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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Anirons und Maris' Kammer

    Aniron hatte die Hände gehoben und konzentrierte sich auf das Gefühl des magisches Stroms zwischen ihren Fingern. Es war angenehm und willkommen, wie sie das Wasser formte. Es forderte ihren Fokus, zugleich hinterließ es in ihren Händen ein Kribbeln, das unfassbar wohlig war. Sie hätte das Stunden lang machen können!
    Inzwischen hatte sie den Bogen raus, wie sie das Wasser nach ihrem Willen formen konnte. Sie konnte es verschiedene Formen annehmen lassen, es zu einem Gebilde wie eine Kugel oder wie ein Seil bringen, wenn sie sich sehr konzentrierte, konnte das Wasser sogar die Form eines Schwertes annehmen. Aber lang schaffte sie das noch nicht, da würde sie noch etwas dran bleiben müssen. Das Wasser konnte wie ein Wasserfall hinabstürzen ohne den Boden zu berühren, wie eine Welle hinüberschwappen und wie Regen in einen Eimer fallen, so lange sie den Strom der Magie aufrecht erhielt. Absolut faszinierend! Sie würde Tinquilius davon berichten! Schließlich hatte er ihr den Anstoß dafür gegeben.

    Als es klopfte, war es Fianna, die die Tür öffnete. Aniron ließ das Wasser wieder verschwinden, indem sie es endgültig Adanos‘ Strom übergab und sie sah zu, wie die Wassermenge sich dehnte, bis es nicht mehr zu sehen war.
    „Oh, Alter! Wie cool! Mama, da schwebt eine Tomate!“
    Aniron stand vom Bett auf, auf dem sie gesessen und geübt hatte.
    „Fianna, das Wort will ich nicht hören!“, ermahnte sie ihre Tochter.
    „Welches? Tomate?“, erwiderte das Kind schelmisch und griff nach der roten Frucht, die etwas über ihr schwebte. Aniron verzog das Gesicht, um Fianna klarzumachen, dass sie das nicht lustig fand.
    „Zeig mal her! Wieso schweben denn hier einfach so Tomaten herum?“, sagte die Wehmutter laut, da sie sich sicher war, dass sich hier jemand einen Spaß erlaubte. Sie war zu konzentriert gewesen, um die Stimme zu vernehmen, die vor der Tür mit ihr gesprochen hatte.

    „Ist doch alles gut mit der Tomate! Darf ich sie essen?“, fragte Fianna und war schon drauf und dran, hineinzubeißen.
    „Lass mich erstmal schauen!“, sprach Aniron und hielt die Hand auf. Mit einem genervten „Nagut!“ reichte die Sechsjährige ihrer Mutter das besagte Stück. Aniron begutachtete die Tomate.
    „Hm … alles in Ordnung“, sagte sie schließlich und gab die rote Kugel wieder ihrer Tochter.
    „Siehst du!“, jubelte diese und biss in das Fruchtfleisch, dass es spritzte.
    „Da bist du ja, wunderschöne Blume der Heilung!“, rief es plötzlich von der Seite. Aniron hob die Augenbrauen.
    „Ach, Kisha! Du bist es! Hast du das gemacht? Hast du die Tomate etwa schweben lassen?“
    Kishas Augen strahlten und sie nickte, während sie in ihrer Muttersprache zuzustimmen schien.
    „Das ist ja erstaunlich! Hat Aaras dir das gezeigt? Toll gemacht!“
    „Es gibt Essen unten in der Küche!“, erwiderte Kisha plötzlich.
    „Nun, da kommen wir doch gerne mit und du kannst mir erzählen, wie du das gemacht hast. Wie klingt das?“

  2. Beiträge anzeigen #162
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Torplatz

    Warmer Sonnenschein begrüßte Johanna an diesem Morgen auf dem Torplatz der Stadt. War es nicht erst wenige Tage her, dass Innos‘ Segen die Kälte des Winters vertrieben hatte? Es kam ihr vor, als wären bereits schon wieder Monate vergangen. Die Pflanzen in den Fugen, Ecken und Ritzen der Stadt grünten voller Leben, blühten freudvoll und lockten Bienen und Hummeln an. Die Vögel zwitscherten lautstark gegen das Klirren der Schmiedehämmer an und verwandelten das Frühstück auf den Bänken vor der Klippenschänke in ein wundervolles Morgenkonzert. Kaum einer ließ sich bei diesem Wetter noch in der finsteren und stickigen Schankstube nieder. Die Menschen zog es nach draußen, wo man sah und gesehen wurde. Und Johanna kannte die Gesichter der Leute mittlerweile recht gut, die sich für eine morgendliche Stärkung hierher begaben. Zu Friedas Bäckerei würde sie später gehen, wenn die Mittagsstunde nach ihr rief. So, wie sie es in den letzten Tagen öfter gehalten hatte.
    Ein klein wenig aufgeregt war sie schon, nun, da Syrias sie ab sofort tatsächlich mit scharfen Waffen üben lassen wollte, vor denen sie ziemlichen Respekt hatte. Aber auch, weil ihre im Gegenzug geleistete Arbeit sie nun aus dem geschützten Hinterhof der Waffenschmiede herausführte und sie stattdessen fertige Waffen für ihren Lehrer und dessen Meister ausliefern würde. Sie hatte sich in den letzten Tagen und Wochen so daran gewöhnt, sich nur in dieser kleinen Welt zu bewegen, dass ihr dieser kleine Aufgabenwechsel wie etwas völlig Anderes vorkam. Vielleicht rührte ihre Aufregung aber auch daher, dass sie für ihren Auftrag wieder zur Stadtwache zurückkehren würde – dem Ursprung für ihr Streben, eine Klinge führen zu können.
    „Morgen, Kleine!“, rief ihr Winstan von der Stadtwachen zu, während er sich mit einem Kollegen, den Johanna nicht kannte, an überzogenem Gebäck gütlich tat, das wie ein übergroßer Ring geformt war.
    „Schöner Tag zum Ausspannen, was?“
    „Immer schön in Bewegung bleiben, Winstan!“, gab sie keck zurück. Der oft so arbeitsscheu wirkende Stadtwächter quittierte es nur mit einem Abwinken.
    Johanna trug ein Lied auf ihren Lippen, das ganz unbewusst den Takt des Hämmerns aus den Schmieden aufgriff. So betrat sie Tarons Waffenschmiede, in der ihr der Hausherr etwas mürrisch und wortkarg zwei Bündel Schwerter aufdrückte.
    Johanna ächzte, als sie erfolglos versuchte, die beiden Bündel zu schultern. Die mussten zusammen mehr als fünfzig Pfund auf die Waage bringen!
    „Verheb dich nicht – danach wartet noch eine Ladung für die Akademie auf dich“, murrte Taron und verzog sich ohne ein weiteres Wort in das Hinterzimmer. Johanna verzog die Lippen zu einem gequälten Ausdruck. Das konnte ja wunderbar werden.

    Ein Bündel auf der linken und eines auf der rechten Schulter wankte sie schließlich aus der Schmiede heraus und schleppte sich über den Torplatz. Winstan und sein Kollege machten es sich immer noch auf ein Fass gestützt gemütlich, das zum Stehtisch umgebaut worden war. Ihr graute davor, sich die Blöße geben zu müssen, sich direkt an ihnen vorbei schieben zu müssen. Doch dann kam ihr eine Idee. Warum drehte sie den Spieß nicht einfach um?
    „Mein Lieber, du bist doch ein starker Mann“, rief sie über das Scheppern hinweg, das eines der Waffenbündel verursachte, als es auf dem Fass landete. „Und gestärkt bist du auch. Als Kavalier würdest du doch niemals eine Frau so schwer schleppen lassen, die deine nächste Dienstwaffe zur Wache bringt, oder?“
    „Ha, welche Wette hast du denn verloren, Kleine, dass du so ne Scheißarbeit abbekommst?“ Winstan und sein Kollege amüsierten sich prächtig auf ihre Kosten. Aber noch hatte er nicht nein gesagt.
    „Ich helfe ein wenig in Tarons Waffenschmiede aus“, entgegnete sie mit stolz erhobenem Haupt. „Und ihr Zwei? Was macht ihr so?“
    Winstan verzog das Gesicht. „Also, ähm … genau genommen haben wir noch Pause und so … lange Schicht heut, weißt du? Nach Eins zieht sich’s.“
    „Wir haben Patrouille im Südviertel“, meinte der Andere leichthin. Winstan schloss genervt die Augen. Er wusste, dass es nun kein Entkommen vor der Arbeit gab.
    „Südviertel? So ein Zufall, mein Lieber. Dann haben wir ja den gleichen Weg! Kannst du mir wenigstens eines der beiden Bündel ein Stück weit tragen? Ich wär dir unendlich dankbar.“
    „Mhm… na gut“, brummte er. „Dann trägst du aber das andere, Plappermaul“, knurrte er seinen Kollegen an.
    „Ja ja, is ja schon gut.“
    „Is ne Ausnahme, hörst du, Kleine? Weil du in Ordnung bist.“
    „Klar.“ Johanna nickte ernst, wenngleich ihre Augen das unterdrückte Grinsen nicht verhehlen konnten.
    „Und nur die Treppen zum Außenring runter, hörst du? Wir haben ne Route zu laufen. Aber ich will ja nicht, dass du dir den Knöchel verknickst oder so was.“
    „Sicher. Ihr seid wirklich zwei Gute.“ Sie warf das zweite Waffenbündel in die Arme des Anderen, der die Schwerter ungelenk in Empfang nahm. „Also dann, meine Herren. Wollen wir?“

