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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Hm“ brummte Sunder während er diesen DraconiZ erst verdutzt und einige Wimpernschläge später eher skeptisch anschaute. Der Seebär war etwas verwirrt, gerade eben stand er noch alleine unter einem Baum und machte eine wohlverdiente Verschnaufpause und zack, steht plötzlich Jemand hinter ihm. Das allein war es aber nicht, was ihn etwas durcheinander brachte, sondern vielmehr das was der Bursche erzählt hatte, nämlich das er in Khorinis bei der Armee war und das sie sich kennen könnten. Dem Seebären kam das Gesicht seines Gegenüber auf Anhieb nicht bekannt vor, aber das schloss ja nicht aus, das sie sich schon mal begegnet waren. Der alte Seemann hatte schon so viele Gesichter in seinem Leben gesehen, da war es eigentlich nur logisch, das einige davon so sehr in Vergessenheit gerieten, das er sich einfach nicht mehr daran erinnern konnte.
Das DraconiZ den Kommandanten aus gemeinsamen Zeiten in Khorinis kennen wollte, hielt Sunder durchaus für möglich, da gab es eigentlich nichts zu zweifeln. Er fand es nur irgendwie seltsam das der mutmaßliche Kumpel vom Ulrich plötzlich hier auftauchte. Nach all den Jahren, irgendwo im Nirgendwo, wie wahrscheinlich war so was?, auf jeden Fall so unwahrscheinlich, das man auf solch Ereignis keine Wette abschließen würde. Andererseits, die Gewinnquote für solch eine Wette müsste naturgemäß gigantisch hoch sein, das könnte für manch einen verlockend sein, auch für einen Sunder, wenn er es sich recht überlegte, ein, zwei Goldstücke würde er wohl riskieren. Der alte Seemann bemerkte, das er den Faden verloren hatte, „ach ja“, murmelte er sich in den Bart als ihm die Frage von DraconiZ wieder einfiel.
„Na ja, isch bin ja noch nit solang in der Armee und solang mach isch dat Training auch noch nit, da jibbet eijentlisch nit viel zu zeijen. Wie Klimmzüje, Liejestützen und Kniebeugen aussehen weißte du ja wohl, dat kappt alles schon janz jut, hat der Kommandant jedenfalls jesacht und auch dat Laufen. Aber mit meinem Gleischjewischt sieht nit so jut aus, sacht der Kommandant, dat stimmt blöderweise, deshalb soll ich wohl immer Rollen vorwärts machen und versuchen auf einem Bein zu stehen. Dat klappt noch nit so jut, und dat sieht auch Scheiße aus wenn isch dat mache, deshalb mach isch dat quasi heimlisch, damit dat keiner sieht, verstehste? Na ja, und mehr hat der Kommandant noch nit jezeicht..., also bis ich so Saltos machen kann wir der, dauert dat wohl noch ne janze Weile“ witzelte Sunder. „Dat werd ich niemals schaffen“ dachte der Seebär still weiter, während er DraconiZ anschaute, der ihn entgegen seinen Erwartungen, nicht auslachte.
War das Angebot von dem Kerl ernst gemeint?, fragte sich der Seemann kurz, wäre jedenfalls nicht schlecht. Und vielleicht könnte der Bursche ihm ja wirklich etwas beibringen, dann wäre er nicht mehr so von den Launen des Kommandanten abhängig, kam es ihm weiter in den Sinn. Ein kluger Gedanke, fand Sunder, der sich kurzerhand entschloss DraconiZ auf sein Angebot anzusprechen, obwohl es nicht unbedingt seine Art war um Hilfe zu bitten. „Also wenn dir dat nit zu blöd ist disch mit nem alten unjelenken alten Mann abzujeben fände isch et janz jut wenn du mir wat zeijen würdest, wat misch weiterbringt“ fragte der Seebär seiner Meinung nach recht geschickt verpackt, nach Unterstüzung...
Geändert von Sunder (12.02.2024 um 19:48 Uhr)
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Ein klein wenig Abseits des Hofes
Jacques ignorierte Jörgs Bemerkung bezüglich der Schmiedin geflissentlich und vollführte ein paar Luftschläge mit der Übungswaffe, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Die Gewichtsverteilung war anders, als er von seiner echten Hellebarde gewohnt war – etwas kopflastiger –, aber er war zuversichtlich, dass er damit zurechtkommen würde.
„Bereit?“, fragte Jörg und nahm seine Ausgangsposition ein, die Trainingshellebarde zum Schlag bereit über den Kopf erhoben.
Jacques entschied sich für eine tiefe Hut, die Spitze auf seinen Kontrahenten gerichtet. Herausfordernd sah er Jörg in die Augen: „Komm, wenn du dich traust!“
Und wie Jörg sich traute! Der drahtige Krieger machte einen schnellen Ausfallschritt zur Seite, um aus der Linie von Jacques Hellebarde zu kommen, und schlug zu. Fast hätte er Jacques damit auf dem falschen Fuß erwischt, dem jungen Milizsoldaten gelang es im letzten Moment, den Hieb mit dem Schaft der eigenen Waffe abzulenken.
Jörg ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. Sein Angriff hatte ihm das Momentum gesichert, und er war nicht bereit, es so rasch wieder aufzugeben. Mit schnellen Stichen und Hieben drängte er Jacques in die Defensive. Der konnte sich zwar verteidigen, musste jedoch mit jeder weiteren Attacke mehr Raum geben. Jörg trieb ihn beinahe vor sich her.
„Ist das alles, was du gelernt hast?“, spottete der Krieger zwischen zwei Angriffen, „Komm schon, Junge, mach es mir nicht zu einfach!“
Jacques presste nur einen kurzen Fluch zwischen seinen zusammengebissenen Zähen hervor, während er fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, sich eine Verschnaufpause von Jörgs ununterbrochenen Attacken zu verschaffen.
Da! Da war seine Chance! Jörg versuchte einen Fegeschlag in Richtung von Jacques‘ Knöcheln. Statt zu blocken oder zurückzuweichen, hob Jacques im letzten Moment den Fuß und trat dann gezielt auf Jörgs Hellebarde. Das Manöver überraschte den Krieger tatsächlich, und obwohl es Jacques nicht gelang, ihm damit die Waffe aus der Hand zu reißen (wie er insgeheim gehofft hatte), war doch Jörgs Angriffsfluss unterbrochen. Jacques verschwendete keine Zeit und drehte sofort den Spieß um – jetzt war er derjenige, der attackierte, während Jörg sich Schritt für Schritt zurückziehen musste.
Das Geräusch der aufeinanderprallenden Holzschäfte hallte über den Hof, als die beiden Männer verbissen versuchten, einen Vorteil in dem Duell zu erlangen. Der Rausch des Kampfes überkam Jacques mehr und mehr, er begann, alles andere auszublenden. Seine Welt bestand nur noch aus dem Austausch von Hieben und Stichen, dem Spiel von Angriff und Parade, Finte und Ausweichmanöver. Die Anstrengung ließ ihm den Schweiß von der Stirn rinnen, aber er kontrollierte seinen Atem, wie er es gelernt hatte, blieb ökonomisch mit seinen Bewegungen, um keine Energie zu verschwenden. Er verfolgte Jörgs Bewegungen, analysierte sie, suchte nach Mustern und noch so kleinen Schwachstellen, die er ausnutzen konnte…
Bis er eine fand. Hiebe von der rechten Seite parierte Jörg sehr weit von seinem Körper entfernt. Das ließ eine Öffnung – für den Bruchteil einer Sekunde nur, aber wenn er schnell genug war…
Jacques machte einen schnellen Schritt zur Seite und täuschte gut lesbar einen Hieb von rechts an. Wie erwartet, brachte Jörg seine Waffe in eine Abwehrposition, aber bevor die Schäfte aufeinandertreffen konnte, zog Jackes seine Waffe zurück und verwandelte den Hieb in einen Stich in Jörgs Magengegend. Der Krieger sprang mit den geübten Reflexen eines langjährigen Kämpfers zurück, aber es war zu spät und zu wenig – die Spitze von Jacques Stecken traf ihn im Bauch. Wenn es sich um eine echte Waffe gehandelt hätte, wäre Jörg zumindest nicht unverletzt davongekommen.
„Scheiße!“, rief Jörg und trat ein paar Schritte zurück. Ungläubig starrte er an sich herab, bevor er den Kopf hob und grinste.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass das dein Verdienst war, Kumpel?“, feixte er, „Ich war mit den Gedanken einfach nur gerade bei den Mädels…“
„Na aber sicher doch. Ich hab‘ dich trotzdem erwischt!“
„Naja, ein bisschen. Ein Kratzer vielleicht. So ein kleiner.“
Jacques verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Jörg, du bist echt…“
„Noch lange nicht fertig mit dir!“, unterbrach ihn der Krieger und attackierte ohne Vorwarnung. Jacques wich gerade so zur Seite aus, wäre dabei aber fast gestolpert. Mit Mühe konnte er sich fangen.
„Lass… dich… nicht… ablenken!“, stieß Jörg zwischen den einzelnen Hieben hervor, die jetzt wie Hagel auf Jacques einprasselten. Jacques verteidigte sich solide, aber Jörg zeigte bald, dass er doch noch ein paar Tricks draufhatte. Als Jacques seinerseits zuschlug und Jörg parierte, packte er plötzlich Jacques Hellebarde und hielt sie fest. Seine eigene Waffe ließ er einfach fallen und zog stattdessen mit einer flüssigen Bewegung seinen Dolch. Jacques ruckte noch immer an seiner Hellebarde, aber Jörg hielt sie einfach weiter fest. Mit einem Schritt war er bei dem Milizsoldaten und hielt ihm die Spitze des Dolches unters Kinn. Jacques erstarrte.
„Schätze, wir sind wieder gleich auf“, stellte Jörg grinsend fest, „Stangenwaffen sind großartig wegen ihrer Reichweite, aber wehe, jemand kriegt das Kunststück hin, dir zu nah auf die Pelle zu rücken.“ Er zuckte mit den Schultern und steckte den Dolch wieder weg. „Deine Technik mit der Hellebarde ist wirklich ordentlich, das muss ich zugeben. Da kann ich dir wahrscheinlich nicht mehr viel beibringen… Der Rest ist Erfahrung. Aber verlass dich nicht allein darauf. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen dir eine Stangenwaffe nicht weiterhilft – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Reichweite. Wenn du wirklich auf dem Schlachtfeld überleben willst, musst du in der Lage sein, in allen Distanzen zu kämpfen. Ich denke, du solltest dich als nächstes darauf konzentrieren, den Umgang mit Waffen für die Nahdistanz zu üben – Schwert und Dolch. Und auch den Ringkampf natürlich.“
„Heißt das, ich du schuldest mir jetzt ein Bier?“
„Was?“ Jörg schaute Jacques einen Moment lang verwirrt an, hob dann aber lachend den Zeigefinger. „Oh du… die Wette, meinst du? Die war mit Calan, Kumpel, und den seh‘ ich hier nirgendwo!“
„Du willst dich also drücken?“ Jacques hob drohend seine Trainingshellebarde.
„Spinner! Verflucht, na gut… du hast es geschafft, mich mit einer dämlichen Finte zu überrumpeln, das muss ich dir lassen. Wenn wir mal wieder an einer Kneipe vorbeikommen, kriegst du dein verdammtes Bier!“
„Na also!“ Jetzt war es an Jacques, breit zu grinsen, bevor er sich räusperte. „Aber wegen Schwert und Dolch und so… kannst du mir das auch beibringen?“
Jörg zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich bin natürlich ein absolut großartiger Schwertkämpfer…“
„Natürlich.“
„… aber um ehrlich zu sein nicht der beste Schwertkämpfer der Truppe.“ Er zwinkerte, als Jacques schockiert die Augen aufriss.
