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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier - Novizenkammer

    Kishas Hand öffnete und schloss sich in schneller Folge. Ihre Kiefer waren fest aufeinander gepresst. Jeder Muskel in ihrem Leib war angespannt. Und ihre Augen starrten immer noch auf die offenstehende Tür, die dieses hässliche, kleine Klappergestell mit ihrer Magie aufgerissen hatte. Sie war so nah davor gewesen, einfach ihren Kopf zu packen und mit einem festen Ruck den dürren Hals umzudrehen wie bei einem Suppenhuhn. Doch es war die Erinnerung an Mama Nwate gewesen, die sie zurückgehalten hatte. Die alte Sikyo ya Roho hatte ihr einst davon erzählt, wie sie böse Geister fernhielt, die andere Dorfbewohner bedrohten.
    ‚Ich binde sie an mich und trage sie dann fort von hier‘, hatte sie gesagt.
    Darauf hatte Kisha gefragt: ‚Aber wie schaffst du es, dass die Geister nicht dir schaden?‘
    Nwates lächelnde Antwort war einfach gewesen. ‚Jeder Geist will etwas. Er kann dich nur besitzen, wenn du es ihm gibst. Also gebe ich den bösen Geistern nicht, was sie wollen.‘
    Und nun, im Angesicht dieser von Hass und Bosheit verdorbenen kleinen Frau, hatte sie es endlich verstanden. Felia wollte ihre Aufmerksamkeit. Sie nährte sich von Kishas Wut über ihre Provokationen. Also würde Kisha ihr genau das nicht geben, auch wenn es ihr beinahe körperliche Schmerzen bereitete, es nicht zu tun. Denn sie war nichts anderes als ein böser Geist, der von ihr Besitz zu ergreifen versuchte.

    Und der böse Geist tobte sich aus, reizte sie, spielte mit ihr. Die Feuernovizin versuchte krampfhaft, mit ihren Zaubern eine Reaktion aus ihr hervorzulocken. Doch als sie ihren ersten Zauber wirkte, eine kleine Flamme, wie auch Kisha sie selbst beherrschte, war gar keine Selbstbeherrschung mehr nötig, um ihren Zorn zu vertreiben. Denn das Flüstern dieser fremden Magie zu hören, vereinnahmte ihren Verstand für den Augenblick vollkommen. Das Resultat sah ihrer eigenen Flamme so ähnlich, doch das, was sie hörte, war nicht das kraftvolle, konzentrierte Flüstern der Vizuka – es war ein schrilles Kreischen in einer Sprache, die Kisha fremder war als jedes Wort, das sie jemals gehört hatte. Und auch, als Felia die Tür mit Hilfe eines Magiestoßes aufgerissen hatte, war das so grundlegend anders gewesen als das, was sie an diesem Ort gehört hatte. Die Sprache des Feuers war derb. Vulgär. Schrill und aufmerksamkeitsheischend. Sie war kein Vergleich zu Mungus Weisheit, die durch die Vizuka geteilt wurde.

    „He. Sie ist unwichtig“, stieß Kisha hervor und sah freundlich zu Mera hinab. Die Anspannung fiel von ihren Schultern ab wie ein gewaltiger Felsbrocken, den sie nach schier endlos erscheinender Belastung endlich von sich stoßen konnte. Und langsam entspannten sich ihre Muskeln, nach und nach wurde das Öffnen und Schließen ihrer Hand langsamer und erstarb schließlich vollends.
    Immerhin, Felia hatte sich auf sie konzentriert und Mera in Ruhe gelassen. Dann konnte sich ihre Zimmergenossin nun wenigstens erholen. Die Feuernovizin hatte mit der Provokation und dem Wirken ihrer Zauber das Gastrecht verwirkt, und jeder weitere Versuch dieser Art würde nur dazu führen, dass Kisha sie rundheraus ignorierte.
    Denn Kisha ließ sich nicht von einem bösen Geist wie ihr besitzen.

  2. Beiträge anzeigen #362
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Romantisch also?", sagte Johanna und grinste ihn mit erhobener Augenbraue an. „Du weißt ja richtig, was du willst! Gefällt mir!"
    Und tatsächlich gefiel ihr, was Isidor da sagte. Nicht wegen der Romantik, nein. Aber dass ihm das Treffen mit Frieda genug bedeutete, dass er direkt an seinem zweiten Tag mit Alberich zu sprechen bereit war, stimmte sie sehr zuversichtlich. Ihm schien es wirklich ernst zu sein. Vielleicht würde sie ihm ja doch noch ein wenig bei den Vorbereitungen helfen, damit er nicht ganz so allein stand. Oder jemand anderes tat es.
    "Was ist denn eigentlich mit diesem Kerl im schicken Hemd? Kann der nicht bei ein paar Dingen mit aushelfen? Der wirkte auf mich sehr gelangweilt. Also nicht beim Geschenk - Götter, bloß nicht beim Geschenk, hörst du? Aber vielleicht versteht er ja etwas von gutem Essen und Trinken. Seine Hemdenmode steht dir aber glaube ich nicht so gut, mal so ganz ehrlich gesprochen."

    Vom Tor her regte sich erneut etwas, als einige weitere Mitglieder der Wache eintrafen und jemanden mit sich fort führten. Ein paar andere sahen hinauf zu den Dächern und drehten sich im Kreis, als würde sie etwas – oder jemanden – suchen. Johanna stutzte.
    „Sag mal, hat der Mann da einen Pfeil im Arm stecken?“, sagte sie zu Isidor. „Verdammt, was ist denn hier in den letzten Tagen los? Hat Myrtana plötzlich alle Unholde auf die Stadt losgelassen, die es zusammenkratzen konnte, oder was?“ Sie sah zu Isidor und erinnerte sich, dass er selbst erst vor kurzem aus Vengard hier angekommen war. „Anwesende niedliche Trottel natürlich ausgeschlossen.“
    Sie ließ sich Isidors Worte noch einmal durch den Kopf gehen. „Dann also ein wilder Besuch auf den Apfelterrassen von Großbauer Ogtar? Wenn du willst, kann ich morgen Abend die Umgebung erkunden und aufpassen, dass euch da unter den Bäumen keiner stört.“
    So konnte sie auch in der Nähe bleiben, falls irgendetwas doch nicht so lief wie geplant. Sicher war sicher.
    „Oh, und zwei Flaschen Wein erscheint mir ganz schön viel. Du willst sie doch nicht gleich abfüllen, oder?“

  3. Beiträge anzeigen #363
    AI  Avatar von Isidor
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    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Niedlich?“, griff er ihren Kommentar auf und wusste nicht, ob er sich geschmeichelt oder – gesellschaftskonform - in seiner Männlichkeit gekränkt fühlen sollte.
    Glücklicherweise war er nicht kleinlich genug, um Letzterem die Oberhand zu geben, weswegen er sich zu einem neuerlichen Grinsen hinreißen ließ. Eine amüsante Ansicht, wenn man bedachte, dass die attraktive kleine Frau es definitiv eher verdient gehabt hätte als niedlich bezeichnet zu werden, allerdings hätte Isidor befürchtet, dass sie es ihm übelgenommen hätte. Immerhin klang so etwas schnell herablassend, selbst wenn es positiven Ursprungs war.
    „Na, ist es nicht das, was zu einer Verabredung gehört? Romantik? Zumindest haben meine Schwestern immer davon geschwärmt, wenn sie berichteten, wie ihre Verehrer mit ihnen umgegangen waren. Mal vermissten sie Romantik, mal war es zu gestellt. Ich hoffe, dass ich die Mitte finde“, meinte er und legte die Stirn in nachdenkliche Falten.

    Ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend löste ihn jedoch im nächsten Moment aus seinen Gedanken, als Johanna auf Piero zu sprechen kam. Wie konnte sie seine Hilfe in Erwägung ziehen, nach dem Fiasko des Vorabends?
    „Ich weiß nicht, ob ich Piero fragen sollte. Wenn ich an ihn denke, jucken mir die Finger und nicht auf eine gute Weise…“, gab er zu und spürte die Wut in ihm brodeln.
    Rein rational hatte sie Recht und vermutlich wüsste der Wortkünstler tatsächlich, wie angebrachte Garderobe für ein Treffen im Freien aussah. Doch zum einen bezweifelte der Geselle, dass er sich den teuren Geschmack seines Bekannten leisten konnte, zum anderen sah er sich schon in einem lächerlichen Aufzug durch die Straßen laufen, nur damit er sich über ihn belustigen konnte. Aber hatte er wirklich eine Alternative außer seinem eigenen zweifelhaften Sinn für Mode?
    „Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn sehe“, lenkte er schließlich seufzend ein.

    In diesem Moment wurde es hektisch auf dem Torplatz, als einige Soldaten aus dem Wachhaus geholt wurden. Scheinbar war ein weiterer Aufruhr im Gange und Isidor beobachtete, wie die Stadtwachen sich in die Handwerkerstraße und den oberen Ring aufmachten.
    „Ja, ich glaube da hat wirklich jemand einen Pfeil im Arm“, bestätigte er und schaute sich angespannt um, ob er irgendwo jemanden mit einem Bogen entdecken konnte.
    Johannas Kommentar störte ihn keineswegs, insbesondere nach dem Kompliment, und tatsächlich musste er sich fragen, ob sie nicht Recht hatte. Hatte der Geheimdienst weitere Leute geschickt, die aufgeflogen waren? Oder las er zu viel in die Situation, die sich entfaltete? Einerlei, als einfacher Schmiedegeselle sollte er sich – und wenn auch nur zum Schein – aus derlei Angelegenheiten heraushalten.

    „Es wäre wirklich gut, wenn du ein Auge für uns offenhältst“, nahm er ihr Angebot an, „Und sind zwei Flaschen wirklich zu viel? Dann nur eine.“
    Etwas unangenehm war ihm seine Fehleinschätzung schon. Immerhin war er es gewohnt weit mehr als zwei Flaschen allein zu trinken, doch dass es nicht jedem so ging, war ihm nicht immer bewusst. Aber Johanna hatte Recht und es würde sicher so wirken, als hätte er vor sie betrunken und fügig zu machen.
    Bei dem Gedanken daran wurde er etwas rot, denn selbst, wenn er Fräulein Frieda sehr anziehend fand, traute er sich nicht einmal sich vorzustellen, was das bedeuten würde. Nein, das waren Gedanken für später, viel später.
    „Dann ist es also geklärt, was? Ich werde mit Alberich sprechen und ihm die Situation erklären, damit ich mehr Zeit bekomme, um Essen, Trinken und etwas Kleidung zu bekommen. Dafür werde ich Piero ansprechen. Das Geschenk besorge ich selber und Ingor werde ich nach einem Zuber fragen. Dann hole ich Fräulein Frieda an der Bäckerei ab – wohnt sie dort auch? – und nehme sie mit auf die Apfelplantage. Gibst du mir irgendwie ein Zeichen, wenn die Luft rein ist?“, ging er alle Punkte noch einmal durch, die sie besprochen hatten.

