Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 18 von 20 « Erste ... 71114151617181920 Letzte »
Ergebnis 341 bis 360 von 400
  1. Beiträge anzeigen #341
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Tarons Waffenschmiede

    Johanna hob gespielt eine Augenbraue. „Eier?“ Dann lächelte sie.
    „Du meinst, weil ich ihn selbst mag?“ Verdammt, wie offen hatte sie das denn in ihrem Rausch herumposaunt? Syrias war jetzt nicht ganz der Mensch, mit dem sie üblicherweise ihr Gefühlsleben zu beleuchten versuchte.
    „Nein, Frieda hat ihn mehr verdient als ich. Sie ist ein herzensguter Mensch und verdient einen netten und rücksichtsvollen Mann. Und ich – ich hopse lieber hier mit Schwert und Dolch um dich herum, bis du einen Hexenschuss kriegst. Außerdem hab ich schon einen Gefährten … irgendwie. Ich würde niemandem einen Gefallen tun, wenn ich mich von meinen Gefühlen und nicht von meinem Kopf leiten lassen würde.“
    Sie hob die Schultern. „Nein, ich gönne das den beiden. Hab’s ihnen ja auch noch selbst eingebrockt. Als ob die beiden sich sonst getraut hätten, sich gegenseitig zu fragen!“

    Die gut gemeinten Hinweise ihres Lehrers, sich nicht jedem Schlag entgegenzustellen, nahm sie nickend zur Kenntnis – tatsächlich war ihr dieser Gedanke schon recht früh in ihrer Ausbildung am Schwert gekommen.
    „Ich weiß, dass ich wie ein Blatt im Wind weggefegt werd, wenn du mal richtig zulangst. Deshalb hab ich auch schon drüber nachgedacht, mir zeigen zu lassen, wie ich mich schneller bewegen kann. Und vielleicht auch, wie ich die Kraft von jemandem gegen ihn selbst richten kann. Auch wenn ich noch nicht weiß, wer mir so was zeigen kann – aber Eins nach dem Anderen. Erstmal gehen wir auf diesen Eberstein und üben, bis du findest, dass ich das gut genug mach, um mich gegen die Jungs von der Stadtwache durchzusetzen.“
    Johanna hatte ihr Ziel nicht aus den Augen gelassen und auch Hertans Worte nicht vergessen. Sie musste die anderen Stadtwächter alle in die Tasche stecken können, um eine Chance zu bekommen. Und sie hatte das Gefühl, dass sie auf einem guten Weg war.

    „Sag mal, wie weit ist das denn bis zum Eberstein? Bin ja nicht von hier, auch wenn ich mit Mungu schon auf dem ein oder anderen Berg war, bevor wir hergekommen sind. Aber uns hat niemand gesagt, wie die heißen.“
    Da fiel ihr wieder ein, dass Rudra am Tag zuvor sich nicht mehr sehen gelassen hatte. Ob ihm die Gefahr zu groß war, entdeckt zu werden? Sie hoffte nur, dass es ihm gut ging und er ihr nicht übelnahm, dass sie ihn so mit all der Arbeit an ihrer gemeinsamen Hütte allein ließ. Denn sie wusste zwar, dass er am meisten die Gesellschaft seiner selbst und sonst Niemandes Anwesenheit schätzte, aber sie hatte dennoch ein schlechtes Gewissen. Hoffentlich würde es besser werden, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte und einer geregelten Tätigkeit als Stadtwächterin nachging. Sie war überzeugt davon, dass sie das in nicht allzu ferner Zukunft schaffen konnte.

  2. Beiträge anzeigen #342
    Schwertmeister Avatar von Syrias
    Registriert seit
    May 2007
    Beiträge
    823
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Syrias ist offline
    "behandel mich nicht wie nen Tattergreis, du verzogene Göre." Syrias hob in gespielter Strenge den Zeigefinger. "Dir sollte mal wieder jemand den Arsch versohlen. Hexenschuss. Also wirklich." antwortete Syrias verschnupft, bevor er mit einem Grinsen das ganze auflöste.
    "Pass nur auf, dass du dir nichts verbietest, was dein Herz trotzdem will. Wenn du meinst, dass der Kerl mit seiner Frieda glücklich wird, alles klar. Aber glaub mir, das Leben ist zu kurz um sich irgendwas selbst zu verbieten... Beliars Sackhaare, jetzt hör ich mich ja schon selbst wie ein alter Mann an!" fluchte der Waffenschmied genervt, als er seine eigenen Worte hörte. Das musste aufhören!

    "Der Eberstein ist ein Gebirgszug ein paar Tage von Stewark entfernt. Hinter nem kleinen Waldstück. Der Weg dahin ist eigentlich einfach, solange wir auf den Straßen bleiben. Aber irgendwann müssen wir die halt verlassen, um näher ran zu kommen." Mit den Karren würden sie aber nicht durch das Waldstück kommen, das stand fest. Sie würden kurz vorher ihr Lager aufschlagen müssen und dann das Erz aus dem Eberstein zurück schleppen müssen. Das würde eine anstrengende Plackerei werden, aber dafür hatte Syrias ja Meve und Johanna mit eingespannt. Allein hätte das ganze sicherlich wesentlich länger gedauert.

    "Und mach dir keinen Kopf um die Stadtwache. Ich behaupte, den meisten Wächtern bist du schon über. Was dir einfach noch fehlt sind Übung und Zeit, besonders mit deinem Parierdolch." Syrias wies mit einer kurzen Geste auf die eben genannte Waffe.
    "Wir werden auf dem Weg dorthin jeden Morgen und Abend üben, damit wir dich fit genug kriegen."

  3. Beiträge anzeigen #343
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Tarons Waffenschmiede

    „Verzogen hat mich glaub ich noch keiner genannt“, entgegnete sie keck.
    Nun, zumindest nicht auf die Art, wie es Syrias tat. Einer hatte sie vor vielen Jahren so genannt, wenn sie ihre Besorgungen nicht nach seinen Wünschen getätigt hatte – und sie anschließend grün und blau gehauen. Johanna staunte, wie wenig ihr der Gedanke daran ausmachte. Sie erinnerte sich daran, dass es so gewesen war. Doch die Erinnerung an das Gefühl war verblasst.
    „Und keine Sorge, Onkel Syrias: mir geht’s gut. Gefühle kommen und gehen, und so kann ich wenigstens ganz gut auf beide aufpassen. Aber danke für dein Mitgefühl. Lass mich nur keinen Schnaps mehr trinken, hörst du?“

    Sie hob den Dolch, den Griff voran, und hielt ihn Syrias entgegen.
    „Hab dich nicht erwischt. Ich versuch’s morgen wieder.“
    Jetzt musste sie erstmal jemanden aus einer Rüstschmiede kratzen gehen, vermutete sie. So, wie Isidor von seinem Handwerk gesprochen hatte, hatte er sich bestimmt in Fachsimpeleien verloren, die noch bis übermorgen andauerten, wenn ihm keiner Einhalt gebot. Und dabei gab es noch Einiges zu klären, wenn Isidor morgen mit Frieda ausgehen wollte. Ob sie nicht vielleicht erst einmal bei ihrer Freundin vorbeischauen sollte?

  4. Beiträge anzeigen #344
    Schwertmeister Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    736
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Die Gasse, in der Venom, Hailey und Colbart standen, war von den ständigen Regenfällen der letzten Tage schmutzig und rutschig. Der Himmel war grau und bedrückend, und die feuchte Luft roch nach Eisen und Moder. Die engen Wände der Gasse sorgten dafür, dass jeder Laut gedämpft wurde, und die schwache Sonne ließ die Umgebung in ein schummriges Licht tauchen.
    Venom, in seiner dunklen Lederrüstung, lehnte an der Wand und schärfte gerade sein Messer. Seine Augen, immer noch wie aus Stahl, suchten unaufhörlich nach Bewegung in der Umgebung. Die letzten Aufträge hatten ihn und seine Gefährten an den Rand der Erschöpfung gebracht, aber seine Entschlossenheit war ungebrochen. Er wusste, dass jede Kleinigkeit einen Unterschied machen konnte.
    Hailey, die sich auf dem Boden hockte und einige ihrer Ausrüstungsgegenstände überprüfte, schien nachdenklich. Ihre eleganten Bewegungen zeugten von Geschicklichkeit und Erfahrung. Sie war eine Meisterin in der Kunst des Speerkampfes, und ihre unerschrockene Art machte sie zu einem unverzichtbaren Mitglied des Teams.
    Colbart, der dicke, aber überraschend geschickte Dieb, schritt nervös auf und ab. Trotz seines eher korpulenten Erscheinungsbildes war er flink und präzise in seinen Bewegungen, hin und wieder tat er einen tiefen Atemzug. Die vergangenen Wochen hatten ihm hart zugesetzt, und es war offensichtlich, dass er sich nach einer Pause sehnte.
    „Also, was ist der Plan für heute?“ fragte Colbart, seine Stimme rau und ernst. „Wir müssen sicherstellen, dass wir keinen Fehler machen. Die letzten Aufträge haben uns gezeigt, wie schnell sich die Lage ändern kann.“
    Hailey schwang ihren Speer spielerisch in der Hand und grinste. „Unser Auftraggeber hat uns beauftragt, eine wichtige Lieferung zu sichern, die von rivalisierenden Banden gestört werden soll. Wir müssen herausfinden, was genau vor sich geht und dann sicherstellen, dass die Lieferung sicher bei ihrem Bestimmungsort ankommt.“
    Venom nickte zustimmend, während er einen Pfeil aus seinem Köcher zog und die Spitze prüfte. „Genau. Es wird wahrscheinlich Versuche geben, die Lieferung zu sabotieren oder sie uns abzunehmen. Wir müssen also besonders aufpassen und auf jede Möglichkeit vorbereitet sein.“
    „Wie sollen wir uns dem ganzen Problem nähern?“ fragte Colbart und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. „Sollten wir versuchen, die anderen Banden direkt zu konfrontieren, oder sollten wir uns eher im Hintergrund halten und beobachten?“
    Hailey zuckte die Schultern und wirbelte ihren Speer mit einem eleganten Schwung durch die Luft. „Ich bin dafür, dass wir uns im Hintergrund halten und Informationen sammeln. Wenn wir wissen, wann und wo zugeschlagen werden soll, können wir gezielt eingreifen, um die Lieferung zu schützen.“
    Venom betrachtete die Gasse mit einem scharfen Blick. „Ich werde die Hauptwege überprüfen und sicherstellen, dass wir keine unerwarteten Überraschungen erleben. Falls es Versuche gibt, uns abzulenken oder uns zu überlisten, müssen wir bereit sein, schnell zu reagieren.“
    „Und ich werde die Umgebung sichern und nach möglichen Hinterhalten Ausschau halten,“ sagte Colbart, während er seine kleinen Werkzeuge und Vorräte sorgsam verstaut. „Wenn wir uns in dieser Gegend bewegen, müssen wir sicherstellen, dass uns niemand in die Quere kommt.“
    „Dann ist alles klar,“ sagte Hailey mit einem schelmischen Lächeln. „Lasst uns keine Zeit verlieren. Der Auftraggeber hat gesagt, dass die Lieferung heute eintreffen soll, und wir haben nicht viel Zeit, um uns vorzubereiten.“
    Die drei Gefährten nickten einander zu, jeder von ihnen bereit, seine Aufgabe zu erfüllen. Sie wussten, dass die heutige Mission keine leichte Aufgabe werden würde. Doch mit ihrer Erfahrung und ihrem Einsatz waren sie entschlossen, den Auftrag erfolgreich abzuschließen und sich ihren Platz in der gefährlichen Welt, in der sie lebten, zu sichern.
    Mit festem Schritt verließen Venom, Hailey und Colbart die Gasse, jeder von ihnen bereit, sich der Herausforderung zu stellen, die der Tag mit sich bringen würde. Die Stadt erwachte um sie herum zum Leben, und das Abenteuer, das vor ihnen lag, versprach, ebenso gefährlich wie spannend zu werden.

