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  1. Beiträge anzeigen #341
    Waldläufer Avatar von Corsika
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline
    Für einen Moment zuckte Corsika zusammen, als ihr eine weitere Stimme sie aus dem Irgendwo heraus plötzlich antwortete. So langsam müsste sie sich eigentlich daran gewöhnt haben, dass sich diese Waldbewohner auf leisen Sohlen fortbewegten, wie Wildkatzen. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihrem Inneren aus, als sie darüber nachdachte, wie einfach es diesen Leuten fiel, sie in einem Moment der Unachtsamkeit zu überraschen. Sie könnten allesamt Spanner sein, Diebe oder Mörder. Doch sie hießen Corsika in ihrer Feiergemeinschaft willkommen und hatten das Heimliche einfach unterbewusst verinnerlicht.

    Der Neuankömmling strahlte die kühle Aura eines Mannes aus, den kein Schrecken in der Welt mehr überraschen konnte. Athletisch, wild, männlich und irgendwie … vertraut. Die Nuancen in seiner Stimme verrieten ihn schließlich. Der Kerl kam nicht von hier, zumindest nicht von Geburt an.
    „Da wo ich herkomme, gilt Kirschblütenlikör als Delikatesse und Reisschnaps ist weit verbreitet“, antwortete Corsika. „Ich denke, dann koste ich von beidem mal. Weckt vielleicht ein bisschen Heimweh.“

    Sie zwinkerte dem Fremden zu und ging dann mit Griffin an den Tresen, um sich mit den Getränken, sowie ausreichend Krügen für die immer größer werdende Gruppe einzudecken. Damit suchten sie sich einen freien Tisch und luden die anderen ein, sich dazuzusetzen. Corsika nahm bereits heimlich einen Schluck vom warmen Reisschnaps, ehe die anderen sich gesetzt hatten. Er half dabei, die tausend Fragen zu sortieren, die sich wie ein wildes Garn in ihrem Kopf verheddert hatten. Dann legte sie eine leere Flasche in die Mitte des kreisrunden Tisches.

    „Das ist eine Tradition in meiner Heimat. Wir sind auf vielen verschiedenen Inseln verstreut und lernen ständig neue Leute kennen, darum haben wir ein Spiel daraus gemacht. Wir drehen die Flasche und derjenige, auf den sie zeigt, muss eine Frage beantworten oder einen Schluck trinken.“
    Ohne groß abzuwarten, drehte sie einmal und erwartete gespannt, auf wen die Flasche zeigte. Sie landete gerade zwischen zwei Personen, aber das war schon in Ordnung. Corsikas Frage galt eh beiden.

    „Okay, okay, das ist gut. Mich würde interessieren … seid ihr beiden eigentlich ein Pärchen?“
    Es war ihr egal, ob Zarra oder Griffin antworteten. Unterhaltsam sollte es allemal werden.

  2. Beiträge anzeigen #342
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline

    Samhain - Festplatz

    Das Auftauchen des Hauptmanns behagte Zarra gar nicht. Noch immer hatte sie vor Augen, wie er mit kräftigen Hieben seines Schwertes den Kopf des Riesentausendfüßers abgeschlagen und dabei gegrinst hatte. Eine Aura umgab ihn, die ihn für sie unnahbar machte und sie konnte nicht anders, als stets darauf zu achten, dass Griffin zwischen ihr und ihm positioniert war. Ob es jemandem auffiel?
    Was ihr zumindest auffiel, waren gewisse Ähnlichkeiten zwischen der Fremden, Corsika, und dem Hayabusa, jetzt, wo sie nebeneinander standen. Nicht nur die Form der Augen, sondern auch weitere kleine Merkmale bewiesen, dass sie sich nicht getäuscht hatte, was eine gewisse Parallele anging, die die beiden teilten. Ob sie aus der gleichen Gegend stammten?
    Sie kam auch nicht umhin zu bemerken, wie Freiyas Körperhaltung sich geändert hatte, seit der Hauptmann zu ihnen gestoßen war. Sie schien immer wieder Blicke in seine Richtung zu werfen und unbewusst ihr Haar zu richten. Seltsam.

    An einem der Tische sitzend – jeder hatte ein Getränk bekommen, wobei Zarra sich ohne Umschweife für den Kirschsaft entschieden hatte – stellte Corsika ihnen eine Art Spiel vor. Mama Hooqua hatte auf Nachfrage widerwillig eine leere Flasche abgegeben, die nun seitlich auf der Holzplatte lag, während die Fremde die Regeln erklärte.
    Die Weißhaarige war aufgeregt. Es klang nach einem lustigen Spiel! Doch als der Flaschenkopf dann auf sie und Griffin zeigte, dämmerte ihr erst, auf was genau sie sich da eingelassen hatte.

    „Seid ihr beiden eigentlich ein Pärchen?“, hörte sie die Worte Corsikas in ihren Gedanken widerhallen, als wäre es das Echo in einer finsteren Höhle.
    Ihr Blick huschte zu Griffin, danach sofort nach unten in ihren Schoß, wo sie ihre Finger knetete. Erinnerungen an Beltane wurden wach, wie sie ihn auf die Wange küsste, bevor sie davongeeilt war.
    Nein, so ist das nicht!, wollte sie aufbegehren, doch als sie den Mund öffnete kamen nur erstickte Laute hervor.
    „Er ist nur…wir sind…“, fiepste sie und fand nicht die rechten Worte um zu beschreiben, dass der gutmütige Hüne ihr sehr wichtig war und sie sich immer vorgestellt hatte, dass ihr Vater so mit ihr umging, hätte sie ihn jemals kennengelernt.

    Wie damals stieg Hitze in ihren Wangen auf, breitete sich über ihr ganzes Gesicht bis hin zu ihren Ohren aus. Es fühlte sich an, als würde sie glühen und der Druck in ihrem Kopf wurde unerträglich. Knallrot und mit weißem Haar musste sie für die anderen wie eine verschimmelte Tomate aussehen und war schon im Begriff aufzuspringen, um zu fliehen, vor was auch immer hier gerade geschah. Doch die große, warme Hand Griffins legte sich auf ihren Rücken und verhinderte jeglichen Fluchtversuch.
    Geändert von Zarra (07.11.2024 um 14:09 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #343
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Genüsslich trank der dickbäuchige Mann einen nahezu bis zur Unendlichkeit gezogenen Moment lang einen Schluck des von Ryu vorgeschlagenen Getränks und betrachtete zufrieden drei aufmerksame Augenpaare, die abwechselnd auf ihn und Zarra blickten. Leise schmatzend, als handle es sich um ein teures Gläschen Wein, kostete er den Saft und den Moment voller Genugtuung aus, ehe er sanft die Hand auf Zarras Rücken legte, die kaum hörbar vor sich hin stammelte und noch tiefer in sich zusammensank.

    »Ist schon okay, Zarra.« In seiner Stimme schwang deutlich der ehrliche Versuch mit, sie zu ermutigen.
    »Du musst dich nicht schlecht fühlen. Erzähl es ruhig-« Wieder hielt er inne und ein spitzbübisches, äußerst zufriedenes Lächeln machte es sich auf seinen Zügen bequem. Dann fügte er ein kurzes »mein Schatz.« an und zog die junge Frau ein Stück zu sich, um ihr einen überzogen lauten Schmatzer auf den Haaransatz zu geben.

    Er spürte die vor Peinlichkeit zu entflammen drohende Hitze ihres Körpers so deutlich, dass er gar nicht erst auf ihren puterroten Kopf blicken musste. Freiya entfuhr ein gleichermaßen schockiertes und überraschtes Japsen und sie hustete leise in ihren Becher, an dessen Inhalt sie sich fast verschluckt hatte. Selbst Ryu, der stoisch wie immer seine Gefühlswelt hinter einer Maske zu verbergen versuchte, zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Corsika hingegen schien traurigerweise weniger überrascht.
    Dadurch aber nicht weniger amüsiert, hallte Griffins bellendes, ehrliches, die Wampe zum wackeln bringendes Lachen lautstark über die Köpfe der kleinen Truppe hinweg und der dickliche Mann genoss die Entrüstung der Beteiligten fast so sehr wie den vor Scham und Zorn immer roter werdenden Kopf der jungen Frau. Aus unerfindlichen Gründen empfand er enorme Freude daran, sie in äußerst unangenehme Situationen zu bringen. Und auch wenn sie ihn regelmäßig Onkel nannte, kam er sich in diesen Momenten eher vor wie ein älterer Bruder oder ein ganz besonders unlustiger Papa.

    »Nein. Wir sind kein Paar.«, stellte er knapp und breit grinsend fest. »Ich liebe diese Frau so sehr, dass ich ohne zu zögern alles für sie geben würde. Und bevor man mir das wieder zum Vorwurf macht: Das schließt die beiden dort« Mit dem kurzen Schwenk einer Hand deutete er auf den Hauptmann des Waldvolkes und die Anführerin des objektiv erfolgreichsten Jagdkommandos. »selbstverständlich mit ein. Die drei sind Familie.« Er zuckte mit den Schultern, als wolle er damit die Endgültigkeit seiner Aussage zum Ausdruck bringen.
    »Und da das eine ehrliche Antwort auf deine Frage war, bin ich jetzt dran oder?«

    Als die Flasche zum Ruhen kam beugte er sich ganz, ganz langsam nach vorn, stützte sein Kinn auf den ineinander gelegten Händen ab und grinste Freiya frech an.
    »Wem von uns-« Ein herausforderndes, grünes Funkeln blitzte für den sanften Hauch eines Sekundenbruchteils über seine Augen. Für ein wenig länger als normalerweise ließ er den ersten Teil der Frage unausgesprochen im Raum schweben. »würdest du am ehesten einen Kuss geben?«

  4. Beiträge anzeigen #344
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    „Wem von uns -“ Oh Gott. Bitte nicht. „ … würdest du am ehesten einen Kuss geben?“
    In Freiyas Kopf gab es ein undefinierbares Geräusch. Vielleicht war sie es auch selbst gewesen. Ein Ächzen, das Ausdruck dafür war, bitte doch sehr schnell in einem tiefen Loch versinken zu dürfen. Oder auch einfach direkt tot umzufallen. Oder dass jemand kam, der ganz dringend etwas von ihr brauchte. Ronja, zum Beispiel. Oder Ornlu. Hatte der nicht ein neues Eiswolffell vorzuführen? Sie sah sich verstohlen um. Doch ausgerechnet jetzt war kein Jadewolf zu sehen. Hätte sie mal den Reisschnaps statt Kirschsaft genommen, dann hätte er bestimmt sofort auf der Matte gestanden!
    Jedoch, sie musste wohl oder übel die Frage beantworten. Langsam beugte sie sich nach vorne und griff nach der Flasche, dabei in vollem Bewusstsein, dass alle Augen um den Tisch auf ihr ruhten.