  4. Beiträge anzeigen #364
    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Mit leicht gereizter Miene betrat der Meisterschmied Taron seine Waffenschmiede und schnaubte verächtlich, bevor er sich grummelnd an die Schmiede begab, die dicken Handschuhe anzog und einen vorbereiteten Rohling aus der glühenden Esse nahm. Kurz darauf stand er am Amboss und hämmerte mit schweren, kräftigen Schlägen auf das glühende Stück Stahl ein, so als wollte er jemandem den Schädel zertrümmern. Dabei fluchte und grunzte er in einem fort.
    Syrias blickte von seiner Zeichnung auf und betrachtete den Meister skeptisch. Der Söldner wusste, dass es nur bedingt hilfreich war, wenn man im Zorn auf den heißen Stahl schlug. Viel zu schnell konnte es passieren, dass man das Eisen zu sehr verformte. Doch Taron, der ihm einige Jahre an Erfahrung vorraus hatte, wusste was er tat und formte den Stahl weiter und weiter, solange bis das helle Glühen zu einem Kirschrot abgeklungen war. Dann schob er die Klinge wieder zurück in das Feuer der Esse und lies sie wieder heiß werden.

    "Alles in Ordnung, Meister?" Syrias legte den Kohlestift beiseite und nahm einen Schluck aus dem Krug, welcher neben ihm auf dem Tisch stand. Erst dann erhob sich der Söldner und brachte Taron einen eigenen Krug, welchen er an einem der Wasserfässer auffüllte.
    "Du siehst ziemlich angefressen aus." Fasste Syrias die wütende Miene des Meisterschmieds und dessen gereiztes Gebaren zusammen. Taron schnaubte nur wieder, die Zornesfalte auf seiner Stirn vertiefte sich nur noch.
    "Blitzmerker." spuckte er grimmig aus, bevor er Syrias den Krug fast schon aus der Hand riss und ihn in einem Zug leerte. Das dabei Wasser an den Rändern vorbei lief und dem stämmigen Waffenschmied in den Bart sickerte war ihm wohl egal. "Danke." knurrte er, bevor er den hölzernen Krug mit einem wütenden Fluch gegen die Wand warf.

    Syrias verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue, während er mit skeptischem Blick den Überresten des Holzkrugs hinterher sah. Wenn der Meister sein Eigentum zerstören wollte, gut, sollte er doch. Aber das war ganz untypisch für ihn. Auch wenn der Schmied ein knurriger Geselle war, so unbeherrscht hatte Syrias ihn noch nie gesehen. Und er arbeitete nun schon seit einiger Zeit für ihn.
    "Weißt du, was los ist?" griff der Meisterschmied die vorherige Frage auf. "Alberich ist los. Hat sich wohl nen neuen Lehrling geangelt, wie es heißt. Und weißt du, wer?" Taron blitzte Syrias wütend an. "So ein großer Kerl, Blond, aus Nordmar, war vor kurzem hier... klingelt da was?" Fauchte der Meisterschmied seinen Gesellen an. Syrias zuckte mit den Schultern. "Vermutlich meinst du Isidor." gab er gelassen zurück. "Ja genau!" fauchte Taron. "Isidor! Was fällt dir eigentlich ein den zu Alberich zu schicken, häh? Brennt dir der Kopf? Hast du zu nah an der Esse gestanden?" Die Tirade des Meisterschmieds schien kein Ende nehmen zu wollen. Syrias wusste, dass Taron auf Alberich nicht gut zu sprechen war. Schließlich war dieser ein Rüstungsbauer, während Taron Waffen schmiedete. Die beiden Zunften versuchten sich immer gegenseitig zu übertrumpfen. Schuf ein Waffenschmied etwas, dass jede Rüstung durchbohrte, baute der andere einfach bessere Rüstungen. Und umgekehrt. Die beiden Gattungen waren da oftmals wie Hund und Katze. Syrias hingegen war so ein Streit meist egal. Er wollte nur Schmieden und verkaufen.

    "Entspann dich." Syrias ging zurück an seinen Tisch, griff den Stift wieder auf und setzte sich zurück an seine Zeichnung. Er würde dem Ausbruch des Meisterschmieds mit stoischer Gelassenheit entgegen gehen. Was sollte dieser auch schließlich machen? Ihn rauswerfen? Syrias schnaubte. Das wäre schön dumm, schließlich war er zum einen auf das Erz angewiesen, welches der Söldner bald besorgen würde und zum anderen müsste Taron dann einen neuen Gesellen suchen. Und davon gab es zur Zeit nicht viele. Und für einen Lehrling hatte der Meisterschmied keine Geduld im Moment.
    "Isidor brauchte Arbeit. Und wie du dich vielleicht erinnerst, wir sind Waffenschmiede, während er sich mit Rüstungen auskennt. Du kannst so nen Kerl nicht gebrauchen und zum Anlernen hat keiner von uns Zeit. Was kann ich denn dafür, dass er zu Alberich geht? Er hätte auch irgendeinen anderen suchen können." Der Waffenschmied zuckte erneut mit den Schultern.
    "Der Ker ist wie ein rotes Tuch für dich. Komm mal bitte wieder runter von deinem Berg des Zorns, Taron." Syrias wählte in diesem Moment bewusst die direkte Anrede. "Es ist, wie es ist." Dann machte er sich wieder ans Zeichnen.
    Taron schnaubte erneut, als wäre er ein wütender Stier. Was die Anspielung mit dem roten Tuch nur noch passender machte. Doch langsam beruhigte sich der Meisterschmied und grummelte nur noch vor sich hin. Syrias hatte schließlich recht, auch wenn er das eigentlich nicht wahrhaben wollte.

    Nach ein paar Minuten hatte sich Taron so weit beruhigt, dass er sein Augenmerk auf das schenken konnte, was Syrias da tat. Der Söldner saß wieder an seinem Tisch, ein paar Blätter vor sich ausgebreitet und zeichnete mit dem Kohlestift darauf herum. Verwundert trat er näher um das ganze ausführlicher zu betrachten. Schließlich war Syrias selten dabei irgendwas zu zeichnen. Außer Schmieden und die kleine Göre trainieren tat er doch nichts anderes.
    "Was wird das da, wenn es fertig ist?" fragte Taron und wies auf die Skizzen. Die eine zeigte eine Schwert, dessen Klinge so lang wie bei einem Zweihänder war, doch dafür sie eigentlich zu schmal. Es wirkte eher wie ein Rapier oder ein Degen. Nur etwas dicker und stabiler.
    Die andere zeigte zwei Schwerter, die sich auf den ersten Blick nur ansatzweise ähnelten. Während eines davon eine leicht nach unten gebogene Parierstange aufwies, zeigte die andere ein verziertes Blatt mit klassischerer Parierstange.
    "Sind nur ein paar Ideen, die ich hab." Gab Syrias zurück. "Die spuken mir schon seit längerem im Kopf herum. Aber ich weiß nicht, ob ich das irgendwann umsetzen kann oder werd. Grade für das Teil," der Söldner wies auf das zweihänderähnliche Schwert, "bräuchte ich vermutlich magisches Erz. Und da ist ja zur Zeit nicht so einfach ran zu kommen. Und dann müsste ich eigentlich auch genug für mehrere Versuche besorgen." Syrias verzog frustriert das Gesicht und legte den Stift erst einmal beiseite.
    "Und ich hab noch nie mit magischem Erz gearbeitet. Also muss ich das auch bedenken. Deswegen sinds erstmal nur Hingespinste."

  5. Beiträge anzeigen #365
    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Der Wind heulte durch die Gassen von Stewark, trug den salzigen Geruch des Meeres mit sich und ließ die Schatten der hohen Mauern und engen Durchgänge länger wirken, als sie es ohnehin schon waren. Venom, Hailey und Colbart bewegten sich schnell und leise durch die labyrinthartigen Straßen der Stadt. Über ihnen ragte die Zitadelle, das Herzstück der Burg, in den Himmel – ein Bollwerk, das seit Jahrhunderten jeden Angriff überstanden hatte.
    „Wir müssen aufpassen, dass uns keiner sieht,“ murmelte Venom, während sie eine schmale Treppe hinuntergingen. „Je näher wir dem Unterschlupf kommen, desto gefährlicher wird es.“
    Hailey, die wie immer an seiner Seite blieb, nickte nur knapp. Ihr Speer lag griffbereit auf ihrer Schulter, und ihre Augen, die in den Schatten funkelten, verrieten eine ungeduldige Entschlossenheit. „Dieser Kerl wird uns nicht entkommen, Venom. Wir erledigen das heute.“
    Colbart, der hinter ihnen ging, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hielt seine Dolche bereit.
    „Ich habe sein Versteck ausgekundschaftet,“ flüsterte Colbart, während sie sich den unteren Höfen näherten, die an den Rand der Klippen gebaut waren. „Es ist ein altes Lagerhaus, ein heruntergekommenes Ding, das kaum noch genutzt wird. Es gibt keine Wachen, aber das Viertel ist ein Labyrinth. Wenn wir einmal drin sind, müssen wir schnell handeln.“
    Die Gruppe erreichte den Zugang zum tiefer gelegenen Hof, wo es die normalen Bürger der Stadt eher selten hinzog. Der Klang eines Hammers und glühendem Eisen hallte durch die Luft. Sie schlichen an einer Taverne vorbei, deren Fenster hell erleuchtet waren. Der Geruch von Bier und gebratenem Fleisch stieg in Venoms Nase, doch er ignorierte das Knurren seines Magens. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Ablenkungen.
    „Hier entlang,“ sagte Colbart und führte sie in eine Gasse, die abseits der Hauptstraße lag. „Das Lagerhaus ist nicht mehr weit.“
    Sie folgten dem Dieb, der seine Schritte gezielt setzte und dabei stets die Umgebung im Auge behielt. Die Gebäude wurden niedriger und schmaler, je näher sie dem nördlichen Teil der Stadt kamen, der direkt an der Klippe lag. Der Weg hinab war steil und gefährlich, die Pflastersteine rutschig vom Nebel, der vom Meer heraufzog. Doch die drei bewegten sich sicher, kannten die Wege Stewarks besser als manch ein Bürger.
    Als sie schließlich das Ziel erreichten, ein altes, verfallenes Lagerhaus, blieb Venom stehen. Das Gebäude wirkte verlassen, die Fenster waren mit Brettern vernagelt, und die Tür hing schief in ihren Angeln. Es war der perfekte Ort für jemanden, der nicht gefunden werden wollte.
    „Hier ist es,“ sagte Colbart und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. „Ich habe das Gebäude umgangen, es gibt keinen anderen Zugang. Wenn wir hier reingehen, gibt es kein Zurück mehr.“
    Venom sah Hailey an, die nur leicht mit den Schultern zuckte und ein mutwilliges Lächeln zeigte. „Lass uns das erledigen,“ sagte sie leise. „Je schneller wir reingehen, desto schneller haben wir das hinter uns.“
    Venom nickte. Er spürte, wie die Anspannung in ihm wuchs, doch er zwang sich zur Ruhe. „Wir müssen vorsichtig sein,“ sagte er und sah zu Colbart. „Du sicherst den Eingang. Hailey und ich gehen hinein und sehen uns um. Wenn etwas schiefgeht, deckst du unseren Rückzug.“
    Colbart nickte. „Alles klar, Boss.“
    Venom griff nach dem Griff seiner Bogensehne, während Hailey ihren Speer fest umfasste. Dann traten sie näher an das Lagerhaus heran, ihre Schritte vorsichtig, aber entschlossen.
    Und so standen sie schließlich vor der alten Holztür des Lagerhauses, bereit, den Mann mit dem schwarzen Mantel und dem Degen zu stellen. Die Dunkelheit um sie herum wurde dichter, der Nebel drang kälter in ihre Knochen, und der Augenblick der Entscheidung rückte näher. Venom atmete tief ein und legte eine Hand auf die Tür. „Bereit?“ flüsterte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch im Wind.
    Hailey nickte. „Bereit.“
    Mit einem letzten Blick auf Colbart, der nervös hinter ihnen stand, drückte Venom die Tür auf – und trat in das Dunkel des Lagers ein.

