen zwischendurch? Wie gern sie es wissen würde!
    Mit einem Aufwallen der Magie versuchte sie erneut Kontakt zu dem nun viel näheren Tier aufzunehmen. Vorsichtig, wie man einen unbekannten Hund streichelte. Vielleicht wollte er in Ruhe gelassen werden. Doch die bedachten Näherungsversuche waren fruchtbar. Und nicht nur dies, der Adler schien die Kontaktbemühungen an sich zu reißen, die Kontrolle über die Verbindung übernehmen wollen. Und das Tier machte klar, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Vor ihrem inneren Auge sah die Jägerin ein Bild, gestochen scharf wie aus einem Adlerauge. Es war eine blonde Frau, die auf einem Felsen saß, aus weiter Höhe betrachtet. Irritiert blickte sie nach oben. Der Adler betrachtete sie! Und sie spürte auch, was er fühlte. Aggression. Angriffslust. Das Vertreiben eines territorialen Konkurrenten. Nein, mehr als das. Das Vertreiben eines Feindes.
    Die Flügel angelegt, als würde er einen Hasen jagen ging der Vogel in den Sturzflug. Schnell kam er näher. Der Wind rauschte.
    Die Jägerin sprang auf.
    "Scheiße!" fluchte sie, blickte zu dem Adler herauf, wollte die magische Verbindung stoppen, doch das Tier ließ es nicht zu. Sie sah sich selbst rasch näherkommen, eine hilflose Beute, in das der Vogel nur seine scharfen Klauen treiben musste, mit dem Schnabel zuhacken. Für ein paar Schritte stolperte sie vorwärts, über Raureif und Schnee, blickte sich um und verlor in kopfloser Panik fast die Orientierung. Sie warf sich hin, spürte wie der Adler knapp über ihren Kopf hinwegrauschte. Seine Krallen streiften über ihr Haar, doch ohne sich festkrallen zu können.
    "Helvete!" schrie sie sprang auf und sah, wie der Raubvogel einen Kreis flog, kehrt machte und wieder auf sie zuflog. Doch diesmal blieb sie stehen. Sie war kein verschrecktes Schneehuhn, sondern eine Nordmarerin. Sie kam aus einem Volk der Krieger, die nicht rannten. Den Stein, den sie aufgenommen hatte, spürte sie noch immer in ihrer Hand. Sie packte ihn fest und wartete auf ihren Gegner.
    Mit einem Krachen, die Krallen voraus prallte der Adler auf sie, hielt sich fest und versuchte mit dem Schnabel auf ihren Hals zu picken. Sie selbst versuchte wiederum, den Vogel mit einer Hand in Schach zu halten und mit der anderen zuzuschlagen. Der Stein ließ Knochen im Adler brechen, die Krallen rissen tiefe Wunden in ihren Arm, durch Leder und Leinen hindurch. Ein Gerangel, aus dem eine Zeit lang niemand siegreich hervorkam, eine Wolke aus Blut, Federn und Armen. Immer wieder versuchte die Jägerin zuzuschlagen, ihn empfindlich zu treffen, bis sie ihn endlich am Kopf traf. Der Schnabel riss ihre Hand auf, doch der Vogel fiel zerschmettert und tot zu Boden, in einer Wolke aus Federn. Die Nordmarerin sank daneben, verletzt und blutend, den Stein noch immer in der Hand.
    "Was zur Hölle?!" ächzte sie. Seit wann griffen Adler Menschen an? Und warum mit solcher Vehemenz? Der Stein rutschte aus ihrer Hand, während ihre Gedanken kreisten. Vor ihren Augen wurde es schwarz, doch sie zwang sich aufzustehen, wankend, schwindelnd. Hier ohnmächtig zu werden, in der Kälte, blutend, würde ihren sicheren Tod bedeuten.

  2. Beiträge anzeigen #42 Zitieren
    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Die Sonne schien grell und schien die karge Landschaft des Gebirges noch karger wirken zu lassen. Der schmale Pfad schlängelte sich an steilen Klippen entlang, und die Steine unter ihren Füßen knirschten bei jedem Schritt. Venom ging hinter Ska'ri, seine Bewegungen konzentriert und bedacht. Der andere Ork war bereits zu seinem Stamm zurückgekehrt. Venom hatte sich nicht lange damit aufgehalten – sie hatten keine gemeinsame Sprache und sich daher wenig austauschen können.
    Der Wind zerrte an ihren Mänteln, und lose Kieselsteine rutschten den Hang hinunter, wenn einer von ihnen einen besonders instabilen Schritt machte. Der Weg erforderte ihre volle Aufmerksamkeit, besonders an den Stellen, wo der schmale Pfad zu einem rutschigen Grat wurde. Doch Ska’ri war nicht der Typ, der sich von der Umgebung oder der Gefahr ablenken ließ, und plötzlich durchbrach ihre Stimme die monotone Stille des Gebirges.
    „Wenn wir schon die nächste Zeit miteinander verbringen werden, erzähl doch mal von dir! Wo kommst du her? Was machst du so? Hast du ‘ne Freundin?“
    Venom spürte, wie sich seine Schultern versteiften. Er war nicht gerade ein Plauderer, und schon gar nicht jemand, der gerne persönliche Dinge teilte. Einen Moment lang schwieg er, setzte einen Fuß vorsichtig vor den anderen und versuchte, den Fokus auf den schmalen Pfad zu behalten. Doch Ska’ri war hartnäckig – sie wartete auf eine Antwort, und das Schweigen zwischen ihnen schien durch die Bergluft nur noch drückender zu werden.
    „Ich komme ursprünglich von Khorinis“, begann er schließlich, seine Stimme fast widerwillig. „Falls du davon gehört hast.“ Er hielt kurz inne, tastete nach dem nächsten sicheren Stein und setzte seinen Weg fort. „Habe die letzten Jahre in Varant verbracht. Da gibt’s viel Arbeit für Leute wie mich – Söldner, verschiedene Aufträge, sowas in der Richtung.“
    „Und die Freundin?“ hakte Ska’ri nach, ein Schmunzeln in der Stimme.
    Venom stieß einen kurzen, schnaubenden Laut aus, der wie ein halbes Lachen klang. „Nein“, antwortete er knapp, ohne den Kopf zu ihr zu drehen.
    „Überraschung“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm, und ließ das Thema fürs Erste ruhen.
    Einige Minuten vergingen in Stille, nur unterbrochen vom gelegentlichen Zischen des Windes und dem Knistern von Stein unter ihren Stiefeln. Doch Venom ließ ihre Fragen nicht los. Er hatte sich an die Isolation gewöhnt – daran, allein zu sein und anderen nicht zu viel über sich preiszugeben. Doch hier, auf diesem gefährlichen Pfad, neben einer Reisegefährtin, die ihm weit weniger verschlossen erschien, spürte er ein leises Ziehen in seiner Brust. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu . . doch er verscheuchte sie zu gleich wieder. Das war nicht der richtige Zeitpunkt.
    Er sagte jedoch nichts mehr, und als der Weg sie weiter nach oben führte, kam die Ruine endlich in Sicht. Ein verfallenes, graues Bollwerk zeichnete sich gegen die Felsen ab, überwuchert von Moos und wildem Gestrüpp. Ska’ri blieb stehen, um den Anblick in sich aufzunehmen, während Venom seinen Blick auf das Gebäude richtete. Irgendwo dort drin warteten Antworten – oder vielleicht noch mehr Fragen.

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    Waldläufer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    Die Schneegrenze lag hinter ihr. Die Felsen und der karg bewachsene Boden lag wieder frei. Weich und matschig war der Untergrund, und die Jägerin musste aufpassen, nicht auszurutschen. Sie stolperte vorwärts, nahm ihre Umgebung kaum wahr und hielt sich den zerkratzten Arm und den Torso. Ihre Kleidung haftete an den Wunden, die der Adler geschlagen hatte und brachte die Kälte unangenehm nah. Es wäre nicht schwer gewesen, ihrer Spur zu folgen, hätte man es gewollt. Schwere Fußstapfen in weichem Boden und hier und da ein paar blutige Flecken hätten es nicht nur jedem Menschen, sondern auch jeden Raubtier einfach gemacht. Zum Glück lag sie als Mensch nicht unbedingt im Beuteschema der meisten Tiere. Zu wenig Fleisch für zu viel Ärger. Warum einen Menschen reißen, wenn das Reh viel weniger Gegenwehr bot? Doch sie war geschwächt und würde sich kaum noch einem Tier widersetzen können. Und außerdem – sie hatte auch nicht gedacht, von einem Adler angegriffen zu werden! Bei den Ahnen, von so etwas hatte sie noch nie gehört!

    Der Schmerz pochte in ihrem Körper, mal dumpf und weit, dann wieder stechend und eng. Es bereitete ihr Übelkeit und Schwindel. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie stolperte. Nur, dass da auf einmal Bäume waren. Ein paar Schritte noch, dann lehnte sie sich an einen Stamm, schwer atmend und ächzend. Es wurde schwerer, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, einen klaren Gedanken zu fassen. Da war nur der Wunsch, sich hinzulegen, Ruhe zu finden, auf dem weichen Waldboden Rast zu machen und wieder Stärke zu finden. Ein letzter Rest der Verzweiflung in ihr sträubte sich dagegen und wollte weiter, doch ihre Beine versagten ihr. Sie versuchte noch einen Schritt, aber sackte zusammen, während ihr Schwarz vor Augen wurde und sie nur noch – wie weit entfernt – bemerkte, wie ihre Knie auf den Boden trafen und sie zur Seite fiel.

  4. Beiträge anzeigen #44 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    Nahe der Ruinen des alten Grenzpostens, einistiges Banditenlager