  3. Beiträge anzeigen #163
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Baracken der Stadtwache

    „So, bis hierhin und keinen Schritt weiter, Kleine.“
    Winstan wuchtete das Waffenbündel von seiner Schulter, kaum dass sie den Fuß der letzten Treppe hinab zum südlichen Außenring erreicht hatten. Sein Kollege tat es ihm schwer atmend gleich.
    „Normalerweise trag ich dir so was ja den ganzen Tag durch die Gegend. Aber weißt du, wie scheiß schwer das ist, wenn man dabei noch ne Rüstung an hat?“
    Johanna konnte nicht umhin, zu grinsen. „Nein, das weiß ich nicht. Aber ich bin euch beiden unendlich dankbar.“
    „Schaffst du es von hier allein?“, fragte er, auch wenn darin ein Tonfall mitschwang, der eher „Darf ich bitte gehen?“ schrie.
    „Ganz bestimmt“, entgegnete Johanna. „Ihr Zwei wart mir echt eine große Hilfe. Ich werde euch mit lobend erwähnen, wenn ich die Schwerter abgebe, ja?“
    „Bloß nicht!“, riefen die beiden Stadtwächter im Einklang. „Der Chef macht uns nen Kopf kürzer, wenn der mitkriegt, dass wir die Runde um die Zeit noch nicht geschafft haben.“
    „Aha.“ Das Grinsen in ihrem Gesicht wurde breiter. „Was ist denn aus ‚Wir haben Pause‘ geworden?“
    „Naja, die flexiblen Arbeitszeiten sind noch so ein Gewerkschaftsprojekt, gleich nach der Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich, 20% Solderhöhung und zwei zusätzlichen Urlaubstagen im Jahr zuzüglich Urlaubsvergütung, aber der Arbeitgeber ist noch nicht ganz überzeugt.“
    „Der Chef findet, dass die Ideen Humbug sind“, fügte der Andere freimütig hinzu.
    „Keine Sorge, Männer, bei mir ist euer Geheimnis sicher. Schließlich schulde ich euch was für die Hilfe.“
    „Immer gern, Kleine. Jetzt müssen wir aber mal. Gutes Gelingen mit deinem Haufen Waffen und heb mir ein ordentliches Schwert auf, ja?“

    Diesmal trug Johanna die beiden Bündel übereinander gestapelt vor ihrem Körper. Das ging für einige Schritte gut, abgesehen von der eingeschränkten Sicht, aber selbst auf diesem kurzen Stück von der Treppe bis zur Stadtwache artete die Aufgabe in eine schweißtreibende Plackerei aus. Johanna schwor sich, für die Lieferung an die Akademie einen Karren zu mieten, und wenn sie es von ihrem eigenen Gold tat. Schwer atmend und schweißüberströmt erreichte sie die Baracken der Stadtwache, zwischen denen sich von Holzbalken umzäunt ein strohgedeckter Übungsplatz befand. Schon von Weitem hörte sie die Anfeuerungsrufe der Männer, die sich dort am Schwert übten. Zwei Männer, bekleidet mit dünnen Jacken im saftigen Grün der Stadtfarben, maßen sich mit Holzschwertern, während drei weitere Männer vor der Umzäunung standen und sie anfeuerten. Als sie auf die Zuschauer zu trat, ließ einer der Kämpfer seine Waffe sinken und bedeutete seinem Gegenüber, einzuhalten. Erst als sie die Waffenbündel zu Boden legte und durchatmete, erkannte sie, dass es sich dabei um Lord Hertan handelte.
    „Sieh an, die Zivilistin mit dem couragierten Herzen“, rief der Anführer der Stadtwache von Stewark. „Wie können wir dir helfen?“
    „Ich komme von Taron dem Schmied und bringe euch eure Waffenlieferung. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ihr nun weit mehr Waffen als Männer habt“, sagte sie.
    „So, Taron nimmt neuerdings wieder Lehrlinge auf. Vielen Dank, und gut zu sehen, dass du den Blick auf neue Ziele gerichtet hast, Mädchen. Dak stellt dir eine schriftliche Bestätigung der Lieferung aus.“
    „Oh, ich bin kein Lehrling von Taron“, entgegnete sie. „Als wir das letzte Mal sprachen, sagte ich Euch, Ihr werdet eine Kämpferin bekommen. Also habe ich eine Abmachung mit dem Waffenschmied Syrias getroffen, der in Tarons Schmiede arbeitet. Ich helfe dort aus und er tut das, wozu Ihr keine Kapazitäten habt.“
    Sie klopfte auf das Schwert an ihrem Gürtel und blickte Hertan stolz und selbstbewusst an. „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe.“
    Hertan, der schon drauf und dran gewesen war, sich wieder seinem Übungskampf zu widmen, hielt inne. Er atmete durch und wandte sich erneut zu ihr um.
    „Du bist sturer als ein Esel, Kind. Na gut, wenn dieser Syrias mit dir fertig ist, komm wieder zur Wache und ich werde dich prüfen.“
    Unter den Männern am Zaun kam Getuschel auf, und Johanna hörte ein spöttisches „Na klar, prüfen.“ Aus der gemurmelten Kakophonie der Belustigung heraus. Hertan sah scharf zu seinen Männern herüber, und mit einem Schlag kehrte Stille ein.
    „Hingabe und Durchhaltevermögen sind Eigenschaften, die ich auch von euch sehen will, Männer. Ihr werdet euch noch umsehen, wenn diese Frau euch den Arsch aufreißt, weil ihr zu wenig gemacht habt. Ab in den Ring und Grundschläge im Eins-gegen-Eins üben, aber zack!“
    Die Stadtwächter waren offensichtlich zu überrascht von der harschen Reaktion ihres Chefs, um große Widerworte zu äußern. Mit gesenkten Köpfen – abgesehen von einem etwas kleineren Mann mit pflichtbewusster Miene, den Johanna schon einmal am Tor gesehen zu haben meinte – trollten sich die Männer vor der Autorität ihres Anführers.
    „Ich stelle dir die Quittung für die Waffen selbst aus“, sagte Hertan. „Komm mit.“

    Während die anderen Männer mit ihren Übungen fortfuhren, geleitete Lord Hertan sie in die Baracke der Stadtwache und hinein in sein Büro. Er zog ein kleines, vorgeschriebenes Stück Pergament aus einer Schublade, griff nach Tintenfass und Federkiel und setzte sein Signum darunter.
    „Hier, das bestätigt den Empfang. Und was dein Ansinnen angeht: glaub nicht, dass das einfach für dich wird. Ich werde dich hart prüfen, härter als jeden von den Männern da draußen. Denn im Gegensatz zu ihnen wirst du dich immer wieder behaupten müssen. Und solltest du das nicht können, würde das auf mich zurückfallen. Mit deiner Entschlossenheit könntest du den Laden hier ganz schön aufrütteln. Ich bin gespannt, ob dieser Schmied dich zu einer fähigen Kämpferin ausbilden kann.“
    Johanna nickte entschieden. „Das wird er. Ihr werdet schon sehen.“ Sie erlaubte sich ein Lächeln. „Danke für die Chance. Das bedeutet mir viel.“
    „Gerne. Und ob du sie nutzt, liegt an dir. Dir wird nichts geschenkt werden, so viel ist sicher. Und jetzt raus hier, Mädel. Ich hab hier eine Wache zu führen.“
    „Sehr wohl.“
    Johanna neigte ihr Haupt und verließ die Stadtwache, zurück in Richtung der Torplatzes. So sehr sie sich über Hertans Einsehen freute, sie musste sich auf ihre Aufgaben konzentrieren. Und das hieß, dass sie im Moment ganz dringend einen Karren mieten musste.

