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  1. Beiträge anzeigen #241
    Waldläufer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    „Was zum…?!“ fluchte die Jägerin, lauter und energischer als zuvor, als der kleine Teichfrosch ein paar Hüpfer machte und sich an ihren Stiefel klammerte. Ganz eindeutig hielt er ihn für ein ganz hervorragendes Froschweibchen, das nur auf einen Prachtkerl wie ihn gewartet hatte. Verliebt hing er an ihrem Schuhwerk wie eine Klette. Hatte das etwas mit diesem unerträglichen Geruch zu tun, der auf einmal aufgekommen war? Vermutlich, und vermutlich stand der Übeltäter direkt neben ihr und betrachtete aufmerksam, was sie tat. Sie seufzte und verdrehte die Augen.

    „Also gut. Du und ich. Wir müssen mal reden.“ sagte sie zu der liebestollen Amphibie, von der sie bisher eine Sache kannte: Der Wunsch nach Nachkommenschaft. Auf welchem Wege auch immer.
    Sie ließ ihre Magie aufwallen, im Einklang mit der Resonanz des Frosches, der jedoch etwas abgelenkt war. Das Quaken war verstummt, sodass sie sich auf seinen schnellen Atem verlassen musste, das Heben uns Senken der kleinen Froschbrust.

    Flüsternd formten sich die Worte, die ihre Zunge unbewusst aussprach, die ihre Magie ihr eingab und den Frosch fragte, was ihn antrieb und dass er es nicht mit einem heißen Froschsingle aus seiner Nachbarschaft zu tun hatte, sondern mit einem Stiefel, der noch nicht einmal aus Froschleder war.

    Langsam kamen die Antworten, wie ferne Erinnerungen als Bilder in ihrem Kopf, als Emotionen, die kurz aufflammten und wieder erloschen.

    „Partnerschaft.“ interpretierte die Jägerin, was sie sehen konnte. Die Eier, die zu Kaulquappen schlüpften, welche sich langsam in ausgewachsene Frösche wandelten, welche wieder selber Eier legten und so den Kreislauf im Gange hielten. „Nachkommenschaft. Der Fortbestand der Frösche.“

    Erneut wurde die Magie lauter, und in den Rhythmus trug Ylva ihre weitere Botschaft an den Frosch: Es war Zeit, zurück ins Wasser zu gehen. Dort, wo er fressen konnte, wo er ausharren konnte und nächstes Jahr erneut sein Glück probieren konnte.

    Die Amphibie flutschte von ihrem Stiefel, quakte sie vorwurfsvoll (oder dankbar. Es war schwer zu erkennen) an und verschwand mit ein paar Sprüngen wieder im Ried. Und keinen Moment zu spät, dem Krächzen am Himmel nach zu urteilen.

    „Es war der Urtrieb der ihn antrieb.“ meinte Ylva, die vorsichtshalber ein paar Schritte vom Wasser wegtrat, bevor sich der Frosch es noch einmal anders überlegte. „Er wollte überleben und er wollte, dass die Frösche überleben. Ein Weibchen finden, Nachkommenschaft zeugen, damit es die nächsten Jahre auch noch Frösche gibt. Er war verzweifelt, weil er Angst hatte, versagt zu haben. Aber ich glaube, ich habe ihn beruhigen können, dass er nächstes Jahr noch eine Chance hat.“
    Sie lehnte sich an einen der ufernahen Bäume und verschränkte die Arme.
    „Wenn du das nächste Mal ein notgeiles Tier auf mich ansetzt gibt’s Hiebe, verstanden?“ drohte sie grinsend, doch halb ernst gemeint.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Niradh

    Das Feuer knisterte. Der Sud köchelte. Die Wurzeln teilten sich ratschend unter Runas Messer in mundgerechte Stücke. Niradh war ein Rückzugsort, wie ihn auch die Sippen Nordvarants gewählt hätten. Hohe Felsen, Schutz und Aussichtsplattform zugleich, ein unauffälliger, leicht zu verteidigender Zugang, ein enger, aber ausreichender Versammlungsplatz, um eine ziehende Gruppe zu beherbergen. Maris war froh, dass Niradhs Wände nichts als das Sternenzelt als ihr Dach trugen – eine völlig geschlossene Höhle hätte ihn unruhig werden lassen. Alte Neigungen wurde man eben nur schwer los, und er war in der weite der Wüste großgeworden und hatte enge Räume stets als unangenehm empfunden.
    Während Vareesa und Zarra wusste Beliar was da oben auf den Zinnen von Niradh trieben, saßen Maris und Runa in stiller Eintracht am Lagerfeuer und kümmerten sich um das leibliche Wohl der kleinen Reisegruppe. Ein einfacher Eintopf, gekocht aus den mitgebrachten Zutaten mit Hilfe der Ausrüstung, die man an diesem Ort zurückgelassen hatte – es würde keine kulinarische Offenbarung werden, doch satt würden sie allemal werden.
    Es war schön, einfach nur zu sitzen und beieinander zu sein. Viel zu lange hatten sie sich durch allerlei verrückte Erlebnisse geschlagen und waren stets in großer Gesellschaft gewesen, die sich auf dem Baum kaum vermeiden ließ. Hier aber konnten sie endlich einmal wieder ganz unter sich sein. Allerdings war es auch eine Gelegenheit, etwas anzusprechen, das Maris schon seit Längerem unter den Nägeln brannte.

    „Runa?“
    Das Messer hielt inne. Runa sah auf, die Augenbrauen zur unausgesprochenen Frage erhoben.
    „Ich hab dich letzte Nacht gehört. Eigentlich jede Nacht seit der Wilden Jagd. Du schläfst schlecht, das macht mir Sorgen.“
    „Ist schon in Ordnung“, sagte sie schmallippig und sah wieder auf ihr Gemüse hinab. Das Messer nahm seine Arbeit wieder auf.
    „Nein, ist es nicht. Du hast viel mitgemacht, seit wir in den Sumpf gekommen sind. Viel mehr, als man in deinem Alter mitmachen sollte. Und du schlägst dich so unfassbar gut, Schatz! Aber ich mache mir Sorgen darüber, was das mit dir macht.“
    Runa sagte nichts. Ihr Blick war weiter stur auf das Gemüse gerichtet.
    „Hast du Albträume?“
    Das Klacken des Messers auf dem Schneidebrett war die einzige Antwort.
    „Du musst da nicht allein durch, hörst du? Es wird einfacher, wenn man mit jemandem darüber spricht.“
    Sie schniefte, blinzelte, wischte sich mit dem Handrücken fahrig über das Gesicht.
    „Versprichst du mir, darüber zu reden, wenn du dich bereit fühlst?“
    Wieder ein Blinzeln. Ein schweres Schlucken, als wollte sie allen Kummer hinunterwürgen. Dann, kaum wahrnehmbar, ein knappes Nicken. Maris legte seine Hand auf die ihre. Runa zuckte kurz, ließ ihn dann aber gewähren. Sie sah zögerlich durch den Schleier ihrer vor dem Gesicht hängenden Haare zu ihm auf, die Augen feucht und gerötet. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    „Blöde Zwiebeln, hmm?“
    Ein kurzes, trauriges Lachen platzte aus ihr hervor.
    „Klar, die Zwiebeln“, sagte sie mit brechender Stimme. Sie legte das Messer neben den halb geschnittenen Möhren ab und vergrub die Hände in ihrem Schoß. Er legte den Arm um ihre Schultern und küsste ihr auf den Kopf.
    „Na komm, ich mach weiter, Süße. Geh mal Luft schnappen, hmm?“

    Als Runa eine ganze Weile später wieder zurückkehrte, war der Eintopf bereits fertig. Maris starrte gedankenverloren auf den dampfenden Spiegel der Gemüsebrühe im Innern des Topfes, den er neben das Feuer gezogen hatte, um ihn etwas auskühlen zu lassen.
    „Na, geht’s dir besser?“, fragte er, ohne aufzusehen.
    „Jap.“ Ihre Stimme klang viel fester und unbeschwerter.
    „Lust, darüber zu reden?“
    „Heut Abend vielleicht, ja?“
    „Ist gut.“
    Maris wandte den Blick von der Suppe ab und sah zu den Zinnen hinauf. Die beiden Damen vertrieben sich nun schon ziemlich lange die Zeit da oben. Wurde Zeit, dass sie alle etwas in den Magen bekamen. Er legte sich die Hände wie einen Trichter an den Mund und rief hinauf.
    „Essen ist fertig!“

  3. Beiträge anzeigen #243
    Lehrling Avatar von Ronja
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ronja ist offline
    Ronja lächelte schief. Klar konnte sie verstehen, sie würde auch vergehen, wenn sie in einem Laden auf Kundschaft warten müsste. Sie brauchte immer etwas zu tun. Die Arbeit an den Bögen und am Holz allgemein gab ihr Ruhe, wenn sie sich mal wieder selbst auf die Nerven ging, weil sie nicht stillhalten konnte.
    „Wir werden sehen, was die nächsten Monate hier für uns so bereithalten, jetzt, wo der Sumpf sich offensichtlich etwas beruhigt hat und wir diesen Pakt mit dieser komischen Kröte haben. War echt nicht feierlich die letzten Jahre hier, weißt du. Aber man merkts jetzt schon, dass es ruhiger geworden ist. Kann dir gar nicht sagen so richtig, wie. Aber ist halt so ein Gefühl. Und die Leute sind auch anders drauf. Glaube, viele freuen sich, dass Schwarzwasser wieder aufgebaut werden soll.“
    Sie strich sich durch die Locken und konnte nicht anders, als breit grinsen, als der Mann mit der Augenklappe von seiner Herzensdame erzählte.
    „Keine Sorge, ich erzähl keinem, dass du in Kisha verknallt bist. Jetzt guck nicht so, ich bitte dich! Ne leidenschaftliche Schmiedin, die nicht von hier ist und nach Stewark gegangen ist? Bisschen mitdenken kann ich auch. Kisha hat uns die Trockenkammer für die Bognerei geschmiedet, in der wir das Holz behandeln. Das war episch, sag ich dir! Bäm, bäm, bäm, hat sie drauf gehauen. Griffin, der Dicke, musste mitmachen und Vareesa und ich haben auch geholfen. Wenn du willst, kannst du dir das Ding mal anschauen, Bud und Terrence haben es uns in Vareesas Hütte getragen. Solide Handwerksarbeit!“

    Sie grinste immer noch, dann aber wurde sie ernster: „Wenn ich mich richtig erinnere, dann sucht Kisha nach jemanden …Schade, ich mochte ihre Leidenschaft. Ich war eigentlich zutiefst davon überzeugt, dass, wenn jemand hierher passt, sie das wäre. Naja, jedenfalls haben wir noch ne Waffe für sie zu machen, die sie in Auftrag gegeben hat aus ‘nem bestimmten Stück Holz“, plapperte der Lockenkopf. „Und die muss dann irgendwie zu Kisha oder Kisha zu ihr. Also …“, sie blickte auf die Brosche und deutete mit den Finger drauf, „is ne schöne Idee. Vielleicht kommt sie ja doch noch an die Frau.“
    Sie hätte dem Einäugigen gar nicht so ne feinfühlige Seite zugetraut, nachdem er irgendwie immer so finster schaute, und war zugebenermaßen überrascht über seinen Gedankenblitz, Kisha eine Brosche zu machen. Ronja hatte keine Ahnung, ob die feurige Torgaanerin das zu schätzen wissen würde, aber sie hatte es ernst gemeint, als sie sagte, dass es eine schöne Idee sei. Und noch mehr überraschte sie, wie der Rabenvater (…) über den Hauptmann und ihre rothaarige Freundin sprach.
    „Mensch Kiyan, ich glaub, wir sollten uns in Zukunft mal öfter unterhalten“, sagte sie und zeigte wieder ihre Zähne. Freiya hatte Ronja schon immer versucht einzutrichtern, dass sie Leute nicht nach ihrem Aussehen beurteilen sollte – was Ronja aber zu gern tat – und im Fall von Kiyan hatte die Rothaarige aber sowas von Recht gehabt! Würde Ronja ihr nur nie sagen, natürlich. Jedenfalls schien ihr Gesprächspartner ein gutes Gespür für die Mitmenschen in seinem Umfeld zu haben.
    „Ich werd mich jetzt mal aufmachen, die Hasenfallen um den Baum abzulaufen. Eigentlich Freiyas Aufgabe bei uns im Kommando. Aber die is ja nu mit dem Hauptmann irgendwie verschwunden. Wer weiß, vielleicht passiert da ja doch mal was. Wo ein Wille ist, ist auch Gebüsch, sag ich immer …“ Ronjas Gedanken drifteten kurz weg, als ihr einfiel, was Kiyan gesagt hatte. Die beiden taten sich gut. Das stimmte! Vielleicht ging es da um eine ganz andere Art der Nähe und des Guttuns, als Ronja es kannte. Naja, tief im Inneren wusste sie das eigentlich auch, sie kannte ja ihre Freundin. Dann plötzlich schüttelte sie den Kopf: Was waren das für tiefe Gedankengänge? Und wo blieb denn bitte da der Spaß? Jetzt war es schon so weit, dass sie anfing sowas zu denken. Man, Vareesa sollte schnell wiederkommen!
    „Also, ich geh jetzt mal meiner Wege. War echt nett, mit dir zu quatschen. Wir sehen uns, Kiyan! Vielleicht oben in unserer Unterkunft oder in der Sumpflilie. Oder wenn Ricklen uns was zu tun gibt. Ach ja, und Kor’ha, machs natürlich auch gut und pass gut auf deinen Freund auf!“

  4. Beiträge anzeigen #244
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Felsennest Niradh

    Mehrere Male blinzelte Zarra, als sie dem ungewohnten, aber nicht unwillkommenen Redefluss Vareesas lauschte. Als sie dann auch noch davon sprach, wie es war unterbrochen zu werden, wenn man dem Ruf der Natur folgte – dem sehr dringenden, und zeitintensiven Ruf der Natur – und dabei nicht die bereits erwähnte erforderliche Zeit zugestanden bekam, konnte die junge Frau nicht anders. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und prustete vor Lachen, als sie nicht mehr an sich halten konnte.
    „WIE. AUCH. IMMER“, unterbrach ihre Schwester dann den für sie peinlichen Wortschwall, setzte jedoch noch mit einigen Ratschlägen nach, die dummerweise das Wort Kacken, enthielten, woraufhin die Weißhaarige noch lauter lachen musste und einem Klappmesser gleich den Oberkörper auf ihre Oberschenkel krümmte.
    „Es…“, japste sie unkontrolliert lachend, „tut mir…leid, Vare-“, brach sie erneut ab, als ihr die Luft wegblieb.

