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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline

    Ariaan - Klippenschänke

    „Hmm, ehrliche Arbeit“, bemerkte Ariaan und nahm einen weiteren Löffel des Eintopfs.
    Glücklicherweise hatte Ingor heute mit den Äpfeln gespart. Ab und an konnte das in Stewark als Grundnahrungsmittel angesehene Obst im Essen und auch in den Getränken Überhand nehmen.
    „Bauer Gernots Gehöft liegt außerhalb der Baronie, nicht wahr? Noch hinter dem Grenzposten? Harte Gegend, so zwischen Thorniara und dem Sitz König Ethorns“, grübelte die Klinge laut.
    Es dürfte recht offensichtlich sein, weshalb er es zur Sprache brachte, war trotz ruhender Waffen die Beziehung zu den Invasoren doch alles andere als mit fruchtbarem Boden gleichzusetzen. Caradoc zog es weiterhin vor zu schweigen, löffelte still seinen Eintopf und verteilte lediglich mürrische Blicke. In Sachen sozialer Interaktion war sein Waffenbruder ein hoffnungsloser Fall.
    „Sag, hast du auf dem Weg durch das Stewarker Umland vielleicht einige Soldaten beobachten können? Einige Einheiten sind heute auf Feldübung und da unsere Gruppe“, er deutete auf Caradoc und sich, „auf Abruf steht, gibt es nicht viel für uns zu tun. Stewark ist eine recht ruhige Stadt, auch recht klein, wie du vielleicht schon festgestellt hast.“

    Gesättigt schob Ariaan die leere Schüssel von sich, seine Haltung entspannt und zufrieden. Er musterte Thorek unverhohlen, versuchte abzuschätzen, was für eine Art Mann er war. Die Rekrutierungsversuche der Akademie waren vielleicht nicht auf dem Stand, den die Klinge als wünschenswert betrachtete, doch das war umso mehr ein Grund potentielle Mitstreiter anzuwerben. Auch, wenn der Neuankömmling älter war, als der Durchschnittsschüler in der Akademie, war Alter nur eine Zahl. Willenskraft und eine gesunde Ideologie allein konnten große Auswirkungen haben. In seinen Jahren an der Akademie hatte der Blondschopf einige Männer und Frauen gesehen, die als Grünschnäbel begonnen hatten, nicht einmal Klinge von Heft zu unterscheiden wussten, und doch Höhen erreicht hatten, von denen er nur träumen konnte.

    „Aber erzähl doch etwas mehr von dir“, lud Ariaan Thorek freundlich ein, „Ein Bier für eine Geschichte? Wenn du Neuigkeiten von außerhalb der Baronie hast, würden wir sie auch sehr gern hören“, beteuerte er.
    Ob Caradoc wirklich gern auch nur irgendetwas hören würde, wagte der Blondschopf zwar zu bezweifeln, doch es schadete nicht, sich als Gemeinschaft zu präsentieren. Eigenbrötler und einsame Wölfe gab es bereits zu Hauf und für gewöhnlich hielten sie nicht lange Stand, wenn sie sich einer Gesellschaft einzuordnen versuchten.

    Isidor

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    Lehrling Avatar von Thorek
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Die Klippenschänke

    Thorek spürte, wie sich die Atmosphäre am Tisch veränderte. Das anfänglich harmlose Gespräch schien plötzlich tiefer zu gehen, als es anfangs den Anschein hatte. Er wusste, dass dies mehr als nur eine lockere Unterhaltung war. Seine Worte würden von den beiden Männern genauestens abgewogen werden.

    "Der Bauernhof, von dem ich komme..." begann Thorek, während er die Schüssel mit dem Eintopf zur Seite schob, "...liegt noch in der Baronie Stewark, kurz bevor das Bluttal beginnt." Er erinnerte sich an die Felder, die er gemeinsam mit den anderen Arbeitern des Bauern Gernot bestellt hatte, und fuhr fort: "Ich habe die letzten Wochen auf Gernots Feldern geholfen, bei der Ernte und den Vorbereitungen für den Winter. Manchmal war ich auch im nahen Waldstück jagen. Eine ruhige Arbeit, aber sie hält den Kopf frei."

    Thorek nahm einen Schluck Bier und ließ den Blick kurz über den Tisch schweifen, bevor er weitersprach. "Als ich mich heute nach Stewark aufmachte, habe ich keine Soldaten gesehen. Keine Patrouillen, keine Späher." Er hielt einen Moment inne, um den beiden Männern am Tisch die Bedeutung dieser Worte bewusst zu machen. "Das spricht dafür, dass die Männer ihre Aufgabe verstehen. Wenn man keine Soldaten sieht, dann bedeutet das oft, dass sie uns sehen. Dass sie wissen, wie man sich im Verborgenen hält, um mögliche Feinde im Hinterhalt zu überraschen."

    Er lehnte sich leicht zurück, als er spürte, dass der Moment gekommen war, an dem er eine Entscheidung treffen musste. Bis jetzt hatte er sich zurückgehalten, über seine Vergangenheit zu sprechen. Doch etwas in der Art, wie die beiden Männer ihn musterten, ließ ihn erkennen, dass es Zeit war, eine Wahl zu treffen. Sollte er weiterhin schweigen und seine Herkunft verbergen? Oder war es an der Zeit, die Wahrheit zu erzählen?

    Mit gedämpfter Stimme, fast als ob er das Gewicht seiner eigenen Worte spürte, begann Thorek: "Ich will ehrlich mit euch sein und hoffe, dass ich es nicht bereuen werde. Einst war ich Kundschafter des Ordens." Er sah den Männern die Reaktion nicht direkt an, sondern richtete seinen Blick auf das Bier in seiner Hand. "Damals diente ich treu, doch je näher ich den Feuermagiern kam, desto mehr sah ich, was wirklich in ihren Hallen geschah."

    Er schnaubte leise, während die Erinnerung zurückkehrte. "Die Feuermagier, die angeblich so erhaben und gerecht waren, begannen, sich in ihrer eigenen Macht zu suhlen. Ich habe Korruption aufgedeckt, Machenschaften, die alles infrage stellten, woran ich je geglaubt hatte. Als ich versuchte, das ans Licht zu bringen, hat der Orden nicht etwa reagiert. Nein, sie haben alles vertuscht. Und mich? Mich haben sie verbannt, nachdem sie einen Vorwand dafür gefunden hatten. Ich war ihnen unbequem geworden."

    Thorek hob den Kopf und sah die beiden Männer direkt an, seine Augen fest und entschlossen. "Das ist der Grund, warum ich hier bin. Ich habe genug vom Orden. Stewark mag vielleicht nicht perfekt sein, aber hier scheint es noch Hoffnung zu geben. Vielleicht kann ich hier etwas finden, das der Orden längst verloren hat: Gerechtigkeit."

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Ariaan - Klippenschänke

    Innerlich stutzte Ariaan, als er das Geständnis Thoreks hörte. Geständnis? War es denn überhaupt eines? Musste er ihn nun aus der Stadt jagen, weil er mit den Invasoren, den Glaubens- und Kulturmördern, im Bunde gestanden hatte? Nein, denn der Feind des Feindes konnte Freund sein, ein Verbündeter, der sich als wertvoll erwies.
    „Kundschafter, sagst du?“, fragte der Blondschopf interessiert.
    Caradoc hatte sich aus seiner zusammengesunkenen Haltung aufgerichtet, hatte nun wohl auch ein persönliches Interesse an diesem Mann und seiner Vergangenheit. Er konnte es seinem Waffenbruder nicht verdenken, schließlich hegte er einen tiefsitzenden Groll gegen jene vom Festland, einen, der von gefallenen Kameraden, zerrissenen Familien und entweihten Heiligtümern beschwert wurde, metergroßen Sandsäcken gleich, die einen in die undenkbarsten Tiefen der Gemütszustände zu zwingen vermochten.

    „Deine Einschätzung, dass unauffällige Soldaten außerhalb der Stadt gute Soldaten sind, teile ich. Es sei denn, ihre offene Präsenz ist gefragt. Es ist eine Frage der Intention. Stärke demonstrieren oder doch die eigenen Lande aus den Schatten sichern“, pflichtete Ariaan Thorek bei, „Einst war dies alles unser Land, Freund. Doch der Orden und seine Lakaien, jene, die dich für dein Wissen abgeschnitten haben, wie ein Geschwür vom Körper eines Beulenkranken, sehen sich im Recht. Dabei vermögen sie nicht mehr zu unterscheiden zwischen gesundem Fleisch und solchem, das entfernt werden muss.“
    Es sprach der Feldscher aus ihm, das Wissen, wie man seine Kameraden im Gefecht am Leben erhielt.
    „Wissen ist für sie etwas Gefährliches. Doch wir hier teilen es bereitwillig, über Jahrhunderte gesammelte Schriften, zusammengetragen aus allen Teilen der bekannten Welt.“
    Caradoc schnaubte unwillkürlich, doch Ariaan überging es, lenkte nicht einmal die Augen zu seinem Kameraden, um zu beweisen, dass seine Worte ehrlich waren und nicht der Täuschung dienten. Zudem war die Akademie für eben jenen Schatz weithin bekannt.

