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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Freiya musste lächeln, als sie Chalas Abschiedsworte vernahm. Sie blickte der geheimnisvoll wirkenden Frau hinterher und stellte mit Erstaunen fest, dass Chalas Hüftschwung sie für einen Augenblick gefangen hielt. Hm, war sie das Sumpfkraut etwa doch noch nicht los?
    Mit gerunzelter Stirn griff sie nach dem letzten kalten, ganz grausig schmeckenden Schluck Wurzelkaffee. Sie hätte auch schon längst losgegangen sein sollen. Doch sie hatte sich richtig vorbereiten wollen, versuchte sie sich zu selbst zu beschwichtigen. Da war ihr die Ausbildung bei Ryu gerade richtig gekommen. Aber alles andere … kam zur Unzeit. Wäre sie schon längst weg, hätte sie Beltane nicht mitgefeiert und … naja, wäre ihm nicht so nahe gekommen. Mit Verdruss strich sie sich ihre Haare nach hinten, bevor sie die Hooqua für das Frühstück bezahlte.
    Eiligen Schrittes verließ die Jägerin schließlich die Lilie. Als sie auf die Plattform vor der Taverne getreten war, hielt sie kurz inne, um zu sehen, ob sie Darius noch entdecken konnte. Als dem nicht so war, lenkte sie ihre Schritte zu den Schmieden und tatsächlich, auf dem Weg dahin erblickte sie ihn.
    „Darius!“, rief sie.
    Der Barträger drehte sich zu ihr um und hob verwundert die Schultern. Freiya beschleunigte ihre Schritte. Des Schicksals Fäden weisen uns den Weg des Lebens. Die Worte, die Chala gesprochen hatte, gingen ihr abermals durch den Kopf.
    „So eilig, Rote Snapperin? Sag bloß, du willst mich begleiten! Soll ich mich geehrt fühlen oder ist das wieder ein verlorener Kampf gegen den Hauptmann?“
    „Sag mal“, begann sie direkt, um die Bemerkung zu übergehen, „du warst doch bei Ryu in der Ausbildung, nicht?“ Im Hintergrund waren regelmäßige Hammerschläge von der Schmiede zu vernehmen.
    Darius nickte und straffte seinen Körper: „Klar, war der Erste, der die Hayabusa-Schule absolviert hat.“ Er sprach es mit Stolz. Freiya schürzte nachdenklich die Lippen:
    „Hat er dich auch in sowas wie Selbstverteidigung unterwiesen?“, fuhr sie fort.
    „Ja, wieso?“, fragte Darius und seine Augenbrauen hoben sich. Na, dann konnte er sie ja unterweisen und sie würde diesen Teil bei und mit Ryu umgehen. Es war doch gut, wenn sie die Dinge selbst in die Hand nahm.

    Allerdings … hatte sie nicht erst am Abend zuvor zu Maris gesagt, dass es gut gewesen war, dass sie nicht aufgebrochen war? Das Mal der Jagd hatte eine erschreckende Wirkung gezeigt und das über eine vergleichsweise kurze Distanz und Zeit. Was wäre gewesen, wenn sie in Stewark oder Thorniara gewesen wäre?
    Des Schicksals Fäden weisen uns den Weg des Lebens.
    Und hatte sie sich nicht erst ebenso in der letzten Nacht bei Ryu für die Ausbildung und sein Vertrauen bedankt? Sie hatte so viel von ihm gelernt, weit über die Rennerei und Kletterei hinaus. Nie hätte sie gedacht, dass sie derart das Kommando übernehmen konnte. Nie hätte sie gedacht, derart über ihre Grenzen gehen zu können. So unfassbar Vieles hatte Freiya erlebt, seit Ryu sich ihrer angenommen hattek und vor zwei Tagen noch hatte sie nicht gewusst, wie sie all das verarbeiten sollte. Aber hatte die letzte Nacht, Beltane, nicht genau diese Heilung gebracht? Diesen Trost? Die Wärme und die Ruhe, jedes Gespräch und jeder Tanz, jede Blume, jede Geste, jedes Lied, jedes Schweigen.
    Des Schicksals Fäden weisen uns den Weg des Lebens.
    Hätte sie Ryu nicht kennen gelernt, wäre sie Griffin mit Sicherheit ebenso nicht begegnet. Dieses Dreieck der Freundschaft war etwas so Wunderbares, nicht nur für sie allein, sondern doch für sie alle Drei, dass ihre Scham, die sie empfand, niemals wichtiger sein konnte, als genau diese Freundschaft. Und genau das war der Punkt. Was würde Ryu denken, wenn sie sich von Darius ausbilden ließ, obwohl der Hauptmann es ihr doch versprochen hatte, nachdem sie sich an ihn gewandt hatte?

    Freiya atmete tief ein und aus. Darius blickte sie immer noch fragend an.
    Vielleicht durfte sie sich auch eingestehen, dass sie, wenn sie ihre Scham genau betrachtete, am Ende zu dem Schluss kam, dass sie doch eigentlich nichts bereute. Weder etwas von den letzten Wochen noch von der letzten Nacht. Zumal am Ende doch gar nicht geschehen war.
    Ihr Blick wanderte zu Darius zurück:
    „Ach, nichts. War nur neugierig“, sagte sie.
    Sie würde sehen, was die nächsten Tage brachten. Am Ende dachte sie auch sicherlich viel zu viel. Darius indessen schüttelte den Kopf: „Frauen, was haben die Götter sich nur dabei gedacht?“
    Sie grinste ihn an: „Such du mal schön deinen Chef. Bis später oder so.“

    Die Rothaarige wandte sich um und schlug den Weg zurück zur Lilie ein. Sie wollte nochmal nach Zarra und Griffin sehen. Doch, jemand anderes kreuzte ihre Weg. Straffen Schrittes ging sie auf die Person zu, griff nach seinem Ohr und zog ihn zu sich:
    „Sag mal, du hälst dich wohl für besonders schlau?!“
    Jadewolf wirkte erst überrascht, dann aber grinste er: „Ich weiß, dass ich besonders schlau bin.“
    „Oh, haha, lustig. Was hast du dir dabei gedacht, dass du den Traumruf in die Bowle geschüttet hast? Musstest du uns alle wieder benebeln?“
    „War doch eine grandiose Idee! Warum bist du so zornig, hattest du etwa keine schöne Nacht? Oder bist du neidisch, weil nicht du dieses Mal auf meinem Fell gelandet bist?“, erwiderte er und wandte sich geschickt aus ihrem Griff heraus. Er grinste spöttisch.
    Freiya verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Es waren doch eindeutig nicht die Frauen sondern die Männer hier, denen die eine oder andere Tasse im Schrank fehlte.
    „Ich hatte einen sehr schönen Abend“, sagte sie schließlich etwas ruhiger. „Abgesehen von deinem Auftritt als nackte Kanone.“
    Dann löste sie die Arme und tippte ihm mit den Finger auf die Brust: „Jadewolf, ich habe Fragen und ich will Antworten. Ich habe dich um Sumpf gesehen.“ Sie sprach nun deutlich leiser. „Als du … anders warst. Ich habe sehr genau zugehört, als du und dieser andere Mann von Naturgeistern und Tooshoos Siegel gesprochen haben. Dein Kampf, Ryus Kampf, die korrumpierten Wesen …“ Sie verlor sich und starrte ihn einfach nur an.
    Geändert von Freiya (09.06.2024 um 05:23 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #302
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    Maris zog hastig Linien und Kreise auf dem Stück Pergament und setzte einen Punkt in der Mitte. Er drehte die ‘Karte’ und ließ Onyx drüber schauen.
    Sehr grob. Wirklich sehr grob waren das die Umrisse von Argaan. Der Punkt in der Mitte war kein Rätsel für den Hüter.

    “Da wo die Olvara nicht sein kann. Schnee, Stein, Kälte…im Gebirge.”, brummte Onyx auf varantisch und lehnte sich zurück. Er vermutete, dass Maris es nicht genauer wusste, sonst hätte er was anderes gezeichnet. Ihn während dieser Reise in die Vergangenheit zu beobachten war seltsam. Was diese Hexerei doch mit Menschen machte und dann solch Hilfe gab. Ob das gesund war? Wohl genauso gesund, wie das was Onyx Körper seit wenigen Wochen alles so machte und ständig auch etwas Giftiges verarbeiten musste.

