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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Stege unterhalb der Baumkrone

    Ein herzhaftes Gähnen ließ Maris innehalten, als er die Stege unterhalb der Baumkrone entlang trottete. Er hielt sich lose die Hand vor den Mund und schmatzte einmal kräftig, dann schob er sich weiter. Es hatte gut getan, endlich einmal wieder richtig schlafen und die Kraftreserven aufladen zu können. Weder während der Jagd, noch in der Nacht von Beltane war ihm das möglich gewesen, und die vielen Visionen hatten seinen Geist zermartert und erschöpft. Nun jedoch fühlte er sich beinahe wie ein neuer Mensch - beinahe. Er war auf den Weg hinab, um Onyx' Rat folgend Vareesa zu suchen. Runa musste wohl gerade auf dem Übungsplatz von dem wortkargen Hünen die ersten Grundlagen erklärt bekommen, und er wollte sie nicht bis in alle Ewigkeit mit den Übungsbögen hantieren lassen. Also würde Maris schauen, was die oft so unsicher daherkommende Bognerin alles in ihrem Sortiment hatte. Für den Anfang tat es ja ein praktischer Kurzbogen ohne Schnickschnack. Mit einem Lächeln dachte er daran zurück, wie er früher einmal selbst mit der Armbrust geschossen und sogar welche gebaut hatte. Das schienen ihm Erinnerungen aus einem anderen Leben zu sein.

    Ein Flattern zwischen den nahen Ästen erregte seine Aufmerksamkeit. Maris blieb stehen und lugte umher, um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Da entdeckte er einen prächtigen Uhu, der orientierungslos umherirrte.
    "Das ist aber eigentlich nicht deine Etage, mein Hübscher", sagte er sanft. "Hast du dich verflogen?"
    Der Uhu landete auf dem Handlauf eines nahen Steges, flatterte zweimal, um das Gleichgewicht zu erlangen, und sah ihn dann mit großen Augen an. In seinem Schnabel baumelte ein unidentifizierbarer Nager von der Größe einer halben Molerat.
    "Wonach suchst du denn, Großer, hmm?"
    Maris streckte die Hand aus und ließ die Magie fließen, um seine Seele zu berühren.
    "Du suchst jemanden, um dein Geschenk zu bringen?"
    Ein ersticktes Schuhuen drang aus dem vollen Schnabel.
    "Rotes Haar? Ja, die kenne ich. Soll ich Freiya für dich suchen?"
    Der Vogel breitete die Flügel aus und flatterte zu Maris herüber. Er landete direkt auf dem Steg und legte den toten Nager zu seinen Füßen ab.
    "Ist mir eine Ehre, dir helfen zu können, mein lieber ... ah. Ja, richte ich aus."

    Er fand Freiya in Mahlzeit und Gedanken vertieft an einem Tisch vor der Sumpflilie sitzend. Ohne großes Vorgeplänkel krachte er der Roten Snapperin den Kadaver auf den Tisch, dass sie zusammenzuckte.
    "Lieferung frei Haus von deinem gefiederten Freund. Argo sagt dankeschön. Offenbar hat er dich nur nicht gefunden. Ich vermute mal, Uhus können kein Rot sehen."
    Ohne groß zu fragen, setzte er sich einfach dazu und lehnte sich entspannt zurück.
    "Was hat es denn mit ihm und dir auf sich?"
    Geändert von Maris (12.06.2024 um 01:21 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #322
    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Vareesa ist offline

    Schwarzwasser - Vareesas Bognerei

    Blinzelnd, die Augen noch teils verkrustet von der durchzechten Nacht und der anschließenden, akribischen Arbeit mit Leim, Lack, Snapperblut, Ölen blickte die Bognerin den Eindringling in ihre Werkstatt an. Tonlos formten ihre Lippen nach, was der Fremde da gerade gesagt hat und so richtig angekommen war es jedoch nicht. Gähnend, die Hand salopp vor dem Mund, deutete sie ihm, die andere kurz flach angehoben an, zu warten.

    Es bedurfte eines kurzen Moments, bis sie sich den Schlafsand aus den Augen gerieben und die Haare erneut die, während der Arbeit und Rumwälzerei ihres Hauptes im Schlaf abstehenden Strähnen zu einem strengen Pferdeschwanz gebändigt hatte. Und dann... ließ Vareesa den Blick kreisen. Wieder bei der Arbeit eingeschlafen… Aber wen wunderte es: Nachdem Beltane vorüber und sie, genug von der fantastischen Bowle angetüdelt nach Hause getorkelt war, suchten immer wieder Träume an die hellen Lichter und all die glücklichen, friedfertigen Menschen ihre Gedanken und Träume heim. All der Frieden und die Lebensfreude nach dem Schrecken… Wie machten die Menschen vom Waldvolk das nur? Lange war die Bognerin nach mehrmaligem Erwachen noch da gelegen, die Arme unter ihrem Kopf verschränkt und mit dem Blick an die Decke. Sie alle hatten jemanden, an dessen oder deren Seite sie kämpften, litten, lachten und… lebten.

    „Leben… Hmm…“, war es ihr immer wieder entwichen, gefolgt von einem langen Seufzen, als den grünlich leuchtenden Fingerspitzen abermals eine Lichtkugel entstieg, die sie kurz darauf wieder zerplatzen ließ. Wieder und wieder. Bis das Gift des Schlangengeistes und damit Vareesas Magie vorerst versiegt war. Dann, als bereits die ersten Sonnenstrahlen sich den Weg durch die schmalen Fenstergitter am anderen Ende ihres Zimmers den Weg hin zu ihrer Bettstatt gesucht hatten, hatte die Bognerin entschlossen, weiter an Freiyas Bogen zu arbeiten. Zu lange hatte das gute Stück nun schon ohne weiter Behandlung auf der Halterung in der Werkbank geruht und auf weiter Behandlung gewartet. Doch, entgegen allen Befürchtungen hatte das Holz den unfertigen Zustand ganz gut überlebt. Vielleicht war es aber auch ganz gut gewesen, denn Beltane hatte der Frau mit den meerblauen Augen auch einmal mehr einen Aspekt der roten Snapperin gezeigt: ihre nachdenkliche, zögerliche Seite. Das Zerwerfen über gesprochene Worte die schwerer wogen als die Sprecher es sich zu jenem Zeitpunkt dachten. Drum würde der Bogen noch ein paar Dinge mehr bekommen: dunkle, ledrige Wicklungen in regelmäßigen Abständen, die zwar einen Teil der schönen Röte bedecken, jedoch dem Aspekt des Tarnens während der Jagd zugutekommen würden. Die Streifen waren bereits geschnitten und lagen in fein säuberlichen Bahnen am oberen Ende der Werkbank. Im Endeffekt galt es nun wirklich noch auf die letzte Lackschicht zu warten, ehe die Wickel- und Binde-Arbeiten beginnen konnten. Auch die Sehnenhalterung die aus den rau geschliffene, stumpf gehobelten Snapperkrallen bestehen würde musste noch eingefasst und verleimt werden. Aber das waren kleine Detail-Arbeiten die Vareesa gerne ausübte. Auch wenn sie entscheidend darüber waren, ob ein Werkstück in den Ofen oder doch in die Hände eines fähigen Jägers wandern würde.

    Aber nun… war sie müde. Und da stand dieser Fremde der irgendetwas daher stammelte das nun erst langsam wieder in die Gedanken der Wanderin krabbelte. Pfeile! Er wollte Pfeile kaufen! Natürlich! Schließlich war sie Bognerin! Andererseits war er einfach so eingetreten. Ohne zu klopfen, weil… er ein Geräusch gehört hatte? Erneut blinzelte Vareesa und rieb sich mit der rechten Ringfingerkuppe eine Harzverkrustung von der Stirn die sie gedankenlos Richtung Blecheimer schnipste, der an ihrem Fuß stand. „Pfe… Moment mal…“, der Rest der gesagten Worte traten an sie heran. Dieser Kerl und sein Spießgeselle waren an dem klaffenden Loch in der Wand des Vorraumes schuldig? Inklusive des Abdrucks in der dahinter liegenden Wand? Und natürlich musste der Hauptmann dabei seine Finger im Spiel haben. Wer sonst nahm es sich heraus, Menschen wie Fleischsäcke durch Bretterbuden zu prügeln? Vareesa griff sich mit der linken ans Nasenbein und presste die Augen zusammen. „Ihr Kerle mit euren beschissenen Prügeleien seid doch alle…“, dann atmete die Bognerin nur tief durch und schüttelte langsam den Kopf, ehe sie Kiyan wieder anblickte und ihre Hände salopp an die Oberschenkel fallen ließ. Resigniert hob sie die Hand ans Herz, deutete dann zu dem Einäugigen und nickte, zwar nicht so andächtig wie sie es sonst bei Fremden tat, aber dennoch, ohne dabei völlig die Grenze der Unhöflichkeit zu streifen.

    „Bewahre, Kiyan. Ich bin Vareesa und wie du siehst, stehst du hier in der feinsten Bognerei die Ihr in Schwarzwasser finden werdet… Also, vermutlich auch die einzige. Wirklich viele Nachbarn hat es ja nicht mehr.“

    Ein stiller Moment verging, in dem die meerblauen Augen ihr Gegenüber musterten. Er wirkte… Einfach. Hager, aber nicht drahtig. Die Haare waren gestutzt und ordentlich, was bei der Länge wohl auch kaum anders zu erwarten war. Hätte sie ihn heute nicht zum ersten Mal gesehen, hätte die Bognerin mit Bestimmtheit sagen können, dass dieser vom Wetter und Leben gegerbte Mann ein typisches Mitglied des Waldvolkes war. Doch, was ihn wirklich von den meisten anderen Hitzköpfen unterschied war sein Antlitz:

    Wo auf der einen Seite ein hellblaues, fast schon leuchtendes Auge seine Umgebung wahrnahm und, vielleicht ein wenig mit Unsicherheit geziert, ihren eigenen, meerblauen Augen begegnete, verblasste hingegen sein zweites… Nein, das war nicht richtig, sondern eine Annahme. Kiyans zweites Auge musste sich wohl schon vor einer längeren Zeit den Strapazen des Lebens opfern. So viel verriet die unschöne, wenn auch verheilte Narbe deren Bahn von der schlichten Augenklappe bedeckt wurde, die der Fremdling da trug. Auch schien er einen ganzen Deut älter als die sonstigen, jüngeren Jäger und Wächter, die sie noch in Erinnerung hatte. Und, obwohl er seinen Worten nach wohl noch nicht lange dazu gehörte, hätte sie schwören können, ihn ohne dieses Vorwissen als einen Veteranen unter der Schutztruppe Tooshoos einzuordnen.

    Aber irgendwie war er anders. Da fehlte die Schroffheit, mit der die Männer Tooshoos sonst so auftraten. Natürlich, es gab immer mal Ausnahmen, aber abseits von Ryu und, vielleicht auch Griffin, hatten sie alle diese grobe Art an sich. Und dann war da Kiyan: unsicher und, zumindest nach Vareesas Erfahrung mit Ersteindrücken mehr der Bedrohte als die Bedrohung. Oder war es die Bognerin die in der kurzen Zeit ihrer Rückkehr schon den Ruf der Damenwelt trug, nur zum Nudelholz greifen zu müssen, damit Mann und Tier die Flucht ergriffen? Nein… Und wer sie auch nur im entferntesten mit Mama Hooqua und den anderen, alten Furien auf eine Stufe stellte, dem würde sie etwas husten!

    „Ich kann auch später wieder kommen, wenn es gerade nicht passt…“, durchbrach der kurz Geschorene schließlich erneut die Stille, was ihm nur ein weiteres, irritiertes Blinzeln als Ernte einfuhr. Dann jedoch ergriff die Bognerin das Wort und winkte dabei ab. „Nein, nein, schon gut… Ich… Fangen wir nochmal von vorne an: Du... Ihr wolltt Pfeile und für die Schäden an meinem Zuhause aufkommen, richtig?“. Kiyan zögerte kurz, runzelte die Stirn, offenbar rekapitulierend und nickte dann. Noch immer zögerlich, während Vareesa die Arme verschränkte und den Kopf etwas schief neigte. „Tatsächlich ist die Außenwand noch immer beschädigt und statt einem blauen, festgenagelten Sack wären neue Bretter schon eine Annäherung an den vorherigen Zustand.“. für den Moment dachte sie daran, dass ein Zugang zu ihrem ‚Balkon‘, der einfach nur ein kleiner Steg vor dem Eingang zur Hütte war, eine schöne Idee wäre. Doch darauf ließ sich auch verzichten, da man durch den regulären Eingang ohnehin raus auf die Bretter kam. „Also, abgesehen davon, dass ich erwarte, dass Ihr Euch darum kümmert, wieviele Pfeile sollen es denn werden? Und… ich will nicht unhöflich sein, aber… ich kenne nicht viele Schützen die…“, sie deutete auf ihr, im Vergleich zu Kiyans noch intaktes Auge und schmälerte etwas die Lippen. „Genau genommen kenne ich nur einen…“, wobei es der Bognerin in diesem Moment wie Schuppen von den Augen fiel. Verdammt, war das viel Augen-Thematik! Kiyan saß an Beltane eine Weile bei Onyx am Tisch. Das heißt die beiden kannten sich! Was aber wiederum nichts heißen musste. Oder? Nun, Kiyan würde schon erzählen, wenn ihm danach war. Und wenn nicht… Dann würde eben ein weiterer, einäugiger Schütze durch die Sümpfe stolpern. Hoffentlich mit einer ähnlich guten Hand am Bogen wie der südländische Brummbär.

  3. Beiträge anzeigen #323
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Zarra verengte die Augen zu Schlitzen, als Griffin auf ihren Größenunterschied hinwies. Als wüsste sie nicht selbst, dass ihre Körpermaße denen gleichaltriger in vielerlei Hinsicht nachstanden. Thanan beispielsweise war bereits so groß wie sein Vater und würde sicher eher als Mann erkannt, denn sie als Frau. Nicht, dass sie das sonderlich stören würde, doch darauf aufmerksam gemacht zu werden und das in einer so direkten Art und Weise, ließ sie stur werden.
    „Was hat meine Größe damit zu tun, wenn ich dich mit einigen Kräutern vor dem Gifttod retten kann, hm?“, wollte sie spitz wissen, wobei sie seine Hand von ihrem Kopf hob.
    Nicht, dass sie diese Art der Zuwendung nicht genoss, doch in diesem Moment sorgte es nicht dafür, dass sie sich wie bisher behütet fühlte, sondern es als Herabwürdigung aller kleinen Menschen sah.
    „Und was“, setzte sie nach, wobei sie zwischen amüsiert und streng schwankte, „hättet ihr gegen den Tausendfuß gemacht, hätte ich kein Bergmehl dabeigehabt? Ohne euch wäre ich gestorben und ohne mich, hätte es auch gut einen von euch erwischen können.“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu ihm auf, funkelte ihn versucht böse an, wobei ihre Mundwinkel zuckten, was der Intensität, die sie hatte erreichen wollen, einen herben Schlag versetzte.

    „Also ja, ich habe vor Leben zu retten. Hiermit“, sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, „Aber wenn du mir etwas beibringen möchtest, dann vielleicht die Art, wie du dich bewegst.“
    Sie erinnerte sich lebhaft daran, wie agil der massige Hüne sich im Kampf gezeigt hatte. Seine rohe Stärke würde sie wohl niemals erreichen, aber wenn sie einen Baum heraufklettern konnte, ohne abzustürzen, würde sie vielleicht auf Insekten stoßen, die in der Borke hoch oben zwischen den Ästen lebten. Eventuell wäre sie dann gar nicht erst auf der Flucht vor dem Tausendfüßer gestürzt. Doch es war müßig darüber nachzudenken.
    „Denn Selbstverteidigung beherrsche ich schon!“, tönte sie plötzlich völlig untypisch und holte zu einem harten Schlag aus, mit dem sie ihm voll am Arm traf.
    „Siehst du!?“, fragte sie und brach schließlich in Gelächter aus.

  4. Beiträge anzeigen #324
    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Larah ist offline

    Östliche Bucht, Strand von Tooshoo

    Larah stand am Strand von Tooshoo unweit ihrer Proa und ließ ihre Hellebarde nach vorne schnellen. Sie übte bereits den ganzen Mittag Stich- und Hiebkombinationen mit der Hellebarde, die Yared in Thorniara aufgetrieben hatte. Die Waffe hatte sich während der Wilden Jagd als sehr nützlich erwiesen und der Umstieg von ihrem Speer darauf, war ihr erstaunlich leicht gefallen, nachdem sie auf dem Festland nur ein, zwei Mal mit einer Hellebarde geübt hatte.
    Sie wollte im Training bleiben, noch besser werden, und das bedeutete, dass sie sich regelmäßig zurückzog, um die zahlreichen Bewegungen und Routinen zu wiederholen, die ihr Jodas über die letzten Winter beigebracht hatte. Mittlerweile waren fast alle in ihr Muskelgedächtnis übergegangen und so konnte sie ihre Gedanken beinahe komplett schweifen lassen, während ihr Körper die einzelnen Figuren und Bewegungsabläufe immer und immer wieder wiederholte. Trotzdem nahm sie sich auch regelmäßig Zeit, sich auf die einzelnen Bewegungen konkret zu fokussieren, zu überprüfen, ob die Abläufe, die ihre Muskeln vollführten noch genau dieselben waren, die sie trainiert hatte oder ob sich Verschleifungen und Abkürzungen eingeschlichen hatten. Der Vormittag am Strand bot sich dafür geradezu an.