  5. Beiträge anzeigen #345
    Schwertmeister Avatar von Syrias
    Registriert seit
    May 2007
    Beiträge
    823
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Syrias ist offline
    Onkel Syrias... das klang merkwürdig. Aber irgendwie auch nett, musste der Söldner zugeben. Zumindest war das besser als Johannas andauernde Anspielungen auf sein Alter, da konnte er schon froh sein, dass sie ihn nicht Väterchen nannte.
    "In meinem Beisein wirst du nix mehr trinken, versprochen. Ich hab schließlich keine Lust dich dann immer wieder zu Bett bringen zu müssen. Wenn ich eigene Kinder gewollt hätte, dann hätt ich mir ne Frau gesucht und Bälger in die Welt gesetzt." Gab Syrias mit einem schmallippigen Lächeln von sich. Gut, er konnte natürlich nicht wissen ob es nicht ein oder zwei Bälger in Myrtana gab, die von ihm stammen konnten. Schließlich hatte auch er in jungen Jahren die weibliche Gesellschaft regelmäßig genossen. Zwar meist nur für ein paar Stunden, aber Huren kosteten nun einmal Gold. Aber es hatte auch Frauen gegeben, die nicht im horizontalen Gewerbe tätig waren.

    "Behalt ihn erstmal. Du solltest dich dran gewöhnen ihn zu tragen und griffbereit zu haben." winkte er ab als Johanna ihm den Parierdolch wiedergeben wollte. "Es ist immer besser wenn man mehr als eine Waffe bei sich führt." Sprach der Söldner und zog ein kurzes Wurfmesser hinter seinem Rücken hervor, bevor er es beiseite legte und aus der versteckten Scheide an seinem Stiefel einen kurzen Dolch mit schmaler Klinge zog. "Lieber haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben." Zuckte er mit den Schultern und verstaute die Klingen wieder an ihre zugehörigen Orte.
    "So, nun ab mit dir. Sorg dafür, dass sich Isidor nicht wieder ein völliger Idiot aufführt. Nach dem, was zwischen Euch gelaufen ist hab ich da zwar wenig Hoffung, aber man hat ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen." Syrias winkte mit der Hand nachträglich als würde der Johanna verscheuchen wollen. Wenn der junge Schmied sich so unbeholfen anstellte, dass er die Hilfe einer anderen jungen Frau benötigte, dann konnte das noch lustig werden. Oder zum Fremdschämen.

  6. Beiträge anzeigen #346
    AI  Avatar von Isidor
    Registriert seit
    Apr 2024
    Beiträge
    401
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Isidor ist offline

    Alberichs Schmiede

    Isidor konzentrierte sich, seine Schläge präzise und gleichmäßig zu setzen. Langsam aber sicher wöbte sich die Kante der Beinschiene nach außen, genau wie bei Alberichs Arbeit. Nach einigen Minuten trat er zurück und betrachtete sein Werk. Es war nicht perfekt, aber es kam dem nahe, was sein Meister geschaffen hatte.
    „Gut gemacht“, lobte der Ältere, als er die Arbeit seines Lehrlings prüfend in die Hand nahm, „Jetzt müssen wir die Löcher für die Nieten schlagen, damit wir die Lederriemen befestigen können.“
    Alberich führte Isidor zu einem anderen Teil der Werkbank, wo bereits Löcher mit unterschiedlichen Durchmessern in die Holzplatte gedreht worden waren.
    „Wir legen die Beinschiene hierauf und richten sie so aus, dass die Löcher an den richtigen Stellen sind“, erklärte er, „dann nimmst du diesen Dorn“, er hob das stählerne Werkzeug mit der spitzen Endung an, „und schlägst mit dem Hammer darauf, um es durch die Bronze zu treiben. Hier ich mache das erste. Halte du das Werkstück fest.“

    Isidor folgte der Anweisung und der Meisterschmied positionierte das meißelartige Werkzeug, ehe er mit einigen gezielten und kräftigen Hieben darauf einschlug. Die Bronze wölbte sich in das Loch im Hartholz und gab schließlich nach, als der Dorn das Material durchstieß.
    „Jetzt du.“
    Geselle und Meister tauschten die Positionen und nun war es an dem Hünen den Dorn an die korrekte Stelle zu setzen. Dass er ihn mit dem Hammer verfehlen könnte, beunruhigte ihn nicht. Dafür hatte er zu viele Jahre Erfahrung.
    Es war eine präzise Arbeit, die viel Geduld erforderte, aber nach und nach entstanden an den vorgesehenen Stellen die Löcher, durch die später die Nieten getrieben werden würden. Der Klang von Stahl auf Stahl hallte durch die Schmiede und vermischte sich mit dem stetigen Knistern der Kohlen in der Esse.

    „Gut, das wäre geschafft“, sagte Alberich zufrieden, nachdem der letzte Durchschlag geglückt war, „Nur noch polieren.“
    Der ältere Mann legte einige Schritte zurück und griff nach einer groben Feile, die dort auf der Werkbank lag. Er kehrte damit zurück und reichte sie Isidor.
    „Schonmal gemacht?“, fragte er.
    „Ja, damit habe ich mehr oder weniger angefangen, als ich alt genug war um in der Schmiede meines Vaters mitzuhelfen“, bestätigte der Blonde und nahm das Werkzeug entgegen.
    „Gut, achte darauf, die Drahtung der Löcher besonders gut abzufeilen, damit die Nieten problemlos hereinpassen“, gab der Meister noch einen Hinweis und überließ den Gesellen schließlich dem Schleifprozess.

    Mit gleichmäßigen Bewegungen führte Isidor die Feile über das Metall, um den Ruß und andere unerwünschte Partikel zu entfernen. Es war jedes Mal ein Spiel der Farben, wenn sich die Zähne durch die Schichten gruben. Der Hüne arbeitete konzentriert und erinnerte sich dabei an früher, wie er in der Ecke der Werkstatt seiner Familie gehockt hatte und dieselben Bewegungen vollführt hatte wie jetzt. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn, fast wie eine meditative Tätigkeit. Die feinen Spuren auf der Bronze, die allmählich verschwanden je länger er arbeitete, waren ein Sinnbild dafür, dass man jeder Fassade den Anschein geben konnte zu glänzen. So, wie er es mit sich selbst zu tun pflegte, was seinen Charakter anging. Immerzu freundlich und höflich, darauf bedacht nicht anzuecken, niemandem Angst einzujagen ob seines Aussehens.

    „Das sieht schon viel besser aus“, bemerkte Alberich und riss ihn aus seinen Gedanken, „Aber wir sind noch nicht fertig. Der Feinschliff fehlt noch. Ich nutze dafür einen speziellen Ledergurt. Komm.“
    Der Meisterschmied führte seinen Gesellen aus einer Tür im hinteren Teil der Werkstatt auf die Rückseite der Schmiede. Es gab einen kleinen, unscheinbaren Innenhof, der offenbar als Lager genutzt wurde. Kisten stapelten sich hier und auch einige Eimer. Bevor sie hinaus gegangen waren, hatte Alberich einen Ledergurt geholt, mit dem er nun auf einen der Behälter zuging. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der unangenehme Geruch von Fisch.
    „Was ist das?“, wollte der Myrtaner wissen und widerstand dem Drang sich die Nase zuzuhalten.
    „Fischöl und in dem Eimer da vorne habe ich Sand. Hol mir den“, wies der Ältere ihn an.
    Während Isidor der Aufgabe nachkam, tunkte sein Meister den Gurt in die stinkende Brühe, wobei er darauf achtete, die Enden frei von der dickflüssigen Masse zu lassen.
    „Streu den Sand großzügig über das Leder“, bat Alberich, nachdem Isidor zurück war.
    Mehrere große Hände verteilte er die überraschend feinen Körner wie ihm geheißen wurde. Sie hafteten an dem schleimigen Öl und langsam dämmerte es ihm, was es damit auf sich hatte.