    “Das muss reichen für die Steintafel.”, sagte er dann, bevor Maris “Steintafeln…”, betonte Maris und gab Onyx wieder, was er über eine Steintafel im Osten der Insel - Im Dschungel - erfahren hatte.
    “Gauron ging niemals dort hin, wenn sie am selben Tag angegriffen wurden und starben…”
    Maris nickte und begann dann von der anderen Sache zu erzählen.

    Onyx hörte gebannt zu, als er von Duath und den vielen, vielen anderen mächtigen Menschen erzählte. Von Bannern und verschiedenen Völkern und Stämmen. Von einer Thingversammlung. Von einem Streit über das Vorgehen, von einem Brüllen das alle verstummen ließ.

    Als Maris endete kreisten viele Dinge durch den Kopf von Onyx. Viele Fragen, aber auch Fragmente vieler alter Geschichten an Feuer des Waldvolkes.

    Maris fragte, ob Onyx mehr über seine Geschichte wüsste.

    “Vieles und gar nichts. Es ist ein… Mythos vom Festland. Ich habe viele Geschichten an unseren Feuern davon gehört. Jeder erzählt aber nur das, was er von seinen Vätern und Müttern erfahren hat oder von seinen Meistern.
    Alle erzählen aber davon, wie große Feinde alle jagten. Stämme aus dem Süden, aus Varant. Stämme von Khorinis die die Geister anbeteten. Von Ratten die von den südlichen Inseln kamen und anderen Stämmen von dort, die andere Wege gingen.
    Alle kamen sie in Myrtana zusammen und waren sich so fremd, dass sie sich bekämpften und verbündeten, um sich gegenseitig zu schaden. Gleichzeitig kamen die Feinde von überall. Manche sagen es waren die Beliar-Orks und andere die Menschen der Städte, die von Innos gewählt worden waren. Andere sagen, es waren Echsenmenschen und Drachen. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass sie von einer Frau namens Beria geeint wurden. Sie ist die Mutter des Waldvolkes. Sie hat acht große Sippen und viele Kleine - wenn deine Vision so war - in einer großen Schlacht angeführt und sie gewonnen. Danach gehörten die Wälder Myrtanas dem Waldvolk und von da an verstanden Wölfe und Löwen, Falken und Raben, Ratten und Schlangen, dass sie ein Volk waren. Das weiß ich davon.”, erzählte Onyx und tat sich teils schwer auf varantisch das richtige Wort zu finden. Doch er war auch kein Geschichtenerzähler aus 1000 und 1 Nacht, der im schönsten Varantisch davon fast in einem Singsang erzählte.

    “Maris al-Shedīmī! Wie kann ich dir danken?”, fragte Onyx sehr höflich im Ton. Völlig ungewohnt, wenn man ihn in der Gemeinsprache hörte.

  3. Beiträge anzeigen #303
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Ornlu war nicht überrascht über die Flut an Fragen, aber davon, dass sie jetzt kamen und nicht schon früher. Ebenso, dass sie es überhaupt mitbekommen hatte.
    Doch was beschwerte er sich? Der vergangene Kampf und die Situation mit Dzabba hatten andere Prioritäten gehabt. Nicht irgendwelche neugierigen Weiber und Kerle davon abzuhalten Dinge zu hören und sehen, die nicht für sie bestimmt waren.

    “Was muss ich groß erklären? Du hast doch gesehen was da war. Was erschien und dann bekämpft werden musste. Was dann die Macht erlangte und gestern glücklicherweise sein Wort hielt. Gewöhnliche Lurker und Kröten waren das nicht, oder?”, fragte er und lächelte sie so an, dass sie ahnte heute nicht den Tag der offenen Geheimnisse war. Dann blickte er ernster.

    “Es gibt gute Gründe und du wirst nicht als Waldläuferin gesehen. Noch nicht, wenn ich manche Absichten für das Thing richtig verstand. Es gibt nun einmal auch Regeln die für alle gelten. Damit du aber nicht andere versuchst auszufragen. - Ich kenne dich, liebreizende Freiya! - Werde ich dir völlig wahr eine Antwort auf eine von dir wohl überlegte Frage beantworten. Aber auch nur, wenn ich dann auch eine Frage stellen darf, die du wahr beantworten musst. Sonst holt dich eine gigantische Nacktschnecke und kaut dir dein schönes Haar ab.”, drohte er ihr und grinste bescheiden wie er war.

  4. Beiträge anzeigen #304
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Sie hatten noch eine ganze Weile in der Lilie gesessen.
    Eine Weile, in der eine Handvoll anderer Leute gekommen und dann wieder gegangen waren und eine Weile, in der die zwei völlig unbeirrt von Zeit, Lärm und anderen Personen einfach nur die gemeinsame Zeit genossen hatten.
    Den Kampf um die zwei Würstchen hatte Griffin während dieser Zeit jedenfalls gnadenlos und ohne jegliche Diskussion verloren, denn unter Zarras gnadenloser Führung wurde ein Resthunger, mochte er auch noch so klein sein, schlicht nicht geduldet. Er hatte sich daher nach einiger Zeit ihrem gänzlich herzlosen Befehl ergeben und auch ihren Teller leeren müssen, bis aus ihrem strengen Blick ein zufriedenes Nicken geworden war.

    »Vermutlich warst du damals noch zu jung.«, entgegnete Griffin und hob gleich darauf beschwichtigend die Hände, denn er fürchtete, seine Worte könnten die Gefühle des jungen Mädchens verletzen. »Ich meine nur, dass es schon eine Weile her ist, seit ich das letzte Mal hier gewesen bin.« Er hielt kurz inne. Wie alt war Zarra eigentlich? Hatte sie das jemals erzählt? Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, aber in den letzten Tagen war auch so viel passiert, dass er diese Information zwar einmal gehört, kurz darauf aber wieder vergessen haben könnte. Er ließ seinen Blick kurz über ihr Gesicht streifen. Definitiv noch keine Altersflecken - sie musste also tatsächlich die Enkelin und nicht die Schwester der alten Rimbe sein. Das grenzte das Alter deutlich ein. Auch Falten zeichneten auf der Porzellanhaut der jungen Frau noch lange nicht ab. Und wenn sie schon graue Haare hatte, dann verbargen diese sich gekonnt zwischen den weißen. Ihr drittes Jahrzehnt lief - wenn es denn überhaupt schon angefangen haben mochte - vermutlich noch nicht lange. Aller Voraussicht nach war sie sogar etwas jünger als zwanzig. »Du warst vermutlich noch ein kleines Mädchen, als ich zuletzt hier gewesen bin.«, erklärte er ruhig und schloss damit seine gedankliche Altersschätzung. Ob Eleonora und Zarra sich jemals getroffen haben mochten? Die beiden müssten damals etwa im selben Alter gewesen sein.
    »Verzeih mir also, kleine Libelle, dass ich dich damals noch nicht gesehen habe.« Er lächelte sie grinsend an. »Aber wie mir scheint, haben wir die verlorenen Jahre recht schnell nachgeholt. Zumindest habe ich sonst niemanden innerhalb einer Woche mehr als einmal retten müssen.« Der Südländer grinste sie frech an. »Und so oft gekuschelt habe ich eigentlich auch sonst nur mit unserem Hauptmann.«, scherzte er und lachte laut. Der wurstgefüllte Wanst bebte heftig.

    »Sollen wir dann?«, fragte er nach kurzem Zögern und nachdem er sich zumindest halbwegs sicher war, dass seine Worte seine junge Gesprächspartnerin nicht verletzt hatten.

  5. Beiträge anzeigen #305
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zufrieden nickte Zarra, als Griffin endlich nachgab und seine Würstchen gegessen hatte. Wo kämen wir denn hin, wenn er binnen weniger Stunden wieder Hunger schieben müsste? Seine folgenden Worte waren mit Bedacht gewählt, wohl darauf aus, sie nicht zu beleidigen. Doch wieso glaubte er, dass sie beleidigt sein würde? Weil er sie nie bemerkt hatte? Da war er nicht der Einzige und mit der Zeit war es ein Umstand gewesen, den das Mädchen begrüßt und sogar für sich genutzt hatte. Erst kürzlich war ihr jedoch klar geworden, dass dies eine selbstgestellte Falle gewesen war. Unbewusst hatte sie dazu beigetragen, lediglich am Rande der Gemeinschaft zu existieren. Doch die Aufnahme in den äußeren Kreis der Druiden hatte diesen Weg versperrt. Und sie war noch nie in ihrem Leben glücklicher über eine verbrannte Brücke gewesen, als in diesem Moment.
    Seinen Einschätzungen, warum er sie zuvor niemals bemerkt hatte, konnte sie nur zustimmen. Wenn er für lange Zeit fort war, dann kannte er sie höchstens als kleines Kind und was hatte ein erwachsener Mann schon mit Kindern anderer Leute zu schaffen?
    „Es gibt nichts zu verzeihen“, beschwichtigte sie seine Sorge, „ich war schon immer eher unauffällig, auch wenn mein Haar“, sie nahm ihren losen Zopf in die Hand, „eher das Gegenteil bewirken müsste. Ich frage mich, wieso es so farblos ist“, gab sie zu und überlegte, ob ihre Mutter dieselbe Haarfarbe gehabt hatte.
    Zumindest Nerea hatte weißes Haar, doch ob altersbedingt oder von Geburt an, war nicht mehr festzumachen. Zarra hatte sie nie danach gefragt.