    Yared war es wichtig gewesen, Jarvo noch einmal in wachem Zustand zu besuchen. Offenbar war der Waldläuferführer in der Nacht nicht mehr aus seinen Fieberträumen erwacht, weshalb der Kapitän beschlossen hatte, noch etwas länger in Schwarzwasser zu bleiben. Larah hingegen hatte es irgendwie nicht mehr ausgehalten, still im Kontor zu sitzen und zu warten. Also war sie bereits vor dem ersten Morgengrauen losgezogen, in schnellem Laufschritt die Stege hinab zum Strand.
    Nachdem sie ihre Proa abgedeckt und überprüft hatte und erleichtert festgestellt hatte, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hatte – weder Wetter, Tier, noch vernunftbegabtes Lebewesen –, hatte sie mit den Übungen begonnen, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Yared eintreffen würde. Langsam wurde ihr warm.
    Die Fischjägerin beschloss die Waffe zu wechseln. Sie wollte etwas Neues probieren, was Jodas ihr nur kurz gezeigt hatte. Als erstes steckte sie die Hellebarde mit dem unteren Ende gut vierzig Schritte entfernt in den Sand. Dann ging sie zurück und griff sich ihren Speer.
    Sie fixierte ihr Ziel, holte aus und schleuderte ihre Waffe, in Richtung der Hellebarde.

  5. Beiträge anzeigen #325
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Schwarzwasser - Vareesas Bognerei

    Vareesa. Der Jäger musterte die Frau eingehender, das grün durchwirkte Haar, die Gesichtszüge, die blauen Augen, die ihn erst mit kühler Höflichkeit und dann mehr und mehr mit einer Art offenem Interesse für seine Anfrage gemustert hatten. Vareesa. Grünliche Haare. Dann fiel der Groschen. Er hatte sie schon einmal gesehen, die einzige Bognerin in Schwarzwasser. Es war Monde her, ein feierwütiger Abend in der Sumpflilie. Kral – Kiyans Mundwinkel zuckten kurz – und er hatten Kisha gerade zum Weltenbaum gebracht. War der gedachte erste Name von aufkeimender Wut begleitet gewesen, so sorgte der zweite Name für ein kurzes Kribbeln, ein leichtes Ziehen in der Brust. Betrübt wischte er die Gedanken fort. An diesem Abend hatte Vareesa mit Kisha und der Roten Snapperin gezecht. Deshalb kam ihm die Bognerin so bekannt vor.

    »Wir können gerne beim Du bleiben, wenn es nicht stört …«, stieg Kiyan ein, was die Frau in ihrer Werkstatt mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Der Gortharer sah sich um. Im ersten Moment hatte die Werkstatt kleiner gewirkt, vielleicht waren das die Nachwirkungen von Beltane gewesen, gleichwohl er nicht von der berühmt-berüchtigten Traumruf-Bowle gekostet hatte. Aber ja – er wandte sich kurz um – das war die Stelle in den Wänden, durch die der Hauptmann Valerion geprügelt hatte. Damals noch saufender Unruhestifter, heute … wohl nur noch Unruhestifter. Dennoch muss ich mich mal mit ihm in der Lilie treffen. Fragen, wie’s ihm geht, wie die Jagd war … immerhin sind wir zusammen hier angekommen, wir sind Reisegefährten gewesen.
    »Der Anstand verlangt es, dass zumindest mein Gefährte oder ich für den Schaden aufkommen.«, erklärte Kiyan weiter. Vareesas Blick zuckte zu der Rabin auf Kiyans Schulter. Ihre Mundwinkel hoben sich kurz, sanken dann aber wieder in dem Versuch herab, professionellen Ernst zu wahren.
    »Nein, nein … erstens ist diese Schönheit hier eine Dame.« Vorsichtig, weil’s das erste Mal war, hob Kiyan eine Hand, berührte sacht das Kopfgefieder der Verbrecherin und streichelte es. Die Rabin quittierte dies mit einem Geräusch, das Wohlwollen beschrieb. »… und zweitens hat sie die Angewohnheit, sich dann aus dem Staub zu machen, wenn die Kacke anfängt zu dampfen. Gleichwohl … sie sich zu wehren weiß.«
    Geistesabwesend lächelte Kiyan. Ein warmes, herzliches Lächeln, welches er der Rabin schenkte. Er räusperte sich, als ihm das auffiel. Vareesas Blick und die zuckenden Mundwinkel reichten ihm.
    »Ja, Tiergefährten eben … ehem …« Ein erneutes Räuspern. Für einen Sumpf war die Gegend hier verdammt trocken. »Nein, ich meinte Valerion, den Reisegefährten. Du kennst ihn vielleicht als … äh … Fatzke. Weiß der Beliar, warum ihn hier jeder so nennt. Ich habe da scheinbar was verpasst.« Kiyan merkte, dass er den Faden verlor … »Nun, jedenfalls werde ich den Schaden reparieren. Ich bin zwar kein Zimmermann, aber für einige Bretter wird’s reichen.«
    Umständlich nahm er den Bogen ab, da die Verbrecherin keine Anstalten machte, sich von ihrem Platz zu entfernen. Vielmehr wurde die körperliche Unruhe mit einem anklagenden Krähen bedacht. Kiyan trat weiter in die Werkstatt, legte den Bogen vorsichtig auf einen Platz neben dem Bogen, an dem die Bognerin gerade arbeitete. Das würde ein neuer, hochwertiger Bogen werden. Kiyans Exemplar – Ornlus Geschenk und Vertrauensbeweis, eine Anerkennung seiner Beteiligung an der Wilden Jagd – wirkte da schon etwas älter, mitgenommener. Aber stabil, verlässlich.
    »Erstmal zu den Pfeilen … also, ich habe vor einem Jahr … oder zwei, weiß der Beliar, einige Stunden Bogenschießunterricht bei einem Jäger in der Gespaltenen Jungfrau gehabt. Etwas auf Strohsäcke schießen, ohne mir die Pfeilspitze ins Auge zu rammen.«
    Kiyan rieb sich über die braune, lederne Augenklappe. »Ja nun, also … das war keine Pfeilspitze. Etwas … anderes. Sagen wir, ich habe es für meine Freiheit gegeben. Jedenfalls … ich habe keinen blassen Schimmer, wie viele Pfeile ein guter Schütze braucht. Ich bin ja nun mal kein guter Schütze. Also wenn du, Vareesa, Tipps hast, bin ich gerne offen dafür.«
    Die Rabin schien sich auf Kiyans Schulter zu langweilen, hüpfte herunter und auf die Werkbank, wo sie mit schräg gelegtem Kopf das Machwerk Vareesas begutachtete. Dann krähte sie. Klang da Anerkennung mit?
    Wann werde ich aus diesem Vogel schlau …

  6. Beiträge anzeigen #326
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    “Wieso muss ich die Sehne ständig lösen und wieder dran machen? Wieso dann den Bogen spannen und halten? - Und wann darf ich auch mal Pfeile abschießen?”, fragte Runa mit der Geduld einer Jugendlichen.
    Onyx sagte nichts, sondern winkte lediglich mit der Hand, dass sie weitermachen sollte.
    Gut eine Stunde machte sie das schon. Bogen mit der Sehne spannen und dann die Sehne bis zum Maximum spannen, während der Arm den gespannten Bogen stabilisieren sollte. Nach einem tiefen Atemzug bis drei zählen und die Sehne nicht loslassen, sondern langsam zurückführen. Danach die Sehne vom Bogen lösen und das Spiel von vorne.
    Runa machte was Onyx forderte und aufmerksam sah er zu, wie ihr wackeliger, ausgestreckter Arm versuchte, den Übungsbogen zu stabilisieren.
    “Sehne bis Wange ziehen. Bogenkunst nicht haha-ha mit Schwert. Sein einatmen und ausatmen. Fokus auf Ziel, Kraft sammeln und spannen Körper an wie Bogen selbst. Halten! - Dann zurück bewegen und spüren, wie Kraft zurück in Bogen frei geht. Onyx sehen wo du noch nicht gut für Pfeil..”, erklärte er. Klar! Runa war in Sachen Muskulatur und Koordination noch keine Schützin. Sie hatte ihr Schwert und damit war ihr Körper vertraut.
    “Wie oft nochmal? Meine Arme tun schon weh. Und wieso sprichst du nicht varantisch?”, fragte sie.
    “Onyx sprechen Varant, wenn niemand da. Onyx nicht wollen genervt von Leute was Liebesgedicht von Varant übersetzen wollen haben. Onyx sein Waldläufer. Nicht Übersetzer. - Runa ziehen noch sechs Mal. Dann wir machen was neu.”, erklärte Onyx ganz klar und blickte zu der kleinen Gruppe, die Jilvie gerade unterwies. Runa nickte und beendete die Übung die sie seit der ersten Lektion machen durfte. Gestern hatte er ihr neben dieser Übung auch die einzelnen Bestandteile des Bogens erklärt und ein paar Grundregeln in der Pflege und Handhabung eines Bogens erläutert. Auf varantisch.
    “Und jetzt?”, fragte sie.
    “Muskeln müde, heh? Dann wir machen Ausflug zu Shakes. Tag 1 beginnen von Jägerin Runa. Du auf Weg zu Sumpfkrautplantage suchen Spuren. Egal was. Du deuten oder fragen was ist. Onyx sagen und erklären. Aber du finden. Auf Weg zurück Onyx dir zeigen was du nicht gesehen. Holen Paket von Shakes ab.”, gebot der Hüne und Runa schien sich darauf wohl zu freuen. Gut so.
    “Kannst du auch mit was anderen kämpfen, Meister Onyx?”, fragte sie dann frei heraus. Onyx zuckte mit den Schultern.
    “Früher gehauen Leute mit Knüppel. Aber einfach. Manchmal würgen Menschen und schlagen. - Onyx nicht suchen Kampf von nah. Sein große Risiko. Fehler und du tot. Fehler und du Krüppel. Bogen schießen sein nicht so große Risiko.”, meinte der Hüter der Olvara und schien damit fein.

    “Aber du kannst doch nicht immer schießen. Manchmal kommt dir dein Feind so schnell zu nah…das war damals im Tempel so. Was machst du dann?”, fragte sie neugierig.
    “Hmmm…schießen so gut, dass kommen nicht nah.”
    “Und wenn du keine Pfeile mehr hast oder Pfeile nichts bringen?”
    “Dann laufen…”
    “Und wenn das Monster schneller ist?”
    “Hmmm…”, brummte Onyx und erinnerte sich an den Oger, der ihn eigentlich umgebracht hätte, wäre er nicht in das Loch gefallen.

    “Hier ist eine Spur…bestimmt ein Hund?”, meinte Runa und kniete ab, um die Pfotenabdrücke zu zeigen, die am halb kaputten Steg zu sehen waren.
    “Und was du für Geschichte lesen aus Pfote?”
    “Der hat sich im Matsch gesuhlt und ist hier entlang. Oder?”, fragte die junge Frau.
    “Hund das gewesen und ja war in Matsch. Matsch kann von überall hier sein. Also denken, dass da wo Menschen oft gehen, auch gegangen. Manchmal Matsch anders. Sein hell. Dann war bestimmt bei Molerats. Da so Matsch. Kennen Umgebung und du lesen mehr. Hund ist gegangen langsam. Wenn Rennen, du sehen gleich da vorne wie Spur anders. Wieso gerannt? Das du müssen weiter lesen in Spuren. Folgen weiter.”, erklärte der Waldläufer und sie gingen dann auch weiter. Kurz grüßten sie eine Gruppe Jäger von Tooshoo die mit einem Sumpfhirsch große Beute gemacht hatten und waren dann allein.
    “Du wirst gleich sehen, dass sie deine Fährte kaputt gemacht haben. Manchmal verliert man sie. Dann musst du dir vorstellen, wie der Hund gelaufen ist und wohin. Du musst deinen Verstand benutzen und die Natur eines jeden Lebewesens nachvollziehen können, Tochter des Löwen.”, erklärte er ihr auf varantisch.
    “Klar alles sein.”, sagte Runa auf varantisch.Onyx zeigte dann auf den Pfad, der vom Steg weg führte und in Richtung Sumpfkrautplantage ging. An den Stufen zu den Stegen, waren nun unzählige Spuren. Nichts genau heraus zu deuten. Onyx zeigte auf die menschlichen Abdrücke.
    “Hier siehst du die Unterschiede. Vier Jäger, eine war eine Frau und einer hat sehr kleine Füsse für einen Mann gehabt. Schau dir die Abdrücke an. Die Frau wiegt weniger und darum ist ihr Abdruck nicht so tief. Auch drückt sie sich durch ihre Gangart anders ab. Die zwei die den Hirsch getragen haben, haben sehr tiefe Abdrücke. Durch das Gewicht. Ihr Gang ist auch anders. Angestrengt. Siehst du wie der vorne mit der Fussspitze rein getreten hat, statt normal aufzutreten. Er ist fast gestolpert. Der mit den kleinen Füssen lief hinter den anderen. Er stoppte immer wieder. Vielleicht suchte er nach Feinden oder der Ausblick war schön.”, deutete der Hüne aus der Spur.
    “Das du siehst alles in der Spur. Ich sehen nur Stiefel…abdruck.”
    “Du wirst das noch lernen. Erfahrung ist der beste Lehrmeister. Hier geht die Spur vom Hund weiter.”, merkte Onyx weiter auf varantisch und zeigte in die Richtung vorbei am Pfad.
    “Der Hund hat gesehen und lauft hinterher?”
    Sie gingen der Spur nach, die nun entlang von Farnen, Gras und dunkler, feuchter Erde.
    “Ja. Das kann sein. Feuchte Erde ist immer gut. Sie ist weich. Schlecht ist Regen. Spuren werden so verwischt. Hier hat der Hund richtig Tempo aufgenommen. Schau wie seine Pfoten den Boden richtig aufgerissen haben.”
    “Was er jagten? Den Kamel vielleicht?”
    Onyx schüttelte den Kopf und ließ Runa die Spur suchen. Sie musste sich umschauen, da der Hund mit großen Sätzen etwas hinterher gejagt war.
    “Hier er gestoppt, oder?”
    “Ja - und die Beute war weg. Bestimmt ein Vogel. Ein Fasan traut sich hierher.”
    “Aha…wohin ist er?”
    Onyx zuckte mit den Schultern. Das konnten sie nur herausfinden, wenn sie der Spur weiter folgen würden. Jedoch ging sie nicht gen Sumpfkrautplantage.
    “Vielleicht finden wir den Rest der Geschichte auf dem Rückweg. Gehen wir weiter. Hier gibt es noch genug Fährten.”, sprach er auf varantisch.

    “Soll ich dir auch mal was zeigen? So mit dem Schwert? Ich bin ganz gut und du nicht.”, meinte Runa, während von hinten jemand kam..
    “Wenn zurück…vielleicht. Augen auf Beute.”, meinte der Waldläufer und fragte sich ob es Sinn machen würde, sich von einen kleinen Mädchen das schon eine Dämonin umbrachte etwas zeigen zu lassen. Sie grüßten zwei Waldläufer die sie überholten und zum verlassenen Basislager wollten. So ihre Aussage.
    “Sehen wie sich anders bewegen? Wie leicht und ohne schauen auf Boden? Keine tiefe Abdruck in Boden. Das lange dauern zu lernen. Eigene Spur, aber damit schwer zu finden.”, erklärte er noch, bevor Runa der Spur eines Tiers mit vier Beinen und dicken Bauch nachging.
    Geändert von Ornlu (13.06.2024 um 13:03 Uhr)

  7. Beiträge anzeigen #327
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb der Südländer sich die leicht pulsierende Stelle am Arm. Sein Blick ruhte für einige Augenblicke lang mit einer Mischung aus Überraschung, Erschrecken, Empörung und zu nicht geringen Teilen auch Stolz auf der jungen Frau. Es waren Augenblicke, in denen sein Geist nicht im Stande war, zu verarbeiten, was gerade geschehen war und ihm daher nichts anderes übrig blieb, als Zarra mit halb geöffnetem Mund anzustarren, bis sein Hirn schließlich den Aussetzer überwunden hatte. Anfangs noch mit einem ungläubigen Grinsen hielt er sich statt dem schmerzenden Arm die Wampe und fiel dann in das herzliche Lachen der jungen Frau mit ein.
    Es war nur ein winziger, ein klitzekleiner und ein so unglaublich schnell vorübergezogener Moment, aber es war einer, der Griffin kurz wahrlich glücklich sein ließ.

    Diese einfache Situation, hier so mitten im Nirgendwo stand in so krassem Kontrast zu all dem stand, was die letzten Tage passiert war und war vermutlich genau deswegen so besonders. Und die Tatsache, dass das schüchterne, weißhaarige Mädchen, das anfangs nicht mal den Mut hatte aufbringen können, ihm ins Gesicht zu blicken, jetzt unverblümt und völlig befreit lachte - und dann gleich mit einer so ansteckenden Art - ließ den Braunhaarigen mit einem Gefühl von tiefempfundener Zufriedenheit zurück. Er versprach sich im Stillen, sich an dieses Gefühl noch lange erinnern zu wollen. Denn wie jeder Augenblick verflog auch dieser und war bereits nach dem nächsten Blinzeln vorbei.

    »Na gut - die kleine Libelle kann anscheinend zustechen.«, scherzte er und gluckste zufrieden. Auch Zarra konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er hob nicht ohne die nötige Theatralik abwehrend die Hände. »Aber bitte nicht noch einen. Du weißt doch: Ich bin ein gebrechlicher, alter Mann. Noch so ein Schlag und ich muss mich neben unseren Hauptmann ins Krankenbett legen.« Er wich sicherheitshalber zurück, falls die brutale Enkelin der Kräuterhexe ob seiner Worte noch einmal zu einem vernichtenden Hieb ausholen wollte. Noch aber konnte sie sich scheinbar zügeln.
    »Das mit dem Tanzen klappt doch schon ganz gut.«, erwiderte Griffin schulterzuckend, funkelte Zarra kurz neckend zu und setzte dann wieder an. »Wenn es dir wirklich ernst ist, kann ich dir sicherlich das ein oder andere beibringen - aber nicht mehr heute-« Er deutete mit dem Kinn gen Himmel. »Es ist schon spät, die Nacht war kurz und...« Er wagte es nicht, noch einmal von seinem Alter anzufangen und ließ das Ende des Satzes daher unausgesprochen.