    Es dauerte sicher einige Momente, ehe Zarra es schaffte sich so weit zu beruhigen, dass sie auf das wirklich lieb gemeinte Angebot ihrer Schwester eingehen konnte. Mit puterrotem Gesicht – zur Abwechslung mal nicht, weil sie sich schämte – atmete sie tief durch, unterdrückte ein weiteres Giggeln und antwortete endlich: „Wir können gern schauen, ob ich mit deiner Hilfe besser zurechtkomme! Bei Insekten klappt es ja schon ganz gut, aber vielleicht gibt es bei anderen Tieren einen Trick?“
    In diesem Moment hörten sie von unten einen Ruf, den die junge Rimbe sich wünschte häufiger in ihrem Leben gehört zu haben.
    „Essen ist fertig!“
    Es war nicht, dass sie besonders hungrig war – na gut, sie war sehr hungrig, untermalt durch einen knurrenden Magen, aber das war nicht der Grund für das seltsame Gefühl, welches in ihr erwacht war. Sie fühlte eine Art Leere – nicht ihr Magen – die tief in ihrer Körpermitte verborgen zu sein schien. Sie sehnte sich danach, häufiger auf diese Weise gerufen zu werden, von einem Menschen, dem sie blind vertrauen konnte. Von einer Mutter oder einem Vater.

    „Wir kommen!“, rief Vareesa in das Nest herunter und schaute Zarra erwartungsvoll an.
    „Hilfst du mir hoch? Irgendwie hab ich weiche Knie“, bat die jüngere Schülerin und ließ sich von ihrer Schwester aufhelfen.
    Vorher im Sitzen war es ihr gar nicht so sehr aufgefallen, doch nun fühlte sich ihr ganzer Körper schwer an. Was war los? Hatte sie zu viel gelacht? War es die Sehnsucht? Oder lag es an etwas anderem?
    Sie horchte in sich hinein, fand ihre Ameisen, ihre Magie dort, wo sie begründet lag. Auch hier waren die Bewegungen träge und langsam und irgendwie schien es fast so, als wären es weniger geworden. Hatte sie vorhin zu viel Magie verbraucht? Verbrauchte man sie überhaupt und wenn ja, wie bekam man sie zurück?

    Mit der Hilfe der Bognerin stiegen die beiden hinab zu Maris und Runa, die um einen bekannten Topf standen, aus dem ein gehaltvoller Geruch stieg. Mit dem wenigen, was sie zur Verfügung hatten, schien ihr Mentor das Beste gemacht zu haben.
    „Das riecht fantastisch!“, freute sich Zarra bereits auf das Mahl und setzte sich noch immer wankend auf den Boden neben die Feuerstelle.
    „Alles in Ordnung, Zarra?“, fragte Runa mit besorgtem Unterton.
    „Jaaaaa, glaube schon. Ich fühl mich bloß so…erschöpft. Und irgendwie sind meine Gedanken so langsam?“, endete sie mit einer Frage, die ihr wohl niemand beantworten würde können.
    Bald schon saßen sie alle mit einer dampfenden Schüssel auf den Beinen ums Feuer und genossen, was nur gemeinsames Essen erwecken konnte.
    „Dein Papa hat nicht zu viel versprochen“, wandte sich die Weißhaarige an das Mädchen, „Er kann wirklich gut kochen!“
    „Ich weiß!“, grinste die Jägerin und schielte zu ihrem Vater herüber.

  5. Beiträge anzeigen #245
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Onyx ist offline

    Felsplateau im Osten. Irgend ein Waldstück vor der Gobbo-Höhle - Onyx, Ryu, Freiya

    Solange der Feind nicht bei Onyx war, solange war der Bogen seine erste Wahl. Unnachahmlich zückte er den ersten Pfeil, hatte wie ein Schwertmeister seine Klinge seinen Bogen rasch in einer fließenden Bewegung mit dem Pfeil in Position gebracht und spannte dann den Starkbogen mit einer Kraft und Eleganz die halt nur ein Onyx besaß.
    Hätte man seine Rückenmuskeln gesehen, hätte man sehen können wie jede Sehne und jeder Muskel sich spannten und final zu einen ästhetischen Gebilde wie bei einer alt-setarrifischen Statue zusammenkamen. Dann hielt er den Atem an und feuerte ab. Der Jagdpfeil jagte durch die Luft und nagelte einen der ersten schwarzen Gobbos, die drohend mit rostigen Waffen und Knüppeln hervor gekommen waren, zu Boden. Der Pfeil schlug durch den Brustkorb durch und beförderte das humanoide Wesen, das eine schmutzige Kindermütze und einen breiten Männer-Ledergürtel gekreuzt um den Oberkörper trug, einen Meter nach hinten.
    Das war der Auftakt dieses ungeplanten Gefechts. Onyx pfiff laut auf, gab damit Adler das Zeichen aufzusteigen und legte den nächsten Pfeil ein. Onyx ahnte wieso Adler auf Freya losgegangen war, doch war nun nicht die Zeit, dies zu prüfen.

    Ein gekonnter Schnellschuss des Hüters erwischte den nächsten Goblin. Der Pfeil durchbohrte durch die geringere Spannung der Sehne nicht den Goblin, aber steckte tief genug imOberschenkelknochen.
    Am Boden liegend mimte das Wesen einen Abenteurer, der einen Pfeil ins Knie bekommen hatte. Dazu passte das rote Bandana um den Gobbokopf und die Kinderhose, die blutig wurde.
    Ob Goblins überhaupt Knie besaßen?

    Hinter Onyx surrte ein Pfeil durch die Luft und erwischte den dritten Goblin, der schon nah an Onyx war und dann durch Ryu geköpft wurde. Die Vorhut war erledigt und nun kam auf wenige Meter entfernt nun die Hauptgruppe mitsamt Anführer. Und die war für Onyx und wohl auch Freiya keine unbekannte Gruppe. Bluttal-Gobbos die damals in den Bäumen lauerten, dort ihr Lager errichtet hatten und Menschenlager in der Wildnis von oben überfielen. Das erkannte er am Kleidungsstil und der Bemalung mit rötlicher Tonerde.
    Freiya war eine Gefangene damals und auf Gobboscheiß gesetzt worden. Onyx hingegen war noch kein Waldläufer, aber schon mittendrin mit Kjal, Hjarti, Gundas und Ormoss den Schatten als Anführer des Kommandos. Dumpf erinnerte er sich noch an Bahdor dem er seine Falkner-Armschiene verdankte, die nun Freiya kurzfristig bekommen hatte. Damals hatten sie Badhor und einen anderen Jäger als Köder genutzt und den Goblins aufgelauert. Der andere Jäger starb und dafür auch 15 Gobbos, die von da an im Bluttal nicht mehr gesehen worden waren.
    Das man nach all der Zeit nun wieder auf sie traf, war ein unwillkommenes Ereignis. Sie trugen immer noch typisch Dinge die sie Menschen geraubt hatten. Tand und Kleinkram, Kleidung, Ledersachen und rostige Waffen und Werkzeuge, die Menschen verloren oder kurz liegen gelassen hatten.

    “Krahh tatütata! Kraagha ghaa! Kraagha ghaa!”, schrie der Anführer und zeigte zuerst auf Freiya und dann mit seiner Gobbokeule auf Onyx. Dann klopfte er auf den Buckler, den er bei sich trug und stürmte mit einem halben Dutzend seiner Getreuen auf Onyx und Ryu.
    Diese hatten Lederwesten, ein paar Schulterplatten und schmutzige Schafsfelle als Kleidung. Teils hatten sie typisch Nagelkeulen bei sich und teils kurze Sicheln, rostige Dolche, schartige Schwerter, die sie wie Zweihänder führten und Beile bei sich. Ein besonders Mutiger sprang und rollte vor, wirbelte mit zwei Kurzschwertern unelegant herum und attackierte Ryu, während ein anderer mit seinem Zweihänder versuchte Ryu von hinten zu erwischen. Ryu wich mit einem geübten Manöver beiden Angreifern aus, teilte aus und schuf Distanz. Der Hüter gab dann Onyx das Zeichen, seinen Rücken zu decken und Onyx stimmte mit ein, als er seinen Bogen zur Seite warf und die Übungskeule zog.
    Die sieben Gobbos kreisten um sie, um gemeinsam anzugreifen. Ryu wehrte gekonnt zwei Angreifer ab und trat einen zur Seite, während Onyx sich sichtbar nicht wohl fühlte bei diesem Gewusel. Er brüllte die Gobbos an, schlug wuchtig einmal von links nach rechts und dann von rechts nach links um sie auseinander zu treiben.
    Lieber wäre er außer Distanz gewesen und hätte mit Pfeilen um sich geschossen, so aber ging es ums Überleben, denn die Gobbos fühlten sich deutlich überlegen und waren mutig genug, um viel zu riskieren.
    Ryu war es dann, der dem ersten Goblin den ‘Zweihänder’ aus den Händen schlug und dessen Brustkorb spaltete, während Onyx dank eines treffenden Pfeils von Freiya einen sichelschwingenden Gobbo an der Wade entkam und dann den Angriff des Anführers - die Keule beidhändig greifend - parierte und gegen dessen Schild trat damit dieser zurück taumeln musste.
    Ryu attackierte und rotierte dabei leicht und Onyx machte mit, da er dies von Hjarti und Kjal kannte, wenn die umzingelt waren.

    So gingen beide in die Offensive. Onyx vollführte einen Hieb von oben senkrecht hinab und erwischte fast den Zwei-Kurzschwert-Kampf-Gobbo, der gekonnt auswich und dann selbst attackierte. Onyx nahm den Schwung seines Hiebes mit und setzte zum Seitenhieb an, um in die Angriffsrichtung des Gobbos zu schlagen. Der stoppte seinen Angriff situativ und rollte sich unter dem Hieb ab. Onyx trat nach diesem und kümmerte sich dann um einen Nagelkeule-Gobbo, während Ryu mit dem arg beweglichen Gobbo es zu tun bekam.
    Onyx wehrte den Schlag der Nagelkeule mit seiner Übungskeule ab. Die Nagelkeule stieß zur Seite, Onyx stoppte im richtigen Moment seine Waffe und setzte dann mit einem Schritt vorwärts und einen Hieb von oben herab über der Hüfte nach unten auf den Gobbo einen satten Treffer. Mit einer Platzwunde am Kopf fing es an und dann brachen Knochen, als Onyx wuchtig zum zweiten Schlag ausholte.

    Zufrieden blickte er zu Ryu, doch bekam dann einen Knüppel gegen das Schienbein gedonnert und den Attentäter gleich auch ans Bein. Der kletterte auf den vor Schmerz knurrenden Onyx, zog ein rostiges Messer und stach nach dem Hünen. Onyx handelte sofort und packte mit aller Kraft die Gobbohand mit Messer. Dann ließ er die Keule in seiner anderen Hand hinab gleiten und schlug mit dem Kopfende zu. Brüllend! Denn irgendwie musste der Schmerz am Schienbein ja raus.

    Der Goblin flog zu Boden und zog sich vom Schlag benommen zurück. Im selben Moment war der Anführer wieder da und rempelte Onyx mit dem kleinen Holzschild an, um dann mit der Gobbokeule auf sein Knie zu schlagen. Onyx brachte die Keule zwischen Knie und Gobbokeule und taumelte dabei zurück. Das war deren Plan. Die Riesen fällen.
    Er setzte einen Befreiungsschlag und zeigte mit seiner Keule auf den fast jugendlich großen Goblin mit Topf als Helm.
    Er sah aus dem Augenwinkel, wie Ryu kurzen Prozess mit dem Keulen-Messer-Goblin machte. Da waren es nur noch Vier von denen der mit Sichel einen Pfeil in der ‘Rüstung’ stecken hatte.

    “Onyx Anführer angreifen. Alte Rechnung, heh….”, sagte er und wusste nicht, ob Ryu es gehört hatte. Wahrscheinlich sagte er dies mehr zu sich selbst, um sich Mut zuzusprechen. Sowas wie Freude am Kampf oder Leidenschaft empfand der Hüne nicht. Nicht so wie bei der Jagd mit Pfeil und Bogen oder gar dem Kampf damit oder im Duell der Schützen. - Sorge und den unbändigen Willen zu überleben hatte er und das trieb den Torgaaner an. Er wollte nicht sterben oder verkrüppelt werden. Und im Nahkampf war die Wahrscheinlichkeit nunmal höher. Zögern durfte er nicht, das wusste er von seinen Kameraden.

    So wählte er den Angriff. Die verbliebenen Gobbos jagten hinter Onyx her, doch hatte Ryu und auch Freiya ein Wörtchen mit zu reden und hielten Onyx den Rücken mit Schwert und Pfeil frei. Zum Glück, denn vor allem der mit den Kurzschwertern war nicht ohne und jener mit Beil und Schafsfellweste war wohl ein schlauer Geselle, als er hinter Freiya nachjagte und Ryu diesem den Weg abschneiden musste.

    Onyx stürmte an und jagte die Übungskeule dieses Mal von unten herab hinauf gen Gobbo. Gewollt! - Denn der Gobboboss wich natürlich zurück und konterte flink mit einem Sprung und Hieb in Richtung Onyx. Der blockte den Mistkerl beidhändig ab und bewegte sich dann einen Halbkreis schlagend nach hinten, denn der Gobbo attackierte sogleich mit zwei Hieben.
    Einer schlug gegen die Keule und Onyx hielt die Wucht beidhändig ab, um dann selbst zu attackieren.
    Die Keule donnerte gegen den Buckler und Onyx wagte es nun noch einmal mehr Wucht in den nächsten Schlag rein zu setzen. Doch der Schlag traf nicht und dafür wich sein Gegner gekonnt nach vorne aus, machte eine Rolle und schlug seine Keule gegen Onyx Hüfte. Der krümmte sich vor Schmerz, hielt sich kurz am Becken und fiel auf ein Knie, während er sich mit der Keule abstützte.