    „Das reicht. Ich schätze du weißt, was als nächstes kommt?“
    Er nickte.
    „Gut, es erfordert viel Ausdauer“, erklärte er, „Aber das Endergebnis wird es wert sein.
    Sie kehrten zurück in die Werkstatt und Isidor machte sich wieder an die Arbeit. Mit jedem Zug des Ledergurtes über die Bronze sah er, wie das Metall immer glänzender wurde. Der Fischleim und der Sand wirkten wie eine sehr feine Feile, die die letzten Unebenheiten entfernte und der Bronze seine typische Farbe entlockte. Er konnte sich schon vorstellen, wie die fertige Rüstung im Licht glänzen würde, wenn sie einmal komplett fertig und poliert war.
    Die stetige Bewegung ließ seine Arme als bald schmerzen, doch das Werkstück war nicht so groß, dass er bereit war aufzugeben, ehe er jede Stelle abgeschliffen hatte.

    „Sehr gut, Junge“, sagte Alberich schließlich, als Isidor ihm das fertige Stück präsentierte, „Du hast mir gezeigt, dass du einiges von deinem alten Herrn gelernt hast und wir haben gute Fortschritte gemacht. Für heute machen wir Schluss. Ruh dich aus. Morgen werden wir weitermachen.“
    Es waren die schönsten Worte, die der Geselle seit Tagen gehört hatte. Offenbar hatte er sich bewiesen und durfte weiterhin für Alberich arbeiten. Ein erschöpftes aber zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Noch ehe er sich verabschiedete und gehen wollte, räumte er die Werkzeuge fort und half dabei die Schmiede für den nächsten Tag herzurichten. Währenddessen dachte er an das Treffen mit Johanna. Er hoffte, dass sie es aus der Taverne zu Tarons Schmiede geschafft hatte und freute sich darauf, ihr von seinem Tag zu erzählen.

  7. Beiträge anzeigen #347
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Friedas Bäckerei

    „Frieda, Süße, wir müssen dich dringend auf deine Verabredung vorbe- oh, Entschuldigung.“
    Johanna, die fröhlich drauf los plappernd in die Bäckerei geplatzt war, sah sich dem freundlichen, knollennasigen Gesicht des Bäckers Hirbo gegenüber. Er lächelte sie herzlich an.
    „Ah, hallo! Du musst Johanna sein!“, rief der feiste Bäcker. „Meine Tochter hat heute Nachmittag frei, aber sie kommt bestimmt bald wieder nach Hause. Möchtest du etwas essen, um dir die Wartezeit zu verkürzen?“
    Johanna glotzte ihn verdutzt an, fing sich aber schnell wieder und strahlte ob der Freundlichkeit von Friedas Vater. „Hallo Hirbo! Ich würde einen Vanille-Plunder nehmen.“
    „Eine gute Wahl! Setz dich gern draußen an einen der Tische! Ich bring ihn dir gleich raus!“
    Johanna tat wie ihr geheißen, trat wieder hinaus in die warme Sommerluft und ließ sich an einem Tisch ganz nah an der Begrenzung zum nördlichen Steilhang nieder. Sie atmete tief durch, lehnte sich zurück und blickte auf das still daliegende, glitzernde Wasser hinaus. Das Gebäck, das Hirbo ihr mit einem Lächeln herausbrachte, schmeckte süß und köstlich – das Aroma der Vanille, einer besonderen Pflanze aus den Dschungeln von Torgaan, war einzigartig und nur noch von der exotischen Würze des torgaanischen Zimts übertroffen. Ja, sie konnte gut damit leben, ein wenig auf ihre Freundin warten zu müssen.

    „Johanna?“
    Sie schreckte auf, als Frieda neben ihr auftauchte und ihr die Hand auf die Schulter legte. Der Plunder lag noch halb gegessen auf dem Teller. War sie etwa eingeschlafen?
    „Du verbrennst doch hier draußen, Süße!“
    Johanna sah zu ihrer Freundin auf, die sie schön und lieb und freundlich wie immer betrachtete. In ihren Armen hielt sie ein Kleid von zartem beige und tiefem grün, und über ihrer Schulter hing ein Korb mit Erdbeeren, dünnen Kohlestiften, Pudern und einem kleinen Glasflakon mit einer rötlich schimmernden Flüssigkeit.
    "Frieda!", rief Johanna, sprang auf und drückte sie. „Ich sehe, du triffst schon Vorbereitungen für morgen!“
    „Ja, und ich war erfolgreich!“, rief Frieda stolz.
    „Komm, lass uns reingehen! Du musst mir unbedingt dein Kleid zeigen!“
    Die beiden Freundinnen gingen los. Nach ein paar Schritten aber kehrte Johanna an ihren Tisch zurück und schnappte sich ihren Teller, bevor sie eiligen Schrittes in die Bäckerei folgte.
    „Den Plunder lass ich nicht verkommen.“

  8. Beiträge anzeigen #348
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.897
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Aniron hätte sich gerne in der Nähe des Hauses der Magier einfach auf die steinerne Bank fallen lassen, auf der sie sich vor einiger Zeit mit Na-Cron unterhalten hatte, und ihre pochenden Schläfen massiert, um gegen die aufsteigenden Kopfschmerzen anzukämpfen. Und vor allem hätte sie einfach gerne ihre Ruhe gehabt, bevor sie Tinquilius aufgesucht hätte. Einfach mal kurz keine Menschen. Es war ihr jedoch nicht vergönnt.
    Kurz bevor sie am Haus der Magier angekommen waren, sprach Felia die Wehmutter an und die Wassermagiern sah die Novizin bedröppelt an, bevor sie sprach:
    "Keine Sorge, ihm wird seine Kleidung nicht abgenommen. Er behält seine Sachen an und bei sich. Könnte allerdings sein, dass er sehr gründlich durchsucht wird."
    Gründlich und grob. Häfltingskleidung würde immerhin zu seinem Charakter passen, überlegte Aniron. Aber dass Felia und Curt sich nahe standen, hatte man bemerkt. Deswegen hatte er sich so verhalten. Aniron rollte innerlich mit den Augen. Männer, die Frauen unbedingt "beschützen" mussten, weil das angeblich so schwache Geschlecht sich sonst nicht zu wehren vermochte. So ein Unsinn. Jede Geburt ließ Aniron sehen, zu was Frauen fähig waren. Zumal es oft die Männer selbst waren, weshalb die Frauen überhaupt in Nöte kamen. Da fiel ihr noch etwas anderes ein.

    "Ich bin übrigens Hebamme, hatte ich das schon erwähnt? Solltet Ihr den Wunsch verspüren, noch keine Kinder aber gleichwohl das Bett mit diesem Mann teilen zu wollen, dann kann ich Euch helfen, nur mal so", sprach sie unverblümt. Frau musste sehen, wie sie ihr Geld verdiente ...
    Felia schien für einen Augenblick sprachlos und Aniron wandte sich dem Eingang zu, dem sie sich näherten. Kisha hatte Felia als falsch bezeichnet und auch Aaras schien etwas in ihr gesehen zu haben, was die Priesterin wohl übersehen hatte. War sie zu blauäugig gewesen? Dabei versuchte sie den Menschen zunächst offen oder zumindest neutral zu begegnen. Es wäre einfacher, wenn man wüsste, was in den Menschen wirklich vorging ... Dann hätte sie vielleicht Curts Ausbruch verhindern können, denn das Ausgleichen des Geistes hatte bei ihm offensichtlich nicht gereicht. Wenn man ... ein Gemüt beruhigen konnte, ob man dann auch die Gefühle eines Menschen ertasten konnte? Ähnlich wie bei der Heilmagie? Das musste sie unbedingt mit Tinquilius besprechen! Oder Hyperius! Oder beiden! Aber erstmal musste sie eh zum Obersten Wassermagier. Und da waren sie wieder, die Kopfschmerzen ...

    Der Trupp kam schließlich bei den Novizen an, die am Eingang des Hauses der Magier Wache hielten.
    "Dies sind Felia und Rüdiger, sie sind Novizen vom Orden Innos'. Sie sind unsere Gäste, werden das Haus der Magier aber nicht alleine verlassen. Sollte jemand Zugang zu ihnen verlangen, holt ihr mich", sprach Aniron. Die Novizen hatten verstanden und nickten.
    Sie deutete Felia und Rüdiger an, voran zu gehen. Als sie das Haus betreten hatten und im Gang am Eingang standen, fuhr Aniron an Felia gerichtet fort:
    "Curt und Gabriel wird nichts geschehen. Ich werde mit dem Obersten Magier sprechen und wir werden beraten, wie wir weiter vorgehen. Ich denke allerdings, dass eine Entschuldigung das Mindeste ist, was sie ableisten sollten."
    Sie drehte sich zu Kisha um, bei der auch Mera stand.
    "Bei euch sollte noch Platz in der Novizenkammer sein, Felia geht mit euch. Rüdiger kommt bei Na-Cron unter", sprach sie schließlich.

  9. Beiträge anzeigen #349
    Abenteurer Avatar von Mera
    Registriert seit
    Aug 2023
    Beiträge
    88
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Mera ist offline
    Nein. Nein nein nein. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Gedanken kreisten in Meras Kopf wie Geier über Aas. Zuerst war dieser Novize, dieser Curt hier aufgetaucht, der sie einige Monate zuvor am liebsten zum Sklavendienst verurteilt hätte, um ihre Schulden zu begleichen, nun stellte sich heraus, dass er Feuermagier werden sollte! Eine solche Person einem so hohen Amt! Mera schüttelte sich. Wer wusste schon, was seine Arroganz und Schmierigkeit in Verbindung mit einer Machtposition anstellen konnte. Und nun sollte sie noch ihre Kammer mit seiner Komplizin teilen, die ebenso falschzüngig und arrogant schien wie auch Curt selbst.
    Sie trottete den anderen hinterher und kam nicht umhin zu überhören, wie Felia für den bärtigen Novizen plädierte. Hinter ihrer Stirn brach ein Sturm aus. Was, wenn Aniron auf sie hörte? Wenn sie ihn freiließ? Wenn er sie erkannte, und seine Schulden einfordern würde? Sie würde nicht zahlen können, hatte keinen Heller zu ihrem Namen. Würde er den Schwanz einklemmen und wieder von dannen ziehen? Vermutlich nicht. Würde er ihr die Schulden erstatten? Vermutlich nicht. Doch was würde er tun? Nachsicht walten lassen und warten bis sie bezahlen konnte? Sie wie in Thorniara angedroht in den Frondienst nehmen? Sie würde es ihm zutrauen? Und wie lange würde sie unter ihm durchhalten? Seine Arroganz, seine Herablassung? Er war, soviel konnte sie auch nach wenigen Momenten mit ihm erkennen, kein guter Mensch.