    „Du brauchst dich also nicht zu sorgen, dass du hier auf Abneigung stößt, nur weil du erst später im Leben erkannt hast, was die meisten Argaaner und viele andere Völker schon früh in ihrer Kindheit lernen mussten. Wichtig ist, die Wahrheit zu kennen.“
    Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass der Jäger und Knecht ein geschickter Lügner war, doch das würde von anderen Stellen überprüft werden, sollte er in Erwägung gezogen werden.
    „Und was Stewark angeht…glaub mir, ich würde auch lieber wieder durch die Stadt der goldenen Kuppeln streifen und mein Bier in der Sturzkampfmöwe genießen, doch da hatte ein verdammter Drache andere Pläne mit uns.“
    Ariaan setzte seinen Krug an und leerte das für seinen Geschmack zu süßliche Bier mit einem Zug. Seine Worte hatten auch in ihm Frust geweckt, den er über die Jahre im Zaum zu halten gelernt hatte. Doch die Verluste, die er und seine Landsleute hatten erleiden müssen, waren nichts, was man einfach beiseiteschob und vergaß. Es waren Narben, die für ein Leben lang und darüber hinaus Bestand hätten.

    Isidor
    Geändert von Die Klingen (17.09.2024 um 22:21 Uhr)

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Tarons Waffenschmiede

    Johanna sah verdutzt auf den Münzbeutel, der zwischen ihren Fingern klimperte.
    „Nanu? Erst der Dolch, jetzt das – hast du diese Woche etwa deine Spendierhosen an?“
    Sie grinste keck und machte einen Knicks, dass der bronzebewehrte Schuh ihrer Schwertscheide den Dreck küsste.
    „Aber gut, ich werde tun, wie mir aufgetragen wurde.“
    Eine Welle der Erleichterung wärmte ihren Körper, als sie merkte, dass Syrias es auf sich beruhen ließ mit der Schnapsidee, Rudra als Ersatz für Meve mitnehmen zu wollen. Sie hatte sich schon gesehen, wie sie mit dem Schmied im Schlepptau vor der Hütte auftauchte, weil ihr die guten Argumente dagegen ausgingen, und Rudra sich fügte, weil er ihr nie einen Wunsch abschlug. Das wäre hässlich geworden, da war sie sich sicher. So musste sie sich zwar zu Tode schleppen, aber ein metaphorischer Tod war besser als ein wörtlicher von irgendeinem der Beteiligten.

    Dass Syrias über ihre Größe urteilte, störte sie diesmal nicht im Geringsten, denn ihre körperlichen Voraussetzungen waren hier wirklich ein Problem. Vor allem, dass sie im Vergleich zu dem schweren Erzbruch so viel wiegen würde wie ein Blatt im Wind, mochte sich im hügeligen Stewarker Land als großes Hindernis herausstellen. Doch daran ließ sich nun nichts ändern. Sie mussten mit dem leben, was sie hatten.
    „Bis morgen also, ja? Kurz nach Sonnenaufgang hier vor der Schmiede?“
    Johanna konnte kaum glauben, dass sie das freiwillig anbot. Selbst nach all der Zeit in der Natur war ihr Körper nicht darauf eingestellt, sich sofort beim ersten Sonnenstrahl zu erheben – genauso, wie sie nach Sonnenuntergang immer eine Weile brauchte, um zur Ruhe zu kommen. Aber sie sah ein, dass man eine Reise lieber früh begann, um den Tag bestmöglich nutzen zu können. Dann würde sie eben in den sauren Apfel beißen und sich beim ersten Hahnenschrei aus den nicht vorhandenen Federn quälen müssen.

    Mit einem fröhlichen Gruß an Taron auf den Lippen, der viel zu beschäftigt war, um auch nur missbilligend zu grunzen, trat sie durch die Schmiede ins Freie und wandte sich in Richtung der Treppe, um zum Gemischtwarenhändler zu gehen. Besser, sie erledigte gleich alles, was für die Reise von Nöten war, bevor sie nach Frieda und Isidor schaute. Und wenn sie sich versichert hatte, dass beide bereit waren, würde sie ihr Weg hinaus in die Plantagen führen. Es galt noch einen geeigneten Ort für ein Picknick zu sichern.
    Geändert von Johanna (29.09.2024 um 00:23 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Piero
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    Nahe der Heilkammern

    „Hey, Junge!“
    Der Halbwüchsige, streunend über den Platz zwischen dem Haus der Magier und der Heilkammer, blieb stehen. Suchend wandte er sich um.
    „Hier drüben, mein Freund!“
    Der Kopf drehte sich schlussendlich in die richtige Richtung. Die Stirn des Jungen legte sich in Falten, die Augen weiteten sich, während er zögerlich auf sich zeigte. Die Frage stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Jetzt komm schon her, Mensch!“
    Endlich regten sich die Füße des Jungen. Piero, mit hochgekrempelten Ärmeln, mit rotbraunen, schmierigen Resten bis hinauf zu den Ellenbogen, stand zwischen alten Kisten in einer schmalen Gasse und zeigte sein gewinnbringendes Lächeln.
    „Lust, dir ein paar Münzen zu verdienen?“
    Der Junge zeigte ihm den Vogel. „Alter, verzieh dich! Hab keinen Bock, von einem Irren in einer dunklen Gasse auseinandergenommen zu werden!“
    Ein blank poliertes Stück Kupfer blitzte in der Abendsonne auf, als es durch die Luft in Richtung des Jungen flog und klimpernd auf das Pflaster schlug.
    „Dann kriegt eben ein anderer den Rest.“
    Die gierigen Hände schossen blitzschnell herab, schlossen sich um das Kupfer und ließen es in einer tiefen, schmutzigen Hosentasche verschwinden.
    „Nich so schnell, Mann! Du hast halt Blut an den Armen, Alter. Da muss man vorsichtig sein! Also, was willstn?“

    Piero zeigte seine Zähne und trat langsam aus seiner Deckung hervor.
    „Hungrig?“
    „Ich bin immer hungrig, Mensch. Haste was? Nein, lass stecken. Mit deinem Siff an den Händen fress ich bestimmt nix von dir!“
    „Keine Angst, mein Lieber. Ich wird dir nichts zu essen geben. Pass auf: ich leg dir hier ein paar Münzen hin, und du gehst dir im Fallenden Beil mal so richtig den Bauch davon vollschlagen.“
    Er beugte sich herab und legte eine Handvoll Kupferlinge auf den Boden. Daneben platzierte er ein eingeschlagenes Tuch, das einst weiß war, nun aber von blutigem Rot durchsetzt.
    „Das hier nimmst du mit. Und wenn die anderen Leute dort nicht aufpassen, sorgst du dafür, dass das hier in jemandes Schlachtplatte landet, verstanden? Du kannst doch heimlich etwas verschwinden lassen, sodass es keiner bemerkt, oder?“
    Der Junge griff sich ans Revers und richtete die ranzige Kleidung. „Bin immer rechtschaffen und ehrlich, Meister. Keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Klar doch“, erwiderte Piero grinsend. „Also, mach das für mich, ohne dass es jemand merkt, und du bekommst noch einmal so viel von mir.“
    „Ich schau mal, was ich machen kann“, sagte der Junge, doch sein Tonfall verriet weit mehr Bereitschaft und Zuversicht, als er es vielleicht beabsichtigt haben mochte.
    „Guter Junge. Halt dich an deinen Teil, dann gehen wir beide mit einem Lächeln aus der Sache. Ich behalt dich im Auge.“
    Er wandte sich ab und schlenderte pfeifend davon. Es war Zeit, zu schauen, wie kooperationsbereit das freundliche Ehepaar vom Fallenden Beil werden konnte, wenn man den Finger in die noch nicht vorhandene Wunde legte. Oder in diesem Fall mehrere Finger, die man aus den Amputationsabfällen der Heilkammer gefischt und in Stücke geschnitten hatte.