    Seine neckenden Worte trieben ihr ein Runzeln auf die Stirn. Er hatte recht damit, dass sie bereits so oft gerettet werden musste. Doch warum eigentlich? Warum hatten er, Freiya, der Hauptmann und auch Ornlu so viel riskiert, nur um ein unbedeutendes Mädchen wie sie vor dem sicheren Tod zu bewahren? Für den Moment behielt sie diese Frage jedoch für sich. Es würde nur wieder Unmut hervorbringen und gerade jetzt schien das Gespräch in angenehmere Richtungen zu wandern.
    „Ja, lass uns gehen. Vielleicht finden wir Freiya auf dem Weg, die war eben noch hier“, sprang die Weißhaarige auf und zog am Ärmel des Hünen, damit er sich beeilte.
    Lachend ließ er sich mitziehen und folgte Zarra den Weg hinab auf die Stege Schwarzwassers. Ihr schossen viele Fragen durch den Kopf, mit denen sie sich erhoffte mehr über Griffin zu erfahren. Denn es war, wie er sagte. Sie kannten sich kaum, waren kaum mehr als Fremde, die in sehr kurzer Zeit sehr viele Momente geteilt hatten, die für ein Leben gereicht hätten. Doch dem Mädchen reichten diese Momente eben noch nicht. Sie wollte mehr. Mehr wissen, mehr verstehen.
    „Der Hauptmann und du“, begann sie zögerlich, machte eine Pause, als sie nach der rechten Formulierung suchte, „Ihr seid mehr als nur gute Freunde, oder? Ich muss zugeben, dass er mir etwas Angst macht. Er ist so…“, sie stockte, wollte ihre Gefühle so passend wie möglich ausdrücken, „übermäßig intensiv in seiner Art und seinem Handeln.“
    Sie dachte daran zurück wie er den Kopf des Tausendfußes abgeschlagen hatte, an seinen Blick, die glühenden Augen. Sie schauderte.

  6. Beiträge anzeigen #306
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Der ehemalige Hüter musste schmunzeln bei der Frage nach einem seiner längsten Freunde und noch ein kleines bisschen mehr, nachdem Zarra ihre Wahrnehmung des Kriegers geschildert hatte.

    »Ryu...«, begann er langsam und sein Blick wanderte ziellos über die hohen Wipfel der Bäume. Er schritt für einige Herzschläge lang wortlos neben dem weißhaarigen Mädchen und suchte scheinbar nach den richtigen Worten um Zarra begreiflich zu machen, wieso der Hauptmann so war, wie er war. »Jeder von uns trägt sein ganz eigenes Paket mit sich herum.«, sagte er schließlich und war nicht ganz unzufrieden damit. Zarra nickte, schien mit der Antwort aber noch nicht wirklich zufrieden zu sein. »So wie du viele Dinge mit dir herumträgst - deine Beziehung zu deiner Großmutter, deiner Mutter, de-« Er hielt hielt inne. Das weißhaarige Mädchen hatte bisher ausschließlich über weibliche Familienangehörige gesprochen. Da auch Frauen - so blumig manche von ihnen auch riechen mochten - selten an Büschen oder auf Bäumen wuchsen musste also auch bei der jüngsten Rimbe ein Vater im Spiel sein. So weit so klar. Die Tatsache aber, dass Zarra bisher ausschließlich über ihre Mutter gesprochen hatte, ließ nur einen Schluss zu: Der Vater war in irgendeiner Form noch im Bilde und trotzdem nicht relevant oder er war eben nicht mehr im Bilde und gerade deswegen nicht mehr relevant. Er entschied sich daher, das männliche Familienmitglied in seiner Aufzählung vorerst auszuklammern.

    »So wie du also ganz viele Dinge mit dir herumträgst, tut das auch Ryu.«, schloss er schließlich. »Der Hauptmann hat aber die Eigenart... hmm. Wie erkläre ich dir das jetzt am besten.« Er hielt inne. »Ryu geht hin und lädt sich die Pakete anderer Leute auf. Meine. Freiyas. Deine. Er trägt auf seinen Schulter einen mal großen, mal kleinen Teil von jedem im Wald mit sich herum. Er tut das, weil er es für seine Pflicht hält. Seine Pflicht als Hauptmann. Seine Pflicht als Teil des Waldvolkes. Seine Pflicht als Ryu Hayabusa.« Griffin grinste vor sich hin. Jetzt von dem Grenzen-Überschreiten-Mantra des Hauptmanns anzufangen war wohl zu viel. »Und das tut er, ohne dass du ihn darum bittest. Ohne, dass irgendjemand ihn jemals um irgendetwas hätte bitten müssen. Er tut all das aus reiner Überzeugung. Und das obwohl... Nein, vermutlich gerade weil er selbst so viel zu tragen hat.« Seine Lippen verengten sich zu Schlitzen und er nickte stumm vor sich hin. Sein Blick wanderte jetzt von den Baumwipfeln über die Stämme hin zum Boden und für einige Schritte lang verlor sich sein Blick im Nirgendwo, während er über die Tragweite seiner eigenen Worte nachdachte.

    »Es gibt keinen Menschen hier«, fuhr er schließlich fort »dem ich ohne zu Zögern mein Leben mehr anvertrauen würde als diesem Mann.« Er lächelte sanft und blickte zu Zarra. »Also ja, wir sind mehr als nur gute Freunde, würde ich sagen.«, endete er seine Ausführungen und lachte laut.

    »Dann bin ich jetzt wohl dran.«, sprach er nach mehreren Minuten, in denen die beiden schweigend nebeneinander her gelaufen waren. Herausfordernd funkelte er Zarra an. »Du und dieser Thanan also?« Sein Grinsen wurde größer, je roter die Weißhaarige ob der Frage anlief. »Woher kennt ihr euch? Teilt er deine Leidenschaft für kleine und große Krabbler? Habt ihr euch beim Käfersammeln kennengelernt?«

  7. Beiträge anzeigen #307
    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Heilkammer

    Beria - er hatte diesen Namen zuvor schon gehört. Bislang jedoch kannte er ihn nur als den Namen einer Siedlung. Dass es eine Frau gab, der zu Ehren dieser Ort so benannt worden war, das war ihm neu. Sie musste die Frau sein, die Duaths Aufbegehren mit ihrem Schrei Einhalt geboten hatte. Angesichts der ungezügelten Kraft, die so viele der Sippenvertreter in diesem urtümlichen Thing ausgestrahlt hatten, musste diese Frau eine erstaunliche Erscheinung gewesen sein, wenn sie es vermocht hatte, all diese Charaktere zu einen und für ihre Sache zu gewinnen. Und ja, ihr Ordnungsruf war machtvoll und zutiefst respekteinflößend gewesen. Aber warum nur war ihm die Stimme dieser Frau so vertraut vorgekommen? Er konnte beileibe nicht sagen, wem sie ähnlich klang - ganz im Gegenteil, sie war so charakteristisch und stark gewesen, dass Maris sich kaum vorstellen konnte, schon einmal jemanden mit ähnlicher Stimme gehört zu haben und sich dann nicht genau daran erinnern zu können.