  6. Beiträge anzeigen #366
    Abenteurer Avatar von Mera
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    Haus der Magier - Novizenkammer

    Gebannt sah sich Mera das Schauspiel zwischen Felia und Kisha an. Feuer gegen Wasser, und doch beide gleich aufbrausend und stürmisch. Die Ironie, dass man das Gemüt ihrer Kammergenossin eher als feurig bezeichnen würde, während ihr das der Feuernovizin eiskalt vorkam, ging an der Setarriferin vollkommen verloren. Zu sehr war sie darauf bedacht, keinen Mucks zu machen, ja nicht auf sich aufmerksam zu machen. Wer wusste schon, was Felia in diesem Moment getan hätte, hätte sie sich auf sie konzentriert? Hätte sie sie verbal angegriffen, wie sie es mit Kisha getan hatte? Oder sie mit ihrer flammenden Hand tatsächlich versucht zu ergreifen, ihr Brandwunden zuzufügen, wie es die Flammen Setarrifs den Bürgern der Stand angetan hatte?

    „Danke!“ flüsterte die Novizin erleichtert, nachdem Kisha die Feuernovizin vertrieben hatte. Sie hatte ihr die Stirn geboten, wie Mera selbst es nie hinbekommen hätte, auch wenn sie es gern getan hätte. In ihren Gedanken war sie aufgestanden, uneingeschüchtert, und hätte Felia die Leviten gelesen, ohne sich aus der Fassung zu bringen. Doch dies waren nur ihre Gedanken, die unausgesprochen und unerledigt blieben. Sie wäre nur über ihre eigenen Zunge gestolpert, hätte sich verhaspelt und lächerlich gemacht. Und Felia hätte mit ihrem Hochmut auf sie herab geblickt, sie ausgelacht.

    „Sie ist unwichtig.“ wiederholte Mera die Worte ihrer Mitbewohnerin, zu ihr gewandt, und gleichermaßen zu sich selbst. „Völlig unwichtig. Aber dieser Curt.“
    Sie blickte Kisha an, die sich zu ihrer Beschützerin gewandelt hatte. Sie fand sie noch immer laut, anstrengend und häufig völlig unverständlich, doch sie kam nicht umhin die Frau zu mögen. Sie hatte das Mitgefühl, das diesen Feuernovizen fehlte.
    „Dieser Curt war dort, als ich aufgewacht bin. In Thorniara, nach dem Angriff auf Setarrif. Nachdem ich dort jahrelang gepflegt wurde. Von Miriam. Sie war nett. Sie hat mich am Leben gehalten, und auch ihn. Er war auch im Koma. Miriam hat uns beide gepflegt. Mit seinem Geld. Er will, dass ich es sofort zurückzahle. Aber ich habe kein Geld. Da hat er mich angeschrien und bedroht und...“
    sie brach ab.
    „...da bin ich mit Danee hierher gekommen. Weg von ihm. Und jetzt ist er hier.“

  7. Beiträge anzeigen #367
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Na klar“, sagte sie lächelnd, als er sie fragte, ob sie ihm half, den Ort der Verabredung auszukundschaften. Und sie würde nicht nur vorher prüfen, dass niemand die beiden störte, sondern sich auch währenddessen in der Umgebung halten. Nur zur Sicherheit, und natürlich mit so viel Abstand zu ihnen, wie es der Anstand erforderte.
    Johanna verstand, dass es Isidor Bauchschmerzen bereitete, diesen Piero um Hilfe zu bitten. Immerhin hatte er sie beide in eine verdammt peinliche Situation gebracht und ihr dadurch einen mordsmäßigen Kater beschert! Aber so weit sie es verstand, hatte der Mann ihm ohne eine Gegenleistung zu verlangen ein Geschenk vermacht. Eines mit schlechtem Geschmack, ja. Und deshalb durfte Isidor ihn auf keinen Fall das Geschenk für Frieda aussuchen lassen! Aber für alles Grundlegende wäre die Hilfe dieses Pfaus sicher willkommen. Ja, es hätte sie nicht gewundert, wenn Piero einen erlesenen Geschmack bei Speis‘ und Trank hatte! Es war nur fraglich, ob der arme Isidor sich den auch leisten konnte.
    „Aber bitte lass dir von dem Kerl nicht zeigen, wie man mit Frieda umgeht, ja? Der kam mir vor wie Einer, der Frauen wie Spielzeuge benutzt und wegwirft.“

    In diesem Moment knurrte ihr Bauch so laut, als wollte er den blonden Schmied direkt mit Haut und Haar verschlingen. Sie rieb sich verlegen über die schmale Leibesmitte.
    „Sieht aus, als ob ich was zu Essen bräuchte. Wie sieht’s bei dir aus? Soll ich dich einladen?“
    Sie hob den Finger. „Oh, und bevor ich’s vergess: na klar wohnt Frieda in der Bäckerei, zusammen mit ihrem Vater! Die Backstube hat mal ihm gehört, aber jetzt ist sie die Chefin! Aber der alte Hirbo hilft noch ein bisschen mit, hat sie gesagt. Er hat wohl eine Abmachung mit einem Bäcker aus Varant, aber ich hab seinen Namen vergessen. Der ist gerade auf Reisen, aber wenn er wieder kommt, soll er den Laden mit Frieda zusammen führen.“
    Johanna zwinkerte Isidor zu. „Besser, du bringst dich jetzt schon in eine gute Position, damit sie sich nicht für den geheimnisvollen Bäcker aus Varant entscheidet, was?“ Sie kicherte. „Kleiner Spaß. Hab gehört, der ist schon alt.“
    Ein freches Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Aber ich glaub, sie mag ihn trotzdem!“
    Geändert von Johanna (13.08.2024 um 23:34 Uhr)

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    AI  Avatar von Isidor
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    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Danke, dass du das machst!“, meinte Isidor ehrlich und legte seine große Pranke an Johannas zierlichen Oberarm, der allerdings von deutlich kräftigeren Muskeln durchzogen war, als er erwartet hatte.
    Die junge Frau schien wirklich eifrig beim Training am Schwert gewesen zu sein, denn solche Stränge kamen nicht von einem Überschuss an Zucker und Wunschdenken.
    „Und keine Sorge, ich habe nicht vor mir irgendetwas von Piero abzugucken. Verbranntes Kind und so“, witzelte er und deutete auf seinen Hals, wobei er ein schiefes Lächeln zeigte.
    Er hoffte bloß, dass ihn der Mann von erlesenem Geschmack nicht der Länge nach über den Tisch ziehen würde. Klar, er hatte die Preise vom Festland im Hinterkopf, doch wie die wirtschaftliche Lage auf Argaan war, hatte er noch nicht verinnerlicht. Sein einziger Vorteil war wohl, dass es dem findigen Geschäftsmann wohl ähnlich gehen dürfte. Zumindest hoffte der Schmied das.

    Das bärenhafte Knurren, welches von Johannas Körpermitte aufbegehrte, brachte Isidor herzlich zum Lachen.
    „Na, da meldet sich wohl die verbrauchte Energie dieses anstrengenden Tages, was?“, stichelte er und horchte gleichwohl in sich selbst hinein.
    Er könnte durchaus auch etwas vertragen, doch er wollte seiner neuen Freundin nicht auf der Tasche liegen.
    „Eigentlich sollte ich dich einladen, so viel wie du mir geholfen hast, seit ich hier in die Stadt gestolpert bin“, neckte er sie und verlor für just einen Augenblick die Fassung, als er ein Dreiergespann erblickte, welches die Westtreppe zum Torplatz herunter kam.
    Insbesondere die führende, wenn auch kleine Gestalt forderte seine Aufmerksamkeit und ein Gefühl zwischen Ärger und…war das Anziehung?

    „Entschuldige Johanna, ich habe gerade jemanden entdeckt, den ich von früher kenne“, wandte er sich wieder an die Dunkelhaarige mit einer entschuldigenden Miene, „Geh schonmal vor, ich komme gleich nach. Versprochen!“
    Etwas verwundert sah sich Johanna um, suchte wohl nach dem Menschen, den ausgerechnet der frisch angereiste Isidor kennen wollte. Glücklicherweise trug sie ihre Robe nicht, weshalb man sie nicht als das erkannte, was sie war.
    Seine hungrige Freundin verabschiedete sich kurzerhand, wobei er nicht deuten konnte, wie sie es fand, dass der Hüne scheinbar eine weitere junge Dame im engeren Dunstkreis hatte.
    „Welch angenehme Überraschung oberste Novizin Felia. Habt Ihr Euren Freund Gabriel gefunden?“, rief er der attraktiven Frau entgegen, wobei sowohl Stimme als auch Mimik zwischen Belustigung und unangenehmer Überraschung schwankte.
    Sie wurde von zwei weiteren Damen begleitet, die ein Gewand trugen, welches dem Schmied nicht unbekannt war. Sein Reisegefährte Meister Arvideon hatte etwas sehr Ähnliches unter seinem weiten Mantel getragen.

