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Baronie Stewark, Stewarker Land, Dalahs Gehöft (Stangenwaffen 1 Selbststudium)
Dalahs Hof schien das Schlachtengemälde eines Künstlers zu sein, der wenig vom Arrangement verstand, allgemein wenig Talent aufwies und letztlich nur mit dem Arbeiten konnte, was an Inspiration vorhanden war. Meve musste sich in Erinnerung rufen, dass vielleicht eine Handvoll der Krähen an Land Kampferfahrung besaßen, eine davon Sarenya und die Krähenmutter – die Anführerin dieses Überfalls -, die anderen Sturmkrähen waren allesamt Anwärterinnen, oder wie auch immer dieses Volk ihre Novizinnen, Aspirantinnen oder Schülerinnen nannte. In diesem Moment hatte die hochgewachsene, junge Frau Mitleid mit den Mädchen, da sie sich mehr als nur ein bisschen in die Jugendlichen hineinversetzen konnte.
„Ihr werdet alle sterben …“, zischte Sarenya. Meve sagte nichts, die Klinge namens Lyva zischte der Krähe nur etwas zu, was diese verächtlich lachen ließ.
„Vielleicht sollten wir auf uns … aufmerksam machen?“, fragte die Akademikerin verstimmt. Meve blickte im Gehen über die Schulter zurück.
„Habt ihr irgendeine Losung in der Akademie?“
„Sind wir der Geheimdienst des Königs?“, fragte die Klinge etwas angefasst zurück. Meve seufzte resigniert. Sie bogen um die Ecke des Stalls, an dessen Tür Thorvald gerne gesessen hatte. Es schien eine Ewigkeit her, dass er gelebt hatte, wobei es vielleicht nur ein paar Stunden … Tage? … her war. Wie angewurzelt blieben die drei Frauen stehen.
Fast mittig auf dem Hof – wie auf einer Bühne – standen sich Tiberon und Ospria gegenüber. Es war ein intensiver Tanz und die Zuschauerschaft bestand aus Verletzten, Toten und Betäubten. Die ‚Schlacht‘ war vergessen, während diese beiden Anführer die Klingen kreuzten. Wie zwei Wölfe sprangen sie sich immer wieder an, während die Schwerter nur graue, blitzende Schemen waren. Es knallte, wenn sie einander trafen, Funken stoben, so heftig fuhren die Schneiden beim Ablenken aneinander herab. Beide Kämpfer bluteten. Meve sah, dass Osprias linker Arm etwas herabhing, dass sie ihn schonte. Tiberons Stand war nicht mehr ganz so sicher und sie sah, dass Blut die Beinschienen rot gefärbt hatte.
„Was …“, begann Meve, als Lyva die Klinge hob, um Sarenya zu erschlagen. Diese hatte es geahnt, duckte sich, ging nahezu in die Hocke, spreizte ein Bein wie eine Tänzerin, wirbelte herum und trat der Klinge die Beine weg. Die stürzte schreiend zu Boden, ehe die Sturmkrähe – wieder stehend – einen kräftigen Tritt gegen den Kiefer verpasste, dass Meve Knochen brechen hörte und die Frau Blut spuckte, dem etwas Weißes, Hartes beigemengt war. Ehe sich Meve versah, presste es ihr die Luft aus den Rippen, als Sarenya sie gegen die Stallwand trat. Der Speer fiel ihr aus den Händen, zu nutzlos, betäubt war der ganze Körper. Ehe die Zuschauenden den Tumult erfassen konnten, der sich am Rand ihrer Aufmerksamkeit abspielte, packte Sarenya den Speer, streckte einen Arm aus, beugte sich leicht nach hinten und ließ den Arm, der die Waffe hielt, vorschnellen, als wolle sie einen Vogel im Flug erstechen. Der Speer flog, gezielt auf Tiberon, der es aus dem Augenwinkel sah und zuvor Ospria am Rüstzeug gepackt hatte, einen Schritt beiseite machte und dafür sorgte, dass die Spitze mit Wucht der Krähenmutter in den Rücken eindrang. Schreiend ging sie zu Boden, das Gewicht des langen Holzes im Rücken. Tiberon stand triumphierend über ihr.
Trotz Sarenyas Ausruf, fuhr die Klinge des Akademikers hinab und beendete den Schmerzensschrei der grauhaarigen Krähe. Dies wirkte wie der Bruch eines Zauberbanns. Die Aspiranten und Klingen schossen voran und erschlugen die bewegungslosen, verängstigten Krähen.
„Sieg! Ha!“, schrie der ehemalige Leiter, hob die Waffe, stieß sie in die Luft. Einige wenige seiner Mannen hoben sie ebenfalls, aber weniger euphorisch. Dann wandte er seine ganze Aufmerksamkeit Sarenya, Meve und der liegenden Lyva zu, die stöhnend versuchte, sich unter Meves Hilfe aufzurichten.
„Hände weg, Krähenabschaum! Und du, Hexe, stehenbleiben. Ich gestatte dir einen sauberen Gnadenstoß.“
„Meister Tiberon!“, rief Meve aus, was den Krieger innehalten ließ. Er musterte die Hünin einen Augenblick lang, ehe sein Gesicht eine hasserfüllte Note bekam.
„Du!“, zischte er, „Die Schmach in der Arena hat dich zur Verräterin gemacht? Ich werde …“
„Neen, Meefter“, stöhnte Lyva und richtete sie auf, „Beettee …“
„Lyva“, die Augen huschten zu der Frau. „Erkläre dich, Gör. Die Krähe lebt und meine Klinge liegt mit gebrochenem Kiefer am Boden.“
Aber Meve ignorierte den Mann. Sie sah zu Sarenya.
„Wo sind Dalah und ihre Tochter?“, fuhr sie die Sturmkrähe an. Die sah zu dem Schiff. Von der Bucht aus ruderte das Boot dort hin.
„Du verdammte Schlampe!“, zischte Meve, sprang auf und packte Sarenya am Kragen. „Ich bringe dich mit bloßen Händen um, du miese …“
„Wer ist Dalah?“, Tiberons Stimme schnitt wie Stahl durch die Luft, ließ Meve innehalten, die kleinere Krähe immer noch gegriffen.
„Die Bäuerin, der dieser Hof gehört. Die Sturmkrähen überfielen sie, ihre Tochter und den Arbeiter.“
Eine etwas ältere Klinge trat hinzu. „Der Tote, den wir fanden, Meister.“
Tiberon nickte, sah Meve eindringlich an. „Ich glaube dir, vorerst. Du, Krähe, hast dein Leben aber verwirkt.“
Meve schluckte, rang mit sich selber, als der Meister der Klinge seine Klinge hob, um Sarenya zu erschlagen. Sie trat vor.
„Nein.“
„Nein? Du dämliches Gör, hat dir die Abreibung damals nicht gereicht?“
Sie schluckte, sah kurz zu Boden und dann auf. Entschlossen.
„Ich scheiße auf Eure Lektion von damals, Tiberon. Es geht nicht um die Akademie, es geht um Dalah und Kaja. Die beiden sind wichtig, der ganze Rest nicht. Sarenya weiß, wo sie sein könnten. Sagt, Tiberon, wie viele gefangene Sturmkrähen gibt es in Stewark?“
Die zusammengepressten Kiefer waren Antwort genug. „Woher kennst du ihren Namen?“, fragte er stattdessen und deutete mit der Klinge auf die Gefangene.
„Sie wollten mich prüfen. Das machen sie wohl mit allen Frauen, die sie gefangen nehmen. Sie drückte mir einen Speer in die Hand, ich sollte damit dann wohl … kämpfen. Mich beweisen, wie’s scheint.“
Die Klinge von eben sprach, während zwei Aspiranten sich um Lyva kümmerten. „Meister Tiberon, es stimmt. Es gibt Schriften über die Aufnahmeriten der Sturmkrähen. Entweder rauben sie kleine Mädchen und ziehen sie als die ihren groß, oder nehmen alles ab dem Alter einer Jugendlichen und unterziehen sie einer Prüfung.“
Der Meister winkte ab, zischte kurz, als er sich auf das verletzte Bein abstützte.
„Jaja, Bul, halt mir keine Vorträge.“ Sein Blick ging zu Meve. „Nicht schlecht, Mädel. Vielleicht hat meine Lektion dir doch geholfen.“
Die Hünin sah den Mann eisigen Blickes an. Antwortete nicht.
„Unter diesen Umständen …“, begann er, vielleicht um zumindest ein Stückweit mit einem Sieg im Rücken zurückzukehren.
„Ich verzichte, Tiberon. Die Akademie kann mir gestohlen bleiben. Ich begleite Euch und Eure Truppe gerne zurück. Sarenya soll der Stadtwache übergeben werden. Und dann gilt es herauszufinden, wo sie ihre Gefangenen hinbringen. Oder wollt Ihr, dass das Volk von Stewark glaubt, dass sie Euch egal sind? Der Akademie?“
Der graumelierte Meister sah Meve lange an. „Meinetwegen. Bul, fesselt sie. Macht die Verletzten fertig zum Marsch. Die Toten … baut Tragen, wir schaffen sie zurück. Sie sollen anständig begraben werden.“
„Ja, Meister.“
„Und du, … wie heißt du nochmal?“
„Meve.“
„Du kannst den Aspiranten dabei -“
Meve lächelte ihn trotzig an. „Ich bin keine der Euren, Tiberon. Ich bleibe bei Sarenya. Ich hole mir nur den Speer von der Toten zurück. Das ist meine Waffe, mit der die Krähe ihre Anführerin getötet hat.“
„Blutgetränkt, wenn auch nicht durch deine Hände.“ Der Meister nickte. „Vielleicht kommt das noch, schätze ich.“
„Was Ihr schätzt, interessiert mich nicht. Immerhin steht vor mir nicht der Leiter der Akademie, sondern nur ein einfacher Meister.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Scheint, als hättet Ihr auch einen Unterricht in Sachen Hochmut erhalten, Tiberon.“
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Jeanne
Mit Genugtuung nahm Jeanne die Nervosität der jungen Frau wahr, die sich ihr entgegen stellte. Sie war die Person, die sie verfolgt hatte. Jeanne bemerkte, dass etwas nicht ganz stimmte mit ihrem Gegenüber. Dass sie nicht ganz rund lief. Ein dumpfes Geräusch verriet, dass die junge Frau entweder ein Holzbein oder zumindest einen Holzfuß haben musste. Sie war also das Oberhaupt dieser kümmerlichen Bande? Lächerlich!
„Wenn ich etwas nicht brauche von euch, dann ist es eure Hilfe“, erwiderte Jeanne kalt. „Und ich bin auch nicht eure Schwester.“
Sie machte einen Schritt in den Raum hinein, vorbei an der Frau, die sich ihr entgegen gestellt hatte. Sie blieb etwas weiter im Licht stehen und stellte einen Fuß auf eine morsche Holzkiste.
„Ich werde auch nicht nach Draußen gehen, denn das, was ich euch zu sagen habe, geht euch Maden alle etwas an“, sagte sie dann mit der Arroganz einer Person, die sich über jedwede anwesende Person erhaben fühlte.
„Man nennt mich Jeanne und ich arbeite für den Blechkönig. Wenn ihr noch nie von ihm gehört habt, dann ist das bedauerlich für euch. Er ist mein Boss und so etwas wie der Herrscher über den Untergrund in Stewark. Kein Diebstahl und keine Hehlerei gehen an ihm vorbei. Und jeder, der in dieser Stadt etwas macht, was an der Stadtwache und den Schwertern und schlagmichtotwiesienichalleheißen vorbei gehen soll, hat etwas von seinem Geschäft an den Blechkönig abzugeben.“
Ihr Blick war ziellos durch den Raum geglitten, jetzt blickte sie wieder in die ungewaschenen Gesichter der Kinder und Jugendlichen in ihren Lumpen.