    Maris lächelte, als Onyx in feinster Gemeinsprache ohne jeglichen Fehler fragte, wie er ihm danken könne. Dieser Mann erweckte gern das Bild eines tumben Schlägers, hielt aber in Wahrheit viele Schichten eines komplexen Charakters verborgen, die er nur zu gewählten Anlässen offenbarte. Maris fühlte sich geehrt, so viel Offenheit von ihm zu erfahren.
    "Wir sind eine Gemeinschaft und helfen einander. Dank ist nicht nötig", entgegnete er. "Aber wie ich hörte, bist du vielleicht der beste Schütze auf dieser Seite der großen See und weißt sicher Vieles über die Jagd. Würdest du meiner Tochter zeigen, wie man mit dem Bogen schießt, wie man jagt und seine Beute zerlegt? Die Wilde Jagd hat mir und ihr gezeigt, wie sehr sie ein Teil des Waldvolkes ist, obwohl sie fern von hier in der Stadt aufgewachsen ist. Von jemandem wie dir zu lernen, würde sie noch einmal wachsen lassen. Da bin ich mir sicher."

    Wo er gerade von Runa sprach - wie erging es ihr wohl mittlerweile?
    "Wie lange bin ich eigentlich weg gewesen?"
    Maris erhob sich von seinem Platz an dem Arbeitstisch, musste sich aber umgehend abstützen, weil die Kraftanstrengung noch einer weiteren Vision - noch dazu einer, die so weit zurückreichte - seinen Kreislauf in den Grundfesten erschüttert hatte.
    "Uff, ich sollte es wohl langsam angehen."

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiyas Augen wurden schmal. Es. Gab. Gute. Gründe.
    Dieser Gauner versuchte sich hinter Regeln zu verstecken und machte sie gleichzeitig selbst. Außerdem wiegelte er sie ab und das nicht auf eine besonders nette Art und Weise. Wobei, was hatte er gesagt? Man sah sie nicht als Waldläuferin, noch nicht? Was redete er denn da? Vielleicht sollte sie mal Ricklen und Jilvie aufsuchen. Es war offensichtlich eine bessere Idee, die beiden um Antworten zu bitten als Jadewolf. Aber der Thing stand an, Jadewolf hatte Recht, das auf den Tisch zu bringen. Und gerade die Wilde Jagd würde sicherlich ein Thema dabei werden. Vielleicht würde sie auch dort ein paar Antworten erhalten. Sie sollte wahrscheinlich abwarten. Sie seufzte etwas entnervt. Nun, da Beltane vorüber war, wollte sie die vielen Fragen, die ihr durch den Kopf gingen, eigentlich gerne beantwortet wissen.

    Für einen Augenblick hatte Freiya geschwiegen, dann fixierte sie erneut Jadewolf. Unwillen stieg in ihr auf und sie wollte sein Spiel nicht mitspielen. Also drehte sie sich um, in der Absicht, ihn stehen zu lassen und wieder zu gehen. Doch sie verlangsamte ihre Schritte wieder. Er hatte es ihr immerhin angeboten und es wäre einerseits idiotisch, diese Chance nicht zu nutzen und anderseits auch unhöflich so zu reagieren. Also drehte die Rothaarige sich wieder um, die Arme verschränkt. Naja, ihr fiel natürlich ne Menge ein. Wohlüberlegt sollte es sein ...
    Langsam ging sie wieder auf ihn zu und blickte ihn herausfordernd an:
    „Als ob deine Nacktschnecke eine Wirkung auf mich hätte. Außerdem klären wir jetzt erstmal die Grundlagen. Ich kenne dich als Jadewolf, andere nennen dich Ornlu und du hattest dich damals im Bluttal als der Perversling angekündigt. Also, was ist dein wahrer Name?“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Beinahe hätte er sie abgewimmelt. Beinahe. Dabei musste er doch ganz dringend in den Sumpf, um sich etwas leichter zu machen. Dass es immer zur unpassendsten Zeit geschehen musste. Er kniff die Arschbacken zusammen und nahm einen ganz bestimmten Stand ein, damit er den sanften Druck kontrolliert standhalten konnte.

    "Eine interessante Frage. Wahre Namen... - als ich nach Silden kam, nannte ich mich Ornlu. Ornlu weil ich so von meinen Eltern und den Jäger der mich aufzog genannt wurde. In Silden fand ich allerdings zu mehr. Zu mir. Ich wurde - und erkannte, dass dies nur ein Menschenname ist. Viel wichtiger ist und war auch damals schon mein wahrer Name. Den den mir die Natur, die Mutter des Lebens von Geburt meiner Seele an gab und der ewig mit meinem Schicksal verbunden sein wird. Dessen Klang in der Natur ein Echo schafft, das ein Menschenname niemals schaffen würde. Die Tiere und Pflanzen kennen meinen wahren Namen und durch meine Taten bekommt er in der Natur einen ewigen Klang, der zugleich eine Geschichte erzählt. Namen sind Macht. Den wahren Namen der Dinge zu erkennen - ist Macht. - Jadewolf ist mein wahrer Name in der Gemeinsprache. In der alten Sprache erklingt ein Echo das von Draugluin erzählt.", erklärte er und verneigte kurz sein Haupt, um sich noch einmal in diesem Leben neu vorzustellen. Sie ließ es auf sich wirken.

    "Nun, weißt du es und du darfst mich nennen wie du magst. Doch spreche von Draugluin nur, wenn du die alte Sprache auch beherrscht. Es wäre sonst eine Beleidigung der alte Sprache und mir. - Erzähl mir von einer Lüge die du lebst. Keine kleine Mädchen Lüge. Eine wahre Lüge, die du vor uns allen verbirgst. Ich schweige natürlich darüber. Gibt es eine solche?", fragte der Druide und hielt dem Drang seines Körpers stand. Ein Glück hatte er nicht dieses Wurzelzeugs getrunken.

  10. Beiträge anzeigen #310
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Onyx ist offline

    Heilkammer

    Seine Tochter ausbilden? Onyx war ein wenig skeptisch, ob das so einfach wäre. Aber gleichzeitig hatte er danach gefragt wie er Maris danken könnte. Würde er die Steintafeln finden und nutzen können, würde er davon sicherlich sein Leben lang davon profitieren. Maris Tochter würde das auch, wenn sie fähig war.

    "Gut. - Ich werde ihr die ersten Schritte beibringen. Mit dem Bogen und der Jagd. Es wird an ihr liegen, wie weit sie kommt. Ich nehme sie aber nicht mit, wenn ich einen Einsatz auf Argaan bekomme. Die Verantwortung trage ich nicht, solange es nicht notwendig ist. Sie wird dann hier weiter ausgebildet.", erklärte Onyx auf varantisch und beäugte die Karte.

    "Sie wird einen Übungsbogen benutzen. Aber ein guter Vater besorgt einen guten Bogen und Ersatzsehnen. Passende Armschienen und einen Handschutz. Vareesa macht gute Bögen. Vielleicht kannst du sie überzeugen, dass es der Gemeinschaft dient und sie sich beim Hauptmann die Unkosten zurück holen kann. Wir beginnen Morgen früh. Sie wird mich finden. Spricht sie varantisch?", fragte Onyx auf varantisch und begann langsam schon Dinge zu sehen, die nicht waren. Auf der Karte segelte ein großes Orkschiff im Osten und auf dem Gebirge traf eine Frau, auf mehrere Strichmännchen. Er schüttelte sich und dann waren sie wieder weg.
    "Pasheera!", fluchte er auf torgaanisch und blickte zu Maris.
    Geändert von Ornlu (10.06.2024 um 12:39 Uhr)

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    Draugluin. Wie poetisch das klang! Wie ein ferner Ruf aus den Bergen, ein Geheul bei Mondschein, das einen Gänsehaut bescherte und trotzdem irgendwie vertraut wirkte.
    Das würde sie sich gut merken! Einerseits war es hochgradig interessant, was er erzählte und anderseits ... den wahren Namen der Dinge zu kennen ist Macht, hatte er gesagt. Nicht, dass sie nach Macht strebte. Aber bei allem, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen war, war es gut, sowas zu wissen.
    Verwenden würde sie den Namen nicht, da sie der Alten Sprache nicht mächtig war.

    Sie hatte nicht erwartet, dass er ihr derartig ernst und wahr antworten würde. Aber gut, immerhin, sie hatte dadurch nicht bereut, sich auf sein Spielchen einzulassen. Warum er so verkniffen guckte, verstand sie jedoch nicht. Wer wusste, was ihm nach dem gestrigen Fest noch quer hing ...

