-
Hin und wieder zurück #20 - Bluttal - Ankunft der Duaths, Gauron und Galadils
“Die Mutter sei mit dir Hüter und umarme dich, damit du Frieden findest. Der Vater gebe dir Kraft und Weisheit, um deine Pflicht zu erfüllen.”, sprach Duath - Hüter der Olvara - und verbeugte sich mit gekreuzten Armen.
“Mein Name ist Duath von der Sippe des Taranis. Der großen Schlangensippe. Ich bin ein Hüter der Olvara. Das hier neben mir ist mein guter Freund Galadil. Unser Alchemist, Heiler und ein Schüler Runaks des Grauen. Zu meiner Rechten steht mein Bruder Gauron, der dem schreitenden Berg folgt. Es ist das Jahr 176 nach der großen Flut und sieben Jahre her, da der große Feind von den acht Sippen unter Führung von Beria der Löwin bezwungen wurde.
Wir sind nach Aragarn gekommen, um Taranis letzten Befehlen folge zu leisten. Die Flut, die über die Welt kam, hat noch lange nicht alles getilgt, was der dunkle Gott und der Feuergott über sie brachten.
Wir kommen aus Tymora und haben einen weiten Weg hinter uns, seit wir vor vier Jahren aus Sildana aufgebrochen sind. Wir waren auf Khorin, der kleinen Insel Shyr und nun sind wir auf Aragarn.
Die Steintafel, die du hier gefunden hast, ist Wegweiser und Zeuge dessen, was wir auf Aragarn entdecken werden. Ich habe auf Shyr in einer Grotte die Erlebnisse von dort und mein Wissen auf einer Steintafel hinterlassen. Ihr werdet tauchen müssen.
Auf Khorin findet ihr unsere Erfahrungen und die Fundorte für die Hüter der Olvara im Steinkreis auf dem Berg, der über dem Tal der Orks thront.”, erzählte der Waldläufer von vor unzähligen Generationen des Waldvolkes. Turya hatte seine Worte fließend übersetzen können. Sie war mittlerweile besser darin geworden zu übersetzen. Onyx konnte das nicht. Noch nicht.
Duath wirkte in seiner Erscheinung angespannt, als er über ihren Reise sprach. Dann ließ Duath Galadil sprechen. Er trug leichtere Kleidung als die beiden Hüter und bis auf einen Bogen und einen Dolch keine weiteren Waffen. Dafür schimmerte seine Schärpe, die er um den Bund in dieser Erscheinung trug, etwas magisch.
“Druidenanwärter…”, murmelte Kjal, bevor sie Galadils Worten lauschten. Ricklen hatte jetzt schon Fragen, doch Onyx gebot diesem zuzuhören.
“Bewahre!. - Wir kamen über Shyr an die Westküste Aragarns. Dort sahen wir schon eine Stadt auf dem Fels und einige Siedlungen. Haben sie jedoch gemieden, so gut es ging und ihre Krieger abgeschüttelt, als wir ein großes Tal im Norden am Fuße des Gebirges betraten. Die Olvara dieses Tals bot uns dank Duath Zuflucht. Es sind Diener des Vaters unter ihnen gewesen, doch wir entschieden uns erst einmal, ein eigenes Bild der Insel zu machen.
Vom Tal aus sind wir in die Berge und haben den Flug eines Wyvern verfolgt. Wir fanden ihn hier nicht vor, aber das ist oder besser war sein Steinkreis. Mein Meister könnte ihn reparieren. So aber müssen wir hoffen, die anderen zwei Steinkreise intakt vorzufinden. Ohne die, ist diese Insel verdammt unterzugehen. Was wir aber von den Bergen aus schon gesehen haben, ist ein wahres Wunder. Ein Baum! Gewaltig wie ein Riese thront da im Süden. Mein Meister hat davon erzählt, aber das übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Er wird unser erstes Ziel sein. Wir alle fühlen uns der Mutter sehr nah.”, erzählte der Heiler auf eine typisch ruhige Art, wie man sie von Bogenschützen kannte. Erst jetzt nahm Onyx aber auch den Steinkreis wahr. Einer der Monolithen war in zwei Teile geborsten und ein anderer der großen Steine lag, der Länge nach mitten im Kreis.
Die Erscheinung von Galadil trat zurück und dann trat Gaurons Erscheinung vor, die eindrucksvoll aussah, jedoch auch manches verbarg. Das sah man in der Mimik und vor allem in den Augen.
-
Gut, ja, über den Ring weiß ich nichts. Ohne deinen Hinweis hätte ich nicht mal gewusst, dass er überhaupt besonders ist. Was mich aber auch davon abhält ihn anzustecken." Auch wenn Berash selbst über Magie verfügte, sein Wissen darüber war gleich dem eines Kleinkindes. Und obwohl Ornlu ein Druide war, so wusste er doch so unendlich viel mehr über die Magie zu berichten. Die Kraft der Druiden war eine andere als die der Schwarz-, Feuer- und Wassermagier, doch in ihren Grundlagen schien es einige Parallelen zu geben.
Staunend beobachtete Berash, wie Ornlu dem eben noch toten Stück Holz wieder Leben eingab. Eben noch eine einfache Scheibe Ebenholz, starr und leblos. Doch dann begann es in einem dunklen Rot zu glühen wie das Licht der untergehenden Sonne. Es war nicht wie Feuerschein, welches verzehrte und nur Asche zurück lies. Nein, dieses immer stärker werdende Leuchten zeugte von Energie und Lebendigkeit, war wie eine kühle Brise unter der heißen Wüstensonne, Kraftvoll und geschmeidig zugleich. Dies war lebendige Magie!
Erste zarte Triebe brachen aus dem, fast nachtschwarzen, Holz hervor und gruben sich, während sie zu dünnen Wurzeln wurden, in das weiche Erdreich zwischen den beiden Männern. Und wo eben noch ein starres, totes Stück Holz gewesen war, wuchs nun ein neuer Baum heran. Ein Schößling, ein kleiner Spross und doch gleichzeitig so stark wie ein alter Baum.
Fast wie in Trance streifte Berash den Rabenschädel über seinen Kopf, während das glühende Licht des Baumes von dem polierten Silber reflektiert wurde. Den Anhänger noch in der einen Hand streckte der Assassine stumm die freie Hand aus und hielt sie dem Druiden hin. In dessen Augen glomm das gleiche Licht wie im Ebenholz, doch bei ihm wirkte es nicht sanft. Ornlus Augen, in diesem roten Licht gebadet, wirkten eher bedrohlich und voller Gefahr. Die Bestie unter seiner Haut schien nie sehr tief zu schlafen.
Noch während Ornlu Berashs Hand ergriff und das Messer ansetzte, schloss der Assassine die Augen und sammelte sich. Tief atmend konzentrierte er sich darauf seine Magie zu rufen und sie vorsichtig hinaus zu lassen.
Ein leichter Geruch von verbranntem Zucker stieg ihm in die Nase und vermischte sich mit dem immerwährenden Geruch der Natur. Doch dieses Mal wurde der Assassine von dem Geruch, der seine Magie bisher immer begleitet hatte, nicht überrannt. Stattdessen verband sich beide Gerüche und wurden zu einer neuen, einzigartigen Durftnote.
brennender Schmerz schoss ihm durch die Hand, als Ornlu einen schnellen Schnitt machte und den Dolch über Handfläche zog. Berash riss die Augen wieder auf und blickte in die glühend roten Augen des Druiden.
Dieser legte nun seine Hände um Berashs Hand und ballte sie zur Faust, was das Brennen des Schnittes nur noch verstärkte. Und bald darauf begann das Blut, welches aus Verletzung austrat, langsam aus der geballten Faust zu tropfen, während sich ein leichter Hauch von Eisen in das Potpourri von Wald, Gras, feuchter Erde und verbranntem Zucker mischte.
"Berühre den Stamm mit beiden Händen. Der Anhänger muss das Holz berühren. Und dann sag mir, wie dein Stab aussehen soll." Knurrte Ornlu mit dieser unheimlich verzerrten Stimme. Es war, als würden gleichzeitig ein Mensch und ein Wolf sprechen.
Berash tat, wie ihm befohlen. Zuerst die Hand mit dem Anhänger. Da der Rabenschädel recht groß war, nahm er fasst die komplette Handinnenfläche ein. Doch die Finger berührten das warme Holz, während die Kette des Anhängers leise klirrend dagegen schlug.
Als nächstes die blutige Hand. Auch hier spürte er das warme, lebendige Holz, an dem langsam das Blut herunter floss, welches immer noch aus seiner Hand gepumpt wurde. Die Hand pochte schmerzhaft, doch zugleich schien das warme, dunkle Holz seine Kraft an den Assassinen abzugeben, denn es fühlte sich schon nicht mehr so schlimm an wie vorher.
Berash musterte das dunkle Holz, die feine graue Maserung und das herabfließende Blut. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er seinen Stab komplett selbst gestalten konnte oder durfte. Eigentlich hatte der Assassine fest damit gerechnet, dass der Stab, welcher hier durch die Kraft des Arkanen geschaffen wurde, auf zauberhafte Weise die Gestalt annehmen würde, die zu ihm passte. Schließlich war es doch immer so in den Geschichten.
Doch sie befanden sich nicht in einer Geschichte, hier würden sie etwas nach dem eigenen Willen erschaffen dürfen. Und darin erkannte Berash die Freiheit des ganzen. Das Ideal, welches er mit Beliar am meisten verband. Also würde der einstige Emir die ihm gewährte Chance auch nutzen!
Also begann Berash damit, den Stab zu beschreiben. Lang wie er, schwarz mit grauen Verzierungen, der Kopf dicker und gewunden, das untere Ende einem Schwertknauf und Heft ähnlich.
Und Ornlu tat genau das. Während der frühere Emir und gefallene Assassine seinen Stab beschrieb, konnte er gleichzeitig sehen, wie sich das Holz veränderte und langsam die Form annahm, welche Berash vor seinem inneren Auge beschrieb.
"Unglaublich..." hauchte er ergriffen.
-
Am Eberstein. Nähe Silbersee. - Das Lied der Wassermagierin #28
Blut floss in das Holz und schuf einen ewigen Bund zwischen Stab und Spender. Berash’ Magie ging über das Blut in den Stab und der Druide schuf mit seiner Magie nicht nur diesen Stab, sondern weckte gleichzeitig das Wesen des Holzes. Die fast vergangene Seele des einstigen Baumes, der nun wieder ein Baum war und mittlerweile mannshoch war.