  6. Beiträge anzeigen #46 Zitieren
    AI  Avatar von Isidor
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Piero war nicht zugegen. Die alte Wachstube war leer, also gab es auch keinen Grund für Isidor hier zu verweilen. Dummerweise lief ihm die Zeit davon und er hatte noch keine Hilfe bei der Auswahl von Kleidung erhalten. Aber wenn er ehrlich zu sich war, kam er sich ohnehin seltsam dabei vor, sich von jemand anderem einkleiden zu lassen. Kleider machten Leute und wenn er sich von Piero beraten ließ, war er dann noch Isidor? Oder würde er nur eine Verkleidung tragen, die sein wahres Ich verbarg? Seine Mutter hatte stets gesagt, dass er bloß er selbst sein musste, wenn er die richtige Frau fürs Leben finden wollte. Doch war es überhaupt so mit Fräulein Frieda?
    So oder so hatte er keine Zeit hier auf den Lebemann zu warten, weshalb er den Hahnenschwanz auf den Tisch stellte, sich die Schüsseln mit Eintopf und eine der Flaschen Wein nahm – das Bierfässchen würde er später abholen – und damit Richtung Klippenschänke lief.

    Während er die Dinge in seinem Zimmer verstaute, überprüfte er in Gedanken seine Liste.
    Essen für Fräulein Frieda und mich – erledigt.
    Eine gute Flasche Wein – vorhanden.
    Geschenk für Fräulein Frieda – die verschiedenen Früchte werden ihr hoffentlich gefallen!

    Wenn er nichts vergessen hatte, würde er noch neue Kleidung brauchen und einen Korb, in dem er all das verstauen konnte. Danach würde er sich nur noch waschen müssen und wäre bereit für die Verabredung mit der Bäckermeisterin. Es würde knapp werden!
    Eilig verließ er das Gasthaus und näherte sich der Treppe im Westen der Stadt. Das geschäftige Treiben am Marktplatz war unüberhörbar.

    Er entdeckte einen Stand mit verschiedenen Flechtwaren, darunter auch Weidenkörbe, in dem er bequem alles verstauen könnte, wenn sie am Abend in Richtung Plantagen gehen würden. Isidor fragte sich, wie Fräulein Frieda wohl gekleidet sein würde und je weiter seine Gedanken schweiften, desto mehr färbten sich seine Wangen in einem leichten Rotton.
    Mit einem neuen Korb in der Hand – über den Arm wollte er ihn sich nicht legen, dabei kam er sich seltsam war – lief er zu dem Händler, den er beim Vorbeigehen, als er auf dem Weg zum Grünen Eber gewesen war, entdeckt hatte. Eine große Auswahl von Stoffen und geschneiderter Kleidung bot sich ihm und die Qualität schien für sein ungeschultes Auge von grob bis fein zu reichen. Wäre er auf der Suche für Material für ein Gambeson oder Polsterung, hätte er wohl zu den gröberen Stoffen gegriffen, die robust waren und von den meisten Arbeitern präferiert wurden. Doch jetzt, wo der Nutzen der Kleidung ein anderer war, fühlte er sich mehr zu den feinmaschigeren Stücken hingezogen. Sein Goldbeutel war bedenklich leicht geworden, doch er hoffte einfach, dass es reichen würde.

    Ein neues Wams aus Samt? Oder würde er damit zu dick auftragen? Welche Farbe sollte er für das Hemd wählen? Es war noch warm genug, dass er die Ärmel hochkrempeln wollen würde, also durfte es nicht zu steif sein. Und die Hose? Wolle oder Leinen?
    „Das wird schwieriger, als angenommen“, murmelte er und hob ziellos einige Mieder an, von denen er sicher keines kaufen würde.

  7. Beiträge anzeigen #47 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Es hätte ein wahrlich ein Anblick für die Götter sein können, wie ein einzelner, wunderschöner, uralter Dolch aus den Tiefen des Meeres langsam durch die Luft auf eine einzelne, wunderschöne, junge - und sehr jugendlich aussehende - Novizin zu schwebte und sich dabei vor einem einen immerfort drehenden Strudel an Wasser fortbewegte, der bereits wenige Fingerbreit hinter dem magisch gelenkten Gegenstand zu strudeln aufhörte. Insbesondere, als ein einzelner, mutiger Sonnenstrahl durch die sonst dichte und trist wirkende Wolkendecke brach und die Verzierungen des Dolchs bezaubernd funkeln ließ.
    Wäre ein Maler vor Ort gewesen, da war Felia sich sicher, hätte er nicht zögern wollen, diesen Augenblick für immer auf Leinwand zu binden und jeder Dichter hätte seitenweise über die Herzschläge schreiben können, die dieser Moment hielt und nur ansatzweise die Imposanz der Situation erfassen können.

    Stattdessen aber war einer der anwesenden Männer mit dem angestrengten Wirken von Magie beschäftigt und der andere erholte sich - mit dem Gesicht voran im Schoß der zaubernden und bezaubernden jungen Feuernovizin - von den Strapazen seiner magischen Reise. Es war also wie so häufig niemand zugegen, der Felias wahre Größe, ihr Talent und ihre Schönheit in diesem Blick hätte wahrnehmen können.
    Eine Schande - wie sie feststellen musste, als der Dolch mit einem letzten Reißen an den magischen Fäden die letzten Meter emporschnellte und mit dem Griff voran zielsicher in der Hand der Schneiderin landete.
    Sie hatte nie sonderlich viel übrig gehabt für Waffen. Ihr Bruder Aaron hätte sicherlich einiges zur Machart, der Verarbeitung, den Materialien, Gravuren und Besonderheiten erzählen können. Aber wie Maler, Dichter und Bewunderer war auch ihr Zwillingsbruder nicht zugegen, weswegen die Bewertung dieses kleinen Gegenstands der Bardin überlassen blieb, die sich aber wenig beeindruckt zeigte.

    Sicherlich - der Dolch hatte vermutlich länger auf dem Grund des Meeres gelegen, als sie auf der Welt war. Und er sah aus, als sei er gerade erst geschmiedet worden. Natürlich schien er auf den ersten Blick so scharf zu sein, dass sie damit ein einzelnes Haar der Länge nach hätte spalten können. Und umgab die kleine Waffe eine ganz besondere, nicht greifbare Aura. Aber abgesehen davon war es eine recht einfache Waffe, der sie nicht viel abgewinnen konnte. Vorsichtig verstaute sie den Dolch daher in ihrer Umhängetasche und ließ sich mit gespielter Erschöpfung auf das unbequeme Holzbrett darniedersinken.
    »Ich fürchte, ich bin viel zu erschöpft, um zurück zu rudern.«, sagte sie an den Wassermagier, der mittlerweile wieder genüsslich von seinem Tee trank und viel Anstand bewiesen hatte, in dem er nur verborgen und ab und zu auf den Dolch gestarrt hatte.

