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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Das war es also, was der Adept von Syrias wollte. Seine Hilfe. Für einen Moment hatte der Söldner schon befürchtet, dass Gerüchte bis zum Haus der Magier gedrungen waren, die besagten, dass Syrias gerne Menschen das Kämpfen lehrte und Na-Cron deswegen hier war. Der Waffenschmied hatte nach Johannas Ausbildung erst einmal genug davon gehabt und sich mehr auf seine Arbeit konzentrieren wollen. Naja, das hatte sich nun ja jetzt erledigt.
    "Du kommst nen Tag zu spät, Kumpel." Syrias wies mit seinem Daumen nach hinten in Richtung Tarons Schmiede.
    "Erz wirst du da sicher bekommen, egal ob Eisen-, Kupfer-, oder Silbererz. Taron hat so einiges in Reserve. Aber magisches Erz bestimmt nicht. Das wüsste ich. Und soweit ich weiß wirst du keinen Schmied hier in der Stadt finden, der welches hat oder verkauft. Und wenn, dann zu völlig überteuerten Preisen. Du weißt ja, der Krieg. Der schlägt sich auf den Handel nieder."

    Dabei hätte Syrias selbst gern eine ordentliche Ladung magisches Erz. Schließlich hatte er immer noch den Entwurf seines besonderen Schwerts, den er in die Wirklichkeit umsetzen wollte. Doch ohne das magische Erz, welches er dafür benötigte, würde es weiterhin ein Entwurf bleiben.
    "Du wirst wohl nicht drum herum kommen Argaan zu verlassen. Aber es gibt auch noch in Nordmar die Möglichkeit an magisches Erz zu kommen. Die Barbaren dort haben ihre eigenen Minen und Schmieden. Und niemand versteht sich besser drauf magisches Erz zu schmieden als die."
    Na-Cron schaute überrascht drein. Anscheinend hatte der Adept Nordmar und seine eisigen Gefilde entweder vergessen oder ihm war nie der Gedanke dazu gekommen. Doch was es auch war, für Syrias war es einerlei. Er konnte dem Adepten nicht helfen und genau das teilte er ihm auch mit.

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    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Nordmar! Ja natürlich, warum hatte er nicht selbst dran gedacht? Natürlich wäre auch das noch eine Möglichkeit um an das besondere Erz zu kommen!
    Na-Cron hatte in seinen Büchern so einiges über den kalten Norden des Festlands gelesen. Die Männer und Frauen dort hüllten sich in Fell und Leder, tranken Met und Nebelgeist in rauen Mengen und waren immer für einen Kampf bereit. Fast schon Blutrünstig konnte man sagen.
    Für ihn, der fast sein ganzes Leben an der Grenze nach Varant verbracht hatte, waren Nordmar und seine Bewohner immer nur ein Hort von allerlei merkwürdigen Geschichten gewesen. Trolle, die in den Bergen umher streiften und unvorsichtige Menschen fraßen, das ganze Jahr über Eis und Schnee, die Menschen dort wild und haarig... Er hatte keine Berührungspunkte damit gehabt. Und schließlich galt Khorinis ja als DIE Quelle für magisches Erz.

    Erleichterung breitete sich auf seinem Gesicht aus, nachdem Syrias ihm von Nordmar erzählt hatte.
    "Ja, natürlich!" Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Nordmar, warum bin ich nicht selbst drauf gekommen! Danke Syrias!" Der Adept begann sofort zu überlegen, was er für eine Reise nach Nordmar brauchen würde.
    "Ich muss natürlich mit einem Schiff in Richtung Festland. Und ich brauche dicke Kleidung, schließlich ist es da fürchterlich kalt. Meinst du, ich sollte mich in Felle und Leder kleiden, wenn ich da hin reise? Ich möchte sicherlich niemanden beleidigen. Und ich muss das Saufen üben, die trinken da ja nur Alkohol. Vermutlich gegen die Kälte. Oh, ob es dafür vielleicht einen Trank gibt?" Der Adept holte aus seiner Buchhalterung den Folianten über Alchemie heraus und begann sofort darin zu blättern. Irgendwo darin musste es doch einen Trank gegen Kälte geben.
    Oder vielleicht einen gegen die Auswirkungen von Alkohol.

  3. Beiträge anzeigen #223 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias musste wider Erwarten schmunzeln, als er miterlebte, wie Na-Cron sich gleich in die Planung stürzte. Doch man konnte deutlich merken, wie weltfremd der dunkelhaarige Adept war. Er wusste nichts, aber auch wirklich nichts über Nordmar, was über Geschichten und Gerüchte hinaus ging.
    Der Waffenschmied hingegen, der Jahrelang an der Grenze zu Nordmar gelebt hatte, wusste einiges mehr. Auch hatten die Orks in Faring immer wieder Angriffe und Vorstöße in das kalte Land unternommen. Und als Orksöldner war Syrias das ein oder andere Mal mit dabei gewesen.

    "Halt, halt, halt." Versuchte er den Adepten zu bremsen.
    "Du gehst das ganze nicht richtig an. Erstens, ja, es ist in Nordmar kälter als in anderen Ländern, aber nicht das ganze Jahr. Auch dort gibt es Frühling, Sommer und Herbst. Nur halt Kürzer. Da liegt nicht das ganze Jahr über Eis und Schnee. Zweitens, nein, du musst das Saufen nicht lernen. Aber die Barbaren dort sind ein verschlossener Haufen, vielleicht wärs also doch nicht verkehrt. Aber die Leute dort sind trinkfest."
    Syrias nahm Na-Cron das Buch aus der Hand, musterte es kurz und schloss es dann kurzerhand. In einem blöden Buch würde er sicher keine hilfreichen Hinweise finden.
    "Und nur damit du es weißt, die Gegend da ist gefährlich. Gut, ist es überall, aber in Nordmar musst du dich mit Wölfen, Bären, Trollen, Goblins, Ogern und was weiß ich noch auseinander setzen. Die Wege da sind nicht ungefährlich." Syrias musterte die breite Gestalt des Bergmanns abschätzig, ebenso wie dessen Robe.
    "Mit ner Spitzhacke kommst du da nicht weit. Du brauchst ne ordentliche Waffe, ein Schwert, oder ne Axt. Ich mein, so ein Rudel Wölfe wird dich sonst auffressen. Aber du bist ja jetzt einer vom Kreis des Wassers, also sollten deine Zaubersprüche dir dabei helfen. Wobei ich nicht glaube, dass du mit deiner Magie gegen ne Horde Goblins antreten solltest. Das sind gemeine Biester."
    Syrias dachte an seine letzte Begegnung mit den kleinen Bastarden zurück. Wie gern wäre er zurück gegangen und hätte den ganzen Stamm dort einfach ausgelöscht. Doch alleine gegen eine Horde Goblins war mehr als wahnsinnig.

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    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Na-Cron, der gedanklich schon in Nordmar unterwegs war und sich in Felle gehüllt durch diverse Minen streifen sah, wurde recht unsanft aus seinen Gedanken gerissen als Syrias ihm seinen Almanach aus den Händen nahm. Das, was der Waffenschmied da alles aufzählte, hatte der Adept nicht gewusst. Und natürlich hatte sein Gegenüber recht damit, dass die kalten Gefilde ziemlich gefährlich waren. Na-Cron war schließlich kein Kämpfer und konnte höchstens einem Türrahmen gefährlich werden. Und was seine Magie anging...
    "Ähm... also ja, ich kann ein paar Zauber... aber ich glaube nicht, dass die mir helfen werden." Verlegen lächelte der Adept seinen blonden Gegenüber an.
    "Ich mein, ich kann schon zaubern. Und die sind auf jeden Fall sehr nützlich. Schau mal."

    Na-Cron konzentrierte sich auf seinen magischen Vorrat in ihm und lies diesen in seine Hand fließen. Mit einem Schnippen entstand auf seiner Handfläche eine kleine Flamme, bläulich flackernd und strahlte seine Hitze ab, ohne dass sich der Adept verbrannte.
    Syrias hob angemessen beeindruckt die Augenbrauen und kommentierte das ganze.
    "Das ist nützlich, stimmt. Und das kannst du dann auf deine Feinde schleudern? Ich dachte, nur Feuermagier können mit Feuer um sich werfen."
    Na-Cron schüttelte den Kopf.
    "Nein, also ich kann das nicht auf irgendetwas werfen oder so. Aber ich kann damit Sachen anzünden, Holz für ein Lagerfeuer zum Beispiel."

    Syrias Blick glitt vom Feuer in der Hand des Adepten zu dessen Gesicht und wieder zurück. Dann schaute der Waffenschmied Na-Cron mit ernstem Blick an.
    "Also versteh ich das richtig? Das ist nix anderes als Feuerstein und Zunder, nur ohne Feuerstein. Und es leuchtet blau. Also blaues Licht." Die kräftige Stimme des Waffenschmieds wirkte tonlos und trocken, als er so mit Na-Cron sprach. Der Adept nickte bekräftigend und grinste breit.
    "Ja, ziemlich praktisch, oder?"

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    "Wahnsinnig praktisch. Wirklich. Wenn ich mal keinen Feuerstein haben sollte, werd ich einfach nach dir schicken. Und wenn mich irgendwelche Wildtiere bedrohen, dann wird mich so ein blaues Flämmchen sicher davor beschützen, dass sie über mich herfallen."
    Syrias hätte den Kopf schütteln können über so viel Unvernunft. War Na-Cron wirklich so naiv? Bei den Göttern, waren alle Mitglieder dieser Gemeinschaft so? Es konnte doch nicht sein, dass ein Haufen Magier, welche die Mächte von Eis und Kälte beherrschten, so unbekümmert in die Welt hinaus gelassen werden durften! Na-Cron würde keine erste Begegnung mit irgendwas überleben, höchstens einer Fleischwanze! Und selbst da war sich der Söldner nicht sicher, ob nicht doch die Fleischwanze gewann!