    Genau da wollte ihn der Gobbo haben und setzte nach. Onyx aber war Onyx und wandte sein Wissen und den Überlebensinstinkt an. So drehte er seinen Oberkörper halb zum Gobbo und stieß das andere Ende der Keule wuchtig dem angreifenden Gobbo gegen die Brust. Ein zweites Mal wehrte der Gobbo keuchend knapp mit dem kleinen Rundschild ab und Onyx drehte sich auf Knien in seine Richtung. Dann drückte er sich kraftvoll mit den Beinen ab und Hieb von rechts nach links auf Kopfhöhe des Gobbos. Der lenkte den Schlag nach oben hin ab und Onyx nutzte das Momentum, um die Keule beidhändig zu greifen und ganz kräftig dazwischen zu hauen. Es schepperte und der Topf flog den Goblin vom Schädel und die Wucht ließ den Goblin zurück taumeln. Ein schneller seitlicher Schlag folgte gegen den Schild der gehoben wurde und dann war die Deckung offen. Die Gobbokeule wehrte den nächsten Hieb ab und ließ den Goblinanführer zurück taumeln. Onyx machte dann einen Ausfallschritt und schlug von oben herab auf den Goblin ein. Der verlor durch die Abwehr mit dem kleinen Buckler den hölzernen Rand einer Seite und kreischte auf vor Schmerz. Sein Schildarm hatte genug der Wucht des letzten Schlages auch aufnehmen müssen.
    Onyx setzte nach, packte nach dem Goblin und bekam ihn nicht zu fassen, denn der rollte sich nach hinten ab und attackierte ohne seinen Schild. Die Keule schlug einmal daneben und dann wehrte Onyx ab, indem er den Hieb zur Seite lenkte und dann seine Reichweite nutzte, um den ursprünglichen Abstand zwischen den beiden zu schaffen. Der Gobbo kreischte irgendwas, wollte wohl Unterstützung doch wenn es was nun gab, war es eine Angriffsserie des Hüters, derer sich das humanoide Wesen erwehren konnte. Seitenhieb, Diagonalhieb, schneller Schlag von oben und dann ein weiterer Seitenhieb. Zwei Treffer trafen nichts, doch die anderen beiden wurden nur knapp mit der Keule abgewehrt und sorgten dazu, dass der Gobbo zu einer riskanten Attacke überging. Flink machte er eine Zick-Zack Bewegung und sprang kraftvoll halb seitlich auf Onyx. Der wurde vom Goblin umgerissen und ging zu Boden. Am Boden konnte er mit seiner großen, linken Hand aber die Gobbokeule packen, wurde angeschrien und beinahe in die Nase gebissen, getreten von einen fuchsteufelswilden Goblin und teilte dann selbst aus. Aus dem Ellenbogen heraus setzte es was gegen die Seite des Goblins und dann noch einmal gegen den Rücken. Dann ließ er ab und stieß den Gobbo von sich. Der landete auf dem Boden und rappelte sich schnell auf, um dann einen Seitenhieb von Onyx abzuwehren, den der Hüne kurz vor Aufprall der Keulen abbremste und dann schnell die Schulter hob, um mit der Keule und viel Kraft den Unterarm des Gobbos zu zertrümmern.
    Die Gobbokeule fiel zu Boden, mit einem Satz schuf der Anführer Abstand und rannte dann kreischend davon. Mit diesem noch zwei weitere Gobbos, von denen einer humpelte.
    Onyx sah auf, hielt sich den unteren Rücken und schnaubte durch.
    Freya kam ein paar Momente später mit Mani aus der Goblinhöhle und die Drei kamen zusammen.
    “Ihr wollt gar nicht wissen, wie es da drin ausschaut…”, sagte die Rothaarige angeekelt und irritiert.
    “Onyx schon viel gesehen. Will alles sehen… - Danken für gute Schuss am Anfang.”, sagte der Hüne und schaute zu Ryu.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya ist offline

    Felsplateau im Osten. Irgend ein Waldstück vor der Gobbo-Höhle - Onyx, Ryu, Freiya

    „Also, den Siff mach ich nicht sauber“, murmelte Freiya. Dann wandte sie sich an Onyx: „Sag mal, Onyx, irre ich mich oder waren da einige der Goblins aus den Bluttal von … damals, also, du weißt schon, dabei?“
    Onyx nickte: „Denken immer noch, du sein Königin. Aber diesmal nicht auf Onyx‘ Mantel –“
    „Nein“, warf Freiya hastig ein, „ich verschone deinen Mantel.“ Sie grinste, doch dann kratzte sie sich nachdenklich am Kopf. Sie hätte nie gedacht, dass sie diese Goblins nochmal sehen würde. Sie würde Ricklen und Jilvie davon Bericht erstatten. Dass die Goblins aus dem Bluttal sich hier am Rande des Sumpfes eingefunden hatten, sollte beobachtet werden.

    Ihr war aufgefallen, dass Onyx mit der Keule gekämpft hatte. Das war neu gewesen. Hatte er etwa damit angefangen zu üben? Das war ungewöhnlich, kannte sie ihn doch als meisterlichen Schützen. Anderseits passte die grobe Keule zu dem Hünen.
    Mani stupste mit seiner Nase gegen ihr Knie, Freiya ging in die Hocke.
    „Na, mein Guter, alles in Ordnung? Herrje, du hast aber ganz schön einstecken müssen. Wir sehen zu, dass du bald zu Ambrose zurückkommst, ja? Und den Moleratdamen natürlich, denen kannst du von deinem Abenteuer dann erzählen.“
    Sie nahm ihre Wasserflasche und träufelte dem armen gepeinigten Tier etwas frisches Wasser ins Maul. Dann zog sie etwas Leinen aus ihrem Beutel und reinigte vorsichtig die Wunden, die die Goblins auf der Molerat durch ihre grobe Behandlung hinterlassen hatten. Anschließend klopfte sie dem Tier auf den Speck. „Du hast dich sehr gut geschlagen!“, lobte sie Mani. Mani grunzte und beschnüffelte sie. „Ich habe leider nichts zu essen dabei“, sprach die Rothaarige.

    Sie fragte sich, wo eigentlich Sandy abgeblieben war. Argo saß auf einem Ast nicht weit von ihnen und überwachte die Gegend. Sie fühlte ein entsprechendes Ziehen auf dem Rücken. Das Opossum aber war nirgends zu sehen, was einerseits gut war, da sie fern von der Gefahr geblieben war, Freiya anderseits aber auch ein bisschen sorgte. Naja, die Beutelratte würde schon klarkommen, schließlich hatte sie auch ohne Freiya vorher überlebt. Das letzte Mal war Sandy am Turm gewesen, zur Not könnte die Waldläuferin dort suchen.
    Kurz dachte Freiya wehmütig daran, in welcher Situation Onyx aufgetaucht war. Seufzend zog sie einen ihrer Pfeile aus einem der toten Goblins und reinigte ihn. Mani hatte eindeutig ihre Hilfe gebraucht und es war richtig von Onyx gewesen, dem nicht nur nachzugehen, sondern Ryus und ihre Hilfe einzufordern, denn allein hätte es schlecht ausgesehen gegen die ganzen Goblins. Sie schmunzelte, so war Onyx. Er hatte sie zwar gestört, aber im Sinne des Waldvolkes gehandelt. Typisch Onyx.
    Sie warf einen Blick auf die Höhle. Da würde sie nicht noch einmal reingehen. Das Plündern konnten die beiden Herren übernehmen. Sie hockte sich stattdessen neben Mani und kraulte ihm versonnen den speckigen Hals.

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    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Auf dem Holzplatz

    Valerion hatte sein Hemd lässig über die Schulter geworfen, sein Körper von Schweißperlen benetzter Körper schimmerte leicht in den Sonnenstrahlen. Es war weit nach Mittag, für diesen dicken Baumstamm hatten sie eine weile gebraucht, bis sie ihn so zerschlagen hatten, dass er für den Wagen bereit war. Mindestens drei Fuhren hatten sie gebraucht, um den Baumstamm zu zerschlagen und abzuholzen. Gerade als sie am Holzplatz angekommen waren, nickte ihnen der Alte zu. „Macht den Wagen leer, das war heute gute Arbeit“, sprach er mit seiner Brummiger Stimme, und winkte Valerion zu sich.

    „Das Holz was ihr heute gehackt habt, ist so weit in Ordnung. Wir sortieren noch ein paar Stunden das Holz etwas um. Wichtig ist, zu beachten, dass das kleine Geäst, als Feuerholz dienen werden. Die großen Holzstücke werden wir noch bearbeiten, um diese für den Ausbau nutzen zu können oder vielleicht kann ein Möbelschreiner damit etwas anfangen. Morgen werden wir die Baumstämme hierher ziehen, ohne Karren. Diese werden dann zu Holzlatten für die Häuser bearbeitet“, erklärte der Kerl und drückte ihm einen Korb zu.

    Das ganze Zeug, was der Bärtige heute von den Ästen oder Bäumen runtergeschlagen hatte, galt nun sortiert zu werden. Er wusste, wie wichtig das Feuer war, um das sie Abends immer saßen und sich unterhielten oder zusammen tranken. Die anderen Burschen waren ebenfalls am Arbeiten, einige waren damit beschäftigt, das Holz von der Rinde zu befreien und andere schlugen es nach Anweisung klein, damit sie es morgen bearbeiten konnten. Er überlegte kurz, ob es ein gutes Training war, die Baumstämme zum Platz zu ziehen. Immerhin wollte er noch etwas stärker werden, für seine zukünftigen Ziele und Pläne. Er schmunzelte kurz, ehe er einen Schluck von seinem Wasserschlauch nahm. Auch sein Bauch machte sich langsam bemerkbar, vielleicht gab es ja heute mal etwas anderes zu Essen, er war gespannt, was es in der Taverne gab.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Wasserfall der Geister

    “Nächstes Mal wird es ein etwas größeres Tier. Vielleicht ein Stinktier. Das macht die Sache…interessanter.”, entgegnete Ornlu und war zufrieden damit wie sie es gelöst hatte.

    “Unter Druck scheint es zu klappen. Das ist wichtig, denn dieses Idyll wird nicht das sein, was auf dich wartet. Sollten wir auf ein größeres Tier treffen, versuchst du dich erneut. Vielleicht eine Blutfliege? Oder ein Lurker? Wobei ich dir da noch etwas sagen muss. Es gibt Wesen die werden dich zerreißen. Einfach weil du es gewagt hast sie magisch zu berühren. Versuch es dir so zu merken. Je edler und erhabener ein Wesen, desto schwieriger wird es. Zumindest aus deiner Warte. Es hat wieder etwas mit Reputation und Ansehen zu tun und ist gar nicht so verschieden wie unsere Menschenwelt. Für manche Wesen bin ich ein König, für andere ein respektierter Feind und für wieder andere einer auf Augenhöhe. Natürlich auch für manchen Schattenläufer oder Löwen ein Wurm, der es nicht wagen soll. Du wirst ähnliche Erfahrungen machen und wärst heute vielleicht für einen Bären höchstens interessant. Für einen Wolf eine nervige Ratte und für eine Ratte mal ein anderer Mensch. Versuch dich in der Tierwelt. Kletter auf einen Baum mit genug Proviant und schau was kommt. Nur so wird dein Verständnis größer und besser und die Klänge der Natur deutlicher. Ich muss dir aber nicht sagen, dass es Tiere gibt, die auch klettern können. Achja und da du hier neu bist. In den Sümpfen gibt es Riesenspinnen und Toocondas. Letztere sind Riesenschlangen, die dir die Knochen zermalmen und dich zuvor mit Magie lähmen können. Bleib also hier in der Nähe. Erzähl mir dann mal was du erlebt hast.”, gab Ornlu weiter und sah diesen Zauber bei Ylva als frisch angeeignet an. Sie würde viel lernen müssen, aber der Druide würde jetzt nicht bei allen Versuchen das Händchen halten. Ylva war durch ihr Leben als Jägerin nicht naiv.

    “Was möchtest du noch für den Anfang lernen. Ich traue dir zwei weitere Zauber zu. Einen Dritten weniger, weil du ein nordmarer Gemüt hast. Es ist ein Zauber der manipuliert. Gefühle - seien sie gut oder schlecht verstärkt. Licht und Schatten hervor bringen kann. Aber das bist nicht du. Schau her!”, forderte er sie auf und streckte dann die Hand aus.

    Am anderen Ufer wackelte ein größerer Stein im Wasser und löste sich vom Grund. Dann schwebte er rotierend zu Ornlu und landete neben ihn.

    “Telekinese können so gut wie alle Magier erlernen. Wir Druiden auch. Nützlich in jeder Lebenslage.”, erklärte er und holte dann etwas Sumpfkraut hervor.
    Er zeigte es ihr, zupfte ein Blatt ab und nahm es in den Mund. Kurz kaute er darauf und dann stieß er eine grünliche Wolke aus seinen Mund die vom Nordwind gen Sumpf getragen wurde und sich verteilte.

    “Krautatem…du kannst dir denken wie er in geschlossenen Räumen wirkt. Verwirrung, Husten und die Wirkung von Sumpfkraut. Mit viel Erfahrung noch wirksamer…”, erzählte er und blickte zu Ylva.

    “Was traust du dir zu? Und wie würdest du den Zauber angehen?”

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Felsplateau im Osten. Irgend ein Waldstück vor der Gobbo-Höhle - Onyx, Ryu, Freiya

    Ryu war angepisst. Angepisst? Ja, angepisst war das richtige Wort. Man konnte meinen, hier am Ende der Welt hatte man wenigstens für zwei Tage mal Ruhe gehabt. Aber nein: kaum war der Hauptmann nicht mehr am Baum, schon wurden Moleratjungfern entführt und Onyx zum Buschspanner. Natürlich gehörte es für jeden im Waldvolk irgendwann in seiner Karriere dazu, einmal in einem Busch zu sitzen und zu spannen, aber dass es gerade im Bambushain sein musste? Wenn man sich für ein paar wertvolle Augenblicke fallen lassen und die Welt sich selbst überlassen konnte?

