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Baumkrone, 2. Tag des Thing
Freiya schwirrte der Kopf.
Dabei war sie etwas müde, nachdem sie letzte Nacht hatte schon über so vieles nachdenken müssen. Vor ihrer Unterkunft hatte sie gesessen, mit dem Bogen in der Hand, den Vareesa ihr überreicht hatte. Immer wieder hatte sie dieses Werkstück handwerklicher Perfektion betrachtet und befühlt. Es hatte ihre Gedanken beruhigt, wenn sie sich zu sehr in dem verlor, was sie gehört hatte.
Waldläuferin. Sie konnte es immer noch nicht glauben.
Nun hatte sie den Bogen natürlich zum Thing mitgenommen und auch Sandy war wieder an ihrer Seite. Heute schnüffelte die Beutelratte sich deutlich kontaktfreudiger durch die Reihen des versammelten Waldvolkes, ließ hier und dort ein unzufriedenes Fauchen hören und kehrte immer wieder zu Freiya zurück. Die holte hin und wieder in paar getrocknete Apfelscheiben aus ihrer Tasche und gab sie dem Opossum zum Fressen. Doch nach einer Weile legte Sandy sich wieder auf Freiyas Schoß und döste die meiste Zeit, während die Rothaarige immer wieder mit merkwürdigen Blicken von ihrem, also Ricklens, Jagdkommando bedacht wurde. Aber zu sagen traute sich keiner was. Vielleicht befürchteten sie, dass Freiya ihren neuen Bogen an ihnen ausprobieren würde, nachdem sie Wurstwilly am Vortag so überzeugend ins Gewissen geredet hatte.
Freiya indessen versuchte mit ihren Gedanken hinterherzukommen. Zunächst war da Jarvos Rücktritt, der für sie überraschend kam, denn sie hatte nichts von dem mitbekommen, was mit dem Anführer des Waldvolkes während der Wilden Jagd geschehen war. Seine ehrlichen Worte beeindruckten sie und sie war tatsächlich traurig über seinen Rückzug, wenngleich sie seine Motive, soweit sie sie verstand, nachvollziehen konnte. Als Mertens sich als Jarvos Nachfolger bewarb, war sie beruhigt, denn sie schätzte den unaufgeregten Waldläufer für seine Intelligenz, seine Diplomatie und sein strategisches Können.
Ihr klappte fast der Kiefer runter, als diese Turya – Ronja hatte Freiya den Namen dieser Kriegerin verraten – zu verstehen gab, dass sie eine Bastardtocher von diesem Ethorn war. Und sich ebenfalls als ihre Anführerin bewarb. Als dann Griffin Ryus Namen in den Ring warf, hätte sie ihre Stimme fast ohne zu zögern dem Hauptmann gegeben, doch nachdem er sich mit klugen Worten aus dem Rennen genommen hatte, hatte sie für Mertens gestimmt. Es war die richtige Wahl gewesen in ihren Augen und so gratulierte sie ihm von Herzen.
Und er zeigte sogleich, aus welchem Holz er geschnitzt war, als er Jilvie zur Meisterin der Jäger machte. Als dieser Andrahir erwähnt wurde, blickte Freiya zu Ronja, über deren Gesicht für einen Augenblick ein Hauch der Bekümmernis wanderte. Als Freiya die Bognerin kennen gelernt hatte, damals im Fort im Bluttal, hatte Ronja öfters von ihm gesprochen und das in den höchsten Tönen. Freiya hatte es so verstanden, dass der Lockenkopf den Mann, der ebenfalls bewandert schien im Fertigen von Bögen, wie einen Bruder verehrt hatte. Doch in den letzten Jahren hatte sie immer seltener von ihm gesprochen, hatte auch seltener bei den anderen Jägern und Waldläufern gefragt, ob sie etwas von ihm gehört hatten. Freiya tat das sehr leid, aber es war kein Thema, das zwischen den Freundinnen zur Sprache kam.
Sie freute sich dennoch für Ricklen und vor allem Jilvie, dass diese mit der neuen Aufgabe bedacht wurden, die Jäger anzuführen. Auch hier zeigte sich wieder, dass es nicht unbedingt die waren, die am lautesten schreien konnten, sondern die den größten Verstand mitbrachten.
Freiya mochte den Wind der Veränderung, der über den Baum wehte.
Danach hatte es eine Stärkung für sie alle gegeben und Freiya wäre wohl in ein recht heftiges Müdigkeitstief gefallen, wäre da nicht die Diskussion um Shakes gewesen, für dessen zweite Chance sie ohne zu zögern gestimmt hatte, und auch Maris‘ Anliegen, das kontrovers diskutiert wurde. Selbst Bierbauchfranzl hatte etwas dazu zu sagen gehabt und Freiya hatte kein Wort verstanden. Da hielt sie sich lieber an Griffin – sie war überrascht, dass er sprach – bei dem sie sicher sein konnte, das sie verstand, was er meinte. Während Freiya für Shakes nach der Abstimmung Erleichterung empfand, war es bei Maris‘ neuer Aufgabe vor allem Neugierde. Wie würde er wohl auf die Prinzessin zugehen? Und wie würde seine Aufgabe in Stewark am Ende aussehen?
Doch wieder hatte sie keine Zeit in Gedanken zu versinken, als Ornlu von den Hintergründen der Wilden Jagd berichtete. Dieser durchtriebene Hund! War er ihren Fragen erst noch auf so tumbe Art und Weise ausgewichen, erzählte er es ihnen nun alles. Wobei, wahrscheinlich auch nicht alles, aber zumindest so, dass jeder der Anwesenden es verstehen konnte.
Und Freiya hatte ganz genau die Ohren gespitzt und mit angehaltenen Atem dem gelauscht, was der Druidenälteste von Garagh, Cuathemog und Dzabba berichtete. Der Krötenprinz war zum Krötenkönig geworden. Na hoffentlich lernte er, seine Zunge im Zaum zu behalten!
Freiya indessen hatte durch Ornlus Erzählung Antworten erhalten, deren Fragen sie noch nichtmal formuliert hatte. Darüber würde sie wirklich in Ruhe nachdenken müssen!
Nach Jadewolfs Bericht über das Grüne Erz aber geschah etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte: Es gab ein Wiedersehen mit Odo. Ein merkwürdiges Gefühl erfasste sie sofort, als sie die tote Bestie erblickte, nachdem Griffin und Ryu das Tuch zur Seite gezogen hatten. Es fiel ihr schwer, die Aufmerksamkeit bei Ryu zu halten und seinen Worten zu folgen, als das tote und entstellte Antlitz des Monsters sie fast augenblicklich wieder zurück ins Gebirge katapultierte.
„Whoa, das Vieh habt ihr da oben erledigt?“, entfuhr es Ronja, bevor sie sich bei Vareesa über den Gestank beschwerte. Sandy war indessen aufgewacht, ging zu Odos Kadaver und schnupperte, dann fauchte sie und kam wieder zur Freiya gerannt, die Ronjas Frage nur mit einem stummen Nicken erwiderte.
Odo war der Anfang gewesen. Auch wegen ihm saß sie hier als Waldläuferin. Weil sie im Kampf gegen ihn zeigen konnte, was in ihr schlummerte.
Doch bevor sie in müßiges Wenn-Hätte verfallen können, war es Vareesas Bitte, die Felsnattern wieder aufzunehmen, die sie genau von solchen Gedankengängen abhielt.
Jedoch, nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte Freiya sich, ob man die Dinge denn wirklich so kontrovers und detailliert ausdiskutieren musste, oder ob es keine kürzeren Weg gab. Aber so war nun mal das Thing. Hier hatte jeder das Recht, sprechen zu dürfen. Und am Ende schätzte sie das auch wieder.
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Baumkrone - 2. Tag des Thing
Es war schwer, passende Worte zu finden. Musste sie das überhaupt? Immerhin taten nun alle ihre Meinungen kund und Vareesa selbst war schlicht nicht betroffen von dem, was gesagt wurde. Sie war in erster Linie nur die Fürsprecherin, da Sechet und Djeser ihr mit diesem unterwürfigen Gehabe ein schlechtes Gewissen bereiteten. Und darüber hinaus konnte man sich einfach nicht davon geschmeichelt fühlen für etwas, das im Begriff war einen umzubringen. Und auch jetzt spürte die Bognerin bereits, wie ihre Kehle trocken und die Gelenke steifer wurden. Sie hatte den ganzen Tag über nicht die kleinste Lichtkugel gewirkt und der Pegel magischen Giftes in ihren Adern befand sich nun schon eine Weile an einer unangenehmen Grenze. Sie spürte es deutlich. Aber dann war da wieder die andere Seite. Die Erfahrungen, die sie selbst gemacht hatte, nachdem die selbstgerechten Erwählten Innos‘ sie aus ihrer ‚Heimat‘ vertrieben hatten. Das Gefühl von Einsamkeit und Bedürftigkeit. Der Wunsch nach einem Zuhause. Und, so unscheinbar sie bisher beim Waldvolk gelebt hatte, so war es über die Jahre zu eben jenem Zuhause geworden. Mit dem Unterschied, dass es keine Sippe, keine Familie gab, die sie zurücklassen musste oder gar wollte. Es warn lediglich verzerrte Schatten eines Lebens um das sie nie gebeten hatte. Aber wie war das mit den beiden Felsnattern?
Sie waren in Tradition und unter ihresgleichen aufgewachsen. Hatten die volle Härte und Umstände ihrer Lebensphilosophie verinnerlichen gelernt. Aber dieser Kreislauf des „Stärksten“ konnte auf Dauer nicht gut gehen. Wenn alle Schwächeren am Ende nicht mehr waren, blieb der Stärkste alleine. Und wurde damit auch zum Schwächsten. Oder? Die Bognerin presste die Augen zusammen. Solche Gedanken halfen nicht beim Unterdrücken ihres Zustandes. Stattdessen atmete sie tief die mittlerweile doch recht abgekühlte Abendluft ein, die ein Gewitter von Meeresseite her ankündigte. Kalt. Warm. Kalt. Warm.
Derweilen ergriff Sechet wieder das Wort. „Ich danke für euer aller Ehrlichkeit.“, begann sie und blickte dann kurz mit einem frohen Lächeln gen Nerea. Trotz aller Umstände war es die erste Geburt, die die Frau, bedeckt mit all den Tätowierungen vor sich hatte. Und eine Person, die ihr mit dem Rat und der Erfahrung einer alten Weisen zur Seite stand, schien ihr ein Gefühl der Erleichterung zu geben. „Schlangen wechseln ihre Haut. Wieder und wieder. Aber sie vergessen nicht das Nest, aus dem sie kamen. Ich möchte nicht vergessen, welcher Weg mich zu euch führte. Aber ich möchte auch nicht zurück auf diesen Weg gehen. Vom heutigen Tage an, wenn euer, ihr nennt ihn… Waldläufermeister?“, doch Ryu korrigierte sie kurz, woraufhin er ein verlegenes Lächeln und Kopfnicken erntete. „Verzeihung. Vieles hier ist noch so ungewohnt. Wir möchten die Haut, die uns unsere Vorfahren gaben, abstreifen und fortan als die Sumpfnattern unter euch leben. Wenn es euer weiser Anführer gestattet.“
Nun wanderten aller Augen zu Mertens hin, dem bis dahin seine Frau noch einige Dinge zugeflüstert hatte. Kurz hielt er ihre Hand und die beiden tauschten einen liebevollen, stillen Blick. Dann begann sein Urteil.