Er manipulierte dieses Wesen, das ein zweites Dasein erlangte und brachte es ab von der Abhängigkeit der Sonne und der Erde. Stattdessen sollte dieses Holz leben solange es von Berash Magie zehren konnte. Eine symbiotische Beziehung, von der der einstige Emir noch nichts ahnte. Sein Blut war die Verbindung, sein Schmerz und Magie der Preis und ein Stab eines Magiers würdig sein Lohn.
Der silberne Rabenschädel wurde durch das Holz im absoluten Zentrum des bald fertigen Stabes eingefasst. Er verwuchs durch feinste, magisch verstärkte Wurzeln, die in das Material eindrangen, mit dem Holz. Und wurde Teil des Ganzen.
Den Abschluss setzte der Druide am Stamm, indem er das dickere Ende magisch begann abzutrennen und das Holz bis zur Spitze zu formen.
Das dickere Ende des Stammes wurde der Kopf, während der ganze Stab sonst den Bedürfnissen eines Stabkämpfers und Berash’ Beschreibung nahe kam.
In einem letzten Akt wurde der Stab vom Stumpf getrennt und glitt in Berash Hände.
Ornlu widmete sich dann dem Stumpf und holte diesen zurück zu den Bedürfnissen eines Ebenholzbaumes. Seine Magie nährte den Stumpf und ließ ihn final einen weiteren Stamm bilden, bis dieser kniehoch war und die Wurzeln tief im Erdreich.
“Ich danke dir…”, sprach er müde in der Druidensprache zum jungen Baum und sah dann auf.
“Einen Kristall und Fassung... Nun das musst du dir selbst besorgen. Das sind Schwarzmagierangelegenheiten. Zufrieden? Was spürst du? Willst du ihn gleich ausprobieren?”, fragte Ornlu und gönnte sich nun seine Bohnen.
-
Südlich des Orkwaldes
Die Fortbewegung der Dunkelhäutigen glich einem einst verdorbenem Hobbit, was wohl neben der verspürten Furcht daran lag, dass das Volk Ojamis seine Unterwürfigkeit darin äußerte, sich geduckt zu geben. Die Orks hatte es damals milde gestimmt und auch jetzt hoffte die Buschfrau sich im Falle einer Begegnung schützen zu können. Nicht nur nicht auffallen, sondern auch möglichst nicht gesehen werden.
Selbst der südlich gelegene Trampelpfad, welcher nur noch flankiert von schroffen Felsen wurde, wirkte dunkel und stank nach Wildtieren, zu denen nicht nur Wildschweine gezählt wurden. Es kostete viel Kraft und Zeit inmitten dieser Feindlichkeit des Orkwaldes zu wandeln, der schon damals nicht gewillt war, Ojami zu dulden und ihr abschreckend tote Köpfe auf Spießen zeigte. Obwohl seit den Angriffen der Echsenmenschen solche durch sie nicht mehr gesehen wurden, war Ojami sich sicher, dass der Orkwald mindestens noch eine dieser Kreaturen beherberte. Da war es nicht verwunderlich, dass die Dunkelhäutige diesen Wald mied, doch wenn es ihr Ziel war in die Sümpfe zurück zu kehren, war dies wohl der einzige Weg.
So wie sich das Finstere über das Land gelegt hatte, ging die Buschfrau davon aus, dass so ziemlich alles menschliche Leben verzehrt wurde und sie eine der Wenigen wäre, die als Wesen in der Nahrungsmittelkette ganz weit unten übriggeblieben war. Das viele derer, die nicht im Kampf starben, den Folgen verderbter Speisen und Seuchen erlegen sein mussten. Verkümmerungen, Wucherungen und die Geburt nicht lebensfähiger Wesen konnten nur den Verlust der Seele bedeuten. Dieser Seele, ohne die der Eintritt in das Reich der Ahnen nicht möglich war. Alles was diesen Verfluchten blieb, war das Fortbestehen als scheußliche Kreatur. Etwas, vor das die Dunkelhäutige sich füchtete, vielleicht sogar noch mehr als vor dem Verlust des eigenen Lebens. Etwas, was nach Meinung Ojamis zwangsläufig passieren musste, wenn sie nicht bald ein passendes Gegenstück fand und in Folge dessen einen strammen Jungen gebar. Denn entgegen gesetzt zu dem Märchen, was Chao'Tar damals seinen Orkbrüdern aufgetischt hatte, war die Dunkelhäutige nicht in der Lage sich ohne Hilfe fortzupflanzen. Nein, unbefleckte Empfängnis war eine Gabe ihrer Ahnen, von denen die längst verstorbenen Sippenschwestern predikten, ohne Nachweis darüber, ob es etwas deratiges tatsächlich einmal gegeben hatte. Glauben war eben alles, am Ende auch für die Orks, für die sie letztendlich doch keine Heilige war.
-
"Er ist... warm..." Berash hatte den Stab genommen, nachdem Ornlu seine Magie gewirkt und die Waffe geformt hatte. Das raue Ebenholz war glatt geworden, die Maserung verschwunden und stattdessen an andere Stellen gewandert. Doch immer noch spürte er dieses Gefühl von Lebendigkeit, welches seine Hände bei der Schaffung ertastet hatten.
"Es fühlt sich nicht wie einfaches Holz an. Eher so, als würde ich immer noch den Baum berühren, so als hättest du die Rinde entfernt und seinen Kern freigelegt..."
Staunend hielt Berash seinen nun eigenen Kampfstab in den Händen. Er saß noch immer auf dem Boden, das lange Stück neu geformtes Holz auf seinem Schoß und konnte den Blick kaum abwenden. Nirgends konnte er einen Makel entdecken.
Die Schmerzen in seiner Hand waren vergessen, als Berash sich vom Boden erhob und ein paar Schritte umher ging. Dabei hielt er den Stab wie einen Wanderstock, dessen unteres Ende bei jedem Auftreffen ein dumpfes Geräusch von sich gab. Staunend begutachtete der Assassine das unglaublich schön gefertigte Werk des alten Wolfs und konnte gar nicht anders als sofort ein paar Probeschläge auszuführen.
Kaum hatte sich Berash in Kampfposition begeben, führte er auch schon einfache Mannöver aus. Einen einfachen Seitwärtshieb, gefolgt von einem Schlag von unten. Kurz die Parade eines unsichtbaren Angriffs, dann ein Doppelschlag. Wieder eine Parade, dann eine Drehung und er stach nach hinten. Und je länger er übte, desto schneller wurde er dabei, bis irgendwann Schlag um Schlag, Drehung und Wirbel, Abwehr und Finten nacheinander erfolgten.
Jedes Mal war es, als wäre der Stab wie eine Verlängerung seiner Selbst. Es war einfach unglaublich, wie natürlich es sich mit dieser Waffe anfühlte.
Doch irgendwann machte sich seine Hand wieder bemerkbar. All das Umgreifen und zupacken an seinem eigenen Stecken war nicht förderlich für die Wunde. Außerdem machte das Blut, welches immer wieder austrat, das Holz ganz glitschig. Schwer atmend beendete Berash seine Übungen und wandte sich wieder Ornlu zu, der währenddessen seine Bohnen aufgegessen hatte und sich nun einen Stengel Sumpfkraut angesteckt hatte.
"Das ist..." Berash fehlten die Worte. Er setzte sich wieder ans Feuer und begann damit seine Hand mit einem Stück sauberen Leinen zu verbinden.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Ornlu. Das hier ist eine wahrhaft fürstliche Gabe... Ich möchte dir danken. Wirklich."
-
Am Eberstein. Nähe Silbersee. - Das Lied der Wassermagierin #29
Ornlu winkte mit den Händen ab und blickte Berash sehr deutlich an.
“Nenn mich ruhig Jadewolf. Der Name ist mittlerweile bekannter. Vor allem in der Fremde. - Danken musst du mir nicht. Du hast eine klare Aufgabe. Überlebst du, dann ist der Stab auch dir. Dann habe ich aber auch ziemlich was gut bei dir und das solltest du dir merken, einstiger Emir von Bakaresh. Ich werde etwas einfordern. Nicht das, was du hast, aber wovon du noch nichts weißt. Du hast leider kein Heim, Weib und Land. Das Schicksal würde mir ja nur einen Stein im Stiefel schenken, statt ein unverhofftes Kind, einen treuen Hund, der in deinem Heim nun lebt oder einen Goldschatz, den dein Weib geerbt hat.
Aber etwas anderes und du wirst gut daran tun, es zu erfüllen.”, sagte er in einem gewissen Unterton, der ganz und gar nicht der wirre Sumpfkrautfreund war. Das war Jadewolf der Druide.
“Ich habe mir gedacht, dass wir die Zeit nutzen und die Gespaltene Jungfrau aufsuchen. Es sind fast zwei Stunden zu Fuss, aber ich muss mich erst einmal erholen und du brauchst vielleicht einen Barbier. Ein Bier und ein paar Informationen könnten uns mit ihr helfen. Sollte sie wirklich hier irgendwo gestorben sein, dann erinnern sich die Leute vielleicht daran. Oder es gab Gerüchte? Jeden Abend den Kampf wagen ist keine Lösung. Wir sorgen dazu, dass unser kleines Lager unentdeckt bleibt und gehen dann los. Murdra wird mich sicher erkennen.”, sagte er und überlegte, ob er ihr noch was schuldete.
“Warst du schon dort? Hast du da Ärger gehabt? Denn sonst bleibst du hier. Murdra ist nicht zimperlich und die argaanischen Soldaten nah genug.”, fragte er und begann damit, das Feuer auszumachen.
-
Orkwald
Immer wieder zischte Kisha und fluchte leise in die abgestandene Abendluft des Orkwalds hinein, gab ein unterdrücktes Wimmern von sich oder schloss einfach nur gequält die Augen und atmete scharf ein, wenn die Verletzung und Anirons heilende Magie wieder einmal Wellen von Schmerz durch ihre Hand jagten, die sie kaum auszuhalten glaubte. Abgesehen davon war ihre Hand seit dem Aufeinandertreffen mit Aaliyahs Eispfeil, den sie aus purer Dummheit oder gedankenloser Entschlossenheit abgewehrt hatte, vollkommen gefühllos. Nein, nicht ganz. Unter all dem Schmerz kehrte langsam ein Gefühl von brennender Wärme zurück, ein Prickeln, als würde ihre Haut all die aufgestauten Reize nun mit einem Schlag nachzuholen versuchen. Es war faszinierend für sie, dass Kälte offenbar genauso verbrennen konnte wie Feuer. Und Brandblasen kannte Kisha von ihrer Arbeit am Schmiedefeuer zur Genüge. Doch für das, was Aniron da behandelte, hätte sie ihre Hand schon mitten ins Schmiedefeuer stecken müssen.
