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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Höhle der Löwen - Der weiße Löwe

    Maris atmete tief ein und aus.
    Selten war ihm so klar gewesen, wie er tun musste, was er noch nie zuvor gewagt hatte. Seine Augen ruhten auf dem schlafenden, dezimierten Löwenrudel. Er musste Einer von ihnen werden, wenn er von ihnen akzeptiert werden sollte. Er musste zum Löwen werden.
    Maris schloss die Augen und sammelte sich. Er hatte es bereits zuvor getan, in der mythischen Sphäre. Er war zum weißen Löwen geworden und hatte sich al-Hamza zum Kampf gestellt. Seine Essenz war damals Eins geworden mit dem Bild des Tyrannenfürsten al-Bayda, dem Vater des Großen Löwen. Und nun musste er seine Essenz erneut verändern. Doch in Fleisch und Blut war dieses Unterfangen ungleich schwerer als in der Welt der Geister. Es würde ihm alles abverlangen, diesen Schritt zu gehen. Doch er war bereit – und er wusste, was getan werden musste.

    Die Magie in seinem Inneren wallte auf. Er fühlte sich stark und gefasst, als hätte der Besuch in Tiarets Hain seinen Schlaf über alle Maßen erholsam werden lassen. Er hatte die Kontrolle.
    Seine Hände breiteten sich zu beiden Seiten aus. Die kalte Luft stach auf der Haut, als seine Decke hinabfiel. Ein willkommener Schmerz, der ihn der Grenzen seines Körpers bewusst werden ließ. Er ließ die Ströme fließen, doch er entließ sie nicht aus seinem Körper. Die magische Essenz verteilte sich vielmehr in jeden Winkel seines Leibs, sank tief ein in sein Fleisch. Maris‘ ganzer Körper wurde von einer pulsierenden Taubheit erfasst, die ihn überrascht aufkeuchen ließ. Er spürte den Schlag seines Herzens bis in die Spitzen seiner Zehen, bis in die Wurzeln seiner Haare, bis in die letzte Faser seines Körpers. Er sah das Bild des Löwen genau vor seinen Augen, kannte es wie kein anderes, kannte die Eigenheiten und die Wege dieser Tiere, hatte mit ihnen geatmet, gegessen gestritten und die Wärme ihrer Leiber gespürt.

    Maris bewegte die Essenz aus Fleisch und Geisteskraft in die Form, die er begehrte – und mit einem Schlag wandelte sich die Taubheit zu Schmerz – reinem, den Verstand zerreißenden Schmerz. Seine Lungen sogen scharf die kalte Luft ein, und sie brannte wie ein alles verzehrendes Feuer. Er schrie auf und schrie doch nicht, denn seine Kehle war nicht, wie sie sein sollte.
    Der pure Wille hielt ihn auf Kurs, hielt das Bild des Löwen im Zentrum seines Denkens. Knochen brachen, Knorpel verformten sich. Maris krümmte sich vornüber, während sein Körper sich bog und verdrehte. Ein Schrei – nein, ein Brüllen ließ die Höhle erbeben. Muskeln wuchsen und spannten sich, Knochen streckten sich, Haare sprossen. Sein Gesicht fühlte sich an, als wollte es zerreißen, als sein Mund sich verzog und seine Zähne zu mächtigen Reißwerkzeugen anwuchsen. Sein Leib war Schmerz, doch Maris zwang ihn in sein neues Erscheinungsbild. Und dann, mit einem Schlag, wich die Pein, wich die Taubheit, wich das Pulsieren magischer Kraft.

    Knurrend rappelte er sich auf und fiel unbeholfen auf die Seite. Sein scharfer Blick glitt durch die Höhle – dort standen die Schwestern, beide wach und alarmiert, und bauten sich vor den Jungen auf. Maris öffnete die Kiefer und ließ einen kehligen Ton aus seiner Kehle entweichen. Erst, als er den Klang seines zwecklosen Sprechversuchs vernahm, hielt er inne. Seine Augen wanderten hinab auf seine Hand – nein, seine schneeweiße Pfote. Beim zweiten Versuch gelang es ihm, sich auf alle Viere zu erheben. Er schüttelte die Mähne, schüttelte die Steifheit aus den neuen Gliedern und baute sich zu voller Größe auf. Die Schwestern wichen einen Schritt zurück, doch er sah keine Angst in ihren Augen, sondern abwartende Spannung.

    Er war nun Einer von ihnen.

    Er war der weiße Löwe.

  2. Beiträge anzeigen #382
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Oh nein, sie würde nicht auf den Dackelblick des mindestens an die Größe eines Orkhunds reichenden Griffin hereinfallen! Hätte er stattdessen einen Käferblick aufgesetzt, wäre sie wohl eher schwach geworden. So jedoch befand sie, dass ihm sowohl die Zeit mit Dion, als auch die Rüge ihrer Großmutter zurecht geschah!
    Dummerweise war sie nie sonderlich gut darin gewesen einen Groll zu hegen, weshalb sie schlussendlich doch nachgab.
    „Ist gut“, flüsterte sie zurück, als er sich gerade daran machte den Bauern aus Nereas Bett zu komplimentieren.
    Dabei lächelte sie leicht und entschied sich, ihm bei der Aufgabe zu unterstützen. Alfons, der Sohn des Bauern, saß etwas neben sich auf der Bettkante und war wohl noch halb in der Traumwelt. Der Tumult in der Hütte hatte ihn geweckt und man mochte denken, dass er noch immer seiner Kopfverletzung wegen litt. Doch Zarra hatte bereits mitbekommen, dass er wie ein normaler Junge wirkte, wenn er wach war. Ein äußert unhöflicher und vorlauter Junge wohlgemerkt.

    „Du bist wieder gesund, Alfons“, sagte sie mit leiser, aber fester Stimme zu ihm, sodass sich seine Augen langsam in ihre Richtung drehten, „Dein Vater und du können zurück auf euren Hof kehren. Wir werden den Jägern Bescheid geben, dass sie euch durch den Orkwald geleiten sollen.“
    Dem Bauerssohn tropfte ein Speichelfaden von der Lippe, den er im nächsten Moment wieder einsog.
    Igitt!
    „Ich würd lieber hier bleiben“, erwiderte er mit feuchter Stimme.
    Auf gar keinen Fall!
    „Das verstehe ich, aber du hast dein Leben bei deinem Vater auf dem Hof.“
    „Er schafft’s auch ohne mich!“
    Ist mir egal!
    „Du kümmerst dich doch um eure Schafe, oder nicht? Wer soll das in Zukunft machen?“
    „Mir egal…“
    „Junge, lass uns gehen! Wir brauchen keine Angst mehr vor den Echsenmenschen haben“, mischte sich Alois ein, der sich endlich erhoben hatte.

    Mutter, lass die beiden einfach verschwinden…
    Zarra hatte seit dem Aufstehen Kopfschmerzen, was auch ihre Laune etwas dämpfte. Sicherlich lag das an dem Kirschsaft. Ganz sicher!
    Nach weiterem hin und her schaffte Griffin es endlich die beiden aus der Hütte zu schieben, während sich ein Streit zwischen ihnen anbahnte. Sollten sie nur, aber nicht hier!
    „Alles erledigt, Oma!“, meldete Griffin seinen Erfolg, als die Tür endlich wieder ins Schloss fiel.
    „Wen nennst du hier Oma?“, fragte Nerea, die bereits weniger garstig wirkte.
    Die junge Frau konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, was sie sofort bereute.
    „Zarra, Liebes, warum gehst du nicht mit Griffin los und besorgst uns einige Kräuter, die ich für die beiden Bauern verwendet habe? Es ist noch warm genug, dass ihr das meiste problemlos finden solltet.
    Die Weißhaarige seufzte. Kaum hatte sie sich auf einen Tag Ruhe gefreut, wurde sie wieder zur Arbeit gedrungen. Aber gut, sie mochte es Kräuter zu sammeln.
    „Nimm dir eine Kräutersichel mit, Griffin“, bat sie den liebenswerten Riesen.
    Geändert von Zarra (19.11.2024 um 21:21 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #383
    King Kong Avatar von Griffin
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    Griffin ist offline
    »Und das hier ist...?« Neugierig zeigte er auf eine am Boden wachsende Pflanze mit enormen Blättern, deren spitz zulaufenden Auswüchse gerade zu dazu einluden, die allgemeine Piksigkeit und im Besonderen natürlich auch die Spitzheit mit den eigenen Fingern zu überprüfen. Oder indem man ein Blättchen ausrupfte und andere mit der spitzen Seite anstupste.
    »Harnischkraut.«, antworte Zarra geduldig und trat an seine Seite.

    Seit geraumer Zeit stapften die beiden, Griffin mit einer Kräutersichel und Zarra mit einem kleinen Säckchen und einer engelsgleichen Geduld bewaffnet, durch den Wald. Der Südländer hatte schnell erkannt, dass die Enkelin der Kräuterkundigen Nerea im Laufe der Jahre mehr als nur ein wenig Wissen über die Pflanzen aufgesammelt hatte und viele der wild wachsenden Pflanzen und Bäume, Kräuter, Sträuche, Pilze und Geflechte problemlos namentlich benennen konnte. Für einige von ihnen konnte sie ihm sogar sagen, welche Wirkung eine daraus gewonnene Paste oder Salbe, die zerkaute Masse oder die unter das Essen gemischte Früchte haben konnte. Wie ein Kind hatte der ehemalige Hüter sich einen Spaß daraus gemacht, willkürlich auf verschiedenste Pflanzen und Gewächse zu deuten, die seine weißhaarige Freundin dann benennen musste. Bei den meisten von ihnen schien die Antwort durchaus realistisch, andere hatten allerdings so fantastische Namen, dass es sich hierbei um Erfindungen Zarras handeln musste. Besonders letztere merkte er sich.

    »Harnischkraut benutzt meine Oma be-«
    »Autsch!« Der ehemalige Hüter schüttelte erschrocken die Hand und drückte auf seinem Finger herum, bis ein Bluttropfen hervorquoll. »Ganz schön Spitz dein blödes Harnischkraut!«, stellte er das Offensichtliche fest und hielt ihr wie ein kleines Kind, das sich verletzt hatte den Zeigefinger mit Blutstropfen darauf hin. Halb in der Erwartung, sie würde ihm einen Verband für die schwerwiegende Verletzung anlegen.
    Tatsächlich begutachtete Zarra für einen Augenblick seinen Finger, zuckte dann allerdings zu seiner Überraschung mit den Schultern.
    »Der Stich des Harnischkrauts ist nicht giftig.«, erklärte sie ihm und schmunzelte leicht. »Du wirst es sicherlich überleben.«, ergänzte sie dann kichernd und bedeutete ihm, ihr zu folgen.

