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    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Valerion ist offline

    Am Trainingsplatz

    Nachdem Valerion es endlich geschafft hatte, aus dem Lager von Selana zu fliehen, ging er eilig zu dem Trainingsplatz, wo er schon Dutzende Stunden verbracht hatte, um wieder die Kunst in die Schwertkunst zu finden. Er fragte sich wie es seinem Schwert ginge, nach dem Bad im Salz und den Kampf gegen die Ranken und Pflanzen, hatte er es nicht mehr gewaschen oder gereinigt. Ob es gerostet war? Ob es auseinanderbrach, wenn er es gegen die Puppe schlagen würde? Er seufzte und schaute sich um, er war aktuell der einzige am Trainingsplatz, die anderen waren wohl noch am schlafen oder hatten anderweitige dinge vor. So zog er sein Schwert und begutachtete die Klinge mit ruhigen blicken.

    „Ach du scheiße“, murmelte der Bärtige, das Schwert hatte in der letzten Zeit ziemlich an Rost gewonnen, wahrscheinlich würde ein schlag ausreichen, um das Teil zu zerstören. Er wollte es nicht riskieren und musste wohl oder übel bald einen Schmied aufsuchen, um die Klinge reparieren zu können. Vielleicht war es auch Zeit, für eine neue Klinge aber immerhin war dies ein Geschenk gewesen. Egal. Erstmal nahm er eines der Holzschwerter in die Hand, schwang es kurz elegant, um dann in die Kampfposition zu gehen. Valerion ging nochmal kurz die bisher gelernten dinge durch, er plante verschiedene Übungseinheiten, schritt für schritt, um langsam wieder Routine zu bekommen. Immerhin war das letzte Training einige Zeit her und Darius hatte sicherlich auch viel zu tun gehabt, während der Wilden Jagd.

    Ob Darius von seinen Taten erfahren hatte? Oder der Hauptmann? Bisher war noch keiner, auf ihn zugekommen aber sicherlich hatten sie auch während dem Fest gut gefeiert und vielleicht die eine oder andere Frau beliebt. Er grinste kurz und war abgelenkt, als er von der Übungspuppe einen Schlag gegen die Seite bekam, dass ihn komplett umhaute.
    „Verdammte scheiße ....“, fluchte der Bärtige, erhob sich und war froh, das gerade keiner das gesehen hatte. Genug der Gedanken, er musste trainieren und üben. Vielleicht würde Darius ihn bald prüfen oder noch mehrere Lektionen würden auf ihn warten. Nach der Wilden Jagd war er bereit für alles, um besser zu werden.

    Also eine neue Runde gegen die Trainingspuppe.
    „Die Runde ging an dich, aber warte du ab, du kriegst noch was du verdienst“, sprach er ruhig, schlug von oben nach unten zu, von rechts nach links und achtete dabei auf seine Beinbewegungen. Sicherlich gab es noch viel zu verbessern, einige schritte, einige Handbewegungen aber die Zeit fürs Trainieren würde er sich nehmen.

  2. Beiträge anzeigen #282
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline

    Sumpflilie

    Ihre Rollen kurzerhand vertauscht, wollte Zarra sich nicht mehr von Griffin lösen. Ganz ähnlich zu letzter Nacht fühlte sie sich beschützt und behütet von seiner Wärme und den breiten Armen. Es waren nicht seine Worte, die sie beruhigten, sondern der Trost, den er ihr mit seiner Geste spendete. Und doch fühlte sie sich schlecht damit, denn sie zwang sich ihm auf gewisse Weise auf, rückte ihre eigenen Probleme in den Mittelpunkt, wo er selbst offenbar von Geistern alter Tage geplagt war. Sie wollte Enya suchen gehen, doch nicht sofort. Lieber hörte sie seinem sanften Herzschlag zu, der an ihr Ohr drang, welches gegen sein Schlüsselbein drückte.
    So warm…, dachte sie träge und konzentrierte sich darauf, den Sturm ihrer Gefühle zu besänftigen.
    Die Situation musste äußerst seltsam für all die anderen wirken, die mit ihnen in der Taverne saßen. Doch getreu Griffins Worten ließ sie sich dieses Mal nicht davon beirren. Sollten sie reden, über sie, ihn oder sonst wen.
    „Wir sind schon seltsam, was?“, fragte sie nach einer ganzen Weile leise, während sie die Augen geschlossen hielt, „traurig wegen unserer jeweiligen Vergangenheit teilen wir den Schmerz miteinander. Dabei kenne ich deinen Namen gerade einmal wenige Tage. Dir bin ich vermutlich vorher noch nie aufgefallen, oder?“

    Sie verlagerte das Gewicht ihres Kopfes auf seiner Schulter, öffnete ein Auge, um ihn anzuschauen. Sein wilder Bart kitzelte ihre Wange.
    „Ich habe es mir anders vorgestellt, wenn ich überlegt habe, wie ich mit Menschen sprechen würde, die ich kennenlernen will“, gab sie zu und zog ihre Finger ein, die sich halbwegs um seine Körpermitte gelegt hatten, „Jedes Mal erzählte ich in meiner Vorstellung von all den tollen Pflanzen, die dieses und jenes bewirken konnten. Von Libellen hätte ich gesprochen und anderen Insekten, doch das hat in der Vergangenheit nicht so gut geklappt, um das Eis zu brechen.“
    Sie schmunzelte leicht, als sie über einige Gesichter nachdachte, wenn sie von ihren Interessen erzählte. Jedes Mal ging ihre Begeisterung für die Krabbeltiere mit ihr durch, was die meisten abschreckte.

    „Die Hooqua sagte, dass Enya wohl noch in der Gemeinschaftsunterkunft schlafen könnte, aber ich kann sie auch später aufsuchen. Wir könnten ein Stück gehen. Ich wollte mir ansehen, was mit den Ruinen von Schwarzwasser geschehen ist“, schlug sie vor und hob ihren Kopf etwas an, um ihn besser sehen zu können.
    Ihr Blick fiel auf den Teller Griffins, auf dem noch immer die beiden Würstchen lagen.
    „Aber zuerst isst du gefälligst auf. Sonst verlierst du noch deinen Charme“, neckte sie ihn und grinste.
    Sie wollte ihn lieber Lachen sehen und nicht Ursprung seiner Sorgenfalten werden.

  3. Beiträge anzeigen #283
    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Festplatz

    Na, da war aber jemand flexibel. Nicht im körperlichen Sinne, wohlgemerkt - darüber konnte und wollte sich Maris kein Urteil bilden, auch wenn Runa so dreinblickte, als hätte sie diesen Punkt nach Chalas Andeutungen gerne ausführlich diskutiert - sondern hinsichtlich ihrer Aufbruchbereitschaft. Maris traute seiner Vision ja selbst nicht einmal so richtig, aber Chala war im Prinzip schon auf und davon in Richtung Stewark. In Richtung Aniron.
    "Ist irgendwie seltsam, sie nach Hause zu Mama zu schicken, findest du nicht auch?", sagte er an Runa gerichtet, sah dabei aber unbestimmt in die Ferne. "Ich freue mich übrigens sehr darüber, dass du mich weiter begleiten willst. Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt mehr mit dir teilen kann. Mama hat sich bewusst nie wirklich viel von mir erzählen lassen, also hab ich meistens mit Onkel Seamus gesprochen, wenn ich jemanden brauchte, um über meine Angelegenheiten zu diskutieren. Aber jetzt hab ich ja auch dich, und das macht mich ziemlich glücklich."
    Nach dem, was er in der vergangenen Nacht erlebt hatte, verspürte er das dringende Bedürfnis, so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie zu verbringen. Fast wäre er auf Chalas Frage hin eingeknickt und hätte alles stehen und liegen lassen, um zu Aniron, Sinan und Fianna zurückzukehren. Doch so sehr sein Herz sich auch danach sehnte, sein Kopf wusste es besser. Aber vielleicht konnte er wenigstens die eine Tochter, die er bei sich hatte, spüren lassen, wie sehr er sie liebte. Natürlich nur in dem Rahmen, der für eine Jugendliche nicht peinlich wurde, verstand sich. Immerhin wollte er ja kein peinlicher Vater sein.

    "Runa? Alles in Ordnung mit dir?"
    Maris musterte seine Tochter, die ihm nicht geantwortet hatte - und was er sah, gefiel ihm nicht allzu sehr.
    "Mensch, du siehst aber blass aus."
    Runas Blick war glasig, ihre Wangen hatten alle Farbe verloren. Ihr Mund war leicht geöffnet, fast so, als bekäme sie nicht gut Luft. Maris sah sich eilig um und griff nach dem von Chala geleerten Wurzelkaffeekrug, der herrenlos auf dem Tisch herumstand. Er kannte die Symptome gut genug, um zu wissen, was jetzt kam. Deshalb erhob er sich, trat eilends um die Tafel herum und drückte seiner Tochter wortlos den Krug in die Hand. Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an, wehrte sich aber nicht. Maris trat hinter sie und schob ihr die Haarsträhnen hinter die Ohren. "Nicht dagegen wehren. Es hilft."
    Sie schielte leidvoll zu ihm herauf. "Paps, mir ist schlecht."
    "Ich weiß."
    "Ich glaub, ich muss-"
    In plötzlicher Heftigkeit bäumte sich ihr Körper auf und brachte alles wieder hervor, was ihr Magen seit dem Beginn des Beltane-Festes aufgenommen hatte. Als der Krug nach mehreren Runden des Aufbäumens schließlich zu drei Vierteln wieder gefüllt war und sie schlapp vornüber gebeugt über dem Behältnis hing, strich er ihr sanft über den Rücken.
    "Die Mischung aus Traumruf und Wurzelkaffee war dann wohl zu viel für deinen Magen, Schatz. Das kommt manchmal mit etwas Verzögerung. Mach dir nix draus, hast gut gezielt."
    Er fasste sie an den Schultern. "Wollen wir mal einen Abstecher in die Heilkammer machen und dir was besorgen, das dich wieder auf die Beine bringt?"
    Sie nickte stumm. Er nahm ihr den vollen Krug ab, stellte ihn auf die Tafel zurück und deckte ihn mit seinem leeren Frühstücksteller ab.
    "Na komm, los geht's."