    »Aber wenn du willst-« Er klopfte sich auf den Bauch. »Das Frühstück liegt jetzt schon lange zurück. Und ich könnte einen Happen vertragen.«

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Baumkrone - Thingeröffnung. 1. Tag

    Bud und Terrence beschützen heute das ganze Waldvolk und Tooshoo. Zumindest standen sie unten am EIngang zu Tooshoo, während hier oben in der Baumkrone das gesamte argaanische Waldvolk Platz fand.
    Bänke, Stühle oder einfach Decken zum Hinsetzen waren in einen ¾ Kreis um die Plattform in der Mitte gestellt worden. Es war ein guter Tag, um das Thing zu eröffnen. Es regnete nicht, ein warmer Wind wehte hier oben in der Baumkrone und die Sonne würde erst in wenigen Stunden untergehen. Trotzdem hatte man schon die Erzfackeln ausgepackt und klug platziert. Wer hat, der hat und das wollte man zumindest beim Thing zeigen.

    Als die letzten Ankömmlinge dazu kamen - scheinbar Wächter die von tuten und blasen nicht nur keine Ahnung, sondern auch nichts mitbekommen hatten - war es endgültig Zeit. Ornlu war es, der wieder einmal die Versammlung eröffnen würde. Als örtlich ältester Druide stand es ihm zu und war eben Tradition. Doch er wartete noch, bis Jarvo auch eintraf und seinen Platz als Waldläuferführer und damit als Anführer aller des argaanischen Waldvolkes einnahm.

    Dann schritt er auf die Plattform auf der geredet werden würde. Mittig war sie und etwas tiefer gelegen. Am inneren Rand gelegen und auch hier durch mehrere Erzfackeln gut beleuchtet.
    Der Druide hob beide Arme. In einer Hand hielt er seinen besonderen Druidenstab, der zugleich Ulumulu war und in der anderen Hand entfachte langsam eine Lichtkugel.
    Ein tiefes, dunkles Grün war es zu Anfang und begann dann mit zunehmendem Umfang der Lichtkugel langsam heller zu werden. Es schimmerte immer auf, als wäre es eine unruhige Wasseroberfläche im Mondschein.
    Es war in der Hinsicht dann ein probates Mittel um die absolute Aufmerksamkeit und staunende Ruhe zu schaffen. Natürlich wollte die Menge dann auch Glitzer und Schein, was der Druide ihnen auch gab, als die Lichtkugel dann in die Baumkrone aufstieg und alles erleuchtete. Sie wuchs an und schimmerte immer mehr, bevor sie platzte und sich ein magisch-grüner Glitzerreigen über die Menge ergoss.
    Applaus folgte und viele der Kindgebliebenen hatten so schon ihren Spaß, andere blickten Ornlu mit einem Du-Angeber-Blick an und nickten erwartungsvoll.
    Ornlu klopfte dann drei Mal mit seinem Druidenstab auf den hölzernen Boden und hatte die gesamte Aufmerksamkeit für sich.

    "Bewahret, Freunde! Ich erinnere euch an den uralten Gruß unseres Volkes! Bewahret die Natur, die euch alles zum Leben gibt, was ihr braucht. Bewahret eure Familie, eure Freunde, euer Volk - die für euch einstehen und die euer Halt im Leben sein sollen, so wie ihr, der ihre Halt sein sollt. Bewahret euch selbst und seid frei im Geiste, so wie es die Ersten unseres Volkes waren, die zu den Hütern der Welt bestimmt und frei dem Einfluss der streitenden Brüder waren. Bewahret, Freunde!", grüßte der Druide und verneigte sich leicht in alle Richtungen, die wiederum von Grüßen zurück und lauten Waffengeklimper an den Druiden geprägt waren.

    "Ich freue mich euch in so großer Zahl und wohlbehalten begrüßen zu dürfen. Vor allem jene die sich am kleinen Lichtspiel wie kleine Kinder erfreut haben..." - großes Gelächter kam in der Baumkrone auf und auf manche wurde gezeigt und Grimassen gezogen, um sie nachzuahmen. Die nahmen es mit Humor. Das Waldvolk war eben auch nicht wie die Nordmarer die nur besoffen lustig waren oder wie die Varanter, die erst mal Kinder gegen Schakale antreten ließen, um Spaß zu haben oder gleich die Myrtaner die befohlenes Lachen und Freuen hatten, wenn mal der König sprach oder ein Stock-im-Arsch Feuermagier ihnen vor Innos Feuer Angst machen musste. So zumindest malte es sich Ornlu immer wieder aus und konnte sich niemals in solchen Gesellschaften ein Leben vorstellen.

    "Seit der letzten Versammlung gingen einige volle Monde auf und nahmen wieder ab. Vieles ist geschehen, vieles steht bevor. Wir werden sprechen, wir werden begrüßen und wir werden sicherlich diskutieren. Wir werden uns auch an die wichtigsten Regeln der Thingversammlung halten, die da lauten: Gehört wird nur, wer zu uns gehört oder jenem Fremden, dem es erlaubt ist zu sprechen! Zu Zeiten des Thing ruhen die Waffen. Wer die Waffe zieht, um einen anderen zu schaden, wird selbst Schaden erleiden! Die Stimme eines jeden des Waldvolkes besitzt den gleichen Wert und gleiches Recht vor der Versammlung, der der Waldläuferführer als Entscheider vorsteht. - Dies als offizieller Teil. Nun möchte Jarvo euch begrüßen.”, sprach Ornlu und wurde mit Applaus verabschiedet.
    Jarvo trat vor und wurde mit sehr neugierigen Blicken beobachtet. Genug hatten den Waldläuferführer zur Wilden Jagd gesehen. Genug hatten mitbekommen, dass er bewusstlos und gefesselt zu den Heilern gebracht wurde und genug hatten Jarvo bis vor wenigen Tagen nicht aus der Heilkammer kommen sehen. Manche hielten Jarvo für tot und um die Ruhe zu bewahren, war da nur noch seine Leiche die lebendig aussehen sollte. Was Blödsinn war, aber auch Tatsache, wenn man nicht offen beim Waldvolk sagte, was war. Die Leute schufen alternative Wahrheiten.
    Sichtbar angeschlagen, aber klar im Geiste blickte der Waldläufer in die große Runde. Er verneigte sich vor allen und sprach dann.

    “Bewahret, Brüder und Schwestern. Ich danke euch für euer Erscheinen und bin dankbar dafür, heute hier sein zu dürfen. Viele Dinge müssen geklärt werden und unser Volk nach der Wilden Jagd wieder in die Spur finden. Dafür sind wir die nächsten Tage alle beisammen. Ehrt die Gesetze des Thing und seid frei zu sagen, was gesagt werden muss. Das Thing ist da, um Wogen zu glätten, aber auch alte Bande neu zu schmieden. So war es und so wird es immer sein. Mertens, Jadewolf, Ricklen und Darius werden euch nun was zu den Neuen, die Teil unseres Volkes geworden sind und auch schon einen Platz haben erzählen. Danke! Bewahret!”, großer Appplaus erklang, Waffen klimperten dröhnend und Druidenstäbe donnerten auf den Boden. Jarvo hier zu sehen, war für viele eine sehr gute und wichtige Sache. Anführer trugen diese Gemeinschaft und jeder der fehlte, fehlte zehnfach.
    Mertens trat vor und begrüßte alle.
    “Viele die hier beisitzen sind seit ein paar Monden Teil des Waldvolkes. Aber noch nicht offiziell hier aufgenommen worden. So bitte ich Gislav aus Nordmar, Beon von Setarrif, Kilik und Milik aus Khorinis, Shala Valad aus Varant, Leona aus Stewark und die stolzen Eltern von Aniron, von Tinuviel, von Brennus und von Valinur von der Fuchssippe hervor zu kommen.”
    Gesagt getan traten dann die genannten vor und vor allem die kleinen Säuglinge, die stolz von den Eltern getragen und dem Volk gezeigt wurden, bekamen einen tosenden Applaus und Wünsche auf ein langes Leben. Neues Leben im Waldvolk war größer wie der Sieg einer Schlacht oder Heldentaten, die man sich an den Feuern erzählte. Es war ein Versprechen dafür, dass diese Gemeinschaft und ihre Werte weiter in dieser Welt verblieben.
    Als es wieder ruhiger wurde, war Ornlu wieder dran. Ornlu winkte Zarra, Kalad und Ambrose zu sich und trat neben die Drei.

    “Das sind Zarra Rimbe, Kalad vom Wolfsclan und Ambrose von Argaan. Der Name Rimbe ist vielen durch Nerea unsere Kräuterkundige und durch alte familiäre Bande vielen Sippen und alten Familien des Waldvolkes bekannt und das ist ihre Enkelin, Zarra! - Kalad kam mit mir vom Festland und erkannte, dass wir gar nicht so verkehrt sind. Er hat sich schon jetzt als guter Jäger und treue Seele bewiesen! - Ambrose kennt ihr schon alle…”
    “...der nackte Moleratflüsterer! Wo ist die schöne Moleratreiterin mit dem Apfelpopo!?”, rief einer rein und Gelächter erklang. Ambrose lachte mit und zeigte unverfroren auf Ronja in den Sitzreihen. Die stand auf und verbeugte sich lachend.
    “...nebenbei ist er auch noch Heiler!”, erwähnte dann Ornlu als es ruhiger wurde und wartete bis es wirklich ruhig war.
    “Einer fehlt heute. Sein Name ist Yarik und er wird seit der Wilden Jagd vermisst. Er gehört auch zu den Neuen, die unsere Geheimnisse ergründen werden und ist Teil dieses Zirkels. - Habt Dank für eure Ohren und die Verschwiegenheit. Bewahret!”, sagte der Wolfsdruide und sah dann zu, wie sich die ‘Neuen’ vor der applaudierenden Menge verbeugten und ihre Plätze dann wieder einnahmen. Ricklen trat vor…

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Baumkrone - Das große Thing

    Sie hatten kaum zwei Worte miteinander gewechselt, da kreuzte plötzlich die Hooqua neben ihnen auf und hatte die gesamte Kundschaft der Sumpflilie mit im Schlepptau.
    "Was sitzt ihr Zwei denn hier noch so herum? Und was macht das eklige tote Vieh auf meinem Tisch? Räumt das weg und ab in die Baumkrone mit euch! Das Thing geht bald los!"
    Maris wandte sich überrascht zu ihr um. "Heute schon? Ich dacht, das ist erst morgen? Ich muss doch noch Runa einsammeln gehen!"
    "Die wird schon mit irgendjemandem mitkommen. Jetzt schwingt die Hufe, sonst gibt's einen Stehplatz für euch beide!"
    Freiya und Maris erhoben sich, und Freiya zögerte für einen Moment, als sie auf den toten Nager auf dem Tisch blickte.
    "Wenn du es dir mit deinem Uhu-Freund nicht verscherzen willst, nimmst du sein Geschenk besser mit, hörst du?", warnte Maris. Freiya starrte ihn so entsetzt an, dass er das "Willst du mich verarschen?" schon hören konnte, doch schlussendlich packte sie das tote Tier am Schwanz und schleppte es mit sich hinauf in die Baumkrone.

    Sie waren tatsächlich spät dran und hatten zu tun, noch freie Plätze zu finden. Schlussendlich landeten die rote Snapperin und Maris auf zwei benachbarten Plätzen am Rand - die zuletzt Gekommenen schoben nämlich die Ersten immer weiter nach innen durch - wobei Maris den Innenplatz nahm, um ihr die Möglichkeit zu lassen, ihr Nagergeschenk neben sich abzulegen und auch problemlos herauszutreten, wenn es ihr zu eng wurde. Denn wenig überraschen saß man hier Hüfte an Hüfte gedrängt, wenn die gesamte Gemeinschaft sich in der Baumkrone versammelte.
    "Falls du vor gehen musst, nimmst du dann deinen Nager mit?", fragte er Freiya und grinste sie spitzbübisch an. "Wenn Argo dich ohne den sieht, wirst du sieben Jahre lang mit Uhukacke im Haar aufwachen. Selbst wenn du in Höhlen schläfst." War natürlich totaler Unsinn. Aber er wollte zu gern sehen, wie Freiya sich damit vor die Menge stellte.
    Ornlu eröffnete mit wenigen Worten die große Thingversammlung und überließ dann die Bühne Jarvo. Maris freute sich, zu sehen, dass das von Onyx angemischte Heilmittel tatsächlich angeschlagen hatte und die Wildheit des Waldläuferführers zumindest im Moment gebannt schien. Während dann Mertens sprach, entdeckt Maris Runas Gesicht auf der gegenüberliegenden Seite gleich neben den breiten Schultern von Onyx. Er lächelte bei diesem Anblick. Seine Tochter wurde langsam erwachsen. Und darüber hinaus war es auch außerordentlich komisch, den Riesen und Maris' kleine und zarte Runa nebeneinander dort sitzen zu sehen.
    Dann wurden die neuen Mitglieder der Gemeinschaft vor aller Augen vorgestellt. es war herzallerliebst, das überschwängliche Willkommen vor allem für die Kinder der Fuchssippe zu sehen, und auch Maris jubelte mit für sie. er schmunzelte, als er hörte, dass eines der Mädchen Aniron getauft worden war. Ob er dem Kind spaßeshalber nach der Versammlung einmal seine Aufwartung machen sollte, um sich vorzustellen? Immerhin war das ein nicht gerade häufiger Vorname, und Maris wusste zu gut, dass jedem Namen eine gewisse Kraft innewohnte.
    "Lustig. Meine Frau heißt auch Aniron", sagte er zu Freiya, als sich der Jubel legte.

    Schließlich wurden die neuen Mitglieder des äußeren Kreises der Gemeinschaft vorgestellt. Natürlich waren ihre Gesichter nichts Neues für Maris, aber ihn überkam ein wohliges Gefühl, als Zarra gemeinsam mit den anderen willkommen geheißen wurde. Immerhin war er für sie verantwortlich, sobald das Thing enden würde, und er würde auf sie Acht geben wie auf Runa. Dieser Verbundenheit konnte er sich nicht entziehen, und er wollte es auch gar nicht. Dieses Gemeinschaftsgefühl war es, was das Waldvolk von allen anderen Gemeinden auf Argaan unterschied.
    Als dann Yarik erwähnt wurde, der immer noch als vermisst galt, schwand Maris' Lächeln. Ja, auch diese Seite gab es. Sie hatten sich zwar kaum gekannt, aber dennoch schmerzte es, wenn die Kämpfe ihren Tribut forderten. Maris erwartete nicht, dass Yarik noch am Leben war, und dass es keine Suchaktionen gab, bedeutete ihm, dass auch die anderen es so sahen. Zu gnadenlos waren die Sümpfe dieser Tage da draußen gewesen, als dass es Anlass zu Optimismus gegeben hätte.
    Schließlich trat Mertens ab, um Ricklen Platz zu machen. Maris war gespannt, welche Themen wichtig genug waren, um zuerst besprochen zu werden. Doch man musste kein Genie sein, um sich zu erschließen, dass die vielen Geschehnisse um die Große Jagd das Thema schlechthin waren.
    Geändert von Maris (14.06.2024 um 13:05 Uhr)