    "Götter, gebt mir Kraft..." murmelte der blonde Krieger.
    "Also ich will dir echt nicht zu nahe treten, Kumpel. Wirklich nicht. Aber du wirst keine Woche in Nordmar überleben, wenn du versuchst damit was zu erreichen. Wenn irgendeines der Viecher bemerkt, dass du nix anderes kannst als so ein kleines blaues Flämmchen zu rufen... Ne. Du solltest dir das lieber noch mal genau überlegen, Na-Cron."
    Der Adpet blickte mit bekümmerter Miene drein, als Syrias ihm unumwunden die Tatsache quasi in sein Gesicht drückte, dass er in Nordmar komplett aufgeschmissen wäre. Vermutlich hatte der Bergmann gehoftt, dass Syrias ihn entsprächend in seinem Entschluss bekräftigte. Doch Syrias konnte das einfach nicht.
    Ja, viele Menschen waren ihm egal. Und ja, wenn es darum ging, ob jemand sein Leben sinnlos wegwerfen wollte oder nicht, war Syrias jemand, der mit den Schultern zuckte und der Person alles gute für seinen Weg wünschte. Doch hier?
    Nein, da konnte der Waffenschmied nicht einfach kommentarlos zusehen wie Na-Cron sich in sein Verderben begab. Das war Wahnsinn und genau das teilte er dem Adepten auch mit.

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    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Geknickt schaute Na-Cron auf seine Füße, als Syrias ihm klar machte, dass seine magischen Fähigkeiten kaum etwas besseres als Taschenspielertricks waren. Ja, der Adept konnte eine Flamme entzünden. Und auch das beschwören einer magischen Leuchtkugel war sicherlich sehr praktisch. Dinge durch die Luft schweben zu lassen konnte auch recht nützlich sein. Doch mehr als sich das Leben damit einigermaßen erleichtern konnte der Dunkelhaarige nicht, da hatte Syrias wohl oder übel recht.
    "Aber, Aber, Aber..." stammelte er noch unbeholfen, doch Syrias schnitt ihm mit einer harschen Geste das Wort ab.

    "Nix aber. Du gehst drauf, wenn du so nach Nordmar gehst. Es ist gefährlich da. Und wenn du kaum mehr als das da," der Waffenschmied wies mit seiner Rechten auf das Flämmchen in der Hand Na-Crons, "kannst: Ich sags wie es ist, du wirst drauf gehen."
    Enttäuscht lies Na-Cron die Schultern hängen. Natürlich hatte der Söldner recht. Ihm fehlten die Fähigkeiten um sich in Nordmar zu behaupten. Er konnte nicht kämpfen, er konnte kaum mehr als ein paar kleine magische Spielereien und davon abgesehen war er nur ein einziges Mal weit gereist, nämlich als er vom Festland nach Argaan gekommen war. Was hatte sich der Adept nur dabei gedacht, sich so hals über Kopf in dieser Idee zu verrennen?
    "Du hast wohl recht..." murmelte er geknickt und wollte sich schon abwenden. Vielleicht käme er noch auf andere Art und Weise an magisches Erz heran. Es war ja nicht so, als bräuchte er es unbedingt für seine Tränke. Vielleicht konnte er das ganze ja auch durch mehr einfaches Erz kompensieren?

    Doch dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. So Plötzlich, dass er ruckartig stehen blieb und sich wieder Syrias zuwand.
    "Und was ist, wenn du mitkommst? Ich mein, DU kannst doch kämpfen. Und du bist momentan ohne Arbeit, also die Zeit dazu hättest du auch. Ich könnte dich auch bezahlen!" Na-Cron kramte seinen Geldbeutel hervor, öffnete diesen und blickte hinein. Ernüchternd bemerkte er, dass seine finanziellen Mittel nicht gerade die größten waren, ein paar Silberstücke und ne Menge Kupfer. Klimpergeld höchstens.
    "Ich habe jetzt nicht so viel, aber alles, was ich habe gehört dir. Wirklich. Du würdest mir damit unglaublich helfen."

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Bei Beliars haarigen Eiern, was das etwa sein Ernst? Mit den paar Münzen konnte der unbeholfene Adept doch nicht ernsthaft glauben ihn anheuern zu können! Früher wäre Syrias für die Summe nicht einmal aus dem Bett aufgestanden. Und wer sollte dann die Reise der beiden bezahlen?
    "Ne, Kumpel, echt nicht. Damit kannst du dir mein Schwert echt nicht leisten." Syrias schüttelte den Kopf und verschränkte die breiten Arme vor der Brust. "Da müsstest du schon einiges mehr drauf legen, damit ich dich begleite. Und außerdem brauchst du noch mehr, schließlich musst du dich unterwegs ja mit Essen versorgen können. Es sei denn, du bist neuerdings unter die Jäger gegangen und kannst dich in der Natur ernähren."

    Irgendwie tat er ihm ja leid, musste Syrias sich eingestehen. Er wusste selbst, wie es war, wenn man von etwas träumte und alles um einen herum sich dagegen stellte. Doch es nützte nichts, Na-Cron konnte nicht einfach so gedankenlos in die Welt hinaus gelassen werden. Der dunkelhaarige brauchte einen harten Weckruf der ihm klar machte, dass die Realität nun mal nicht lieb und freundlich war.
    Alles nur in einem rosaroten Licht zu sehen war eine romantische Vorstellung, mehr aber auch nicht. Die wirkliche Welt war kalt und Grausam zu denen, die sich nicht selbst helfen konnten. Und Na-Cron war in dieser Hinsicht ziemlich hilflos.

    Mit geknickter Miene verabschiedete sich der Adept von Syrias und wandte sich ab von ihm. Die Schultern lies der Adept einfach hängen, der Kopf nach vorne geneigt. Syrias zuckte mit den Schultern. Ja, seine Worte waren harsch gewesen. Doch verletzte Gefühle und enttäuschte Hoffnungen waren immer noch besser als der Tod.
    Der Söldner schulterte seinen Rucksack erneut und wollte sich in Richtung Stadttor auffmachen. Vielleicht würde ihm eine kleine Reise sogar gut tun. Er konnte die Insel erkunden. Oder vielleicht sogar aufs Festland zurück und Faring besuchen, schließlich hatte er dort noch einiges seiner Ersparnisse vergraben. Vielleicht wäre es gar nicht verkehrt, dort einmal vorbei zu schauen und sich auf die Suche nach...
    "Warte! Syrias, warte mal!" riss Na-Cron den Waffenschmied aus seinen Gedanken. Syrias drehte sich herum und sah, wie der Adept auf ihn zugelaufen kam. Was wollte er denn jetzt noch?

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    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Nun, das war nicht so gelaufen wie gehofft. Aber Syrias hatte ja recht mit dem, was er sagte. Und selbst wenn der Adept ihm all seine Münzen gegeben hätte um ihn zu begleiten, wovon hätte er sich dann die Reise finanzieren sollen? Mit seiner Arbeit als Bergmann kam man nur an Gold, wenn man auch die Möglichkeit hatte nach Erzen und dergleichen zu schürfen. Auf einem Schiff war das wohl eher sinnfrei. Und solange sie nicht einen oder mehrere Tage Pause einlegen würden auf ihrer Reise hätte Na-Cron auch keine Möglichkeit um irgendwo zu Schürfen.
    Das war der Nachteil seines Lebens als Adept. Ja sicher, im Haus der Magier wurde ihm einiges abgenommen. Nahrung wurde gestellt, ebenso die Unterkunft. Doch für seine Tätigkeiten als Adept erhielt er keine Entlohnung in Form von Gold, was seine Börse natürlich um einiges schmälerte. Wenn er sich nur nicht diesen dicken Wollumhang geholt hätte. Dann wäre Syrias vielleicht eher bereit gewesen ihm zu helfen. Aber das war ein falscher Gedanke, schließlich hätte er sich am Ende trotzdem Reisekleidung besorgen müssen. Und dann wäre widerum dafür kein Geld mehr da gewesen.

    Na-Cron hatte sich, nachdem Syrias ihm die brutale Wahrheit mitgeteilt hatte, ohne Worte von dem Söldner abgewandt und sich niedergeschlagen wieder auf den Rückweg gemacht. Er musste einsehen, dass er zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Chance hatte um den Söldner für seine Dienste zu entlohnen. Es machte ihn traurig, dass er somit keinerlei Chance darauf hatte, diesen unglaublich spannenden Trank zu brauen. Und den hätte er dann, wenn es funktioniert hätte, bestimmt zu Geld machen könnnen...
    Ein Geistesblitz erfasste ihn! Er drehte sich um und eilte sofort zurück zu Syrias, rief ihm hinterher. Kaum war der Adept bei ihm angekommen, fing er hektisch an zu reden, verhaspelte sich dabei jedoch immer wieder, bevor er tief Luft holte und noch einmal von vorn begann.
    "Und was wäre, wenn ich dir als Belohnung ein paar magische Tränke bieten würde? Ich bin Alchemist und kann dir da als Entlohnung einiges bieten. Du willst stark wie ein Troll sein? Flink wie ein Scavenger? Oder vielleicht möchtest du lieber stundenlang in der Schmiede stehen und keinerlei Erschöpfung verspüren? Oder, wenn ich genug magisches Erz zusammen bekomme, ich gebe dir ein Flässchen von dem Trank, den ich erschaffen möchte. Der macht deine Haut für kurze Zeit so hart wie Stein! Na, das klingt doch nach einer guten Idee. Ich mein, die wären auch was wert, falls du sie verkaufen möchtest, so ist das nicht."