    „Schöner Mist, was wollen die denn hier?“, grummelte Ska’ri und zog sich wieder hinter den Felsen zurück, über den sie einen Blick auf die vor ihnen liegende Ruine geworfen hatte.
    Venom sah sie fragend an: „Was ist?“
    „Dings … Rinunik … äh, wie nennt ihr die Viecher doch gleich? Ach ja, Beißer. Ein ganzes Rudel. Sie haben es sich vor der Anlage und im Vorhof bequem gemacht.“
    „Und wenn wir einfach warten, bis sie weiterziehen?“
    „Werden sie nicht. Ich habe ein paar Nester gesehen. Sie haben sich hier häuslich eingerichtet, die blöden Kröten! Ich glaube, sie haben einige der Leichen ausgegraben. Der Geruch muss sie angelockt haben.“
    „Leichen?“
    „Ist schon eine Weile her, aber hier hat es ein größeres Gefecht zwischen Orakai und Morras gegeben. Ich war dabei. Kann von Glück sagen, dass ich überlebt habe. An dem Tag ist auch Krul verschwunden.“ Kurz huschte ein unsicheres Lächeln über Ska’ris Gesicht, als die Erinnerungen an jenen Tag in ihrem Geist aufflackerten. „Die Toten wurden hinterher hier in einem Massengrab verscharrt. Die Erde ist aber aufgewühlt, ich schätze, die Rinunik haben sich geholt, was von den Körpern noch übrig war, und dann beschlossen, sich dauerhaft hier breit zu machen.“
    Venom ließ seinen Blick zu der hinter den Felsen auftragenden Turmspitze wandern, bevor er sich wieder Ska’ri zuwandte: „Und was machen wir jetzt? Es einfach sein lassen und weiter zu den Schwarzmagiern?“
    Die Orkin schüttelte den Kopf. „Nein, wir können trotzdem den Turm erreichen. Es gibt einen Weg, um von hinten in die Befestigung zu gelangen – dann müssen wir nicht unmittelbar an den Viechern vorbei. Der Wind steht auch gerade günstig, so dass er unsere Witterung nicht zu ihnen trägt. Das einzige Problem ist …“ Sie sah Venom an und runzelte nachdenklich die Stirn.
    „Das Problem ist?“
    „Das Problem ist, wir müssen leise sein, aber du trampelst durch die Gegend wie ein brunftiger Bergtroll! Hast du dich etwa noch nie nach ‘nem Besäufnis im Bett von irgend so einer Schabracke wiedergefunden und musstest dann unbemerkt aus dem Zimmer verduften? Ach, was frag ich eigentlich, du doch nicht!“ Ska’ri rollte theatralisch mit den Augen. „Sag mal, lebst du eigentlich auch mal? Du bist ja bald so schlimm wie Krul! Kein Wunder, dass er gerade dich ausgesucht hat, schätze ich …“ Sie konnte sich ein albernes Kichern nicht verkneifen, obwohl – oder gerade weil – Venom sich größte Mühe gab, seine ausdruckslose Miene aufrecht zu erhalten. Der alte Langweiler! Die Orkin schüttelte den Kopf und winkte ab. „Okay, sei‘s drum. Es ist eigentlich nicht schwer. Pass auf: Du beugst ein wenig die Knie durch – nicht sehr, nur ein bisschen, um einen etwas tieferen Schwerpunkt zu bekommen. Der Oberkörper bleibt aufrecht und gerade. Jetzt solltest du in der Lage sein, ohne große Probleme ein Bein anzuheben und dabei stabil auf dem anderen Bein zu stehen, so dass du deinen Fuß langsam und vorsichtig wieder aufsetzen kannst. Wenn du dann noch darauf achtest, wo du hintrittst und nicht auf morsche Äste oder lose Steine latschst, haben wir vielleicht sogar eine Chance, nicht um unser Leben rennen zu müssen.“ Sie demonstrierte den Bewegungsablauf. „Kriegst du das hin, Kleiner? Pass auf, wir machen folgendes: Du stellst dich da hinten hin, zu dem Felsen, genau … Und ich stehe hier und schaue in die andere Richtung. Versuch, dich an mich heranzuschleichen, ohne dass ich dich höre. Für jedes Mal, dass du es vergeigst, schuldest du mir was zu trinken … und zwar was Anständiges, nicht irgend so ein wässriges Morra-Dünnbier, klar? Na dann, los geht’s!“

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Der Wind pfiff leise durch die Berge, während Ska’ri sich vor Venom aufbaute und ihn erwartungsvoll ansah.
    Venom verzog keine Miene. Er wusste selbst, dass Schleichen nicht gerade seine Stärke war. Ska'ri hingegen bewegte sich mit einer Leichtigkeit, die fast schon instinktiv wirkte. Vielleicht konnte er doch etwas von ihr lernen.
    Venom tat sein Bestes, ihren Anweisungen zu folgen, und spürte sofort, wie ungewohnt die Haltung war. Sein Körper war es gewohnt, fest aufzutreten, nicht auf leisen Sohlen zu schleichen. Dann tat er, wie geheißen, stellte sich hinter den Felsen und nahm eine geduckte Haltung ein. Ska'ri wandte sich von ihm ab, Venom schien es als ob sie gerade noch eine Augenbraue hoch zog.
    Konzentriert setzte er sich in Bewegung. Jeder Schritt musste bedacht sein. Langsam verlagerte er sein Gewicht, hob vorsichtig einen Fuß und suchte einen festen Punkt für den nächsten Tritt. Der Untergrund war tückisch – lose Kiesel, knorrige Wurzeln. Ska'ri stand mit verschränkten Armen da, den Rücken zu ihm gewandt, aber er konnte spüren, dass sie angespannt lauerte, nur darauf wartend, einen Fehler zu bemerken.
    Sein dritter Schritt geriet zu hastig – ein kleiner Stein verrutschte unter seinem Fuß. Ska'ri drehte sich blitzschnell um.
    „Aha!“ Sie grinste triumphierend. „Das war Nummer eins. Bist du sicher, dass du nicht gleich ein Fass spendieren willst?“
    Venom schnaubte leise und richtete sich wieder auf. „Noch mal.“
    Er startete von vorn, konzentrierter diesmal. Ska'ri beobachtete ihn nicht, aber sie wusste genau, wo er war – sie schien ihn fast zu spüren. Doch mit jedem Versuch wurde seine Bewegung geschmeidiger. Das Gewicht verlagern, die Kontrolle bewahren, jeden Schritt mit Bedacht setzen.
    Nach mehreren Anläufen schaffte er es, sich fast lautlos bis auf einen Meter an sie heranzupirschen, bevor sie schließlich doch sein leises Atmen bemerkte und sich grinsend umdrehte.
    „Besser“, gab sie zu. „Aber das mit dem Atmen üben wir noch.“
    Venom stieß einen knappen Laut aus, zwischen Zustimmung und Frustration. Aber eines musste er sich eingestehen – diese Übung war tatsächlich nützlich. Und er hatte sie nicht ganz so schlecht gemeistert, wie er anfangs befürchtet hatte. Doch dies war mehrmals auf dem selben Untergrund gewesen, ging ihm noch durch den Kopf. Auf einer unbekannten Strecke würde er noch mehr aufpassen müssen, insbesondere wenn es dann wirklich darum ging nicht bemerkt zu werden ...

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Als Venom ihr schließlich auf die linke Schulter tippte, ohne dass sie ihn zuvor gehört hatte, schaute Ska’ri reflexartig nach rechts, denn natürlich machte sich jeder normale Ork einen Spaß daraus, einem auf der falschen Seite auf die Schulter zu tippen.
    Aber rechts von ihr war niemand. Sie hätte es sich ja denken können. Klar stand Venom nicht rechts von ihr und grinste sich einen Ast, weil er glaubte, ihr einen Streich spielen zu können, sondern war tatsächlich zu ihrer Linken aufgetaucht und sah so langweilig aus wie immer. Sie seufzte, und Venom zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen.
    „Was?“, wollte er wissen.
    „Ach, nichts.“ Ska’ri winkte ab. „Jedenfalls, ich habe dich nicht gehört – gut gemacht! Das ging schneller, als ich gehofft hatte. Trotzdem … du schuldest mir sechs Getränke, und glaub bloß nicht, dass ich vergesslich wäre!“
    Sie streckte sich kurz und warf noch einmal einen Blick über den Felsen, von dem aus sie die Ruine und das Beißerrudel überblicken konnte. Da bereits der Abend dämmerte, dösten die meisten der Tiere vor sich hin oder vertrieben sich die Zeit damit, müßig herumzutrotten und hier und dort in der Erde zu scharren. Ein paar Jungtiere tollten zwischen den Beinen ihrer Eltern herum, aber insgesamt herrschte keine große Aktivität in dem Rudel.
    Ska’ri nickte Venom zu und schulterte ihr Bündel: „Sieht gut aus. Die Viecher sind größtenteils am pennen. Wenn wir ein bisschen vorsichtig sind, sollten wir eigentlich ohne Probleme an ihnen vorbeikommen, selbst wenn du mal hier und dort einen Kiesel lostrittst. Halt trotzdem deinen Bogen bereit, nur für alle Fälle. Fertig? Hier geht’s lang!“

    Ska’ri hatte den Pfad, der auf der Rückseite der Ruine entlangführte, entdeckt, als sie die Anlage, die damals noch einer Gruppe Morra-Banditen als Lager diente, für den geplanten Angriff der Orks ausgekundschaftet hatte. Über den schmalen, kaum einsehbaren Weg hätten die Orkkrieger unbemerkt von den Wachen durch eine Lücke in der verfallenen Ummauerung in die Ruine eindringen und die Morras mit einem Überraschungsangriff überwältigen können – doch Chror, der Schwarzork-Befehlshaber, hatte von solch einer ‚feigen‘ Taktik natürlich nichts hören wollen. Ganz im Gegenteil, er hatte nicht nur einen Frontalangriff auf das gut befestigte Tor angeordnet, sondern den Morras auch noch Zeit gegeben, sich vorzubereiten! Etliche junge Orkkrieger hatten nur deswegen an jenem Tag ihr Leben lassen müssen. Ob Chror selbst noch leben würde, wenn er auf Ska’ris Vorschlag gehört hätte? Ob Krul dann noch bei ihr wäre…?

    Ska’ri verscheuchte die grüblerischen Gedanken. Es war müßig, sich über irgendwelche ‚Was wäre wenn…?‘-Szenarien den Kopf zu zerbrechen. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
    Es dauerte nicht lange, bis die verfallenen Mauern vor ihnen auftauchten. Ska’ri bedeutete Venom mit einer knappen Handbewegung, für einen Moment stehen zu bleiben, und schlich allein vor, um einen Blick durch den Spalt zu werfen.
    Auf dem Hof der Anlage türmten sich die verkohlten Überreste der Zelte und simplen Holzunterkünfte, die von den Banditen errichtet worden waren, und zwischen ihnen konnte Ska’ri hier und dort abgenagte und aufgebrochene Knochen entdecken, was ihre Theorie bestärkte, dass die Beißer das Massengrab aufgewühlt und die dort beerdigten Orks und Morras aufgefressen hatten.
    Die Tiere lagerten noch immer auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes um das Tor herum und damit in ausreichender Entfernung zum Turm. Ska’ri winkte Venom zu sich: „Okay, sieht gut aus“, flüsterte sie, „Wir halten uns möglichst dicht an der Mauer, dann sollten wir zum Turm gelangen können, ohne dass die Beißer uns bemerken. Pass vor allem auf Gestrüpp und trockene Äste auf! Überhaste nichts, geh lieber langsam und vorsichtig. Und falls die Viecher uns doch angreifen sollten – dann rennen wir zum Turm, klar? In dem engen Treppenhaus können wir uns notfalls auch gegen das ganze Rudel verteidigen.“ Venom nickte. Falls er nervös sein sollte, ließ er es sich nicht anmerken. Ska‘ri zog ihr Schwert, auch wenn sie hoffte, es nicht einsetzen zu müssen, und setzte sich in Bewegung…

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Die Ruine erhob sich vor ihnen, eine geisterhafte Silhouette gegen den Himmel. Der Turm ragte hoch auf, sein Mauerwerk von der Zeit gezeichnet, und der Vorhof lag im Zwielicht der gebrochenen Mauern. Doch was Venom wirklich beschäftigte, war das Rudel Beißer, ein Kampf war nun wirklich unnötig.
    Venom folgte Ska'ri dicht entlang der bröckelnden Mauer, jeder Schritt eine Prüfung. Er konzentrierte sich auf seinen Tritt, versuchte, den Boden mit dem Ballen zu ertasten, bevor er sein Gewicht verlagerte. Dennoch rutschte hin und wieder ein kleiner Stein unter seinem Fuß weg, und er erstarrte jedes Mal, den Atem anhaltend.
    Die Beißer waren da – schattenhafte, zuckende Umrisse im Hof. Gelblich-braune Haut, muskulöse Körper auf zwei Beinen, aber keine Arme. Ihr Maul war grotesk groß, voller nadelspitzer Zähne, die selbst im Dämmerlicht aufblitzten. Einige der Kreaturen dösten, zusammengerollt wie Raubtiere, andere scharrten schläfrig mit den Krallen über den Boden.
    Ska'ri bewegte sich wie ein Geist, ihr Körper kaum mehr als ein Schatten in der Mauerlinie. Venom versuchte, sie zu imitieren, doch sein Körper war steifer, unbeweglicher. Ein kleiner Fehltritt ließ ihn leicht gegen einen losen Stein stoßen – der Klang war leise, aber in der unheilvollen Stille fühlte er sich wie ein Donnerschlag an.
    Venom hielt inne, das Herz hämmerte. Ein Beißer riss den Kopf hoch, seine schwarzen Augen suchten die Dunkelheit ab. Sekunden verstrichen, in denen Venom seinen Bogen langsam spannte, bereit zu schießen.
    Doch dann ließ die Kreatur ein kehliges Schnauben hören und legte sich wieder hin.
    Er atmete flach aus.
    Im Vorhof erkannte er zwischen den ruinierten Mauern weitere Details – verkohlte Überreste von Zelten, simple Holzunterkünfte, die dem Feuer zum Opfer gefallen waren. Die Erde war gesprenkelt mit verkohlten Balken und schwarzen Ascheflecken.
    Und dann waren da die Knochen.
    Sie lagen verstreut, aufgebrochen, abgenagt. Einige trugen deutliche Kratzspuren, andere waren so gesplittert, dass das Mark herausgeschabt worden war. Überreste des Kampfes, von dem Ska'ri gesprochen hatte.
    Venom musterte die Szenerie mit schmalen Augen, dann huschte sein Blick zu Ska’ri. Sie war völlig still, angespannt, doch in ihren Augen lag ein hartes Funkeln.
    Sie deutete mit einer knappen Geste in Richtung des Turms.
    Venom nickte.
    Langsam, vorsichtig, setzten sie ihren Weg fort.