„Wir können Kinder nicht für die Sünden der Eltern verantwortlich machen. Aber auch wir müssen unsere Sippen, Brüder und Schwestern achten, Sechet von den Sumpfnattern. Wie ihr euren Namen wählt, liegt bei euch. Aber ich befürworte, dass ihr den niederträchtigen Pfad eurer Ahnen als Mahnmal anerkennen wollte. Ihr sollt eure Chance bekommen, euch als Teil unserer Leute zu beweisen und uns zu überzeugen, dass euer Weg ein besserer ist. Ich unterstelle euch der Aufsicht von Vareesa. Vom heutigen Tage an sollt ihr ein Jahr und einen Tag in unserer Gemeinschaft leben.“
Vareesa riss die Augen auf und funkelte Mertens, begleitet von einem ungläubigen „Was!?“, an. Dann ging der Blick zu Ryu der selbst etwas überrascht drein blickte, jedoch wie immer stoisch der Situation ins Gesicht blickte. Hatte er am Ende doch damit gerechnet und sie ins offene Messer laufen lassen? Das letzte auf dieser Welt, dass sie wollte, war für zwei und einen halben Kultisten zuständig zu sein, die verehrten, was sie in Ketten legte. Alles, was sie wollte, war ihrem Handwerk nachzugehen. War das so viel verlangt? „Du hast richtig gehört. Da du die beiden aufgenommen hast, wirst du dafür sorgen, dass sie sinnvoll in unsere Gemeinschaft integriert werden. Und wenn die Frist abgelaufen ist, werden wir erneut urteilen, ob sie bleiben oder nicht.“. Dann schaute er wieder zu Sechet und Djeser die sich beide tief vor dem Anführer der Waldläufer verbeugten. "Möget ihr euch unseres Vertrauen als würdig erweisen und das Waldvolk stärken. Zeigt uns, dass ihr es besser könnt als die, die vor euch kamen.", schloss dieser, worauf die beiden zurück auf ihre Plätze gingen. Ryu und Vareesa blieben nach wie vor stehen. Der eine schweigend, die andere sprachlos. „Wir reden nachher in Ruhe darüber.“, äußerte der Hayabusa schließlich und holte die Bognerin aus ihrer Starre, die ihn daraufhin wütend anstierte. „Ohja. Das WERDEN wir, Freundchen!“.
Die Reaktionen der Anwesenden war durchaus gemischt: Teilweise wurde Mertens Urteil mit dem üblichen Geklopfe, Geklatsche und Geklappere von Waffen und anderen, verfügbaren Krachmachern untermalt, doch entstand ebenso wirres Gemurmel und Geflüster. Abschließend hob Mertens noch einmal die Hand und bat um Ruhe. „Ich denke, damit ist es genug der Gesuche für den heutigen Abend. Wir werden uns morgen wieder versammeln, um weitere Dinge zu besprechen. Esst und trinkt. Und überlegt euch bis dahin, wer morgen noch sprechen möge und worüber. Und denkt daran, eure Wäsche von den Leinen zu holen! Der Donner aus Meeresrichtung bewegt sich zügig in unsere Richtung. Ich erkläre das Thing für heute für beendet. Bewahret!“
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Baumkrone Tag 3
Ein neuer Tag war herangebrochen und wieder hatte man sich versammelt. Nun, zum großteil zumindest, dann wie das immer so war, kamen manche deutlich zu spät. Die Gründe waren so vielfältig wie die Ausreden. Wobei Melford den improvisierten Geschichten tatsächlich gern Gehör schenkte. Der Gerechtigkeit halber musste man aber auch erwähnen, dass es auch gute Gründe für mancher zu-spät-kommen gab und nicht alle sich lediglich mit dem Nachbar sich verquatscht hatte, oder einfach nicht aus dem Bett gekommen war. Das Vieh musste schließlich auch versorgt werden.
Der Myrtaner hatte das Glück, dass er in seinem Handwerk nicht an Tiere gebunden war und die Arbeit recht Problemlos für die Dauer des Thing ruhen lassen konnte. So war es nicht verwunderlich, dass er oft einer der ersten war, der sich für die Versammlung einfand und die Zeit gern nutzte um sich mit dem ein oder anderen zu unterhalten. Man unterhielt sich über alles mögliche, doch aufgrund seiner Profession blieben Gespräche über etwaige Aufträge für Reparaturen oder gar Neubauten natürlich nicht aus.
Wie wichtig manchen diese Themen waren, wurde Melford erst so richtig bewusst, als nach der öffentlichen Begrüßung und Ansprache für den heutigen Ablauf sich der Erste zu Wort meldete:
“Morgen ihr Lieben!”, begrüßte eine freudestrahlende Frau mit kastanienbraunen schulterlangem Haar die Gemeinschaft. “Ich bin die Norina und ich stehe heute vor euch, weil ich um die Vergrößerung meines Beerengartens bitten möchte. Also…zum einen braucht es sowieso einen neuen Zaun, weil der Alte die garstigen Sumpfwildschweine und Scavenger nicht mehr abhält und die ständig da durchbrechen. Und zum anderen habe ich mich so gut eingearbeitet, dass ich ohne Probleme mehr Land bewirtschaften kann. Und umso mehr Sträucher ich habe, umso mehr Beeren, Marmeladen und Früchtepasteten kann ich für euch machen!”, erklärte sie und wusste ganz genau mit was sie die Leute locken konnte. Denn kaum hatte sie den letzten Satz ausgesprochen, konnte man von überall her zustimendes Gemurmel vernehmen.
“Sag mal…”, erhob Waldemar, Melfords Zimmermannskollege, das Wort. “Steht dein Sträuchergarten nicht drüben an der alten Blutbuche? Da waren doch auch einige Felsen in der Nähe, oder? In welche Richtung wolltest du den Garten denn erweitern?”
“Ähm…naja, ich dachte…die Buche sieht auch nicht mehr so gut aus und vielleicht kann man die…”
“Die Buche bleibt stehen! Die hat mein Vater zu seiner Vermählung damals gepflanzt!”, rief eine ältere Frau berechtigterweise ein und machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
“Warum nehmen wir nicht den Beerengarten…und schieben ihn woanders hin?”
“Horst! Das ist die…beste Idee, die ich je von dir gehört habe!” ermutigte die Alte ihren Enkel und fügte an: “Der Garten berschandelt eh den schönen Blick auf die Buche!”
“Ja also wenn dann dort irgendwo Platz wird, dann hätte ich auch gern wieder meine eigene Hütte! Ich bin es leid am großen Baum zu wohnen. Da ständige Hoch und Runter…das ist mir einfach nichts!”, warf ein weiterer ein und Melford erkannte, dass das ein größeres Thema werden könnte.
“Wartet mal einen Moment! Bevor jetzt alle wild durcheinander reden, würde ich gern das Zepter in die Hand nehmen und mir ein paar Notizen dazu machen!” Mit diesen Worten schaute der Baumeister zu Ornlu und Mertens hinüber, um sich das Einverständnis abzuholen, diese Angelegenheit leiten zu dürfen. Das zustimmende Nicken war sehr eindeutig und so stand Melford auf, kramte Zettel und Stift aus der Tasche und begann das ganze etwas koordinierter anzugehen:
“Also…die ersten Anliegen habe ich mir schonmal notiert!” meinte er, schaute dann zu Norina und …Jürgen? Ja, das müsste Jürgen gewesenen sein, glaubte sich der Handwerker zu erinnern während er seine Notizen erweiterte.
“Ich werde jetzt einen nach dem anderen aufrufen und ihr könnt dann eure Anliegen vorbringen. Also alles was bauliche Maßnahmen betrifft. Sei es eine eigene Hütte, oder Tiergehege, oder was auch immer! Projekte, die der Gemeinschaft zugute kommen, werden natürlich Vorrang haben, also scheut euch auch nicht den Nutzen für alle zu erklären…wenn es denn einen gibt!” erklärte Melford und hatte dabei auch schon Yareds Anliegen im Hinterkopf, der ihn bereits vor dem Thing um ein ansehnliches Kontor und die Wiedererschließung des Wasserlaufs gebeten hatte.
“So…der Nächste bitte!”, rief Melford, schaute kurz über die Versammelten und zeigte dann mit der Hand auf die nächste Person.
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Baumkrone - 3. Tag des Things
Tag 3 und damit der letzte Tag stand an und der würde es noch einmal in sich haben. Ornlu wusste nicht was noch an großen Fällen zum Urteilen anstehen würde, jedoch hatten schon beim Mittagessen genug davon gesprochen wie man was wie aufbauen könnte. Die Leute hatten alle Gedanken und waren wohl heiß drauf, die Dinge ins Rollen zu bringen. Gut so! Noch ein paar Jahre mehr und Tooshoo wäre einfach durch unzählige Hütten mehr an sich nicht mehr das sein, was es immer war. Gleichzeitig würden viele wachsenden Probleme auf dem Baum sich so entspannen. Der Druide mochte gar nicht aufzählen, wie viele banale Streitthemen es gab, weil einer in der Baumhütte nebenan den anderen mit lauten Hämmern in der Nacht um den Schlaf brachte oder sich ein paar nach Auffassung der Nachbarn viel zu laut lieb hatte und die Kinder irritiert wären. Zwar lebten bei den Nachbarn keine Kinder, aber wenn er sich die Kerle so ansah, waren sie entweder neidisch oder fühlten sich ein wenig minderwertig, weil deren Partnerin nicht die Geräusche einer sehr aufgeregten Affendame machte. Wobei zu hinterfragen war, ob der waldvölkische Standard für sinnliche Stunden das Nachahmen von Affenlauten war. Wo war eigentlich wieder Griffin?
Stattdessen trat Mertens vor.
“Bewahret! Heute soll über viele Bauvorhaben entschieden werden und natürlich habe ich auch einiges im Sinn. Zuvor will ich aber noch darauf hinweisen, dass es heute Abend natürlich entgegen aller Unkenrufe doch ein schönes, bescheidenes Festessen geben wird. Ein großes Fass Apfelwein aus Stewark hat sich sogar hierher verirrt. Man munkelt, es fiel vom Wagen und rollte dann dank unseres gestern Abend angekommenen Rückkehrers Zoyt bis hierher. Ich hoffe du alter Gauner hast darauf schon ein Lied auf deiner Laute gestimmt!?”, fragte der Waldläuferführer und der Waldläufer der seit Ewigkeiten in Ausbildung, gut vierzig Winter alt war und das Aussehen eines Schorsch Kluunej besaß - hob demonstrativ die Laute und verneigte sich vor allen, die ihn wieder erkannten.
Es gab Applaus - am meisten wohl wegen dem Fass.
Der Bart von Zoyt war länger und ergraut, aber sonst war er immer noch der alte Gauner, Barde, Schütze, Saufkumpane und Liebling der Frauen in ganz Morgrad. Ein Mann niedersten Adels ohne Land, der irgendwann mal zum Waldvolk in Myrtana fand. Das wusste Ornlu noch gut.
Zoyt war einer der Ersten, die Tooshoo wieder besiedelten. Eigentlich sogar der Erste, wenn man Ornlu als Hüter des Baumes damals nicht dazu zählte. Seine Lieder waren Abends ein Trost, wenn nur ein gutes Dutzend in der Baumkrone am Abend zusammenkam. Kein Vergleich zu jetzt.
“Nun. Mein Anliegen und das soll gerne Priorität haben. Ich muss hier niemanden sagen, dass wir alle anpacken müssen und ich erwarte, dass ihr Melford bei euren Vorhaben auch unterstützt. Zuerst gehören alle Stege um den Baum, in Richtung Sumpfkrautplantage und zum Schrein der Mutter repariert und erneuert. Ich möchte dafür die Wächter in die Pflicht nehmen.”
“Dann müssten wir schnell an Holz kommen. Ich weiß auch woher.”, sagte Ordal der beim Thing schon mal sich geäußert hatte.