    Nachdem Aniron angekündigt hatte, dass Na-Cron mit Rüdiger und Kisha und sie selbst mit Felia unterkommen mussten, nahm die Setarriferin ihren Mut zusammen, trat aus dem Hintergrund hervor, in dem sie sich so viel wohler fühlte, und nahm die Wehmutter zur Seite.
    „Ich glaube nicht, dass wir diesem Curt trauen können.“ flüsterte sie ihr aufrichtig besorgt zu. „Ich habe ihn in Thorniara getroffen, kurz nachdem ich erwacht war. Er hat mich angeschrien und war arrogant und… hat mir gedroht. Ich glaube, dass ihm niemand etwas wichtig ist außer ihm selbst. Und dieser Felia.“ sie warf einen Seitenblick zu der Novizin „vertraue ich ebenso wenig. Muss sie wirklich bei uns unterkommen?“
    In ihrer Stimme lag Verzweiflung und Angst. Sie wollte nicht mit jemanden in einem Raum schlafen müssen, der mit Curt verbandelt war. Wer wusste schon, was er alles gesagt hatte? Außerdem war ihr die Frau einfach zuwider.

  10. Beiträge anzeigen #350
    Mamka  Avatar von Aniron
    Registriert seit
    Aug 2007
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    7.897
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Aniron blickte Mera ernst an und nickte.
    "Ich befürchte inzwischen auch, dass wir ihm nicht trauen können", wisperte sie. "Danke, Mera, für deine Warnung. Ich werde sie mit zu Tinquilius nehmen. Inzwischen bin ich aber der Überzeugung, dass unsere Wache gut auf ihn aufpasst."
    Sie legte vorsichtig ihre Hand auf Meras Schulter.
    "Ich verstehe, dass du Felia nicht bei euch in der Kammer haben möchtest", flüsterte sie weiterhin. "Aber einerseits vertraue ich darauf, dass sie bei euch am besten aufgehoben ist und anderseits hoffe ich, dass diese Novizen ebenso erkennen, dass wir keine Gefahr darstellen, sondern eigentlich Verbündete."
    Sie blickte sich um und sah den Blick, mit dem Kisha Felia bemaß. Mit einem Schmunzeln wandte sie sich wieder an Mera: "Ich bin mir sehr sicher, dass Kisha gut aufpassen wird, dass euch nichts passiert."
    Sie wandte sich wieder zu Fianna und griff nach der Hand ihrer Tochter, doch dann wandte sie sich ein letztes Mal zu Mera um: "Vergiss nicht, dass du eine Novizin des Wassers bist. Du stehst unter dem Schutz dieser Gemeinschaft. Wir lassen nicht zu, dass einem unserer Mitglieder in unserem Haus etwas zustößt."

  11. Beiträge anzeigen #351
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline
    „Schätzchen, du siehst wirklich traumhaft aus!“, schwärmte Johanna, als sich Frieda vor ihr in das neue Kleid gehüllt im Kreis drehte. „Isidor kann sich so glücklich schätzen, dass er mit dir ausgehen darf.“
    „Findest du?“ Friedas Blick war keineswegs mehr so sorglos strahlend wie üblich. Die Zweifel standen ihr ins Gesicht geschrieben.
    „Wenn ich’s dir sage! Selbst ohne das tolle Kleid wärst du die schönste Frau in der ganzen Stadt, und dazu bist du auch noch der liebste Mensch, den ich je getroffen hab. Der wird keine bessere Partie finden!“
    „Ich weiß nicht …“
    „Was weißt du nicht?“ Johanna stemmte die Fäuste in die Hüfte. Dann zog sie die Stirn in Falten. „Warte mal – ist das deine erste Verabredung?“
    Der verlegene Blick zur Seite war Antwort genug.
    „Oh, so ist das! Keine Angst, bei ihm ist es auch nicht anders.“ Sie kicherte. „Das gibt’s ja gar nicht! Ihr seid beide so toll und habt es echt geschafft, euch allen Annäherungen zu entziehen? Ihr passt wirklich gut zusammen, ihr Zwei.“

    Johanna freute sich von ganzem Herzen für ihre Freundin, die langsam wieder lächeln konnte. Es fühlte sich richtig an, dass die beiden es miteinander versuchten. Vielleicht würde es nicht klappen, vielleicht würden sie auch zu zurückhaltend sein, um sich näherzukommen. Aber zumindest würden sie einander eine Chance geben. Sie legte Frieda die Hände auf die Schultern.
    „Keine Sorge, Süße. Du bist mit jeder Faser so bezaubernd, dass er sich Hals über Kopf in dich verlieben wird. Und er macht sich, seit die Verabredung steht, nur noch Gedanken um euer Treffen.“
    Sie legte den Kopf schief. „Naja, und um das Schmieden. Aber vor allem darum, dir zu gefallen.“
    „Ich hoffe, du hast Recht“, antwortete Frieda kleinlaut. „Normalerweise geb ich immer nur die schlauen Ratschläge, weißt du? Das fühlt sich alles seltsam an.“
    „Hast du deinem Vater eigentlich schon davon erzählt?“
    „Dass ich mich mit einem Mann treffen will? Nein. Ich weiß nicht, was er davon halten würde.“
    Johanna kicherte. „Gut, dann gehen wir Zwei eben morgen Abend zusammen aus. Und ich gehe dann irgendwo verloren. Aber jetzt“, sagte sie und hob den Zeigefinger, „werd ich den werten Herrn Isidor mal aushorchen gehen und sicherstellen, dass er dich nicht zu einem Fachgespräch in die erstbeste Schmiede schleift. Irgendwelche Wünsche, wohin du gern gehen würdest?“
    Frieda verzog überrascht das Gesicht. „Da hab ich ja noch gar nicht drüber nachgedacht! Hmm, irgendetwas Ruhiges wäre schön, draußen im Grünen.“
    Johanna hatte schon eine Idee, wo das sein könnte. „Eine Landpartie also? Ich werd’s ihm einflüstern!“ Sie löste die Hände von Friedas Schultern. „Kommst du klar?“
    Frieda nickte. „Mach ich, geh nur! Und danke für deine Mühe.“
    „Nicht dafür“, sagte Johanna und winkte ab. „Wir sehen uns morgen, ja?“
    „Machen wir.“

    Ein paar Minuten später befand sich Johanna wieder auf den Kopfsteinpflasterstraßen des Nordviertels. Hirbo hatte ihr noch das letzte Stück Pfirsichkuchen mitgegeben, das noch traurig in der Auslage gelegen hatte, und so mümmelte sie vergnüglich auf dem Weg nach Süden an ihrem Süßgebäck.
    Zuerst überlegte sie, ob sie nach der Rüstschmiede von diesem Alberich suchen sollte, doch vermutlich hätte das viel zu lange gedauert – und am Ende wäre er vielleicht ohnehin nicht mehr dort. So entschied sie sich, ihr Glück in der Klippenschänke zu versuchen. Vielleicht war Isidor schon dort – und wenn nicht, konnte sie immer noch Ingor nach dem Weg fragen.
    Die Schänke war wie immer in den Abendstunden gut besucht. Sie hatte ziemliche Probleme, zwischen all den größer gewachsenen Menschen hindurch die Tische nach Isidor abzusuchen, fand ihn aber schließlich tatsächlich mit einem Getränk vor der Nase an einem der Tische vor der Schänke sitzen.
    „Isidor! Da bist du ja!“, rief sie ihm fröhlich entgegen und schob sich einfach ihm gegenüber zwischen zwei andere Leute auf die Bank. Schließlich nahm sie ja nicht viel Platz weg.
    „Wie war dein Tag? Hattest du Glück mit Alberich?“

  12. Beiträge anzeigen #352
    AI  Avatar von Isidor
    Registriert seit
    Apr 2024
    Beiträge
    401
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Isidor ist offline

    Torplatz, Klippenschänke

    Als Johanna sich ihm gegenüber auf die Bank setzte, hätte Isidor beinahe vor Erleichterung laut gejubelt. Endlich hatte er einen Grund, diesem ausgesprochen gesprächigen Vielsprecher zu ignorieren. Seit er sich mit einem wohl verdienten Feierabendbier einen Platz in der Schänke gesucht hatte, war dieser gedrungene Kerl mit fliehendem Haaransatz und ersten grauen Haaren im Vollbart ununterbrochen dabei gewesen ihm zu erzählen, wie großartig die Bardengruppe letzten Sommer gewesen war, die es nach Stewark verschlagen hatte. Eine ganze Woche hätten sie jeden Abend in der Klippenschänke die Sau rausgelassen und selbst von den benachbarten Inseln und sogar vom Festland seien die Leute herbeigereist, um sie zu sehen. Ganz in Nordmarer Manier wären sie gekleidet gewesen und hätten mit grollenden Stimmen und spitzen Schreien die Menge angeheizt. Sogar einen großen Kreis hätte das Publikum gebildet, um darin herumzutanzen, wobei niemand Rücksicht auf den anderen genommen hatte. Das klang alles sehr befremdlich für den Myrtaner, der bisher nur wenig mit Musik zu tun gehabt hatte. Der Name der Bardentruppe war wohl Die Schlächter oder so ein morbides Zeug.

    „Johanna! Ich bin froh, dass du da bist“, rief er über das nächste Kapitel Musiktheorie seines unerwünschten Sitznachbarn hinweg und machte ihm damit deutlich, dass das Gespräch beendet war – mehr oder weniger erfolgreich, „Mein Tag war großartig! Meister Alberich hat mich auf die Probe gestellt und scheinbar war er zufrieden mit mir. Morgen kann ich wiederkommen, hat er gesagt“, lachte Isidor glücklich und prostete der jungen Frau zu, die scheinbar kein Getränk hatte.
    Dass sie keinen Alkohol trinken wollen würde, konnte er sich denken, doch Ingor hatte doch sicherlich auch Wasser oder Saft.
    „Sollen wir dir etwas zu trinken besorgen? Etwas frische Luft wäre nicht schlecht“, raunte er zu ihr herüber und schielte vielsagend zu dem redseligen Musikenthusiasten herüber.
    Nach einem kurzen Blick auf ihn, stimmte Johanna zu und sie fanden sich nach einigem Gedrängel und einem energischen Rufen, dass man Leute erst rauslassen sollte, bevor man reindrängte, vor der Klippenschänke mit Blick auf den Torplatz, der soeben in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne badete, ehe sie hinter der Zitadelle verschwinden würde.