Kishas Blick fiel auf Aaliyah, die Riya seit der Rettung so offen mit Sorge und Liebe und Mitgefühl überschüttete, dass es gar nicht zu der unterkühlten Person passen wollte, als die sie sich bislang auf dieser Reise gegeben hatte. Und ihre Gedanken gingen zurück zu den beiden Orks, Mutter und Kind, die auf der Jagd in ihrem Wald von einer Reihe von Fremdlingen überrascht worden waren.
Kishas Blick auf diese Wesen hatte sich geändert. Der Gedanke an den ersten Ork, dem sie begegnet war, hatte Angst vor diesen aggressiven, kräftigen und so fremden Kreaturen in ihr ausgelöst. Aber nach ihrem Aufeinandertreffen fragte sie sich, ob die Orks tatsächlich so anders waren als sie selbst. Etwas in ihr wünschte sich, sie könnte zurückgehen und mehr erfahren. Doch der größte Teil ihres Verstandes drängte immer noch darauf, diesen Wald, so schön und urtümlich er auch war, so schnell wie möglich zu verlassen.
Faraz, ihre neue Begleitung, war eine kuriose Figur. Mitten in den Tiefen des Orkwalds waren sie auf den Jungen gestoßen, der nicht viel älter aussah, als Kishas eigene Tochter nun sein musste. Er schien eine Traumfigur zu sein, in einem Nebel der melancholischen Ungewissheit dahingetrieben, sich nicht im geringsten bewusst, in welcher Gefahr er hier eigentlich geschwebt hatte. Fianna hatte mit der unverhohlenen Ehrlichkeit eines Kindes die Frage gestellt, die vermutlich jedem zuerst in den Sinn kam, der Faraz erblickte. Und die Antwort, genauso unverhohlen und ehrlich, war durchaus interessant. Ein Junge, der ein Mädchen sein wollte.
"Du willst ein Mädchen sein?", fragte Kisha. "Dann sei ein Mädchen."
Sie sog die Luft scharf ein, als wieder ein Stoß der Magie durch ihren Arm fuhr, und zog ihn mit verkniffenem Gesicht fort. Doch als Aniron darauf bestand, weiterzumachen, fügte sie sich.
"Bei uns Kizalongwe erzählt man von Mzizi, einem der ersten Kinder von Mungu." Sie schielte von Faraz zu Aniron. "Adanos, wie ihr ihn nennt. Mzizi wurde als Baum geboren und trug damals den Namen Mti. Groß und stark ragte er über die Wälder auf. So wie der Mnara-Baum unten im Sumpf. Sein Stamm war lang und mächtig. Niemand wuchs so hoch wie er, und der Schatten seiner Krone verdunkelte ganze Wälder. Aber er wollte nicht sein, zu was ihn Mungu bestimmt hatte. Also ging er zu seinem Vater und sagte: 'Du hast mich zu einem Baum gemacht, groß und stark wie kein Anderer. Aber ich möchte nicht stark sein. Ich möchte nicht alle überragen und in meinem Schatten verkümmern lassen. Ich will nah bei den Tieren sein, will sie nähren und ihnen Schutz und Heimat bieten. Mach aus mir etwas Anderes!' Aber Mungu sprach: 'Ich kann nicht verändern, was ich geschaffen habe. Aber du bist alles, was du sein willst.' Mungu er sandte eine Flut durch die Wälder, die Mtis Füße frei von Erde wuschen, und der Baum fiel zu Boden, dass ganze Landstriche unter seinem Stamm verschwanden. Aber was danach geschah, war erstaunlich. Der Stamm, zur Erde zurückgekehrt, schlug auf der ganzen Länge Wurzeln. Blumen und andere Pflanzen sprossen auf seinem Körper, Tiere nisteten in seinen Höhlungen und unter seiner Rinde. Mzizi war geboren, und sie war alles, was sie immer sein wollte. Aus ihren Wurzeln wuchs der größte und grünste Wald, den Mungus Schöpfung jemals geschaffen hat, und sie wurde eine schützende Mutter für all die anderen Wesen, die vorher so weit entfernt von Mti, ihrem alten Ich, waren."
Als sie geendet hatte, wechselte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Arm. Er glühte von innen heraus so sehr, dass Kisha Angst hatte, der Sinneseindruck würde jeden Moment in ein unerträgliches Brennen übergehen. Doch es geschah nicht. Stattdessen spürte sie die Finger ihrer anderen Hand, als sie über die Haut strich.
"Fertig", sagte Aniron und zog ihre heilenden Hände zurück, doch Kisha legte die unversehrte Hand auf die ihren.
"Asante sana, Aniron", sagte sie und sah der Priesterin mit großer Dankbarkeit in die Augen. "Wir sollten weiter. Ich will hier nicht in der Nacht sein."
-
Lehrling
Südlich des Orkwaldes
Der Junge, der dieser wundervollen Geschichte lauschte, hatte währenddessen zwischen Aniron und Kisha hin und her schaut, bis sein Blick schlussendlich in den eigenen Schoss fiel und einzelne Tränen über seine Wangen liefen. Er wusste nicht, wie viel Wahrheit in dieser Erzählung lag, doch sie war das Schönste, was er in seinem ganzen Leben gehört hatte.
Dies machte dem Jüngling Mut und schürte die Zuversicht, irgendwann auch eine Mzizi sein zu können, an der sich die Menschen und Tiere ohne Vorbehalte erfreuten, weil sie in Ihr einfach etwas Wundervolles und Liebenswertes sahen. Der Gedanke, einen riesen großen und grünen Mantel zu besitzen und damit alle Wesen schützend zu umhüllen war derart überwältigend, das Faraz laut seufzte. Noch nie in seinem Leben fühlte er so viel Selbstliebe, Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein, das er Kisha nun am Liebsten umarmt hätte, doch sie sollten weiter, dass der Junge einfach nur sehr dankbar nickte und ein dankbares ehrliches Lächeln sein Gesicht zierte.
Die Ruhe nach dem Sturm hatte ausgereicht seinen Körper erneut mit Energie zu füllen und die Schmerzen der Knöchel zu lindern. Faraz, der seine Fußgelenke prüfend bewegte, begab sich nun in den Stand und bedeckte das Feuer mit sandigem Boden, bis von Glut und Feuer kaum noch etwas zu sehen gab. Er tat dies aus der Überzeugung, dass es die einzige Art und Weise war ein Feuer richtig zu löschen und erfreute sich der Tatsache, der Gruppe hilfreich zur Hand gehen zu können. Und weil ihm der Gedanke gefiel, dass Menschen wie die, die um ihn herum waren, der Natur mit Wertschätzung dankten, tat er dies auf die Art und Weise, die ihm am ehesten entsprach. „Danke für Deine Wärme, Dein Licht und Deine Zeit, liebes Feuer. Jetzt kannst Du ruhen“.
Da erinnerte der Jüngling sich an die Worte Anirons zurück, mit der sie den Vater ihrer Tochter erwähnte. „Bei uns verlassen die Frauen selten das Lager“, sprach der Junge Aniron an, aber auch die anderen beiden Frauen durfte seine Geschichte interessieren. „Ihr Platz ist am Feuer und bei den Tieren, während die Männer auf der Jagd sind. Teilweise über mehrere Tage und Nächte. Bis die Söhne alt genug sind, verweilen sie bei Ihren Müttern im Lager und sichern irgendwann den Fortbestand unserer Sippe“, erklärte der Jüngling, während der Trupp sich langsam in Gang setzte. Und dann lenkte er die Aufmerksamkeit direkt auf die anderen Beiden Frauen, die ebenso wie Aniron Wassermagierinnen waren. „Ich wundere mich, dass ihr hier frei laufend dürft und sogar eure Kinder führt“.
-
Berash schluckte. Im ersten Moment hatte er die Forderung Ornlus... Verzeihung, Jadewolfs für einen Scherz gehalten. Schließlich war der Assassine schon so lange ohne Heimat, dass er nicht mehr besaß als er am Leibe trug. Und bisher war es auch niemandem gelungen, ihn davon zu überzeugen sich irgendwo niederzulassen. Er war nun mittlerweile über ein Jahrzehnt als rastloser Wanderer unterwegs, hatte keine Verpflichtungen oder Stricke, die ihn banden.
Nun jedoch hatte es eine Art Neuanfang gegeben. Doch ob es ihn am Ende irgendwo hintrieb, wo er bleiben würde? Er wusste es nicht. Sein nächstes Ziel, nachdem sie die Welt von dieser grässlichen Erscheinung befreit hatten, war immer noch das Kastell der Schwarzmagier. Aber würde er dort am Ende auch bleiben?
"Du hast mein Wort. Die Schuld wird beglichen werden, Or..., Jadewolf." Berash stand auf und verneigte sich förmlich. Auch wenn der Druide vielleicht nicht viel von höflichen Gepflogenheiten halten mochte (was vielen vom Waldvolk zu eigen war), für den Assassinen waren sie dennoch wichtig.
"Und nein, ich glaube, ich war noch nie in der Jungfrau. Aber ich habe genug Geschichten über die die Schenke und ihre eigenwillige Besitzerin gehört. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie noch lebt." Murdra galt damals, so hatte Berash es gehört, als das zäheste und widerborstigste Weib auf ganz Argaan. Selbst die argaanischen Soldaten behandelten die Frau mit Vorsicht. Und, so hieß es damals, sie stand wohl auch unter dem Schutz des Waldvolks. Einer Macht, der man sich nicht so einfach in den Weg stellen sollte.
Berash half Ornlu dabei, dass Lager etwas aufzuräumen, bevor sie sich auf den Weg machen würden.
"Und ja, ein Barbier wäre nicht schlecht, glaube ich. Nie hat man einen Heiler dabei, wenn man ihn braucht." Berash musterte seine eingewickelte Hand. Sie pochte immer noch und durch den Stoff war bereits Blut gesickert. Ja, einen Barbier konnte er wirklich gebrauchen. Und vielleicht hatten sie ja Zeit für einen Tee.