    Ein Umstand, der den Goblins definitiv nicht zugutekam. Der eine gespalten, der andere in der Mitte ‚durchgebrochen‘, lagen diese kleinen, aufrecht gehenden, oder eher nicht mehr gehenden Ratten zu seinen Füßen. Und dann waren da noch die anderen, auf jedwede erdenkliche Art und Weise niedergestreckt durch Onyx Keule, Freiyas Klinge und einige Pfeile. Der Hüter saß, ganz gemächlich und über das Geschehene sinnierend auf zwei nebeneinander geschobenen Hockern der kleinen Kämpfer, die Handgelenke locker auf seine Knie gelegt da und blickte auf das unsichtbare Buch zwischen seinen Füßen. Trotz der Umstände einer fremden Klinge in der Hand und einem immer wieder stechenden Schmerz in der rechten Schulter war doch alles glatt gelaufen. Seine eigene Technik war sauber wie immer gewesen und der Kampf war im besten Fall eine nette Übung zum Aufwärmen. Apropos stechender Schmerz! Der Hayabusa hob den rechten Arm, packte die längliche Fellwurst, die sich in seiner Schulter verkrallt hatte und löste sie mit einem Ruck von sich, ehe er Sandy, mit etwas Abstand, vor seine Augen führte. Der Starrwettbewerb war nur von kurzer Dauer, denn als die kleine Verräterin drohte zu verlieren, verfiel sie direkt wieder in ihren Totzustand. Ryu seufzte entnervt und schüttelte den Kopf.

    „Hier, eure Hoheit. Euer Mantelbesatz dachte wohl, er müsse sich mit den Goblins verbinden.“ Mit diesen Worten warf er Freiya das augenscheinlich tote Tier zu, die es mit einem freien Arm auffing und sich locker über die Schulter warf. „Sie wollte dir sicher nur eine größere Herausforderung bieten!“, entgegnete die rote Snapperin stirnrunzelnd. Offensichtlich der verzweifelte Versuch einer ‚Mutter‘, den Blödsinn ihres Schützlings zu rechtfertigen. Doch Ryu winkte nur ab und schüttelte den Kopf. „Nächstes Mal ohne Klauen und Zähne, ja? Meine Schneiderin wird mir sicher einen Vortrag halten, so oft wie sie meine Garderobe flicken muss.“

    Der Blick, den er ihr zuwarf, war eindeutig und von einem wissenden Grinsen geprägt. Dann stand er auf und ging rüber zu Onyx, der wohl prüfte, ob die zu groß geratenen Stiefel eines der Goblins seiner Größe entsprach. „Rasheeda!“, war wohl die negative Bestätigung dazu. Dennoch klopfte der Hauptmann seinem Mithüter anerkennend auf die Schulter. „Sag mal, seit wann wirfst du dich so brüllend ins Gefecht? Du warst doch immer eher zart besaitet, wenn es nicht ums Würgen ging.“
    „Schießen in Höhle dumm. Boss Ryu sollten wissen.“
    Der Hauptmann nickte, die Arme verschränkt und immer noch auf eine Erklärung wartend. Er hatte viele der Manöver, die der Torgaaner im Kampf angewendet hatte, nämlich schon des Öfteren gesehen und auch anderen, eher bulligen Wächtern ans Herz gelegt. Natürlich hatte er da schon eine Vermutung, was hier im Busch war, doch wollte er es von Onyx selbst hören. Und nebenbei die Bestätigung haben, dass die Geschenke der Natur einen nicht gleich zu einem formidablen Nahkämpfer machten.
    „Boss Zwei, Darius haben beigebracht, wie machen Bäm mit Keule. Haben gesagt, wann nehmen Keule kurz und wie machen Keule von Goblin stop. Und wann brüllen, damit Gegner machen Hose nass und stinkend. Was denken Boss Ryu?“
    Der Hüter hob sachte die Mundwinkel. Er hatte direkt die ‚Feder‘ seines Stellvertreters erkannt. Darius war ein pragmatisch veranlagter Kämpfer, der von ihm gelernt hatte, wie man die Vor- und Nachteile des eigenen Körperbaus zum eigenen Sieg nutzte ohne großen Firlefanz oder Risiken einzugehen. Diese Handschrift hatte sich aus seiner eigenen ergeben und Onyx, ebenso ein beinharter Pragmatiker hatte mit ihm wohl einen wirklich guten Lehrer gefunden. „Ich denke, Darius hat dir ordentlich was beigebracht. Da sind noch einige Fehler in deiner Form und Haltung, aber das ist der mangelnden Übung geschuldet.“

    Bevor Onyx antworten konnte, schaute Ryu noch einmal zu Freiya und hob sachte die Mundwinkel, als sich ihre Blicke trafen. Ein Teil von ihm saß immer noch im Bambushain mit ihr, begann jedoch langsam mit dem Wind von draußen davon zu wehen. Vielleicht war es besser so, statt sich mühselig voneinander losreißen zu müssen. „Kommen mit in Höhle und reden weiter. Boss Ryu und Onyx plündern. Freiya passen auf auf Rücken.“

    So war es lediglich der Blickkontakt, den sie brechen mussten, als Ryu sich abwandte und an Seite der Torgaaners tiefer in die Höhle schritt. Es war warm dort drin. Und es stank. Grundgütiger, wie das stank! Nach einer Mischung aus Räucherkammer, Liebesnest und ranziger Milch. Für beide Hüter wirklich eine Beleidigung ihrer feinen Geruchssinne. Ähnlich wie bei Odo damals, nur … versauter. „Widerlich.“, bemerkte er nur und kniff die Augen etwas zusammen. Onyx brummte zustimmend und spuckte zur Seite aus. Offenbar konnte er schmecken, was Ryu roch. „Boss Darius gut erklären. Machen viel Vergleich zu Bogen. Onyx guter Zuhörer.“, begann er schließlich zu erzählen, als die beiden sich umsahen und einige Kisten mit losen Deckeln plünderten. Da waren Vorräte aus Tooshoo die schon eine Weile als vermisst gemeldet wurden. Der Hayabusa hatte sie gedanklich schon abgeschrieben, da die wilde Jagd ihre Tribute gefordert hatte, aber hier ein paar alte Eisenvorräte und Waffen, die für die Schmelze gedacht waren zu finden, erhellte sein Gemüt. Auch Nahrung wie Pökelfleisch, Werkzeuge, Kleidung und Schmuck ließ sich vereinzelt finden. Nicht in großen Mengen, aber diese kleinen Ratten waren wohl sehr fleißig gewesen über die Monate.

    „Aller Achtung“, begann er schließlich, als er aus einer der Kisten ein Schwert zog, welches definitiv nicht seiner Schmiede entsprungen war. „Aber es war irgendwie klar, dass du als Waldläufer schnell begreifst, wie die Grundlagen mit leichteren Waffen funktionieren. War eine gute Zurschaustellung vorhin.“ Es war eine kleine, aber doch klare Bestätigung und Anerkennung Onyx‘ Leistung. Eine Respektsbekundung unter Männern, die keine Zeremonien brauchten. Die schlicht am Grill standen, mit vorgeschürzten Lippen sachte nickten und dem Grillmeister ihre Anerkennung zusprachen. Oder, in diesem Fall an Kisten standen und plünderten. Und auch Onyx verstand und ließ ein zufriedenes Brummen ertönen. „Bogen trotzdem erste Wahl. Besser für Knie und Rücken.“

    Der Hayabusa schmunzelte, als er aus dem Augenwinkel das Zähne bleckende Grinsen des Torgaaners sah, welches jeden sonst so unerfahrenen Kämpfer sicher verstört hätte. Nun, auch Ryu hatte manchmal noch seine Probleme damit, einen anderen Gesichtsausdruck bei Onyx zu begreifen, der nicht aussagte, dass er einen gleich würgen oder um die eigenen Stiefel erleichtern würde. Doch in diesem Fall stimmte Ryu schlicht mit einem Schmunzeln ein und wandte sich dann dem Schwert in seiner Hand zu. Die Machart war simpel. Ein Produkt aus den königlichen Schmieden vom Festland: keine großen Verschnörkelungen, ein einfaches, nur leicht gebogenes Parier und die obligatorische Klinge die unten breit war und zur Spitze hin schmaler wurde. Leider war am Stück über der Parierstange, wo die Handwerker sonst ihre Zeichen verewigten, schon lange nicht mehr erkennbar gewesen, von wessen Amboss genau die Waffe gegangen war. Andererseits fiel dem Templer an der Stelle auch kein namhafter Schmied ein der berühmt für die Waffen der einfachen Soldaten Rhobars war. Im Gegenteil dazu jedoch stand das Gefühl, wie sich die Waffe halten ließ. Sie war irgendwie … angepasster. Die Wicklung anders und individualisierter, als er es sonst kannte. „Also gut. Pack ein, was du tragen kannst, und den Rest lassen wir von ein paar Jägern und Wächtern holen, einverstanden?“

    Ein Vorschlag, den Onyx nicht gebraucht hatte. Er stand bereits, die Taschen ausgebeult und mit einem kecken Kettchen aus Snapperzähnen um den Hals da und war bereit zu gehen. Als die beiden dann zum Eingang der Höhle zurückstapften, wartete Freiya noch immer, ruhig gegen den Eingang gelehnt und blickte erwartungsvoll zu den beiden Hütern. „Und? Was habt ihr schönes gefunden?“

    Der weniger südlich wirkende Hüter reichte ihr erst das geliehene Schwert, welches der Rotschopf mit einem kurzen Blick prüfte und beim Erkennen der leicht verbogenen Klinge die Brauen hob. „Wie hast du das nun wieder angestellt?“ Doch Ryu hob nur entschuldigend die Schultern. „Dieses Schwert ist NICHT für die Hände eines Hüters geschmiedet worden. Aaaber… hier, bis wir deines repariert haben. Wir sollten jetzt erstmal nach Tooshoo zurückkehren und eine Bergungstruppe organisieren. Und dann will ich baden …“

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    Waldläufer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    „Weil ich ein nordmarer Gemüt hab?“ fragte die Jägerin mit einer hochgezogenen Augenbraue. In Nordmar hätte man für einen solchen Spruch eine Axt in die Rübe bekommen! Doch sie waren hier nicht in Nordmar und sie brauchte Ornlu noch, also beließ sie es bei einem gut gemeinten 'Arschloch' und gelobte sich, dass das nächste liebestolle Stinktier eher beim Jadewolf im Schlafsack landete.
    Doch er hatte recht. Der Zauber, den er beschrieb erschien ihr falsch. Eine Manipulation der Gefühle. Hinterhältig war es, nichts anderes. Ein echter Nordmarer brauchte diese Gefühle von Licht und Schatten selbst in seinen Mitmenschen hervor, durch brüllendes Lachen im Angesicht seiner Freunde oder lachendes Brüllen im Angesicht seiner Feinde. Sie konnte nicht verstehen, warum diese verweichlichten Flachländer dafür Magie brauchten.
    Auch ein anderer der Zauber erschien ihr nicht geeignet. Sie war dem Kraut nie zugetan. Die Männer und Frauen waren eher dem Alkohol zugetan. Met, Bier, Schnaps, das waren immer ihre Wahl. Das stechend riechende Sumpfkraut war nie das ihre. Sie kannte den stechenden Geruch, den Geschmack auf der Zunge und auch die Wirkung. Daher konnte sie auch diesen Zauber entschieden zurückweisen. Der letzte jedoch.

    „Telenese. Klingt interessant.“ sagte sie, und hatte keine Ahnung was das Wort überhaupt bedeutete. Doch als sie sah, wie Ornlu den Stein vom anderen Ufer aus zu sich schweben lies, gefiel ihr. Was man damit alles machen konnte. Die Möglichkeiten waren immens! Ein neues Bier vom Tresen holen ohne aufzustehen! Und bestimmt gab es auch noch andere Verwendungsmöglichkeiten.

    „Aber wie ich den angehen soll… Puh. So ein Stein ist ja kein lebendes Ding.“ überlegte sie, verheimlichte Ornlu jedoch, welche Art von Stein sie eigentlich meinte. „Er hat keine Musik.“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Felsplateau im Osten. Irgend ein Waldstück vor der Gobbo-Höhle - Onyx, Ryu, Freiya, Mani + Ambrose

    „Ach, der feine Herr Turmbesitzer muss erstmal baden, war die Wäsche am Fluss nicht ausreichend für den Kaminkehrer?“, grinste Freiya keck, dann fiel ihr Blick auf das Schwert, das Ryu ihr gereicht hatte. Nicht ihre Klinge, die er so meisterlich hüterhaft zerkeulert hatte, sondern das Ersatzstück, das er aus der Höhle der Goblins geborgen hatte. Ihre Brauen zogen sich augenblicklich zusammen und sie hob die Hand, in der das Schwertheft lag.
    „Was ist?“
    „Ich … kenne dieses Schwert“, erwiderte sie langsam und gedankenversunken. Der Griff fühlte sich sofort vertraut in ihrer Hand an. „Ich weiß nicht, woher. Aber …“
    Sie verstummte, wusste nicht, was sie sagen sollte. Dann zuckte sie mit den Schultern und seufzte, bevor sie die Waffe angurtete. Sie war zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Körperlich und geistig.
    „Du immer noch ballaballa“, sprach Onyx. Es war eine sachliche Feststellung.
    Freiya nickte, weiterhin gedankenversunken. Der Ruf von Adler ließ die drei Menschen alle nach dem Vogel schauen. Hatte Adler Onyx zustimmen wollen in Sachen ballaballa?
    Freiya verschränkte die Arme: „Onyx, warum hat Adler mich angegriffen?“
    Der dunkelhäutige Hüne blickte einen Augenblick länger zu seiner Tiergefährtin, dann sah er zu Freiya und reckte das kräftige Kinn hervor:
    „Adler sich erinnern. Du streitig gemacht Platz von schönste Wesen von Welt.
    Onyx gegessen Pilz und dann Adler erscheinen. Adler wie Mensch mit Adlerkopf und sie wirklich sehr schön. Dann kommen Snapper mit roten Haar und provozieren Onyx und Adler. Machen sich Haare schön und fauchen. Jaja... Und am Himmel Flugechse fliegen und brüllen. Affe auf Flugechse provozieren auch und dann Adler genug. Geflogen los, jagen alle und Onyx allein. Als Onyx wach, nichts mehr bunt. Suchen Zuflucht in Süden. Später Wilde Jagd beginnen. Adler wollen klären, wer Schönste. Du vielleicht sagen, sie ist, dann Adler still, heh?“
    Onyx grinste etwas debil. Freiya blinzelte und sah ihn an. Sie überlegte, ob es eine Diskussion darüber wert war, was sie schon gemeinsam erlebt hatten und dass Adler ganz sicher nicht eifersüchtig sein müsste. Abgesehen davon, wie abwegig Onyx‘ schräge Argumentation war, dass Adler solche komplexen Gedankengänge zu haben vermochte. Doch sie tat nichts von dem. Sie hatte in den letzten Stunden ein sich zankendes Goblinpärchen gesehen, einen Flederarsch, Baumgeister und hatte einem Wäldchen beim Erzählen zugehört. Ganz abgesehen von all den Dingen, die Ryu ihr über seinen mentalen Mitbewohner erzählt hatte.
    Also wandte Freiya sich zu Adler um:
    „Adler, du bist die Schönste. Ich werde dir Onyx nie streitig machen. Ich stehe immer im Schatten deiner Herrlichkeit.“
    Adler keifte und plusterte das Gefieder auf. Onyx brummte:
    „Adler zufrieden. Dabei Olvara sein Schönste. Du müssen dich weit hinten anstellen. Deswegen du in Arm von Boss Ryu, heh? Wissen, dass ich Rote Snapperin nicht will.“