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias zögerte ob des Angebots seines Bekannten. Solche Tränke wären natürlich nicht verkehrt und ganz sicher einiges wert. Und Na-Cron wirkte nicht wie einer dieser zahlreichen Quacksalber oder Scharlatane, die irgendwas zusammen kippten und dann behaupteten, ein wundersames Tonikum gegen gefühlt alle Widrigkeiten der Welt geschaffen zu haben. Es klang schon verlockend, musste er gestehen.

    "Nun gut. Eine gute Handvoll solcher Tränke wäre sicherlich nicht verkehrt, Na-Cron. Ich schätze, für ein, zwei im Vorraus wäre ich bereit dich zu begleiten. Und den Rest würde ich dann am Ende nehmen." Doch der Adept schüttelte den Kopf. Leider, so teilte er es Syrias mit, hatte er bisher noch keine Möglichkeit gehabt, bis auf Übungstränke mehr zusammen zu brauen. Der Adept hatte wohl so einige böse Blicke geerntet, als er den Kräutergarten im Haus der Magier geplündert hatte. Deswegen wollte er auch diese Reise unternehmen um weitere Vorräte unterwegs sammeln zu können.
    "Nun..." Syrias zögerte. Eigentlich forderte er immer erst einen Teil des Lohns, bevor er sich an die Arbeit machte. Schließlich war er Söldner. Aber gleichzeitig dachte er daran, dass ihn zum jetzigen Zeitpunkt eh kaum etwas in Stewark hielt. Also warum nicht? Das würde sicherlich mal was anderes werden. Und er brauchte selbst magisches Erz.
    "Also gut. Meinen Schutz gegen die Tränke. Und ich werd einen Teil des Erzes dort für mich behalten. Und du tust, was ich dir sage, Kumpel. Auf der Reise bin ich derjenige, der auf uns aufpasst." Der Söldner musterte Na-Cron, dessen Augen vor Freude aufleuchteten. Dieser versicherte ihm überschwänglich, sich genau an die Anweisungen des Söldners zu halten. Er würde das bestimmt nicht bereuen und all diese Floskeln, die man so sagte. Syrias winkte genervt ab und schickte ihn zum Haus der Magier zurück.
    "Du sammelst deinen Kram ein und wir treffen uns dann am Stadttor. Ich werde da auf dich warten, aber wenn du in ner Stunde noch nicht da bist, dann bin ich weg. Hab keine Lust ewig auf dich zu warten."
    Na-Cron flitzte freudig los in Richtung seiner Unterkunft, während Syrias sich fragte, ob er damit wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Stadttor

    Syrias stand am Tor Stewarks und wartete ungeduldig auf Na-Cron. Der Söldner hatte die Zeit genutzt und noch ein paar Vorräte eingekauft, Proviant, welcher sich für die lange Reise halten würde. Wasser würden sie unterwegs reichlich finden, glaubte er. Schließlich gab es genug Flüsse und Quellen zwischen hier und Thorniara.
    Der Söldner hatte geschwankt, ob sie direkt von Stewark aus übers Meer fahren sollten oder vielleicht doch lieber erst zur Hafenstadt gingen. Wäre er allein unterwegs gewesen, dann hätte er wohl Stewark bevorzugt. Doch in Begleitung eines Adepten Adanos wäre die Reise über Thorniara für ihn sicherer. Er musste ja nicht einmal lügen, wenn sagte, dass er der Begleitschutz des Adepten war.

    Des Weiteren bot sich die Route eher an, da von Thorniara mehr Schiffe nach Vengard reisten als von Stewark aus. Was natürlich auch keine wirkliche Überraschung war, schließlich war Vengard die Hauptstadt Myrtanas und der Sitz des verdammten Königs. Und wenn sie auf einem myrtanischem Schiff einreisten, dann würden ihre Chancen auch besser stehen unbehelligt einzureisen.

    Wo blieb der Kerl nur? Syrias tappte ungeduldig mit dem Fuß, während er genervt die Straßen musterte. Die von ihm gewährte Stunde war fast rum und noch immer war kein Zeichen von Na-Cron zu sehen. Wenn er nicht bald da wäre, dann würde Syrias wohl doch ohne ihn aufbrechen müssen.

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    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Na-Cron hetzte durch die Straßen Stewarks als würde es kein Morgen mehr geben. Er durfte nicht zu spät kommen!
    Syrias hatte sehr deutlich gemacht, dass er nicht auf den Adepten warten würde. Und allein wäre der Bergmann ganz sicher aufgeschmissen bei der langen Reise nach Nordmar. Wenn nur dieser verfluchte Wassermagier nicht dazwischen gekommen wäre!
    Na-Cron war gerade dabei gewesen seine Tasche zu packen als einer der Wassermagier namens Thyrus in seine Kammer gekommen war, wohl auf der Suche nach einem seiner Novizen, mit denen sich der Adept das Zimmer teilte. Doch da Na-Cron der einzige im Zimmer gewesen war, hatte er mit ihm vorlieb nehmen wollen. Wenn es nach Thyrus gegangen wäre, dann hätte Na-Cron jetzt irgendwelche langweiligen Schriften abschreiben müssen. Doch der Adept hatte sich mit einer Notlüge retten können.
    Er hatte einfach behauptet im Auftrag Anirons unterwegs zu sein. Die Priesterin hätte ihm befohlen zur Silberseeburg hinterher zu reisen und ihr Heilmittel zu bringen. Das hatte dem Wassermagier den Wind aus den Segeln genommen.

    Na-Cron war nicht glücklich mit seiner Notlüge, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Adanos würde es schon verstehen. Und Aniron vermutlich auch.
    Zwar würde er seine Studien zurück lassen müssen, doch das war eine einmalige Chance für den Adepten. Wer wusste schon, wann sich die nächste, wenn überhaupt eine, Chance ergeben würde? Schließlich war es ja nicht so, als würden andauernd Mitglieder der Gemeinschaft des Wassers nach Nordmar reisen.

    Auf dem Weg hinaus hatte er sich noch einen der stabilen Holzknüppel geschnappt, welcher nun beim laufen immer wieder gegen seinen Oberschenkel klatschte. Zwar würde Syrias möglichen Bedrohungen gegenüber stehen müssen, aber der Adept würde ihm so gut es ging unter die Arme greifen.
    Und da war auch schon das Stadttor. Und Adanos sei Dank, Syrias stand noch da und wirkte mehr als ungeduldig und genervt. Ob es den Mann auch in nicht reizbar gäbe? Na-Cron hoffte es zu erleben. Winkend eilte er auf den Waffenschmied zu und blieb schwer atmend vor ihm stehen.
    "Bin da... wurde aufgehalten... aber hab es... noch geschafft..." presste er zwischen den schweren Atemzügen hervor.

  12. Beiträge anzeigen #232 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias musterte die verschwitzte Gestalt des Adepten kritisch, bevor er mit den Schultern zuckte und sich in Richtung Tor wandte. Es war schon viel zu viel Zeit verschwendet worden, schließlich hätte er schon längst unterwegs sein können. Aber nun hatte er eine Begleitung. Was vielleicht gar nicht mal so schlecht war, schließlich war ein Adept der Wassermagier, allgemein die Wassermagier, ja nicht dafür bekannt kriegstreiberisch unterwegs zu sein. Und als sein "Leibwächter" konnte Syrias möglichen Fragen aus dem Weg gehen.

    "Netter Knüppel. Hast du nicht gesagt, dass du nicht kämpfen kannst?" Syrias musterte das dicke Holzteil skeptisch. Ein kräftiger Hieb mit dem Schwert und dem Teil würde mindestens die Hälfte an Material fehlen. Oder es wäre gleich entzwei geschlagen.
    Na-Cron zuckte nun seinerseits mit den Schultern, wirkte dabei jedoch etwas verlegen.
    "Was ist daran denn schon so schwer? Ich haue einfach das dicke Ende nach jemanden und wenn ich treffe, dann ist das doch gut." Grummelte der Adept etwas ungehalten.

    Syrias Augen weiteten sich als er diese, fast schon blasphemischen, Worte aus dem Mund seines Begleiters hörte. "Einfach zuschlagen und gut?" äffte er Na-Cron nach. "Lass mich raten, du glaubst wahrscheinlich auch, dass man mit nem Schwert einfach nach vorne stechen muss, bis die Spitze stecken bleibt, was?" Der Söldner verdrehte die Augen und schlug sich die Hand vor sein Gesicht. Selbst Johanna oder Meve hatten keine so dumme Antwort von sich gegeben. Aber Na-Cron schien fest davon überzeugt zu sein.
    "Adanos, Innos, Beliar... ey, egal welcher von denen, aber einer sollte dringend Hirn vom Himmel regnen lassen. Scheiße, du wirst schneller drauf gehen als ich blinzeln kann mit der Einstellung." Syrias spuckte aus.
    "Das geht so nicht. Wenn du das Ding da benutzen willst, musst du auch wissen, wie es geht."