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Baumkrone - Das große Thing

    Thing. Ein altes Wort der menschlichen Sprache, welches Kiyan schon in verschiedenen Weltengegenden gehört hatte. Beim Gedanken dabei dachte er wieder einmal daran, wie viele Verbindungen aus allerältester Vergangenheit zwischen Völkern bestanden, die Kontinente und Ozeane voneinander getrennt waren. Bei einer Expedition in den Norden Gorthars, nahe der Grenze zum Land ewigen Schnees und Eises, hatte in endlosen Nadelwäldern ein schroffes Waldvolk gehaust, welches seiner Truppe und ihm widerwillig Unterkunft gewährt hatte. Die Entscheidung dazu war auch bei einem Thing getroffen worden, nur wesentlich kleiner und düsterer als das Spektakel, das der Jadewolf – manchmal wahrlich ein nach Aufmerksamkeit heischender Scharlatan, den man niemals für einen mächtigen Druiden halten wollte – zur Eröffnung der Versammlung in der Baumkrone Tooshoos veranstaltete.
    Wieder einmal war Kiyan erstaunt darüber, wie viele Menschen hier trotz des Weltenrisses und der Widrigkeiten der letzten Jahre zum Waldvolk gehörten. Exilanten aus dem Umland ebenso wie jene, die es nach Stewark oder gar Thorniara verschlagen hatte, wo sie sich wesentlich bedeckter hielten, aber nichtsdestotrotz Zuflucht gefunden hatten. Der Konflikt von Königreich und Orden war für das Waldvolk nicht von allzu großer Bedeutung, wenn er nicht dessen Tun betraf. Aufmerksam hörte Kiyan zu, als der Jadewolf die Regeln und Gepflogenheiten des Things erklärte, ehe er das Wort an Jarvo gab, den Waldläuferführer Argaans. Unwillkürlich versteifte sich der Gortharer, als er den unscheinbaren Waldläufer erblickte, der doch so viele Geheimnisse in sich zu tragen schien. Eines war ihm und anderen – unglücklicherweise – Auserwählten offenbar geworden. Es war ein anstrengender Kampf gewesen, den Mann zu beruhigen, der mit der Kraft eines Tiergeistes beseelt zu sein schien.
    Jarvo bestätigte noch einmal das, was der Jadewolf zuvorgetan hatte. Da standen sie, der Führer der Druiden und der Waldläufer. Beide Seiten der Medaille dieses Volkes. Ein Zeichen für sie alle. Nun gab der Waldläuferführer das Wort an seinen Zweitmann, Mertens. Der Waldläuferveteran mittleren Alters trat vor, räusperte sich und begrüßte einige neue Angehörige des Waldvolkes, die scheinbar aus aller Herren Länder zu stammen schienen. Sogar Säuglinge wurden mit warmem Applaus Willkommen geheißen im Waldvolk. Eine Sitte, ein Ritus, der Kiyan lächeln ließ. Das freute ihn ehrlich.
    Dann erschien wieder der Jadewolf auf der Plattform und winkte mehrere Leute zu sich. Zarra, die junge Wölfin, mit der er gejagt hatte. Als ihr Blick kurz den seinen streifte, lächelte der einäugige Jäger aufmunternd und nickte ihr zu. Kalad – dem kleinen Schreihals von Jadewolfs Hundezwinger – winkte er sogar offen zu, was der kleine Mann ebenfalls winkend zur Kenntnis nahm. Obwohl Kiyan noch weit davon entfernt war, ein wahrer Waldläufer zu sein, hatte er sich seine Sporen bei und mit den Wölfen verdient. Sie hatten gemeinsam gejagt. Das schuf ein Band.
    Ornlu hieß die drei Waldvölkler bei den Druiden Willkommen, nahm sie als Lehrlinge auf. Ein vierter, der dieses Privileg bekommen sollte, schien verschwunden zu sein. Vielleicht sogar tot, murmelten Leute in seiner Nähe. Das betrübte Kiyan. Er hatte diesen Yarik zwar nicht gekannt, aber gehört, dass er während der Wilden Jagd seinen Teil beigetragen hatte. Und wenn er würdig war, Lehrling der Druiden zu werden, dann war ersichtlich, welches Potenzial mit seinem Tod fehlen, niemals zur Entfaltung kommen würde.
    Als der Jadewolf geschlossen hatte, nahm Ricklen den Platz auf der Plattform. Der Anführer seines eigenen Jagdkommandos, jeder Zoll ein Jäger und Waldläufer, genoss ganz offensichtlich den Applaus des Waldvolkes. Der blonde, bärtige Mann mit dem Gesicht eines verdammten Schurken – leider gutaussehend – verbeugte sich mehrmals linkisch, heizte sogar kurz die Menge an, die nochmals applaudierten, ehe seine Gefährtin – Jilvie – rief, er solle das Theater sein lassen und wie jeder gute Mann seine Pflicht tun und dann ruhig sein. Das brachte vor allem die Frauen in der Menge zum Lachen.
    Der Waldläufer räusperte sich und schüttelte gespielt gekränkt den Kopf, ehe er die Stimme erhob, die klar und laut schallte:
    „Brüder und Schwestern, meine Freunde. Vor einigen Tagen standen wir gemeinsam, Seite an Seite, einer Prüfung gegenüber, an der in der langen Geschichte unseres Volkes so manche Generation gescheitert ist. Wir gingen durch’s Feuer, wagten … und gewannen letztendlich. Eine Heldentat, die noch in hunderten Jahren von den Urenkeln unserer Urenkel besungen werden wird. Das Waldvolk, das Tooshoo, den Sumpf, die Gunst der Natur wieder für sich beanspruchte.«
    Zustimmende Rufe erschallten umher. Flügelflattern. Kiyan grinste, als die Schurkin sich auf seiner Schulter niederließ.
    »Manch einer nahm zum ersten Mal eine Waffe in die Hand. Andere holten sie wieder hervor, nachdem sie lange verstaut lag. Es gab auch jene, die sich erst im Waldvolk eingefunden hatten, Neulinge aus der Ferne. Mal Flüchtlinge, mal Glückssucher. Das Feuer der Wilden Jagd schmiedete sie und uns alle zu einer erneuerten Gemeinschaft zusammen. Daher ist es nun an der Zeit, jene, die sich als Jäger in der Jagd verdient gemacht haben, auch offiziell als solche anzuerkennen. Tretet vor, Galfir aus dem Hammerclan, Nepomuk von Khorinis, Harik und Garik aus Ardea, Runa aus Stewark und Kiyan aus Gorthar!«
    Fast traf Kiyan der Schlag. Verdammte Axt! Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte nicht erwartet, hier vor großer Runde vorgestellt zu werden. Mit blasserer Miene alssonst trat er vor, folgte den genannten Männern und dem jungen Mädchen, welches eine Selbstsicherheit ausstrahlte, die die Jäger wie Mäuse wirken ließ. Kiyan stellte sich neben sie. Ricklen grinste ihn an, das neueste Mitglied seines Kommandos und begann dann, jene anderen als Jäger einzusetzen. Er berichtete von ihren Taten während der Jagd. Nepomuk, der zwei Kinder rettete, die sich verirrt hatten. Harik und Garik, die gemeinsam einen Sumpfhai zur Strecke gebracht hatten. Runa, die bei einem Kampf mitgewirkt hatte, der für sich alleine schon ganze Seiten in einer Saga einnehmen würde. In der Menge erkannte Kiyan den einäugigen Maris, der dem Mädchen warm zulächelte. Ah, Vater und Tochter, erkannte er. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen.
    »Und zuletzt Kiyan …«, kam Ricklen zu ihm, »Vor der Wilden Jagd kam er zu mir und bat um Aufnahme bei den Jägern. Damals sah er aus wie der Tod auf zwei Beinen, aber nachdem der Jadewolf sich seiner angenommen hatte und er ein wenig Auslauf mit dessen Spießgesellen bekam, sah er wieder gesünder aus. Wenn er redet, mögt ihr einen zivilisierten Gortharer hören, einen Spießer, der von Fortschritt und Modernität seiner Heimat schwadroniert. Manchmal hat er sogar einen richtigen Stock im Arsch, aber verdammt, er hat Mumm. Er ist mutig, war vorne mit dabei und ist vor keinem Kampf davongelaufen. Manch einer mag zwar sagen, dass ich ihn nur aus Mitleid aufnehme, weil er mit einem Auge nicht mehr ganz so viel taugt, aber dann müsste ich ja auch fast alle Kerle hier aufnehmen, die nachweislich nur noch ein Ei in der Hose tragen!«
    Gelächter in der Menge. Ein, zwei mutige Kerle riefen Ricklen zu, er solle mal herkommen und ihnen das ins Gesicht sagen. Mertens bat laut um Ruhe und Ricklen sprach weiter:
    »Kiyan ist ein Beispiel dafür, wie jemand, der keinerlei Verbindungen zum Waldvolk hat, der als Fremder zu uns kam, sich seinen Platz verdient hat. Seinen Platz und unser aller Vertrauen. Das ist ein Mann, den ich im Kampf neben mir haben möchte. Einer, dem der Schutz des Waldvolkes am Herzen liegt, so wie all den anderen, die an seiner Seite stehen, vom Ältesten bis zur Jüngsten.« Er lächelte Runa an. »Daher heißt unsere neuen Jäger Willkommen. Mögen ihnen die Winde gewogen sein und immer reichlich Beute bescheren!«
    Das Waldvolk jubelte, währenddessen Hauptmann Hayabusa auf die Plattform marschierte. Er hatte einige neue Wächter im Schlepptau, darunter Valerion, den alten Herumtreiber. Als die Jäger verschwunden waren, stellte der Krieger die frischen Wächter vor, wobei Valerion vielmehr in seiner Tätigkeit bestätigt wurde. Kiyan bemerkte, dass der Applaus für Val verhaltener zu sein schien. Kurz schweifte Ryus Blick den des Jägers. Instinktiv wusste er, dass ihm noch ein ungemütliches Gespräch Bevorstand, Zugehörigkeit zu den Jägern hin oder her.
    „Denke, da müssen wir mit ihm mal ein Wort reden, nicht wahr, du verfressene Schwerenöterin?«
    Die Rabin krähte zustimmend.
    Klar, der Jäger der mit der Krähe plaudert. Dann bin ich hier ja in bester Gesellschaft.
    Aber das war er wirklich. Hier war seine Heimat. Hier war sein Leben. Hier war sein Volk.
    Geändert von Kiyan (14.06.2024 um 20:43 Uhr)

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Baumkrone - Das große Thing

    Ihm setzte der Atem für einen Herzschlag aus, als er Runas Namen unter den zu Jägern Ernannten hörte. Und tatsächlich: mit einem Selbstbewusstsein, das seinesgleichen suchte, erhob sie sich und trat vor in die Mitte der Versammlung gemeinsam mit den anderen Ernannten.
    "Das ist doch-", stammelte Maris und sah sich verwirrt um. "Wie ist das denn passiert?"
    Während Ricklen die ersten neuen Jäger vorstellte und ihre Leistungen würdigte, die mit Jubel und Beifall in ihrem neuen Rang begrüßt wurden, schüttelte Maris immer noch den Kopf und sah mangels anderer Kummerkästen schließlich zu Freiya hinüber.
    "Das hat sie mit mir aber nicht abgesprochen! Ich meine, sie hat sich echt bewiesen, aber ... eine Jägerin? Sie ist doch erst dreizehn!"
    Na gut, beinahe vierzehn, aber trotzdem! Er presste die Kiefer aufeinander. Was Aniron davon wohl halten würde?

    Dann schließlich war Runa als Vorletzte an der Reihe, und Ricklen erhob die Stimme.
    "Unsere nächste neue Jägerin mag euch vielleicht etwas klein erscheinen, aber lasst euch davon bloß nicht täuschen! Runa ist die Tochter von Maris und hat schon als kleine Hosenscheißerin in Schwarzwasser auf der Sumpfkrautplantage gelebt. Lester hat erzählt, dass sie dort Hundemilch getrunken hat. Ein Wunder, dass sie sich noch nicht das Gesicht rot angemalt hat und mit den Wölfen heult!"
    Einige lachten. Kalad sprang auf (was bei ihm keinen großen Unterschied machte) und rief: "Das kriegen wir noch hin! Mit den Wölfen getanzt hat sie schon!"
    "Sie ist mit ihrem Vater aus Stewark gekommen, als das Mal sie zur Wilden Jagd gerufen hat. Dabei hat Runa nicht nur gezeigt, dass sie mit einem Schwert kämpfen kann - Respekt an den väterlichen Lehrmeister - sondern auch, dass man sich auf sie verlassen kann. Als Papa eng umschlungen mit der Riesenschlange Yakumama war, hat Runa sich wie eine Löwin nur mit einem Messer auf sie gestürzt, um ihn zu befreien. Und nicht zuletzt hat sie eine der beiden Tempelwächter-Dämoninnen mit Köpfchen und Leidenschaft zurück zu Beliar geschickt. Jetzt lernt sie bei Onyx, wie man mit einem Bogen schießt, unser Wissen über das Jagen im Wald - und vermutlich auch, wie man jemanden so richtig würgt."
    Ein Raunen ging durch die Ränge. Maris sah zu Onyx, der zu Ricklens Worten zustimmend nickte.
    "Onyx hat sich für sie ausgesprochen, und Jilvie auch."
    "Wie kann man Beltanes Königin des Tanzes denn nicht befürworten?", rief Jilvie herein und rief einige Lacher hervor.
    "Wie dem auch sei", rief Ricklen und brachte die Menge wieder zur Ruhe, "Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Runa noch am Anfang ihres Weges steht. Aber sie hat sich bewiesen und Vertrauen erarbeitet. Willkommen unter den Jägern von Tooshoo und möge jede Jagd so erfolgreich sein wie deine erste!"

    Maris blieb wahrhaftig die Spucke weg. Mit jedem weiteren Wort Ricklens über Runas Leistungen war seine Unsicherheit ob der Ernennung weiter gewichen, denn je mehr er es aus dem Munde anderer hörte, desto bewusster wurde er sich, was seine Tochter da alles geleistet hatte. Und all die Sorge wich einer gewaltigen Menge an Stolz.
    Nachdem Ricklen mit dem einäugigen Kiyan auch noch den Letzten aus der Reihe vorgestellt und ihn gewürdigt hatte, brandete großer Jubel unter den Leuten des Waldvolks von Tooshoo auf. Lächelnd betrachtete Maris seine Runa, die all die Anerkennung sichtlich genoss, und er gönnte ihr jeden Augenblick da unten vor all den anderen. Er merkte sich vor, sie erst einmal ganz fest zu knuddeln, wenn sie sich später wieder trafen. Mit dreizehn Jahren schon eine echte Jägerin - die Wilde Jagd hatte so Einiges für seine Tochter verändert.
    Geändert von Maris (14.06.2024 um 18:56 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Am Mittag vor dem Thing, Vareesas Bognerei

    Aufmerksam beobachteten die meerblauen Augen diese beiden so ungleichen Gefährten. „Kiyan und die gefiederte Dame“, formten ihre Lippen leise, als die Rabendame neugierig auf ihr Krähen hin nach dem ‚dritten Auge‘ am Bogenholz pickte. „Du hast ein Auge für glitzernde Dinge, nicht wahr, meine Hübsche?“, gab die Bognerin der schwarz gekleideten Komtess der Lüfte zu verstehen und tippte dann selbst zwei Mal mit dem Fingernagel auf die Einfassung des grünen Edelsteins, während sie auf Augenhöhe mit ihr ging und dabei jedem Schieflegen ihres Hauptes folgte. „Ich danke dir für dein Lob, aber…“, ein kleiner, aufsteigender Schwall von Magie sammelte sich im Meerblau der Augen der Wanderin, während die Blicke von Tier und Mensch sich trafen. Sie traute Kiyans Gefährtin, freute sich sogar offen und ehrlich über diese so niedliche Form der Anerkennung. Aber zuzulassen, dass eine neugierige Adlige des Rabenhofes sich fremdem Tandes bemächtigte, der das Sahnehäubchen auf dem eigenen Werkstück war… Das war, selbst wenn es sich um eine Dame des Adels handelte, nicht verhandelbar. „Leider ist dieser Schmuck für eine andere Dame bestimmt. Im Gegenzug zu dir… braucht sie ihr drittes Auge.“.

    Die Rabin die Titel und Adelsgeschlecht noch niemandem verraten hatte gurrte nach mehrmaligem Blinzeln zufrieden und ging dann in die, wie Vareesa es so gerne beim kleinen Spatz beschrieb ‚Brötchenhaltung‘. Sie setzte sich so hin, dass ihre Beine im Federkleid verschwanden, zog das Köpfchen ein und neigte nur hier und da das Haupt hin und her. Aufmerksam beobachtend und trotz des ungewohnten Schauplatzes relativ… entspannt. Noch einen Moment lang hielt Vareesa den Blick ihrer Besucherin, das Kinn auf beide übereinander gelegten Unterarme gestützt. Dann erhob sie sich langsam und nickte Kiyan lächelnd zu.

    „Ja. Eine wirklich edle Dame, die dich da begleitet, Kiyan. Behandle sie gut – Sie ist von Adel! Und eine Dame von Adel sollte auch einen Leibwächter haben, der weiß, wie man sie schützt.“, gab sie weiterhin zu verstehen, als wäre es das Normalste auf der Welt, Raben wie Menschen der höheren Klassen zu behandeln. Aber tatsächlich: auf ihren Reisen hatte die Wanderin ihre magischen Kräfte, das Erleben und Fühlen von Erinnerungen und Emotionen auch bei Raben geübt und eine gewisse Faszination für jenes dunkle Volk der Lüfte entwickelt. Und scheinbar, zumindest war es immer eine Vorstellung, die ihr gefiel und sich aus vielen Erinnerungen zusammen setzte so, dass die Raben einen ‚Hof‘ bildeten. Ob es nun die Eindrücke waren, die Vareesa auch von Kiyans Begleiterin gesammelt hatte oder einer Tatsache entsprach… Nun, das konnte niemand mit Bestimmtheit sagen. Aber nach der Konfrontation mit den Harpyien, dem magischen Ausbruch, der ihr ein Hochgefühl gab, dem sie noch immer hinterher trauerte und der wilden Jagd im Allgemeinen, hatte sich die Wahrnehmung Vareesas irgendwie verändert. Viel offener konnte sie das Leben in ihrer Umgebung fühlen. Eine Verbundenheit Dingen aufbauen, auf die sie sich konzentrierte. Es war wie ein gebrochener Damm. Eine Grenze, die etwas zurückgehalten hatte, das schon lange am Brodeln war. Sicher, irgendwann würde auch dieser Umstand wieder versiegen und sie zurück auf den Boden der Tatsachen holen. Aber, wenn es nur die kleinste Chance gab, diesen Zustand dauerhaft zu behalten, einen ersten Schritt auf dem Spielbrett zu tun in dem Wissen, das Spiel zu eigenen Gunsten zu verschieben… dann würde sie es versuchen.