„Und ihr seid in diesem Revier, ohne beim Blechkönig vorstellig zu werden. Ohne eure Einnahmen mit ihm zu teilen.“
Sie lächelte ein falsches, eiskaltes Lächeln.
„Das ist nicht akzeptabel. Ihr habt jetzt aber zwei Möglichkeiten. Entweder beginnt ihr eure Abgaben zu entrichten, das wären ein Drittel von jedem ‚Geschäft‘ oder ihr verschwindet hier aus der Stadt und kehrt in die Löcher zurück, aus denen ihr gekommen seid.“
Jeanne nahm den Fuß von der Kiste und ging zum Tisch. Sie stützte sich mit den Armen auf dem Holz ab und ihre Augen wanderten bedrohlich zu der jungen Frau, die gerade noch gesprochen hatte: „Solltet ihr weder das eine noch das andere in Erwägung ziehen, werdet ihr Fischfraß. Bedenkt, die Klippen, auf denen diese Stadt steht, sind hoch.“
Aniron
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Das ist keine Rückkehr in Triumph, dachte Meve bei sich, während die Truppe auf die Brücke zur Stadt Stewark zuhielt. Weder für ihn, – ihr Blick ging zu Tiberon, der an der Spitze marschierte, erhobenen Hauptes und nur leicht humpelnd –, noch für mich, denn ich habe zugelassen, dass sie Dalah und Kaja mitnehmen. Was bin ich für eine Freundin und Beschützerin, wenn sie jetzt dem Tod oder der Sklaverei unter den Sturmkrähen entgegensehen? Wollte ich nicht eine Behüterin werden, die ihre Stärke zum Schutz einsetzt? Ich kann niemanden beschützen …
Die Torwachen in den Plattenpanzern mit dem Stadtwappen Stewarks nahmen Haltung an, als der Meister der Klingen an ihnen vorbeischritt und ihnen einmal zunickte. Er ignorierte ihre Blicke auf die Tragen mit den Toten – eine Klinge, drei Aspiranten – und auf die eine Verwundete, die transportiert wurde. Ebenso ignorierte er die Blicke seiner Untergebenen, die sich ihm in den Rücken bohrten. Meve war es gleich. Sie gehörte nicht der Akademie an. Weder interessierte ihn Tiberons neue Position dort noch wie der aktuelle Leiter – angeblich ein erfahrener Söldnergeneral namens Lee – diese Unternehmung aufnehmen würde. Ihr war es gleich.
„Er hätte mich töten sollen …“, murmelte Sarenya, die zwischen Meve und der Klinge namens Bul mit gefesselten Händen lief, „Du hättest mich töten sollen, Titanenkind.“
Die junge, hochgewachsene Frau sah ausdruckslos zu ihr herunter. „Nein, Sarenya, das wäre zu einfach gewesen. Dein Volk hat meine Freundin und ihre Tochter entführt, Menschen, die mir etwas bedeuten. Ihr seid den Argaanern schon immer ein Dorn im Auge und mit dir als Quell von Informationen, nun, mag man eines Tages die Plage, die ihr darstellt, ausräuchern.“ Nun trat Feuer in Meves Augen. „Und ich verspreche dir, wenn ich erfahre, wo ihr meine Freunde hingebracht habt, segle ich dort hin und befreie sie.“
Sarenya sah sie lange an, öffnete den Mund wie zu einer Erwiderung, blickte dann aber nur geschlagen zu Boden. Bul brummte zustimmend.
„Du hast dem Alten ganz schön Paroli geboten, Mädel.“
„Meve, nicht Mädel.“
Die Klinge hob abwehrend eine Hand. „Entschuldige, in meinem Alter sind alle jüngeren Frauen Mädels. Das war respektlos.“
Die Hünin lächelte schief, nickte dann. „Halb so wild. Für mich sind alle Kleineren auch Winzlinge.“
„Gut pariert“, Bul lächelte, „Willst du wirklich nicht in die Akademie? Der neue Leiter – Lee – ist ein ehrenvoller Mann, jemand, der einen nur anschaut und seinen Wert bemessen kann. Nicht nur den augenblicklichen, sondern auch den zukünftigen. Man sieht, dass er Jahrzehnte an Kampferfahrung auf dem Buckel hat.“
Die Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, Bul, tut mir Leid. Ich … tauge nicht zum Kämpfen. Glaub mir. Ich mag zwar den Speer hier mit mir herumschleppen, aber auch nur weil sie“ – Meve nickte in Richtung Sarenya – „meinen Wert prüfen wollte. Ich habe nach der Abreibung durch Tiberon versucht, bei einem Lehrmeister den Schwertkampf zu lernen. Mit einer Freundin zusammen, Johanna heißt sie.“
Wo der kleine Spatz wohl herumfliegt, dachte sich Meve und war ein stückweit betrübt darüber, ihre Freundin so lange nicht gesehen zu haben.
„Ich habe mich angestrengt, aber … na ja, eines Abends sprach mich der Waffenschmied an, bei dem der Ausbilder lebte und arbeitete. Taron, glaube ich. Er sagte mir im Grunde, dass er in fast allen Fällen sieht, dass wenn jemand das Schwert in die Hand nimmt, derjenige auch Talent hat. Bei mir sah er es nicht. Wo es bei anderen eine Verlängerung des Arms sei, meinte er, wäre es bei mir nur Ballast. Ich tauge nicht zur Kämpferin.“ Meve wischte sich etwas Straßenstaub aus den Augen, was im November ungewöhnlich war. „Ich! Schau mich an, Bul. Also …“
„Also?“
„Werde ich zu den Magiern gehen. Eine einfache Arbeit liegt mir nicht, aber ich komme aus einem Orden, der … ähnlich strukturiert ist wie es die Magier sind. Vielleicht finde ich dort meinen Platz, und wenn ich Zellen fege, den Kräutergarten bewässere oder alten Knackern die Bücher hinterhertrage.“
Bul lachte. „Sei dir mal nicht so sicher, Meve. Vielleicht … ja, vielleicht liegen deine Talente dort.“ Er klopfte ihr auf die Schulter. „Viele der Magier mögen unscheinbar wirken, sogar schwächlich … aber unterschätze sie nicht. Allen voran die Hofmagier, Meve, denn wenn du gegen die schlägst, dann klingt da Stahl und nicht Seidenstoff.“
Er verzog kurz das Gesicht. „Anders mit den Magiern aus Varant … die sind friedfertiger. Was bringt uns das gegen Rhobar? Die würden wahrscheinlich lieber Frieden schließen und sich ihren Forschungen widmen …“
Meve sah ihn verwundert an. Früher hätte sie ihm sicher zugestimmt, dass dies kein Weg wäre, den es zu gehen gelte. Frieden, anstatt den Feind zu schlagen. Jetzt aber? Sie schüttelte den Kopf.
„Was ist daran so falsch?“, fragte sie, „Was könnten die Myrtaner und wir erreichen, würden wir zusammenarbeiten?“
Buls Wohlwollen verschwand wie der gestrige Schnee. Seine Augen blickten abweisend. Er spuckte aus. „Zum Glück gehst du zu den Magiern und nicht in die Akademie, Mädel. Für Schwäche ist bei uns kein Platz.“
Und damit beschleunigte er seine Schritte, bewegte sich zu Tiberon an die Spitze. Meve sah ihm nach und war sich dann bewusst, dass Sarenya sie anstarrte.
„Spar’s dir, Krähe. Auf dich wartet der Kerker.“
„Auf dich auch, wie’s aussieht. Nur, dass du in Novizentracht dort leben wirst. Ist das so viel besser?“
„Besser als deine Welt und die dieser “, ihre Handbewegung umfasste die heimkehrende Truppe, „Narren. Johanna hatte von Anfang an Recht, meine Weltsicht ins Wanken zu bringen. Bis dahin, Sarenya.“
Und mit diesen Worten kapselte sich Meve ab, trennte sich auf dem Platz hinterm Burgtor der Stadt und machte sich auf zum Haus der Magier.
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Lehrling
Scheiße.
Absolute, von allen Göttern verfluchte, viel zu feste, stinkende Hundescheiße.
Die straßenköterblonde Frau hielt dem eisigen, durchdringenden Blick dieser Jeanne stand.
Aber auch nur gerade so.
Die eben beschriebene Kacke war so richtig am dampfen.
Ellie hatte überhaupt keine Ahnung, wer dieser Blechkönig sein sollte. Sie hatte nicht mal im Entferntesten eine Ahnung, wer oder was das sein sollte. Und das beunruhigte sie.
Ein großer Teil ihrer Tuns hier fußte erstens darauf, dass niemand wusste, was sie taten, wer sie waren oder wo sie sich befanden und zweitens darauf, dass sie selbst wussten, was in der Stadt vor sich ging. Ob irgendwelche verrückten Ordensleute einen Angriff starteten, ob zu schick angezogene Fremde ein neues Etablissement eröffnete oder welche Wassermagierin mal wieder Kinder warf. Die Tatsache, dass hier, mitten im am besten gehütetsten Geheimnis der Freundestruppe, eine völlig Fremde stand, die darüber hinaus auch noch von jemandem erzählte, der ihr gänzlich unbekannt war, war äußerst problematisch.
Es war genau die Art von Problemen, vor denen Jasque sie immer gewarnt hatte.
»Ein Drittel bringt uns um.«, gestand Ellie frei heraus.
Jede Faser ihres Körpers schrie ihr zu, dass von Jeanne eine Gefahr ausging. Diese Frau war länger im Geschäft als Ellie. Ihr etwas vorzumachen wäre unmöglich.
»Es ist jetzt schon schwer gneug, über die Runden zu kommen. Wir brauchen jede Münze, damit diese scheiß Bruchbude uns nicht auf den Kopf fällt.«
Sie deutete auf diverse Stellen ihrer Unterkunft, an der sich sichtbar Feuchtigkeit gesammelt hatte oder an der ganze Teile fehlten.
Jeanne blickte sie teilnahmslos an.
»Ich verstehe, dass dein Chef seinen Anteil haben will, aber wenn wir hier unter Schutt begraben werden oder die Stadt verlassen müssen, hat er davon auch keine einzige Münze mehr in der Tasche oder?«
Ellie fuhr sich durch das kurze Haupthaar und kratzte sich nervös am Hinterkopf. Eine grässliche Angewohnheit, die sie an frühere Zeiten erinnerte.
»Ich habe das Gefühl, dass hier eine Lösung im Raum schwebt, die für beide Seite vorteilhaft wäre.«
Sie trat jetzt einen Schritt auf Jeanne zu und stützte sich ebenfalls auf dem Tisch ab.
Die Diebin verkaufte es als Geste des Muts. Eigentlich aber fürchtete, ihre metaphorisch schlotternden Knie könnten ohne Halt nachgeben.
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Haus der Magier
Das Haus der Magier. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Meve wieder an den Tag vor … scheinbaren Ewigkeit zurückversetzt, als sie gar nicht allzu weit entfernt von hier vor dem Eingang der Arena gestanden hatte, im Begriff, sich in der Akademie einschreiben zu lassen. Wo das geendet hatte, würde sie ihre Lebtage nicht vergessen. Die Hünin lächelte schief und hoffte, dass zumindest die Tracht Prügel hier ausbleiben oder nicht ganz so beschämend werden würde.
Das Gebäude selbst war selbst für die Verhältnisse der Stadt Stewark schmucklos und nur einige Embleme deuteten darauf hin, dass hier die Diener Adanos‘ lebten. Dabei fiel auf, dass dies hier nicht der neuere Tempel des Wassers war, der ja ans Meer grenzte und unterirdisch lag sowie frei zugänglich für alle Gläubigen war, sondern das Territorium des Kreises des Wassers. Zwei Novizen am Eingang, Kampfstäbe in einer Hand haltend und wachen Blickes die vorbeischreitenden Menschen musternd, sahen Meve an, als diese langsam näherkam. Sie musterten den Speer, der im Vergleich zu den Stäben geradezu barbarisch wirkte. In der Nähe fand sich ein Brunnen, in dem klares, unheimlich sauberes Wasser sprudelt, wesentlich sauberer als im Rest der Stadt oder in sonst einem Brunnen, den Meve bisher gesehen hatte.