    Gerade noch hatte sie Mitleid mit Zarra gehabt. Die Frage von Corsika hatte die junge Frau sehr aus dem Konzept gebracht, was Freiya gut nachvollziehen konnte, war es doch eine sehr private Frage gewesen. Gewisse Dinge fielen Zarra nicht leicht und es berührte die Waldläuferin immer wieder, wie sehr Zarra sie an ihr frühes Ich erinnerte. Das Unbehagen, das Zarra fühlte, war für Freiya zum Greifen gewesen, dass sie selbst ein Zittern unterdrücken musste. Doch die Rothaarige wusste, dass Zarra daran wachsen konnte – wenn, ja, wenn ein gewisser jemand es ihr nicht noch schwerer gemacht hätte. Sie konnte es kaum fassen, wie Griffin das arme Mädchen auf den Arm nahm. Freiya mochte den haarigen Riesen, aber manchmal hatte er das Taktgefühl eines Holzpflocks. Innerlich, und wahrscheinlich auch äußerlich, machte sie sich bereit, ihm das imaginäre Fell über die Ohren ziehen, da sprach er auf einmal davon, dass er Zarra, Ryu und sie als Familie betrachtete.
    Das traf sie. Unerwartet und mitten ins Herz.
    Er hatte schon öfter durch Gesten und auch mit Worten gezeigt, wie wichtig zumindest Ryu und sie für ihn waren. Dabei hatte er nicht gesagt, dass sie alle wie eine Familie waren. Sondern, dass sie Familie waren. Eine Familie, die man sich aussuchen konnte. Zum ersten Mal in ihrem Leben bekam Freiya eine Idee davon, wie es sein musste, einen großen Bruder zu haben. Jemanden, der mit einem durch Dick und Dünn ging, aber der einen auch mal neckte und sogar ärgerte, dass man ihm am liebsten zum Mond schnipsen wollte.

    Sie hatte noch ein Lächeln auf den Lippen ob ihrer Gedanken, das ihr verging, als eben jener großer Bruder sie mit einem blitzschnellen Funkeln über den Augen ansah und seine Frage formulierte. Freiya wollte immer noch lieber schreiend weglaufen, ihr ganzer Körper war angespannt. Sie sah sich selbst nach der Flasche greifen, ihr Kopf raste. Was sagen? Was nur?
    Nichts Geringeres als die Wahrheit hatte Corsika als Bedingung genannt. Nun, die Wahrheit war einfach. Für einen Wimpernschlag entspannte sich ihr Gesicht und ein warmes Lächeln huschte über ihre Züge. Aber Freiya war nicht bereit, diese eine Wahrheit jetzt und hier auszubreiten. Sie brauchte … eine andere Wahrheit. Ihr Gesicht wurde wieder ernst.
    „Ryu“, sagte sie schließlich, als ihre Finger den Flaschenhals berührten und dann blickte sie Griffin fest in die Augen. „Dich jedenfalls nicht, nachdem du Zarra so geärgert hast gerade! Das macht man nicht mit seiner Familie!“
    Sie schüttelte sich energisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nahm die Flasche an sich.
    „Des Weiteren glaube ich, dass ich Zarra mit einem Kuss sehr in Verlegenheit bringen würde, auch wenn er nichts anderes als gut gemeint wäre. Bei Corsika weiß ich nicht, ob sie so darauf steht, von einer fast fremden Frau geküsst zu werden. Bei Ryu denke ich, dass er das ganz gut wegstecken könnte.“
    Ha! HAHA! Die Rote Snapperin gratulierte sich innerlich zu diesem Schluss. Dass die Gründe ganz anders lagen, ging niemanden was an. Also fast niemanden ... vielleicht.
    Griffin machte die Augen schmal, doch Freiya legte entschieden die Flasche hin und drehte sie. Der Flaschenhals zeigte fast gerade auf Corsika.
    Nachdenklich legte Freiya den Kopf schief.
    „Wie steht Ihr zu den Göttern, Corsika? Betet Ihr einen der drei Brüder oder die Mutter an? Oder einen anderen Gott, dem Ihr in Eurer Heimat verbunden wart? Oder ist Euch das eher einerlei?“, fragte sie schließlich.

  5. Beiträge anzeigen #345
    Waldläufer Avatar von Corsika
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline
    Eigentlich verstand es Corsika recht gut, ihre Emotionen hinter einer Maske zu verstecken, doch in dieser bunten Runde fiel es ihr mehr als einmal schwer, sich das Lachen zu unterdrücken. Sie hatte bei Zarra anscheinend eine empfindliche Stelle erwischt, die Kleine wirkte auf sie auch noch recht schüchtern, aber besonders in Griffins Gegenwart beim Tanz war sie aufgeblüht. Auch wenn er scherzte und die Beziehung ins Familiäre einsortierte, war Corsika so, als könne sie einen gewissen Glanz in Zarras türkisfarbenen Augen wahrnehmen, der auf mehr hindeutete.

    Die Reaktion in Freiyas Mimik auf die durchaus noch etwas kokettere Frage des Tanzaffen war ähnlich spektakulär und Corsika wünschte sich für einen Augenblick, Stift und Pergament zur Hand zu haben, um diesen Blick zu verewigen. Doch im Kern bestätigte sie den Eindruck dieser Gemeinschaft, den ihr bereits Griffin vermittelt hatte. Sie verhielten sich wie eine große Familie, es gab Jüngere und Ältere, eine fürsorgliche Mama an der Theke, ernste Brüder, die lieber unter sich und ihren Interessen blieben und den ein oder anderen verrückten Onkel, der alle mit seinen Macken aus dem Konzept brachte und doch auf jede Feier eingeladen wurde.
    Ein etwas wehmütiges Lächeln stahl sich auf Corsikas Lippen. Wie es ihrer Familie wohl gerade ging? Ob sich ihre Mutter wohl noch um sie sorgte? Wahrscheinlich bereitete sie jeden Abend eine Portion Essen zusätzlich zu, in der Hoffnung, Corsika würde irgendwann wieder zurückkehren. Ob Schwester Cecilia das Familienerbe bereits angetreten hatte? Ob ihr Vater und ihr Bruder Malle wohl nach ihr suchen ließen? Oder gab es ihretwegen einen Streit, weil keine Hochzeit mit dem Handelspartner des benachbarten Inselreichs zustande kam? Corsika war glücklich, dass das Schicksal sie aus den gewohnten Bahnen gerissen hatte und sie so noch mehr von der Welt sehen konnte. Doch diese Freude kam einher mit einem tiefsitzenden Gefühl der Verlorenheit.

    „Die Götter? Ja, nun …“ Corsika lehnte sich nach vorn und stützte ihr Kinn auf die Hand. Sie war nie eine besonders gottesfürchtige Person gewesen. Sie zweifelte nicht an der Existenz der Götter, aber nie hatte sie sich auf eine konkrete Auslegung des Glaubens festgelegt. Die drei Brüder waren ihr durchaus bekannt, spätestens, seit einige Truppen des Myrtanischen Reiches vor einigen Jahren territoriale Besitzansprüche auf den Nachbarinseln geltend machten. Von der Mutter, zu welcher das Waldvolk sich sehr hingezogen fühlte, wusste sie bis zu ihrer Ankunft in Schwarzwasser noch gar nichts. Die Frage, die sich ihr gerade stellte, war weniger, an wen sie glaubte, als vielmehr, was sie Freiya und den anderen antworten konnte, um nicht in Ungnade zu geraten. Aber dass der Fremde aus der Heimat, den Freiya als Ryu vorgestellt hatte, ebenfalls ein Teil der Gemeinschaft war, schienen sie sehr tolerant zu sein.
    „Ich kenne die drei Brüder, ich kenne auch ein Dutzend anderer Naturgötter. Zuhause glauben die Bewohner jeder einzelnen Insel an etwas anderes. Meine Nachbarn glauben zum Beispiel an die große Auster, sie möge ihnen einen guten Fischfang bescheren. Ich selbst habe mich nie einem bestimmten Gott verschrieben. Wie könnte man das auch tun, wenn man noch nicht mal alle kennt, nicht wahr?“
    Ein Stechen durchfuhr bei dieser Antwort ihren Kopf und die Handfläche ihrer verletzten Hand. Ein Zeichen womöglich, aber schwer zu deuten. Sie nahm noch einen Schluck vom Reisschnaps, aber das machte es nicht wirklich besser.