    "Eine wahre Lüge", überlegte sie laut. Was könnte er meinen? Freiya war niemand, die zu Lügen neigte. Ganz im Gegenteil, sie war immer der Ansicht, dass Ehrlichkeit sie voran brachte. Doch dann bekam sie so eine Ahnung, auf was er hinaus wollte. Also blickte sie ihn ganz offen an:
    "Als ich damals nach Schwarzwasser kam und bei Onyx das Bogenschießen lernte, gab man mir den Namen Rote Snapperin. Angeblich lebte eine legendäre Frau mit meinem Aussehen und mit eben diesem Namen auf dem Festland und man hielt mich für sie. Ich habe mich anfangs noch dagegen gewehrt, aber es war ein Selbstläufer, den ich nicht mehr aufhalten konnte, ab dem Moment, ab dem es jemand ausgesprochen hatte. Ich bin nicht diese Legende vom Festland. Allerdings ... nun, du hast es ja gerade selber mit den Namen erklärt und dies ist ein Name, den ich angenommen habe und inzwischen mehr lebe denn je. Keine Ahnung, was mit der echten Roten Snapperin ist, wer sie ist oder war."
    Ihr Blick war abgedriftet, nun aber schaute sie wieder zu ihm: "Es ist zugegebenermaßen keine Lüge, weil ich nie ein Geheimnis drum gemacht habe, das ich das nicht bin. Aber inzwischen ist es ein Teil meiner Selbst geworden und ich wöllte nicht mehr drauf verzichten. Sie ist ein Teil von mir. Das ist vielleicht am Ende das Geheimnis daran."

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Gerade noch wägte Zarra die Worte Griffins ab, welche er voller Stolz und Anerkennung für den Hauptmann gewählt hatte, da riss er sie mit einer kalten Dusche in die Realität zurück.
    „Du und dieser Thanan also?“ Thanan also…Thanan also…
    Es war ihr, als würden die Worte in ihren Ohren nachhallen, so als hätte er magische Kräfte entfesselt, mit denen er die Worte zu einer urteilenden Macht gewandelt hatte. Sein Grinsen wirkte auf sie wie die Fratze eines Dämonen und ihre Wangen standen alsbald in Flammen.
    „Es…“, versuchte sie sich…was? Zu rechtfertigen? Zu erklären? Es abzustreiten?
    Beschämt ließ sie den Blick gen Boden sinken, schaute auf ihre Füße, die ihr wie unförmige Klötze vorkamen. Wie konnte sie überhaupt auf diesen klobigen Dingern laufen, die sie irgendwie in ledernes Schuhwerk gezwängt hatte?
    Am liebsten wäre sie hier und jetzt vom Steg in das brackige Sumpfwasser gesprungen, abgetaucht in der Hoffnung eine tiefe Stelle zu finden, in der sie im Schlamm ein neues Heim fand.

    „Ich…kenne ihn kaum“, brachte sie schließlich mit bebender Stimme hervor, da sich zu ihrer Scham nun auch das schlechte Gewissen mischte, welches sie ihm gegenüber verspürte.
    Noch immer hatte sie sich nicht bei ihm entschuldigen können für das, was sie ihm angetan hatte. Ein Vater Darius war vorhin in der Lilie gewesen, doch er schien nicht sonderlich außer sich gewesen zu sein. Hatte er sich bereits an seinem Sohn abreagiert, als er ihn heute früh völlig benebelt entdeckt hatte? Sie würde es dem Kerl schon zutrauen, immerhin schaute man den Leuten nur vor den Kopf.
    „Vareesa hat uns an Beltane zusammengeführt, meinte, dass wir tanzen sollten“, erzählte sie langsam, jedes Wort eine Anstrengung.
    Mehr gab es dazu auch nicht zu sagen, denn das Ende kannte Griffin bereits und der Mittelteil war keiner Worte wert.

    Wieso fragte Griffin sie nach Thanan? Wollte er sie ärgern? War er eifersüchtig?
    Bei diesem Gedanken wurde sie noch röter und blieb schließlich stehen. Wenn sie nicht auf andere Gedanken kam, dann würde sie in den nächsten Augenblicken davonrennen müssen. Ihr Blick ging verstohlen zu den überwucherten Ruinen, bei denen sie mittlerweile angelangt waren. Große Stämme, dicke Ranken und überdimensionierte Pilze schillerten in allen Farben zwischen den Überresten der einstigen Siedlung. Die Holzstege hier waren morsch und es galt als gefährlich sie zu überqueren. Dennoch war Zarra interessiert daran, wie Tooshoo selbst sich aufgebäumt – sie schmunzelte leicht – hatte. Die neue Vegetation wuchs nah an den Laufwegen und ihr eigentliches Ziel war es, einige Proben für sich und ihre Oma zu sammeln. Vielleicht konnte man mit ihnen wunderbare Heilsalben herstellen oder sie enthielten reizende Stoffe, die sie zum Waschen oder als Spinnenschutz verwenden konnte. Denn so sehr sie Insekten liebte, so sehr verabscheute sie diese Achtbeiner.

    Sie lehnte sich weit vor, wollte nach einer der riesigen, im Sonnenschein leicht glänzenden Pilzkappen greifen, die in grellem Gelb und sattem Rot funkelten. Ihre Fingerspitzten waren nur noch wenige Zentimeter entfernt. Wenn sie doch nur etwas größer wäre! Wie aus Reflex machte sie einen weiteren Schritt nach vorn in die Leere, der sichere Steg nicht länger unter ihr.
    Griffin, der wohl schon geahnt hatte, was passieren würde, packte sie am Kleid und zog sie mit einem kräftigen Ruck zurück auf den Steg. Ihr Herz pochte wie wild, als sie zu ihm aufsah. Wenigstens hatte sich die Hitze in ihren Wangen ein wenig gelegt…

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Der Braunhaarige hielt das junge Mädchen eng umschlungen wie in einer Tanzbewegung und blickte spitzbübisch grinsend zu ihr hinab. »Ob das schon zählt?«, fragte er halblaut und stellte Zarra wieder auf festen Boden. »Ich würde sagen schon.« Er trat einen winzigen Schritt nach vorn und blickte mit überzogener Vorsicht gen Boden. »Du wärst nicht nur dreckig, sondern auch nass geworden. Und bei dem tristen Wetter hättest du dich sicherlich erkältet. Dann wärst du über Wochen hinweg ganz fürchterlich krank gewesen, hättest trotz der guten Pflege deiner Oma aber nur Suppe zu dir nehmen können. Nach deiner Genesung dann hättest du nach all der Suppen endlich wieder etwas Festes essen wollen. Und obwohl das ganz furchtbar lecker gewesen wäre, hättest du grausame Verstopfungen bekommen, weil dein Körper so viel feste Nahrung nicht mehr gewohnt gewesen wäre. Und dann wärst du schließlich daran gestorben.« Stolz blickte er die verlegen dreinschauende Zarra an. »Das wäre dann Lebensrettungsaktion Nummer... ich weiß es gar nicht. Das eine Mal hat Ornlu sich ja vorgedrängelt - aber das zählt trotzdem!«, protestierte er im Spaß und zwinkerte Zarra neckend zu.

    Leider gänzlich ohne Erfolg. Denn nachdem er das weißhaarige Mädchen eben erst mit der Frage nach Darius' Sohn Thanan ganz offensichtlich aus dem Konzept gebracht hatte, war die neuerliche Rettungsaktion der Tod für jegliches aufkeimendes Selbstbewusstsein des jungen Dings. Was das anging war sie so ganz anders als... Er schob den störenden Gedanken beiseite.

    Eilig hockte er sich hin und fischte den merkwürdig aussehenden Pilz aus dem schleimig-schlammigen Boden, ehe er ihn Zarra reichte. »Den wolltest du doch oder?« Er betrachtete den Pilz nicht ganz ohne Neugierde. »Brauchst du noch mehr? Ich habe dort drüben noch mehr gesehen. Wir könnten hingehen und die Pilze sammeln, wenn du sie benötigst. Wofür brauchst du sie denn eigentlich? Ich habe ja gar keine Ahnung von Pilzen.«, brabbelte er unaufhörlich und rieb sich verlegen den Hinterkopf. Er blickte in der stillen in der Hoffnung zu Zarra, dass sie irgendeinen seiner ausgeworfenen Gesprächsfetzen auffangen und daraus eine vernünftige Unterhaltung schneidern konnte, die sie von ihrer Verlegenheit abzulenken vermochte.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zarras Blick wanderte zwischen dem Pilz in Griffins Hand und seinem Gesicht, welches zwischen Verwirrung und Freundlichkeit zu schwanken schien.
    „Weißt du“, meinte sie leise, „manche Pilze sind schon giftig, wenn man sie anfasst. Und je greller die Farben, desto wahrscheinlicher ist es.“
    Sie beobachtete, wie sich ein Hauch von Panik in das Gesicht des bärtigen Hünen schlich, der nach kurzem Zögern die Morchel losließ. Das Mädchen griff danach, erwischte den Stängel und hielt ihn sich vors Gesicht. Ihre Hand kribbelte nicht auffällig und es roch lediglich nach feuchter Erde, so wie man es von üblichen Speisepilzen kannte.
    „Tja, ich habe keine Ahnung, was das für ein Pilz ist, aber besser, wir fassen ihn nicht mehr an, als nötig. Sag Bescheid, wenn deine Hand anfängt zu jucken, zu brennen oder sich dick anzufühlen, ja?“, bat sie Griffin, während sie den Pilz in ihre Kräutertasche steckte und ihn mit noch immer leicht geröteten Wangen angrinste.
    „Ich glaube, ich habe mich gerade für eine Rettungsaktion revanchiert, meinst du nicht?“, neckte sie ihn und schüttelte endlich den letzten Rest Stupor ab, in den sie durch ihre Scham geraten war.