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    Abenteurer Avatar von Mera
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    Mera ist offline
    Ein aromatischer Duft stieg der Novizin in die Nase und schien sie zu weiten, es ihr einfacher zu machen zu atmen. Sie nahm eines der Blätter, die so herrlich dufteten und zerrieb sie zwischen ihren Fingern. Der Geruch haftete ihnen an.
    „Ist Salbei nicht herrlich?“ lächelte Danee, die zwar blind dennoch genau zu wissen schien, was Mera tat. „Sei so gut und brühe mir doch einen Tee auf.“ bat die Heilerin und reichte ihr ein paar der aromatischen Blätter. Die Setarriferin trat zu der kleinen Feuerstelle, die den Raum fast unangenehm erhitzte und setzte einen kleinen Kessel mit Wasser auf. Frisches Wasser war hier stets vorhanden, waren sie doch hier von Wassermagiern und ihren Novizen umgeben. Sie selbst jedoch hatte es noch nicht geschafft, Wasser zu erschaffen. Um ehrlich zu sein, hatte sie es auch noch nicht passiert. Ihre Unterrichtsstunden bei Aniron und Aaras waren zu einem jähen Ende gekommen, nachdem diese Feuernovizen hier eintrafen. Und sie waren auch der Grund, warum sie hier war. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Tisch stand, an dem Danee ein paar Kräuter zerstieß.
    Danee horchte auf, als der Stuhl leise, kaum hörbar knarzte. „Warum bist du hier?“ fragte sie neugierig, jedoch ohne anklagenden Ton, während sie einen Tropfen duftenden Öls zu den zerstoßenen Kräutern gab und sie langsam zu einer Paste verarbeite. „Versteckst du dich immer noch vor diesen Novizen aus Thorniara?“
    Mera nickte schwach. „Warum sind sie auch hier?“ antwortete sie ihrerseits mit einer Frage. „Sollen sie doch in ihrer Stadt bleiben!“
    Die Heilerin schüttelte sanft den Kopf, wurde jedoch in dem was sie sagen wollte vom fröhlichen Blubbern des heißen Wassers unterbrochen. Mera sprang auf, goss etwas des Wassers in einen Becher, in dem die Salbeiblätter lagen und stellte ihn auf den Tisch, an dem Danee arbeitete.
    „Danke, meine Liebe.“ sagte sie und schenkte Mera ein warmes, aufbauendes Lächeln, bevor sie den Becher in die Hand nahm und den aufsteigenden Dampf wegpustete, um das Getränk zu kühlen.
    „Du bist eine gute Seele. Du solltest versuchen, das auch auf den Kreis des Feuers auszuweiten. Auch wenn wir einem anderen Gott dienen, sind wir keine Feinde. Das Gleichgewicht, für das wir stehen, kann nie durch böse Worte und Feindschaft erreicht werden, sondern mit Freundschaft und Verständnis. Gewalt kann nie die Antwort sein, sondern Diplomatie.“
    Sie nahm einen Schluck des Tees und sog scharf die Luft ein.
    „Man sollte meinen, dass eine weise alte Heilerin sich nicht am Tee die Zunge verbrühen würde. Besonders wenn sie ihn magisch kühlen könnte. Aber Alter schützt vor Weisheit nicht.“ ergänzte sie mit einem alten Sprichwort und kicherte ein bisschen und stellte den Becher wieder ab, trat zu Mera und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    „Du musst nicht mit jedem Menschen auf Argaan befreundet sein. Aber jeder Mensch hat den Respekt verdient, den du dir auch von anderen wünschst. Und jeder Mensch ist das geworden, was er heute ist, indem er in dutzenden und hunderten Situationen dazu geformt wurde. Du kannst ihre Vergangenheit nie wissen, also sei auch nicht zu schnell mit Verurteilungen.“
    Sie ließ ihre Schultern wieder los, trat zurück an die Salbe, die sie gefertigt hatte, gab noch ein weiteres, letztes Kraut dazu, zerstieß es und schien zufrieden mit dem Resultat.
    „Nun, willst du mir bei der jungen Frau mit dem Ausschlag helfen?“ fragte sie und hakte sich bei ihr ein, damit Mera ihr den Weg zeigen konnte.
    Geändert von Mera (18.09.2024 um 21:24 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Thorek
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Thorek ist offline

    Die Klippenschänke

    Thorek lauschte den Worten von Ariaan, der mit einer Mischung aus Interesse und Bitterkeit auf seine Enthüllungen reagierte. Der Blondschopf schien nicht gewillt, ihn sofort zu verurteilen, und das war bereits mehr, als Thorek erwartet hatte. Stattdessen deutete Ariaan eine gewisse Pragmatik an: Der Feind des Feindes konnte ein Freund sein. Thorek spürte, dass er hier in der Klippenschänke auf Menschen gestoßen war, die ihre eigenen Kämpfe gegen den Orden geführt hatten. "Kundschafter, ja." bestätigte er ruhig. "Es war eine Zeit, in der ich dachte, ich könnte einen Beitrag leisten, etwas verändern. Doch manchmal sind die Dinge nicht so klar, wie sie erscheinen."

    Er ließ seinen Blick kurz über die Menschen im Schankraum gleiten, bevor er wieder auf Ariaan und Caradoc zurücksah. "Ich verstehe Eure Worte, und ich bin mir bewusst, dass es leicht ist, auf das Festland und den Orden herabzusehen. Aber für mich war es nicht so einfach. Nicht jeder im Orden ist blind für das, was geschieht. Einige von uns – ehemalige Soldaten, wie ich – haben ihre eigenen Zweifel. Und manchmal führt das dazu, dass man Dinge hinterfragt und sich abwendet."

    Thorek wählte seine Worte sorgfältig: "Aber es ist, wie Ihr sagt. Man muss wissen, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen, wenn man erkennt, dass das, wofür man kämpft, nicht mehr das ist, was man einst glaubte."

    Er atmete tief durch und lehnte sich zurück, die Spannung in seiner Stimme weicher werdend. "Hier in Stewark suche ich nichts Großes. Nur einen Neuanfang. Weg von Intrigen und Machtspielen. Ich habe gesehen, was das mit Menschen macht, und ich will nicht mehr Teil davon sein. Wenn ich meinen Beitrag leisten kann, die Schandtaten des Ordens wieder gutzumachen, dann reicht mir das als Genugtuung."

    Der ehemalige Ordenskrieger schaute sich um. Die Stimmung in der Klippenschänke war trotz aller Widrigkeiten ausgelassen. "Nun und was Eure einstige Hauptstadt anbelangt. Ich habe sie leider nicht kennenlernen dürfen. Aber Stewark gefällt mir! Hier ist nicht alles so weitläufig, wie in Thorniara. Hier kennt man einander bestimmt."

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    Neuling Avatar von Falcar
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    Falcar ist offline

    Das Avenicci-Anwesen

    Falcar Avenicci stand in seinem nahezu leeren Anwesen, das einst den Glanz seines wohlhabenden Lebens widerspiegelte. Die prunkvolle Einrichtung war verschwunden, und der Raum, in dem er sich nun befand, wirkte nüchtern und gedrückt. Das Einzige war eine lange Tafel, an deren Ende ein einzelner, eindrucksvoll gestalteter Stuhl stand – ein Symbol für die Macht, die er noch zu bewahren versuchte.

    Die Arme auf den Tisch gestützt, rieb sich Falcar die Augen. Vor ihm lag eine zerknüllte Nachricht. Sein geheimes Warenlager in Thorniara wurde von Angehörigen des Ordens aufgespürt und vollständig beschlagnahmt. Je länger er über seine Situation nachdachte, desto größer wurde sein Zorn. "Verdammtes Ungeziefer!" fluchte Falcar, seine Augen funkelten vor Wut.

    Die vergangenen Monate hatten ihm bereits viele Rückschläge beschert. Als Akteur der Unterwelt hatte Falcar stets versucht, geschickt zwischen den Welten zu navigieren. Sein Wohlstand war nie grenzenlos gewesen und die kontinuierlichen Übergriffe, die verräterische Sabotage einer Bandidatengruppe, mit der er einst zusammengearbeitet hatte, die strengen Kontrollen in Thorniara und die gelegentliche Willkül in Stewark, hatten sein Kapital beinahe vollständig aufgezehrt. Es schien so, als würden alle seine Schritte auf ihn zurückfallen und am Ende verlor er mehr, als er je zu gewinnen glaubte. Die Nachricht über die Beschlagnahmung seines Lagers brachte das Fass jedoch zum Überlaufen.

    Mit einem wütenden Aufschrei sprang Falcar auf. Beinahe hätte es den Stuhl dabei umgestoßen. "Verdammte Bastarde! Wie können sie es wagen, mir alles zu nehmen!?" Er lief durch den Raum, seine Bewegungen hektisch und voller Zorn. Die Tafel wackelte unter seinem wütenden Griff und er stieß einige der wenigen verbliebenen Gegenstände darauf beiseite. Seine Stimme hallte durch den Raum, als er seine Wut entlud, während er auf und ab ging. "Ich werde nicht zulassen, dass mich diese elenden Hunde völlig zerstören!" brüllte er.

    Nach einem Moment des Kontrollverlustes stand Falcar aufgeregt und leicht zitternd da. Der Raum war von der Verzweiflung und dem Zorn durchzogen, die von ihm ausgingen. Langsam begann er, sich zu beruhigen. Er atmete tief durch und zwang sich, seinen aufgebrachten Gemütszustand unter Kontrolle zu bringen.

    Falcar schob den Stuhl sorgsam an die Tafel zurück und lief nachdenklich durch den Raum. "Es gibt noch Wege, wie ich zurückschlagen und mich wieder aufrichten kann." murmelte er. "Wenn sich Clagius an den Plan hält, brauche ich das Lagerhaus nicht!"

    Er griff nach einem Papierstapel auf der Tafel und begann, hastig Notizen zu machen. In seinem Kopf formten sich bereits neue Pläne und Strategien, um seine verbleibenden Ressourcen zu nutzen und seine Widersacher zu überlisten. Es war eine Zeit der Entscheidung – entweder der vollständige Verlust oder die Möglichkeit einer Wiederauferstehung.