“In Richtung Moleratgehege ist der gesamte Hain kaputt oder in so einen miesen Zustand, dass wir dort unser Holz holen sollten, bevor es durch Feuchtigkeit unbrauchbar wird. Dann Meister Mertens kann das was werden.”
“Dann soll das so sein. Zweitens brauchen wir Unterkünfte außerhalb vom Baum. Baracken für die Wächter.”
“Wir könnten dann die frei werdenden Hütten am Baum abbauen und die Bretter verwenden. Die Hütten sind sowieso teils renovierbedürftig. Aber viele haben vor ein paar Wochen neue Bretter bekommen. Das würde schneller gehen wie gedacht.”, sagte Melford nachdem er sich mit Waldemar darauf verständigt hatte.
“Das wäre wunderbar, solange niemand ohne Heim da steht. Ich verspreche jedem Wächter, dass er ein eigenes Bett und eine Truhe für sich bekommt. So wie früher. - Und drittens, sowie viertens der Jägerturm soll wieder stehen und die Jäger ihre Baracken bekommen. Das habe ich Jilvie versprochen. Aber zuerst soll alles um den Baum Priorität bekommen. Das sind meine Wünsche. Wir sprechen über Details und Mittel nach dem Thing.”, sprach Mertens und Melford notierte alles.
Dann trat Ornlu vor.
“Die Sumpfkrautplantage ist wichtig für uns alle. Shakes hat mit Yarik einen kleinen Schuppen errichtet, aber das reicht nicht für die nächste Ernte. Eine große Hütte für die ganze Verarbeitung des Sumpfkrauts und eine angemessene Unterkunft für die Helfer wären nicht schlecht.”, warf der Druide ein. Shakes erhob sich.
“Und ein Krähennest für zwei Jäger, die sich um Blutfliegen kümmern sollen. Das war früher ein großes Problem.”, sagte er. Melford notierte und die Handwerker berieten sich wie man ein Krähennest auf eine der Hütten platzieren könnte.
Der Nächste kam vor.
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Baumkrone - 3 Tag des Things
Nun da man beschloss Schwarzwasser wieder aufzubauen, kamen viele Ideen zustande, die mal absurd und mal sehr klug klangen. In einem Schnellverfahren wurden sie abgehandelt und amüsierten teils oder aber sorgten für rege Diskussionen und abwägen mancher Ideen. Onyx beobachtete genau und empfand diesen Part sogar als amüsant, wenn sich jemand ein wenig lächerlich machte. Manchmal war es nur eine Frage an die Handwerker über die Machbarkeit. Manchmal erforderte es eine Abstimmung weil es entweder sehr gewagt war oder etwas was man bisher nicht brauchte und die Gemeinschaft tragen musste. Da sollte auch jeder mitentscheiden wo die Gelder und Güter der Gemeinschaft hin gingen. Sie waren ja nicht irgend ein Bundestag in einer anderen Welt.
“Ich möchte Hütten bauen. Aber so hoch wie der Baum selbst. Wieso sollen manche da oben wohnen und wir anderen da unten? Wir sind doch alle gleich oder sind andere gleicher, heh? Ist das möglich!?”, fragte Rolfian der Gerechte.
“Schwierig! Die Hütten müssen mindestens so groß und breit wie der Baum sein. Der Wind weißt du. Das kippt sonst alles um.”, sagte Waldemar mit Bestätigung anderer Handwerker.
“Dann stellt den Wind ab. Können wir eine Mauer drumrum bauen? Dann sind wir auch geschützt. Mir missfällt es, dass irgendwann jemand auf mich von da oben pinkeln könnte.”
“Stimmt ab!”, warf Mertens doch genervt in die Diskussion. Die Menge teilte Mertens Gemüt diesbezüglich und Rolfian empörte sich und sprach von Nasuiten, als er nur sehr wenige Stimmen dafür bekam.
“Ich habe etwas konstruiert, das sich ohne Muskelkraft bewegt. Ich brauche aber Kobolde aus der Erde dafür. Wenn wir alle nur für eine Woche Kobolde sammeln, dann fange ich Blitze ein und hölzerne Arbeiter und Fuhrwagen machen die Arbeit für uns. Was sagt ihr!?”, fragte Donatella die Spinnerin. Die Leute schüttelten den Kopf und winkten ab. Sowas war nicht möglich.
“Ihr kennt mich noch nicht lange. Ich bin Leona aus Stewark! Baderin war ich dort und habe dort noch drei weitere Schwestern. Hört zu! Ich finde ihr seid ganz wunderbare Leute, aber ein Bad würde so manchem von euch nicht schaden. Seid ehrlich!”, sagte die dunkelblonde Frau die bestimmt noch nicht die vierzig Sommer erreicht hatte.
Die Menge johlte, man zeigte auf manch wirklich dreckigen Kerl und mauschelte über den Geruch so mancher Waldläufer, die behaupteten, dass Snapperscheiße einen vor Wildtieren schützte.
“Ich schlage euch vor, dass ihr mir helft eine Hütte, ein paar Zuber unterschiedlicher Größe und viele Decken und Schutzwände zu besorgen. Ich hole meine Schwestern hierher! Alles fleißige Frauen und noch unverheiratet! Und wir sorgen dazu, dass ihr sauber werdet und nicht riecht wie ein Troll der in Brackwasser gebadet hat.”, schlug Leona vor und ballte die Faust.
“Ist das sowas mit einem glücklichen Ende? Hehe…”, fragte Hjarti spitzbübisch grinsend und verschränkte die Arme.
“Aus diesem Grund bin ich da weg. Die Söldner waren übergriffig, sahen uns als ihre Belohnung und ausstehenden Sold. Pfui! Meine Schwestern verdingen sich in anderen Berufen.Wenn das passiert, sind wir sofort weg. Kannst du mir glauben! Wir bieten anständiges, ehrliches Baderhandwerk an und wenn es meinen Schwestern hier auch gefallen sollte, bleiben sie und ihr habt Hygiene und anständig gewaschene Kleidung! Also?”, fragte Leona in die breite Hörerschaft. Budicca erhob sich.
“Ich bin mir sicher, dass der Waldläuferführer seine schützende Hand über euch haben wird und ihr anständig behandelt werdet. Ich bin dafür! Ein paar Zuber und Decken bekommen wir schon und den Rest sowieso! Stimmen wir ab!”, rief die Waldläuferin und Leona bekam eine ordentliche Mehrheit, bei der selbst Onyx zustimmte. Die Kleidung waschen lassen war schon mal gut und ein Bad nehmen…so einmal im Jahr…ja, das war vielleicht auch nicht verkehrt. Hjarti schien es letztlich auch nicht verkehrt zu finden.
Turya trat nun vor und schien auch was zu erzählen zu haben.
“Bewahret! Hört genau zu! Ihr habt ziemlich viel vor, aber seid wenige! Wirklich wenige! Ich will zwei Mann mit mir nehmen. Wir reisen aufs Festland, suchen die Lager des Waldvolkes auf und bieten den Leuten an hierher zu kommen. Ihr wisst es nicht, aber ihr lebt hier im Paradies. Ihr könnt euch freier bewegen, wie jene auf dem Festland. Verstecken muss man sich, weil man als vogelfrei gilt. Weil man dem bescheuerten König keine Steuern, Zehnt oder den Sohn als Rekrut geben will. Zurecht! Was hat er für uns getan? Nichts, das es wert ist zu knien! Auf dem Festland versorgt man sich gut selbst und diese Städter haben Angst vor unseren Wäldern. Ich bin mir sicher, dass wir ein paar Familien und vielleicht sogar eine Sippe überzeugen können, hierher zu kommen und neu zu beginnen. Ich will nur die Unterstützung für die Überfahrt und zwei Mann für ein Jagdkommando. Alles weitere bekommen wir schon hin.”, sprach die EInäugige und die Leute redeten sehr angeregt darüber. Mertens musste um Ruhe bitten.
“Bedenkt, dass diese Leute - wie viele es auch sein werden - nicht viel mitbringen werden und sich erst einmal einleben müssen. Es werden aber unsere Brüder und Schwestern sein und Turya spricht wahr. Es ist sehr ambitioniert, was wir hier alles wieder aufbauen möchten.”, sprach Jilvie nachdem sie sich erhoben hatte und schien trotzdem dafür zu sein.
“Wenn der Waldläuferführer auch so denkt und bestimmt noch einen Liebesbrief an Arakos den Bären senden möchte, dann wird das eine runde Sache. Ich sage dir Mertens. Arakos wird etwas traurig sein, dass du Leute mitnimmst, die er auch braucht. Aber der Brummbär ist schlau genug, um zu sehen, dass er in den Wäldern auch nicht jedes Maul füttern kann. Also! Was sagst du, Mertens?”, fragte Turya.
“Es ist ein vernünftiger Vorschlag. Wenn dafür gestimmt wird, werden wir dies auch vorbereiten. Mit Unterkunft, Nahrung und viel Arbeit. Du darfst dir bis zum ersten Treffen der Waldläuferschaft meinetwegen auch drei Leute aussuchen, die dich begleiten sollen Dann planen wir die Abreise mit euch. Wer ist dafür?”, fragte der Waldläuferführer und hatte keine Mühen, die Leute anzuspornen diese Mission zu unterstützen. Solange es nicht hunderte werden würden, wäre das gut für den Ort hier. So dachte es sich Onyx. Er ging aber auch davon aus, dass sie nicht nerven würden. Das war wichtig.
Turya war sehr zufrieden und zeigte dann kurzerhand auf Onyx.
“Ich muss dich unbedingt den Leuten auf dem Festland zeigen. Du bist Oberon der Anführer der Snappersippe, auch wenn du dich Onyx nennst! Haha! Kommst du mit!?”, fragte sie den Hüter der Olvara. Onyx war völlig überrumpelt damit, hatte er sich doch darauf eingestellt, einfach nur in Ruhe zuzuhören und abzustimmen. Hjarti grinste über beide Ohren Onyx an und zeigte beide Daumen hoch. Ricklen zwinkerte verneinend (wie auch immer sowas aussah) und Kjal zuckte mit den Schultern. Wieso musste er das jetzt entscheiden?
”Pasheera! - Wann wir reisen ab!?”, knurrte der Waldläufer.
“Nach dem ersten Treffen der Waldläuferschaft. Also?”, fragte Turya und machte ein paar Schritte vor.
“Onyx sich bis da entscheiden. Onyx aber sagt ja bis dahin.”, entgegnete er. Es war ein Bauchgefühl oder die Situation aus der er schnellstmöglich raus wollte. Diskussionen über ein Nein wären nur lästig vor der Menge geworden.
“Ha! Ich wusste es! Du wirst es nicht bereuen, du Baum von Mann! - Du da! Wir sind anderthalb Augenpaare! Mit dir sind wir Zwei! Bei den Titten der Mutter, wir sind das bestaussehendste Jagdkommando, das Argaan und das Festland je gesehen hat! Bist du dabei Kiyan von Gorthar!?”
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Nach seiner Ernennung zum Jäger und der feierlichen Aufnahme in Ricklens Jagdkommando, hatte Kiyan die meisten Geschehnisse des Things wie die restlichen Leute vom Waldvolk aufgenommen. Bis auf Griffins Wiederaufnahme, aber beizeiten würde der Jäger die Möglichkeit haben, seinen Unmut hierzu zum Ausdruck zu bringen. Oder genug Erfahrung gesammelt haben, um Verständnis für die Positionen der Roten Snapperin und des Hauptmanns aufzubringen.
Die Wahl zum Waldläuferführer, die zur Jagdmeisterin, die Reden vom Hauptmann und die Worte eines Baumeisters vom Waldvolk – Melford genannt -, der ein besonnener, ehrlicher Mann zu sein schien. All das hatte Kiyan beobachtet, immer mal wieder Kor’ha gefüttert und mal lauter, mal leiser seine Zustimmung oder Ablehnung bekundet.