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    Die Klippenschänke

    „Nanu?“
    Mir nichts, dir nichts war Isidor davon geeilt und hatte sie zurückgelassen. Johanna sah ihm verdutzt hinterher, doch ihre geringe Größe war hier, vor der vollgepackten Klippenschänke, ein echtes Problem. Kurzentschlossen kippte sie sich den Rest ihres Apfelsafts hinter und stieg zunächst auf eine Holzbank, dass auf die Platte des daneben stehenden Tisches.
    „Darf ich mal?“
    Die Leute – den rußgeschwärzten Gesichtern nach eine Gruppe von Schmieden, unter denen sich auch eine Frau mittleren Alters befand – erhoben die Stimmen und beschwerten sich lautstark und unflätig, doch Johanna ließ sich nicht beirren. Nun endlich konnte sie über die Köpfe der Menschen hinweg sehen und entdeckte den schmutzig blonden Haarschopf Isidors ein gutes Stück entfernt, nahe der Treppe vom mittleren Ring.

    „Da bist du ja“, murmelte sie vor sich hin. „Nanu, was ist das denn für eine?“
    Begleitet von zwei Frauen aus dem Haus der Wassermagier, war da eine Frau, die so klein erschien, dass sie immer wieder hinter den Umstehenden verschwand. War es so etwa auch, wenn man Johanna im Gedränge beobachtete?
    „Na, ich hoffe mal für dich, dass du nur Urlaubserfahrungen austauschst, mein Lieber.“
    Eigentlich ging es sie gar nichts an, was Isidor den lieben, langen Tag lang so trieb, doch sie war es Frieda schuldig, sie nicht mit einem Mann zu verkuppeln, der sich am Ende noch mit anderen Frauen traf. Johanna schätzte Isidor nicht so ein, aber was, wenn seine liebe und zuvorkommende, treudoofe Art täuschte?
    „Nimmst du dann mal wieder deine schicken Stiefel aus meinem Essen, Puppe?“, knurrte ein bärbeißiger Mann mit fettglänzender, geröteter Glatze und einem imposanten Schnauzbart von unten.
    „Iss einfach weiter! Ich nehme gar nicht viel Platz weg!“, blaffte sie abwesend zurück, ohne den Blick von Isidor zu lassen. Doch da der keine Anstalten machte, mit der seltsamen Frau mitzugehen, stieg sie schließlich vom Tisch herab und gab dem Drängen ihres Magens nach, sich endlich ein Abendessen zu besorgen.

    Johanna sprang vom Tisch und schlängelte sich zwischen den Tavernenbesuchern hindurch in den nicht minder vollen Schankraum. Ihr Ziel war klar: eine Portion von was auch immer es heute in Ingors Tagesangebot gab und ein Becher voll frischem Wasser! Doch im Gedränge rempelte sie irgendjemand an und schickte sie beinahe zu Boden.
    „Hey!“
    Nur der Rücken eines anderen Mannes bewahrte sie vor dem unheilvollen Sturz. Ein Rücken, der von einem erstaunlich bunt gestrickten Hemd eingehüllt war.
    Das Schicksal führte sie offenbar geradewegs auf eine Fährte.

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    Lucky 7 Avatar von Venom
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Der schmale Gang, den sie durchschritten, führte in die Dunkelheit hinab, die das Innere des Verstecks von Draven, dem Mann in dem schwarzen Mantel, umhüllte. Die Luft war stickig, und der modrige Geruch von feuchtem Stein drang in Venoms Nase. Hailey hielt ihren Speer fest umklammert, während Colbart draußen vor der Tür blieb, bereit, den Rückzug zu decken, falls etwas schiefgehen sollte.
    Venom fühlte die Anspannung in seinen Schultern, die Zwickmühle, in der sie sich befanden, war ihm mehr als bewusst. Es fühlte sich nach einer Falle an, die Luft war dicht vor unausgesprochenen Drohungen, doch gleichzeitig verspürte er eine gewisse Erregung. Die Pirsch war seine Welt, das Spiel mit dem Unbekannten, der Nervenkitzel, der ihn lebendig fühlen ließ. Und das hier war mehr als nur eine Jagd – es war eine Möglichkeit, ein lose hängendes Ende zu beseitigen, eine Bedrohung, die seit Jahren in den Schatten lauerte.
    „Bleib wachsam“, flüsterte Venom, während sie sich tiefer in das Versteck vortasteten. Ihre Schritte hallten leise auf dem kühlen Steinboden wider, als sie den düsteren Raum erreichten. Eine einzelne, flackernde Fackel warf schummriges Licht auf die Wände und erzeugte tanzende Schatten, die den Raum bedrohlicher erscheinen ließen.
    „Er ist hier“, murmelte Hailey, ihre Stimme gesättigt von einem Hass, den Venom selten bei ihr erlebt hatte. Sie war auf der Jagd, doch nicht nur das – sie war auf Rache aus.
    In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, auf dem sich eine Karte von Stewark ausgebreitet befand, darauf mehrere Markierungen, die Venoms Augen alarmiert musterten. Diese Vorbereitung, die berechnende Genauigkeit, ließ ihm ein mulmiges Gefühl im Magen aufsteigen. Doch er schob es beiseite – dies war nicht der Moment für Zweifel.
    „Draven!“, rief Hailey plötzlich, ihre Stimme von einer scharfen Kante durchzogen. „Komm raus, du feiger Hund!“
    Ein leises Lachen erfüllte den Raum, eine flüsternde Stimme, die aus den Schatten zu kommen schien. „Hailey“, ertönte die Stimme von Draven, süßlich und gleichzeitig voller Verachtung, „immer noch so ungestüm. Aber was sollte ich auch erwarten von einer Verräterin?“
    Venom spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er kannte diesen Mann nicht, hatte ihn vor Jahren nur zweimal kurz getroffen, doch er wusste, dass Draven gefährlich war. Hailey hatte ihm nur wenig über ihre gemeinsame Vergangenheit erzählt, doch es war offensichtlich, dass diese Begegnung mehr war als nur ein Auftrag. Es war eine Abrechnung.
    „Verräterin?“ Hailey spuckte das Wort förmlich aus. „Ich habe mich nur auf die richtige Seite geschlagen. Du bist es, der verabscheuungswürdig ist.“
    Draven trat aus den Schatten hervor, gekleidet in seinen schwarzen Mantel, der Degen in der Hand. Die Klinge glitzerte im flackernden Licht der Fackel. „Die richtige Seite? Oh, Hailey, du und ich, wir hätten die Welt verändern können. Stattdessen hast du dich diesem ... Abschaum angeschlossen.“
    „Das reicht“, sagte Venom ruhig und trat vor. Er wollte diese Spielchen beenden, bevor sie aus dem Ruder liefen. „Wir sind nicht hier, um alte Geschichten aufzuwärmen. Wir sind hier, um etwas zu beenden.“
    Draven wandte sich Venom zu, seine Augen funkelten spöttisch. „Und wer willst du sein? Ein weiterer Bauer in Haileys erbärmlichem Spiel?“
    Venom zog seine Augenbrauen zusammen. Es war klar, dass Draven ihn nicht kannte, und das war ein Vorteil. „Mein Name tut nichts zur Sache“, sagte Venom ruhig, während er seine Hand über seinen Bogen gleiten ließ. „Du solltest dich mehr darum kümmern, wie du aus dieser Situation herauskommst.“
    Ein weiteres Lachen erfüllte den Raum, diesmal kälter, bedrohlicher. „Ihr seid es, die hier in eine Falle getappt sind“, sagte Draven und hob seinen Degen, bereit zum Kampf. „Und ich habe nicht vor, euch entkommen zu lassen.“
    Hailey reagierte als Erste. Mit einem Kampfschrei stürzte sie sich auf Draven, ihr Speer gezielt auf sein Herz gerichtet. Doch Draven wich aus, parierte mit einer eleganten Drehung ihres Angriffs und konterte mit einem schnellen Stich, der sie beinahe aus dem Gleichgewicht brachte.
    Venom spannte seinen Bogen, ein Pfeil bereits auf die Sehne gelegt, doch er fand keinen klaren Schusswinkel. Hailey und Draven bewegten sich zu schnell, ihre Angriffe und Paraden wie ein tödlicher Tanz. Venom biss die Zähne zusammen und wartete auf den richtigen Moment, während sich sein Unbehagen verstärkte. Diese Situation war weitaus gefährlicher, als er erwartet hatte.
    Draven nutzte Haileys Ungeduld gegen sie, blockierte ihre Angriffe und trieb sie immer weiter zurück. „Du bist schwach geworden, Hailey“, spottete er. „Wo ist die Kriegerin, die einst an meiner Seite kämpfte?“
    „Sie hat dich durchschaut!“, fauchte Hailey und setzte zu einem weiteren Angriff an, doch Draven wich geschickt aus und konterte erneut.
    Plötzlich stieß einer der beiden gegen die einzelne Fackel und ein Feuer brach aus. Die umgestoßene Fackel entzündete die trockenen Holzbalken an der Wand. Das Feuer breitete sich schnell aus, ergriff den Raum mit gierigen Flammen. Die Hitze wurde unerträglich, der Rauch begann, ihre Sicht zu behindern.
    „Venom, wir müssen hier raus!“, rief Hailey, während sie sich vom Kampf zurückzog. Draven trat ebenfalls zurück, das teuflische Lächeln nie aus seinem Gesicht weichen.
    „Ihr entkommt vielleicht diesem Feuer“, sagte Draven, seine Stimme jetzt von einer kalten Entschlossenheit geprägt, „aber das nächste Mal werde ich nicht so gnädig sein.“
    Venom wusste, dass sie keine Wahl hatten. Die Flammen waren zu stark, das Feuer zu nah. Er packte Hailey am Arm und zog sie Richtung Ausgang. „Colbart, mach den Weg frei!“, rief er nach draußen.
    Colbart, der draußen Wache gehalten hatte, hörte den Ruf und trat sofort in Aktion. Er öffnete die Tür, bereit, ihnen den Weg freizumachen. „Beeilt euch!“, rief er.
    Venom und Hailey kämpften sich durch den dichten Rauch, die Flammen loderten hinter ihnen auf. Draven war irgendwo in den Schatten verschwunden, und Venom wusste, dass dies noch nicht das Ende war. Dies war nur der Anfang eines gefährlichen Spiels, das sie zu Ende führen mussten.
    Mit letzter Kraft erreichten sie die Tür und traten ins Freie, wo die kühle Nachtluft ihnen entgegenströmte. Hinter ihnen loderte das Feuer, und in nicht allzu weiter Ferne konnte man erste Stimmen vernehmen die sich zum Löschen des Brandes versammelten.
    „Das war knapp“, keuchte Colbart, während er versuchte, seinen Atem zu beruhigen.
    „Ja.“, sagte Venom leise, während er in die Flammen starrte. „Wir müssen einen neuen Plan schmieden. Draven wird nicht aufgeben, und wir können es uns nicht leisten, unvorbereitet zu sein.“
    Hailey nickte stumm, ihre Augen immer noch auf das brennende Gebäude gerichtet. „Das nächste Mal werde ich ihn nicht entkommen lassen“, flüsterte sie, ihre Stimme voller Entschlossenheit und Hass.
    Venom legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir kriegen ihn“, sagte er. „Aber wir müssen schlauer sein. Er kennt dich, Hailey. Er weiß, wie du kämpfst. Wir müssen ihn überraschen.“
    Mit diesen Worten wandten sie sich von den Flammen ab und verschwanden in den Schatten von Stewark, bereit, ihren nächsten Schritt zu planen.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Stürmisch warf sie sich gegen Isidors ungeahnt festen Körper und schlang ihre Arme um ihn, während sie ihren Kopf zur Seite gedreht an seine Brust presste. Es tat so gut nach der Zeit mit dieser widerlichen, unausstehlichen, unhöflichen Menschen im Tempel und der Unterkunft der Novizinnen und Novizen mal wieder das Gesicht einer Person zu treffen die - wenn auch kaum merklich und mit offensichtlich gemischten Gefühlen - ob ihrer Gegenwart lächelte. Nach all der Zeit, in der sie sich offenen Anfeindungen und nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochener Ablehnung hauptsächlich unverschuldet gegenübergesehen hatte, war Isidors Auftauchen die frische Brise, die die düstere Gewitterwolke über ihrem Kopf hinwegfegte. Sie jubilierte innerlich so sehr, dass sie keinen Gedanken daran verschwendete, zu hinterfragen, wieso und seit wann Isidor bereits in der Stadt sein mochte und wieso Innos ausgerechnet jetzt die beiden wieder zusammen führte. Genauso wenig dachte sie daran, dass sie bei ihrem ersten Treffen Isidor vermutlich mehr Lügen als Wahrheiten aufgetischt hatte. Sie dachte zumindest so lange nicht daran, bis sie es doch tat.