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Heilkammer

    "Hier, trink das. Es schmeckt etwas seltsam, aber du musst es ganz austrinken." Leyla hielt der totenbleich auf dem Hocker sitzenden Runa einen Becher mit einer würzig riechenden Flüssigkeit vor die Nase. Da würde sie ordentlich etwas zu schlucken haben, befand Maris.
    "Und beim nächsten Mal lässt du lieber die Finger weg von allem, wo Sumpfkraut drinsteckt. In deinem Alter verträgt der Körper die Wirkstoffe nur sehr schwer und bringt sie wieder heraus - auf die eine oder andere Weise."
    "Zu ihrer Verteidigung: irgendein Spaßvogel hat die Bowle gestern mit Traumruf versetzt", erwiderte Maris.
    Leyla sah ernst zu ihm hinüber. "Ja, ich habe davon gehört. Ich musste schon ein halbes Dutzend Leute abweisen, die wegen heftigen Träumen zu mir gekommen sind." Und wieder zu Runa gewandt fuhr sie fort: "Trotzdem, die Bowle war auch ohne Sumpfkraut nichts für dich. Lass dir ruhig Zeit beim Trinken, du kannst hier so lange sitzen bleiben."
    Runa nickte matt und nippte an ihrem Getränk, verzog das Gesicht und nippte noch einmal.
    "Vielen Dank, Leyla", sagte Maris.
    "Gern geschehen. Danach sollte sie ein wenig ausruhen, dann wird es ihr wieder besser gehen. Ich muss jetzt nach den anderen schauen. Bewahret."
    Maris sah Leyla noch einen Moment hinterher, dann wandte er sich an Runa. "Ist es in Ordnung für dich, wenn ich mal kurz durch die Heilkammer laufe?"
    "Na klar. Ich lauf nicht weg", erwiderte Runa kraftlos und zwang sich zu einem gequälten Lächeln. Maris erhob sich, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und durchmaß dann den Raum. Er hatte etwas gesehen, das ihn interessierte. Oder besser gesagt: jemanden.
    Maris sah die Tür zu dem separaten Zimmer geschlossen, in das sie ihn gebracht hatten, doch er spürte die rohe Kraft, den wilden Zorn bis hierher und sah die Magie seines Bundes auch so. Er kannte Jarvo kaum, hatte nie viel mit ihm zu tun gehabt, doch die anderen hatten immer voller Respekt von ihrem Anführer gesprochen. Nun jedoch schien er eine Wandlung durchgemacht zu haben. Eine Wandlung, deren erste Anzeichen Maris auch bei Ryu gesehen hatte, im Basislager der Wilden Jagd. Diese Männer waren keine gewöhnlichen Waldläufer. Sie waren mehr als das - und dieses Mehr schien einen steten Kampf um die Vorherrschaft zu führen. Es war ihm alles so vertraut, wenn auch in anderem Maße, dass er sich unweigerlich mit ihnen identifizieren konnte.

    Maris klopfte leise und öffnete die Tür. Jarvo saß dort in Fieberträume versunken auf einem Stuhl, gefesselt und in Ketten, wie ein Schwerverbrecher oder ein tollwütiges Tier. An seiner Seite saßen Mertens und Onyx und hielten Wache.
    "Entschuldigt die Störung. Ich wollte nur sehen, wie es um ihn steht", sagte er und trat ein. "Seine Kraft ist so ungezügelt, dass sie wie ein Leuchtfeuer von ihm ausströmt."
    Etwas in Jarvos Aura weckte unterbewussten Widerwillen in Maris. Etwas in ihm drängte ihn, den Waldläuferführer mit einem Buckel zu umkreisen und ihn fauchend davon zu jagen. Doch er widerstand der um ihr Revier kämpfenden Katze in seinem Inneren.
    "Habt ihr eine Aussicht darauf, ihm helfen zu können?"

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Da stand die Bowle von Nerea und ein nackter Jadewolf schlich drumherum. Immer wieder ließ er etwas in das Getränk rieseln, während ein übergroßes wölfisches Grinsen sein Gesicht zierte. Freiya raffte ihren Rock und lief zu ihm hin:
    „Was machst du da?“, fragte sie in einem scharfen Tonfall.
    „Rezepturverfeinerung, willst du auch?“ Jadewolf hielt ihr das Säckchen hin, in das er gegriffen hatte. Aber als Freiya hineinblickte, sah sie nur tiefste Schwärze. Jadewolf schüttelte das Säckchen auffordernd und Freiya griff schließlich hinein. Sie holte ihre Hand heraus und öffnete sie. Auf ihrer Handfläche lagen zwei wunderschöne orangefarbene Saphire. Verdutzt blickten sowohl Freiya als auch Jadewolf auf die Edelsteine.
    „Nochmal!“, befand der nackte Mann.
    Freiya griff wieder in das Säckchen – und holte erneut die zwei Saphire heraus. Schließlich wiederholte sie das Ganze noch ein weiteres Mal.
    „Dein Sack ist kaputt“, sagte sie mürrisch. Jadewolf ginste immer breiter:
    „Ist das so?“
    Plötzlich stand Ambrose neben ihr: „Lass dich nicht ärgern. Genieß die Liebe und schau zu den Sternen!“
    Er deutete nach oben und Freiya folgte seiner Bewegung. Und tatsächlich! Wie wunderschön der Sternenhimmel über ihnen stand!

    Auf einmal fühlte sie sich so groß und fest! Als sie an sich herunter sah, erblickte sie statt ihrer Füße einen Baumstamm, Äste und Blätter! Unten, am Fuß ihres Stammes, saßen Griffin und Ryu. Sie hielten Papierlaternen in der Hand, die leuchteten.
    „Was wohl passiert, wenn man Zitronen- und Pfirsischtee mischt?“, fragte sich Ryu, von oben bis unten in Bandagen eingehüllt.
    „Dann muss ich nochmal mit der Königin des Tanzes ums Feuer tanzen!“, erwiderte Griffin.
    „Nur, solange du mir meinen Kuchen nicht wegisst“, erwiderte Ryu.
    „Nein, das macht nur Freiya!“, sprach auf einmal Maris, der an ihnen vorbei ging und dem eine Molerat mit Hut folgte.
    HE! wollte die Rothaarige rufen, doch da spürte sie eine Hand im Rücken. Sie drehte sich um und erblickte nun Ryu, der einen leuchtenden grünen Klumpen in der Hand hielt.
    „Zeit des Erwachens!“, sagte er und –


    Freiya erwachte.
    Sie schreckte ein bisschen auf und blinzelte irritiert, bis sie bemerkte, wo sie war. Sie sah, dass Sonnenlicht ihre Unterkunft erhellte. Na gut, das war auch kein Wunder, hatte sie sich schließlich erst nach Sonnenaufgang zum Schlafen gelegt.
    Matt ließ sie sich wieder auf ihre Schlafstatt sinken. Sie war allein, Ronja war nicht aufgetaucht – vielleicht war sie inzwischen auch schon wieder unterwegs. Der Wind ließ Tooshoos Blätter sanft rascheln und trug Stimmen in die Kammer. Wie spät es wohl war? Mittag auf jeden Fall. Aber … Freiya hatte so gar keine Lust, sich zu erheben. Viel zu gemütlich und wohlig fühlte sie sich unter ihrer Decke. Das Sumpfkraut hatte seine rauschende Wirkung verloren und nun zog sich eine bleierne Trägheit durch ihre Knochen. Sie drehte sich auf die Seite und muckelte sich ein, schloss wieder Augen und beschloss, so lange sie keiner brauchte, einfach weiter zu dösen. Doch ihre Gedanken wanderten um Stunden zurück. Ihr fielen die Laternen ein, die Ryu Griffin und ihr zum Geschenk gemacht hatte und die sie hatten gemeinsam in den Himmel steigen lassen. Was für ein wunderschöner Brauch das war, den Ryu da aus seiner Heimat mitgebracht hatte und an dem er sie hatte teilhaben lassen. Die Magie dieses Morgens, als die Sterne schon am Verblassen waren, und die Laternen in den Himmel empor schwebten, eine jede von ihnen bedacht mit einem Wunsch, war unbegreiflich gewesen. Die atemberaubende Aussicht von so weit oben im Baum, wo Freiya noch nie gewesen war, und wie die Sonne langsam über den Horizont kam und den Sumpf in ihr goldenes Licht tauchte, ließen sie jetzt noch ungläubig den Kopf schütteln. Trotz all der Schönheit aber war sie am Ende trotzdem an Griffins Schulter eingeschlafen und hochgeschreckt, als ihr Kopf auf ihre Brust gerutscht war. Das war für Freiya der Zeitpunkt gewesen, an dem sie sich verabschiedet hatte.
    Ihre Gedanken wanderten zurück, sie erinnerte sich an die Gespräche mit Ronja, Ambrose und Maris. Und – du liebes Bisschen – sie hatte Griffin zum Tanzen genötigt! Und Ryu auch! Peinlich berührt zog Freiya die Decke über den Kopf und presste sich den Stoff gegen das Gesicht. Wie sie sich verhalten hatte! … Wegen Jadewolfs Sumpfkraut in der Bowle! Wobei … nein, nicht nur deswegen! Irgendetwas war passiert, als sie bei Maris am Tisch gesessen hatte! Der steckte doch bestimmt mit Jadewolf unter einer Decke … schließlich waren die beiden irgendwie befreundet.
    Aber nicht nur die Tänze fielen ihr ein. Sie hatte Ryu fast … großer Gott! Freiya versank noch weiter unter ihre Decke, wollte sich im Boden vergraben, am liebsten bis tief unter Tooshoos Wurzeln.
    „Freiya? Alles in Ordnung?“, ertönte eine Stimme.
    Ausgerechnet jetzt erschien auch noch Fridtjof!
    Sie hob ihre Decke leicht an, um ihn zu erblicken. Er stand im Eingang ihrer Kammer.
    „Ja … hab nur … etwas Kopfschmerzen und mir ist leicht übel“, sagte sie. Das war nicht mal gelogen.
    „Heftig gefeiert, was? Jemand hat wohl Traumruf in die Bowle gegeben, kein Wunder, dass dir flau ist“, erwiderte der Jäger.
    Ach was! wollte Freiya schnappen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten. Sie hatte tatsächlich Hunger. Sicherlich würde die Übelkeit weggehen, wenn sie etwas gegessen hatte.
    „Brauchst du was?“, fragte Fridtjof.
    Freiya zog sich ihre Decke vom Kopf: „Nein, aber danke dir.“
    Fridtjof musterte sie eine Weile, wirkte, als wolle er gehen und überlegte es sich doch noch anders.
    „Ich hatte dich heute Morgen nicht hier gesehen, wo … warst du?“, sagte er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck.
    Freiya blickte zu ihm auf, horchte er sie etwa aus? Hatte er … gewartet und dachte nun, sie hatte sich mit jemanden auf die Felle begeben? Sie blinzelte kurz irritiert. Nein, sicherlich nicht, sie irrte sich bestimmt.
    „Ich war oben in der Baumkrone, der Hauptmann hatte Griffin und mich mitgenommen“, erwiderte sie schließlich. Wieder musterte der Jäger sie durchdringend.
    „Aha“, sagte er schließlich.
    Verdruss stieg in ihr auf. Sie strampelte sich von ihrer Decke frei und setzte sich auf.
    „Du kannst das Verhör jetzt beenden, ich zieh mich jetzt um und geh zur Hooqua was essen“, sagte sie, um ihm deutlich zu machen, dass das Gespräch jetzt beendet war. Er ließ sie sogar auch allein und Freiya atmete durch. Sie stand auf, nur um sich im nächsten Moment an der Wand abzustützen, da ihr kurz schwarz vor den Augen wurde.