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    Abenteurer Avatar von Heric
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Heric ist offline
    Nun, Heric hatte nie behauptet, dass der Einstieg in das Leben eines Diebes spielerisch leicht von der Hand gehen würde. Einer der Gründe war beispielsweise die Tatsache, dass er in den überschaubaren Jahren seines Lebens nie auf die schiefe Bahn geraten war und deshalb etwas mit sich herumtrug, dass sich Skrupel nannte. Deswegen hatte er ja auch seinen Lehrherrn Kiyan verlassen, weil dieser skrupellos – wenn auch unter Fremdkontrolle – Unschuldige getötet hatte. Und jemanden zu bestehlen, hatte Heric gemerkt, war, als würde man die Heiligkeit der Privatsphäre eines anderen Menschen entweihen. Es schmeckte nach Verrat. Aber der junge Mann aus Schwarzwasser hatte die Hoffnung, dass es beim Stehlen wie mit dem Biertrinken oder Sumpfkrautrauchen war: Irgendwann würde man sich an den Beigeschmack gewöhnen und die positiven Aspekte daraus ziehen, Trunkenheit und Rausch.
    Einer der anderen Gründe stand gerade vor ihm, war kleiner als er, aber wesentlich zäher und bewaffnet. Die Frau – nur wenige Jahre älter als Heric – presste ihm in der Stille einer Gasse, abseits irgendwelcher Hauptstraßen von Stewark, ein Messer an den Hals.
    »Du dreister, kleiner Hund«, zischte sie ihn an, während sie zu ihm aufsah. Heric war kein Hüne, die Frau war einfach nur kleiner. Viel kleiner. Aber die Kraft und die Sicherheit, mit denen sie die Klinge an seiner Halsschlagader ruhen ließ, strafte dem Äußeren lügen. Blaue Augen blitzten wütend, ja eine Spur verächtlich zu ihm auf.
    »Du idiotischer, mieser Penner«, fuhr sie fort. »Was erlaubst du dir eigentlich?«
    »Äh«, machte Heric nur und bewies damit, dass er bei Meister Kiyan zumindest Unterrichtsstunden in allgemeiner Eloquenz genossen hatte. »Also …«
    »Schnauze!«, zischte sie wütend. Heric schluckte, merkte dabei wie die Klinge, die ihm am Hals lag, das Schlucken erschwerte, fast schmerzhaft machte. Die Frau funkelte ihn weiterhin an. »Du Stück Dreck.«, stellte sie fest. »Also?«
    Heric blinzelte sie an, schwieg. »Na los!«, zischte sie. Sie war wie jedes Mädchen oder jede junge Frau, die Heric in seinem Leben kennengelernt und nie zu verstehen gelernt hatte. Ein Gefäß voller Gegensätzlichkeiten. Mal zuckersüß und im nächsten Moment so garstig wie eine Sumpfratte, der beim Scheißen ein Tritt verpasst wird.
    »Ich … also … verstehe nicht«, stammelte er, »Was … äh, habe ich falsch gemacht?«
    Die Frau fluchte halblaut und schüttelte den Kopf. »Willst du mich verarschen?«
    Heftig verneinte der junge Mann. Die Frau seufzte.
    »Kommst du von hier? Mh, nein, sag nichts. Wäre dem so, wüsstest du, welche Banden hier den Ton angeben. Und wem welche Straße und welches Viertel gehört.« Nun sah sie ihn fast vorwurfsvoll an. »Und als Gast macht man sich darüber zumindest mal bei den richtigen Leuten schlau.«
    Heric sah sie ein wenig geknickt an. »Ich kenn keine richtigen Leute«, gestand er, »Ich … dachte, dass ein wenig Beutelschneiderei und ein Griff hier und da in eine Tasche … nun ja, ein angenehmeres Arbeiten ist als … na ja, arbeiten eben.«
    Der Druck durch die Klinge wurde weniger, dann nahm die Frau das Messer ganz weg. Heric atmete kurz durch, entspannte sich und versuchte ein gewinnendes Lächeln. Die Messerdame sah ihn nur an, als wäre er ein Hund, der sich als Katze ausgab.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Char … charmant lächeln, glaube ich.«
    Bemitleidend schüttelte die Frau den Kopf. »Mach das bitte nie wieder.«
    Die Mundwinkel Herics sanken herab. »Oh … merke ich mir. Du … also … wo ist denn jetzt das Problem gewesen?«
    Sie verstaute ihr Messer, klopfte sich die Hände an der Hose ab und spuckte aus.
    »Beliar, was bist du für einer?«
    Dieses Mal lächelte er ehrlich und offen. Dieser Zug brachte sogar die Frau dazu, kurz die Mundwinkel zu verziehen, ehe sie wieder bierernst wurde.
    »Na ja, ich bin neu hier und dachte, dass es einen einfachen Weg gibt, an Gold zu kommen.« Er reichte ihr die Hand, die sie einige Augenblicke anstarrte, ehe sie sie zaghaft schüttelte. »Heric aus Schwarzwasser. Mh, Nachwuchsdieb, würde ich sagen.«
    »Qarrah«, antwortete die junge Frau. »Ich glaube, jemand sollte dir erklären, wie’s hier in der Stadt und … wohl auf der Welt zu geht, wenn man ehrliche Arbeit vermeiden möchte.«

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Johanna ist offline

    Arena

    Ein Fuhrgeschäft zu führen, war in einer Stadt wie Stewark eine absolut verfluchenswerte Tätigkeit. Von Barrierefreiheit hatte man definitiv nicht viel gehalten, als dieser Ort gegründet worden war. Ob man dereinst denn schon das Rad erfunden hatte? Denn mit selbigem hatte man ein wirkliches Problem, wenn man gezwungen war, zwischen den Ringen zu wechseln. Sicher, irgendwo fand sich eine Rampe zum nächsten Ring – genau eine, wohlgemerkt – aber die konnte durchaus schonmal am anderen Ende der Stadt sein. Bei der Planung hatte man auf jeden Fall mehr Wert darauf gelegt, einen effektreichen Auftritt auf einer der großzügig angelegten Schreittreppen hinzulegen, als an die armen Schreiner oder Bildhauer oder Wagenführer, die all den Prunk im Zentrum der Stadt auf dem Felsen ausstatteten.
    Als Johanna endlich die Nordseite des mittleren Ringes erreicht hatte, konnte sie nicht wirklich sagen, ob sie auf dem – Luftlinie gerechnet – recht kurzen Weg von Tarons Schmiede zur kleinen Akademie, durch ihre Transporthilfe tatsächlich Kraft gespart hatte. Denn bei fünffachem Weg war auch eine halb so schwere Last eine Zumutung.

    Gerade bog sie in Richtung der Herberge all der Krieger ein, die sich hochtrabend und dramatisch als Klingen bezeichneten, als ihr der Lärm in der angrenzenden Arena auffiel. Kurzum änderte sie ihren Entschluss und steuerte den Ort der Aufregung an. Denn wo ein Kampf tobte, konnten Vollblutkrieger nicht fern sein.
    „Wer bist du denn? Geschlossene Veranstaltung!“, brummte ein massiv gebauter Mann mit dunklem Teint, der sich neben dem Eingang zur Arena breit aufgebaut hatte und dabei die Hände auf dem Knauf eines Zweihandschwertes ruhen ließ, das ihm mit der Spitze im Dreck stehend beinahe bis zum Kinn reichte. Johanna fühlte sich befremdet von der Tatsache, dass das Schwert sie problemlos um einen Kopf überragte.
    „Gehörst du zur Akademie?“, fragte sie den Mann im Gegenzug.
    „Scheißt die oberste Feuermagierin in den Wald?“
    Sie stutzte. „Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, tat sie das nicht.“
    Der Hüne ächzte. „Verpiss dich, du Kind! Hier kämpfen echte Krieger. Das geht dich nichts an!“
    „Immer ruhig, Großer“, gab sie zurück. „Ich komme von Taron dem Schmied und bringe euch eine Waffenlieferung.“
    „Ha, du willst mich wohl verarschen! Stellt der alte Knacker jetzt schon Kinder an?“

    Johanna presste die Kiefer aufeinander und schluckte den Ärger herunter. Sie hasste es, auf ihre Körpergröße reduziert zu werden. Aber dann erinnerte sie sich daran, was Meve über diesen Akademieleiter erzählt hatte. Das war nicht viel gewesen, doch es genügte ihr, zu wissen, dass er ein Arschloch war und es in eine Machtposition geschafft hatte.
    „Holst du mir jetzt bitte jemanden, der etwas zu sagen hat? Sonst nehm ich die Schwerter wieder mit und du erklärst dem Akademieleiter, warum seine Leute nichts zum Kämpfen haben.“
    Der Hüne zog die Augenbrauen zusammen und blickte über den Knauf seines Schwertes auf sie herab. Sie konnte sehen, wie sein Verstand ratterte. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte er knapp.
    „Wart hier. Bin gleich zurück.“
    Sie sah zufrieden dabei zu, wie der Muskelberg sein gewaltiges Schwert schulterte und sich auf der Tribüne der Arena durch eine der obersten Reihen schob, um sich an das Ohr eines Mannes herabzubeugen, der dem Geschehen auf dem Kampfplatz zusah. Selbst aus der Entfernung verströmte dieser Kerl allein aufgrund seiner Körperspannung und der subtilen Bewegungen die kraftvolle Ausstrahlung eines brutalen Menschen. Johanna konnte nicht festmachen, was genau es war, doch manche Menschen machten zu jeder Zeit den unangenehmen Eindruck eines bissigen Hundes, dem man nur einen Anlass geben musste, damit sich all die angestaute Gewalt entlud. Doch dieser Moment war keiner dieser Anlässe. Der Mann hörte den Worten des Wächters zu, ohne die Augen vom Kampfplatz zu nehmen, nickte dann knapp und schickte den Anderen mit einer beiläufigen Bewegung fort. Der legte vorsichtig sein Schwert auf eine freie Bank neben seinen Kameraden und kehrte dann zu Johanna zurück.
    „Scheiße, Mädel, du kannst vielleicht eine schlechte Zeit erwischen. Wegen dir verpass ich die verdammten Kämpfe! Naja, dann gib mal her, die Dinger. Seine Bezahlung hat Taron schon gekriegt, hat der Leiter gesagt.“
    Der Muskelberg wollte sich gerade schon eiligst an den Waffenbündeln zu schaffen machen, da schoss Johanna noch einmal zwischen ihn und die wertvolle Fracht.
    „Nicht so schnell mit den jungen Pferden! Ich will eine Quittung dafür haben.“
    Der Krieger glotzte sie an. „Ne scheiß was?“
    „Quittung. Ist so ein Zettel, auf dem steht, dass ich euch das Zeug gebracht hab. Vorher gibt’s gar nichts.“
    „Leck mich am Arsch, Mädchen! Ich heb dich einfach zur Seite und fertig!“
    Johanna verschränkte die Arme. „Was Taron nicht gefallen wird. Also wird er beim nächsten Mal mehr für seine Schwerter verlangen. Also muss eure Akademie mehr Gold blechen. Und an wem wird das wohl hängen bleiben?“
    Der große Kempe hielt inne. Sah sie an. Sah einen winzigen Moment lang über seine Schulter. Und wandte sich brummend in Richtung der Herberge um.
    „So eine Scheiße… Du machst mich fertig. Bin gleich wieder da.“
    Johanna sah ihm lächelnd hinterher.
    „Lass dir ruhig Zeit. Ich hab’s nicht eilig.“

  6. Beiträge anzeigen #166
    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Nordstewark – Vor den hohen Toren der hohen Stadt der hohen Türme