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Ein leises Knacken hinter ihr ließ Ska’ri kurz erstarren. Venom musste einen der morschen Zweige übersehen haben, vor denen sie ihn gewarnt hatte. Wie zuvor, als er einen kleinen Stein losgetreten hatte, hob einer der Beißer, der es sich im Hof bequem gemacht hatte, den massigen Kopf. Ska’ri biss die Zähne zusammen und fluchte innerlich. Diese verdammten Biester hatten ein wirklich gutes Gehör dafür, dass sie nicht einmal sichtbare Ohren besaßen!
    Und diesmal schien das Vieh tatsächlich einen Verdacht geschöpft zu haben. Es erhob sich, sah sich kurz um und begann dann, gemächlich in ihre Richtung zu trotten …
    Venom hob schon den Bogen und wollte ihn spannen, aber Ska’ri legte ihm rasch die Hand auf den Arm. Selbst wenn er den Beißer mit einem einzigen Schuss erlegte, würde dies das gesamte restliche Rudel alarmieren.
    Rasch klaubte sie einen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn mit einem schnellen Unterhandwurf quer über den Hof, wo er an einem verkohlten Holzpfosten abprallte. Der Beißer wirbelte herum und war mit wenigen Sätzen am Ursprungsort des Geräusches, wo er schnüffelnd die Nase in die Luft reckte und mit den Beinen im Boden zu kratzen begann.
    Damit war zwar die unmittelbare Gefahr abgewendet, aber es kam Unruhe ins Rudel. Andere Beißer kamen hinzu und bald hallten ihre seltsam gurrenden Rufe über den Hof. Ska’ri bedeutete Venom, dass sie sich beeilen mussten …

    Zum Glück war es nicht mehr weit bis zum Turm und sie konnten die letzten Meter überwinden, ohne dass die Raubtiere sie bemerkten. Sie hasteten die Stufen nach oben. Auf der Spitze des Turmes würden sie sicher sein, im Notfall ließ sich die schmale Wendeltreppe sogar gegen ein ganzes Rudel Beißer verteidigen.
    Ska’ri warf einen Blick über die Brüstung. Im Hof waren ein paar der Beißer noch immer damit beschäftigt, die Gegend um die verkohlte Hüttenruine abzusuchen, aber sie wirkten wenig enthusiastisch und die ersten hatten sich bereits wieder hingelegt.
    „Geschafft!“, stellte Ska’ri zufrieden fest und erlaubte sich einen kurzen Moment der Entspannung. Mit einem schiefen Grinsen wandte sie sich an Venom: „Du warst gar nicht mal sooo scheiße, Kleiner. Vielleicht besteht noch Hoffnung für dich, dein Leben nicht als Trampeltier verbringen zu müssen. Wenn du ab und zu übst … wirklich gute Jäger und Späher können sogar rennen, ohne dass man sie hört!“
    „Großartig“, kommentierte Venom trocken, „Aber warum genau sind wir jetzt hier?“
    „Deswegen.“ Ska’ri hatte die Reste der Statue direkt entdeckt, als sie die Plattform erreicht hatte. Eine Art Büste aus schwarzem Gestein, die eindeutig den Schöpfer darstellte. Eines seiner sechs Hörner war abgebrochen und Ska’ri trug es an einer Lederkordel um den Hals. Irgendetwas hatte diese Statue mit Kruls Verschwinden zu tun. Nur was? Sie sah Venom an: „Ich weiß nicht … also … spürst du vielleicht irgendwas, oder so?“
    Ihr Begleiter runzelte die Stirn und schloss die Augen, konzentrierte sich, legte sogar beide Hände auf die Statue. Aber schließlich schüttelte er den Kopf: „Nein. Gar nichts. Es ist einfach nur eine Figur aus Stein.“
    „Verdammt! Ich hatte gehofft, es würde uns irgendeinen Hinweis geben! Genau hier ist nämlich Krul verschwunden. In einem dichten, pechschwarzen … Nebel! Das war nichts natürliches!“ Frustriert hieb Ska’ri mit der Faust gegen das Mauerwerk.
    „Die Figur ist schon seltsam …“ Mit verschränkten Armen sah Venom nachdenklich zu der Statue herunter. „Was macht eine Beliar-Statue überhaupt an einem Ort wie diesem? Soweit ich weiß, wird er hier auf Argaan eigentlich nicht verehrt.“
    „Außer von uns Orakai“, warf Ska’ri ein.
    „Ja, aber das ist keine Ork-Handwerkskunst.“
    „Mh, das ist wahr …“
    „Aber so alt wie die Ruinen in der Höhle ist der Turm hier auch nicht. Nicht einmal annähernd.“
    „Nein. Und trotzdem bestand irgendeine Verbindung zwischen dem Wesen dort unten und der Statue. Zumindest kurzzeitig. Ich meine, es hat mir beinahe die Titten versengt, das blöde Ding, und mir sowas wie eine Vision geschickt, sonst wäre ich ja gar nicht erst auf die Idee gekommen, in diese scheiß Höhle zu gehen! Also wie passt das zusammen? Es muss doch irgendeinen Hinweis geben! Hilf mir mal beim Suchen!“
    Gemeinsam suchten sie die Plattform ab, aber ohne Erfolg. Außer der Statue gab es nur Staub und Dreck. Ska’ri stieß eine Reihe unübersetzbarer orkischer Flüche aus, als sie zum fünften Mal dieselbe Ecke durchsuchte und zum fünften Mal nur trockene Blätter und bröselige Ziegel fand.
    „Hör auf“, seufze Venom, „Hier ist eben einfach nichts. Vielleicht haben wir bei den Schwarzmagiern mehr Glück.“
    „Mh. Wahrscheinlich hast du recht.“ Ska’ri verschränkte die Arme und legte den Kopf in den Nacken. „Am besten bleiben wir über Nacht … Warte mal, ich habe noch eine Idee!“
    Venom hob die Augenbrauen. Ihm stand nicht gerade die Begeisterung ins Gesicht geschrieben, aber davon ließ sich Ska’ri nicht aufhalten: „Vielleicht gibt es unten noch etwas! So eine Festung hat ja auch gern mal einen Keller, oder nicht? Lass uns nachsehen!“
    Ohne auf Venoms Zustimmung zu warten, schob sie sich an ihm vorbei und lief die Treppe herunter. Sie achtete darauf, nicht zu viel Lärm zu machen – die Gefahr, dass die Beißer sie im Turm bemerken würden, war zwar gering, aber man musste ja kein unnötiges Risiko eingehen.

    Als sie das Erdgeschoss erreicht hatte, entdeckte sie tatsächlich nach nur kurzer Suche, worauf sie gehofft hatte: Eine Klappe im Boden! Die Eisenbeschläge und Scharniere waren längst zu unförmigen braunen Klumpen zusammengerostet, aber das Holz war so morsch und verrottet, dass es sich unter Ska’ris Fingern praktisch auflöste. Darunter kam eine unregelmäßige, in den Fels gehauene Treppe zum Vorschein, die in die Tiefe führte.
    „Na, was hab‘ ich gesagt?“, raunte Ska’ri triumphierend, als Venom an ihre Seite trat.
    „Und wenn es nur der Vorratskeller ist?“, fragte er, ganz der Spielverderber.
    „Dann haben sie hoffentlich Schnaps in ihrem Vorrat!“, konterte Ska’ri und zog eine Fackel aus ihrem Bündel, die sie mit ein paar raschen Schlägen mit dem Feuerstein entzündete. „Sehen wir nach!“

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Die Stufen knirschten unter ihren Stiefeln, als Venom und Ska'ri die Treppe hinabstiegen. Ska’ris Fackel warf flackernde Schatten an die rauen Steinwände, während sich der Geruch von feuchtem Gestein und altem Holz in der abgestandenen Luft sammelte.
    Unten angekommen, offenbarte sich ihnen ein Gewölbe, das weitaus größer war als die oberirdischen Überreste der Ruine vermuten ließen. Die Decke wurde von steinernen Säulen gestützt, deren Bögen sich hoch über ihnen wölbten. Teile des oberen Bereichs waren einst mit Holz ausgekleidet gewesen, doch nun hingen nur noch morsches Gebälk und Reste alter Plattformen herab, die dem Verfall preisgegeben waren.
    Zwischen zerbrochenen Steinen und Holzstücken lagen Überreste einstiger Einrichtung – zerfallene Stühle, verrottete Regale, vielleicht sogar alte Truhen, die unter einer dicken Staubschicht verborgen lagen. Doch nichts davon wirkte, als hätte es jemand absichtlich zerstört. Die Zeit allein hatte hier ihr Werk getan.
    Venom ließ seinen Blick schweifen, aufmerksam auf mögliche Hinweise oder Gefahren. Hier unten war schon lange niemand mehr gewesen. Keine Fußspuren im Staub, keine frischen Zeichen von Leben. Nur Stille.
    „Scheint doch mehr als nur ein Vorratskeller zu sein.“, murmelte er leise.
    Ska’ri trat näher an eine umgestürzte Kommode heran, fuhr mit den Fingern über das spröde Holz und schüttelte dann den Kopf. „Verdammt alt … aber vielleicht finden wir doch noch was hier.“
    Sie bewegten sich vorsichtig durch das Gewölbe, während die Dunkelheit jenseits des Fackelscheins sie wie eine drohende Wand umgab.