    Noch einmal wanderten ihre Gedanken zurück zur Feier in der letzten Nacht und wieder verzog sie peinlich berührt das Gesicht. Vielleicht sollte sie sich bei Griffin entschuldigen? Bei Ryu nicht. Dem konnte sie wahrscheinlich nie wieder unter die Augen treten.
    Das aller aller schlimmste an all dem aber war, dass … er einfach unfassbar gut ausgesehen hatte. Das fand sie auch jetzt noch. Snapperkacke. Sie brauchte dringend ein Frühstück, um dieses Sumpfkraut endgültig loszuwerden! Und damit auch die Eindrücke von der letzten Nacht!

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Heilkammer

    “Mein Freund, du störst nicht. Jarvo schläft und das ist schon einmal ein Fortschritt. Er war seit fast drei Tagen wach und nicht mehr er selbst. Leyla meinte, dass es nun besser wird.”, entgegnete Mertens und blickte zu Onyx.

    “Darf wissen.”, sagte er zum Waldläufer, bevor er ins varantische wechselte.
    “Salam, Maris der Löwe, Herr des dritten Auges. Ich habe das gemacht, was der Geist von Duath empfohlen hat. Er sprach von seinen Bruder und den rastlosen, wilden Geist. Der Blaue Bär hat schon Meister Hayabusa geholfen. Sein Geist hatte auch vergessen Mensch zu sein und wusste nicht wie der Körper eines Menschen heilt. Ich hoffe, dass es ähnlich wirken wird, Sohn der Wüste und der Wälder.”, erklärte Onyx in seinem Sklaven-varantisch. Mehr konnte er zu Jarvo auch nicht sagen.
    “Du sprichst varantisch?”, fragte Mertens etwas verwundert.
    “Und Torgaan. Behalten besser für dich. Onyx nicht wollen, das Menschen nerven Onyx mit übersetzen. Onyx einfach Onyx. Ja?”, fragte er sehr deutlich und klang wie ein garstiger Schattenläufer. Man machte besser nie den Fehler.
    Mertens lächelte und winkte ab.
    “Verstehe…sie sollen denken das du nur Onyx bist und nicht ein schlauer Bastard der drei Sprachen beherrscht und da heilen kann, wo unsere Heiler nicht mehr weiter wissen. Vermutlich wärst du auch ein sehr schlauer Anführer für ein Jagdkommando. Aber ich verstehe das, Onyx. Ich bewahre deine Künste für mich. “, meinte Mertens und Onyx brummte zustimmend. Dann blickte er zu Maris und erhob sich.

    “Augen der Vergangenheit und Zukunft. Es wird die ganze Nacht dauern und mein Geist ist noch wach. Der Morgentau wirkt bald aber nicht mehr und dann werde ich Dinge sehen die nicht wahr sind. Kannst du für mich sehen was war? Duath hinterließ mir diese goldene Sichel und die Steintafeln. Ich will wissen und Wissen finden. Vielleicht bist du der Weg, Auge der Zeit.”, sprach er mit varantischer Zunge und wischte sich etwas Schweiß von den Schläfen. Das Gift des erwachten Morgentau wirkte nun stark in seinem Körper und so reagierte seine Haut dezent lumineszierend auf seinen Schweiß. Den wischte der Waldläufer dann ganz aus seinem Gesicht mithilfe eines Verbandtuchs und blickte Maris aus grün schimmernden Augen an.

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Sumpflilie

    Den Kopf gefüllt mir dem, was sie soeben erlebt hatte, erklomm sie die Stufen hoch zur Sumpflilie. Noch immer wiederholte sie die Worte, welche Maris während der seltsamen Weissagung von sich gegeben hatte in ihren Gedanken, versuchte Verbindungen zu finden, die ihr bisher entgangen waren. Doch es wollten sich ihr keine neuen Erkenntnisse erschließen. Für den Moment musste es ausreichen, dass sie ein klares Ziel vor Augen hatte, auch wenn sie nicht wusste, ob es ihr weiterhelfen würde.
    Aniron, dachte sie an die Frau, deren Name gefallen war, Ich bin gespannt, wie sie ist.
    Die Tür zur Lilie öffnend, versuchte sich Chala auf das Wesentliche zu konzentrieren; Proviant. Was würde sie brauchen? Nicht viel. Nach Stewark war es kein allzu weiter weg. Eine Tagesreise, weniger, wenn sie sich sputete. Eine Nacht im Freien würde sie dennoch auf sich nehmen müssen. Ein halber Laib Brot, etwas Trockenfleisch und Wasser würden ausreichen.

    Ihr Blick glitt wie gewohnt durch den Raum. Es waren mehr Gäste zugeben, als zuvor, doch die Stimmung war unverändert. Leise Gespräche mischten sich mit mürrischem Gemurmel und dem ein oder anderen gequälten Stöhnen. Ein Kerl, dessen Hose nur noch ein Bein hatte rutschte unentwegt auf seinem Stuhl herum, als würde ihm der Hintern jucken. Um den würde sie lieber einen großen Bogen machen. An einem Tisch nahe dem Tresen saßen das weißhaarige Mädchen, welches die Aranisaani bereits einmal gesehen hatte, als sie Heilkrautblätter verteilt hatte. Bei ihr befand sich ein massiger Hüne, der ihr liebevoll mit der Pranke über den Rücken strich. Nachwirkungen von Beltane? Vielleicht, aber für Gerüchte und Tratsch war ihr derzeitig nicht zumute.

    Etwas kläglich an die Theke gelehnt, stand eine rothaarige Frau. Ihr Gesicht konnte Chala nicht erkennen, schaute sie ihr doch nur auf den Rücken. Doch das Haar verriet ihr, dass es dieselbe war, welche ihr bei dem Kampf am nördlichen Tempel gegen die Spinnen zu Hilfe geeilt war. Sie mussten in etwa gleich groß sein, doch damit endeten auch schon die äußerlichen Gemeinsamkeiten der beiden Frauen. Wie üblich war es die Farbe der Haut, welche sie am ehesten voneinander abgrenzte, wobei ihr einfiel, dass man sie nun schon des Öfteren als Torgaanerin bezeichnet hatte. Nicht, dass dies eine falsche Vermutung wäre, doch Chala wusste nicht um den Ursprung ihres Volkes und so ärgerte sie sich über diese Fehleinschätzung. Aranisa war als nahezu winzige Vulkaninsel kaum bekannt und bisher war sie auf niemanden ihres Volkes getroffen, seit sie ihre Heimat vor all den Jahren verlassen hatte.