Als dann Turya vortrat, die einäugige Veteranin, die ihn zum Beltanefest … eindeutige Avancen gemacht hatte, stieg ihm kurz Röte ins Gesicht, ehe er ihren Worten lauschte. Sie erzählte vom Festland, von dem Dasein des Waldvolkes dort. Kiyan kannte das Festland, hatte es mehrere Monde als Kurier bereist. Spuren des Waldvolkes – so rückblickend betrachtet – hatte er wenige bis gar keine gesehen. Einzig die Leute von Silden hatten eine Art an sich gehabt, die nun gut vergleichbar mit der des hiesigen Waldvolkes war.
Die Veterarin wählte zwei Männer für ihr Jagdkommando und die Reise aufs Festland, um Sippen und Gruppen zu überzeugen, aus der unklaren Sicherheit der Wälder in die garantierte Sicherheit Tooshoos zu wechseln. Sie wählte Onyx, Kiyans Beltane-Kumpel und Gefährten aus dem Jagdkommando Ricklens, was der hochgewachsene Torgaaner auf die ihm bekannte Art annahm. Wer würde wohl der zweite Begleiter werden?
»Du da! Wir sind anderthalb Augenpaare! Mit dir sind wir zwei! Bei den Titten der Mutter, wir sind das bestaussehendste Jagdkommando, das Argaan und das Festland je gesehen hat! Bist du dabei Kiyan von Gorthar!?«
Der Blick der einäugigen Waldläuferin lag auf ihm, herausfordernd, auffordernd, amüsiert. Andere Blicke – viele! – lasteten auch auf ihm. Onyx, der nicht weit von ihm stand, musterte ihn kurz, nickte dann, scheinbar zufrieden.
»Äh …«, selbst vor einem solchen Publikum war Kiyan ein Meister der freien Rede.
Ricklens Lachen half dem Jäger aus der Patsche. »Ha, der Bursche hat natürlich Respekt! Mit der einäugigen Turya und dem verdammten Onyx auf Mission zu gehen, das ist gleichermaßen eine Ehre wie auch eine Prüfung.« Der Waldläufer sah sich um, zog die Blicke auf sich, »Eigentlich hätte ich ihn gerne in die Grundlagen des Jagdkommandos eingewiesen, aber … wenn er mit euch zweien geht, dann ist das Grundausbildung genug. Ich kenn eure Wälder auf dem Festland nicht, die Gepflogenheiten … aber ich weiß, dass wir unseren Brüdern und Schwestern dort einen sicheren Hafen bieten müssen. Und wenn sie erst in einem Jahr kommen, zwei, fünf oder in zehn Jahren; wir sind für sie da.«
Er nickte Kiyan zu. »Entweder überlebt er den Ausflug und kommt mit der Erfahrung eines echten Jägers und Waldläufers wieder oder … eben nicht. Dann wissen wir, dass es nicht sein sollte.« Der Waldläufer nickte Turya zu, die ernst geschaut hatte, als Ricklen gesprochen hatte.
»Also, Mann aus dem Herzogtum?«, fragte sie abermals herausfordernd.
Der Gortharer seufzte, warf einen Blick zu Kor’ha. Die Rabin hatte die Wortwechsel ebenso aufmerksam verfolgt, wie sie alles andere verfolgte. Der Vogel blickte ihn mit einem schwarzen Auge an. Dann sah Kor’ha zu Turya und krähte laut, klapperte mit dem Schnabel.
Kiyan seufzte erneut, erhob sich. »Dann, Turya, werde ich dich und Onyx begleiten. Der Vogel hat ja für mich entschieden.« Gelächter in der Menge. »Ich wusste, sie wird irgendwann mein Untergang sein …«
Sein Blick ging zu Ricklen. »Falls du damit einverstanden bist.«
»Natürlich! Ich kann mir für deine Ausbildung im Jagdkommando keine besseren Lehrmeister vorstellen. Na, vielleicht mich selbst noch – Au!« Jilvie hatte ihren Gefährten kräftig gegen das Bein getreten. »Jilvie sicherlich noch. Nein, ich denke, dass dich das weiterbringen wird, Kiyan. Oder, Jilvie?«
Die Jagdmeisterin lächelte Kiyan aufmunternd an. »Das denke ich auch! Du kannst mit Turya gehen, Jäger!«
Getrommel und zustimmende Rufe wurden laut. Kiyan bewegte sich zu der Waldläuferin und dem Torgaaner hin. Es gab sicher einiges zu besprechen …
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Baumkrone - 3 Tag des Things
„Meinst du, das ist eine gute Idee?“, fragte Zarra leise ihre Großmutter, die aufmunternd nickte.
„Ja, sprich es an!“, motivierte Nerea ihre Enkelin, die sich langsam erhob und darauf wartete, dass Melford ihr das Wort gab.
Gerade endete die letzte Diskussion über die Sinnhaftigkeit eines abgegrenzten Bereiches, in dem sich zwei Jagdkommandos gegenüberstanden und versuchten ein Schwein durch das Tor des Gegners zu treiben und wo der beste Platz dafür wäre – der Vorschlag wurde von Mertens grundsätzlich abgelehnt. Danach deutete der Finger des Baumeisters auf das weißhaarige Mädchen, welche sich erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit wiederfand. Wurde sie wirklich so viel mutiger? Vielleicht, doch es war noch immer großer Stress für sie, als sie sich der Blicke bewusst wurde.
„Ehm…also, ich weiß selber zwar nichts mehr davon, da ich noch zu jung war, aber Oma hat erzählt, dass es damals in Silden einen Ort mit allerlei Pflanzen gab. Dort wurden die Verwundeten hingebracht und die Wirkungen der Kräuter hat ihnen geholfen. Es hießt glaube ich Vivarium. Und da es bei der Wilden Jagd so viele Verwundete gab, dass die Heiler völlig ausgelastet sind, dachte ich, dass…“, sie verlor sich im letzten Satz, als sie bemerkte, dass sie anfing zu brabbeln.
Erste Stimmen wurden laut.
„Ja, ich erinnere mich daran!“, rief jemand.
„Ich auch! Da habe ich mal eine ganze Woche verbracht. Es roch so frisch dort!“
„Mädchen, gute Idee!“
Weitere positive Meldungen folgten und Melford notierte es sich auf seiner Liste.
„Wir müssten einen passenden Ort dafür finden“, übernahm Mertens das Wort, „Derzeit wüsste ich nicht, wo wir ein Vivarium aufbauen können. Aber es wird sich sicher etwas finden. Gute Idee, Zarra!“, lobte er sie, was ihr die Röte ins Gesicht trieb.
Langsam ging das Thema zum nächsten Bauprojekt über, weshalb sich die Weißhaarige wieder sinken ließ.
„Gut gemacht“, lobte Nerea sie und lächelte.
„Danke“, gab sie zurück und versuchte ihr vor Aufregung stark pochendes Herz zu beruhigen.
Es tat gut den Zuspruch ihrer Großmutter zu hören, doch sie hatte noch nicht vergessen, dass sie vor allen Leuten einen kleinen Teil ihrer Familiengeschichte offenbart hatte. Mehr, als sie jemals selbst von ihr gehört hatte. Es vermieste ihr deutlich die Stimmung und wenn sie ehrlich war, hatte sie langsam genug von den Geheimnissen. Wie oft wollte sie ihr jetzt schon etwas über die Vergangenheit erzählen und wie oft waren diese Versprechungen bloß hohle Phrasen gewesen?
Leider war Zarra bisher nicht dazu gekommen mit Enya zu sprechen. Immerhin hatte sie ihr versprochen über ihre Mutter zu sprechen.
Wenn das Thing vorbei ist, ganz sicher…, sprach sie sich innerlich Zuversicht zu.
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Baumkrone - Thing - Schon viel zu lange, ich muss das Fleisch klopfen gehen!
Hooqas Augen waren schmal und ihr Kiefer mahlte, während sie mit den Händen ihr Nudelholz entlangfuhr, um etwas gegen ihre Anspannung zu tun. Doch so sehr das glatte Holz sie sonst auch immer beruhigte, diesmal schien es seine Wirkung zu verfehlen. Sie hatte sich diese Ideen alle angehört, von diesem Beerengarten und diesem Vividingens, vom Erneuern der Stege und der Baracken für die Wächter und Jäger und des Jägerturms und einer ordentlichen Überholung der Sumpfkrautplantage. Dann kam da sogar eine daher, die das Waldvolk waschen wollte. Als wären sie hier feine Pinkel aus der Stadt. Na, ob das überhaupt was werden würde, dachte die Hooqua skeptisch, kannte sie doch ihre Pappenheimer und Schmutzfinken hier allesamt! Die bekamen doch allergische Reaktionen bei frischem Wasser!
Der Knaller war aber diese Turya, die sich aufführte wie die Königin vom ganzen Sumpf und überhaupt der ganzen Insel. Da sagte sie, es sollen noch mehr Leute hierher kommen und bestimmte, dass Onyx und dieser einäugige Kiyan mit ihr gehen sollten, als bestimmte sie über ihren Hofstaat. Na, bloß gut, dass die bald wieder gehen würde. Solche Personen wie dieses Weib hielt die Hooqua immer besonders genau im Auge. Frauen, die genau die gleiche Durchsetzungskraft hatten wie sie selbst, waren ihr höchst suspekt.
Auf jeden Fall aber vergaßen sie alle wie immer etwas ganz Essentielles und natürlich war es die Hooqua, die sie daran erinnern würde. Denn die Hooqua war weise und auch gütig, ihr Wissen zu teilen. Naja, eigentlich war sie vor allem bestimmerisch. Nachdem das Rimbe-Mädchen sich wieder gesetzt hatte, erhob sie sich also. Natürlich grazil wie eine Sumpfdrohne.
"Was seid ihr närrisch zu denken, dass ihr alles einfach wieder aufbauen könnt!", sprach sie laut und nahm unbewusst ihr Nudelholz zur Hand.
"Aber gut, versuchen wir es. Eins habt ihr trotzdem dabei komplett vergessen und es bleibt wie immer an mir hängen, euch an die einfachsten Grundlagen zu erinnern! Ihr wollt mehr Leute? Ihr wollt hier ein Badehaus und dort neue Baracken und was ihr nicht alles wollt?! Aber wir werden vor allem auch eine bessere Versorgung brauchen! Wir brauchen Materialien, die hier nich gesät sind wie das Brackwasser und die Fliegen an euren Ärschen. Wir brauchen auch Geld und damit brauchen wir wieder Händler. Und dafür brauchen wir auch wieder einen Markt! Oder sollen die Händler ihre Buden in den Schlamm stellen?"
Zustimmendes Gemurmel erfolgte.
"Also, Baumeister Melford, schreib mal schön mit: Ihr baut ne große Plattform auf, damit wir dort den Markt wieder errichten können! Ich wüsste auch schon, welchen Schweinehund das besonders interessieren wird!", sprach die Wirtin, während ihre Gedanken zu Borran wanderten. Der frühere Leiter des Schwarzmarktes hatte wohl zurzeit im Stewark sein Domizil. Wobei nie geklärt wurde, ob der Schwarzmarkt wegen Schwarzwasser so hieß oder wegen der heißen Ware, die nur unter den Ladentheken verkauft wurde.
"Und eins sag ich euch, wenn Schwarzwasser wieder aufgebaut wird, dann die Sumpflilie erst Recht!", polterte sie und erhielt ein Klappern und Klopfen mit den Waffen dazu. "Und das nicht irgendwo am Rand in einer Barracke! Ihr wollt alle anständig essen und saufen, dann baut mir auch eine anständige Taverne, verstanden?"