„Nicht?“
„Nein! Diese Ehre gebührt wohl unserem Kommandanten. Er hat sein Wissen auch schon an etliche Männer weitergegeben. Also, am besten du wendest dich deswegen mal an ihn.“
„An…“ Jacques schluckte. „An Ulrich also.“
„Ja. Warum? Denkst du, das ist ein Problem?“
„Ich weiß nicht“, gab Jacques zu, „Ich glaube, Ulrich war zuletzt wenig angetan von mir. Ehrlich gesagt.“
Jörg lachte leise. „Tja, vielleicht hast du da sogar recht. Aber ich sag dir was… Wenn du willst, dass er wieder gut über dich denkt, dann beweise ihm, dass du bereit bist, an dir zu arbeiten! Dass du dir den Arsch aufreißt, dass du dich nicht versteckst und dass du ernsthaft versuchst, besser zu werden! Niemand von uns ist als Meisterkämpfer vom Himmel gefallen. Uns alle hat es eine Menge Schweiß und Blut gekostet, da hinzukommen, wo wir jetzt sind. Wenn du also den Respekt des Kommandanten willst, dann zeig ihm, dass du bereit bist, denselben Preis an Schweiß und Blut zu zahlen!“
Jacques presste die Lippen zusammen und nickte. Jörg hatte sicherlich recht. Er würde seinen Stand bei Ulrich nicht verbessern, indem er den Kopf in den Sand steckte. „Gut, ich werde den Kommandanten fragen, ob er bereit ist, mich auszubilden.“
„So ist’s recht! Und jetzt, lass uns etwas essen… Es wird spät und ich bin am Verhungern! Die Schufterei hier lässt einem wirklich den Magen knurren.“ Jörg runzelte die Stirn und kratzte sich am Kinn. „Wieso haben wir eigentlich keine Handwerker aus Thorniara kommen lassen, außer der Schmiedin?“
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kleine Weide hinter dem Wohnhaus des Pferdezüchters
Die Begegnung mit DraconiZ steckte dem Kommandanten förmlich in den Knochen, er fühlte sich so schwach und erschöpft, als hätte er einen anstrengenden Kampf ausgefochten. In gewissem Sinne war dieses Bild sogar zutreffend, mit sich selber ringen, gegen Gefühle und Zweifel ankämpfen konnte ebenso kräftezehrend sein, wie ein Kampf auf Leben und Tod. Diese Erfahrung hatte Ulrich schon öfters gemacht, in dieser Intensität allerdings nur selten. In der Wohnstube der Familie, die unvermittelt als Plattform für Zeitreisen diente, geschahen Dinge an die der Kommandant nie im Leben gedacht hätte und vermutlich kaum glauben würde, wenn ihm Jemand diese Geschichte erzählen würde. Was dort geschah, war mit dem Verstand nicht zu begreifen, kein Wunder, nichts davon ließe sich mit klaren Gedanken logisch erklären. Was dort geschah spielte sich hauptsächlich auf Gefühlsebenen ab, möglicherweise waren noch göttliche Energien im Spiel, zwischendurch glaubte Ulrich derartiges wahrzunehmen, beschwören könnte er es nicht.
Um auf andere Gedanken zu kommen beschloss der Streiter Innos einen Rundgang über den Hof den Hof zu machen. Frische Luft schnappen und sich die Beine vertreten, hatte ihm schon so manches mal geholfen im Kopf wieder klar zu werden, das war dringend nötig. Der Wiederaufbau des Pferdeschuppens machte gute Fortschritte, sofern man das im Vorbeigehen denn beurteilen konnte. Der Kommandant verzichtete darauf die Baustelle näher zu inspizieren, er wollte gerade gar nicht wissen ob es eventuell Probleme gab, wenn es welche gäbe, würden seine Männer es schon richten, auch ohne ihn. Zudem stand Ulrich nicht unbedingt der Sinn nach Gesellschaft oder belanglosen Gespräche, deshalb ging er zügig weiter und lenkte seine Schritte Richtung Haupthaus der Familie. Denn von dort hatte der Kommandant das Wiehern eines Pferdes gehört, er hatte sich schon gefragt wo die Tiere abgeblieben waren, denn zu sehen waren sie nicht.
Obwohl er sich lautlos bewegte schienen die Pferde zu bemerken, das er um die Ecke des Wohnhauses kam, vermutlich hatten sie ihn schon vorher gewittert, mutmaßte der Streiter Innos. Aus welchen Gründen auch immer, vergewisserte sich der Kommandant als erstes, ob wirklich alle Tiere beisammen wären, es waren immer noch 5, stellte er zufrieden fest. Die Pferche in denen die Pferde standen, waren nicht sonderlich groß, wahrscheinlich dienten sie nur als alternative Unterbringung zum Stall. Ansonsten liefen die Tiere wohl frei auf dem Hof herum, normalerweise, hatte er mal nebenbei aufgeschnappt, aber damit wären die Pferde derzeit wohl überfordert, sinnierte Ulrich. Ein gutes Plätzchen zum verweilen dachte der Kommandant, als er die kleine Bank vor der Hauswand entdeckte, er ließ sich dort nieder und schloss die Augen...
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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Entweder Sunder besaß genug Taktgefühl um nichts zu sagen oder aber er konnte sich wirklich nicht mehr an den ehemaligen Paladin erinnern. Was auch immer es war es war DraconiZ nur recht und er begann sich auf die bevorstehende Herausforderung zu konzentrieren. »Nun«, begann er und hob einen Stecken vom Boden auf und zeichnete damit ein Dreieck auf den Boden, dass er in drei Hälften teilte und darum einen Kreis zeichnete. »Ulrich ist ein erfahrener Mann und hat quasi genau das getan, was ich auch getan hätte. Kraft ist das Fundament für die Körperbeherrschung«. Er deutete mit dem Stecken auf den unteren Teil des Dreiecks und schrieb Kraft hinein. »Eine schlechte Botschaft voraus: Du wirst leider nicht umhin kommen da weiterhin dran zu arbeiten. An allen Dingen die ich dir zeigen werde. Körperliche Fähigkeiten verschwinden wie sie gekommen sind nutzt man sie nicht«. Damit bestätigte er indirekt den Wunsch von Sunder bei ihm zu lernen. Der Assassine freute sich darauf. Das war eine gute Gelegenheit etwas aus seinem Gedankenkonstrukt zu kommen. »Kraft wird unterstützt durch Ausdauer und Mobilität«. Er schrieb diese beiden Dinge weiter oben in das Dreieck. »Zusammengehalten wird all dies durch Mut«, der Stecken schrieb Mut an den Kreis. »Ohne Mut wirst du nicht in den Handstand und schon gar nicht in einen Salto kommen«, stellt er sachlich fest.
»Wenn du mir also bei meiner Lehre folgen möchtest, dann ist mein erster Ratschlag die Übungen von Ulrich weiter auszuführen und um die folgenden drei Dinge zu erweitert: 1. Verbringe so viel Zeit wie möglich in der Hocke um die Mobilität deiner Hüfte zu verbessern. 2. Wenn du Klimmzüge machst nimm dir nachher noch Zeit um an dem Ast hin und her zu schwingen wobei du bei der Vorwärtsbewegung die Brust raus streckst und bei der Rückwärtsbewegung das Gegenteil machst. Ist gut für die Schulter. Als letztes kannst du anfangen in den Handstand zu kommen. Das machst du indem du dich mit dem Rücken zu einem Baum stellst und mit den Füßen hochkletterst. Dann bleib in der Position und gewöhnte dich daran.« DraconiZ schaute Sunder neugierig an und dieser nickte und brummelte etwas in seinen Bart. An die Aussprache des Seebären musste er sich erst einmal gewöhnen. Er besaß aber genug Pietät um ihn nicht darauf anzusprechen. »Mut kommt schließlich dadurch, dass man sich seiner Angst stellt. Also auch dadurch, dass man länger im Handstand steht als man sich eigentlich erst zutraut«. Der Klingenmeister überlegte, dann nickte er und wandte sich dazu Sunder einmal vorzuführen was er genau meinte. Worte alleine konnten Übungen nur schwerlich beschreiben.
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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Aufmerksam lauschte Sunder den Worten von DraconiZ und verfolgte, mit zeitweilig aufblinkenden Fragezeichen auf der Stirn, die einfache Zeichnung, die der Neuankömmling nebenher mit einem Stock, auf dem Boden entstehen ließ. Die Worte an sich verstand der alte Seemann sehr wohl, nur der Zusammenhang wollte sich ihm auf Anhieb nicht erschließen. Was hatte Mut mit Handstand machen zu tun?, das ergab für Sunder keinen Sinn, er würde sagen man braucht dazu das gewusst wie und den Willen dies zu tun, irgendwie verwirrend. Am Ende von DraconiZs Ausführungen stand der Seebär etwas ratlos da und betrachtete schulterzuckend, begleitet von leichtem Missmut, den inzwischen fertiggestellten, seltsamen Kreis auf dem Boden. Nicht wirklich hilfreich, stellte der alte Seemann nach einer Weile nüchtern für sich fest, eher das Gegenteil war der Fall.
„Hör mal..., isch hab et nit so mit dem lesen, isch kann mit so nem Gekritzel nix anfangen, muss dat sein?“ maulte Sunder. „Bei uns jab et früher sowat nit, isch hab dat nie jelernt und eijentlisch brauch isch dat auch nit, mit nem Schiff von Khorinis nach Vengard zu sejeln hab isch auch ohne dat lesen hinjekriescht..., verstehste?“ erklärte der Seebär. „Bei uns früher“ wiederholte Sunder in Gedanken und wurde etwas wehmütig, er konnte sich an frühere Zeiten so gut wie gar nicht erinnern. Es fühlte sich manchmal so an, als hätte er nie eine Vergangenheit gehabt, keine Kindheit, keine Eltern, kein Zuhause. Er könnte nicht sagen wo er geboren wurde, er könnte allenfalls sagen in einem kleinen Fischerdorf, da hatte er ein paar vage Bilder im Kopf, aber wo genau?, er wusste es einfach nicht. Und was war mit Mutter und Vater?, die muss er ja wohl gehabt haben, sonst wäre er nicht hier, aber Erinnerungen an sie, Fehlanzeige. Er wüsste nur zu gerne wer sie waren, wie sie waren, wie sie aussahen, traurigerweise kannte er nicht mal ihre Namen,..., es war so als hätte es sie nie gegeben. Zu schade das er jetzt nicht im Klabautermann saß, das wäre genau der richtige Ort und die richtige Zeit um seinen Kummer mit dem ein oder anderen Bierchen, einfach herunterzuspülen.
Stattdessen musste er sich wohl oder übel mit dem begnügen was gerade da war und das war nicht unbedingt das, wovon der alte Seemann schon sein ganzes Leben lang geträumt hatte. DraconiZ hatte eindrucksvoll demonstriert wie man ganz leicht, bei ihm sah es zumindest leicht aus, in einen Handstand kommt und schaute ihn nun erwartungsvoll an, auffordernd kam wohl eher hin. Der Seebär, seine Freude darüber die Übung nachzumachen hielt sich in Grenzen, stellte sich mit etwas Abstand, den Rücken zum Baum gerichtet, davor. Beugte sich anschließend nach vorn, stützte sich auf seinen Händen ab und versuchte mit den Füßen den Stamm hoch zu wandern, was auch verdächtig gut klappte. „Jeht doch“ brummte er zufrieden in einem Anfall von Selbstüberschätzung, weil er es schaffte, diese sicherlich komisch aussehende Körperstellung, zu halten.