    Schon immer hatte der Braunhaarige Zarra bewundert. Die Art und Weise, wie sie mit nicht mal achtzehn Jahren schon ein so fester Teil des Waldvolkes war, wie sie sich stoisch der Verantwortung ihres Namens stellte und stumm die Last der Erwartung trug, die vermutlich einige an sie stellten. Als er in ihrem Alter gewesen war, streng genommen selbst jetzt noch, hatte er neben Flausen nur Unsinn, eine gehörige Portion Schalk und jede Menge Schabernack im Kopf gehabt. Er hatte sein Leben lang immer nur getan, wonach ihm der Sinn stand. Zarra hingegen tat, was getan werden musste. Und sie tat es ohne zu Murren. Einfach nur, weil es getan werden musste.
    Wenn er die junge Frau aber jetzt so erlebte, wenn sie wirklich in ihrem Element war, dann fiel jede Unsicherheit von ihr ab und für einen kurzen Augenblick ermöglichte sie ihm einen Blick auf eine ganz andere Seite.

    »Weißt du eigentlich, dass du eine der beeindruckendsten Personen bist, die ich kenne, kleine Libelle?«, platzte es aus ihm heraus, während er sie gedankenabwesend dabei beobachtete, wie sie ein paar Beeren pflückte.
    Geändert von Griffin (20.11.2024 um 13:38 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #384
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Weniger wie ein alter Mann – als welchen er sich gern selbst betitelte – und mehr wie ein neugieriger, überdimensionierter Junge lief Griffin durch morastigen Wald und wirkte, als würde er zum ersten Mal die reiche Flora wahrhaftig wahrnehmen, die das ganze Jahr über im Sumpf wuchs und gedieh. Immer wieder deutete er auf verschiedenste Pflanzen und Kräuter, wollte die Namen wissen und meistens wusste Zarra die Antwort und konnte sogar etwas zum Nutzen sagen.
    Doch als er ihr schließlich ein Kompliment machte, realisierte sie erst gar nicht, was er da gesagt hatte.

    „Diese sind noch gut“, murmelte sie zu sich selbst und klaubte vorsichtig einige Beeren vom Herzbeerbusch, dessen ohnehin kahlen Stängel durch den Herbst noch kümmerlicher wirkten.
    Erst nach und nach sickerten die Worte ihres riesenhaften Begleiters durch ihre von leichtem Kopfschmerz geplagten Gedanken. Doch als ihr die Bedeutung bewusst wurde, spürte sie, wie ihre Wangen leicht erröteten.
    „Sei nicht albern!“, erwiderte sie mit hoher Stimme, „Ich bin bloß Zarra… die selbe Zarra, die ohne dich als beeindruckendes Tausendfußfutter geendet wäre.“
    Sie wollte nicht hören, dass sie beeindruckend war. Denn wenn die Hellhaarige eines nicht war, dann beeindruckend. Sie war klein, schmächtig, hatte Probleme mit der Magie und noch immer nicht den Wissensstand ihrer Oma, was all die verschiedenen Wirkungen der Kräuter anging. Geschweige denn alternative Verwendungen.

    „Als Waldläufer weißt du doch sicher, dass man Harnischkraut auch hervorragend als Regenschutz für einen Unterstand nutzen kann, oder?“, versuchte sie abzulenken, während sie tunlichst vermied Griffin anzusehen.
    Nervös strich sie sich einige Strähnen hinters Ohr, welches ihr beim Pflücken der Beeren ins Gesicht gefallen waren. Dabei fragte sie sich, ob sie Winterminze finden würde. Am einfachsten war die Ernte dem Namen entsprechend im Schnee, da sie sich selbst von Frost nicht unterkriegen ließ.
    Oma hat für Alfons fast alles aufgebraucht, weil er über Kopfschmerzen klagte, dachte Zarra etwas verstimmt.
    „Oder?“, fragte sie noch einmal.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Übungsplatz, im so kaum noch nicht ganz aber halb irgendwie aus Ruinen auferstandenen Schwarzwasser

    Ein schiefes Lächeln zierte die narbigen Züge des Jägers, als er die Korrekturen aus Onyx‘ Munde vernahm. Natürlich, er hatte zu schnell geschossen. Der präpubertäre Kiyan wäre jetzt mit einem Vergleich aufgetreten, dass es ihm dabei ging, wie beim Liebesspiel mit einer alten Vettel: Schnell schießen und dann das Weite suchen, weil man nichts mehr hat, um sich zu wehren. Sicherlich hätte Onyx bei dem Witz kurz gegrinst. Turya ja, aber ihr Grinsen hätte etwas Raubtierhaftes gehabt. Und dann würde wohl etwas folgen wie: Na, wollen wir mal schauen, wie schnell du bei mir bist, Einauge.
    Da verging Kiyan das Grinsen aus dem geröteten Gesicht. Er hüstelte und Kor’has leises Krähen auf seiner Schulter schien etwas Verschwörerisches zu haben. Als habe sie seine Gedanken erahnt, würde sie für vulgär halten, aber sie eben hinnehmen, wie eine Mutter es bei einem heranwachsenden Jugendlichen hinnahm. Der Jäger grummelte vor sich hin, hob den Bogen und wartete bis Onyx geschossen hatte. Nun würden sie versuchen, synchron zu schießen. Dabei besah er sich die Haltung, die der Torgaaner eingenommen hatte. Füße schulterbreit auseinander, dabei leicht seitlich zum ziel stehend. Kiyan hatte sich zwar auch leicht eingedreht, aber nicht so wie der Hüne.
    Natürlich, so hatte er mehr Raum zum Spannen der Sehne. Und dabei, bemerkte Kiyan, spannte sich auch der Mann an. Kein Atmen, kein langwieriges Zielen und Feuern. Nein, die Augen hatten das Ziel gefunden und der Pfeil zeigte in die richtige Richtung. Die Sehne knallte, der Pfeil traf ins Ziel. Die Spannung entwich, kaum aber, dass der zweite Pfeil aufgelegt und die Sehne gespannt wurde, war auch der Körper des Torgaaners wieder angespannt und schussbereit.
    Du wirst das mit dem Auge kompensieren müssen, dachte sich Kiyan, während er nun selber versuchte, in Onyx‘ Takt einzusteigen. Kein langes Zielen, kein umständliches Anvisieren. Kein Ein- und Ausatmen, das mag bei einer Armbrust funktionieren, die mechanischerweise arbeitet.
    Sehne spannen, Körperspannung, Schuss. Treffer auf der Zielscheibe, aber weit links. Keine Zeit zum Nachdenken. Spannen, schießen, treffen. Immer noch linkslastig. Spannen, schießen, treffen. Dabei verströmte Onyx eine fast übernatürliche Ruhe, während er den Pfeil einnockte, die Sehne spannte, atmete und schoss.
    Einige kleine Korrekturen des Stands von Kiyan waren nötig, um die Treffer weiter nach rechts auszurichten. Dennoch kam er sich langsam vor. Aber, so merkte er, es stellte sich ein Rhythmus ein, ein fast automatischer Gleichklang.
    Turya applaudierte spöttisch. „Nicht schlecht, Einauge. So kannst du unter vereinfachten Bedingungen, unter Anleitung einen Pfeil schießen, der vielleicht sogar trifft.“ Sie erhob sich, deutete auf ihr blindes Auge. „Gefühl. Du kannst lange zielen und warten und schätzen und atmen, wie der Große gesagt hat, aber im Eifer des Gefechts, bei der Jagd … da ist das Zeit, die du nicht hast.“ Dann deutete sie auf Kor’ha, die zu ihren Füßen herumsprang und krähte. Klang sie dabei wie ein Imitat der Veterarin? Kiyans Lippen verzogen sich zu dem mühevollen Versuch, ein Lachen zu unterdrücken.
    „Oder du nimmst deine schwarzgefiederte Teufelin hier und … findest einen Weg, wie sie die fehlende Tiefenwahrnehmung ersetzt. Ein Signal, wenn das Ziel in einer vorher geübten Position ist oder sowas.“ Turya hob die Schultern. „Vielleicht sogar mehr, wenn ihr euch auf einen Druiden … mh, nein, versucht’s erstmal auf die herkömmliche Art.“
    Sie lächelte forsch Onyx an. „Entschuldige, Großer, du bist ja am Drücker!“

  6. Beiträge anzeigen #386
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Zarra war ein beeindruckendes Persönchen.
    Für den ehemaligen Hüter bestand daran kein Zweifel. Ganz im Gegensatz zu ihr selbst, die nicht nur nicht hören wollte, was er sagte, sondern es aktiv abstritt. Ein Umstand, der Griffin äußerst traurig stimmte.
    »Harnischkraut ist gut als besonders pikisges Bedachungsmaterial. Ist notiert!«, wiederholte der Braunhaarige abwinkend und hatte alles andere getan als sich irgendetwas - weder mental noch tatsächlich - zu notieren. Alles, was er sich über dieses gemeingefährliche Harnischkraut merken würde war die Tatsache, dass er irgendwen mal reinschubsen wollte.
    »Weißt du, was ich in deinem Alter gemacht hätte, wenn ein riesiger was-weiß-ich-wie-viel-Füßler mir gegenübergestanden hätte? Ich wäre entweder vor Schreck gestorben oder hätte mich fressen lassen. Du aber, meine Liebe, als du dem Mo-« Er unterbrach sich selbst. Die Weißhaarige Frau wollte nichts von dem hören, was er ihr erzählte. Er könnte noch so sehr auf sie einreden, kaum etwas davon würde sie erreichen. In dieser Hinsicht war sie wahrlich beeindruckend. Beeindruckend stur und beeindruckend stark darauf bedacht, sich selbst als kleines, unbedeutendes Persönchen zu sehen.

    Er griff nach ihrer Hand und zog sie quer durch den Wald zu einer Stelle, die ihm eben in Erinnerung geblieben war, weil Zarra dort einen besonders langen Monolog über die Schlafbeere und ihre Wirkung gehalten hatte.
    Er klopfte auf einen der Bäume in der Nähe.
    »Beeindruckend oder?« Er grinste sie erwartungsfroh an und war erst zufrieden, als sie sehr verwirrt, äußerst aus dem Konzept gebracht und scheinbar an seinem Verstand zweifelnd nickte.
    »Genau. Meterhoch, ein mächtiger Umfang, unzählige Blätter. Dieser Kerl hier war vermutlich schon ein Prachtexemplar von Baum, als deine Oma noch in den Windeln lag.« Leise beugte er sich vor und hauchte ein geflüstertes »Als sie zum ersten Mal in den Windeln lag, meine ich. Die Alterswindeln zählen nicht.«, scherzte er und erfreute sich an dem vorsichtigen, aber ehrlichen Kichern der jungen Kräuterkundigen.
    »Dieser Baum hat schon sehr viel erlebt, hat wer weiß wie viele Stürme, Winter und Holzfäller überlebt. Und trotzdem steht er noch.« Er schritt zu einem deutlich kleineren, ihn aber dennoch um mehrere Meter überragenden Baum, um den herum deutlich mehr Platz herrschte als um andere Bäume. Auch hier klopfte er vorsichtig auf die Rinde.
    »Ist der hier weniger beeindruckend, nur weil er kleiner ist?« Es war eine rhetorische Frage. Dennoch ließ er sie für einige Sekunden unbeantwortet zwischen den beiden stehen.
    »Nur weil er noch nicht so groß und so alt ist wie der andere Baum, ist er doch nicht weniger beeindruckend. Nur weil er noch nicht so viel mitgemacht hat, ist er doch nicht weniger ein für sich genommenes, kleines Wunder, findest du nicht?« Er führte Zarra auf die andere Seite des Baums, an dem ein kleines Zeichen in die Rinde geritzt wurde.