    Sein Gesicht war von Entschlossenheit gezeichnet, als er den Raum verließ. Trotz der massiven Herausforderungen hatte Falcar Avenicci noch den Willen und die Fähigkeit, seine Situation zu wenden. Er stand am Scheideweg, und die Richtung, die er wählte, konnte seine Zukunft entscheiden.
    Geändert von Falcar (26.12.2024 um 16:08 Uhr) Grund: Erweiterung

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Ariaan - Klippenschänke

    „Die Zeit, dass du einen Beitrag leisten und Veränderungen herbeiführen wirst, mag noch vor dir liegen, wenn du einen weiteren Versuch wagen willst. Und lass das Ihr weg, ich bin nur ein Mann, der für seine Ideale kämpft und Respekt erweist man hier mit Taten, nicht mit Worten oder förmlichen Anreden.“
    Es lag kein Tadel in Ariaans Stimme, viel mehr eine Einladung sich in ihrer Gegenwart zu entspannen. Die Klinge wollte Thorek seine Möglichkeiten vor Augen halten, selbst wenn der Weg, um in der Akademie aufgenommen zu werden, kein leichter sein würde. Als ehemaliger Kundschafter brächte er jedenfalls Grundwissen mit, welches seine Aufnahme beschleunigen konnte, wenn er bewies, dass er Talent besaß.

    „Ein Soldat, der blind Befehle befolgt, mag für viele Befehlshaber wünschenswert sein, doch in der Akademie schätzen wir Eigeninitiative. Im Kampf ist die Übermittelung von Befehlen nicht immer ohne Weiteres möglich und Entscheidungen wollen in Sekunden gefällt werden. In unseren Einheiten gibt es Spezialisten für jede Situation und sie verwalten sich hauptsächlich autonom. Das heißt, wir sind nicht darauf angewiesen, dass uns ein Hauptmann oder Kommandant befehligt. Jeder darf Zweifel äußern und wenn sich keine Einigkeit erreichen lässt, hat der auf dem jeweiligen Gebiet Erfahrenste das letzte Wort“, erklärte der Blondschopf die Grundzüge der Strukturen, in denen die Klingen und Aspiranten agierten.
    Es war kein Geheimnis und der myrtanische Geheimdienst hätte eine so offensichtliche Vorgehensweise ohnehin schnell entlarvt, wenn sie versucht hätten, sie geheim zu halten.

    Ariaan spürte, dass seine Worte auf Thorek wirkten, und selbst, wenn er manche Dinge beschönigte, so war doch ein wahrer Kern in jeder Information, die er mit dem ehemaligen Kundschafter des Ordens teilte.
    „So wie ich das sehe, wirst du Wiedergutmachung leisten können, wenn es das ist, was du willst. Hilf den Menschen hier bei ihren Problemen und du wirst sie schnell alle kennenlernen. Schau vielleicht bei Lord Hertan in der Stadtwache vorbei und frische deine Kampfkünste auf, wenn nötig. Wenn du soweit bist, wird man dich in die Akademie lassen, wenn das ein Weg ist, den du dir für deine Genugtuung vorstellen kannst. Oder du verdingst dich als unabhängiger Söldner, gebunden durch einen Vertrag, aber nicht durch deine Ideale. Doch wenn ich ehrlich sein darf, halte ich von dieser Herangehensweise nicht viel. Auch als Jäger findest du hier sicher schnell eine Stelle. Die Gerber suchen immer nach hochwertigen Fellen und Häuten.“

    Isidor

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    Lehrling Avatar von Thorek
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Die Klippenschänke

    Thorek hörte Ariaan aufmerksam zu. Es war eine Einladung, die ihm Möglichkeiten eröffnete, die er bisher nicht in Betracht gezogen hatte. Der Weg über die Stadtwache in die Akademie – es klang nach einer Chance, wieder etwas von Bedeutung zu tun, sich nützlich zu machen. Aber Thorek wusste auch, dass er vorsichtig sein musste. Er hatte das Vertrauen in größere Institutionen wie den Orden verloren, und die Idee, sich wieder an eine solche zu binden, war nicht ohne Zweifel.

    Er nickte leicht, die Worte des Blondschopfs in sich verarbeitend. "Ich danke dir für deine Offenheit." begann er ruhig. "Es tut gut, zu hören, dass es hier Möglichkeiten gibt, sich einzubringen, ohne blind Befehlen folgen zu müssen. Aber ich werde nichts überstürzen." Er legte eine Hand auf den Tisch, seine Finger ruhig und fest. "Ich habe lange gebraucht, um mich von meinem vorgezeichneten Weg zu lösen. Ich weiß, dass sich hier neue Wege ebnen können aber ich möchte mir die Zeit nehmen, bevor ich mich entscheide, welchen davon ich einschlagen werde."

    Thorek hielt inne, ließ den Moment kurz wirken, bevor er weitersprach. "Vielleicht werde ich bei Lord Hertan vorbeischauen, meine Fähigkeiten auffrischen und mir ansehen, wie die Stadtwache arbeitet. Oder ich biete dem Gerber meine Hilfe an, als Jäger kann ich auf jeden Fall nützlich sein." Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. "Ich schätze, die Zeit wird zeigen, was sich für mich als der richtige Weg herausstellt."

    Er ließ den Blick kurz über Ariaan und Caradoc wandern. "Aber eins ist sicher: Ich werde mich hier nützlich machen. Überall werden Männer gebraucht, die bereit sind, für etwas einzustehen, und vielleicht kann ich meinen Beitrag dazu leisten."

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    Das Avenicci-Anwesen

    Am nächsten Morgen saß Falcar Avenicci wieder in seinem fast leeren Arbeitszimmer. Das spärliche Licht der Morgensonne drang durch die verbliebenen Fenster, und er betrachtete die Papiere vor sich mit einem Ausdruck von ernster Konzentration. Er hatte die gesamte Nacht damit verbracht, seine verbliebenen Mittel zu prüfen. Der Stapel mit Rechnungen, Schulden und Überresten seines einst gut laufenden Handelsgeschäfts lag geordnet auf der Tafel, die ihm fast spöttisch vorkam in ihrer Einsamkeit.

    Das Ergebnis war ernüchternd: Sein Kapital war nahezu aufgebraucht. Was noch übrig war, reichte kaum, um eine kleine Gruppe Banditen für einen einzigen Angriff zu bezahlen – von einer langfristigen Zusammenarbeit konnte keine Rede sein. Die Versuchung, alles auf eine Karte zu setzen, war groß. Doch Falcar wusste, dass er sich solche Risiken jetzt nicht leisten konnte. Die Realität zwang ihn zu einem unangenehmen Gedanken: Sein Einfluss in Thorniara war vielleicht seine letzte Chance, um aus diesem Dilemma herauszukommen.

    In Thorniara hatte er noch Kontakte – vor allem Clagius, ein Mann mit weitreichenden Beziehungen der Stadt. Clagius war keine einfache Persönlichkeit. Skrupellos, verschlagen und stets darauf bedacht, den größtmöglichen Vorteil für sich und seine Auftraggeber herauszuholen, war er ein einflussreicher Strippenzieher in Thorniaras Schattenwelt. Falcar hatte in der Vergangenheit nur zögerlich mit ihm zusammengearbeitet. Ihm missfiel der Gedanken, von schwer einschätzbaren Personen abhängig zu sein und die Tatsache, dass Clagius für mächtige Männer arbeitete, machte seine Position nahezu unangreifbar. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und Falcar hatte keine Wahl.

    Von Clagius hing nun ab, ob er wieder zu einer Größe der Unterwelt aufsteigen konnte – oder ob ihm nichts anderes übrigblieb, als sich auf den einfachen Handel zu konzentrieren, um wenigstens die Grundlagen seiner Geschäfte zu sichern. Der Gedanke, sich dem Willen dieses Mannes beugen zu müssen, ließ seine Hände zittern, doch Falcar war zu erfahren, um sich von Stolz leiten zu lassen. Es war ein Spiel, und Clagius war derjenige, der die Karten hielt. Fürs Erste.

    „Das Spiel ist noch nicht vorbei“, murmelte Falcar, während er eine Liste an möglichen Waren auf einem frischen Stück Pergament notierte. „Clagius mag die Oberhand haben, aber das bleibt nicht für immer so.“

    Sein nächster Schritt musste mit äußerster Vorsicht erfolgen. Thorniara bot ihm zwar Chancen, aber auch Gefahren. Die Zusammenarbeit mit Clagius könnte ihn wieder in die Machtzentren der Unterwelt bringen – oder ihn endgültig ruinieren, falls er die Kontrolle über die Situation verlor. Der schmale Grat zwischen Erfolg und Scheitern war deutlich spürbar.