Die Hünin räusperte sich. Einer der wachhabenden Novizen sah sie an, ein Mann, der etwas älter als sie schien, blondhaarig und breitschultrig. Er neigte den Kopf.
„Magie zu Ehren, Bürgerin“, sprach er überraschend förmlich und sah sie aufmerksam an, „Dies ist das Haus der Magier des Wassers. Wenn Ihr beten wollt, so geht in den Tempel des Wassers, der -“
„Ich weiß, wo der Tempel ist“, unterbrach ihn Meve, biss sich dann aber auf die Zunge und senkte den Blick, „Ich bin nicht zum Gebet gekommen, Herr …“
Der Novize lächelte. „Bruder Casjan“, stellte er sich vor, „Oder Novize Casjan, wie Ihr mögt. Ihr müsst nicht ganz so förmlich sein, wie es von uns während der Wache verlangt wird. Ihr habt also einen anderen Grund, an dieses Tor zu kommen?“
Der andere Novize, etwas dünner und dunkelhaarig, sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, blickte dann zu der Tür des Hauses hin und schien sich einen Kommentar verkneifen zu müssen, wo sein Bruder im Geiste wohl ein Tor erkannte …
Meve musste sich ihrerseits ein Grinsen verkneifen. Schon jetzt waren ihr die beiden Novizen sympathischer als jedes Mitglied der Akademie.
„Mein Name ist Meve. Ich möchte … ich …“, sie atmete durch, wusste, was für einen Eindruck sie machte. Hochgewachsen, breitschultrig und kräftig genug, die Hälfte aller Krieger in Stewark im Armdrücken zu bezwingen … und hier stand sie und stammelte aus Angst, am Ende die gleiche Behandlung zu erhalten, wie damals in der Arena.
„Ich möchte mich dem Kreis des Wassers anschließen.“
Bruder Casjan lächelte breit und auch die Züge der anderen Novizenwache wirkten sogleich offener, wenn auch linkischer. „Sehr gut“, meinte der Dunkelhaarige, „dann kannst du mich direkt ablösen. Mir schlafen die Beine ein …“
„Verzeih Bruder Melvor, seine große Klappe und mehr als eine Unachtsamkeit in Meisterin Anirons Kräutergarten haben ihm einige Wochen Wachdienst eingebrockt.“
Der Novize seufzte. „Ich habe nur versucht, die Feuernesseln mit einem Telekinesezauber zu schneiden …“
Casjan seufzte. „Obwohl die Meisterin erklärt hat, dass Arbeit im Kräutergarten ehrliche Handarbeit ist. Der Schmutz an den Händen zeigt, dass wir trotz der Gabe der Magie nicht besser sind als jene, die frei von Magie in der Erde graben.“
Melvor hob die Schultern. „Ich habe experimentiert.“
„Und du darfst deswegen neben der Wache noch Meisterin Calamus‘ Bücher von A nach B tragen. Weil er fürchtet, dass deine Experimente am Ende noch das Haus zum Einsturz bringen …“
Der dunkelhaarige Novize zog es vor zu schweigen, eine verdrießliche Miene zu ziehen und sich auf einen Punkt irgendwo über der Zitadelle zu konzentrieren. Mit einem schnaubenden Lachen sah Casjan wieder zu Meve.
„Derzeit ist Meisterin Danee – neben Meisterin Aniron die Heilerin im Haus der Magier – für jene zuständig, die sich dem Kreis anschließen möchten. Ich bringe dich zu ihr.“
Sein Blick ging zum Speer. „Mh, den kannst du mit reinnehmen, aber wir verwahren in einem Nebenraum. Da kommen die Waffen derjenigen hin, die nicht zu uns gehören.“
Als das erledigt war, folgte Meve dem blondhaarigen Novizen, der sie durch einen größeren Flur führte. Durch eine Tür sah die Hünin eine Bibliothek, die zwar im Vergleich zu anderen Wissenshorten dieser Art geradezu winzig wirkte, aber ein einladendes Gefühl gab. Bruder Casjan sah durch eine andere Tür, die eine geräumige Küche mit einem noch geräumigeren Speiseraum zeigte. Hier fanden sich vereinzelt Novizen und Adepten sowie Magier in Roben, wenngleich nicht mehr als zwei Handvoll Leute sich hier aufhielten.
Casjans Blick suchte jemanden, ehe er ihn fand. Eine zierlich wirkende, alte Frau in der Robe einer Wassermagierin, die an einem der langen Tische saß und Salat aß. Meve sah, dass sie blind war, aber Casjans Schritte schon mehrere Meter vor ihr zu erkennen schien.
„Novize Casjan, das Tor des Hauses sollte von zwei Novizen bewacht werden. Entweder hast du gelernt, dich zu teilen … oder es zeigt sich wieder, dass Frauen dort wachen müssen, weil Männer nicht die nötige Aufmerksamkeit aufbringen.“
Ihre Stimme schien freundlich, jedoch an Casjan gerichtet hatte sie einen schneidenden Klang. Der Novize räusperte sich.
„Meisterin Danee, hier ist eine Frau, die sich uns anschließen möchte. Sie heißt Meve.“
Die Lippen der Blinden verzogen sich, während sie Casjan davonscheuchte, der mit einem angedeuteten Seufzen schnell davonzog.
„Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, Meisterin.“
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Marktplatz
„Guten Morgen, Innosdiener.“
„Was?“
Völlig perplex von der Freundlichkeit der ansonsten finster dreinblickenden Wache am Torhaus zu Setarrif, schaute Val an sich herunter. Als ob sie sich noch einmal vergewissern musste, ob wirklich sie gemeint war.
„Achso. Stimmt ja. Euch auch einen guten Morgen. Ähm, wie ihr euch denken könnt, bin ich neu hier. Ich suche einen der Wassermagier. Könnt ihr mir sagen, wo ich diese am ehesten und schnellsten finde, ohne lang durch die Stadt irren zu müssen?“
„Wollt ihr beten, dann wäre der Tempel des Wassers eure Anlaufstelle. Für andere Gesuche, die direkt den Bund benötigen, wendet euch an das Haus der Magier. Beides findet ihr tiefer in der Stadt, am anderen Ende. Versucht es am besten erstmal beim Tempel.“
„Und wie erkenne ich-“
„Oh, ihr werdet ihn erkennen. Da bin ich mir absolut sicher.“
Das wissende Grinsen war irrtierend freundlich, ganz anders als die Gardisten in Thorniara. Sie danke kurz und machte sich dann auf den weg ins Innere Stewarks. Kaum passierte sie die Schwelle zur Stadt, schuben beide Wachen, wie aus einem Munde, noch ein „Willkommen in der wahren Königsstadt.“ hinterher. Es war das erste Mal seit langem, dass Val wieder schmunzeln musste.
Stewark hatte schon jetzt einen gewissen Charme, der der Adlata weit mehr zusagte als die Myrtaner. Freundlich, hilfebereit und offen, jedoch durchaus mit einem gewissen Stolz dahinter. Auch der Platz direkt hinter dem Torhaus spiegelte dies wider. Während auf der rechten Seite große, offene Gebäude mehrere Schmieden beherbergten, und das Hämmern sich fast schon wie ein Puls der Stadt anfühlte, so war links vom Platz eine Schenke deutlich zu erkennen. Sowohl akustisch durch die Leute darin wie vom Geruch durch leckeres Essen her deutlich zuordbar. Zu Vals Irritation gab es direkt hinter ihr, innerhalb des Torhauses aber offenbar noch eine Schankstube. Es roch nach frischem brot und Eiern, aber es war kein großer Trubel zu hören. Vermutlich ist das die Schankstube der wachen und eher abends dann groß angesagt.
Doch wirklich imposant war der Blick nach vorn. Eine mächtige, breite Treppe führt auf eine höhere Ebene der Stadt mit einem weiteren Platz. Offensichtlich der Marktplatz, basierend auf den ganzen Ständen, die hier entweder gerade aufgebaut wurden, oder teilweise schon geschäftig in Betrieb waren. Sie entschied sich erst einmal ein wenig hier zu verweilen und das Treiben zu genießen, und vor allem etwas zu Essen zu besorgen. Vor allem dieses Brot, das man überall roch.
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„Danee“, erwiderte die Alte und spürte sogleich den verwirrt-fragenden Blick der jungen Frau auf sich.
„Ohne Meisterin. Einfach nur Danee. Hab ich dem Jungen schon mehrfach versucht einzubläuen, aber da ist er lernresistent, was das betrifft. Jedenfalls sind wir keine Handwerker, auch wenn das manchmal den Anschein hat“, erklärte Danee und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Von daher: einfach Danee. Oder, solltest du wirklich Teil des Kreises werden, dann auch Schwester Danee. Deine Entscheidung. Mir sind Titel schnurz, schließlich sind wir alle gleich. Hab noch keinen erlebt, der wohlriechendes Parfüm furzt.“
Einige Augenblicke des Schweigens vergingen, in denen Danee ihren Salat weiteraß und Meve etwas unsicher an ihrer Seite stehen blieb. Die Heilerin hatte den ganzen Tag in der Heilkammer zu tun gehabt und gemeinsam mit Sinan Leute versorgt. Der Junge wahr sehr gelehrig und eine gute Hilfe, für die blinde Magierin, aber jetzt brauchte sie dringend etwas im Magen. Das würde sie sich nicht nehmen lassen, und wenn der König höchstpersönlich aufgeschlagen wäre.
„Na, dann setz dich dochmal, Meve“, lud die Alte die blonde Frau schließlich ein und deutete mit einem Kopfnicken neben sich. „Du willst dich uns also anschließen? Dann erzähl mir von dir, Kind. Wie kommst du zu der Entscheidung? Und was verbindest du mit Adanos? Und unserer Gemeinschaft?“
Aniron
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Haus der Magier
Einen Moment zögerte die hochgewachsene Blondine, sah sich im Speisesaal um, erwartete … ja, was erwartete sie überhaupt? Gelächter, weil sie auf den Spaß der Novizen reinfiel, die ihr eine alte Blinde als Magierin unterjubelten? Würde gleich jemand wie Tiberon um die Ecke treten und sie schelten und aus dem Haus der Magier schmeißen?
Aber nichts dergleichen geschah. Danee – einfach nur Danee – saß da, aß ihren Salat und wartete auf eine Erwiderung von Meve, die noch dastand, als habe sie vergessen, wie man sich hinsetzt.
Mit einem Räuspern setzte sie sich neben die Frau, brachte aber ein wenig Abstand zwischen sie. Die Art von Danee hatte etwas Respekt Einflößendes.
Aber ja, was verband Meve mit Adanos?
„Da wo ich aufwuchs, Mei- … Danee, war der Glaube an die Götter nicht weit verbreitet“, erklärte sie, „Es war ein … Orden von Frauen, die Stärke priesen. Nichts anderes. Da war kein Platz für den Götterglauben und Mädchen oder Frauen, die irgendwelche Idole der Drei besaßen, …“
Meve dachte an ein Mädchen, dessen Name ihr entfallen war. Sie hatte heftigste Prügel bezogen, weil sie eine kleine, aus Holz geschnitzte Statuette Innos‘ unter ihrem Kopfkissen versteckt hatte.
„Aber als ich hier ankam, als ich … das sah, was Adanos hier geschaffen hat. Den Tempel“, auf Meves Züge schlich sich ein Lächeln. Die Wand aus Wasser, der Blick ins Meer. Als hätte ein göttliches Messer durch den Felsen geschnitten und allein das Wort Adanos‘ würde dafür sorgen, dass die große Höhle nicht geflutet wird.