    „Okay, ich bin dran.“
    Sie nahm die Flasche und stupste sie nur leicht an, damit sie auch sicher bei Ryu landete, der neben ihr saß.
    „Ah, so ein Zufall. Genau der, den ich fragen wollte.“ Sie lehnte sich wieder zurück und blickte ihm in seine sonderbaren, beinahe bernsteinfarbenen Augen.
    „Ryu, würdest du sagen, dass du hier glücklich bist? Glücklicher als auf dem Archipel?“

  6. Beiträge anzeigen #346
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Noch ein wenig versonnen hing Ryu den gerade erlebten Momenten nach. Erst das Treffen mit seiner Familie, nun das Treffen mit der von Griffin ernannten, anderen Familie. Gedanken überschlugen und stritten sich in seinem Kopf und einerseits war da diese merkwürdige, innerliche Erleichterung über Freiyas Antwort, andererseits aber die fragwürdige Überlegung, was sie im Kontext zu Griffins Metapher nun für ihn war. Schwester? Tante? Cousine? Mutter oder Tochter waren völlig ausgeschlossen! Man pflegte hier in Tooshoo zwar eher wenige Sitten, war aber dennoch kultivierter als die degenerierten Südstaatler aus der ‚süßen Heimat Ardea‘. Es gab sogar Lieder darüber, dass sich Brüder dort stritten, man solle sich doch seine eigene Cousine suchen! Dort blieben aus irgendwelchen seltsamen Gründen die Stiefschwestern immer wieder zwischen Zäunen oder mit dem Kopf in Öfen stecken und riefen in der Regel völlig ratlos nach ihren Stiefbrüdern. Motorisch unbeholfen, das waren die! Aber gut, hier in Tooshoo gab es sowas nicht … so oft. Und der Hayabusa hatte mit Sicherheit nicht vor, Freiya an ihrem, zugegeben, wohlgeformten Hintern, aus einem Ofen zu ziehen … oder daran tiefer hineinzuschubsen. Die würde ja ganz schmutzig werden vor Ruß! Andererseits … war das der eigentliche Grund, warum sie ihm den Kamin im Turm überlassen hatte? Nein … Nein! So war Freiya nicht! Freiya war anständig, edelmütig, mitfühlend und tapfer! Freiya war … Die Wyvern-Augen blickten sie kurz von der Seite an, als die Flasche erneut gedreht wurde. Er konnte nicht umher als, für den Bruchteil eines Moments zu lächeln. Es war eher unbewusst, aber er konnte nicht umhin, die rote Snapperin leicht oberhalb ihres Knies zu drücken, als sie ihre Überlegung zum Besten gegeben hatte.

    Schließlich verlor die Flasche an Momentum und der Hayabusa blickte wieder auf das leere Behältnis. Das war ein komisches Spiel. Wieso sollte man auf mögliche, unangenehme Fragen antworten und vielleicht sogar die tiefsten Ängste, Gedanken und Gefühle preisgeben? In Anwesenheit von Fremden oder Leuten, die es schlicht nicht anging, was in einem vor sich ging? Aber schön, es war Samhain und wenn es der Feier zutrug, warum nicht? Würde es zu privat werden, konnte er immer noch aufstehen und einen Notfall, auf dem Herd liegen gelassene Wurst oder spontanen Durchfall vortäuschen. Völlig legitime Dinge, die der Etikette des Waldvolkes entsprachen, um sich aus unangenehmen Gesprächen, Konfrontationen mit wütenden Ehemännern oder vorm Dienst zu drücken.

    Nun war Corsika an der Reihe und ihre Antwort auf die Frage des Rotschopfes überraschte ihn keineswegs: es gab so viele Naturgeister und Wesen von denen auch in seiner Heimat die Rede war, dass es schwer fiel, teilweise sogar belächelt wurde, all die Aspekte der Welt auf drei Entitäten herunterzubrechen, um die man sich scharen und denen man die Schuld geben konnte für eigenen Missgeschicke im Leben. Und die umgekehrt von ein paar klugen Geschäftsleuten genutzt wurden, um die Gläubigen auszubeuten und Geld für Segen zu verlangen, die ihre Gemüter nur beschwichtigen würden. Er selbst hatte Religion immer verabscheut, sich sein Glück selbst gemacht und war immer gut damit gefahren. Dennoch, in all den Jahren, seit er sein Zuhause verlassen hatte, hatte Ryu zumindest anerkannt, dass die Brüder existieren mussten. Irgendwie. Zu viele seltsame Erlebnisse mit den Arten der Magie hatte er erlebt, sodass klar war: da war mehr. Ihm missfiel jedoch, wie sich diese Religionen etabliert hatten. Aber das war eine andere Geschichte. Viel wichtiger war, als er sah, wie die Besucherin aus dem fernen Osten offenbar die Regeln so auslegte, dass sie ihre Neugier direkt auf den richtigen steuern konnte: auf Ryu. Für einen Moment trafen sich die bernsteinfarbenen Augen des Hüters und die einerseits neugierigen, andererseits doch wachsam wirkenden, graubraunen Augen der Reisenden. Traf es ihn nun also doch. Innerlich seufzte der Templer, blieb nach außen hin aber ruhig, hob nur leicht die Brauen und erwartete ihre Frage mit stoischer Geduld.

    „Ryu, würdest du sagen, dass du hier glücklich bist? Glücklicher als auf dem Archipel?“


    Das war … tatsächlich keine unüberlegte Frage! Kurz über seine Antwort wägend, lehnte er sich mit dem linken Ellbogen auf den Tisch und legte die Hand, leicht geballt an die Lippen. So gesehen hatte er noch nie darüber nachgedacht, lagen doch beide Leben, die er dort und nun hier führte, so weit auseinander. „Es wäre nicht gerecht, das Glück eines Burschen zu vergleichen, der kaum mehr von der Welt kannte, als an welchem Fluss man den meisten Fische fangen kann und das eines Mannes, der auch die hässlichen Seiten des Lebens und andere Länder kennengelernt hat.“, antwortete er nach einer Weile in dem guten Gewissen, dem Jungen der er einmal war Gerechtigkeit zu tun. „Ich war als Kind glücklich und ich bin es jetzt auch. Zumindest, nachdem wir alle hier wiedervereint sind. Die Erfahrungen dazwischen trennen diese beiden Leben jedoch so, dass es darauf keine Antwort gibt. Eine klare Antwort darauf wäre also eine Lüge.“, erklärte der Hüter schließlich in Ruhe und stellte sich dabei die Frage, wie es wohl wäre seinem Ich aus der Kindheit zu begegnen und von all den Dingen zu erzählen, die er noch erleben würde. Eine interessante Vorstellung.

    Kurz wartete der Hayabusa ab, führte dabei seine Hand erst auf die Tischplatte, tippte einige Male mit Zeige- und Mittelfinger darauf und nickte dann, als keine Einwände kamen. „Mein Zug, ja?“ Corsika nickte, Ryu bestätigte gleichsam und legte den Hand an die Flasche und ließ sie aus einer knappen Handgelenksbewegung drehen. Und sie drehte. Und drehte. Und drehte langsamer. Begann ein wenig zu eiern. Und zeigte schlussendlich auf … Zarra! Wie ironisch. Dem Hauptmann war nicht entgangen, dass das Mädchen ihn mied wie einen Sack Flöhe. Immer wieder hatte sie sich hinter, an der Seite von oder, vermutlich, wenn es möglich gewesen wäre, in Griffins Taschen versteckt. Und auch jetzt war es dem Schwertmeister, als suchte sie, ihm aus dem Weg zu gehen. Wieder seufzte Ryu innerlich. Eine schöne Erinnerung daran, dass es vielleicht keine gute Idee war, hier bei ihnen zu sitzen. Immerhin gab es noch eine Menge Arbeit und Onyx wollte vor seiner Reise eine neue Keule haben. Und für Kiyan wollte er ja auch noch Ausrüstung vorbereiten. Vielleicht war es besser, wenn …
    „He, alte Männer beißen nicht, Liebes! Dafür ist sein Gebiss viel zu wackelig!“, erklang plötzlich Griffins Stimme, die seinen Waffenbruder aus den Gedanken riss. Tat er es schon wieder! Oh, welche halbmastigen Blick er nun ernten würde!
    „Also, Zarra. Auf die Gefahr hin, dass ich einen Fluch für mich und meine Nachkommen riskiere, muss ich es einfach wissen!“

    Schwer und mit unglaublicher Wichtigkeit in seiner Geste stemmte er beide Hände auf seine Oberschenkel und beugte sich fast schon verschwörerisch zu ihr hin. „Deine Großmutter … leiten sie und die Hooqua wirklich einen Hexenzirkel, der andere in Frösche verwandelt oder mit Scheißerei...“, er blickte kurz zu Freiya die eine Braue gehoben hatte. „Verzeihung, Durchfall, verflucht?“

  7. Beiträge anzeigen #347
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Bumm… Bu-Bumm… Bumm… Bu-Bumm…

    Zarra verharrte still und regungslos auf der hölzernen Bank, doch ihr Herz schien gegen die stumme Welt um sie herum zu trommeln. Es war, als ob ein verborgener Trommler tief in ihrem Inneren den Takt angab, und dieser Takt hallte in ihren Ohren wider. Der Rhythmus ihres Pulses wurde zu einer leisen, aber unüberhörbaren Melodie, die sie nicht abschütteln konnte.
    Warum hat sie das gefragt? Warum hat Griffin mich Schatz genannt?

    Bumm… Bu-Bumm… Bumm… Bu-Bumm…

    Jeder Schlag war ein Echo, das durch ihre Sinne dröhnte, ein unaufhörlicher Klang, der die Stille um sie herum durchbrach. Es war, als ob sie die Welt durch das Pochen ihres eigenen Herzens wahrnahm, ein sanfter, aber bestimmter Trommelschlag, der ihre Nerven vibrieren ließ.
    Sieht er es wirklich so? Habe ich nicht bemerkt, dass er… dass wir…

    Bumm… Bu-Bumm… Bumm… Bu-Bumm…

    Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen, doch der Klang wurde nur lauter, intensiver. Das Herzklopfen war wie ein dichter, rhythmischer Nebel, der ihr Bewusstsein einhüllte und sie daran erinnerte, wie lebendig sie war. Es war ein ständiges Rauschen, das in ihren Ohren pulsierte, wie das Dröhnen einer fernen Brandung, die gegen die Küsten ihrer Gedanken prallte.
    Vielleicht sollte ich einfach gehen. Vielleicht ist es besser, wenn ich einfach verschwinde und mich nicht mehr damit auseinandersetzen muss.