    »Ich bin mir sicher, dass du weißt, was das hier bedeutet. Dieser Baum ist ein Auslesebaum. Oder Zukunftsbaum. Wie auch immer. Ein toller Baum halt. Irgendwer fand, dass dieser Baum so besonders eindrucksvoll war, dass er Platz braucht.« Er deutete nach oben in die Kronen der Bäume. »Wenn irgendwann die Blätter sich berühren sollten, dann werden die umstehenden Bäume gefällt, damit dieser kleine Bursche hier mehr Licht bekommt.« Er grinste und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Wir müssen niemanden in Tooshoo umbringen, damit du Platz zum Wachsen hast und so langsam hinkt der Vergleich ein bisschen. Du weißt, was ich meine. Du, meine liebste Zarra, bist ein sehr beeindruckender Baum.« Neckend funkelte er sie an.
    »Und wenn du nicht willst, dass ich mich nachts in eure Hütte schleiche und dir dasselbe Zeichen wie dem Baum auf den Hintern ritze, dann solltest du das besser einsehen.« Er lachte laut und ehrlich, drückte die Weißhaarige dann fest an sich.

    »Und warum ist das tödliche Todeskraut jetzt so gut für Unterstände? Um Feinde abzuwehren oder weil man demonstrieren kann, dass mehr als ein Blatt davon zu Sammeln nur ein Wahnsinniger tun würde?«

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Erst verwirrt, dann neugierig, später verwundert und schlussendlich erstaunt hatte Zarra den Worten Griffins gelauscht. Auf die Idee, sie mit einem Baum zu vergleichen, konnte wohl nur er kommen. Und dummerweise – oder glücklicherweise? – war es genau die Art Metapher, welche sie erreichen konnte und den Widerstand bröckeln ließ, den sie gegen jedwedes Lob aufgebaut hatte. In den Augen ihrer Großmutter, und folglich auch in ihren, war es niemals genug. Jeder kleine Schritt nach vorn war nur einer von vielen, brachte einen etwas näher an das Ziel. Doch wenn man es nur schwach am Horizont erkennbar war und es immer wieder von Nebel, Regen, Schnee oder von vor Hitze flimmernder Luft verborgen wurde, musste man sich fragen, ob man überhaupt noch in die richtige Richtung lief. Man fragte sich unweigerlich, ob das Ziel nicht sogar verschwunden sein könnte, wenn die Sicht schließlich wieder aufklarte. In solchen Momenten war es schwierig, auf den Weg stolz zu sein, den man bereits hinter sich gebracht hatte.

    Gegen ihren Willen wurden ihre Augen feucht und als er sie umarmte, versuchte sie unbemerkt die sich anbahnenden Tränen an seiner Kleidung abzuwischen. Die Beweise mussten vernichtet werden, bevor er sie entdeckte!
    „Ich will gar nicht wissen, ob Oma Windeln trägt“, gluckste sie etwas erstickt, während sie den Kloß in ihrem Hals zu bannen versuchte, „Aber vielleicht verlangt sie als nächstes, dass du sie ihr wechselst!“
    Einen Moment horchte sie und musste grinsen, als sie mitbekam, wie Griffin nach Luft japste.
    „Tja, wenn du endlich anfängst mir zu helfen, dann lege ich ein gutes Wort für dich ein und sie macht es vielleicht weiterhin selbst“, bot Zarra ihre scheinbar unschätzbare Hilfe an.

    Sachte löste sie sich von ihm, nachdem sie sicher war, dass keine Tränen über ihre Wangen rollen würden. Dann schaute sie noch einmal auf die beiden Bäume, die er für seinen Vergleich gezogen hatte. Sie wusste nicht, ob sie mit dem Vorgehen einverstanden war, dass man andere Bäume fällte, um einem jüngeren den Platz zu beschaffen, den er brauchte, um sich vollständig zu entfalten. All die Insekten und Vögel, die in der alten Rinde, in den knorrigen Ästen und auf den raschelnden Blättern lebten, würden sich einen neuen Lebensraum suchen müssen. Doch manchmal war es nötig, um den Pfad für eine neue Zeit zu ebnen und um Krankheit vorzubeugen, die auch durch manchen Käfer verursacht werden konnte.

    „Also? Was ist nun mit dem pieksigen Piekskraut?“, fragte Griffin erneut, „Und ich sehe ganz genau, dass du gerade deinen Hintern mit deinen Händen schützt!“
    „Lass meinen Hintern aus dem Spiel, sonst pieks ich deinen Hintern mit dem Harnischkraut! Und nur, damit dus weißt“, sagte sie und stemmte die Hände in die schmalen Hüften, wie ihre Oma es immer tat, wenn sie schimpfte, „Harnischkraut ist hervorragend als Dach geeignet, weil es eine wächserne Oberfläche hat, womit es sich gegen Insekten schützt. Aber auch Wasser perlt davon ab, also bleibt man bei Regen trocken, Herr Waldläufer! Und jetzt hilf mir dabei Waldbeeren zu sammeln. Das sind die kleinen runden Dinger, die man in dunkelblau und rot an den Büschen mit den hellgrünen und ausgefransten Blättern findet!“

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Schmiede von Tooshoo

    Lange war Ryu in der letzten Nacht noch wach gelegen. Immer wieder waren seine Gedanken gekreist. Mal bei der einen Person gewesen, mal bei der anderen. An Orten, die schon viele Leben zurück lagen und Orte, an denen er sich befand und die in dieser Form des geistigen Wanderns dennoch so weit entfernt lagen. Da war die alljährliche Begegnung mit seinen Geschwistern und all die ‚Was wäre, wenn‘-Szenarios, die den Schwertmeister beschäftigten. Aber auch das Treffen mit Corsika, der Reisenden aus dem Osten war einmal mehr eine Erinnerung an die alte Heimat gewesen. An seine Mutter, die Bambuswälder und die Kindheitsmomente, die seit dem Kampf gegen Garagh immer öfter seinen Geist heimgesucht hatten. Es war ein hin- und her wälzen im eigenen Bett gewesen und erst nach vielen Stunden der Meditation war es dem Templer am Ende vergönnt gewesen, noch ein wenig Schlaf zu finden. Ganz mit dem Versprechen an sich selbst, wie geplant am Vormittag in der Schmiede anzufangen und die offenen Aufträge anzugehen, die sich nun auch langsam, aber sicher zu stapeln begannen. Es würde ihm guttun und dem Waldvolk einmal mehr Hilfe sein, sich zu behaupten.

    Und so war es mittlerweile auch gekommen. Zwar mussten bei seiner Ankunft in der Schmiede erstmal die anderen Männer zurechtgewiesen und die Lehrlinge zusammengestaucht werden, welche Ordnung hier vorherrschte, aber er konnte es ihnen nicht zu übelnehmen. Sie alle hatten nach den Ereignissen in diesem Jahr lange Arbeitstage hinter sich gehabt und zuletzt für Samhain die Schmieden erkalten und die Werkzeuge einmal liegen lassen. Dennoch: als jemand, der an sich selbst ein hohes Maß der Disziplin anlegte, fiel dieses manchmal, vielleicht auch unbewusst, auf jene die direkt mit ihm arbeiteten. Gerade wenn es um das Handwerk ging, welches Schwarzwasser wortwörtlich zusammenhielt in Form von Nägeln, Klemmen, Scharnieren. Und jene Werkzeuge, die einen Waldläufer, wenn die Pfeile verschossen und die Bestien nahe kamen nicht zuletzt von sich und Zähnen wie Klauen trennten. Eine Predigt, die er der versammelten Schmiedezunft gehalten hatte, die das ganze eher stirnrunzelnd und augenrollend aufnahm. Sie wussten, worum es hier ging, und stimmten ihm auch zu. Aber als jemand, der in den letzten Wochen eher anderwärtig beschäftigt war, war es natürlich ein Leichtes anzukommen und den Laden aufzuscheuchen. Insbesondere Godo, einer der älteren Männer und Veteran unter den Schmieden hatte dies später an den Hauptmann herangetragen. Der Hayabusa schätzte den alten Knurrbären und seine Art mit klaren Worten und unter vier Augen über die Dinge zu reden. Nicht zuletzt, weil er wusste, wovon er da sprach und Ahnung vom Handwerk hatte wie kaum ein anderer. Ryu verstand zuletzt und nickte seine Worte schlicht ab.

    Und mittlerweile, nachdem das stete Treiben in der Schmiede und generell auf der Handwerkerplattform wieder eingekehrt war, war auch der Hayabusa völlig in seine Arbeit versunken: Sumpfstahl. Ein Relikt und Geheimnis jener Kaste, von der, abseits von Griffin, nur noch er übrig war. Zumindest hier auf Argaan. Jener Stahl, der so charakteristisch in sumpfigen Grün aufblitzte, wenn man ihn zog und mittlerweile schon ein Markenzeichen für erfahrene Waldläufer aber auch Wächter. Und dieses Mal würde jener Stahl als Kopf einer Keule enden. Geschaffen für die groben Hände eines Torgaaners mit einer Aufgabe für das Waldvolk. Eines Torgaaners, der, entgegen allen Erwartungen über die meisten hinausgewachsen war. Aber war Onyx überhaupt bewusst gewesen, was es bedeutete, Hüter zu sein? Diese Gedanken gingen dem Hauptmann durch den Kopf, während er den erhitzten Stahl mit äußerster Vorsicht in das zischende und dampfende Sumpfkraut wickelte. Nicht nur, dass es zügig gehen musste, da die Temperatur bei der Herstellung von Sumpfstahl extrem wichtig war, auch der Prozess wie er die Wicklung durchführte war schon fast zu einem kleinen Ritual geworden. Zufrieden mit seiner Arbeit und einem glühenden und dampfenden Stück Stahl an der Zange, nickte der Hayabusa schließlich und legte das Werkstück erneut in die Esse. Nun blieb nur noch abzuwarten, bis des Kraut völlig verbrannt und die richtigen Wirkstoffe vom Stahl aufgenommen wurden. Ein kritischer Moment, der weder zu früh noch zu spät unterbrochen werden durfte. Ein Lächeln stahl sich über die Lippen des Templers, dann wanderten die Wyvern-Augen rüber zu jenem Augenpaar, welches ihn nun schon eine ganze Weile beim Schaffen beobachtet hatte. „Erwache, Freiya. Bist du schon lange hier?“ Er richtete sich auf, drückte einmal den eigenen Rücken durch und wischte sich dann mit dem freien Arm über die Stirn, wobei dabei eine leichte Rußschicht zurückblieb. „Griffin hat sich gestern doch hoffentlich noch benommen, oder?“