    Er erinnerte sich auch an seine alten Kontakte. Einige von ihnen waren noch immer bereit, mit ihm zu handeln, solange der Profit stimmte. Diese Möglichkeit wollte er nicht völlig außer Acht lassen. Der Handel, so unspektakulär er auch schien, könnte ihm ein stabiles Fundament bieten, falls Clagius die Zusammenarbeit verweigerte oder eine Falle plante.

    Falcar seufzte, seine Augen glitten über die Liste. Er wusste, dass dieser Weg ein Tanz auf Messers Schneide war. Doch in der Unterwelt galt nur eine Regel: Wer sich nicht bewegte, wurde verschlungen. Schritt für Schritt würde er die Kontrolle zurückgewinnen. Clagius war ein Hindernis, kein Ende.

    "Das Spiel ist noch lange nicht vorbei!" sagte er leise zu sich selbst, als er sich erhob. Ein langer Weg lag vor ihm, aber er war bereit.
    Geändert von Falcar (26.12.2024 um 16:19 Uhr) Grund: Beitrag angepasst

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    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Curt wusste nicht, ob das Gefühl der Blutleere, das ihn beim Rudern überkam, von der magischen Erschöpfung oder dem Seegang herrührte. Doch er überwand selbst diese Plackerei ohne zu murren, wissend, dass Innos heute tatsächlich seine gütige Hand über sie hielt und sich das lang ersehnte Relikt endlich in ihrem Besitz befand. Der Segen seines Gottes und die Wärme Felias, die an seiner Schulter eingeschlafen war, gaben ihm die Kraft, das kleine Boot wieder gen Ufer zu rudern. Vielleicht half Hyperius auch ein wenig mit einem magischen Schub des Wassers, aber dem schenkte Curt keine weitere Beachtung. Er befand sich in einem Tunnel, sein Geist und seine Muskeln waren nur darauf fokussiert, Felia und den Dolch sicher zurückzubringen. Ruderschlag um Ruderschlag.

    Als sie endlich am Ufer ankamen, musste er sich für einen Moment entschuldigen und sich hinter ein Gebüsch flüchten, um die Überanstrengung zu erbrechen. Seine Beine vermochten ihn kaum zu tragen, er zitterte am ganzen Leib und der Schluck vom kalten Tee, den der Erzdekan ihm bei seiner Rückkehr anbot, kam ihm mehr als gelegen.
    „Es geht schon wider“, murmelte er, nachdem er sich sattgetrunken hatte und Felias besorgten Blick wahrnahm. „Wie geht es jetzt weiter?“
    „Priesterin Aniron erwartet euch am Tempel in Stewark“, teilte Hyperius ihnen mit und die beiden Feuernovizen schienen bei dieser Nachricht denselben Gedanken zu teilen. Sie hatten den Dolch. Konnten sie sich jetzt nicht einfach auf den Rückweg machen? Doch letztlich waren sie durch Diplomatie an ihr Ziel gelangt. Es wäre ein gewaltiger Rückschritt, diese Einladung jetzt auf den letzten Metern abzulehnen.
    „In Ordnung“, erwiderte Curt mit einem leichten Seufzen in der Stimme. „Bringen wir es hinter uns.“

    Sie erklommen den Weg zu den Stadttoren und konnten ihren Augen kaum trauen, als ihnen plötzlich zwei bekannte Gesichter gegenüberstanden. Rüdiger und Rüdiger, Novize und Esel. Curt hatte sich die ganze Zeit bereits gefragt, wo er abgeblieben war. Der Esel natürlich, nicht der Novize.
    „Rüdiger!“, riefen Curt und Felia wie aus einer Kehle und begrüßten voller Freude den vierbeinigen Begleiter.
    „Ich habe ihn einem anderen Mann in der Stadt abgekauft, als ich ihn zufällig gesehen habe“, berichtete der zweibeinige Rüdiger. „Ich war gerade auf dem Weg zum Ufer, um nach dem Dolch zu angeln. Wollt ihr mitkommen?“
    „Nein“, antwortete Curt knapp, ohne zu erwähnen, dass sich der Dolch längst in ihrem Besitz befand.
    „Na gut, dann hol ich mir den Dolch eben als Erster.“
    Mit diesen Worten trat er an den dreien vorbei in Richtung Ufer.
    „Hey, da liegt ja sogar ein Boot. Darf ich mir das ausborgen?“
    „Wir tauschen es gegen den Esel.“
    „Klasse! Ich dachte immer, ihr seid zu ehrgeizig und nur an eurem eigenen Sieg interessiert, aber ihr seid echt in Ordnung. Na dann, Petri heil.“
    Und mit diesen Worten stach der Novize Rüdiger in See, auf seiner ewig währenden Mission, ein Feuermagier zu werden.

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Fünf Augenpaare richteten sich auf den Dolch. Die der beiden Novizen des Feuers sowie die von Aniron, Hyperius und Tinquilius. Sie standen am oberen Ende der Brücke, nicht weit vom Eingang in die Stadt und den Wachen. Der Wind rüttelte auch hier an ihren Roben und ließ ihre Haare umherwehen. Aniron und Tinquilius hatten hier auf die Diener des Feuers gewartet. Hyperius war den beiden Novizen gefolgt, Felia hatte den Dolch in ihren Händen getragen. Sie wirkten erschöpft, besonders Curt, jedoch meinte Aniron auch so etwas wie Stolz in ihren Augen zu erkennen. Und das zurecht.
    „Faszinierend!“, befand der Oberste Wassermagier. Auch Aniron fand das Relikt durchaus interessant und musterte die Waffe eingehend. Es wirkte tatsächlich so, als hätte die Zeit im Salzwasser ihm nichts anhaben können. Ein bisschen schade war es schon, dass sie den Dolch nicht eingehender untersuchen konnten. Doch, er gehörte nicht zum Kreis des Wassers und es galt ein Versprechen einzulösen. Oder etwa nicht?
    „Vielleich sollten wir den Dolch doch hier belassen“, sagte Tinquilius. Den beiden Novizen schien die Farbe aus dem Gesicht zu weichen, doch Tinquilius schmunzelte. „Nicht doch, wir wollen Euch nicht um das Ergebnis Eurer Prüfung bringen. Ihr habt Euch wacker geschlagen auf dem Meer.“
    Dann zog er einen Umschlag aus der Robe:
    „Bitte überreicht diesen Brief Ihrer Eminenz Francoise“, sagte er dann und übergab das Schreiben an die beiden Novizen. „Er enthält eine Einladung, sich das Wunder unseres Tempels anzuschauen. Vielleicht können wir Francoise bald selbst hier begrüßen. Und wer weiß, was das Meer noch so für uns bereithält. Gute Reise und mögen die Götter Euch gewogen sein!“
    Aniron und Hyperius nickten bekräftigend. Damit war alles gesagt.

    So betrachteten die drei Diener Adanos‘, wie Felia, Curt und ein Esel die Straße zum Bluttal einschlugen.
    „Was hast du geschrieben?“, fragte Aniron neugierig.
    „Was wir abgesprochen hatten“, erwiderte Tinquilius. „Die erwähnte Einladung und wie die Novizen sich hier so geschlagen haben.“
    „Ich hoffe, der Brief erreicht Francoise auch … der Esel hatte gleich ganz neugierig drauf geschielt, wirkte etwas ausgehungert … Hätten wir ihnen Verpflegung mitgeben sollen?“, überlegte sie.
    „Dies sind Novizen, die sich der Prüfung des Feuers unterziehen, ich bin mir sicher, dass sie klarkommen“, sprach Tinquilius.
    Einen weiteren Moment sahen sie dem ungleichen Trio hinterher.
    „Hoffentlich kommen sie gut in Thorniara an, so ein Dolch weckt Begehrlichkeiten“, sprach dann Hyperius.
    „Was war das eigentlich auf dem Boot? Hast du etwa Wasser versucht zu formen?“, fragte Aniron.
    „Ich habe es nicht versucht, ich habe es getan!“, sprach Hyperius nicht ohne ein Funkeln in den Augen.
    „Das scheint mir neu. Hast du deinen Tee vergossen?“, neckte sie ihn.
    Hyperius blickte in die Tasse. „Vielleicht ein, zwei Tropfen. Außerdem habe ich Curt einen Schluck angeboten, den er annahm.“
    Schmunzelnd klopfte sie dem Pazifisten an ihrer Seite auf die Schulter.
    „Na, dann solltest du dir schnellstens eine neue Tasse machen. Unser Oberster Wassermagier wird bestimmt auch irgendwo gebraucht. Und ich möchte nach meinen Novizen sehen.“

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Während Chala sich der Brücke näherte, entging ihr die Schönheit der umliegenden Felder, Weingärten und Apfelplantagen. Ihre Aufmerksamkeit galt ihrem Ziel und der damit verbundenen Hoffnung. Aber auch der Anblick der Stadt der Türme zog sie in ihren Bann, denn wie eine Festung ragte sie auf einer Klippe am Meer empor, den Gezeiten und scheinbar auch den Gesetzen der Natur zum Trotz.
    Dem Wachmann, der die Ablösung am Grenzposten sein sollte, begegnete sie nicht, wohl aber einem Paar, welches einen Esel mit sich führte. Sie wirkten erleichtert, doch der Grund dafür blieb ihr verschlossen. Je weiter sie den sanften Abfall des Landes folgte, desto mehr Menschen begegnete sie, doch die Brücke, welche den Felsen, auf dem die Stadt erbaut worden war, mit der restlichen Insel verband, war erstaunlich leer zu dieser Stunde.