-
Bluttal - Höhle nördlich der Silberseeburg
Hasso, der am Feuer sitzend inmitten des Höhleneingang saß, betrachtete den Bereich, der weiter in die Höhle führte und von hier aus gesehen gänzlich in der Dunkelheit verschwand. Es gab etliche schmale Wege und Windungen, die der Dicke bisher noch nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, aber er ahnte, welche Schwierigkeiten und Besonderheiten sich inmitten der Dunkelheit verbargen. Niemals ging ein Oger alleine in die Tiefe des Berges, die Hasso gerne einmal selber erkundet hätte, aber Hasso war halt ein Mensch, den man bei möglicher Gefahr als zusätzlichen Ballast einstufte. Obwohl der Grünliche schon mehr als einmal bewiesen hatte, dass er Kraft besaß, war er aber auch in den Augen der Ogersippe ein Weichei, ein Feigling, ein Drückeberger und damit ein Mensch, der sich bisher noch nicht bewiesen hatte und somit kein Anrecht auf besonderes Ansehen genoss. Dazu kam noch, dass er mit dem Werben um die pralle Ogerdame den Unmut der anderen Ogerherren auf sich zog. Allen voran dem Obersten der Sippe, der schon genug damit zutun hatte, die Konkurrenz im Zaun zu halten. Der Stärkste setzte sich durch und verteilte seine Gene und sicherte damit das Fortbestehen der Gemeinschaft. Keine Chance für den Zwei-Meter-Mann, der immer, wenn ihm etwas nicht passte, die Luft durch seine Zahnlücke entweichen lies. Und manchmal, wenn er dies tat, erinnerte er sich an Dr.Dr.med Jun Qel-Dromâ.
Was er jedoch glaubte zu wissen, weil einige seiner Brüder im Dunkeln verschwanden und lange Zeit später wieder vor dem Eingang der Höhle erschienen, dass es einen weiteren Eingang in diese Höhle geben musste.
Es war die Neugierde des Großen zu erfassen, was die Umgebung bot, vor allen Dingen auch deshalb, weil die Oger mit einem Kraut zurückkehrten, welches die Angebetene liebte. Immer, wenn sie damit zurückkamen, fielen die Oger darüber regelrecht her und entzündeten es mit Hilfe des Feuers, jedoch nicht in Form eines Stängels, sondern angerichtet in einer qualmenden Schale, deren Dämpfe alle Anwesenden dann einatmeten. Ein Ritual der Sippe, an dem der Mensch bisher niemals teilnahm.
„Huh, Duh“, holte einer der Jüngeren den Menschen nun aus seinen Gedanken. Hasso lenkte den Blick auf den Grunzenden und sah zu, wie dieser nun mit einem Stöckchen auf sandigen Grund zu malen begann. „Duh“, meinte der Oger namens Buz und klopfte auf den Grund, im Anschluss auf die Höhle deutend, in der sie sich befanden. „Duh, dort“, meinte der Haarige und zeigte einen langen Strich ziehend, wohin der Mensch sich wohl begeben sollte. Wie Hasso erkannte, befand sich das Ziel wohl am südlichen Ende des Sees, doch wie weit, konnte er mit dieser Darbietung nicht abschätzen. „An dieses Seeufer?“, fragte Hasso deswegen und vernahm erneut das Grunzen des Anderen, der den Kopf schüttelte. „Weit“, meinte der Oger und untermalte den Begriff weit mit einer Handbewegung. So malte der Oger erneut. „Orsch, geh da, Orsch“, sprach Buz mit fester Stimme. „Orks?!“, entfleuchte es dem großen Mann laut. „Orsch“, bestätigte der Andere und nickte. „Orsch haben Wurfkraut. Machen Mazoga…“, der Oger strich sich über die Wampe, „Helfen Werfen, bald. Duh, geh da und hol“, aus seiner großen Pranke kam nun ein Beutelchen aus Blättern hervor, in dem sich ein paar Körner befanden. Es sah aus wie Pfeffer, roch aber eher nach einer Art Salbei, ganz so wie die Blätter, die Hasso zwischen seinen Händen rieb. „Geh Orsch“, brummte Buz und klopfte dem Dicken auf dessen Flosse.
-
Südlich des Orkwaldes
Aniron hatte einen Schluck aus ihrem Trinkschlauch genommen, nachdem sie Fianna etwas angeboten oder – wie es für Mütter eben so war – aufgedrängt hatte. Die Heilung von Kishas kalter Verbrennung hatte die Priesterin erschöpft, dennoch, sie war sich sicher, dass Tinquilius zufrieden mit seiner Schülerin gewesen wäre.
Doch nun drängte es die Wehmutter ebenso aus dem Wald wie auch Kisha, Aaliyah und sicherlich auch die Mädels. Sie nahmen den jungen Faraz ins Schlepptau und liefen weiter in Richtung des Sumpfes. Wenn Hyperius‘ Karte richtig war, und davon ging Aniron selbstverständlich aus, sollten sie den Rand des Sumpfes noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Und dann war die Frage, was sie tun würden. Sollten sie zur Nacht rasten oder noch versuchen, die verborgene Siedlung des Waldvolkes zu erreichen? Wahrscheinlich kam es drauf an, in welcher Verfassung sie selber waren und ob sie einen guten Unterschlupf fanden. Wobei Aniron zugeben musste, dass es sie nach den letzten Ereignissen besonders an einen sichereren Ort und auch zu ihrem Mann und ihrer großen Tochter trieb.
Sie betrachtete Faraz, diese zarte junge Seele, der so unwirklich in dieser rauen Welt wirkte, so unfassbar zerbrechlich, dass es fast ihren Mutterinstinkt weckte. Als er sie fragte, wie es kam, dass sie durch die Gegend liefen, hob sie zunächst überrascht die Augenbrauen, doch dann lächelte sie mit Nachsicht.
„Bei euch ist es nicht üblich, dass die Frauen sich dorthin bewegen dürfen, wo sie wollen, und dennoch siehst du ihr Schicksal als das Einfachere?“
Sie sagte es ohne Vorwurf und wandte dann ihren Blick wieder auf den Weg vor sich. Allmählich wurde der Pfad schmaler und rechts und links stiegen Felsswände in die Höhe. Hoffentlich lauerte hier niemand, der darauf wartete, arglose Wanderer zu überfallen.
„Hier sind die Menschen freier in ihrem Denken und wenn sie sich an die Regeln der Gesellschaft halten, dann sind sie auch frei in ihrem Handeln. Ja, es gibt Könige auf dieser Insel, denen man Untertan ist, aber das sind Männer wie Frauen wie Alte und Junge. Aber ob du ein Schwert schwingen willst oder lieber Handwerker … oder Handwerkerin bist oder ob du die Magie lernen möchtest oder das Feld bestellen, das ist dir frei, ob du Mann oder Frau bist. Wir sind nicht daran gebunden, auf unsere Männer zu warten. Wir nehmen unser Schicksal selbst in die Hand und gehen unseren eigenen Weg.“
„Ja, selber wenn dieser durch den Orkwald in den vermaledeiten Sumpf führt, um den eigenen Mann den Arschtritt seines Lebens zu verpassen, weil er sich aus dem Staub gemacht hat!“, zische Aaliyah. Aniron unterdrückte ein Grinsen.
Die Sonne ging hinter dem Gebirge unter und die kleine Gruppe wanderte ruhig durch die Felsenge. Kein Geräusch von anderen Menschen oder Tieren war zu vernehmen. Fianna legte müde ihre Arme um die Hüften ihrer Mutter und Aniron streichelte über den Kopf ihrer Tochter. Sie würden wohl doch eine Pause einlegen müssen. Die Felswände wurden schließlich wieder niedriger, sie würden diese Passage bald hinter sich haben. Man konnte den Sumpf schon fast riechen.
„Woher kommst du Faraz?“, fragte Aniron schließlich.
-
Bluttal
„Mein Name ist Gauron, Duaths Bruder, Hüter der Sippe des Mammuts. Nach … ihrem Ende, dem Fall der Sippe … und meiner Flucht, folge ich meinem Bruder auf seiner Mission. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung.“
Die Worte kamen hart und völlig kalt aus dem Mund der grünen Erscheinung, dem ätherischen Abbild des lang schon toten Hüters Gauron, dem Hüter Gy’liaths. Die Worte ließen Kiyan erstarren, der dasaß und wie gebannt den Worten Duaths und Galadils – natürlich in Turyas Übersetzung – gelauscht hatte. Ende? Gefallene Sippe?
Adanos, was war geschehen?
Er dachte an den Gauron mit seinem Gesicht aus der Vision, an den Hüter, der mit archaischer Aufmachung die Ebene präsentiert und ihm Gy’liath gezeigt hatte.
Dieser Gauron jedoch besaß keine Ähnlichkeit mit Kiyan. Es war ein bulliger Kerl, größer als er. Kein Hüne, aber ebenso wenig ein Winzling. Das Haar war kurz geschoren und das Gesicht eine Ruine, ein Mischwerk verschiedenster Narben und Kerben. Die Geschichte dieses Gesichtes war der Kampf, ganz einfach. Und die Augen … selbst als grünes, geisterhaftes Abbild … in ihnen lag eine Gefühlskälte und Verlorenheit, dass es Kiyan fröstelte.
Duath fuhr fort, aber der Waldläufer hörte nicht auf die Worte, die Turya übersetzte. Er versuchte alle Dinge beisammen zubekommen.
Auf der Ebene … war alles anders. Auch wenn alles wilder wirkte … schien es friedlich. Die Mammutherde, sie war frei und ungebunden. Kannte keine Feinde. Wieso also … wieso sollte die Sippe des Mammuts – Gaurons Sippe – fallen?
Aber dann erinnerte sich Kiyan. An die Augen des Schreitenden Berges, an Gy’liaths Blick.
Da war unermesslicher Schmerz gewesen. Zeitlos, das Ergebnis einer Ewigkeit der Qual und Marter. Der sekundenlange Albtraum, den ich sah. Der majestätische Gy’liath … geknechtet. Mit Speeren, Ketten, Haken an den Boden einer tiefdunklen Höhle gebunden. Das Fell zerfetzt, madenverseuchte, offene Wunden. Das ist, was Gy’liath ist. Das ist, was die Wahrheit ist. Nicht der Blick in die Vergangenheit, der Moment auf der Ebene. Dies war ein Trugbild … oder eine Sicht auf eine Zeit, die lange vorbei ist.
„Adanos …“, flüsterte Kiyan und barg den Kopf. Was spielten die Götter für ein Spiel mit ihm?