    „Bei den Göttern, bin ich froh den Kerl los zu sein“, schnaufte er und nahm einen weiteren Schluck von seinem Apfelmost, den er aus einer Laune heraus probieren wollte und befand, dass er dem Ale hier in nichts nachstand.
    Einige Male atmete der Hüne tief durch, ehe er sich zu seiner kleinen Freundin umwandte.
    „Sag, wie war dein Tag, nachdem ich dich hier zurückgelassen habe? Hast du es zu Tarons Schmiede geschafft? Weswegen wolltest du dort nochmal hin? Um von Syrias das Kämpfen mit dem Schwert zu lernen?“
    Das kleine Energiebündel hatte den ehrlichen Respekt des Schmiedes sicher, denn trotz ihrer Statur und Größe ließ sie sich nicht davon abbringen, sich an einer Waffe ausbilden zu lassen. Er hoffte bloß, dass sie ihre Kämpfe klug wählen würde. Immerhin konnte ihre Größe Fluch oder Segen sein. Nicht, dass Isidor irgendetwas vom Kriegerhandwerk verstand, doch er konnte sich gut vorstellen, wie sie Gegnern seiner Statur immense Probleme machen würde, wenn sie sich geschickt anstellte.

  13. Beiträge anzeigen #353
    Schwertmeister Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    736
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Die Straßen der Stadt waren belebt, als Venom, Hailey und Colbart sich durch die engen Gassen schlängelten. Das monotone Summen der Gespräche der Stadtbewohner mischte sich mit dem Klang von Hufgetrappel und dem Klirren von Metall. Doch die Drei waren fokussiert, ihre Gedanken bereits auf die bevorstehende Aufgabe gerichtet.
    Venom führte die Gruppe, sein Bogen griffbereit in der Hand, während seine Augen ständig die Umgebung absuchten. Jeder Schatten, jede Bewegung wurde von ihm registriert und analysiert. Er wusste, dass ihre Gegner keine Gelegenheit auslassen würden, sie zu überwachen und zu stören. Und er war fest entschlossen, ihnen keinen Vorteil zu gewähren.
    „Die Lieferung soll durch das Tor kommen, richtig?“ fragte Hailey, die hinter Venom herging und ihren Speer locker in der Hand hielt. Ihre Stimme war vor Aufregung leicht zitternd, doch ihr Schritt war sicher.
    „Ja,“ antwortete Venom knapp, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. „Wenn sie pünktlich sind, wird der Wagen in weniger als einer Stunde dort ankommen.“
    Colbart, der als Letzter ging, konnte nicht umhin, nervös zu lächeln. „Die Frage ist, ob sie wirklich pünktlich sind. Die letzten Male war unser Glück nicht auf unserer Seite.“
    Venom warf einen Blick über die Schulter und grinste schwach. „Deshalb bereiten wir uns auch auf das Schlimmste vor.“
    Die Gruppe erreichte bald das Torhaus, ein gewaltiges Bauwerk, das sich zwischen zwei massiven Türmen erstreckte. Händler und Reisende passierten es, während Wachen mürrisch die eintreffenden Waren überprüften. Venom führte seine Gefährten zu einer Stelle, die ihnen einen guten Überblick über das Tor und die Umgebung bot, aber gleichzeitig genügend Deckung bot, um nicht entdeckt zu werden.
    „Das wird unser Beobachtungspunkt sein,“ sagte Venom, während er sich in Position brachte. „Colbart, du gehst nach Westen und hältst Ausschau nach möglichen Angreifern. Hailey, du bleibst hier und sorgst dafür, dass niemand das Tor unbeobachtet passiert.“
    Hailey nickte und ließ sich neben Venom nieder, während Colbart sich lautlos in Richtung der westlichen Gassen entfernte, seine Schritte überraschend leicht für einen Mann seiner Statur. Er verschwand bald in den Schatten und wurde eins mit der Umgebung.
    Die Minuten verstrichen, und die Anspannung wuchs. Hailey beobachtete das Tor mit Adleraugen, ihre Finger spielten ungeduldig mit dem Schaft ihres Speers. „Glaubst du, sie werden es versuchen?“
    Venom antwortete nicht sofort, sondern ließ seinen Blick über die Menge schweifen. „Es wäre dumm von ihnen, es nicht zu versuchen. Aber wir müssen bereit sein. Die Frage ist nicht, ob sie es versuchen, sondern wie sie es tun werden.“
    Plötzlich machte Venom eine Bewegung aus. Ein Mann in abgenutzter Kleidung bewegte sich ungewöhnlich zielstrebig auf das Tor zu. Er trug eine unscheinbare Tasche, aber sein Verhalten ließ Venoms Alarmglocken schrillen.
    „Da drüben,“ zischte Venom und deutete mit dem Kopf auf den Mann. „Siehst du ihn?“
    Hailey nickte, ihre Muskeln angespannt und bereit. „Soll ich ihn stellen?“
    „Noch nicht,“ sagte Venom leise. „Lass uns sehen, was er vorhat. Es könnte eine Ablenkung sein.“
    Der Mann erreichte das Tor und schien mit einer der Wachen zu sprechen. Hailey konnte nicht hören, was gesagt wurde, aber der Ausdruck auf dem Gesicht des Wächters veränderte sich abrupt, als er etwas in der Tasche des Mannes sah. Venom spannte seinen Bogen leicht, bereit, im nächsten Moment zu schießen.
    Doch bevor er handeln konnte, tauchte Colbart plötzlich neben ihnen auf, außer Atem und mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht. „Wir haben ein Problem,“ keuchte er.
    „Was ist los?“ fragte Venom, ohne den Blick von der Szene vor ihnen abzuwenden.
    „Ich habe einige Männer auf den Dächern gesehen,“ erklärte Colbart hastig. „Sie scheinen auf etwas zu warten – wahrscheinlich auf uns.“
    Venom fluchte leise. „Ein Hinterhalt. Die Frage ist, für uns oder den Wagen.“
    „Was machen wir jetzt?“ fragte Hailey, ihre Hände umklammerten den Speer fester, bereit für den Kampf.
    Venom dachte schnell nach. „Colbart, kehr zu deiner Position zurück und halte die westliche Seite im Auge. Hailey, wir machen uns bereit, diesen Kerl zu stellen. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, greifen wir an. Aber seid vorsichtig – wir dürfen nicht in ihre Falle tappen.“
    Colbart nickte und verschwand wieder in den Schatten, während Hailey sich neben Venom bereitstellte. Die Spannung war greifbar, und die Zeit schien sich zu dehnen, während sie auf das Signal warteten.
    Als ein klapprig wirkender Wagen mit scheinbar ein paar alten Tierhäuten beladen das Tor passierte griff der Mann plötzlich in seine Tasche und zog etwas hervor, das nur eine Art Wurfmesser sein konnte. Venom spannte seinen Bogen und feuerte einen Pfeil ab, der den Arm des Mannes durchbohrte und das Messer auf den Boden fallen ließ.
    Der überrumpelte Wachmann erwachte wieder aus seiner kurzen Schockstarre und suchte nach dem Schützen und packte sich dann den auf dem Boden liegenden Angreifer.
    Venom behielt die gegenüberliegenden Dächer gut im Auge und konnte dort die übrigen Angreifer ausmachen. Diese schienen ihren Angriff aber abgebrochen zu haben und beobachteten nun gleichermaßen Venom und Hailey.
    "Greifen wir an?", fragte Hailey.
    "Nein, der Wagen fährt weiter und so lange sie es nicht herausfordern tun wir lieber nichts."
    Hailey rollte entnervt mit den Augen.
    "Schau dir lieber mal die anderen genauer an. Kommt dir keiner von denen ein bisschen bekannt vor?", raunte Venom ihr zu.
    Nach ein paar Sekunden warf die junge Frau ihm einen wissenden Blick zu.

  14. Beiträge anzeigen #354
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    Der Apfelsaft war kühl, süß und vollmundig. Johannas Augen leuchteten, als sie den Becher von den Lippen nahm und ihn auf dem Stehtisch abstellte, an dem sie einen Platz vor der Klippenschänke gefunden hatten.
    „Das heißt, du hast einen Platz als Geselle bei ihm? Das ist ja großartig!“, rief sie freudig. „Siehst du? Du musst nur auf dein Können vertrauen und alles wird gut.“
    Vom Tor ertönte ein Schmerzensschrei, der jedoch im Lärm der Menge unterging. Johanna wandte sich stirnrunzelnd in Richtung des Lärms um und sah, dass sich eine der beiden Torwachen über einen am Boden liegenden Mann beugte. Sie konnte von ihrer Position aus nicht besonders gut sehen, was da vor sich ging, aber ein Wagen rumpelte gemächlich auf den weitläufigen Platz, ohne dass bei irgendjemandem Panik ausbrach. Vermutlich war also alles in Ordnung. Vielleicht nur ein zurückgewiesener Auswärtiger, der etwas zu ruppig in seine Schranken gewiesen wurde. Ob mal wieder Chuck am Tor Dienst schob? Der Kerl wirkte auf sie immer so, als ob er stets die Konfrontation suchte, weil ihm Alles und Jeder auf die Nerven ging.
    „Ja, ich war bei Syrias und habe mit ihm geübt“, sagte sie, während sie immer noch die Augen auf das Tor geheftet hielt, ohne wirklich etwas zu sehen. „Er meint, ich könnte mich vermutlich schon mit den meisten anderen bei der Wache messen, aber ich will noch besser werden. Hertan hat gesagt, ich muss besser sein als sie, damit sie mich akzeptieren. Damit sie nicht nur auf meine Größe schauen.“
    Sie klopfte auf den Dolch an ihrem Gürtel, den Syrias ihr einstweilen geliehen hatte, bis sie ihn sich verdienen würde. „Deshalb erarbeite ich mir noch einen kleinen Vorteil.“