Mertens grinste und blickte zu Melford: "Nun, du hast es gehört, werter Baumeister! Die Sumpflilie hat hohe Priorität, ebenso der Markt! Hab Dank, Mama Hooqua, dass du das Wichtigste, nämlich unsere Versorgung, im Blick behälst."
"Ja, naja, ach ...", grummelte sie, winkte ab und ließ sich wieder nieder. Jetzt war sie zufrieden.
Mertens indessen blickte in die Menge: "Möchte noch jemand sprechen?"
Freiya
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Baumkrone Thing - Tag 3
Das Thing war ein recht interessantes Treffen von allen Mitgliedern aus der Gemeinschaft. Dort wurden allerlei wichtige Dinge besprochen, sowie neue Mitglieder aufgenommen oder wurden wegen, guten Diensten, befördert. Valerion und Selana hatten sich zu vielen bekannten Gesichtern gesetzt, Selana hatte ihm vorgewarnt, das er wahrscheinlich aufgerufen werden würde und eine lange Rede halten müsse, warum er sich den Wald angeschlossen hatte und was seine Ziele waren. Der Bärtige war nicht gerade darüber erfreut und als sie anfing zu lachen, wusste er, dass sie ihn wohl reingelegt hatte. Valerion schaute sich um, wen er so erkannte und einige Gesichter hatte er schon bei der Wilden Jagd gesehen, Abends im Lager. Jedoch gab es viele Personen, die er bisher nicht gesehen hatte, sie wirkten auch anders als die Leute, die er kannte. Ob dies solche Druiden waren wie Ornlu oder Yarik? Von dem hatte er schon ewig nichts mehr gehört, der Bärtige hatte gehofft, das sein Gefährte irgendwann wieder zum Baum finden würde, aber bisher war er nicht mehr erschienen, war er wirklich Tod? Er wollte das nicht glauben, der Kerl war immerhin sehr taff und konnte sich verteidigen. Sicherlich würde er eines Tages wieder herkommen und ihm erstmal eine Standpauke halten, warum er ihn zurückgelassen hatte.
Schließlich ging das Thing los, viele Worte, dinge und Namen waren dem Bärtigen fremd und er versuchte, sich zu merken, was dort erzählt und berichtet wurde. Schließlich wurden die Neuen vorgestellt, so wie Valerion es verstanden hatte wurden zuerst die neuen Druiden Lehrlinge vorgestellt, bei Magie allgemein schwirrte ihm sowieso immer der Kopf und er hatte keinerlei Ahnung was da eigentlich vor sich ging. Schließlich wurden neue Jäger ernannt und der Bärtige grinste zufrieden, als sein Weggefährte Kiyan auch zu den beförderten gehörte. Schließlich wurden die neuen Wächter vorgestellt und als Valerion´s Name drankam, erhob er sich kurz, ging etwas nach vorne und winkte etwas unsicher in die Runde. Ein Gemurmel ging durch die Runde, Valerion konnte so einiges verstehen.
„Schaut da ist der Salzkönig“, meinte einer und fing an zu lachen.
„Der Fatzkenkerl? Der lebt noch?“,
„Ha das ist doch der, wo einen Totenschädel geknutscht hat“, sprach ein anderer, doch dann war das Gemurmel wieder ruhiger geworden.
Selana grinste heimlich und stoß ihm in die Seite, er wirkte zwar erleichtert, aber merkte, das er noch einiges hier tun musste, um wirklich aufgenommen zu werden. Die anderen Beförderungen beobachtete er ebenfalls interessiert und versuchte die vielen neuen Gesichter, sich einzuprägen. Bei seinem Glück hatte er die meisten sicher beim nächsten Treffen vergessen, aber wer wusste das schon. Als alle Am Abend gegessen und getrunken hatte, ging er früh ins Bett, und so verbrachte er auch den zweiten Tag des Thing´s ruhig und beobachtend. Viele Dinge wurden beschlossen. Abgestimmt, viele Leute bekamen neue Posten und sogar die Wilde Jagd wurde angesprochen, wo Valerion sich wieder in Gedanken verlief, wie es wohl gewesen wäre, wenn er etwas Stärker gewesen wäre. Doch ändern konnte man dies nun nicht, er hatte sein Ziel vor Augen und wollte dies der Gemeinschaft beweisen.
Sein wohl großer moment, kam am dritten Tag des Thing´s, als es darum ging Schwarzwasser wieder aufzubauen. Da wurde er doch etwas hellhörig. Er hatte damals im neuen Lager viele handwerkliche Dinge lernen können, so wurde ihm gelernt, wie man Holz hackte und zu Bretter verarbeitete und wie er Nägel, Scharniere oder andere wichtige Dinge für eine stabile Hütte schmieden konnte. Vielleicht war das sein Thema, um sich noch mehr in die Gemeinschaft einzugliedern. Also meldete er sich und erhob sich, um zu sprechen.
„Bewahret“, murmelte er und merkte, dass er dieses Wort bisher noch nie benutzt hatte.
„Wenn es darum geht, Schwarzwasser wieder aufzubauen, könnte ich sicherlich von nutzen sein. In meiner Jugend habe ich zweierlei Handwerkliche Dinge lernen dürfen, durch die Zeit habe ich leider vieles vergessen aber ich bin gewillt wieder zu Lernen, um der Gemeinschaft beim Wiederaufbau zu Helfen. Falls Holz benötigt wird, kann ich Holzhacken und dies auch zu nützlichen Brettern verarbeiten, oder falls es gewünscht wird, kann ich mich wieder mit dem Schmieden versuchen, um Nägel oder andere nützliche Dinge zu Schmieden! Für eine Berufsgruppe kann ich sicherlich mein verlorenes Wissen wiederfinden und so einen Teil für die Gemeinschaft wiedergeben“, sprach er, während die anderen sich wieder murmelnd unterhielten.
Er setzte sich wieder neben Selana und überlegte einen moment, welcher Beruf doch besser für ihn war. Er strich sich kurz durch den Bart, Holzfäller und dessen Bearbeitung hatte ihm meistens immer Spaß gemacht, seine geschmiedeten Sachen sahen zwar nicht perfekt aus, aber hatten ihren Zweck erfüllt. Der Kerl hatte sicherlich noch etwas Zeit, sich zu entscheiden, aber wenigstens wussten die anderen nun, dass er ihnen hilfreich sein konnte.
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Baumkrone Thing - Tag 3
Es waren zahlreiche Ideen angesprochen worden. Manche wichtiger als andere. Manche größer als andere. Manche profitabler als andere. Mama Hooqua hatte verdammt Recht damit, als sie einwarf, dass es eine gute Versorgung brauchte, wenn all die Ideen auch wirklich umgesetzt werden sollten. Es würde einiges an Rohstoffen und Arbeitskraft brauchen, so wie eine gut durchdachte Organisation der einzelnen Projekte. Und auch wenn sein Vorredner keinen besonders guten Ruf inne hatte, so schätzte Melford sehr, dass er sich für die anfallende und mit Sicherheit harte Arbeit anbot, anstelle noch ein weiteres Traumschloss vorzustellen und für dessen Umsetzung zu werben.
„Wo Bereitschaft ist zu helfen, wird es immer einen Weg geben sich nützlich zu machen. Und tatsächlich werden wir jeden Handwerker gut gebrauchen können...“, meinte der Myrtaner mit einem anerkennenden Nicken zu Valerion gerichtet und schaute dann in die Runde:
„...so wie all die Unterstützung, die wir von unseren Frauen, Männern, Kindern, Kindeskindern, Freunden, oder Nachbarn bekommen können. Ich habe eure Wünsche und Ideen notiert und werde mir mit einigen anderen in den kommenden Tagen und Wochen einen Plan machen, wie wir das alles umsetzen können. Sicherlich werde ich auf den ein oder anderen noch einmal zukommen müssen, um Einzelheiten zu besprechen. Aber ich kann euch jetzt schon sagen, dass dies ein sehr ambitioniertes Projekt wird und das dafür jeder seinen Teil beitragen muss, damit es von Erfolg gekrönt wird.“, erklärte Melford und versuchte die Gemeinschaft so gut es ihm möglich war auf das Kommende einzustellen. Es fiel ihm nicht leicht die passenden Worte zu finden, hatte er doch zuletzt in Faring unter den Orks so große Projekte geleitet. Anders als damals galt es hier nicht eine Meute an faulen Söldnern und ausgezehrten Arbeitern zu motivieren, sondern eine Gemeinschaft aus weit verzweigten Familienverbänden und verschrobenen Individuen. In dieser Hinsicht beneidete er die Redegewandtheit von einem Mertens oder einem Ornlu.
„Ich...“, begann der Handwerker und sah für einen Moment auf all die Reparaturen zurück, die er über die Jahre hinweg an Stegen und Hütten vorgenommen hatte. „Wir haben Tooshoo so gut wir konnten zusammen gehalten und geflickt, wo es nötig war. Und ich freue mich sehr über all die Stimmen, die aus diesem Drecksloch etwas Besseres machen wollen und darin Potenzial sehen!“, fügte er mit einem Grinsen an und meinte abschließend: „Mit einem leeren Magen lässt sich allerdings schlecht Arbeiten. Ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage dass der Tag recht lang war. Vielleicht kommt jemandem noch eine gute Idee beim Essen. Ich bin auf jeden Fall für weitere Vorschläge für Schwarzwasser offen. Und vielleicht möchte Mertens auch noch ein paar Worte zum Thing verlieren, wenn die großen Mäuler mit Essen gestopft sind und die Aufmerksamkeit durch einen guten Schluck Bier wieder hergestellt ist!“, dabei nickte er dem angesprochenem zu, der den Vorschlag für gut befand und das Abendmahl eröffnete.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Nachdem Melford seinen Platz unter Applaus und Waffengeklirr wieder eingenommen hatte – für all die bevorstehenden Projekte verdiente er weit mehr als bloßen Zuspruch wie Zarra fand – trat Mertens wieder vor die Gemeinschaft, die Arme einladend ausgebreitet. Geduldig wartete er, bis sich alle beruhigt hatten, ehe er zur wohl letzten Ansprache des großen Things ansetzte.
„Meine Gefährten, wir stehen am Ende unseres gemeinsamen Things, das uns alle näher zusammengebracht hat. Drei Tage lang haben wir diskutiert, verhandelt und Pläne für die Zukunft unseres Volkes und unserer Heimat geschmiedet. Wir haben gelacht, manchmal gestritten, aber vor allem haben wie zugehört und gelernt.“
Er machte eine kurze Pause, ließ wirken, was er mit diesen Worten übermitteln wollte. Es war gut zu streiten, wenn es einem Ziel diente und nicht nur die Wut schürte. Es war gut, dass sie diskutiert hatten und Pläne entstehen konnten, die vorher nicht in allen Köpfen gleichermaßen Form angenommen hatten.
„Lasst uns die Einigkeit, die wir hier gefunden haben, mit in unseren Alltag nehmen und die Samen der Hoffnung säen, die wir hier gemeinsam gefunden haben. Mögen die Entscheidungen, die wir getroffen haben, Früchte tragen und unsere Gemeinschaft stärken.
„Ich danke euch für eure Weisheit, euren Mut und eure Freundschaft. Bis wir uns wieder hier oben in der Baumkrone Tooshoos unter dem grünen Baldachin versammeln, möge jeder Schritt, den ihr tut, von festem Boden und klarem Pfad begleitet sein. Trinkt und esst an diesem letzten Abend und freut euch auf das Morgen, welches dank uns allen ein besseres sein wird!“
Es folgte der Jadwolf, der bisher jeden Tag begonnen und beendet hatte und auch er verlor einige Worte, ließ sich sogar zu einem Scherz über den Tooshoo-hohen Turm hinreißen, ehe auch er die Nacht freigab.