    Auf den kleinen Vortrag zur Raben-Dame nickte Kiyan nur sehr langsam. Ein lang gezogenes „Ah… haaa…“ entwich ihm dabei, während seine Stirn in tiefen Falten lag. Scheinbar zweifelte er gerade daran, ob es vernünftig gewesen war, die Bognerei der skurrilen Bogenfrau zu betreten. Aber diese hob schon Aufmerksamkeit heischend ihren Zeigefinger, ließ diesen wie ein umgedrehtes Pendel zwei Mal von links nach rechts wandern und schnalzte dann mit der Zunge. „IVorschlag: Wenn du die Hütte reparierst und deine Arbeit gut machst, verrate ich dir ein paar Tricks mit dem Bogen. So, dass du dir am Ende nicht wirklich noch das eine Auge ausschießt. Dann wären weder dir noch Madamé Kor‘ha geholfen.“, erklärte sie weiter und blickte wieder schmunzelnd zu der Rabendame herunter die zwischen beiden Bögen saß und dabei war wegzunicken. „Kor’ha?“, fragte der Einäugige weiter und hob eine Braue. „Also, wenn das ihr Name ist. Zumindest klang ihr kleiner Lobgesang über mein Handwerk danach, findest du nicht?“

    Sie sah die Skepsis im Auge ihres Gegenübers und hob dann nur die Schultern, während sie sich seinen Bogen schnappte und diesen sogleich begutachtete. Das Ding hatte ja schon so einiges mitgemacht. Und verdammt, die Lederwicklung roch selbst für eine Nicht-Hauptmanns-Nase ziemlich nach nassem Hund. Die Waffe hatte schon einiges miterlebt. So viel konnte das geschulte Handwerkerauge Vareesas feststellen. Aber auch die Beschaffenheit von Holz, Sehne und Griff erzählte so seine ganz eigene Geschichte. „Ein Erbstück?“, fragte sie schließlich und hob den Bogen horizontal über ihren Kopf ins Licht der durch das Fenster hereinscheinenden Sonne. „Der ehemalige Besitzer läuft noch über der Erde. Also eher ein Geschenk. Stimmt was nicht damit?“, korrigierte Kiyan und folgte dabei unsicher ihren Bewegungen. Doch Vareesa ließ sich nicht weiter stören. Sie war schon wieder ganz in ihrer eigenen Welt und führte die Spitzen von Zeigefinger und Daumen entlang der Sehne. Der Vorbesitzer hatte sich zumindest darum gekümmert und sie immer vernünftig gewachst. Wenn auch an manchen Stellen etwas zu viel für den Geschmack der Bognerin. Sie fühlte die kleine Unebenheit an den kleinen Stellen, an denen offenbar neu angesetzt wurde, begann diese etwas zwischen ihren Fingern hin und her zu reiben, worauf kleine Krümel zu Boden glitten. Schließlich ging sie rüber zu einer der leeren Wandhalterungen für Bögen und hängte das Stück daran auf. Wieder an Kiyan gewandt nickte sie sachte. „Das ist ein schönes Stück. Wenn du mir heute Abend einen Wasserschlauch mit heißen Wasser für meine, äh, Mitbewohnerin und eine Flasche Wacholder bringst, bring ich ihn wieder auf Vordermann. Sozusagen als kleines Bonusgeschäft für dein Bau- und mein, ja, sagen wir, Ausbildungsvorhaben. Einverstanden?“

    Und so kamen die beiden zu einer Übereinkunft, bevor die Bognerin die Dame des gefiederten Hofes darum bat, sich nun wieder ihrer Arbeit widmen zu dürfen und die beiden, einfach gesagt, hinauswarf. Es galt schließlich, ein weiteres Meisterwerk zu vollenden!

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Baumkrone - Das große Thing

    Was für ein seltsamer Tag, dachte sich Freiya. Und das, obwohl sie einiges gewöhnt war nach all der Zeit, die sie hier schon verbracht hatte.
    Sie hatte nur essen wollen, als erst Maris ankam und dann Mama Hooqua sie aufscheuchte. Den vorigen Tag hatte sie mit Nichtstun verbracht, dafür war sie heute zeitig am Morgen aufgewacht und hatte beschlossen, ein bisschen die Stege entlangzulaufen, um zu verfeinern, was Ryu ihr beigebracht hatte. Schließlich war der Sumpf nun wieder sicherer für das Waldvolk und zumindest auf den Stegen des alten Schwarzwassers brauchte man vorerst keine Gefahr mehr zu fürchten. Nach ihrem Lauf hatte sie sich wie immer um die Fallen entlang des Baumes gekümmert. Ja, dass die Thingversammlung heute starten würde, war klar gewesen, aber Freiya war von später ausgegangen und offensichtlich nicht die Einzige, wie sie feststellte. So schimpften einige:
    „Was’n los, was drängeltn der Jadewolf jetzt so? Ich wollt noch das Steak aufessen. Mit knurrendem Magen kann ich mich nich konzentrieren! Und jetzt wird das kalt! Und wer weiß, wer mir das jetzt wegisst!“
    „Ich dachte, es geht viel später erst los? Hat Jadewolf die Eröffnung vorgezogen? Hat der Sumpfdrohnen im Arsch oder was?“
    „Ob der zwischen den Beinen einer Frau auch immer voreilig fertig wird? Kein Wunder, dass er kein Weib hat, die hauen alle ab!“
    Nun, Freiya hätte sich gerne die Ohren zugehalten bei dem letzten Satz, allerdings trug sie diese … Beutelratte mit sich rum, die Maris ihr entgegen geworfen hatte! Und nun hatte sie nicht einmal die Zeit, das Tier irgendwohin zu bringen, sondern schleppte es mit sich rum. Sehr elegant.

    „Na, Freiya, willste dir ne neue Schlüpfer aus dem Opossum machen? Soll ich mal Maß nehmen für dich?“, feixte Hjarti, der hinter ihr auf die Plattform getreten war. Oh, das war sogar ein Opossum, und nicht nur eine Beutelratte? Freiya hob das Tier hoch und betrachtete es. Mit Ästhetik waren diese Wesen ja eher nicht bedacht worden, aber sie hatte mal gehört, dass Opossums gegen Schlangengift immun waren. Mal wieder das beste Beispiel dafür, jemanden nicht nach seinem Äußeren zu beurteilen. Wobei das Fell schon weich wirkte.
    Seufzend ließ Freiya sich mit dem starren Opossum auf dem Schoß neben Maris nieder. Zu gerne hätte sie den Mann mit dem trüben Auge ausgefragt, was er ihr zu dem Uhu erzählen konnte, weil er ja offensichtlich den Namen dieses wunderschönen Tieres kannte, aber es war nun mal keine Zeit gewesen. Stattdessen sah sie Ornlus Spiel mit dem Licht und lauschte erst seinen und dann Jarvos Worten. Freudig klatsche sie – ihre Waffen hatte sie vor ihrer Mahlzeit bei der Hooqua in ihre Unterkunft geschafft, sie hätte sie sowieso nie zum Thing mitgenommen –, als die Namen der Neugeborenen ausgerufen worden. Als Maris bemerkte, dass seine Frau Aniron hieß, dachte Freiya an ihre Begegnung damals im Bluttal mit der Wassermagierin.
    „Ich weiß“, murmelte Freiya, die sich unwohl in diesem Moment fühlte, da Aniron es gewesen war, die ihr damals eröffnet hatte, einst schwanger gewesen zu sein, allerdings eine Fehlgeburt erlitten zu haben. Aniron hatte ihr sogar angeboten, dass wegen ihrer fehlenden Erinnerungen sich jemand mal ihren Kopf angucken könnte, doch Freiya war so perplex gewesen, dass sie nicht darauf eingehen hatte können. Hm, lebten die Wassermagier jetzt nicht in Stewark? Ob Chala deswegen dorthin gehen wollte?

    Freiya lächelte, als Ornlu Zarra vorstellte und amüsierte sich über Ambrose‘ Vorstellung. Moleratreiterin mit dem Apfelpopo? Da hatte sie wohl etwas verpasst zu Beltane und würde Ronja deswegen mal zu Verhör bitten müssen, dachte sie grinsend. Die Rote Snapperin blickte sich um und sah die vielen bekannten Gesichter: Da war ihr Kommando mit Ricklen, Jilvie, Hjarti, Kjal, Fridtjof, Onyx und dahinter erkannte sie Ronjas Lockenkopf. Sie sah die Hooqua, mit ihrem Walter, natürlich auch den Bierbauchfranzl. Sie erblickte auch Vareesa, die irgendetwas in eine Decke eingewickelt bei sich hatte. Natürlich sah sie auch Griffin, der nicht weit von ihr saß.
    Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als Ricklen die neuen Jäger vorstellte und mit Kiyan, dem Neuen in seinem eigenen Kommando, den Abschluss fand. Freiya würde Kiyan noch einmal richtig willkommen heißen, das nahm sie sich vor. Schließlich hatte sie bisher nicht die Gelegenheit gehabt und das gehörte sich aus Anstand.
    Zuvor erfuhr sie nun endlich auch einmal den Namen von Maris‘ Tochter. Die Königin des Tanzes hieß also Runa. Und sie war offensichtlich nicht nur die Beltane-Königin, sondern hatte mit ihren dreizehn Jahren schon große Abenteuer bei der Wilden Jagd erlebt. Freiya jubelte Runa besonders beherzt zu und stupste Maris an, der vor Stolz fast zu platzen schien. Sie grinste und betrachtete das Mädchen: Von diesem Selbstbewusstsein konnte man sich etwas abschneiden, fand die Rothaarige.

    Nun war es Ryu, der die Wächter vorstellte. Freiya versuchte sich auf das zu konzentrieren, was er sagte, doch bevor ihre Gedanken abdriften konnten, bewegte sich mit einem Mal etwas auf ihrem Schoss. Das Opossum … es war gar nicht so tot wie es wirkte! Es rappelte sich wortwörtlich aus seiner Totenstarre auf und drehte sich auf alle Viere. Sie hätte fast aufgeschrien. Verdammt, diese Viecher fielen bei Bedrohung in die Totenstarre, das hatte sie ganz vergessen! Die Beutelratte blickte Freiya an und schüffelte. Sie zog die Lefzen zurück und sah aus, als würde sie Freiya anfauchen wollen, überlegte es sich dann aber anders und legte sich wieder auf Freiyas Schoß. Die Rothaarige blickte hilflos zu Maris.
    „Tu was!“, zischte sie ihm zu.
    „Wieso ich?“
    „Weil du das Vieh angeschleppt hast! Und weil du hier offensichtlich der Tierflüsterer bist!“
    „Ich hab dir nur das Geschenk deines gefiederten Freundes überbracht!“, erwiderte Maris und hob abwehrend die Hände.
    Das Opossum auf ihrem Schoß schien sich durch den Konflikt der beiden Menschen gestört zu fühlen und ließ ein … knarzendes Knurren hören.
    „Du störst es“, stellte Maris fachmännisch fest. Die zwei Jäger, die vor ihnen saßen, drehten sich zu Freiya und Maris um, dann fiel ihr Blick auf Freiyas Schoß mit dem Opossum. Der eine von ihnen schüttelte den Kopf: „Manche Leute haben echt verrückte Vorlieben.“ Der andere quittierte das ebenfalls mit einem Kopfschütteln. Freiya verschränkte die Arme und starrte sie böse an. Die beiden drehten sich wieder um und sie atmete angespannt ein und aus. Gut, dann musste sie das eben im wahrsten Sinne des Wortes aussitzen. Das Opossum würde nicht für immer auf ihrem Schoß sitzen. Sie hingegen würde eh nur hier sitzen und zuhören.
    Sie richtete ihren Blick wieder nach vorn auf Ryu und sah nun Darius bei ihm stehen.

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    „Damit wären wir ja fast durch, hm?“, schloss der Hauptmann ab und blickte noch eine Weile auf das ramponierte, von Salz zerfressene Stück Schrott das einmal eine wirklich ordentliche Klinge war und nun in tiefstem Rostbraun an Valerions Gürtel baumelte, der sich gerade wieder auf seinen Hintern setzte. Dann wanderten die orange-roten Wyvernaugen noch einmal durch die Menge. Ob nun seiner Rednerposition wegen oder den jüngsten Ereignissen – Die Situation fühlte sich seltsam an. Manch einer blickte sorgenvoll, anderer skeptisch und wieder andere voller Respekt zu Ryu. Die jüngsten Ereignisse hatten sich wohl sehr schnell herumgesprochen und das Gefühl, von allen mehr wie ein Monster statt eines Menschen gesehen zu werden, einer Entität, der man mehr Respekt aus Furcht erwies, statt aufgrund ihrer Taten, traf ihn dann doch recht hart. Natürlich gab es auch hier und da die ein oder andere Maid, die beim Treffen seines Blickes in Ohnmacht fiel, schließlich war das mittlerweile Tradition zu den Versammlungen und so manch eine Bewohnerin oder ein Bewohner von Tooshoo sah eben auch den Mann den der Hayabusa verkörperte. Aber für solche Gedanken war nun nicht die Zeit. Auch wenn sie dem Entschluss, der sich mit jedem Tag mehr formte und Gestalt annahm mehr Nährboden gaben.

    „Darius, ich denke, einer fehlt noch im Bunde.“, bemerkte der Hüter schließlich nach einem tiefen Atemzug und deutete mit einer Kopfbewegung, dass sein Stellvertreter für diese, speziell für ihn überaus wichtige Aufnahme an die Seite seines Vorgesetzten trat. Und das tat er auch ohne große Umwege, als dass er seine geliebte Pfeife kurz ausklopfte, wieder in der Innentasche seiner Wollweste verschwinden ließ und dann an Ryus Seite trat. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt blickte auch der Vertreter wider Willen durch die Reihe, dann schaute er noch einmal zum Hauptmann.

    „Willst du? Soll ich?“, murmelte er, noch immer eher zähneknirschend gegen das, was sie gleich umsetzen wollten, doch Ryu hob nur die Mundwinkel mitsamt den Schultern. „Wir haben das besprochen.“. Dann verschränkte der Hüter die Arme und blickte zu dem jungen Thanan, der gebannt mit seinem Wolfswelpen im Schoß der Versammlung folgte. „Thanan, Sohn von Darius. Tritt vor! Und nimm deinen Gefährten mit!“. Überrascht, mit großen Augen auf die beiden Anführer der Wächter gerichtet, blinzelte der junge Bursche ungläubig, schaute dann zwischen den gleichaltrigen Sitznachbarn hin und her, deutete auf sich und schaute nochmal zu den grinsenden Männern, die vorne standen. Nun musste selbst Darius grinsen, der seinen Sohn lieber irgendwo bei den Handwerkern als im Feld gesehen hatte und nickte schließlich bestätigend. „Komm, Junge. Bevor ich es mir anders überlege!“. Wildes Gemurmel brach unter den Jüngeren aus, als Darius‘ Spross sich aus der Menge drängte und zu Hauptmann und Vertretung vortrat.

    „Thanan, du hast dich während der wilden Jagd mehr als verdient gemacht. Bei der Verteidigung von Tooshoo, als Rückgrat für die Jäger draußen im Feld haben du und dein Gefährte herannahende Bestien erschlagen und die Wächter in unermüdlicher Unterstützung mit deinem Vater koordiniert. Du eiferst deinem Vater in vorbildlicher Manier nach und kennst das Leben als Wächter bereits jetzt schon besser als einige unserer Veteranen.“, erklärte Ryu und konnte sich dabei ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Doch gerade bei letzterem Kommentar erklang irgendwo aus der Menge ein „Ey watt denn! Komma her du!“, gefolgt von anderer Seite mit einem „Wunderts dich? Hockst ja mehr auf’m Scheißhaus, als Wache zu stehen!“. Darauf von erster Seite nur ein „Ich han än empfindlischn Darm, weeste!?“. Ein kurzer Moment, indem sich der ganze Charme von Wächterschaft und Waldvolk widerspiegelte, die Leute ihren Lacher bekamen und sich wieder einmal zeigte, dass diese Gemeinschaft eben aus Menschen und keinen seelenlosen, funktionierenden Hüllen bestand. Alle mit ihren eigenen Macken, Angewohnheiten und Fehlern. Dann aber hob Ryu die Hand um noch einmal um Ruhe zu bitten. Darius schaltete sich ein und deutete auf den alten, bärtigen Einäugigen der dort gebeugt stand und empört die Faust in die Luft riss. „Ich werd‘ jetzt nicht anfangen, eure Klo-Zeiten in Schichten einzuteilen, verstanden, Rudi!?“. Wieder ein Lachen, ehe Ruhe einkehrte und Ryu das Wort ergriff. „Und, um das noch loszuwerden, so von Meister zu Schüler: Dein Enthusiasmus und die Begeisterung für deine Ausbildung mit dem Schwert haben mich sehr beeindruckt, Thanan. Aber… ich denke, das letzte Wort in dieser Angelegenheit sollte dein alter Herr haben.“. Und mit diesen Worten trat der Templer einen Schritt zurück, um die Aufmerksamkeit jetzt bei Darius und seinem Sohn zu lassen.

    Ersterer atmete nur schwer durch und der Hüter wusste direkt, dass ihm nach einem Pfeifchen zumute, war. „Junge, du erinnerst mich schwer an deine Mutter, weißt du? Und, ehrlich gesagt bist du das Einzige, was mir von ihr geblieben ist. Das wertvollste...“, Thanan blickte etwas betroffen aber auch mit der jugendlichen Beschämtheit zu Boden, wenn Eltern einem Lob aussprachen. „Hör auf, das ist peinlich!“. Doch Darius legte seinem Sohnemann entgegen aller Aufforderung beide Hände auf die Schultern. „Ich wollte nie, dass du dich in Gefahr begibst und, naja… aber wenn ich dich heute so ansehe, als jungen Erwachsenen, der seine erste Schlacht mit der Selbstsicherheit und dem Optimismus seiner Mutter geschlagen hat, weiß ich, dass das nur Wunschdenken war.“, nun erhob Darius die Stimme, drehte seinen Sohn mit dem Rücken zu sich und legte ihm erneut die Hände auf die Schultern. „Waldvolk! Begrüßt auch meinen Sohn, Thanan den Blutfliegenschreck bei den Wächtern!“.

    Blutfliegenschreck also... Nun, es gab schlimmere Namen für angehende Helden...

    Die Anwesenden begannen zu jubeln und zu applaudieren. Ein jeder kannte Thanan und schätzte den jungen Burschen. Wo immer er konnte, half er, waren es Schlepp-Arbeiten oder Botengänge. Erledigte auch die unliebsamen Arbeiten und war sich für nichts zu schade. Ein Umstand, den zwar der ein oder andere versuchte auszunutzen, doch insgesamt kannte jeder den Sohn von Darius und seinen großen Wunsch, der heute in Erfüllung gehen sollte. Und sie alle freuten sich mit ihm. Ein Moment, den sich der junge Bursche verdient hatte.