    „Die rote Snapperin“, stellte die Kriegerin fest und feixte etwas, „Ich habe mich noch gar nicht bedankt, dass du mir den Arsch gerettet hast. Hab Dank“, versuchte Chala ein Gespräch zu beginnen.
    Ihr war so, als würde es sich für sie auszahlen, wenn sie mehr Menschen des Waldvolks kennenlernte. Ihre alten Bekannten waren fast alle fort und Beziehungen waren die Grundlage eines erfolgreichen Lebens. Nach wie vor war sie beeindruckt von der Art und Weise wie die Rothaarige mit den Sommersprossen den Kampf koordiniert hatte. Ohne typisches Gebell, Drohungen oder übertriebener Selbstdarstellung. Sie war einfach das leuchtende Banner in dunkler Stunde gewesen, welchem jeder bereitwillig gefolgt war. Selbst sie, die sich ungern fügte, war dankbar für die Führung gewesen.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya ist offline
    Freiya hatte die Ellbogen auf die Theke gestützt und hielt sich den Kopf. Ab und zu massierte sie ihre Schläfen, aber es brachte nicht so viel, wie erhofft. Sie hing ganz schön durch. Wenn sie Jadewolf erwischen würde …
    Mit sensationell langsamer Geschwindigkeit hatte sie den Rock ausgezogen und war wieder in ihre Hose geschlüpft. Unmotiviert hatte sie ihre Bürste mal ein bisschen durchs Haar streichen lassen, um so zu tun, als hätte sie sich darum gekümmert. Ihr Blick war dabei auf den Kranz gefallen, der neben ihrer Schlafstatt gelegen hatte und einen kurzen Augenblick hatte sie gelächelt, als sie all die Blumen sah, die heute schon die Köpfe hingen ließen. Morgen schon würden sie dem Verfall noch stärker anheimgefallen sein, doch die Erinnerungen, die würde sie im Herzen behalten.
    Mit exakt demselben trägen Tempo hatte sie sich schließlich zur Sumpflilie begeben und nun stand sie hier und wartete, dass die Hooqua mit ihrem Frühstück fertig wurde. Immerhin, einen Becher Wurzelkaffee hatte sie schon ergattert. Sobald sie was zu essen hatte, könnte sie sich zu Zarra und Griffin setzen. Vorausgesetzt, die beiden mochten ihre Gegenwart haben und vorausgesetzt, sie konnte sich überhaupt bis dahin bewegen.

    Die Rothaarige war froh um die gedämpfte Stimmung in der Lilie. Die meisten sprachen leise und bisher hatte auch niemand das Bedürfnis, sich einen Sumpfkrautstängel anzuzünden. Selbst Walter und Bierbauchfranzl, die ihren Kater mit einem Konterbier zu bekämpfen wussten, sprachen eher leise miteinander. Vielleicht tauschten sie auch Gerüchte aus, wer mit wem wann und wo wie was gemacht hatte. Apropos, wo war eigentlich Ronja?
    Da wurde Freiya angesprochen und ihr entfuhr ein Seufzer. Ausgerechnet das, bevor sie etwas essen konnte … Sie wandte sich zu der Person, die gesprochen hatte und ihre Augen erblickten eine dunkelhäutige Schönheit. Sie schälte sich von der Theke.
    „Ich habe zu danken. Nur mit dem Wissen, dass ihr alle dem Hauptmann an der Stelle dort den Rücken freihaltet, konnte ich handeln, und noch weitere Kommandos anleiten, um meine Aufgabe zu erfüllen.“
    Sie hielt der Frau mit den dunklen Augen die Hand hin:
    „Chala, richtig? Ich bin Freiya, ich erinnere mich gerade nicht mehr, ob ich mich vorgestellt hatte. Habs nicht so mit Erinnerungen ... Ich hatte Euch zuvor noch nicht hier gesehen, seid Ihr neu auf Tooshoo?“

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Sumpflilie

    Sie war wie ein Gemälde aus einer anderen Welt, wo Farben lebendiger und Gefühle intensiver waren. Ihr Haar war ein flammendes Rot, das an das verfärbte Laub der herbstlichen Blätter erinnerten, die sich hartnäckig weigerten, ihren angestammten Platz zu räumen. Ihre Augen waren tiefgründig und grün, als wären sie aus dem Stoff des Frühlings selbst geschnitten, durchzogen von Spuren des Lebens und der Weisheit, die nur die Natur kannte. Ihre Haut war so hell, dass sie des Winters Reinheit widerspiegelte, und ihre Sommersprossen waren wie kleine, zufällig verstreute Kupfermünzen, die von einem freundlichen Himmel gefallen waren. Sie war eine harmonische Verkörperung der Jahreszeiten, lebendig und warm wie der Sommer und voller Geschichten, die nur darauf warteten erzählt zu werden.

    So zumindest stellte sich Chala Freiya an einem guten Tag vor. Doch heute war kein guter Tag. Tiefe Augenringe kündeten von einer kurzen, ausschweifenden Nacht. Kleinere Falten, die wohl sonst verborgen waren, zeigten ihr unerwünschtes Antlitz und eine leicht gebeugte Haltung sprach von Erschöpfung. Das Schlimmste daran war jedoch, dass sich die Dunkelhäutige sicher war, dass jeder der genannten Makel auch auf sie zutraf. Wie auch sie einige Momente zuvor, umschlossen die Hände der roten Snapperin einen Becher mit heißem Wurzelkaffee, der wohl als allgemeine Heilungskur für Nachwirkungen freudiger Feste galt.

    „Keine falsche Bescheidenheit“, entgegnete Chala Freiyas Demut mit einem Lächeln, „Auch ein Ryu Hayabusa ist auf die Unterstützung von Menschen wie dir angewiesen.“
    Sie ergriff die ihr angebotene Hand und drückte fest zu.
    „Richtig, Chala ist mein Name. Und ich glaube, dass Ronja deinen Namen erwähnt hat…so ein, zwei oder fünf Mal!“, meinte sie und grinste schief.
    „Und spar dir bitte die förmliche Anrede. Respekt sollte nicht an Worten festgemacht werden“, bat die Aranisaani und löste den Handschlag.
    „Immerhin haben wir mindestens eine Sache schon jetzt gemeinsam. Erinnerungen sind auch für mich ein heikles Thema“, knüpfte sie an ihr eben in Gedanken geführtes Selbstgespräch an, „Doch an eines erinnere ich mich deutlich. Das letzte Mal, dass ich hier am großen Baum war. Allerdings sah die Welt da noch anders aus und ein Drache bedrohte die Insel.“
    Wie sie es auch drehte und wendete, immer wieder kehrte sie mit ihren Gedanken zu der Zeit vor einer Dekade zurück. Was lag dort unter ihrem löchrigen Flickenteppich aus Erinnerungen verborgen, was sie nicht zu fassen vermochte?
    „So wie du dich bei der Jagd hervorgetan hast, bist du sicherlich schon eine lange Zeit mit den Jagdkommandos unterwegs, richtig?“, fragte sie und stellte sich neben Freiya an die Theke.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Ein fester Händedruck, den Chala hatte. Freiya mochte sowas. Und im Gegenteil dazu empfand sie Abneigung gegenüber Personen, die ihre Hand zur Begrüßung hinhielten wie einen Waschlappen. Sie hatte während ihrer Zeit beim Waldvolk gelernt, dass genau jene Personen dazu neigten, nicht nur den Händedruck sondern auch andere Dinge, die die Menschen hier ausmachten, nicht wichtig zu nehmen. Und bald wieder verschwanden – aus dem ein oder anderen Grund.
    Sie bedachte Chalas Bemerkung über Ryu und Ronja mit einem leichten Lächeln. Wäre ihr Hirn auf Hochtouren gewesen, hätte sie sich zumindest für zwei Wimpernschläge den Kopf darüber zerbrochen, ob und inwiefern der Hauptmann auf Hilfe angewiesen war. Doch ihr Geist war langsam, wunderbar langsam mochte man meinen, denn es war gerade keine Platz für Grübeleien. Eigentlich war das auch mal interessant. Schließlich war es ihr am Vorabend auch so gegangen. Sie hatte sich wegen des Traumrufes keine Gedanken gemacht und einfach gehandelt, hatte die Leichtigkeit durch das Kraut akzeptiert und selbst jetzt, in den Nachwehen der Wirkung, war ihr Kopf schlichtweg zu langsam, um sich Gedanken zu machen. Sie hatte vergessen, dass Sumpfkraut so wirkte und verstand einmal mehr, warum die Leute es so mochten. Wäre da nicht die Erschöpfung und der brummende Schädel im Nachhinein.

    Zur Zeit des Drachen war Chala also das letzte Mal in Tooshoo gewesen. Freiya nahm nachdenklich einen Schluck des Wurzelkaffees. Ein furchtbares Gebräu, wenngleich sie die Wärme des Kaffees mochte. Langsam rann die dunkle Flüssigkeit ihre Kehle hinunter, hinterließ einen säuerlichen Geschmack und wärmte sie einerseits und erfrischte sie anderseits.
    „Dann haben wir uns damals wohl verpasst“, sagte sie schließlich. „Nachdem ich hier einige Zeit verbracht hatte, bin ich nach Stewark gegangen, weil ich … Antworten wegen meiner fehlenden Erinnerungen gesucht hatte. Erst später, als der Drache besiegt war, war ich zunächst ins Bluttal und dann schließlich wieder zum Baum hier zurück gekehrt.“
    Gut, dass Freiyas Geist zu träge war, um in den Erinnerungen daran zu versinken. Aber sie lächelte leicht. Das war die Zeit, als sie Ronja kennen gelernt hatte.
    „Seitdem habe ich von den Jägern gelernt, genau. Ricklen ist der Führer meines Kommandos. Er und seine Frau Jilvie haben mich hauptsächlich ausgebildet.“
    Nun, jetzt merkte sie doch, wie der Kaffee so langsam zu wirken begann. Außerdem stellte die Hooqua in diesem Augenblick einen Teller mit dampfenden Rührei, Brot und etwas Käse vor ihre Nase. Freiya hätte der Wirtin am liebsten einen Heiratsantrag gemacht.