    Freiya, die angefangen hatte, die Armschiene, die Onyx ihr geliehen hatte, zu lösen, sah zu dem Torgaaner auf. Einen Augenblick verharrte sie, dann musste sie lachen ob der Absurdität dieses Moments.
    „Ach, Onyx, du bist immer noch der größte Idiot im Sumpf. Das hat sich zum Glück nicht geändert, auch wenn Anderes an dir sich sehr wohl geändert hat“, sprach sie und klopfte ihm sachte auf die Schulter. „Aber ich mag dich trotzdem immer noch. Und ich stell mich ganz hinten an. Das nächste Mal störst du uns nicht, sondern gehst vorbei – oder bleibst im Gebüsch, wie jeder anständige Spanner. Versprichst du das?“
    „Du sonst hetzen Uhu auf mich?“
    Freiya sah sich um und blickte zu Argo. Der Uhu hielt weiterhin seine Wache und hatte dabei die Menschen und Adler im Blick.
    „Ich wüsste nicht, wie ich das versuchen sollte“, gab Freiya ehrlich zu.
    „Du müssen Uhu trainieren. Onyx fragen damals Mann mit Falke, der helfen Onyx mit Adler. Du haben Verbindung zu Vogel. Uhu haben dich beschützt, nicht einfach dumme Federvieh aus Wald, was nur fressen und kacken. Sein schlaue Tier. Du müssen geben Futter für Kopf. Dann können Uhu nutzen für dich und Uhu noch viel mehr lernen. Für Kampf, Späher und Bote.“
    Onyx wandte seinen Blick zu Argo und die sonst eher harten Gesichtszüge wurden einen Hauch weicher: „Adler sein bester Gefährte. Adler beschützen Onyx. Uhu sein dein Gefährte ab jetzt. Onyx sehen in Augen. Werden dich weiterhin beschützen. Boss Ryu Pech. Müssen sich hinten anstellen. Aber ihr beide ja kennen.“
    Onyx grinste, doch Freiya überging seine Spitzfindigkeiten, denn, was er zuvor gesagt hatte, beschäftigte sie und sie lief ein paar Schritte zu dem jungen Uhu. Die Waldläuferin blickte auf zu dem Nachtvogel und Argo sah zu ihr hinab. Sie spürte, wie er sich entspannte.
    „Dann werden wir mal den Falkner aufsuchen“, sprach sie. Argo blickte sich um, dann blinzelte er und ließ eines seiner warmen Schuhus hören.
    Freiya lächelte, drehte sich dann wieder zu Onyx um und lächelte ihn ebenfalls an: „Danke dir für deinen Rat.“
    Onyx brummte.

    Ryu indessen hatte ruhig neben den beiden gewartet und ihrem Gespräch mit gewohnt stoischem Blick gelauscht. Freiya fragte sich, was in ihm wohl vorging. Er hatte genervt geklungen ob Sandys hinterhältiger Attacke, was sie zwar verstehen konnte, aber dennoch irgendwie verunsicherte. Ihr Blick fiel auf das ohnmächtige Opossum auf ihrer Schulter, dem sie noch einmal ordentlich ins Gewissen reden musste.
    Es war viel geschehen in den letzten Tagen, Wochen, Monaten. Freiya spürte, dass sie Zeit allein benötigte, um sich gedanklich sortieren zu können. Doch in diesem Moment rief eine Stimme aus dem Dickicht:
    „Mani!“
    Ein erleichterter Ambrose brach aus einen Gebüsch hervor und stürzte auf seine Molerat. Mani grunzte glücklich.
    „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Mensch, Junge, was machst du nur?“, sprach er tadelnd mit dem Tier und drückte und herzte ihn gleichzeitig. Er gab dem speckigen Tier sogar einen Kuss auf das kahle, fleischige Haupt. Dann holte er etwas aus seiner Tasche hervor und gab es Mani zu fressen. Schließlich stand Ambrose auf.
    „Leute, ich bin euch so dankbar!“
    „Wie hast du uns gefunden?“, fragte Freiya etwas verdutzt.
    Ambrose legte den Kopf schief, erst rechts, dann links. „Ich habs gesehen“, antwortete er und tippte auf seine Stirn. Dann erinnerte die Rothaarige sich, dass er beim Thing zu ihr gesagt hatte, dass er Seher war.
    „Onyx hatte die Fährte der Goblins und von Mani aufgenommen und uns unterwegs sozusagen aufgesammelt“, erklärte Freiya.
    „Moral von Waldvolk hängen ab von Mani“, erklärte Onyx.
    Ambrose sah ihn einen Augenblick verdutzt an, dann grinste er: „Ja, die Weibchen vermissen ihn auch schon schrecklich. Er ist beliebt, der alte Charmeur.“
    Freiya schmunzelte.
    „Wie kann ich euch für eure Hilfe danken? Ihr habt verdammt was gut bei mir. Kann mir nicht ausmalen, was mit meinem Kumpel hier passiert wäre …“, Ambrose fuhr sich fahrig durchs Haar.
    „Onyx nix brauchen jetzt. Aber Onyx kommen zu dir, wenn Onyx brauchen Gefallen“, sprach der Torgaaner, nachdem sie alle drei zunächst überrascht auf den Seher geblickt hatten. Ambrose nickte und Onyx spuckte in die Hand, um den Handel zu beschließen. Ambrose sah fragend auf die angesabberte Hand des Dunkelhäutigen, dann zuckte er die Schultern, spuckte ebenfalls in seine Hand und schlug ein.
    Als nächstes blickte er den Hauptmann an, doch Ryu winkte ab: „Ich brauch auch erstmal nichts. Aber vielleicht fällt mir noch was ein.“ Dann kratzte er sich nachdenklich über die inzwischen beachtlichen Bartstoppeln. „Wobei so ein saftiger Schinken schon nicht zu verachten ist“, überlegte er dann laut. Ambrose zeigte ein breites Lächeln, doch Ryu sagte: „Ich komm drauf zurück.“

    Dann blickte Ambrose zu Freiya, die etwas verlegen auf ihre Finger blickte.
    „Ich bin mir nicht so sicher“, sagte sie leise.
    „Spucks aus“, forderte er sie auf, doch sie war sich immer noch unschlüssig.
    „Freiya, die beiden wollten noch nicht, also komm, lass dir was richtig Gutes einfallen“, forderte der freundliche Südländer sie auf.
    „Nagut. Du sagtest, du bist Seher. Erzähl mir etwas, was ich nicht weiß“, sprach sie. „Bitte.“
    Ambrose Blick wurde ernst und verschlossen.
    „Was hast du? War das falsch?“, fragte sie erschrocken. Doch Ambrose schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf.
    „Nein, ist nur nicht meine liebste Sache, das mit dem Sehen. Es kann … dich verändern, Dinge zu wissen.“
    „Oh“, entfuhr es ihr leise. „Dann musst du das natürlich nicht tun, verzeih.“
    Ambrose aber kam auf sie zu: „Versprochen ist versprochen!“
    Dann nahm er ihre Hand in die Linke und drückte seinen rechten Handballen an ihre Stirn. Ach ja, dachte Freiya, diese Seher und der Körperkontakt immer …
    „Ich kann nur nicht beeinflussen, was ich sehe“, sagte er, bevor er die Augen schloss.

    Freiya spürte etwas, wie ein kräftiges Ziehen hinter ihrer Stirn, als würde jemand mit Kraft etwas aus ihrem Kopf holen wollen. Da war wie eine klebrige Masse, die nicht gehen lassen wollte, was Ambrose da hervortat, doch er war der Stärkere. Er zog an ihrer Hand und drückte gleichzeitig stärker gegen ihre Stirn. Ein wilder Schmerz pochte hinter ihren Schläfen und mit einem letzten Aufbäumen von Freiyas Kopf entriss Ambrose, was dort verborgen gelegen hatte. Beide stürzten im nächsten Augenblick auseinander.
    Freiya landete im Laub und hielt sich die Hand an den pulsierenden Kopf. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen. Sandy, durch den Sturz erwacht, schnüffelte und begann sofort zu fauchen, als Ryu neben der Waldläuferin auftauchte und ihr vorsichtig aufhalf. Freiya schüttelte sich, der Schmerz war wieder vergangen, als sie stand. Ambrose hatte sich ebenso erhoben und klopfte seine Kleidung ab. Dann blickte er die Rothaarige an:
    „Ich konnte nur etwas nehmen, was relativ weit an der Oberfläche deines Geistes schwamm. Du siehst, was das alleine schon mit dir gemacht hat.“
    Freiya nickte, sie hatte ihre Hand immer noch auf Ryus Arm als moralische Stütze.
    „Was …“, sie brachte die Frage kaum über die Lippen.

    Ambrose lächelte.
    „Das Schwert da“, sagte er und deutete auf die Klinge, die Ryu Freiya aus der Höhle mitgebracht hatte, „ist dein Schwert aus deiner Zeit bei der Garde. Dein Lehrmeister hat es dir gegeben, du hast damit den Schwertkampf gelernt bei ihm, bis er dir nichts mehr beizubringen hatte. Du hast es vor vielen Jahren auf einem Bauernhof im Bluttal liegen gelassen, bevor du nach Tooshoo gekommen bist. Auf dem Bauernhof hat ein Knecht damit geübt, bis er es eines Tages nahe des Orkwaldes wegen eines Überfalls hat liegen lassen und es von den Goblins gefunden wurde.“
    Verdutzt sah Freiya Ambrose an, dann sah sie auf das Schwert an ihrem Gürtel. Deswegen also kam ihr das Schwert so bekannt vor. Sie blickte wieder auf zu dem Seher und löste ihre Hand von Ryus Arm. Sie ging einen Schritt nach vorn.
    „Ambrose“, begann sie langsam, „ist es … ist es vermessen zu fragen, ob du meinen Lehrmeister gesehen hast?“
    „Groß, dunkles Haar, intensiver Blick. Hatte das Zeichen der Innosler auf dem Waffenrock. Und er trug etwas an seinem Gürtel …“
    Freiya hatte sich abgewandt und starrte in den dunklen Wald: „Einen Rabenschnabel. Einen Streitkolben. Und … einen Hammer.“
    „Ja, genau.“
    Freiya schwieg einen Augenblick. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ja, das hatte sie sich vor vielen Jahren schon mental erarbeitet, dass der Schwarzhaarige ihr Lehrmeister im Schwertkampf gewesen war. Unter anderem offensichtlich. Sie legte ihre Hände an die Oberarme, als würde sie frösteln.
    „Du hast nicht zufällig einen Namen?“, fragte sie.
    „Nein, tut mir Leid. Dafür müsste ich viel tiefer gehen, in deinen Geist und den Fluss der Zeit. Es könnte sein, dass wir beide, du und ich, dadurch einen Schaden erleiden. Das würde kein vernünftiger Seher wagen. Das sollte keiner wagen.“
    Für einen Wimperschlag rührte sie sich nicht. Dann atmete sie aus und sammelte sich, bevor sie sich wieder umdrehte und zu Ambrose blickte. Sie lächelte, wenn auch mit einem Hauch Traurigkeit:
    „Ich danke dir, Ambrose.“

    Schließlich zog sie das Schwert, um es erneut zu betrachten. Stille herrschte, einzig unterbrochen von Manis grunzender Atmung.
    Freiya drehte die Klinge, als sie aus den Augenwinkeln einen Blick orangefarbener Saphire auf sich spürte.
    „Was denkst du?“
    „Ich denke …
    Wenn ich mich recht entsinne, dann war ich um die siebzehn oder achtzehn Jahre, als ich den Schwertkampf erlernt habe. Die Klinge ist leicht, damals genau richtig für mich“, erzählte Freiya, nicht in der Lage über etwas anderes zu sprechen, das in ihr vorging. „Eine Klinge wie gemacht, damit ich lernen konnte …“
    Sie machte einen Ausfallschritt nach vorn und ihre Hand tat ihr Übriges. Sie ließ die Klinge nach vorne schnellen und mit ein paar leichten Schlägen, die sie aus dem Handgelenk führte, lenkte sie die Waffen imaginärer Feinde weg. Keine großen Bewegungen, nichts übermäßig Kraftvolles, aber präzise in ihrer Ausführung und flink. So hatte sie es schon immer gemocht, doch zu ihrer Schande recht schleifen lassen in den letzten Jahren.
    Doch sie zog das Schwert wieder nachdenklich zu sich heran.
    „Inzwischen habe ich wohl ein bisschen an Stärke zugelegt. Die Klinge ist jetzt zu leicht und auch etwas zu kurz für meinen Geschmack.“
    Ryu war inzwischen aufgestanden und hatte sich an ihre Seite gestellt, musterte das Schwert eingehend.
    „Außerdem mag ich das Parier an meinem jetzigen Schwert mehr“, erklärte sie ihm und deutete auf ihre Waffe. „Die schmale Parierstange bei dem alten Schwert würde mich eine längere Klinge nicht gut halten lassen. Ich bevorzuge inzwischen so etwas – wie nennt man das?“
    „Parierbügel und Faustschutzbügel. Das hier“, er deutete auf das geschwungene Ende neben dem Griff, „ist ein Griffbügel.“
    Sie nickte verstehend. „Das gibt mir besseren Halt für die schnellen Bewegungen.“
    Ryu ließ seinen Blick zwischen beiden Klingen hin- und herwandern mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, den sie nicht zu deuten vermochte.
    „Naja“, sagte sie etwas gedankenlos, bevor sie das Schwert wieder umgurtete, „die perfekte Waffe gibt es wohl nicht.“
    Dann wischte sie sich müde über das Gesicht und nahm Sandy hoch.
    „Also, auf, zurück zum Baum?“

  12. Beiträge anzeigen #252
    Lehrling Avatar von Dion
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    Dion ist offline

    Am Rande des Sumpfes, auf dem Weg nach Tooshoo

    Wie gern hätte Dion auf die Frage des freundlichen Fremden, der einfach so von einem Baum gefallen war, eine ausführliche Antwort gegeben und ihm haarklein erzählt, was in den letzten paar Tagen alles vorgefallen war! Hach, das war vielleicht ein Abenteuer! Von einem Monster verfolgt, einer zänkischen Wirtin (noch ein Monster!) beinahe umgebracht, von einer Wu-Du-Hexe verflucht und sogar einen Goblinschamanen hatte er gesehen! Das waren wirklich mehr als genug Abenteuer für ein Leben!
    Das Problem war nur: Er war ja ein Zombie. Und Zombies redeten nicht. Also schluckte Dion schweren Herzens sein Mitteilungsbedürfnis herunter und gab nur ein langgezogenes, gurgelndes Stöhnen von sich, wobei er einen langen Speichelfaden über seine schlaff herabhängende Unterlippe tropfen ließ. So langsam hatte er den Dreh mit dem untot sein echt gut raus, befand er mit einem leisen Anflug von Stolz!