„Ich lebte einige Zeit auf einem Hof hier in der Baronie, bei einer Bäuerin und ihrer Tochter. Sie beteten regelmäßig zu Adanos. Ich schloss mich irgendwann den Gebeten an. Mir … mir gefällt das, was Adanos darstellt. Zum einen hat er die Macht, Land und Meer zu formen … aber anstatt sich über seine Brüder zu stellen, will er das Gleichgewicht wahren. Obwohl er die Stärke hätte, seine Brüder zu bezwingen.“
Meve lächelte unsicher. „Das … erinnert mich an mich selbst. Ich bin stark, sehr stark … aber ich möchte nicht durch Macht über andere etwas bewirken. Der Gedanke … missfällt mir seit meiner Ankunft hier auf Argaan.“
Die junge Frau seufzte. „Und was mich mit der Gemeinschaft hier verbindet? Bisher nichts, gebe ich zu. Einst wollte ich mich der Akademie anschließen, hochmütig wie ich war … trat ich in die dortige Arena und forderte Tiberon, den damaligen Leiter heraus. Er prügelte mich windelweich.“ Sie hob die Schultern. „Verdient habe ich die Schläge, keine Frage. Aber … die Akademie würde das Schlechteste in mir zum Vorschein bringen. Das will ich nicht. Ich will meine Stärke zum Schutz der anderen einsetzen. Ich will den Menschen helfen, und das tue ich nicht damit, dass ich irgendjemanden mit einem Schwert erschlage.“
Sie sah zu der Heilerin. „Ich habe gesehen, was das gedankenlose Schwertschwingen der Akademiker bewirkt. Ich möchte etwas bewirken, was so etwas verhindert. Das dafür sorgt, dass der Schwertstreich die allerletzte Lösung ist … und nicht die erstbeste.“
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Bäckerei
Okay, die Dinger sind gefährlich. Sehr gefährlich. Wenn ich mich daran gewöhne, dann brauch ich eine weitere Robe. Viel weiter...
Ein klein wenig Panik stieg in der jungen Frau auf als sie nun bereits die dritte Puddingplunder aß. Als ob sie einen zweiten Magen alleinig für süße Teigwaren besaß, konnte sie einfach nicht aufhören die kleinen Köstlichkeiten zu essen. Auch der Umstand, dass ihre Finger nun klebten, als wäre sie eine dieser exotischen kleinen Eidechsen, die an Wänden und Glasscheiben laufen konnten, war etwas, dass sie ohne weiter Nachzudenken in Kauf nahm.
Den absoluten Rest gab ihr jedoch die eigentliche Bäckerin, oder eher Wunderwirkerin, des durch ganz Stewark duftenden Ladens. Durch die Gespräche der Einheimischen hatte sie erfahren, dass die stets lächelnde junge Frau wohl Frieda hieß, und der Laden sogar ihr gehörte. Ein so junges Mädel, dass einen eigenen Laden schmiss war undenkbar in Thorniara. Hier fügte es sich irgendwie perfekt in das Stadtbild ein. Zwar war Val anfangs mehr als nur ein wenig von dem Dauergrinsen der Teigmagierin angetan, aber recht schnell realisierte sie, dass das Grinsen authentisch war. Diese Frau hatte offenbar wirklich dauerhaft gute Laune. Selbst dann, wenn sie schwer atmend ein weiteres Blech aus einem überdimensionierten Ofen holte und nach Luft japste, als ein Sack Mehl wohl herunterfiel und sie in eine weiße Wolke hüllte. Sie lachte beide Unglücke einfach beiseite, und die Gäste stimmten mit ein. Ja, sogar Val ertappte sich das eine oder andere Mal gelächelt zu haben. Ein Umstand, den sie freudig registrierte.
Soll Gabriel, wo auch immer der Penner abgeblieben ist, und die anderen Idioten des Ordens doch machen, was sie wollen. Ich bleib hier. Selbst wenn die Wassermagier mich nicht aufnehmen, wird ich eben Stadtbewohner. Dann kann ich den ganzen tag Plunder essen, jawohl!
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Die Akademie
Der Flur roch nach Kalk, kaltem Rauch und den nassen Stiefeln von einem Dutzend Aspiranten, die vor ihm hier durchmarschiert waren. „13“ stand auf der Tür, krumm ins Holz geritzt, als hätte jemand keine Geduld für den Pinsel gehabt. Isidor drückte sie auf. Drinnen: zwei Pritschen, zwei Kisten, ein Brett mit Haken. Kein Firlefanz. Auf der einen Liege lag ein zusammengerollter Mantel und ein Beutel, schlecht zugeknotet—sein künftiger Stubenkamerad schien die Ordnung so ernst zu nehmen wie ein Seemann das Trockendock.
Isidor legte seinen Beutel auf die freie Pritsche. Der Bogen kam daneben. Er zog den Lederriemen hervor, den Caradoc ihm zugeworfen hatte, und band den Griff. Nicht hübsch, aber sauber. Es fühlte sich an, als würde er etwas unterschreiben, das niemand las und das trotzdem galt.
Die Pfeife in der Tasche drückte gegen seine Rippen.
Später, dachte er.
Die Rüstkammer fand er über den Hof, halb offen zum Wetter wie das Mauleines Wiederkäuers. Der Kämmerer, ein schmaler Mann mit grauem Bartstoppeln, hob nicht einmal den Kopf, als Isidor eintrat.
„Name, Stube, Bedarf“, sagte er, als leierte er diese exakten Worte jedes Mal herunter, wenn jemand eintrat.
„Isidor. Dreizehn. Pfeile. Und—wenn’s Vorschrift ist—ein Holz für den Übungshof.“
„Vorschrift ist, dass du triffst.“ Der Mann schob ihm einen schlichten Köcher hin, zehn Pfeile, sauber befiedert. Dann ein Übungsschwert aus schwerem Holz, dessen Griff glänzte, weil schon zu viele schwitzige Hände ihn gehalten hatten. „Verlieren ist teurer als kaputtmachen“, fügte er trocken hinzu. „Beides meldest du hier.“
„Verstanden.“ Isidor wog das Holz in der Hand. Es hatte etwas vom Griff eines Schmiedehammers, was er mochte.
Der Hof, an dem er sich für den einhändigen Kampf einfinden sollte, lag an der Seite, wo die Mauern Schattenschollen warfen. Vier Pfosten, ein Ständer mit Stäben und Übungsklingen, Sand, der bei jedem Schritt knirschte. Drei Aspiranten standen verteilt und schlugen in gleichmäßigem, zu ehrgeizigem Takt auf hölzerne Männer ein. Neben ihnen ein Mann mit kurzgeschorenen Haaren, Bart wie Reif, Blick wie eine gerade gezogene Linie. Keine Schmuckstücke, kein Wort zu viel. Das Übungsschwert an seiner Seite sah stumpf aus, während die Ausstrahlung des Trägers schärfer war als jede Klinge.
„Meister Jooran?“, fragte Isidor.
Die grauen Augen glitten über ihn, blieben an den Händen hängen.
„Aspirant Isidor. Rüstungsschmied. Bogenschütze in Ausbildung.“
Es klang nicht nach Frage und auch nicht nach Beifall.
„So ist es.“
„Stell dich hin“, sagte Jooran. „Zeig mir, wo du glaubst, dass vorn ist.“
Isidor trat in den Sand, linkes Bein vor, das rechte halb geöffnet, Schultern entspannt, soweit sie es wollten. Das Holz lag schwer, noch ohne einen echten Sinn, in seiner Hand. Er hob es, ließ es nicht winken, sondern warten.
„Du stehst wie einer, der schon oft was aufgefangen hat, das ihm zuflog“, stellte Jooran fest.
Er machte einen Schritt um Isidor herum, tippte mit zwei Fingern an Hüfte, Ellbogen, Schulter.
„Zu breit. Außenkante zu gierig. Die rechte Schulter will rauf wie in der Schmiede. Sie bleibt unten. Gewicht mittig. Knie weich. Ferse nicht verankern. Das hier ist nicht der Tempel Adanos‘.“
„Alberich sagt, ein guter Stand ist ein halber Sieg“, erwiderte Isidor, „Er droht damit, um genau zu sein.“
„Ich drohe nicht“, sagte Jooran, „Ich wiederhole. So lange, bis man mich nicht mehr braucht.“
Er hob sein eigenes Holz. „Sechs Grundhiebe. Eins bis drei nach außen, oben, innen. Vier bis sechs spiegeln. Weg kurz, Kante klar, Hand still. Atem nicht vergessen.“
Isidor nickte – und begann. Der erste Hieb war zu groß, zu viel „Seht her“. Jooran hob nicht die Stimme, nur die Klinge.
„Klein“, sagte er. „Es ist immer kleiner, als du denkst.“
„Sicher nicht das erste Mal, dass er das hört“, kam es von einem der anderen Aspiranten und die anderen kicherten wie Schuljungen.
Isidor ignorierte den verbalen Seitenhieb und konzentrierte sich auf die Übung. Er verkleinerte. Beim dritten hob sich die Schulter wieder—ein alter Hund, der auf die Gewohnheit seiner Jahre hörte. Joorans Knauf berührte ihn leicht.
„Das ist dein Lärm“, sagte der Meister. „Mach ihn leiser.“
Sie arbeiteten ohne Maß und ohne Mitleid. Joorans Korrekturen kamen wie Hammerschläge, die nur die Ränder trafen und doch das Ganze formten: Griff nicht würgen, Handgelenk nicht klappen, Ellenbogen nah, Schritt nicht poltern. Zweimal vergaß Isidor zu atmen und merkte erst am Kribbeln in den Fingerspitzen, wie sehr er die Luft hielt. Jooran tippte ihm einmal an die Rippen, so sanft, dass es fast schon schwieriger war, nicht zu lachen.
„Hier gehst du zuerst zu Boden, wenn du das Atmen vergisst.“
„Hab’s gemerkt. Passiert mir nicht noch mal“, erwiderte Isidor und spürte, wie das Gewicht hinter seinen Worten kurz schwerer wurde.
Zwei Aspiranten warfen Blicke herüber. Einer mit ehrlichem Interesse, einer mit jenem Spott, der einem schon die Zähne in der Kindheit schief gestellt hatte. Isidor nickte dem ersten knapp zu. Zum Spöttischen sagte er: „Wenn du fertig mit Glotzen und dummen Sprüchen bist, kannst du dich vorstellen.“
Er verzog den Mund, sagte aber nichts. Gut so.
„Partnersatz“, sagte Jooran nach einer Weile, „Du mit ihm.“
Ein Fingerzeig auf den Interessierten, einen dunkelblonden Burschen, die Haltung sauber, die Augen ernst.
„Name?“, fragte Isidor, als sie die Klingen hoben.
„Darel“, sagte der, „Nicht der Beste.“
„Heute reicht ‘Nicht der Schlechteste’.“
Isidor grinste schmal.
Sie begannen langsam. Holz an Holz, Kante gegen Kante, die Wege kurz, die Schultern tief. Beim dritten Tausch schob Darel die Linie ordentlich weg, Isidor nahm sie nicht wie ein Geschenk, sondern wie eine Chance: kein großer Konter, nur eine knappe Drehung des Handgelenks, die Darel an die Rippen ging — so leicht, dass es eher ein Hinweis war.
„So“, sagte Jooran, „Weniger Theater. Mehr Arbeit.“
Er ließ sie schneller werden.
Der Sand begann, an den Stiefeln zu kratzen. Einmal ließ Isidor die alte Schmiedeschulter hochschießen—Darel traf ihn prompt an die Seite. Kein Schmerz, nur ein sauberes Plopp gegen das Hemd. Isidor nickte.
„Verdient.“
„Weil du dich selbst angehoben hast“, kommentierte Jooran, als hätte er in Isidors Gedanken geschaut, „Nicht, weil er gut war, auch wenn es gute Aufmerksamkeit war.“
„Er war gut genug“, gab Isidor zurück, und Darel verzog den Mund zu etwas, das man mit viel Wohlwollen Lächeln nennen konnte.