    »Du weißt gar nicht, wie sehr ich das gebrauch habe!«, verkündete sie ehrlich und löste ihren Klammergriff um den Fremdling, der sehr zu ihrer Erleichterung in der Zeit seit ihrem Treffen gebadet hatte und nicht mehr ganz so stark nach Fisch roch wie zu Beginn. Entweder das oder ihre Nase hatte sich ob dieser von Innos verfluchten Stadt bereits an den Fischgeruch gewöhnt.
    Sie hoffte aus unterschiedlichen Gründen auf Ersteres.

    Kurz räusperte sie sich und fand zu gewohnter Fassung zurück, während sie ihre Kleider glatt strich. Wertvolle Momente, um sich zu überlegen, wie bei allen Göttern sie den erlogenen Elefanten im Raum hätte unbemerkt verschwinden lassen oder als dekoratives Zierobjekt hätte verkaufen können. »Vergib mir für meine Lüge.«, gestand sie. Jetzt daran festzuhalten war sinnlos, also blieb ihr nur die Flucht nach vorn. Selbst wenn Isidor noch nichts von den Eindringlingen gehört haben mochte, von denen eine die schönste Frau war, die jemals einen Fuß nach Stewark gesetzt hatte, würde er spätestens mit ihrem Treffen früher oder später den Zusammenhang herstellen. Sie musterte ihr kurz. Vermutlich eher später - aber das tat nichts zur Sache. »Gabriel ist in der Tat nicht mein Freund und ich habe mir erst Recht keine Sorgen um ihn gemacht.« Sie sah es überhaupt nicht ein, sich für ihre Vorstellung als oberste Novizin zu entschuldigen. Eine solche Position gab es nicht, aber bei Innos - wenn es sie geben würde, wer wenn nicht die schönste und fähigste aller Novizinnen, die darüber hinaus sogar den persönlichen Kontakt zur obersten Feuermagierin und mächtigsten Frau der Welt pflegte und von ihr unterwiesen wurde, wäre besser für diese Position geeignet als sie selbst?
    Eben.

    Der blonde Hüne ließ sich vorerst seine Gefühle nicht wie sonst anmerken. Stattdessen wanderte s ein Blick auf ihre stumme Begleitung, woraufhin Felia lautstark mit den Augen rollte. »Vergiss es.«, sagte sie knapp und blickte ihrerseits zu den beiden unscheinbaren Frauen. Sie beide waren nicht gemacht für diese völlig unförmige Gewandung, die man hier in Stewark Kleidung nannte und die zu tragen sie vermutlich verpflichtet waren. Die eine von ihnen hätte eine deutlich enger anliegende Novizinnenrobe gut vertragen können, um ihre Weiblichkeit ein wenig mehr in der Vordergrund rücken zu können. Der armen anderen Frau hatte ein vermutlich vierarmiger, blinder und aufgrund aufgrund des Alters längst tattriger und zitternder Ork mit einem abgesägten Baumstumpf die vermutlich abgenutztesten Lumpen aus der Kleiderkammer einer seit Jahrtausenden verstorbenen Hexe mit fragwürdigem Modegeschmack zu etwas, das entfernt an ein Kleidungsstück erinnern sollte - Felia weigerte sich das, was da mit den Nähten passiert war in irgendeiner Weise mit dem Schneiderinnenhandwerk in Verbindung zu bringen - grob zusammengehämmert. Liebend gern hätte die kleine Schneiderin selbst Hand angelegt und den alten Stoff zumindest etwas aufgehübscht - aber da sie so absolut ungebührlich und regelrecht unverschämt behandelt wurde, kam das absolut nicht in Frage. Niemand in dieser grässlichen Stadt hatte sich ihre Handwerkskunst, ihren Charme oder ihre Gegenwart verdient.

    »Für die zwei bin ich Staatsfeindin Nummer eins.«, erklärte sie knapp und ehrlich enttäuscht. »Kein einziges Wort habe ich aus den beiden herausbekommen. Selbst mit meinem Charme konnte ich ihnen nicht mal ein müdes Lächeln entlocken.«, erläuterte sie. Sie war so froh, endlich einen angenehmeren Gesprächspartner als all die zugekniffenen, rüpelhaften Provinziellen zu haben, die in Adanos' Namen dienten, dass sie regelrecht in Plauderlaune geriet.
    »Gabriel sitzt übrigens im Gefängnis, weißt du? Vermutlich ist sein Gesicht mittlerweile angeschwollen wie eine reife Tomate.«, plapperte sie fröhlich und konnte sich ob der Vorstellung daran, ein aufrichtiges Lächeln und ein hinter vorgehaltener Hand vorgebrachtes Kichern nicht verkneifen.

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    AI  Avatar von Isidor
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Torplatz

    Genauso wie seine Gedanken, raste auch Isidors Blut durch die Adern, als sich Felias kleiner Körper gegen seinen drückte. Was bei den Göttern war passiert seit er auf Argaan angelangt war, dass er sich immer häufiger in Gesellschaft attraktiver junger Frauen fand, die zudem alle gerade so sein Brustbein zu erreichen schienen. Welchem Teil der Dreifaltigkeit er es auch immer zu verdanken hatte, dankte er von Herzen.
    Dennoch, die Freude über diese ungeahnt freudige wie stürmische Begrüßung, die seine Körpertemperatur zum steigen zu bringen schien, war leicht getrübt ob der Umstände, wie sie sich kennengelernt hatten. Er kannte es, wenn man ihn ausnutzte und vielleicht hatte er es sogar geahnt, als sie ihn mit einer im Nachhinein fadenscheinigen Ausrede zu Gabriel geschickt hatte, um sein Ziel zu erfragen. Doch hatte er etwas dagegen unternommen? War er nicht sogar ein Stück weit beeindruckt gewesen, wie sie ihn um ihren Finger gewickelt hatte?

    Bei diesem Gedanken kam ihn ein weiterer, der sich wie ein Rattenschwanz nachzog. Was, wenn sie ebenfalls Teil des Geheimdienstes wäre? Alles nur eine Scharade, ein Schauspiel? War das überhaupt eine Möglichkeit?
    Unmerklich drehte Isidor den Kopf von einer Seite zur anderen. Wenn er sich auf eine Reise der Was-wäre-wenn-Mutmaßungen begab, würde ihn das kein Stück weiterbringen. Viel wichtiger war nun herauszufinden, ob er der Novizin helfen konnte. Ja, er war hier hin als unbehelligter Bürger entsandt worden, doch nach wie vor war er an seine Pflicht gebunden, Teil des Handels mit den Agenten der Krone.

    „Ich fürchte, Ihr habt ein wenig Ruß an Eurer Wange“, merkte er an, wobei er an die spiegelverkehrte Stelle in seinem Gesicht deutete, „Entschuldigt, ich habe eben erst den Hammer niedergelegt“, erklärte er sich und strich sich über den Hinterkopf.
    Glücklicherweise leitete die anmutige, wenn auch offenbar unzufriedene Novizin den Dialog, denn er hätte nicht gewusst, wo er bei ihr ansetzen sollte. Natürlich war Gabriel ein Thema, welcher sich als Nicht-Freund herausstellte. Kein Wunder, bedachte man, was Piero ihm erzählt hatte. Während einer Prüfung des Feuers gab es keine Freunde, nur das Vertrauen in sich und Innos. So jedenfalls hatte er diese heilige Tradition immer aufgefasst.
    „Das habe selbst ich mir mittlerweile zusammengereimt“, erwiderte er auf die Information hin, dass Felia sich natürlich keine Sorgen um Gabriel gemacht hatte, „Ihr habt mir lediglich erzählt, was ich hören musste, um eine Information für Euch zu beschaffen, damit Ihr keinen Schritt auf dem Weg zur Feuermagierin zurückfallt“, fasste er die Situation aus seiner Warte treffend zusammen.
    Ich wünschte, ich wüsste, was in ihrem hübschen Kopf vorgeht. Hält sie mich für einfältig?
    Ihre Worte klangen nicht selten danach, doch ihre Augen verrieten die Wahrheit nicht.