    Da nicht auszumachen war, was da gerade geschehen war, wandte sie sich wieder Isidor zu. Schließlich war sie nicht bei der Stadtwache – noch nicht, wenn es nach ihr ging – und würde sich bestimmt nicht gerade beliebter machen, wenn sie sich schon wieder irgendwo einmischte, wo es nicht von Nöten war.
    „Was war das eigentlich für ein Kerl da, der dich vollgequasselt hat? Kennst du den irgendwoher?“
    Der Typ mit seinem fleckigen Bart und fettigen, mit den Fingern zurückgekämmten Haar, seiner seltsamen, abgedunkelten Brille und einer Weste, gespickt mit Aufnähern, die allesamt merkwürdige Namen und Symbole zur Schau trugen, wirkte äußerst dubios auf sie. Aber da Isidor ziemlich froh gewirkt hatte, von ihm weg zu kommen, war er ihr am Ende auch gar nicht so wichtig.
    „Ach, egal. Lass uns lieber über das wichtigste Thema reden: Was hast du morgen mit Frieda vor? Hast du schon eine Idee?“

  15. Beiträge anzeigen #355
    AI  Avatar von Isidor
    Registriert seit
    Apr 2024
    Beiträge
    401
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Isidor ist offline

    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Ganz schön viel noch los hier“, meinte Isidor, als er Johannas Blick gen Torhaus folgte, „Hast du auch den Schrei gehört?“
    Sie nickte, aber beide waren wohl der Auffassung, dass sie am gestrigen Tag bereits genug eingegriffen hatten. Dennoch war der Hüne überrascht, wie viel in diesem Städtchen tagtäglich los war. Es war viel belebter, als Vengard, die als Hauptstadt auf dem Festland in Punkto Größe Stewark wohl mehrfach hätte schlucken können.

    „Ja, sieht ganz so aus, als hätte ich mir umsonst Sorgen gemacht, was?“, grinste er und rieb sich wie gewohnt den Hinterkopf, wenn ihm etwas unangenehm war.
    Echte Freude erfüllte ihn, die nur davon getrübt wurde, wenn er bedachte, weshalb er überhaupt hier in Stewark war. Bisher hatte sich noch niemand bei ihm gemeldet, was weitere Instruktionen angeht, doch das könnte sich jederzeit ändern und mittlerweile befürchtete er eher, dass es früher, als später geschehen würde.
    „Ha, dann kannst du ja jetzt den Leuten, die dich wegen deiner Größe schief anschauen ernsthaft drohen, was?“, fragte er lachend.
    Der Dolch, auf den die junge Frau geklopft hatte, machte sich gut neben dem Schwert auf ihrer anderen Seite, musste er zugeben. Sie wirkte wie eine respektheischende Person, bewaffnet und selbstbewusst. Isidor musste schmunzeln.

    Jedoch verging ihm das Lächeln, als das Gespräch sich dem seltsamen Kerl zuwandte, der ihn vollgequatscht hatte, ehe Johannas Auftauchen ihn gerettet hatte.
    „Ach, das war bloß eine betrunkene Laberbacke, nicht der Rede wert“, winkte der Schmied ab und war froh, dass sie das Thema schnell fallen ließen.
    Das nächste jedoch, sorgte dafür, dass ihm etwas flau im Magen wurde. Natürlich hatte er viel darüber nachgedacht, was er mit Frieda unternehmen sollte, aber er hatte absolut keine Erfahrung, wenn es darum ging mit Frauen auszugehen, schon gar nicht, wenn sie an ihm interessiert waren und nicht an seinem Gold. Allerdings war letzteres kein Thema mehr, seit er das meiste versoffen hatte.
    Er seufzte und breitete die Arme aus.

    „Ich bin ein unbeschriebenes Blatt“, gab er zu, „Soweit ich mitbekommen habe, gibt es hier nur die eine Taverne und ich würde sie ungern an einen Ort mitnehmen, wo sie tagtäglich hingehen könnte. Der schönste Ort ist wohl direkt vor ihrer Bäckerei und ansonsten ist mir nichts eingefallen. Außer wir verlassen die Stadtmauern, aber wo würden wir hingehen?“
    So viel Ungewissheit und so wenig Zeit, für alles eine Lösung zu finden. Wenn es nur um den Ort ihrer Verabredung ging, wäre es nur ein kleineres Übel, doch zu allem Überfluss hatte er auch keine Ahnung, was er ihr schenken sollte. Eine torgaanische Frucht hatte Johanna gestern vorgeschlagen, doch dafür müsste er die Händler aufsuchen, was ein zeitliches Problem darstellte, wenn er morgen wieder bis zum späten Nachmittag in der Schmiede arbeiten wollte.

    „Außerdem brauche ich noch ein Geschenk. Eine exotische Frucht oder vielleicht Geschmeide, obwohl das etwas viel wirkt für ein erstes Treffen, denkst du nicht? Ich bin immerhin nicht wohlhabend, habe ja nicht mal eine Unterkunft neben dem kleinen Zimmer in der Taverne. Und wenn ich darüber nachdenke, dass ich nur die Kleidung habe, die ich am Leib trage, macht es das nicht besser. Ganz davon abgesehen, dass ich noch keine Ahnung habe, worüber wir reden könnten. Obwohl da wird sich sicher etwas ergeben.“
    Laut ausgesprochen wirkte die Liste deutlich bedrohlicher, als er gedacht hatte und er spürte, wie ihm der Mut sank, doch Johanna hatte sich für ihn ins Zeug gelegt und das wollte er ihr nicht mit Trübsal vergelten.
    „Irgendwelche wertvollen Tipps für einen Trottel wie mich?“, fragte er und grinste schwach.

  16. Beiträge anzeigen #356
    Provinzheldin Avatar von Johanna
    Registriert seit
    Sep 2023
    Ort
    Stewark
    Beiträge
    231
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Johanna ist offline

    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    „Zuallererst solltest du aufhören, dich als Trottel zu sehen“, schlug sie vor. „Nach dem, was ich bisher von dir mitbekommen habe, bist du sehr aufmerksam und aufrichtig. Das wird Frieda mögen! Ich glaub, du musst dir keine Gesprächsthemen ausdenken. Sei einfach du selbst.“
    Was den Rest seiner Liste an Herausforderungen anging, war schon etwas mehr Vorbereitung nötig. Aber nicht ohne Grund hatte Johanna ihre Freundin im Vorfeld schon ein wenig ausgehorcht.
    „Frieda würde sich freuen, an einen ruhigen, grünen Ort zu gehen. Raus auf eine Landpartie mit Speis‘ und Trank wäre also genau das Richtige! Allzu gut kenn ich mich im Stewarker Land auch noch nicht aus, aber ein, zwei Orte kommen mir in den Sinn. Entweder könntest du dich mit ihr an der Steilküste gleich vor der Stadt niederlassen. Da hast du die Stadt und das Meer ganz nah beieinander, und es ist wirklich nicht weit. Allerdings seid ihr ganz nah an der Straße zum Stadttor. Oder wir sind ein wenig frecher und suchen euch ein Plätzchen auf den Terrassen des Apfelbauern. Seine Leute werden abends bestimmt nicht mehr zwischen den Bäumen unterwegs sein. Dort habt ihr eure Ruhe und einen herrlichen Ausblick auf Stewark. Was denkst du?“

    Johanna schlürfte an ihrem Apfelsaft, setzte ab, schleckte sich über die Lippen. Er war so herrlich süß! Wie hatte sie es eigentlich ihr Leben lang ohne Süßes ausgehalten?
    „Und ja, ein Geschmeide ist wirklich etwas zu viel. Ich glaub auch nicht, dass sie eines haben wöllte. Eine Aufmerksamkeit wie die Frucht ist da eine bessere Idee. Die musst du aber selber besorgen, hörst du?“
    Sie grinste keck. „Und wenn du dich vorher noch waschen würdest, wäre das sicher nicht verkehrt. Wenn du dich von Ruß und Schweiß befreist, zeigst du, dass es dir wichtig ist.“
    Johanna trat einen Schritt von dem Stehtisch zurück und betrachtete Isidor von oben bis unten. „Hmm, ich weiß nicht. Und du hast kein sauberes Hemd zum Wechseln? Kennst du jemanden, der dir eines leihen könnte? Muss ja nichts Ausgefallenes sein, aber wie gesagt – Ruß und Schweiß …“
    Sie schürzte die Lippen.
    „Hast Recht, da ist noch ein wenig zu besorgen. Essen und Trinken, vielleicht eine Decke, auf der ihr sitzen könnt, das Geschenk, frische Kleidung.“
    Nun, sie wollte ja helfen. Aber abgesehen davon, dass sie selbst kaum Zeit neben ihren Übungen mit Syrias hatte, wollte sie Isidor auch nicht die Mühe abnehmen, die es machte, wenn man jemandem ein schönes Erlebnis bereiten wollte, den man mochte.
    „Hmm“, machte sie. „Wird eng, wenn du den ganzen Tag bei Alberich in der Schmiede stehst.“

  17. Beiträge anzeigen #357
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    114
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Haus der Magier - Novizenkammer

    Ihre Nasenflügel bebten. Die Muskeln ihrer vor dem Oberkörper verschränkten Oberarme waren so angespannt, dass sie damit eine Kokosnuss knacken konnte. Ihre Augen waren geradewegs auf die falsche Schlange gerichtet, der sie breitbeinig den Ausgang aus der Kammer versperrte.
    „Wenn du Mist baust, bereust du es. Hörst du, Nyoka?“
    Dass Aniron diese Frau von allen Orten in diesem Haus ausgerechnet zu ihnen in die Kammer stecken musste! Nein, Frau war das falsche Wort für die da. Eine echte Frau verhielt sich nicht so falsch und hinterhältig – zumindest nicht da, wo sie herkam. Das taten höchstens Kinder, die es noch nicht besser wussten. Am liebsten hätte Kisha der Feuernovizin den Hintern versohlt, um ihr anständiges verhalten einzubläuen! Doch sie wusste genau, dass die Leute in dieser Gemeinschaft die Dinge anders zu regeln pflegten und ein paar Schläge am Ende nur dazu führen würden, dass Aniron dieser Person vielleicht doch noch gewogen war.