    Der von festgetretenem Dreck dominierte Pfad, dem sie gefolgt war, wurde von festem Stein abgelöst, der der Schwerkraft zum Trotz hoch über dem Meer einen begehbaren Weg schuf, sodass der Mensch seine Stellung unter Beweis stellen konnte, erhaben über allen anderen Wesen, die den Morgrad bevölkerten. Stewark mochte kleiner sein, als Thorniara oder Setarrif, doch es beeindruckte die Aranisaani nicht minder.
    Im Schatten des Torhauses entdeckte sie drei Gestalten, deren Gewandung ihr vertraut vorkam. Einst hatte sie mit jemandem am Ufer des Silbersees gesprochen, ihre erste Begegnung mit der Magie auf dieser Welt. Turang hatte er sich genannt und war ein Charakter gewesen, wie Chala nie wieder einem begegnet war.
    Einer der drei blaugewandten Adanosdiener trennte sich soeben von den anderen und zur Verwunderung der dunklen Kriegerin hielt er ein kleines Gefäß in der Hand, eine Tasse aus Porzellan, wie man sie in Adelshäusern erwartete, nicht jedoch außerhalb schützender Wände auf offener Straße. Eine exzentrische Person, ganz ohne Zweifel.

    Die anderen beiden Magier, ein Mann und eine Frau, unterhielten sich noch gleich außerhalb der Stadtmauern. Zwei Torwächter warfen ihnen immer wieder Blicke zu, so als wäre es ihnen unangenehm, dass die verehrten Magier in ihrer Nähe waren. Ihre Roben waren schmuckreicher, als jene des Tassenträgers. Das mittellange, blonde Haar des Mannes hätte ihn verwegen aussehen lassen können, wäre da nicht der Ansatz eines Bauches gewesen, der trotz seiner durchaus eindrucksvollen Körpergröße auffiel und auf ein beinahe zu gutes Leben schließen ließe. Er lächelte sanft die Frau an, die aus Chalas Blickwinkel rechts stand. Ihr langes, rotbraunes Haar fiel ihr in sanften Wellen auf den Rücken. Ihr Profil war anmutig und einige kaum sichtbare Lachfältchen um die Augen sprachen von Güte und einem Gemüt, was Freude dem Zorn vorzog. Ihr Alter war schwer zu bestimmen, doch hätte die Aranisaani sie mit sich gleich geschätzt.
    So oder so war es ein glücklicher Zufall, dass sie so früh bereits auf Magier Adanos‘ traf, denn die ihr von Maris genannte Aniron, seine Frau, zählte wohl ebenfalls zu ihnen.

    „Grüße“, rief die Wanderin den beiden zu, als diese im Begriff waren gemeinsam zurück durchs Tor zu treten, „Wartet bitte! Ich habe eine Nachricht für eine der euren. Eine Botschaft von Maris und Runa der Furchtlosen aus Tooshoo für seine Frau und ihre Mutter.“
    Die beiden Torwächter richteten ihre Aufmerksamkeit auf sie, bemerkten ihre Bewaffnung und festigten die Griffe um ihre Hellebarden. Chala bezweifelte, dass sie mit dem Argument eine Klinge zu sein weit gekommen wäre. Es war Jahre her und sie hatte ihren Dienst nicht gerade nach Vorschrift befolgt.

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline

    Ariaan - Klippenschänke

    „Hört, hört!“, rief Ariaan und lächelte.
    Er klopfte Thorek auf die Schulter.
    „Das ist gut zu hören, Freund. Sprich einfach mit den Leuten und du wirst schnell Anschluss und Arbeit finden. Ein Zimmer in der Klippenschänke ist erschwinglich und mancher Handwerksmeister bietet auch Unterkunft, wenn du bei ihm arbeitest. Und wenn du Glück hast, siehst du bereits einen neuen Weg vor dir, wenn du in drei Tagen zurück zum Bauern Gernot gehst.“
    Die Klinge war zufrieden. Er hatte das Gefühl, dass seine Worte Thorek erreicht hatten und die Ruhe, die der Mann ausstrahlte, war bewundernswert, sodass er sich sicher war, dass er mit den meisten Situationen zurechtkommen würde. Lebenserfahrung war eben nicht zu verachten.

    „Hier“, meinte Ariaan, und legte einige Münzen auf den Tisch, „Bleib die nächsten drei Tage auf meine Kosten hier und schlaf ein paar Nächte darüber, was wir besprochen haben. Ich bin sicher, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst.“
    Für den Krieger waren die paar Silberstücke verschmerzbar und eine gute Investition. Langsam erhob er sich von seinem Sitzplatz und auch Caradoc richtete sich auf. Sie würden noch einige Zeit in der Akademie ausruhen bis ihr nächtliche Übung begann. Dabei einzuschlafen wäre eine Blöße, die sich keiner von beiden geben wollte.
    „Wir haben noch einige Pflichten zu erfüllen und die Mittagsruhe endet bald. Also lassen wir dich jetzt zufrieden, Thorek.“
    Damit verließen die beiden Klingen die Klippenschänke und wandten sich nach Westen, der Treppe zum mittleren Ring zu.

    „Musstest du so dick auftragen?“, fragte Caradoc brummig.
    „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir seit der Zerstörung Setarrifs auf jeden Mann und jede Frau angewiesen sind. Außerdem erscheint mit Thorek ein feiner Kerl zu sein. Er wird sich nützlich machen, auf die ein oder andere Weise.“
    „Dein Wort in Meister Tiberons Ohr“, spottete der Dunkelhaarige.
    „Lass Tiberon mal meine Sorge sein“, erwiderte Ariaan bloß und sein Blick verfinsterte sich.

    Isidor

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    „Das funktioniert bereits richtig gut mit dem Formen des Wassers“, stellte Tinquilius fest, als Hyperius sich schon aufgemacht hatte, seine Teetasse zu befüllen. Aniron nickte.
    „Ja, ich habe geübt. Im Kleinen gelingt es mir reibungslos, wenn ich mich konzentriere. Ich frage mich, was da noch alles möglich ist“, erwiderte Aniron freudig.
    „Versuch ruhig im großen Rahmen zu denken und tob dich aus“, sprach der Oberste Wassermagier. Aniron nickte nachdenklich. Das würde sie versuchen.
    „Wie machen sich die neuen Novizen?“, erkundigte Tinquilius dann.
    „Gut, sie haben alle unterschiedliche Ansätze die Magie betreffend und auch unterschiedliche Temperamente. Es ist sehr interessant! Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so … spannend ist, Magie zu lehren“, sprach Aniron, der pfeifende Wind brauste immer noch um sie herum.
    „Ach, schau an, du solltest das öfter machen!“
    „Ich weiß nicht, ich hab mich immer eher in der Heilkammer gesehen. Das Lehren liegt Hyperius doch viel besser als mir“, erwiderte die Priesterin.
    „Wir alle haben unsere Ansichten und ein jeder Weg ist wertvoll. Denk drüber nach“, sprach Tinquilius und bedachte sie mit einem Lächeln.
    „Na gut“, lenkte Aniron ein. „Was ist mit dir? Keine Zeit mehr zum Lehren, was?“
    „Ich würde gerne, ich vermisse den Alltag mit der Heilkammer, der Bibliothek und den Menschen und anderen Magiern. Aber so ist es nun mal als Oberster Wassermagier“, seufzte Tinquilius.
    Aniron nickte und klopfte ihm verständnisvoll die Schulter.