  13. Beiträge anzeigen #233 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Meve
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    Baronie Stewark, Stewarker Land, kleines Gehöft

    Der Wind brachte die salzige Meerluft mit sich, den Schrei der Möwen und das unablässige Rauschen der Wellen, die am Fuße der Klippen in ewigem Kampf gegen das standfeste Fundament der Insel Argaan antraten. Nur die Götter wussten, wie der Kampf ausgehen würde. Die junge Frau saß da, ließ die Beine über den Rand der Klippe baumeln und genoss die Einsamkeit, die sie umgab wie ein beruhigender Mantel. Hier dachte sie gerne nach. Vorausgesetzt, sie wurde nicht gestört. So wie jetzt.
    „He, Mevmev!“, eine hohe, piepsige Stimme – unverkennbar von einem Kind – durchtrennte den Mantel der Ruhe wie ein grobes Messer. „Mevmev, wo bist du?!“
    „Hier, Kaja!“, rief die blonde Frau nach einigen Augenblicken, in denen sie ernsthaft überlegt hatte, nicht zu antworten. „An der Klippe. Komm ruhig her, aber langsam, ja? Und pass auf, wo du hintrittst.“
    Aus dem Buschwerk und Unterholz hinter der Freifläche, die sich vor dem Abgrund erstreckte, brach ein kleiner, dunkelhaariger Kobold hervor, ein Ding mit wirr abstehenden Haaren, welches ebenso wie das Wollkleid von Blättern, kleinen Ästchen und anderen Teilen der hiesigen Flora behangen war. Kaja war tatsächlich wie ein Kämpfer im Sturmangriff mitten durchs Grün geschossen.
    Langsam schob sich die Blonde nach hinten, sodass die Beine wieder auf dem Boden ruhten, erhob sich vorsichtig und vermied dabei den Blick die Klippe hinab. Höhe war zwar kein Problem für sie, aber hier konnte einem doch mulmig werden. Sie wandte sich zu dem Mädchen um, welches unter einem warnenden Blick eine gehörige Portion Geschwindigkeit aus dem Lauf nahm und nun brav zu ihr ging.
    „Mevmev!“
    „Ja, kleiner Goblin?“
    „Nenn mich nicht so!“, Kaja zog eine Schnute, „Ich nenn dich auch nicht Oger!“
    „Klingt fair, kleine Fee“, antwortete die Frau lächelnd. Das Kind strahlte.
    „Mama fragt, ob du zum Essen bleibst.“
    Die hochgewachsene Blonde nickte. „Natürlich. Sonst muss ich in der Stadt essen und du weißt ja, wie das da ist.“
    „Eklig und stinkig und widerlich.“
    „Naja, nicht ganz so schlimm … aber ich esse lieber auf einem Hof als in einer Taverne voller Betrunkener.“
    Natürlich zur Sicherheit der anderen Gäste der Taverne. Die Frau hatte ein heißblütiges Gemüt, war cholerisch und aufbrausender als ein Drachensnapper zur Paarungszeit. Flinke, aber sehr lose Fäuste und ein Temperament, welches unbedachtes Handeln durchaus zum Leitsatz erkoren hatte, hatten ihr mehr als einmal fürchterlichen Ärger eingehandelt. Die Arbeit auf dem Hof vor Stewark hatte sie angenommen, um alldem zu entkommen. Sie verzog das Gesicht, aber so, dass Kaja es nicht sah.
    „Was hat deine Mama gekocht?“
    „Eintopf mit Kartoffeln.“
    „Mhh. Warte, halt!“
    Alarmiert sah Kaja die Hünin an. „Was?“, fragte sie leise und heiser, aufgeregt wie ein Springfloh. Die große Frau imitierte mehr schlecht als recht das Brummen eines Bären, das Knurren eines Magens.
    „Mein Bauch! Der sagt, dass Eintopf mit Kartoffeln genau das Richtige ist!“
    Die Kleine kicherte und hampelte in ihren Armen herum, ehe die Frau sie mühelos auf ihre Schultern setzte.
    „Hüüü, Streitross, Attacke!“
    „He, aber nicht an den Haaren ziehen, du Klammeräffchen! Weißt du wie lange das gedauert hat, bis der Zopf so lang geworden ist?“
    „Bestimmt hundert Jahre! Mindestens!“
    Die Hünin schnaubte abfällig. „Na, so alt bin ich auch nicht. Ich bin jünger als deine Mama. Nach dir, Kaja, bin ich die Jüngste auf dem Hof.“
    „Niemals! Du bist aber viel größer als alle anderen. Sogar Knecht Torvald ist kleiner als du. Ich bin die Jüngste, weil ich die Kleinste bin, ist doch logisch.“ Die Frau konnte sich das Gesicht des Mädchens vorstellen, die sommersprossige Schnute neunmalklug verzogen. Warum wussten Erwachsene nie Sachen, die eigentlich so logisch waren?
    „Und du, Mevmev, bist ja die Größte. Also die Älteste.“
    Das Lachen blieb ihr im Halse stecken. Gerne hätte sie die Ruhe, Lebenserfahrung … das Wissen des Alters besessen. Sie fragte sich oft abends vor dem Einschlafen, ob sich ihr Leben je ändern, ob sie je … irgendetwas erreichen würde.
    Bald erreichten sie den Hof, ein kleines Ding im Vergleich zu den Apfelplantagen oder anderen Gehöften des Stewarker Landes. Dalah – Kajas Mutter – hatte ihn mit ihrem Mann gegründet, der nach seinen Pflichtjahren in den Truppen des Barons mit einer ausreichenden Abfindung entschieden hatte, Landwirt zu werden. Vor drei Wintern war er verstorben. Eine Grippe. Geplänkel und Kämpfe überlebt, nur um von Husten, Fieber und einem Schnupfen gefällt zu werden.
    Früher hätte die Frau über sowas abfällig gelacht. Heute wünschte sie es sich für sich selber. Aus der Welt treten im Frieden, nicht in der Schlacht. Im Bett liegend, nicht im Schlamm, der zu gleichen Teilen aus Dreck, Unrat und Blut besteht.
    Dalah blickte aus dem Küchenfenster, als sie näherkamen. Sie lächelte und winkte. Kaja warf die Arme in die Luft und winkte und hampelte, als wolle sie die Hünin zu Fall bringen.
    „Meve, kannst du noch etwas Feuerholz hacken?“
    „Natürlich, Dalah, mit Vergnügen!“, rief der Blondschopf zurück, packte Kajas Hüften und nahm sie sich von den Schultern, setzte sie auf dem Boden ab.
    „Ich helfe dir!“
    „Nein, Kleines, ich mache das alleine. So eine Axt … du kannst dir ganz furchtbar wehtun. Ein Bein abhacken! Dann bist du Kaja mit dem Holzbein und musst Piratin werden. Aber vorher tut das ganz übel weh.“
    Den letzten Satz hatte Meve angefügt, als sie die strahlenden Augen des Mädchens gesehen hatte. Ein echter Wildfang, dieses Ding. Als Kaja ins Haus schoss, seufzte Meve und schnappte sich die Axt, die an der Rückseite des Hauses lehnte. Sie packte sich das Holz, legte es auf den Block, hob die Axt mühelos, ließ sie niederfahren und fabrizierte alsbald in stumpfer Eintönigkeit saubere Holzstöße.
    Du taugst nicht zum Kampf, Mädel, sieh’s ein.
    Diese Worte waberten immer noch in ihrem Kopf herum. Seit Wochen, schier Monaten.
    Du taugst nicht zum Kampf.

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    Baronie Stewark, Stewarker Land, kleines Gehöft

    „Meve, würdest du Torvald eine Schale bringen?“
    Dalah stand am Tisch, auf dem sie gerade den eisernen Topf abgestellt hatte, dessen Inhalt dampfte und einen Geruch verströmte, dass ihr Magen tatsächlich knurrte und ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Der Hünin nickte, nahm eine hölzerne Schale entgegen mitsamt Löffel und trat wieder aus der Hütte, überquerte das überschaubare Feld, welches frisch gepflügt worden war und klopfte mehrmals an die Tür der kleinen, etwas windschiefen Kate. Etwas rumorte darin, dann öffnete sie sich.
    Meve trat einen Schritt zurück und ließ den Mann aus dem schummrigen Innern kommen.
    „Hallo Torvald“, sagte Meve langsam und freundlich, lächelte sogar. Torvald war ein Bekannter der Familie gewesen, ein Holzfäller aus der Gegend hinter der Gespaltenen Jungfrau, nahe des Ebersteins. Er und Dalahs verstorbener Gatte waren zusammen aufgewachsen. Eines Tages hatte es unter den Holzfällern Streit gegeben. Einer hatte zu einem Axtstiel gegriffen und ihn Torvald mit so einer Wucht auf den Kopf geschlagen, dass dieser blutend zu Boden gegangen war. Ein Heiler aus der Stadt hatte zwar dafür sorgen können, dass der Mann noch unter den Lebenden weilte, aber irgendetwas in seinem Verstand beschädigt. Dalahs Mann hatte den alten Freund also zu sich auf den Hof geholt, wo er genesen konnte und ihm Arbeit gegeben.
    Der Mann war kräftig, nett, ruhig und eifrig in der Erfüllung seiner Aufgaben. Gerne beobachtete er die Vögel am Himmel oder in den Bäumen, sah dabei aus, als würde ein Teil seines Verstandes mit fast titanischer Anstrengung versuchen, sich an etwas zu erinnern oder etwas zu fassen, was ihm abhandengekommen war. Dann sah man ihm die Enttäuschung und eine Spur Verzweiflung an, ein Anblick, der Meve beim ersten Mal fast das Herz gebrochen hatte.
    „Eintopf von Dalah“
    „Danke“, brummte Torvald, „Du bist hier?“
    „Ja, ich habe Holz gehackt.“
    „Mh“, machte der Mann und setzte sich auf eine grob gefertigte Bank neben der Tür der kleinen Hütte. Er löffelte mechanisch den Eintopf. „Lecker.“
    „Ja, sehr gut.“ Meve lächelte kurz. „Wie geht’s dir?“
    „Ich habe Mittagsschlaf gemacht“, schmatzte er zwischen zwei Kartoffelbissen, „war müde.“
    „Das verstehe ich“, die Hünin nickte und lächelte dann breiter. „Kommst du mit deinem Werk voran?“
    „Werk?“
    „Das Vogelhaus.“
    Der Mann, der vom Alter her gut ihr Vater sein konnte, sah auf und grinste sie mit der unbekümmerten Freude eines Schulkindes an. „Jaa“, sagte er und deutete mit dem Löffel, von dem Eintopf tropfte, in Richtung einer Werkbank unter einer Überdachung, wo allerlei Werkzeug stand.
    „Fast fertig. Schönes Haus für die Vögel.“
    „Das freut mich wirklich, Torvald.“ Sie winkte ihm. „Ich gehe dann auch essen.“
    Aber der Mann war schon wieder ins Essen vertieft. Sie wandte ihm den Rücken zu und ging zurück zum Haus. Warum hatte sie Torvald nicht ins Haus geholt zum Essen? Natürlich wusste sie, dass der Mann gerne draußen aß, egal ob im Regen, beim Schneefall oder im Sturm. Dennoch …
    Früher hätte sie ihn für seine offensichtliche Schwäche verachtet. Heute? Bei dem Gedanken, dass sie jemanden im Wutrausch niederschlagen könnte – was durchaus vorgekommen war -, der danach so schwer verletzt wäre, dass sein altes Leben wie hinter einem Schleier verborgen läge …
    Meve schluckte schwer.
    Die größte Kriegerin des Ordens werden. Zu welchem Preis? Wofür?
    Als sie wieder ins Haus trat, lächelte sie Dalah und Kaja an. Sie setzte sich zu ihnen. Das Mädchen grinste, nahm ihre Hand, ebenso wie die Hausherrin. Dalah war eine Frau, die Adanos verehrte. Den Gott des Gleichgewichts, der Ausgeglichenheit. Balance. Das Dunkle wie das Helle in der Seele in Waage halten.
    Du hast viel Arbeit mit mir, Adanos, nicht wahr?