Noch drei Durchgänge. Beim letzten war nichts Heldisches daran. Nur weniger falsche Bewegung als vorher. Manchmal ist Fortschritt nicht mehr als ein fehlender Fehler.
„Gut. Für eine erste Stunde“, entschied Jooran, „Nachmittags Taktik. Kartenraum, dritter Gang links. Abends—“ er musterte Isidors Hände „—zwei Stunden in der Schmiede der Akademie. Wenn du noch Kraft in den Armen hast. Dort ist nicht Alberichs Feuer, aber es tut auch seinen Dienst.“
„Ich kann an jeder Esse arbeiten“, sagte Isidor.
„Tu das.“
Jooran sah ihn an, lange genug, dass ein anderer vielleicht nervös geworden wäre.
Die Aspiranten lösten sich. Darel hob kurz die Hand.
„Morgen?“
„Morgen“, sagte Isidor, „Wenn wir’s verdienen.“
Er blieb noch, bis der Sand in seinen Stiefeln sich gesetzt hatte, dann stellte er das Übungsholz zurück in den Ständer und schulterte den Köcher. Auf dem Weg zurück zur Stube blieb er kurz am Gitter stehen, wo der Wind durch die Schlitze pfiff wie durch die Zähne eines alten Mannes. Er dachte an Alberich, der ihn am Vortag nicht geschont hatte. An Elara, die ihm „Feuerkopf“ hinterherrief, wenn er zu lange in die Glut starrte. An Armond, der selten lobte und doch Beutel mit Gold für ihn hatte, die jedoch schwerer wogen als ihr Inhalt.
„Richtig, nicht stark“, sagte er leise, und diesmal war da ein schmaler Zug um den Mund, der nicht trotzig war, sondern - wach.
Stube dreizehn roch nach Leinöl und kaltem Stein, als er die Tür aufzog. Er legte den Köcher neben die Kiste, zog den Bogenriemen ein letztes Mal fester und setzte sich. Für einen Herzschlag lang erlaubte er sich, die Pfeife zu fühlen.
Dann stand er wieder auf. Noch Zeit bis zum Kartenraum. Genug, um die Handgelenke zu dehnen, die Schulter zu schelten - und den Knoten im Kopf ein Stück zu lockern. Er nestelte an seiner Tasche und holte seine Pfeife zum Vorschein, mit der er seine Kammer vorübergehend wieder verließ.
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Jeanne
Jeanne nahm genau die Unruhe wahr, die durch den Raum waberte.
Die Kinder, die sich ängstlich ansahen und dann zu der junge Frau mit den kurzen Haaren aufblickten, in der trügerischen Hoffnung, dass sie einen Ausweg wusste. Und schließlich auch das Muffensausen der hinkenden Frau selbst. Sie sprach es sogar ganz offen aus, dass die Forderung des Blechkönigs zu viel war.
Nun genau deswegen war sie zu viel. Genug, um solche armen Kreaturen wie diese hier zu vertreiben oder in den Tod zu treiben, oder um Abgaben von jenen zu generieren, die fleißig waren. Der Blechkönig war nicht umsonst in jener Position, die er innehatte, wenn er nur kleine Brötchen hätte backen wollen.
„Nun, dann müsst ihr eben besser werden, nicht wahr?“, erwiderte Jeanne mit einem gelangweilten Ton, während sie im Dämmerlicht ihre Fingernägel kontrollierte. Dann huschte ihr Blick wieder zu der Frau gegenüber. „Oder euch eine Bleibe suchen, die ihr euch leisten könnt.“
Wieder blickten die Kinder erstarrt zu ihrer Anführerin, die nicht ihre Anführerin sein wollte. Mit Genugtuung sah Jeanne, wie sich die Augen von einigen mit Tränen füllten.
„Ob ihr hier seid oder nicht, hat etwas damit zu tun, ob ihr versteht, wo euer Platz ist. In der Tat, die mickrigen Beträge, die ihr zusammentragen würdet, machen nicht viel am Reichtum und der Macht des Blechkönigs. Wer braucht schon Krümel, wenn er mehrere Kuchen haben kann? Aber es geht ums Prinzip. Ihr seid in seinem Revier.“
Ganz einfache Logik, fand Jeanne. Konnte jeder verstehen. Kein Hund wollte, dass man in seine Ecke pisst.
Doch die Anführerin der Maden schien etwas im Sinn zu haben. Dabei hatte Jeanne schon vieles gehört. Alles Mögliche hatte man ihr angeboten, damit sie nur vielleicht die Seiten wechselte. Doch bisher hatte sie nichts davon überzeugen können. Es war nicht so, dass sie dem Blechkönig treu ergeben war bis in den Tod. Aber er hatte einfach immer die besseren Argumente gehabt bisher.
Deswegen lehnte sie sich mit kaltem Gesichtsausdruck und hoch erhobenen Augenbrauen der Anderen entgegen:
„Und wie sollte diese Lösung aussehen?“
Aniron
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Bäckerei
Ein neuer Tag, ein neuer Puddingplunder. Val hatte soweit aufgegeben und ihre Pudding-Sucht akzeptiert. Sie hatte mit Frieda gesprochen und ihre Situation kurz geschildert, was dazu führte, dass die Bäckerin beinahe anfingen zu weinen vor lauter Empathie und Sorge. Ein Umstand, der massives Unbehagen in Val auslöste, vor allem, da die anderen Gäste in der Bäckerei ruckartig anfingen sie böse anzufunkeln. Offenbar war Frieda sowas wie eine lokale Schutzheilige Stewarks. Erst als Frieda das Ganze auflöste, entspannten sich die Leute wieder. Man kann sagen, was man will, aber die Leute hier halten echt zusammen. In Thorniara würde es einfach jedem am Arsch vorbei gehen… Die beiden Frauen konnten sich darauf einigen, dass Val für ein paar Tage als Bedienung aushalf. Bezahlung erfolgte in Form eines Daches über dem Kopf… und Puddingbrezeln. Der stets lächelnde, ältere Mann, der ebenso ständig vor Ort war hatte Val auf die Idee gebracht doch einfach ihre Hilfe anzubieten. Es stellte sich später heraus, dass das Lächeln offenbar im Blute lag, denn der Herr entpuppte sich als der Meisterbäcker und Vater der Frohnatur Frieda.
Wie von Vater und Tochter schon angedeutet, kamen von Tag zu Tag mehr Menschen in die Backstube. Es lag wohl an den langsam kälter werden Tagen des Jahres. Was gab es da Besseres als ein frisches, warmes Brot, um sich aufzuwärmen? Oder süße Teilchen, um wieder Energie zu tanken? Es war einfach nachzuvollziehen. Zu Vals Überraschung stellte sie fest, dass sie Gefallen an ihrer neuen Tätigkeit als Bedienung fand. Einzig ihre Klamotten irritierten die Leute immer wieder. Sie konnte es auch verstehen. Wieso zum Henker arbeitete eine junge Frau in der Adlatenrobe der Innoskirche als Kellnerin in einer Backstube in Stewark, der Hochburg der Wassermagier? Aber es war stets immer nur Verwirrung und fragende Blicke, die das Ganze auslöste. Zu keinem Zeitpunkt hatte die junge Frau das Gefühl auf Ablehnung oder gar Feindseligkeit zu stoßen. Dennoch würde es wohl besser sein sich schnellstmöglich mit dem Tempel des Wassers zu beschäftigen. War ein Wechsel zu Adanos doch das eigentliche Ziel ihrer Reise nach Stewark. Wenn diese verfluchten Puddingplunder nur nicht wären!
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Danee
Danee hörte der jungen Frau aufmerksam zu und nickte ab und zu bedächtig. Anfangs war der Strom, der Meve umgab, eher grau und flirrend wie Motten an einer Lampe. Doch während sie sprach, veränderte er sich. Er wurde heller, wärmer und gleichmäßiger.
„Stärke“, sinnierte Danee nach einem Augenblick des Schweigens, nachdem Meve ihre Ausführungen beendet hatte. „Stärke ist relativ. Ein Fels ist der Inbegriff der Stärke. Und doch vermögen Wind, Wasser und Salz ihn über die Zeit zu formen. Sieh mich an, Meve, mache ich alte Frau auf dich den Eindruck, als wäre ich stark?“ Meve schien mit ihrer Antwort zu zögern, Danee fuhr fort: „Bevor du dir eine höfliche Antwort aus den Fingern saugen musst, sage ich nein, ich mache keinen starken Eindruck. Aber ich kann mich mittels Magie sehr erfolgreich gegen dich verteidigen. Ich habe Dinge gesehen und erlebt in den Heilkammern dieser Insel, die jeden starken Krieger in eine Ohnmacht schicken würden. Viele unterschätzen mich, weil ich auf eine andere Art und Weise sehe, als es die meisten Menschen tun.“
Sie legte ihre Gabel zur Seite.
„Du sagst selbst, dass du stark bist, aber Tiberon“, sie schaffte es nicht, diesen Namen nicht ohne eine gewisse Verachtung auszusprechen, „hat dich in die Knie gezwungen. Jeder definiert Stärke anders. Jedenfalls scheinst du mir ein kluges Mädchen zu sein, wenn du dein Heil lieber in der Magie suchst als bei denen, die sich freiwillig und völlig sinnfrei den Kopf einschlagen, um sich damit noch die letzten Hirnzellen rauszuhauen. Und Klugheit, Meve, ist für mich ein Zeichen von Stärke.“
Die blinde Heilerin machte seit jeher keinen Hehl daraus, was sie von den Kriegern hielt. Und Meve schien ja irgendwie zu ähnlichen Schlüssen gekommen zu sein.
„Ich mags, dass du dich für andere einsetzen willst. Wenn du dir die Welt der Magie erschließt, werden sich viele neue Türen öffnen. Es werden sich neue Stärken für dich offenbaren, sie liegen in den Elementen, die Adanos‘ uns an die Hand gibt. Das Wasser, das Eis, der Sand, das Gestein …“
Langsam erhob Danee sich.
„Also, Meve, du hattest nichts mit uns am Hut bisher, aber hast schon einmal in einer Gemeinschaft gelebt, hast du gesagt? Pass auf, es ist einfach hier: Du musst dich nützlich machen. Sei Teil der Gemeinschaft, indem du sie unterstützt, wo und was du am besten kannst. Zum Beispiel ein Handwerk oder Kochen. Du wirst Alltagsaufgaben übernehmen müssen, wie das Fegen der Kammern. Botengänge sind möglich oder Besorgungen. Außerdem gibt es in unserem Kräutergarten immer etwas zu tun und wenn‘s was für dich ist, kannst du in der Heilkammer aushelfen.“
Danee griff nach ihrer Schüssel und deutete Meve an, ihr zur folgen.
„Natürlich bist du damit aber Teil des Kreises des Wassers. Du wirst ausgebildet in der Magie und vielleicht auch anderen Dingen wie Heilung oder Alchemie, falls sie dich interessieren. Dir sollte aber bewusst sein, dass du dann eine Dienerin des Gleichgewichtes bist und als solch eine auch handeln sollst“, erzählte die Alte, während sie mit zielsicheren Schritten ihre Schüssel zum großen Bottich in der Küche schaffte. Dann wandte sie sich wieder zu Meve um:
„Also, was denkst du?“
Aniron
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Haus der Magier
Da hatte die blinde, kleine Wassermagierin die große, blauäugige Frau kalt erwischt. Denn ja, im ersten Augenblick, sich den ersten Eindruck machend, hätte Meve Danee nicht das Attribut stark verpasst, ganz im Gegenteil. Aber nach den Worten, die sie sprach, dem Gewicht, das darin lag, hatte die Hünin ihre Meinung augenblicklich revidiert und sich innerlich selbst dafür gescholten, direkt zu urteilen. Abgesehen davon, dass genau das eine ihrer Charaktereigenschaften war, die immer wieder für Ärger sorgte.