    Ein paar kurze Worte, um die tratschenden und neugierigen Ohren der anderen Schmiede zu langweilen, dann trat er einen Schritt näher und hielt ruhig den Blick auf die endlos grüne Lichtung. „Schön, dass du gekommen bist. Also … ich schulde dir noch einen Dolch und ein Schwert, hm? Mir kam da eine Idee, aber was es am Ende werden soll, oh, Moment!“

    Da war er, der innere Wecker. Postwendend machte der Hayabusa kehrt und ging zurück zur Esse, um den Stahl mit der Zange herauszuholen. Wie beim Umlegen eines Schalters war er urplötzlich wieder akribisch daran, sein Werk zu betrachten. Dann nickte er schließlich und zeigte mit dem leicht grünlich glühenden Stück in die Richtung der roten Snapperin. „Die Geburt von Sumpfstahl! Wunderschön, oder? Kaum zu glauben, dass etwas so Reines einmal zu einem Totschläger für Onyx werden soll …“

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    Waldläufer Avatar von Corsika
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline

    bei den Wurzelmännern

    „Hey Dickerchen! Wenn du noch länger hier rumstehst und Löcher in die Luft starrst, wirst du noch Moos ansetzen.“
    „Dir juckt wohl der Zahn. Noch so ein Spruch und ich leih dir meine Faust als Zahnbürste aus.“
    „Entspann dich Bud, von dir habe ich ausnahmsweise mal nicht gesprochen.“
    „So?“ Der stämmige Krieger brummte in seinen dichten Bart und richtete sich den Gürtel. „Also ich habe schon dich gemeint.“
    „Du kannst es nur nicht ertragen, wenn dir jemand das Rampenlicht stiehlt.“ Der kleinere der beiden Männer hüpfte von dem großen Ast, auf dem er es sich bis eben noch gemütlich gemacht hatte und zog sich einen ausgefransten Strohhut über das sonnengebräunte Gesicht.
    „Aber dieses Klößchen wirft schon ziemlich weite Schatten. Ich wette, der könnte es sogar in einem Wettmampfen mit dir aufnehmen.“
    Dion stand wie ein gepeitschter Hund vor den beiden Wachmännern und starrte mit seinen großen, wehleidigen Augen zwischen ihnen und Corsika hin und her. Sie brauchte keine Magie zu beherrschen, um seine Gedanken zu lesen. Er fragte sich wahrscheinlich, warum bei Beliar Corsika ihn und Dion hier zu den Wurzeln des großen Baumes gescheucht hatte und sich mal wieder im Hintergrund hielt, während er alle verbalen Backschellen abbekam.
    „Mach dich nicht lächerlich“, meinte Bud. „Der Junge ist schon so voll, noch ein paar Bohnen und dem kommt’s aus den Ohren raus.“
    „B-Bohnen?“
    Überflüssigerweise begann bei dem Wort sogar der wabbelige Wanst des ehemaligen Innosdieners zu rumoren. Hatte er wirklich schon wieder Hunger? Nach dem vielen Essen die letzten Tage?
    „Aber nur, wenn ordentlich Speck drin ist. Zwölf Schüsseln sollten für’s Erste genügen oder machen wir lieber ein Dutzend draus?“
    Terence rieb sich die Finger. „Ich wünschte, da wäre noch jemand, der für uns zu Mama Hooqua geht und die Bestellung aufgibt.“

    Das schien Corsika der geeignete Augenblick, hinter Dions großem Schatten hervorzutreten, wenn sie diese schrägen Vögel noch von ihrem komischen Plan abbringen wollte.
    „Ähm, hi …“
    „Schau mal, eine Freiwillige“, rief Bud überrascht und begann auch gleich damit, sich die Finger zu reiben. „Und ich wünsche mir einen Topf voller Gold!“
    „Mach dich nicht lächerlich, Buddy. Diese elegante Dame werden wir doch nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen.“ Terence schenkte ihr ein Zwinkern seiner eisblauen Augen. „Was führt dich hierher? Bist wohl dem Strahlen meines Lächelns gefolgt, was?“
    „Eigentlich sind wir auf der Suche nach einer Frau namens Gilana. Sie sollte hier irgendwo bei den Wurzeln zu finden sein.“
    Das war das erste Mal, dass die beiden zünftigen Kerle keinen flotten Spruch auf den Lippen hatten und sich nur etwas verunsichert anstarrten.
    „Die Wurzeln sind für euch leider tabu, aber ich kann dir den Weg zu den Baumblüten zeigen, würde das nicht viel besser passen?“
    „Ist doch längst verblüht“, knurrte Bud, „und Gilana ist eh nicht hier. Sie wollte zum Schrein rüber, weg von dir. Hoffentlich ist sie nicht auf deiner Schleimspur ausgerutscht und in den Sumpf gefallen.“
    „Wäre nicht das erste Mal.“
    Da ließen sich beide zu einem herzhaften Gelächter hinreißen, das Corsika nicht wirklich nachvollziehen konnte. Aber die wesentlichen Informationen konnte sie zwischen den Zeilen herauslesen. Gilana war nicht hier, schien einen gewissen Ruf zu haben und wenn sie wirklich mit ihr reden wollte, würde sie zum Schrein gehen müssen. Nun, sie hatte ohnehin nichts Besseres zu tun und irgendwie reizte sie der Gedanke, mehr über die seltsame Inschrift des Monolithen zu erfahren eher, als sich ein Bohneneintopf-Wettessen zwischen Bud und Dion anzuschauen. Sie verneigte sich knapp zum Dank, schnappte sich die Ziege Timo und verließ mit leicht beschleunigtem Schritt die beiden komischen Vögel. Sie konnte nicht hören, dass Dion ihr folgte, wohl aber seinen erneut laut knurrenden Magen …

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Ein neuer Tag und nicht viel hatte sich geändert. Tooshoo stand immer noch und die Leute waren auch hier. Es gab schon am frühen Morgen einen Eintopf, denn laut der Hooqua waren die Haferreserven fast aufgebraucht. Es wuchs halt kein Hafer hier und dann gab es auch nichts zu ernten und dann auch nichts davon zu futtern. Gestern Abend kam zum Glück ein Jagdkomnmando zurück und hatte auf unbekannte Art und Weise einen Handkarren mit Korn mitgebracht. Das wurde seit heute Morgen durch viele Hände klein gemahlen und weiter zu Brot gebacken.
    Onyx fragte sich wie die Hooqua das alles hinbekommt, wenn all die Leute die er so besser kannte nur in der Taverne saßen oder anderer Arbeit wie der Nahrungsproduktion nachgingen. Manche erzählten ja, dass Nachts hier Wichtel umher schritten und die Arbeit für das hart arbeitende und gute Waldvolk verrichteten, während die Menschen den Schlaf der Gerechten schliefen. Aber das deckte sich nicht mit Onyx Beobachtungen, wenn er nachts in der Baumkrone am Ring umherging.
    Heute Abend und die nächsten Tage gäbe es aber Brot und das war gut für alle und gut für die Stimmung.
    Wenn zu viele hier aufeinander hockten, wurde nunmal das Essen auch weniger. Auch deswegen zogen Jagdkommandos manchmal direkt nach ein paar Tagen wieder los. Das war kein großes Geheimnis und durchaus Thema des gestrigen Abends mit Ricklen. Der machte sich auch dazu Gedanken, dass es etwas Zeit brauchen würde, bis die Jäger so konstant Nahrung liefern würden, wie die Jahre zuvor.
    Einzig auf Blutfliegen konnte man sich als Nahrungsquelle aus dem Sumpf verlassen.
    Onyx erzählte dann in der kleinen Runde, wo auch Turya, Jilvie, Hjarti und Kiyan am Feuer dabei waren, dass sie damals im Neuen Lager Reis angebaut hatten, weil es möglich war. Er aber nicht wusste wie man das machte. Dann erzählte er, was man alles mit dem Reis gemacht hatte. Irgendwie beschlossen dann alle die Augen und Ohren nach Leuten, die Reis anbauen konnten oder wussten, wie man das machte, offen zu halten. Kein Versprechen, aber ein edles Ziel.

    “Bewahren! Eintopf heute wenigstens gut, heh? - Wir heute machen weiter. Wir gestern viel geschossen und du das jetzt jeden Tag bis aufbrechen machen. Jede Pfeil zählen, was mehr Erfahrung gebracht. Heute wir haben Ziel zu kommen mehr in echte Leben von Schütze von Waldvolk. Schauen zu.”, sagte der Hüne und machte es vor. Er hatte heute bei Sonnenaufgang die drei Zielscheiben in einem engen Halbkreis platziert und mit Lumpen, Kisten und anderen Kram ebenso einen Halbkreis zwischen zehn und fünfzehn Onyx-Schritten Abstand zu den Zielscheiben gebildet.
    Am Rand stehend, feuerte er den ersten Pfeil aus dem Stand ab. Dann in nächster Position bei einer kleinen Kiste kniete er ab, legte seinen Bogen leicht schräg, fast um 30° an und zog die Sehne an, um dann den Pfeil aus dieser Position abzufeuern. Dann an der nächsten Position - einen Besen den er in einen leeren Waffenständer gesteckt hatte - stellte er sich mit dem Rücken zum Ziel und drehte sich dann, um aus dem Stand einen Pfeil abfeuern.
    Und so ging es immer weiter. An zwei Stellen schoss er, sich hinter zwei großen Kisten versteckend, dann kniend seine Pfeile ab und beendete den Halbkreis mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Schüssen aus leicht gebeugter Haltung.

    “Zehn Schuss. Probieren aus. Onyx dir sagen was du falsch machen. Denken an Schuss in Hocke, das du weniger Platz. Auch weniger Platz zu ziehen Sehne aus - manchmal auch so in echte Situation. Denken an Büsche oder Äste. Deswegen viele Waldläufer haben starke Bogen. Halbe Weg manchmal stark genug für Schuss aus Nähe. Beginnen. Schießen aus verschiedenen Position sein…sein…” - “...ist essentiell für einen Jäger und Schützen. Und für unsere Schützenkommandos. Die Distanz variiert dieses Mal und du wirst merken, dass du viel mehr Anpassung beim Schießen brauchst. Leg los.”, sagte der Torgaaner und wechselte zum Ende hin in seine Muttersprache.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    »Hier sind welche!«, verkündete er stolz und hob eine Handvoll frisch geernteter Beeren in die Höhe. Dieses Kräuterkundeding hatte er wahrlich drauf. Vielleicht war es all die Zeit, die er im Wald verbracht hatte, vielleicht hatte er durch die Nähe zu den Druiden und Kräuterkundigen des Waldvolkes noch in Silden Wissen um die Natur aufgesogen, das ihm bisher selbst verborgen geblieben war, vielleicht war er aber auch einfach ein von den Göttern höchstselbst erwählter Virtuose der Kräuter-, Beeren- und Baumkunde, von dem die kleine Rimbe sich noch mehr als ein kleines Scheibchen abschneiden konnte.
    Mit beiden Händen voller Beeren und einem ziemlich aufgeplusterten Ego stolzierte er zu Zarra, um die Beeren in eines ihrer vielen Kräuter- und Beerensäckchen zu verfrachten.
    »Von wegen ausgefranste Blätter.«, verkündete er etwas enttäuscht über ihre Fähigkeiten als Lehrmeisterin. »Gar keine Blätter waren dran. Nur so weiße Wattebäusche - ich dachte erst die seien schon gar nicht mehr gut!«, erklärte er und wackelte ungeduldig mit den beiden Händen. Zarra sollte ihm endlich die Tasche rausrücken, damit er seine Funde verstauen und noch mehr besorgen konnte. Wenn er das nämlich richtig sah, dann hatte die Weißhaarige noch keine einzige der gesuchten Beeren gefunden. Kein Wunder, wenn sie nach dem falschen Strauch suchte.