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Venom und Ska’ri bewegten sich langsam durch das Gewölbe, ihre Augen stets wachsam auf mögliche Hinweise gerichtet. Zwischen den zerfallenen Möbelstücken und dem Geröll fanden sie erste Anzeichen, dass hier einst Anhänger Beliars gewirkt hatten. Auf einem umgestürzten Tisch lagen vergilbte Pergamente mit fremdartigen Schriftzeichen, daneben ein zerbrochener Kerzenständer, dessen Wachsreste die Symbole eines dunklen Rituals verdeckten. In die Wände waren verblasste Zeichen eingeritzt – Kreise, Linien und Formen, die Venom nicht verstand, doch Ska’ri erkannte einige davon als Symbole des dunklen Gottes.
    „Definitiv Anhänger des Schöpfers.“, murmelte sie und strich mit den Fingern über eine Gravur. „Aber das hier ist uralt.“
    Venom nickte und blickte nach oben. Die Reste der Holzkonstruktion, die einst eine zweite Ebene gebildet hatte, waren noch immer vorhanden, wenn auch in erbärmlichem Zustand. Ska’ri folgte seinem Blick und grinste schief.
    „Willst du da hoch? Ich sag’s dir gleich – das wird nicht einfach. Das Holz sieht aus, als würde es bei der kleinsten Belastung zusammenbrechen.“
    Venom musterte die morschen Balken. „Vielleicht gibt es da oben noch was Interessantes.“
    „Dann solltest du es mit Bedacht angehen. Balance ist hier alles. Beug die Knie leicht, verteile dein Gewicht gleichmäßig. Geh nicht einfach drauf los.“
    Venom nickte und kletterte wenig elegant auf eine stabil aussehende Querstrebe. Mit vorsichtigen Schritten arbeitete er sich weiter vor, immer darauf bedacht, sein Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Anfangs klappte es erstaunlich gut – bis ein Balken unter seinem Fuß knackte.
    Mit einem Fluch versuchte Venom, sich irgendwo festzuhalten, doch das morsche Holz bot keinen Halt. Die nächste Sekunde gab der gesamte Bereich unter ihm nach, und mit einem Krachen fiel er durch die Zwischendecke hinab. Holzsplitter flogen durch die Luft, Staub wirbelte auf, und ein dumpfer Schlag hallte durch das Gewölbe.
    Ska’ri blinzelte zu ihm hinunter, die Hände in die Hüften gestemmt. „Tja, das war wohl nichts. Ich hab’s dir ja gesagt.“
    Venom grummelte und rappelte sich auf. Bis auf ein paar Schrammen war er unverletzt.
    „Gute Nachricht: Das kann draußen nicht gehört worden sein. Schlechte Nachricht: Dein Gleichgewichtssinn braucht noch Übung.“
    Venom klopfte sich den Staub von der Kleidung und sah zu ihr hoch. „Danke für den Tipp. Ich arbeite dran.“
    Ska’ri grinste. „Das solltest du. Aber immerhin war’s unterhaltsam.“
    Nachdem Venom sich gesammelt hatte, setzten sie ihre Erkundung fort, diesmal mit beiden Füßen fest auf dem Boden.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Aus Ostargaan kommend - Bergpass (Selbststudium Tiergefährte 2)

    „Wieso sollte ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, meine Schießkünste an Orks zu erproben?“, fragte Kiyan grimmig und blickte von Onyx zu Turya. Die Veteranin musterte ihn einige Augenblicke nachdenklich, fragend. Der Waldstreicher sah den Blick und lachte ein knappes, hartes Lachen, ein unangenehmer Ton frei jeglicher Freude.
    „Ich habe euch gesagt, dass mir ein Ork das hier“ – er deutete auf die leere Augenhöhle – „angetan hat. Ihr wisst, dass ich mit ganzer Seele ein Mann des Waldvolkes bin, dass mein Eid als Wächter unterm Hauptmann und später als Jäger unter Ricklen dem Wohlergehen der Gemeinschaft gilt. Ich glaube an Adanos, an Sein Werk und Seine Schöpfung … aber diese dreckigen, haarigen Missgeburten sind nicht die Schöpfung meines Gottes …“
    Er schwieg, als er die Blicke bemerkte. Schüttelte den Kopf, da er nicht erwartete, dass sie das Ausmaß seines Hasses verstanden. Dies war jedoch kein fanatischer Hass, kein fundamentalistisches Denken, sondern die kalten Gedanken kalter Rache, die er üben würde.
    „Jagen wir Orks“, brachte Kiyan nur heiser hervor und bewegte sich vorwärts.

    So bewegten sich die Gefährten durch den Dschungel in Richtung der Ausläufer des Weißaugengebirges, die hier bis an die Stadt heranreichten. Während sich die Wälder lichteten und die Steigung zunahm, konnten sie irgendwann in entsprechender Höhe einen Blick auf die Ruinenstadt erhaschen. Turya und Onyx, die Setarrif in diesem Zustand wohl schon gesehen hatten, gingen nahezu unbeeindruckt weiter, spähten nur nach orkischen Wachposten, die sie vielleicht entdecken könnten. Der Jäger hingegen blieb wie angewurzelt stehen und besah sich die schreckliche, zerstörte Schönheit der Perle Argaans, der einstmaligen Stadt der Goldenen Dächer.
    Der Drache hatte ganze Arbeit geleistet, ebenso wie sein Heer von Echsenmenschen, Lakaien, die ihm folgten wie Ameisen ihrer Königin. Mauern wiesen Breschen auf, die vielleicht durch das Weißauge geschlagen worden waren, viele einst goldene Dächer geschmolzen, sodass manch Turm an einen goldfarbenen, geschmolzenen Kerzenstumpf erinnerte. Manche Bereiche der Stadt waren reine Trümmerfelder, Halden von Schutt und Asche.
    Kiyan hob die Hand übers Auge, spähte, sah genauer hin. Er erkannte sie. Die hölzernen Bauten, die Zelte und Planen, gefertigt aus dem Fell wahrhaft großer Kreaturen. Etwas regte sich in ihm. Kopfschüttelnd spähte er weiter. Zählte viele schwarze Gestalten, die sich dort tummelten. Nicht wahllos, sondern mit einem Muster, mit einer Bestimmung. Manche Gestalten schienen in Formation zu Exerzieren, andere patrouillierten in lockerer Gruppe die Straßen, Plätze und Ruinen.
    „Die Nordlande-Orks“, flüsterte Kiyan sich selbst zu, „und die Wilden aus dem Orkwald, die vom Karrek“
    Ein Ruf von Turya ließ ihn aus seiner Erstarrung fallen. Er trabte den beiden Waldläufern hinterher.
    „Na, was Schönes gesehen?“, fragte sie mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme.
    „Ein Grab und der Abschaum, der es entweiht“, antwortete er nur kalt. Weitere Worte wurden nicht gewechselt.

    Immer weiter stiegen sie herauf, stiegen in kleinere Täler, die irgendwann den Blick auf Setarrif versperrten. In einer Senke gab es eine Quelle, einen kleinen Wasserlauf, der irgendwohin verschwand. Sie ließen sich nieder, füllten ihre Schläuche und Flaschen, wobei einer – Kiyan in diesem Fall – Wache hielt. Sie würden über kurz oder lang auf einen Späher treffen.
    „Merkt ihr, dass es kühler wird?“, fragte Turya, als sie weiterzogen. Die beiden Jäger nickten. „Gut, heißt, dass wir beim nächsten Halt die passende Kleidung für die kommenden Höhenlagen anlegen. Es könnte verfluchter Hochsommer sein und in den höchsten Abschnitten des Weißauges liegt eiskalter Schnee, toben frostige Winde, die einen unbedarften Wanderer erfrieren lassen können.“
    So zogen sie weiter hinauf, in einer Reihe, schweigend und jeder seinen Gedanken nachhängend. Onyx verarbeitete sicherlich das, was Turya ihm übersetzt hatte, die ‚Nachricht‘ von Gaurons Bruder Duath. Kiyan gab sich seinerseits größte Mühe, nicht weiter über seine … Vision nachzudenken. Im besten Fall war es eine Illusion, eine verzauberte Falle, irgendein Magiertrick aus grauer Vorzeit. Nichts Wahres, nichts Prophezeiendes.
    Das wäre auch viel zu pathetisch. Ich, der Erretter der Mammutsippe. Lächerlich.
    Irgendwann hörte der Jäger ein Geräusch, das ihm einige Tage nicht mehr untergekommen war. Kor’has Krähen. Unwillkürlich musste er breit lächeln. Er hatte das hochmütige Federvieh vermisst, diese bemutternde, schwarz geflügelte Schurkin. Kiyan hörte Flügelschlagen, Turyas freudiges Lachen, Onyx‘ Schnauben und das herausfordernde Kreischen seines Adlers, der weit über ihnen seine Kreise zog.
    Dann spürte er Kor’has Gewicht auf seiner rechten Schulter, ihren gefederten Kopf, der an seiner Wange rieb, ein warmes, scheinbar grüßendes Klackern des Schnabels, ein leises Keckern, als würde sie ihn fragen, wie es ihm ergangen war.
    „Kiyan“, das Lächeln verblasste, als er sah, dass Onyx ihn angesprochen hatte, seine Muttersprache nutzend. „Probiere etwas aus. Erinnerst du dich, was ich dir von meiner Verbindung, meiner Beziehung mit Adler berichtet habe?“
    Er deutete mit dem Daumen Richtung Himmel. Kiyan nickte langsam.
    „Mh … versuch’s mal mit deiner Krähe. Lass sie aufsteigen, voraus fliegen und … nun, kundschaften.“
    Der Waldstreicher überlegte, nickte dann. „Na los, meine Schöne, was meinst du?“
    Ein obsidianschwarzes Auge musterte ihn. Dann klapperte sie mit dem Schnabel, sprang von seiner Schulter, schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Lüfte, flog in Richtung des Bergpasses davon.

    „Und nun?“, fragend sah Kiyan Onyx an. Dieser grinste schmal.
    „Keine Ahnung. Das ist dein Vogel.“
    Der Jäger unterdrückte eine unflätige Erwiderung, sah schmallippig der Rabin hinterher und überlegte. Letztlich hatte es wahrscheinlich mit der Bindung zu tun, mit dem Gedanken aneinander. Immer mal wieder in den letzten Monaten hatte er das Gefühl gehabt, dass Kor’ha in der Nähe war oder sogar zu ihm kam, wenn er an sie dachte. Mitunter war ihm auch gewesen, als hätte er ihre Wahrnehmung spüren können, ihre … nun … Emotionen, wenn man bei einem Tier davon sprechen konnte.
    Das ist eine Rabin, keine Seegurke. Es gibt Gelehrte an der Universität von Gorthar, die ihnen eine nahezu menschenähnliche Intelligenz zusprechen. Bei den alten Nordmarern galt der Rabe sogar als Vogel der Weisheit.
    Der Jäger seufzte, schloss die Augen, dachte an Kor’ha. Stellte sie sich vor. Schwarzes, nahezu tiefbläulich schimmernde Federn. Die Augen, Edelsteine in der Farbe vom Obisidan der Schwarzen Schluchten. Ihr Gewicht auf seiner Schulter, ihren Ruf, der wie der einer Rabin klang, aber für ihn dann wieder so ganz anders als der anderer ihrer Artgenossen. Vertrauter, inhaltvoller. Turyas Erkenntnis, dass der Vogel ihn als eine Art Junges betrachtete, als Schutzbefohlenen.
    Kor’ha, dachte er, die du meine Seele beruhigst, der Sturm der in meinem Innern, meinem Geist tobt.
    Ein flackernder Blitz schoss durch seine Gedanken. Einen Moment war ihm, als würde er … etwas spüren. Ein erneutes Flackern. Wenige Sekunden.
    Wind, der nach den Federn greifen möchte, aber geschickt als Mittel zum Flug genutzt wird, so wie die Fische im Wasser die Strömung nutzen. Scharfe Augen, die im gleitenden Flug den Boden, den Pass beobachten. Eine kurze Drehung, das Ausnutzen eines Luftstroms und in der Ferne, weit unten, sind drei Zweibeiner. Adlerbändiger, Nestschwester, Küken. Es braucht Futter, Schutz. Alleine in Gefahr. Eine weitere Drehung, wieder Richtung Pass. Da, eine Bewegung. Viele Zweibeinermeilen entfernt. Große Gestalt, aber schnell. Der Schnabel zum Kampf aus Holz und Feuerstein. Warnung. Gefahr. Küken bewahren. Küken bedeutet Leben.
    Wieder ein Flackern, ein Blitz in Kiyans Wahrnehmung. Er keuchte kurz, als sich sein Verstand wieder ordnete, sich wieder in seinem Schädel ausbreitete.
    „Adanos“, flüsterte er, sah Onyx an, der anerkennend nickte.
    „Hat’s geklappt?“
    „Ja … äh … hat’s … sehr …“ Der Jäger schüttelte den Kopf, sah dann die Gefährten an. „Ein Ork, noch einige Meilen entfernt. Wir können hier irgendwo einen Hinterhalt aufstellen. Irgendwo bei einer Geröllhalde, wo ein Hang durch Regen abgetragen wurde. Den Platz habe ich im … äh … Augenwinkel gesehen.“
    Die anderen beiden nickten, bewegten sich voran. Während Kiyan ihnen folgte und nach Kor’ha Ausschau hielt, musste er mit einem Lächeln schnauben.
    „Sie sieht mich tatsächlich als ihr verdammtes Küken an.“
    Geändert von Kiyan (14.02.2025 um 20:23 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Aus Ostargaan kommend - Bergpass

    Ein Hinterhalt - sie waren sich schnell einig geworden, dass dies das Mittel ihrer Wahl werden sollte.
    Ein Ork-Späher mochte gegen Drei nicht ankommen, aber gleichzeitig riskierte man recht viel, wenn man diesem Raum zum kämpfen gab.