    „Ja, er sprach von Setarrif, Stadt der Bögen weißen Marmors gekrönt von Kuppeln puren Goldes, einst der Güldenen, nun der Gefallenen, gefallen, zerborsten und verzehrt von Drachenfeuer, dem Verfall anheimgegeben durch das Weißauge“, kam Arvideon auf die Frage seines Begleiters Isidor zurück, kurz nachdem sie den befestigten Pass, der die Grenze zwischen den westargaanischen Baronien Stewark und Silbersee markierte, ohne Kontrolle passiert hatten. Scheinbar fühlten sich die Anhänger Ethorns des VI. wenig bedroht vom Brückenkopf der Myrtaner im Norden – oder sie hatten gute Spione in Thorniara, die sie zeitig über Vorbereitungen eines Aufmarsches im Bluttal informieren würden. Leicht verwunderte es Arvideon dennoch. Nichts desto trotz fuhr er an Isidor gewandt fort, ohne sich diese Gedanken anmerken zu lassen: „Einst kam der kleinwüchsige Wandermönch in diese Stadt und wurde dort Novize der wahren Priesterschaft des Adanos‘, so wie es ihm vom Höchsten selbst aufgetragen worden. Doch sein Weg führte ihn weg von dort, lange bevor der Drache von den Sternen fiel und Argaan in seinen Schatten. Eines Seemanns gewickelte Enden ist die Mär vom Drachen keineswegs. Ein Alptraum, den der weitgereiste Arvideon einst selbst über Thorniara kreisen sah, in den Tagen, als die Oberste Priesterin Innos‘ auf dem höchsten Turm stand und ihm eines Auges Licht nahm. Zu dieser Zeit aber war Setarrif bereits nicht mehr.“
    Eine Zeit lang schweigend strebten sie dem Mittag entgegen durch die Streuobstwiesen und Weinberge, die den Norden der Baronie entlang ihres Marsches über die Handelsstraße dominierten, hinab zur Küste hin. Bienen summten zwischen blühenden Rebstöcken und Apfelbäumen, an denen bereits die ersten Früchte zu wachsen begonnen hatten.
    Bereits von hier konnte man die Stadt in der den Horizont füllenden See unter ihnen in der Ferne liegen sehen.

    „Seht junger Herr Isidor, Stewark, die Feste, thronend über dem tosenden Meer, umspült von Gischt und Wellen, fester Fels in der Brandung der Jahrtausende. Lange war der weit Reisende nicht mehr Gast der Stadt der Türme.“, verkündete Arvideon seinem Begleiter, als sie schließlich an der Steilküste anlangten.
    Vor ihnen erstreckte sich die flach ansteigende Brücke auf ihren mächtigen Pfeilern in der See gründend. Dahinter ragte das wuchtige Torhaus der Stadt auf, der einzige Landzugang, der vom Meer umschlossenen Festung. Darüber konnte man in wenig Ferne die Spitze des Glockenturms der Zitadelle, das höchste Gebäude zwischen den zahlreichen Turmhäusern der kompakten Stadt in den Himmel aufstreben sehen.

    Wie selbstverständlich strebte Arvideon auf den von hängenden Feuerkörben flankierten Torbogen zu. Zügig überholten sie die kurze Schlange der Karren und Fuhrwerke mit Vorräten und Waren, die sich auf den gepflasterten Stufen der flachen Reitertreppe stauten, bis sich unter ihnen schließlich die breiten Bohlen der Zugbrücke erstreckten. Unter ihnen toste und spritzte die Brandung gegen die steilen Felsklippen. Er gehörte hierher, das sagte seine Körpersprache und sein Lächeln, so einfach war das.
    „Heda! Wohin des Wegs, was wollt Ihr in Stewark, der Stadt König Ethorns des VI.?“, rief ihnen ein bewaffneter Mann in der grün-weißen Livree und Rüstung der Garde des Barons zu.
    „Adanos mit Euch, wohlgeborene Wächter der Meeresfeste, der hoch erhabenen Westargaans.“, antwortete der kleinwüchsige Wandermönch, „Seid gegrüßt von Harun Marakiel Arvideon Demar von Thermaron, Novize der Priesterschaft Adanos‘ auf Wanderschaft auf Geheiß seines Gottes und anerkannter Magister der Wortkunst der königlichen Akademie zu Setarrif. Er höchstselbst und sein Begleiter auf dieser Pilgerfahrt, der junge Herr Isidor, begehren Einlass in das Haupt Argaans, um das Wunder des erstandenen Tempels des Herrn zu staunen und ihre Gebete vor den Höchsten zu tragen, auf dass Adanos‘ selbst sie in seiner Weisheit tränke und ihnen den Weg zuteilwerden lasse, den in künftigen Tagen und Monden zu begehen er ihnen auftragen möchte.“
    Für einen Moment musterte sie der Stewarker, bis er unter Arvideons brauner Kutte das Blau der Novizenrobe und das Adanossymbol auf der runden Fibel, die seinen Mantel hielt, entdeckte. Es war stets nützlich, wenn man ein Original sein Eigen nennen konnte.
    Dann nickte er ihnen freundlich zu und brummte: „Adanos auch mit Euch. Ihr dürft passieren.“
    „Habt Dank. Adanos segne Euch.“, bedankte sich der kleinwüchsige Wandermönch und betrat mit Isidor im Schlepptau die Stadt der Türme.

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    AI  Avatar von Isidor
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Klippenschenke

    Kleider machten Leute. So zumindest wirkte es auf den zweiten Blick, mit dem der Torwächter Arvideon bedacht hatte. Ihm war wohl die Robe, welche der Wandermönch unter seinem Reisegewand trug, aufgefallen. Isidor selbst hatte sie am vorigen Abend bemerkt und hatte die Verbindung zum Segen im Namen Adanos‘ gezogen. In diesem Moment fragte sich der junge Schmied, ob er jemals so einfach hinter die Mauern der eindrucksvollen Stadt der Türme gelangt wäre, wie es seine Begleitung ihm mit Wort und Auftreten ermöglicht hatte.
    Noch immer staunte er über die robuste Schönheit der Klippenstadt, wie sie sich den Gezeiten entgegenbäumte, thronend über dem tosenden Meer auf schmalen Stützpfeilern in Form massiver Felsen. Gern hätte er sich über die steinerne Brücke gelehnt, deren Säulen sich in den Tiefen des Wassers verloren. Wie, bei den Göttern, hatten Menschen es geschafft, etwas so Eindrucksvolles zu erschaffen? Die Worte, welche sein Reisebegleiter gefunden hatte, untermalten die Besonderheit dieses Ortes und für den Moment hätte Isidor geschworen, dass diese Feste als letzte Bastion der Menschheit Bestand hätte, würde je der Tag kommen, an dem die Welt unterzugehen drohte.

    Das Torhaus hinter sich lassend betrat das ungleiche Duo einen offenen Platz, an dem sich allerhand Menschen sammelten. Bauern und Händler entluden ihre Karren, ein Herold verkündete mit aussagekräftigen Meldungen die Neuigkeiten innerhalb der Baronie.
    Von rechter Hand drang ein allzu vertrautes Geräusch an die Ohren des Hünen. Der rhythmische Klang von Hämmern und das befriedigende Fauchen heißer Essen wurde von einer sanften Brise zu ihnen getragen. Rauchschwaden streckten sich gen Himmel, drangen aus offenen Dachfenstern und Abzügen.
    Stewark erhob sich entlang der Klippe, stieg wie eine Treppe immer weiter hinauf. Steinerne Häuser verbargen den Blick auf die höheren Ebenen, schmiegten sich an die raue Natur, welche an diesem Ort der Findigkeit der Menschen unterlegen war. Nein, viel mehr machten sie sich die Gegebenheiten zu Nutze.

    „Ich danke euch Meister von Thermaron. Ohne Euch, wäre ich wohl noch lange Zeit umhergeirrt, ohne diesen prächtigen Anblick allzu bald genießen zu können“, wandte Isidor sich an Arvideon, der mit einem leichten Schmunzeln das Staunen des jungen Mannes beobachtete.
    „Sagt, gibt es eine Herberge, in der ich ein Zimmer und ein Mittagessen bekommen kann?“, erkundigte er sich in der Hoffnung, dass der weltgewandte Mönch eine Antwort für ihn hatte.
    Tatsächlich befand sich zu ihrer Linken ein ebensolcher Ort, was dem Blondschopf in der Fülle neuer Eindrücke entgangen war.
    „Kommt und esst mit mir. Ich möchte mich erkenntlich zeigen, wenn Ihr mich lasst“, lud er den kleinen Mann ein und schritt mit ihm gemeinsam zur Klippenschänke, wie sich die Taverne zu nennen schien.

    An einem freien Tisch Platz nehmend, stellten die beiden Reisenden wenig später dampfende Teller mit wohlriechenden Speisen vor sich ab. Es folgte ein Segengebet des Gläubigen, währenddessen Isidor sich in Schweigen hüllte. Er lauschte den Worten, doch wartete eher aus Höflichkeit, denn aus Andacht.
    „Sagt, was werdet ihr nun tun, nachdem Euer Weg Euch herbrachte? Besucht Ihr den wundersamen Tempel? Ich selbst werde mich wohl nach Arbeit bei den hiesigen Schmieden umhören. Es wird aller höchste Zeit, dass ich meine alte Tätigkeit wieder aufnehme.“
    Mit etwas Glück mochte jemand ihr Gespräch mit anhören. Eventuell ergäbe sich daraus eine Möglichkeit zu erfahren, wie es um die Handwerker der Stadt bestellt war. Suchte jemand ein weiteres paar Hände, die anzupacken wussten?
    Geändert von Isidor (10.06.2024 um 01:14 Uhr)

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Torplatz, Klippenschänke

    Mit einem zufriedenen Lächeln trat Johanna aus der Handwerkshalle, in der sie den geliehenen Karren wieder abgegeben hatte. Die Waffenbündel waren ausgeliefert und sie hielt zwei Quittungen in den Händen, die den Empfang belegten. Der Vormittag war eindeutig gut gelaufen, und sie freute sich schon auf die Übungen mit Syrias und Meve am Nachmittag, auch wenn die Aussicht auf das Üben mit scharfen Klingen ihr immer noh einigen Respekt abforderte.
    Zuvor jedoch hieß es, sich mit einem ordentlichen Mittagsmahl zu stärken. Eigentlich hatte Johanna dafür vorgesehen, eine Pastete in Friedas Bäckerei zu kaufen, doch nach der Anstrengung war ihr gerade nur nach kurzen Wegen zumute. Sie musste zuerst ihre Reserven wieder auffüllen, bevor sie bereit war, noch einmal quer durch die Stadt zu laufen. Also entschied sie sich dafür, ein kleines Mittagsmahl direkt nebenan in der Klippenschänke zu sich zu nehmen und dann so gestärkt für einen köstlichen süßen Nachtisch in das Nordviertel zu Frieda zu gehen. Genug Zeit würde sie wohl allemal dafür haben - immerhin musste die arme Meve neues Feuerholz von den Holzfällerlagern vor der Stadt besorgen. Bis sie zurück wäre, würde noch die ein oder andere Welle an den Fels branden, und ohne sie konnte Johanna natürlich genauso mit Syrias fortfahren, aber wenn sie ehrlich war, wollte sie gar nicht ohne ihre Freundin weiterlernen.