Damit war das Thing offiziell beendet und das Gemurmel wurde wieder lauter, sodass man alsbald seine eigenen Gedanken nicht mehr verfolgen konnte. Zarra wollte eiligst hier weg, doch sie hatte noch so viele Fragen. Insbesondere wollte sie versuchen Ornlu zu erwischen, da sie hoffte, dass er ihr die meisten beantworten konnte.
Sie hoffte, dass ihre Großmutter nicht wieder aus der Haut fahren würde, wenn sie sah, dass sich ihre Enkelin dem großen bösen Wolf näherte. Doch wenn es so war, dann sollte es so sein. Nerea musste langsam einsehen, dass sich das kleine Mädchen, was sie großgezogen hatte, nicht mehr nur nach ihr richtete und zur Frau wurde.
„Ich will noch mit jemandem reden“, ließ sie ihre Oma durch den aufbrausenden Lärm der Stimmen wissen, was sie mit einem Nicken abtat.
Eilig quetschte sich Zarra durch das Gewusel an Körpern, die ihre Plätze zu räumen versuchten oder einfach nur die Gliedmaßen nach einem langen Abend des Sitzens strecken wollten. Mehr als einem trat sie dabei ungewollt auf einen Fuß, weshalb sie sich etliche Male entschuldigen musste.
„Verzeihung, war keine Absicht!“, raunte sie schon völlig außer Atem, als sie endlich aus der Menge brach.
Wie sie vermutet hatte stand der Jadewolf noch vorn. Mertens war bereits zu den Leuten gegangen, verabschiedete und bedankte sich bei jedem persönlich. Das war wohl die Last eines frischgebackenen Anführers und guten Mannes, wie er es eine war. Die Weißhaarige wäre schon allein beim Gedanken daran in seiner Position zu sein am liebsten durch die Rinde des Weltenbaums gesunken, irgendwo zu den Borkenkäfern, wo sie niemand sehen konnte.
„Ornlu? Darf ich dich etwas Fragen?“, trat sie an ihn heran, wobei ihre Wangen gerötet und ihre Augen weit geöffnet waren.
Scheinbar hatte sie gerade ungewollt ein Gespräch zwischen ihm und Okam unterbrochen.
Geändert von Zarra (03.07.2024 um 23:25 Uhr)
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Es tat gut. So gut, dass nun alles vorbei war und die Richtung für so viele Dinge eingeschlagen wurde oder werden würde.
Ornlu würde sich noch was Gutes zu essen gönnen und etwas vom Apfelwein, den Zoyt mitgebracht hatte. Danach Sumpfkraut und ab ins Bett. Das blöde war nur, dass seine Baumhöhle hier oben war. Da wo sicher noch bis zum Morgen Leute 'feiern' würden, auch wenn nicht in der Stärke eines Beltane-Festes.
"Wann werden die Wölfe sich treffen? Wir sollten was planen.", fragte Okam, während Ornlu ihn nur kurz anblickte und dann fast ganz natürlich und wachsam die Augen auf Zarra gerichtet hatte, die sich irgendwie durch die Masse durchschlängelte.
"Vielleicht sollte sie heute mal eine doppelte Portion Scavengerbraten essen. Die fällt sonst vom Fleisch...", dachte er sich und hörte dann ihre fast schon unschuldigen Worte.
"Ob du darfst? Kommt drauf an was! Ist es Weisheit? Magie? Willst du mein Rezept für Blutfliegen-Schaschlik wissen oder was zum Thing? - Okam wird uns sicher etwas zu trinken holen und zwei anständige Stücke vom Scavenger.", sagte der Druide und gähnte, bevor er beschloss sich einfach auf eine der Bänke zu setzen.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
„Ähm, entschuldigt die Unterbrechung“, sagte sie noch schnell, damit auch Okam es hört, ehe er mit einem Grinsen verschwand um ihnen etwas zu Essen und zu Trinken zu besorgen.
Hoffentlich holte er sich auch selbst etwas. Dann blickte sie zu dem kurzgeschorenen Druiden, der sich wie ein alter Mann auf eine Bank gesetzt hatte. Allerdings vermutete Zarra, dass ihm noch immer die Verletzungen, die er im Kampf gegen den Schamanen davongetragen hatte, zu schaffen machten. Das, oder Beltane.
„Es geht mir um die Wilde Jagd und was du gestern berichtet hast“, eröffnete sie ihm den Grund für ihr Erscheinen, „So viel hast du gesagt, doch ich habe kaum etwas davon verstanden“, gab sie zu und kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum, weil das alles noch so neu für sie war, obwohl sie ihr ganzes Leben unter dem Waldvolk verbracht hatte, einige wenige Jahre in Silden und den Großteil hier in Schwarzwasser.
Wenn sie es sich recht überlegte, war sie blind für das gewesen, was diese Gemeinschaft ausmachte, doch sie würde alles daransetzen aufzuholen, was sie siebzehn Jahre lang versäumt hatte.
„Der Schamann, Cuacamole, Quetzacotl, Kiwimaru…wie hieß er noch?“
„Cuathemoq“, half ihr Ornlu auf die Sprünge.
„Ja genau! Cuathemoq – ganz schöner Zungenbrecher. Also, du hast gesagt, er hätte die Macht Garaghs in sich aufgenommen, damals nachdem das Tor zu Beliars Reich geöffnet wurde? Aber…Garagh war ein Naturgeist. Wie kann ein Mensch einfach seine Macht in sich aufnehmen? Meine Magie ist erwacht, doch ich spüre schon jetzt, auch nachdem du mir einen großen Teil genommen hast und später den Sturm zusammen mit Corax Erindar in mir beruhigt hast, wie meine Haut kribbelt. Es ist, als würden Käfer über meinen Körper strömen – oder besser gesagt, durch meinen Körper. Hätte es den Schamanen nicht zerreißen müssen, wenn er so viel Magie in sich aufnimmt?“
Wie immer schien es ihr leicht zu Fallen in Gegenwart des meist kauzigen Wolfsdruiden zu sprechen, wo sie bei anderen Schwierigkeiten bekam. Allerdings wusste sie auch um die Intensität zu der er fähig war und es graute ihr davor, diese Präsenz einmal gegen sich haben zu können. Er war ein Mann von unterschiedlichstem Gemüt und sie wusste, welches sie bevorzugte.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Es war interessant zu hören wie Zarra ihre Magie empfand. Jeder Mensch schien das anders zu empfinden. Er erinnerte sich an manche Schüler die ähnlich oder gar völlig verschieden empfanden. Ob Zarra mit mehr Magie totgekitzelt werden würde? Oder würde durch die Intensität das Kribbeln irgendwann einmal so vielzählig sein, dass es nicht mehr als viel Gekribbel sondern ein ganzes Gefühl sein würde? Da würde noch was auf sie zukommen.
"Eine gute Frage, die ich dir so auch bestätigen kann. Kein Mensch vermag solch eine Macht in sich aufzunehmen und damit handhaben wie mit seiner eigenen Kraft. Es wäre so, als würdest du plötzlich die Kraft und Muskelspannung eines Trolls übertragen bekommen. Deine Muskeln, Knochen und Sehnen würden reißen. Wir sind wie Gefäße. Gefäße die sich selbst auffüllen können. Hier mit Magie. Ein ganze See passt aber nicht in ein Fass nicht wahr? - Deswegen hat Cuathemoq nicht die Macht in sich aufgenommen, aber er besaß ein Gefäß, dass es konnte. Als Garagh damals starb, waren wir zu Dritt. Corax, ich und der Schamane. Wir vollführten ein altes Ritual und nahmen dem sterbenden Garagh die Macht, um sie in der Maske des Schamanen zu bannen. Die Maske ist aus einem Knochen, der eindeutig einen anderen Naturgeist oder den allerersten Garagh gehört haben muss. Dort drin war die Macht Garaghs verwahrt und der Schamane konnte sie so anzapfen, lenken und verteidigen. Das ist nichts einmaliges. Es gibt Druiden die hüten solche Mächte ebenso. Sie verwahren und beschützen diese Kraft, bis der eigentliche Besitzer zurück kehrt und sie wieder an sich nimmt. Doch solche Macht lockt natürlich auch Feinde des Naturgeistes an. Es können Kinder sein oder Erzfeinde. Die einen wollen zum Ersten aufsteigen, die anderen so mächtig werden, um ihren Platz in der Natur über andere zu erheben. Die Folge dessen ist aber, dass dies wieder Reaktionen hervor ruft. Manche Druiden werden aktiv und bekämpfen den Geist - oft zusammen mit Naturfürsten die auch Interesse daran haben den neuen Herrscher zu stürzen - es ist ein steter Kampf in der Natur, ein natürliches Gleichgewicht das sich durch viele Starke oder den Stärksten neu erschafft. Ein ewiger Kreislauf. Ein Druide ist Teil davon und hat auch eine Pflicht. Wie er oder sie diese ausübt...das ist eine andere Frage. Cuathemoq hatte Probleme die er verschwieg. Deswegen nutzte er die Macht um Garagh früher zu wecken oder zu finden. Mit katastrophalen Ergebnis für Garagh und letztlich Cuathemoq. - Verstehst du das? Und willst du noch was wissen?", fragte der Druide und bekam dann endlich durch Okam was zu essen und zu trinken. In den Schalen war gebratenes Gemüse, Scavengerfleisch und eine feurig riechende, rötliche Soße. Dazu hatten alle drei noch einen Becher mit Apfelwein. Okam stieß mit den beiden an und setze sich dann ein wenig mit Abstand zu ihnen weg. Vigo und der humpelnde Iun kamen dazu. Ornlu indes blickte zu Zarra auf und leckte sich über die Lippen. Der Apfelwein war herb und etwas süß. So mochte er das Zeug.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Also doch. Es hätte den Schamanen zerrissen, hätten Corax und Ornlu ihm nicht einst mit einem Ritual beigestanden und die Macht Garraghs in diese Maske gebannt. Das bedeutete auch, dass es keine einfache Holzmaske war, die er getragen hatte, sondern ein Gefäß von unermesslicher Macht.
„Ich verstehe…glaube ich. Also gibt es einen steten Kampf unter den Geistern der Natur, um zu entscheiden wer ganz oben in der Nahrungskette steht?“
Das klang in Zarras Ohren sehr anstrengend für alle beteiligten, doch sie kannte die unerbittliche Wahrheit der Natur und es wunderte sie nicht, dass auch die Naturgeister sich dieser losen Ordnung nicht erwehren konnten.
Sie dankte Okam, als er ihr Teller und Becher reichte, schenkte ihm ein Lächeln, welches er mit einem Zwinkern erwiderte. Ein Schluck aus dem Becher ließ sie dann jedoch das Gesicht verziehen. Igitt, da war Alkohol drin!
„Huak Tuah“, spuckte sie das apfellastige Gebräu wieder aus und stellte es weit weg von sich, während sie sich schüttelte.
Ein überraschter Blick der beiden Wölfe ließ sie verlegen werden.
„Ich…mag keinen Alkohol“, gab sie kleinlaut zu und schaute ebenso unverwandt auf die Scavengerkeule herab, „und auch kein Fleisch“, fügte sie so leise hinzu, dass die beiden es eventuell nicht hörten.
Stattdessen nahm sie sich von dem Gemüse, welches ihren knurrenden Magen beruhigte.
„Und der Krötenkönig? Dzabba? Er ist nun Herr der Sümpfe und Wälder um Tooshoo, richtig? Das grünliche Erz, was er uns gebracht hat, kann ich es auch zum leuchten bringen, so wie du?“
Sie holte den Brocken hervor, den sie nach Beltane bekommen hatte, auch wenn sie vehement dagegen gewesen war, es anzunehmen. Allerdings hatte man darauf bestanden und so war sie eingeknickt.