    Die Rothaarige schob ihr Becken auf einen der hohen Hocker und griff nach Messer und Löffel. Sie versenkte genüsslich einen Löffel Rührei in ihrem Mund und ließ sich die warme Speise auf der Zunge zergehen.
    „Mit den Erinnerungen ist das so eine Sache“, sagte sie, nachdem sie runter geschluckt hatte, und wollte fortfahren, als die Hooqua sie unterbrach und Chala anbrummte:
    „Was isn mit dir, willst du noch was?“

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Diese Augen - dieses Leuchten! Maris schmunzelte. Onyx konnte damit sicher ganz toll im Dunkeln lesen. Es war schon erstaunlich, welche Späße die Natur mit ihren Auserwählten gerade hinsichtlich ihrer Augen trieb.
    "Es freut mich, dass die Rezeptur von Duath Wirkung zeigt unter euch, die den Bund eingegangen sind", sagte er in der Sprache seiner Väter. "Trotzdem bereitet es mir Sorge, zu sehen, wie schnell dieser Kampf verloren gehen kann. Wird der blaue Bär denn dauerhaft helfen können? Es wird schließlich keine Lösung sein, euch von ständiger Heilung abhängig zu machen."
    In dieser Hinsicht schien der Bund der Hüter anders geartet zu sein als das, was Maris erlebt hatte. Al-Hamza hatte ihn stets kontrolliert, bis Maris stark genug geworden war, um ihn endgültig in die Schranken zu weisen. Ihr Verhältnis schien eine stete Neuauslotung eines beinahe gleichberechtigten Gebens und Nehmens zu sein, die auf brutale Weise kippte, wenn sie aus dem Gleichgewicht geriet. Doch Maris schien es, als konnte er nur bedingt dazu beitragen, dieses Problem zu lösen. Die Hüter würden ihre Angelegenheiten unter sich klären müssen, denn nur sie konnten wirklich verstehen, was es bedeutete, diesem Bund ausgesetzt zu sein.

    "Ich will gerne helfen", sagte er schließlich ebenfalls in der Varantischen Sprache, da Onyx ihn auch in dieser gefragt hatte. Er wusste nicht, inwiefern Mertens in die Details eingeweiht war oder werden sollte, also ließ er einfach den entscheiden, dessen Schicksal nun mit diesem Wissen verbunden war.
    "Die Wirkung des Traumrufes in meinen Adern lässt langsam nach und ich spüre, dass mein Geist langsam erschöpft ist, aber ich will es für dich versuchen. Wenn du mir die Steintafeln und die Sichel gibst, werde ich versuchen, in ihre Vergangenheit zu blicken und zu erkennen, was sie bezeugen können. Aber ich fürchte, der bleierne Vorhang der Zeit wird es mir schwer machen, klar sehen und hören zu können."
    Er sah nachdenklich auf die goldene Sichel. "Gibt es etwas, auf das ich besonders achten soll? Ich kann ansonsten gleich hier und jetzt anfangen. Ein Kohlestift und ein Blatt sind vielleicht nicht verkehrt. Manche Erinnerungen sind so flüchtig wie ein Traum nach dem Erwachen. In einem Moment sind sie noch da - und schon sind sie wieder verschwunden."

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    „Wegproviant“, erwiderte sie der brüsken Frage Mama Hooquas, „Brot, Trockenfleisch und Wasser sollten reichen.“
    Mit einem Brummen wandte sich die Wirtin ab und sammelte die Bestellung zusammen, während Chala sich wieder ihrer eigentlichen Gesprächspartnerin widmete.
    „Alle Wege führen nach Stewark, hm?“, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten und legte die Stirn in Falten.
    War es Zufall, dass sie unterandrem wegen fehlender Erinnerungen in die Klippenstadt geleitet wurde, wo scheinbar auch Freiya einst um Hilfe ersucht hatte? Ihren Worten nach war es jedoch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Was war wohl geschehen?
    „Wie es der Zufall will, zieht es mich nach Stewark. Ich wollte lediglich etwas Proviant holen, bevor ich aufbreche. Auch wenn mir das meine Beine morgen doppelt und dreifach heimzahlen werden nach letzter Nacht…“, grinste sie die Rothaarige an, als wollte sie sagen weißt du, was ich meine?

    Die Hooqua stellte ein kleines Bündel auf die Theke, in das sie die Wegration gepackt hatte.
    „Danke“, nahm die Aranisaani es entgegen und zahlte. Ihr Geldbeutel wurde allmählich beängstigend leicht.
    „Ricklen…“, überlegte Chala kurz, ehe ihr wieder einfiel, wie er am Schrein der Mutter gesprochen hatte, „Ah, der aufbrausende Wichtigtuer?“, hakte sie nach und setzte seinen skeptischen Blick auf.
    Der Kerl wirkte auf sie nicht wie ein Anführer, mehr wie ein Hündchen, das von seiner Herrin ab und an freien Auslauf bekam, wenn sie ihn für einige Zeit loswerden wollte.
    „Jilvie ist die Frau, die Beltane eröffnet hat, oder?“
    Tatsächlich konnte sich die Dunkelhäutige noch daran erinnern, wie eine bildschöne Frau in einem recht aufwendigen Kleid die Frauen einzeln zum Eröffnungstanz geholt hatte. Kurz darauf waren ihre Erinnerungen jedoch verschwunden oder aber niemals da gewesen.
    „Sie wirkt eher, als wüsste sie, wo der Hase langläuft. Aber du wolltest noch etwas anderes sagen, oder?“
    Zumindest hatte Chala den Eindruck gehabt, bevor sie von der Mama unterbrochen wurden.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Mit dem Löffel im Mund sah Freiya Chala an. Ihre Augen wurden groß, als die Bedeutung der Worte der dunkelhäutigen Schönheit bei Freiya ankamen. Diesmal hatte es nicht gedauert, weil das Sumpfkraut ihren Geist vernebelte, sondern weil Freiya, trotz ihrer vielen Jahre inzwischen bei den Menschen hier, in diesen Dingen immer noch recht unbedarft war. Dabei hatte sie Jadewolf und Chala miteinander verschwinden sehen. Und später wieder auftauchen sehen. Sehr nackt. Allerdings hatte die Rothaarige das einerseits ob dessen, was sie selbst erlebt hatte, verdrängt und andererseits war es nochmal so eine Sache, auf diese direkte Weise damit konfrontiert zu werden.
    Gegen ihren Willen legte sich ein rosiger Hauch über Freiyas Wangen. Verdammt, warum war es so warm hier? Konnte nicht mal jemand frische Luft reinlassen?
    Sie räusperte sich und schob sich in ihrer Verlegenheit ein Stück Brot in den Mund. Kauen war manchmal besser als reden. Dann griff sie nachdem nächstbesten Strohhalm, den sie ergattern konnte:
    „Nach Stewark? Ich hoffe, du kommst gut durch den Orkwald“, sprach sie und dachte an ihre eigene Reise damals, als sie mit Saltim und seinen Leuten gereist war, und aus sie Ferox und dem Nordmarer namens Drakk begegnet waren, nur um am Ende doch aus dem Wald flüchten zu müssen. Was aus Drakk und vor allem als Ferox geworden war? An Letzteren erinnerte sie sich teilweise sehr gut, obwohl auch ihre Bekanntschaft mit ihm noch tief im dunklen Ozean ihres Geistes abgetaucht war. – Ha, so langsam kam ihr Kopf wieder in Fahrt! War das jetzt gut oder schlecht?

    „Ja, Jilvie hat Beltane eröffnet“, sagte Freiya und ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht. „Ricklen ist aufbrausend, ja, sicherlich hin und wieder auch ein Wichtigtuer, aber er ist ein verdammt guter Jäger und Lehrer. Jilvie hingegen hat einen guten Überblick über die Gesamtsituation. Dort, wo Ricklen der Speer ist, ist sie der Kopf. Wo er zuschlägt, hält sie die Umgebung im Auge.“
    Jilvie war in vielerlei Hinsicht jemand, zu dem Freiya aufschaute. Freiya selbst würde nie durch körperliche Stärke eine Jagd für sich gewinnen können, sondern eher durch Beobachten und Wissen. Ob Ryu daran gedacht hatte, als er sie mit dem Kommando betraut hatte?
    Etwas betrübt blickte Freiya auf ihren Teller, das Rührei war alle. Ein bisschen Salz hatte gefehlt, aber dennoch hatte es so gut geschmeckt. Sie griff nach dem Käse und dem Rest vom Brot, als sie innehielt.
    „Was wollte ich denn sagen?“, fragte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. Ach ja! „Ich weiß es wieder … Nun, ich lebe inzwischen schon so lange mit meinen Erinnerungslücken … ich kann mich gar nicht erinnern, wie es sich ohne anfühlt.“ Was dazu geführt hatte, dass sie die letzten Jahre tatenlos rumgesessen hatte. „Aber dieser ständige Kampf darum, dass diese Erinnerungen wieder kommen … es wäre schön, wenn er eines Tages ein Ende finden würde“, sprach sie nachdenklich und starrte auf das Brot in ihrer Hand.