    So trat sie an den Tischen außerhalb der Klippenschänke vorbei in die finstere Schankstube, grüßte Ingor und stieg die Treppen hinauf in ihre kleine Kammer, um etwas von dem Gold zu holen, das sie aus Vicktars Hütte gestohlen hatte. Dank ihres Vorhabens im Umland, an dem Rudra seit einiger Zeit unermüdlich arbeitete, war ein guter Teil des einen Sackes bereits geleert, doch die Vorräte würden noch für eine ganze Weile reichen, wenn sie sich keine Extravaganzen leistete.
    Mit etwas Erspartem ausgestattet kehrte sie nach unten zurück und orderte das Gericht des Tages. Geröstete Scavengerkeulen, serviert auf einem würzigen Saucenspiegel auf Apfelbasis. Ein ungewöhnliches Gericht für Leute, die nicht von hier waren. Doch Johanna lebte nun schon lange genug in der Stadt, um zu wissen, dass hier wegen der reichen Ernte vom Hof des Bauern Ogtar fast alles mit Äpfeln zubereitet wurde, ob essbar oder nicht.

    Mit dem Mittagsteller in der einen Hand und einem Krug Wasser in der anderen kehrte sie ins Sonnenlicht zurück und sah sich an den Tischen vor dem Eingang der Schänke um. Die Schmiedehämmer klirrten wie immer über den Torplatz, und Johanna genoss die routinierte Geschäftigkeit, die ihr dieses Geräusch mittlerweile vermittelte.
    Natürlich war keine der Bänke völlig frei, denn um diese Zeit genehmigten sich viele Menschen ihr Mittagsmahl. Also suchte sie sich den erstbesten Platz an einer nur teilweise besetzten Bank und ließ sich neben einem recht wild aussehenden blonden Mann nieder, der sich mit einem alten Herrn unterhielt.
    "Mahlzeit, die Herren. Ich hoffe, ich störe nicht, wenn ich mich dazu setze."
    Johanna zögerte für einen kurzen Moment, als sie sich setzte und realisierte, dass der Alte tatsächlich kleiner war als sie selbst. Das war etwas, das ihr mit ausgewachsenen Menschen nicht mehr passiert ist seit - ja, seit wann eigentlich? Nicht ohne Grund wurde sie so oft für ein Kind gehalten, so ungern sie das auch hörte. Wie mochte es erst diesem offenkundig kleinwüchsigen Mann ein Leben lang ergangen sein? Sie empfand augenblicklich Sympathie für den Greis, wollte sich aber nicht in das Gespräch der beiden Männer einmischen. Denn im Moment hatte sie vor allem eines - Hunger!

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Haus der Magier, Küche

    "Hivyo, Na-Cron hat diesen Blick, der sagt: Ich schicke dir die Malaika wa Kisasi auf den Hals! Und dann fliegt sein Messer an mir vorbei!"
    Sie klatschte kraftvoll in die Hände. "Pam! Direkt neben den Kopf von Aaras in das Holz!"
    Glucksend hielt sie sich die Hand vor dem Mund. "Das war stark!"
    Als Kisha mit Aniron und ihrer kleinen Tochter in Richtung in die Küche eintrat und ihre Erzählung des legendären Messerflugs endete, machte die Priesterin nicht den Eindruck, auch nur ansatzweise so viel Begeisterung dafür aufbringen zu können wir Kisha. Fianna hingegen machte große Augen. "Das ist ja obercool!"
    Kisha freute sich, zumindest eine Zuhörerin mit ihrem Enthusiasmus angesteckt zu haben. "Sag ich ja, eh?" Sie stockte. "Was ist kuhl?"
    "Das verstehst du nicht, ist eine andere Sprache. Aber das sagen die ganzen Jungs auch immer." Fianna kicherte. "Und die nennen sich immer Digger! Das ist ein Quatsch, oder?"
    "Du sprichst schon mehrere Sprachen, obwohl du noch so klein bist?", staunte Kisha. "Ihr zieht eure Kinder echt anders auf als wir, Mama Aniron."

    Na-Cron und Aaras hatten in der Zwischenzeit letzte Hand an die Suppe gelegt und bereits vier Schüsseln portioniert. Als er sah, dass Aniron ihre Tochter dabei hatte, fischte Aaras noch eine weitere Schüssel aus dem Schrank und tischte auf.
    "Vielen Dank, Aaras. Sinan kommt auch gleich noch dazu", sagte Aniron, und sie alle setzten sich gemeinsam um den Tisch herum, während Aaras auch noch eine Portion für den Sohn der Priesterin fertigmachte. Den Jungen mit den hellen Haaren hatten sie auf dem Weg hinab getroffen. Er hatte irgendein staubiges Schriftwerk umhergeschleppt, das schwerer ausgesehen hatte als er selbst, und wollte es nur noch zurückstellen, bevor er nachkam. Das war Kisha recht - je mehr, desto besser. In ihrer Heimat hatte das ganze Dorf immer gemeinsam gegessen. Das hier erinnerte sie zumindest ein wenig daran.
    "Lassen wir es uns schmecken, eh? Und danach bist du dann dran mit einem Zauber, Mama Aniron!"
    Sie blickte auf ihre Schüssel hinab, legte ihre Hände mit nach oben geöffneten Handflächen links und rechts der Schüssel auf den Tisch und bewegte die Lippen stumm für ein Gebet an Mungu. Dann tippte sie ihre Fingerspitzen in die Suppe und spritzte ein wenig davon für die Vizuka erst über ihre linke Schulter, dann über ihre rechte.
    "Furahia!", wünschte sie allen ein genussreiches Mahl und griff nach ihrem Löffel.

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    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Das angesagteste Novizen-Pärchen diesseits des Myrtanischen Meeres erreichte endlich das Ziel ihrer kurzen und doch aufschlussreichen Reise. Die Gemäuer Stewarks lagen nur noch eine Brücke weit entfernt und Curt hoffte, die Architekten dieser Stadt hatten kompetente Arbeit geleistet. Ein ungeahnter Anschwung von Höhenangst – nein Höhenrespekt - überkam ihn, als der kräftige Seewind einen kleinen Kiesel von der Brücke hinabfegte. Man konnte nicht einmal erkennen, wo er in die tosende Gischt plitschte, so hoch oben befanden sie sich. Und allmählich verwarf Curt seine Idee, die Klippen der Inselstadt einfach hinabzukraxeln, um unten nach dem Artefakt ihres Begehrs zu suchen. Es musste einen anderen Weg geben. Er traute diesem Felsgestein fast so wenig wie seinen Bewohnern. Aber vielleicht gingen ja bereits Gerüchte um, dass ein kleiner, korpulenter Feuernovize in die Fluten geklatscht war. Allein bei dem Gedanken machte sich ein spöttisches Grinsen auf seinem bebärteten Gesicht breit.
    Felias scharfen Blicken entging diese Gefühlsregung nicht. Sie hakte sich bei ihm ein, man musste ja fürchten, eine so zarte Gestalt wie sie könnte von der nächsten Böe direkt in die Fluten gepustet werden. Curts Herz pumpte mit jedem Schritt ein bisschen schneller. Ausnahmsweise nicht durch die Berührung seiner Liebsten, sondern weil er eine ungeahnte Furcht davor verspürte, was ihn in dieser Stadt erwartete, jetzt, da sie sich in den Händen des Feindes befand. Ihre Verkleidung war gut und ihre Geschichte plausibel. Er war wahrlich bereits durch schlimmere Tore geschritten, wie dereinst, als er sein Hab und Gut aus Setarrif hatte schmuggeln müssen. Sie waren einfach nur unbescholtene Kaufleute. Es mangelte ihnen vielleicht etwas an Waren, aber immerhin hatten sie einen Esel bei sich und ein paar Stücke aus Felias Schneiderei. Woher also die Sorge? Das war doch völlig irrational. Und zu spät, denn schließlich waren sie in Sicht- und Hörweite dieser schwertschwingenden Schwartenrutscher geraten.

    „Felicia von Schönborn, Kauffrau und Schneidereimeisterin, sowie ihr Gehilfe Kurt bitten um Zutritt in Eure … bemerkenswerte Stadt.“
    Er deutete einen Knicks an, aber so richtig wollten sich seine Knie nicht durchbiegen. Musste das Alter sein. Gerade einmal Kinn neigte sich ein wenig, wenn auch nur, um unnötigen Augenkontakt zu vermeiden.