-
Südlich des Silbersees - Auf dem Weg zum Teleport #1
Den alten Turm hinter sich gelassen und sich stets am See orientiert, erreichte der Beleibte so langsam das südliche Ufer des Silbersees, welcher von Felsformationen – manche nannten es auch Berge – vom Orkwald getrennt wurde. Unter seinen großen Füßen knarrte das Holz eines alten Steges, der schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte, aber es reichte aus, sich die Füße nicht mehr schmutzig machen zu müssen, als nötig. Dort, wo der Dicke her kam, war der Grund in der Lage überflüssige Feuchtigkeit in sich aufzusaugen, aber hier an dieser Stelle waren noch die Spuren eines vergangenen Winters zu sehen, sofern der, die Sonne spiegelnde See dies zuließ. Genervt hob Hasso die Flosse, um, ohne geblendet zu werden, nach einer geeigneten Stelle für die Rast Ausschau zu halten. Etwas weiter westlich erkannte er die Konturen eines kleinen Bootes, welches möglicherweise die entfernte See ansteuerte, so überlegte der Dicke, ohne wirklich zu wissen, was sich dort in der Ferne befand, war er doch selber nie dort und kannte nur Umschreibungen von Menschen, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Hasso lebte schon länger fernab normaler Zivilisation und bemerkte, wie schwer ihm die Vorstellung fiel, irgendwann in diese normale Zivilisation bestehend aus Menschen zurück zu kehren, auch wenn seine Erinnerungen weit genug reichten sich in der alten Welt zurecht finden zu können. Es wurde dem Großen dezent übel, fehlte es ihm bisher an einer guten Mahlzeit, dass er sich bedingt dadurch an andere Gelegenheiten erinnerte, bei denen er ebenso eine Übelkeit verspürte. Damals, als er Magie wirkte. Dies war so lange her, dass der Mann so viel darüber vergessen hatte und sich nun fragte, wie er Dinge wie den Teleport einst zustande brachte.
Mit seiner großen Pranke nun das Beutelchen aus Blättern hervorholend, öffnete er dieses und roch an seinem Inhalt. Es roch nach einer Art von Salbei und linderte ein wenig das magenunfreundliche Gefühl, wie damals schon die Minze. Er entschied sich nun hier am Seeufer zu rasten, einen Moment neue Kraft zu tanken und etwas von dem Trockenfleisch zu knappern, welches die Oger ihm für die Reise mitgegeben hatten, doch es war klar, dass der Kram vielleicht gerade mal bis zur Ankunft im Lager der Orks reichte. Ja, wäre man in der Lage einen Teleport zu wirken, wäre der Zeitaufwand deutlich geringer, doch der Beleibte scheiterte bereits bei dem aufkommenden geplanten Vorhaben, welches ihm die Galle in die Mundhöhle trieb.
-
Südlich des Silbersees - Auf dem Weg zum Teleport #2
Das Glitzern das Sees hatte sich verändert. Wo vorher die Sonnenstrahlen über die leichten Wellen huschten, ruhte nun das Licht der Nacht, welches untermalt wurde von dem seichten, kaum hörbaren Rauschen des Sees, dessen flacher Rand immer wieder das Ufer umspülte. Hasso hatte das sinkende Tageslicht bewundert, wie es am Horizont versank und nicht einen Fuß von diesem Ort wegbewegt. Die Füße des Mannes, die gerade die Umwelt verseuchten, stanken und juckten, was zum einen Teil seiner mangelnden Hygiene zu verdanken war und auf der anderen Seite den Pilzen, die zwischen den Zehen gut gediehen. So rieb der eine Fuß immer wieder über den Anderen, während der Mann darüber nachdachte, wie er sich die gestellte Aufgabe vom Leib schaffen konnte.
„Mal ehrlich“, sprach der Beleibte zu sich selbst, „bei der nächst besten Gelegenheit bin ich tot“, murmelte er, Bezug nehmend auf die Tatsache, dass er gerade mal einen Dolch besaß und Kampffähigkeiten nicht vorhanden waren. Er besaß die Kraft einem wehrlosen Tier das Genick zu brechen, doch ein Ork… Der Dicke strich sich über das Kinn und kratze sich schließlich die Flanken seines Körpers, bis hin zu den Achselhöhlen, in denen vermutlich auch etwas wuchs. Wie war das damals?
Nachdenklich vor sich hin stierend schob Hasso sich eines der Körner in den Mund, leckte erst ein wenig drum herum und begann dann das Korn zwischen seinen fauligen Zähnen zu zermahlen. Unruhiger wurde der Reisende, dessen Atem sich langsam steigerte, dass mehr und mehr Sauerstoff in sein Hirn gepumpt wurde, was bei Hasso ja nicht schaden konnte.
Also – es roch nach Salbei, schmeckte dabei leicht scharf und muffig im Abgang. Der Dicke war sich nicht sicher, was er von dem Wurfkraut, wie es die Oger nannten, zu halten hatte, aber er wusste, dass ihm etwas Minze im Moment lieber war. Dabei war es gerade vermutlich irrelevant, welches Kraut von beiden er besessen hätte, denn es hatte noch kein Ding gegeben, was einem Magie wirkendem Hasso die Übelkeit nahm. Ein Unwohlsein anders als das Jetzige, jedoch mit gleichem Endergebnis – Übelkeit.
Waren die Gedankengänge abgeschweift in eine Vorstellung von warmen Strömen, endeten sie nun abrupt mit dem aufreißen beider Augenlider und einem beherzten Würger, der erneut die Galle steigen ließ, dass Hasso spuckte.
-
Hin und wieder zurück #21 - Bluttal - Die Geschichte der Drei I
Onyx hatte diesem Gauron gelauscht und fragte sich wieso er nicht so stolz und überlegen wie sein Bruder sprach? Wieso er wie ein Gedemütigter da stand und nicht wusste wie er einen Knoten löst der seine Aufgabe war.
Als er langsam verschwand, glimmte das grüne Erz sehr hell auf und die Konturen von Galadil erschienen wieder.
“Bewahre, Bruder. Bewahre, Schwester.”, grüßte Galadil in dieser Wiedergabe und verbeugte sich mit gekreuzten Armen. Turya übersetzte.
“Ich bin gekommen, um zu berichten, was wir im Süden gefunden haben.”, der Heiler strahlte begeistert.
“Tooshoo! Ein Wunder, ein Gigant, eine Legende. Dieser heilige Baum ist mehr wie Holz, Pflanzensäfte und Blätter. Ich spüre regelrecht, wie dieser Baum die ganze Insel stabilisiert und schützt. Doch noch hat er mir nicht geantwortet und das, was unsere neuen Freunde erzählen, hilft mir leider noch nicht weiter. Ja, Freunde. Vettern vergangener Zeiten will ich sagen. Der Stamm der Tooshoo nahm uns freundlich auf, als wir alle festgestellt haben, dass wir dieselbe Sprache sprechen. Gut, ihr Dialekt ist merkwürdig, doch es ist unverkennbar, dass wir und sie verbunden sind durch das alte Blut. Sie beten die große Katze an, aber auch einige weitere Naturgeister niederer Art. Ihr Schamane und ich teilen ähnliche Zauber und haben uns rege über die Magie und Heilung unterhalten können. Doch scheinen sie mir in manchen Belangen der Heilkunde nicht auf dem Stand zu sein, wie wir es in Tymora sind. Ihre Pantherkrieger sind beeindruckende Krieger und bei Wenigen konnten Duath und Gauron erkennen, dass sie auch Hüter unter sich haben. Wir haben ihnen erzählt, wieso wir hier sind und sie erklärten sich bereit, uns zu helfen. Als Gegenleistung werde ich ihre Leute in der Heilkunde lehren. - Wir haben beschlossen, den Osten der Insel mit ihnen zu erkunden und Bestien zu jagen, von denen sie erzählt haben.”, sagte Galadil und wurde von Turya übersetzt.
Danach verschwand er allmählich im schwächer werdenden Dunst. Doch das Erz glühte immer noch magisch grün auf und es schien es war noch lange nicht die letzte Botschaft der Drei.
“Die Mutter sei mit dir Hüter und umarme dich, damit du Frieden findest. Der Vater gebe dir Kraft und Weisheit, um deine Pflicht zu erfüllen.”, sprach Duath und verbeugte sich auf seine typische Art. Kjal übersetzte nun weiter.
“Ich habe eine Steintafel im Osten der Insel nahe dem Dschungel an der Küste platziert. Wir wissen nicht wohin der Tunnel führt, aber bei Taranis’ letzten Worten! Da traut sich auch nur einer hinein, der dem Tod ins Gesicht lacht, weil er sterben will. Die Tafel erzählt von unserer Jagd auf einen Swart und ich habe über einen neu erprobte Mischung gesprochen, die das Jagen bei Nacht erleichtert.
Die Pantherkrieger sind gute Jäger und Krieger. Aber auch Narren, weil sie der großen Katze huldigen, wie es nur Göttern gebührt. Sie geben ihr das Fleisch verdorbener Wesen und Kinder des dunklen Gottes. Als wären nicht schon genug Naturgeister in meiner Lebzeit gefallen.
Einer ihrer Krieger starb bei der Jagd auf den Swart und hat beinahe dazu gesorgt, dass wir alle drauf gingen. Das war ein unnötiger Tod, nur um der großen Katze zu gefallen. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen und werde es mir nicht verbieten lassen. Monte und Zuma missfällt es, wie ich über die große Katze und andere Naturgeister sprach, die sie anbeten. Aber ich kann nicht schweigen. Ich habe zu viel erlebt und gesehen. Gauron sagte, ich soll sie nicht provozieren, doch die Wahrheit muss ausgesprochen werden. - Die Jagd wird weiter gehen. Es soll im Westen der Insel beim Eberstein - so nennen sie die Erhöhung am großen See - einen weiteren Swart geben. Galadil und ich werden noch Pflanzen sammeln und etwas vorbereiten. Gauron hat den Auftrag das Versteck des Swart aufzustöbern.
Nach der Jagd will ich wieder berichten.”, sprach Duath in einem harschen, zielstrebigen Ton und verbeugte sich danach. Seine Gesichtszüge sprachen davon, dass ihm der schwelende Konflikt mit den Pantherkriegern missfiel.
“Die Steintafel haben wir in einem Verließ der alten Setarrifer gefunden oder was auch immer das geschaffen hat. Das Lager von Gundas und den Füchsen war da.”, sagte Kiyan.