„Kann es noch mehr? Eine Waffe brauche ich wohl eher nicht“, überlegte sie und musste sich eingestehen, dass sie nicht einmal wusste, ob ein einziger Brocken für eine ganze Waffe reichen würde. Vielleicht eine neue Kräutersichel?
So langsam fanden sich alle mit etwas zu Essen und Trinken ein, setzten sich in der Baumkrone zusammen und die Gespräche über das Thing hallten durch die Nacht. Die ersten Klänge der Barden erklangen und die Weißhaarige schaute instinktiv nach Enya, die sie dort vermutete, wo die Musik ihren Ursprung hatte.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Ornlu hatte darüber geschmunzelt, wie Zarra mit dem Genuss vom Apfelwein umgegangen war. Irgendwann würde er ihr noch beibringen, dass mancher Alkohol ganz gut für die Sinne und Seele war. Dass sie kein Fleisch aß, wusste er noch von damals in Niradh. Aber darauf hatte er spekuliert. Ganz der Kerl würde er Zarra helfen, das Stück Fleisch und den Apfelwein noch zu essen. Jawohl. Ein Obolus für seine weisen Worte musste ja wohl sein?!
Gerade wollte er ihr auf ihre letzte Frage antworten, da erklang eine Laute und dann eine Zweite. Zunächst hatte selbst er Enya vermutet, aber sie und ihr Mann klangen anders. Nein, kastanienbraunes Haar, spitze Nasen. Das waren Füchse. Mit einem Lächeln erhob sich der Druide, denn es war nicht üblich, dass die Füchse so auftraten. Valad, der Neffe von Valgus, begann zu singen und wurde von Valgus jüngstem Sohn Valdar begleitet.
"Hör es dir an...", sagte der Druide und biss genüsslich in das Scavengerfleisch.
Code:
In Sildanas Wäldern, so dunkel und tief,
Vulpak der Listige, sein Geist nie schlief.
Valeria, die Ewige, an seiner Seite stand,
Gemeinsam beschützten sie das heilige Land.
Die Orkhorde kam, wild und voll Zorn,
die Geschwister standen bereit schon am Morn.
Mit List und mit Tücke, so führten sie an,
Die Bestien in Fallen, seitdem es begann.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
Das Felsenmeer spricht von jener Schlacht,
Wo die Orks fielen in der Dunkelheit Nacht.
Unter dem Pass, wo Nordmar sich reckt,
Ruhn die Gebeine, vom Sieg bedeckt.
Durch den Wald von Sildana, leise wie der Wind,
Schlichen die Geschwister, geschickt und geschwind.
Mit Augen wie Glut und Herzen so kühn,
Waren sie bereit, ihr Volk soll erblüh‘n.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
Die Orks, sie brüllten, ihre Schritte schwer,
Doch Vulpak und Valeria, sie fürchteten sich nicht mehr.
Mit Lächeln, das durch die Schatten bricht,
War ihr Plan vollendet, im verborgenen Licht.
Ein Jagdkommando, nur ein Trugbild im Wald,
Die Orks, sie fielen darauf, jung und alt.
Die Falle schnappte zu, die Bestien gefangen,
Vulpak und Valeria, die ihren Sieg erzwangen.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
Das Felsenmeer erzählt von ihrem Mut,
Wie sie kämpften für das Gute, mit all ihrer Wut.
Die Orks besiegt, das Land befreit,
Dank Vulpak und Valeria, in alle Ewigkeit.
Die Geschwisterwaffen, so scharf und so rein,
Die Klinge und der Speer, im Sonnenlicht schein.
Für ihre Tat, so tapfer und leise,
Ehren wir sie in Reimen und Weise.
So klingen die Lieder von Sildana weit,
Von Vulpak und Valeria, bereit zum Streit.
Ihre Namen in Stein, für immer gemeißelt,
Ihre Taten, die Zeit, niemals geheilt.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
[Chorus]
Oh, singt das Lied der Füchse so klar,
deren Mut erklingt, so stark und wunderbar.
Vulpak und Valeria, der Fuchssippe Zier,
Ihr Echo erklingt in der Ewigkeit hier.
by NazmAI
Die Leute applaudierten und murmelten darüber. Manche sagten sowas wie "Ach das Lied? Das kenn ich noch aus Silden.", andere wiederum hatten es zum ersten Mal gehört. Sie kamen dann auch zu den beiden Barden der Füchse und fragten sie aus, baten darum die Geschichte zu erzählen. Doch das oblag Valgus den Sippenführer selbst. Der nahm mit einem großen Krug und einem Stück Keule Platz bei den Bänken und bekam eine große Zuhörerschaft, als auch noch seine Nichte Vilnona dazu kam und beide abwechselnd die große Geschichte von Valeria der Ewigen und Vulpak den Listigen erzählten. Vilnona die Ewige war unter den Druiden sogar bekannter, denn sie war eine Schülerinnen von Runak und Legenden zufolge lebte die Ewige immer noch irgendwo tief in den Wäldern bei den großen Füchsen.
Natürlich hatten Zarra, Ornlu und seine Wölfe auch der langen und spannenden Geschichte der Füchse gelauscht und sich dafür bedankt, dies zu hören bekommen zu haben. Das war nichts Selbstverständliches.
"Das muss man erst einmal hinbekommen, eine ganze Orkhorde zu zweit in die Irre zu führen und sie in Panik und Wut zu versetzen. Listig diese Füchse...sehr listig.", meinte Okam.
"Das Haus Telcontar hat auch Fuchsblut in sich. Eine Enkelin des Listigen ist eine Ahnin von mir.", sagte Vigo.
"Von deiner Listigkeit hab ich noch nie gehört, Vigo Hau-sie-alle-weg Telcontar.", meinte Ornlu schelmisch und klopfte dem Pfeifenraucher auf die Schulter. Dann deutete er Zarra an, sich zu zweit woanders hinzusetzen.
"Es ist ein steter Kampf zwischen den Naturgeistern. Manchmal aber auch nicht und viele leben harmonisch miteinander oder akzeptieren das herrschende Gleichgewicht. Es ist wie Könige und Fürsten, Zarra. Und die Druiden sind die Hüter des Gleichgewichts, Vermittler, Jäger und Bewahrer…manchmal sogar Erschaffer. Das bekommen die Menschen der Städte nicht mit und es ist besser so - für alle. Selbst unsere Leute steigen da nicht immer ganz durch. Und auch das ist gut so. In den Städten würden sie einen für verückt halten, wenn jemand was von einem Krötenkönig und sowas erzählt. Typisch das Sumpfkraut. Eine gute Tarnung. Nun zum Erz…", sagte er und holte sein Erz hervor.
“Das Wort das ich sage heißt in der Gemeinsprache - Erwache! - Echuio!”
Sein grünes Erz glühte auf und schimmerte in wechselnden Grüntönen.
“Ich weiß nicht, was es alles kann. Ich hatte noch keine Zeit es zu erforschen. Es kann auf jeden Fall Magie aufnehmen…”, sagte er und ließ seine Magie in einem kurzen Impuls aufkommen und verband sich mit dem Erz. Grün-gleißend leuchtete das Erz auf und pulsierte dann in helleren Grüntönen.
“Ich würde dir den Rat geben, damit bei Maris zu üben. Er wird es dir schon zeigen. Aber danach…du kannst es ins Feuer werfen und es schützt dich. So nach Dzabba. Man könnte daraus viel machen, aber es wird dauern, bis Ryu das Geheimnis um die Verarbeitung gelöst hat. Was willst du mit deinem Erz machen? Und dein Vorschlag beim Thing…erinnerst du dich an das Vivarium? Oder hat dir nur deine Großmutter davon erzählt?”, fragte der Druide und sah sich instinktiv um. Nerea war sicher schon auf der Suche nach ihrer Enkelin.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Gespannt hatte Zarra dem Lied der Füchse und ihrer anschließenden Geschichte gelauscht. Es war schon bewundernswert, auf wie viele Jahre sie als Sippe zurückschauen konnten und welch Heldentaten sie vollbracht hatten. Sildana, so vermutete die junge Frau, war der alte Name Sildens und so fragte sie sich, ob sie damals auf dem Festland bereits mit den Füchsen in Kontakt gekommen war. Doch das war so lange her und sie war noch so jung gewesen. Dennoch, die Geschichte von Vulpak und Valeria hatte sie zum Nachdenken gebracht. Ob ihre Ahnen von der Libellensippe ebenfalls große Namen gekannt hatten, nach denen Lieder und Legenden geschrieben worden waren? Hatten diese Namen auch alle mit dem gleichen Laut angefangen, wie es bei den Füchsen der Fall war? So vieles, was sie wissen wollte und ebenso vieles, was ihre Großmutter ihr nach wie vor verschwieg. Sollte sie den Jadewolf danach fragen? Nein, er hatte ihr bereits einmal gesagt, dass Nerea diejenige sein sollte, die ihr davon berichtete. Doch was, wenn ihre Oma sich weiterhin weigerte?
Um auf andere Gedanken zu kommen tat sie es Ornlu gleich und holte ihr Erz hervor. Es war kleiner, als sein eigener Brocken und hatte viele scharfe Kanten.
„Echuio!“, flüsterte sie probeweise, doch nichts tat sich.
Ihre Stirn legte sich in Falten, als sie den widerspenstigen Stein anstarrte. Warum erstrahlte er nicht auch in verschiedenen Grüntönen? Hatte sie etwas falsch gemacht?
„Echuio!“, versuchte sie es erneut mit mehr Volumen in der Stimme.
Dieses Mal schien ein Lichtschein durch das grüne Material zu huschen, doch mehr tat sich nicht, was sie deutlich ärgerte. Wie es aussah, würde sie Maris fragen müssen, weshalb sie nicht konnte, was der Jadewolf vermochte. Dabei fiel ihr auf, dass sie nicht wusste, wann ihre Lehre bei ihm beginnen würde. Erwartete er, dass sie zu ihm kam oder würde er eines Morgens vor ihrer Hütte stehen und sie auffordern mitzukommen?
„Also sind die Naturgeister so etwas wie die Herrscher von Tieren und Pflanzen und es gibt noch jene, die unter ihnen im Rang stehen und sich Fürsten nennen? Das klingt bei weitem komplizierter, als ich angenommen habe“, versuchte sie zu verstehen, was der Wolfsdruide ihr erklärt hatte, nachdem sie ihren Erzbrocken wieder hatte verschwinden lassen, „Also sind die Druiden für die Naturgeister ein bisschen so, wie Maris für uns und die Menschen in Stewark, deren Prinzessin mit uns verhandeln will?“
Das würde weitere Überlegungen ihrerseits erfordern, ehe sie gewissenhaft sagen konnte, dass sie verstand, wie das Gefüge der Welt funktionierte. Irgendwie war sie immer davon ausgegangen, dass alles, nun ja, einfacher war.
„Ich weiß noch nicht, was ich mit meinem Erz machen werde“, gab sie zu, „Vermutlich werde ich weiterhin versuchen, es zum Leuchten zu bringen, so wie du. Und was meinen Vorschlag angeht…Ich habe kaum Erinnerungen an Silden oder das Vivarium. Aber Oma erzählte mal, dass ich als Säugling eine ganze Weile in der Höhle bleiben musste, da ich wohl sehr schwach war. Die Luft dort drin soll mich gesund gemacht haben und ich dachte, dass es nur gut sein kann, wenn wir auch hier auf Argaan etwas hätten, wo wir unsere Verletzten und Kranken hinbringen können. Ich will mich bemühen, so gut ich kann dabei zu helfen und werde Pflanzen von überall herbringen!“, versprach sie und fühlte wie ihr Wille sich festigte.