„Was ich denke, Danee?“, wiederholte sie die Frage, wie um Zeit zu schinden. Die hochgezogene Augenbraue zeigte Meve, dass der Alten die Erwiderung auf der Zunge lag, dass wohl ein Papagei die Robe anlegen wolle, keine Frau. Die Hünin räusperte sich und neigte dann den Kopf.
„Ich denke, dass ich sehr gerne Teil einer Gemeinschaft sein will, die einen Nutzen für die Allgemeinheit hat. Egal ob starke oder schwache Mitglieder der Allgemeinheit.“, fuhr sie fort, „Das Leben in einem Bund oder Orden ist mir nicht fremd und ich versichere dir, dass ich in meinen jungen Jahren mehr als genug Teller abgespült, Kammern ausgefegt und Kräutergärten von Unkraut befreit habe, als menschenmöglich ist.“
Nun, meistens waren die Strafen drastischer gewesen, aber das musste Meve der Frau ja nicht aufs Brötchen schmieren. Sie würden es früh genug bemerken, wenn es überhaupt irgendeine Art von körperlicher Züchtigung in dieser Gemeinschaft gab …
„Es wäre mir auch eine Freude, in der Heilkammer auszuhelfen und zu lernen. Der Gedanke, dass ich nicht Wunden schlage, sondern sie schließe, hat etwas Gutes. Wenn es nur ansatzweise die Möglichkeit gibt, das, was mir mitgegeben wurde für einen Weg des Krieges und Kämpfens, für das Wohl anderer zu nutzen, dann tue ich es gerne.“
Die Hünin sah sich um. Sie war wohl die größte unter den im Speisesaal Anwesenden.
„Nun, äh … gibt es eine Bekleidung in meiner Größe? Hoffentlich nichts, was zuvor ein Mann getragen hat. Und … gibt es irgendeinen Aufnahmeritus? Muss ich runter zum Meer und untergetaucht werden, Adanos‘ Element in mich aufnehmen und reingewaschen emporsteigen?“ Sie lachte unsicher. „Oder geht es mit weniger Pathos von statten, Danee?“
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Danee
Danees Kopf wanderte in Richtung von Meve.
„Hm, das hätte ich vielleicht eher erwähnen sollen. Du musst einen Sprung von den Klippen hier oben runter ins Meer wagen. Ein dreifacher Salto muss es schon sein. Und natürlich solltest du nicht an den Felsen zerschellen. Das ist generell eine gute Voraussetzung, um hier zu arbeiten.“
Sie spürte Meves Unbehagen. Wahrscheinlich überlegte sie, ob die Alte verrückt geworden war, einen Scherz machte oder ob sie lieber die Beine in die Hand nahm. Oder alles zusammen. Danee entschied mit einem Grinsen, Meves Winden ein Ende zu setzen.
„Ha, hättest dein Gesicht sehen müssen, Meve“, feixte die Heilerin. „Die Aufnahme erfolgt einfach dadurch, dass du sagst, dass du dabei bist. Wir suchen jetzt die Adeptenvorsteherin auf, von ihr bekommst du auch eine Robe. Mal sehen, ob wir was im Schrank für dich haben, was nicht nach Hochwasserrobe aussieht, in der Tat.“
Sie verließ die Küche mit Meve im Schlepptau.
„Am Ende des Ganges ist die Bibliothek, da kannst du dich belesen, insofern du es beherrschst. In der oberen Etage sind die Novizen- und Adeptenkammern, dort wirst du unterkommen, dir wird ein Bett zugewiesen werden“, erklärte Danee.
„Heilkammer also, ja? Die ist neben dem Haus der Magier, da musst du hinten raus und dann links. Dort findest du mich und einen jungen Novizen namens Sinan. Komm vorbei, wenn du bereit bist. Der Kräutergarten hat hier seinen Ausgang oder Eingang, je wie mans nimmt. Dort steht ‘ne große blaue Blume drin, neben der du nicht einschlafen solltest, sonst wachst du nicht mehr auf.“
Sie deutete auf einen Seiteneingang.
„Also, hoch mit uns in die erste Etage, wenn du keine Fragen mehr haben solltest.“
Aniron
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Die Akademie
Der Kartenraum roch nach Kreide, Bienenwachs und einem Hauch feuchtem Stein. Eine große Tafel füllte die Stirnwand, darauf eine Küstenlinie, schmale Wege, ein Hohlweg, ein Turm. Auf dem Tisch davor lag ein Kasten mit Holzklötzen in zwei Farben, Pfeile aus dünnem Draht und kleine Fahnen, auf die Zahlen gekritzelt waren.
Meister Jooran stand schon da. Keine Begrüßung, nur ein Fingerzeig auf die Tafel. Darel war da, aufmerksam wie vorhin im Hof. Asric auch, mit diesem Mundwinkel, der „mach schon“ sagte.
„Grundlage“, begann Jooran, „Ihr habt sechs Mann. Aufgabe: Von hier“, Kreide strich eine Bucht an, „nach hier.“
Ein Turm am Klippenrand, ein Strichweg, Wind vom Meer, Pfeile nach innen.
„Feinde unbekannt. Wahrscheinlichkeit: Wache im Turm, Streife am Weg. Fragen?“
Isidor hob die Hand. „Zeitdruck?“
„Mäßig“, sagte Jooran, „Noch haben sie nicht Alarm geschlagen.“
„Nachschub?“ Darel.
„Das seid ihr.“
„Verluste?“ Asric, halb grinsend.
„Vermeiden“, antwortete Jooran, „Wer freiwillig Blut bezahlt, hat bald keins mehr.“
Die Holzklötze wanderten über den Tisch. Asric griff zuerst.
„Drei voran, Schild hoch. Ein Bogenschütze hier im Hohlweg, einer deckt den Turm. Der Rest nach.“
Jooran schob die vordersten drei einen Fingerbreit zurück. „Zu breit gefächert. Und eure Bögen stehen im Wind.“ Er klopfte gegen die Gitter am Fenster, durch die die Brise zog. „Ihr habt’s vorhin gehört.“
„Dann… Winkel enger“, murrte Asric und trat zurück, unzufrieden.
„Isidor.“
Isidor rückte vor. Er mochte den Tisch. Er mochte Dinge, die man anfassen konnte, bevor man sie falsch verstand.
„Zwei voran, eng. Nicht als Rammbock, eher als geschliffene Klinge. Einer hinter ihnen mit Schild halb hoch gegen Pfeile. Ein Bogenschütze hier.“ Er setzte den Klotz an eine niedrige Mauer, wo die Küste den Wind brach. „Der zweite hier am Knick. Nicht schießen, bevor ein sicheres Schussfeld besteht. Der letzte Mann hält kurz den Nachlauf zusammen. Und“, er setzte eine winzige Fahne in den Turm, „hier rechnen wir damit, dass einer lauscht. Also kein Gelaber.“
„Gut“, sagte Jooran.
Seine Kreide übermalte die Linien.
„Warum die engere Formation?“
„Weil… Ihr Asrics weite Formation abgelehnt habt“, gab Isidor zu, „Und weil zwei Männer leiser sind als drei“, fügte er schnell hoffnungsvoll hinzu.
„Gut. Weiter.“
Sie schoben, hielten an, schoben wieder. Jooran stellte Fallen mit den Drahtpfeilen: mögliche Sichtlinien der Feinde aus dem Turm, tote Winkel, die keine waren. Darel entdeckte zwei davon, schnaufte kurz, aber zufrieden. Asric wollte einmal zu schnell sein – Jooran legte ihm die Hand auf den Klotz.
„Einfach gewinnt“, sagte er leise, „Hochmut gewinnt selten.“
„Also nicht der Held, der die Treppe hochfliegt“, murmelte Isidor.
„Nein.“
Beim dritten Durchlauf vertauschte Jooran die Farben.
„Isidor führt. Darel Gegner. Asric sagt Stopp, wenn er glaubt, dass Isidor sich verrennt.“
„Er freut sich doch jetzt schon“, brummte Isidor, halb scherzhaft.
„Ich freu mich immer“, sagte Asric.
Es klang weniger spöttisch als gewohnt. Vielleicht mochte er Spiele, bei denen man mit den Fingern denken durfte.
Isidor setzte die „geschliffene Klinge“ erneut, aber näher am Felsen. Er ließ den zweiten Bogenschützen gar nicht erst auf Zug gehen, nur auf Sicht. Stattdessen schob er den hinteren Mann auf die Kante des Hohlwegs, wo man Kies spüren konnte, bevor man ihn sah.
„Wenn’s rutscht, stehen wir schon richtig“, erklärte er.
Darel legte einen Drahtpfeil quer. „Streife kommt hier. Zwei Mann. Du siehst sie zu spät.“
„Dann sehen sie uns zu früh“, gab Isidor zurück und zog den vorderen Klotz“ minimal zurück, ließ den Deckmann vor den beiden auf den Boden gehen.
„Wir lassen sie vorbei – dann keilen wir sie ein.“
„Wenn sie stehen bleiben?“, fragte Darel.
„Dann warten wir geduldig ab, als würde man darauf warten, dass das Metall die richtige Temperatur bekommt.“
Ein knappes, kaum sichtbares Nicken von Jooran.
„Lernen, Leute nervös zu machen, ist nützlich. Nervöse schlagen schlecht.“
Beim Simulieren des Turmes legte Asric den Finger auf.
„Jetzt schaut er.“
„Liegen bleiben“, sagte Isidor trocken, „Kostet nix.“
Er schob den hinteren Mann ein Stück in den Schatten der Mauer. „Und wir stehen da, wo die Sonne den Turmwächter blendet.“
„Wind und Sonne“, resümierte Jooran. „Gut.“
Der Durchgang endete, ohne dass einer groß etwas tat. Der Turm war erreicht, ohne Alarm. Nicht hübsch, aber sauber.
„Regeln“, sagte Jooran und schrieb mit Kreide an die Tafel: „Deckung. Winkel. Wege.“
„Deckung: Nicht was hübsch aussieht, sondern was euren ganzen Körper verbergen kann“, führte er aus, „Winkel: Sehen, ohne gesehen zu werden. Wege: Der leichteste ist oft der lauteste.“
„Und wenn’s laut wird?“, fragte Asric.
„Dann musst du dir sicher sein, dass du nah genug am Ziel bist, um nicht im Nachteil zu sein.“
„Klingt wie Schmieden“, murmelte Isidor. „Kurze, kräftige Schläge, nicht ausladendes Klopfen.“
„Wenn du schon den halben Hof aufweckst“, erwiderte Jooran, „dann wenigstens mit einem Schlag, der sitzt.“ Er drehte sich kurz zur Tafel.
„Morgen: Geländeformen. Heute Abend: Schmiede.“
Das Ende der Lehrstunde.
Der Kartenraum leerte sich.
***
Die Akademieschmiede lag tiefer, unter einem Gewölbe, das die Hitze hielt. Es war nicht Alberichs Feuer, aber es sprach dieselbe Sprache. Zwei Blasebälge, ein großer Herd, drei Ambosse. Ein junger Schmied wuchtete gerade eine Schiene auf die Bahn und traf zu oft zu lang.
„Nicht klopfen“, sagte Isidor automatisch, trat neben ihn und hob die Hand, „Darf ich?“
Der Schmied – Sommersprossen, rußige Stirn – nickte skeptisch.
Isidor nahm den Hammer. Einmal ansetzen, Blick auf die Kante, der Winkel flach. Kloff. Die Schiene setzte sich. Kloff. Die Kante legte sich. Kloff. Die Niete stand wie sie sollte. Er legte den Hammer ab, zufrieden mit sich.