    Sein Blick wanderte zu den beiden Novizinnen des Wassers, die Felia begleiteten. Eine Eskorte? Oder wohl eher Aufpasserinnen? Sie wirkten stoisch und musterten ihn unverhohlen. Vermutlich würden sie jedes Wort weitertragen, was die beiden hier besprachen. Sollten sie, es gab ohnehin nichts, was ihn in Bedrängnis bringen konnte, wenn er sich an die Wahrheit hielt.
    Die süße Stimme der angehenden Magierin führte ihn wieder aus seinen Gedanken, als sie bemerkte, dass er die anderen beiden beobachtet hatte.
    „Was habt Ihr Euch denn zu Schulden kommen lassen?“, fragte er unschuldig, obwohl er sehr wohl den Aufstand am Tor mitbekommen hatte, „Es muss ja etwas äußerst Fürchterliches sein, wenn die beiden Damen Eurem Charme nicht erliegen?“, fragte er und lächelte dabei sanft.
    Isidor musste zugeben, dass es etwas Anziehendes hatte, wie selbstbewusst Felia war. Davon könnte er sich mit Sicherheit etwas abschauen.
    „Sagt, sind die Novizen Curt und Rüdiger ebenfalls hier? Ich traf sie zufällig im Badehaus in Thorniara, ehe ich nach Stewark aufgebrochen bin und wie es der Zufall will, erzählten sie von Eurer Prüfung. Wenn Gabriel hinter Gittern sitzt, dann habt Ihr ja nur noch zwei weitere Konkurrenten, nicht wahr?“
    Weswegen das Gesicht des dicklichen Halbglatzkopfs wie eine Tomate anschwellen sollte, verstand der Schmied zwar nicht, aber bei seiner Statur wäre wohl der Marsch von Thorniara hier her genug, um ihn hechelnd nach Sauerstoff ringen zu lassen. Für den Hünen war es umso besser, musste er sich so doch keine Sorgen machen, dass er sich in nächster Zeit an die versprochene Spende erinnern würde, die er definitiv niemals erhalten würde.
    „Möchtet Ihr etwas trinken? Zuletzt hattet Ihr ja leider keine Zeit und ich würde mich immer noch gern für die Stadtführung bedanken“, bot er aufrichtig an und vergewisserte sich, dass die beiden anderen Damen keine Einwände erhoben.
    Denn so wie es schien, stand Felia unter Stadtarrest.

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    Waldläufer Avatar von Die Söldner
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    Die Söldner ist offline

    Zofia - Organisation der Löschgruppe

    „Was soll das hier?“, maulte Zofia und stellte sich breitbeinig neben die Menge aus Stadtwächtern und Bürgern, die auf die hochschlagenden Flammen deuteten, welche sich im Außenring gen Himmel aufbäumten.
    „Feuer!“, rief jemand lautstark.
    „Sag bloß“, drückte die Söldnerin dem selbsternannten Kapitän Offensichtlich mit Wort und Schulter beiseite, „Nicht das erste Mal, also lauft zur Brücke und nehmt die Eimer mit den langen Seilen mit“, raunte sie und suchte jemanden, der das Kommando beanspruchen konnte.
    Sie wurde definitiv nicht gut genug bezahlt, um einen Löschtrupp anzuführen und genau deswegen würde sie das auch nicht tun. Besser man konnte im Nachhinein jemand anderen die Schuld geben, dass das Gebäude bis auf die Grundmauern abgebrannt war, indem man unschuldig daneben stand und hilfreiche, aber viel zu späte Was-man-hätte-anders-machen-sollen-Ratschläge erteilte.
    „Na los, Bewegung!“, schnauzte sie eine Gruppe Männer an, die am Kopf der Treppe des mittleren Rings standen.

    Die Angesprochenen nahmen die Beine in die Hand, als sie ihre finstere Miene sahen und ein Wachmann – wie war sein Name noch gleich? Duck? – schaute sie mit einer Mischung aus Ärger und Sorge an.
    „Du! Was ist jetzt? Organisier die Löschkette, sonst fackelt uns die ganze Nordseiteab!“, gab sie ihm einen gut gemeinten Schubs in die Richtung, in der seine Verantwortung als Verteidiger der Stadt auf ihn wartete.
    „Eh…ja. Also los Leute! Holt die Eimer aus dem Torhaus und bildet eine Menschenkette! Jede Minute zählt!“
    „Na geht doch“, schniefte die Söldnerin und lehnte sich gegen die Balustrade neben den Stufen zum Torplatz.
    In den letzten Tagen war einiges los in diesem Kaff und es wunderte sie, dass Tiberion sowohl Söldner, als auch Klingen stets nah bei sich behielt. Was brachte es dem Stellvertreter, wenn er seine Leute bezahlte, aber sie bloß mit ihren Ärschen auf den Händen hockten?

    Zofia beobachtete, wie sich nach und nach eine Ordnung in das Chaos am Torhaus drängte. Die ersten Eimer mit Meerwasser wurden aus der Tiefe hochgezogen und von einem zum anderen gereicht, vorbei an den Schmieden vor den Augen der Gäste der Klippenschänke, die teilweise gafften wie ein paar Dschungelaffen oder genug Eier in der Hose zu haben schienen, um mit anzupacken.
    „Gut“, brummte die Kriegerin und warf einen Blick zur nahegelegenen Akademie, vor der wie üblich eine Klinge Wache hielt.
    Ansonsten jedoch regte sich dort gar nichts, niemand kam heraus, um zu sehen, was der neuerliche Aufruhr war. Zofia würde ihren nächsten Sold darauf verwetten, dass Tiberion aus seinem Kammerfenster schaute und die Flammen und Rauchsäule beobachtete. Menschen in hohen Positionen hatten ihrer Meinung nach immer einen an der Krone, ob nun metaphorisch oder buchstäblich.
    Isidor
    Geändert von Die Söldner (14.08.2024 um 22:49 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Haus der Magier - Novizenkammer

    Mit ernstem Blick hörte Kisha dem zu, was Mera ihr da berichtete. Sie verstand nicht alles, worüber ihre schüchterne Kammergenossin da sprach – den Namen der großen Stadt Setarrif hatte sie zwar schon einmal gehört, aber sie hatte keine Ahnung, welchen Angriff Mera da meinte. Knüpfte sie da an etwas an, das sie in großer Runde schon zuvor erzählt und dem Kisha nicht zugehört hatte, oder ging sie davon aus, dass jeder darüber Bescheid wusste? Aber das, was wichtig war, das verstand Kisha sehr wohl. Curt war ein Mann mit Geld, der andere geringschätzte und dem nur er selbst wichtig war. Solche Menschen gab es nicht unter den Kizalongwe, aber sie kannten sie aus der Stadt und begegneten ihnen stets mit Vorsicht. Er hatte also versucht, Mera Angst zu machen und Geld aus ihr herauszupressen, weil sie gesund gepflegt worden war? Warum kostete es denn überhaupt Geld bei diesen Feuermagiern, um gesund gepflegt zu werden, wenn man Hilfe brauchte?
    „Er sitzt jetzt da, wo er hingehört“, entgegnete sie freundlich, aber entschlossen. „Im Gefängnis. Und wenn er versucht, das nochmal zu machen, hau ich ihm die Nase kaputt. Dann wird er sehen, was du ihm schuldest, eh?“
    Kisha zeigte ihre strahlend weißen Zähne und tätschelte Mera aufmunternd auf die Schulter. Dass es Meras lädierter Arm war, beachtete sie nicht, und es wäre ihr auch egal gewesen. Die Verletzung der jungen Frau schreckte sie nicht ab. Körperliche Spuren waren Teil der eigenen Geschichte. Sie erzählten von den Herausforderungen, die man schon durchstanden hatte. Und wenn man eines Tages zu den Ahnen einging, würde es ohnehin unbedeutend sein, welche Verletzungen man an seinem Körper zurückließ. Vor Mungu war der Geist eines jeden Menschen vollkommen.

    Sie senkte die Hand. Dabei strichen ihre Fingerspitzen über die von Meras tauber Hand.
    „Du bist nzuri, Mera“, sagte sie. „Ihr Leute auf Argaan seid anders als wir Kizalongwe. Ich hab das gemerkt, als ich am Mnara-Baum im Sumpf war. Ihr redet nicht viel und zeigt nicht, was ihr fühlt. Das ist schwer für mich. Aber wenn ich weiß, wie es dir geht, können wir zusammen lachen und zusammen weinen.“
    Kisha legte sich die Hand auf die Brust.
    „Ich hab auch Angst, unajua hilo? Nicht vor Curt. Der ist nur ein Punda. Aber ich bin hier auf Argaan, weil ich Angst hatte.“
    Kisha atmete tief durch die Nase ein und wieder aus. Sie mochte es nicht, über ihre Ängste und Schwächen zu sprechen. Aber sie wusste, dass es manchen half, die eigenen Ängste zu ertragen, wenn sie hörten, dass es auch anderen so ging.
    „Ich hör die Stimmen der Vizuka schon, seit ich klein bin. Die Magie. Unsere Sikyo ya Roho, die mit den Vizuka spricht, ist schon alt und geht bald zu den Ahnen. Und die Leute in meinem Dorf wollen, dass ich die neue Sikyo ya Roho werde. Aber das kann ich nicht. Da bin ich weggelaufen.“
    Kisha kaute auf ihrer Unterlippe. Das war nur die halbe Wahrheit. Und die andere Hälfte war deutlich schmerzhafter.
    „Vor allem bin ich hier, weil ich jemanden suche. Aber ich hab Angst, dass sie mich nicht mehr kennt, wenn ich sie finde.“ Etwas in ihrer Brust verkrampfte sich. Ihre Hand zitterte. „Sie war noch so klein, als die sie mir weggenommen haben.“
    Ein Schluchzen, einmal mit dem Handrücken über die Augen wischen. Dann hatte sie sich wieder gefasst. Die Tränen standen ihr immer noch in den Augen, aber sie konnte schon wieder lächeln.
    „Angst haben ist uchafu mkubwa. Aber wenigstens haben wir nicht alleine Angst, eh?“

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    Abenteurer Avatar von Piero
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    Klippenschänke