    „Aber es ist lieb, dass du mir noch mehr Pilze sammeln wolltest. Danke“, sagte sie aufrichtig und lehnte ihre Stirn an seine Brust, während er noch immer seine Hand anstarrte.
    „Keine Sorge, wenn du etwas merkst, kann ich sicher helfen“, versuchte sie ihn zu beruhigen, griff nach der eventuell bald absterbenden Hand und zog ihn weiter den Steg entlang.
    Sie wollte mehr Zeit mit ihm verbringen, mehr erfahren und mehr von sich preisgeben. Solange es nicht Themen wie das letzte betraf.
    „Entschuldige meine Reaktion eben. Es ist nur schwer für mich über diese Dinge zu sprechen“, gab sie zu und schaute bewusst von ihm weg.
    Ihr schoss durch den Kopf, wie sie sein Gesicht zu ihrem gezogen hatte, als er sie im Anblick des Sturms, der ihre Großmutter war, unterstützt hatte. Wenn man es genau nahm, hatte er sie auch zu diesem Zeitpunkt gerettet.
    „Fünf Mal“, murmelte sie leise.
    „Fünf…was?“, fragte Griffin irritiert.
    „Fünf Mal hast du mich schon gerettet“, vollendete sie den Satz und lächelte ihn an.
    Ihre großen türkisenen Augen schauten zu ihm auf, während sie ihre Hände verschränkte.
    „Da werde ich noch viel Zeit brauchen, um mich für all die Male zu revanchieren, meinst du nicht?“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Aufmerksam hatte er ihrer Geschichte zugehört und empfand sie als etwas, wonach er gefragt hatte. Jeder hatte solch Wahrheiten, die eigentlich eine Lüge waren. Jeder änderte manche Geschichte so ab, damit sie besser klang. Damit man respektiert wurde oder weil die Wahrheit furchtbar und grausam war. Damit es erträglicher war, damit zu leben.

    “Dann möchte ich für dich hoffen, dass niemals die wahre rote Snapperin hier erscheint und die Menschen eine von euch als Lügnerin ächten. Kommt nie gut an. Aber ich verstehe deinen Punkt. Sehr gut sogar.”, sagte er und kam ihr etwas näher.

    “In Silden hab ich vor allem ganz zu Anfang drei Freundinnen gehabt und es flog erst auf, als eine bei den Waschweibern zu arbeiten begann. Ich musste mich fünf Brüder und zwei Vätern mit Bogen erwehren. Ein Glück kam ich da heil heraus. Und weißt du, wie ich mich nannte? - Ryu oder Griffin. Und die machten das genauso! Wir waren das magische Dreieck aus Silden.
    Vor acht Monden war ich in Silden und Geldern. Solltest du dort auch mal sein.. Schau dir mal genau ein paar Rotznasen die noch keine 18 sind an. Du wirst lachen. Und nun! Entschuldige mich bitte. Ich muss mal ganz dringend in die Büsche und darf es mir nicht mehr erlauben zu rennen - wenn du verstehst was ich meine.”, zwinkerte er und zeigte in die Richtung, wohin er wollte.
    “Oder hast du noch was?”

  16. Beiträge anzeigen #316
    King Kong Avatar von Griffin
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    Pilze., dachte der Südländer nur und starrte abwechselnd auf seine, dann auf Zarras und schließlich wieder auf seine eigenen Hände. Er wurde unterdessen unerbittlich über die Stege gejagt und hatte kaum Möglichkeit, sich intensiv mit der sicherlich eingetretenen Veränderung seines Körpers zu befassen, die auf den magisch verfluchten Pilz zurückzuführen war.
    Jedes Haar, jede sich unter gebräunten Haut abzeichnende Vene und jede Sehne, die bei der noch so kleinen Bewegung zuckte, schien ihm gänzlich fremd zu sein. Hatte seine Hand wirklich schon immer so... händisch gewirkt? War sie in irgendeiner Weise größer als sonst? Kleiner? Und wieso war Zarras Hand so klein in der seinen? Und so weiß. War es normal, dass er an dieser einen Stelle deutlich weniger Haare hatte als an der anderen? Hatte er Haare verloren? Oder war neues Haar gewachsen? In der Welt der Kräuterhexen, magischen Pilzsuppen und fungalen Gewächse war so gut wie alles möglich - das wusste jeder!

    Er nickte gedankenabwesend auf die Bemerkung der jungen Frau. »Eh, ja. Fünf Mal.«, sagte er ohne aufzusehen. Hatte sich seine Zunge schon immer so schwer angefühlt? Irgendwie fühlte sie sich... unpassend in seinem Mund an. War sein Mund zu klein für seine Zunge geworden?
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er funkelte düster den Pilz an. Was hatte dieses Höllengewächs aus Beliars Reich höchstselbst nur mit seinem Körper gemacht?

    Innerlich schwor er dem kleinen, huttragenden Ungetüm Rache, aber er wollte in Gegenwart des jungen Mädchens nicht noch länger über sein nahendes Ableben nachdenken. Er würde sich ganz knapp verabschieden, bevor sein letztes Stündchen in wenigen Minuten gefallen war und sich dann unter einem Vorwand in ein stilles Eckchen zurückziehen, um fernab von allen Zeugen an dem pilzinduzierten Todesfluch verenden.
    »Ich fürchte, dass ich das nicht von dir verlangen kann, kleine Libelle!«, entgegnete er der überrascht dreinblickenden Weißhaarigen. Er hielt inne. Wenn er jetzt wieder mit alten Männern anfing, würde er sich sicherlich eine gewaschene Standpauke einfangen. Und so kurz sein verbliebenes Leben auch sein mochte - er wollte nicht riskieren, die wenigen verbliebenen Momente zu verlieren, weil Zarra ihm den Kopf abriss. Er lächelte sie stattdessen nur frech an. »Wenn du größer bist vielleicht.«, sagte er stattdessen und legte ihr lachend die Hand auf den Kopf, nachdem er mit der freien Hand auf ihren Größenunterschied hingewiesen hatte.
    »Hast du eigentlich Ambitionen in diese Richtung?«, fragte er mit neu entfachter Neugierde. »Am Lebenretten meine ich. Wenn du willst, kann ich dir sicherlich das ein oder andere beibringen.«, bot er ganz unverblümt an. »Ich bin zwar am Schwert zwar nicht so gut wie Ryu, aber das ein oder andere in Sachen Selbstverteidigung könnte ich dir sicherlich beibringen.« Er stockte. Konnte er das wirklich? Rein fachlich? Und war er sich sicher, dass er ihr beibringen konnte, was er von einem Mädchen ihres Alters gelernt hatte vor so vielen Jahren? Er schluckte schwer. »Ansonsten bin ich noch ganz passabel mit dem Bogen.«, ergänzte er eilig.

  17. Beiträge anzeigen #317
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya kicherte bei der Vorstellung, dass in einem Dorf lauter kleine Ornlus, Griffins und Ryus rumrannten. Ob die irgendwann nach ihren Vätern suchen würden und ihnen hier in Argaan auf die Schliche kamen? War das der wahre Grund, warum Griffin wieder nach Tooshoo gekommen war und Ryu den Baum nicht verlassen hatte? Vielleicht sollte sie dem mal auf den Grund gehen, dachte sie grinsend.