“Dann weiß ich, wo das ist. Dort sollen rachsüchtige Geister sein. Und in den Tunneln wimmelt es von Minecrawlern. Niemand weiß wirklich, wer das alles erbaut hat. - Sagt mal…ganz ehrlich. Was ist das für ein Zeug? Was ist das für ein Zauber?”, fragte Ricklen.
“Onyx gefunden Tafeln in südliche Tempel. Besser nicht suchen da mehr. Dann Zufall helfen. Dann Spur gefolgt und gefunden das und andere Tafel. Wir auch nicht wissen mehr, heh?”, erklärte der Torgaaner.
“Es sind Botschaften an die die ihnen folgten oder nach ihnen kamen. Bücher und Schriften verrotten…das hier kann nur zerstört werden. Botschaften für die Ewigkeit. Das Wissen darüber existierte einmal offensichtlich... - schaut…es glüht wieder auf. Da kommt gleich wieder was. Ich übersetze nun.”, sagte Kjal. Turya stimmte zu.
-
Hin und wieder zurück #21 - Bluttal - Die Geschichte der Drei II
“Bewahre, Hüter. Mögest du siegreich deinen Pflichten nachkommen und Frieden in diese Welt bringen.”, sprach Duath und wirkte abgekämpft, geschwächt vom Kampf und regelrecht geladen.
“Wir waren in West-Aragarn und hatten Kontakt mit jenen aus der Stadt auf dem Fels. Ihre Diener des Vaters suchten das Gespräch und fragten uns, was wir hier suchen. Gauron war Wortführer, da er die Sprache der Menschen der Städte am besten spricht. Sie waren erstaunt, als sie erfuhren, was wir jagen würden und sprachen irgendwas von Herolden - was wir nicht verstanden. Sie gingen dann in Frieden. Nicht ohne aber eine Warnung auszusprechen, den Stamm im Süden zu meiden und besser vorstellig bei ihrem König zu werden. Es sei seine Insel. - Wir haben gelacht und erklärt, dass wir freie Menschen seien und diese Welt die unseres beider Vaters und unserer Mutter sei. Keines Königs. - Wir werden ihre Städte meiden. Ihren Dank brauchen wir nicht.”, sagte er und rieb sich durch das müde Gesicht.
“Doch ein Funken Wahrheit steckte wohl in der Warnung über unsere Freunde des Tooshoo-Stammes. Unsere Jagd verlief erfolgreich, aber ohne Monte und Zuma. Dafür, dass sie Hüter sind, haben sie ein seltsames Verständnis von Pflicht. In ihrem Stamm ist eine Krankheit ausgebrochen und sie forderten ein, dass Galadil hilft. Die Hilfe haben wir ihnen verweigert, weil der Swart zu jagen war. Gauron hatte sein Versteck ausgemacht und wartete auf uns. Sollte ich meinen Bruder alleine gegen den Swart kämpfen lassen? Nein! So trennten sich unsere Wege vorerst und wir Drei begannen die Jagd. Zum Kampf möchte ich nicht viel erzählen. Es war hart und Gauron riskierte sehr viel, als er dem Swart das Leben nahm. Galadil kümmert sich um ihn gerade. Ich möchte dir - wenn du ein Hüter der Olvara bist - verraten, wo du eine Steintafel mit einem Rezept findest, dass mir dieses Mal bei der Jagd half. Die Höhle des Swart am Eberstein hat zwei Gänge die schon zwanzig Schritt nach dem Eingang beginnen. Wähle den linken Gang und gehe ein Stück, bis der Gang zu einer Kammer wird. Dreh dich um und blick hinauf. Das Wissen wird dir helfen, wenn deine Beute nicht schläft und du warten musst, bis sie sich zeigt. - Wir werden ein paar Tage in unserem Lager verbleiben. Gauron wird bald genesen und ich muss die Konsequenzen meiner Tränke ausstehen und vor allem ausschlafen. Bewahre! Bis zur nächsten Botschaft.”, wünschte Duath, verneigte sich und verschwand dann wieder. Onyx überlegte schon, wie er noch zum Eberstein gehen könnte. Die Neugier war groß. So wie bei allen, als Galadil recht schnell wieder erschien. Er wirkte aufgeregt und angespannt.
”Bewahre! - Ich spreche, weil wir uns getrennt haben. Duath hatte Recht in seiner Skepsis und er sprach davon, dass die Olvara ihn in seinen Träumen vor ihnen gewarnt hatte. Vor ihrem aufkeimenden Zorn. Die Tooshoo haben uns bedroht und geben uns die Schuld für ihre Toten. Eine Krankheit hat sie heimgesucht, die ich nicht kenne. Eine Dunkelheit geht von ihr aus. Duath sagt, es liegt daran, dass sie der großen Katze Wesen opfern, die verdorben sind oder dem dunklen Herrn entstammen. Sollten sie ihr Fleisch ebenso essen, dann ist es ein Ansatz, den ich als Heiler prüfen werde. Vielleicht kann ich doch noch helfen. Sollte ich es noch bei ihnen erforschen dürfen…
Sie wollten uns töten. Ihrer großen Katze opfern, damit sie gegen die Krankheit hilft. Wir sind entkommen und hatten mit Zuma einen Kampf, den Gauron entschied. Er hat ihr den Kopf abgerissen. Ihr Götter! Diese rohen Kräfte und dann erschlägt ein Bruder seine Schwester. Das ist nicht im Sinne der Mutter und des Vaters…”, klagte Galadil und ballte die Fäuste. Onyx mochte sich nicht vorstellen wie es aussah, wenn zwei Hüter wie der Hayabusa auf Leben und Tod kämpften. Auch nicht die anderen, die hier seit Anfang der Erscheinungen gespannt zuhörten.
“...Als wir dann sicher waren, haben wir direkt einen Plan gefasst. Duath ist schon zum südlichen Tempel aufgebrochen und Gauron und ich werden versuchen, sie abzulenken. Vielleicht reden sie mit uns, ohne Duaths Anwesenheit. Zuma schien in ihrem Stamm mehr ein Übel zu sein, dass man duldete. Ich gebe auch zu, dass Duaths Worte nicht immer diplomatisch sind und er hart urteilt. Aber er spricht die Wahrheit. Es ist Wahnsinn, einem Naturgeist verdorbene Wesen als Opfer zu bringen. - Genug der Worte. Die Mutter behüte uns und der Vater lasse sein Gleichgewicht über jeden kommen, der uns aufhält. Duath hat vor Monte - ihren zweiten Hüter zu erschlagen - und dann, wenn wir die Tooshoo nicht retten können…verhindern wir, dass sie der großen Katze weiter dienen werden. Mein Meister wird hiervon erfahren und so alles ein gutes Ende findet, werden wir die große Katze aufhalten, bevor sie tief fällt. Adanos schütze dich, Bruder und Schwester. - Ich bin Galadil. Seher der grauen Schar von Runak. Gefährte von Silda und liebender Vater von Galan und Garaia. Sollte dies meine letzte Botschaft sein, so grüße meinen Meister und meine Familie. Sage ihnen wie sehr mein Herz an sie jeden Tag denkt und sich wünscht bei ihnen zu sein. Erzähle ihnen von uns, damit wir nicht vergessen werden.”, sagte der Druidenanwärter und verbeugte sich mit gekreuzten Armen. Dann verschwand seine Erscheinung und das glühende, grüne Erz wurde schwächer. Kurz darauf herrschte Stille.
“Garaia… Mutter Garaia half mir, auf die Welt zu kommen…”, sagte Kjal und erinnerte sich wohl gerade an noch viel mehr.
“Und mir hat sie drei Mal eine gescheuert, als ich ganz frisch in Silden, mich auf jeden Kerl erst einmal einließ. Gute Frau...”, sagte Turya.
“Gute Frau…”, sagte Hjarti erstaunlich sanft, ohne zu sagen, was seine Geschichte mit dieser Garaia war.
“Wie alt war sie denn? Wenn ihr Vater? Jetzt da vorkam und…”, fragte Ricklen.
“Sehr, sehr alt. Druidenalt. Sie war mit Durnir und Faun ein Gespann, das Sildens Geheimnisse bewahrte. Die den Jadewolf und Leyla ausbildeten und viele mehr. Sie selbst waren Kinder der Zeit von Beria der Löwin, als sie das Waldvolk einte. Sie starb vor gut fünfzehn Jahren. Mit ihr erlosch ihre alte Linie. Viele alte Familien haben noch Blut von Galadils Linie in sich, aber es ist verblasst. Mächtige Heiler waren sie. Die Rimbes haben noch was davon. Die alte Nerea hat von ihr sogar gelernt…”, erzählte Kjal von den Nimrod. Onyx hatte interessiert zugehört.
“Sie wollten den Stamm auslöschen. Ziemlich hart dafür, dass der Stamm selbst in Not war.”, warf Ricklen zum Nachdenken ein.
“Wir wissen nicht, wie gefährlich diese Krankheit war und wie diese Pantherkrieger drauf waren. Das waren die Geschichten der Drei. Nicht von Monte und Zuma. Meister Torn hätte aber genauso gehandelt. Die Wurzeln des Übels vernichtet, bevor sie zu Schlimmeren erwachsen wären. Ich ebenso.”, sagte Turya.
“Vielleicht hätte es aber Heilung gegeben oder eine andere Lösung. Doch du hast recht. Was urteilten wir über sie, ohne zu die ganze Wahrheit zu wissen?”, sagte Hjarti und war eben doch nicht nur der tumbe, notgeile Nordmarer, der Waldläufer geworden war. Man dachte in der Runde darüber nach.
Dann fragte Hjarti, wie es mit Duath und den anderen weiterging.
“Onyx erzählen, weil Onyx gefunden Duaths letzte Botschaft…”, sagte der Torgaaner und gab wieder, was er damals im Steinkreis über Duath erfuhr. So schloss sich der Kreis der Geschichte um das Trio, das Argaan betreten hatte. Alle waren tot. Was aus dem Stamm vom Tooshoo wurde konnte man nur erahnen. Und sie, die hier gelauscht hatten, wurden Zeuge dieser vergessenen Geschichte. Was sie daraus mitnahmen, lag bei jedem selbst. Jeder schien gerade in Gedanken.
Onyx begann zu verstehen, dass Duaths Weg auch seiner werden konnte. Wollte er das? So wie Duath sein?