    Er war zufrieden. Hochauf zufrieden sogar. Ja, fast schon überschwänglich! Und das, obwohl es in dieser stillosen Spelunke keinen Tropfen anständigen Weines und erst recht kein Essen gab, das zu mehr als Schweinefüttern geeignet war! Denn die Dinge liefen prächtig.
    Der Anführer der Stadtwache, ein gewisser Lord Hertan, war ein sehr pragmatischer Mann. Das schätzte Piero fürwahr, denn gerade unter Adeligen war das ein seltener Charakterzug. Und so fügte es sich, dass der nahbare Lord es verstand, Gelegenheiten beim Schopfe zu packen. Und Pieros Angebot war eine solche Gelegenheit. Denn wie es schien, stand das nördliche Torhaus schon seit geraumer Zeit leer.
    In vergangenen Jahren, als der König aus Setarrif noch nicht seinen gesamten Hofstaat hierher verlegt hatte, war das noch anders gewesen. Die Wache hatte offenbar früher eine deutlich größere Rolle gespielt, und viel mehr Männer waren Teil dieser illustren Liga der Gerechtigkeit gewesen. Nun aber standen die Dinge anders. Der Sitz des Barons, der faktisch zum Sitz des gastierenden Königs geworden war, wurde von Elitekriegern der Krone und von Hofmagiern bewacht, die Umgebung des Hauses der Magier und der Heilkammern von den ebenfalls zugezogenen Wassermagiern, und die Überreste der einst so glorreichen Akademie spie ebenfalls tollkühne Recken hervor, die ihren Teil der Stadt unter dem Banner der sogenannten Klingen durchzogen. Da blieb nicht mehr viel für eine schnöde Wache, die mit ihrem kümmerlichen Sold keinen ernstzunehmenden Kempen hinterm Ofen hervorzulocken wusste. Und so war die Zahl der Stadtwächter bei allen sonstigen bevölkerungstechnischen Auswucherungen in dieser Stadt stetig zurückgegangen. Nun stand eine der beiden Wachstuben leer und verlassen. Eine Verschwendung, die auch der werte Hertan sah.

    Wie traf es sich doch da, dass Piero zur Rettung herbeieilte mit einem Vorschlag, der jedem der Stadtwächter die ein oder andere zusätzliche Münze in die Tasche spielen und so vielleicht auch ein oder zwei zusätzliche Männer in die Truppe spülen würde! Denn eine zweite Taverne in dieser Stadt zu errichten, die ein unsägliches Verköstigungsmonopol brach – eine logische und längst überfällige Entwicklung in dieser Keimzelle des Aufbruchs und Widerstands! – das generierte Einnahmen in großer Zahl. Und wenn ein geneigter Wirt sich bereiterklärte, einen ganzen Zehnten seiner Gewinne an den eigentlichen Besitzer dieser formidablen Lokalität zu vermachen, dann war das ein Gewinn für alle!
    Nun, außer für Ingor vielleicht. Denn der Wirt der Klippenschänke würde gehörige Verluste verzeichnen, wenn ihm erst einmal Konkurrenz die Kunden streitig machte. Das würde vermutlich nicht ganz ohne böses Blut ablaufen. Doch Piero nahm es sportlich: alles, was er wissen musste, hatte er dem nichts ahnenden Kneiper bereits entlockt, und Neider brachte der Erfolg sowieso immer mit sich.

    Piero wurde aus seinen freudigen Gedanken über die mittelbare Zukunft gerissen, als etwas – oder besser jemand – an seinen unteren Rücken stieß. Überrascht wandte er sich um.
    „Holla, immer vorsichtig mit den jungen- nanu, Euch kenn ich doch! Ihr seid doch Isidors kleiner Augenstern! Ich hoffe, er hat Euch Euer Geschenk vermacht und nicht vorher den Mut verloren, Teuerste. Es kam von Herzen – ich habe ihn bei der Auswahl ein wenig beraten.“
    Er legte die Rechte auf die Brust und grüßte sie mit einer formvollendeten Verbeugung.
    „Mein Name ist Piero. Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?“
    Geändert von Piero (15.08.2024 um 08:17 Uhr)

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    Neuling Avatar von Jasque
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    Jasque ist offline
    Die Zwei machten sich auf dem Weg durch das Treiben der Stadt. Auch wenn er versteckt unter all diesen Menschen lebte war Stewark mittlerweile ein Zuhause für ihn geworden – wenn auch eines mit Einschränkungen. Und so unterschieden sich die Lebenswelten von Jasque und Ellie komplett. Würde man sie diese Frage stellen, würde sie antworten, dass das Leben hier jede Freiheit bietet – man muss sich sie nur nehmen. Jasque konnte nie ihre Art des Lebens und Überlebens für sich selbst anwenden doch konnte er nicht leugnen, dass Ellies Arbeit für die Familie sie durch schwierige Zeitengebracht hatten.
    Während sie durch die Straßen ihre bekannten Wege durchkämmten beobachtete Jasque die vielen Händler, Menschen und Schauspiele, welche sich zu jeder Tageszeit irgendwo abspielten. Am liebsten beobachtete er den Händler Winny, welcher versuchte jegliche Trachten an Frauen zu verkaufen. Er verkaufte gut und das lag nicht daran, dass seine Ware gute Qualität hatte. Er wusste was der Kundehören wollte und so begann jedes Mal das Schauspiel von „Die List der süßen Zunge“. Jasque blieb mit Abstand stehen und beobachtete das Spektakel. „Der Mann ist einfach ein Genie.“ „Und ein Dummschwätzer.“, fügte Ellie bei und beobachtete ebenfalls. „Er ist ein Kaufmann durch und durch.“ „Und er macht mich oft reicher.“ Ellie funkelte Jasque an und er wusste genau worauf sie hinaus wollte. „Es sind die einzigen Münzen die du ordentlich verdienst. Schafft er es?“ Ellie Augen blitzten aufmerksam auf. „Ich glaube nicht.“, sagte Ellie und schnippte Jasque die Münze zu mit welcher sie die ganze Zeit zwischen ihren Fingern spielte. „Schau wie sie ihm verfallen ist. Er verkauft ganz sicher.“, antwortete Jasque und kramte ebenfalls eine Münze raus.
    So führte Winny ein Verkaufsgespräch was seines Gleichen suchte und Jasque war sich seiner Sache eigentlich sehr sicher. Zufriedenlächelte er als die Kundin sich mehr und mehr anschaute doch sollte nach Ellies Zungenschnalzen und nach ihren Worten – „Deswegen laufe ich immer gerne die Runde vor dir.“ die nüchterne Auflösung des Handels kommen. Der Mann der Kundin kam dazu, winkte Winny ab und nahm seine Frau mit zu den nächsten Ständen.
    „Du schuldest mir etwas.“, sagte sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Jasque seufzte enttäuscht. „Ich hätte es besser wissen müssen.“ Der junge Mann klatschte ihr die Münzen in die flache Hand welche sie ihm hinstreckte.
    Ellie war einfach unübertroffen darin sich Gesichter zu merken, neue Gesichter zu entdecken und Verbindungen zwischen diesen zu knüpfen. Sie wusste also ganz sicher dass diese Dame mit ihrem Mann unterwegs war und wie deren Einkaufverhalten war. „Lass uns weiter.“, brummte Jasque.

  17. Beiträge anzeigen #377
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    "Augenstern?" Johanna blinzelte verwirrt. Wie hatte er sie gerade genannt?
    „Ich bin nicht Isidors Augenstern“, entgegnete sie. „Nur eine Freundin. Und dein Geschenk – ich weiß, dass es von dir kam und nicht von ihm – war an Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffen.“
    Sie stemmte die Hände in die Seiten. „Was hast du dir denn dabei gedacht? Wer schenkt denn bitte einer Frau Unterwäsche?“
    Ein ziemlich von sich eingenommener Mann, der dachte, er könnte jede haben, wenn er sie nur aufreizend genug ansah, ganz offensichtlich.
    „Ich heiße Johanna. Und du kommst mir gerade ganz gelegen, Freundchen. Nachdem du den armen Isidor in so eine peinliche Lage gebracht hast, schuldest du ihm, auch einmal bei einer Frau ordentlich zu helfen! Er hat nämlich eine Verabredung mit meiner Freundin und braucht jemanden, der ihm ordentliche Kleider, gutes Essen und Getränke für eine schöne Landpartie besorgt. Das wirst du sein, mein Lieber!“

    In einem plötzlichen Anfall von Entschlossenheit, dass dieser Kerl schon damit umgehen konnte, packte Johanna den Mann an seinem leuchtend bunten Hemd, das überzogen war von detailliert gemalten Heiligendarstellungen auf goldenem Grunde. Sie wollte ihn direkt hinaus zu Isidor ziehen, hielt jedoch sogleich inne.
    „Götter, das Hemd ist ja sagenhaft weich!“
    Sie konnte sich nicht erinnern, je etwas Angenehmeres als diesen Stoff berührt zu haben. Ja, Johanna hatte gar nicht gewusst, dass es derart hautschmeichelnden Zwirn überhaupt gab! Und dann all diese Bilder! Sie wollte gar nicht wissen, was dieses Hemd kostete. Aber Johanna musste zugeben: wenn auch sonst jedermann lächerlich in diesem Aufzug ausgesehen hätte, er mit seinem eleganten und selbstbewussten Auftreten sah darin durchaus gut aus. Mitunter machten wohl doch nicht die Kleider Leute, sondern konnten nur von bestimmten Leuten getragen werden.
    „Du besorgst mir jetzt etwas zu Essen und dann kommst du mit mir raus zu Isidor und bietest ihm als Entschuldigung deine Hilfe an, verstanden?“
    Bei den Göttern, was war denn mit ihr los? So redete sie doch sonst nicht mit den Leuten! Aber irgendetwas an Pieros Auftreten ermutigte sie dazu, forscher als gewöhnlich zu sein. Und seinem Grinsen nach zu urteilen, genoss er das auch noch!