    Statt ihm aber das gewünschte Säcklein zu reichen, fingerte Zarra sich mit flinken Händchen eine der Beeren heraus, betrachtete sie näher und fing dann ohne jegliche Vorwarnung an, hinter vorgehaltener Hand zu kichern. Ihre Amüsement wuchs mit jeder verstrichenen Sekunde mehr und schon bald stand sie lauthals lachend mitten im Wald stand und musste sich angestrengt auf ihren Beinen abstützen, um nicht umzufallen. Griffin hingegen wechselte - noch immer mit beiden Händen voller Beeren - nervös von einem Bein auf das andere und bedachte die kleine Weißhaarige mit einem äußert verwirrten Gesichtsausdruck. Sie hatte doch nicht etwa von irgendwelchem Beeren genascht?
    »Die...« Zarra rang angestrengt nach Luft und nahm ihm die Beeren aus der Hand, die sie in einen separaten Beutel packte. »brauchst du eher weniger.« Eine Aussage, mit der Griffin recht wenig anfangen konnte und daher verwirrt zu der Weißhaarigen blickte.
    »Das ist Herzbeer.«, erklärte sie knapp und als würde das die Fragen des Südländers vollumfänglich beantworten. Er versuchte erst gar nicht, in irgendeiner Weise so zu tun als habe er verstanden. So viel zu seinem von den Druiden aufgesaugten Wissen. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und blickte ein wenig beschämt zu Boden. »Die sind aber klein und rund und rot!«, murmelte er in leisem Protest. Wer konnte denn wissen, dass es in diesem vom Schläfer verfluchten Wald gleich mehrere rote Beeren geben konnte?

    »Die Rinde der Herzbeeren ist eher für...« Es dauerte einige Sekunden, bis Zarra den Satz vollenden konnte. In der Zwischenzeit war sie ungefähr so rot angelaufen wie die Beeren selbst. »Frauen. Insbesondere, wenn... du weißt schon.« sie gestikulierte wild. Griffin wusste nicht. Definitiv nicht. »Na wenn Frauen einmal im Monat...« Wieder wedelte sie verzweifelt mit den Armen, scheinbar unfähig oder unwillig den Satz zu beenden.
    Es dauerte noch einige Herzschläge lang, die Griffin mit völlig verständnislosem Blick auf die nach Worte ringende Zarra herunterblickte, ehe der Funke des Verständnisses das heute nur sehr langsam brennende Lagerfeuer seines Verstands in entzündete. Erschrocken weiteten sich seine Augen und ein kurzes »Oh.«, entfuhr ihm. Ein wenig beschämt darüber, dass er seine eigenen Fähigkeiten offenbar so schnell so maßlos falsch eingeschätzt hatte, grinste er die kleine Frau an und machte dann auf dem Absatz kehrt. Diesmal wild entschlossen die richtigen Beeren zu finden.

    Auch - und das stellte er immer wieder fest - wenn Zarras ungezwungenes Lachen eines der schönsten Geräusche war das es für ihn gab.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Zarra konnte nicht anders, als Griffin nachzusehen, wie er mit entschlossenen Schritten wieder in den Wald verschwand. Sein Missgeschick mit den Herzbeeren war einfach zu köstlich gewesen, und sein verwirrter Gesichtsausdruck hatte ihr den Tag versüßt. Sie atmete tief durch und ließ die letzten Reste ihres Lachens in einem zufriedenen Seufzer entweichen.
    Er ist wirklich ein Unikat, dachte sie und schüttelte leicht den Kopf. Aber genau das macht ihn so liebenswert.
    Sie wandte sich wieder den Büschen zu und begann, die richtigen Beeren zu suchen. Die dunkelblauen und roten Früchte hingen schwer an den Zweigen, und sie pflückte sie vorsichtig, um die empfindlichen Beeren nicht zu zerquetschen. Während sie arbeitete, ließ sie ihre Gedanken schweifen.

    Der Tag schritt unaufhörlich voran und waren sie noch am Morgen losgezogen, näherten sie sich mittlerweile dem späten Nachmittag, wenn sie den Stand der Sonne hinter den Wolken richtig deutete. Dabei war ihre Suche zwar nicht erfolglos, aber es fehlten noch immer einige der Kräuter, die sie suchen sollten.
    Zarra blickte sich nach Griffin um, entdeckte ihn zunächst jedoch nicht. Vermutlich war er bei seiner Suche tiefer in den Wald hineingelaufen.
    „Griffin?“, rief sie etwas verhalten, bekam jedoch keine Antwort, was sie etwas nervös machte.
    Sie band ihre Kräutertasche zu und machte sich auf den Weg, um den liebenswerten Riesen zu finden. Dabei hielt sie weiterhin Ausschau nach nützlichen Pflanzen.

    „Griffin?“, rief sie erneut und sah sich um, doch bis auf das Zwitschern der Vögel und dem Summen einiger Blutfliegen, die in ungefährlicher Entfernung herumschwirrten, vernahm sie nichts, „So weit kann er doch gar nicht gekommen sein.“
    Die Hellhaarige lief weiter, ließ ihre Finger über eine eindrucksvolle Pappel streifen, wobei sie etwas glattes berührte, was sie kurz erschrecken ließ.
    „Du hast mir ganz schön Angst eingejagt!“, tadelte sie einen Hirschhornkäfer, der sich an dem Harz des Baums labte und musste über sich selbst lachen, „Hast du vielleicht einen riesigen Kerl mit gesunder Körperbehaarung und fehlendem Verständnis für Kräuter gesehen?“, fragte sie nach und fühlte sich kein bisschen albern dabei.
    Tatsächlich nutzte sie ihre Magie, um sich mit dem stattlichen Insekt zu verbinden und schickte ihm ein Bild von Griffin. Doch als Antwort erhielt sie lediglich ein Gefühl von Hunger und… Paarungswünschen?

    „Oh, Verzeihung!“, nuschelte sie und zog ihre magischen Fühler zurück.
    „Zarra?“, hörte sie in diesem Moment endlich die Stimme ihres verschollen geglaubten Freundes, doch sehen tat sie ihn noch immer nicht.
    „Griffin? Wo bist du?“
    „Na hier!“
    „Wo ist hier?“, fragte sie und rollte mit den Augen.
    Im nächsten Augenblick fiel ein riesiger Ast von der Pappel und schlug vor ihr auf den morastigen Boden ein. Sie sprang entsetzt zurück und japste nach Luft, während der Ast zu Lachen begann.
    „Na hier!“, wiederholte der als herabstürzender Ast getarnte Hüne mit einem breiten Grinsen, „Von da oben konnte ich besser nach den Beeren suchen!“, behauptete er und präsentierte seine Beute.
    Diesmal waren es die richtigen Früchte.
    „Ehm, sehr gut!“, lobte sie mit noch immer von vor Schreck hämmerndem Herzen, „Die können wir essen. Wir haben seit heute früh nichts mehr gegessen“, schlug sie vor.

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    Lehrling Avatar von Ronja
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    Ronja lehnte locker am Ausgang von Tooshoo. Sie hatte heute einen besonderen Jagdauftrag erhalten von Ricklen. Warum ausgerechnet sie dazu verdonnert wurde, war ihr nicht klar. Wobei, es war ihr schon klar. Hjarti und Kjal waren für das Folgende nicht wirklich geeignet. Freiya geisterte schon wieder irgendwo mit dem Hauptmann rum, Kiyan und Onyx hatten sich erfolgreich gedrückt – obwohl Kiyan als ehemaliger Händler eigentlich am besten geeignet gewesen wäre. Jedoch, sein Unmut über die Zielperson, auf die Ronja wartete, hatte sämtliche Versuche, ihn dafür zu gewinnen, ins Nichts gehen lassen.
    Ronja seufzte und verschränkte die Arme. Sie hatte überall nach ihr gesucht, aber sie nicht gefunden. Es bliebt ihr also nichts anderes übrig, als hier zu warten und immer mal jemanden zu fragen, der ein oder aus ging, ob er die Fremde denn gesehen hatte. Vielleicht hätte sie mal Griffin fragen sollen, doch der hatte sich mit Zarra auch schon wieder getrollt. Ronja hätte auch viel lieber Vareesa dabei zugesehen, wie die Bognerin sich Kishas Rungu gewidmet hatte, aber Jagdauftrag war Jagdauftrag. Und der Wichtigkeit nach zu urteilen, würden sie alle übermorgen einen schlimmen Hungertod sterben.

    Gelangweilt blies die Jägern eine Locke von ihrer Stirn, bevor ein Trupp Holzfäller vom Baum runter kam und hinaus in den Sumpf zog. Ronja sah die muskelbepackten Arme und breiten Schultern in ihren Hemden, die Äxte und Sägen in den Händen. Keck zwinkerte sie den Männern zu, bekam das ein oder andere Grinsen erwidert, bevor sie schließlich wieder alleine am Eingang stand. Und dann endlich! Ha, das Glück ist ein Rindvieh und sucht seinesgleichen, dachte sie, als sie die erwartete Person endlich erblickte. Die Frau wollte sich gerade dem Ausgang zuwenden, als Ronja sich von der Palisade abstieß und auf sie zuging.
    „He du, Corsika, richtig?“
    Sie trat auf die Angesprochene zu.
    „Ich bin Ronja, Jägerin hier. Hab gehört, du hast Gänse zu verkaufen? Wie viele würdest du uns abgeben? Und was willstn dafür haben?“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Schmiede von Tooshoo

    Freiya schmunzelte. „Griffin? Ja, zumindest soweit ich gestern noch dabei war, hat er das.“
    Sie trat einen Schritt näher und hatte das Gefühl, die Wärme der Essen gleich noch deutlicher zu spüren. Am liebsten hätte sie die Ärmel hochgekrempelt, war sich aber nicht sicher, ob sie das hier tun sollte.
    Ryus Worte bezüglich eines Dolches und eines Schwertes überraschten sie.
    „Du schuldest mir gar nichts“, sagte sie ernst. „Ich … ich hab ja ein Schwert, jetzt wieder … irgendwie …“ Sie wusste noch nicht so recht, was sie mit dem gefundenen Schwert tun sollte. Es hatte eine viel größere Bedeutung, als sie es erahnen konnte. Jedoch kam es ihr vor, als stamme die Waffe wie aus einem anderen Leben. Durch die fehlenden Erinnerungen machte das Schwert sie unsicher. Ja, es war eine Verbindung zu dem Schwarzhaarigen. Aber was war, wenn Freiya damit einst jemanden das Leben genommen hatte? Wie sehr war sie der Doktrin der Innosler gefolgt? Hätte Ambrose es sehen können, wenn eine derartige Vergangenheit auf der Klinge gelegen hätte?
    Nachdenklich fuhr sie sich erneut über die Stirn.
    „Ich kann mir auch ein Schwert aus dem Fundus suchen, du musst dir die Arbeit nicht machen. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich dich bezahlen sollte“, gab sie ehrlich zu. „Außer mit ein paar Hasenfellen.“ Dann grinste sie plötzlich: „Ich könnte dir ein paar Hausschuhe daraus nähen.“
    Was Schwerter betraf war sie eigentlich relativ emotionslos gewesen bisher. Es waren Waffen des praktischen Gebrauchs, wenngleich sie, seit sie in Schwarzwasser gewesen war und bei Onyx gelernt hatte, eher zum Bogen gegriffen hatte. Nur damals, als sie mit den Gauklern unterwegs gewesen war – sie hatten einen Schwerttrick für sie entwickelt für ihre Aufführungen -, hatte sie das Schwert benutzt, um Saltim, der sie nicht gehen lassen wollte, ihren Standpunkt gegenüber klarzumachen.