    Bumm… Bu-Bumm… Bumm… Bu-Bumm…

    Es war ein Klang, der sie erdete, aber auch verwirrte. Ein Beweis dafür, dass sie lebendig war und fühlte, doch gleichzeitig eine Erinnerung an die Ängste und Unsicherheiten, die tief in ihr lauerten. Es war, als ob ihr eigenes Herz ihr zuflüsterte, dass sie stark genug war, um den Sturm in ihrem Inneren zu überstehen.
    Er hält mich noch immer fest. Das…

    Vorsichtig, aber bestimmt drückte sich Zarra von Griffin ab. Die Augen wieder geöffnet versuchte sie ihren Blick zu fokussieren. Die letzten Gespräche waren im Rhythmus ihres Herzens untergegangen. Das Rauschen in ihren Ohren ließ nach und der Druck in ihrem Kopf wich langsam.
    Gerade noch sah sie, wie die Lippen des Hauptmanns sich bewegten. Freiya schien ihm aufmerksam zuzuhören, Corsika wirkte interessiert, die Gesichtszüge weniger angespannt, als zu Anfang des Spiels. Und Griffin?
    Sie schaute verstohlen nach oben. Er hatte ein breites Lächeln aufgesetzt und blickte in die Runde.

    Nach und nach kehrte ihr Hörvermögen wieder – oder aber sie ließ unterbewusst zu, dass die Stimmen der anderen sie erreichten.
    „Also, Zarra.“
    Oh nein! Bitte nicht…
    Die Flasche war erneut gedreht worden und deutete unumstößlich auf die völlig überforderte junge Frau, die unweigerlich in die in der Dunkelheit leicht glühenden Augen des Hauptmanns schauen musste.
    „Auf die Gefahr hin, dass ich einen Fluch für mich und meine Nachkommen riskiere, muss ich es einfach wissen!“
    Fluch? Weiß er vom Fluch der Libelle? Aber woher…
    Angespannt, fast panisch ob der neuerlichen Aufmerksamkeit wollte Zarra einfach nur weg, fliehen und sich verkriechen bis alle vergessen hatten, was geschehen war. Am ehesten sie selbst.

    Die folgende Frage, die der Hayabusa dann stellte, löste jedoch eine Verwirrung in ihr aus, die ihre Stirn in Falten bannte.
    „Hexenzirkel…?“, fragte sie mit kaum hörbarer Stimme und beobachtete, wie Ryu mit ernstem Ausdruck im Gesicht und einem gewichtigen Nicken auf die Antwort wartete.
    „Oma… hilft den Leuten mit ihren Kräutern und Tees“, erklärte sie das Offensichtliche, „Keine Flüche. Manchmal vertragen die Leute den Sud nicht und haben dann einige Zeit… Durchfall wie vor einigen Wochen der flotte Otto“, erinnerte sie sich an die Zeit vor der Abreise in den Sumpf.
    Dann schwieg sie, wusste nicht, ob es als Antwort genügte und starrte auf die Flasche, welche der Quell ihres Ungemachs an diesem Abend war. Sie machte keine Anstalten danach zu greifen, sondern hing ihren verwirrten Gedanken nach und versuchte Herrin ihrer eigenen Gefühle zu werden.

  8. Beiträge anzeigen #348
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya ist offline
    Da war es wieder. Das Unbehagen von Zarra. Erst jetzt war Freiya aufgefallen, wie die schönen Augen der jungen Frau hin und her geflackert waren. Als Ryu Zarra angesprochen hatte, war ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Hatte Zarra immer noch Angst vor ihm? Doch, es war nicht nur das, Zarras ganze Körpersprache zeigte, wie sie sich innerlich wand. Freiyas Stirn legte sich in Falten, es war offensichtlich, dass die junge Frau sich nicht nur nicht wohl fühlte, sondern sich weit weg wünschte. In der Rothaarigen wuchs der Wunsch, die junge Rimbe aus dieser folterähnlichen Situation zu herauszuholen, wenn sie sich selbst nicht traute oder nicht wusste, wie. Jedoch war Letzteres eine berechtigte Frage: wie? Ohne unhöflich zu werden?

    Als sich ein Schweigen über sie alle legte, ließ Freiya ihren Blick über diese ungewöhnliche Runde schweifen. Am Ende war es doch wie … ein Jagdkommando. Sie wusste von den Charakteren der Anwesenden, gut, außer vielleicht Corsikas, aber damit ließ sich arbeiten. In einem Wimpernschlag formte sich ein Plan im Kopf der Roten Snapperin.
    „Ex oder Rotrock!“, rief sie plötzlich und setzte ihren Becher an, um den Kirschsaft runterzustürzen. Als sie den leeren Becher aufsetzte, erhob sie sich.
    „Griffin, hast du Corsika schon unsere beiden Barden vorgestellt? Vielleicht kennen Enya und Fynn etwas aus Corsikas Heimat, das sie aufspielen können? Vielleicht möchte Corsika ja auch eine Runde tanzen?“, fragte Freiya mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel ließ, was sie jetzt von den beiden erwartete.
    Langsam bewegte Freiya sich auf Zarra zu, die sie ansah, als ob Freiya den Verstand verloren hätte.
    „Zarra, ich hätte eine Frage zu einem Kraut, die nichts für die Ohren der Herren hier ist, hättest du einen Augenblick für mich?“, fragte sie mit einem ruhigen Lächeln.
    Sie legte sachte ihre Hand auf die Schulter der jungen Frau ab. Dann wandte sie ihren Blick zum Hauptmann: „Ryu, wärst du so lieb, und holst mir noch etwas zu trinken bei Mama Hooqua? Gerne noch etwas Kirschsaft. Hauptsache keinen Schnaps.“ Sie konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. „Ja? Danke dir, ich bin bestimmt gleich wieder da.“

    Zarra hatte sich indessen erhoben und Freiya legte vorsichtig ihre Hand an ihren Oberarm, um sie etwas von dem Tisch wegzuführen.
    „Wollen wir ans Feuer gehen?“, fragte die Rothaarige leise, aber weiterhin mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihr war durch das Sitzen selbst etwas kühl geworden.
    „Ich hoffe, ich habe dich nicht überrumpelt, aber ich hatte das Gefühl, dass du dich nicht wohl gefühlt hast. Ich habe eigentlich gar keine Frage zu einem Kraut“, gab sie ehrlich zu und hoffte, dass Zarra nicht enttäuscht war.
    „Aber … wenn du mir die Frage gestattest, ist alles in Ordnung, geht es dir gut?“

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    Sie war selbst ein Feuer, wenn man von der Hitze ausging, die sie glaubte auszustoßen, ihre Scham als Zunder nutzend. Doch ihre Gedanken waren zu unsortiert und ihr Widerstand gegen jegliche Berührungen nicht vorhanden. War sie froh, dass Freiya sie unter einem Vorwand vom Tisch geführt hatte?
    JA!, schrie ihr Innerstes.
    Konnte sie frei und ohne Bedenken mit der hübschen Frau sprechen, der sie bisher nie richtig in die Augen schauen konnte, ohne auch dabei zu erröten?
    Nein…
    In diesem Moment hasste sie es. Wieso war sie so… so… kompliziert? Bei all den anderen schien es immer so einfach zu sein. Man unterhielt sich über das Wetter, erfolgreiche Jagdausflüge oder Probleme, die einen beschäftigten. Nicht jedoch Zarra. Sie musste immer alles zerdenken, wich Blicken aus und suchte Ausflüchte.
    War sie nicht darüber hinweg gewesen? Hatte sie nicht den sprichwörtlichen Schatten übersprungen, nachdem sie in den Kreis der Druiden aufgenommen worden war? Sie hatte es jedenfalls angenommen, nur um bei der ersten Herausforderung die Fassung zu verlieren.

    „Ich…“, suchte sie nach den rechten Worten.
    Die Wahrheit oder sollte sie den Sturm herunterspielen, der in ihr tobte? Freiya hatte sie gerettet, mehr als einmal. Genauso wie Griffin und auch der Hauptmann. War es fair sich vor ihnen zu verschließen? Sie wusste es nicht.
    „Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll“, gab sie schließlich zu, als sie sich mit Freiya vor dem großen Feuer eingefunden hatte.
    Ihr Blick suchte in den Flammen nach etwas, einem weiteren Zeichen ihrer Mutter oder nach der Antwort auf Fragen, die sie noch nicht gestellt hatte.
    „Ich habe heute zum ersten Mal meine Mutter getroffen“, flüsterte sie.
    Der erste rettende Strohhalm, der sich in der Flut ihres Geistes auftat. So schwer ihr Herz bei dem Gedanken auch wurde, spendete es ihr Trost zu wissen, dass Saelind über sie wachte. Dass sie nicht vergessen war.

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    „Deine Mutter?“, fragte Freiya erstaunt und musste einen Augenblick innehalten, bis ihr klar wurde, dass Zarra heute Abend ebenfalls einem Geist begegnet war. Zum ersten Mal …
    „Ich hoffe, dass es schön für dich war, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es sehr aufwühlend gewesen sein muss. Ich … bin mir sicher, dass deine Mutter sehr stolz auf dich ist“, versuchte Freiya die Hellhaarige aufzumuntern und hoffte, dass Zarras Mutter nicht vom gleichen Schlag war wie Kuno, sondern sich über das Wiedersehen mit ihrer Tochter gefreut hatte. Freiya versuchte den Gedanken, dass sie ihre Eltern auch gerne einmal gesehen hätte, zu ignorieren. Bisher war das noch nie geschehen. „Möchtest du mir etwas von deiner Mutter erzählen?“

    Das Feuer loderte vor ihnen und schenkte ihnen die Wärme, die Freiya gebraucht hatte. Der Tanz der Flammen hatte eine beruhigende Wirkung.
    „Ich kenne das sehr gut … Ich weiß auch oft nicht, was ich denken oder fühlen soll, was dazu führt, dass ich nicht weiß, was ich tun soll. Da sind einfach zu viele Gefühle und Gedanken in meinem Kopf. Und Herzen. Ich denke dann immer besonders oft über die Dinge, die mich verwirren, nach, und dann … bin ich noch verwirrter.“
    Freiya hatte ins Feuer gestarrt und blickte nun wieder zu der jungen Frau an ihrer Seite. Die Rothaarige schmunzelte leicht. „Ganz toll, nicht wahr?“