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    „Raben“
    Torvalds Stimme riss Meve aus der Ausbesserung eines Zauns, der die Grenze des Landes von Dalah markierte. Kein großes Stück Land, aber dennoch. Der Mann stand da und deutete auf die Bäume. Ihr Blick folgte seinem Fingerzeig. Ja, Raben. Nichts Ungewöhnliches. Dennoch, wie sie da hockten auf den Ästen und sie beobachteten, hatten sie schon etwas … Seltsames an sich. Sie schüttelte den Kopf. Bloße Narretei, mehr nicht.
    „Unglücksboten“, seine Stimme klang nun leiser und nachdenklicher. Ein kalter Schauer lief über Meves Rücken. Sie legte den Hammer ins Gras und sah über den Zaun hinweg zu Torvald. In ihrem Orden hatte man – getreu dem Aberglauben der Nordmarer, denen sich der Orden durch seinen Standort auf einer Insel im Nordmeer zugehörig fühlten – Raben stets als Bringer und Hüter des Wissens gesehen, die Augen der Ahnen, Beobachter. Anderenorts – so wie hier – sah man diese Vögel als Bringer schlechter Nachrichten, als dunkles Omen.
    „Sturmkrähen.“, hauchte der Knecht.
    „Jetzt ist gut, Torvald“, schalt Meve ihn, „Arbeite weiter. Das sind einfach nur Vögel, mehr nicht. Nur verdammte Krähen.“
    Das Gesicht des Mannes nahm wieder den fast üblichen, unbeteiligten Ausdruck an. Er nickte mehrmals und machte sich wieder daran, Holzbretter zurecht zu sägen, damit Meve sie weiter verbauen konnte. Sie hielt kurz inne, beobachtete ihn.
    Plötzlich erhoben sich die Vögel wie einer in den Himmel und flogen in Richtung Klippen und Meer davon. Sie schüttelte den Kopf. Wussten die Götter, was das zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich nichts, wahrscheinlich gar nichts.
    Dalah kam herangeschlendert, einen Krug mit Wasser in der Hand. „Wenn ich gewusst hätte, dass du eine Baumeisterin bist …“
    Die Hünin lachte. „Ich kann mit einem Hammer und Nägel Bretter zusammenfügen. Das ist keine Baukunst.“ Sie sah wieder zu Torvald. Dalahs Blick folgte dem ihren.
    „Was ist mit ihm?“, fragte die Bäuerin.
    Meve zögerte kurz. „In den Bäumen hatte ein Schwarm Krähen gesessen. Sie haben … ach, er hatte den Eindruck, sie würden uns beobachten. Völliger Quatsch, ich weiß. Aber … er hat sich …“
    „Seltsam benommen, schloss Dalah. Sie nickte langsam. „Manchmal hat er … lichte Momente, will ich sagen. Dann wieder wirkt er … fast wissend. Ich möchte nicht abwertend klingen, aber … auch früher war er nie allzu weise. Ein einfacher, freundlicher Mann.“ Lange blickte sie zu Torvald hin.
    „Aber in diesen wissenden Momenten …“, nahm Meve den Faden wieder auf, aber Dalah winkte ab.
    „Ach, Einbildung, mehr nicht. Weiß Adanos, wie ein Schlag auf den Schädel das Hirn zum Klingen bringt.“, Dalah hob die Schultern. „Mach dir keine Gedanken, Meve. Trink einen Schluck Wasser.“
    Das tat die Hünin, trank und trank. Die Sonne schien vom Himmel, wärmte sie, ließ die Landschaft erblühen. Erste Triebe zeigten sich auf dem kleinen Feld des Gehöfts. Kaja spielte – typisch Kind – irgendwo vor der Tür im Dreck. Friedlich. Alles wirkte friedlich.
    Frieden. Wenn ich den Weg gehe, den meine Meisterinnen für mich auserkoren haben, … ist Frieden selten, ist Frieden ein Feind, denn nur Krieg schmiedet die größte Kriegerin, eine Schildmaid der Legenden, eine Walküre wie aus dem nordmarischen Aberglauben.
    Sie seufzte, sah Dalah hinterher, die wieder zum Haus zurück ging.
    Konnte sie eine Kriegerin des Friedens werden? Eine Beschützerin, keine Zerstörerin?

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    Nordviertel

    Langsam fuhr ihr Daumen über die weißen Linien auf grünem Grund, der sich über den Stahl ihres Brustpanzers erstreckte. Das Zeichen der freien Stadt Stewark – der Heimat, die sich gewählt und deren Bewohner sie zu schützen geschworen hatte. Das Zeichen eines Lebens nach eigenem Willen. Viel hatte sie dafür getan, dieses Zeichen auf ihrer Brust tragen zu dürfen. Aber sie hatte gekämpft, sie hatte nicht nachgelassen und hatte die Zweifler und Spötter eines Besseren belehrt.
    Und doch fühlte sich ihr Erfolg hohl an. Wo waren all die Freunde geblieben, die Stewark zu mehr als einer Stadt gemacht hatten – zu einer Heimat, einem Ort, den sie mit allem, was sie hatte, beschützen wollte? Gut, Rudra war wie immer für sie da, und auf Frieda konnte sie sich verlassen. Aber wo waren die anderen? Meve hatte sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Isidor war wie vom Erdboden verschluckt, jagte trotz allem Zureden den Geistern seiner Vergangenheit nach und es war ungewiss, ob und wann sie ihn je wiedersehen würde. Ja, selbst Syrias hatte sie nicht mehr getroffen. Als sie eines Tages in Tarons Waffenschmiede vorbeigeschaut und nach ihrem Lehrer gefragt hatte, hatte Taron ihr zu verstehen gegeben, dass Syrias nicht mehr länger bei ihm arbeitete. Und so blieben auch vom dritten ihrer Freunde nichts als Erinnerungen.

    Seit einigen Wochen schon war sie ein reguläres Mitglied der Wache. Dank Herrin Liuvens Unterstützung hatte sie sich die Sonderanfertigung ihrer Stadtwächterrüstung problemlos leisten können – mit einigen Anpassungen zwar, die ihrem Körperbau und ihrer Art zu kämpfen entgegen kamen, aber Hertan hatte die Sonderausstattung abgesegnet. Johanna hatte eine volle Rotation aller Pflichtaufgaben zur Einarbeitung mitgemacht, von den Patrouillen zusammen mit Winstan über Gefängnisaufsicht mit Aldrich und Torwacht mit Dak bis zur Patrouille im Umland gemeinsam mit einem Kameraden namens Kastor. Zweimal die Woche rief Hertan auf dem Übungsplatz vor den Kasernen zum Drill, einmal die Woche rief er sie zum Gespräch zu sich, um ihre Einarbeitung und Aufgaben abzustecken. Nach der Aufregung der ersten Wochen hatte sich nun langsam, aber sicher eine erste Routine eingestellt – und zum ersten Mal, seit sie die Rüstung der Stadtwache trug, kam sie dazu, über das nachzudenken, was war und was blieb.

    „Alles gut bei dir, Kleine?“
    Johanna schreckte auf und ließ ihre Hand von der Brustplatte fahren. „Hmm?“
    „Ob alles gut ist“, wiederholte Winstan lauter und deutlicher. „Ist immer noch ungewohnt für dich, mit dem Helm zu hören, hmm?“
    „Ja … ja, ungewohnt“, antwortete sie schmallippig.
    „Werd nach der Pause heute mal schon etwas eher Schluss machen müssen“, sagte er. „Meinst du, du schaffst den Rest der Patrouille ohne mich? Ist mit dem Chef abgesprochen, keine Sorge.“
    Johanna seufzte. Winstan war ein korrekter Kerl und sie mochte den alten Lumpen sehr, aber als Kollege war er eine Zumutung. Er kam stets zu spät, vermied alles, was zu viel Arbeitsaufwand bedeutete, sah viel zu oft weg, wo er es nicht sollte und fand immer wieder neue Gründe, warum er seiner Arbeit mal wieder nicht nachgehen konnte. Immerhin gab er ihr fast jeden Tag Einen in der Mittagspause aus und brachte ihr etwas Süßes mit, wenn er aus der Bäckerei zur Patrouille kam. Wusste Beliar, warum Hertan ihm all das ohne ein Wort der Mahnung durchgehen ließ. Aber Johanna war sich sicher, dass mehr hinter der Sache steckte, als sie wusste.