    Dem Dolch hingegen, der Odo zum Opfer gefallen war, trauerte sie tatsächlich hinterher. An das neue Modell, das sie seit der Wilden Jagd bei sich hatte, hatte sie sich immer noch nicht gewöhnt. Großer Gott, wurde sie etwas alt?
    Dieser Streifen Ruß auf Ryus Stirn, der Freiya aberwitzig entgegen strahlte, holte sie aus ihren Gedanken. Sie starrte kurz zum Schopf des Hauptmanns. Der Ruß lachte sie doch aus! Wusste die schwarze Hinterlassenschaft auf Ryus Haut doch ganz genau, dass sie nur zu gern die Hände gehoben hätte, um mit einer zärtlichen Geste den Schmutz wegzuwischen, es aber hier nicht konnte. Blöder Dreck!

    Staunend blickte sie auf den leuchtend grünen Stahl, den Ryu eben aus der Esse gezogen hatte. Wie faszinierend! Sumpfstahl, sie hatte davon gehört. Jilvie und Ricklen hatten immer mal wieder von diesen legendären Waffen gesprochen, die nur wenigen Auserwählten des Waldvolkes vorbehalten waren. Jene, die sich auf besondere Art und Weise verdient gemacht hatten und einen gewissen Status unter diesen besonderen Bewohnern innehatten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, jetzt also war es an Onyx, solch eine Waffe zu bekommen. Verdienterweise, wie sie fand.
    „Ich wusste nicht, dass du der Meisterschmied bist, der den Sumpfstahl herstellt“, gab sie zu. „Kommt diese grüne Farbe alleine vom Sumpfkraut? Was macht es mit dem Stahl, warum ist es wichtig?“
    Sie blickte zwischen Ryu und dem Stahl hin und her. Sich uneins, auf welches Glühen sie sich konzentrieren sollte: das orangefarbene oder das grüne?
    „Wie geht es weiter?“, sprach sie schließlich.
    Sie fragte nach dem Werkstück für Onyx. Aber eigentlich fragte sie nach allem.
    Geändert von Freiya (26.11.2024 um 03:44 Uhr)

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Die folgende Unterrichtsstunde umfasste etwas, was Kiyan einen gewissen Respekt vor den Fähigkeiten des torgaanischen Waldläufers abverlangte. Kein stumpfes Schießen auf Zielscheiben aus verschiedenen Richtungen, um am Ende zu sagen: Glückwunsch, Schüler, du hast die Grundlagen drauf, aber ein Meister bist du noch nicht. Um dann schwerere Dinge folgen zu lassen. Nein, Onyx hatte fast etwas wie einen Parkour, einen Schießstand mit verschiedenen Schusspositionen aufgebaut.
    Damit wollte er Kiyan auf die Wirklichkeit vorbereiten, auf Situationen, die ihn auf der Reise ereilen könnten. Kein Platz, aufrecht zu stehen und den Bogen voll zu spannen. Das Erfordernis, durch einen Spalt oder eine Lücke schießen zu müssen, die nicht völlig vertikal war und damit so nah an der Schießposition, die er bis jetzt kennengelernt hatte. Auch das ihm vielleicht wenig Zeit blieb, zu zielen und zu schießen, würde sicherlich ein Umstand sein, der eintreten könnte.
    Wieder gestand ihm der Torgaaner zehn Schuss zu. Er deutete auf den Rand des Halbkreises aus Lumpen, Kisten und Hindernissen und nickte dann in Richtung der drei Zielscheiben. Dies und die vorangegangene Erklärung des Waldläufers reichten dem Gortharer völlig aus.
    Den Bogen in der Hand, den Köcher am Gürtel auf seinen Festsitz und zehn Pfeile überprüfend, begab sich Kiyan in Position am linken Rand. Hier hingen abgenutzte Lumpen, die aussahen, als hätten sie Meere von Schweiß, Waffenöl und anderen Flüssigkeiten aufgesogen, an die der Jäger gar nicht denken wollte. In einer leichten Brise, die durch den Sumpf wehte, bewegten sich die Stoffe. Natürlich war der Gortharer kein Idiot; er wusste, wenn er zielte und der Stoff in die Schussbahn geriet, der Pfeil dennoch seinen Flug fortsetzen würde. Vielmehr vermutete er, dass es Onyx darum ging, möglichst unauffällig zu schießen, im richtigen Augenblick. Das Rascheln von Blättern, dass Wehen von Stoffen … solche Dinge konnten in den Wäldern verräterisch sein.
    Also hob Kiyan den Bogen, stellte sich so leicht seitlich zum Ziel. Er legte den Pfeil auf, spannte an, wartete, dass sich der Stoff beruhigt hatte … und schoss. Im falschen Moment, natürlich. Ein Handwedeln von Onyx, der nähergekommen war, hatte die Lumpen in Bewegung versetzt. Der Pfeil traf die mittlere Zielscheibe relativ sicher, nahe zur Mitte hin, auf die Kiyan gezielt hatte.
    Er funkelte den Hünen an. „Nicht so schauen, Gortharer“, brummte der, „Beliar sein Eichhörnchen.“
    „Pah“, machte Kiyan, „Ich weiß, ich weiß. Ich habe zu lange gewartet. Man sollte, wenn nötig, unbemerkt und unauffällig schießen, aber man sollte keine Ewigkeit damit verbringen, den perfekten Schussmoment zu bekommen.“
    Der Waldläufer nickte und trat wieder zur Seite. Zwei weitere Pfeile schoss Kiyan stehend aus dieser Position, wobei er sich darum bemühte, zügig zu schießen, jedoch auch nicht zu viel Bewegung in die Vorbereitung dazu zu bringen. Die Pfeile trafen die mittlere Zielscheibe, jedoch mehr am Rand zur rechten und die rechte Zielscheibe mittig.
    Schnell bewegte sich Kiyan weiter, kam zu der Kiste, hinter die sich Onyx gehockt hatte. Wie dieser, ging auch er in die Knie, suchte die richtige Balance in den Sohlen, die dennoch auch einen sicheren Stand versprach. Der Waldläuferbogen des Jadewolfs wurde in einen schrägen Winkel gebracht, etwas unter 35° - Kiyan war ein weltgewandter, gelehrter Sohn Gorthars und wusste sowas! – und der Pfeil eingenockt. Dabei stellte sich der Jäger etwas umständlich an, da die Position in der Hocke und der schräg gehaltene Bogen ungewohnt waren. Er bemühte sich, den Pfeil dennoch richtig zu halten und nicht schräg. Er spannte die Sehne und sich, zielte und schoss … und beförderte den Pfeil in die Wand hinter der Zielscheibe.
    Ein leiser Fluch kam über seine Lippen. Da war zu viel Spannung hinter gewesen. Zwar gut gezielt, aber eben mit zu viel Kraft. Der vierte Pfeil war damit ein Fehltreffer geworden.
    Zwei Schüsse auf die linke Zielscheibe mit etwas weniger gespanntem Bogen erbrachten dann das Ergebnis, dass er beizeiten Onyx fragen sollte, wie der Waldläuferbogen von Ornlu in Sachen Sehnen und Pfeile zu handhaben wäre. Ob eher eine Waffe für große Distanzen oder eher den näheren Fernkampf.
    Die letzten vier Pfeile erfolgten mit dem Rücken zu den Zielscheiben. Der Jäger positionierte sich so, wie er es zuvor bei dem Waldläufer gesehen hatte. Der Kopf lehnte einen Moment an dem harten Holz der Kisten, er atmete durch, wie er es wohl kurz vor dem Ernstfall machen würde, unwissend, ob der Feind ihn schon bemerkt hatte und nur darauf wartete, ihm einen geworfenen Kurzspeer, einen Armbrustbolzen oder seinerseits einen Pfeil ins Gekröse zu jagen. Auch das, so schloss Kiyan, war eine Situation, die Vorbereitung erforderte. Ein klares, vorgegebenes Ziel, eine Position, die erkundet wurde, jedoch eben nur diese Variante des Schosses bot, eben weil die einzige Deckung vielleicht ein Baum oder eine Häuserecke war.
    „Wenn du noch weiter so atmest“, grummelte der Hüne in seiner Muttersprache, „kriegst du an Ort und Stelle ein Kind. Wie eine Gebärende klingst du.“
    „Asante, mwalimu“, antwortete der Jäger spöttisch. Danke, Lehrmeister.
    Den Bogen hielt Kiyan gen Boden gerichtet, die Spitze vertikal. Nachdem er in Gedanken bis drei gezählt hatte, drehte er sich aus der Deckung heraus, brachte den Bogen in eine aufgerichtete Lage, spannte und schoss. Der Pfeil traf die linke Zielscheibe zwar mittig, aber der Vorgang – im Grunde nur wenige Sekunden – war lange genug gewesen, dass ein gewiefter, schneller Schütze ihn problemlos hätte ausschalten oder in Deckung gehen können. Kiyan nickte nur, als Onyx ihn anblickte. Die Lippen des Hünen verzogen sich zu einem kurzen Grinsen, ehe Kiyan wieder in Position ging.
    Wieder in der gleichen Stellung, die Haltung des Bogens wie zuvor. Der Pfeil angelegt, die Sehne leicht gespannt. Wieder zählte er gedanklich bis drei, dann drehte sich der Jäger erneut aus der Deckung. Während dieser Bewegung spannte er die Sehne an, zielte sekundenschnell und eher reflexhaft, wissend, wo die Zielscheibe war, schoss und wirbelte wieder zurück in die Deckung.
    Als Kiyan die Trefferaufnahme vollführte, sah er, dass der Pfeil ebenfalls die linke, angepeilte Scheibe getroffen hatte. Zwar aufgrund der Bewegung des Drehens nach links etwas linkslastig, aber immer noch in einem Bereich, der von einem gewissen Können mit der Waffe sprach. Er lächelte kurz in sich hinein, ehe er wieder in Position ging.
    Dieses Mal drehte er sich rechterhand aus der Deckung, wobei ihm die für den Augenblick ungewohnte Richtung Probleme bereitete. Beide Pfeile flogen zwischen der linken und der mittleren Scheibe durch und trafen die Wand.
    „Drei Pfeile, die Nieten waren“, stellte er am Ende fest, als er sich neben den Hünen gesellte. „Bei der Übung mit den Stoffen zu viel Gehampel und Bewegung, aber auch zu viel Wartezeit für den perfekten Schuss. Die Quittung dafür stellt mir im Ernstfall Beliar aus, wenn ich durch die Pforte in sein Reich gehe.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Es ist das Auge. Ich ziele länger, versuche zwar ein wenig nach Gefühl zu schießen … aber mir fehlt das Mü an Wahrnehmung, dass ein zweiäugiger Schütze besitzt“ Kiyan rieb sich das stoppelige Kinn, schnäuzte sich ungeniert die Nase zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand.
    „Gut, im Ernstfall überbrücke ich die Entfernung und erdolche den Hundesohn, der uns in die Quere kommt, eben mit dem Pfeil.“