„So meinte ich’s“, sagte er. „Kurz. Sonst bekommt das Metall Risse.“
Die zwei Stunden gingen nicht schnell, aber glatt. Isidor setzte Nieten, zog Kanten, besserte Lücken in einem Kettenhemd aus. Eine Schuppenreihe für einen alten Harnisch ließ er sauber in den Winkel laufen, ohne dass die Rückseite scheuerte. Der junge Schmied – „Tomas“ – arbeitete daneben sturer und, mit der Zeit, ruhiger.
„Morgen wieder?“, fragte Tomas, als sie das Feuer zudeckten.
„Wenn Meister Jooran es mir vorschreibt“, sagte Isidor, „Und wenn du den Hammer nicht wieder beleidigst.“
„Ich beleidige nur Leute.“
„Da musst du mehr üben“, gab Isidor scherzend zurück.
Draußen nahm ihn die Abendluft in Empfang. Der Hof war leerer, der Wind vom Meer trug das Salz in die Nase und die Müdigkeit in die Knochen. Hinter dem Nebengebäude stand er kurz im Schatten, die Pfeife zwischen den Fingern, kalt. Er steckte sie wieder weg.
„Morgen“, sagte er halblaut in die Dämmerung. „Deckung. Winkel. Wege.“
Und dann Stube dreizehn. Die Tür schloss leise. Der Rucksack diente als Kopfkissen. Er sah die Kreidepfeile noch vor sich, die Holzklötze, Joorans Hand auf einem, der nicht laufen sollte, und dachte – ohne große Worte – dass „richtig“ sich manchmal anfühlt wie ein sauber sitzender Hammerschlag.
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Haus der Magier
Einen Moment hatte Meve wie angewurzelt dagestanden und überlegt, ob Danee es ernst meinte und der Sprung von der Klippe ins Meer wirklich eine Art Prüfung war. Immerhin hatten die Mitglieder dieses Kreises das Privileg, Magie zu erlernen. Da hätte sie es für durchaus denkbar gehalten, dass irgendein Glaubensbeweis oder eine Mutprobe nötig wäre, um in diese Runde aufgenommen zu werden.
„Da hast du mich kalt erwischt, Danee“, murmelte Meve, als sie hinter der alten Frau die Treppe ins erste Stockwerk hinaufstiefelte. Dann geriet sie ins Stolpern. Nicht wegen dem gemächlichen Tempo ihrer Vorläuferin, sondern wegen der Wortwahl. Hättest dein Gesicht sehen müssen. Innerlich haderte die Hünin wirklich mit dem Drang, die Alte zu überholen und ihr mit der Hand vor den Augen herumzuwedeln oder zu fragen, wie viele Finger sie hochhielte. Aber das wäre entweder der schnellste Weg aus dieser Gemeinschaft heraus – mit Anlauf durch den Haupteingang auf den Vorplatz – oder eine garantierte Übernahme jeglicher widerlicher Putztätigkeiten, die hier als oberste Strafe für Novizen verhängt wurden. Nachttöpfe ausleeren, den Abort schrubben, Mist für den Kräutergarten herankarren und Wäsche waschen. Die von alten Wassermagiern. Männern.
Bei dem Gedanken schüttelte sich Meve und beeilte sich, der schon einige Stufen voraus gegangenen Danee zu folgen.
„Wenn du mir die Frage erlaubst, wie viele Meister oder Meisterinnen gibt es hier?“, begann Meve und ehe sie es sich versah, sprudelte alles aus ihr heraus, was ihr gerade auf der Zunge brannte. „Und die Hofmagier! Wohnen die auch hier? Stimmt es, dass die Wassermagier aus Varant jene aus Setarrif nicht mögen? Kann jeder Magier sowas beschwören wie im Tempel, so eine Wand, die das Wasser zurückhält?“
Und dann – unversehens – kam die wichtigste Frage, jene, vor der Meve etwas Angst hatte.
„Und was“, schloss sie kleinlaut, „passiert mit jenen, bei denen ihr merkt, dass … nun … dass sie kein Talent haben. Nicht zaubern können.“ Die Stimme der hochgewachsenen, starken Frau verkam zu einem Flüstern. „Nicht gut genug sind …“
Düster schweigend marschierte sie hinter der alten Frau her, bis sie das erste Stockwerk und die Quartiere der Novizen- und Adepten erreichten. Hier würde sich wohl die Adeptenvorsteherin herumtreiben.
Am Ende ist das hier ein großer Witz. Dann kommen Casjan, Melvor, die Wassermagier aus einem Raum hervor, begleitet von Tiberon und dem König – mindestens! – um sich köstlich über sie zu amüsieren. Als sie bei der Vorsteherin ankamen, war Meve das Herz schon wieder bis zu den Stiefel gesunken.
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Bäckerei
Heute war es so weit. Nach einem wundervollen Gespräch mit Frieda und ihrem Vater am Vorabend, wollte sich Val heute endlich um ihre eigene Grundangelegenheit in Stewark kümmern: der Anfrage zum Beitritt bei dem Kreis der Wassermagier. Sie hatte hierzu auch eine schlichte Alltagsrobe bekommen, welche Frieda wohl in der Vergangenheit trug, sich aber an dieser irgendwie satt gesehen hatte. So sagte sie zumindest. Wie man sich an etwas satt sehen konnte, erschloss sich der ehemaligen Adlata nicht wirklich. Sie eröffnete mit Hirbo den Laden und stand dann direkt einigen Leuten der Akademie plötzlich gegenüber. Vier der sechs hatten die Standardrüstung der Aspiraten an, während ein Waffenträger sich im Schatten einer Klinge hielt. Dass es sich bei der rothaarigen Frau um eine Klinge handelte, konnte man jedoch nur an der Art und Weise erkennen, wie die anderen mit ihr agierten. Sie definitiv sowas wie die Anführerin der Gruppe. Trotz ihres rauen Aussehens, ertönte eine Glockenhelle Stimme aus dem Munde dieser Frau.
„Guten Morgen. Wir sind gerade zurück von einer Nachtübung und ich wollte meinen Männern und Frauen was Gutes tun. Was könnt ihr denn heute empfehlen, meine Gute?“
„Ich, ähm… entschuldigt.“
Sie musste sich kurz fassen und die Situation erstmal vollständig begreifen. Die Akademie war im Laden. Und wollten eine Empfehlung? Als Sie an die Stelle schaute, an der Hirbo eben noch stand, offenbarte sich nur gähnende Leere. Offenbar war er berits wieder hinten und half Frieda mit weiteren Vorbereitungen. Da war schonmal keine Hilfe für Val zu erwarten…
„Empfehlung… unsere Puddingplunder sind super. Aber ob das etwas für-“
„Sehr gut. Kannst du uns gleich sieben davon bringen? Und dazu frisches Wasser. Zwei Karaffen am besten.“
„Klar. Ich werde mich beeilen.“
„Nein.“
„Wie bitte?“
„Nein. Bitte beeile dich nicht. Hektik macht unaufmerksam, Unaufmerksamkeit führt zu Unfällen und Unfälle können Leben kosten. Oder Puddingplunder.“
Bei den Göttern, was für ein Lächeln. Man hätte glatt vergessen können, dass der Rotschopf sie gerade ein wenig belehrt hatte, wie sie ihren Job zu erledigen hatte. Mehr als ein Nicken und schmales Lächeln konnte die Aushilfsbedienung nicht als Erwiderung herausbringen und wandte sich ab zum Gehen. Nur um zwei Schritte weiter zusammen zu zucken, als sie hinter ihr eine andere Tonlage der Ausbilderin hören konnte. Sie hatte ihren Trupp zusammen gestaucht, weil diese sich wohl wie nasse Handtücher über die Stühle und deren Lehnen ausbreiteten. Offensichtlich war dies aber nicht die Art wie die Klinge wollte, dass sich ihre Leute in der Öffentlichkeit benahmen. Neben Kampftraining wurden also auch Tugenden an der Akademie gelehrt.
Kurze Zeit später stand Val dann auch schon neben dem Tisch der Truppe, zeitgleich wurde der Mann des niedrigsten Ranges gerade zur Akademie geschickt um irgendwelche Notizen, Berichte oder ähnliches zu überbringen.
„Aber es ist doch totaler Blödsinn mit einem Stab im Fackelschein zu trainieren. Man sieht gar nichts!“
„Das ist Sinn uns Zweck des Ganzen, Omar. Nicht immer sind die Lichtbedingungen optimal im Kampf. Und ein Stab oder Speer hält deinen gegenüber auf Abstand.“
„Trotzdem Mist…“
Die Ausbilderin hob nur eine Augenbraue ohne zu Lächeln, was bereits ausreichte, um diesen Omar daran zu erinnern mit wem er da gerade eigentlich sprach. Erst jetzt fiel die Aufmerksamkeit auf Val und ihre beiden Tablets.
„Ah, der empfohlene Puddingplunder. Sehr schön. Jeder von euch bekommt einen. Der hier ist für mich, der für Ariad wenn er wieder kommt und der letzte hier… ist für euch. Setz euch doch bitte.“
Val starrte sie fassungslos an. Sie sollte sich hinsetzen und Essen? Aber sie hatte doch gerade zu arbeiten. Ein hilfesuchender Blick zurück in die Backstube zeigte lediglich Frieda mit einem breiten Grinsen und zwei erhoben Daumen. Offenbar hatte sie gerade die Erlaubnis bekommen sich bereits eine Pause zu gönnen… zögerlich setzte sich die junge Frau zu der Gruppe von Kämpfern. Erst jetzt realisierte sie, dass sie aus Gewohnheit ihre Adlatenrobe des Feuers angezogen hatte. So viel zum ersten Eindruck…
„Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt für uns. Ich habe nämlich eine Frage, welche aktuell nicht nur mich, sondern einige Andere auch in Stewark beschäftigt.“
„Und die da wäre…?“
„Wieso arbeitet eine offensichtlich dem myrtanischen Orden Innos angehörende, junge Frau als Bedienung in einer Bäckerei in Stewark? Sind wir hier nicht sowas wie die Bastion des Feindes für euch?“
Während die Klinge dies fragte, schob sie den Puddingplunder rüber zu Val. Auch die anderen der Gruppe schenkten ihr nun ihre volle Aufmerksamkeit.
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Danee
„Du irritierst mich mit deinem Meister und Meisterinnen, Kind“, erwiderte Danee unwirsch. „Es gibt Tinquilius, unseren Obersten Wassermagier. Von ihm hast du vielleicht schon einmal gehört. Und alle anderen wirst du im Laufe der Zeit kennen lernen. Du kannst an den Roben unterscheiden, wer welchen Rang innehat. Je mehr Stoff, umso höher sind sie im Rang. Frag die Mitglieder dieser Gemeinschaft ruhig selbst, wer sie sind. Ich werd‘s dir nicht vorkauen. Und jetzt mal langsam mit den Fragen, eins nach dem anderen.“
Danee stützte sich an der Wand ab, um den Weg zur richtigen Kammer zu finden. Zum Glück waren die Gänge hier nicht unnötig verwinkelt.
„Die Hofmagier sind bei Ethorn, sie sind Teil seines Hofes, wie der Name so schön sagt. Die Wassermagier aus Varant kamen damals in Zuge des versuchten Eroberungszuges der Myrtaner nach Argaan. Ich stamme übrigens aus Setarrif. Kann nicht sagen, dass ich hier nicht willkommen bin“, sprach die Alte mit einem Grinsen.