  18. Beiträge anzeigen #378
    Abenteurer Avatar von Piero
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    Heiliger, die Zwergin hatte ja richtig Feuer unter dem Kasten! Was war es nur mit den kurzen Menschen, dass sie immer so bestimmend auftraten? Musste eine Form von Überkompensation sein, weil man sie sonst nicht erhörte. Aber Piero mochte es durchaus! Die Kleine erinnerte ihn an Felia, die dornenreiche Feuerblume, die vermutlich immer noch Gift und Feuer speiend durch die Stadt zog.
    Piero legte die Hände sanft auf die Faust, die sein Revers umklammerte, strich ihr über die zarte Haut und löste, einen nach dem anderen, ihre Finger.
    „Ein edler Stoff, fürwahr. Auf diesem Eiland muss sich erst noch jemand finden, der mir solche Kleidung herstellen kann.“
    Er strich sich die Falten aus dem so unartig misshandelten Stoff und straffte sich. „Mit einer Freundin von dir, sagst du? Eine ménage à trois also?“
    Er erntete ein verständnisloses Blinzeln. Richtig, insulanische Weltabgewandtheit. Hatte er ganz vergessen. „Nicht so wichtig, Teuerste. Dass ihr nur Freunde seid, kannst du ihm ja gerne vormachen, cuoricino. Aber ich habe euch gestern gesehen, wie ihr euch angeschaut habt.“
    Piero kratzte sich am Kinn. „Allerdings könnte Isidor auch einfach der Typ romantischer Trottel sein, der sich wahllos in jede wunderschöne Frau verliebt, die ihm über den Weg läuft.“

    Er seufzte. „Allora, ich ergebe mich meinem Schicksal – sogar ganz ohne eine Gegenleistung zu erwarten, weil ich heute so gute Laune habe. Bei so viel Überzeugung kann ich schlecht nein sagen, nicht wahr? Allerdings nur unter zwei Bedingungen.“
    Sein Zeigefinger schnellte in die Höhe. „Erstens: du sagst mir, wie dir das Geschenk gefallen hat. Und ich meine nicht, wie angebracht du es fandest. Nein, ich spreche von Sitz und Aussehen.“
    Der kleine Finger schoss ebenfalls empor. „Und zweitens: du erzählst Isidor, was du von ihm hältst, und bringst ihn dazu, es dir gleichzutun. Denn wo kämen wir denn da hin, wenn ich meine Energie dafür verschwende, die Falschen zusammenzubringen, wenn die Richtigen vielleicht schon die ganze Zeit vereint sind?“
    Ein vergnügtes Lächeln legte sich auf Pieros Lippen. „Na, meine Honigdächsin? Was sagst du? Haben wir eine Abmachung?“

  19. Beiträge anzeigen #379
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Curt und Rüdiger hatte Isidor also auch kennengelernt? Ob er dann auch zugegen gewesen war, als Curt diesem rüpelhaften Schmierlappen Piero das beste, und kleinste, Stück angezündet und damit seinen Stolz so sehr verletzt hatte, dass er sie noch am anderen Ende der Insel ans Messer hatte liefern wollen? Das war vermutlich des Zufalls zu viel.
    Sie musterte ihn für einen Augenblick.
    Aber was, wenn nicht? Felia war zu sehr Geschichtenerzählerin, um nicht zumindest ein wenig daran zu glauben, dass jede gute Erzählung einen unscheinbaren Helden hatte, der an dem ausweglosesten Punkt der Reise scheinbar aus dem Nichts erschien und den Tag rettete. Hatte Innos sich dazu hinreißen lassen, das zarte Band des Schicksals so zu weben, dass Felia von allen Fremdlingen ausgerechnet denjenigen angesprochen hatte, der tiefer in dieser ganzen Geschichte steckte, als sie vermutete?

    »Verzeih, Isidor. Aber es würde sich für eine Dame meines Standes nicht geziemen, von einem fremden Mann eingeladen zu werden.« Sie meinte für den Hauch eines Augenblicks Enttäuschung über die Züge des Hünen huschen gesehen zu haben, schüttelte den Gedanken aber hinfort und grinste ihn frech an, ehe sie sich einhakte. »Deswegen muss ich darauf bestehen, dich einzuladen.« Neckisch zwinkerte sie ihm zu und streckte nur die Spitze ihrer Zunge heraus, ehe sie sich bei ihm einhakte.
    »Curt sitzt tatsächlich mit Gabriel im Gefängnis.« Sie presste niedergeschlagen die Lippen aufeinander. Anirons Rückversicherung, dass es ihm gut ergehen werde, solange er sich nur zu benehmen wusste, half wenig. So fremd es sich anfühlte, das zuzugeben, aber sie vermisste ihn. »Die beiden haben sich im Tempel so ungebührlich verhalten, dass sie sofort abgeführt wurden. Rüdiger und ich-« Sie stockte. Wo war eigentlich dieser Kerl schon wieder hin? Und wo bei Innos trieb sich der richtige Rüdiger rum? Ob er mittlerweile eine Eseldame gefunden und mit ihr durchgebrannt war?
    »Du kennst mich.« Sie sah augenklimpernd zu Isidor hinauf. »Ich bin selbstverständlich vollkommen zu Unrecht unter Bewachung durch meine zwei besten Freundinnen hier gestellt worden, denn ich habe absolut und überhaupt gar nichts getan.« Die schönste aller Novizinen schmunzelte leicht. »Alle Vorwürfe sind gänzlich übertrieben und oder frei erfunden.«, versicherte sie kichernd und kämpfte sich durch die erstaunlich volle Schenke.

    »Oooh che Bella!«, rief eine nur all zu vertraute Stimme und ließ Felia in ihrer Bewegung innehalten. Schwankend, ob sie sich über den Tresen zum Barmann retten oder hinter Isidors Schultern verstecken sollte, blieb sie wie angewurzelt stehen und musste mit wachsender Panik beobachten, wie Piero sanft die Hände einer überrascht dreinblickenden Frau in ihrer Größe in die Hand nahm, einen flüchtigen Kuss auf den Handrücken hauchte, den die Fremde anscheinend nicht schnell genug wegziehen konnte und sich dann durch die Menge zu Isidor und seiner Begleiterin vorkämpfte und dabei wild gestikulierend winkte.
    »Wie ich sehe, bist du meinem Charme nun doch erlegen, meine Feuerblume.«, schwafelte der zugegeben wenigsten gut gekleidete Piero und stapfte wollüstig auf Felia zu, die kurzentschlossen Isidor vorschob. »Piero - das ist Isidor. Ein - ehm Freund. Und enger Vertrauter.« Kurz stockte sie. Die fremde Frau war entgegen ihrer ursprünglichen Reaktion tatsächlich Piero gefolgt und näherte sich den dreien nun doch. War sie tatsächlich Pieros Charme erlegen? Das konnte Felia beim besten Willen nicht glauben.
    »Ein guter Freund.«, betonte sie bewusst und hakte sich erneut bei Isidor ein - sicherheitshalber auf der Seite, die etwas weiter von Piero entfernt war.

  20. Beiträge anzeigen #380
    AI  Avatar von Isidor
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    Das war doch alles ein schlechter Scherz. Selbst ein bekannter Bühnenautor wie Eugen Precht, der für seine Gedichte und Stücke weithin im myrtanischen Reich berühmt war, hätte diesem Schmierentheater applaudiert. Was hatte Isidor nur verbrochen, dass er nun Felia - eine bezaubernde Feuernovizin mit zielstrebigem Willen und einem beneidenswerten Selbstwertgefühl, das an Arroganz uferte – Johanna - die wohl lebensfrohste und aufmerksamste Frau, die er je getroffen hatte, und zudem dazu in der Lage war ihn zu begeistern, wann immer er mit ihr sprach - und Piero, Lebemann und Wortjongleur seines Namens, wobei der Schmied noch immer zwischen Wut und Bewunderung ihm gegenüber schwankte, hier an einem Ort versammelt waren? Und er, als überforderter Myrtaner, den die Ereignisse der letzten Tage zu erschlagen drohten, mitten drin. Zu allem Überfluss schien Felia sich bewusst so zu positionieren, dass der Hüne zwischen ihr und dem menschlichen Pfau stand, während Johanna aus dem Hintergrund beobachtete, für den Moment jedenfalls. Egal, was er tat, die Vorahnung, dass es ein unschönes Ende nehmen würde, war nicht zu ignorieren.
    So viel dazu, dass ich unauffällig bleiben wollte, merkte er in Gedanken fatalistisch an und unterdrückte ein geschlagenes Seufzen.

    Die Frage, wer nun wen einladen durfte und würde, war längst vergessen und auch die Information, das Curt ebenfalls im Gefängnis saß, wurde für später zurückgeschoben. Obwohl Piero diese Neuigkeit sicher freuen würde, wenn er bedachte, wie sich der gut gekleidete Frauenflüsterer – zumindest schien er sich als solchen zu verstehen – über den Novizen echauffiert hatte.
    „Piero“, brummte Isidor zur Begrüßung dem allzu bekannten und in diesem Moment sehr schlagbaren Gesicht entgegen, „Keine Ahnung, was das hier werden soll, aber ich glaube nicht, dass ich im Zentrum dieses sich anbahnenden Fiaskos stehen sollte“, versuchte er seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
    Ihm war der Arm, den die Feuernovizin um den seinen geschlungen hatte, deutlich bewusst und was für einen Eindruck es auf Johanna machen musste, wenn sie es sah. Und er konnte getrost auf eine weitere Auseinandersetzung mit ihr verzichten, insbesondere, wenn sie sich am nächsten Tag daran erinnern würde können.

    Irgendwo im Hinterkopf spukte die Frage herum, ob die beiden Aufpasserinnen Felias hinter ihnen standen, doch für den Moment waren sie nebensächlich. Sie würden schon auf sich aufmerksam machen, wenn sie es für angebracht hielten.
    „Schaut“, begann er erneut und breitete die Arme aus, wobei er sich geschickt aus der Umklammerung löste, auch wenn es ihm leidtat, „Was auch immer zwischen euch beiden vorgefallen ist, haltet mich da raus. Aber so wie es klingt, solltet ihr wohl beide eher Abstand zueinander wahren.“
    Sein Blick fiel auf Johanna, jedoch nicht hilfesuchend oder besorgt, sondern entschlossen und ruhig. Er wollte Vertrauen ausstrahlen, nicht Zweifel, denn er hatte gewiss nicht vor das ihre zu enttäuschen, selbst wenn diese Situation den Anschein erwecken mochte. Apropos Vertrauen…warum hatte Felia ihn als engen Vertrauten vorgestellt? Er war sich mittlerweile recht sicher, dass sie ihn bisher eher ausgenutzt hatte, als sich ehrlich um ihn zu bemühen. Andererseits hatte sie Dankbarkeit gezeigt, die er ihr hochanrechnete. Zudem war da noch die Sache mit der Prüfung des Feuers und der Chance, so gering sie auch sein mochte, dass die Novizin mit dem Geheimdienst in Verbindung stand. Er konnte diese Gelegenheit sich potentiell mächtige Verbündete zu schaffen nicht vergeuden.
    „Am besten wir vergessen, dass wir alle am selben Ort sind einfach wieder“, endete er und stählte sich für die verbale Akrobatik, die sicher folgen würde.

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