Ja, sie würde ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen und zwar auf eine Weise, die ihr am ehesten lag.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
“Ein schöner Plan. Dann willst du auch aufs Festland und nach Khorinis, hmm?”, fragte er. Zarra nickte.
“Da war ich vor wenigen Wochen noch. Fast ein ganzes Jahr war ich unterwegs von Varant, nach Myrtana über Nordmar und dann gen Khorinis. Danach zurück. Kalad hab ich in Nordmar getroffen und Ambrose hab ich in Beria überzeugt, hierher zu kommen. Beria hat sich gut entwickelt. Du warst dort ja auch in der Zwischenzeit nach Silden. Hingst an Nereas Rock und hast ihre Kräuter auf den Boden verteilt. Hmm… Beria…”, schwelgte der Druide in seinen Erinnerungen von damals und von seiner letzten Zeit dort. Ob sie noch da war? Und ob es ihm gut ging? Ornlu leerte den Becher Apfelwein und schnappte sich Zarras Becher auch noch. Das gute Zeug durfte ja nicht verderben.
“Jedenfalls ist es eine gute Sache mit dem Vivarium. Ich lag dort auch eine ganze Zeit lang. Böse Verletzungen und Blutmagie. Wäre Leyla nicht, wäre ich schon längst nicht mehr. Und ich meine, ich habe dich damals mit Nerea dort auch gesehen. Es war die Zeit wo ich Gobbo-Jack gejagt hatte und zum Seher ernannt wurde. - Isst du das noch? Ha! Hab ich mir gedacht. Ich esse mal auf, bevor es schlecht wird.”, sagte er dann unverblümt und bediente sich am Scavengerbraten.
Zarras Präsenz war so leicht wie eine Feder, alles andere als störend und aufdringlich. Ja, sie war so sanft wie eine warme Frühlingsbrise. Etwas völlig anderes, was den großen Wolf sonst so umgab. Von Wilden Kerlen, Feuerblumen, Amazonen und verunstalteten Maskenmännern. Ein Widerspruch beinahe und doch auf seine Art nicht falsch. Vielleicht etwas Ausgleichendes.
“Die Druiden sind alles und nichts. Vor allem tun sie auch was sie wollen. Manche sind gütig wie Mutter Garaia. Frag deine Großmutter nach ihr. Manche sind verrückte Heiler wie Dorien - der nicht verwandt mit Osmo ist. Und wieder andere sind sehr weise wie Faun, der zugleich der beste Lehrmeister war und sich für alle geopfert hat, als Silden bedroht wurde. Und natürlich gibt es auch Druiden die auch gut und gern allen anderen den Krieg erklären und auf einen gefährlichen Pfad wandeln. Ich bin ein Wildhüter und Jäger von Abtrünnigen und Gefallenen. Ich habe aber auch schon mit dem mächtigsten Kriegsherrn der Orks verhandelt und habe eine Zeit lang das Vermächtnis der Wolfssippe auf Khorinis erforscht. Wir sind frei und sperren uns nicht in Klöstern ein, um unseren Horizont einzuschränken. Wir können alles sein und auch nichts. Einzig der Bund mit der Natur und die Tradition von Druide und Lehrling eint uns.”, erklärte Ornlu seine Sicht der Dinge und beugte sich zu Zarra vor.
“Du musst Echuio richtig aussprechen. Echuio ist ein Befehl und das musst du mit deiner Stimme und Tonlage auch so meinen.. Also ECHUIO! - Worte sind Macht. Merk dir das. Alte Worte können wirkliche Macht sein. Befehle deinem Erz. Es ist von Natur aus magisch.”, riet der Druide und machte große Augen. Nerea stampfte an. Das würde spaßig werden.
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
Khorinis. Wie es dort wohl ist?, fragte sich Zarra, als Ornlu sie fragte, ob sie auch dorthin würde reisen wollen, um Kräuter für das Vivarium zu finden.
Sie wusste nicht viel über die Insel, welche weit im Norden in der Nähe des Kontinents war, doch ihre Großmutter hatte von einigen Pflanzen gesprochen, die es nur dort gab und die Weißhaarige konnte es kaum erwarten, ihre Wirkungen zu ergründen. Allerdings hatte sie laut Nerea noch einen weiten Weg vor sich, ehe sie sich als Kräuterexpertin verstehen durfte. Sie schaute auf ihre bandagierten Arme. Nicht, dass sie nicht die nötige Bereitschaft hatte, doch wenn man nie sein Nest verließ, blieb der Blick eingeschränkt.
„An Beria habe ich gar keine Erinnerungen mehr“, gab sie zu, als der Jadewolf offensichtlich in angenehmen Erinnerungen an das Dorf unter den Blättern schwelgte, „Aber vielleicht wird mich mein Weg dort auch irgendwann hinführen.“
Da war es wieder. Die Erwähnung von Mutter Garaia. Sie hatte bisher versäumt ihre Oma nach dieser Frau zu fragen, doch das war nur ein weiterer Punkt auf ihrer Liste unerschöpflicher Fragen, zu denen sie Antworten verlangen musste, denn freundliches Bitten schien nicht zum Ziel zu führen. Doch konnte sie energisch genug sein? Für das einstehen, was sie in Erfahrung bringen wollte? Sie würde es müssen, wenn sie jemals als etwas anderes betrachtet werden wollte, als eine behütete Larve.
Gerade als Zarra das Erz erneut hervorholen wollte, um die Hinweise Ornlus auszuprobieren, wurden sie jedoch jäh unterbrochen.
„Zarra!“, hallte es zu ihnen herüber und sie folgte dem Blick des Wolfsdruiden zum Ursprung der Stimme.
Nerea eilte mit wütenden Schritten herbei und es bestand kein Zweifel daran, was sie von ihrem „mit jemandem reden“ hielt, wenn es um diesen einen Mann ging. Was bei der Mutter hatte er ihr angetan, dass sie so schlecht auf ihn zu sprechen war? Niemand sonst schien sie derartig auf die Sumpfpalme zu bringen wie der Jadewolf. Die junge Frau wappnete sich gegen den Sturm an Worten, der ihr jeden Moment um die Ohren fliegen würde und setzte einen entschlossenen Blick auf.
„Ich dachte, dass du dich endlich bei Thanan entschuldigen würdest, ihm zur Erhebung zum Wächter gratulierst und die Sache von Beltane aus der Welt schaffen willst. Stattdessen treibst du dich wieder bei dem Wolf rum“, fing die Kräuterhexe an ihr Gift zu versprühen und kam kaum einen Schritt von ihnen entfernt zum Stillstand, „Habe ich dir nicht gesagt, dass…“
„Ja genau!“, übertönte Zarra zu ihrer eigenen Verwunderung die Lautstärke ihrer Großmutter, „Du hast mir nicht gesagt, was ich schon seit Jahren wissen will, hast mir nicht gesagt, wie tief meine Wurzeln reichen, hast mir nicht gesagt, dass der Naturgeist der Libelle mich eines Tages berühren könnte, hast mir nicht gesagt, warum ich mich von Ornlu fernhalten soll!“
Der Punkt war erreicht, an dem ihre Frustration die gewöhnliche Sanftmut vertrieb und sie sprang auf die Beine, auch wenn sie dann immer noch ein wenig kleiner war, als Nerea. Ihr Blick sprach von noch so viel mehr Enttäuschungen. Von all den Malen, die sie vertröstet oder wie ein Kind abgetan wurde.
„Ornlu beantwortet mir wenigstens meine Fragen im Gegensatz zu dir! Und mir ist egal, was du meinst, dass er schlimmes in der Vergangenheit getan hat. Scheinbar ist die Vergangenheit ja nicht so wichtig, wenn du es nicht für nötig hältst, mir von meiner zu erzählen.“
Zarra hatte ihren ganzen Körper in eine abwehrende Haltung gebracht, die Arme verschränkt, Kopf eingezogen, leicht abgewandt von ihrer Großmutter.
„Ich bin kein Kind mehr, Oma! Ich bin ein Mitglied des äußeren Druidenkreises und werde der Gemeinschaft helfen, so gut ich kann. Entweder du hilfst mir dabei…hilfst mir zu verstehen, woher ich komme und was es mit der Libellensippe auf sich hat, oder ich mache mich selbst blind auf die Suche bis ich die Antworten gefunden habe, die ich suche. Irgendjemand wird mir sicher auch etwas von meiner Mutter erzählen können, wenn du es nicht willst oder kannst!“
Das war ein Schritt zu weit gewesen. Nereas Wut wandelte sich schlagartig in Bestürzung und ihr Gesicht wechselte in eine Maske der Trauer.
„Ich…tut mir leid, Oma. Das hätte ich nicht sagen sollen“, versuchte die Enkelin zu retten, was sie soeben zerbrochen hatte.
„Nein…das…du hast Recht, Kleines“, stammelte Nerea, perplex von der Intensität ihrer kleinen Zarra und zerworfen von Trauer wegen ihrer Tochter, „Aber…wieso unbedingt der Wolf?“, griff sie nach dem letzten Blatt am Baum ihrer unwilligen Akzeptanz, „Er ist ein Rumtreiber, ein Mann mit viel Macht, die er nutzt, um zu erreichen, was ER für richtig hält. Du hast ja keine Ahnung, wie viele wegen ihm gelitten haben!“
Geändert von Zarra (05.07.2024 um 11:50 Uhr)
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Baumkrone Thing - Tag 3 - Die Feier danach
"Ich sehe hier oben jede Menge Menschen, die ohne ihn noch mehr gelitten hätten.", entgegnete Zarra und Ornlu grinste leicht. Die kleine hatte doch Krallen. Man musste sie nur reizen und in die Enge treiben. Ornlu erhob sich.
"...in einem hat Nerea recht. Ich mache das, was ich für richtig halte. Richtig ist die Wahrheit. Sie wiegt manchmal schwer und manchmal braucht man schnelle Beine, wenn man sie ausspricht. Aber...was ist Wahrheit? Deine Wahrheit Nerea ist, dass Zarra noch ein Kind ist und du sie schützen musst als letzte der Rimbes. Zarras Wahrheit ist, dass sie ihrem Blut treu wird und ihre Freiheit und Stärken erkennt. Einfordert was ihr zusteht. Meine Wahrheit ist....", sagte er und war schon ein paar Schritte um Nerea gegangen, wie ein lauernder, unheimlicher Wolf der die Zähne gleich zeigen würde.
"....hüte deine Zunge!", zischte sie.
"Meine Wahrheit ist nicht von Belang. - Außer...dass ich sehe wie Zarra dir noch öfter entwischen wird und mit dir bald brechen, wenn du sie wie das kleine Mädchen behandelst, dass in Silden beinahe ertrunken ist. Seither hast du sie angekettet wie einen Hund. Sie ist aber kein Hund...", betonte er deutlich und ging weiter um sie.
"...sie entstammt der untergegangenen Libellensippe. Gesegnet mit der Leichtigkeit und Finesse von Libellen. Leicht wie Federn, schnell wie der Blitz und giftig...wuhuuu - sing ihr mal das Lied von Nori Blaublatt vor. - Und verflucht...durch Untaten und Untreue. Zerrissen und vergessen...geteilt in vier Flügel der Libelle...verweht durch die vier Winde...Rimbe ist einer. Mehr erfuhr ich von Garaia auch nicht. Sie mochte nicht mehr über Sippendinge sprechen, die mich nichts angehen. - Wahrheit! Nerea! Wahrheit soll schmerzen, soll reinigen, soll neue wahre Wahrheiten schaffen. Das ist Wahrheit. Beginn endlich damit für Zarra. Nur du kannst es, denn du versteckst die schmerzende, reinigende Wahrheit. Mach es für sie, mach es für dich!", knurrte der Wolf, griff den Becher und prostete Nerea zu. Dann leerte er den Becher, verneigte sich vor Zarra und ging weg.
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