    „Mach du nur dein Ding“, antwortete sie brummig. „Ich krieg die Route schon alleine rum. Das Nordviertel ist doch entspannt.“
    Winstan zeigte strahlend seine vom vielen Rauchen vergilbten Zähne. „Meine Rede! Du bist die Beste, Johanna. Morgen früh dann wieder, ja? Ähm … wo sind wir denn morgen dran?“
    „Westring“, murrte sie kopfschüttelnd. „Seit froh, dass du mich hast, alter, vergesslicher Mann. Und verrätst du mir irgendwann mal, was dich so umtreibt, dass du ständig deiner Arbeit fernbleibst?“
    „Das könnte ich tun“, entgegnete er mit einem Grinsen, „aber dann müsste ich dich töten.“
    „Kannst es ja mal versuchen. Deine müden Knochen sind nicht schnell genug für mich, mein Lieber!“
    „Unterschätz deinen alten Partner mal nicht, Kleine. Ich kann immer noch austeilen!“
    „Das musst du mir übermorgen beim Drill zeigen.“ Sie piekte ihm mit dem Handschuh auf den Brustharnisch. „Dann kämpfen wir. Keine Ausrede!“
    Winstan brummte. „Da werd ich nicht können.“
    „Natürlich nicht! Feigling!“
    Winstan hob die Schultern, dass seine Rüstung klapperte. „Tja, so gern ich das jetzt auch noch mit dir ausdiskutieren würde – die Pflicht ruft.“
    „Die … andere Pflicht?“
    „… von der ich dir jetzt nichts erzählen werde. Also, gutes Gelingen!“
    „Ja ja, schleich dich nur.“
    Sie seufzte erneut, als sie ihm dabei zusah, wie er die Straße entlang entschwand und sie allein in den Straßen zurückließ. „Tja, dann also ohne Partner“, resümierte sie nicht ohne eine Spur Spott in der Stimme. „Mit der Neuen kann man’s machen.“

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    Baronie Stewark, Stewarker Land, im Wald bei Dalahs Gehöft

    Es war ein stürmisches, ein regenschweres Wetter. Der Wind wehte der jungen, blonden Frau um die Ohren, während sie im Schutz der Bäume bei der Klippe saß, an der sie gerne Platz nahm, um Ruhe und ein wenig Frieden zu finden. Ihr nasses Haar wehte in den starken Brisen, die jedoch noch nicht die Kraft erreicht hatten, um sie oder die Bäume ernsthaft in Bedrohung zu bringen. Aber draußen, auf dem Meer, tobte er mit titanischer Kraft. Die Wellen wurden in endlosen, sich türmenden Massen Richtung Küste getrieben und brandeten laut und gischtreich am Fuß der Klippe.
    Immer wieder dachte Meve über ihren Platz in der Welt nach. Würde sie hier in Stewark ihr Schicksal finden? Auf diesem Hof? Oder würde sie reisen, ganz ihrem ungestümen Wesen gleich, ein Ross, dass nie zur Ruhe kam und immer und immer weiter preschen musste, weil das Blut in den Adern heiß und treibend war.
    „Irgendetwas muss ich tun“, flüsterte sie sich selbst zu, als sie sich erhob. Die dunklen, fast schwarzen Wolken sorgten schnell dafür, dass das abendliche Zwielicht finster wurde, Umrisse und Schemen erzeugte, wo klare Konturen waren. Sie ging vorsichtig durch das Waldstück zurück zum Hof. Hier gab es durchaus das eine oder andere Loch, aufgegebene Fuchs- oder Hasenbauten, deren Eingänge unter Laub und alten Ästen verborgen lagen und nur darauf warteten, dem unachtsamen Wanderer den Knöchel brechen zu dürfen.
    Vor sich hörte Meve schnelle, leichte Schritte.
    „Kaja!“, rief sie über den Wind, der unter den Bäumen weniger laut tobte, aber immer noch kräftig wehte. Keine Antwort. Die Schritte erstarben schnell. Meve erstarrte. Langsam ging sie in die Hocke, spannte sich und ihre Muskeln an. Ihre rechte Hand fand das Messer. Kein Schwert, keine Axt … nun, abgesehen davon war sie talentfrei dafür, wurde ihr gesagt. Daher würden das Messer und ihr Körpergewicht reichen müssen.
    „Kaja!“, nun leiser, zischender.
    Kein Ton. Nur der Wind.
    Gerade als Meve sich erheben wollte, spürte sie Stahl an ihrer Kehle. Kalten, harten, den Tod versprechenden Stahl. Sie wagte nicht einmal zu schlucken.
    Ein kehliges Lachen ertönte seitlich hinter ihr. „Du bist ja riesig, meine Liebe“
    Die weibliche Stimme hatte einen seltsamen Akzent, den sie nicht kannte.
    „Bei der großen Il-Kaithe, der Großen Krähe der Stürme, du bist verdammt riesig. Hoch mit dir, ich will dich in deiner ganzen Riesenhaftigkeit sehen.“
    Langsam erhob sich Meve in den Stand, die Klinge folgte ihr. Da sie nicht zitterte, also nicht weit hochgehalten wurde, musste die andere Frau entweder so groß sein wie sie oder nur um einen oder zwei Köpfe kleiner.
    „Holla“, sie pfiff anerkennend, „Bist du die Nachkommin von besonders hübschen Ogern?“
    „Was willst du?“, presste Meve zwischen den Zähnen hervor. Aus Wut. Aus Verzweiflung. Angst. Am meisten schmerzte es, dass sie Angst um sich verspürte, nicht aber um Kaja, Dalah oder Torvald. Feigheit war das richtige Wort dafür.
    „Zum einen möchte ich dich bewundern. Und dann, du kannst es dir denken, dich mitnehmen. Gefangennehmen. Dreh dich zu mir.“, befahl sie abschließend. Meve drehte sich und sah sich einer gebräunten Frau mit schwarzer, dichter Haarpracht gegenüber, gekleidet in graue Bekleidung aus Leder und Stoffen. Salzkrusten an manchen Stellen verrieten, dass es die Kleider einer Seefahrerin waren. Die Frau war schlank, strahlte jedoch agile Gefahr – gleich einer Kobra - aus. „Bei Il-Kaithe … wie eine Statue aus den Tempeln des Alten Volkes.“
    Trotz der Komplimente lag die Klinge – ein geschwungener Säbel, abgenutzt und geschärft – weiterhin an Meves Hals.
    „Was soll das?“, knurrte sie, „Wo sind die anderen?“
    „Die Frau und ihr Kind? Unsere Gefangenen.“
    „Und Torvald?“, fragte Meve, obwohl sie fürchtete, die Antwort zu kennen.
    Die schlanke Frau verzog das Gesicht. „Eines der Küken war etwas … übermütig. Vorschnell.“
    Meve schluckte, spürte wie sich ihre Züge verhärteten. Gedanklich prägte sie sich das Gesicht der Frau ein.
    „Er ist tot.“
    „Ging es schnell?“, fragte die Hünin. Die andere hob die Schultern.
    „Küken haben gerade das Kämpfen, das Töten gelernt. Keine Profis. Nein, es ging nicht schnell.“
    Meve schwieg, sagte nichts. Kalte Wut staute sich an. „Und nun?“, fragte sie nach einigen Minuten Stille. „Töten mich die Küken auch? Und die anderen?“
    Die Frau spuckte aus. „Nein. Nicht, wenn ihr uns keinen Grund gebt. Ihr seid Frauen, der Hoftrottel ein Mann. Wir Sturmkrähen sind ein Volk von Weibern.“
    In Meves Blick lag keine Art des Erkennens. Die andere schüttelte langsam den Kopf.
    „Beim Sturm, du weißt nicht, wer wir sind?“ Sie lächelte. „Sturmkrähen. Piratinnen. Der Schrecken der Meere. Scheiß auf alles, was die Meere befährt. Orks, Freibeuter … wir sind der Tod, der auf schwarzen Schwingen jene Schiffe und Küsten heimsucht, bei denen wir reiche Beute wittern. Männer töten wir. Frauen … nun, Kinder werden mitgenommen, wir brauchen schließlich Nachwuchs. Natürlich nur Mädchen.“
    „Also nehmt ihr uns mit?“, brachte Meve hervor.
    „Die Bäuerin und dich? Wenn ihr euren Wert bewiesen habt, ja. Das Kind sowieso. Aus ihr wird mit der Zeit eine Sturmkrähe werden.“
    Ihren Wert beweisen. Nur die Götter wussten, wie das aussehen würde. Etwas krähte in den Bäumen, schlug mit den Flügeln, flatterte herab. Ein Rabe setzte sich auf die Schulter der Frau. Sie grinste Meve an.
    „Mein gefiederter Freund. Mein Auge in der Luft. Wie heißt du, Titanenkind?“
    „Meve.“
    „Der Name hat Klang. Ich bin Sarenya“, stellte sich die Sturmkrähe vor. „Und nun, da wir das hinter uns haben, vorwärts, Meve Titanenkind. Ich bete zur Großen Krähe, dass du wertvoll genug für uns bist. Es wäre ein Jammer, dich Prachtexemplar mit durchgeschnittener Kehle von der Klippe zu stoßen.“
    Und während sie durch den Wald zum Hof zurückkehrten, fielen ihr Torvalds Worte wieder ein. Sturmkrähen. Die Krähen in den Bäumen.
    Es war eine Warnung gewesen.