    “Du hoffentlich richtig ‘gesehen’.”, sagte der Waldläufer und nach einigen Minuten der Eile sichteten sie die Stelle für den Hinterhalt.
    Der Orkpfad ging unten entlang. Turya ging diesem gerade halb die Spuren lesend und halb Ausschau haltend entlang. An die dreißig Schritt waren es von hier bis zum Pfad, der im Grunde aus platt- oder zur Seite getretenen Steinen bestand und an manchen Stellen Fußabdrücke im getrockneten Boden hinterlassen hatte.
    Onyx und Kiyan befanden sich oberhalb und nutzten die Lage. Es gab wenig Möglichkeiten sich zu verstecken, weswegen er und Kiyan flach am Boden liegen würden und darauf setzten, dass die Steine gut genug waren, um sie zu verbergen.

    “Sobald Turya unten aus ihrem Versteck kommt und den Ork fordert, legen wir los. Wir haben einen Schuss bis der Ork auf uns reagiert. Entweder flüchtet er dann oder er greift Turya an. Dann wird es schwerer, aber je mehr Pfeile wir einsetzen, umso besser. - Ein Ziel in Bewegung ist natürlich schwerer zu treffen. Vier Dinge musst du richtig einschätzen. Immer! Als Faustregel! Das Tempo deines Pfeils. Das Tempo deines Ziels. Den Wind und deine Lage. - Dein Pfeil muss durchschlagen, also maximale Spannung. Ein Ork kann sehr schnell werden, braucht aber Zeit dafür. Das ist unsere Gelegenheit. Der Wind steht gut und hat kaum Einfluss auf die Distanz. Unsere Lage ist nicht perfekt. Wieso? Wenn der Ork tatsächlich von da runter kommt, haben wir mehr seine Seite als Ziel, wenn er Turya attackiert. Kleineres Ziel. Rennt er weg…wird er ein größeres und langsameres Ziel. Dann aber musst du die Flugbahn des Pfeils ändern, indem du den Bogen anders hebst. Das haben wir noch nicht geübt. Da beginnt das wahre Bogenschießen. Verstand, Ruhe und Intuition. Auf Befehl schießen kann jeder. Feste Ziele trifft jeder. Aber in drei Atemzügen alle Faktoren beachten, entschlossen einen Plan umsetzen und ausführen. Das macht den Unterschied. Improvisation ist die Wunderwaffe des Waldvolkes. Das beginnt im Kleinen und endet im Großen. - Wir bleiben natürlich beim Plan, den wir mit Turya besprochen haben. Haut der Hund ab, verfolgen wir ihn. Er wird uns direkt über die Berge führen. Es wird aber einfacher, wenn er nicht mehr ganz so gesund ist.”, sagte Onyx auf torgaanisch und damit war im Grunde alles gesagt. Er gab Zeichen an Turya und nun würde es heißen, abzuwarten.

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    Unter der Turmruine, zentrales Weißaugengebirge

    Ska’ri ließ ihren Blick suchend durch das Gewölbe streifen. Sie konnte sich noch keinen rechten Reim machen auf das, was sie hier vorfanden. Der alte Keller war offensichtlich von Anhängern des Schöpfers als Rückzugsort und wohl auch Verehrungsstätte genutzt worden, vermutlich, als die Anlage bereits nicht mehr militärisch genutzt worden war. Aber was hatte die Kultisten dann dazu gebracht, den Ort zu verlassen, und dabei so vieles zurückzulassen? Vom Schimmel zerfressene Pergamente, Symbole an den Wänden, in einer modrigen Kiste entdeckte Ska’ri eine Reihe intakter Flaschen mit undefinierbarem Inhalt, und auf einem Tisch lag ein verrostetes Messer mit gewellter Klinge, von dem die Orkin vermutete, dass es bei Opferzeremonien zum Einsatz gekommen war – all dies wirkte nicht, als hätten etwa die fanatischen Anhänger des Feuergottes das Versteck der Gläubigen gefunden und ausgeräuchert. Sie hätten all die Hinterlassenschaften wohl restlos zerstört. Aber wenn der Kult den Unterschlupf von sich aus verlassen hatte, wieso hatten sie die Gegenstände dann nicht mitgenommen?
    Sie teilte ihre Überlegungen mit Venom, der vorschlug, dass die Kultmitglieder vielleicht außerhalb ihres Unterschlupfes gefangen genommen und hingerichtet worden waren, ohne den Ort ihres Heiligtums preiszugeben.
    „Hm, das ist eine Möglichkeit …“, stimmte Ska’ri zu. „Naja, wie auch immer, hast du schon irgendetwas gefunden, was uns weiterhelfen könnte?“
    Venom, der gerade ein Bündel Pergamente durchgegangen war, die er unter einigen vermoderten Balken hervorgezogen hatte, schüttelte den Kopf: „Nein … die Schriften sind allesamt so verrottet, dass sie völlig unlesbar sind.“
    Ska’ri grummelte etwas unverständliches und sah sich weiter um. Noch war sie nicht bereit, aufzugeben, und es war ja auch nicht so, als ob die Zeit drängen würde ...

    … doch als sie schließlich auch nach Stunden gründlichen Suchens nichts zu Tage gefördert hatten, was ihnen weiterhelfen könnte, ließ Ska‘ri sich schließlich erschöpft auf der Treppe nieder und starrte finster in die Dunkelheit hinter dem schwachen Lichtschein ihrer langsam verlöschenden Fackel.
    „Das war wohl ein Schuss in den Ofen“, murrte sie und kickte missmutig einen Kiesel durch den Raum, „Obwohl sie uns alles hinterlassen haben, ist nichts davon brauchbar! Schöne Scheiße.“ Sie seufzte. „Naja, egal. Bleiben wir über Nacht hier. Es riecht zwar muffig, aber wir sind geschützt vor Wind und Wetter. Was will man mehr? Also, außer einem fetten Braten. Und Schnaps. Und …“ Sie musterte Venom kurz, schien ihn geradezu mit ihrem Blick Maß zu nehmen, rümpfte dann aber die Nase und schüttelte grinsend den Kopf: „Nein, vergiss es, das wird nichts! Was? Schau nicht so, hilf mir lieber, etwas trockenes Holz für ein Feuer zusammenzusammeln!“

    Zum Glück gab es zwischen den morschen Balken und Möbeln genug Holz, das nicht völlig durchnässt war, und so hatten sie bald ein Lagerfeuer unterhalb der Treppe entfacht, damit der Rauch nach oben abziehen konnte. Die Beißer im Hof bereiteten Ska’ri keine Sorgen – falls sie den Rauch riechen sollten, würden sie, wie alle Tiere, instinktiv versuchen, Abstand zum Feuer zu gewinnen, statt sich näher heranzuwagen. Das Abendessen fiel zwar eher karg aus – Trockenfleisch und Dörrobst –, aber sie waren an einem geschützten Ort und das Feuer spendete angenehme Wärme, so dass sich Ska’ris Laune trotz ihrer Enttäuschung bald wieder besserte.
    „Du warst übrigens gar nicht schlecht beim Schleichen. Wirklich nicht!“, ließ sie sich zu einem Kompliment gegenüber Venom herab, „Mit etwas Übung hast du den Dreh bald raus. Um wirklich unentdeckt zu bleiben, musst du natürlich noch ein paar andere Dinge beachten, statt nur, wie und wo du auftrittst. Die Windrichtung zum Beispiel – wenn der Wind heute aus der entgegengesetzten Richtung geweht hätte, dann wäre es piepegal gewesen, wie leise wir da herumgeschlichen wären, die Viecher hätten uns einfach gerochen! Da gibt es natürlich auch so gewisse Tricks, wenn man es unbedingt drauf anlegt, seinen eigenen Körpergeruch zu überdecken, aber die sind meistens ein bisschen … eklig. Dann, das Licht. Klar, meistens ist es besser, man hält sich im Schatten. Aber dein eigener Schatten kann dich auch verraten, vor allem wenn die Sonne niedrig steht und die Schatten lang sind. Also pass auf, dass du dich nicht im falschen Moment in die Sonne stellst! Und generell, die Farbe deiner Kleidung und der Umgebung, und so weiter … um es zusammenzufassen, achte auf deine Umgebung, auf jede Kleinigkeit, und versuch, dir alles zu Nutze zu machen. Wenn du dich eine Weile bewusst darauf konzentrierst, entwickelst du mit der Zeit ein Gespür dafür, und wenn du dich dann noch weiter darauf konzentrierst, tust du es irgendwann ganz automatisch. In unserem Stamm hatten wir diesen einen Kerl, Ka’dosh, der hatte das so verinnerlicht, dass man ihn einfach nie bemerkt hat, bevor er plötzlich neben einem stand! Ich glaube fast, er ist ein bisschen zu gut darin geworden, ich hab nämlich auch nichts gemerkt, als er sein Würstchen bei mir verstecken wollte. Mh. Na jedenfalls, dann ist da noch die Sache mit der Balance. Hmm … versuch mal das hier!“
    Ska’ri erhob sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und hob dann ein Bein an, so dass sie nur auf den Zehenspitzen des anderen Fußes balancierte. Selbst für sie war es noch immer eine Herausforderung, diese Haltung über längere Zeit beizubehalten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren und kurz den anderen Fuß absetzen zu müssen. Venom sah sie skeptisch an – er schien nicht sonderlich überzeugt –, aber als er es selbst versuchte, musste er sehr zu Ska’ris Belustigung feststellen, dass er kaum wenige Sekunden die Balance halten konnte.
    „Eine einfache, aber effektive Übung! Und während wir in der Natur unterwegs sind, gibt es zwischendrin immer wieder gute Gelegenheiten, das Gleichgewicht zu trainieren. Wackelige Steine, dünne Äste, oder glitschige Balken wie den da drüben – versuch einfach, dich auf so etwas draufzustellen oder darüber zu gehen. Übung macht den Meister. Ein guter Gleichgewichtssinn muss geschult werden, das geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn du gut genug bist, kriegst du vielleicht so was hier hin …“
    Mit einer schwungvollen Bewegung vollführte sie einen, wenn auch noch etwas wackeligen, Handstand. Ihr freches Grinsen, mit dem sie Venom bedachte, löste sich jedoch plötzlich in Luft auf.
    „Moment mal … uff! Verdammt!“ Eher unelegant ließ sich Ska’ri wieder auf die Füße fallen. „Wieso ist mir das nicht schon längst aufgefallen?“
    Venom sah sie verständnislos an: „Was ist?“
    Statt zu antworten, ging Ska’ri zu der aus Natursteinen gemauerten Wand hinter ihm und begann, sie akribisch abzutasten. Schließlich stemmte sie sich dagegen, und tatsächlich gab die Wand einen Moment später nach und schwang rumpelnd nach innen.
    Naga sutta, eine Geheimtür!“, rief Ska’ri triumphierend, „Die hatten tatsächlich einen geheimen Tempel in ihrem geheimen Tempel, oder sowas! Ihr Morras habt schon wirklich komische Angewohnheiten, weißt du das? Komm, lass uns nachsehen!“