    „Ob ich noch was habe? Hm, lass mich mal nachdenken“, sagte sie langsam und legte gespielt nachdenklich die Finger ans Kinn. Ornlu schien blass um die Nase zu werden. Das war die gerechte Strafe! Für … ach, alles! „War eine wilde Nacht, was? Ich habe Chala vorhin noch getroffen, sie sprach von Problemen beim Laufen“, sprach sie weiter. „Tja, Beltane ist schon ein magisches Fest … wie viele Blätter dabei wohl gefallen sind? Hast du schonmal genau beobachtet, wie so ein Blatt runterfällt? Also, wie es unaufhaltsam dem Boden entgegen segelt und es wie ein Ende scheint, obwohl es nur einen weiteren Schritt im Kreislauf des Lebens geht? Ich meine, es wird zu Erde, nährt den Boden und den Baum, an dem dann neue Blätter wachsen. Ich finde das unglaublich faszinierend.“
    Ornlu verzog das Gesicht und aus seinem Bauch war ein deutliches Grummeln zu vernehmen.
    Freiya grinste breit.
    „Ich werde dich weiter Jadewolf nennen, denke ich. Damit du nicht vergisst, dass du mir deinen wahren Namen verraten hast“, sagte sie und klopfte ihm auf die Schulter. „Viel Spaß im Gebüsch. Bewahre!“

    Zum ersten Mal benutzte Freiya diesen Gruß ganz bewusst und vor allem mit einem ganz anderem Gefühl, als in der Vergangenheit. Die Jagd hatte ihr endlich den nötigen Zugang zu dieser Grußformel gegeben. Sie sah Ornlu zu, wie er davon eilte. Sie hörte noch ein verräterisches Geräusch und ein kehliges „Ouh!“
    Sie kicherte, drehte sich um und ging hinauf zu ihrer Unterkunft. Es reichte fürs Erste mit Menschen.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Heilkammer

    Na bitte, so schnell konnte man für sein Kind einen fähigen Lehrer gewinnen. Und in den Städten bezahlten die reichen Leute immer einen Haufen Gold dafür. Nun gut, die Lehrinhalte deckten sich vermutlich nur mit zwei zugedrückten Augen auf einem Minimalkonsens, aber hier im Wald gab es eben etwas andere Prioritäten.
    "Natürlich", sagte er, "nur, solange du nicht unterwegs bist. Nur, weil sie einen Kopf bei der Wilden Jagd beigesteuert hat, schicke ich sie nicht gleich wieder in Gefahr. Sie muss in Ruhe lernen und wachsen können. Damit bin ich einverstanden."
    Dass ein Bogen her musste, war ein valider Punkt. Ob Frank den in seiner Hand wie ein Spielzeug aussehenden Kurzbogen noch besaß, den er nach dem mysteriösen Diebstahl seines heißgeliebten Langbogens als Ersatz geführt hatte? Vermutlich hatte er ihn zurückgegeben, nachdem er sich im Kampf gegen Skia und Skara den Skorpionsbogen der Dämoninnen verdient hatte. Aber der Hinweis auf Vareesa war gut - er war sich nicht sicher, ob sie ihm ihr Handwerk genannt hatte, als sie sich vor der Jagd begegnet waren, aber falls ja, hatte er es wieder verdrängt. Nun ja, dann würde er sich wohl kümmern müssen, wenn er schon so eine Fortbildung für Runa verbrach.

    "Ist alles in Ordnung?", fragte er, als er mit ansah, wie Onyx entrückt auf die lächerlich schlechte Karte starrte, die Maris auf die Schnelle improvisiert hatte, und dann in seiner Heimatsprache fluchte. Ob die Kräuter, die er nahm, ungewollte Nebenwirkungen zeigten, ihre Wirkung verloren oder vielleicht sogar erst eine verzögerte Wirkung einsetzte? Maris fragte sich, ob Onyx wirklich wusste, was er da tat, oder ob er sich ähnlich "professionell" wie Maris beim Kennenlernen verschiedenster Gifte anstellte und einfach begründete Vermutungen über die Wirkweisen seiner Kräuter anstellte.
    "Runa spricht ein gutes Varantisch", sagte er schließlich. "Aber es fehlt ihr an Übung. Erkläre ihr gern alles in der Sprache des Sandes - es wird eine gute Herausforderung für sie sein."
    Er nickte. "Nun gut, morgen in der Frühe also. Ich werde sie zu dir schicken. Doch für den Moment will ich deine Wacht an Jarvos Bett nicht länger stören. Ich muss nachsehen, wie es meinem Spross geht. Sie hat ihren Kontakt mit neuen Kräutern ... ", er grinste, "weniger gut vertragen."

  19. Beiträge anzeigen #319
    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Trainingsplattform bei den Wurzeln

    Es war eine seltsame Nacht voller seltsamer Träume für Onyx gewesen. Morgentau hatte seinen Preis - das musste man so sagen. Doch er war wohl nicht der Einzige mit seltsamen Träumen und einen Erwachen, dass nicht üblich war. Jarvo war erwacht. Noch recht wortkarg blickte er um sich, als wäre er viele Tage in einem dunklen Loch gewesen und würde das Tageslicht nun endlich wieder erblicken.
    Mertens begrüßte seinen Freund und stellte Jarvo mehrere Fragen, die nur der echte Jarvo beantworten konnte. Danach erzählte er dem Waldläuferführer die ganze Geschichte, seit der Eskalation beim Kampf gegen Wrooot und das Finale der Wilden Jagd. Jarvo lauschte und verzog das Gesicht. Schien unglücklich darüber zu sein, dass er nicht da war in der Stunde der Not. Auf seine Frage wieso er wieder er war, zeigte Mertens auf Onyx und erklärte kurz was Onyx getan hatte.
    “Ich stehe in deiner Schuld, Onyx. Danke!”, waren die knappen, aber sehr ehrlichen Worte Jarvos.
    “Schuld ist beglichen, Boss Jarvo.”, entgegnete der Hüne und wusste wofür er Jarvo danken musste. Er war es, der Onyx in diese Gemeinschaft aufnahm und eine Chance gab. Obwohl Onyx ehrlich war und Jarvo erzählt hatte, dass er sein Leben lang ein hundsgemeiner Bandit gewesen war.
    Danach trennten sich die Wege der Drei. Mertens besorgte Essen für Jarvo, Jarvo wurde von Ambrose behandelt und Onyx holte sich seine Tagesration bei Mama Hooqua. Spärlich fiel sie nach Beltane und der Wilden Jagd aus. Die Tooshoo-Diät würden es manche nennen, wenn man für den Tag verteilt nur drei Scheiben Brot, zwei Äpfel und glücklicherweise ein fettiges Stück Moleratschinken bekam.
    “Tut mir leid. Die Jagdkommandos mit Auftrag bekommen ab heute ordentliche Rationen. Der Rest muss warten, bis wie wieder genug haben. - Die alte Edda hat ihren großen Kessel aufstellen lassen. Es gibt sicher Fischsuppe am Abend.”, meinte die Hooqua und bediente den nächsten in der Reihe.
    Onyx zuckte nur mit den Schultern und stieg hinab, nachdem er seinen Bogen und das bisschen was er besaß geholt hatte.
    Er hatte nicht einmal mehr ein Kleidungsstück, das nicht löchrig oder geflickt war. Nur seine Stiefel und ein massiver Gürtel an der Hüfte waren gut in Schuss. Wer war eigentlich Quartiermeister oder Lagermeister? Gab es überhaupt jemanden der das machte? Der Hauptmann würde es sicher wissen. Doch den traf er auch nicht an. Am Abend würde er noch mal nachschauen und sich zur Not um Kleidung für ein Tauschgeschäft kümmern. Einen anständigen Mantel oder Wams mit grüner Kapuze und lederne Hosen die gut imprägniert wurden. Das wäre es. Und dann irgendwann mal eine Lederjacke mit Taschen und Gurten.
    Seine letzte Reise hatte Onyx ein paar Ideen gebracht.