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    Waldläufer Avatar von Bewohner Argaans
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    Stadttor von Stewark - Dak der Torwächter

    Die Sonne schien gnadenlos auf sie hernieder und ließ die beiden Stadtwächter in ihren Plattenrüstungen kochen. Innos' vermaledeiter Segen trieb seine Späße mit den tugendhaften Beschützern dieser Stadt: war es im Schatten noch frühlingshaft angenehm, konnte man es im prallen Sonnenschein wahrlich kaum noch aushalten, wenn man die repräsentative Rüstung der Stadtwache Stewarks trug. Dak nahm es hin wie ein wahrer Krieger, er trotzte der Hitze und schwitzte sich eisern die Kimme feucht, ohne an Haltung zu verlieren. Chuck hingegen, der seit den Morgenstunden bereits am Tor stand und auf die verspätete Ablösung wartete, zeterte unentwegt in den Ringkragen seiner Rüstung hinein.
    "So eine Scheiße! So eine gottverdammte Scheiße! Wenn ich den Bastard in die Finger krieg, reiß ich ihm persönlich den Kopf ab! Dieser beschissene Hirtenjunge kann wohl die Sonnenuhr nicht lesen!"
    "Haltung, Chuck! Wir haben Arbeit zu erledigen!", erwiderte Dak zackig und straffte sich noch etwas mehr als ohnehin schon.
    "Du musst reden!", blaffte der alte Mann. "Stehst gerade mal seit einer Stunde hier und willst mir Vorträge halten!"
    "Die äußeren Umstände dürfen deine Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigen", gab Dak scharf zurück. "Was, wenn ein myrtanischer Spion eindringen will und du ihn nicht bemerkst, weil du mit Jammern beschäftigt bist?"
    "Jammern?" Chucks kratzige Reibeisenstimme überschlug sich vor Wut. "Ich geb dir gleich Jammern, du Wicht!"
    "Reiß dich am Riemen, Kollege! Da kommen Fremde!"

    Dak beäugte skeptisch das Gespann, das sich da dem Stadttor näherte. Auf den ersten Blick ein gewöhnliches Händlerpärchen - aber man konnte ja nie wissen, in welchen Gewändern sich die vermaledeiten Spione des Großreichs von Myrtana zu verkleiden suchten. Stewark war ein begehrter Ort geworden in den letzten Jahren, und nur weil seine wenig ambitionierten Kollegen das nicht einsehen wollten, war er noch lange nicht bereit, den Schlendrian mitzutragen, den Leute wie Chuck walten ließen, die nur ihre Zeit bis zur Pensionierung absaßen und sich mit krummen Geschäftchen nebenbei ein kleines Sümmchen dazu verdienten.
    Er streckte den Arm aus, um dem Mann, der Frau und dem beladenen Esel zu bedeuten, stehen zu bleiben. Doch als er Luft holte, um sein Programm durchzuspielen, fiel ihm der Mann bereits ins Wort.
    "Haaaalt!", rief Dak gedehnt, auch wenn die Fremden bereits zum Stehen gekommen waren. Ordnung musste schließlich sein.
    "Schneiderin und Geselle also, so so. Hab noch nie von diesem Schönborn gehört." Er wandte sich zu Chuck. "Hast du schonmal davon gehört?"
    "Noch nie davon gehört!", bestätigte Chuck entnervt und wand sich auf der Stelle hin und her. Vermutlich krabbelte es ihm dort, wo er nicht kratzen konnte.
    "Woher des Weges und wohin des Weges also?", fragte er streng. Er behielt den Mann genau im Blick, der nicht mal den Anstand besaß, ihn anzusehen, wenn er mit ihm sprach.
    "Jetzt lass sie halt durch, verdammt nochmal!", ätzte Chuck. "Was sollen sie denn machen? Fadenscheinigen Stoff verkaufen?"
    "Nein, Ordnung muss sein!", erwiderte Dak. Er verengte die Augen zu schlitzen. "Seid ihr etwa ... Soldaten des Feindes?"

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  12. Beiträge anzeigen #172
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Es war nicht nur - eigentlich wäre einer der Gründe schon genug für Felia, auf der Stelle umzukehren und nie wieder auch nur einen Gedanken an dieses auf einem wackligen Steinchen erbaute Rattennest zu verschwenden - dass dieses von Innos und allen anderen Göttern verlassene Drecksloch stank, als habe ein mittelalter Mann zu lang in der Sonne gestanden und als sei ihm der herbe Männerschweiß in schlecht gepflegte Körperregionen gelaufen, die sie sich gar nicht erst ausmalen wollte und die Tatsache, dass sie hier als die schönste Frau, die diese beiden unfähigen Tölpel vermutlich den Rest des Jahres zu Gesicht bekommen würden, behandelt wurde, als sei sie eine unfähige, billige Spionin, die sich mit schlecht ausgedachter Geschichte und einem grauenvoll klingendem Decknamen heimlich Zutritt zu diesem widerlichen stadtgewordenen Schmutzfleck verschaffen wollte - nein! Diese zwei merkwürdig riechenden Gestalten hatten die absolute Unverfrorenheit an den Tag gelegt sie Felia- nein Felicia von verdammt-noch-mal Schönenborn gänzlich zu ignorieren und ausschließlich mit ihrem Bediensteten Kurt zu sprechen.

    Sie schob Curt und Kurt mit einer Armbewegung beiseite und ignorierte seine gestammelten aber vergeblichen Versuche sie aufzuhalten und baute sich vor den beiden fremden Männern zu ihrer nicht sehr eindrucksvollen Größe auf.
    »Jetzt hört ihr zwei absoluten Knilche mir gefälligst mal zu!«, fuhr sie die beiden unwirsch an. Arkane Energie knisterte spürbar zwischen ihren Stimmbändern und verliehen der sonst so betörend klingenden Stimme der kleinen Novizin einen gewissen Nachdruck und eine nicht unerhebliche Lautstärke. »Wenn ich noch einen von euch beiden« Sie deutete aufgeregt mit dem Finger abwechselnd auf jeden der beiden. »schlecht über meine Stoffe sprechen höre, dann möge euch jeder eurer Götter gnädig sein, an die ihr in diesem Fleckchen Erde glaubt.« Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Denn bei Innos - ich werde es nicht sein!« Für einige Herzschläge noch funkelte sie die beiden finster an und wollte dem weniger übel riechenden der beiden sogar an die Brust tippen, entschied sich aber dann doch dagegen.

    »Nun denn, meine Herren.« Sie räusperte sich kurz und strich das Kleid glatt. Jegliche Magie war jetzt aus ihrer Stimme gewichen. »Wie ihr beiden mit eurem erfahrenen Blick sicherlich gleich erkannt habt, sind wir weder bewaffnet, noch bringen wir die körperlichen Voraussetzungen - verzeih mir diese Bemerkung, Kurt - oder geistigen« Abschätzend musterte sie die beiden von oben nach unten herab »Voraussetzungen mit, um als Soldatinnen zu dienen.« Sie pausierte und ließ die Worte ein paar Sekunden länger wirken als übrig. Die intellektuellen Fähigkeiten der Soldaten dieser Stadt waren ganz offensichtlich nicht leicht zu unterschätzen. »Wir sind im Auftrag der Händlergilde hier, um Stoffe zu vertreiben. Man teilte uns mit, dass hier ein nettes Geschäft zu machen sei.«, sprach Felia.
    Ein ganzes Jahr würde nicht ausreichen, um Kleidung zu schneidern, die schön genug wäre, von eurem dummdämlichen Gesicht abzulenken, ihr unnützen Wichte!, dachte Felia.

  13. Beiträge anzeigen #173
    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Während Kisha losgegangen war um Aniron dazu zu holen, hatten Na-Cron und Aaras die Zeit genutzt und der Suppe den letzten Pfiff verpasst und den Tisch gedeckt. Na-Cron hatte am Herd gestanden und mit ein paar Gewürzen abgeschmeckt, Aaras derweil den Tisch gedeckt. Nachdem er vier Schalen hingestellt hatte, zögerte der Adept jedoch kurz, um sich mit einem Achselzucken abzuwenden. Das hatte den Bergmann im ersten Moment verwundert. Schließlich waren sie doch eigentlich fünf, die drei Novizen, der Adept und die Magierin selbst.
    Doch kurze Zeit später hatte sich gezeigt, dass der Rothaarige zugleich Recht und Unrecht mit der Anzahl gehabt hatte. Während Mera fehlte, war dafür Anirons Tochter mit dazugestoßen. Und kurz darauf auch ihr Sohn, der ebenfalls hier im Haus der Magier als Novize unterwegs war. Meras Abwesenheit wurde aber auch mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wurde sich gemeinsam an den Tisch gesetzt und gespeist.

    Kisha schien dies besonders zu gefallen. Jedoch tat sie erneut etwas ungewöhnliches: Sie verspritzte Suppe hinter sich. Na-Cron wollte nicht unangenehm auffallen, war aber dennoch ziemlich verwirrt. Er wusste nicht, wie die anderen es sahen, aber für ihn war dieses Verhalten etwas befremdlich. Natürlich hatten andere Völker andere Sitten und dergleichen. Aber das? Bei Adanos, wenigstens stand niemand hinter ihr. Doch eine gewisse Neugierde blieb in dem Novizen.
    Der Novize tunkte einen Löffel in die Suppe, bließ ein paar Mal darüber, bevor er ihn sich zum Mund führte. Geschmacklich wusste er zwar schon, was ihn grob erwartete, schließlich hatte er sie abgeschmeckt, aber dennoch war er auf das Gesamtergebnis gespannt. Während er kaute, blickte er erneut hinüber zu Kisha, die sich die Suppe ebenfalls schmecken lies. In diesem Moment entschloss Na-Cron sich dazu, seiner Neugier nachzugeben.
    "Kisha, darf ich fragen, was das mit der Suppe auf sich hat?" Na-Cron lies ein entschuldigendes Lächeln aufblitzen, bevor er ihre Geste mit der Suppe wiederholte. "Warum spritzt du Suppe hinter dich?"