    Ein Seufzen entfuhr ihr und wieder starrte sie auf die Flammen.
    „Es gibt Leute, die finden das anstrengend. Die handeln einfach, während wir noch beim Sortieren unserer Gedanken sind. Aber so sind wir nun einmal, so haben die Götter uns geschaffen. Daran ist nichts Schlechtes, auch wenn es mir selber manchmal schwer fällt, das zu glauben.“
    Nun senkte der Blick der Waldläuferin sich wieder auf Zarra: „Aber soll ich dir mal etwas verraten? Es gibt Menschen, die finden das nicht schlecht, wie wir sind.“ Freiyas Züge umspielte plötzlich ein warmes Lächeln. „Die akzeptieren uns nicht nur so, wie wir sind, sondern die helfen uns sogar, unsere vielen Gedanken zu sortieren.“
    Die Rothaarige drehte sich ein wenig so, dass sie das Geschehen hinter sich beobachten konnte, und ihr Blick fiel auf den Hauptmann, der gerade bei Mama Hooqua stand, um die Becher nachfüllen zu lassen. Ihr Lächeln blieb, bis sie schließlich wieder zu Zarra blickte.
    „Wenn du möchtest, helfe ich dir gerne beim Sortieren. Wenn du aber lieber allein sein möchtest, dann verstehe ich das und überlasse dich deiner eigenen Gesellschaft. Es ist eine gute Gesellschaft, daher habe ich kein schlechtes Gefühl, dich mit diesem wunderbaren Mädchen allein zu lassen.“ Dann nahm sie Zarras Hand und legte sie sanft zwischen ihre Hände.
    „Hab den Mut, das zu tun, was dir gut tut. Du bist es wert.“

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    Mit einer Mischung aus Argwohn und Neugierde blickte Griffin den beiden Frauen hinterher, die sich leise tuschelnd aus der Affäre zogen und doch recht überhastet davoneilten. Freiya hatte zugegeben recht hauptmännisch eine gute Handvoll Befehle gebellt und Zarra dann ohne Vorwarnung ins Dunkel der Nacht entführt. Die junge Rimbe ließ die Schultern hängen, fiel mit jedem Schritt weiter und wagte es kaum, den Blick zu heben, während die rote Snapperin ohne Unterlass auf die einplapperte und sie dabei mit der Hand am Oberarm so weit hinfort zog, dass Griffin schließlich nicht mehr sehen konnte, was sich zwischen den beiden noch abspielte.

    Noch eine Weile starrte er an die Stelle, an der die beiden Frauen schließlich aus seinem Sichtfeld entschwunden waren, dann wandte er seinen Blick an die deutlich geschrumpfte Runde.
    Ryu, der auf Freiyas Bitte mit einem kurzen Schulterzucken reagiert und dann seiner Rolle als Kirschsaftlieferant nachgekommen war, kam gerade wieder zurück, schob mit dem Fuß seinen Hocker ein Stück zurück und setzte sich dann vollbeladen mit Kirschsaftkrügen hin. Die Krüge schob er wortlos zu den Anwesenden, ließ aber auch an den Stellen, an denen Zarra und Freiya gesessen hatten, je einen stehen.

    Den Vorschlag Freiyas ignorierend blieb der ehemalige Hüter sitzen und blickte abwechselnd zu den beiden Personen am Tisch.
    »Ich glaube, wir haben uns in all den Jahren nie wirklich über dich- über deine Heimat unterhalten, Ryu.« In seiner Stimme schwang Bedauern mit. Er verstand sich mit dem Hayabusa wortlos. Sowohl in als auch außerhalb des Kampfes. Aber wieso hatten sie nie über ihre Vergangenheit gesprochen? Wieso wusste Griffin nichts über die Heimat der Person, die er Bruder nannte?
    Er fixierte nun auch Corsika.
    »Das östliche Archipel.« Neugierig beugte er sich nach vorn. »Wie ist es dort? Ich kenne nur Gerüchte, von denen die eine Hälfte erlogen und die andere übertrieben ist.«

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Das Auge im Sturm. Das Bild ihrer Mutter in Nebel gehüllt, kaum größer, als sie selbst mit Haar so lang und hell, dass es ihren Körper umspielte. Egal wie oft Zarra sich vorgestellt hatte, wie ihre Mutter wohl aussah, nie war sie auch nur nahegekommen an das Gefühl, was sie beim Anblick Saelinds verspürt hatte.
    „Ich weiß nicht viel über sie“, begann die junge Frau nach einer Weile des Schweigens zu erzählen, „Nur, was mir Enya, die Bardin erzählte. Oma hatte nie die Kraft dazu.“
    Doch was konnte sie Freiya berichten? Was wollte sie teilen? Würde es sich seltsam anfühlen, wenn sie aufgab, was sie erst kürzlich in ihr Herz geschlossen hatte?
    „Sie starb bei meiner Geburt und war wohl Teil des Druidenkreises. Du kannst dir also denken, dass sie etwas seltsam war. Zumindest sagt Enya das. Sie mochte Insekten so wie ich, aber war stärker, zielstrebiger. Außerdem war sie wohl nicht sonderlich gut im Umgang mit Männern. Jedenfalls soll sie nie lange mit einem zusammen gewesen sein. Ist das…etwas schlechtes?“, fragte Zarra Freiya.

    Erst jetzt wurden ihre die Worte der Bardin aus einem anderen Blickwinkel gewahr. Hatte ihre Mutter den Freigeist des Waldvolks vielleicht doch mehr gelebt, als sie angenommen hatte? Partner häufiger gewechselt, als manch einer die Unterhose? Und all das nur, um beim ersten und einzigen Kind, was sie bekam, diese Welt zu verlassen?
    Die Zuflucht, welche die Erinnerung an ihre Mutter geschaffen hatte, drohte zu zerbrechen, dem Sturm zum Opfer zu fallen, der all die wirren Gefühle mit sich trug, denen sie sich nicht entgegenzustellen bereit fühlte.
    „Wird es einfacher?“, fragte sie unvermittelt und schaute zum ersten Mal auf zu Freiya und ihre wunderbaren, grünen Augen, „All diese Gedanken, Gefühle und Fragen? Wenn du mir helfen kannst, sie zu sortieren, dann… bitte“, flehte sie fast und spürte, wie ihre Augen feucht wurden.
    Bei dem Angebot und dem Kompliment, was die Rote Snapperin ihr gemacht hatte, wurde sie etwas ruhiger, doch es trug nur dazu bei, dass sie ein Ventil suchte, eine Möglichkeit sich fallen zu lassen. Sie fürchtete fast bei einem weiteren schnippischen Kommentar oder einer zweideutigen Bemerkung zu zerbrechen.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    „Ich verstehe, deine Vorliebe für Insekten hast du also von ihr geerbt? Das finde ich einen schönen Gedanken.“
    Freiya lächelte und dachte daran, dass sie von ihrer Mutter wohl auch eine bestimmte Vorliebe geerbt hatte.
    „Findest du die Druiden besonders seltsam? Hm, darüber habe ich nie nachgedacht. Ich fand sie immer so seltsam wie den Rest hier. Ich dachte immer, es sei ein wichtiges Merkmal, um hier zu leben“, sagte Freiya nachdenklich und dann aber lächelte sie Zarra erneut an und flüsterte: „Ich glaube wirklich, dass jeder hier einen kleinen bis mittelschweren Knall hat. Mich schließt das natürlich ein. Aber verrat‘s keinem. Ich mag es nämlich trotzdem sehr hier.“

    Sie schmunzelte, dann dachte sie über Zarras Frage nach.
    „Nein“, sagte sie schließlich langsam zu der jungen Frau. „Ich finde nicht, dass es schlecht ist, wenn deine Mutter nicht lange mit einem Mann zusammen war. Vielleicht wollte sie sich einfach nicht auf eine solche Weise binden. Das gibt es bei Männern zuhauf, warum sollte es nicht auch eine Frau dürfen?“ Die Rothaarige dachte an Ronja, die ganz offen damit umging, eine Beziehung zu einem Mann nur wegen der Kurzweiligkeit einzugehen und nicht, weil sie einen Ehemann oder gar die große Liebe suchte. „Deine Mutter hatte bestimmt ihre Gründe für ihr Verhalten. Ich denke, du kannst ihr in dieser Hinsicht vertrauen, dass sie das Richtige für sich getan hat.“ Viel mehr blieb Zarra am Ende ja auch nicht übrig, aber war das in Freiyas Augen letztendlich die bessere Wahl, statt sich mit Fragen den Kopf zu zermartern, die sie nie würde in ihrem Leben beantworten können.

    Zarra blieb weiterhin unter dem Eindruck ihrer Gefühle und einmal mehr fühlte Freiya, wie die Gemütsregungen der jungen Frau die Waldläuferin wie eine Woge packten. Doch die Rothaarige war diesmal nicht Teil des Meeres, sondern fühlte sich mehr wie der Fels, auf den die Brandung auftraf.
    „Ob es einfacher wird?“, sagte sie schließlich leise, bevor sie Zarra fest in die Augen sah. Sie hielt immer noch die Hand des Mädchens.
    „Ja. Man übersteht den Sturm, dann kommt ein neuer, anderer Sturm und auch diesen übersteht man. Es kann nicht für immer stürmisch bleiben, dazwischen gibt es Zeiten des Sonnenscheins und der Ruhe. Diese werden mit der Zeit immer länger und die Stürme verlieren ihren Schrecken. So ist es mit uns und unseren Gedanken. Wenn wir eine Sache sozusagen verarbeitet haben, kommt eine neue und wir müssen uns dem wieder stellen. Aber daran wachsen wir. Glaub es mir, bitte, Zarra. Ich war einst an deiner Stelle.“
    Unbewusst strich Freiya mit dem Daumen über Zarras Handrücken, um ihr Trost zu schenken.
    „Niemals hätte ich mit siebzehn Jahren an einem Tisch sitzen können in so einer Runde und vom Küssen sprechen geschweige denn in der Gegenwart von Männern wie Griffin oder Ryu auch nur ein Wort rausbringen können. Ich hätte nicht einmal ihren Blick halten können. Aber es ist viel passiert seither. Auch wenn es heute immer noch Stürme gibt, die mich packen und durchschütteln.“

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    Das erste Mal nach dem Tanz mit Griffin lächelte Zarra. Es war schwach, aber es war ein Lächeln.
    „Ich glaube, dass so ziemlich alle meine Vorfahren Insekten mochten“, spezifizierte sie, „Einst waren wir wohl Teil der Libellensippe, doch das ist viele Jahrzehnte her.“
    Sie dacht an das Gespräch mit Nerea und auch Ornlu darüber und dass seither ein Fluch auf ihnen lastete, der wohl für den Tod Saelinds verantwortlich war. Doch sie war nicht bereit dies mit Freiya oder irgendwem sonst zu teilen. Sie war lang genug allein mit sich und ihrer Großmutter gewesen, um zu wissen, dass Sonderbares dazu führte, dass andere einen mieden. Auch dann, wenn jeder im Waldvolk einen kleinen bis mittelschweren Knall hatte.
    „Ich mag es auch hier“, fügte sie noch hinzu, nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte.
    Denn wo sonst sollte sie sein, wenn nicht hier bei all den Menschen, die sie ihr ganzes Leben lang kannte, selbst wenn sie selbst nicht allen bekannt war als Zarra, sondern nur als die kleine Rimbe oder Nereas Enkelin.