    In diesem Moment hatte etwas außerhalb Anirons Blickfeld Tinquilius‘ Aufmerksamkeit erhascht. Sie drehte sich um, als sie in diesem Moment von einer dunkelhäutigen Frau angesprochen wurden. Und wie sie die Worte der Fremden vernahm, wurden ihre Augen immer größer und sie hob die Arme.
    „Das bin ich! Ich bin Maris‘ Frau und Runas Mutter! Was wisst Ihr? Was habt Ihr für eine Nachricht? Geht es ihnen gut?“, fragte sie sofort aufgeregt.
    „Ich ziehe mich mal zurück, ich werde hier sicher nicht gebraucht“, sprach Tinquilius. „Adanos zum Gruße!“
    Dann ließ er Aniron und die Fremde alleine. Die Wehmutter indessen wandte sich wieder der Dunkelhäutigen zu.
    „Ich bin Aniron, könnt Ihr mir mehr berichten?“, sprach sie und musterte die Frau. Sie musste schon eine Weile unterwegs sein, dem Zustand ihrer Kleidung nach zu urteilen. „Kommt, lasst uns in die Klippenschänke gehen. Ihr seht aus, als könntet Ihr etwas zwischen die Zähne gebrauchen und sicherlich auch etwas, was den Durst löscht. Das geht auf mich. Erzählt mir nur bitte alles ganz genau, was Ihr wisst!“
    Sie deutete mit einladender Geste auf das Stadttor und winkte den Wachen zu: „Das geht in Ordnung.“

  19. Beiträge anzeigen #59 Zitieren
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline
    Endlich schien ihr das Schicksal auch einmal gewogen zu sein. Nicht nur hatte sie vor Betreten der Stadt Magier angetroffen, sondern entpuppte sich die anmutige Dame als eben jene Aniron, die ihr genannt wurde. Wehmutter war sie, erinnerte sich Chala und ein Kloß schnürte ihr den Hals zu, als sie an diese eine Deutung der Vision dachte, die Maris beim Berühren ihres Tagesbuchs geäußert hatte.
    „Ich bin erleichtert“, gab sie zu, als die beiden Frauen nebeneinander durch das Torhaus schritten, „Ich hatte befürchtet Euch erst finden zu müssen“, gab sie zu und schaute sich flüchtig auf dem Platz um, der sich vor ihr erstreckte.
    Gepflasterter Boden, steinerner Häuser und Treppen, die den Aufstieg der Klippe trivial machten. Einen halben Schritt hinter der Magierin hielt sie sich, überließ ihr die Führung zur Schenke, die die Aranisaani jedoch bereits an der Bestuhlung zu ihrer Linken ausgemacht hatte.

    „Bevor Ihr Euch sorgt, es ist alles in Ordnung mit Eurer Tochter und auch Eurem Mann geht es gut“, wollte die Dunkelhäutige der Mutter die Anspannung nehmen, welche sie beim Erwähnen ihrer Familie gepackt hatte.
    Während Aniron den Wirt ansprach, wählte Chala einen Sitzplatz aus, nahe des Eingangs mit dem Blick zur Tür. Sie wollte beobachten können, wer die Schänke betrat, nachdem sie im Innern kein bekanntes Gesicht entdeckt hatte.
    „Ich danke Euch“, seufzte die Kriegerin, als ihr ein dampfendes Mahl und ein Krug Apfelwein vorgesetzt wurde, gebracht von der Magierin persönlich, die ihr gegenüber Platz nahm.
    „Fangt bitte von vorne an und lasst nichts aus“, bat die Wehmutter sie freundlich, aber merklich angespannt erneut.

    „Wie gesagt“, antwortete die Aranisaani zwischen zwei Bissen, „geht es beiden gut. Mein Name ist übrigens Chala“, stellte sie sich beinahe nebensächlich vor, „Ich weiß nicht, wie viel Ihr wisst, aber im Sumpf beim Weltenbaum Tooshoo gab es vor einigen Wochen eine Art Wettstreit. Die Wilde Jagd nannten sie es und ich wurde unbewusst in einen Krieg zwischen korrupter Natur und naturverbundenem Volk gezogen.“
    Die kurze Sprechpause nutzend trank sie einen großen Schluck des Apfelweins und musste feststellen, wie durstig sie tatsächlich gewesen war. Mit dem behandschuhten Handrücken wischte sie sich über den Mund, stutzte kurz und entledigte sich dem Leder im nächsten Moment.
    „Eure Tochter hat maßgeblich zum Sieg des Waldvolks beigetragen und ist forthin bekannt als die Furchtlose. Maris hat sich einer untoten Bestie gestellt und mit meiner Hilfe dafür gesorgt, dass wir sie bezwingen konnten, ehe ihre untoten Diener uns überrennen konnten.“

    Sie riss mit den Zähnen ein großes Stück Fleisch von einer Keule, welche sie als Scavenger identifizierte. Je mehr sie aß, desto hungriger schien sie zu werden.
    „Ich bat ihn um Hilfe wegen eines Problems und er schickte mich zu Euch, doch das ist ein Thema für einen ruhigeren Ort“, meinte sie unaufgeregt.
    Jetzt, wo sie am Ziel war, verspürte sie weniger Zeitdruck und ging bedachter vor, ehe sie sich mögliche Chancen verbaute. Mit vollem Mund, fett an den vollen Lippen, schaute sie Aniron in die dunklen Augen.
    „Runa lässt Euch, den alten Bücherwurm und die kleine Sumpfnudel grüßen. Weitere Verwandte?“, fragte sie und ließ so keinen Zweifel daran, dass sie die beiden tatsächlich getroffen hatte und mit ihren Worten hierhergekommen war.

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Aniron wähnte sich in einem Wechselbad der Gefühle. In einem Moment durchflutete sie tiefste Erleichterung darüber, dass es ihrem Mann und ihrer Ältesten gut zu gehen schien, doch dann festigte sich der Griff der Wehmutter um ihren eigenen Krug, den sie sich nach all den anstrengenden letzten Stunden jetzt gönnen wollte.
    „Runa hat was? Maris hat WAS?”, entfuhr es Aniron entsetzt, sodass sie die Blicke der Menschen um sie herum auf sich zogen. Aniron ignorierte das. Die Frau mit dem Namen Chala speiste indessen weiter und nickte nur, um ihre Worte zu bekräftigen.
    Anirons Gesichtszüge entglitten ihr, bevor sie mehrfach ungläubig blinzelte. Wo eigentlich Erleichterung in ihr aufsteigen sollte, fühlte sie Verwirrung und Wut. Wie konnte Maris Runa nur so etwas aussetzen? Wie konnte er sich in so etwas hineinziehen lassen, wo er doch eine Familie hatte? Sie wäre am liebsten sofort – mit dem Krug in der Hand – losgezogen nach Süden, um ihren Göttergatten die Leviten zu lesen. Stattdessen aber schnaubte sie und nahm einen großen Schluck des Apfelweins, um ihre Gefühle zu ordnen.

    Fahrig fuhr sie sich übers Gesicht, dann suchte sie den Blick der Frau mit der schönen dunklen Haut.
    „Habt Dank, Chala, dass Ihr gekommen seid und die Nachricht überbracht habt. Auch wenn ich noch nicht so recht erleichtert bin, tut es gut zu wissen, dass beide wohlauf sind. Und ja, Maris und ich haben insgesamt drei Kinder. Runa und Sinan sind Zwillinge, unsere kleine Fianna kam dann vor sechs Jahren zur Welt“, sagte sie und endlich zeigte sich ein leichtes Lächeln. „Sollte ich meinen Mann allerdings noch einmal in die Finger bekommen und er mir nicht anständig erklären können, wie es dazu kam, dass er und Runa in diesem Krieg verwickelt wurden, kann es sein, dass die Kinder Halbwaisen werden …“ Sie grinste schief.
    „Aber vielleicht hat da ja auch Ornlu seine Finger im Spiel …“, überlegte sie leise. „Na, den würd ich dann allerdings auch ungespitzt in den Boden rammen.“

    Chala vertilgte ihr Mahl mit einem fast beneidenswerten Appetit.
    „Ihr musstet an diesem Krieg ebenfalls teilnehmen? Könnt Ihr mir mehr davon erzählen? – Ach, was Eure andere Angelegenheit betrifft“, sie musterte Chala, bevor sie sich davon abhalten konnte, „ich bin mir nicht sicher, warum Ihr zu mir geschickt wurdet. Aber gewisse vertrauliche Dinge bespreche ich für gewöhnlich in der Heilkammer.“
    Warum hatte Maris sie zu ihr geschickt? Von Tooshoo aus war es ein weiter und gefährlicher Weg. Wenn sie schwanger war, im Moment war dies für Aniron ungewiss, hatte sie eine beschwerliche Reise auf sich genommen, dabei würde es doch auch sicher beim Volk im Wald eine Hebamme geben oder jemanden mit ähnlichen Fähigkeiten. Na, nun war sie schon ein bisschen neugierig.

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