  14. Beiträge anzeigen #174
    AI  Avatar von Isidor
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    Noch während Isidor seine Frage an Arvideon richtete, der sich an dem Mahl gütlich tat, setzte sich jemand neben ihn auf die Bank, welche genügend Platz für ein halbes Dutzend hungriger und durstiger Gäste bot. Der Außenbereich war gut gefüllt und so nickte der junge Mann bestätigend, während er seinerseits einen Bissen der Scavengerkeule zu sich nahm. Zusammen mit der Sauce war es ein ungewohnter Geschmack, der sich in seinem Mund ausbreitete. Ob im guten oder schlechten Sinne würde er noch entscheiden müssen.
    „Keineswegs, nimm Platz.“

    Die junge Frau, welche sich zu ihnen gesellte, wirkte auf den ersten Blick dem Kindesalter nahe. Ihre kleine Statur und zarte Erscheinung erweckten diesen Eindruck unweigerlich, doch ein zweiter, interessierterer Blick offenbarte die Unwahrheit dieses Gedankens. Es mochte am Unwissen der hiesigen Gebräuche liegen, welches den Schmied zu Lasten lag, doch weder die Kleidung, abgerundet durch ein paar gut gepflegter – oder gar neuer? – Lederhandschuhe, die sie neben ihren Teller auf den Tisch gelegt hatte, noch die selbstbewusste Haltung sprachen für ein kindliches Wesen. Wenn sich der Handwerker nicht täuschte, handelte es sich bei den Handschuhen um Snapperleder, welches an der auffälligen Maserung zu erkennen war. Sein Vater hatte für seine Rüstungen auch auf den Balg dieser Echsen gesetzt, da sie äußerst strapazierfähig waren. Fachmännisch bearbeitet, galt es als nahezu unverwüstlich.

    „Mein erstes Mal in Stewark“, ließ er in ihre Richtung fallen, während sich der Wandermönch noch Zeit mit einer Antwort ließ, da er sich offenkundig dem Geschmack des Essens hingab.
    „Ich bin sehr beeindruckt. Bist du von hier?“
    In diesem Moment hörten sie vom Torhaus eine laute Frauenstimme. Der Inhalt blieb ihnen verschlossen, doch zumindest der Tonfall zeugte von einem eher hitzigen Gespräch. Ob es Ärger gab? In diesem Moment war Isidor für die Begleitung Arvideons noch dankbarer, da er ohne ihn vielleicht nicht so unbehelligt hereingekommen wäre.
    Geändert von Isidor (11.06.2024 um 21:01 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Mera
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    Im Kräutergarten

    Der Garten hatte sich langsam geleert und nur Mera zurückgelassen, die sprachlos wie unter Schock auf einer der Bänke saß. Gedanken schwirrten um sie herum, stets in der Gesellschaft von Schmetterlingen, und später, von Nachtfaltern, die genau wie sie selbst das Licht suchten. Ein kleines Licht der Erleuchtung, des Verständnisses, was hier passiert. Aniron hatte versucht mit beruhigenden Worten zu erklären, was mit ihr geschah, doch so ganz konnte die Setarriferin es nicht greifen. Es schien so abstrakt, so weit weg und verschwommen. Surreal, wie in einem Traum. Und sobald sie aufwachen würde, würde lediglich eine vage Erinnerung bleiben, die innerhalb von Minuten verblasste und nie wieder kommen würde. Doch schien es kein Traum zu sein, sondern Realität. Bittere Realität – oder doch eher hoffnungsvolle Realität. Was die Hebamme erzählte, schien eher einen Funken der Hoffnung in sich zu tragen als niederschmetternd zu sein.
    Konnte es wirklich sein, dass sie Magie wahrnehmen konnte? Langsam öffnete sie die Augen, nachdem sie sie lange Zeit geschlossen hatte. Es war inzwischen dunkel geworden, doch überall glimmerte und funkelte es wie in einer Höhle, in der ein einzelner, verlorener Lichtstrahl die Mineralien zum glänzen brachte. Und das sollte Magie sein? Ganz anders hatte sie es sich vorgestellt. Wabernd, amorph, nicht greifbar. Doch auch weniger schön, nun wo sie darüber nachdachte. Es war kein kaltes Leuchten, und ebenso wenig ein heißes Strahlen. Vielmehr erschuf es für sie, nun da sie sich ein wenig daran gewöhnen konnte, eine angenehme Atmosphäre. Fast kam es ihr albern und unbegreiflich vor, dass sie zuerst in Panik ausgebrochen war und sich sicher war, dass etwas mit ihr falsch war. Was wenn, einmal in ihrem Leben, etwas mit ihr richtig war?

    Kurz wanderten ihre Gedanken zu Na-Cron und Kisha, die es bereits geschafft hatten, mit Hilfe von Aaras und Aniron Magie zu wirken. Ihr Verständnis der Magie schien ganz anders zu sein. Kein Funkeln für sie, sondern… irgendwas. Und doch war das Ergebnis das gleiche. Wie konnten unterschiedliche Methoden zum selben Ergebnis führen? War genau dies das Geheimnis der Magier? Hatte deshalb Aniron gesagt, dass jeder Mensch ein grundlegendes Gefühl für Magie hatte? Weil es so individuell war? Mera fuhr sich mit ihrer gesunden Hand über das Gesicht und seufzte. So hoffnungsvoll es war, so verwirrend war es auch.

    Als sie ihre Hand wieder absetzte tanzten um ihre Finger herum einige der glitzernden Pünktchen, ein bisschen Magie, als wären sie in ihrem Bann gefangen. Interessiert bewegte Mera ihre Finger und beobachtete, wie das Glitzern ihrer Bewegung folgte wie ein Handschuh. Sie lächelte leicht. Als ob sie einen Begleiter hätte, wie ein Kind, dass versuchte sie nachzuahmen. Doch was sollte sie machen, um damit Magie zu wirken?
    Gesten? Sie versuchte eine (aus der Sicht eines Laien) magisch wirkende Geste auszuführen. Das Funkeln folgte ihren Bewegungen, doch blieb ansonsten unbeeindruckt. Vielleicht musste sie einen Zauberspruch aufsagen? Doch sie wusste keinen, und hatte auch von den anderen nichts gehört, abgesehen von Kishas seltsamen Gebrabbel. Was hatte sie da neulich gesagt? Kischinini? Irgendetwas in der Art? Sie probierte es. Doch nichts passierte, abgesehen davon, dass sie sich albern fühlte?

    Aber vielleicht musste sie auch etwas ganz anderes probieren. Einen der glitzernden Punkte fokussieren und sich komplett darauf konzentrieren? Sie teste es aus, und tatsächlich schien das Pünktchen leicht zu zittern, als ob eine unsichtbare Hand es leicht stupsen würde. Doch was nun? Was musste sie jetzt tun? Sie wollte eben inne halten, als ihr auffiel, dass das funkelnde Pünktchen zu wachsen schien, als ob es aus der Umgebung Kraft finden würde. Überrascht hielt sie inne, ließ ihre Konzentration fahren.
    Ein kleiner Lichtblitz erhellte für einen kurzen Moment ihr Gesicht, als das Klümpchen Magie wieder in sich zusammenfiel. Ein paar Motten flatterten verwirrt umher und umkreisten eine noch weitaus verwirrtere Mera.

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    Waldläufer Avatar von Bewohner Argaans
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    Stadttor von Stewark - Dak der Torwächter

    Da tat man einfach nur seine Pflicht, und plötzlich donnerte dieses Weib los, als gäbe es kein Morgen mehr. War das denn zu fassen? Dak klapperte immer noch der Helm von dem Gekeife, das schlimmer war als das seine Freu, Mutter und Schwiegermutter zusammen. Glücklicherweise hielt ihn die Rüstung einigermaßen aufrecht, sonst hätte man vermutlich noch gesehen, dass das Gebrüll dieses Drachen in Menschengestalt ihm doch ein wenig wacklige Beine beschert hatte. Die Blöße wollte sich Dak vor dem vermaledeiten Chuck nun wirklich nicht geben!

    Als der Sturm aus dem Munde der Frau sich legte, kehrte Stille ein. Dak blinzelte zwei, drei Mal, um den Schrecken aus den Gliedern zu bekommen, doch dann fand er zu alter Stärke zurück und blickte dieser Felizitas von und zu betont gelangweilt in die Augen.
    "Nun seien Sie nicht so schnippisch, junge Frau! Mit Ihnen hat doch gar keiner geredet. Was mischen Sie sich eigentlich ein, wenn ich mit Ihrem Begleiter spreche? Also wirklich."
    "Noch so eine Aktion, und du kannst dir eine Rundfahrt durch das Innere unserer Zelle buchen!", keifte Chuck und legte demonstrativ die Hand auf seinen Schwertknauf. Es sah allerdings eher danach aus, als müsse er sich ganz dringend irgendwo festhalten, als dass er seine Waffe zu ziehen bereit wäre.

    "Eine Spionin ist die jedenfalls nicht", remüsierte Dak fachmännisch und bedachte sie mit einem abschätzenden Seitenblick von oben bis unten und zurück, wobei seine Augen nur kurz in der Körpermitte hielten - immerhin war er ja professionell. Dann wandte er sich wieder dem Mann zu.
    "Na gut, dann rein mit den Stoffen", sagte Dak schließlich, "die Handwerkshalle ist auf dem Torplatz linkerhand, gleich hinter der Klippenschänke. Kaum zu verfehlen."
    Er blickte noch einmal auf den abgerissenen Esel und dann auf den Wagen. "Kann ich mal sehen? Meine Frau hat bald Geburtstag, da wär ein Stück Stoff zum Nähen gar nicht so schlecht. Hält ihre Hände beschäftigt."