    “Hey! Du da!”, rief eine junge Stimme hinter Onyx. Der Hüne drehte sich um und vor ihm stand dieses kleine Vögelchen.
    “Bist du Onyx? - Du bist aber groß!”, urteilte sie und lief einmal um Onyx herum. Der brummte lediglich etwas vor sich hin und nickte ihr dann zu.
    “Und schwer bist du auch. Dein Hemd ist übrigens kaputt. Hinten rum und diese Hose hast du bestimmt aus drei Hosen zusammen geknotet? Bist du der Bogenmeister?”, fragte sie forsch.
    “Meister von Jagd auch. Du Runa, heh?”, fragte er.
    “Die bin ich! Paps hat gesagt, dass du mir zeigst wie man mit dem Bogen umgeht! Und das jagen! Bist du so gut wie Onkel Ornlu?”, fragte sie und begutachtete Onyx Köcher.
    “Besser. Folgen.”, sagte der Torgaaner und ging los.
    “Du redest nicht viel, hmm? Ist das gut für einen Lehrmeister?”
    “Du gesehen Bogenschützen was reden bei Schießen?”
    “Nein! Da ist man doch ruhig! Aber du schießt gerade nicht.”
    “Onyx reden, wenn Onyx reden. Erste Lektion. Kapieren!?”
    “Kapiert! Jawohl, Herr Onyx!”, salutierte sie und folgte dem Hünen zur Trainingsplattform, wo schon ein paar Wächter, Jäger und Waldläufer ihren Dingen nachgingen. Die meisten plauderten über das anstehende Thing und schauten gerade einem Übungskampf zu.
    Onyx deutete auf den Schießstand und auf den Waffenständer mit Übungsbögen.
    “Wir setzen da. Onyx erklären Bogen. In Sprache von Sand.”, sagte er und Runa entgegnete auf varantisch, dass sie gespannt wie ein Bogen sei.

  20. Beiträge anzeigen #320
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Schwarzwasser - Vareesas Bognerei (+ Tiergefährte 1)

    Das Kräftemessen mit der Sumpfratte war sicherlich eines ganzen Aktes in Kiyans Geschichte würdig, von einem Barden irgendwo in Vengard bis ins Legendäre überhöht, obwohl die Realität freilich anders aussah. Kiyans Blick als Jäger – in den Tagen, seit er in Ricklens Kommando war, gestählt, ja versiert – verriet ihm sofort, dass es sich um ein besonders altes, besonders klappriges und wohl auch besonders lebensmüdes Exemplar dieser unansehnlichen Gattung handeln musste. Ein Veteran vieler Rattenschlachten, ein hoch dekorierter Aasfresser, der die Sippe entlasten wollte, indem er den Tod im ehrenhaften Kampf gegen die verfluchten Zweibeiner suchte.
    Ja, die Realität sah so aus, dass die Sumpfratte nach Kiyans unmissverständlicher Aufforderung, das Weite zu suchen, das unschöne Maul in der unliebsamen Fratze öffnete und etwas hervorbrachte, das wie das Zischen einer dicken, alten Ratte und dem Krähen eines dürren, alten Hahns klang. Dann stürzte sich das Biest direkt auf seine Stiefel, was Kiyan zu einem unmännlichen, hohen Aufschrei veranlasste, der am ehesten mit »IIIeekk!« zu beschreiben war. Er hüpfte auf einem Bein und versuchte das Vieh loszuwerden, schüttelte den Fuß mit dem Stiefel und der Ratte wie ein Wilder. Der logische Teil seines Geistes, der sich zurücklehnte, Tee trank und der Meinung war, hier nicht tätig werden zu müssen, dankte dem Schuster – wo auch immer er sein möge – für die gute Qualität seines Werkes, da sich Kiyan sonst ernsthafte Gedanken über irgendeine Infektion hätte machen müssen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Geschenk aus diesem kurzen Tanz gewesen wäre.
    Rettung brachte – überraschenderweise – die schwarzgeflügelte Verbrecherin, die dunkelschnäblige Deserteurin. Sie schoss steil aus der Luft, aus irgendeinem Ast vom mächtigen Weltenbaum herunter, die Klauen vorgestreckt. Sie griff gezielt nach der Sumpfratte, warf sie zur Seite und begann mit dem Schnabel in den dürren Nacken der alten Ratte zu stechen, als würde sie versuchen, Stoff zu durchdringen. Blut floss, widerliches Zeug, das erbärmlich stank. Die Ratte wand sich im Kampf, konnte aber nichts gegen das Gewicht der Rabin tun, welche sie niederdrückte und mit den Klauen fixiert hielt. Das zischende Krähen – oder krähende Zischen – wurde erst schriller, dann schwächer. Als die Ratte ihr würdiges Ende im Kampf gefunden hatte, sicherlich wohlwollend von unzähligen Generationen Sumpfratten zur Kenntnis genommen, löste die Rabin ihre Klauen, sprang von der toten Beute, breitete kurz die Flügel aus, legte sie wieder an, krähte laut und vernehmlich und machte sich dann an den Festschmaus.
    »Ja, also …«, Kiyan räusperte sich, fand keine Worte, beugte sich herab und begutachtete den Stiefel. Den würde er ausbessern müssen. Wie auch immer. »Ja, äh … gut.«

    So ließ der Jäger seiner Kampfgefährtin den Kadaver, an dem sie sich gütlich tat, und machte sich auf den Rückweg zum Baum. Dabei kam er an einer Hütte vorbei, an die er sich gut erinnerte. Er lächelte, da er hier mit Valerion – vor einer Ewigkeit, wie’s schien – Unterschlupf gesucht und das Dach ausgebessert hatte. Aus dem Innern war ein Stöhnen zu vernehmen, jene Art von Geräusch, die eine verkaterte Frau machte. Woher Kiyan das wusste? Letztlich war er Universalgelehrter und wusste vieles, aber in erster Linie lag’s daran, dass er in seiner Jugend mehr als genug Frauen hatte kennenlernen dürfen, die am Morgen nach dem Ball, dem Fest, der Feier und dem Tanz solche Geräusche gemacht hatten.
    Er trat zur Tür, die offen stand, klopfte an den Rahmen und räusperte sich. Der Jäger blickte hinein und war überrascht, das Interieur ordentlich und aufgeräumt vorzufinden. Vielmehr noch: Hier hatte jemand eine Bognerei eingerichtet. Kiyan schluckte, lehnte sich kurz ein Stück zurück. Ja, da hing ein Schild, das auf den Zweck der Werkstatt hinwies. Spuren von Ranken oder Efeu waren zu sehen und hier und da sah man dem Gebäude noch an, dass es längere Zeit leer gestanden hatte.
    Jemand reagierte auf das Klopfen. Ein Kopf ruckte von einer Werkbank hoch. Die Wangen zeigten klare Spuren eines kurzen Nickerchens auf einem Stück Holz, wohl einem Bogen. Blaue Augen, leicht gerötet, blickten unter dunklen, mit grün durchwirkten Haaren zu ihm hin.
    »Mhh?«, machte sie fragend. Kiyan räusperte sich, rieb sich ungewollt die Augenklappe.
    »Ich … äh … habe ein Geräusch gehört«, versuchte sich der Jäger zu erklären, »Und … nun, meine ersten Tage im Sumpf habe ich in dieser Hütte zugebracht, aber da war sie noch verlassen … schön, was … äh … du, nein, Ihr daraus gemacht habt.«
    Die Frau rieb sich kurz das Gesicht, bewegte die Kiefer, blickte auf ihr Werk herunter und lächelte kurz erfreut. Dann schien sie einen Moment nachzudenken, der Blick wurde etwas distanzierter.
    »Entschuldigt, ich heiße Kiyan«, stellte sich der Gortharer vor, »Ich war Wächter unterm Hauptmann und bin seit der Wilden Jagd – wenig überraschend – wohl Jäger. Denke ich. Offiziell wahrscheinlich noch nicht … äh …« Sein Hals wurde trockener, er räusperte sich erneut, dieses Mal angestrengter. Dann fiel ihm ein, dass er noch Ornlus alten Waldläuferbogen auf dem Rücken trug.
    »Habt Ihr … äh … Pfeile? Ich zahle auch gerne mehr, weil … na ja, der Hauptmann war gar nicht erfreut, dass mein damaliger Reisegefährte und ich hier übernachtet haben. Absolut nicht. So kann ich die Schäden, die wir angestellt haben ... ersetzen ... also ...«
    Peinliches Schweigen folgte. Flügelrascheln hinter ihm. Die Verbrecherin landete auf seiner Schulter. Ohne Ton. Sie legte den Kopf schief, blickte ihn aus einem schwarzen Auge an, dann sah sie irgendwo anders hin. Ein leises, gurrendes Geräusch entrang sich ihres Rabenhalses. Ein Mensch hätte wohl bemitleidend geseufzt.
    Sogar die Schurkin schämt sich fremd. Grandios.
    Geändert von Kiyan (11.06.2024 um 19:55 Uhr)

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