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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Baumkrone - der Morgen nach Beltane - Chala + Ornlu

    Chalas Gedanken kämpften sich durch die Rückstände von Sumpfkrautschwaden und Alkohol. Sie versuchte so schnell ihr möglich die Situation zu entschlüsseln, in der sie sich beim Erwachen wiedergefunden hatte. Sie lag auf einem Fell, halb bedeckt von einer Decke, von ihrer Kleidung keine Spur. Neben ihr, oder besser an ihr, lag ein ebenso nackter Mann, den sie als Jadewolf erkannte. Sie hatte ihn gesehen, vor und während der Jagd, auch wenn sein Haar weniger lang war, gab es andere Dinge an ihm, die diesen Umstand wett machten.
    Mit einem teils verwirrten, teils entzückten Grinsen ließ sie die Decke wieder sinken, die sie angehoben hatte, um sich sicher zu sein, was letzte Nacht wohl geschehen sein musste. Doch wieso hatte sie keinerlei Erinnerungen daran? War es das Sumpfkraut und der Wein gewesen, den sie in der Baumhöhle roch? Nein, sie hatte noch vor Augen, wie sie am Rand des Festes stand, leicht bekleidet, doch nicht in Stimmung für Feierlichkeiten. Dann…nichts. Als wäre sie schlagartig in ein Koma gefallen, fehlten ihr jegliche Zusammenhänge, die zu diesem Ergebnis geführt haben könnten. Was bedeutete, dass es wieder geschehen sein musste. Doch seltsamerweise fühlte sie sich nicht nur bedroht vom Verlust der Kontrolle, sondern musste eingestehen, dass sie einen guten Fang gemacht hatte. Ihr Körper war erschöpft, insbesondere ihre Beine fühlten sich so an, als würden sie sie nur widerwillig tragen, sollte sie sich dazu entscheiden aufzustehen.

    Die Hand ihres Partners der vergangenen Nacht strich sanft über ihren Rücken, sodass sich ihre Härchen aufstellten. Es war ein angenehmes Gefühl und sie hätte es wohl genossen, wären da nicht so viele Fragen, die unbeantwortet waren.
    „Guten Morgen“, erwiderte sie schließlich nach einem Moment des Zögerns.
    Sie hatte das Wort, mit welches er sie bedacht hatte, nicht verstanden, doch der klang barg etwas Schönes.
    „Naurothiel…“, wiederholte sie, testete wie es sich auf der Zunge anfühlte. Es gefiel ihr.
    Sie drehte sich auf den Rücken, gab ihm mehr zu sehen und zu spüren. Wenn sie schon in dieser Situation war, würde sie es ausnutzen. Auf die eine – ihr Blick glitt den Körper des Mannes herunter – oder die andere Art.
    „Alles bestens“, antwortete sie und grinste frech, „Zumindest wäre es das, wenn du wieder zu mir herunterkommen würdest. Mir ist fast so, als hätte ich die letzte Nacht schon fast wieder vergessen. Weck meine Erinnerungen!“

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Schwarzwasser - nach Beltane

    „Du schläfst keinen Rausch aus?“, fragte jemand hinter Kiyan, der früh aufgestanden war und bis zu diesem Augenblick Wache geschoben hatte, um die Wächter zu entlasten, die das Beltane-Fest verständlicherweise genutzt hatten, um kräftig einen drauf zu machen. Da hatte er seinen alten Kameraden natürlich angeboten, auszuhelfen, weshalb er nun entspannte die Patrouillenwege von Schwarzwasser ablief und den Geräuschen des Sumpfes und der Wälder lauschte, die einzige Gesellschaft eine Rabin, die sich immer mal wieder heranwagte, um fordernd vor ihm hin und her zu hüpfen, um Körner und Kerne zu ergaunern. Die Stimme und die Person verscheuchten sie, sodass sie anklagend krähend auf einem Dach Schutz suchte.
    Noch vor einigen Tagen – vor der Jagd – hätte man hier nicht so seelenruhig patrouillieren können, so in den Überresten von Schwarzwasser, aber seit der Jagd war der Sumpf von einer gewissen Ruhe erfüllt. Als würde die Natur selbst eine Pause einlegen und ihren Geschöpfen Erholung gönnen.
    Der Jäger wandte sich nicht zu dem Sprecher um. Er wusste, was er sehen würde. Einen kräftigen, schwarzhaarigen und bärtigen Kerl. Speer in der Hand, die Wächterrüstung am Leib. Ernste Visage. Eine Visage, in der Kiyan gerne seine Faust pflanzen wollen würde. Der Jäger bemerkte gar nicht, dass er mit den Zähnen mahlte.
    „Was willst du?“, fragte er leise. Der Speerkämpfer stand da und sah ihn an, einen unschlüssigen Ausdruck im Gesicht.
    „Vor einigen Tagen …“, begann er, aber Kiyan hob die Hand.
    „Wenn du weißt, was gut für dich ist, Kral, hältst du jetzt lieber den Rand und sparst dir den belehrenden Tonfall“, unterbrach er den Mann ruhig und bestimmt, „Ich bin nicht mehr der vom Fieber geplagte Gefährte, nicht mehr der Lehrling in der Jagdkunst und im Speerkampf. Ich habe mir meine beschissenen Sporen verdient, habe mein Leben in die Waagschale geschmissen. Für das Waldvolk. Für meine Leute.“
    Etwas zuckte in Krals Gesicht. Kiyan lächelte. Widerwärtig.
    „Na was, Kral? Gefällt dir die Formulierung nicht? Die längste Zeit konntest du dich rühmen, dass du’s auf dich genommen hast, den Städter, den gortharischen Fremdländer unter deine Fittiche genommen hast. Dem du zeigen konntest, wie’s im Waldvolk läuft, weil der ja grüner hinter den Ohren war als alle Sümpfe auf der Welt. Und dann, verdammt nochmal, als er dich nicht mehr braucht, als du ihn links liegen gelassen hast, zeigt er, was er kann. Was er drauf hat.“ Der Jäger trat einen Schritt vor, zwei, drei, bis er Auge in Augen mit Kral stand.
    „Ich habe dem Hayabusa und Darius mehr Urteilsvermögen zugetraut. Dass sie misstrauisch wären, wo es dich so lange hin verschlagen hat. Du hattest Glück, dass ich dich nicht verraten habe. Dich nicht angeschwärzt habe beim Hauptmann. Ich hätte dich verbannt, weißt du wieso?“
    Kiyan wartete gar nicht, bis Kral den Mund aufmachte, um darauf zu antworten. Er tat es für ihn.
    „Weil du nicht zuverlässig bist. Weil du deinen eigenen Ehrgeiz über die Gemeinschaft gestellt hast. Der Ork, der dir entkam, hat dich so gewurmt, dass du deinen Gefährten links liegen gelassen hast. Ich scheiß drauf, ob du während der Jagd gekämpft, verteidigt hast. Für mich bist du ein Verräter. Ein Feigling. Eine Schwachstelle.“, schloss er und schüttelte den Kopf. Er trat weg, drehte sich wieder um.
    „Du hast kein Recht-“, setzte Kral an, aber Kiyan hob nur die Hand.
    „Ich habe alles Recht der Welt, Kral. Ich warne dich nun: Sollten das Pech und die Götter es so wollen, dass wir erneut zusammen arbeiten müssen, reisen, kämpfen – was auch immer – dann wende mir nicht den Rücken zu, um im Alleingang etwas zu unternehmen. Wenn ich hören sollte, dass du das, was du im Vorgebirge getan hast, wiederholst, dass du Kameraden im Stich lässt …“
    Der Jäger wandte sich um, hellblauer Stahl blitzte in seinem Auge im vernarbten Gesicht.
    „… dann spüre ich dich auf und bringe dich um.“ Er spuckte aus. „Und jetzt verpiss dich.“

  3. Beiträge anzeigen #243
    Lehrling Avatar von Ronja
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    Beltane

    Ein Grunzen holte Ronja aus ihrer wunderbaren Trägheit. Dann fühlte sie etwas Feucht-Warmes über ihren nackten Rücken fahren. Sie hob langsam den Kopf von Ambrose‘ Brust.
    „Das kitzelt“, sagte sie angeheitert.
    „He Mani“, begrüßte Ambrose seinen Freund, der bei ihnen aufgetaucht war. Ronja und er waren nicht allzu weit weg vom Fest gekommen, bevor sie sich ihrer Kleidung entledigt hatten und auf weiches Moos gesunken waren. Inzwischen lagen ihre von der Hitze der Leidenschaft auskühlenden Körper eng aneinander geschmiegt unter dem grünen Blätterdach. Vom Fest waren noch immer die Barden zu hören, doch Ronja bildete sich auch ein, von der Ferne Trommeln zu hören. Viele Trommeln. Und ein grollend-trauriges „Kiiiiiiishaaaaa“, das sehnsuchtsvoll durch den Sumpf hallte.
    „Schau, abgesehen von seinem Hut ist er so nackt wie wir“, giggelte Ronja, bevor Mani ihr übers Gesicht schnupperte.
    „Suchst du was zu essen? Sieht schlecht aus bei uns, mein Freund“, sprach Ambrose und klopfte seiner Molerat auf die Flanke. Mani grunzte und beschnupperte Ambrose.
    „He, der ist meine, knabber ihn ja nicht an!“, erwiderte Ronja und fuhr Ambrose über die Brust zu seinem Hals und schließlich seinem Gesicht. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn, was er lächelnd erwiderte. Mit dem Kuss erwachte das Prickeln unter ihrer Haut erneut, dem sie sich zuvor bereits so leidenschaftlich hingegeben hatte. Erneut wuchs in ihr das Verlangen nach seinen Lippen, seiner Haut, seinen Berührungen und seinem Duft, diesmal aber langsam und lange auskostend, nicht wie zuvor, wo die Gier nacheinander sie nicht lange aufgehalten hatte, direkt zum Punkt zu kommen.

    Doch bevor sie sich noch näher an ihn drücken konnte, drängte sich Mani zwischen die beiden.
    „Brauchst du etwas Liebe?“, sagte Ambrose und richtete sich etwas auf, um Mani mit seinen Händen am Kopf zu kraulen und zu massieren. Ronja beobachtete das Ganze.
    „Hm, das hast vorhin noch mit meinem Hintern gemacht …“, sagte sie und biss sich bei dem Gedanken daran genießerisch auf die Unterlippe. Meine Beltanekönigin hatte er sie genannt, als sie auf ihm gesessen und er die Aussicht und ihr kreisendes Becken genossen hatte. Da kam ihr in ihrem immer noch ziemlich beschwipsten Köpfchen eine Idee.
    „Mani, mein Lieber“, säuselte sie, „erst hab ich dein Herrchen geritten, jetzt bist du dran!“

    Ein paar Augenblickte später waren Mani und sie nicht mehr bei Ambrose.
    „Ich bin die Königin des Sumpfes!“, rief Ronja auf Mani sitzend, schwenkte einen schon längst leeren Bierkrug, den sie hatte auf einem der Tische erwischt, hin und her, während Mani begeistert im wilden Galopp durch die Leute wackelte, die noch da waren. Beide waren immer noch so nackt, wie die Mutter sie geschaffen hatte, abgesehen von Manis Hut. Ambrose, ebenso wenig bekleidet, rannte wild gestikulierend hinterher. Es war nicht sicher, wen von beiden er retten wollte. Ronja indessen rutschte mit ihrem wohlgeformten und sehr nackten Hinterteil gefährlich nah zu Boden. Es war nicht klar, wie lange sie sich noch halten konnte.

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    Furia - Beltane: Der Ausklang eines großen Festes

    „Wie lange müssen wir hier denn noch warten?“
    Furias Augenlid zuckte, als Runa sich noch weiter auf der Bank hinabgleiten ließ, die Füße auf der Tischplatte überkreuzte und sich mit Kopf und Rücken an ihren Arm lehnte. Ihren beeindruckend reich geschmückten Blumenkranz hatte das Mädchen auf die Tafel geworfen.
    „Wir warten hier, bis dein Vater zurückkommt.“ So ganz konnte sie die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht verbergen.
    „Willst du auch was?“ Runa hielt den schmutzigen Holzteller mit den Essensresten über ihren Kopf, die sie unter der Tafel zusammengeklaubt hatte.
    „Nein danke“, entgegnete Furia entschieden. „Die Reste vom Boden zu essen, ist abstoßend.“
    „Wieso?“ Das Mädchen stopfte sich genüsslich mehrere Trauben auf einmal in den Mund. „Is‘ noch gut!“
    „Du bist berauscht“, stellte die ungewollt zur Aufsichtsperson Bestimmte knapp fest. „Diese Bowle war nichts für Kinder. Wenn dein Vater davon erfährt-“
    „-wird er nix machen. Ich hab gesehen, wie du ihn abgefüllt hast!“ Runa stopfte den Trauben ein halbes Stück Schinken hinterher, das Bissspuren aufwies, die zu klein und nagerhaft für menschliche Gebisse waren.
    „Willst du eigentlich was von Paps?“, fragte die Kleine ganz beiläufig. „Du hast jedenfalls so ausgesehen, als ob du was von ihm willst.“
    Furia starrte mit großen Augen in die Ferne. Wirklich?
    „Wenn Mama davon Wind bekommt, hast du ein großes Problem. Und du kannst eh nicht bei ihm landen.“
    „Da musst du etwas falsch aufgeschnappt haben. Ich bin überhaupt nicht interessiert an-“
    „-Männern?“
    Furia versteifte sich noch mehr, falls das möglich war. Runa kicherte.