    Johanna

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    Torplatz, Klippenschänke

    Genussvoll seufzte Johanna, als sich die Süße und Säure der Apfelsauce mit dem herben, salzgespickten Geschmack des Scavengerfleisches trafen und in ihrem Mund zu einer wahren Symphonie der Geschmackseindrücke vereinigten. Seit sie in Stewark lebte, hatte sie so unheimlich wohlschmeckendes Essen kennengelernt, dass sie sich fragte, wie sie all die Jahre zuvor hatte davon nichts wissen können. Gut, das war eher eine rhetorische Frage, denn an den meisten Stationen ihres Lebens hatte sie froh sein können, wenn überhaupt etwas ihren Magen gefüllt hatte. Der Luxus guten Geschmacks war nicht einmal ein frommer Wunsch in ihrem Kopf gewesen - ja, sie hatte gar nicht gewusst, was das überhaupt bedeutete.
    Der groß gebaute, wild aussehende Mann an ihrer Seite sah zu ihr hinüber und musterte sie eine ganze Weile lang, dass es ihr irgendwann schon unangenehm wurde und sie peinlich berührt die Augen niederschlug.
    "Zugezogen", antwortete sie knapp auf seine Frage, denn sie wollte das Gespräch des jungen Mannes mit dem Alten nicht unterbrechen, dessen Mund gerade noch zu voll zum Antworten war.


    Nun linste sie doch zu ihm hinüber und betrachtete ihn etwas genauer. Er war groß und kräftig gebaut, hätte vermutlich ziemlich gut zu Meve gepasst. Auf den ersten Blick war sein Äußeres grob und unheimlich. Nicht die Kleidung, die recht gewöhnlich daherkam. Seine Haare sahen interessant aus, an den Seiten kurz geschoren und auf dem Scheitel so lang, dass sie in einem kleinen Knoten zusammengebunden waren. Den Bart trug er voll, aber recht kurz, auch wenn er etwas außer Form geraten war. Seine Haut und Haare waren hell - ob er aus Nordmar kam und das die übliche Art sich zu kleiden dort war? Was den Mann aber wirklich bemerkenswert machte, waren die vielen furchtbaren Narben in seinem Gesicht und vor allem am Hals, die kaum zu übersehen waren. Johanna musste sich zusammennehmen, um nicht zurückzuschrecken. Ihr erster Impuls war, dass sie einen Verbrecher vor sich haben musste, der so manchen Kampf auf Leben und Tod knapp überstanden hatte. Doch dann sah sie in seine Augen, die durch und durch freundlich und gut wirkten. Ein helles Grün oder Türkis, wie ein Bergsee im kalten Eis des Nordens - oder zumindest so, wie sie es sich vorstellte. Sie musste an Rudra denken, dessen Güte man ebenfalls erst auf den zweiten Blick bemerkte, und entspannte sich ein wenig.
    "Ja, ist sehr schön hier", sagte sie leise, denn es schien ihr immer noch unhöflich, das Gespräch zu stören.
    In dem Moment erregte Geschrei vom Torhaus ihre Aufmerksamkeit. Eine Frau schien sich da draußen zutiefst zu empören. Die Neugier in ihr juckte sie, trieb sie, einmal nachzuschauen, was da los war. Doch vermutlich hätten die Torwachen sie nur umgehend fortgeschickt, und falls Lord Hertan sie wirklich in seiner Mannschaft dulden würde, wollte sie es sich im Voraus nicht durch unnötige Schnüffelei mit ihren zukünftigen Kollegen verscherzen. So wandte sie sich wieder dem großen Mann zu, der auf sie genau wie sein Begleiter einen recht interessanten Eindruck machte.
    "Führen euch Geschäfte hierher?"

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    Torplatz vor der Klippenschänke – Mit der Äpfel Speisen Glückseligkeit in guter Gesellschaft

    Von Süden her wehte eine erfrischende Brise Appetit anregender Meeresluft über den Platz und ließ das dampfende, süße wie herzhafte Gericht auf dem hölzernen Teller vor ihm atmen und seine Geschmacksknospen anregen. Auch die beste Wegration ersetzte schwerlich eine vollwertige, gut gekochte Mahlzeit – und es war schon lange her, dass er in Stewark, der mutmaßlich gastlichsten und angenehmsten der Städte auf der Insel, eingekehrt war.
    Gemessenen Eifers machte er sich daran, sein Mittagessen zu genießen, nachdem er Isidor überschwänglich und wortreich für die Einladung gedankt hatte.

    Man könnte meinen, Namen seien bei der Jugend dieser Tage Schall und Rauch. Hätte der weise Arvideon es nicht besser, so nämlich des Alters unabhängig gewusst, hätte er vermutlich genau dies wohl auch Isidor und der jungen Dame, die sich, ohne sich vorzustellen, zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, unterstellt.
    Der kleinwüchsige Wandermönch erhob sich, aber sich so mit den Händen abdrückend, dass er nicht auf dem steinernen Pflaster des Torplatzes, sondern auf der hölzernen Bank zu stehen kam, auf der er gerade eben noch gesessen hatte. Dann wandte er seine freundlich blitzenden Augen der jungen dunkelhaarigen Frau mit dem blassen Teint zu, die sich neben Isidor niedergelassen hatte, und verneigte sich.
    „Seid willkommen in der Mahlgemeinschaft seiner zurückhaltenden Gegenwart, Holde Maid. Wenn er sich vorstellen darf: Harun Marakiel Arvideon Demar von Thermaron sein bescheiden zugemessener Name, reisender Diener des Adanos seine Profession. Als pilgernder Bittsteller auf der Suche nach wegweisender Begegnung ist er zum Gebetshaus seines Herrn gekommen, als aufrichtig Zögernder an einer Kreuzung seines Lebensweges. Und dies ist sein junger Reisegefährte, heute, an diesem über die Maßen erfreulichen Tag – der dank Eurer erlauchten Präsenz noch elysischer geworden – sein großherziger und spendabler Gastgeber. Der ewige und gütige Herr des Lebens, der bewegenden Wasser, sanft, wie aufbrausend, und des soliden Gesteins unter ihren Zehen, segne Eure Speise, wie auch die ihre.“
    Arvideon unterließ es absichtlich Isidors Namen zu nenne. Es lag nicht an ihm, die Identität seines jungen Begleiters zu enthüllen.
    Als er ihre neue Bekanntschaft so begrüßt hatte, setzte er sich wieder und widmete sich weiter den auf seinem Teller aufgetürmten Köstlichkeiten – dem Tumult am Tor unauffällig mit dem einen Ohr lauschend, der Unterhaltung der beiden jungen Leute offensichtlicher mit dem anderen folgend.
    Geändert von Arvideon (12.06.2024 um 11:44 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #179
    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Torplatz, Klippenschänke

    Gerade schichtete sich Johanna eine weitere Gabel des köstlichen Mittagsmahl auf und wollte sie zum Mund führen, als der alte Herr sich mit erstaunlicher Gewandheit für sein offenkundiges Alter auf die Sitzbank schwang und in lautmalerisch ausschweifendem Singsang ... redete. Und redete. Die Gabel in der Luft schweben lassend, glotzte Johanna ihn mit großen Augen und offen stehendem Mund an, als wäre er eine sechsbeinige Kuh, die plötzlich zu fliegen begann.
    Als der feierliche Redeschwall schließlich verebbte, starrte sie ihn noch einige Augenblicke lang an, eher sie bemerkte, dass sie nun antworten durfte. Sie blinzelte und senkte die Gabel.
    "Ja ... also ... es freut mich auch, äh ... Harun? Herr von Thermaron? Das Gebetshaus - Tempel - den! Den Tempel findet Ihr im Westen der Stadt. Dort führt eine Wendeltreppe auf dem äußeren Ring hinab. Ich bevorzuge die frische Luft, aber er ist faszinierend und magisch."
    Nicht, dass sie etwas von Magie verstand, aber die stehende Wasserwand war da schon ein deutliches Zeichen für Magie.
    "Mein Name ist Johanna."

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    Schmunzelnd ob der Darbietung Arvideons, die er in Gedanken mit anerkennendem Beifall bedachte, schob sich Isidor einen weiteren Bissen der Scavengerkeule in den Mund. Jeder weitere schien die Geschmackserfahrung zu verbessern und alsbald blickte er auf einen Holzteller, der lediglich einen kläglichen Rest Sauce und einen abgenagten Knochen bereithielt.
    „Um auf deine Frage zurückzukommen, Johanna“, griff er das Gespräch mit der etwas überrumpelten jungen Dame wieder auf, „Ich bin tatsächlich auf der Suche nach Arbeit. Man nennt mich Isidor und ich bin Schmied. Ich habe zuvor in einer großen Rüstungsschmiede gearbeitet, doch einige unvorhergesehene Ereignisse führten mich hier her“, gab er so viel seiner Geschichte preis, wie er als angebracht empfand.

    Würde man ihn davonjagen, wenn er seine Herkunft verriet? Möglich, aber wenn es zu einer direkten Frage käme, konnte er sich noch eine passende Geschichte überlegen. Immerhin war das Festland bereits seit vielen Jahren unter dem Banner des myrtanischen Reichs vereint. Wer sollte ihm also verübeln, wenn er dort herkam? Vielleicht konnte er behaupten, dass er unzufrieden mit der Herrschaft König Rhobars war und so sogar einige Sympathiepunkte unter den Widersachern des Reiches sammeln.

    „Wenn du also zufällig einen der ansässigen Schmiede kennst, der ein paar helfende Hände gebrauchen kann, dann bin ich der Richtige!“
    Er lächelte sie freundlich an und musste feststellen, dass ihre Augen immer wieder zu seinen Narben huschten. Ein allzu bekannter Anblick, den sie ihm bot, doch er nahm es ihr nicht übel. Er selbst scheute sich zu lange auf sein Spiegelbild im Wasser oder polierter Metallplatten zu schauen, erinnerte es ihn doch bloß an den Tag vor drei Jahren.
    Der Hüne schaute zum Wandermönch herüber und fragte sich, was er wohl von seiner Geschichte halten mochte.

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