    „Ich verstehe… denke ich“, nahm sie die Erklärung der älteren Frau an, dass es nichts schlechtes war, wenn man sich nicht fest an einen Partner binden wollte.
    Dennoch war sich die Hellhaarige nicht sicher, was genau sie von den vagen Informationen halten sollte, die sie von Enya bekommen hatte.
    Zarra suchte in Freiyas Gesicht nach Gewissheit, folgte ihren feinen, langen Wimpern und den Sommersprossen hinauf zu ihrem roten Haaransatz. Ob sie auch einmal diese Stärke besitzen würde, die sie bei der Waldläuferin sah? Sie sprach davon, dass sie sich einst sehr ähnlich gewesen waren. Doch wenn sie die Rote Snapperin ansah, sah sie nur eine starke Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihr Volk zu schützen. Bei der Wilden Jagd hatte sie bewiesen, dass sie keine Angst kannte und dennoch Empathie besaß, wo manch ein anderer Worte wie Was dich nicht umbringt, macht dich härter verloren hätte und dabei fest daran glaubte, dass es hilfreich war.

    „Gut“, sagte sie schließlich, „Dann werde ich versuchen so zu sein wie du. Dem Sturm trotzen, der mein Innerstes verwüstet und dem Tag harren, an dem ich selbstbewusst und aufrecht stehe“, wählte sie ungewohnt eloquente Worte.
    Doch es wirkte für sie so, als wäre es in diesem Moment wichtig sich entsprechend auszudrücken, denn sie wollte diesen Rat beherzigen und nicht vergessen, wie so vieles andere Dinge.
    „Ich glaube aber, dass ich nur mit euch an einem Tisch sitzen konnte, weil ich vorher etwas Sumpfkraut hatte. Sonst wäre ich wohl vor Scham an Ort und Stelle gestorben“, gab sie schließlich zu und konnte ein schuldiges Grinsen nicht unterdrücken, „Aber“, fügte sie schnell hinzu, „ich würde gern wissen, wie es mit deinen Eltern ist, Freiya. Ich konnte dir leider nicht viel über meine Mutter Saelind erzählen. Aber vielleicht…“
    Sie ließ den Satz unvollendet wollte die Rothaarige nicht drängen, doch in ihren Augen spiegelte sich eine Sehnsucht nach etwas, was sie niemals haben würde. Allerdings hoffte sie in diesem Moment wohl durch jemand anderen zumindest eine Idee zu bekommen, wie es hätte sein können.
    Geändert von Zarra (10.11.2024 um 23:51 Uhr)

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    „Saelind … was für ein klangvoller Name“, murmelte Freiya, bevor ihr Augen wieder die junge Frau ihr gegenüber erfassten. „Die Libellensippe? Das klingt interessant! Und wirklich ungewöhnlich. Dann liegt dir deine Vorliebe also richtig im Blut.“
    Freiyas Lippen umspielte ein Lächeln, welches jedoch verschwand und einem nachdenklichen Gesichtsausdruck wich. Die Rothaarige hoffte, für Zarra ein gutes Vorbild sein zu können, eins, das sie selber gerne gehabt hätte. Jemand, an dem sie sich hätte orientieren können. Doch Freiya hatte in erster Linie immer nur sich selbst gehabt und ihren merkwürdigen Antrieb, irgendwie durch die Sachen hindurchzukommen, denen sie ausgeliefert gewesen war.
    „Ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Umgib dich mit den Menschen, die dir gut tun und dich auffangen. Menschen, die dich weiterbringen und trotzdem auch so akzeptieren, wie du bist. Mach das, was dein Herz dir sagt, nicht, was andere von dir erwarten, was du zu erfüllen hast.“
    Nun war das Lächeln der Zuversicht auf den Lippen der Roten Snapperin wieder zurück gekehrt.

    Freiya ließ die Hand der jungen Frau gehen und folgte mit dem Blick wieder den wärmenden Flammen. Nach Zarras Geständnis musste sie kichern.
    „Das Sumpfkraut also, hm? Das hat mir bei Beltane ganz schön zugesetzt. Ornlu hatte es irgendwie in Nereas Bowle verfrachtet und es hat meine Zunge ganz schön gelockert.“ Das und dieses Was-auch-immer-Maris-da-gemacht-hatte. „Ich hab erst Griffin und dann Ryu zum Tanzen gezwungen. Das hätte ich mich sonst nie getraut!“ Freiya lachte leise. „Aber immerhin, es hat mir großen Spaß gemacht und ich will diese Erinnerung nicht missen. Jedenfalls … schön, dass du bei uns gesessen hast. Griffins Scherz hätte mich auch vor Scham sterben lassen, ich verstehe deine Reaktion. Ich glaube, er wollte mich mit seiner Frage ebenso erwischen … hat er, aber nur fast.“
    Sie grinste Zarra an und zwinkerte. Sie war froh, dass das Mädchen ein wenig von ihrer Anspannung ablegen konnte. Doch Freiya war sich nicht so sicher, ob das Gespräch über ihre eigenen Eltern sie aufheitern konnte.

    „Meine Mutter starb, als ich Zehn war. Vater folgte ihr, als ich Vierzehn war. Um ehrlich zu sein, das hat mir damals das Herz gebrochen, beide Male. Mutter war Silberschmiedin, von ihr stammt diese Haarspange hier.“
    Freiya drehte sich zur Seite und deutete auf die Schmetterlingsspange in ihrem Haar.
    „Ihr Name war Sylvana und sie hatte die schönsten blonden Locken, die es je gab.“ Ein melancholisches Lächeln umwehte Freiyas Gesicht. „Vater hingegen war Bergmann, von ihm habe ich das rote Haar. Er starb letztendlich an der Arbeit unter Tage. Aber er liebte es, mich mit in die Natur vor die Tore der Stadt zu nehmen und mir von den Dingen, die uns umgaben, zu erzählen. Aufgewachsen bin ich in Vengard, auf dem Festland. Ich glaube allerdings, dass es die Liebe meines Vaters zur Natur ist, die mich hier so heimisch fühlen lässt.“
    Sie hatte sich Zarra inzwischen wieder ganz zugewandt. Es war immer noch merkwürdig für Freiya, wenn andere sie über sie selbst fragten. Die Rothaarige hatte eine gewisse Neugier, was ihre Mitmenschen betraf, und fragte sie gerne, oft vorsichtig, aus, doch wenn sie etwas von sich erzählen sollte, wusste sie nicht so recht, was sie sagen sollte. Zumal die Fakten um ihre Eltern herum recht schnell dargelegt waren.
    „Viel mehr … weiß ich gar nicht zu erzählen … Nur, dass, je älter ich werde, meine Mutter ein immer größeres Mysterium für mich wird, weil ich mich frage, wie sie wirklich so gewesen ist, ob ich ihr ähnlich bin und ob sie … und mein Vater … stolz auf mich wären …“
    Wie machte dieses hellhaarige Mädchen es nur, dass Freiya so viel von sich erzählte? Sie hatte schon einen ganz trockenen Mund! Wo war eigentlich Ryu mit dem Kirschsaft, um den sie gebeten hatte? Ach, er saß noch bei Griffin und Corsika. Dann würde der Kirschsaft wohl nicht zu ihr kommen …

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    „Ja, kann man so sagen“, lächelte Zarra, „Ich würde gern mehr über die Libellensippe erfahren, doch selbst Oma war noch nicht geboren, als sie aufgelöst wurde und sie ist wirklich alt!“
    War das frech von ihr? Vielleicht, aber es änderte nichts daran, dass es eine lange Zeit her war, dass es die Libellensippe gab und sie befürchtete, dass es alles andere als einfach wäre, ihrer eigenen Familiengeschichte auf den Grund zu gehen.
    Als Freiya ihre Hand wieder freigab, wurde ihr erst bewusst, wie sehr sie die Berührung beruhigt hatte. Ähnlich wie Griffins Umarmungen hatte es ihr unterbewusst ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, welches sie für einen Augenblick schmerzlich vermisste.
    „Es ist nicht so einfach den Erwartungen zu entkommen, die meine Oma an mich hat“, gab sie zu, „Sie legt ihre Hoffnungen in mich und ich will sie nicht enttäuschen. Sie ist alles, was ich habe…“

    Das Gespräch der beiden Frauen wandte sich Beltane zu und den Auswirkungen des kleinen Scherzes, den Ornlu und Zarra sich überlegt hatten. Dazu kamen auch Schuldgefühle, als sie an Thanan dachte, den sie am heutigen Abend schon einige Male gesehen, es aber nicht über sich gebracht hatte, ihn anzusprechen. Seit er zum Wächter ernannt worden war, hielt er sich meist bei seinen neuen Kollegen auf und es wäre schon eine Horde wildgewordener Sumpfhaue nötig, um die junge Rimbe in deren Richtung zu treiben. Nicht, dass sie die Wächter nicht mochte, doch so viele Augenpaare auf sich zu wissen, war so weit entfernt von dem, was sie als erträglich verstand, dass es in ihrer Welt keine Option wäre.