    Das Reden übernahm an Dions statt die Person, die mit Abstand am besten dafür geeignet war: Alois.
    „Seid gegrüßt, Herren der Wälder!“, stieß er theatralisch aus und verneigte sich vor ihrem Reiseleiter, als würde er König Rhobar höchstpersönlich gegenüberstehen. Als ihm dabei sein schützender Folienhut beinahe vom Kopf rutschte, hielt er ihn panisch fest und warf einen gehetzten Blick über die Schulter, als fürchte er, dass ein Echsenmenschenmagier hinter dem nächsten Baum saß und nur darauf lauerte, ihn mit Gedankenkontrollstrahlen zu beschießen.
    „Ich … äh … bin Opfer der üblen Machenschaften jener geworden – ihr wisst schon, wen ich meine!“, raunte er und zwinkerte Griffin verschwörerisch zu, „Oder besser, mein armer Sohn, Alfons! So ist er inzwischen seit fast zwei Tagen! Das ist doch nicht normal, oder? Ich meine, selbst für einen verhätschelten Nichtsnutz wie ihn ist das einfach zu viel der Faulheit!“
    Um zu demonstrieren, was er meinte, hob er einen von Alfons‘ Armen an und ließ ihn los. Der Arm fiel kraftlos wieder herunter, nicht ein bisschen Muskelspannung war in dem Körper des Jungen. Dafür um so mehr Muskelkater in Dions Körper, der Alfons die gesamte Strecke allein hatte schleppen müssen. Alois hatte keinen Finger krumm gemacht, ihm zu helfen. Nun, das war wohl das Los eines Zombies …
    „Und außerdem haben sie ein scheiß Monster auf meinen Hof losgelassen, diese Arschlöcher! Hat die Hälfte von meinem Vieh gefressen, das verfluchte Drecksteil! Wenn ich das erwische … äh … dann werde ich Hilfe brauchen, von erfahrenen, unabhängigen, selbst denkenden Freigeistern! Naja, und mein Sohn braucht auch Hilfe. Also, richtige Hilfe, was natürliches, nicht irgend so‘ne Alchemie-Scheiße, wie sie die Magier in Stewark einem in den Rachen kippen wollen, weißte? Da ist Flor drin, hab ich gehört, das macht dich nicht nur in der Birne weich, wenn‘de weißt, was ich meine, eh? Nee du, der Scheiß kommt nich‘ in meinen Alfons, sag ich dir! Hast du eigentlich auch nur die geringste Ahnung, wie weitreichend das ist? Die planen sogar schon, das Zeug mit Hilfe von Vögeln zu versprühen! Alchemtrails nennen die das Programm! Musste mal drauf achten! Also das funktioniert so …“
    Griffin hatte nach Geschichten gefragt. Alois war nur allzu gewillt, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.

  13. Beiträge anzeigen #253
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline

    Felsplateau im Osten. Irgend ein Waldstück vor der Gobbo-Höhle - Onyx, Ryu, Freiya, Mani + Ambrose

    Diese Freiya. Sie hatte natürlich gut geschauspielert, um vor Boss Ryu ihre letzte Chance zu wahren, nicht als alte Jungfer zu enden. Anhand ihrer Atemfrequenz, geweiteten Pupillen und der Tonlage, war eindeutig der tief sitzende verborgene Schmerz in einer Nuance ihrer geglückten schauspielerischen Leistung zu vernehmen. Onyx als guter Zuhörer konnte das zwischen den Zeilen, die zwischen den Zeilen lagen, ganz gut deuten.
    So machte er mit und mimte den debilen Onyx, der ihre Kritik abprallen ließ, wie Wasser an Lotusblüten.
    Vielleicht würde sie den Schmerz vergessen, wie Adler ihre Beleidigung damals.

    Boss Ryu indes blieb gelassen und ruhig und schien auch nicht die geringste Ahnung von Adlern und Uhus zu haben. So blieb Onyx Rat den Falkner von damals aufzusuchen und den Vogel abzurichten.
    Er hatte noch einen Rat parat, doch konnte er nicht einschätzen, ob sie soweit war oder es hatte.
    Onyx wusste nicht, wie er es ansprechen könnte. Er hatte ja auch keinen Rat, wie man daran gezielt kommt.

    So blieb er erst einmal passiv, als Ambrose erschien und an Freiya herum doktorte und seherte. Zeit genug sein Plündergut oder besser Beute zu prüfen.
    Von drinnen hatte er eine leicht rostige Eisenpfanne, eine Kette aus Snapperzähnen, ein paar Silberringe und einen Sack mit etwas lumpiger Kleidung gesichert. Manches war zu klein und anderes wohl nicht mehr so gut in Schuss oder verdreckt. Aber das alles konnte man waschen und etwas angemessenes aus den ganzen Teilen zusammen nähen oder erweitern. So seine Denke. Man konnte nicht wählerisch sein in dieser Welt.
    Der Rest sollte der Gemeinschaft zu Gute kommen. So war es angemessen.
    Von draußen hatte sich Onyx die Gobbokeule und ein paar Gürtel noch von den toten Gobbos gesichert. Die Gobbokeule hatte er sich erkämpft und würde dafür sicher einen Interessenten finden.

    Knorriges Eichenholz mit einem eingearbeiteten Stein am Kopfende, der durch Lederriemen und eine mühsam geschlagene Form fast perfekt da rein passte.
    Er hätte die Gobbokeule selbst genutzt. Sie gefiel dem Waldläufer auf eine gewisse Weise. Nur war sie zu leicht und zu kurz für seine Verhältnisse.
    Danach sammelte er seinen Bogen wieder auf und sammelte seine verschossenen Pfeile ein. Hatte Freiya Onyx einen Pfeil stibitzt?

    Zum Schluss überlegte er jedem Gobbo den Kopf abzuschlagen und in irgend einer Stadt irgendeiner offiziellen Stelle zu liefern. Damals bekamen sie in Burg Silbersee pro Kopf immerhin fünf setarrifer Goldstücke. Doch war fraglich, ob dies noch immer galt und die Preise stabil geblieben waren.

    Als Onyx auftrat zwickte es im unteren Rücken und am rechten Knie. Letztlich hatte er ja auch einstecken müssen. So hatte er doch einen Gedanken dafür, wie sich Ambrose revanchieren konnte.
    “Onyx bitten Ambrose zu schauen sich in Tooshoo Onyx an. Gobbo getroffen hier und hier. Helfen gut und Gefallen fast erledigt.”, sagte der Hüne der Ambrose später noch um eine grobe Einführung zu myrtanischen Pflanzen mit im besten Fall Zeichnungen bitten würde und um ein paar kleine Behältnisse, in denen man Flüssigkeiten sicher transportieren konnte.
    Ambrose meinte, dass dies gar kein Problem wäre und hätte Onyx wohl direkt vor Ort schon untersucht, hätte Onyx nicht darauf hingewiesen, dass sie zum großen Baum wollten.

    “Hallo, Freunde!”, grüßte es aus einem Gebüsch und jeder erkannte Lester mit seinem kahlen Schädel und Streitkolben.
    “Komme ich zu spät? Ich habe Verstärkung gesucht und dann habe ich mich in der Dunkelheit verlaufen. Ein Glück seid ihr hier. Mani geht es gut?”, fragte Lester.
    “Mani gut. Lester auch? Du besser besorgen Fackel, heh?”, meinte Onyx und war froh Lester zu sehen. Immerhin kannten sie sich schon vom Sehen her aus der Barriere.

    “Fackel? Wie gesagt ich habe keine. Ambrose kann ja ein Licht erschaffen.”, antwortete der einstige Sumpflageranhänger und blickte zu Ambrose. Der erschuf kurzerhand ein warmes Licht aus Magie über ihren Köpfen.
    “Lester sicher finden Fackel in Gobboversteck.”, kommentierte Onyx noch und trat dann zum Hayabusa.
    “Onyx bald brechen auf mit Turya und Kiyan zu Festland. Boss Ryu kann machen oder haben gute Waffe für Onyx? Starke Holz wie von Übungskeule. Nur mit Kopf von Eisen mit Dornen. Machen Bäääm und ohne Geschichte von Holz von Ende der Welt und Eisen aus Ringe von Macht was dienen einen Ring. Einfach einfach. Das reichen für Onyx. Onyx holen vor Reise ab und bezahlen dir. Deal?”, fragte der Hüne und spuckte abermals in die Hand. So war es Sitte für einen Torgaaner.
    Ryu erwiderte, kannte er doch Onyx Eigenart. Dann grinste der Waldläufer leicht auf, offenbarte seine perlweißen Zähne und verängstigte Mani und Ambrose, die diesen Gesichtsausdruck noch nicht so kannten. Selbst Beliar zuckte zusammen und fürchtete, dass Onyx gleich laut lachen würde.
    Doch dem war nicht so.
    Stattdessen holte er das Buddlerfleisch hervor und flüsterte sehr leise die Worte der Olvara.
    Dann schnitt er die zwei großen Pilze in sechs Stücke zurecht und reichte sie jedem Anwesenden. Er wusste wie es bei ihm selbst wirkte und wollte nun wissen, wie es bei anderen wirken würde. Immerhin hatten sie zur Not einen Heiler dabei.

    “Probieren. So Buddlerfleisch noch nie gegessen. Danach nicht brauchen Frühstück und Mittag. Onyx hoffen. - Gehen zusammen zu Baum. Onyx und Adler führen.”
    Geändert von Onyx (14.10.2024 um 01:17 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #254
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Wasserfall der Geister

    “Und trotzdem hat er seine Magie, seine Verbindung, seinen Klang. Du wirst nur intensiver hören müssen, weil es sehr langsam wohl ist. Die magische Verbindung zu allem jedenfalls ist da, jedoch braucht man viel Erfahrung und das Feingefühl für sowas. Das wäre nicht so einfach für dich, aber machbar. Das könnte dein Ansatz sein. Jedoch gäbe es auch noch einen anderen, den du versuchen kannst. Das Licht hast du ja auch soweit geschafft. Vom Licht erschaffen hin zu einer Kraft erschaffen - ich finde, das ist weniger kompliziert wie es klingen mag - zumindest in Sachen Magie.”, erklärte der Druide und hob seine Hand, um dann seine Magie erwachen zu lassen. Für ein paar Atemzüge schwebte er dann über dem Boden und gleitete sehr langsam über das Wasser am Ufer. Dann landete er wieder.

    “Man ist an seine eigene Kraft limitiert. Je weiter ein Objekt, umso schwieriger wird es. Stell dir diese Telekinese wie eine unsichtbare große Hand vor oder deine Arme und Hände - nur magisch verlängert. Versuch es einfach mal. Wir haben noch gut eine Stunde Zeit. Danach wäre es besser, zum Baum zurückzukehren und den Wesen der Nacht diese Wasserstelle zu überlassen.”, meinte Ornlu und wirkte selbst Telekinese. Er jonglierte mit mehreren kinderfaustgroßen Steinen in einem um sich selbst rotierenden Kreis. Zur Übung für sich selbst, aber auch zur Veranschaulichung für Ylva.

  15. Beiträge anzeigen #255
    Waldläufer Avatar von Corsika
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline

    im Sumpf, auf dem Weg nach Tooshoo

    „Ich bin Corsika und dieser wandelnde Tropf hier neben mir ist Dion. Ich glaube er hält sich für einen Untoten oder so, aber wenn man ihm in die Seite zwickt, merkt man, dass er nur einen Schuss weghat.“ Sie demonstrierte ihre These mit einer schnellen Handbewegung, auf welche hin Dion kurz quiekte und sie kurz darauf vorwurfsvoll anschaute.
    Sie alle brauchten medizinische Hilfe. Dion und Alois für ihren Verstand, Alois für seinen Kopf und Corsika für ihre Hand. Die selbstverschuldete Schnittverletzung auf ihrem Handteller war noch immer nicht verheilt. Es wäre gut, wenn sie jemand nähen konnte, ehe sie sich wirklich eine Vergiftung zuzog.
    „Mir persönlich ist eigentlich jede Medizin recht, Hauptsache hier kehrt mal wieder etwas Normalität ein.“
    Bei dieser Aussage musste sie selbst stocken. Normalität, was war das schon? Sie war immerhin die Fremde auf dieser Insel. War es nicht sehr vermessen, sich zu wünschen, dass andere sich änderten, damit sie sich selbst wohler fühlte? Vielleicht war sie ja diejenige, die sich absonderlich verhielt.