„Es ist eher die Gesinnung, die uns von den anderen unterscheidet. Die Anhänger Adanos‘ bewahren stets das Gleichgewicht, während das Interesse der Hofmagier vielmehr bei ihrem König liegt. Der ist Teil des Puzzles, wenn es um eben jenes Gleichgewicht geht. Aber eben nur ein Teil. Auch er hat die Macht, die Balance zum Kippen zu bringen, deswegen betrachtet der Kreis unter Tinquilius hier Ethorn und seine Krieger mit wachsamen Blick, statt mit blindem Gehorsam oder uneingeschränkter Loyalität. Wo die Hofmagier den Weg der Kampfmagie suchen, suchen wir immer noch die Diplomatie. Das dürfte dir, nachdem, was du mir vorhin erzählt hast, ja entgegen kommen. Sorgt aber eben auch immer wieder für Reibungen.“
Danee schwieg einen Augenblick und dachte an die Zeit in Setarrif zurück, als Hyperius durch eine verräterisches Mitglied ihrer Gemeinschaft vor Gericht gezogen wurde. Was für eine üble Geschichte das damals gewesen war … Sie konnten alle froh sein, dass der Kartograph mit seiner Teetasse oben in seiner Kammer saß und nicht irgendwo in den Ruinen der zerstörten Stadt in einem Grab lag.
Die Heilerin zählte die Türen auf der rechten Seite ab, an denen sie vorbeigingen.
„Was war gleich noch deine nächste Frage? Ach so, der Tempel … Der Tempel war das Werk einer beispiellosen Zusammenarbeit aller Magier hier in unserer Stadt. Die Höhle im Fels drohte zusammenzustürzen, was hieß, dass Stewark in höchster Gefahr war. Soweit ich weiß, befanden sich zunächst Tinquilius, Aniron und unser Erzdekan Hyperius in der Höhle. Sie konnten mittels Magie verhindern, dass die Höhle einstürzte, aber das war sehr erschöpfend. So kamen viele der anderen Magier zur Hilfe und gemeinsam konnten sie einen Fokusstein so einsetzen, dass dieser nun die magische Barriere zu den Wassermassen des Meeres bildet und die Felswände stützt. Adanos war an diesem Tag in dieser Höhle anwesend. Allein der Fokus hält das Meer vom Eindringen ab und rettet somit die Stadt vor dem Zusammensturz. – Sollte man nicht zu laut sagen, was? Naja, deswegen wird er ja auch bewacht …“
Danee blieb nun endlich an einer Tür stehen und hatte die Fingerspitzen auf das Holz gelegt.
„Nicht gut genug, eh? Sowas gibt’s hier nicht. Ich habe in meinen 328 Lebensjahren noch niemanden erlebt, der die Magie Adanos‘ nicht erlernen konnte, wenn er es wirklich wollte. Nagut, nicht ganz 328 Jahre …“ Die Blinde gluckste. „Jedenfalls wirst du wohl ‘nen Besen schwingen können, also schonmal von Nutzen sein, was das Putzen betrifft. Und die Magie … die wird sich dir schon offenbaren, wenn du hart genug an dir arbeitest. Denk dran, was ich dir vorhin gesagt hab: Viele Türen werden sich dir öffnen. Du bekommst von uns hier die Schlüssel in die Hand, ausprobieren und drehen musst du sie selber.
Nun aber klopfst du hier mal an der Tür und fragst nach Selina, unserer Adeptenvorsteherin.“
Aniron
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Haus der Magier
Die kleine Wassermagierin verstand es ausgezeichnet, Meve auf dem falschen Fuß zu erwischen. Die junge Frau erlaubte sich die Einschätzung, dass mit Danee offensichtlich so lange gut Kirschenessen war, bis man ihr auf den Senkel ging. In ihrem Fall also zu viele Fragen, die thematisch von A über G wieder zurück nach B gingen. Aber dennoch brachte die Magierin aus Setarrif die Geduld auf, sie auf ihre Art zu beantworten, wofür Meve ihr dankbar war.
Ihr gefiel die Tatsache, dass hier keine so strikte Hierarchie herrschte wie in dem Orden, in dem sie aufgewachsen war. Keine Strafen für ungezogene Novizinnen, ausgeführt von den Schwestern oder Meisterinnen. Wenngleich Meve der Gedanke kam, dass die Hofmagier dies anders sehen würden. Da würde sie Vorsichtig walten lassen müssen. Es war offensichtlich, dass die Magier des Königs zwar Brüder in der Magie und dem Geiste waren, aber eben Seiner Majestät näher als dem Kreis.
Und davon habe ich nichts. Was bringt es mir, in der Robe einer Magierin irgendwann neben Ethorn zu stehen und ihm die Teetasse zu reichen oder seinen Bart zu bewundern?
Nein, sie mochte das Haus der Magier mit den hiesigen Wassermagiern und ihren Schülern viel mehr. Hier hatte sie das erste Mal seit langer, langer Zeit das Gefühl, eine Art Heimat gefunden zu haben. Ein Zuhause.
„Viel Glück, Kind, du wirst es brauchen“, sprach Danee mit aufgesetztem Ernst, als stünde Meve nun die härteste aller Prüfungen bevor. Die schluckte einmal, ehe die Blinde abermals gluckste. „Du gewöhnst dich noch daran, Meve. Wir sehen uns.“
Und damit spazierte Danee wieder davon und ließ eine Hünin zurück, die einen Augenblick unsicher vor einer schmucklosen Tür stand. Adeptenvorsteherin Selina. Sie hob die Hand, klopfte laut, aber gemessen. Ein durch die Tür gedämpftes Herein, ließ sie eintreten.
Meve trat ein und sah sich in der kleinen Kammer einer Frau gegenüber, die an einem einfachen Tisch saß und in einem Buch schrieb. Hier und da fanden sich Schriftrollen, Pergamente und Zettelchen. Die Adeptenvorsteherin war vielleicht zehn, fünfzehn Jahre älter als Meve und von außerordentlicher Schönheit. Schwarzes Haar, blaue Augen und ein freundliches Lächeln im Gesicht, wenngleich eine entschuldigende Geste ob des vollen Schreibtisches kam.
„Entschuldigt“, sagte Selina, „Korrespondenz. Nun, mehr Beschwerden, Wünsche, Anregungen, Briefverkehr … an solchen Tagen fühle ich mich mehr wie eine Brieftaube und weniger als eine Adeptin.“ Sie lächelte erneut. „Kann ich Euch helfen?“
Meve neigte den Kopf zum Gruß, vielleicht etwas zu förmlich und schien fast das gehässige Lachen Danees zu hören. Einbildung natürlich. Ganz sicher.
„Ich bin Meve. Ich möchte mich dieser Gemeinschaft hier anschließen. Meis- … äh, Danee sagte, ich solle bei Euch … dir? … vorstellig werden.“
Das Gesicht Selinas hellte sich auf, sie erhob sich und reichte Meve die Hand. „Dann heiße ich dich ebenfalls willkommen, Meve.“ Sie musterte die Hünin von oben bis unten. „Ich hoffe, wir haben eine Novizenrobe in deiner Größe. Andererseits konnten wir auch Kisha versorgen, die hat ungefähr deine Maße …“
Die blonde Frau sah Selina etwas fragend an. „Ach, Danee hat wohl ihre eigene Art der Begrüßung gehabt, nicht?“, ein Lächeln verschönerte das Gesicht der Adeptenvorsteherin. Meve nickte und erklärte kurz, was Danee ihr erzählt hatte. „Sehr gut. Dann mache ich weiter: Du wirst ein Zimmer mit anderen Novizen beziehen, Einzelunterkünfte gibt es hier nicht. Später, wenn du Adeptin wirst, ziehst du um. Dann sind es weniger Schwestern, mit denen du dir einen Raum teilst und deine Pflichten werden sich etwas ändern. Bis dahin aber das, was Danee schon gesagt hat. Den Besen schwingen, im Kräutergarten aushelfen, in der Heilkammer, der Bibliothek, der Küche.“
Sie lachte, als Meve bei letzterem kurz schluckte. „Keine Sorge, wenn du kochen kannst, kochst du. Wenn nicht, spülst du Geschirr.“ Selina fuhr fort, deutete auf den Tisch. „Wenn du Dinge hast, die zum Rat des Wassers müssen oder allgemein … nennen wir sie mal förmliche Anfragen an die Magier hast, geht das über meinen Tisch. Ich bin Adeptin und Gleiche unter Gleichen, fungiere aber als Sprachrohr für die Belange der Novizen und Adepten.“
Sie gab Meve ein Zeichen Richtung Tür. Beide traten aus dem Arbeitsraum der Vorsteherin, welche diesen nicht einmal abschloss, und bewegten sich in Richtung der Vorratslager, die im Keller lagen. Hier fanden sich Roben und Ausrüstung, die den Novizen und Adepten zustand.
„Du wirst eine Novizenrobe erhalten sowie einen Kampfstab. Kannst du mit sowas umgehen? Bei vielen ist er … eher dekorativer Natur.“
„Ein wenig“, Meve lächelte verlegen, „Ich lerne noch.“
„Sehr gut“, erneut hellte sich Selinas Gesicht auf, „Nun aber zu den Regeln, die gibt’s wie in jeder Gemeinschaft auch hier: Alles, was dem Kreis schadet, ist verboten. Diebstahl, Lügen oder“ – sie blickte an Meve hoch und runter – „Schlägereien. Der Weg Adanos‘ ist in erster Linie der des Friedens. Gewalt in Seinem Namen ist das äußerste Mittel, nicht das der ersten Wahl.“
Meve nickte auf die Worte der kleineren Frau. „Die Räume der Magier sind ohne Erlaubnis, sie zu betreten, für dich tabu. Auch wenn unsere Gemeinschaft hier nicht so … streng hierarchisch ist wie der Orden Innos‘, so ist ein gewisses Maß an Respekt den Wassermagiern gegenüber nicht verkehrt. Vor allem – und das ist wichtig! – bei den Hofmagiern solltest du eine persönlichere Anrede vermeiden. Lieber katzbuckeln, ehe es Ärger gibt. Daran mussten wir uns auch erst einmal gewöhnen, aber nun ja …“
Selina hob die Schultern, ging mit Meve durch den Lagerraum. Sie kam zu einem Schrank, in dem gefaltete, meerblaue Roben lagen. Nicht die langen, fließenden der Magier, eher kürzere, weniger ausstaffierte. Selina nahm eine, hielt sie vor Meve. Die Adeptenvorsteherin schätzte grob und lachte dann.
„Ich hab’s drauf. Vielleicht sollte ich in meinem nächsten Leben Kleider verkaufen. Probiere sie an.“
Gesagt, getan. Kurze Zeit später stand Meve da, ihre Lederrüstung abgelegt.
„Die kannst du in deiner Truhe verstauen, die dir wie ein Bett zusteht. Abschließbar natürlich. Die Novizenrobe kannst du wetterangepasst variieren. Mantel, Hosen, falls dir freie Beine zu der Jahreszeit etwas zu luftig sind … der Bund ist da nicht so streng wie die Innosler.“
Dann bedeutete sie Meve, ihr in einen anderen Raum zu folgen. Dort standen Waffenregale, die in diesem Gebäude seltsam deplatziert wirkten. „Unser Waffenlager. Übersichtlich, nicht wahr? Kampfstäbe eben.“
„Ich habe einen Speer mitgebracht …“
Selina hob die Schultern. „Verkauf ihn oder tu damit, was du willst. In die Truhe passt er nicht und hier wird er nicht gelagert. Zeichen des Novizen- und Adeptenstandes ist ein Kampfstab, dieser hier. Am Ende unterscheiden sich beide Waffen nur dadurch, dass der eine was zum Aufschlitzen an der Spitze hat, der andere eben nicht. Wie ich sagte: Das letzte Mittel der Wahl. Der Kampfstab soll eine Erinnerung daran sein, dass wenn alles andere versagt, du dich zur Wehr setzen kannst.“
Dann klatschte sie in die Hände, das Meve zusammenzuckte.
„So, Meve, und nun weiter. Ich bringe dich in deine Unterkunft. Dies wird dein Zuhause sein. Da wirst du mit fünf anderen Novizinnen leben. Eine Adeptin ist eure …“
„Aufpasserin?“, fragte Meve und grinste schief. Selina grinste zurück.
„So würde ich es nicht sagen. Eher eure Schulter, wenn ihr eine braucht, oder das Gewissen, wenn ihr auch das braucht. Nun los!“
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