    Hinter der Geheimtür eröffnete sich den beiden ungleichen Entdeckern ein schmaler Gang, der leicht schräg weiter in die Tiefe führte. Die Wände waren grob aus dem Fels gemeißelt und die Luft roch abgestanden und muffig. Hier war schon seit Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten niemand mehr gewesen.
    Nach einigen dutzend Schritten endete der Gang schließlich vor einem Schacht. Eine hölzerne Leiter führte weiter nach unten, aber ihr Zustand war alles andere als vertrauenserweckend. Ska’ri platzierte vorsichtig einen Fuß auf der obersten Sprosse, die sofort unter der geringsten Belastung nachgab und dabei nicht einmal mehr ein Geräusch verursachte – sie hätte ebenso gut aus nassem Papier bestehen können.
    „Okay, so kommen wir da jedenfalls nicht runter …“, stellte Ska’ri das Offensichtliche fest und kniete sich an den Rand des Schachtes, um mit ihrer Fackel hineinzuleuchten.
    „Hmm … ich glaube, wir können herunterklettern. Der Schacht ist vielleicht acht oder zehn Schritte tief, und die Wände sind rau und unregelmäßig genug, dass man Halt finden sollte. Ich probier’s – hier, nimm meine Fackel und leuchte mir!“
    Ohne noch lange zu zögern (bevor sie sich doch noch in die Hose machte), schwang Ska’ri sich in den Schacht und tastete mit den Füßen nach Kanten oder Abschlägen in der Wand, auf denen die stehen konnte, was ihr auch ohne größere Schwierigkeiten gelang. Vorsichtig machte sie sich an den Abstieg, während Venom über ihr die Fackel hielt.
    Die Wände des Schachtes waren so unregelmäßig und grob, dass es Ska’ri leichter fiel als sie befürchtet hatte, sicheren Halt zu finden. Obwohl sie nach unten kletterte und es daher oft schwierig war, zu sehen, wo sie ihren Fuß als nächstes platzieren konnte, fand sie durch einfaches Herumtasten und Ausprobieren meist rasch den nächsten Stand. Ein wenig mulmig wurde ihr zwar trotzdem, als sie so ohne Sicherung an der senkrechten Wand hing – wenn sie abrutschte, würde der Sturz zwar nicht zwingend tödlich, aber mit Sicherheit äußerst schmerzhaft enden –, aber sie verdrängte das Gefühl und konzentrierte sich einfach immer auf den nächsten Schritt. Schließlich konnte sie erleichtert aufatmen, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    „Bin unten!“, rief sie zu Venom, „War gar nicht so schwer … wirf mir mal die Fackel runter!“
    Sie fing die Fackel geschickt auf und leuchtete um sich. Ein Gang führte weiter ins Erdinnere. Ska’ri folgte ihm ein Stück, bis sie sich sicher war, dass er nicht nach wenigen Schritten einfach in einer Sackgasse endete, bevor sie kehrt machte und Venom informierte.
    „Ich denke, du kannst auch herunterkommen. Es ist wirklich nicht schwierig … lass dir einfach Zeit beim Klettern, halt dich gut fest und sieh zu, dass du sicher stehst, bevor du den nächsten Schritt machst! Notfalls … fang ich dich auf! Vielleicht.“

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

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    Somit war der Plan also klar. Den Ork am Ort des Hinterhaltes stellen. Turya würde als ziemlich wehrhafter Köder agieren, Onyx und Kiyan aus der Deckung und einer entsprechenden Position herausschießen. Entweder würden sie den grünfelligen Bastard niedermähen oder verwunden. Dem Waldstreicher wäre ein toter Ork zwar lieber, aber Turya hatte angedeutet, dass ein fliehender Wilder sie durchaus zu seinem Lager führen könnte. Mochte es im Orkwald oder anderswo im westlichen Argaan sein. So könnten die drei Jäger einen Überblick über die Aufstellung dieser verfluchten Biester im Westen bekommen, eine Information, die für das Überleben des Waldvolkes auf Tooshoo von höchster Wichtigkeit war.

    Die Geröllhalde, die Kiyan durch Kor’has Augen gesehen hatte, war nicht weit entfernt, weshalb sie mehr als genug Zeit hatten, sich zu positionieren. Turya verbarg sich hinter einigen größeren Felsbrocken, die durch den Abgang einer ganzen Klippe entstanden war, wahrscheinlich nach starkem Regen oder in Folge einer vergangenen Schneeschmelze. Kiyan verbarg sich am Rand des Passes in einer Reihe niedriger, stachliger Büsche, die höchstens ein paar Bergziegen zur Nahrung dienten. Onyx seinerseits lauerte auf der abgewandten Seite der Geröllhalde, am weitesten weg, was aber für den Meisterschützen keine Schwierigkeit sein sollte. So wurde er durch das Geröll verborgen und würde im richtigen Moment dahinter hervorkommen und feuern. Im Grunde war die Falle gestellt, nun mussten sie auf die Beute warten.

    Hier zeigte sich der Unterschied zwischen Kor’has Wahrnehmung und seiner eigenen, menschlichen. Für die Rabin war der Ork wesentlich näher gewesen, größer und schneller, weil sie sich im Flug befand, weil ihre Augen schärfer waren und Details genauer aufnahmen. Wie sich zeigte, war der Späher jedoch noch ein gutes Stück entfernt und es dauerte gut und gerne eine halbe Stunde, in der Kiyan im Ginster hockte und leise über das Wetter und diesen Ort fluchte. Zuvor hatte er sich natürlich so vorbereitet, wie Onyx es ihm in Schwarzwasser beigebracht hatte. Für diesen Einsatz hatte Kiyan Kriegspfeile gewählt, schwere Geschosse, die den Ork mit Sicherheit – würden sie frontal treffen – töten würden. Auch in die Seite treffend, wäre das Ergebnis verheerend. Zumindest in der Theorie, denn nur Beliar wusste, wie hart seine widerliche Brut im Nehmen war. Mit kalten Fingern hatte der Jäger darüber hinaus die Sehne gewechselt, um den Pfeilen die nötige Kraft zu geben. Ein paar Mal hatte er sie probeweise gespannt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, da hier wesentlich mehr Anstrengung gefordert wurde, um weit und durchschlagend zu schießen.

    Der Schrei eines Adlers ertönte. Kiyan sah auf, erkannte Onyx‘ Gefährten, der weit oben am Himmel kreiste. Auch Kor’ha war zu sehen, diese schwieg jedoch. Abermals ein Zeichen für einen wachen Verstand. Den Ork würde es sicherlich wundern, dass ein einzelner Rabe in dieser Höhenlage unterwegs sein würde. Sicherlich würde er das Krähen als ein Zeichen zum Angriff oder ein Warnsignal deuten. Bei dem Adlerschrei wurde jedoch kein Misstrauen erweckt.
    Aus den höheren Lagen kam eine Gestalt den Pass im Laufschritt hinab. So groß wie Onyx, das war auf die Entfernung zu sehen, dreckig braunes und grünes Fell, lederne Behänge, Fetische, die von einem grobledernen Gürtel hingen. Ein Lendenschurz aus Wolfsfell bewahrte Turya davor, Gefallen an diesen Biestern zu bekommen. Der Speer, den die Kreatur trug, sowie das brutale Hackmesser aus Feuerstein, welches ebenso am Gürtel hing, sorgten dafür, dass Kiyan nicht zu nah an den Bastard heran wollte.
    Gleich, sagte er sich, gleich wird es losgehen. Dann hast du nur einige Herzschläge, wenige Augenblicke, um richtig zu handeln.

    Und da, mit einem wilden Amazonenschrei, sprang Turya mit dem eigenen Speer voran aus der Deckung, als der Ork nahe genug heran war. Überrascht brüllte das Grünfell auf, legte beide Pranken an seine eigene Waffe und knurrte der Veteranin eine gutturale Herausforderung entgegen. Ein sekundenschneller Blick in Richtung Onyx, der seinen Bogen gespannt hatte und wartete, dass Kiyan schoss. Klar, er wollte sichergehen, dass die Sache im Fall der Fälle glattgehen würde.
    Während dieses Blickes hatte der Jäger bereits einen Pfeil in die Sehne genockt, sich erhoben. Er spannte den Bogen mit der nötigen Kraft, spürte den klaren Unterschied zu einem Jagdpfeil und einer dünneren Sehne. Die Arme schmerzten, aber das war im Augenblick egal. Die Amazone und der Ork umkreisten sich wie Wölfe, wobei der grünfellige Hundesohn immer wieder um sich blickte, nach weiteren Feinden Ausschau hielt. Als er seitlich zu Kiyan stand, bemerkte er den schussbereiten Bogen in den Händen des Jägers.
    Scheiße!, schoss es diesem durch den Kopf, ehe er schoss. Der Pfeil überwand die Strecke mit einem zischenden Geräusch, traf den Bastard aber nur in die linke Schulter. Zwar taumelte das Biest zur Seite, ließ sich aber nicht beirren. Offensichtlich waren sie also doch hart im Nehmen, soviel stand fest. Brüllend warf sich der Ork auf Turya und trieb sie mit brutalen Stichen und Schwingern der feuersteinernen Spitze des Speeres vor sich her. Sie umkreisten sich, schlugen zu, suchten Öffnungen in der Deckung des jeweils anderen, kamen aber jedoch wegen des abschüssigen Untergrundes nicht dazu, wirklich in die aussichtsreiche Offensive zu gehen. Onyx schoss seinerseits, der Pfeil schoss jedoch knapp zwischen den Kontrahenten dahin. Zu viel Bewegung, zu viel Hektik.
    Der Ork musste ein schlaues Kerlchen sein, bemerkte er doch, dass der Pfeil aus einer anderen Richtung gekommen war als der erste. Er schien einen Augenblick abzuwägen, brüllte Turya trotzig an, stieß so heftig mit dem Speerschaft zu, dass es die Kriegerin nach hinten warf … und floh.

    Kiyan fluchte lautstark, während er zielte. Nun bewegte sich das Ziel von ihm weg. Er hielt an, spürte das Brennen in den Armen, als er der Bewegung des Orks folgte, leicht vor ihn zielend, schoss … und nicht traf.
    „Scheiße, scheiße“, knurrte er, packte seinen Kram und sprang aus dem Ginster, hastete zur Mitte des Hohlweges. Er half Turya auf die Beine, die sich den Staub abwischte und die Halswirbel knacken ließ.
    „Dreckiger, tanzender Bastard“, sie spuckte etwas Dreck aus, „Den packen wir uns.“
    „Dann aufhören zu warten bis Wetter besser“, Onyx marschierte schnurstracks und schnellen Schrittes an ihnen vorbei, „Sonst Ork entkommen. Kiyan, nächstes Mal auf bessere Sicht auf Ziel warten. Los jetzt, schnell!“