    Andererseits … dieser Griffin schien von allen Gestalten, denen sie bislang begegnet ist, die normalste zu sein. Sie würde ihn fast schon als nett und zuvorkommend bezeichnen, auch wenn sie derartige Komplimente zunächst für sich behalten würde. Unter dieser Zirkustruppe konnte selbst ein Stein nett und zuvorkommend sein, wenn er zufällig bei einer der Tiraden auf Alois‘ Kopf landete.
    Und ihre Träume? Corsika konnte sich nie so recht an ihre Träume erinnern und wenn er damit meinte, wohin es sie zog, dann war es wohl die Ferne. Jetzt, wo sie das Schicksal weg von ihrer Heimatinsel geführt hatte, hatte sie Blut geleckt. Diese Insel war sicher nur ein Zwischenstopp auf ihrer Reise.
    „Meine Heimat ist der Horizont“, sagte sie und verschränkte dabei die Hände hinter ihrem Kopf. „Aber sag mal, Griffin, von was für einem Schläfer hast du gerade gesprochen. Ist das eine eurer Gottheiten? Oder gehört er zu den Echsenmenschen, über die Alois nicht genug schimpfen kann?“

  16. Beiträge anzeigen #256
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Echsenmenschen.«, wiederholte der ehemalige Hüter nachdenklich. »Ich mochte dieses Wort noch nie.« Seine Stimme war ruhig, während er diese Worte sprach. Er blieb unvermittelt stehen und drehte sich zu den merkwürdigen Gestalten herum, die er abwesend je für einige Sekunden taxierte. Sein Blick verharrte zuletzt auf Corsika. »Wir selbst nennen uns Reptiloide.«, antwortete er ihr langsam.

    Mit wachsender Freude beobachtete er, wie Alois' nicht unweit von Corsika schockiert in seiner Bewegung verharrte und auch die junge Frau ein wenig überrascht dreinblickte. Verzweifelt versuche er gegen die aufkeimende Freude anzukämpfen, das wortlose Gestikulieren des älteren Herren und das panische Sich-Umsehen zu seinen Gefährten aber brachen schließlich die letzten Widerstände.
    Lautes, herzliches Lachen schallte durch den Wald und der dicke Waldläufer hielt sich amüsiert die wackelnde Plauze.

    Mit einem kleinen Tränchen im Augenwinkel hob er beschwichtigend die Arme.
    »Verzeiht, verzeiht. Ich bin ein Mensch, durch und durch.« Wie zum Beweis kniff er sich in die eigene Wange.

    Etwas ernster wandte er sich Corsika zu, die sich aufrichtig und mit einer gesunden Portion Neugierde nach etwas erkundet hatte, über das Griffin vermutlich Jahrzehnte nicht gesprochen hatte. »Der Schläfer ist-« Er pausierte. »Etwas, über das man im Wald vermutlich nicht gern spricht.«, endete er knapp und wenig befriedigend für die Fragestellerin, die ihn erwartungsfroh anblickte. »Wie viel davon tatsächlich passiert ist, wie viel sich irgendjemand ausgedacht hat und ob überhaupt ein Fünkchen Wahrheit in all dem steckt, das weiß heute längst niemand mehr. Es ist eine alte Geschichte von alten Leuten, aus meiner zweiten Heimat Khorinis.«, berichtete er und wechselte dann in Ermangelung wirklicher Antworten das Thema.»Ich war auch mal Reisender und habe hier auf Argaan zum dirtten oder vierten Mal eine Heimat gefunden.« Ein wenig Wehmut schwang hörbar in seiner Stimme mit, ehe er sie weglächelte. Nicht unaufrichtig, nicht aufgesetzt und nicht, weil er etwas zu verbergen hatte. Aber heute war ein guter Tag, er hatte gut geträumt und deswegen wollte er sich selbst nicht mit Gedanken an das War-Einmal belasten. »Die Reise zum Horizont kann aufregend sein, ist aber wenn du mich fragst selten das wirkliche Ziel.«, sprach er und kam sich unfassbar weise - und unglaublich alt - vor. »Die Frage ist nur, ob du zum Horizont hin oder von dem, was nicht am Horizont ist, weg willst.«, endete er mit etwas, das vermutlich Ryu so sagen konnte. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Hatte er schon zu viel Zeit mit diesem Mann verbracht?

    Eilig und um auf andere Gedanken zu kommen wandte er sich Dion zu.
    »Und du - untot, hm?« Er musterte den Mann, der ihm an Körperfülle in nichts nach stand. Auch wenn er dann doch ein gutes Stück kleiner war - vielleicht sogar bei demselben Gewicht. Jedenfalls sah er ungeachtet seiner Statur nicht sonderlich untot aus. Ein bisschen dümmlich, wie ihm da der Sabberfaden vom Kinn runter hing, ja. Aber untot? Nach Griffins jüngster Erfahrung mit Untoten konnte er das fast ausschließen. »Ich weiß nicht, ob wir dagegen irgendwas haben. Also «, breit grinsend hielt er inne. »die meisten werden schon was gegen das Untot-Sein haben, wenn du verstehst. Aber kein Heilmittel Lachend klopfte er dem dicklichen Mann auf den Rücken und setzte sich erneut in Bewegung, noch unsicher, wohin er diese Bande bringen sollte.

    Wenn er die Truppe zu den Druiden brachte, lief er Gefahr, dass restlos alle von ihnen rekrutiert wurden. Mit dem aufkeimenden - oder längst erblühten - Wahnsinn passten sie alle ganz hervorragend in Ornlus, und neuerdings zu seinem Leidwesen auch Zarras, Dunstkreis.
    Vermutlich musste also die alte Rimbe mal wieder herhalten. Er war sich sicher, dass sie auf die eine oder andere Weise als Kräuterhexe durchgehen würde. Und mit ein paar unverständlichen Worten, einem verrückten Gekicher und einem etwas trüberen Kamillentee würde Dion sicherlich von seinem Leid erlöst werden können.

  17. Beiträge anzeigen #257
    Waldläufer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    Intensiver hören. Der Kerl hatte leicht reden. Seit Tagen lauschte sie der Magie der verschiedensten Dinge. Von Fröschen über Glühwürmchen und Blutegeln. Nicht zu vergessen sie selbst, die ihre eigene Magie, wenn sie es wollte, inzwischen stets hören konnte, den dumpfen Widerhall aus längst vergangenen Zeiten, als Magie noch allgegenwärtig war und Zaubersänger als Helden durch die Weiten Nordmars wanderten.
    Doch musste sie auch zurückdenken, als sie zwischen den Steinen stand, die von Ornlu, Corax und den anderen erweckt wurden, dem magischen Steinkreis, in dem sie zur Eingeweihte wurde. Die Steine hatten geklungen, und wenn nicht die Steine selbst, so das Echo der Magie innerhalb der Steine, die zurückgeworfen wurde wie ein Laut an einer steilen Felswand, die das gesagte immer und immer wieder zu wiederholen schien.
    Sollte dieser kleine Kiesel ähnliches vollbringen können? Sie fühlte aus, lauschte angestrengt und vorsichtig, ob von dem Steinchen ein Laut ausging. Sie hörte nichts, außer dem Rascheln der Blätter und etwas, das im Unterholz umher rannte. Der Stein blieb stumm wie ein Fisch.
    Sie ließ ihre eigene Magie aufwallen, ein Trommeln über den Teich hallen, langsam und regelmäßig. Und diesmal, tatsächlich, nahm sie etwas wahr. Es war keine Magie, die der Stein selbst hervorbrachte, sondern sein Widerhall. Wie eine Fledermaus einen spitzen Schrei ausstieß um durch das Echo hören zu können, wo sich ihre Beute befindet, so wusste Ylva nun, wie sie mit ihrer Magie den Stein schweben lassen konnte.

    Das Trommeln ihrer Magie wurde stärker, und das Epizentrum der Magie war das Steinchen. Als würde sie mit starker Kraft neben den Stein auf den Boden hauen, sodass er dadurch einen Satz machte, so dröhnte sie mit magischer Kraft auf den Kiesel, dass er sich erheben würde. Tatsächlich zitterte er leicht, wackelte ein wenig, eine Kante hob sich vom Boden, doch schweben wollte er noch nicht.
    Sie schloss die Augen, konzentrierte sich weiterhin auf den Stein, wollte noch nicht aufgeben. Das Trommeln wurde treibender, wuchs zu einem Crescendo an, der Stein sollte sich schließlich erheben, zu ihr fliegen, und nicht nur ein bisschen herumzittern. Mit aller Kraft fokussierte sie ihre Magie auf den Kiesel und…

    öffnete erschrocken die Augen. Es hatte funktioniert. Der Kiesel war ihr gegen die Stirn geknallt, die pochend schmerzte. Sie hätte zufrieden sein sollen, dass es doch funktioniert hatte, doch den Umständen entsprechend murrte sie, hob den Stein auf und warf ihn mit aller Kraft zum anderen Ufer des Sees, wo er herkam. „Scheiß Stein!“ rief sie ihm hinterher und rieb sich die schmerzende Stirn.

  18. Beiträge anzeigen #258
    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Vareesa ist offline

    Felsennest Niradh

    Ein Lagerfeuer. Einmal mehr saß die Wanderin mit lieben Menschen um eines der so oft entzündeten Leuchtfeuer kleiner Träume und der Gemeinschaft. Eine dampfende Schüssel auf dem Schoß und das Knistern der Flammen in ihren Ohren. Nach dem anfänglichen, kleinen Dialog waren die Worte schnell dem üblichen Hörspiel aus Schüsseln, Löffeln und Essgeräuschen geworden. Hier und da von einem zufriedenen „Hmmm!“ und einem „Aaah, guuut!“ unterbrochen, wie es üblich war, wenn man nach einem langen Marsch etwas zur Stärkung in den Magen bekam. Und das, nebenbei bemerkt, tatsächlich auch noch nach mehr schmeckte als ungleichmäßig verbrannten Fleisches und verkohlten Wurzelgemüses. Vareesa war keine gute Köchin. Nein, das war nicht richtig. Vareesa verstand nichts von Lebensqualität auf Reisen. Oder wollte sie sich nichts gönnen, dass über das Überleben hinausging? Sie atmete kaum hörbar durch und stellte die Holzschale auf ihren Beinen ab. Der Löffel verweilte ruhig darin und wurde lediglich zwischen Daumen und Zeigefinger fixiert, während ihre meerblauen Augen sich zu dem kleinen Feuer unter dem Dreibein hoben.

    Das war so ein Ding, mit der Gemeinschaft. Das Waldvolk war eine und innerhalb dieser Gemeinschaft gab es noch ganz viele kleine Gemeinschaften. Aber in welche dieser kleinen Gruppen gehörte sie? Zu den Druiden? Was sprach dafür, außer die Magie, die durch ihre Adern floss? Die Waldläufer? Wie Freiya, Onyx, Ricklen und Jilvie? Nein, da sah sie sich auch nicht. Und Maris? Er und Runa waren eine Familie. Und da waren offensichtlich noch mehr Marislinge … Marissprossen … Maradieschen! Ja, ab heute würden es die Maradieschen sein. Das war ein guter Begriff. Ein ehrlicher Begriff! Leicht in sich hineinschmunzelnd legte Vareesa den Kopf etwas schief und betrachtete sich Vater und Tochter eingängig. Wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, hätte sie so einen Vater gehabt? Runa war zu beneiden gewesen. So ein Familienleben … Das war am Ende auch wieder eine eigene Gemeinschaft. So viele Gemeinschaften in sich vereint und verzahnt! Und irgendwo dazwischen bewegte sich sicher auch die Bognerin. Immerhin war sie ja DIE Bognerin. Und zusammen mit Ronja waren sie DIE Bognerinninnen! Aber ob das alles war? Wie mit der Magie und den Druiden? Wie wohl ein Ryu seinen Platz sah? Bestimmt einfach! Er war der Hauptmann der Wächter. Punkt. Und dann war da noch diese Hüter-Sache. Aber … sie hatte nie einen anderen Hüter kennengelernt. Musste also auch irgendwie einsam sein, es von dieser Warte aus zu betrachten. Und Zarra? Sie war Trägerin des Rimbe-Namens. Aber, machte sie das irgendwie zu so einer Art Wald-Adligen von Geburtsrecht? Ihren Erzählungen nach schien sie ein einsames Kind gewesen zu sein.

    Die Bognerin dachte daran, wie ihre Schwester zuvor noch mit ihr oben saß und sich über ihr Geplapper schieflachte. Dabei war es doch die Wahrheit! Niemand wollte beim Kacken gestört werden! Schon gar nicht, wenn jemand stolz darüber sprach, wie sie Dinge in einen Ort gepackt hatte, der direkt neben einem anderen Ort lag, aus dem man gerade erfolglos versuchte, etwas herauszupressen! Aber ganz davon ab: Zarras Lachen war so liebenswert und ansteckend. Eine Schande, dass sie es bis dahin so rar gemacht hatte. Ob sie wohl kitzlig war? Vareesa blinzelte langsam und spürte, dass sie langsam wieder Druck bekam. Nicht den Donnerbalken-Druck, der bis dato Thema war, sondern jener unangenehme Druck, der sich in ihren Adern aufzubauen drohte, wenn die Magie einmal mehr drohte, sie an ‚ihren Platz‘ zu erinnern. Der einzige Platz über den sie sich bewusst war. Und den sie über alles auf der Welt ablehnte.