Doch schon bald schoss ihm das Blut in den Kopf und erzeugte einen unangenehmen Druck, ihm wurde schwindelig. Zu diesem Übel kam noch, das seine Arme der Meinung waren er sei zu schwer für solche Späße, sie begannen zu zittern. Der alte Seemann versuchte sie mit Willenskraft vom Gegenteil zu überzeugen, was kurze Zeit tatsächlich gelang, doch dann brach das menschliche Konstrukt einfach in sich zusammen, er landete mit dem Gesicht unsanft im Dreck. „Dat fühlt sisch irjendwie nit rischtisch an“ keuchte Sunder völlig außer Atem, „und jesund auch nit..., irjendwat läuft da noch gewaltisch schief“, knurrte er verärgert...
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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Der Assassine schaute einige Momente etwas verwirrt bei den Ausführungen des Seebären. Die komische Aussprache tat wohl das ihrige dazu. »Eher praktisch interessiert hmm?«, meinte er dann nach einer Weile und versuchte die Kritik an seinem Trainingskonzept einfach zu akzeptieren, was ihm sichtlich Mühe bereitete. Im Endeffekt stellte das aber tatsächlich eine große Veränderung für ihn selbst dar. In Varant wäre er einfach fortgefahren und hätte noch deutlich drastischer versucht seinen Standpunkt durchzusetzen. Irgendetwas veränderte sich langsam. Ohne es zugeben zu wollen ängstigte ihn die Vorstellung vor so einer großen Veränderung zu stehen.
Während er so nachdachte kam Sunder wieder sprichwörtlich auf den Boden der Tatsachen zurück und zog den Streiter zurück ins hier und jetzt während er den Seebären vor dem großen Baum ansah, der ein bisschen wie ein Fisch auf dem Trockenen anmutete. Welch ironisch gut passende Analogie. »Nun für den Anfang sieht das doch gar nicht schlecht aus. Nimm dir einfach Zeit und mache die Übungen jeden Tag weiter. Sehr bald fühlen sich die Übungen nicht mehr so zerreißend an wie jetzt. Alles braucht seine Zeit und du wirst sehen, dass es besser wird. Ich habe schon viele begleitet und ehrlicherweise habe ich noch Keinen getroffen bei dem es am Anfang wesentlich besser aussah. Auch bei deinem Kommandanten nicht«. Er machte eine kurze Pause und fühlte sich genötigt den weit strapazierten Spruch zu ergänzen: »Übung macht den Meister«.
Er gestattete sich und Sunder eine Pause und während Sie sich etwas ausruhten fragte der Klingenmeister: »Wenn du möchtest kannst du mir gerne erzählen woher du stammst und woher deine Art zu sprechen eigentlich kommt. Ich traf schon viele Menschen aber diese Art ist mir noch nicht begegnet«. Er setzte den Seebären nicht unter Druck und erwartete auch keine direkte Antwort. Einige Zeit passierte nichts außer, dass der Wind blies und sie einige verschiedene Tiere dabei beobachten konnten wie sie, natürlich in einiger Entfernung, ihre täglichen Aktivitäten durchführten.
Dann stand DraconiZ irgendwann auf und gab seinem neu gewonnenen Schüler noch eine Aufgabe mit auf den Weg: »Ich weiß du wirst es nicht gerne hören, aber ich habe noch eine Aufgabe zum Nachdenken für dich. Für mich sind Körper und Geist eine Einheit. Man kann das eine nicht ohne das andere verbessern. Daher eine Frage die du, zusätzlich natürlich zu deinen Übungen«, er zwinkerte Sunder zu. »bis zum nächsten Mal beantworten sollst: Was ist Mut und warum braucht man ihn für die Körperbeherrschung?«. Er klopfte dem Seebären auf die Schulter. »Such mich, wenn du eine gute Antwort weißt. Ich werde irgendwo hier auf dem Hof oder in der Nähe sein«. Er verabschiedete sich schon und ging ein paar Schritte. Ergänzte dann aber noch: »Ach und ich möchte deine Antwort. Nicht die Antwort Irgendjemand anderes den du hier zufällig um seine Meinung fragst«. Mit diesen Worten verschwand der Assassine und lies Sunder Raum und Zeit um an Kopf und Körper zu arbeiten.
So forsch und bestimmt er auch Sunder ermutigt hatte so sehr musste er nun auch sich selbst ermutigen. Noch immer hing die Unklarheit der Nutzung der Schattenmimik wie ein Damoklesschwert über ihm. Wie ein Falke der sich jederzeit auf ihn stürzen konnte. Er wusste, dass er sich dieser Aufgabe stellen musste, doch er hatte Angst. Seit Ewigkeiten hatte er Angst. Er starrte gegen einen Felsen der einen langen Schatten warf, so als könnte er den Mut gegen seine Furcht aus dem Stein herauspressen. Es gab eine Litanei gegen die Angst die von den varantischen Klingenmeistern genutzt wurde. Er hatte Sie verspottet, dass sie sich so etwas bedienen mussten, da er mit dem Gott der Angst selbst im Bunde gewesen war und daher nicht den Hauch davon verspürt hatte. Doch das hatte sich geändert. Jetzt war Sie da. Wie ein stiller Begleiter der ihm die Kehle zuschnürte, wenn er daran dachte. »Ich darf mich nicht fürchten. Furcht tötet den Geist«, rezitierte in seinem Kopf. Dann trat er in die Schatten ein.
Eine Woge von Schwärze umfasste ihn und zog ihn in diese unwirkliche Welt aus Nichts und Dunkelheit hinein, die ihn ratlos und verloren zurück lies. Der stille Begleiter – die Angst – umklammerte ihn und presste ihn völlig zusammen. Er war unfähig irgendetwas zu tun. Wäre er noch in der realen Welt hätte er geschrien, doch hier war das nicht überflüssig, sondern einfach unmöglich. Er war im Begriff aufzugeben, sich der Finsternis zu ergeben. »Angst führt zu völliger Zerstörung«, dachte er weiter und gab der Litanei recht. Ja sie zerstörte ihn von Innen heraus. Zog ihn tiefer in den Strudel hinein der ihn vor 13 Jahren verschluckt hatte.
Irgendwann erinnerte er sich an die Konstante, die ihn herausgezogen hatte. Dieser goldene Tropfen aus Licht. Dieses neue Licht, das ihn beflügelt hatte. Und es war auch hier wieder da. »Ich werde mich der Angst stellen«, dachte er weiter und versuchte sich ruckartig von dem ungebetenen Begleiter zu lösen indem er sich nach dem Licht richtete. Doch das funktionierte nicht. Der Griff wurde nur umso härter. »Ich werde ihr erlauben über mich und durch mich zu fließen«. Er folgte der Litanei. Was sollte er sonst tun? Er umarmte seinen monströsen Begleiter und lies sich ungehindert in Angst und Dunkelheit fallen. Irgendwann aber hörte es auf bedrohlich zu wirken und er arrangierte sich einigermaßen mit der Situation. »Wenn die Furcht gegangen ist werde ich das innere Auge wenden um ihren Pfad nachzuverfolgen«, er versuchte zu ergründen wohin Sie gegangen war und fühlte, dass die Angst zu dem goldenen Licht gegangen war, was ihm wie ein Unterstützer die ganze Zeit begleitete.
Im einen Moment dachte der Assassine, dass alles wohl Sinn ergab. Im nächsten Moment war alles völlig schleierhaft. »Wohin die Angst gegangen ist wird nichts mehr sein, nur ich werde übrig sein«, vollendete er die Litanei und wurde mit einem Ruck und der Unterstützung des Lichts wieder zurück neben den Stein vor dem Hof des Pferdezüchters geworfen. Er konnte kaum sagen wie lange er fort gewesen war. Die Position der Sonne hatte sich kaum geändert und doch kam es ihm vor als wäre es Stunden her gewesen. Er keuchte als hätte er einen heftigen Kampf hinter sich gebracht und das hatte er wohl auch. Das war der Weg den er gehen musste. Er musste seine Angst besiegen, wenn er die Oberhand über die Schattenmimik behalten wollte. Immer und immer wieder. »Ich steh auf diese ganze Scheiße«, brummte er in einem Anflug von Selbsttäuschung zu sich selbst und lies sich schwert nach Hinten ins Gras fallen um sich auszuruhen.
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Hinter dem Haupthaus, wo Ulrich dachte, dass er dort seine Ruhe haben könnte... ha, falsch gedacht!
Jacques zögerte, als er Ulrich entdeckte. Der Kommandant saß auf einer Bank hinter dem Haupthaus und hatte die Augen geschlossen, als würde er ein Nickerchen machen. Jacques wollte gerade wieder kehrt machen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut sein Glück versuchen, als Ulrich sich regte. Mit einem Seufzen beugte er sich nach vorn und strich sich nachdenklich über den Kopf, wobei er die Pferde auf der Weide vor ihm betrachtete. Jacques schien er nicht zu bemerken, oder er schenkte ihm einfach keine Aufmerksamkeit. Es wirkte, als würde der Kommandant auf irgendetwas warten?
„Also gut…“, flüsterte Jacques zu sich selbst und straffte sich. Er war ein wenig nervös, das musste er sich eingestehen, aber Jörg hatte sicherlich recht – wenn er dem Kommandanten beweisen wollte, dass er zu etwas taugte, musste er ihm zeigen, dass er bereit war, an sich zu arbeiten.
Er überwand sich und ging zu Ulrich. Der Kommandant hob kurz eine Augenbraue, als er Jacques auf sich zukommen sah, sagte aber nichts.
„Herr Kommandant, äh, Ulrich, Sir… äh…“, fing Jacques an und Ulrichs Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. Verdammt nochmal, reiß dich zusammen!, schalt sich Jacques selbst und räusperte sich. „Also, Jörg hat mir nahegelegt, den Umgang mit einhändig geführten Waffen zu erlernen, und er meinte, Ihr wärt der beste Lehrer dafür… Daher meine Frage, ob Ihr mich unterrichten würdet? Ich meine… ich will schließlich besser werden. In, äh, allem…“
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Zwischen Silberseeburg und Orkwald
Frische Luft drang in die Lungen der Wanderin, die sich auf der einsamen Straße gen Süden befand. Die Veränderung der Umgebung war vor allem in der sauberen Luft spürbar, frei von Schmiededunst, dem Gestank von Unrat und den verschiedensten Geräuschen der Zivilisation. Vor allem aber genoss sie das Fehlen von Schimmel und Moder, welche ihre Behausung der letzten Monde bestimmt hatte. Zu ihrer Rechten erstreckte sich der Silbersee, träge den Launen des Windes folgend. Das Platschen der Wellen gab einen ruhigen Rhythmus vor, dem sie unbewusst ihre Schritte angepasst hatte. Die Ausläufer des Weißaugengebirges zu ihrer Linken wirkten so bedrohlich wie eh und je, wenn sie ihren Blick gen Wipfel streifen ließ. Unweigerlich kamen Erinnerungen an den Drachen hervor.
Auf der anderen Seite des Sees hinter dem Wald, erinnerte sie sich, habe ich den Drachen das erste Mal zu Gesicht bekommen. Der Moment, der mir am besten vor Augen geführt hatte, wie unbedeutend ich bin.