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Venom zog sich an der unregelmäßigen Wand des Schachts langsam nach unten. Die groben, kantigen Steine boten genug Halt, doch der Abstieg forderte seine ganze Kraft. Ska’ri war bereits unten und wartete mit verschränkten Armen, während Venom sich vorsichtig weiter tastete. Seine Finger fanden sicheren Griff an einem herausragenden Stein, doch ein Stück unterhalb bröckelte plötzlich der Fels, und er rutschte die letzten Schritte unsanft hinab. Mit einem dumpfen Aufprall landete er neben Ska’ri, die ihn mit hochgezogenen Brauen musterte.
    „Nicht sehr elegant“, stellte sie trocken fest.
    Venom brummte nur und klopfte sich den Staub von den Händen. Ohne weitere Worte setzten sie ihren Weg fort. Der schmale Gang vor ihnen führte in eine weite, natürliche Grotte. Feuchter, kühler Dunst hing in der Luft, und vor ihnen erstreckte sich ein ruhiger, unterirdischer See, dessen Oberfläche das matte Licht ihrer Fackel spiegelte. In der Mitte des Wassers erhob sich eine kleine Halbinsel mit einem Altar – ein düsteres, aber kunstvoll gearbeitetes Gebilde aus dunklem Stein, verziert mit alten Beliar-Symbolen.
    „Da haben wir’s“, murmelte Ska’ri, während ihr Blick über den Altar wanderte.
    Auf der glatten Steinfläche lagen zwei Gegenstände: ein seltsam geformter Knochen oder vielleicht ein Horn, und daneben ein altes Buch. Trotz des Alters wirkte es noch erstaunlich gut erhalten, doch als Venom sich über die Seiten beugte, stellte er fest, dass die Buchstaben ihm völlig fremd waren.
    „Kein Wort davon verstehe ich“, sagte er.
    Ska’ri nickte. „Vielleicht können die Schwarzmagier das entziffern.“
    In diesem Moment zuckte plötzlich das Amulett um ihren Hals. Ein kurzer, elektrisierender Impuls ging davon aus, kaum spürbar, aber deutlich genug, dass sie überrascht darauf hinabstarrte. Gleichzeitig hörte Venom wieder dieses Flüstern und knickte kurz ein – kaum mehr als ein Hauch in seinem Verstand, aber es ließ ihn frösteln.
    Beide warfen einen Blick auf Ska'ris Talisman und wieder auf den Altar bis sich ihre Blicke wieder trafen.
    Er trat einen Schritt zurück. „Das hat definitiv mit dem Wesen aus der Höhle zu tun.“
    Ska’ri ließ das Amulett los, das immer noch leicht vibrierte, und sah ihn an. „Dann sind wir auf dem richtigen Weg.“
    Venom nickte, während sein Blick wieder auf das Buch und das rätselhafte Horn fiel. Er griff nach dem Horn und rechnete mit einer weiteren Regung, doch nichts geschah und er verstaute es vorsichtig und nickte Ska'ri zu dasselbe mit dem Buch zu tun.

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Hass. Ohnmacht. Verzweiflung. Die aufgestaute Wut von Jahrhunderten, eine Empfindung, die jenseits ihres einfachen, sterblichen Vorstellungsvermögens war. Sie traf Ska’ri unvorbereitet wie ein Hammerschlag in die Magengrube, so dass sie ins Taumeln geriet und sich an dem Altar festhalten musste, weil ihre Beine nachzugeben drohten. Die Welt vor ihren Augen wurde wie von einem schwarzen Wirbel verschlungen, sie sah und hörte nichts mehr, nur ein betäubendes Tosen und Dröhnen, das ihren Kopf zu zersprengen drohte. Kurz flackerten Bilder in ihrem Geist auf, Bilder eines Mannes in Rüstung, umgeben von einem so hellen Lichtschein, dass es ihr in den Augen brannte wie Feuer. Sie konnte nicht hinsehen, aber auch nicht den Blick abwenden, und sie wusste, was er da tat, konnte aber nichts dagegen unternehmen, dass er das Gefängnis errichtete und schließlich das ultimative Opfer brachte, um es zu versiegeln …

    Die Vision war so schnell wieder vorbei, wie sie gekommen war. Ska’ri blinzelte, um ihre Sicht zu klären, und schaute auf ihr Amulett herab, das kaum merklich vibrierte. Vorsichtig hob sie die Hand und strich mit den Fingern über den glatten, schwarzen Stein. Er fühlte sich warm an, beinahe lebendig.
    „Das hat definitiv mit dem Wesen aus der Höhle zu tun!“, stellte Venom fest, und Ska’ri nickte. Ja, daran bestand kein Zweifel!
    „Dann sind wir auf dem richtigen Weg!“, antwortete sie lächelnd. Dem Schöpfer sei Dank! Der Umweg hatte sich also doch noch gelohnt, auch wenn sie mit dem, was sie gefunden hatten, nicht unmittelbar etwas anfangen konnten. Ein seltsames Horn und ein Buch, dessen Seiten mit Schriftzeichen gefüllt waren, die weder Venom noch Ska’ri entziffern konnten.

    Venom nahm das Horn an sich und verstaute es in seiner Gürteltasche. Ska’ri wollte schon die Hand nach dem Buch ausstrecken, hielt aber Inne, kurz bevor ihre Fingerspitzen die Seiten berührten. Was, wenn das Buch verflucht war, ein Schutzzauber oder so etwas, um es vor Diebstahl zu schützen? Immerhin handelte es sich offensichtlich um ein heiliges Werk, und sie erinnerte sich daran, wie Krul ihr mal von magischen Büchern erzählt hatte, die einen angriffen, einen bissen und schlimmeres, wenn man nicht die passenden Worte sagte, bevor man sie aufschlug. Wie waren die Worte gleich nochmal?
    Ska’ri baute sich vor dem Altar auf und räusperte sich: „Also, äh … Klaatu … verata … ne … hehe … hu!“ Sie sah sich um. Nichts. Das Buch lag noch immer vor ihr auf dem Altar und rührte sich nicht. „Okay, Buch, ich habe die Worte gesagt, ja? Also …“ Entschlossen griff sie nach dem Buch und kniff dabei unwillkürlich die Augen zu.

    Nichts passierte.

    Ska’ri atmete erleichtert aus, klappte den alten Folianten zu und klemmte ihn sich unter den Arm. Venom sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Was war das denn eben?“
    „Ach, äh … nichts. Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Hm, denkst du, hier ist noch irgendetwas, das wir übersehen haben?“
    Sie hob ihre Fackel und sah sich um, unterzog auch den steinernen Altar einer genauen Begutachtung, aber die Grotte schien sonst keine Geheimnisse zu verbergen. Es war ein natürlicher Hohlraum, das Wasser in dem kleinen unterirdischen See war so klar und rein wie Diamant, und Ska’ri nutzte die Gelegenheit, ihren Trinkschlauch zu füllen, aber sonst gab es hier nichts mehr von Interesse für die beiden Abenteurer.
    Auf dem Rückweg stellte die Kletterei diesmal keine große Herausforderung dar – nach oben zu klettern war zwar oft anstrengender, aber dafür viel einfacher, weil man den Weg, der vor einem lag, sehen konnte, und so überwand auch Venom das Hindernis ohne wirkliche Schwierigkeiten, auch wenn er sich ab und zu etwas ungeschickt anstellte und es nach Ska’ris Einschätzung auch in der Hälfte der Zeit nach oben hätte schaffen können. Aber gut, Übung machte den Meister …

    Die Nacht verbrachten sie, wie geplant, am Fuß der Kellertreppe. Als sie sich am nächsten Tag aus ihren Schlaffellen schälten, stand die Sonne schon fast im Zenit – in der Dunkelheit des Gewölbes hatte die Erschöpfung der vergangenen Tage ihren Tribut gefordert. Nach einem schnellen Frühstück packten sie ihre Bündel und waren bald bereit zum Abmarsch.
    „Geh du diesmal vor“, forderte Ska’ri Venom auf, „Ich will, dass du dir ein Bild davon machst, was die Viecher da oben treiben, und dir überlegst, wie wir am besten an ihnen vorbeikommen. Das Leben wäre doch langweilig ohne die eine oder andere kleine Herausforderung, was?“

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline

    Aus Ostargaan kommend - Bergpass

    Das hatte soweit gut geklappt. Der Waldläufer ärgerte sich zwar, dass er nicht getroffen hatte, aber es war Ansporn genug, um den nächsten Treffer sitzen zu lassen. Doch dafür galt es dem Ork hinterher zu kommen. Der Treffer von Kiyan hatte sicher seine Wirkung, doch war die Frage, wie sehr dies den Lauf des Orks beeinflussen würde. Onyx sammelte beim gehen seinen und den Pfeil von Kiyan auf und blickte kurz zu Turya.
    Diese kam ihnen hinterhergelaufen, nachdem sie ihren Rucksack geholt hatte und dann marschierten die Drei in einem eiligen Tempo den Pfad hinauf.
    Speer und Bögen waren bereit, doch zum Einsatz kamen sie vorerst nicht. Den Ork sahen sie den Pfad hinauf kraxeln. Wie er immer wieder zurückblickte und seinen Weg ging. Es waren gut zwei oder drei Minuten Vorsprung die er hatte und ihnen quasi die Wegfindung erleichterte, indem zu sehen war wohin es ging, wann er um die Ecke bog.
    Wann immer der Ork eine Serpentine wählte, um Höhenmeter zu machen, visierte Onyx im gehen das Grünfell an, ließ ihn sehen dass er gejagt wurde. Er schoss aber nicht, auch wenn es für ihn möglich gewesen wäre. Dafür war der Pfeil zu schade und seine Position nur gut, wenn es keine andere Wahl gab.

    Turya preschte vor, atmete wie die beiden anderen schwerer, da auch sie die Höhenmeter mitsamt Gepäck überwanden.

    “Ich gehe vor…falls er einen Hinterhalt vorbereitet.”, sagte sie und hatte da einen Punkt.

    Schritt um Schritt schien es schwieriger zu werden und der Fokus auf den Ork wurde zu einem Fokus darauf nicht ins rutschen zu kommen, da es steil wurde. Am Beginn einer Serpentine fanden sie Kiyans Pfeil. Am Schaft abgebrochen und auf den Boden geworfen.

    “Digar!”, rief Onyx und blickte gen Himmel. Adler schrie auf und folgte dem Aufruf des Torgaaners zu verfolgen. Der große Raubvogel sank aus seiner Höhe hinab und schlug kräftig mit den Flügeln, um das Ziel einzuholen und dann über dem Ork zu kreisen. Die Drei hingegen verlangsamten ihr Tempo etwas und gingen den Pfad des Orks kontrollierter. Stellenweise fanden sie eine Rutschspur die zum Ork gehörte, fanden Blutflecke und Stellen wo der Ork mit seinem Speer Halt suchte oder sich abdrückte.

    Mit Blick nach vorne, sahen sie auch die ungefähre Position des Orks. Er hatte auch mit seinem Tempo zu kämpfen wie es schien und kurz erblickten sie das Grünfell, wie es hinab blickte und heftig atmete, bevor es hinter Steinen wieder verschwand. Als sie um die Ecke bogen und gemeinsam einen Felsvorsprung erklommen, um auf dem Pfad zu bleiben. Schrie Adler auf und stieg in die Höhe.
    Sie sahen sich an und liefen kampfbereit los.
    Der Ork war ihnen gut zweihundert Schritt voraus, doch kletterte er gerade eine sehr steilen Hang hinauf, um den langen Weg einer Serpentine oder dem, was man sich sehr grob darunter vorstellen musste, zu überwinden.

    “Los, Kiyan!”, sagte der Hüne und sah zu Adler auf.
    “Muha!”, rief er und Adler zog einen Halbkreis in der Luft, um dann mit erhöhten Tempo sich auf den Ork zu stürzen. Er packte mit seinen Krallen in den Mantel, zerrte daran und hackte mit dem Schnabel gegen den Kopf und das Gesicht des Orks. Dieser wehrte sich. Schlug mit der Pranke nach dem Vogel und befreite sich von Adler.

    “Digar!”, war das Kommando de Hüters und Adler flog auf und kreiste wieder. Der Ork indes war ein Stück runter gerutscht, während sie fast die Hälfte des urspürnglichen Absatnds gut gemacht hatten.
    “Aus Anstrengung schießen ist schwer. Halten Luft an…schießen schnell.”, sagte der Hüne und machte es quasi vor.