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    „Du sprichst mir mehr aus der Seele, als du dir vorstellen kannst“, murmelte Chala gerade laut genug, dass Freiya sie hören konnte.
    Wie alt war sie mittlerweile? Sie wusste es gar nicht genau. Es war schwierig festzustellen, wie alt man war, wenn einem so viel Zeit zwischendurch fehlte. Zeit, an die man sich nicht erinnern konnte. Damals in Thorniara, als das rote Sumpfkraut im Umlauf war, wie lange war sie dort gewesen, ehe sie wieder zu sich gefunden hatte? Zwei Jahre hatte Lukar ihr gesagt, doch wer wusste schon, wie genau er es genommen hatte? Und ihre fehlende Kindheit? Wie alt war sie gewesen an dem Tag, als sie sich der Messer bemächtigt hatte? Zwölf Sommer? Vielleicht vierzehn?
    „Hast du denn eine Aussicht darauf, deine Erinnerungen zurückzubekommen?“, fragte sie, um das aufgetretene Schweigen zwischen ihnen zu brechen.
    Sie hatten beide ihren jeweiligen Gedanken – oder Erinnerungen – nachgehangen. Allerdings wollte die Aranisaani nicht die Gelegenheit verstreichen lassen, mit jemandem zu sprechen, der ähnliche Probleme hatte, wie sie. Selbst, wenn der Ursprung ein anderer sein mochte. Sie würde jedenfalls nicht offen fragen, ob Freiya dachte, dass vielleicht mehr als eine Person in ihrem Körper lebte. Es reichte schon, dass mittlerweile drei Menschen davon wussten.

    „Was die Reise durch den Orkwald angeht…ich habe da wenig Bedenken. Die Male, wo es mich dort durchgezogen hat, hatte ich keinerlei Probleme, auch wenn ich die Geschichte über den Ort kenne. Allerdings muss der Tag noch kommen, an dem ich einem Ork begegne“, gab sie zu und tippte sich nachdenklich auf die Lippen, während sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte und sich schließlich einfach wieder an der Theke anlehnte. So war das unangenehme Gefühl besser zu ertragen.
    „Und was das tatenlose Herumsitzen angeht…lebst du mein Leben?“, fragte sie mit einem bitteren Lachen, „Ich hing etliche Jahre in der Silberseeburg fest, unfähig meinen Hintern hoch zu bekommen und die Dinge anzugehen, die ich längst hätte angehen sollen. Da gab es sogar ein Wort für, aber frag mich nicht, was es war.“
    Wieso erzählte sie das alles? Es waren mit die dunkelsten Tage ihres Lebens und doch gab sie es preis. Zumindest teilweise. Sie war nicht ganz drum herumgekommen, der ein oder anderen Person zu folgen, die sich von ihr abgewandt hatte.
    Für einen Moment verschloss sie die Augen, buchstäblich und metaphorisch vor jenen Erinnerungen, die sie gern vergessen hätte - welch Ironie. Unteranderem der Verrat Sahars und dem damit einhergehenden Verlust der Ziele, die sie wohl ohnehin niemals hätte erreichen können.
    „Aber das hat sich alles mit dem Ruf der Wilden Jagd geändert“, beteuerte sie und wollte wohl sowohl Freiya, als auch sich selbst motivieren, den Kopf aus dem Sand zu ziehen, „Wenn ich nicht den Spuren meiner verlorenen Erinnerungen auf den Grund gehe, dann kann ich nicht unbeschwert in die Zukunft sehen.“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Wieder bekam Freiya große Augen. Sie schluckte und musste dem Drang widerstehen, Chala die Hand auf den Arm zu legen.
    „Ich weiß, wie es dir geht“, sagte sie schließlich ebenso leise. „Ich habe so lange nichts getan. Obwohl ich schon auf dem Weg war … dann aber war ich abgekommen von meinem Weg und bin wieder hier gelandet. Und den Weg noch einmal anzutreten, das habe ich gescheut. Allerdings kommen manche Erinnerungen bei mir wieder. Das hat mich aufgerüttelt. Ich muss diese Lücken endlich schließen, ich muss wissen … was war. Erst dann kann ich zur Ruhe kommen.“
    Sie legte das Brot in der Hand hin und wandte sich Chala zu.
    „Man kann ja erst ganz man selbst sein, wenn man alle Puzzleteile kennt, oder? Ich meine, wenn ich nicht weiß, warum ich so geworden bin, wie ich jetzt bin … wie kann ich dann ich sein? Es fehlt einfach ein Teil … naja, oder viele Teile …“
    Sie blickte von Chalas wundersamen Augen zu ihrem Becher mit dem inzwischen recht kalten Kaffee.
    „Das Problem ist … dass all die letzten Jahre nichts geschehen ist. Und nun, da ich los wollte, weil ich beginne mich zu erinnern, passiert auf einmal alles.“

    Sie hatte plötzlich große Lust, Chala einfach zu begleiten. Sie schien eine Wandernde zu sein, nicht nur im Geiste, und sich mit den Wegen auszukennen. Die Dunkelhäutige sprach furchtlos über den Orkwald und dass sie eine gute Kämpferin war, hatte sie ja bewiesen. Doch … konnte Freiya einfach so gehen? Ronja hatte ihr den Bogen versprochen und Ryu, dass er sie noch unterrichten würde – oje …
    Die Rothaarige blickte sich kurz um und da sah sie Griffin und Zarra sitzen. Nein, es wäre ihren Freunden und auch allen, die sich auf sie verließen, unfair gegenüber, jetzt einfach alles fallen zu lassen und zu verschwinden. Es war Freiya wichtig, völlig gleich, wo ihr Weg sie hinführen würde, dass sie sich weiterhin auf sie verlassen konnten. Außerdem verdienten ihre Freunde, die wie eine Familie für sie waren, einen richtigen Abschied.
    Ihr Blick wanderte wieder zu Chala.
    „Das heißt, du wirst das Thing nicht abwarten, sondern willst gleich los?“
    Das fand sie … ja, doch, schade. Schien Chala doch die erste Person zu sein, die nachvollziehen konnte, wie es ihr ging! Das war unerwartet, aber … irgendwie … angenehm!

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    „Die Ironie dahinter ist fast zum Lachen nicht wahr?“, ergriff Chala das Wort, „Wäre es nicht so bitter.“
    Es war, wie Freiya sagte. Kaum fällte man einen Entschluss, schienen des Schicksals Fäden sich zu winden, Stricke zu drehen, in denen man sich verhedderte, Fesseln zu bilden, die einen anketteten. So, als würde eine höhere Macht zu verhindern wissen, dass sich alles zum Guten zusammenfügte. Doch wäre es tatsächlich gut, wenn alle Erinnerungen zurückkehrten? Alle Eventualitäten mit Gewissheit ersetzt wären? Aus ihrer derzeitigen Perspektive war es der einzige Schritt, den sie tun konnte und doch könnte das Ziel in der undeutbaren Zukunft Dinge offenbaren, die man vielleicht lieber wieder vergessen würde.
    „Immer bleibt die kleine, aber nicht zu unterdrückende Möglichkeit bestehen, dass die Puzzleteile, wenn wir sie endlich gefunden und an ihre richtigen Plätze gesetzt haben, ein Bild ergeben, welches wir nicht akzeptieren wollen. Und was dann?“, drückte sie ihre Gedanken aus, wobei sie die tiefgrünen Augen Freiyas fixierte, so als suchte sie etwas darin, was sie nicht durch Worte erfahren konnte.

    „Aber ich sehe es wie du. Wer sind wir, wenn nicht die Summe unserer Erlebnisse? Und was sind wir, wenn uns diese Erlebnisse nicht mehr bekannt sind? Unvollständige Seelen auf der Straße des Lebens, immer leicht abseits der Wege, die wir so gehen bestimmt gewesen wären. Nyzuzi za hatima hutuongoza kwenye njia ya maisha yetu.“
    Sie bemerkte kaum, dass sie in ihre Muttersprache verfallen war, bis sie den verwirrten und auch neugierigen Blick der Rothaarigen zu deuten wusste.
    „Entschuldige. Ein Sprichwort meiner Heimat. Es bedeutet so viel wie ‚Des Schicksals Fäden weisen uns den Weg des Lebens‘. Es ist etwas schwierig die genaue Bedeutung zu übersetzen“, entschuldigte sie sich und lächelte schwach.
    In letzter Zeit fanden vermehrt Worte ihrer Heimat Einzug in ihre Sprache. Weshalb? Vielleicht ein weiteres Geheimnis, welches sich bald lüften würde.

    „Und, um deine Frage zu beantworten: Ich werde nicht am Thing teilnehmen. Ich bin nicht Teil der Gemeinschaft, was mir vor all den Jahren klar gemacht wurde, als ich nicht an einem solchen Treffen teilnehmen durfte. Dieses Mal nehme ich die Entscheidung selbst in die Hand“, erklärte sie ihre Gründe, ehe sie noch etwas hinzufügte, wobei ihre Augen leicht funkelten, „Außerdem würde ich mich wieder davor drücken, die Dinge, die wirklich wichtig sind, anzugehen.“
    Sie hatte eine Ahnung, dass die rote Snapperin ihre Beweggründe verstehen würde und sie zweifelte auch nicht daran, dass sie ebenfalls aufbrechen würde, wenn sie die Gelegenheit bekäme.
    „Lass uns ein Versprechen geben“, schlug die Aranisaani plötzlich vor, als ihr ein Einfall kam, „Das nächste Mal, wenn wir uns hier in der Sumpflilie treffen, haben wir unsere Erinnerungen zurück oder sind zumindest einen Schritt näher an unsere Vergangenheit gekommen. Was meinst du?“
    Sie wusste nicht genau weshalb, doch sie spürte eine Verbindung zu Freiya, die sie so noch nie erlebt hatte. Nach einem kurzen Zögern streckte diesmal sie ihr die Hand entgegen.
    Geändert von Chala Vered (08.06.2024 um 04:04 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Onyx hörte Maris zu. Es war angenehm die varantische Zunge zu hören und nicht einen verdammten Sklavenherrn vor sich zu haben. Der nomadische Dialekt war auch anders. Nicht von den Worten, aber im Ton.
    “Wir machen das nicht hier. Ich weiß nicht, ob Jarvos Geist nicht dadurch geweckt wird, Maris der Löwe. ”, sagte der Torgaaner und deutete auf den Gang. Maris nickte und dann meldete sich Onyx kurz bei Mertens ab.
    Er führte Maris dann zum Arbeitstisch in einer der verwinkelten Ecken. Da wo er in Ruhe den Blauen Bär zubereitet hatte.