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    Baronie Stewark, Stewarker Land, Dalahs Gehöft

    Mit der Säbelspitze im Rücken war Meve auf den Hof zurückgekehrt. Auf den ersten Blick erschien alles ruhig, unverändert. Dann bemerkte die Hünin etwa anderthalb Dutzend Gestalten in der zunehmenden Dunkelheit des frühen Abends. Fackeln brannten und fast befürchtete sie, dass alsbald eines der Dächer angezündet werden würde. Zerstörung um der Zerstörung willen. Wir sind die Starken, ihr die Schwachen. Solcherlei Gedanken hatte sie vor noch gar nicht so langer Zeit selbst unterstützt: Stärke war erstrebens-, Schwäche verachtenswert. Nun wurde Meve bei solchen Gedankengängen übel und sie ekelte sich geradezu, lange Jahre den Kodex ihres heimatlichen Ordens so hoch gehalten zu haben.
    „Sarenya!“, eine laute, schneidende Frauenstimme. Eine grauhaarige Matrone trat zu ihnen, kleiner als die Sturmkrähe und viel kleiner als die Hünin, aber Autorität ausstrahlend wie ein Ofen Hitze. „Ah, das ist die Knechtin.“
    „Krähenmutter Ospria, sieht die für dich nach einer Helferin aus?“
    „Es ist mir egal, wie sie aussieht. Ihr gehört der Hof nicht, sie arbeitet hier nur. Also ist sie eine Tagelöhnerin.“ Die Krähenmutter – was auch immer das war – hob die Schultern und musterte Meve von oben bis unten. „Eindrucksvoll bist du jedenfalls, Mädchen.“
    Meves Gesicht lief rot an. Mädchen. Mädchen? Diese alte Vettel … aber sie schwieg. Meve schwieg und starrte sie nur finster an.
    „Nun, schlauer als der Knecht. Aber das ist auch nicht schwer, denke ich. Ein ausnehmend dummes Exemplar eines Mannes.“
    „Sein Name war Torvald, du alte Kackbratze!“, zischte die Hünin die Frau an. Schneller als ihre Augen es wahrnehmen konnte, verpasste die Ospria ihr eine schallende Ohrfeige. So, wie man ein vorlautes Gör, ein dummes Mädel schelten würde. Natürlich lag da Kraft im Arm, aber in erster Linie brannte die Scham. Das war nicht die erniedrigende Prügel von diesem Hundesohn namens Tiberon in der Akademie gewesen – die hatte sie letztlich irgendwie verdient – sondern eine völlig respektlose, sie auf ihren Platz verweisende Aktion. Sprachlos sah Meve die alte Frau an.
    „So ist richtig, Kind. Schweigen. Aus deinem Mund kommt nur Mist.“
    Ihr Blick wanderte zur Seite, zu einer Gruppe junger Frauen, manche davon vielleicht ältere Mädchen. Sie waren ähnlich gekleidet wie Ospria und Sarenya, wirkten aber in ihrer Tracht wesentlich unsicherer und unpassender als diese beiden Piratinnen der Sturmkrähen. „Glotzt woanders hin, Küken. Und du, Galeya: Ist das Grab schon fertig?“
    „Für’n dicken, dummen Mann?“, murmelte sie trotzig mit gesenktem Blick. Sarenya hustete in ihre Hand, wobei es eher wie ein unterdrücktes Lachen klang. Ospria wandte sich von Meve ab, als wäre sie keine Gefahr, keine wichtige Angelegenheit, und schoss auf Galeya zu wie ein Raubvogel auf seine Beute. Hier kam keine Ohrfeige, sondern ein Fausthieb in die Magengegend. Scheinbar gingen die Sturmkrähen mit ihrem Nachwuchs wesentlich ungnädiger um als gedacht.
    „Habe ich mich verhört?“, fragte Ospria und beugte sich herab. „Hast du mir irgendwas zu sagen, Küken?“
    Aber aus dem Mund der jungen, blonden Frau mit dem kindlich wirkenden Gesicht kam nur Spucke und etwas Galle, während sie keuchend auf allen Vieren hockte. Ospria zischte verächtlich.
    „Du hast ihn getötet, ohne dass es dir befohlen wurde. Auf Deck gilt das Wort der Krähenmutter. Ebenso an Land. Du hast gegen mein Wort gehandelt, hast mich missachtet und jetzt widersprichst du mir auch noch.“ Die Grauhaarige erhob sich wieder, sah streng über die versammelten Küken und dann zu Sarenya. „Ein paar Tage in der Bilge für diese Küken. Ich bin wahrlich zu gnädig geworden im Alter …“
    Sarenya nickte, während die Mädchen und Frauen mit Bestürzung erst die Krähenmutter ansahen und dann mit verschiedenen Stufen der Wut und des Hasses die immer noch zusammengekauerte Galeya.
    „Mutter“, Ospria, die sich zum Gehen gewandt hatte, hielt inne, als Sarenya sie rief. „Was ist mit der Großen?“
    „Teste sie. Beweise ihren Wert. Wenn sie wertlos ist, wie die Bäuerin … nun, du kennst das Prozedere.“
    Sarenya sagte nichts, sondern sah nur die Hünin an, deren Gesicht jegliche Farbe verloren hatte bis auf den roten Handabdruck Osprias.
    Wenn sie Dalah etwas zuleide getan haben …
    Nun, am Ende würde Meve – wenn überhaupt – wohl keine Behüterin des Friedens werden. Denn alles in ihr schrie nach Rache.

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    Baronie Stewark, Stewarker Land, Dalahs Gehöft -> kleine Bucht nahebei

    Die beiden Frauen – die Sturmkrähe und ihre Gefangene – marschierten durch ein weiteres Waldstück, welches zwischen dem kleinen Hof und einem Küstenstreifen, einer kleinen Bucht, lag. Sarenya hatte ein Lied auf den Lippen, welches Meve nicht kannte, pfiff es mit Begeisterung und machte allgemein den Eindruck, als würde sie einen wunderbaren Tag haben und nicht gerade mit ihren Kumpaninnen zusammen … nun, eine Existenz zertrümmern und zerschlagen, dass davon nur Scherben, nein, nur Staub bleiben würde.
    Ist dies das Recht des Stärkeren? Muss es wohl sein. Diese Sturmkrähen sind wohl meinem Orden nicht ganz unähnlich, nur dass sie ihrem Nachwuchs direkt das Kämpfen und Töten beibringen und keinen feschen Kodex besitzen, der am Ende aber ebenso wenig wert ist wie das Wort eines Lügners
    Am Strand angekommen, sah Meve, dass ein schnittiges, dunkles Schiff einige hundert Meter vom Strand vor Anker lag. Auf den Sand gezogen, lagen drei Boote. Also waren neben Ospria, Sarenya und den Küken noch einige andere Krähen hier. Späherinnen wahrscheinlich. Meve verzog das Gesicht.
    „So, äh … Meve, sagtest du?“
    Die Hünin musterte die schwarzhaarige Sturmkrähe und nickte wortlos.
    „Kannst du kämpfen? Bei Il-Kaithe, natürlich kannst du das. Du bist immerhin eine- …“
    „Nein.“, fuhr Meve dazwischen, überspielte die Scham mit einem harten, kalten Gesichtsausdruck, der völlig konträr zu dem Geständnis war, welches sie hier tat.
    Sarenya schwieg einen Moment, sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus, so sehr, dass sie sich vorbeugte und auf den Knien abstützte. Sie blickte dann wieder auf, Tränen schimmerten in den Augen und schwer atmend stand sie da. „‘s nicht dein Ernst, Titanenkind, oder?“
    Meve schluckte schwer, wandte den Blick ab und sah zu dem Schiff.
    „Es ist also dein Ernst …“
    „Wo sind Dalah und Kaja?“, unterbrach Meve sie erneut und sah sie mit kalten, blauen Augen an.
    Sarenya wurde wieder ernst und erwiderte lange den Blick, ehe sie antwortete. „Das Mädchen ist an Bord. Vergiss sie …“
    „Und Dalah? Hat ihr jemand auch ein Grab ausgehoben? Eines eurer Küken?“
    Meve trat vor. Sie war keine Kämpferin, aber sie besaß eine kräftige Statur, könnte diese einsetzen, irgendwie diese dunkelhaarige Hure überwältigen und … sterben?
    „Ho“, Sarenya lächelte immer noch, aber nun sprach ihr Blick von kalter Drohung. „Bleib stehen, Meve. Du bist mir sympathisch, aber wenn du hier irgendwas versuchst, mache ich dich kalt, ist das klar? Ospria will, dass ich einen Wert feststelle.“
    „So wie bei Dalah?“, fragte Meve drohend.
    „Ja. Aber ich soll ihren Wert nicht schätzen. Das tut eine andere Schwester. Ich denke, dass sie keinen Wert als Kriegerin hat, aber Arbeitskräfte brauchen wir immer.“ Die Krähe zuckte die Schultern.
    „Weiter also, zu der Ausrüstung dort.“
    Mehrere Sätze einfacher Waffen und Rüstungen lagen da.
    „Wollt ihr euch hier heimisch machen?“, fragte Meve und lächelte abfällig. „Die Mannen Ethorns werden …“
    „… Die? Die würden nicht mal den eigenen Schniedel finden, wenn er in ihrer Hand läge. Bevor da auch nur ansatzweise jemand auf die Idee kommt, ein abgeschiedenes Gehöft im Stewarker Land zu kontrollieren, sind wir Dutzende Seemeilen entfernt.“
    Die Sturmkrähe hob erneut die Schultern. „Niemand interessiert sich für deine Dalah und ihre Kaja und diesen toten Trottel.“, entschied sie, „Gesichtslose Untertanen, mehr nicht.“
    Sie nickte zu den Waffen. „Nimm dir eine und stell dich dann da hin“ – sie deutete mit dem Säbel in der Scheide, die sie gelöst hatte, auf eine Stelle am Strand. Meve blieb stehen, verschränkte die Arme.
    „Und wenn ich mich weigere?“
    „Töte ich dich. Ohne viel Federlesen.“
    Am Ende siegte Meves Überlebenswillen und die klassische Angst vor dem Tod. Sie verzog das Gesicht, sah auf die Auswahl an Waffen. Säbel, Entermesser, Speer, Stab, Beile.
    „Denke ein Säbel passt am ehesten…“, überlegte Sarenya laut. „Etwas womit du kräftig zuschlagen kannst.“
    „Nein.“
    „Nein?“
    Meve schluckte, schloss die Augen und betete darum, Sarenya würde die Schamesröte in ihrem Gesicht nicht bemerken.
    „Mir wurde gesagt, dass ich dafür kein Talent habe. Nicht von einer Freundin, nicht von meinem Ausbilder, aber von jemanden, der Waffen anfertigt. Er sah meine mangelnden Fortschritte und stellte ein Urteil aus … das …“ Sie schüttelte den Kopf. „Am Ende auf diesen Hof führte. Flucht vor der bitteren Wahrheit.“
    „Scheiß drauf. Dann schnapp dir den Speer. Du bist groß, du hast lange Arme und Beine. Mit dem Speer kann sogar der untalentierste, auf beiden Augen blinde und beiden Ohren taube Bauer in die Schlacht ziehen. Na los.“
    Meve zögerte kurz, beugte sich herab, hob einen Speer an. Einfaches, stählernes Stichblatt, gutes, hartes Holz. Rau und abgenutzt, aber ohne Makel. Gute Arbeit, soweit sie das beurteilen konnte, was natürlich nichts hieß.
    „Na siehst du“, Sarenya lächelte kurz aufmunternd. „Das haben wir geschafft. Natürlich mache ich dich nicht in zehn Minuten zur Speerkampfmeisterin, aber … es sollte reichen um zu sehen, ob du ein Talent dafür hast oder nicht.“
    Die Frau warf die Scheide ihres Säbels beiseite. Meve stand da, den Speer mit beiden Händen haltend. Sie sah zu der abgelegten Waffe und der Unbewaffneten.
    Sarenya zeigte das Lächeln eines Seewolfes. „Oho, so eine meinst du zu sein?“
    Es wurde breiter, zeigte weiße Zähne. „Na dann, Titanenkind, töte mich.“
    „Mit Vergnügen!“, fuhr Meve auf und warf sich mit dem Speer in den Händen auf die Sturmkrähe.