Doch stimmte dies tatsächlich? War sie wirklich so unbedeutend, wie ihre eigenen Gedanken ihr weismachen wollten? Immerhin war der Drache tot, erschlagen von Menschen wie sie es einer war. Es gab irdische Mächte, die sie ergreifen konnte, die sie führen konnte, um die Leiter heraufzuklettern, deren Sprossen ihren sozialen Status darstellten. In diesem Moment hatte sie nicht einmal begonnen ihren Fuß zu heben, wo sie damals vielleicht auf einer der untersten Sprossen gestanden hatte. Gleichwohl zerrten Gestalten an ihr, die ihr unangenehm ähnlich sahen und um jeden Preis dafür sorgen wollten, dass sie nicht einen erneuten ersten Schritt tat.
Chala schüttelte vehement den Kopf, erpicht darauf die unangenehme Vorstellung aus ihren Gedanken zu verbannen.
Ein Blick zum Himmel verriet ihr, dass die Sonne bald untergehen würde.
„Hoffentlich regnet es heute nicht noch“, murmelte sie mit einem Anflug Fatalismus.
Sie wollte auf jeden Fall noch den Rand des Orkwaldes erreichen, ehe der Tag zuneige ging, doch das würde noch einige Stunden in Anspruch nehmen. Es sah so aus, als würde sie einige Zeit im Mantel der Nacht reisen müssen. Die Aussicht unter freiem Himmel kampieren zu müssen, sagte ihr ehrlich gesagt nicht sonderlich zu, doch welche Wahl blieb ihr? Sie konnte sich an keine Unterkunft zwischen Silberseeburg und Sumpf erinnern. Doch eine Höhle aufzusuchen kam ebenfalls nur bedingt in Frage, denn in ihrem derzeitigen Zustand wären selbst ein paar Riesenratten zu viel für sie. Da blieb fast nur die Option eines kleinen Lagerfeuers, etwas Moos als Kissen und ihr Umhang als Decke. Doch vielleicht würde die Natur sie noch überraschen.
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kleine Weide hinter dem Wohnhaus des Pferdezüchters
Der gerade ansteigende gute Laune Pegel des Kommandanten, fiel schlagartig wieder in den Keller und zwar dramatisch, als er Jacques erblickte. Der Bursche hatte es tatsächlich in der kurzen Zeit, die er der Truppe angehörte, geschafft sich in der Wahrnehmung Ulrichs in ein ganz schlechtes Licht zu rücken, oder besser gesagt äußerst unbeliebt zu machen. Dementsprechend war der Kommandant, wenig bis gar nicht begeistert, das der Jüngling nun auch noch seine dringend benötigte Ruhephase störte, mam könnte auch sagen er war spontan genervt. Wobei nicht der Anblick des Störenfrieds allein, die Stimmung Ulrichs zunichte machte, vielmehr war es das Anliegen des Burschen das er vorbrachte, das war deutlich schlimmer.
„Ich glaube dir gern das du in allen besser werden möchtest“ brummte der Kommandant, „die Frage ist nur ob du überhaupt dazu in der Lage bist, bislang hast du dies noch nicht unter Beweis gestellt, eher das Gegenteil ist der Fall“ fügte er bissig hinzu. „Was genau, Jacques, ist an der einfachen Grundregel innerhalb der Truppe nicht zu verstehen? – die da lautet, ich bin der Ranghöchste und gebe die Befehle und Jeder macht was ich sage, Punkt. Ich finde ja das könnte man sich gut merken doch du scheinbar nicht, anders kann ich mir nicht erklären warum du ständig Flausen im Kopf hast und gegen diese – ich wiederhole nochmal – ganz einfache Regel verstößt. Ich gehe mal wohlwollend davon aus das dies keine Respektlosigkeit meiner Person gegenüber ist - das würde dir auch nicht gut bekommen – aber was ist es dann, Dummheit?, Selbstüberschätzung?, Anfälle von geistiger Umnachtung? Ich weiß es nicht, weißt du es? - egal was es ist, es ist nicht förderlich für deine Karriere als Soldat in der Armee – ich wage an dieser Stelle die kühne Prognose, das dein merkwürdiges Verhalten sogar sehr hinderlich ist“, tat Ulrich leise seinem Unmut kund.
„Du hast meine Geduld schon über Gebühr strapaziert – Sunder übrigens auch - ich wüsste nicht warum ich noch mehr Zeit und Nerven in die Ausbildung eines unwilligen Soldaten stecken sollte, das ergibt keinen Sinn. Bevor ich nicht erkenne, das du wirklich begriffen hast worum es hier geht, werde ich den Teufel tun, dich in die Künste des Schwertkampfes einzuweisen – ich habe einen Ruf zu verlieren, den setz ich doch nicht wegen eines Möchtegern aufs Spiel“ knurrte der Kommandant. „Nein, zuerst musst du beweisen – und Sunder am besten gleich mit – das du es wert bist sich weiter mit dir zu beschäftigen, das du in der Lage bist auch etwas richtig zu machen. Natürlich nur wenn du dazu bereit bist, ansonsten solltest du dir ernsthaft die Frage stellen ob die Armee wirklich das richtige für dich ist“ schloss Ulrich seine kleine Kritikrede ab.
„Ich bin bereit“ setzte der Kommandant nach einer kleinen Denkpause an, „weil ich ja im Grunde meines Herzens eine gütiger Mensch bin, dir und Sunder eine letzte Chance zu geben. Ich denke da an einen Auftrag den ihr beide alleine durchführen werdet, ich habe da schon etwas im Sinn, ich muss das nur noch gedanklich zu Ende bringen. Bis es soweit ist solltest du es vermeiden in weitere Fettnäpfchen zu treten – und idealerweise machst du dich sogar nützlich – wegtreten“...
Geändert von Sir Ulrich (16.02.2024 um 19:29 Uhr)
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Am nördlichen Rand des Orkwalds
Knisternd prasselte ein kleines Feuer neben Chala, die sich ein kleines Stück vom Weg an den Ausläufern des Weißaugengebirges für die Nacht niedergelassen hatte. Zwar jagten ihr die hohen Gipfel noch immer einen Schauer über den Rücken, doch die Alternative wäre der Orkwald gewesen, dessen Bewohnern sie des Nachts lieber keinen Grund geben wollte, ihr aufzulauern.
Mit einem Ast stocherte sie gedankenverloren in den lodernden Flammen, was weiße Funken in den Himmel stiegen ließ, die wie Glühwürmchen um den Rauch tanzten. Morgen sollte sie den zweiten Teil der Strecke hinter sich bringen können. Gegen Abend erwartete sie im Sumpf anzukommen, insofern sie im Wald auf keine Probleme stieß. Es war kein sicherer Ort für eine einsame Reisende, schon gar nicht, wenn ihre einzige Möglichkeit der Verteidigung das Wegrennen umfasste. Zwar lag Wildkatze treu neben ihr in seiner Scheide, doch wäre Vered derzeit nicht in der Lage, das Schwert sinnvoll einzusetzen. Ohnehin malte sie sich keine Chancen im Kampf gegen einen Ork aus, der sie mühelos überwältigen konnte. Es blieb ihr also nichts anders übrig, als auf ihr Glück zu hoffen, das zugegebenermaßen in den letzten Jahren eher zurückhaltend gewesen war.
Die Aranisaani führte sich den Grund ihrer Reise vor Augen und ein Gedanke begann an ihr zu nagen. Was, wenn sie wirklich nicht immer Herr über ihren Körper war? Was wenn das, was auch immer von ihr Besitz ergriff, andere Pläne verfolgte und sie auf unterschiedliche Pfade schickte? Ein Risiko, das sie nicht eingehen konnte, doch welchem sie eventuell entgegenzuwirken wusste.
Sie legte den Ast beiseite, der noch einen kurzen Moment glomm, ehe er in einer dünnen Rauchschwade erlosch. Ihre Hände durchsuchten unterdessen ihren Leinenbeutel und holten das Buch, sowie Federkiel und Tinte hervor. Sie schlug die erste leere Seite fast am Ende der Kladde auf, schraubte das Tintenfässchen auf und tunkte den Kiel hinein, ehe sie in ihrer üblichen gedrungenen Schrift einen Eintrag verfasste.
Wenn du dies liest, ist es unabdingbar, dass du den Sumpf und den großen Baum Tooshoo erreichst. Wir brauchen Hilfe von den Leuten dort, denn unser Körper gehorcht vermutlich mehr als einer Seele. Frag nach Ryu, Dennik oder im Notfall nach Pete und bitte sie, dir mit einem Problem zu helfen, das deinen Geist betrifft. Ich vermute, dass es dort Magiebegabte gibt.
Noch einmal las sie die Worte in ihrer Muttersprache durch, entdeckte bereits einige Dinge, die sie klarer hätte ausdrücken sollen, doch es musste genügen. Selbst wenn jemand anderes, als sie das Geschriebene las, war sie darauf angewiesen, dass den Worten folge geleistet wurde. Für den Moment hatte sie jedenfalls ihr Möglichstes getan, weshalb sie die Schreibutensilien wieder in ihrem Beutel verstaute.
Schuhuuu
Der Ruf einer Eule drang aus dem nahen Orkwald und das Feuer knackte laut zur Antwort. Es war Zeit etwas Schlaf zu finden, denn morgen würde sie vielleicht schon eine Antwort auf die Frage bekommen, die sie seit Jahren plagte, aber nie auszusprechen bereit gewesen war.
„Gibt es noch mehr als mich in diesem Körper? Andere?“
Diese Worte übergab sie den Flammen, ehe sie sich auf den harten Boden niederließ, ihren weiten Umhang als Decke nutzend, und den Geräuschen der Nacht lauschte.
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Im Orkwald auf dem Pfad Richtung Süden
Seltsam fühlte es sich an durch den Orkwald zu streifen. Die Geräusche waren ähnlich wie die eines normalen Waldes, dennoch nicht ganz gleich. So, als wären die Vögel hier argwöhnischer, krächzten sie mehr, als dass sie sangen. Ein jedes Rascheln im Unterholz ließ die Wanderin aufhorchen, ihre ohnehin angespannten Nerven strapazieren. Ein ruhiger Waldspaziergang sah anders aus und doch blieb ihr keine andere Wahl, als zwischen den dunklen Bäumen über den ausgetretenen Pfad zu wandern. Das Blätterdach ließ wenig Tageslicht durch, sodass es wirkte, als wäre es bereits Abend. Die dichten Wolken, die sie durch die Blätter und Äste hindurch am Himmel wabern sah, trugen ihren Teil zu der unheimlichen Atmosphäre bei. Der Geruch von totem Holz und feuchtem Moos dominierte ihre Nase, doch war es bei Weitem nicht so schlimm, wie die Flure der Arena am Silbersee.
An einer Weggabelung hielt sie kurz inne, versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung der Sumpf lag. Ein naher, toter Baum, der wohl in der Vergangenheit von einem Blitz getroffen worden war, erregte ihre Aufmerksamkeit. Er stand genau am Scheitelpunkt des Pfades und reckte sein knorriges, geschwärztes Geäst klauenartig gen Himmel.
Am Fuße des Stammes zwischen einigen Wurzeln entdeckte Chala eine der Markierungen, die ihr Dennik einst gezeigt hatte. Ein Symbol des Waldvolkes, welches sie jedoch nicht zu deuten wusste. Es waren einige Steine, die in einem Dreieck angeordnet waren, zur Linken lag etwas trockenes Laub und drei Äste, die parallel zu den Steinen drapiert worden waren. Die rechte Seite war mit einem Pilz dekoriert, welcher von einigen Maden zerfressen wurde.