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    “Im Ernstfall hast du noch deine Leute aus dem Jagdkommando. Aber ja - das wäre das letzte Mittel.”, meinte Onyx und blickte kurz zu den drei Zielscheiben. Für den Anfang war das gar nicht so schlecht.
    “Was dir wegen dem Auge fehlt, fehlt anderen an anderen Stellen. Andere haben eine unruhige Hand, sind im Kopf dumm oder bekommen es von der Kraft nicht hin. Oder sonst etwas, was manche als Ausrede benutzen. Ricklen würde dir sagen - na und? Fress mehr Möhren und schieß halt besser, damit du sauber triffst. - Ich denke, dass du mit einem Auge deine Grenzen hast. Aber diese Grenze ist noch weit weg. Turya ist ein gutes Beispiel. Wir werden schauen, wie wir es nutzen können, dass du mehr Zeit brauchst, um besser mit dem Bogen zu kämpfen. Bis dahin musst du aber erst besser werden.”, erklärte der Waldläufer auf torgaanisch und überlegte, was sie als nächstes machen würden. Natürlich sollte Kiyan noch mindestens 30 Pfeile hier verschießen, aber das käme danach.
    Davor würden sie reden. Onyx als Gegner von Philosophien der Kriegsführung und Freund der Pragmatik hatte schon das passende Thema.

    “Das eben ist ein Vorgeschmack darauf gewesen, wie es sein kann, mit anderen Schützen einen Feind einzukreisen und zu attackieren. Wir machen nach dem Gespräch noch drei Runden mindestens. Du wirst mit deinem eigenen Bogen schießen. Die Gründe kannst du dir denken. - Ich werde dir zum Zielen nichts groß erzählen, denn auf die kurze Distanz auf ein stehendes Ziel hast du darin, mehr wie sicher zu werden. Da gibt es keine Ausrede im Jagdkommando und bei der Jagd. Nur die Übung! - Trotzdem sollten wir darüber reden, wohin man zielen sollte. Also du hast einen Wolf, einen Scavenger, einen einfachen Banditen, einen Ork in schwerer Rüstung und eine Stadtwache mit Schild, die dich jeweils angreifen. Distanz wie hier oder etwas mehr für einen zweiten Pfeil. Was machst du? Wohin geht dein Pfeil oder Pfeile und wieso wählst du diesen Weg? Wohin gehen deine Pfeile, wenn du bei der Jagd etwas erlegen willst…wie einen Hirsch oder eine Wache in einem Banditenlager? Ich will keine Märchenstunde. Ich will nur deine Gedanken kennen, damit wir uns da austauschen können und über das richtige Ziel in der richtigen Situation denken. Auf unserer Reise will ich mich darauf verlassen, dass du das passende Ziel hast und weißt, was ich anvisiere. Nahkampf ist Nahkampf. Der Fernkampf hat bei der Jagd und im Gefecht aber oft genug andere Lösungen.”, meinte der Hüne in seiner Muttersprache und hörte nun hin. Fragen konnte Kiyan immer stellen.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Schmiede von Tooshoo

    „Wer sein Werkzeug meistern will, sollte alles darüber wissen, Freiya. Schwächen. Stärken. Geheimnisse, die man nur im erfährt, wenn man seine Waffe selbst gefertigt hat“, erklärte Ryu, zog das glühende Stück Metall zwischen ihnen ein wenig mehr zu sich und nickte dann noch einmal. Dieses Mal jedoch zögerlicher. Was folgte war nur ein verdrießliches Seufzen, Kopfschütteln und ein eher reumütiger Blick, als er das Metall mit der Zange auf dem Amboss fixierte und zum Hammer griff. „Trotzdem bin ich kein Meisterschmied. Ich habe nie gelernt, wie man reine Erzwaffen herstellt. Und ehrlich gesagt wurmt mich das seit Jahren. Die Chance dafür ist mit unserem Fortgang vom Festland quasi verdampft wie das Sumpfkraut gerade. Naja.“

    Der Templer atmete einmal tief durch, schloss die Augen und hob dann schicksalsträchtig den Hammer. Es war deutlich zu sehen, dass seine Muskeln sich unter Spannung setzten und doch verharrte er gleich einer Marmorstatue. Sein Gehör konzentrierte sich auf das Raunen der Esse und das leise, dampfende Geräusch, dass der Stahl beim Kontakt mit dem doch eher kühlen Amboss ausstieß. Er würde sprechen. Ihm verraten, wann er bereit war für den Weg zur Waffe. Und so war es auch: mit einem Mal riss der Hüter die Augen auf und ließ den ersten Hammerschlag auf das Werkstück fallen. Dann den zweiten. Den Dritten. Den Vierten. „Das Kraut *pling* gibt dem Stahl *pling* seine Farbe.“

    Es fühlte sich gut an, wieder hier zu stehen und dabei zuzusehen, wie das alte Templergeheimnis im Begriff war, die Form einer neuen, für das Waldvolk mittlerweile typisch grün schimmernden Waffe anzunehmen. Der Hayabusa kam nicht umher, einen kurzen, von einem Schmunzeln untermalten Blick in die Richtung Godos zu werfen. Die Erinnerung an ein Gespräch von vor sehr langer Zeit, damals noch in Silden, kam ihm in den Sinn. Über die Vergänglichkeit des Lebens. Über die Dinge, die einen Mann vorantrieben. Über das Aufglimmen und Verglühen von Funken. Die Gabe, ersteres zu bewerkstelligen und das Vergnügen, letzteres zu beobachten. Daran, wie er selbst diese Begebenheit lange mit Schlachtfeldern verglichen hatte. Wie es war, zu beobachten, wenn das Leben die Augen eines Feindes verließ. Gänzlich unterschiedlich und doch kam er nicht umher, eine gewisse Ähnlichkeit darin zu erkennen. Eines Tages würde er sich wieder mit dem alten Schmied zusammensetzen und bei einem Reisschnaps darüber sprechen, wie sich die Ansichten und Erkenntnisse geändert hatten, die der Hüter über die Jahre gesammelt hatte.

    Ryu hielt einen Augenblick lang inne, drehte die Zange und damit den gehaltenen Stahl. Dann blickte er zu Freiya und lächelte sanft. „Hasenhausschuhe, was? Hmpf … Aber dann nur mit passender Schlafmütze!“ Kopfschüttelnd und mit dem Lächeln, das nun schon mehr einem Grinsen gleichkam, hämmerte der Templer einige Male weiter und sprach dabei, zwar in Konzentration auf seinem Werkstück aber dennoch mit genügend Aufmerksamkeit an Freiya weiter. „Das mit den Schuhen *pling* wäre ja noch in Ordnung. Aber ein Schwert aus dem Fundus? *pling* Mach dich nicht lächerlich!“

    Die Art, wie der Templer gesprochen hatte schwang mit einer Mischung aus Anstrengung, hervorgehend aus dem Handwerk und einer tieferen Verständnis und Beobachtungen der Art, wie die rote Snapperin ihre Klinge zu führen vermocht hatte. Darin war keine Häme. Kein Vorwurf. Schlicht das Wissen eines Mannes, der wusste, wovon er sprach. Und dieser Mann wusste, dass keine Waffe aus dem Fundus, obwohl sie grundsätzlich alle von guter Qualität waren, niemals erfüllen würden, was eine Waldläuferin wie Freiya brauchte. Auch wenn es ihr vermutlich nicht einmal bewusst war.

    „Ich sag‘ dir, wie es jetzt *pling* weitergeht, rote Snapperin: wir machen diese kleine Schönheit *pling* für Onyx Reise zurecht. Puh …“ Er ließ kurz von der Zange ab, griff sich an die rechte Schulter und drehte den Arm einige Male. Der Kampf gegen Garagh saß ihm noch immer in den Knochen, aber irgendwo tat es auch gut, sich wieder ans Tagewerk zu gewöhnen. „Und wenn du mir geholfen hast, zählen wir das mit meiner Schuld für’s Ruinieren deiner Ausrüstung zusammen und sind mit dem Schmieden deiner neuen Waffe quitt. Also, rote Snapperin? Wollen wir dich im Schmiedefeuer zur roten Drachensnapperin machen? Was sagst du? Schau nicht so! Ich meinte damit nicht, dass ich dich in die Esse werfe!“

    Ryu zwinkerte er, nun wieder offen lächelnd zu, hob dabei eine Braue und neigte den Kopf etwas seitlich. Er hatte ihre Reaktion in der Höhle nicht vergessen, als er ihr angeboten hatte, einmal in der Schmiede auszuhelfen. Den Gedanken daran, woher das Material für Freiyas neue Klinge kommen würde, hatte er bereits fest im Auge.
    Geändert von Ryu Hayabusa (28.11.2024 um 16:29 Uhr)

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    Runa, untere Plattform

    „Zarra? Vareesa?“
    Runas Rufe war schrill vor Sorge, während sie über die Stege des großen Baumes eilte. Ihre Hände zitterten. Ihre Haltung war so verkrampft, dass ihr Nacken schmerzte, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt.
    „Irgendjemand? Verdammt nochmal!“
    Sie passierte ein paar Leute, deren Gesichter sie vage erkannte, doch niemand hier war ihr wirklich vertraut.
    „Ich brauche Hilfe!“
    „Hey Kleines! Was ist denn los?“
    Der dröhnende Bass ließ sie erschrocken herumfahren. „Onkel Seamus!“
    „Dein Vater und du habt euch ziemlich rar gemacht seit Beltane. Ich war schon drauf und dran, ohne euch nach Stewark zurückzu-“
    „Paps ist weg!“
    Seamus‘ Züge wechselten von Entspannung über Verwunderung zu Entschlossenheit.
    „Dein Vater macht öfter Dinge, die wir nicht verstehen. Warum beunruhigt dich das so?“
    „Weil er verdammt nochmal verletzt ist!“
    Er legte die Stirn in Falten. „Verletzt?“
    „Hör zu, wir waren im Westen bei Niradh, er und ich und Zarra und Vareesa. Da kam plötzlich etwas und wollte jagen, und es hatte ein Rudel Warge im Schlepptau. Und Paps hat herausgefunden, dass irgendwo im Westen ein paar Löwen waren und ist ihnen zu Hilfe gerannt. Er hat ein halbes Rudel Warge auseinandergenommen, aber die haben ihn ziemlich verletzt. Dann sind wir zurück und er ist in die Heilkammer, und er wollte seine Ruhe zu Samhain, aber als ich heute Morgen nach ihm schauen wollte-“
    „-war er weg“, schloss Seamus knurrend. „Verdammter Schwachkopf. Der bringt sich irgendwann noch um.“
    Runa lief ein Schauer über den Rücken. Sie dachte, vielleicht hätte sie überreagiert, aber Onkel Seamus sah es wie sie. Ihr Vater war vielleicht in großer Gefahr.