    Doch jeder Moment verging irgendwann und, stolz wie ein Hahn im Korb, mit einem Grinsen das fast einmal seinen gesamten Kopf umzog, marschierte Thanan wieder auf seinen Platz um dort von seinen Freunden der Reihe nach auf die Schulter geklopft, die Hand geschüttelt und auf sonstige Weise gratuliert zu bekommen. Indessen blickte Darius seinem Sohn noch einmal kurz kopfschüttelnd und nicht weniger stolz hinterher, nickte dann resigniert und begab sich wieder auf seinen Platz. Dann trat Jarvo an die Seite des Hauptmannes. Die beiden Hüter tauschten kurze Blicke aus. Einerseits wie zwei alte Kampfgefährten, andererseits mit dieser gewissen Anspannung in der der eine den anderen hätte anfallen können. Wie zwei Tiere, die um eine Wasserquelle kreisten, unsicher ob Gefahr oder Frieden an diesem Ort bestand. Der eine, prüfend, ob sein Gegenüber wieder die Kontrolle hatte, der andere provoziert durch das Misstrauen des Wyvern. Dann jedoch nickte man sich zu. „Alles unter Kontrolle.“, bestätigte Jarvo schließlich, woraufhin Ryu ihm sachte an den Oberarm klopfte und kurz den Mundwinkel hob. „Ich weiß. Übrigens, ich hätte da auch noch jemanden für, naja, du weißt schon.“. Der Anfüher der Waldläufer hob die Augenbrauen. „Das könnte wirklich interessant werden. Gut, du weißt ja wie das läuft.“. Ryu bestätigte noch einmal kurz und ging ging wieder rüber zu den Vorratskisten, an denen auch Vareesa lehnte, in ihren Armen ein längliches, verschnürtes Paket. „Was denkst du? Wird Darius das überleben?“, begann sie und lächelte den Hauptmann mit dem Schalk in den Augen an. Sie hatte wohl geahnt, welche Diskussionen er und Darius geführt haben mussten, bis Thanans Vater endlich eingewilligt hatte. Ryu, seitlich gegen die Kisten lehnend, hob nur die freie Schulter. „Wenn nicht, wird Thanan mein Stellvertreter. Und du? Keine Lust auf Wächterdienst?“, gab er zurück, wissend, dass Vareesa nun wirklich kein Mensch für den Wächterdienst war. Ganz zu schweigen von ihren eigenen Dämonen mit denen sie umzugehen lernen musste. „Und dann mit Drückebergern wie Rüdiger arbeiten? Nein danke. Da schlage ich mich lieber mit Ronjas ungebrochenem Damenständer herum und baue weiter Bögen.“
    „Damenständer, hm?“, entgegnete der Templer nur schmunzelnd und wandte dann den Blick wieder vor zu Jarvo, dann zu dem Waldläufer-Ehepaar, bestehend aus Jilvie und Ricklen. Was tuschelten die beiden da so? Für den Augenblick schloss der Templer die Augen und lauschte, dann, als er die ‚Spur‘ des Gesprächs vernommen hatte, näherte er sich den beiden ein Stück weit. Hatten sie etwa vor, was ihm schon die ganze Zeit im Sinn stand?

    „Wir sollten sie vorschlagen! Ich sollte das tun!“
    „Wieso du? Ich bin der Anführer des Jagdkommandos! Sie untersteht mir und…“
    „Und ich war es, die sie immer gefördert hat!“
    „Du sprichst aber schon für Ricky und…“.


    So wie Jarvo nun alle aufrief, standen die Fürsprecher für die angehenden Waldläufer auf und jene, die schon standen, kamen angelaufen. Auch Ricklen wollte sich gerade ungefragt erheben, als ein bestimmender, fester Händedruck auf seiner Schulter ihn blockierte. Orange-rote Augen trafen, auf die seinen und ein gewisses Unverständnis machte, sich in diesen breit. Doch beide Männer wussten, dass Ryu seine Rechnung für das, was im Basislager von Ricklen gesagt wurde, heute begleichen würde. Ohne Gewalt. Ohne Anfeindungen. Schließlich waren die größten Krieger die, die wussten wann sie eine Schlacht gewannen, ohne ihre Klinge zu ziehen. Der Templer schätzte Ricklen als Waldläufer sehr, doch hatte dieser während der wilden Jagd eine Grenze zuviel überschritten.

    „Nachdem wir nun über das Pflichtbewusstsein unserer Veteranen, Rüdiger, gesprochen und unseren neusten Wächter willkommen heißen durften, auch von mir noch einmal, Glückwunsch, Thanan, gehen wir zum nächsten Punkt über: Onyx, Jilvie und Ryu. Tretet bitte nach vorne!“.

    Und dann traten sie alle nach vorne. Ryu als letzter.
    Geändert von Ryu Hayabusa (15.06.2024 um 20:02 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Das Thing. An wie vielen hatte Zarra in ihrem Leben schon teilgenommen, nachdem sie auf dieselbe Art willkommen geheißen worden war, wie die Säuglinge heute? Sie konnte sich nicht erinnern. Der gestrige Tag mit Griffin war schnell vorbeigegangen. Sie hatten zusammen zu Mittag gegessen und weiterhin Albernheiten ausgetauscht. So viel Spaß hatte das Mädchen schon lange nicht mehr gehabt und je mehr Zeit sie miteinander verbracht hatten, desto mehr hatte sie ihn zu schätzen gelernt. Er war ein liebenswerter Riese, den sich jeder als Freund wünschte. So zumindest kam er bei ihr an und sie freute sich darüber, dass er seine Zeit mit ihr geteilt hatte. Ihre Gespräche waren ein ums andere Mal auf Beltane zurückgekommen, doch weder der erste, noch der zweite Kuss kamen zur Sprache und irgendwann hatte sie es für gut befunden, denn es würde nur eine seltsame Stimmung zwischen ihnen hervorrufen, die sie vermeiden wollte.
    Heute saß er fast am anderen Ende der Versammlung, sodass sie ihn nur sehen konnte, wenn sie sich leicht aufrichtete und den Kopf drehte. Es war so voll auf der Baumkrone, die sie bisher nur in Ausnahmefällen hatte betreten können. Wenn sie recht überlegte, war sie zuletzt vor Jahren hier oben.

    Der Auftakt zum Thing, welcher von Ornlu übernommen worden war, hatte sie jubeln lassen wie auch viele andere. Er wusste, wie man eine Menge für sich gewann und die Aufmerksamkeit auf sich zog und sie musste zugeben, dass es ihr besser gefiel, wenn er es mit Magie und Theatralik tat, als mit seinem behaarten Hinterteil, welches er durch die Menge an Beltane schob.
    Man hatte sie auf das, was kommen würde, vorgewarnt und dennoch zuckte sie zusammen, als ihr Name ausgerufen hatte. Nerea, die neben ihr saß, schob sie sanft aber bestimmt nach vorn, zwischen den Leuten hindurch, die sie alle lächelnd anblickten.
    „Die ist aber noch jung!“
    „Von der alten Nerea, eh?“
    „Von welcher Suppe hat der Jadewolf da gesprochen?“
    „Sippe, Hannes! Wasch dir mal die Füße, damit der Dreck nachrutschen kann und deine Ohren freiwerden!“
    Vorn zu stehen, sich den Blicken der sicherlich über hundert Menschen auszusetzen, war für Zarra ein Graus. Ihre Wangen liefen rosa an und sie schien nicht mehr in der Lage, einzelne Gesichter in der Menge auszumachen. Als sich die anderen beiden verbeugten, tat sie es ihnen mit etwas Verzögerung gleich. Gern hätte sie mehr Selbstbewusstsein bewiesen so wie Kalad und Ambrose.

    Wieder von ihrem Platz neben ihrer Großmutter aus die Versammlung zu verfolgen, gefiel ihr deutlich besser und als Runa unter den neuen Jägern aufgerufen wurde, staunte die Weißhaarige nicht schlecht. Vier Jahre jünger war sie, und doch stellte sie selbst die gestandenen Männer und Frauen mit ihrem Selbstbewusstsein in den Schatten. Zarra war neidisch, doch würde sie das vor dem Mädchen niemals zugeben. Stattdessen applaudierte sie laut für Maris‘ Tochter, hielt sich aber mit Jubelrufen aus Scham zurück.
    Ihr Applaus galt aber auch Kiyan, den sie in Niradh kennengelernt hatte. Der Einäugige war neu in der Gemeinschaft, und doch gehörte er für die Weißhaarige bereits fest dazu, denn sie wusste aus erster Hand, dass er den Geist dieses Volkes verinnerlichte wie es kaum ein anderer tat.

    Ricklen machte Platz für den Hauptmann und seinen Stellvertreter. Darius‘ Anblick ließ Zarras Gedanken zu Thanan wandern, den sie auch noch nicht entdeckt hatte. Der Traumruf hatte längst seine Wirkung verloren, doch von dem jungen Mann hatte sie gestern nichts gesehen und auch den ganzen heutigen Tag nicht. Aber auch Enja und Fynn war sie nicht begegnet, obwohl sie sich so sehr auf ein Gespräch mit ihnen gefreut hatte. Noch immer wollte sie so viele Fragen über ihre Mutter Saelind stellen, doch es würde wohl noch eine Weile warten müssen.
    Ryu Hayabusa war eindrucksvoll wie immer. Die Verbände um seinen Brustkorb, welche unter seiner Kleidung zum Vorschein kamen, waren noch immer Mahnmal der Wilden Jagd und ein Zeichen für den Preis, den sie gezahlt hatten. Lebhaft erinnerte sie sich an jene Momente, wo sie ihn im Kampf beobachtet hatte. Noch immer verspürte sie eine gewisse Angst, wenn sein Blick in ihre Richtung glitt, doch Griffins Worte hatten die Spitze aus diesem Gefühl verschwinden lassen und Platz für aufkeimenden Respekt gemacht. Sie war froh, dass jemand wie er auf ihrer und der Seite des gesamten Waldvolks war.

    Und dann passierte, was wohl kaum einer erwartet hätte. Thanan wurde von den beiden nach vorn gerufen.
    „Vetternwirtschaft!“, drang ein nicht ernst gemeinter Ruf irgendwo aus den Reihen, der mit gut gemeinten Beleidigungen übertönt wurde.
    Als wieder Ruhe eingekehrt war und Darius das Wort ergriff, folgten keine hämischen Kommentare, keine Missgunst. Es war rührend und gleichwohl bedauerlich, als es an die verstorbene Frau und Mutter erinnerte, welche diese beiden zurückgelassen hatte. Doch sie waren in guten Händen, denn das Waldvolk war füreinander da, eine große Familie.
    „Thanan der Blutfliegenschreck!“, wurde der Titel des jungen Wächters als Ruf der Menge aufgegriffen und hallte bald über die Baumkrone.
    „Sieben mit einem Streich hat er erledigt!“
    „Ich hörte es waren zehn!“

    Mit dem neuerlichen Auftritt Jarvo, der Ryu und Darius in seiner Rolle als Sprecher ablöste, verstummten die Rufe erneut und eine gespannte Unruhe legte sich über Tooshoo. Was würde es als nächstes zu verkünden geben? Es wurden die Kinder, Druidenlehrlinge, Jäger und Wächter ausgerufen. Würde es heute, nach all der Zeit, wieder einen neuen Waldläufer geben? Konnte es sein, dass sich einer unter ihnen so sehr hervorgetan hatte, dass man ihm oder ihr die höchste Ehre unter den Menschen des Waldes zuteilwerden ließe?
    Der Anführer ihres Volkes rief jene Namen, die jeder unter ihnen kannte. Hochverdiente Kommandoführer, weltgewandte Wanderer, die im Namen der Natur Wald und Wüste durchquerten. All jene, die zugegen waren, wurden aufgerufen, um vor dem Thing zu stehen. Onyx, Jilvie und Ryu traten vor und alle Blicke richteten sich auf das ungleiche Dreiergespann.

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Wenn man genau zuhörte und hinsah, dann waren es nicht die großen Namen die heute die Fäden zogen. Es war Onyx. Ganz klangheimlich hatte er sich dafür eingesetzt, dass Runa zur Jägerin erhoben wurde und ganz unklangheimlich stand er nun hier mit ein paar Wenigen und zog wieder am Faden des Schicksals. Sollte er sich Schicksalsbringer von nun an nennen? Vielleicht.

    Im Gegensatz zu all den Things bisher, stand er nun vorne und hatte die klare Absicht, seinen Vorschlag geltend zu machen. Dafür brauchte man manchmal Eloquenz und manchmal auch Ausstrahlung. Und manchmal musste man nur Blauflieder zu sich nehmen und es einfach wirken lassen. Das war seine Erkenntnis, nachdem er es erstmals zu sich genommen hatte. Die Menschen lächelten Onyx sogar zu und er grüßte sogar mit mehr wie einem brummigen Bewahre! - Furchtbares Zeug, wenn es Pragmatiker wie Onyx zu Schwätzern und everybodies darling machte Zumindest für Onyx Verhältnisse.

    Er hatte gemerkt, dass er angenehm nach Blauflieder roch und redseeliger war. Das sollte hier und jetzt helfen. Grün schimmerten seine Augen, als er aufsah und in die Runde seines Volkes blickte.

    Manche Frauen verbargen, dass sie Onyx begehrten und sich Dinge vorstellten, die vor Leidenschaft nur so explodierten. Andere zeigten es offen wie eh und je, indem sie Onyx mit den Augen fixierten und ihrem Gegenüber etwas zuflüsterten. Klar was sie sagten, denn Onyx konnte Lippenlesen. Manches war wirklich unangenehm und vielleicht sollte er was gegen diese sexuelle, verbale Belästigung mal was tun.
    Das Leben war hart als schönster Mann von Tooshoo. Boss Ryu und all die anderen mit ihren Frauenfrisuren taten Onyx schon leid. Einzig der Jadewolf und Ricklen hatten endlich männliche Frisuren und ihr Erfolg sprach ja für sie.

    Dann sprach er und merkte wie der Blauflieder begann stark zu wirken. Seine Zunge war blau und seine Sicht wechselte mehr und mehr in einen Blaustich. Umso intensiver wirkten die Erzfackeln.

    “Bewahren! Onyx sagt… “ - Onyx wählte eine rhetorische Pause und einen Blick in die Menge. “...Kjal sein würdig zu sein Waldläufer vom Ehre! Kjal kommen!”, gebot Onyx mit samtiger Stimme für onyxhafte Verhältnisse. Kjal erhob sich und stellte sich zum Hünen.

    “Zeit vorbei von Ausbildung und Lernen. Kjal kämpfen wie echte Waldläufer, denken wie echte Waldläufer und sprechen wie echte Waldläufer. Tragen Werte mit sich, was Onyx gefallen! Er wenn werden was Onyx schlagen vor, dann gleich wie Vater von Vatervater seinen Vater der Vatervater! Das er würdig! Würdig tragen Klinge von alte Familie Nimrod. Jägerblut von Beginn von Zeit und das wir sehen heute. Niemand so gut in Fährtensuchen. Onyx sagt…wir Ausbildung vorbei erklären und erheben Kjal zu Waldläufer mit alle Ehren! Wer stimmen Onyx zu!?, rief er in die breite Masse vom Waldvolk. Und wie so oft wartete man hier auf die Waldläuferschaft, bevor der Rest folgte.
    Ricklen erhob sich und stieß mit seinem Speer auf den Boden und ebenso war da Hjarti der ihn zurief “...hast du dir verdient, obwohl du hässlich bist!...”. Onyx stampfte mit dem Stiefel und auch seitens der Fuchssippe erhoben sie sich. Weitere Kommandoführer erhoben sich und mit ihnen ihre Leute. Der Jadewolf stimmte mit ein und danach alle anderen.

    “Einstimmig!”, rief Mertens und sorgte dann für Ruhe. Jarvo nickte diese Wahl als letzte Instanz ebenso ab.
    “Gratulieren. Und danken das sein Freund von Onyx - was verstehen Onyx.”, sagte Onyx dann zu Kjal. Er hatte durch den Jadewolf erfahren, wie sehr sein zwischenzeitliches, nicht geschehenes Ableben Kjal aus der Bahn brachte.
    Kjal bedankte sich und wagte es nicht Onyx anzufassen. Aber mit den Augen drückte er den Hünen wie einen sehr, sehr guten Freund. Das zählte sehr viel.

    Als Ruhe herrschte war es Jilvie die sprechen durfte.

    “Ich habe die drei Damen ausgebildet und aus den frechen Gören, die versucht haben als Barden-Trio mit Sprechgesang durch zu starten, ein wirklich gutes Jagdkommandos gemacht! Was euch im Gesang zum Glück auseinander brachte, hat euch im Kampf vereint! Ricky, Jazzy und Lee! Kommt her!”, rief Jilvie und kurz danach standen die drei jungen Frauen neben der blonden Waldläuferin.

    “Ricky führt Speer und Schild und wird immer besser darin! Sie geht voran und führt. Unter Turya hat sie sich während der Wilden Jagd bewehrt und ihr gezeigt, dass wir argaanischen Frauen zu kämpfen wissen. Noch muss sie viel lernen, aber sie gehört in den Stand der Waldläufer! Was sagt ihr?!”, fragte die Meisterschützin das Volk. Es war Turya die sich als Erste erhob und ihren Speer hob.

    “Sie ist ein grüner Teufel! Noch klein! Aber sie hat Feuer! Ich sage ja!”, sprach die Amazone und schlug mit ihrem Speer auf den Boden. Budicca - Mertens Frau - trug heute Waffen an sich und schlug mit ihrem Schwert gegen ihren Schild. Auffällig erhoben sich dann Okam und Hjarti ebenso für Ricky. Auf sie folgten weitere Waldläuferinnen und mit ihnen auch Waldläufer. Onyx und Kjal, die schon wieder saßen lärmten ebenso mit. Nicht viele der Waldläuferschaft blieben stumm. Sei es weil sie es einfach anders sahen oder ungern Frauen in den Kommandos sehen wollten. Onyx war das gleich, solange er Nachts nicht angefallen wurde und sie so führen konnten wie Frejya oder Jilvie. Danach folgten viele andere aus den Waldvolk.
    “Einstimmig! Ricky wird zur Waldläuferin in Ausbildung erhoben und gehört nun dem Stand an!”, bestätigte Mertens und Jarvo ebenso.