    Fast schon intuitiv begann sie damit, die Magie in sich tröpfeln zu lassen. Es war mittlerweile eine so nebensächliche Angelegenheit im Alltag geworden, die sie derart abgerichtet hatte zu handeln, dass es sich irgendwie ‚natürlich‘ anfühlte, wenn sie nicht aktiv darüber nachdachte. Und das tat sie nicht. Nicht in diesem Moment der voller Fragen und gedanklicher Abschweifungen steckte. Zwei Mal tippte die Wanderin mit dem Zeigefingernagel gegen das Holz ihres Löffels. Ihr Gedanke war dabei bei Zarra, ihrer Magie und dem seltsam kribbelnden Gefühl, welches Vareesa verspürte, als die beiden zusammen geübt hatten. Und dann war da dieses Lachen. Dieses Offenlegen und Zeigen, dass hinter der schüchternen und, zumindest auf die Frau mit den grünen Strähnen, oft traurig wirkenden Fassade auch Lebensmut und eine Frohnatur steckten. Es fühlte sich wirklich an, als beobachtete man ein Familienmitglied, eine Schwester, die aus sich herauskam. Auch nun, wo sie zufrieden wie ein Kater dasaß, ‚Papa‘ Maris leckeres Essen löffelte und eben diese familiäre Atmosphäre zu genießen schien. Auf eine seltsame Weise fühlte sich die Bognerin ihr gerade verbundener denn je. Man saß hier mit einer Familie. Zwar als Schüler, aber die Art wie Maris sich ihnen gegenüber verhalten hatte. Es war anders, als mit Ricklen und seinen beinharten, tapferen Männern in Strumpfhosen ein übles Monster zu jagen und beobachten zu müssen, wie ‚männlich‘ sie doch alle waren. Natürlich waren sie wertgeschätzte Veteranen im Waldvolk, aber im Gegenzug zu gerade fehlte der Kapuzenträgerin da die ‚Weichheit‘, wie sie jetzt zu spüren war.

    Sie rührte. Dachte wieder an die Ameisen und daran, wie sie wohl auf eine fremde Ameise reagieren würden. Alles zentriert auf die wesentliche, weltbewegende Frage: war die junge Rimbe kitzlig? Es war ein komischer Gedanke, der sie so im Bann hielt. Eine stumpfe Neugier, die sie bestimmte und dominanter wurde, je länger sie damit herumspielte. Schließlich blickte sie wieder auf die matte, flüssige Oberfläche ihres Eintopfes. Und was sie sah, war … anders! War es unterbewusst geschehen? War es ein Zufall gewesen? In den Ohren der Bognerin erklang ein unterdrücktes, wie in eine Decke gepacktes Zischen und sie blinzelte langsam. Da war … Magie. IM Eintopf! Hatte der Löwe da etwa eine Art Zaubertrank gemischt? Was, wenn man in den Kessel fiel? Würde man dann nie wieder Eintopf bekommen? Nein. Das war Unsinn. Denn der Löffel war magisch! Nun, auch nicht so ganz. Der Löffel … leitete die Magie, welche Vareesa so nebenher sonst in eine Lichtkugel hatte fließen lassen, und verlieh dem Sud einen leichten, grünlichen Schimmer voll nebliger Textur. War das … der Schleier, den sie da sah? Neugierig, ganz frei von der sonstigen Angst, neigte die Bognerin den Kopf hin und her. Konnte man das noch essen? Wenn sie nun löffeln würde, würde sie ein paar Naturgeister in die Suppe bekommen? Was würden die Druiden dazu sagen? Und warum sagten die anderen nichts? Hatten sie keinen Schleiereintopf? Ach nein, das war ja ihr eigenes Werk.

    Und dann traf es Vareesa mit der Wucht eines Vorschlaghammers: das Gefühl! Oder vielmehr die Erinnerung an das Gefühl! Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde es. Der kühle Flusslauf in ihren Adern. Das ‚Loslassen‘ wie unten, am Felsen. War das etwa einer der seltenen ‚Klick‘-Momente? Sachte hoben sich ihre Mundwinkel. Nun, selbst wenn sie auf dem Holzweg war, würde sie ihn dieses Mal konsequent zu Ende gehen. Sehr sachte zog sie den Löffel bis zur Spitze aus ihrem Essen und zeichnete vorsichtig das Zeichen, welches ihr Lehrmeister ihr gezeigt hatte auf die Oberfläche und schloss dieses mit einem leise gehauchten Befehl in die Schüssel. Als würde sie noch einmal zum Abkühlen pusten.

    „Kitzle!“

    Dann, mit einer sachten Zickzack-Bewegung der Löffelspitze zog sie den Schleier wie eine Stoffbahn zur Seite. Und wartete. Es dauerte etwas, doch, noch während der Schleier sich auf der flüssigen Oberfläche wieder gerade zog, tauchte plötzlich ein kleines Köpfchen unter der Oberfläche hervor. Ein kleines Würmchen, schwächlich und mickrig von ähnlich spektraler Gestalt wie ihre sonstigen, schlangenhaften Begleiter blickte sie aus hohlen Knopfaugen an und ließ einmal die gespaltene Zunge hervorschnellen. Also doch mehr eine Schlange. Erwartungsvoll, auf den Rand der Holzschüssel geschlängelt, erwartete das Wesen wohl, an wem der Befehl ausgeführt werden sollte. Vareesa, mit einem ebenso, wenn auch wesentlich subtileren, leichten Glühen in den Augen schielte nur einmal ganz kurz grinsend in Zarras Richtung. Dann setzte sich, sie hatte spontan entschieden, dass der kleine Geist künftig, sollte man sich wieder begegnen, auf den Namen „Karrötchen“ hören würde, da er sich unter einer kleinen Scheibe eben jenes Wurzelgemüses hervorgekämpft hatte, in Bewegung. Es war so herzerwärmend zu beobachten, wie sich das kleine Wesen erst über ihren Arm, dann hinunter über das Bein der Bognerin auf den felsigen Boden kämpfte. Zielgerichtet, mutig und mit einer wichtigen Mission war das tapfere Karrötchen unaufhaltbar, bis es schließlich bei der weißhaarigen Rimbe ankam. Dort, getrieben von unerschütterlicher Entschlossenheit, ließ das mutige Würmchen ganze zwei Mal die Spitzen ihrer Zungenenden gegen das Knie Zarras schnellen. Dann … war es müde, rollte sich zusammen und suchte noch einmal den Blick seiner Beschwörerin. Diese nickte stolz wie eine Mutter und fühlte sich, als Karrötchen zu Karrötchen-Partikeln zerstob mit einem Schlag unglaublich müde und erschöpft. Erst jetzt spürte sie den Schweiß auf ihrer Stirn und, als die Magie in ihr langsam abfloss und lediglich eine durchgespülte Magiewirkerin zurückließ eine Erleichterung, wie keine Lichtkugel der Welt sie ihr hatte geben lassen. Doch nicht nur ihre magischen Flussbette waren durchgespült: auch die Augen der Bognerin trugen je eine dicke Träne in ihren Winkeln. Ob aus Müdigkeit oder Freude … wer konnte das schon wissen…

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Wasserfall der Geister

    “Das geschieht dir recht!”, sagte der Druide und grinste fies.
    “Hättest du es nicht selbst getan, hätte ich es mit ein paar Steinen mehr gemacht. Merk dir eins, als meine Schülerin: Augen auf die Beute! - Du bist Jägerin und wirst als solche auch mit der Magie in der Natur bestehen müssen. Du weißt gut genug, was mit Tieren passiert, die nicht wachsam sind. Konzentrier dich auf dein Ziel, bleib aber wachsam. Das können sich irgendwelche Feuermagier erlauben, die ihre Magie in der Theorie anwenden. Du aber wirst die lebendige Magie dann auch einsetzen müssen, wenn es auch um dein Leben geht. Immer! Die Tierzunge ist ein gutes Beispiel dafür.”, erklärte der Druide und löste von seiner ledernen Seitentasche etwas.

    “Das war schon ganz gut mit der Telekinese. Schauen wir mal, ob du auch die Feinheiten schon angehen kannst.” - Ornlu warf Ylva ein dünnes, kleiner Finger dickes Hanfseil von vielleicht sechs Schritt Länge zu. Ein Allzweckseil für die Wildnis. Nicht um einen Troll zu erwürgen, aber um genug praktische Dinge zu machen. Freches Weibsvolk fesseln und Fallen bauen.
    “Spann das Seil von den Baum da, hin zum toten Baum dort. Schön stramm. Wie eine Stolperfalle. Zwei gute Jägerknoten kriegst du bestimmt hin. Du darfst dich näher ran setzen, machst aber alles dann mit deiner Magie.”

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    unterhalb des Baumes Tooshoo

    Der Hinterkopf des Jägers ruhte an der festen, fast wie Stein gehärteten Rinde des Weltenbaumes von Tooshoo, der Heimat des argaanischen Waldvolkes. Seines Volkes, wie er immer wieder mit einer Spur Überraschung feststellen musste. Er hockte alleine auf einem der Stege an einer abgewandten Seite, fernab von Schwarzwasser, da, wo wenig Trubel herrschte. Er versuchte die Müdigkeit der letzten Tage abzuwerfen, die grauen Wolken, die sein Gemüt umwölkten. Kor'ha flog irgendwo herum, wohl auf der Suche nach Futter. Eine tote Ratte, die Reste irgendeiner halb verdauten Beute. Der Jäger war milde überrascht, als eine Stimme zu ihm sprach:
    "Kiyan", eine kurze Pause, "ist alles in Ordnung?"
    Der Mann aus Gorthar öffnete sein Auge und sah den dunkelhaarigen, bärtigen Wächter an, der da vor ihm stand, eine Hand am Holz des Speeres. Er sah ihn ... fragend an, nicht besorgt, eher ... beschämt? Abfällig schnaubte Kiyan und schloss das Auge wieder. Einige Sekunden vergingen, ehe er antwortete.
    "Kral. Was willst du?"
    Ein Krähen, irgendwo über ihnen. Kor'ha saß wohl auf einem der kleineren, jüngeren Äste Tooshoos. Der Speerkämpfer schwieg.
    "Na, hast du das Sprechen verlernt?", hakte Kiyan nach. "Bevor du mir jedoch wieder mit einer Belehrung kommen möchtest, irgendeiner Erklärung für dein Handeln ..."
    "Ich will mich entschuldigen, Kiyan."
    Das Auge des Jägers öffnete sich. "Oha", machte er nur, "Das überrascht mich dann doch. Woher kommt der Sinneswandel?"
    Ein schmales, kaltes Lächeln. "War es vielleicht meine Drohung, Kral? Nein, nein, keine Drohung: Ein Versprechen."
    Der bärtige Wächter sah unbeeindruckt auf ihn herab. "Versuch' mich zu töten, Kiyan", erklärte er ruhig, "Und ich töte dich. Ich bin der bessere Kämpfer."
    Ehe Kiyan etwas erwidern konnte, fuhr Kral fort: "Ja, du hast dich bei der Wilden Jagd gut geschlagen, keine Frage. Das wurde auch gewürdigt."
    Der Jäger sprang auf. "Ich habe dir gesagt, dass du diese Belehrungen sein lassen sollst. Entschuldige dich, in Ordnung. Aber spiel dich nicht auf, als wärst du mein Lehrmeister. Verstanden?"
    Mit diesen Worten schritt Kiyan davon. Stiefel auf Holz teilten ihm mit, dass Kral folgte.
    "Hjarti hat mir von eurer Jagd erzählt."
    "Hat er das?", der Gortharer hob die Schultern, "Schön. Und?"
    "Ein Nordlande-Ork, Kiyan! Weißt du noch, der Ork den wir in den Sümpfen trafen?"
    Kiyan schluckte. Er dachte an sie. Natürlich, wie konnte er die Umstände ihres Kennenlernens vergessen?
    "Seine Fährte führte nach Setarrif." Kral stockte. "Als ... als ich dich ..."
    "Als du mich zurückgelassen hast. Wie ein Verräter. Ja, fahr fort."
    Der Speerkämpfer blickte düster. "Jedenfalls, ich folgte ihm durchs Gebirge in Richtung der Ruinenstadt. Damals lagerten dort keine Nordlande-Orks, das weiß ich. Aber ... der Ork war von den Karreks. Es kann sein, dass die Orks aus dem Wald im Westen mit den in Verbindung stehen. Dass die Karrek-Orks sie erwartet haben. Verstehst du das?"
    Kiyan blieb stehen und wandte sich um. Ein kaltes Lächeln zierte seine vernarbten Züge.
    "Natürlich verstehe ich das, Kral. Weißt du wieso? Weil ich mich mit diesem grünfelligen Hurensohn unterhalten habe. Nun, was heißt unterhalten? Ich habe mich für das hier bedankt" - er deutete auf die Augenklappe - "denn das, Kral, habe ich einem Ork zu verdanken. Einem Schamanen. Die Dankbarkeit war zu viel für den Ork. Aber ja, er kam aus den Nordlanden, er faselte etwas von guter Zusammenarbeit mit uns morras in der Vergangenheit. Wollte mich dazu bringen, dass ich ihn nach Setarrif schaffe."
    Der Jäger spuckte aus. "Nordlande-Orks, Karrek-Orks, Knochenbrecher. Alles Kreaturen, die abgeschlachtet gehören. Diese ganze Brut gehört vernichtet. So einfach ist's."
    Krals Miene war einen Moment unleserlich, dann hellte sie sich auf. Ein grimmiges Lächeln. "So einfach ist's.", bestätigte er, "Daher habe ich auch den Dienst quittiert. Darius habe ich etwas davon erzählt, dass ich mich dem Handwerk zuwenden will. Rüstungsbau."
    Kiyan hob die Schultern. "Aha. Und?"
    "Hat mich gehen lassen."
    Der Jäger nickte. "Pass auf, Kral: Mein Versprechen gilt weiterhin. Deine Tat war ... verabscheuungswürdig. Illoyal. Heutzutage hätte ich dich dafür aufgetrieben und dich kalt gemacht. Aber die Zeiten haben sich geändert, ich habe mich geändert. Wie du weißt, werde ich mit den Waldläufern Turya und Onyx zum Festland aufbrechen."
    Er pausierte, blickte lange Zeit in die Tiefen des Sumpfes, dann zurück zum Baum, hoch zur Krone.
    "Bau dein Handwerk auf. Betreibe es meinetwegen. Gleichzeitig ... will ich, dass du Gleichgesinnte um dich sammelst. Leute, die für die Orks nichts übrig haben. Die sie tot sehen möchten. Ich weiß, dass die hohen Tiere unseres Volkes ... zögerlich sind. Im Fall der Fälle, mein Guter, müssen wir die Sache in unsere Hand nehmen."
    Das Lächeln, mit dem er dann Kral ansah, war wölfisch und so warm, wie der endlose Winter der Tundra des Nordlandes.
    "Wir werden diese Bestien töten. Alle, die sich hier auf dieser Insel befinden. Und wenn es unser ganzes Leben dauert."
    Kral sah Kiyan ins Auge. Erkannte einen Gleichgesinnten. Nickte. "Und wenn es ein ganzes Leben dauert."

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