Die Bedeutung des Symbols blieb ihr verschlossen und es war müßig nach einer Lösung zu suchen, für die es keine Anhaltspunkte gab. Das Zeichen konnte für einen versteckten Vorrat stehen, ein Wegweiser oder gar eine Warnung sein.
Vered erhob sich aus der Hocke und richtete ihren Blick abermals gen Himmel. Wenn sie wenigstens die Sonne sehen könnte, um eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, in welcher Richtung sich Tooshoo befand. So wie die Dinge standen, würde sie eine Zufallswahl treffen müssen.
Der linke Pfad war es, dem sie zu folgen entschied, denn sie schlussfolgerte, dass es sinnvoller wäre sich eher landeinwärts zu halten, als einen Schlenker Richtung Küste zu machen. Denn auch wenn sie nicht genau sagen konnte, in welcher Richtung Süden lag, war sie sich doch recht sicher, dass sie zumindest grob in die richtige Richtung unterwegs war.
Das etwas mulmige Gefühl war weiterhin ihr Wegbegleiter, seit sie den Orkwald betreten hatte. Sicherheit suchend tastete sie nach ihren Wurfmessern, die sich wie gewohnt an ihrer Hüfte befanden. Plötzlich jedoch kitzelte sie etwas an der Hand, die sie reflexartig hoch zur Brust nahm. Ein erschrockener Blick nach unten ließ Ekel in ihr aufsteigen, als sie einen fetten Falter entdeckte, der sich an ihr Hosenbein klammerte. Seine Flügel waren giftgrün mit gelben Sprenkeln, die langsam auf und ab schlugen.
„Verschwinde!“, rief sie etwas zu laut und schlug nach dem Insekt, welches dem Angriff auswich und davonflog.
Die Dunkelhäutige schüttelte sich, versuchte sich zu beruhigen.
Nur ein Käfer, nichts weiter…
Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass in diesem Wald nichts nur ein Käfer war.
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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Wie als hätte ein übergroßes Wesen ihn verschluckt, durchgekaut und wieder ausgespien fiel der Streiter klatschend in den Bach nahe des Pferdehofes. Einen Moment blieb er unter Wasser, unfähig sich wieder an seine manifestierte Form zu gewöhnen, dann nahm er seine Kraft zusammen und kam taumelnd zum stehen. Wasserperlen liefen seine Rüstung hinab und er keuchte. Einmal um das Wasser aus seinem Körper zu pressen und auch um der Erschöpfung Rechnung zu tragen. »Die Schatten verraten dich, denn sie gehören mir«, eine dämonische Stimme, uralt und voller reiner Bosheit, ertönte in seinem verwirrten und verängstigen Geist. Blut tropfte aus seiner Nase und er fiel mit den Knien zurück in das Wasser, was ihn bis zu den Schultern wie in einer kalten Umarmung erneut willkommen hieß. In Trance fühlte er wie er sich übergeben musste und schwarzen Schleim brach, der sich wie Gift in den Bach ergoss. Wie ein Kind, dass noch nicht recht laufen gelernt hat kam er Stück um Stück dem Ufer näher bis er sich schließlich hart auf ein Stück Rasen in der Nähe des Baches fallen lies.
Einige Momente betrachtete er nur die Bäume in deren Schatten er seine Übungen fortgeführt hatte. Er machte Fortschritte. Er spürte den Zorn der Dunkelheit, wenn er sich nach und nach Freiraum erarbeitete. Die Dunkelheit konnte nicht durch die Dunkelheit zurückgedrängt werden. Das konnte nur das Licht leisten. Dieses mysteriöse und wundervolle Licht, dass ihn wieder hierhin gebracht hatte. Dieses war es auch, was ihn jedes mal davor bewahrte zu tief zu versinken und immer wieder zurückkam. Wie ein Leuchtturm, welches sein Schiff von hoher See nach Hause zurückführte. Sein Vater hatte zu ihm gesagt bevor sie nach Khorinis gegangen waren: »Kämpfe nicht gegen die Dunkelheit. Wenn du das Licht erscheinen lässt verschwindet die Dunkelheit unweigerlich«. Ob er wohl auch nur ansatzweise daran gedacht hatte, dass DraconiZ jemals in solch eine Situation kommen würde?
Der Assassine kam zu dem Schluss, dass das wohl sehr unwahrscheinlich war. Als er sich mit den Händen vom Boden abdrückte um aufzustehen zitterte er noch immer so vor Angst, dass er noch zwei weitere Anläufe brauchte um wirklich aufzustehen. Die Stimme ohne Ursprung hallte noch immer an den Grundfesten seiner Seele wider. Und doch war es seine Aufgabe sich der Situation immer wieder zu stellen und so einen Weg aus der Misere – nein zurück ins Leben - zu finden.
Als er wieder auf den Pferdehof zurückkehrte hatten sich die meisten der Anderen schon zurückgezogen. Nur zwei der Männer von Ulrich standen noch etwas abseits des Hofes und hielten Ausschau nach etwaigen Unregelmäßigkeiten. Waren das Jörg und Luthger? Sie hatten sich vorgestellt, aber der Klingenmeister hatte Schwierigkeit in seinem Zustand die Namen und Gesichter zuzuordnen. Gute Männer waren es in jedem Falle.
»Ihr seht aus als hättet ihr mit dem dunklen Gott selbst gefochten«, scherzte die Bäuerin als er in die gute Stube gefunden hatte und sich auf einem der Stühle etwas abseits des Geschehens gesetzt hatte. »mHmm«, brummte er zustimmend, während er sich an die Holzwand lehnte und die Augen versuchte aufrecht zu halten. »Kann man so sagen«, ergänzte er Momente danach. »Es ist noch Essen da«, lud die Bäuerin ihn ein und er stimmte nur zu gerne zu. Als er sich gegenüber der Bäuerin setze schaute sie ihn neugierig an. »Ich habe noch nicht verstanden wie ihr ins Bild passt«, meinte Sie nachdem er einige Bissen genommen hatte. »Eure Rüstung sieht fremd aus, aber von dem was ich zwischen euch und dem Kommandanten so mitbekommen habe kennt ihr euch nicht?«. Sie setze eine Unschuldsmiene auf und Draco konnte es ihr kaum verdenken. Hier draußen war nicht viel los und etwas von Außen zu erfahren kam wohl nicht häufig vor. »Ist eine lange Geschichte. Ulrich und ich haben zusammen in Khorinis gedient. Sein Weg führte ihn weiter hinauf in der Armee des Königs, während meiner mich nach Varant führte.« Sie nickte wissend und forderte ihn durch ihr Schweigen auf weiter zu sprechen. Er entsprach ihrer Bitte, wobei er an brisanten Stellen allgemein blieb. Er erzählte lieber etwas von alten Abenteuern und erinnerte sich zurück, dass er auch Mal ganz passabel die Laute gespielt hatte. Mit der Zeit gewann er den Eindruck, dass ihm nicht nur die Bäuerin zuhörte.
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im Wohnhaus des Pferdezüchters
Nachdem DraconiZ sich verabschiedet hatte, versuchte sich Sunder noch einige Male an der Übung, die ihm der Neuankömmling gezeigt hatte, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Manch böse Zunge würde sicherlich behaupten, gänzlich ohne Erfolg und würden wohl eher die Formulierung kläglich gescheitert wählen. Wenn sie denn den alten Seemann bei seinen Bemühungen in den Handstand zu kommen, beobachtet hätte, dem war zum Glück nicht so. Die Schmach des Spottes blieb ihm erspart, das wäre auch des Guten zu viel gewesen, der Seebär fühlte sich auch ohne Hohn Anderer ziemlich mies. Der Körper völlig ausgelaugt, sämtliche Knochen taten weh, dazu noch die ganzen schmerzhaften Prellungen von den Prügeln, die er von diesen garstigen Zwergen einstecken musste. Eine fatale Mischung, angesichts dessen selbst der größte Optimist nicht mehr auf den Gedanken käme, da noch von Wohlbefinden zu sprechen, diese Sichtweise war zwar wenig tröstlich, aber dennoch hilfreich.
Sie führte zumindest dazu das sich der alte Seemann nach einer Weile wieder aufrappelte, obwohl ihm gar nicht danach zumute war, aber hier in der Pampa herumsitzen und Trübsal blasen war ja auch keine Lösung. Nachdem Sunder sich vergewissert hatte, das Niemand in seiner Nähe war, entschloss er sich kurzerhand zu einer Ganzkörpererfrischung in dem kleinen Bach, eine gute Idee, wie sich danach herausstellte. Das Bad in dem sehr frischem Nass, war beileibe kein Hochgenuss, aber es wirkte wie erhofft äußerst belebend und weckte neue Energien. Nicht unbedingt in dem Maße, das der Seebär plötzlich neuen Tatendrang verspürte, doch zumindest soviel, das er sich wieder in der Lage fühlte, diesen Ort aus eigener Kraft zu verlassen. Sich wieder stark genug fühlte, den Weg zum Wohnhaus der Familie anzutreten, das war ihm nämlich zwischenzeitlich in den Sinn gekommen.
Der Seebär trat ein, ohne Anzuklopfen, im Haus brannte ja Licht, das hatte er von Weitem schon gesehen, also sah er keinen Grund dafür. In der Wohnstube der Familie, in der man sich automatisch befand, sobald man das Haus betrat, waren noch mehr Leute auf den Gedanken gekommen sich hier einzufinden. Martha, Hedwig, die kleine Nele und DraconiZ, der vermutlich gerade etwas interessantes erzählte, eine spontane Schlussfolgerung Sunders, weil er den Eindruck hatte, das die Frauen allesamt aufmerksam zuhörten. Dem alten Seemann stand gerade nicht der Sinn danach sich irgendwelche Geschichten anzuhören, für ihn stand das Thema Nahrungsaufnahme eindeutig im Vordergrund, deshalb war er hier. Martha bemerkte nebenbei das er sich nach etwas Essbarem umschaute und deute dann milde lächelnd auf den großen Kessel über dem Feuer. Sunder nickte dankbar weil er diese Geste als Einladung verstand, deshalb fackelte er auch nicht lange und bediente sich selbst. Mit fetter Beute in Form eines bis zum Rand gefüllten Teller Eintopf, einem großen Kanten Brot und einem Stück Käse, setzte er sich möglichst unauffällig ans Ende des großen Tisches. Er wollte die gemütliche Runde nicht stören, sondern erst mal seine Mahlzeit genießen, das hatte er sich wahrlich verdient...
Geändert von Sunder (19.02.2024 um 18:32 Uhr)
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Auf dem Hof des Pferdezüchters
Die Bauerntochter geleitete Mina von der Scheune hinüber zum Wohnhaus. Die ganze Zeit über hatte die Schmiedin in ungutes Gefühl in ihrer Gegenwart und wusste nicht so wirklich wie sie dies einordnen sollte. Insbesondere weil sie bisher ganz normal mit Agnes über den Hof und die anstehenden Arbeiten hatte reden können. Erst jetzt im Gespräch mit Jacques...