    “Jazzy und Lee! Ich habe sie hervor gebracht, damit sie gesehen werden! Es ist wahrscheinlich zu früh für die beiden! Aber lasst euch sagen, dass sie eines Tages Meisterschützinnen sein werden und schon jetzt hervorragende Kundschafterinnen sind! Ich rufe euch auf sie ebenso in den Stand zu erheben! Und wenn nicht! Dann nehmt sie gefälligst mit nach da draußen! Sie werden euch nicht enttäuschen! Also? Was sagt ihr!”, fragte Jilvie und es waren Okam und Hjarti die sich zuerst erhoben und dafür waren. Turya sprach dann aber.

    “Sie sind gut! Aber noch zu zögerlich! Sie brauchen mehr Erfahrung! Tut mir leid, Mädels. Aber Ricky ist euch noch drei Schritte voraus!”, sprach sie und setzte sich wieder. Mertens bat um weitere Stimmen und es war dann zuerst Valgus von den Füchsen und dann Ricklen, die sich auch dagegen sprachen. Keiner beleidigte die Frauen oder machte sich über sie lustig. Es war fair was gesagt wurde und so war es beim Thing. Jeder hatte seine Ansichten und die durften verschieden sein. Man wurde nicht zu irgendwas, weil man lang genug etwas tat oder nur atmete. Man musste was werden, seinen Beitrag leisten und kontinuierlich an sich und für seine Leute arbeiten. Nur dann funktionierte auch dieses Waldvolk als große Familie.
    Weitere Wortmeldungen kamen für und dagegen. So dass Mertens abstimmen ließ.

    “Wer ist dafür?” - Waffen klimperten und auch aus den restlichen Reihen gab es Meldungen und Geklimper.

    “Wer ist dagegen?” - Eine lautere Mehrheit entschied und so entschied auch Jarvo.

    “Noch nicht! Aber das muss euch nicht aufhalten! Macht weiter so!”, waren seine Worte und Jilvie, wie auch das Trio setzten sich. Boss Ryu war dran.
    Geändert von Ornlu (16.06.2024 um 08:29 Uhr)

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    Aufmerksam hatte Ryu gelauscht, die Arme verschränkt. Mal nickend, mal den Kopf etwas seitlich neigend, wenn er Gesagtes abwog. Doch hatte er sich weitestgehend zurückgehalten. Er selbst hatte sich nie als Waldläufer gesehen und als solcher nich anmaßen wollen, das volle Maß jener Ausbildung und deren Stand beurteilen zu können, die ein Jäger durchlaufen musste, um in diesen Stand erhoben zu werden. Doch wusste Ryu gut genug einzuschätzen, das Jilvie, Onyx, Mertens, Ricklen und wie sie alle hießen durchaus wussten, wovon sie sprachen. Und man kannte ja auch die Geschichten, die an den Feuern erzählt wurden. Auch wenn der Hayabusa selbst sich in den letzten Jahren rar gemacht hatte, so drangen ihm bei seinen Kletter- und Lauschpartien in den Baumkronen immer wieder jene Erzählungen ans Ohr. Und so war es auch ein Einfaches, die Meinungen der Anwesenden zu teilen.

    Was ihn jedoch viel stutziger machte war der Schwall an Worten, die Onyx da von sich gab. Es war, für die paar Male in denen er mit ihm Sätze die über zustimmendes oder abneigendes, männliches Grunzen und Brummen hinaus ging, einer der wenigen Momente in denen sich der Hayabusa sicher war: der Kerl war einfach nur faul und hatte keine Lust auf Zusatzarbeit. Und damit, auf seine Art eigentlich wirklich ein kluger Bursche! Also stellte er sich dumm. Und schwieg. Doch andererseits war da noch etwas an ihm, das dem Hüter bekannt vorkam. Diese seltsame Ausstrahlung der alten Eiche im Wald. Da war sie wieder. Jedes gesprochene Wort wie das Rauschen der Blätter im Wind an einem sonnigen Abend wie, nun, heute. Hatte das etwas mit dieser Vergiftung zu tun der sie mit den Pisspilzen Abhilfe verschafft hatten? Für einen stillen Augenblick fixierte der Hüter den eloquenten Redner, ehe Jarvo sich kurz räusperte.

    Ryu blickte kurz auf und nickte langsam. Dann wandte er sich an die Anwesenden und ließ seine Blicke wandern. Wieder zwei Ohnmächtige und ein OhnmächtigER. „Waldvolk! Ihr wisst, dass ich in den letzten Jahren für niemanden gesprochen habe und es auch dieses Mal nicht tun wollte. Aber mit der wilden Jagd haben sich die Dinge geändert. Mutige Krieger und neue Helden haben sich in diesen Tagen erhoben, um für und mit uns zu kämpfen.“. Der Hayabusa hielt kurz inne und blickte kurz zu Jilvie, Onyx und auch Ricklen. Jarvo, Ornlu und Mertens ernteten weitere Blicke. All die Anwesenden, die er zur Jagd an seiner Seite und der Front für das Waldvolk wusste, wurden mit einem Blick des tiefen Respekts bekundet. Dann löste der Hayabusa seine Arme und begann ein wenig auf und abzulaufen. -Das soll dein Moment sein.-, dachte er sich.

    „Und unter ihnen ist eine Person die sogar mir mehr als einmal den Rücken gestärkt und den Hintern gerettet hat. Die mich daran erinnert hat, warum wir das hier alles tun, als ich schon dachte, es vergessen zu haben. Ich weiß, dass unsere Jilvie sehr große Stücke auf sie hält. Ihr den Mut gegeben hat, sich allen Widrigkeiten zu stellen und zur Wehr zu setzen. Ich weiß, dass Ricklen sie mit großem Stolz als unverzichtbaren Teil seines Jagdkommandos ansieht und ihr eine Familie geboten hat. Im Kampf stand sie mir mehr als einmal tapfer zur Seite, mit präzisem Bogen und taktischem Verständnis, das seinesgleichen sucht. Ihr kennt mich. Ich zeige mich selten wirklich beeindruckt, aber die Fähigkeit, in Situationen so schnell und effizient zu handeln und zu adaptieren, wie sie in der Lage ist, ist etwas ganz Besonderes das Beachtung verlangt. Wir alle hier haben sie gelehrt, was es bedeutet zum Waldvolk zu gehören. In all den Aspekten, die uns ausmachen, so verschieden wir auch sind. Und deswegen, Freiya. Komm nach vorne, denn ich will dein Fürsprecher sein!“.

    Ryu breitete die Arme aus, eigentlich in der Erwartung, dass sie sogleich voller Freude und ein wenig Unsicherheit nach vorne kommen würde, doch… sie blieb sitzen. „Einen Moment! Wir haben hier gerade eine Situation!“, kam es dann nach einem Augenblick peinlicher Stille von Maris, ihrem Sitznachbarn, woraufhin der Hauptmann den Kopf schief legte und blinzelte. Was tuschelten die da? Und warum wedelte der Rotschopf mit diesem hässlichen Schal herum den sie schlussendlich in Maris Schoß warf? Das mahnende Fingerzeigen auf den ehemaligen Schwertmeister der Wüste und der strenge Ausdruck in den Augen der roten Snapperin verrieten aber, dass sie wohl schon zuvor eine hitzige Diskussion geführt hatten. Dann, als wohl alle Fronten geklärt waren, schälte sie sich aus der Menge heraus. Die eine Hand am Unterarm, die unendlich grüne Lichtung ihrer Augen zum Templer gewandt, der nicht umhinkonnte, ihr sanft zuzulächeln. Sie schien entweder aufgeregt oder peinlich berührt, so zumindest der leichte, rosige Ton auf ihren Wangen. Oder war sie... gerührt?

    Kurz legte der Hüter ihr die Hände an die Oberarme und nickte. Eher gedämpft führte Ryu die nächsten Worte an sie. „Du sollst deine Reise als Waldläuferin bestreiten. Um gegen alles gewappnet zu sein was da kommen mag.“. Dann gingen die bandagierten Arme des Hüters wieder in die verschränkte Haltung über. „Freiya, die rote Snapperin hat während der wilden Jagd mehr als bewiesen, dass sie all ihre Erfahrung und Fähigkeiten richtig einzusetzen weiß, um zu unserem Sieg beizutragen. Und das, während sie ein spontanes Jagdkommando bildete und damit hervorragendes Führungstalent bewiesen hat. Waldvolk, ich frage dich: Siehst du die rote Snapperin im Stande der Waldläuferin!?“

    Stille. Entweder die Menschen waren noch so gerührt von Onyx Rede oder perplex über den seltsamen Schal, der Maris gerade an den Hals springen wollte. Oder aber sie warteten, bis jemand den Anfang machte. Und schließlich sprang Ronja auf und begann mit ihrem Bogen laut jubelnd auf den Boden zu klopfen. Auch Ricklen tat es ihr gleich, ließ seinen Speer laut auf den Boden rasen. Und so wurden es immer mehr und mehr. Der Hüter lächelte. „Ich denke, sie sind sich einig!“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Mit einem warmen Lächeln hatte Freiya Thanans Beförderung verfolgt und Darius` Sohn zugejubelt. Das Opossum auf ihrem Schoß quittierte dies mit einem Zischen. Etwas genervt verdrehte die Rothaarige die Augen und verschränkte wieder die Arme.
    Als Nächstes lauschte sie Onyx, der Kjal in den Stand der Waldläufer erheben wollte. Na, das war ja ein Ding. Und wie Onyx sich auszudrücken vermochte? War er … krank? Sie war sich sicher, dass irgendwas mit ihm anders war. Sie suchte Ronjas Blick, die den schwarzen Hünen genau so verständnislos ansah, wie die Rothaarige vermutet hatte. Aber sie jubelte auch Kjal zu. Er hatte es geschafft, er war in den Stand der Waldläufer aufgenommen worden. Sie empfand Respekt für ihn.

    Wieder erntete sie ein Fauchen von ihrem Schoß.
    „Ja, sag mal, wenn du dich gestört fühlst, dann kannst du doch einfach gehen?!“, sagte sie etwas verständnislos zu der Beutelratte auf ihren Beinen. Das Opossum saß mit geöffneten Maul da und sah wirklich sehr unzufrieden aus. Freiya hob die Hand und streichelte dem Tier vorsichtig über den Kopf: „Oder gefällt es dir eigentlich auf meinem Schoß, hm?“
    Das Tier zog die Lefzen nach oben und wollte wieder fauchen, hielt aber inne. Dieses Spiel wiederholte sich mehrere Male, bis es schließlich komplett locker ließ. Es machte den Eindruck, als würde das Streicheln ihm doch gefallen. Freiya schmunzelte.
    Sie lauschte nun, wie Jilvie zuerst Ricky und dann Jazzy und Lee für den Waldläuferstand vorschlug. Es war interessant, wie die Waldläufer hier ihre Diskussion führten und abstimmten. Dabei fiel ihr vor allem die Frau mit dem Speer auf, deren Namen sie noch nicht kannte. Sie musste neu in der Gemeinschaft sein, doch ihr Wort war wichtig. Vielleicht eine Rückkehrerin, die Freiya noch nicht kannte. Nachdenklich vernahm die Rothaarige das Urteil über die drei Jägerinnen, von denen vorerst nur eine in den Stand der Waldläufer erhoben würde. Welche Qualitäten bräuchte sie selbst wohl, um als Waldläuferin anerkannt zu werden, rätselte sie.

    Nun war Ryu an der Reihe und augenblicklich richtete sie sich ein Stück auf, um ihn besser sehen zu können. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals bei einem Thing sprechen gesehen zu haben, umso gespannter war sie, was er zu sagen hatte. Ob er etwas zur Wilden Jagd erzählen wollte? Was mit ihm geschehen war? Er trug immer noch für alle sichtbar die Verbände. Freiya hatte gut zwei Dutzend Fragen auf der Zunge, die sie ihm gerne dazu gestellt hätte.
    Als er zu sprechen begann, klebte das gesamte Waldvolk an seinen Lippen, um zu vernehmen, was ihr Hauptmann zu berichten hatte. Freiya lauschte neugierig und ihre Augen wurden größer und größer, als sie zu ahnen begann, dass er sie meinte. Sie blinzelte und ihr Herz begann aufgeregt schneller zu schlagen. Haha, nein, nein, das konnte unmöglich sein, versuchte sie sich zu beruhigen. Dann aber nannte er ihren Namen. Sie war vollkommen perplex!
    „Ich glaube, du solltest jetzt nach vorne gehen“, sprach Maris neben ihr. Sie blickte ihn an und nickte stumm, machte sich dann daran aufzustehen und erntete erneuten Protest von ihrem Schoß.
    „Ich muss jetzt aber da vor!“, zischte sie die Beutelratte an und hob sie hoch. „Hier, geh zu Maris, bis ich wieder da bin.“
    Doch das Opossum fauchte und zischte den Mann mit dem trüben Auge an. Inzwischen drehten die Leute sich zu ihnen um. Maris rief Ryu etwas entgegen, aber Freiyas Wangen wurden rot, ausgerechnet jetzt sowas!
    „Ihr vertragt euch jetzt, bis ich wieder da bin! Oder du musst gehen, Beutelratte!“, sagte sie zu dem Tier und warf es Maris in den Schoß. Es fauchte empört, doch Freiya richtete sich auf und ordnete kurz ihre Sachen und ihr Haar. Sie spürte die Augen aller Anwesenden auf sich und ging einige Schritte nach vorn. Verlegen legte sie die Hand an ihren Unterarm – bei der Mutter, was machte man mit seinen Armen in so einer Situation? – und blickte sich um. So viele Leute, die gerade nur auf sie schauten! Im Feld – pardon- im Sumpf war es so viel einfacher, auf die Menschen zuzugehen, als jetzt hier in der Mitte von allem. Sie blickte Ryu unsicher an, ob er vielleicht doch noch seine Meinung ändern würde, und sie sich wieder hinsetzen musste.

    Doch er tat nichts dergleichen, sondern legte ihr die Hände an die Oberarme und sprach beruhigend zu ihr. Worte, die sie sich einmal mehr tief in ihr Herz einbrannten. Sie blieb sprachlos ob dessen, ob allem. Er wandte sich wieder dem versammelten Waldvolk zu und sprach in gewohnt hauptmännischer Manier zu ihnen. Abgesehen, dass sie vor Stolz nach jedem Wort größer zu werden schien, beeindruckte es sie abermals, wie er sich an die Menschen wandte.
    Und dann … kehrte Stille ein. Doch durch Ronjas Jubel brandete eine Welle von zustimmenden Klopfen auf, dass Freiya sich mit einem schüchternen Lächeln umsah.
    „Ich denke, sie sind sich einig“, schlussfolgerte der Hauptmann und zeigte ihr erneut ein Lächeln.

    Freiya blickte sich abermals stumm und fassungslos um, da trat Ricklen an die beiden heran und legte seine Hand auf Freiyas Schulter. Er deutete den anderen an, Ruhe zu geben.
    „Und, nimmst du an, was der Hauptmann vorgeschlagen hat? Wehe nicht, er hat mir nämlich den Auftritt geklaut!“, sprach der blonde Jäger. Freiya grinste. Sie klopfte auf Ricklens Hand auf ihrer Schulter und wandte sich dann ans Waldvolk. Dabei änderte sich ihr Gesichtsausdruck von dem feinen Lächeln hin zu fester Entschlossenheit.
    „Ab jetzt will ich das Waldvolk als Waldläuferin verstärken!“, rief sie und ein Klopfen mit den Waffen und Jubeln ertönte. „Ich werde weiterhin versuchen das zurück zu geben, was mir so selbstverständlich gegeben wurde! Ich will mein Wissen und meine Fähigkeiten weiter für euch alle einsetzen! Denn wir sind das Waldvolk und wir halten zusammen! Wir lassen niemanden im Stich und wir sind niemals allein!“
    Ihr Blick verweilte bei den letzten Worten auf Ryus Augen und sie musste leicht lächeln, dann sprach sie weiter:
    „Ich werde bewahren, was uns so wichtig ist. Ich bewahre", rief sie mit Nachdruck und erntete ein einstimmiges „Bewahre!“ aus vollen Kehlen. Erneut brandete das Klopfen und Jubeln auf, da spürte die Rothaarige ein Kratzen am Bein. Sie blickte nach unten und direkt in die schwarzen Knopfaugen des Opossums. Sie seufzte und nahm das Tier auf dem Arm.
    „Schaut nur, die Rote Snapperin hat einen neuen Verehrer. Tja, meine Herren, man braucht offensichtlich ein weiches Fell, um bei dieser Waldläuferin zu landen“, rief Jilvie. Ein Lachen ertönte und Jarvo als auch Mertens hießen sie in den Reihen der Waldläufer willkommen. Freiyas Herz schlug immer noch wie wild und sie platzte fast vor Stolz.