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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Baronie Stewark, Stewarker Land, Dalahs Gehöft -> kleine Bucht (Stangenwaffen 1 Selbststudium)

    Um Meves Feuereifer zumindest etwas zur Ehre zu gereichen: Sie attackierte nach bestem Wissen und Gewissen, auf die Art, wie sie meinte, dass ein Angriff mit einem Speer von statten gehen sollte. Spitze voran, gezielt auf die Leibesmitte, mit ganzer Kraft. Sie würde Sarenya pfählen und damit einen Namen von ihrer Liste von Sturmkrähen, deren Federn es zu rupfen galt, streichen. Das Gesicht der Hünin war vor Wut und Angst verzerrte, während sie voranstürmte, um die unbewaffnete Plünderin zu töten.
    Und was tat diese?
    Einen sekundenlangen Augenblick fühlte sich Meve an eine Geschichte erinnert, die eine Meisterin ihres Ordens, eine weitgereiste Veteranin und Ausbilderin ihrer Klasse einmal erzählt hatte: Weit, weit im Osten des legendären Kontinents namens Gorthar, gab es ein Volk, welches in Arenen vor zehntausenden jubelnden Zuschauern gegen Stieren kämpfte. Aber nicht schwer bewaffnet, sondern nur mit einem roten Tuch, einer ulkigen Aufmachung und einer Art Stichwaffe, um das Tier erst zu triezen und zu noch größerer Wut anzufachen, nur um dann am Ende Gnade walten zu lassen. Oder das, was diese Leute dort als Gnade verstanden. Die Meisterin hatte es als Metapher für unkontrollierten Zorn erzählt: Der Stier sieht die Farbe Rot, überall, sieht diesen ausstaffierten Menschen, der ihn anstachelt und will ihn niedertrampeln und aufspießen. Nichts anderes zählt. Flucht wäre in dem Fall angebrachter, zwar wirkungslos, aber ein sinnvollerer Instinkt.
    So wie die Meisterin die fast tänzerisch anmutenden Bewegungen der Stierkämpfer beschrieben hatte, wich nun Sarenya mit nahezu akrobatischer Anmut der wütenden Kuh namens Meve aus, nutzte den Schwung und trat ihr mit ungeheurer Präzision die Beine weg. Noch immer in Bewegung, trug der Schwung und der Verlust der Bodenhaftung sie nun einige Schritt weiter, wo sie zu Boden ging, fast den Speer zerbrach und mit dem Gesicht im nassen Sand der Bucht landete, eine kurze Furche zog und eine Ladung salzig schmeckenden Strandes probieren durfte.
    „Lächerlich“, höhnte Sarenya, „Ich gebe zu, du bist groß und kräftig. Wäre ich – was weiß ich – ein Baum, dann hättest du mich mit dem Ding verdammt nochmal durchstoßen. Leider bin ich eine Sturmkrähe.“ Sie trat zu ihr hin, rollte Meve mit dem Fuß auf die Seite. „Ich habe mehr Gefechte auf schwankenden Decks gehabt, als ich zählen kann. Meinst du eine stumpf daher stürmende Idiotin macht mir da Angst?“
    Meve spuckte den Sand aus. Ihre Züge waren hochrot. Vor Schande, vor Wut, aber eben auch vor einer gewissen Panik. Was würde Sarenya nun machen? Einen Säbel nehmen und die Sache beenden?
    „Hoch mit dir, Titanenkind.“, sie machte sich nicht die Mühe, ihr aufzuhelfen, „Wir können das Spiel natürlich gerne weiterspielen, bis du müde bist oder dir der Sand zum Hals raushängt, nun, oder wir können wirklich mit der Arbeit, mit dem Schätzen deines Wertes anfangen.“
    Ächzend mühte sich Meve wieder auf die Beine, den Speer als Stütze nutzend. Sarenya sah sie abschätzig an.
    „Wichtig ist, wie du den Speer hältst. Während deines Angriffes, Meve, lagen deine Hände zu nah beieinander und zu weit hinten. Dir hätte beim Auftreffen die Stabilität gefehlt. Ein Gegner ohne Rüstung oder ein schmales Beutetier hättest du damit sicherlich gut bluten lassen, aber gegen einen Krieger in Rüstung? Entweder hätte er den Speer mit der Klinge abgewehrt und zur Seite, ins Leer gelenkt … oder du hättest getroffen und den Halt verloren, weil du in etwa so standfest und sicher warst, wie ein wackeliger Greis kurz vor dem Tod.“
    „Aber meine Kraft …“
    „Deine Kraft wäre wohl das Einzige gewesen, was bei deinem Angriff wirklich für Schaden gesorgt hätte. Du bist groß und kräftig, nutze dies. Kraft bedeutet nicht nur, angreifen zu können. Der Speer ist auch eine Waffe für die Verteidigung, für den Stand. Nicht wirklich für den Sturmangriff gedacht.“ Sie trat zu Meve und packte sie, ohne zu fragen an. Die Sturmkrähe zerrte an ihren Armen, positionierte sie so am Speerschaft, wie es wohl richtig schien. Etwas mehr als eine Körperbreite auseinander. Die Rechte im hinteren Drittel des Schafts, die Linke etwas mehr als mittig. Dann korrigierte sie mit den Füßen Meves Stand, bis es wirkte, als würde die Hünin einen Ausfallschritt machen.
    „Steh nicht so steif da. Locker in den Beinen. Du bist zwar so groß, aber am Ende eben keine Eiche.“ Sie führte es vor, die Beine entsprechend im Ausfallschritt, ging leicht in die Knie, wippte, zeigte dabei aber einen sicheren, festen Stand.
    „Stürmt jemand auf dich zu, beispielsweise im Angriff – Speerkämpfer werden gerne zur Abwehr von Kavallerie eingesetzt – dann brauchst du einen sicheren Stand, der aber nicht steif ist. Ebenso, wenn du zustechen willst.“
    Sarenya legte ebenfalls die Hände an den Speer und führte ihn, imitierte den Speerstoß nach vorne. „Merkst du das? Viel sicherer. Zustechen ist die erste Lektion. Der Speer als Stangenwaffe ist zum Stich da. Stechen, stechen und nochmal stechen.“
    Die Sturmkrähe sah sich um, zerrte zwei Kisten heran und stapelte sie aufeinander. Dann suchte sie einen Kohlestift und markierte das Holz, zeichnete drei Kreise. Einen äußeren Ring, einen mittleren und einen kleinen, inneren.
    „Damit üben wir das Zustechen. Erst einmal möchte ich, dass die Bewegung sitzt, du den Ablauf verinnerlichst.“

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