Sich die Stirn massierend wurde der Thorniarerin klar, dass da wohl irgendwas zwischen den beiden laufen musste und die Bauerstochter sie wohl jetzt als potenzielle Rivalin ansah. Was natürlich völliger Schwachsinn war, da sie selbst in keinster Weise an dem Milizler interessiert war. Da sie jetzt gerade mit Agnes allein war, wäre wohl genau der richtige Zeitpunkt dieses Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Doch als Mina das Wort ergreifen wollte, blieben ihr ihre Gedanken im Halse stecken. Natürlich war dies nicht das erste Mal, dass sie in so eine Situation geraten war. Sie erinnerte sich noch recht gut, dass bisher jedwede Klärungsversuche mit den Betreffenden komplett gescheitert waren. Diese Zicken hatten ihr aus völlig abwägigen Gründen jedes Wort entweder im Munde herum, oder ihr aus ihnen einen Strick gedreht. Sehr wahrscheinlich würde es bei Agnes nicht anders ausgehen. Vielleicht wäre es besser das Thema gar nicht erst aufzugreifen und sich nur auf die Arbeit zu konzentrieren?
Als Mina dann anstelle von Worten nur einen tiefen Seufzer von sich ließ, kam es sogleich mit hörbar genervter Stimme von Agnes: "Hast du was gesagt?"
"Was? Nein!", versuchte die Schmiedin die junge Frau sofort zu beruhigen und warf sogleich hinterher: "Ich genieße nur die frische Luft hier auf dem Hof. In der Stadt ist es immer so dreckig!"
"Ah! Ja klar! Keine Ahnung wie ihr Städter es dort überhaupt so lange aushalten könnt!", warf sie gleich noch schnippisch hinterher. "Hier sind übrigens die Pferde...", kam es dann aber auch gleich, als die beiden um die Ecke des Hauses bogen. Neben den Pferden bemerkte die Schmiedin auch einen der Söldner...oder Tagelöhner? So genau konnte Mina das auf Anhieb nicht feststellen. Da der ältere Mann sich aber lieber weiter auf seiner Bank ausruhen wollte, nickte sie ihm nur kurz zu. Zumal Agnes sie auch gleich weiter zu dem Hengst führte, dem sie ein neues Hufeisen anpassen sollte.
"Da ist er, unser ganzer Stolz!", gab Agnes zu verstehen und streichelte dem Hengst liebevoll über die Mäne. Als die Schmiedin näher trat um das Pferd und dessen Huf zu begutachten, fragte sie die Bauerstochter auch sogleich um Hilfe: "Okay, könntest du seinen Huf kurz für mich halten während ich ihn mir mal genauer anschaue?"
"Das kannst du schön selbst machen! Ich hab noch wichtigere Aufgaben zu erledigen und kann hier leider nicht herumtrödeln. Pass aber gut auf dass du ihm nicht in den Huf kratzt!", fügte die junge Frau wichtigtuerisch an und machte sich auch sogleich aus dem Staub. Nach einem weiteren tiefen Seufzer ordnete Mina unverdrossen die Werkzeuge an ihrer Schürze und lief dann zum hengst hinüber. All zu viel hatte sie nicht mit Pferden zu tun, doch wusste sie durch ihre Arbeit, dass es immer gut war sich kurz mit ihnen vertraut zu machen. So ein Huftritt konnte schnell ein paar Rippen brechen und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
Nachdem sie den Hengst ein wenig gestreichelt hatte und er er sie beschnuppern konnte, stellte sie sich alsbald in Position und hob den zu reinigenden Huf. Während sie mit einer Hand das Bein in der richtigen Position hielt, begann sie mit ihren Zangen und Schabern den Huf vorzubereiten. Zum Glück machte der Hengst gut mit, so dass alles ohne Probleme vonstatten gehen konnte. Als nächstes passte sie noch das Hufeisen an das sie mitgebracht hatte und war sehr froh, dass es hier keiner großen Änderungen bedurfte. Mit einem Blick zum ruhenden Söldner lief sie zu einem Holzklotz hinüber an dem sie mit ein paar Schlägen das Eisen bearbeitete. Sie wollte ihn nicht all zu sehr stören, also beeilte sie sich. Die Männer hier leisteten harte Arbeit und hatten auch mal eine Pause verdient!
Als die Schmiedin dann aber zum Hengst zurückkehrte, wurde ihr schnell bewusst, dass sie ohne fremde Hilfe nicht weiter kommen würde. Jemand musste den Huf für sie hochalten, während sie das Hufeisen anbrachte. Die nächste Wahl war leider der arme Kerl auf der Bank.
"Hey, uhm...könntest du mir mal kurz helfen? Ich soll das Pferd neu beschlagen und bräuchte jemanden der den Huf kurz für mich hält. Es sollte wirklich nicht lange dauern!", wandte sie sich zum ihm hinüber und hoffte er würde einwilligen. Wenn nicht würde sie schon noch jemand anderen finden, aber dann müsste sie wohl wieder zuer Scheune zurück.
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kleine Weide hinter dem Wohnhaus des Pferdezüchters
„Grundsätzlich ja, aber ich denke das ist keine gute Idee“ antworte Ulrich auf die Frage der Handwerkerin ob er ihr helfen könne. Er hatte die junge Frau zuvor aufmerksam bei der Arbeit beobachtet und schon irgendwie geahnt das sie nicht alleine zurecht kommen würde. „Ich bin weder mit dem Hengst vertraut, noch kenne ich mich mit Pferden aus, er würde scheuen und das dürfte wohl kaum hilfreich sein“ erklärte der Kommandant sein ablehnendes Verhalten. Um seine These zu bestätigen, stand er auf und ging einige Schritte auf den Pferch zu, Onkel Tom wurde sofort unruhig, der Hengst schnaubte nervös und wich etwas zurück, „siehst du was ich meine?“ Der Streiter Innos wollte Onkel Tom unnötigen Stress ersparen und ging wieder Distanz, das Pferd beruhigte sich wieder. „Man sagte mir, das die Pferde normalerweise recht zutraulich sind, aber nachdem, was die Tiere in letzter Zeit alles durchmachen mussten, sind sie wohl etwas verstört“, begründete er laienhaft das Verhalten der Tiere. „Ich bin übrigens Sir Ulrich, Paladin der königlichen Armee und Kommandant der Männer die hier auf dem Hof rumlaufen..., wir hatten ja noch nicht das Vergnügen“ stellte sich der Streiter Innos vor. „Und wenn ich das richtig sehe bin ich dein Auftraggeber..., du bist doch die Hilfe die Calan in Thorniara angefordert hat, oder nicht?“ fügte er hinzu, „ich denke das müsste noch geklärt werden.“
In diesem Moment kam Jon um die Ecke, „auf ein Wort“ kam der Kamerad ohne Umschweife gleich zur Sache. „Entschuldige, wir haben kurz was zu besprechen“ sagte der Kommandant zur der jungen Handwerkerin bevor sich die beiden Soldaten in eine ruhige Ecke zurückzogen. „Worum geht es“ fragte Ulrich flüsternd, „die Männer werden immer unzufriedener und das kann ich gut verstehen“ begann Jon. Der Kamerad erklärte mit knappen Worten was den Männern gegen den Strich ging, sie monierten vor allem ihre Rolle als Aufpasser und den Einsatz für Arbeiten von denen sie keine Ahnung hätten. „Die Moral der Männer hat deutlich nachgelassen und sind mittlerweile nicht so auf Zack wie sein sollten, wenn du verstehst was ich meine“ schloss Jon ab. „Ja, das habe ich auch schon bemerkt, sie sind etwas unterfordert, dann schleifen sich Nachlässigkeiten gerne mal ein“ meinte Ulrich, der Kamerad nickte zustimmend.
„Ich habe mir tatsächlich schon Gedanken darüber gemacht“ begann der Kommandant, erklärte dem Kameraden was er im Sinn hatte. Nämlich das er beabsichtigte, die Männern auf eine etwas anspruchsvollere Erkundungsmission zu schicken, quasi als Übung um sich wieder aufeinander einzuspielen. „Das ist eine gute Idee, das wird den Jungs gefallen, woran hast du denn gedacht? Wollte Jon wissen. „Erinnerst du dich noch an den Absturz des Meteoriten?“, der Kamerad wirkte fast empört, „natürlich, solch ein Ereignis vergisst man doch nicht.“ Ulrich lächelte, „eine dumme Frage“ gestand er sofort ein, „mein Gefühl sagt mir das mir das wir den Ort dieses Geschehens aufsuchen sollen – logisch erklären kann ich es dir nicht. Vielleicht ist es der Ruf der gefallenen Kameraden, denen nicht die letzte Ehre zuteil wurde. Vielleicht treibt es mich dahin, weil diese Mission keinen Abschluss fand, wir mussten damals ja das Feld räumen...“ Der Kamerad unterbrach, „du musst nichts erklären, ich werde dir auch so folgen..., allein schon weil ich neugierig bin was aus diesem Ort geworden ist.“ „Gut“ brummte der Kommandant erleichtert, „du kannst die Männer vorab schon mal grob informieren, genaueres werden wir bei einem Treffen besprechen. Und Frag Harras ob er sich an den Weg erinnern und eventuell eine grobe Skizze anfertigen kann“ schloss Ulrich ab, „aye Sir“, bestätigte Jon seinen Auftrag.
Die beiden Kameraden beendeten das Gespräch und schlenderten gemeinsam zurück zu den Pferchen, „du kannst nicht zufällig mit Pferden umgehen?“ Jon schüttelte den Kopf, „wieso fragst du“ wollte er dann wissen. „Die junge Frau braucht ein wenig Hilfe beim Beschlagen von Onkel Tom..., ich denke einer der Frauen oder Luthger wären da eher geeignet, schau mal wer sich entbehren lässt und schick ihn dann hierher.“ Der Kamerad nickte, „aye Sir“ und schritt gleich mit eiligen Schritten von dannen. „Nun, du hast ja gehört das Hilfe unterwegs ist“ wandte sich Ulrich an die junge Handwerkerin, „wir könnten die Wartezeit sinnvoll nutzen und uns ein wenig unterhalten.“ Der Streiter Innos schenkte der Braunhaarigen ein freundliches Lächeln und winkte sie zu sich heran, „ich würde gerne etwas über meine mutmaßliche Auftragnehmerin erfahren. Wer bist du?, was führt dich hierher?, wieso ergreift eine Frau so einen so schweren Beruf?..., du siehst ich bin neugierig..., erzähl mir ein wenig über dich – ich habe gerade Zeit und ich bin ein guter Zuhörer“...
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»Nun als wir nach Tyrien gesegelt sind um dort die Tränen des Lichts zu suchen«, meinte der Assassine und schaute noch immer in die ihn betrachtenden Gesichter der Anwesenden, »Hat mir mein alter Kamerad Medin«, er schluckte als er den Namen aussprach, verharrte einen Moment regungslos und fuhr dann fort, so als wollte er die Erinnerung vertreiben: »Ein seltenes Spiel gezeigt. Er hat es Skat genannt.« Er schaute erwartungsvoll in die Runde und schaute ob sich Jemand regen würde, dem das etwas sagte, aber Keiner schien so recht darauf eingehen zu wollen. »Nun ich trage immer noch die Karten bei mir und wenn ihr wollt, dann spielen wir ein bisschen«. Der Streiter sah Sunder der etwas abseits saß »Sunder ihr solltet in jedem Falle mitspielen. Dann könnt ihr noch gut etwas über Taktik und Kampf lernen!« Ansonsten fand sich noch eine andere Person und schon bald saßen Sie vertieft voreinander und DraconiZ erklärte das Spiel in einfachen Sätzen und holte das abgenutzte, aber noch gut erhaltene Spiel hervor. Einen Moment lang musste er Grinsen, als er sich erinnerte wie Lord Uncle-Bin wie ein Troll geschaut hatte als er das Spiel zum ersten Mal gesehen hatte. »Man muss bei diesem Spiel mutig sein«, er zwinkerte Sunder zu. »Und auch ziemlich gerissen«, ergänzte er.