    Erst als sie sich, samt Beutelratte, ihren Weg wieder zu ihrem Platz neben Maris bahnte, wurde ihr bewusst, was geschehen war. Tränen der Rührung und der Erleichterung stiegen ihr die Augen.
    Großartig, jetzt heulte sie schon wieder. Das war alles nur Ryus Schuld! Ständig!
    Sie sah durch den Tränenfilm in ihren Augen hindurch, wie sich eine große Gestalt aus der Menge löste und auf sie zukam.
    Geändert von Freiya (16.06.2024 um 03:06 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #339
    King Kong Avatar von Griffin
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    Mit einem Ohrenbetäubenden Krach, der mühelos jeden Jubel um Freiyas Beförderung zu übertönen vermochte, sprang ihm das Herz in der massigen Brust umher. Das diffuse, ganz und gar merkwürdige, nicht wirklich zu greifende Gefühl von Nervosität breitete sich von dort über den Brustkorb bis in die ganz leicht und kaum merklich kribbelnden Fingerspitzen aus. Unruhig rieb er sich die eiskalten Hände und versuchte das unangenehme Gefühl beiseite zu schieben und aus den Fasern seines Körpers zu massieren, um sich aufrichtig und vollends für seine Freundin freuen zu können. Und nicht nur für sie - für alle Neuen und alle, die heute die ihnen gebührende Feier erhalten hatte. Zarra, die wie er mit Erschrecken feststellen musste, anscheinend nicht den Weg einer Kriegerin gewählt und ihm trotz der vielen gemeinsamen Zeit bisher noch nichts davon erzählt hatte. Die kleine Runa, unangefochtene Königin des Tanzes, der mürrisch dreinblickende Kiyan, eine Handvoll neuer Wächter, von denen Griffin zugegeben nichts gehört hatte und natürlich Thanan, Zarras kleiner Schwarm, der mit einer recht rührenden Redes seines Vaters gleichermaßen blamiert und befördert worden war. Er wollte sich aufrichtig für sie alle und all die anderen freuen, aber das wild bubbernde Herz in seinem Brustkorb und die Sorge vor dem Unbekannten hielten ihn in ihren unnachgiebigen Klauen fest und ließen ihn nicht wie die anderen Gäste unbeschwert jubilieren. Und er hasste sich dafür, dass er in einem solch wichtigen Augenblick nicht vollends in dem Moment sein konnte. Dass er nicht wie die anderen unbeschwert jubeln, klatschen und Scherze treiben konnte.

    Als die rothaarige Kriegerin mit nicht unerheblichem Stolz und einem gewissen Funkeln in den Augen, trotzdem aber noch immer ein wenig überfordert von der Situation mit Tippelschrittchenen aber stolz erhobenem Blick zurück zu ihrem Platz eilte, reagierte der Körper des Braunhaarigen, bevor sein Gehirn den Befehl geben konnte, innezuhalten. Und so stapfte sein Körper in stillem Widerstand gegen jeden Befehl seines Verstands mit großen Schritten und einem noch viel größeren Grinsen im schmalen Mittelgang entgegen. Er fiel der jungen Frau - entgegen allen Zeterns, Keifens und Fauchen ihres neuen, haarigen Begleiters - in die Arme und presste sie fest an sich. Das hässliche Tier kratzte anfangs noch aufgeregt an Griffins Kleidung, schien sich dann aber in der warmen Höhle zwischen ihren Körpern nicht ganz unwohl zu fühlen und ergab sich seinem Schicksal.
    »Ganz und gar verdient!«, flüsterte er der roten Snapperin und frisch gebackenen Waldläuferin ins Ohr, während er ihren Körper fest an den seinen drückte. »Rote Snapperin - ich freue mich so sehr für Dich!«, fügte er glücklich an, löste die Umarmung und nahm behutsam ihren Kopf zwischen seine Hände. Er gab ihr einen kurzen Schmatzer auf die Stirn und drückte sie dann erneut an sein Herz.
    »Ich sag's doch: Mann braucht ein dichtes Fell, um bei ihr zu landen. Der Kerl hat's kapiert!«, rief Jilvie und lautes Lachen tobte um die beiden herum. Unbeirrt hielt Griffin Freiya und das Opossum fest im Arm und ließ das Lachen sie umspülen wie Wellen, die sich unaufhörlich gegen einen Felsen warfen. Er hielt sie auch in der Hoffnung fest, dieser Moment möge für immer halten und ihn vor dem bewahren, was ihm zwangsläufig bevorstehen würde. Grausam und unnachgiebig, ganz ohne jegliches Mitgefühl für seine Gefühle verstrich aber der Augenblick gnadenlos, weswegen er seine seine innige Umarmung mit Freiya mit dem kurzen Versprechen lösen musste, dass sie später vernünftig auf ihren Aufstieg in die Reihen der Waldläuferinnen und Waldläufer anstoßen werden würden.
    Zumindest hoffte er, dass er dazu später noch Gelegenheit hatte.

    Schließlich ließ Freiya ihn aber endgültig allein im Mittelgang zurück. Allein zwischen so vielen fremden und vertrauten Gesichtern. Seine Hände zitterten und für einige Sekunden wägte er ab, ob der Sprung von der Krone des Baums wohl eine legitime Alternative wäre. Es war wie so oft aber der Blick des orangeäugigen Wyvernkriegers, der den in die Jahre gekommenen Krieger erfasste. Ryu blickte den ehemaligen Hüter eindringlich an und nickte ihm dann ganz langsam zu - scheinbar wohlwissend, was sein Waffenbruder vor hatte. Der Hayabusa verzog keine Miene und doch spürte Griffin, wie diese einfache, freundschaftliche Geste ihm die nötige Kraft gab, die letzten Schritte zur Plattform zu machen.

    Er schloss für einen Herzschlag die Augen und atmete tief ein.
    »Seid-«, er räusperte sich und versuchte den gigantischen Frosch in seinem Hals herunterzuwürgen. Vergeblich, denn scheinbar schien dieser warzige Unhold keine sonderlich große Lust zu haben, sich zu dem massiven Stein in Griffins Magen zu gesellen. »Seid mir gegrüßt, ihr Leute des Waldvolks.« Er vermied die übliche Begrüßungsfloskel. Es schien ihm nicht richtig, diese hier, heute und vor all diesen Leuten zu verwenden.
    »Einige von euch werden mich kennen, andere nicht.« Er lächelte müde. Was hätte er darum gegeben, wenn ihn niemand hier kennen würde. Als unbekannter Niemand vor Fremden zu stehen erschien ihm so viel leichter. Stattdessen stand er als einstiger Jemand und heutiger Niemand vor ehemalige Freunde. »Als ich noch etwa halb so alt war - und etwas weniger als halb so viel gewogen habe«, fügte er mit einem kurzen und ebenso falschen Lachen an, das nur von einigen wenigen müde erwidert wurde. Er schluckte. All das kam ihm so falsch vor. Wie konnte er hier oben stehen und plumpe Witze erzählen? Nach all dem, was er getan hatte? Es war einfach nicht richtig. Er sog lautstark die Luft durch seine Zähne.

    »Ich habe euch alle verraten.«, presste er mühevoll hervor. Er wollte betreten den Blick senken. Beim Schläfer - eigentlich wollte er sich ins nächstbeste Bierfass werfen und darin ersaufen. Aber er tat beides nicht. »Ich habe meine Pflicht als Teil des Waldvo-« »Wer bist du denn überhaupt, du Fettsack?«, rief einer aus den hinteren Reihen und es ein Sturm an Sätzen fegte über die bis dahin stillschweigend lauschende Masse. Einige waren empört, dass man den Redner nicht kannte. Andere äußerten lautstark ihre Verwunderung darüber, dass ein Fremder so einen Aufstand machte. Und wieder andere grummelten miesgelaunt, weil sie durch die Unterhaltungen aus ihrem Nickerchen geweckt wurden.
    Ein lautstarkes Klopfen ertönte und langsam kehrte Ruhe ein.
    »Ich war einst einer der Euren.«, erwiderte er nichtssagend. Wer war er schon? Hauptmann Sildens? Ehemaliger Hüter? Feierwütiger Waldläufer? Trunkenbold? Nichtsnutz? Gewinner des großen Turniers von Al Shedim? Hoffnungsloser Romantiker? »Mein Name ist Griffin.«, sprach er schließlich und erneut, lauter als zuvor, flammten Unterhaltungen auf. Verwunderung wurde kundgetan. Flüche wurden gebrüllt. Lachen war zu vernehmen. Betretenes Schweigen brach über andere herein.

    Wieder klopfte es. Auch diesmal lauter als zuvor.
    »Bewahret!« Es war Ornlus Stimme, die lautstark erklang und die aufgekommenen Stürme zu beruhigen vermochte. »Und zwar die Ruhe.« Griffin konnte das zufriedene Lachen eines kindgebliebenen Druiden hören, der mit seinem Wortwitz äußerst zufrieden war. »Ihr habt gehört, was er vorgetragen hat. Er kommt und stellt sich uns - dem Thing - damit wir über ihn urteilen mögen.« Der Südländer versuchte angestrengt, nicht in sich zusammenzuschrumpfen. Ornlu trat an seine Seite und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. Eine einfache Geste und sie geschah beinahe beiläufig, aber für den ehemaligen Hüter war es die Hand eines einstigen Freundes und langjährigen Weggefährten, der ihn stützte. Griffin atmete tief durch. Stellte sich aufrecht hin und ließ seinen Blick über das Waldvolk streifen, das seit vielen Jahren wieder vor ihm vereint stand. Erinnerungen an Silden flammten in ihm auf. Der Druide nickte ihm stumm zu. »Also hören wir ihn an!« Dann trat er wieder zurück und setzte sich.
    »Brüder und Schwestern.« Diesmal war die Stimme des Südländers kräftiger. »Ich trete vor euch als einer, der einst in euren Reihen saß, mit euch trank, mit euch feierte, mit euch kämpfte und mit euch trauerte. Und ich trete vor euch als jemand, der euch alle verlassen, verraten und zurückgelassen hat. Für Jahre. Als jemand, der sich selbst wichtiger war. Auch eben noch, als wir- nein als ihr neue Menschen in euren Reihen begrüßt habt, war ich mit meinen Gedanken nur bei mir. Ich trete heute vor euch als jemand, der seine Pflicht vernachlässigt hat. Seine Pflicht euch gegenüber. Gegenüber des gesamten Waldvolkes.« Er schluckte schwer. »Und nicht zuletzt gegenüber unserer ersten Heimat - gegenüber meiner ersten Heimat: Silden.« Er pausierte kurz. »Es gab andere, die euch an meiner statt geschützt haben. Andere, die an meiner statt gekämpft haben. Aber es gibt auch diejenigen, die an meiner statt verletzt wurden und gefallen sind. Und wegen ihnen allen bin ich hier. Ich will nicht länger weglaufen vor den Geistern der Vergangenheit, möchte mich nicht länger fesseln lassen von Angst. Ich bin hier, um mich eurem Urteil zu stellen und es zu akzeptieren, wie es auch ausgehen möge.« Vorsichtig nahm er den einfachen Bogen ab, den er auf der Jagd nach Zarra einem Waldläufer abgenommen hatte, und legte ihn vor seine Füße. »Wenn ihr euch entscheidet, mich zu verbannen, werde ich diesen Ort verlassen und nie wieder zurückkehren.« Er löste die kleine Schnalle, die seine Schwertscheide am Körper hielt und ließ die geliehene Waffe aus dem Bestand der Waldläufer und Jäger klappernd zu Boden fallen. »Wollt ihr meinen Tod, gebe ich euch mein Leben willig.« Schließlich löste er die kleine Schnalle vor der Brust, welche das Schild mit dem mächtigen Riss im Holz, welches er einem untoten Skelett bei der Verteidigung Tooshoos abgenommen hatte, und legte auch den Schild vor sich ab. »Und wenn ihr mich wieder in euren Reihen willkommen heißen mögt, verspreche ich euch, für jeden von euch mein Leben zu geben, sollte es nötig sein.« Er hielt inne und hielt dem Blick des gesamten Waldvolkes statt. »Ich stehe vor euch - unbewaffnet und ohne Groll in meinem Herzen.«
    Er legte seine Hände ineinander.
    »Und ich erwarte euer Urteil, Menschen des Waldvolks.«

  20. Beiträge anzeigen #340
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Onyx kannte Meister Griffin vor der Wilden Jagd nur vom Hörensagen. Wusste wie er zu einen der besten Bogenschützen des Festlandes gehören musste. Über Silden, wo er selbst nur eine bescheidene Zeit war und dann ein anderes Schicksal in den Minen der Orks erlebte, wusste er nicht. Vielleicht hatte er den Mann damals gesehen, vielleicht aber auch nicht. Nicht genug, um jene Zeit zu beurteilen. Doch wie sollte man so etwas wie seine Gemeinschaft verlassen, seine Pflicht vergessen und all solch Sachen beurteilen? Niemand hatte hier irgendwelche Verträge unterzeichnet und seine Seele einem Großhändler verpfändet. Frei war man hier und frei konnte man hingehen, wohin man wollte. Dann aber durfte man nicht erwarten von der Gemeinschaft so zu profitieren, wie es jemand tat, der sich hier mit dem was er konnte, völlig einbrachte. Onyx wollte hören was andere sagten und sich eine Meinung bilden.

    Mertens gebot dann neben den Jadewolf und Griffin um Ruhe und bat jeden der was zu sagen hatte aufzustehen und zeigte dann auf den Ersten. Es ging von links nach rechts und jeder sollte gehört werden. Das würde lang dauern dachte sich Onyx brummig und fürchtete, dass manche wie er sich erst später äußern könnten.
    Es war eine Sache über Beförderungen von Leuten aus der Gemeinschaft zu urteilen, die sich hier Tag und Jahr vor einen bewegten. Etwas anderes über das Schicksal von jemanden der Licht und Schatten warf.

    “Ich Ordal bin nur ein einfacher Handwerker! Kein Jäger, kein Wächter! Aber ohne mich würdet ihr in knietiefen Wasser kriechen und Blutegel am Arsch kleben haben!”
    “Komm zum Punkt!”
    “Jaja! Ich will es nur mal erwähnt wissen, dass hier nicht nur die ganzen Prinzessinnen und Prinzen und Helden vom Erdbeerfeld die Waffen schwingen alles am Laufen halten!”
    “Komm zum Punkt! Verdammich!”
    “Jaaaa! Herr Mertens! Ich kenne den da seit Silden! Ich habe ihn trotz allem als ehrlichen Mann erlebt. Das ist mehr wert wie manche hier denken! Er soll ein Jahr lang Scheiße schippen, Drecksarbeit verrichten und gut ist. Was er dann ist, ist mir gleich. Aber ich weise keinen Mann ab, der zurück kommt, um sich zu stellen. Jawohl!”

    “Danke für deine Meinung. Du Shalan! Du bist die nächste!”

    Sie alle blickten auf eine brünette Frau mittleren Alters, die eine große Narbe im Gesicht hatte und sehr wütend blickte.
    “Du hast mir als junges Ding die Welt versprochen. Hast mit mir getanzt und mich in die Grüne Krähe ausgeführt. Hast mir den Hof gemacht und ich hatte einen großen Traum! Ich habe auf dich gewartet und du warst dann plötzlich weg. Für immer! Hast meinen Traum von einem guten Mann und einer Schar Kindern platzen lassen. Das Schicksal hat mich danach gezeichnet und ich habe trotzdem meine Schar Kinder bekommen. Aber keinen guten Mann! Der ist zum Glück nicht mehr!”, sagte sie und zeigte wütend auf ihre Narbe.
    “Ich halte nichts von dir und deinen nett verpackten Worten. Ich will, dass du dir vorstellst was du für schöne Kinder mit mir hättest und wie schön ich als deine Frau gewesen wäre. Wie glücklich wir wären, Griffin! Und dann sollst du dahin gehen wo du hingehörst!”, zürnte Shalan und zeigte gen Norden. Irgendwo hin, aber nicht hierher.

    “Danke, Shalan! Valgus von den Füchsen.”, sagte Mertens und der Sippenführer erhob sich. Stimmen solcher Männer waren nicht höher, wie die Stimme einer einfachen Person die dem Waldvolk angehörte. Aber sie hatten Gewicht und Orientierung.

    “Bewahre, Griffin. Es ist lange her, als du auch mein Hauptmann warst. Man mag euch jungen Männer damals verurteilen. Verantwortung durch ein paar große Taten bekommen, aber gleichzeitig nur wenige Zeit bei uns verbracht. Du und Dekker und all die anderen, die damals Hauptmann und Waldläuferführer sein wollten. Ich verurteile nicht euren Willen zu führen. Aber euren Abgang! Beschämend! Einfach so verschwinden, statt zu sagen, dass man seiner Pflicht nicht gewachsen ist. Das mag das Alter sein! Aber auch der Unterschied zwischen Mann und Jüngling. Ich weiß was du konntest und was du noch kannst. Was auf dem Festland geschah ist das Eine für mich. Das andere ist das Jetzt und das was wird. Bist du ein Mann geworden oder nur der Jüngling von einst, der den Bogen wie kein anderer beherrschte und sich viele Freunde machte, um Hauptmann zu werden? Ich sehe einen Mann! Einen fetten Mann wohl gemerkt, der sich ganz sicher nicht ein Jahrzehnt in der Wildnis bewegt hat. Ich sehe die Gelegenheit neu zu beginnen, aber will nicht entscheiden, ob du dem Stand der Waldläufer noch angehörst.”, sprach der ergraute Fuchs. Valgus war bekannt dafür, dass er mit seinen Worten auch zwischen den Zeilen vieles sagte und einen Weitblick in die Zukunft und für Entwicklungen besaß, die andere Anführer nicht hatten. Er war ein listiger Fuchs.

    “Danke, Valgus. Du, Gislav! Neu bei uns, aber sprech.”

    “In Nordmar hätte man ihn als Feigling verbannt. Aber in Nordmar bumsen sie auch ihre Cousinen und Ziegen, weil sie so viele wegen der dummen Ehre verbannen.”
    Großes Gelächter erklang.
    “Lasst ihn hier. Er soll sich ein paar Wochen umschauen, heiraten und eine Familie gründen. Das bindet einen und bringt Glück und Ziele in das Herz, wo nur Schuld und Ziellosigkeit einen herum treiben. Das sage ich!”

    “Kurz und deutlich! Ein Nordmarer von echter Ehre! Du da! Sprech!”, gebot Mertens und zeigte auf jemanden.
    Geändert von Onyx (16.06.2024 um 11:00 Uhr)

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