    All diese Aufregung, all diese furchtbaren Personen, die diese Feuermagier zu ihnen hinüber gespült hatten! Waren das wirklich Auserwählte, die eine Prüfung belegten? Sie wirkten alle eher wie Ausgestoßene, die man nicht mehr haben wollte. Sie waren falsch, missgünstig, voller Hass und Vorurteilen, kurzum durch und durch verdorbene Charaktere. Nun, abgesehen von dem halben Hemd, das ihnen ganz am Ende dieses lächerlichen Aufeinandertreffens über den Weg gestolpert war. Der war ein Trottel, aber zumindest war er nicht so verkommen wie die anderen Drei.
    Und dabei tobte in Kisha gerade ein Sturm von Gefühlen, den zu bewältigen einen Moment der Ruhe oder ein freundliches Ohr erfordert hätte. Denn zu lange hatte sie vergessen, weshalb sie ihr Dorf eigentlich verlassen hatte, weshalb sie hierher gekommen war. Doch nun nicht mehr. Es schmerzte Kisha, ihre Trauer und ihre gleichsam aufkeimende Entschlossenheit wegen dieser Menschen unterdrücken zu müssen.

    Ihr Blick wanderte zu Mera, die verschüchtert auf ihrem Bett Platz genommen hatte. Kisha hatte es gesehen, die Reaktion der jungen Frau auf den schmierigen Bärtigen, der seinem dicklichen Kumpanen das gegeben hatte, was Kisha gerne ihn selbst spüren gelassen hätte. Das war keine gewöhnliche Furcht – es war reine Panik. Klar, das zerbrechliche, kleine Püppchen war so schreckhaft wie ein zerbrechlicher Singvogel, aber das war mehr gewesen. Sie kannte ihn.
    „Und lass Mera in Ruhe, oder du bekommst es mit mir zu tun, eh?“
    Kisha hob herausfordernd das Kinn und starrte Felia noch einen Moment lang an, dann lockerte sich ihre Haltung. Sie ging neben Mera in die Knie, bis sie ihr auf einer Höhe in die Augen sehen konnte, und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
    „Hakuna wasiwasi, Dada. Keine Angst.“
    Sie verstanden sich vielleicht nicht besonders gut, weil sie so verschieden waren, aber sie waren trotzdem Teil derselben Gemeinschaft. Also würde Kisha Mera helfen, wenn sie Hilfe brauchte.
    „Er ist nicht hier, eh? Warum hat er dir denn so eine Angst gemacht?“
    Geändert von Kisha (12.08.2024 um 19:23 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #358
    AI  Avatar von Isidor
    Registriert seit
    Apr 2024
    Beiträge
    401
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Isidor ist offline

    Torplatz - Vor der Klippenschänke

    Wie aufrichtig war man, wenn man zwar die Wahrheit sprach, aber Beweggründe verschwieg oder bestimmte Teile einer Geschichte über sich selbst ausließ? Spielte es tatsächlich eine Rolle, was er selbst dachte? War es nicht viel wichtiger, wie er auf andere wirkte, besonders jene, denen er sich annähern sollte, um zu erreichen, was man von ihm erwartete? Doch was erwartete man genau?
    Isidors Kopf schwirrte von dem verzwickten Winkelgedanken, von denen einer den anderen jagte. Gut, dass er sich nicht von Anfang an in Lügen verstrickt hatte. Den Überblick hätte er bereits jetzt vollkommen verloren.
    „Man muss die Dinge beim Namen nennen“, witzelte er, hielt jedoch ein, als er Johannas Blick sah, „Ja, ist gut! Dann bleibt nur zu hoffen, dass ich selbst zu sein, ausreicht, um jemanden wie Frieda zu beeindrucken.“
    Seine Unerfahrenheit machte ihm wirklich zu schaffen. Auch wenn die Bäckermeisterin etwas jünger war, als er selbst, stand sie doch mit beiden Beinen im Leben, wo er eher vorsichtig auf den Zehenspitzen am Rand an Stewarks Steilklippe entlangwankte.

    „Also in jedem Fall raus aus dem hektischen Stadtleben“, griff er die Vorschläge seiner Gesprächspartnerin auf, „Nahe an der Straße zu sein klingt nicht sehr romantisch“, bedachte er und wunderte sich sofort darüber, was er gerade gesagt hatte.
    Wollte er, dass es ein romantischer Abend würde? Hegte er etwa derartige Gefühle für die süße Backfee? Nein, das war doch viel zu früh, oder nicht? Der Schmied spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg, weit wärmer als die Esse, vor der er vor knapp einer Stunde noch gestanden hatte. Mit einem Räuspern versuchte er seine Verlegenheit zu überwinden.
    „Ja, in der Schänke gibt es doch sicher einen Zuber, nicht? Und die Kleidung…diese ist gerade mal einen Tag alt“, stellte er erschrocken fest und schaute auf die Rußflecke, die der Arbeitstag ihm beschert hatte, „Was solls, Ersatz kann ohnehin nicht schaden.“

    Als Johanna davon sprach, dass sie auch Essen und Trinken brauchen würden, einen Korb, womit man es transportieren könnte und wohl auch eine Decke, die man als Sitzfläche verwenden wollte, wurde sein Goldbeutel in Gedanken bereits immer leerer. Damen auszuführen war keine günstige Angelegenheit!
    „Ich schaff das schon alles…irgendwie“, versuchte er selbstbewusst zu klingen, glaubte jedoch kläglich dabei zu scheitern, „Zwei Flaschen Wein, Becher, etwas Brot und Käse…obwohl sie jeden Tag Brot backt. Vielleicht keine gute Idee von einem anderen Händler oder gar Bäcker etwas zu kaufen“, überlegte er.
    Eine große Decke würde er sicher auftreiben können und dann war da noch das Geschenk. Er hoffte wirklich, dass er einen Händler finden würde, der anbot, was er suchte.
    „Ich glaube, ich sollte Meister Alberich die Situation erklären und hoffen, dass er einsichtig ist und mir etwas Zeit gibt. Dabei ist es erst mein zweiter Tag“, seufzte er und fühlte wie sich ein leichter Kopfschmerz bildete.

  19. Beiträge anzeigen #359
    Kämpfer Avatar von Felia
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    374
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Felia ist offline
    Von dem Augenblick an, in dem Felia den Fuß in diesen von Innos verfluchten Tempel gesetzt hatte, war sie nichts als höflich und zuvorkommend gewesen. Sie war in ihrer endlosen Gütigkeit diesen provinziellen Hinterwäldlern in ihrer widerlich unbehaglich und furchtbar steilen, nach Fisch und abgestandenem Wasser stinkenden Stadt begegnet, als seien sie ihr ebenbürtig. Statt ihren Blicken, den Kommentaren und offenen Anfeindungen mit der notwendige und gerechtfertigten Reaktion zu begegnen hatte sie sich in einer ungewohnt duckmäuserischen Art und Weise dazu hinreißen lassen, nichts zu sagen. Aber jetzt, da die Flamme des Zorn ob der erneuten Grenzüberschreitung zu einer ungezügelten Naturgewalt angewachsen war, die alles in ihrem Wege zu verschlingen drohte, stand jede Duckmaus lichterloh in Flammen.

    Sie baute sich vor der neben ihrer Bekannten knienden dunkelhäutigen Frau zu ihrer nicht beachtlichen Größte auf und blickte abschätzig auf diese Kisha herab. Und wurde ignoriert. Einzig die auf dem Bett sitzende Frau wandte sich ihr zu.

    »Zwei Mal«, keifte Felia und deutete mit ihrem Zeigefinger auf die erhobenen Finger der anderen Hand, um sicherzugehen, dass die Frau sie zu verstehen im Stande war. Sicherheitshalber wackelte sie abwechselnd erst mit dem einen, dann mit dem zweiten Finger. »zwei Mal hast du mir Worte entgegengeworfen, die sich nur damit erklären lassen, dass du dir auf die Zunge gebissen, dein« Sie blickte abschätzig auf die Hüften der Frau »reichhaltiges Frühstück wieder hochgewürgt hast oder in irgendeiner Weise sonst die Fähigkeit des Sprechens kurzfristig verlernt hast.«

    Mit flackernden Nüstern wie bei einem wilden Tier erhob sich die Angesprochene jetzt. Die Augen zu Schlitzen verengt musterte sie Felia und holte tief Luft. Felia piekste ihr mit dem ausgestreckten Zeigefinger vorwurfsvoll an die Stelle zwischen ihren Brüsten und hielt ihren Finger fest gegen den Körper der Frau gedrückt.
    »Nein!«, fauchte sie. Ihre Stimme hallte noch immer lautstark von den Wänden wider und die Magie prickelte in ihren Stimmbändern. Die Augen der dunkelhäutigen weiteten sich, ob vor Schreck oder aus welchen Gründen, vermochte Felia nicht zu sagen. Und zumindest für einen Augenblick hielt sie inne. »Du wirst mich nicht unterbrechen.« Sie blickte auf die zur Faust geballten Hand herab.
    Was wollte diese Frau ihr schon antun? Felia war in ihrem Leben von weitaus stärkeren und weitaus gefährlicheren Menschen verdroschen und misshandelt worden. Sie war wochenlang auf und niedergeprügelt worden. Was wollte dieses unwichtige Persönchen ihr schon antun, was sie nicht schon hunderte Male zuvor bereits verspürt hatte. Nein - die Androhung körperlicher Gewalt schreckte Felia nicht mehr ab. Sollte sie zuschlagen, dieses feige, niederträchtige, widerwärtige Weib, dass sich nur mit körperlicher Überlegenheit zu helfen wusste. Felia fürchtete den Schmerz nicht.
    Ein giftiges Funkeln breitete sich in ihren Augen aus.
    »Schlag mich.«, forderte sie die junge Frau auf. »Schlag zu.« Sie pausierte. Ihre freie Hand entzündete sich. Felia hob sie ein Stück an. Als würde sie mit einer unsichtbare Münze zwischen ihren Fingern spielten, tänzelte ein kleines Flämmchen zwischen ihren Fingern umher. Die Hitze der Flamme war bis in ihr Gesicht zu spüren. »Sieh, was passiert.«, hauchte Felia auffordernd. Offene Feindschaft verlieh ihren Augen einen wahnsinnigen Glanz. »Sicher - du kannst mich überwältigen.« Ein überhebliches Lächeln legte sich auf Felias Lippen. »Aber du hast die alte Wassermagierin gehört: Ich bin Gast hier. Keine Gefangene, nicht deine Dienerin und erst recht nicht dein Sandsack.« Sie pausierte.
    »Ich schlage also vor, dass du dich entsprechend benimmst.« Sie schnalzte mit der Zunge und lächelte triumphierend. »Denn auch du musst irgendwann mal schlafen.«

    Für einige Herzschläge lang stand sie der dunkelhäutigen Frau in dieser Art und Weise gegenüber. Zwei Naturgewalten, die aufeinandertrafen. Zwei turmhohe Wellen, die im Meer gegeneinander brachen. Zwei Waldbrände, deren Flammen begierig nach den letzten Bäumen leckten. Es elektrisierendes Knistern erfüllte den Raum.