Die Diskussion um die verschiedenen Karten, Bube, Dame, König und so weiter ging heiß her. Sunder meinte entrüstet, dass es ja wohl nicht mit Rechten Dingen zugehen könne, dass ein Bube zwar die stärkste Karte im Spiel war, aber nachher gar nicht so viele Punkte gab. DraconiZ versuchte zu schlichten: »Das ist wie im Kampf. Ein großer Krieger ist sehr gut im Kampf, aber am Ende zählt das Reich mehr. Sogar mehr als der König«. Die beiden Mitspieler schauten skeptisch. Das ein As 11 Punkte brachte und ein König nur 4, sowie der Vergleich von As und Reich passten ihnen wohl nicht so. Der Klingenmeister versuchte einfach weiter zu spielen und hoffte, dass Sie noch etwas dabei lernen würden. »Sunder auch ihr solltet euch mit dem Kampfe mehr vertraut machen. Auch hierher gehören Körper und Geist«. Der Streiter lächelte etwas gequält als er in Sunders doch störrisch anmutendes Gesicht schaute.
Einige Zeit und einige Runde später schien Sunder aber gut in seinem Element angekommen zu sein. Das spielen schien ihm dann doch zu liegen. Selbstsicher verkündete er bei der gefühlten zwanzigsten Runde: »Null ouvert!« DraconiZ resignierte wie Medin einst resigniert hatte. Hätte er ihm doch nur die Sonderregeln nicht beigebracht. Tapfer stellte sich der Assassine seinem Schicksal.
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Kleine Weide hinter dem Wohnhaus des Pferdezüchters
Mina hörte den Worten des Mannes zu und war zuerst natürlich etwas verärgert, dass er mit so einer vagen Ausrede daherkam. Wie sollte er denn wissen, dass der Hengst wirklich vor ihm scheuen würde, wenn er es gar nicht erst versuchen wollte? Als er dann aber aufstand wurde der jungen Frau schnell klar was er meinte. Während er auf der Bank sitzend noch sehr unscheinbar seine Ruhe genossen hatte, machte er jetzt aufrecht stehend durch seine Größe und seine markanten Gesichtszüge einen völlig anderen Eindruck. Dass er kein einfacher Söldner oder Tagelöhner auf diesem Hof war, ist ihr bereits in diesem Moment schon bewusst geworden. Seine folgenden Worte bestätigten ihren Ersteindruck, doch hätte sie niemals vermutet, dass hier ein Paladin vor ihr stand! Gut möglich, dass der Hengst nicht nur wegen diesem Sir Ulrich so unruhig geworden war, als dieser näher trat, sondern auch ihre eigene Überraschung und Unsicherheit wahrgenommen hatte. Sie hatte bisher noch nie direkt mit einem Paladin zu tun gehabt und im Moment war ihre größte Sorge, dass sie ihn hoffentlich nicht verärgert hatte, indem er sie für so eine niedere Aufgabe, wie das Beschlagen eines Pferdes, hatte anstellen wollen. Sogleich gingen ihr auch schon alle möglichen Entschuldigungen und Rechtfertigungen durch den Kopf, doch das Gespräch wurde dann sehr plötzlich unterbrochen. Etwas, dass ihr Zeit gab sich wieder zu fassen und sowohl ihr Werkzeug, als auch ihre Gedanken zu Ordnen.
Geduldig, aber angespannt wartete Mina bis der Paladin seine Unterhaltung mit dem Söldner beendet hatte. Allein die Aussage, dass er sich jetzt mit ihr "Unterhalten" wollte, ließ die junge Frau wieder etwas nervöser werden. Den Umgang mit dem Adel, reichen Kaufleuten, hohen Priestern und natürlich auch Paladinen war sie einfach nicht gewohnt.
"Also, uhm...", begann sie sichtlich nervös während sie unterbewusst anfing an ihrer Schürze herum zu fummeln. "Ich bin Mina Argon ...und Schmiedin eben.", kam es schließlich aus ihr heraus und beantwortete damit zumindest eine der Fragen. Nachdem diese ersten Worte jedoch aus ihr herausgefunden hatten und Sir Ulrich ihr doch sehr entspannt sein Gehör schenkte, fasste sie etwas mehr Mut. Nachdem sie einen tiefen Atemzug genommen hatte, fuhr sie fort:
"Vor einigen Tagen tauchte dieser Calan bei meiner Schmiede auf und meinte, dass auf dem Hof ein Schmied gebraucht wird. So wirklich konnte er mir nicht sagen, was genau und wie viel für diesen Auftrag angefertigt werden soll. Und auf die genaue Art und Höhe der Entlohnung ist er auch nicht wirklich eingegangen, weshalb ich fast nicht zugesagt hätte. Aber da er offensichtlich dem Orden angehörte, habe ich einfach darauf vertraut, dass das schon alles seine Richtigkeit haben würde.", erzählte sie frei aus ihrer Erinnerung heraus. "Aber natürlich kann man nicht von einem Soldaten verlangen, dass er den Umfang von Handwerskarbeiten einschätzen kann. Und bestimmt hatte er auch nicht die Befugnis über meine Bezahlung zu verhandeln.", fügte sie noch schnell an, um es nicht so herüber kommen zu lassen, dass sie sich hier nur über Calan beschwerte und möglicherweise in den Verdacht geriet dem Orden zu misstrauen. Für einen kurzen Moment versuchte sie sich an die anderen Fragen des Paladin zu erinnern und kratze sich dabei nachdänklich an der Schläfe.
"Und warum ich Schmiedin geworden bin...also so wirklich interessant ist das eigentlich nicht.", ergriff sie dann wieder das Wort und warf Ulrich einen abschätzenden Blick zu, um er erfahren, ob er jetzt wirklich etwas derart belangloses aus ihrem Leben erfahren wollte. "Also mein Vater war Schmied gewesen, aber als er damals immer kränklicher wurde und nicht mehr so hart arbeiten konnte, habe ich ihm immer mehr unter die Arme gegriffen. Am Anfang nur ganz einfache Aufgaben, aber ich war wohl ziemlich interessiert an dem was er so machte und vielleicht fand er es auch ganz schön, dass sich sein Kind für ihn so interessierte.", sinnierte sie und musste sich dabei bemühen bei der Sache zu bleiben, um den Kommandanten nicht zu langweilen. "Naja, auf jeden Fall bin ich dadurch in das Handwerk hinein gerutscht, da er selbst zunehmend weniger Arbeiten konnte und ich dann immer mehr übernommen habe. Seine Kunden waren nicht immer begeistert zu erfahren, dass seine Tochter die Werkzeuge und Werkstücke angefertigt hatte. Aber anscheinend war es gut genug, dass sie dann doch wieder kamen, wenn sie etwas Neues brauchten.", erinnerte sie sich mit einem Schmunzeln.
"Schlussendlich habe ich dann seine Schmiede geerbt und auch wenn ich nicht so viele Kunden habe, wie andere meines Standes, reicht es doch irgendwie um über die Runden zu kommen. Vielleicht bin ich einfach ganz gut darin die richtigen Chancen zu ergreifen und auch mal etwas herausfordernde Aufträge anzunehmen. Ich hatte auch schon überlegt mich an Waffen zu versuchen da mir mein Vater damals zumindest das Grundlegendste beigebracht hatte. Aber um etwas wirklich gutes herstellen zu können, bräuchte ich ersteinmal Erfahrung im Schwertkampf. Nur leider habe ich bisher niemanden getroffen, der eine Frau darin ausbilden möchte. Eigentlich wäre es ja gut, wenn in diesen Zeiten jeder die Möglichkeit bekäme sich zur Wehr zu setzen, aber ...naja...", erklärte sie ihre geplatzten Pläne und hielt lieber zurück wie ungerecht sie es fand, wenn immer nur die Männer zu den Waffen gerufen worden, obwohl es viele Tunichtgute gab, die nichtmal ordentlich Kisten schleppen konnten. "Wahrscheinlich macht es für einen Ausbilder keinen guten Eindruck wenn er anfängt Frauen auszubilden.", rutschte es ihr heraus, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte das Thema nicht weiter zu vertiefen.
Mittlerweile hatte sie ihre Arme vor der Brust verschränkt während sie im Laufe des Gesprächs immer entspannter und offener geworden war.
"Also...habt dank, dass ich mich hier beweisen und meine Dienste anbieten kann. Auch wenn ich in anderen belangen "wohl" nicht mit meinen Zunftgenossen mithalten kann, so ist des Eisen was ich verwende nicht minder hart und meine Werkstücke nicht von schlechterer Qualität!", fügte sie noch abschließend hinzu um sich und ihre Arbeit zu positiv hervorzuheben.
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„Hier steckst du also!“
Jacques drehte sich um. Er hatte gerade einen frischen Holzscheit auf dem Hackblock platziert, links und rechts lagen bereits Stapel von frisch zerkleinerten Scheiten. Agnes zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen.
„Was machst du hier? Wir haben eigentlich mehr als genug Brennholz auf Lager.“
„Ich weiß“, seufzte Jacques und lehnte die Axt gegen den Block. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen, wo sich vor dem grauen Abendhimmel die Silhouette des Gebirges abzeichnete. „Ich… wollte mich nur beschäftigten. Zum nachdenken.“
„Nachdenken?“ Agnes neigte den Kopf zur Seite und trat an ihn heran. Nach kurzem Zögern legte sie ihm die Hand auf den Unterarm. „Was ist los?“
Jacques sah sie an und lächelte matt. „Naja, weißt du… der Kommandant ist ziemlich sauer auf mich. Und ich bekomme langsam Zweifel, ob ich überhaupt dazu geeignet bin, Soldat zu sein. Oder gar Ritter zu werden.“
„Immernoch dein großer Traum, was?“, feixte Agnes, wurde aber rasch wieder ernst, „Aber wieso ist er sauer auf dich?“
„Auf uns, eigentlich. Wegen der Geschichte mit den Goblins. Also… nicht direkt wegen der Goblins, sondern weil… naja, weil wir uns auf eigene Faust auf die Suche gemacht haben, statt die anderen zu alarmieren. Wir haben die Befehlskette ignoriert.“
„Pff, die Befehlskette?“ Agnes prustete verächtlich. „Und deswegen ist Ulrich angepisst? Hör mal, wir wussten ja nicht, was mit Nele war. Sie hätte in viel größeren Schwierigkeiten stecken können, und jede Verzögerung hätte schlimme Folgen haben können. Befehlskette… Also, wenn du mich fragst, hast du genau das getan, was ein wahrer Ritter tun würde!“
Sie rückte noch ein Stück näher an ihn heran und sah ihn mit ihren großen, blauen Augen an. Jacques wollte sich gerade schon von ihr lösen, als ihm plötzlich Jörgs Worte in den Sinn kamen. Das Leben ist kurz… Einem Impuls folgend, legte er ihr den Arm um die Hüfte, zog sie zu sich heran und drückte ihr kurzerhand einen Kuss auf den Mund. Agnes quietschte überrascht, erwiederte den Kuss dann aber mit Leidenschaft…
Nach einer Weile, die Jacques viel zu kurz vorkam, schob sie ihn jedoch wieder von sich.
„Soso, jetzt auf einmal, ja?“, grinste sie. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Jacques wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte, also zuckte er nur mit den Schultern und beugte sich wieder zu ihr, aber Agnes legte ihm einen Finger auf den Mund.