    “Onyx nicht wissen ob Dauer lang. Onyx wissen, dass Geist Ruhe. Geist wieder Boss Mensch. Wenn Boss Mensch nicht Boss, dann so werden wieder. Mertens gesagt Boss Jarvo viel gekämpft in sich. Nicht leben Natur was Jarvo jetzt sein. Geist unglücklich und sehen gefangen. Nicht Jagdkommando sein. Sein Feind zusammen. Snapper was gefangen in Käfig und essen muss Gemüse… Das auch nicht glücklich. Das wütend, heh?”, erzählte es Onyx wie es ihm Mertens erzählt hatte und was er sich dazu gedacht hatte. Sie waren nun da und Onyx blickte kurz in den Gang, um zu sehen ob nicht irgendwelche neugierigen Wichte sich irgendwo versteckten. Es gab vier von ihnen hier. Einer durfte meist überall mitreden, weil er irgendwas trug und Waldläufer war. Die anderen drei waren entfernte Vettern und dafür bekannt überall da zu lauschen, wo sie es nicht sollten.
    Aber gut - er war ja kein Wicht.
    Onyx holte dann beide Steintafeln hervor. Der Rabe hatte die andere zum forschen geborgt. Ebenso kam die goldene Sichel aus einer seiner Ledertaschen hervor.
    Trotz ihres Alters und dem Ort wo sie verborgen lag, war sie immer noch so ‘Gold’ und rein.

    “Jede Information wird helfen. Ich weiß nichts über meine Vorgänger. Ich bin noch ganz am Anfang dieser Reise, Sohn der Wüste. Duath hat Steintafeln auf Argaan versteckt. Jede mehr wird mir helfen mir selbst zu helfen, Sucher der Vergangenheit.”, sprach er auf varantisch und blickte Maris an.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya entfuhr ein erstauntes Lächeln. Etwas unbeholfen wischte sie ihre Hand an der Hose ab und stand auf, um einzuschlagen. Sie nickte:
    „Das nächste Mal, wenn wir uns sehen, haben wir unsere Erinnerungen zurück oder sind weiter.“
    Ein Funkeln war in ihre Augen getreten. Das war, was sie brauchte, ein erneuter Ansporn, wie damals die Erinnerung an den Schwarzhaarigen, die so klar und so plötzlich aufgetaucht war.
    „Jemand hat mal zu mir gesagt, dass ich die Wahl habe, wenn ich meine Erinnerungen wieder habe. Dass ich Vergangenheit und Gegenwart zusammen führen kann, um zu entscheiden, wer ich in Zukunft sein möchte“, erinnerte sie sich an Ryus Worte damals auf dem Weg ins Gebirge. Es schien nach allem, was geschehen war, so weit weg. „Dass die Dunkelheit in unserer Vergangenheit uns nicht binden muss, sondern wir frei sind und selbst entscheiden können, was wir sein möchten. Wir halten unsere Zukunft in der Hand. Das finde ich einen unheimlich tröstenden Gedanken.“
    Ihre Lippen umspielte immer noch ein feines Lächeln, als sie ihre Hand wieder löste und sich wieder hinsetzte. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Darius die Sumpflilie betreten hatte.

    „Des Schicksals Fäden weisen uns den Weg des Lebens“, wiederholte sie dann nachdenklich. „Das steckt viel Wahres drin, nicht? Umso mehr kann ich deine Entscheidung bezüglich des Things verstehen. Ich würde die Entscheidung auch lieber selbst treffen wollen. Während meiner Zeit hier habe ich gelernt, genau dafür einzustehen und meine Stimme zu erheben. Das war eine gute Lektion für mich.–“
    Sie hielt inne, da Darius an sie heran getreten war.
    „Ich hoffe, die Damen entschuldigen meine rüde Unterbrechung“, sagte er mit einen galanten Lächeln. Freiya blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen aber nicht unfreundlich an.
    „Das wird sich noch entscheiden. Was willst du?“
    „Hast du den Hauptmann gesehen?“, fragte er sie.
    „Nicht seit Sonnenaufgang“, erwiderte die Rothaarige.
    „So so“, sprach Darius gedehnt und es blitzte in seinen Augen. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, hatte Freiya demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkt, um ihn klarzumachen, dass sie einerseits nicht zu Scherzen aufgelegt war und dass er anderseits störte.
    „Wenn er nicht in der Kommandantur ist, dann vielleicht doch wieder in der Heilkammer“, vermutete sie.
    Darius nickte nachdenklich, dann tippte er mit seinen Fingern an die Stirn.
    „Da schau ich nach. Die Damen!“
    Er hatte sich schon wieder ein paar Schritte entfernt, als der Roten Snapperin noch etwas einfiel.
    „Ach, Darius, schau doch vorher mal in der Schmiede nach“, rief sie.
    Er drehte hielt inne und drehte sich wieder zu innen um: „Ernsthaft?“
    Freiya nickte nur, sie hatte sich an Ryus Gesichtsausdruck erinnert, als er das Geschenk der Kröte betrachtet hatte. Darius indessen kratzte sich am Kopf: „Gut, danke.“ Dann verschwand er. Da fiel ihr ein, dass sie ihn etwas fragen könnte.

    Freiya wandte sich wieder Chala zu und wieder trafen ihre Augen auf den intensiven Blick der Dunkelhäutigen.
    „Sollten wir uns vor deinem Aufbruch nicht mehr sehen, dann wünsche dir für deine Reise alles erdenklich Gute und viel Glück! Und dass du findet, was du brauchst“, sprach sie schließlich. Das Gespräch mit Chala hatte ihr gut getan und zusammen mit der Mahlzeit der Hooqua die Trägheit ein wenig mehr weggeblasen, als sie es erhofft hatte. „Es freut mich wirklich sehr, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Sollten wir uns eines Tages wieder hier begegnen, wisse, dass du in mir eine Fürsprecherin in dieser Gemeinschaft hast.“

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Heilkammer - Vergangenheit

    Richtig, die anderen Steintafeln. Maris erinnerte sich an die Andeutungen, die Duaths Abbild am nördlichen Steinkreis gemacht und die Corax für sie übersetzt hatte. Er ging kurz zu Leyla, um sich sich Blatt Kohlestift geben zu lassen, machte es sich dann an dem Arbeitstisch bequem und ließ Onyx die goldene Sichel und die beiden Steintafeln vor sich ausbreiten. Respektvoll, ja vorsichtig legte er je eine Hand auf das ungewöhnliche Werkzeug und die beiden Dokumente der Vergangenheit und strich mit den Fingerspitzen über ihre Oberflächen. Das Gold war glatt und glänzend, ganz anders, als man so ein weiches Material nach so langer Zeit erwartet hätte. Ein Wunder, dass das Metall keine Kratzer aufwies. Und wie hielt das Goldwerkzeug nur eine scharfe Klinge? Ob es sich dabei um mehr als nur gewöhnliches Gold handelte?
    "Etwas aus der Zeit von Duath zu beobachten, wird eine weite Reise erfordern", sagte Maris und blieb beim Varantisch. Wer wusste schon, welche neugierigen Ohren hier lauschten? "Falls ich für längere Zeit fort bin und nicht reagiere, hol bitte Leyla. Und pass bitte auf, dass mich niemand stört. Ich brauche all meine Aufmerksamkeit."
    Maris atmete tief durch. Es erinnerte ihn daran, als er eine Werkstatt der Wassermagier in Stewark bis zu einem körperschädigenden Niveau mit Sumpfkrautrauch angereichert hatte, um mit einer Borste des Großen Löwen in der Hand zurück bis kurz nach dem Anbeginn der Zeit zu gehen und zu sehen, wie al-Hamza zu dem geworden war, was er nun war. Zugegeben, diesmal wäre die Reise nicht ganz so weit - nicht bis in die Zeit vor der großen Flut - aber er hatte dennoch großen Respekt vor Visionen aus so alten Quellen des Stroms der Zeit.
    "Na gut, ich bin so weit."