    Plötzlich richtete sich das Mädchen auf und sah sie an.
    „Weißt du, ihr Erwachsenen seid echt komisch! Belehrt uns immer, dass wir uns benehmen müssen, aber ihr seid ja schlimmer als jedes kleine Kind, wenn ihr mal richtig loslegt!“ Runa zeigte um sich. Dann nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher und gab einen überraschten Laut von sich. „Woah! Der Saft schmeckt sooo bunt! Den musst du auch mal probieren!“
    „Du generalisierst, Mädchen“, rief Furia schnippisch. „Das trifft nicht für alle zu, und auch nur an diesem einen Abend.“
    „Und eklig seid ihr!“, rief das Kind etwas zu laut für ihren Geschmack. „All das Rumgeschlabber und Getatsche! Aaaablabblabblabbl“ Sie Streckte die Zunge heraus, ließ sie in der Nachtluft umhertanzen und bewegte ihre Arme, als umarmte sie ein unsichtbares Gegenüber. „Ich hab Onkel Ornlu vorhin gesehen mit dieser Frau. Die hatten beide gar keine Sachen an!“
    Furia horchte auf. „Du hast den Jadewolf nackt gesehen?“
    „Jaaa, und wie es bei ihr hopste und tanzte bei jedem Schritt! Und wie haarig er ist! Igitt!“
    Runa kicherte leise vor sich hin. „Ich hab mir ja die Augen zugehalten, denn das will ich wirklich nicht sehen. Aber so ein kleeeines Bisschen musste ich ja dann doch zwischen den Fingern durchschauen.“
    Furia war plötzlich hellwach. „Wie sah er-“, setzte sie an, brach dann jedoch augenblicklich ab, als sie gewahr wurde, mit wem sie sprach. „Ruhig jetzt!“, sagte sie dann streng.
    „Klar, sonst stören wir die anderen noch bei dem Krach, den sie wer weiß wobei gerade machen!“, ächzte Runa. „Ich sag ja: E-kel-haft!
    Furia wollte gerade etwas erwidern, als ein seltsames Geräusch sie innehalten ließ. Runa und sie wandten sich beide um und suchten die Quelle des Lärms.
    „Hörst du das auch?“
    „Klingt wie Hufgetrappel auf den Holzbohlen.“
    Und dann sahen sie des Rätsels Lösung an ihnen vorbeireiten. Mit einem begeisterten „Hüa!“, einen Arm mitsamt Bierkrug in den Himmel erhoben, schoss eine Frau auf einer Molerat mit einem seltsamen Hut im Schweinsgalopp vorüber – nackt, wie die Mutter sie schuf! Die gelockten, braunen Haare der Reiterin wippten genau wie ihre blanken Brüste durch die kühle Nachtluft, während ihr hintern mit jedem Galoppsprung über den faltigen Rücken der Molerat wippte und dem Boden immer näher kam. Ihr knapp auf den Fersen stürzte der beleibte Ambrose, ebenfalls vollkommen nackt, hinterher. Runa und Furia glotzten dem Gespann mit offenem Mund hinterher.
    „Ich rühr die Bowle nicht mehr an, versprochen“, sagte Runa.

    Das Getrappel entfernte sich so schnell, wie es gekommen war, und die Molerat-Reiterin samt Anhang geriet außer Sicht, als ein dumpfes Rumpeln zu hören war, gefolgt von einem empörten „Also Mani!“ Mit großen Augen setzten sich Runa und Furia wieder um.
    „Das muss doch scheuern“, stellte das Mädchen mit einem Kopfschütteln fest und lehnte sich von Neuem an Furia an, als sei sie ein Stuhl. Sie versteifte sich augenblicklich wieder, pflichtete ihr aber im Stillen bei.
    Runa schloss die Augen und zog die Nase kraus. „War das gerade nicht Ronja?“
    Furia legte die Stirn in Falten. „Du kennst diese obszöne Person auch noch?“
    „Klar, die ist klasse! Und du würdest sie auch kennen, wenn du nicht immer nur mit der Verrückten und deinen beiden abgedrehten Freunden am Schrein der Mutter abhängen würdest.“
    „Sprich nicht so abfällig über Gilana, Kind. Sie ist eine weise Frau und kann dir noch Vieles beibringen.“
    „Na klar kann sie das.“ Runa schmatzte, verschränkte die Arme und lehnte sich noch stärker an.
    „Weißt du, was lustig ist?“, sagte das Mädchen. Ihr Tonfall war schläfrig. „Der Hut. Das Tier hatte mehr an als Ronja selbst.“ Sie kicherte noch einmal leise vor sich hin, dann beruhigte sich ihr Atem.
    Das Gewicht der Kleinen lehnte schwer an Furias Seite. Sie saß stocksteif da und wartete. Ihre Augen starrten hilflos in die Nacht, doch es war keine Rettung in Sicht.

    Maris

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Baumkrone - der Morgen nach Beltane - Chala + Ornlu

    War sie so betrunken gewesen, dass sie sich kaum noch an etwas erinnerte? Nach der Flasche Wein?
    Sie vertrug wohl nicht so viel oder hatte ein Faible für Geschichten. Vielleicht auch ein Faible für Spielchen. Wie dem auch war…- zu gern hatte er Lust auf ein weiteres Spiel. Doch zuerst die Pflicht.
    Ornlu legte sich zu ihr. Gierte für sie sichtbar immer noch nach ihrem Körper und ließ sie durch seine Augen wissen, was er danach mit ihr vor hatte. Man musste diese Momente nutzen.

    “Ich erzähle dir vier Geschichten. Eine ist wahr, drei sind es nicht. Errätst du die Richtige, dann mache ich gleich auf dem Fell mit dir alles was DU willst. Liegst du falsch…dann bekomme ICH alles.”, schlug er wölfisch grinsend vor und entlockte ihr ein Lächeln, da dieses Spiel wohl gefiel.

    “Wir haben getanzt und getanzt - als würde die Sonne nicht mehr aufgehen. Du warst die wunderschöne Naurothiel mit passender Blüte im Kranz und ich der Einzige der deiner im Tanz würdig war.
    Irgendwann einmal tauchten Oger auf und haben die ganze Feier…verändert. Ich habe dich vor einer Nacht mit einem Oger gerettet und als Belohnung hab ich dich eingefordert. Wir haben Wein getrunken, Erdbeeren gegessen und dann die ganze Nacht auf dem Fell verbracht. Wir hatten sehr viel Spaß und du hast irgendwann zu mir gesagt, dass du jetzt bestimmt schwanger bist. Dann bist du sofort zur Seite gekippt und hast geschlafen.”, erzählte er und gestikulierte intensiv, machte ihr vor, wie er sie von Hinten nahm und wie sie dann umgekippt war. Sie lachte und wollte die nächste Geschichte.

    “Wir haben uns am Feuer intensiv in die Augen geblickt. Ich habe dich vor einen furchtbaren Tanzbären gerettet und dir eine Feuerblume angesteckt. Danach warst du mein und ich dein für diese Nacht. Wir tanzten voller Leidenschaft und schafften es nur nackt hierher. Doch unser Hunger war groß und du bist huckepack auf mir wieder runter geritten.
    Wir haben uns dann in der Sumpflilie bedient. Leider nicht ungestört. Bud und Terrence haben uns erwischt. Du hast die Tür geschlossen und ich habe uns mit einem Zauber getarnt. Fast hätten es ungesehen heraus geschafft und dann begann ein Katz und Maus Spiel. Nackt sind wir einmal um den Baum, die beiden hinter uns her und dann hab ich dich mit einem Spinnenfaden schnell hinauf gezogen, bevor sie um die Ecke waren. Wir haben es geschafft und dann hab ich dich kopfüber geküsst. Nachdem wir uns mit Wein und Erdbeeren gestärkt hatten.. .wurde es eine sehr schöne und lange Nacht…”, beendete der Schelm süffisant grinsend, machte ihr auch hier vor was für akrobatische Dinge sie so getrieben hatten und würde diese Nacht wirklich in seinen Erinnerungen einrahmen. Hegte sie einen Verdacht oder wog sie schon ab, was falsch sein musste? Ihr Lächeln verbarg ihre Gedanken und sie bat um die dritte Geschichte.

    “Nach altem Brauch hielt ich mit der Feuerblume um deine Hand an und du hast angenommen. So haben wir alle zu Beltane unsere Heirat gefeiert und es war noch berauschender wie sonst. Wir wurden noch unten für die Hochzeitsnacht ausgezogen, mit Beeren beschmiert und mit Wein übergossen und nach hier oben getragen. Da haben sie uns zugeschaut und uns angefeuert. Immerhin ehren wir mit Beltane die Mutter des Lebens! Da du nicht dem Waldvolk angehörst, haben wir dich bei unserer Vereinigung Naurothiel getauft. Die Feuerblume! Genauer gesagt bist du die viertausendsechshundertundelfzigste Naurothiel, die in der langen Geschichte von Beltane zu uns durch eine Ehe fand. Ich hoffe du bist gut im Haushalt machen. Deine Hüften schauen sehr gebärfreudig aus. Da wird meine gute Freundin Aniron dir helfen ein paar entzückende Kinder auf die Welt zu bringen.”, erzählte er bierernst, konnte sich aber ein Lachen nach den letzten Worten nicht verkneifen. Doch war alles nur Spaß? Oder doch eine waldvölkische Heirat vollzogen worden? Ornlus Blick verriet gar nichts und ja er nährte die letzte Geschichte sogar damit, dass er kurz an ihrem Schoss lauschte, ob nicht schon was unterwegs war. Augenzwinkernd erlöste er ihre Gedanken dann mit der letzten Geschichte.

    “Auch hier hattest du einen wunderschönen Beltane-Abend mit mir. Voller Tanz, Gesang, Sumpfkraut und Wein. Aber auch einigen anderen meines Volkes. Frauen und Männer. Wir alle haben es hier oben ziemlich wild zugehen lassen. Ich hatte aber als Spielleiter irgendwann keine Lust mehr Ryus nackten, glattrasierten Arsch vor mir zu sehen und hab sie alle bis auf dich davon gejagt. Wir hatten noch sehr viel Spaß und spielten den anderen - die sich nicht weit von hier zurück gezogen hatten - noch ein paar Streiche gespielt. Die rote Snapperin kam dann kurz noch bei uns vorbei und hat ziemlich betrunken um mein bestes Stück gegen dich gekämpft. Aber das endete dann im Spaß zu dritt. Wir waren aber irgendwann so satt von allem und sie hat sich noch woanders was zum Nachtisch gesucht. Und nun sind wir hier.”, erzählte er voller stolz und wusste nicht ob er bei den drei erfundenen Geschichten so eloquent war, dass sie es wirklich glauben musste.

    “Und? Welche ist wahr?”, fragte er und entzündete einen Stängel Sumpfkraut den er ihr mit gierigen Augen dann reichte.

  6. Beiträge anzeigen #246
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Der Morgen nach Beltane, Baumkrone - Chala + Ornlu

    Gespannt lauschte Chala den verschiedenen Versionen der letzten Nacht, von denen keine ihre Erinnerungslücken zu füllen vermochte. Sie grinste amüsiert, wann immer der Jadewolf nachstellte, was sie zusammen getrieben haben sollten, biss sich sehnsüchtig auf die Unterlippe. Als er von Heirat sprach, verengten sich kurz ihre Augen. Dieses Thema hatte sie bereits einmal in ihrem Leben über sich ergehen lassen müssen und gewiss würde sie um nichts in der Welt denselben Fehler wiederholen. Ein gefährliches Funkeln füllte für einen Wimpernschlag ihre Augen, doch sie tat es schlichtweg als erfunden ab.
    Als er ihr die letzte Möglichkeit vorgegaukelt hatte, stützte sie sich auf die Ellenbogen, richtete ihren Oberkörper auf und griff nach seiner Hand, die zuvor noch ihr – wie hatte er es genannt? – gebärfreudiges Becken entlang geglitten war, legte sie sich auf den flachen Bauch.
    „Wärst du denn bereit für ein Kind?“, fragte sie ernst, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr Mundwinkel amüsiert zuckte.