„Nicht so schnell, du holder Recke…“ Sie löste sich aus seiner Umarmung und lachte vergnügt, als sie sein verwirrtes Gesicht sah. „Lass uns erst einmal etwas essen, ich hab nämlich Hunger.“
Gehorsam wie ein Lamm folgte Jacques Agnes ins Haus. Ein Großteil der Männer war bereits in der Stube versammelt, die meisten drängten sich um den Tisch in der Mitte, wo sie ein Kartenspiel spielten. Vor allem Sunder war mit großer Begeisterung dabei.
Dem alten Seemann gegenüber saß ein Mann, den Jacques noch nicht kannte – der Kerl hatte eine seltsame Ausstrahlung und Jacques musterte ihn mit einem gewissen Misstrauen, während er den würzigen, gehaltvollen Eintopf löffelte, den die Bäuerin ihm hinstellte. Der Kerl wirkte irgendwie… müde – nicht auf die Art, die von körperlicher Erschöpfung herrührt, sondern wie jemand, der zu viel erlebt und gesehen hatte, so dass der Ballast seiner Erinnerungen ihn auf Schritt und Tritt begleitete und niederzudrücken versuchte, der sich aber weigerte, nachzugeben und weiterhin einen Fuß vor den anderen setzte. Gegen seinen Willen fühlte sich Jacques von dem Neuzugang in seinen Bann gezogen. Wer war dieser Mann, und was machte er hier?
„Guten Abend“, wandte er sich an den Neuen, als Sunder gerade mal wieder eine Runde des Kartenspiels gewonnen hatte und mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck das Blatt mischte, „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht? Ich bin Jacques – und du bist…?“
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kleine Weide hinter dem Wohnhaus des Pferdezüchters
Die junge Frau, die sich als Mina Argon vorstellte, erzählte nach anfänglichen Hemmungen dann doch einiges aus ihrem Leben. Wie sehr Lebensgeschichten, von denen Ulrich schon viele gehört hatte, obwohl sie völlig unterschiedlich waren, recht häufig eines gemein hatten, der Werdegang der Erzähler wurden vom Schicksal geprägt. Nur die Wenigsten waren in der glücklichen Lage ihren Weg des Lebens selbst zu bestimmen und ihn so zu beschreiten, wie sie es sich erträumt oder erhofft hatten. Die Allermeisten wurden durch irgendwelche Umstände in eine Richtung gedrängt, in vielen Fällen könnte man auch sagen, gezwungen und mussten dann das Beste daraus machen, was sollten sie sonst tun? Krieg, Krankheiten, Hungersnöte, allesamt Katastrophen die Existenzen vernichteten, die Welt der Betroffenen aus den Fugen geraten ließ – hundertfach – tausendfach. Der Kommandant hatte schon oft versucht einen tieferen Sinn in solchen Schicksalsschlägen zu finden, bislang allerdings ohne Erfolg – damit musste er wohl leben.
Der Streiter Innos bemerkte das er gedanklich abschweifte, die junge Frau wurde also aus familiären Gründen zur Schmiedin, wenn man es so nennen wollte. Es gab sicherlich schlimmere Schicksale als dieses und so wie er Mina vom ersten Eindruck her einschätzte, kam sie wohl ganz gut damit zurecht. Zumindest schien sie einen Weg gefunden zu haben, sich mit ihrer Arbeit über Wasser zu halten und das war in diesen Zeiten schon eine Menge wert. Und scheinbar hatte die junge Handwerkerin auch noch Ideen wie sie ihre Lebenssituation verbessern könne, das machte sie auf eine gewisse Art sympathisch. Der Kommandant schätzte Menschen die Ziele vor Augen hatten, oder Ideen was man anders machen könnte, denn für ihn gab es nicht schlimmeres als stumpf vor sich hinzu vegetieren und nur auf das Ende zu warten. „Waffenschmiedin werden ist ein hehres Ziel, aber durchaus erstrebenswert“ griff Ulrich den Gedanken von Mina auf. „Gute Waffenschmiede sind rar gesät, ich selbst bin auf der Suche nach Einem, der wirklich etwas von seinem Handwerk versteht“ beklagte er die für ihn missliche Situation. Der Streiter Innos hatte in der Tat schon öfters mit dem Gedanken gespielt sich neue Waffen anfertigen zu lassen, doch seinen hohen Erwartungen konnte in Vergangenheit kein Waffenschmied gerecht werden.
„Frauen an Waffen ausbilden ist für Ausbilder übrigens keine Schande“ entgegnete Ulrich der Anspielung von Mina, die ihr wohl versehentlich herausgerutscht war. „Es ist vielmehr so und da spreche ich aus Erfahrung, das Frauen eher selten den Umhang mit einer Waffe richtig erlernen wollen. Vielleicht ist das so weil sie vom Wesen her friedvoller sind als Männer, darüber habe ich noch nie ernsthaft nachgedacht, es liegt zumindest im Bereich des Möglichen. Fakt ist, das es eher an Gelegenheiten mangelt Frauen an Waffen auszubilden, als an einer Ablehnung gegenüber dem weiblichen Geschlecht, ich habe jedenfalls kein Problem damit Frauen an Waffen auszubilden“, stellte der Kommandant klar. In Kriegszeiten wurden sogar Kinder und Greise zu den Waffen gerufen und nur auf die Schnelle im Umgang damit unterrichtet kam es Ulrich plötzlich in den Sinn. Ein gängige Praxis beim Militär, der Ulrich äußerst kritisch gegenüber stand, weil es am Ende nur sinnloses opfern von Menschenleben bedeutete. Es brauchte eben schon wesentlich mehr, als Mut, Verzweiflung und eine rostiges Schwert um im Kampf zu bestehen.
„Es gab allerdings auch eine Zeit, da habe ich erlebt das viele Frauen bereit waren zu kämpfen, das war zu Kriegszeiten auf dem Festland. Ich war damals Kommandant der Rebellen, die Ausbildung an Waffen hatte seinerzeit höchste Priorität, um die heimatlos gewordenen Menschen, wehrhafter zu machen – was auch gelang. In Friedenszeiten wären viele der Frauen, die sich damals für den Waffendienst entschieden, sicherlich nicht dazu bereit gewesen, aber Angesichts der Bedrohung durch die Orks...“ Der Streiter Innos stockte, manch Erinnerung an die Zeit bei den Rebellen wurde plötzlich wach, wirre Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, er versuchte sie zu verdrängen weil sie keinen Sinn ergaben. Fest stand am Ende nur, das ihn dieses Kapitel in seinem Leben, nachhaltig geprägt hatte und noch zu großen Teilen aufgearbeitet werden musste.
„Unter anderen Umständen könnte ich dir anbieten dich im Schwertkampf zu unterrichten, aber so macht das nur wenig Sinn“ ging Ulrich auf Minas Bemerkung ein, das sie bislang Niemanden traf, der ihr den Umgang mit dem Schwert zeigen wollte. „Sobald die Arbeiten an dem Pferdestall abgeschlossen sind und das wird schon bald sein, wie ich das sehe..., werden meine Männer und ich weiterziehen – dann trennen sich wohl unsere Wege“ erklärte der Kommandant. „Nur ein Narr käme auf die verwegene Idee und hätte den Mut dazu, sich nur wegen einer Ausbildung im Schwertkampf, in unbekannte Abenteuer zu stürzen und Gefahren auf sich zu nehmen – dazu kenne ich dich zu wenig“ warf Ulrich mit einem Augenzwinkern eine versteckte Anspielung in den Raum. „Ansonsten danke ich dir für deine wertvolle Unterstützung beim Aufbau des Pferdestalls, damit hast du der Familie einen großen Dienst erwiesen und neue Hoffnung für die Zukunft gegeben“ schloss der Kommandant ab, weil Luthger gerade um die Ecke kam um Mina hilfreich zur Hand zu gehen...
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Draco seufzte. So ungeschickt sich der Seebär auch bei den Gedankengängen angestellt hatte die er ihm mitgegeben hatte, so professionell und zielstrebig hatte er sich das Spiel angeeignet. Der Assassine wurde es mit jeder Runde müder zu spielen. »Vielleicht solltet ihr über eine Karriere in den Tavernen von Vengard nachdenken«, knurrte er. »Dort gibt es sicherlich viel für euch zu gewinnen«. Gut, dass er selbst darauf verzichtet hatte um Geld zu spielen. Das wäre er nun definitiv losgeworden. Doch so recht wollte seine Verstimmung sich keinen Weg bahnen. Es blieb bei einem leisen murren darüber, dass er deutlich häufiger verlor als gewann, obwohl er es gewesen war, der die Regel mitgebracht hatte. Die Situation in der guten Stube war zu herzlich, zu erfüllt von Lachen und neuen Hoffnungen, als dass seine Verstimmung darauf einen Einfluss haben konnte. Es war als würde ein Tropfen auf einen heißen Stein fallen. Es machte keinen Unterschied.
Nichts desto trotz war es dennoch eine willkommene Abwechslung als ein Mann mit einer der Töchter, die wenn der Klingenmeister sich recht entsann wohl Agnes sein musste, im Schlepptau den Raum betrat. Er war hoch gewachsen, braungebrannt und hatte ein scheinbar nie verschwindendes Lächeln auf den Lippen. Das Aussehen alleine machte auf den Assassinen den Eindruck eines Mannes der den Nimbus eines Abenteurers mit sich brachte. Dass die Blicke des Mädchens allzu offensichtlich verrieten, dass er ihr Herz erobern konnte, passte genau in das Bild das der erste Eindruck vermittelte. »as-salāmu ʿalaikum«, sprach Draco die übliche varantische Grußformel zur Erwiderung des Grußes. »Es freut mich auch dich kennenzulernen Jacques«. Er seufzte auf die Frage hin, wer er sei. Diese Frage hatte in seiner derzeitigen Situation tatsächlich die Möglichkeit ihn in tiefe Grübelei zu stürzen. Er war Barde gewesen, er war Streiter Innos gewesen und er war Diener des Gottes der Finsternis gewesen. Aber jetzt? Im Moment war es gar nicht so einfach zu beantworten, obgleich es ihm die meiste Zeit seines bisherigen Lebens sehr leicht gefallen war diese Frage zu beantworten. »Eine philosophische Frage nicht?«, wich er der Frage ein wenig aus und fand seine Contenance einigermaßen zurück. »Du kannst mich Draco nennen. Ich habe einige Zeit in Varant gelebt«, sagte er überflüssigerweise, da Jacques sicherlich an seiner Assassinenkleidung genau sehen konnte, dass es aus Varant kam »und war vorher einmal Kamerad deines Kommandanten in Khorinis gewesen. Mein Leben hat schon die eine oder andere Wendung genommen«, meinte er weiter ohne tiefer ins Detail zu gehen. Der Soldat war ihm nicht aus Khorinis bekannt und auch sonst hatte er keine Erinnerung an ihn. Eine neue Chance Jemanden kennenzulernen. »Ulrich war so freundlich mich hier, zumindest temporär, mit aufzunehmen und gestattet mir eine Weile bei euch mitzugehen. Daher bin ich sehr gespannt, wohin es uns verschlägt. Wenn ich die Zeichen richtig deute kann es nicht mehr so lange sein, bis wir weiterziehen«. Er nahm einen Schluck aus einem der Becher in der Nähe. »Vielleicht möchtet ihr mir etwas mehr von euch und der Mission erzählen? Oh natürlich nur, wenn ihr keine anderen Verpflichtungen habt. Die würden natürlich vorgehen«, er zwinkerte in Richtung des Mädchens.
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