    „Es tut mir leid, dass deine Eltern tot sind“, flüsterte Zarra, nachdem Freiya ihr von ihnen erzählt hatte, „Sie scheinen wunderbare Menschen gewesen zu sein und die Haarspange ist wunderschön! Ich mag Schmetterlinge! Wusstest du, dass man sie am besten mit roten, orangenen, gelben oder lila Blumen anlocken kann?“
    Ihr fiel ein, wie die Waldläuferin das erste Mal reagierte, als sie bei ihnen in der Hütte gesessen und Nerea einen Lavendeltee mit Labkraut angeboten hatte.
    „Du magst doch Lavendel, nicht wahr? Schmetterlinge lieben Lavendel!“, fügte sie mit leuchtenden Augen hinzu.
    So schnell war sie zu begeistern, wenn es um Insekten ging. Und ihr wurde erst jetzt bewusst, dass sie die Rothaarige wohl mit einem Wortschwall überfiel.
    „Tut mir leid, ich könnte stundenlang über Insekten sprechen“, meinte sie und errötete leicht.

    Langsam begann das Feuer in ihren Augen zu brennen und die warme Luft trocknete ihre Kehle aus. Auf einem der sich langsam leerenden Tischen stand noch ein großer Krug und mit einem Zeichen darauf, welches Freiya abnickte, liefen sie darauf zu. Tatsächlich war noch etwas Wasser darin. Der Mutter sei Dank!
    Zwei scheinbar saubere Krüge nutzend, stillten die beiden Frauen ihren Durst, ehe Zarras Gedanken zurück zu Beltane glitten.

    „Ich muss noch etwas gestehen“, sagte sie dann etwas kleinlaut, „Ich habe die Traumblüten in Omas Bowle an Beltane geschmuggelt.“
    Wieso erzählte sie das? War sie am Ende doch durchgeknallt und hatte jeden Selbsterhaltungstrieb am Tisch beim Hauptmann, der Fremden und Griffin zurückgelassen?
    „Aber!", beeilte sie sich hinzuzufügen, „Ich wollte niemandem damit schaden. Ornlu sagte, es würde die Stimmung lockern und dass wir etwas Ausgleich gebrauchen könnten nach den Schrecken der Wilden Jagd. Ich habe mir dabei nichts weiter gedacht.“
    Sie spürte wie Gewissensbisse an ihr nagten, doch sie hielt den Blick auf Freiya gerichtet, akzeptierte, was auch immer sie mit diesem Geständnis heraufbeschwor.
    Geändert von Zarra (11.11.2024 um 02:48 Uhr)

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    Freiya nickte nachdenklich, als Zarra davon erzählte, dass es nicht einfach werden würde, etwas über ihre Sippe herauszufinden.
    „Ich hoffe, du findest einen Weg“, sagte sie ehrlich. Ihr fielen Ambrose und Maris ein, die Dinge sahen, die andere Menschen nicht sehen konnten und sie fragte sich, ob das ein Weg für Zarra wäre.
    Ebenso nickte sie verständnisvoll, als Zarra von den Erwartungen ihrer Oma sprach. Es war nicht immer so einfach zu wählen, was gut war und was wichtig war. Gerade, wenn es um die Familie ging. Auch wenn Freiya schon längst keine leibliche Familie mehr besaß, so wusste sie, was es bedeutete, wenn man die Erwartungen der Menschen, die man in seinem Herzen trug, nicht enttäuschen wollte.

    „Danke, Zarra, für dein Mitgefühl“, sagte Freiya schließlich mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, als die junge Frau von Freiyas Eltern sprach. Ein sanftes Lachen ertönte, als Zarra von den Insekten sprach.
    „Das wusste ich tatsächlich nicht, das wäre so etwas, was mein Vater mir auch hätte erzählen können. Dankeschön für diese Information. Und ja, das hast du dir wirklich gut gemerkt mit dem Lavendel“, sprach Freiya erstaunt und wieder einmal entdeckte sie eine Seite an Zarra, die sie auch von sich nur allzu gut kannte: Das wirklich sehr aufmerksame Beobachten der eigenen Umgebung und das Merken der Dinge, die andere Menschen betrafen. Freiyas Nasenspitze zuckte, als sie Zarra ansah. Sie hatte das hellhaarige Mädchen vollends ins Herz geschlossen.
    „Du kannst gerne über Insekten sprechen, es klingt sehr interessant, was du sagst. Und wenn ich mich recht entsinne, war es dein Wissen über Insekten, was uns den Hintern gerettet hat gegen den Tausendfüßer.“

    Nachdem die beiden Frauen ihren Durst gestillt hatten, spürte Freiya eine Berührung am Fuß und blickte als nächstes in zwei vertraute dunkle Knopfaugen.
    „Oh, hallo Sandy. Ich hätte nicht gedacht, dass du bei dem Lärm hierher kommst“, sprach die Rothaarige und pflückte die Beutelratte vom Boden auf. „Sandy, das ist Zarra, eine sehr liebenswerte Person, deswegen bist du bitte nett zu ihr! Zarra, das ist Sandy.“
    Sandy zog die Lefzen hoch, beließ es aber dabei, statt Zarra anzufauchen. Vielleicht hatte das Mädchen mit den türkisfarbenen Augen eine andere Wirkung auf das Opossum als ein gewisser Hüter.
    Als Freiya Zarras Geständnis ob des Sumpfkrautes an Beltane vernahm, hielt sie inne, bevor sie anfing zu lachen.
    „Wirklich, das warst du? Hm, dann hab ich Ornlu also ganz umsonst die Ohren lang gezogen deswegen? Nein, das war schon richtig so, er hat dich angestiftet.“ Freiyas Lächeln wich einem ernsteren Gesichtsausdruck. „Aber, weißt du, Zarra, Ornlu hatte irgendwie Recht. Wir haben das alle gebraucht nach der Wilden Jagd. Außerdem, ich bereue keinen einzigen Augenblick von diesem Abend im Frühling.“ Sie dachte an Beltane zurück, an ihre Gespräche mit Ronja, Ambrose und Maris, dass sie mit Griffin getanzt hatte und natürlich letztendlich jeden Moment, den sie mit Ryu hatte verbringen dürfen. „Ich bin mir sicher, dass du niemanden schaden wolltest. Nur ehrlich gesagt hat die leckere Bowle deiner Oma dadurch einen seltsamen Nachgeschmack bekommen,“
    Freiya seufzte und schmunzelte, während sie ungläubig leicht den Kopf schüttelte. Sie begann, Sandy hinter den Ohren zu kraulen.

    „Wie sieht es aus, Zarra, möchtest du das Fest für dich ausklingen lassen oder hast du Lust, noch einmal mit an den Tisch zu den anderen zu kommen? Wir könnten Griffin für seinen geschmacklosen Scherz gemeinsam die Ohren lang ziehen. Ryu tut dir auch nichts, ich versprech es dir. Vielleicht hilft er uns sogar und hält Griffin fest, während wir seine Füße kitzeln!“, überlegte Freiya laut. "Oder wir essen Griffin das letzte Stück Kuchen weg!"

  18. Beiträge anzeigen #358
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    Samhain - Festplatz

    Bei dem Lob und dem indirekten Vergleich zu Freiyas Vater, schwoll ihr kleines Herz an. Es tat gut, wenn gewertschätzt wurde, was andere als selbstverständlich betrachten mochten. Doch für Zarra war nichts an zwischenmenschlichen Interaktionen selbstverständlich. Viel mehr hatte sie gelernt zu beobachten, was andere wie taten, um nicht negativ und im Bestfall gar nicht aufzufallen. Wenn man verstand, wie jemand zumindest oberflächlich dachte und handelte, war es gar nicht so schwierig sich erfolgreich von ihm oder ihr fernzuhalten. Nicht der löblichste Grund, weshalb man aufmerksam sein oder sich Details merken sollte, doch so war der Großteil des Lebens der jungen Rimbe abgelaufen.

    „Insekten sind wirklich vielseitig“, grinste die Hellhaarige, hielt ihren Elan jedoch vorerst zurück, „Aber vielleicht teile ich meine Begeisterung lieber Stück für Stück. Es gibt sicher Dinge, die dir auch auf einem Jagdausflug helfen könnten! Sumpfameisen sind hervorragende Wundklammern, wenn man nichts dabeihat, um eine Wunde zu nähen“, widersprach sie in einem Atemzug ihrem eigenen Vorhaben, bemerkte es und schlug sich die Hand vor den Mund, „Ups.“
    „Aber das mit dem Tausendfuß… das wart allein ihr! Das Bergmehl hat nur ein bisschen geholfen“, meinte sie ehrlich, selbst wenn sie Griffin gegenüber ihren Anteil am Sieg heraufgespielt hatte.
    Schlussendlich hätten sie wohl so oder so das unnatürliche Biest erlegt und wäre sie nicht so dumm gewesen und hätte sich in Gefahr gebracht, wären sie vielleicht besonnener an den Kampf herangegangen. Doch hätte, wäre, könnte brachte niemandem etwas und so zwang sie sich ihre Gedanken von diesem Thema zu lösen. Und da kam ihr etwas gerade recht, was sie nicht erwartet hatte zu Gesicht zu bekommen.

    „Ehm…hallo Sandy“, grüßte Zarra das Nagetier, welches Freiya vom Boden aufgeklaubt hatte.
    Einem Impuls folgend sandte sie zaghaft ihre Magie aus und dabei stellte sie etwas seltsames fest. Die Ameisen in ihrem Inneren reagierten noch präziser auf ihre Wünsche und Gedanken, als sonst und es fühlte sich fast so an, als wäre sie näher an ihnen. War es das Sumpfkraut? Soweit sie wusste, nutzten manche im Waldvolk es bei Ritualen, insbesondere die Druiden.
    Vorsichtig, einem sanften Windhauch gleich, sandte sie behutsam ein einziges Bild zu der Beutelratte, die bedrohlich die Lefzen gehoben hatte; Sicherheit. Zarra war in diesem Moment nichts ferner, als erneut von tausenden Eindrücken erschlagen zu werden, doch ein einzelnes Gefühl, bevor sie die Verbindung sofort wieder kappte, durfte doch möglich sein…?
    Ganz langsam senkte Sandy die Lefzen wieder und begann zu schnuppern, woraufhin die Weißhaarige ihr zaghaft die Hand hinhielt. Aufgeregt schnüffelte der Nager daran, ehe er zufrieden schien und sich auf Freiyas Hand zusammenrollte.