Hatte er wirklich verstanden, worum es ging, ein Hüter zu sein? Die Wahrheit war, dass er nichts wusste und diese Einsicht das war wo er stand. Steintafeln zu suchen würde ihm helfen zu verstehen und auch Duaths Pfade nachzuvollziehen. So gingen seine Gedanken nach Shyr, was wohl Fesyhr war und auch an die Steintafel irgendwo in einer Höhle am Eberstein. Sie zu holen, wäre wohl gut. Konnte er seine Begleiter fragen, ob sie noch zum Eberstein aufbrechen würden?
Onyx setzte zur Frage an, da glimmte das magische, grüne Erz noch einmal auf.
-
Südlich des Silbersees - Auf dem Weg zum Teleport #3
Erneut hielt der Beleibte das Beutelchen mit den Körnern in seiner Hand und roch daran. So dumm, wie Hasso auch sein mochte, reichte seine Intelligenz aus, zwischen dem Verzehr der Körner und den Regungen seiner Männlichkeit einen Zusammenhang zu schaffen, der nicht bewiesen war, jedoch lag die Vermutung nah, dass es sich bei dem Kraut um eine Art von Potenzmittel handelte. Mönchspfeffer – der Große verstaute den Beutel hinter seinem Lendenschutz und griff nach dem Fell, auf welchem er die Nacht verbrauchte. Die Sonnenstrahlen begannen die Umgebung zu wärmen, doch die Fauna und der Boden strahlten vor nächtlicher Kälte und ließen den Dicken einen tiefen Schauer verspüren. Irgendwie hilfreich, beruhigte der kühle Wind auch die Regungen.
Und noch immer befand der Große sich vor den „Toren“ des Orkwaldes, der jetzt schon bedrohlich wirkte und den Mann immer wieder zu der quälenden Frage trieb, wie er die gestellte Aufgabe bewerkstelligen sollte. Ja, die Silberseeburg wirkte zuvor schon abschreckend und dennoch wäre es ratsam gewesen alle Zweifel beiseite zu legen und sich zu rüsten. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, inmitten der von Menschen bewohnten Anlage nach einem Beschützer zu suchen, doch der Moment war vorbei und die Situation vertrackt, gehörten zu den Eigenschaften des Behaarten ebenso Faulheit und Bequemlichkeit. Bevor man also den Entschluss fasste, den Weg noch einmal in entgegengesetzte Richtung zu gehen, blieb man lieber wie angewurzelt am Ufer des Silbersees stehen.
Bedauernd, dass man nicht einfach verschwinden und anderen Orts wieder auftauchen konnte.
Endlich nun setzte Hasso seine Reise fort. Links und rechts säumten Berge und Fels den schmalen Weg, der ein wenig anstieg. Mit gestrecktem Hals schaute der Dicke dem Kommenden entgegen, was sich wohl hinter dieser leichten Steigung verbergen musste und schon einen Moment später flachte der Weg wieder ab. Schon jetzt trieb der Weg die ersten Schweißperlen auf die Stirn des Mannes, der eine Veränderung der Landschaft bemerkte, denn nun empfing ihn die Ausläufer eines dunklen Waldes, der mit Sicherheit mehr beherbergte, als Orks. Der Adrenalinspiegel stieg und bildete mit dem bestehenden Hunger eine ungute Mischung, dass Hasso seine großen Hände unruhig rieb. Und schließlich zog er den Dolch hervor und umklammerte ihn fest mit seinen wurstigen Fingern. Immer schön auf dem Weg bleiben, ruhig sein, sich sputen. So schwer konnte das doch nicht sein.
-
Hin und wieder zurück #22 - Bluttal - Die Geschichte der Drei III
“Das ist doch…”, sagte Ricklen skeptisch und jeder wusste was er damit meinte.
Da stand nun die Erscheinung eines Mannes mit einem Runenstab, dessen oberes Ende geborsten war. Wilde Haare, Tätowierungen im Gesicht und Augen, die ihnen allen sehr bekannt vorkamen. Gehüllt in Fellen und Leder. Tiertrophäen schmückten und verstärkten seine Rüstung. Nur war der da nicht der Jadewolf. Aber es war ein anderer Wolf in Menschengestalt.
Der Mann verbeugte sich wie Duath und Gauron. Kjal nickte und wollte übersetzen. Doch musste er es gar nicht.
“Bewahre! Der Hetzer möge mit dir jagen!”, sagte seine wölfische Stimme gepaart mit einem raubtierhaften Grinsen.
”Ich bin Luthorn von der Wolfssippe. Ich bin Träger des geborstenen Speers Thangail, der den Dämon und meine Mutter - die weiße Wölfin - vernichtete. Ich bin Vater von Zarriael und Farka. Gefährte der verschollenen Sanara, die der grauen Schar angehört.
Ich bin seit dem Steinkreis bei Beria den Spuren der Drei hinterher. - Wieso? Nun sagen wir, ich habe mich inspirieren lassen und irgendwo muss eine Reise beginnen, nicht wahr? Ich habe diese Steintafel im Gebirge hoch oben bei einem zerstörten Steinkreis gefunden und konnte sie mit Hilfe meines grünen Erzes abhören. Es ist die Zeit, da Tymora gefallen ist und wir nur noch in Beria und Silden wirklich Heimat finden. Es sind für uns die schwersten Zeiten angebrochen, seit Beria uns vor ungefähr zweihundert Jahren geeint hat. Deswegen bin ich hier...”, sagte dieser Luthorn und nahm Platz.
So wild er wirkte, so vernünftig und klar im Geist schien er zu sein. Ein Wanderer, der etwas suchte, was der Geist nur finden und halten konnte. Gleichzeitig war er offensichtlich beseelt. Es war eine Dualität zu sehen, die Onyx genauso wie bei Duath und Gauron sehr interessant fand. Keiner war gleich. Doch jeder strahlte eine besondere Macht aus. Sie waren sich ihrer selbst sehr bewusst.
Luthorn strich sich durchs wilde, lange Haar und schaute dann auf.
“Ich suche Antworten und hoffe, oder besser hatte gehofft, dass der Weg der Drei mir weiter hilft. Duaths Schicksal ist auf dem Festland eine viel diskutierte Sache. Er hatte damals mit Beria, den Druiden und den Sippen nicht das beste Verhältnis - so sagt man. Er hatte seine Hüter der Olvara auf alte Pfade entsendet und ging dann, als Letzter von ihnen, selbst los. Das war das, was man sich erzählt hat. Duath hat seinen Weg und Gedanken gut dokumentiert und so folgte ich der Spur bis hierher und bin erschüttert, was hier vorgefallen ist. Der mächtige Gauron und Duath von den alten Schlangen, als die wohl Letzten damals, die noch Taranis erlebten. Und Galadil - Vater meiner guten Freundin Garaia.”, sagte der Wolfs-Hüter und richtete seine Kleidung und Körperhaltung, um etwas offizieller zu wirken.
“Ich war beim großen Baum Tooshoo und habe ein paar Antworten gefunden. Die Tooshoo sind verschwunden. Statt ihnen scheint ein Einsiedler mit Maske das Wunder dieser Welt zu hüten. Er ist ein Relikt der Zeit um Duath, glaube ich zumindest. Irgendwas ist seltsam an diesem Druiden und ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann. Duath hätte es sich gewünscht, dass sein Wissen und ihre gemeinsame Geschichte in die richtigen Hände gerät. Ich habe deswegen die Steintafel hier beim Menhir platziert. Ich will versuchen, die anderen Steintafeln zu finden und dann mit dieser hier zurück aufs Festland zu reisen. Garaia wird sich freuen, eine letzte Botschaft ihres Vaters zu hören. Und unser Volk wird erfahren, was hier geschah und was hier ist. Das war es erst einmal von mir. Ich will mir Setar mit seinen goldenen Dächern anschauen und ihre Weisen fragen, was ich zu fragen habe. Dann geht es zurück nach Tooshoo. Ich habe noch Fragen an diesen Eremiten. Bewahre, Bruder und Schwester. Gute Jagd!”, wünschte Luthorn und verbeugte sich auf die typische Art.
Das schimmernde Erz erlosch gänzlich und die Erscheinung des Jägers verschwand.
“Dort haben wir das Ding gefunden…”, sagte Turya und hielt wie alle anderen inne. Das war eine lange Geschichte und sie zu rekapitulieren, zu verstehen - brauchte etwas. Nun vielleicht mussten sie sie noch einmal sehen. Kjal schien völlig aus dem Häuschen zu sein.
“Wisst ihr wer das war? Luthorn der Rastlose. Er hat die ganze Welt bereist und kam zurück. Er hat Dinge im Waldvolk verändert, die noch heute gelten. Das Thingrecht. Rechte für sippenlose Waldvölkler und das Leute wie ihr alle bei uns einen Platz finden. Davor…galt Blut und Herkunft mehr wie der Mensch und seine Taten. Er hat viele weise Männer und Frauen in der Welt aufgesucht und die beste Form für eine gesellschaftliche Ordnung gesucht. Thangail…der Jadewolf trägt heute diesen Stab bei sich. Er hatte Luthorn beim Thing erwähnt, als er von Thangail die Runen vorlas.”, erzählte der Waldläufer.
“Leute wie wir…heh?”, fragte Turya im entsprechenden Unterton und stupste Kiyan an.
“So war es damals. Selbst die Nimrod waren als Sippenlose wie die Bauern für den Adel. Luthorn hat zwei Sippenführer getötet, wurde zum Waldläuferführer erhoben und hat die Dinge geändert. Blutige, aber notwendige Zeiten. Sonst wären wir nicht mehr ein Volk.”, sagte Kjal von den Nimrod.
“Dann hat er es aber nicht geschafft, die Tafel zurückzubringen. Ist mehr bekannt?”, fragte Hjarti. Kjal verneinte und meinte, dass wenig bekannt war, wo Luthorn alles war.
“Vielleicht Ärger bekommen und weg von Insel.”, meinte Onyx.
“Vielleicht…die Botschaften sprachen allesamt von einer sehr rauen Zeit. Er kam auf jeden Fall runter von der Insel. Aber sagt mal - wer schleppt bitte so Platten mit sich rum? Vor allem auf einer Reise bis ans Ende der Welt. Die Drei haben 5…6 davon allein auf Argaan gelassen.”, meinte Ricklen.
“Sie brauchten vielleicht keine Tafeln mit sich zu schleppen? Haben sie vor Ort geschaffen?”, überlegte Turya.