    Er kniete ab, um seinen Körper mehr Stabilität zu geben. Legte den Kriegspfeil an und spannte den Starkbogen, den nicht jeder Mann so ausspannen konnte wie Onyx. Er atmete tief ein und spannte seine ganze Rückenmuskulatur mit Der Zubewegung der Sehne zusammen an. Onyx visierte an, hob den Bogen leicht an, um zu korrigieren. Die Kiefern pressten aneinander, als er für einen Wimpernschlag den Endpunkt erreicht hatte und dann schnalzte die dicke Sehne mächtig nach vorne und entließ die Kräfte, die in den Wurfarmen des Bogens entstanden waren.
    Der Kriegspfeil surrte sehr schnell und in einem Bogen auf den Ork zu und sein schmerzerfülltes Brüllen erklang. Der Kriegspfeil hatte nicht die Lungen durchbohrt, wie Onyx es wollte, doch dafür steckte der Pfeil in der linken Oberschenkelrückseite des Orks und musste höllische Schmerzen da verursachen, wo der Pfeil durch Sehnen, Muskeln und Knochen durchgeschlagen war.
    Trotz allem bäumte sich der Ork nochmal auf und kraxelte hinauf. Kam oben an und hielt den Oberschenkel. Der Pfeil war durchgeschlagen.
    Der Ork stand auf und stützte sich mit dem Speer ab. Doch Laufen konnte er nicht mehr. Er humpelte, blickte zu ihnen und hatte wohl noch ein Ziel, während sie sich langsam näherten.
    Onyx wollte den zweiten Pfeil anlegen, während Kiyan schon am Spannen war, da rannte der Ork ächzend und knurrend los. Der Speerschaft als Stütze, das kaputte Bein leicht hoch gehalten und das andere Bein als springender Antrieb nach vorne.
    “Holen wir ihn uns! Passt aber auf. Er weiß sicher selbst, dass er keine Chance mehr hat.”, sagte Turya martialisch.

  18. Beiträge anzeigen #58 Zitieren
    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Das Licht drang durch die Ritzen der alten Ruine, als Venom und Ska’ri ihre Sachen zusammenpackten. Die Nacht am Fuße der Kellertreppe war kalt und ungemütlich gewesen, doch sie hatten zumindest etwas Ruhe gefunden. Jetzt war es an der Zeit, die Ruine zu verlassen – ohne dabei das Rudel Beißer aufzuschrecken.
    Ska’ri legte Venom eine Hand auf die Schulter, bevor sie sich zur Treppe begaben. „Denk dran, sei vorsichtig. Achte auf deine Schritte und vor allem auf den Wind.“
    Venom nickte. Er hatte aus seinen bisherigen Erfahrungen mit ihr gelernt – mehr oder weniger. Diesmal würde er vorangehen.
    Leise schob er sich aus der Ruine und in Deckung hinter eine eingestürzte Mauer. Der Vorhof lag erhellt durch das Tageslicht vor ihm. Die Beißer lagen immer noch träge zwischen den Trümmern, einige schliefen, andere dösten mit halb geöffneten Mäulern. Er beobachtete sie genau, suchte nach Mustern in ihrer Bewegung.
    Gleichzeitig hob er eine Hand und spürte den leichten Luftzug. Der Wind kam aus dem Westen – das bedeutete, dass sie sich von Osten nähern sollten, um ihren Geruch nicht in die Schnauzen der Kreaturen zu tragen.
    Er warf einen kurzen Blick zu Ska’ri, die hinter ihm wartete, dann setzte er sich in Bewegung. Langsam, bedächtig, genau wie sie es ihm beigebracht hatte. Jeder Schritt wurde mit Bedacht gesetzt, kein loser Stein, kein knisternder Zweig unter seinen Stiefeln.
    Die ersten Meter verliefen gut. Dann – ein Beißer regte sich, hob träge den Kopf und schnupperte. Venom erstarrte. Sein Herz schlug schneller, aber er zwang sich, nicht die Nerven zu verlieren. Nach einer endlosen Sekunde sank die Kreatur wieder zurück in ihre Ruhe.
    Er atmete flach aus und bewegte sich weiter.
    Mit jedem Schritt wuchs die Distanz zwischen ihnen und den Monstern. Noch ein paar Meter, dann war der sichere Rand der Ruine erreicht. Er wagte einen Blick zurück. Ska’ri folgte ihm in gleicher Präzision.
    Noch ein paar Schritte. Dann waren sie draußen – und in Sicherheit.
    Venom drehte sich um und blickte sie fragend an.
    Ska’ri musterte ihn und nickte knapp. „Geht doch.“
    Geändert von Venom (22.02.2025 um 13:19 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    Das seltsame Buch sicher in ihrem Bündel verstaut, marschierte Ska’ri gut gelaunt den schmalen Bergpfad entlang und sang dabei ein altes orkisches Schwanklied – sie lag zwar praktisch bei jeder Note mindestens einen Halbton daneben, aber dafür hatte sie eine laute, kräftige Stimme. Das musste schließlich auch für etwas zählen, nicht wahr? Außerdem war es ihr ohnehin ziemlich einerlei, was ihr Begleiter von ihren Gesangskünsten hielt. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass er so ein schweigsamer Griesgram war und sie daher auf sich allein gestellt dafür sorgen musste, dass die Reise kein langweiliger Trauermarsch wurde. Dabei hatten sie bestes Reisewetter: Es war zwar der Jahreszeit entsprechend kalt, aber der Himmel war klar, die Sonne schien, es war trocken und der Wind wehte nicht sonderlich stark. Sie kamen zügig voran, und solange sie in Bewegung blieben, liefen sie auch nicht Gefahr, zu frieren. Also was wollte man mehr? Wenn ihnen das Wetter hold blieb, schätzte Ska’ri, dass sie die Südspitze der Insel in zwei oder drei Tagen erreichen könnten ...

    … oder auch nicht. Der Weg machte eine Biegung und endete plötzlich abrupt vor einem Abgrund. Ska’ri verdrehte genervt die Augen: „Toll. Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, einen Weg ins Nichts zu bauen?“
    Aber halt, das stimmte nicht ganz. Der Weg ging auf der anderen Seite des Abgrunds weiter, es musste also eine Möglichkeit geben an der Felswand, die rechts von ihnen aufragte, über die Schlucht zu gelangen. Ska’ri inspizierte die Wand und als sie danach suchte, fand sie auch rasch die Tritte, die man nehmen musste. Nachdenklich kratzte sie sich im Nacken und sah Venom an: „Schwierig … wir könnten die Felswand entlangklettern auf die andere Seite. Ich glaube, die Kletterstrecke ist nicht allzu kompliziert, und wenn du dicht hinter mir bleibst und schaust, wie ich gehe, denke ich, du solltest das auch schaffen können. Aber, naja, ein falscher Schritt und das war’s. Mh, zumindest hat man es dann hinter sich. Wir könnten natürlich auch versuchen, einen anderen Weg zu finden, aber dafür müssten wir erst einmal runter in die Schlucht und dann wieder hoch … keine Ahnung, kann uns gut einen oder sogar zwei Tage Zeit kosten. Was denkst du?“

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Aus Ostargaan kommend - Bergpass - zerstörter Menhir

    Eine Hatz, etwas anderes veranstalteten die drei Jäger mit ihrer grünfelligen Beute nicht. Der Ork wurde den Pass entlang gejagt. Irgendwann würde auch einem so ausdauernden, zähen Bastard die Puste ausgehen. Und dann, da war sich der Waldstreicher sicher, würden sie ihn zur Strecke bringen. Ein Teil von ihm wünschte sich, es diesem Abschaum auf zwei Beinen so unangenehm, schmerzhaft und qualvoll wie möglich zu machen. Der Teil, der den Hass auf einen Vertreter der Rasse auf alle Artgenossen ummünzte. Der einen sterbenden Ork gefoltert hatte, um Antworten zu bekommen und … nun, Genugtuung zu verspüren.
    Bin ich das geworden, fragte er sich im Laufen und ihm war bewusst, wie abwegig der Gedankengang in dieser Situation war, was unterscheidet mich dann noch von dem Ork, der die Knochenhexe beseelt hatte? Dessen perverses Vergnügen ich in meinem Verstand spürte, als ich an seinen Strängen hing und Unschuldige tötete …
    Sie kämpften sich den Pass hinauf, kamen zu dem Rand, an dem der verletzte, humpelnde Ork einen Moment gestanden und keuchend nach ihnen geschaut hatte. Kaum, dass sie den Grat erreicht hatten, kniete Kiyan ab, wie Onyx es vorgemacht hatte, den Bogen senkrecht. Hier war eine Ebene, umringt von höheren Bergen und Gipfeln, verschneit und gefroren. Der Boden wies die Spur auf, die der Ork mit seinem dunklen Blut hinterlassen hatte.
    Kiyans Auge fand den Ork, wie er zu einigen Felsen rannte, wohl bewusst, dass es eine Falle war, dass er hier sein letztes Gefecht schlagen würde. Der Jäger legte den Pfeil an, spannte, bemühte sich schwer atmend um Konzentration und die nötige Ruhe für den Schuss. Seine Gedanken rasten, sammelten sich, zerfielen, rasten erneut. Dann hörte er den Schrei eines Rabens. Kor’ha, die über den Felsen kreiste. Plötzlich war da Klarheit und Konzentration. Fokus. Zwar ging Kiyans Brust immer noch wie ein Blasebalg, aber er verspürte fast nichts mehr von dieser Anstrengung in seinem Verstand.
    Der Jäger atmete aus und schoss. Die Sehne klang, der Pfeil pflügte durch die Luft und traf den humpelnden Ork im unteren, rechten Rücken. Turya klopfte ihm auf die Schulter, grinste anerkennend und auch der torgaanische Hüne schnaubte etwas, was vielleicht Zustimmung war.
    Sie setzten der Veteranin nach, joggten hinter ihr her. Die Felsen waren Bruchstücke eines Menhirs, der hier dereinst gestanden haben und durch irgendeine Naturgewalt, ein Beben oder derartigem zu Boden gerungen worden sein musste. Die Teile, die nicht verschneit waren, wiesen Schriftzeichen, Symbole auf.
    Gerade als sie dazu kamen, stürzte sich der Ork auf Turya, den Speer vorgereckt, um die Kriegerin aufzuspießen. Dabei bemühte sich der Ork, das verletzte Bein nicht zu belasten. Den Pfeil im unteren Rücken hatte er abgebrochen, die Spitze musste aber tief im Fleisch sitzen. Kiyan wusste, dass der Bastard hinüber war. Er wusste, dass sein Pfeil die Innereien des Orks an der Stelle zu Gulasch verarbeitet hatten. Dunkles Blut floss über die Hauer und tropfte auf die Brust, das Lederzeug, die Fetische.
    Es war offensichtlich, dass Turya mit ihm spielte. Onyx seufzte, die Situation erkennend, und machte sich daran, den Bogen zu verstauen und die Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    „Mach dem ein Ende, Turya“, brachte Kiyan hervor. „Der ist eh hinüber.“
    Die Veteranin wirbelte den Speer herum, trieb den Ork gegen die Bruchstücke des Menhirs, von denen jeder mannshoch war. Das Grünfell brüllte und keifte, konnte aber keinen Ausfall starten, um seine Kontrahentin zu überrumpeln. Kräftig schlug sie mit ihrem Speerschaft die Waffe des Orks aus dessen Hand und noch ehe er zu der brutalen Hackklinge greifen konnte, spießte Turya den Späher auf. Ein letztes Aufbäumen, ein letzter gespiener orkischer Fluch … und er war tot.
    Freude empfand Kiyan in dem Augenblick nicht. Es war, als hätte man eine verletzte Schabe zertreten. Unbefriedigend. Er verstaute den Bogen, gesellte sich zu Onyx.
    „Und, was sind das für Symbole? War wohl mal ein stehender Stein, oder? Vom Waldvolk? Den Setarrifern? Oder hat der Hayabusa hier nur Schmuddelkram in den Stein geritzt, bevor er ihn umgestoßen hat?“

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