    Seamus nahm Runa in den Arm und fasste sie bei den Schultern.
    „Wir gehen ihn suchen. Wo ist dieses Niradh?“
    „Ein paar Stunden nach Westen, wo der Sumpf in einen trockenen Wald übergeht“, antwortete sie. „Ist ein kleines Lager auf einer Felsspitze.“
    Seamus nickte. „Wir holen Proviant bei Hooqua und brechen auf. Willst du noch nach Zarra und Vareesa suchen, bevor wir gehen?“
    Runa seufzte. „Hab ich schon, hab sie nirgends auftreiben können. Ich will so schnell wie möglich los.“
    Seamus nickte und wandte sich in Richtung der Sumpflilie um. In diesem Moment lief ein wohlbekanntes Gesicht freudestrahlend auf sie zu und breitete die Arme aus.
    „Seamus! Johanna! Lange nicht gesehen! Wollen wir mal wieder-“
    Seamus packte Frank im Vorbeigehen am Kragen und zog ihn mit sich mit.
    „Frank! Du kommst mir gerade recht. Mitkommen, wir gehen Maris aus der Scheiße holen.“
    „Maris?“, rief Frank erstaunt. „In Ordnung, ich bin dabei.“
    Runa atmete erleichtert auf und folgte den beiden.
    „Schön, dich zu sehen, Frank. Ich erklär’s dir unterwegs.“

    Maris

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Baubeginn "Die Sieben Katzen"

    “Das kommt da hin?”, fragte Ornlu und zeigte auf die Stelle.
    “Noch etwas weiter, Jadewolf. Wir brauchen Platz.”, sagte die blonde Frau mittleren Alters und lächelte. Leona war eigentlich in Ornlus Alter und auch Ryus und Griffins. Nur wollte keiner der drei jung gebliebenen Kerle es je zu geben. Sie waren für immer 29. Geistig manchmal eher 9 und zumindest Ryu manchmal 99, so altersweise, wie er sich in den Augen Ornlus gab. Ornlu hätte typischerweise und wie üblich für jeden Kerl vom Waldvolk, ein angefeuchtetes Leinenhemd angezogen, wo leider die oberen Knöpfe nicht zugingen und eine lederne Hose die knalleng um den Schritt saß, den er noch mit einer Sumpf-Zucchini ausgestopft hätte. Sich dann bei der körperlichen Arbeit mal so richtig angestrengt und trotzdem jeder Maid zugegrinst, damit sie dann kichernd ihren Kerl vergessen würden und nur an Ornlu denken würden. Selbst wenn sie so alt wie Mama Hooqua oder Aniron waren. Für den Gedanken traf Ornlu gedanklich jetzt eine Eislanze, die in ihm noch zu tausend anderen Eislanzen explodierten.

    Doch Budicca, Mertens schöne, schwangere Frau, hatte allen Männern die hier halfen klare Order gegeben diesen Scheiß zu lassen und sich nichts darauf einbilden, wenn die vier Schwestern nett zu ihnen wären.
    Es waren vier Schwestern, die vor zwei Tagen mit vier Handkarren in Tooshoo und auf der fertig errichteten Plattform für den künftigen Marktplatz angekommen waren.
    Da waren Zuber, Möbe, Baumateriall und allerhand Kram dabei und es zollte einigen Respekt, dass die vier Schwestern allein mit Leonas Mann Damian, heil durch den halben Orkwald gekommen waren, bis sie von einem Jagdkommando endlich gefunden und eskortiert wurden.
    Damian war aber auch kein halbes Hemd, sondern ein starker, bärtiger Zimmermann mit Händen die richtig anpacken konnten.
    Leonas Schwestern Alona, Mona und Sharona waren hingegen noch unverheiratet oder verwitwet. Sharona hatte zwei Zwillingstöchter namens Siona und Riona und Leona und Damian eine Tochter namens Diona. Nicht zu vergessen waren die sieben Katzen, die sie mitgebracht hatten. Sieben! Ornlu mochte Katzen einfach nicht und Katzen einfach nicht den Druiden.
    Für Ornlu waren die ganzen Onas erst einmal vom Namen her verwirrend, doch optisch unterschieden sie sich und irgendwo gefiel es dem Druiden, dass sie als Familie sich treu blieben. Eine Eislanze sollte jeden Treffen, der meinte, man wäre nicht kreativ bei der Namensvergabe gewesen!

    “Aber hier!?”, meinte der Druide und hatte den hohen Pfosten zwei Schritte weiter platziert.
    Leona nickte und Budicca zeigte Ornlu ganz dezent den Daumen hoch. Dann hielt er den Pflock und Bud schlug doch tatsächlich mit der Faust oben drauf. Tatsächlich ging der Pfosten mindestens eine Handbreit rein, doch danach musste auch ein Bud zugeben, dass ein großer Holzhammer besser war.
    “Hab heute keine Bohnen gegessen…”, murrte der Dicke und Ornlu nickte verständnisvoll und empört zugleich.
    Dann kam Terrence hinzu, prüfte die Höhe und lächelte die Damen Budicca und Leona mit den schönsten Lächeln und diesen wunderschönen, stahlblauen Augen an. Dann wehte noch ein Löckchen im sanften Wind.
    Es war so unfair und zurecht verging Terrence das Lächeln, als Budicca eine Augenbraue hoch zog.
    “Ehheemmm…dann geht es weiter. Den hohen Zaun haben wir bald, wenn der Sichtschutz noch dazu kommt.”, meinte Baumeister Terrence und war es eigentlich nicht. Das machte hier Damian mit seiner Erfahrung. Er dirigierte den Bau, war aber nicht der Bauherr, sondern vielmehr die ausführende Kraft die nach Vorgabe seiner Frau umsetzte. Seine Vorgabe war erst einmal eine Plattform für das Zelt und die künftige große Hütte zu bauen.

    “Leona was ist der Plan für euer Badehaus?”, fragte Ornlu, während sie den nächten Pfosten platzierten.
    “Zuerst bleiben wir im großen Zelt. Schauen zu dass wir die Zuber und allen anderen Kram gut unterbringen. Und dann beginnen wir mit unserem Handwerk. Menschen anständig baden und ihre Kleidung flicken und säubern. Das wird hier eine schwere Geburt, aber verdammich! Solange es funktioniert und wir gut leben können, soll es uns recht sein.”
    “Und Damian baut euch dann eine große Hütte?”
    “Das kommt später. Meister Melford sagte, dass die neue Sumpflilie erst einmal Priorität hat. Und wir wollen uns hier erst einmal einleben und schauen, ob man das Versprechen hält. Meine Schwestern werden hier reißaus nehmen, wenn man sie hier nur einmal wie Dirnen behandelt. Und dann waren es die Mühen nicht wert, Meister Jadewolf. Aber wenn es hier funktioniert…kann ich mir vorstellen ein einfaches, für die Menschen hier passendes Badehaus zu errichten. Mit Dampfbad, Badewannen und ein wenig Konkurrenz zu Mama Hooqua. Eine kleine Taverne für unsere Besucher.”
    “Verstehe! Ein schönes Ziel und etwas, was uns hier gut tun würde. Vergiss aber nicht, dass wir hier nicht wie die Städter sind. So mancher ist stolz auf den Dreck im Gesicht. - Wie soll das Badehaus heißen?”

    “Die Sieben Katzen.”, sagte Leona und lachte auf. Ornlu musste grinsen. Das passte wie die Faust aufs Auge.
    “Weiter geht es. Los, los, sonst verpassen wir noch das Essen.”, sagte Bud und Ornlu holte den nächsten orkhohen Pfosten.
    Geändert von Ornlu (29.11.2024 um 10:11 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #400
    King Kong Avatar von Griffin
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    Griffin ist offline
    Es war vielleicht doch schlimmer um Zarra und ihre geistige Gesundheit bestellt, als er sich einzureden versucht hatte. Sie war schon in der Phase des Wahnsinns, in der sie mit Tieren zu sprechen begann. Und zwar nicht bloß ein kurzes und sozial akzeptables "Wer ist ein guter Junge?" zu einem streunenden Hund oder selbst das schon etwas verrücktere "Bin wieder zuhause.", das man seiner Hauskatze zurief, wenn man nach einem langen Tag Heim kam. Nein - Zarra hatte eine ausgewachsene Unterhaltung mit einem Bewohner des Waldes begonnen und dem armen, verstört quiekenden Tier viel zu lange in die erschrockenen Augen geblickt. Wenn das so weiter ging, dann würde er die Zarra, die er so schätzte, schon bald für immer an die sumpfkrautvernebelten Hirne der Druiden verlieren.

    »Diese... Ausbildung bei den Druiden.«
    Er kratzte sich nervös am Kopf und versuchte in seinem Wust an Gedanken die richtigen Worte zu finden.
    »Ich meine - ist das wirklich das was du willst? Magie?«
    Nach Worten ringend gestikulierte er wild, ohne das ein Ton über seine Lippen kam.
    »Ich bin mir sicher, dass du eine herausragende Kämpferin abgeben würdest. Ich könnte ein gutes Wort bei Ryu einlegen, damit du mit den Jägern oder den Wächtern trainieren kannst. Oder du kannst vielleicht in Freiyas Jagdkommando, was hältst du davon? Ihr habt doch gestern so viel gesprochen. Sie nimmt dich bestimmt unter ihre Fittiche. Oder, wenn du willst, ich meine ich will dich ja nicht zwingen, aber ich meine ja nur, wenn du wollen würdest, du also Interesse hättest, dann grundsätzlich - nun, vielleicht könnte auch ich dir das ein oder andere beibringen.«
    Eilig stopfte er sich eine wortwörtliche Handvoll Beeren in den Mund, um die eingetretene Stille mit halblautem Schmatzen zu füllen.

    »Die pfind wirklif fuper!«, bemerkte er zu den Beeren, die nicht mehr waren als ein kleiner Snack für Zwischendurch.

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