    „Hmm“, summte sie nachdenklich, während ihre Hand seinen Oberkörper erkundete, die eindrucksvolle Narbe die an den Biss eines riesigen Raubtieres erinnerte, „Die erste Geschichte erinnert mich an Glok und seine Goblins.“
    Die Aranisaani schauderte, erinnerte sie sich doch lebhaft an die grobe Pranke des Ogers, wie er sie gepackt und einfach so angehoben hatte. Kisha hatte er sie gerufen, wer auch immer das sein mochte. Dennoch musste sie zugeben, dass Glok ihnen sehr gegen die Vettel geholfen hatte. Warum also nicht?
    „Es könnte wahr sein. Er war Teil der Jagd und half uns gegen die widerliche Schwiegermutter.“
    In Gedanken versunken umkreiste sie seine Brustwarzen mit ihrem Zeigefinger.

    „Die zweite Geschichte klingt doch etwas fantastisch, meinst du nicht? Tarnungszauber, Spinnenfäden? Was wir danach getan haben sollen…das hingegen klingt glaubwürdig“, sie grinste frech und suchte seinen Blick, während sie sich weiter aufrichtet und ihre Beine unter den eigenen Körper schob.

    „Sollte Geschichte Nummer drei wahr sein, wirst du mich nie wiedersehen!“, flüsterte sie ihm ins Ohr, nicht verlockend, sondern ein ernstes Versprechen, wobei sie keinen Zweifel offenließ, dass sie es auch so meinte.
    Sie biss ihm leicht ins Ohrläppchen, rutschte näher an ihn heran.
    „Ich nehme den Namen, den Haushalt kannst du selbst machen, genau wie du dir alles andere…selbst machen kannst“, drohte sie leise und drückte ihn langsam auf den Boden, wobei er sie gewähren ließ.

    „Und zu guter Letzt…Ryu wirkt auf mich nicht wie ein Mann, der sich seiner Lust hingeben würde…nicht mehr“, ein Hauch von Bitterkeit in ihrer Stimme? Vielleicht, doch es konnte auch Einbildung sein.
    Sie bohrte ihre Fingernägel in die Schultern des Jadewolfs, als sie sich zu ihm herabbeugte, ihre Brüste in unmittelbarer Nähe zu seinem Gesicht, während sie auf ihn hinabsah.
    „Die rote Snapperin hingegen…Freiya hieß sie?“, fragte sie und ließ ihren Blick in die Ferne wandern, ein Grinsen spielte um ihre Lippen, als sie an die rothaarige Frau dachte, welcher sie sich bei der Wilden Jagd gefügt hatte, „Das fände ich interessant“, gab sie zu und überbrückte endlich die Distanz zwischen ihren Lippen, schlug sanft ihre Zähne in die seinen, darauf aus, ihm mitzuteilen, dass sie des Spielens leid war.
    „Ich glaube…“, begann sie zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen, „dass du dir all die Geschichten ausgedacht hast“, schlussfolgerte sie, wartete jedoch nicht auf die Antwort, sondern konzentrierte sich auf das, was direkt vor ihr – oder unter ihr – lag.
    Geändert von Chala Vered (02.06.2024 um 13:44 Uhr)

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Schwarzwasser - nach Beltane (Tiergefährte 1)

    Die Begegnung mit Kral hatte den Jäger aufgewühlter hinterlassen als gedacht. Etwas, das ihn überraschte. Die meiste Zeit seines Lebens – im Grunde die Jahrzehnte nach der Verkrüppelung – war er selbst in Situationen, die emotional aufreibend waren, ruhig geblieben und hatte das, was kam, stoisch und schicksalsergeben akzeptiert. Selbst in Gefangenschaft, mit der Aussicht, unter Tage entweder bei einem Stolleneinsturz oder durch eine schwefelverseuchte Lunge zu sterben, hatte Kiyan das hingenommen und dafür gesorgt, dass es zumindest Heric gut ging.
    Aber seit der Austreibung des Geistes, seit der Beseelung durch den Jadewolf, seit der Jagd im Allgemeinen … ihm war, als wäre eine gewisse Wildheit seiner Jugend zurückgekehrt. Während des Beltane-Festes hatte er bemerkt, wie die üblichen Raufereien, die unweigerlich bei einer Feier entstanden, ihn nicht abschreckten, sondern ihm war, als würde ein Teil seiner Seele sagen: Los, misch dich ein. Der da hat dich angerempelt, schlag ihn nieder. Der da hinten schaut herausfordernd, verweis ihn auf seinen Platz!
    Mehr als einmal hatte er die Zähne gebleckt wie ein Wolf, der angreifen, der seine Beute schnappen und schütteln wollte, bis ihr das Leben entwich.
    Das bist nicht du, hatte sich Kiyan in diesen Augenblicken gesagt, dass sind die Reste der Beseelung, eine Lücke, die der Geist hinterlassen hat und die nun von Wut gefüllt ist.
    Der Jäger wusste nicht, ob er sich selbst damit belog oder ob es der Wahrheit entsprach.
    Kiyan setzte seine Ronde fort und durchmaß um Ruhe bemüht die Überreste des Dorfes Schwarzwasser, die vom Baum aus in östlich-südöstlicher Richtung lagen. In Gedanken versunken marschierte er so die baufälligen Stege entlang, als er Flügelschlagen und ein kurzes, fast begrüßendes Krähen hörte. Er sah auf und lächelte.
    »Na, du Unholdin?«
    Sie klapperte mit dem Schnabel, nickte mehrmals, ehe sie sich erneut in die Luft schwang, kurz in die Höhe flatterte, ehe sie in einem spiralförmigen Sinkflug auf ihn nieder segelte, um – und da blieb Kiyan die Luft weg – sich auf seine Schulter zu setzen, auf der Seite, auf der ihm das Auge fehlte.
    Wo eben noch unter der Oberfläche eine Unruhe geherrscht hatte, Zorn gewallt und gewogt hatte, war nun … Gelassenheit. Ausgeglichenheit. Ruhe und Stille. Verwundert sah er zu der Rabin, die ihn mit einem schwarzen Auge ansah. Sie krähte leise, fast eher ein Gurren.
    »Ach, Fräulein hat bestimmt Hunger, nicht wahr? Sollen wir schauen, wo es was gibt?«, fragte der Jäger und kicherte leise, »Ehrlich, du frisst ja mehr als das ganze Waldvolk im Sumpfkrautrausch zu Beltane!«

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Der Morgen nach Beltane, Baumkrone - Chala + Ornlu

    Zufrieden reckte sie sich, ließ letzte Zuckungen an ihrem Körper wirken und entspannte ihren leicht aufgebäumten Rücken. Ornlu erhob sich vor ihr mit dem Oberkörper und legte sich gleich zu ihr. Ein Geben und Nehmen. Das wollte die Natur, das setzte er um, nachdem er bekommen hatte was er wollte und nun ihr noch einen krönenden Abschluss am Morgen gab. Leidenschaftlich küssten sie sich und lagen dann da.

    Antworten hatte er ihr nicht gegeben. Dafür war das was sie getan hatten einfach zu intensiv gewesen und bei den Göttern…sie verstand den Wolf zu reizen. Natürlich hatte er den Spaß mit der Heirat nie in Betracht gezogen, aber in der Hinsicht wäre sie wohl ein sehr passendes Gegenstück für den Druiden.
    Sie blickte ihn an und wollte wohl ein paar Wahrheiten oder Antworten.

    “Gelogen habe ich wirklich nur bei drei Geschichten…”, sagte er und zeigte zum Eingang der Baumhöhle. Wroc, sein Schildrabe erschien dort. Flatterte, krächzte und blickte Ornlu in die magischen Augen. Dann flog er los, während Ornlu sie kurz anlächelte und dann die Augen schloss. Es wirkte, als ob er erst einmal erschrak, als wäre er in großer Höhe zugegen und erst nach einem tiefen Atemzug beruhigte er sich, während man sehen musste, wie seine Augen unter den Lidern sich hin und her bewegten.

    “Ach Kinder…ich habe wohl mehr wie der Hayabusa oder Griffin. Aber wir beim Waldvolk handhaben das manchmal oder öfter anders. Kinder werden bei uns von allen aufgezogen. Man sagt bei uns, um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. So lernen Kinder mehr und enden nicht wie so manche die zu uns kommen und neu beginnen wollen. Kriegswaisen, zerrüttete Familie, Geschwister die einen töten wollen, weil sie sich um Besitz sorgen. Das sind nicht unsere Werte. Solltest du schwanger werden…weißt du nun, dass es diesen Weg gibt.”, erklärte der Mann der immer noch die Augen geschlossen hatte.
    Chala fragte ob er sich denn um seine Kinder kümmern würde.
    “Manche Pfade treffen sich erst später. Manchmal ist man gezwungen, nur im Verborgenen zu handeln, zu beschützen und da zu sein. Manchmal möchte die Mutter das Kind alleine aufziehen und manchmal lebt man solch ein gefährliches Leben, dass der Schutz eines ganzen Dorfes besser ist, wie der persönliche Schutz. Feinde nutzen jede Möglichkeit, Naurothiel..”, erzählte er mit einem gewissen Wehmut in der Stimme, aber auch innerer Stärke, die davon sprach, dass er große Macht - aber auch entsprechende Feinde besaß und schon lange erfolgreich kämpfte.

    Wroc erschien wieder und ließ aus dem Schnabel etwas Größeres fallen. Er krächzte auf, während Ornlu die Augen öffnete und sie diesen magischen Schimmer noch in sich trugen.
    “Ich glaube, das hattest du angehabt. Es lag auf einem der großen Äste von Tooshoo.”, sagte der Druide und ließ das Kleid von Wroc noch zu ihnen bringen. Ein Stück Käse, das zugegeben irgendwie plattgedrückt worden war (welcher Hintern das auch immer war), war die Belohnung für den großen Rabenvogel und dann flatterte er auf den Druidenstab Ornlus. Dieser hing über jenen des Schamanen mit grünem Kristall und seiner Maske, als auch über einen hellen Stab, der einen blauen Kristall besaß und einen runenverzierten Stab seltsamer Natur.
    Das Kleid war ein wenig dreckig, aber wenigstens nicht nass. Chala schien mittlerweile Eins und Eins halbwegs zusammen gezählt zu haben.

    “Genau diese Geschichte….”, meinte er dann zu ihr und blickte ein wenig ernster drein.
    “...aber ob diese Zauber stimmen? Keine Ahnung. Ich war auch sehr betrunken. - Wer bist du eigentlich und was führt eine Frau wie dich hierher? Eine Torgaanerin? - dient doch Ethorns Heer. Als Söldnerin oder sowas in diesen nichtigen Konflikt…”

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Der Morgen nach Beltane

    Maris schreckte aus der Finsternis auf, doch die Wurzeln, die ihm ins Fleisch stachen, hielten ihn augenblicklich zurück.
    „Du bist wieder da!“, rief Gilana. Sie strich sanft über die Wurzeln, die sich umgehend zurückzogen. Maris zischte, als deren Spitzen seine Haut verließen und der Druck des hölzernen Käfigs auf seiner Brust nachließ.
    Maris war zu schwach, um sich zu regen. Als er es doch versuchte, spürte er jeden einzelnen Muskel seines Körpers brennen.
    „Shhh-sh-sh-sh-sh!“ Gilana legte Maris eine Hand auf die Brust. „Du musst dich schonen.“
    Sie gluckste vergnügt. Ihr Haar war ganz wirr und durchsetzt von Erzstaub, was ihre verrückte Art nur noch unterstrich. „Sie hat dich durchdrungen und du sie!“ Mit einem entzückten Lächeln legte sie ihren Kopf auf Maris‘ blanke Brust und fuhr mit dem Finger eines der mit der Erzmelange aufgebrachten Zeichen nach. „Dass du das tatsächlich überlebst!“
    Maris zuckte zusammen und schob Gilana von sich, dann sank er vor Schmerz aufstöhnend zurück. „Dass ich das überlebe? Hast du nen Knall?“
    „So sagen manche“, erwiderte sie sanft. „Aber sie verstehen nicht, dass SIE zu mir spricht. Dass ich das Werkzeug ihres Willens bin. Und nun bist du es auch. Ooooooh, wie ich dich beneide!“
    In einem plötzlichen Aufwallen von Begeisterung kniete sie neben ihm nieder. „Sag, was hast du gesehen?“
    Maris brummte nur und rappelte sich gegen allen Schmerz auf.

    „Keine Sorge, der Schmerz vergeht, sobald du gegessen und getrunken hast. Immerhin hat deine Vision die ganze Nacht gedauert.“
    „Die ganze Nacht?“, rief Maris entsetzt. „Ich muss nach Runa sehen!“
    Er sah an seinem – für seinen Geschmack viel zu sehr entkleideten – Leib herab. „Warum hab ich überall Handabdrücke von Erzstaub am Körper, Gilana?“
    „Ein Wegweiser für deinen Geist, damit er den Weg zurück in deinen Körper findet“, erklärte sie, als sei das eine Selbstverständlichkeit. „Gern geschehen!“
    Maris knöpfte kopfschüttelnd das Hemd zu und rollte Ärmel und Hosenbeine wieder ab. „Erinnere mich daran, das nächste Mal abzulehnen und schreiend wegzurennen, wenn du mir mal wieder eine tolle Aktivität vorschlägst, deren Zeitfenster sich bald schließt, ja?“
    Er kippte nach vorn auf seine Füße und wäre beinahe zu Boden gestürzt, doch Gilana sprang herbei und stützte ihn.
    „Langsam, stolzer Löwe. Lass dir helfen!“
    Murrend nahm Maris die Hilfe an, und so kehrten sie vom Herz des Baumes Arm in Arm an das Licht des neuen Tages zurück.

    Als die beiden den Festplatz erreichten, wurden sie von einem grinsenden Wächterduo begrüßt, auf dessen Anwesenheit Maris in diesem Moment gern verzichtet hätte. Terrence pfiff bewundernd, als er ihn und Gilana erblickte.
    „Da brat mir doch nen Schattenläufer! Interessante Wahl, Junge! Hätt ich dir gar nicht zugetraut!“
    „Schweig, du Einfaltspinsel!“, keifte Gilana, die plötzlich wieder ganz die alte, verdrehte Schreckschraube war, die alle kannten. „Er hat die Mutter durchdrungen! Zeig etwas Respekt!“
    „Na, solang’s nicht meine Mutter ist“, brummte Bud und biss herzhaft in eine Keule, die er wer wusste schon woher aufgetrieben hatte.
    "Ich hab gar nichts durchdrungen", ächzte Maris. „Wir haben ein druidisches Ritual durchgeführt.“
    „Das will ich meinen!“, sagte Terrence und zeigte seine Zähne. „Tja, man muss die Mädchen feiern, wie sie fallen.“
    „Hier ist gar niemand gefallen“, knurrte Maris, zögerte darauf aber einen Moment lang. Eigentlich hatte er genau das getan, als er sich in seine außergewöhnliche Zukunftsvision begeben hatte. Terrence hob die Augenbrauen und zeigte auf ihn.
    „Ah, erwischt! Angst vor dem Zorn der Holden, hm? Keine Sorge, bei uns Zweien ist dein Geheimnis sicher.“ Er klopfte Bud vor die Brust. „Nicht wahr, Dicker?“
    „Dicker? Ich halte seit hundert Jahren mein Idealgewicht!“, blaffte Bud.
    „Jetzt haltet doch mal die Klappe, ihr beiden! Wir haben wirklich ein Ritual durchgeführt und ich hab verdammt nochmal Hunger jetzt! Also lasst mich durch, oder ich fresse einfach euch!“
    „Dann iss den Dicken, von dem wird das halbe Dorf satt. Schmeckt aber gar nicht mal so gut“, sagte Terrence. Bud brummte nur ob der Worte seines Freundes und sah dann Maris an. „Bisschen Wut ist gut für’s Blut, hmm?“
    „Schweigt jetzt still, ihr Barbaren, und lasst den Mann etwas essen! Er hat eine weite Reise hinter sich!“
    „Hast du gehört?“, sagte Bud zu seinem Freund. „Zieh die Kackstelzen ein, der Herr ist gereist.“
    „Na, dann wollen wir doch nicht so sein“, entgegnete Terrence und trat lächelnd zur Seite.
    „Und falls du deine Tochter suchst, die schläft da vorn am Tisch wie eine Baby-Molerat. Kann man von ihrer Gouvernante aber nicht behaupten.“
    Bud brummte leidvoll.
    Als Gilana und Maris an ihnen vorüber schlurften, trat Terrence wieder an Bud heran. „Na, was ist denn, mein Großer? Klag dein Leid!“
    „Molerat… Jetzt hab ich Hunger. Kein Wunder, nachdem ich gestern Ronja auf dem Schinken mit Hut reiten gesehen hab.“
    „Ich besorg dir was. Aber lass die Beißerchen von dem mit Hut, sonst kriegst du Ärger mit seinem Herrchen und er isst dir alle Kuchen weg.“
    Bud brummte erneut. „Och, jetzt hab ich Lust auf Kuchen…“
    Geändert von Maris (03.06.2024 um 19:20 Uhr)

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Der Morgen nach Beltane, Baumkrone - Chala + Ornlu

    In manchen Punkten, die der Jadewolf ansprach, erkannte Chala sich wieder. Nicht, dass sie Kinder hatte und sich gar um deren Wohlbefinden Sorgen musste – Götter bewahret. Doch schwere Entscheidungen treffen zu müssen, deren Nachbeben noch immer wirkten, das war etwas, was ihr nur allzu bekannt war.
    Als der seltsame Rabe mit einem Teil ihrer Kleidung, die sie am Vortag zusammengestellt hatte, in die Baumhöhle hüpfte, schaute sie verwundert. Dass die Menschen Tooshoos ihre Eigenarten hatten, wusste sie seit vielen Jahren, doch immer wieder überraschten sie sie aufs Neue. Vielleicht war die Geschichte mit der Zauberei doch jene, die der Wahrheit am nächsten gekommen war? Vielleicht, doch sie würde nicht nachhaken.
    Schmunzeln musste sie jedoch, als er dann nach ihrer Identität fragte. Nicht, dass sie seinen richtigen Namen kannte, doch das war in der letzten Stunde auch nicht von Relevanz gewesen, so wie auch sie ihren von ihm gegebenen Namen akzeptiert hatte. Doch seine Frage führte viel weiter, kratzte dabei so nah an der Wahrheit, wie ein Wolf, der seine Beute in einem unterirdischen Bau witterte.

    „Torgaanerin, hm?“, wiederholte sie mit einem etwas leidigen Blick, „Mahusiano yanatuugnanisha pamoja“, hauchte sie in ihrer Muttersprache.
    Sie griff nach dem knappen Oberteil, welches sie langsam über ihren Kopf zog.
    „Ich bin keiner dieser Piraten“, stellte sie ruppig klar und funkelte den Jadewolf warnend an, „Nur weil uns die Farbe der Haut verbindet, ist es nicht mein Volk.“
    Sie sorgte dafür, dass ihre Oberweite gut verpackt war, ehe sie sich erhob und umdrehte. Sollte er noch einmal sehen, was ihn so begeistert hatte, ehe sich ihre Wege vorerst trennten.
    „Ich bin eine Aranisaani“, brachte sie stolz hervor, wobei sie sich selbst über das starke Gefühl ihrer Heimat, der sie den Rücken gekehrt hatte, wunderte, „Aranisa ist meine Wiege.“
    Sie zog sich den spärlichen Rock über den Po, schaute mit vorgeschobener Unterlippe über ihre Schulter.
    „Und auch der Konflikt dieser Männer, die sich um das Land, auf dem sie alle scheißen und vögeln wie jeder Mensch und jedes Tier, ist mir einerlei.“

    Sie ließ ihren Blick durch das vermeintliche Heim des Jadewolfes wandern. So viele Relikte, so viele Erinnerungsstücke vergangener Zeiten, deren Wert sie nicht zu greifen wusste. Mehrere Stäbe, ein jeder so verschiedenen wie die Gattungen der Wesen, denen sie bei der Jagd begegnet waren. Eine Maske, welche sie als jene erkannte, die der seltsame Schamane getragen hatte. Seltsam? Nicht wirklich. Er hatte sie sehr an den alten Akili erinnert, an den sie noch einige ihrer frühesten Erinnerungen bewahrt. Sie war gerade einmal sechzehn Sonnenwenden alt gewesen, als er ihr einzubläuen versuchte, dass sie die Gesetzte des Volkes zu ehren wissen musste. Doch sie war nicht interessiert gewesen an seinen Legenden und altertümlichen Vorstellungen einer Gemeinschaft.
    Sie reckte sich wie eine Katze, versuchte das Zittern ihrer Schenkel zu verbannen und stieß erschrocken die Luft zwischen ihren Zähnen aus, als ein stechender Schmerz ihren Unterleib durchfuhr. Es war wohl eine wirklich anspruchsvolle Nacht gewesen. Der Gedanke ließ sie grinsen und für einen Moment war sie versucht einen Vorteil daraus zu schlagen. Sie hatte von sich gegeben, da könnte doch auch der Jadewolf etwas erübrigen? Ihr Blick haftete an der Maske und den Erinnerungen, die sie damit verband. Doch sie ließ ab von dieser Idee.

    „Nenn mich Naurothiel, wenn du willst. Der Name gefällt mir. Feuerblume war es? Wüstenblume nannte man mich kurzweilig und auch Wildkatze rief man mir nach. Doch wenn du den Namen Chala hörst, dann bin auch das ich.“
    Bedacht auf einen sinnlichen Schwung ihrer Hüften näherte sie sich dem Ausgang der Baumhöhle. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, musterte seine noch immer nackte Erscheinung und biss sich unbewusst auf die Unterlippe.
    „Vergiss es nicht und vielleicht komme ich beim nächsten Mal dann auf unser kleines Spiel zurück und ich lasse dich mit mir machen, was du willst.“
    Mit einem herausfordernden Grinsen wandte sie sich schließlich ab und verließ den Raum der Lust. Der erste Anblick, der sich ihr bot, raubte ihr beinahe den Atem. Hoch oben auf der Baumkrone war sie, wo man sie vor mehr als einer Dekade nicht einmal zwischen die Wurzeln gelassen hatte. Wer auch immer dieser Jadewolf war, so hatte sie Glück gehabt, was mit ihr und ihm geschehen war. Doch manchmal war es auch die Hand des Schicksals, von der man sich führen lassen musste.

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    Beltane - Von der Nacht zum Tag - Freiya, Griffin, Ryu

    Mit jeder Stufe, die die drei Hüter innerhalb des großen Baumes erklommen hatten, schien es einem Herzschlag gleich der in der Brust des Hayabusa donnerte. Ein Schritt, ein Bild. Das Aufblitzen jener grünen Augen die ihn so aufmerksam, so fasziniert und ganz ohne Abscheu betrachtet hatten. Ein Gefühl von Zuneigung die ihm Geschenk wurde, ohne Verständnis, warum gerade er es bekam. Ein heißes Brennen, dieses Mal jedoch nicht von schuppigen Deformationen seines Körpers, sondern von den warmen, liebevollen Fingerspitzen die, wo sie streng und voller Kraft eine Sehne spannten doch auch so zärtlich sein konnten. Ein Brennen, so intensiv und doch nicht schmerzhaft, dass es ihm noch immer in jeder Faser seines Körpers steckte, die es in Flammen gesetzt hatte. Ein Pochen hinter jener Schläfe die diese Fingerspitzen gestreift hatten bestätigte einmal mehr das zuvor gefühlte und nachdenklich brachte es den sonst so gefassten Schwertmeister dazu, den inneren Rand seiner Unterlippe zwischen die Zähne zu klemmen. Noch immer schmeckte er die leichten Spuren von Süße, die sich unter ihren Fingernägeln abgesetzt und auf jene Lippen übergegangen waren. Wie eine Möglichkeit. Eine Aussicht auf das, was dort in den Tiefen jener unendlich grünen Lichtung zu ergründen möglich war, wenn man sich nur lange genug dazu traute, Rast zu finden. Es sich zu erlauben, sich in der Reflektion von Baumkronen, Lichtern und der Magie Beltanes fallen zu lassen und... Den Moment zu leben. Strähne. Schläfe. Lippen. Blick auf rosige Wangen die im Spiel roter Haarlinien und grüner Smaragde einem reichlichen Feld voller warmer Blüten und stillen Seen glichen. Ein Ort den man unter schattigen Baumkronen durchschritt. Die Hände geöffnet und dabei selbst sanft jedes Blütenblatt auf dem Weg streifend. Doch nichts davon hatte er getan. Zu sehr hatte sie ihn überrascht und aus der Reserve gelockt. Aber... daran fühlte sich nichts schlecht an. War es schlecht?

    Vielleicht war es ja einfach nur die Magie von Beltane, die in diesem Moment gewirkt hatte? Und diese Magie bestand oftmals aus Sumpfkraut, Speis und Trank. Schließlich hatte sie am Ende doch alles mit einem liebevollen Schmunzeln bedacht. Vielleicht... war es besser so... Oder? Schließlich hatte er in den Ruinen festgestellt, dass er manche Dinge einfach nicht verdiente, geschweige denn ihnen gerecht werden würde. Und doch... Dem Templer begann der Kopf zu schwirren. Diese Bilder ließen ihm keine Ruhe. Diese Gefühle und Eindrücke die sich so fest in sein jüngstes Gedächtnis eingebrannt hatten: Schläfe. Wange. Lippen. Schmetterling mit dicken Kusslippen. Blöder Griffin! Mit seinen blöden Insekten! Sollten ihm die Würmer die Zehnägel auslutschen! Wie sollte man so bitte einen klaren Gedanken fassen!?

    „Dürfen wir überhaupt hier hoch?“, riss ihn Freiya schließlich aus dem Wirrwarr aus Gedanken, mutierten, liebestollen Libellen und grünen Erzklumpen. „W-was? Ja. Soll mal einer etwas anderes sagen, wenn ich dabei bin.“, entgegnete der Templer, ohne den Blick zu ihnen zu wenden. Jedoch griff er sich dabei, fast als hätte man ihn bei seinen Gedanken ertappt, in den Nacken und seufzte kaum hörbar. Und auch die Wachen, die gerade einen wachigen Spruch parat hatten für die möglichen Ein- oder eher Ausdringliche der Baumkrone hielten mit einem Mal inne, als sie ihren Hauptmann erkannten. Stattdessen hielt direkt die Freundlichkeit gegenüber ihres Vorgesetzten Einzug. „Ooh, schönen guten Abend, Hauptmann! Wie jedes Jahr? Bist spät dran!“, grüßte ihn der alte Veteran mit einem zahnlückigen Lächeln, während er sich mit beiden Händen, einem Gähnen gefolgt auf seinen Speer stützte. Ryu nickte, deutete dann mit einem Daumenzeig über seine Schulter zu seinen Begleitern. „Dieses Jahr allerdings nicht allein.“. Ein Umstand, der dem alten Wächter eine gewisse Freude ins Gesicht trieb. Der ergraute Veteran hörte auf den Namen Brent und gehörte zu den am längsten unter Ryus Kommando stehenden Kämpfern, die sogar schon vor seiner Zeit auf Tooshoo hier gelebt hatten. Er war sowas wie der ‚Opa‘ des Bundes, ähnlich wie die Hooqua ihren ‚Mama‘-Titel nicht umsonst trug. „Also gut. He, Jungspund! Mach mal Platz für Hauptman und Konsorten!“, forderte er seinen wesentlich jüngeren Hiwi an, der sogleich aus seiner lehnenden, halb eingenickten Haltung aufschreckte, panisch salutierte und den quer in den Durchgang gestemmten Speer aus seiner ‚Verankerung‘ herausnahm.

    Tja, da standen sie nun. Unter einem Sternenhimmel der in den nächsten Stunden langsam der schmalen Röte am Horizont weichen würde. Dieses Jahr waren sie wohl doch etwas spät dran. Aber, es gab nicht unbedingt zeitliche Vorgaben für das, was der Hüter mit ihnen vorhatte. Stattdessen ging er hin zu einer einsamen am Rand stehenden Holzkiste. Während Freiya und Griffin, die wohl schon lange nicht mehr oder, möglicherweise auch noch nie hier oben waren, jenes Bild mächtiger Äste und einem Dach aus Blättern, dem man näher nicht sein konnte, auf sich wirken ließen. Staunend und irgendwo auch andächtig. Man hörte zwar noch von unten die Feiergeräusche und die letzten Lieder der Barden, doch war das Erwachen des neuen Tages bereits deutlich stärker zu vernehmen. Eine kühle Briese durchzog jenes Blätterdach und ließ die Decke zwischen dem klaren Sternenhimmel und ihnen laut rascheln und tanzen. Tooshoo begrüßte seine Hüter. Der stille Wächter winkte leicht und behutsam, seine Kinder nicht zu erschrecken oder gar von sich zu werfen. Ob der große Baum ein Gefühl von Nostalgie spüren konnte? Ryu kannte dieses ‚Verhalten‘, wenn er, wie schon die Jahre zuvor hier hochkam und in stiller Einsamkeit einen alten Brauch seiner Heimat vollzog. Irgendwann hatte er damit begonnen, in einer der vielen Beltane-Nächte, in denen er sich lieber zurückgezogen hatte, statt bei den Leuten des Waldvolkes zu feiern.

    „Ist schon eine Weile her…“, ergriff der Waffenbruder des Hayabusa nach einer Weile schließlich das Wort. Den Blick noch immer nach oben gerichtet. Ryu hingegen lächelte sachte und ging mit dem Inhalt der Kiste zu seinen beiden Jagdgefährten. „Ja. Kann mich kaum daran erinnern, wann wir hier oben gemeinsam standen und darüber diskutiert haben, ob Pfirsisch- oder Zitronentee besser schmeckt.“, ergänzte der Hüter, wobei sein Blick eine Weile auf Freiya verharrte. Doch bevor es erneut zu Gedankenstürzen seinerseits kam, reichte der Templer beiden jeweils eine flache, zusammen gepresste Scheibe, die aus dünnem Papier bestand. „Hier. Papierlaternen. Vorsicht beim Auffalten. Die sind etwas empfindlich.“.

    „Wie und woher bekommt man sowas?“
    , äußerte die rote Snapperin und zog dabei das Ziehharmonika förmige Gebilde auseinander, welches sich dadurch zu einer ausgehöhlten, wie schon festgestellt, kugelförmigen Laterne ausbreitete. „Das ist faszinierend!“.

    Der Hayabusa schmunzelte und entfaltete auch seine Laterne. „Ich besorge mir jedes Jahr welche, falls eine kaputt geht. Einige der Jäger bringen sie mir von ihren Ausflügen mit. Kennen wohl einen fahrenden Händler, der hier und da mal Argaan ansteuert und Waren aus meiner Heimat-Region im Sortiment führt. Und mittlerweile sind auch immer ein paar dieser Laternen dabei.“, erklärte er in aller Ruhe und blickte dann zu Griffin, der sich seine Laterne wie eine Krone auf den Kopf gesetzt hatte und von einem Bein auf das andere tanzte. „Wirklich heller wird’s dadurch aber nicht, alter Insektenflüsterer.“, scherzte der Templer, woraufhin Griffin ihm einen empörten Blick zuwarf. „Heller als das Butterpapier auf deinem Schreibtisch, dass deine Wächter ‚Bericht‘ schimpfen, allemal! Also sowas! Tut, als wüsste er was modisch ist!“. Dann jedoch, bevor er ein „Wenn Myra hier wäre!“, zufügen konnte, verkniff sich der große Südländer diesen Kommentar jedoch und nahm die Laterne von seinem Haupt. In diesem Fall hätte es den Templer nicht einmal gestört. Myra wusste wirklich, was modisch war. Schließlich war sie eine wirklich fähige Schneiderin gewesen, die dem Hayabusa auch so das ein oder andere über zusammen passende Farben oder die Wichtigkeit lochfreier Socken beigebracht hatte. Er hob nur beschwichtigend die Hand. „Wenn Myra hier wäre, würde sie mir das schon eintrichtern. Ich weiß.“, sprach der Hüter es dann für Griffin aus, wobei ein Hauch von Wehmut über seine Züge, gemeinsam mit seinem Blick in die Ferne glitt. „Ich bin zwar keine Mode-Ikone wie eure Myra, aber… Als Frau von Welt, die eine Stadt auch schonmal von innerhalb der Mauern gesehen hat, muss ich gestehen, dass der Hut für Beltane wirklich gut aussähe! Aber Ryu hat auch nicht unrecht: Wenn wir die Laternen nicht entzünden, wird es nicht heller.“.

    Ja, Freiya wusste, wie man diplomatisch verhandelte. So kamen schließlich beide Waffenbrüder zu einer Übereinkunft, ehe die rothaarige Sanftmütigkeit des Dreiergespanns schließlich ihre Laterne vor sich hielt und ihren Tanzpartner anblickte. „Also, Herr Hauptmann. Was hat es damit auf sich?“.

    Der Wyvern-Krieger nickte sachte und reichte jedem noch ein Stück eines Kohlestiftes, den er während Griffins Gehampel in drei Teile zerbrochen hatte. „Normalerweise schreibt man das Zeichen für einen Wunsch auf das Papier der Laterne, bevor man sie zu den Sternen steigen lässt. Das ist so eine Art Brauch um die Blütezeit und das Wachstum in der Natur zu begrüßen. Also, wie das Aufatmen nach einem langen, harten Winter. Aber wegen dem Beschriften… Myrtanische Buchstaben sind einfach anders und es gibt zum Beispiel für ‚Glück‘ kein einzelnes Zeichen. Also… schreibt es einfach in einer kleinen Zeile und…“, die orange-roten Augen fassten Freiya in den Blick, als sie leicht die Schultern hängen ließ und die Laterne senkte. Stattdessen starrte sie auf den Kohlestift und das kaum hörbare, tiefe Einatmen ließ den Hüter nur erahnen, was ihr durch den Kopf gehen musste. Auch Griffin, der kurz darauf die Augen des Hüters suchte schien zu bemerken, runzelte die Stirn und neigte den Kopf in einer etwas sorgenvollen Geste in Richtung der roten Snapperin. „Die gehen doch kaputt, wenn man soviel darauf kritzelt! Außerdem ist der Kohlestift viel zu grob, Ryu. Was erwartest du als nächstes? Feinstickereien? Diese Hände wurden zum Essen und Bauch streicheln geschaffen, nicht zum Malen! Wäre doch schade um das Papier! Und du mit deinen eingewickelten Händen kriegst doch eh keinen geraden Strich hin. Keine fünf Meter Feldweg denkt der Kerl weit. Oder, Freiya? Ja, eben, sag ich doch!“

    Völlig ertappt schlug sich der Templer vor die bandagierte Stirn, was er sofort bereute. Ein leiser, gezischter Fluch entwich seinen Lippen, doch ließ er sich weiter nichts anmerken außer die Überraschung ob der Weisheit der Worte seines Freundes. „Na, du bist ja doch nicht so oft auf den Kopf gefallen, so geschwollen wie dein Bauch ist! Mensch, Griffin! Wenn wir dich nicht hätten! Also gut… Es… Ist auch mehr der Gedanke und der Wunsch, der zählt. Schaut mal… Hier unten entfacht man die Laterne… Ja, genau so. Nicht direkt mit Feuerstein und Zunder im Papierraum… Eher… Ja, hier mit dem Docht. Dann an das Licht führen uuund… perfekt!“.

    Der aus dem fernen Osten stammende Krieger war zu seiner Tanzlehrerin gegangen und hatte ihr gezeigt, wie man die Laterne am besten entfachte, ohne dass sie direkt verbrannte. Als dann auch die beiden Männer ihre Laternen entfacht hatten, stellten sie sich gemeinsam auf. „Jetzt senkt das Haupt, schließt die Augen und legt alle Hoffnung in einen Wunsch, den ihr nicht aussprechen dürft… Dann… Arme ausstrecken… Blick gen Himmel und… lasst euren Wunsch zu den Sternen aufsteigen!“

    Und genau das taten die Drei. Sie ließen los. Sie ließen diese, im Antlitz des unendlichen Sternenhimmels wirkenden, kleinen Lichter der Hoffnung dort nach oben steigen. Jedes von ihnen erfüllt von einem tiefen Herzenswunsch, der die Sterne berühren sollte. Noch lange folgten zwei grüne Augenpaare und eines in feurigem orange-rot den drei aufsteigenden Sternen in jener Nacht. Schweigend, ein jeder in Gedanken für sich und doch vereint unter den Armen des breiten Griffins, die er um die Schultern der beiden gelegt hatte. Selbst, als die Sterne langsam wieder im Schein der Sonne ihr Versteck bis zur nächsten Nacht zu suchen gedachten. Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Blätter schienen und die drei Jagdgefährten küssten. Und als Ryu dem silbernen Schimmern, dort, unter den Baumkronen, weiter entfernt von Toosho mit seinen Augen folgte. Wo ein majestätischer Hirsch langsam entlang schritt, gefolgt von einer großen, grünen Bestie deren Haupt ein gesplittertes Horn zierte. In diesem Moment wusste der Hüter einmal mehr: Die Magie von Beltane war es, das Leben zu feiern und zu lieben. Dann… lächelte er.

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    Der Morgen nach Beltane - Festplatz

    Als Runa ihren Vater erblickte, weiteten sich ihre eben noch so schläfrigen Augen in purem Entsetzen.
    „Paps!“
    Keine Freude in der Stimme, keine Erleichterung – blanker Vorwurf.
    „Du hast doch nicht etwa – mit der?“
    Maris hob beschwichtigend die Hände, bevor die verwirrt dreinblickenden Gewitterhexen an Runas und seiner Seite sich über ihre Worte empören konnten.
    „Ich hab gar nichts, hörst du? Bei Adanos, ist das dein Ernst? Sie hat mir – auf ziemlich gruselige, absolut verrückte und zum Glück gar nicht missverständliche Weise – geholfen, meinen Weg zu finden.“
    Während Runas Entsetzen verwirrter Beschwichtigung wich und sie zurücksinken ließ, war es nun Furia, die große Augen bekam und sich unweigerlich erhob.
    „Hat er die Mutter wirklich berührt?“, fragte sie Gilana. Die blickte ihre Schülerin mit dem gleichen Ausdruck ekstatischer Freude an und rief mit sich überschlagender Stimme: „Ja!“
    Die beiden Frauen fielen sich in die Arme und hüpften vor Freude, als hätten sie gerade den Musikanten von Bleiluftschiff persönlich die Hand schütteln dürfen. Maris hob hilflos die Hände.
    „Könntet ihr bitte aufhören, davon zu sprechen, dass ich irgendjemanden berührt habe?“
    Er ließ sich ächzend auf den Sitz neben Runa fallen. „Mal im Ernst, ich hab den verrücktesten Scheiß erlebt, den ich mir hätte vorstellen können. Und jetzt hab ich einen Mordshunger. Wie war’s bei dir so?“
    „Ich hole dir Stärkung, Reisender!“, warf Furia ein und war schon verschwunden, während Gilana auf der Suche nach irgendetwas ebenfalls das Weite suchte. Runa sah ihnen mit gerunzelter Stirn hinterher und wandte sich dann wieder Maris zu.
    „Ich habe getanzt, bis meine Schuhe kaputt waren!“, rief sie voller Stolz und deutete auf ihre Blumenkrone, die wahrlich enorme Ausmaße hatte. „Und dann hab ich barfuß weiter getanzt.“
    „Heilige Mutter, wie bei Beliar hast du dir denn die alle ertanzt?“, sagte Maris und glotzte auf die gewaltige Blütenpracht.
    „Tja, ich bin eben die Königin des Tanzes! Und ich glaub, manche von denen haben zu viel von der Bowle getrunken. Hättest mal Onkel Ornlu sehen müssen! Ich glaub, der hatte die Eine bei sich, die mit uns gegen die Gammeltante gekämpft hat.“
    „Die mit der dunklen Haut?“
    „Ja, die!“
    „Wie hieß die denn noch gleich? Wollte mich eigentlich noch bei der bedanken, die hat mich im Kampf gegen die Vettel verteidigt.“
    „Weiß nicht. Ich hab in den letzten Tagen glaub ich tausend neue Namen gehört. Glaubst du, die merk ich mir alle?“
    Maris hob die Schultern. „Naja, ich hoffe mal, er hat sie nicht gerade direkt vor deiner Nase abgeschlabbert.“
    Runa zog scharf die Luft ein. „Naja, das vielleicht nicht, aber… sagen wir, ich hab Stellen von den beiden gesehen, die mir vermutlich noch wochenlang Albträume bescheren werden. Und Ronjas nackiger Ritt auf dem hässlichen Schrumpelvieh hat es auch nicht besser gemacht.“
    Maris schluckte schwer. Vielleicht hätte er doch bei seiner Tochter bleiben sollen. „Tut mir leid, dass du so was mitansehen musstest. Ich muss mal ein ernstes Wort mit deinem Onkel reden. Besser, wir sagen Mama nichts davon, in Ordnung?“
    Runa schüttelte den Kopf. „Spinnst du? Wenn ich Mama alles erzähle, was ich hier unten erlebt habe, lässt sie mich nie wieder aus dem Haus!“

    Tatsächlich kehrte Furia kurze Zeit später mit zwei Tellern voller Frühstücksleckereien der lokalen Sumpfküche zurück, zusammen mit zwei Bechern voller dampfendem Wurzelkaffee, und machte sich dann dankenswerterweise auf die Suche nach Gilana. Maris war dankbar für die Stärkung und das Heißgetränk. Er wusste zwar, dass das Zeug nicht im Entferntesten an die feinen Aromen der gerösteten Bohnen heranreichte, die man nur aus Varant oder Torgaan einschiffen konnte, aber in der Not fraß Beliar Blutfliegen.
    „Du siehst verdammt müde aus. Wie lang hast du denn gemacht? Und ich hoffe, das gerade war nur ein zweites kleines Morgennickerchen. Du hast dir doch ein richtiges Lager gesucht, oder?“
    Runa stopfte sich Rührei in der Menge eines halben Scavenger-Eies in den Mund und schüttelte den Kopf. Als sie heruntergeschluckt und den geschlungenen Essensberg mit einem kräftigen Schluck des Kaffees heruntergespült hatte, antwortete sie.
    „Nein, ich wollte ehrlich gesagt nicht von irgendwelchen Erwachsenen angerempelt werden, die nackt übereinander herfallen. Im Ernst, die haben alle völlig den Verstand verloren hier! So eklig! Also hab ich mich an Furia angelehnt und hier auf der Bank gepennt. Die ist mir ja eh nicht von der Seite gewichen!“
    „Entschuldige, das hast du wohl mir zu verdanken.“
    Runa zog eine Schnute. „Ging schon. Ich hatte nur einen schlechten Traum. Der war so verdammt echt…“
    Maris sah seiner Tochter sorgenvoll in die Augen. „Hast du von der Bowle getrunken?“
    Runa nickte. „Nur einen Krug. Was war da drin, Paps?“
    „Irgendein Idiot hat Traumruf hineingemischt. Eine besonders heftige Sumpfkrautsorte. Das Zeug öffnet den Geist und lässt dich in deine Träume eintauchen, um Verborgenes und Verdrängtes ans Licht zu bringen oder zugänglich für höhere Mächte zu sein.“
    Sie verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. Maris legte ihr einen Arm um die Schulter.
    „Was hast du gesehen, Schatz?“
    „Sie“, antwortete Runa. Maris sah verwirrt drein, doch sie bemerkte es nicht, denn ihr Blick ging in die Ferne. „Ihre Augen, wie sie mich anstarren. Ihr abgeschlagener Kopf. Die Angst in ihrem Schrei, als ich sie mit ihrem Schwert erstochen hab.“
    „Oh Schatz…“ Maris nahm seine Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich. „Es tut mir so leid, dass ich das nicht gesehen habe. Das erste Leben, das du genommen hast.“
    Er strich ihr liebevoll durch das Haar. „Aber so sehr Skaras Gesicht danach aussah, sie war kein Mensch und auch kein anderes Wesen aus dieser Welt. Sie gehörte nicht hierher und sie ließ dir gar keine andere Wahl. Vielleicht hast du sie damit einfach nur wieder zurück in Beliars Reich geschickt, wo sie hingehört. Und ganz sicher hast du uns allen das Leben gerettet, als du ihres genommen hast.“
    Runa vergrub sich in seine Schulter. „Aber ich krieg ihr Gesicht nicht aus meinem Kopf!“
    Maris drückte sie fest an sich. Er nickte. „Ich weiß.“

    Als sie Arm in Arm dasaßen und Runa leise schluchzte, dachte Maris an die Gesichter der Menschen, die er getötet hatte. Sie begleiteten ihn für den Rest seines Lebens, auch wenn die Schuldgefühle irgendwann im Laufe der Jahre verblasst waren. Und dann dachte er an die Erzählungen Ramzas von ihrer Großmutter. Wie die Schuldgefühle sich offenkundig zu Stolz gewandelt hatten. Doch diese Heilung würde nur die Zeit bringen.
    „Komm, Schatz. Lass uns weiteressen. Du musst den Traumruf aus dem Körper kriegen. Und mit vollem Magen lässt sich’s gleich schon wieder freundlicher in die Welt schauen, oder?“
    Runa hob den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Hast Recht. Ich könnt eine halbe Molerat essen.“
    „Hmm“, erwiderte Maris, „Ronjas Schinkenritt scheint ja so Einigen ziemlichen Heißhunger auf Molerat gegeben zu haben.“

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Der Morgen nach Beltane - Festplatz

    Eine Afterparty sah anders aus. Die Wenigen, welche sich bereits in der Sumpflilie aufhielten, saßen mit gequälten Gesichtern an den Tischen. Einige hielten sich gar den Kopf oder versuchten sich mit einem dunklen, dampfenden Gebräu von der Schwere des Schlafes zu befreien. Hinter der Theke wirbelte im völligen Gegensatz dazu Mama Hooqua herum, bereitete Frühstück vor und raunte die ein oder andere Trantüte an, die völlig neben sich und dazu noch in ihrem Weg stand.
    „Wo bei Beliar sind meine ganzen Bohnen hin?“, meckerte sie zornig mit einem Hauch Resignation, „Immer das gleiche. Kaum steht eine Feier an, drehen sie alle durch!“
    Chala hielt es für besser sich zunächst um ihre Habseligkeiten zu kümmern, die sie am Vorabend in der Unterkunft gelassen hatte. Es war nicht unbedingt sicher, wenn mehrere Menschen im selben großen Raum schliefen. Doch Wildkatze wäre kein passender Gast bei Beltane gewesen. Stattdessen hatte die Waffe in ihrem Bett übernachtet, ein Luxus, den sie selbst nicht hatte genießen können. Sie lehnte das Schwert an die Wand, setzte sich auf die Decke und kümmerte sich zunächst dürftig um ihre Körperpflege. Einige Stellen ihrer Haut klebten auf mysteriöse Weise, andere wiederum aus weniger geheimnisvollen Gründen. Für mehr als eine Katzenwäsche reichte es jedoch nicht und sie würde im Laufe des Tages eine Alternative finden müssen. Jetzt jedoch…hatte sie Hunger.

    Mühsam zog sie sich die einzelnen Teile ihrer Lederrüstung an, nachdem sie sich der Festkleidung entledigt hatte. Leinenhemd und Stoffhose bedeckten bereits wieder, was ein Jadewolf eben noch eingehend betrachtet hatte. Ihre Glieder fühlten sich schwer an und ihre Muskeln streikten ein ums andere Mal. Doch die Bewegung half auf dabei, den Schmerz zu bekämpfen, ein Paradoxon.
    Ihre Schwertscheide befestigte sie an ihrem Gürtel, statt wie üblich auf ihrem Rücken. Ihr Arm wollte einfach nicht den rechten Winkel finden.
    Zufriedenstellend gekleidet kehrte sie zurück in den Schankraum der Lilie. Das Klientel war weitestgehend dasselbe und die Hooqua stutzte gerade einen Wächter zusammen.
    „Wenn ich euch vor meinem Laden postiere, erwarte ich, dass ihr aufpasst und nicht Däumchen dreht!“, giftete sie einem jungen Kerl, der aschfahl im Gesicht war.
    „Aber…der Jadewolf…“
    „Und wenn die Mutter persönlich angeklopft hätte! Niemand sollte während Beltane hier rein!“, vermittelte sie ihren Unmut mit zornigem Nachdruck und entließ den zusammengefalteten Wächter, der die Fugen der Bodendielen zu zählen schien, während er davonschlurfte.

    „Frühstück?“, grummelte die Wirtin an Chala gewandt, die geduldig gewartet und sich das Spektakel angeschaut hatte.
    „Ja bitte, und etwas von dem dunklen, heißen…Saft?“
    „Wurzelkaffee? Kriegst du.“
    Während sie wartete, erhaschte die Aranisaani einige Wortfetzen von zwei äußerst…auffälligen Frauen. Das Gesicht der einen war nahezu vollständig von schwarzer Bemalung bedeckt, während der Blick der anderen einem Angst einjagen konnte.
    „…berührt und er hat gesehen…“
    „…Geist den Weg gewiesen…“
    „Maris ist…“
    Einige Momente später stand ein Teller mit dampfendem Rührei, warmen Brot und einem kleinen Stück Schinken vor ihr. Ein dicker Becher mit dem genannten Wachmacher daneben. Derartig bepackt schlängelte sich die Aranisaani einen Weg nach draußen, die Treppe hinab und raus auf den Festplatz. Maris hatten die beiden schrägen Vögel gesagt? Mit ihm hatte Chala noch ein Wörtchen zu reden. Nach wie vor wollte sie erfahren, wie er es geschafft hatte, dass die Vettel regungslos verharrt hatte, gefesselt von seinem Blick.

    Ihre Glückssträhne schien für den Moment noch nicht zu enden, denn nachdem sie den beiden Frauen hinausgefolgt war, entdeckte sie besagten Mann, der an einer der langen Festtafeln saß. Die Dunkelhäutige staunte nicht schlecht ob des Chaos, welches hier herrschte. Glut glomm im zuvor eindrucksvollen Freudenfeuer, Krüge und Teller lagen überall verstreut, mischte sich mit verschütteten, undefinierbaren Flüssigkeiten und Essensresten. Das ein oder andere Kleidungsstück fand sich auch dazwischen. Eine Feier, an die man sich wohl noch lange erinnern würde. Wenn man nicht Chala hieß und ein ernstes Problem mit seinem Erinnerungsvermögen hatte – oder gar tiefergreifende Ursachen.
    Sie näherte sich mit diesen Gedanken Maris und seiner Tochter, die sie ebenfalls von der Jagd erkannte. Wie war noch ihr Name? Sie hatte ganz kleine Augen, wohl der Müdigkeit geschuldet, dennoch sprach sie aufgeregt über die letzte Nacht.
    „…und dann habe ich Griffin gepackt und ihn hochgehoben!“, verkündete sie soeben mit einem Stück Ei auf ihrer Gabel, welches bedenklich wackelte.
    „Guten Morgen“, grüßte die lädierte Nachtschwärmerin, „Habt ihr noch Platz?“, fragte sie und ließ schief grinsend ihren Blick die lange Festtafel entlanggleiten.
    „Du schuldest mir noch eine Antwort, Maris“, entschied sie und schaute dann seine Tochter an, „Hallo kleine Kriegerin, ich bin Chala, falls du dich noch an mich erinnern kannst. Ich hab‘ deinem Papa den Rücken freigehalten, während er uns alle gerettet hat.“

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    Der Morgen nach Beltane

    …tanzten über den Platz, ungeachtet der anderen Paare. Sie war ungeschickt, doch er lächelte sanft und ließ sich einfach mitziehen, wohin sie ihn auch führte.

    Zarra erwachte zum Zwitschern der Vögel, welches in die kleine Hütte drang. Ein Geräusch, welches sie seit der Wilden Jagd und bereits vorher sehr vermisst hatte. Wie es schien, hatte das Bezwingen der Bedrohung durch den alten Herrn des Sumpfes die Tiere aus ihren Verstecken gelockt und es kehrte Normalität in das Gebiet um Tooshoo ein. Sie rieb sich die brennenden Augen. Die Nachwirkungen des Traumrufs waren deutlich spürbar und eine allgemeine Trägheit hatte die Leichtigkeit der Droge ersetzt. Ein Austausch, der dem Gleichgewicht aller Dinge Tribut zollte. Wirre Bilder des Traums, den sie eben noch erlebt hatte, als wäre alles real, schwirrten ihr durch den Kopf. Sie glaubte noch immer die Wärme Griffins zu spüren, an den sie sich beim Tanzen geschmiegt hatte. So gern würde sie noch länger hier liegen, versuchen, die Bruchstücke der schwindenden Erinnerungsfetzen der letzten Nacht und des Traums zusammenzusetzen. Dabei zu überlegen, was wahr und was ihrer Vorstellungskraft entsprungen war. Doch sie wusste auch, dass sie nicht mehr Zeit vertrödeln sollte als notwendig.

    Nachdem sie letzte Nacht Griffin verabschiedet und zurück in ihr Heim gekehrt war, hatte ihre Großmutter sie mit enttäuschtem Schweigen bedacht, gestraft für ihre Unüberlegtheit. Doch wenn sie ehrlich war, dann war sie erleichtert gewesen. Sie hatte keine Kraft für einen Streit gehabt, insbesondere nicht, da der letzte zwischen ihnen noch nicht lange zurück lag. Was war nur geschehen, dass sie so oft aneinandergerieten? Hatte sich Zarra in so kurzer Zeit so sehr verändert, dass ihre Oma nicht mehr gutheißen konnte, wie sie sich verhielt?
    Sie musste eingestehen, dass es dumm war, die halbe Blüte Thanan zu geben – der junge Mann schien auch bereits fort zu sein, denn das Bett gegenüber war sorgfältig gemacht. Auch hätte sie sich nicht auf Ornlus Spaß einlassen und die Beltanebowle mit Sumpfkraut versehen sollen. Allerdings schien es niemanden sonderlich gestört zu haben, wenn sie an die ausgelassene Stimmung zurückdachte. Ein kleiner Scherz, der zum Vergessen der Sorgen beigetragen hatte. Genau das, was Beltane erreichen sollte.

    Mühsam rappelte sie sich auf, ließ den Blick durch den kleinen Raum wandern. Sie war allein, lediglich ein kleines Frühstück wartete auf sie auf dem schmalen Tisch. Es war nicht oft, dass die Rimbes in ihrer Hütte schliefen. Meist blieben sie in ihrem Arbeitsraum in Tooshoo. Doch scheinbar hatte Nerea Thanan nicht zugetraut, die Treppen zu erklimmen. Ob es ihm wieder gut ging? Sie hoffte es sehr und wenn sie ihn sah, wäre eine Entschuldigung das Erste, was sie angehen würde.
    Jetzt jedoch erinnerte sie ihr Magen daran, dass Sumpfkrautgenuss Heißhunger zur Folge haben konnte. Sie schlang das einfache Mahl herunter, etwas Brot, Käse und frischer Salat. Einen Becher Wasser, der den widerlichen Geschmack in ihrem Mund verbannen sollte. Doch er hielt sich hartnäckig, weswegen sie einige Blätter eines Bündels Minze abriss und sie zu kauen begann. Frische flutete ihren Mundraum und ließ sie erleichtert aufatmen. Während sie kaute, überdachte sie ihre Pläne für den Tag. Sie würde mit Enya über ihre Mutter sprechen können. Vorfreude stieg in ihr auf, als sie an das kurze Gespräch mit der Bardin dachte und daran, wie sie mit ihnen gesungen hatte. Leichte Röte stieg ihr in die Wangen, als sie an die Komplimente der Spielmannsgruppe zurückdachte. Dabei sang sie doch nur so vor sich hin, wenn sie Kräuter sammelte.
    Außerdem hatte sie Griffin versprochen, dass sie sich sehen würden. Ihr Magen schlingerte unangenehm, als sie daran dachte. Nicht, dass sie ihn nicht gern sehen würde. Doch wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten? Sie hatte ihn erst verärgert, dann geküsst. Wieso hatte sie das gemacht?
    „Weil es sich richtig angefühlt hat“, entschied sie für sich, murmelte die Worte, während sie die Hütte verließ, um sich auf die Suche nach den Barden zu machen.
    Sie hatte sich in ein schlichtes Kleid gehüllt – ihr letztes, welches nicht völlig verdreckt oder sogar zerfetzt war. Hoffentlich passierte nicht wieder etwas Unvorhergesehenes. Ansonsten würde ihr bald das Herz zerspringen.

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    Der Morgen danach .... Val und Selana

    Als Valerion am nächsten Tag erwachte, lag er nackt in einem fremden Lager, er blickte neben sich und sah die wunderschöne Selana, die auf seiner Brust schlief. Sie hatten wohl zusammen die Nacht verbracht, nachdem sie viel gefeiert und getrunken hatten. Alle hatten zusammen gefeiert, das Leben gefeiert sowie den Sieg und die vielen Momente zusammen.
    Der Bärtige fühlte sich wohl in dieser Gemeinschaft und wusste, dass er eindeutig hierbleiben würde. Er wollte sich gerade erheben, als seine geliebte erwachte und ihn nur angrinste.
    „Will der große Valerion etwa schon gehen?“, fragte sie und gab ihm einen Kuss, den er nur zu gerne erwiederte.
    „Ich will nicht gehen, aber ich sollte trainieren, nach Darius fragen und vielleicht noch meinen Job machen“, schmunzelte er mit einem lächeln, das ihr galt.

    „Darius hat sicher gerade andere dinge zu tun, das Training läuft dir nicht weg und die Arbeit auch nicht. Außerdem hast du mir gestern etwas erzählt“, grinste sie nochmals, legte die die Decke ab, um ihren Körper zu zeigen.
    „Ist das nicht viel schöner, als so früh aus dem Lager zu verschwinden? Willst du mich etwa ganz alleine lassen?“, fragte sie mit ihren schönen Kulleraugen und beugte sich so zu ihm, dass er sie betrachten konnte.
    „Na ja ein paar Minuten kann ich sicherlich noch bei dir bleiben“, schmunzelte er und gab ihr einen Kuss, ehe die beiden sich ihrer Liebe hingaben.

    Doch sicherlich hatte der Wächter noch andere dinge zu tun, es gab noch einiges an Training zu erfüllen, besser zu werden, schneller und Geschickter, das hatte er während der Wilden Jagd gemerkt. Doch nicht nur das. Er überlegte sich auch einen anderen Beruf einzuschlagen, immerhin hatte er ja etwas gelernt in der Strafmine und vielleicht würde er hier mit einem ehrlichen Handwerk auch noch einen guten Ruf bekommen für die Gemeinschaft.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Der Morgen nach Beltane

    Suchend überquerte Zarra den Festplatz, bevor sie in das Innere des Weltenbaums schauen wollte. Sie ließ sich Zeit, denn sie fühlte sich nicht wirklich fit, litt unter den Nachwirkungen des Traumrufs. Gut, dass sie die Finger vom Alkohol gelassen hatte. Im schlimmsten Fall läge sie sonst wohl noch immer im Bett. Oder es würde ihr so gehen, wie dem ein oder anderen, dem sie auf ihrem Weg begegnete.
    „Das muss doch unglaublich unangenehm sein“, wunderte sie sich, als sie zu einem jungen Mann schaute, der in absurd verdrehter Haltung an einem der Fackelständer lehnte und selig schlief.
    Er wirkte so, als hätte er sich im Wesen des Schlafgefährten geirrt, wenn man betrachtete, wie er sich um den Holzstab gewickelt hatte. Kopfschüttelnd überließ die Weißhaarige den Sonderling seinen Träumen. Neben solch unerwarteten Begegnungen eröffneten sich ihr auch bekanntere Anblicke. So fanden sich etliche Krüge inmitten verschütteten Alkoholes, welche im Laufe des Tages eingesammelt werden wollten. Auch herren- und damenlose Kleidungsstücke, sowie Blumenkränze und einzelne Blüten schenkten den Stegen und dem Boden Farbe.
    Seufzend bückte sich das Mädchen nach einigen verstreuten Bechern, begann damit sie einzusammeln, denn auch das gehörte dazu, wenn man Teil des Waldvolks war. Wer feiern konnte, musste auch aufräumen. Mit einem guten Dutzend Trinkgefäßen, die sie in ihren Händen balancierte, kam sie schließlich am Festplatz an, wo der Zustand mehr an einen Kampfschauplatz erinnerte, denn an freudiges Feiern. Es würde gewiss den ganzen Tag dauern alles wieder herzurichten.

    An einer der Festtafeln – zwei lagen rücklings auf dem Boden – saß eine dreiköpfige Gruppe. Sie erkannte Maris, Runa und die dunkelhäutige Frau, deren Namen sie nie erfahren hatte. Schüchtern winkte sie dem Vater-Tochter Gespann und freute sich, als Runa sie energisch herbeiwinkte. Entschuldigend schüttelte Zarra nur den Kopf, deutete mit ihrer Nasenspitze auf die gesammelten Krüge und zuckte mit den Schultern, um verständlich zu machen, dass sie beschäftigt war. Außer den Dreien hatten sich noch nicht viele auf den Platz gewagt. Ein Wächterduo schlurfte müde umher, doch wirkten sie nicht so, als wäre ihnen danach ihre Schicht ernst zu nehmen. Jedenfalls war von den beiden Barden nichts zu sehen und auch die Instrumente fehlten. Natürlich, denn die wollten ebenso gepflegt werden, wie die Bögen der Jäger oder ihre Kräutersichel.
    Für einen Augenblick etwas ratlos, entschied sie sich den am nächst wahrscheinlichen Ort anzusteuern, wo man reisende Gäste, die kein festes Heim im Sumpf ihr eigenen nannten, antreffen konnte; die Sumpflilie. Wenn sie wollte, könnte sie einen kurzen Abstecher in ihren Arbeitsraum machen, um zu schauen, was sie in den nächsten Tagen alles an Kräutern sammeln musste, um ihren Vorrat wieder aufzustocken.

    „Na Kleine?“, grüßte sie Terrence, der wie immer mit Bud den Eingang zwischen den Wurzeln bewachte.
    Der Dicke riss gerade mit seinen Zähnen den letzten Rest Fleisch von einer Keule und schaute andererseits etwas missmutig drein. Ob er noch Hunger hatte? Vielleicht würde Mama Hooqua ihr etwas für die beiden mitgeben, wenn sie freundlich genug fragte.
    Das ich das überhaupt in Erwägung ziehe…vor einigen Wochen hätte ich mich das nicht getraut, stellte sie überrascht fest und lächelte schließlich den beiden Männern entgegen.
    „Guten Morgen. Hattet ihr ein schönes Beltane?“
    „Ha! Schönes Beltane, fragst du? Gerannt sind wir. Doch der Jadewolf ist uns entwischt!“, bedauerte Terrence, grinste aber, so als wäre es ein großer Spaß gewesen.
    „Ihr habt Ornlu gejagt? Was hat er gemacht?“, fragte Zarra verwundert, ob dieser Neuigkeit, die ihr während des Festes entgangen war.
    „Hat sich rumgetrieben mit dieser Torgaanerin“, brummte Bud, der wehmütig den abgenagten Knochen in seiner riesigen Pranke begutachtete.
    „Torgaanerin? Was haben sie angestellt?“
    „Sich am Essen zu schaffen gemacht! Ob du‘s glaubst oder nicht!“, empörte sich der Mann mit stahlblauen Augen.
    „Ja, ich habe Ornlu nackt über den Platz rennen sehen, jetzt wo du es sagst“, bestätigte das Mädchen und erschauderte kurz, als die Erinnerung träge an die Oberfläche ihres Bewusstseins quoll.
    Es musste kurz nachdem sie die Blüte gegessen hatte passiert sein. Dunkel erinnerte sie sich an einen haarigen Hintern, der sich schnell entfernt hatte.
    „Danke für die Auffrischung“, murrte sie sarkastisch und lief zwischen den beiden durch, „Ich schaue, ob die Hooqua etwas zu Essen für euch erübrigen kann.“
    „Das wäre fantastisch! Fall nicht mit den ganzen Krügen, Kleine!“, rief ihr Terrence nach, ehe er sich zu Bud umwandte, „Jetzt hör auf den Knochen so liebevoll anzustarren!“
    „Ich geb‘ dir gleich liebevoll!“
    Grinsend machte sich Zarra an den Aufstieg der Treppen, die Lilie war nicht mehr weit entfernt.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Ja ja, wenn man von Beliar sprach ...
    Als Runa, die sich von ihrem Traum erholt und zu alter Laune zurückgefunden hatte, Chala erblickte, konnte sie sich ein kichern hinter vorgehaltener Hand nicht verkneifen. "Hallo Chala, schön, dich nochmal richtig kennenzulernen."
    "Und danke dafür, dass du mir die Biester vom Leib gehalten hast. Ohne dich hätte ich da ein mächtiges Problem gehabt", fügte Maris hinzu. "Das Großmaul mit dem Stock in der Hand hat ja nicht so wirklich was Hilfreiches auf die Reihe gekriegt."
    Er sah die vermutlich torgaanische Kämpferin nachdenklich an. "Eine Antwort, sagst du? Ich hab nur leider die Frage vergessen."
    Doch dann ging ihm ein Licht auf. "Oh, du meinst, was ich damals mit der Vettel gemacht habe? Ein Lähmungszauber - er ist den lähmenden Blicken von den Schlangen und Spinnen diese Sumpfes nachempfunden. Solange man ein Opfer mit diesem Blick fesselt, erstarren seine Glieder, als wäre man in einen See voll Eiswasser eingebrochen. Nur hat die Vettel sich leider erstaunlich resistent dagegen gezeigt."

    Er stockte. "Du weißt doch noch, dass ich Magie beherrsche, oder? Der geisterhafte Löwe, der dem Oger gegen das stinkende Riesenfaultier geholfen hat? Die Geisterkatze, die die Vettel aus ihrem gruseligen Hühnerbeinhaus gelockt hat?"
    Maris nickte unbestimmt in Richtung des Baumstamms.
    "Wir haben gewisse Tricks in der Hinterhand, die sich aus den Mächten der Natur und dem Puls des Lebens speisen. Auch ein paar aufsehenerregendere. Ornlu hat dir ja bestimmt irgendeine angeberische Spielerei gezeigt, um dich zu beeindrucken, oder? Im Dreieck tanzende Wolfsgeister oder so."
    Nun prustete Runa lauthals los. Sie winkte hilflos ab, während es weiter aus ihr herausbrach. "Entschuldige, aber ich weiß, was du letzte Nacht getan hast."
    Runa sah Chala ins Gesicht und hielt ein, als sie irgendetwas darin sah. Ihre Augen wurden immer größer. "Oh, ihr habt das nicht nur letzte Nacht getan?"

  18. Beiträge anzeigen #258
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Frei heraus und ohne Geheimnistuerei wie Turang vor all den Jahren, lieferte Maris ihr die Antwort auf eine Frage, der wohl manch ein anderer ausgewichen wäre. Seinen Dank hatte sie nicht gebraucht und doch tat es gut, nicht nur für Fehlschläge gestraft zu werden, sondern auch für gute Taten mit freundlichen Worten beschenkt zu werden. Doch auch Runa gab ihr eine Information, auf die sie sich beinahe noch gieriger gestürzt hätte, als auf die Offenbarung der starken Magie, die durch den Einäugigen floss.
    „Ich entsinne mich gut, was die Vettel mit Gloks dicker Haut angestellt hat. So ein Monster ist sicher schwer zu bändigen. Und auch an den Geisterlöwen, den du beschworen hast. Tatsächlich kam ich nicht nur wegen dem Mal her“, sie führte ihre Hand zum Hals, den sie heute weder mit Lederband, noch Schal bedeckte. Die Temperaturen waren zu warm geworden und so war die helle Haut dort gut zu sehen.
    „Ich hatte gehofft hier jemanden zu finden, der mir bei etwas helfen kann, was mich sehr beschäftigt, seit Jahren. Und du, kleine Kriegerin, hast es wohl aus erster Hand erfahren“, begann Chala zu erklären, wobei ihre sonst saloppe Art ernsthafter wurde.

    „Ich bin nicht immer ich“, versuchte sie ihr Dilemma in Worte zu fassen, „Die Chala, welche gestern Beltane gefeiert hat, war nicht ich. Erst heute früh bin ich neben - Ornlu? - aufgewacht ohne Erinnerungen an die Nacht."
    Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen, als sie Runas Frage hörte.
    „Ich selbst habe es jedenfalls nicht während der Nacht getan“, gab sie zu und musste sich beherrschen dem Mädchen nicht zuzuzwinkern.
    Sie nahm einen Schluck des Wurzelkaffees, dessen bitterer Geschmack ihre Lebensgeister zu verjüngen schien. Ihr nächster Handgriff ging in ihren Beutel, aus dem sie ihr kleines Notizbuch hervorzog.
    „Dieses Buch führe ich mit mir, seit ich mich erinnern kann“, offenbarte sie und der Einband allein sprach von jahrzehntelangem Gebrauch, „Es ist in meiner Muttersprache verfasst, doch nicht nur ich habe hereingeschrieben.“
    Sie schlug es wahllos auf und offenbarte verschiedenste Krakeleien, gedrungene oder ausladende Handschriften, um die Unterschiede zu zeigen.

    „Ich habe es nie jemand anderem gegeben und es war stets dort, wo ich es zuletzt verstaut habe. Doch das muss sich für euch alles wie wirres Geschwätz einer durchzechten Nacht anhören. Doch…ich glaube, dass ich nicht die einzige Chala in diesem Körper bin“, kam sie endlich mit ihrer Befürchtung heraus.
    Laut ausgesprochen klang es noch wahnwitziger, doch all die Indizien waren nicht mehr zu ignorieren. Die Nebeldoppel, Beltane, all die anderen Erinnerungslücken bis zu ihrer vergessenen Kindheit.
    „Kannst du mir helfen, Maris? Ich weiß nicht, was ich noch tun soll“, gab sie zu und senkte, untypisch für die stolze Aranisaani, das Haupt vor dem einäugigen Magiekundigen.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Runa starrte Chala mit offenem Mund und einem faszinierten Ausdruck an, der sagte: Das ist ja unerhört! Ich will nichts davon wissen! Erzähl mir alles!
    Während sie vermutlich jedoch vornehmlich an dem Part interessiert war, der nach Maris' Dafürhalten noch ganz und gar nicht altersgerecht für sie war, beschäftigte ihn vielmehr das Dilemma, in dem sich Chala befand.
    "Das hört sich nach einer erstaunlichen Erfahrungswelt an. Ich vermag mir gar nicht vorzustellen, wie verwirrend das sein muss, an einem völlig unbekannten Ort aufzuwachen, ohne zu wissen, wie man dorthin gekommen ist."
    Das war nicht die völlige Wahrheit, wie er sich eingestehen musste. Seit er vor vielen Jahren die Prüfungen der Hüter der Wüste bestanden hatte und seine Erinnerungen mit denen aller vorigen Hüter verbunden worden waren, hatte sich auch sein eigener Geist in ein Wirrwarr inkonsistenter Erfahrungswelten verwandelt. Und war es nicht ein ganz ähnlicher Fall gewesen, als die Erinnerungen von Belshazzar ihn damals übermannt und beinahe dazu gebracht hätten, Cécilia zu erwürgen? Al-Hamza hatte dem ein Ende gesetzt, und seit diesem Tag war er das einzige Wesen in Maris' Verstand gewesen, das es in Schach zu halten galt - doch die innere Zerrissenheit, die er damals erlebt hatte, war ihm noch sehr gegenwärtig.

    Er überlegte eine ganze Weile, bevor er weitersprach.
    "Mit Verletzungen des Geistes kenne ich mich leider nicht aus", gestand er freimütig. "Dafür solltest du vermutlich eher zu Leyla in die Heilkammer gehen. Allerdings hat die natürlich noch alle Hände voll zu tun mit den körperlich Verletzten der Wilden Jagd."
    Maris kratzte sich am Kinn. "Aber ich könnte versuchen, einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erhaschen, wenn du dich bereit für so etwas fühlst. Der Traumruf von letzter Nacht wirkt immer noch ziemlich stark in mir nach, das sollte mir leicht fallen. Dennoch: es gibt keine Gewähr darauf, dass dir helfen wird, was ich sehe."

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Ein Seitenblick auf Runa ließ Chala trotz der ernsten Situation schmunzeln. Sie war neugierig, das war gut. Allerdings war ihre Aufregung ob der Möglichkeit, mehr zu erfahren so stark entflammt, dass sie Maris hätte küssen können.
    „Ich bin mittlerweile für alles bereit, wenn ich nur meinen Körper wieder für mich habe“, gab sie zu und ließ ihre Hand auf dem Buch ruhen, „Und wenn es nur die Gewissheit ist, welcher der Unsicherheit Einhalt gebietet“, griff sie nach der rettenden Hand, die der Einäugige ihr reichte, „Maarifa huponya hofu“, fügte sie murmelnd hinzu, mehr zu sich selbst, als an die andern beiden gerichtet.

    Fragend breitete die Aranisaani die Arme aus.
    „Was muss ich tun? Und wie willst du Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkennen? Gehört dies ebenfalls zur Magie?“, fragte sie aus Neugier, da selbst nach all den Jahren, die sie nun schon auf Argaan war, Magie noch immer etwas Fremdes für sie war.
    Maris‘ Bedenken, dass Leyla in der Heilkammer keine Zeit für Erkrankungen des Geistes hatte, wenn es so viele Wunden zu versorgen gab, war ihr ebenfalls bereits gekommen. Zudem wusste sie nicht einmal, ob es heilbar war, was sie plagte. Vorerst musste sie einfach nur sicher sein können. Sie wollte die Bestätigung, dass sie nicht verrückt wurde, dass es wirklich mehr als eine Chala gab. Obwohl sie das wohl ebenso als verrückt einstufen würde. Aber zumindest nach ihrem Dafürhalten, lag ein Unterschied darin, ob man wusste, dass man verrückt war.
    Geändert von Chala Vered (05.06.2024 um 00:03 Uhr)

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