    „Verrat das mit den Traumrufblüten bitte keinem, ja?“, bat sie die Waldläuferin mit großen Augen.
    Sie war überrascht gewesen, dass sie so gelassen reagiert hatte, doch es musste wirklich kein Gerücht die Runde machen, dass sie irgendwelche Getränke oder Essen vergiftete. Sie kannte das Waldvolk und derlei Nachrichten liefen schnell aus dem Ruder. Erst vor wenigen Wochen gab es ein Gerücht, dass der Bierbauchfranzl mit dem Walter ein wenig zu gut befreundet war. Angeblich hätte die Hooqua sie erwischt, wie sie sich bei Sonnenuntergang eines der letzten Fässer Sumpfbier teilten, bevor sie sich innig geküsst hätten. Alles haltloser Klatsch, der lediglich darauf zurückzuführen war, dass Walter dem Franzl aus der Patsche helfen musste, weil der vor Sonnenuntergang bereits so betrunken gewesen war, dass er durch eines der Bretter der noch nicht reparierten Stege gebrochen war.

    „Also… ich bin noch nicht sehr müde. Dieses Samhain hat mich sehr aufgewühlt. Meine Mutter, das Tanzen, dieses… Spiel? Ich würde nochmal zum Tisch zurückkehren, aber noch mehr Peinlichkeiten ertrage ich heute nicht“, rang sie sich zu einer Entscheidung durch, die sie hoffte nicht bereuen zu müssen, „Aber mir gefällt die Idee, dass wir Griffins Füße kitzeln! Sind die wohl auch so haarig?“, fragte sie sich laut, während sie gemeinsam auf den Tisch zuliefen, wo die drei noch immer beisammensaßen.
    „Da sind wir wieder. Was haben wir verpasst?“, fragte Freiya, „Und Griffin, zieh doch mal deine Schuhe aus und zeig uns deine Füße!“
    Geändert von Zarra (11.11.2024 um 13:17 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #359
    Waldläufer Avatar von Corsika
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline
    Der Krieger mit den bernsteinfarbenen Augen hatte auf Corsikas Frage eine ausweichende, fast schon eloquente Antwort gegeben, nur um im nächsten Moment auf das Thema Durchfall zu kommen. Das half der auf Argaan gestrandeten Frau bezüglich ihrer Lebensplanung zwar nur bedingt, aber es war doch schön zu wissen, dass es hier zumindest Heilkundige gab, die sich um Magen-Darm-Beschwerden kümmern konnten. Bei dem trüben Sumpfwasser, das die Gegend umringte, waren derlei Krankheiten sicher keine Seltenheit.
    Am liebsten hätte Corsika an genau jener Stelle eingehakt und Zarra noch ein wenig mehr über ihre Großmutter, die angebliche Durchfall-Hexe, ausgefragt, doch die junge Frau war derart angespannt, dass man meinen konnte, sie müsste selbst noch etwas von der heilenden Medizin ihrer Oma zu sich nehmen. Das konnte freilich daran liegen, dass ihr Kirschsaft ein wenig vergoren war, doch Corsika vermutete andere Ursachen. Die Fragen, die ihr gestellt worden waren, insbesondere über die persönliche Beziehung zu Griffin, hatte großes Unbehagen in ihr ausgelöst und schließlich hatten sie und Freiya sich für einen Augenblick verabschiedet, wohl um sich ein wenig abzukühlen. Schade, denn Corsika fand das Spiel durchaus unterhaltsam und Griffin spielte es mit einer Direktheit, welcher viele Leute nicht gewachsen waren. Dem Vorschlag zum Tanz ging Corsika nicht nach, dafür war ihr eigener Pegel noch längst nicht über der persönlichen Hemmschwelle. Aber den beiden Barden lauschte sie sehr gern und Griffin nutzte ohnehin die Chance, um sie und Ryu ein wenig weiter zu löchern.

    „Der Archipel, nun ja …“ Sie blickte hilfesuchend zu Ryu, der ihr aber nur zunickte, als wolle er sagen: „Mach du mal. Für mich ist das ein halbes Leben her.“
    Gut, es war ihr Spiel, also musste auch sie mitspielen. Es ging um Geschichten, der Wahrheitsgehalt dahinter war zweitrangig.
    „Es ist ein wildes Pflaster“, erzählte sie, senkte die Stimme und neigte sich nach vorn, um möglichst stimmungsvoll zu klingen. „Das Inselreich steckt voller Mythen und Legenden. Wir sind das Volk der besten Seefahrer, die die Welt je gesehen hat. Sowohl Orkgaleeren, Piraten als auch die Flotten der Myrtaner fürchten unsere riesigen Galeonen, die die Meere des Ostens beherrschen und unsere Handelsschiffe schützen.“
    Sie machte eine kurze, dramaturgische Pause und fuhr dann fort.
    „Die Händler transportieren unsere erlesenen Waren in die ganze Welt. Wein, Schnaps, Seide, aber auch scharfe Klingen, die nach den Geheimnissen der fernöstlichen Kunst geschmiedet wurden. Die Waffen helfen uns auch, in der Wildnis zu überleben. Zwischen dichten Bambuswäldern und hohen Vulkanbergen beherbergt der Archipel die wohl größten Landsäugetiere der Welt – die Riesenelefanten oder auch Mammuts genannt. Als die Orks vor Jahren ihre Machtansprüche im Archipel stellten, hatten sie versucht, einige der Tiere zu fangen und zu unterwerfen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es geschafft haben.“
    Corsika nahm noch einen Schluck, diesmal aber interessehalber vom Kirschsaft. Nicht vergoren, gut zu wissen.
    „Letztlich ist der Archipel eine Ansammlung zahlreicher Fürstenhäuser, die jeweils über eine oder mehrere Inseln herrschen. Meine Familie handelt mit Wein, Gewürzen und Gänsen. Mein Vater sah vor, mich mit einem der Jungen aus einem anderen Fürstenreich zu vermählen, aber nun bin ich hier. Man sollte nicht das erstbeste Pferd reiten, das man zähmt. Ein wenig eifere ich wohl Ryu nach. Meine Kindheit war recht wohlbehütet und nicht vergleichbar mit dem Leben, das ich hier kennengelernt habe. Allerdings fürchte ich mich ein wenig vor den Strapazen, von denen du erzähltest. Ich hörte, dass Argaan lange Zeit mit Drachen und Echsen zu kämpfen hatte. Ich weiß nicht, ob ich einer solchen Zukunft …“

    „Da sind wir wieder. Was haben wir verpasst?“, fragte Freiya plötzlich und schob sich gemeinsam mit Zarra wieder an den Tisch. „Und Griffin, zieh doch mal deine Schuhe aus und zeig uns deine Füße!“
    Okay, Corsika hätte gerade beinahe einen kleinen, emotionalen Moment gehabt, aber vielleicht war es gesünder für ihren Seelenfrieden, das Thema jetzt erst einmal auf Griffins Füße zu lenken.

  20. Beiträge anzeigen #360
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Ich bin der Überzeugung, meine liebste Frau rote Snapperin, dass du zu viel Zeit mit unserem werten Herrn Hauptmann und oder oder den Druiden zugebracht hast, wenn du eine Unterhaltung so rüde mit einer solcherlei gänzlich und vollkommen und absolut unsittlichen Frage unterbrichst!«, echauffierte Griffin sich mit gespielter Entrüstung und legte mit einem Knall die übereinandergeschlagenen Füße auf den Tisch. Herausfordernd wackelte er in seinen Schuhen mit den Zehen und funkelte Freiya über die Tischplatte hinweg an.
    Sein Blick fiel dabei zwangsweise auch auf Zarra, die nach ihrem Ausflug mit Freiya augenscheinlich unbeschadet, wenn auch zugegeben etwas gefasster als zuvor, an den Tisch zurückgekehrt war. In einer Lautstärke, die zuließ, dass alle Anwesenden seine Worte mehr als deutlich hören konnten, flüsterte er der weißhaarigen Frau zu: »Ich glaube, dass wir für Freiya heute Nacht noch ein Huhn besorgen müssen, mit dem sie ein wenig tanzt.«. Und während die jüngste Rimbe ein kurzes Kichern nicht unterdrücken konnte, streckte der dickbäuchige Mann dem verwirrten Rotschopf kurzerhand die Zunge raus.

    »Wir armen, zurückgelassenen Verbliebenen, die nicht Teil eures elitären Zirkels waren, haben uns gerade über die Heimat von Corsika und Ryu unterhalten.« Die beiden Frauen setzten sich nicht uninteressiert an den Tisch und griffen nach dem vom Hauptmann persönlich beschafften Getränk. Die rote Snapperin nickte Ryu knapp zu und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Griffin sparte sich jegliche fiese Bemerkung dazu und fuhr unbeirrt fort.
    »Aber da dein Interesse an meinen zugegeben wunderschönen und ganz wunderbar blumig duftenden Füßen ganz offenbar das Interesse an der Heimat, der Vergangenheit und dem Leben unserer Freunde und Gäste überschattet hat, seid ihr zwei jetzt dafür zuständig, die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.«

    Er selbst warf Corsika einen entschuldigenden Blick zu. Sie war gerade in eine Art Redefluss verfallen, der dann unterbrochen worden war. Gern hätte er mehr über die Heimat der beiden erfahren. Insbesondere aus dem Mund des Hauptmanns hätte er zu gern Geschichten gehört. Aber anscheinend war heute nicht der richtige Tag dafür.
    Eines Tages, das nahm er sich vor, würde er das nachholen wollen.

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