“Ich kann gar nicht einordnen, was wir mit dieser Geschichte machen sollen. Es ist so lange her. Ich werde Mertens davon erzählen und dem Jadewolf. Und natürlich Jilvie.”, meinte der Blonde unter ihnen.
“Vielleicht der ganzen Waldläuferschaft. Weitere Spuren finden könnte nützlich sein. - Turya, Kiyan und Onyx. Ich finde ihr solltet diese Tafel nach Silden bringen. In den Familienhain von Garaia. Lasst ihre Geschichte und das, was von ihnen noch da ist heimkommen.", schlug Kjal vor. Die Drei stimmten zu.
“Dein Erz ist nun matt und leer, Ricklen.”, stellte Hjarti fest.
“Das war es vor zwei Monden auch. Ambrose hatte damit experimentiert. Es hat sich aber langsam wieder aufgeladen. Hast du deines dabei?”, fragte Ricklen.
“Ja. Lasst uns das Ding noch einmal sehen und hören. Oder hast du noch was Interessantes, Onyx? Kjal hat seins auch dabei.”
“Ihr sicher gespannt wie schauen aus Swart. Das wir hören. Dann das hier, heh?”, schlug der Torgaaner vor und bekam langsam wieder Hunger.
“Morgen trennen sich unsere Wege. Lasst uns die Zeit damit nutzen.”, bejahte Kjal und holte seines hervor.
Onyx war gespannt, was sie an Details noch erkennen würden. Doch seine Gedanken kreisten auch rund um Duath, Gauron, Galadil und den Startpunkt von Luthorn bei diesem Beria. Dort wäre wohl Duaths Spur wieder zu finden. Der letzte gemeinsame Abend der sechs Waldläufer begann, bevor sich ihre Wege für einige Monde trennen würden.
-
Nördlicher Ausläufer des Orkwaldes - Auf dem Weg zum Teleport #4
Es wäre mit Sicherheit von Vorteil gewesen, wäre Hasso bereits einmal Reisender im Orkwald gewesen, doch dessen Kenntnisse beschränkten sich auf Erzählungen und auf Anweisungen, die er von seinen Ogerfreunden erhielt. Verdeutlicht auf sandigem Grund, gezeichnet mit einem Stock und jetzt nur noch in der Erinnerung des Beleibten verfügbar, die mehr als täuschen konnten.
Hasso konnte nur davon ausgehen, dass sich irgendwo Hinweise auf den Standort der Orks befanden, wie aufgespießte Köpfe, Opferplätze etc., bevorzugt sichtbar vom sicheren Weg aus, der ihn weiter in den unheimlichen Wald trieb. Genauso trieb das Adrenalin den Inhalt seiner Gedärme weiter voraus, dass ein Grummeln die Ankunft einer ordentlichen Wurst versprach, derer man sich bald würde erledigen müssen.
Hasso atmete dagegen an, doch der Drang zwang ihn sich einmal ausgiebig umzusehen und dem Baum zu seiner Rechten Gesellschaft zu leisten. Ein wenig weiter vielleicht noch, hin zu den Sträuchern, hinter denen er sich nun nieder lies. Und zu keinem Augenblick, während es nun erleichternd warm wurde, ließ er die Umgebung dabei aus den Augen. Knacken, Knarzen, wie auch Rascheln schien überall. Ein Gemälde für den Betrachter, der die Szenerie beobachtete und bewunderte, wie die sich durch das Blätterdach durchkämpfenden Lichtstrahlen den Beleibten beleuchteten, als sei er ein Heiliger, der den Segen der Götter empfing. Magiestrahlen, die es ihm ermöglichen würden, während des Scheißens zu verschwinden, doch was kam, war lediglich ein Dungkäfer, der nun etwas zum Rollen bekam.
Die Pranke nach greifbaren Blättern geführt, erledigte Hasso hastig den Rest. Gewillt zum Weg zurück zu wanken, entdeckte er tiefer in den Wald blickend einen Bretterverschlag, der ein wenig an das Lager im Bluttal erinnerte, aber das hier schien entweder der Rest von etwas zu sein, was damals einmal stand, oder es war ein neues Vorhaben, welches noch nicht weit gediehen war. Wie angewurzelt verharrte der Beleibte in der Kauerstellung und beobachtete angestrengt das vor ihm Liegende, aus dessen Richtung Geräusche kamen, die der Große überhaupt nicht einzuschätzen wusste und so verzichtete er vorerst darauf, sich dem Unbekannten zu nähern. Nein, er entschied sich für den Weg, auf den er sich nun wieder leise zurückbegab und sich die müffelnde Hand am Lendenschutz rieb.
Dieser Weg gabelte sich schließlich und stellte den Beleibten vor eine Entscheidung, die jedoch nicht sehr schwerfiel, denn es war klar, dass der linke Weg die Berge flankierte und der Rechte tiefer in den Orkwald führen musste. Ebenso klar war, dass beim rechten Weg schluss mit lustig war und sich ihm nun noch einmal die Frage stellte, wie sehr er gewillt war seine Aufgabe zu erfüllen.
-
Orkwald Weggabelung - Auf dem Weg zum Teleport #5
Hasso atmete tief, zuckte bei jedem kleinen Geräusch und strengte seine Augen erneut an, um mehr in dem düsteren Wald sehen zu können und das war zur Abwechslung eine Weise Entscheidung, da sich in einer Entfernung etwas erkennen ließ, was schließlich grunzte.
Wie angewurzelt stand der Dicke da, schob die Pranke mit dem Dolch hervor und wartete darauf, dass die Sau sich näherte und es wurde magisch – Sau – Hasso – beide schienen sich tief in die Augen zu blicken und den Anderen abzuchecken. Und vielleicht kamen sie sogar zu dem Entschluss, dass etwas Gemeinsames sie verbinden musste, denn beide rochen wie ein schon lange nicht mehr gelüftetes Scheißhaus. Sau – Hasso – beide beschlossen nun einen Schritt aufeinander zuzugehen und sich anzugrunzen, dass im Idealfall einer von Beiden den Rückzug antrat, doch bisher starrten beide Wesen sich an. Die Sau, die einmal mit dem Huf scharrte, als auch Hasso, der den Dolch in der Hand einmal zucken ließ.
Und dann legte die Sau los und trieb den Dicken erst einmal um den Baum, bevor dieser, nun unter der Sau liegend mit dem Dolch ein paar Schnitte vollführte und seine Faust nutzte, um dem Störenfried eine aufs Maul zu geben. Doch die Sau ließ nicht locker, dass die Pranke nach dem Gehänge des Tieres suchte, doch die Sau besaß keine Glocken. Sie besaß Zitzen, die empfindlich auf das Tun des Großen reagierten. Sie schmerzten nicht nur, sondern sonderten auch eine Flüssigkeit ab, die dem Dicken in das Auge tropften, gefolgt von Blut und dem schweren Körper, der endlich bezwungen auf dem Leib des Dicken zusammensank, das dieser für den Moment kaum noch Luft bekam. Einen weiteren Kraftaufwand später lag das erlegte Tier endlich neben dem Erschöpften und Verletzten, der sich zurück auf alle Viere kämpfte. Wieso hatte die Sau derart aggressiv reagiert, anstatt der Konfrontation zu entgehen. Nun ja, das war so etwas mit Wildschweinen – erst recht, wenn sie Junge hatten.
Der, mit den aufgekratzten und aufgebissenen Armen taumelte im Stand und hechelte nach Luft, spürte das Kribbeln in seinem Körper und bemerkte die schwammige Sicht, die für den Augenblick die Landschaft in einem grellen blauen Licht erscheinen lies und dann wurde es zunächst einmal dunkel, dass der Beleibte tief gegen seine Übelkeit anatmete. Ein kurzer Akt von unkontrollierter Magieaktivität, oder einfach nur die Auswirkungen eines Kampfes, den Hasso in dieser Art und Weise das erste Mal führte. In der Regel jagten und kämpften die Oger im Team, genauso wie ein Rudel Wölfe. Nur bei ungefährlichen Gegnern und dem Gebrauch einer Flitsche, Speer, etc. agierte jeder für sich.
Das tote Tier betrachtend, nachdem die Sicht wieder kam, vernahm nun in nicht weiter Entfernung Geräusche, die den Dicken erschaudern ließen, rechnete er nun tatsächlich mit einer Gruppe von Schweinen, die nichts anderes zu tun gedachten, als die tote Sau zu rächen, doch wie der Beleibte einen Augenblick später erkennen konnte, handelte es sich um Frischlinge. Die kleinen süßen Dinger, die die Mama wohl einfach nur beschützen wollte, doch nun ereilte die Frischlinge wohl ein sehr ähnliches Schicksal, als Hasso überlegte, auf sie Jagd zu machen. Andererseits… Wo Mama und Kinder waren, war irgendwo auch ein Papa.
Wie dem auch war – das Vorhaben erst einmal aufschiebend überlegte der immer noch Atemlose, ob sich die Szenerie nicht anbot, eine weitere Rast einzulegen und eine weitere Schlafstatt für die kommende Nacht einzurichten. Immerhin lag zu seinen Füßen ein schmackhaftes Mahl. Und während er so darüber nachdachte und alle Wege mit den Augen noch einmal gründlich abging, entdeckte er erneut etwas Hölzernes, das sich in einer Entfernung zwischen Bäumen und Blättern abzeichnete. Das konnte unmöglich der Bretterverschlag sein, den er zuvor keim Kacken entdeckte, weil er intakter wirkte und sich an einer anderen Stelle befand. Da stand die Überlegung im Raum, ob man die Sau nicht einfach da hin schleifte und sich die Nacht dort verbarrikadierte, aber das Unterfangen war schwierig, wie der Grünling nun bemerkte. Die Sau war schwer und er schon viel zu lange an dieser Position, die auf anderes Getier einladend wirken konnte. Mit dem Geruch nach Blut erst recht.
Irgendwann war es Hasso gelungen eine Art Schlitten zu bauen, den vermutlich jeder Depp besser gebaut hätte, als die hohle Bratze, aber es reichte, um das Gewicht der Sau hinter sich herzuziehen und den Bretterverschlag endlich zu erreichen. Es war unklar, wofür diese Art von kleinem leerem Schuppen irgendwann mal gebraucht wurde, aber für Hassos Zwecke reichte das Konstrukt absolut aus. Man konnte die marode Türe hinter sich schließen und zunächst etwas geschützter den Dingen harren, die da noch kommen sollten.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|