    Maris schloss die Augen und ließ seinen Verstand treiben, zuerst tief hinab in seinen eigenen Geist und durch die geteilten Erinnerungen der Hüter hindurch. Dann durchbrach er das Haus und stieß vor in den Strom der offenen Zeit. Diesmal war es nicht wie bei der Vision im Inneren des Baumes, als es ihn förmlich fortgerissen hatte. Diesmal war es der altbekannte Kampf gegen die Strömung, weiter und weiter zurück in das Dunkel der Vorväter. Dabei folgte er zwei strahlenden Leuchtfeuern, die ineinander verschränkt den Pfad hinab wiesen. Jahrzehnte, Jahrhunderte zogen an ihm vorbei, Reiche vergingen und wurden errichtet, Generationen von Menschen und Tieren starben und wurden geboren. Das Antlitz der Welt verwischte in einem rauschenden Wirbel, in dem die beiden goldenen Fäden die einzige feste Kontur bildeten, die einzige Orientierung boten. Doch dann entzweiten sich die Fäden. Maris folgte wahllos einem der beiden und fühlte, wie der verwaschene Nebel der Zeit festere Formen annahm. Er fand sich auf einer Lichtung wieder, saftiges Gras unter den Füßen, vor sich einen Abhang mit dutzenden Höhleneingängen. Er wusste, dass dies kein realer Ort war. Es war eine Manifestation von geschehener Zeit - oder das, was sein Verstand daraus zu formen wusste.
    Das Haus ohne Wände erzitterte in einem Beben, das kein Zentrum kannte. Die Welt selbst wurde in jedem Fetzen des Äthers erschüttert, zerrissen in einer Welle aus Wut und Stolz. Maris fühlte sich, als würde es ihm die Brust zerreißen, als eine Stimme ihn und alles um ihn herum durchfuhr.
    "Es ist bedeutungslos!"
    Maris keuchte auf. Die Wut in der Stimme, die er als Duaths erkannte, erschütterte ihn in Mark und Bein.
    "Was wisst ihr schon?"
    Ein Riss von Dunkelheit durchfuhr die Lichtung. Was darunter lag, war diffus. Was wollte Duath sagen?
    "Wölfe, geblendet von den Geistern, die nach Blut lechzen! Und ihr, die ihr der Mutter folgt! Sie ist schwach, wenn sie Frieden mit denen verlangt, die keinen Frieden wollen!"
    Eine neuerliche Erschütterung. Der Riss brach auf. Die Dunkelheit der Erinnerung umfing ihn.
    "Ich bin noch mit dem edlen Taranis gezogen! Wer von euch kann das behaupten, hmm? Er und Druwyyd haben uns eine Aufgabe hinterlassen, und von der werde ich nicht weichen! Ob mit oder ohne euch!"
    Als gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, begann Maris nach und nach mehr Konturen und Farben in der Düsternis zu erkennen. Er sah Fackeln, unzählige Fackeln im Dämmerlicht, die einen Kiefernhain in zuckende Schattenspiele tauchten. Ein wildes Brüllen und Keifen von Männern und Frauen so unterschiedlich wie die Länder, aus denen sie stammten. Er stand mitten im Zentrum dieser Versammlung von Menschen, deren Wildheit und Macht Maris' Blut zum Kochen brachten. Eine Zusammenkunft von Alphatieren, jedes gewohnt, zu herrschen und seinen eigenen Weg zu bestimmen. Maris erblickte das Zeichen der Ratte an den leichten Gewändern einer Gruppe zu seiner Rechten. Er erkannte die roten Bemalungen der Wölfe in den Gesichtern einiger besonders wilder Menschen zu seiner Linken. Eine Gruppe schmal gebauter Frauen führte goldene Broschen in Form von Libellen im Haar, ein ergrauter Bärtiger trug das Zeichen der Eule zur Schau. Er blickte nach vorn und sah schlanke, hoch gebaute Menschen mit bronzener Haut, die goldene Ringe um ihre Langen Hälse trugen, in ihrer Mitte ein safrangelbes Banner, auf dem die blutrote Kontur einer Giraffe prangte. Direkt neben ihnen einige Wanderer in sandfarbenen Kluften und mit kräftigen Mähnen, die das Zeichen der Katze empor hielten.
    "Zuerst muss die Bestie des Nordens sterben. Dann vernichten wir die Orks und die Städte der Menschen und geben der Olvara den Frieden zurück, der ihr geraubt wurde."
    "Wer hat dich zur Stimme dieses Things erkoren?", rief ein gewaltiger, bärtiger Mann im Fell eines Bären und starrte Maris an. Nein, er starrte durch ihn hindurch! Maris wandte sich um und erblickte Echsen, Schlangen, Wildschweine, Hirsche - und eine Gruppe von acht Männern und Frauen, die goldene Sicheln in ihren Händen hielten. Er erkannte Duath sofort wieder. Dieser trat einen Schritt vor und hob seine Sichel drohend in den Nachthimmel.
    "SCHLUSS JETZT!"
    Das Brüllen der Frau in seinem Rücken presste Maris die Lunge aus der Brust. Der pure Wille in ihren Worten war schier unfassbar. Doch zugleich war ihm diese Stimme so vertraut! Maris stockte der Atem. Wer war sie nur? Duath hielt ebenfalls inne und taxierte die Frau, die ihn zur Räson gerufen hatte, mit einem tiefgründigen Blick. Dann senkte er langsam die goldene Sichel.
    Maris wandte sich um, doch in diesem Moment kippte die Welt und das Bild verschwamm.
    "Nein, noch nicht!"

    Der Strudel der Zeit riss ihn mit sich zurück, und er trieb orientierungslos dahin. Plötzlich sah er das rettende Leuchtfeuer und griff instinktiv zu. Er rettete sich aus dem Strom der Zeit in die zweite Linie hinein, die ihm gegeben worden war. Erneut verfestigten sich die Konturen um ihn. Diesmal fand er sich in einer Höhle wieder, zwei Männer um einen Tisch versammelt vor ihm, auf dem eine Karte ausgebreitet war. Nur eine kleine Öllampe erhellte die Dunkelheit. In einem der beiden Männer erkannte Maris die Züge von Duath. Er hielt eine der Steintafeln in den Händen.
    "Du musst die Tafel aus dem Osten bergen, teurer Freund", sagte er.
    Der andere nickte. "Weise mir den Weg, und ich gehe für dich zu den Enden der Zeit."
    "Gauron, wir müssen das Wissen vor den Pantherkriegern bewahren. Geh dorthin, wo der Sonnenaufgang den Dschungel zuerst berührt. Auf halber Höhe über dem Meer wirst du den Eingang finden. Wenn du sie hast, finde für sie ein neues Versteck und teile dein Wissen auf der anderen Tafel - dort, wo die Olvara nicht sein kann."
    Duath zog seine Sichel und zeigte mit der Spitze auf einen Punkt im Zentrum der Insel.
    Maris versuchte, näher heranzutreten, doch es gelang ihm nicht. Mit aller Macht prägte er sich den Anblick der Karte ein, den Punkt, auf dem die Sichelspitze ruhte.
    Der andere Mann nickte ernsten Blickes. "Wir sehen uns bald wieder."
    "Wir treffen uns am südlichen Tempel. Gib auf dich Acht! Ich hätte auf die Warnung der Olvara hören sollen. Den Panthern ist nicht zu trauen."
    Maris spürte, wie die Zeit an seinen Schultern zog. Er musste nun nachgeben, wenn er den Weg zurück finden wollte. Ein letzter Blick auf die Karte, dann ließ er los und stürzte zurück durch die Zeit und den Raum, durch Menschenalter hinweg in seinen eigenen Geist.

    Er riss im Hier und Jetzt die Augen auf und tastete keuchend umher.
    "Schnell, der Kohlestift, bevor ich es vergesse! Dann erzähle ich dir alles, was ich gesehen habe."

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Sumpflilie

    „Weise Worte, deren Wahrheit wir wohl in Zukunft selbst überprüfen können“, erwiderte Chala die Worte Freiyas, welche ihr Trost zu spenden schienen.
    Man hatte immer eine Wahl. Darauf lief es hinaus und darauf musste man sich stets besinnen. Denn jeder konnte sich ändern, Vergangenes vergangen sein lassen, wenn man nur den Mut und das Durchhaltevermögen besaß.
    „Aus der Vergangenheit zu lernen hat etwas für sich, doch zu wissen, wann man neue Wege einschlagen sollte, ist ebenso wichtig, denke ich“, sinnierte die Aranisaani und schaute für den Moment Darius hinterher, der die Lilie soeben verließ.
    Sollte sie ihm folgen und schauen, dass sie sich persönlich von ihm verabschiedete? Nein, es musste reichen, wenn ihm die Nachricht ihrer Abreise jemand anderes überbrachte. Maris wirkte wie ein verlässlicher Mann und sie würde darauf vertrauen müssen, dass sie nicht wieder eine Dekade verstreichen ließ, ehe sie den Weg zurück in dieses Nest fand. Irgendwie hatte sie Gefallen an den leicht verrückten Leuten hier gefunden. Selbst mit Shakes hatte sie eine Einigung gefunden, zumindest für den Moment. Ein Kampf Seite an Seite, wo man zusätzlich noch zu den wenigen Überlebenden zählte, schweißte auf gewisse Weise zusammen.

    „Ich denke nicht, dass wir uns noch einmal sehen werden. Ich wollte mich nur mit Proviant eindecken“, sie deutete auf den Beutel mit der Wegeration, „und dann aufbrechen. Ansonsten treffe ich noch auf jemanden, dem ich nur schwer in die Augen schauen kann und das würde meinen Entschluss sicherlich ins Wanken bringen.“
    Sie zwinkerte Freiya zu, so als wüsste sie, was sie meinte.
    „Umso mehr freut es mich, dass ich dich eine Verbündete nennen kann. Davon hatte ich nie sonderlich viele, muss ich eingestehen. Lass dich nicht von deinem Vorhaben abbringen. Es wäre doch schade weitere Jahre deines Lebens im Dunkeln zu verbringen, wenn du die Quelle zum Licht in den Händen hältst, nicht wahr?“
    Mit einem Lächeln schulterte die Dunkelhäutige den Beutel und wandte sich zum Gehen. Mit einem Blick über die Schulter, schaute sie noch einmal in die tiefgründigen Augen der roten Snapperin.
    „Lass dich von den Männern hier nicht unterkriegen. Du hast genug Feuer in dir, um sie alle für dich brennen zu lassen. Da bin ich sicher.“
    Für den Moment würde sie Tooshoo und sein Volk hinter sich lassen, doch ihre Reisen schienen sie immer wieder hierher zu führen. Was sie in Stewark erwarten würde, konnte sie sich noch nicht ausmalen. Ob man sich noch an sie erinnern würde? Klinge hatte man sie einst genannt, doch war sie nie eine Waffe Ethorns gewesen. Es blieb abzuwarten, wie man ihre Ankunft aufnehmen würde.

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