    Dann klimperte Felia bezirzend mit den Wimpern, legte ein bezauberndes Lächeln an und drehte sich auf dem Absatz rum, noch ehe Kisha etwas zu sagen im Stande war.

    Mit einem lauten Krachen flog die Tür durch einen magischen Schub telekinetischer Energie auf und polterte ungebremst gegen die Wand.
    »Mich gelüstet es nach einem Spaziergang.«, verkündete Felia ihren draußen stehenden Aufpassern und wurde sogleich von zwei Novizen flankiert, die am Eingang des Hauses der Magier Wache hielten.
    Dann schritt sie von dannen.

  20. Beiträge anzeigen #360
    Schwertmeister Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    736
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Der Abend senkte sich über Stewark wie ein grauer Schleier, und die Schatten der alten Trutzburg krochen langsam über die engen Gassen der Stadt. In einer der verwinkelten Ecken, fernab vom Treiben der Hauptstraßen, hatten Venom, Hailey und Colbart ein leerstehendes Haus besetzt. Es war ein schlichtes, verfallenes Gebäude, dessen abblätternde Fassade kaum einen zweiten Blick wert war – genau das machte es perfekt für ihre Zwecke.
    Das Innere war kaum besser als die Fassade: Ein grober Holztisch, zwei wackelige Stühle und ein Haufen alter Decken, die sie notdürftig als Betten nutzten. Im Kamin knisterte ein kleines Feuer, über dem ein Topf mit Eintopf hing, der langsam vor sich hin köchelte. Es war keine noble Unterkunft, aber es reichte aus.
    Venom saß auf einem der Stühle, den Bogen quer über seinen Knien. Er betrachtete die Flammen und versuchte, die Gedanken zu ordnen, die ihm durch den Kopf gingen. Es war einer dieser seltenen Abende, an denen sie nicht sofort nach einem erfolgreichen Auftrag in die nächste Schlägerei verwickelt wurden oder sich vor einer Wache verstecken mussten. Sie hatten sich eine Auszeit verdient, auch wenn er wusste, dass die Ruhe nur von kurzer Dauer sein würde.
    Nachdem keine der beteiligten Parteien den Kampf gesucht hatte, konnte der Wagen seine Lieferung unbehelligt überbringen und die beiden Gruppen gingen getrennter Wege, jedoch nicht ohne sich gegenseitig zu beäugen. Venom hatte Colbart darauf angesetzt den anderen nachzustellen um herauszufinden wo sich ihr alter Widersacher aufhielt.
    Colbart, der auf dem Boden neben dem Feuer saß, rieb sich die Hände und atmete den Geruch des Eintopfs tief ein. Sein Gesicht war vor Freude gerötet, und ein Schweißfilm hatte sich wie immer auf seiner Stirn gebildet, obwohl er kaum etwas getan hatte. Er schien die Wärme des Feuers und die Aussicht auf ein anständiges Mahl in vollen Zügen zu genießen.
    „Weißt du, Venom,“ begann Colbart, während er sich mit seiner behäbigen Art erhob und sich zu dem Topf vorarbeitete, „manchmal frage ich mich, ob wir nicht einfach sesshaft werden sollten. Dieses ständige Herumziehen, die ewigen Kämpfe... es gibt doch mehr im Leben, oder? Vielleicht irgendwo eine Schenke eröffnen? Ich könnte den Gästen köstliche gebratene Hähnchen servieren, was meinst du?“ Er grinste breit und schnappte sich eine Schöpfkelle.
    Venom schnaubte leise, doch ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Colbart war ein geschickter Dieb, auch wenn man es ihm nicht ansah, und seine Loyalität war unerschütterlich. Venom hatte ihn einst aus einer brenzligen Situation gerettet, und seitdem folgte Colbart ihm überallhin. Aber die Vorstellung, dass dieser Mann, der kaum fünf Minuten ohne zu schwitzen durchhielt, eine Schenke betreiben würde, war absurd.
    „Sesshaft werden, Colbart?“ antwortete Hailey, die am Tisch lehnte und ein mutwilliges Funkeln in den Augen hatte. „Das wäre doch nichts für dich. Du würdest schon nach dem ersten Tag anfangen, die Gäste um ihre Münzen zu erleichtern, und bevor du dich versiehst, hätten wir die halbe Stadt im Nacken.“ Sie lachte und stupste Colbart mit ihrem Speer, den sie immer in Reichweite hielt, spielerisch in die Seite. „Aber wenn du mir jeden Abend Hähnchen servierst, überlege ich es mir vielleicht.“
    Colbart zog eine beleidigte Miene und legte eine Hand auf sein Herz. „Prinzessin, du verletzt mich! Ich bin ein Mann der Ehre.“ Doch als Hailey ihn mit einem Grinsen ansah, gab er auf und erwiderte das Lächeln. „Aber wenn du es so willst, dann bekommst du dein Hähnchen.“
    Venom beobachtete die beiden stumm, und sein Blick verfinsterte sich leicht. Hailey war die Unvernünftigste von ihnen, immer verspielt, oft unüberlegt und nie bereit, sich lange Gedanken über die Zukunft zu machen. Doch genau das machte sie auch so gefährlich – sie war unberechenbar und in gewisser Weise der einzige Mensch, den Venom kannte, der wirklich frei war. Er beneidete sie fast darum, auch wenn er es nie zugegeben hätte.
    Doch an diesem Abend, während die Schatten länger wurden und die Nacht sich über Stewark legte, kreisten seine Gedanken um einen anderen. Den Mann, den sie bald aufsuchen würden – mit schwarzem Mantel und Degen, den er wie eine Verlängerung seines eigenen Arms führte. Vor langer Zeit hatten sie schon einmal miteinander zu tun gehabt. Hailey hatte damals noch an seiner Seite gekämpft, bevor sie die Seiten wechselte und sich Venom anschloss.
    „Hailey,“ begann Venom, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen, „du bist sicher, dass er allein ist?“
    „So allein wie ein Schatten,“ antwortete sie, und in ihrer Stimme lag ein Hauch von Amüsiertheit. „Er war nie der Typ, der viel Gesellschaft brauchte. Es wird nicht einfach, aber wir haben schon Schlimmeres überstanden.“
    Venom nickte. Er wusste, dass dies gefährlich werden würde – ein Mann, der ohne zu zögern tötete und in dessen flüsternder Stimme eine Kälte lag, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Doch er wusste auch, dass sie sich dieser Herausforderung stellen mussten. Hailey hatte eine Rechnung mit ihm offen, und Venom war nicht der Typ, der seine Leute im Stich ließ.
    Colbart, der sich inzwischen wieder gesetzt und einen Becher mit Wein in der Hand hatte, sah von einem zum anderen. „Und was genau ist unser Plan? Ich hoffe, es läuft nicht darauf hinaus, dass ich wieder auf ein Dach klettern muss. Beim letzten Mal bin ich fast abgerutscht.“
    „Keine Sorge, Fettsack,“ neckte Hailey ihn mit einem breiten Grinsen. „Dieses Mal musst du nur dafür sorgen, dass er uns nicht in den Rücken fällt. Lass deine Wurfmesser sprechen, und der Rest erledigt sich von selbst.“
    Colbart seufzte, aber er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Trotz seiner redseligen Natur und den ewigen Schweißperlen auf seiner Stirn war er gut in dem, was er tat. Und auch wenn ihm Fehlschläge peinlich waren, hatte er in Venom jemanden gefunden, der ihn verstand und ihm vertraute.
    Der Abend schritt voran, und das Feuer im Kamin brannte langsam nieder. Venom erhob sich schließlich, legte den Bogen zur Seite und ging zum Fenster. Er schob den Vorhang beiseite und spähte hinaus in die dunklen Gassen von Stewark. Es war ruhig, zu ruhig vielleicht. Doch in dieser Ruhe lag eine Spannung, die ihm sagte, dass bald etwas geschehen würde.
    „Wir brechen bei Tagesanbruch auf,“ sagte er schließlich und wandte sich wieder den beiden zu. „Es wird keine einfache Aufgabe, aber wir haben schon Schlimmeres überstanden.“
    Hailey nickte, während Colbart tief Luft holte und seinen Becher erhob. „Dann lasst uns heute Abend darauf trinken, dass wir morgen noch am Leben sind.“
    Venom hob ebenfalls seinen Becher, und für einen Moment kehrte eine trügerische Gemütlichkeit in den Raum ein. Doch er wusste, dass diese Ruhe nur die Ruhe vor dem Sturm war – ein Moment des Friedens, bevor die Welt wieder in Chaos stürzte. Und dennoch war genau das, was sie in dieser Nacht brauchten: Ein kurzer Augenblick, in dem sie vergessen konnten, was sie waren, und einfach nur drei Gefährten waren, die sich in einer kleinen, vergessenen Stadt eine vorübergehende Heimat gefunden hatten.
    Draußen vor dem Fenster breitete sich die Nacht über Stewark aus, und das Feuer im Kamin brannte langsam nieder. Aber für diesen einen Abend war alles genau so, wie es sein sollte: ruhig, warm und sicher.

Seite 18 von 20 « Erste ... 71114151617181920 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide