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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Basislager des Waldvolkes am ehemaligen Jägerturm, Vormittag

    So fehl am Platz hatte sich Chala schon lange nicht mehr gefühlt. Irgendwo im Lager, welches um die Ruine eines einst hohen Turms provisorisch hergerichtet worden war, saß sie auf einem feuchten, umgestürzten Baum und schaute sich um. Das ihr als Jägerturm genannte Bauwerk bestand lediglich noch aus einem hohen steinernen Fundament, welches wohl einst eine Holzkonstruktion vor dem sumpfigen Boden bewahrt hatte. Zwei heruntergekommene Holzbarracken hatten wohl einst Vorräte und Schlafmöglichkeiten bereitgestellt. Dieser Ort, etwas entfernt vom Weltenbaum, der auch bis hier seinen mächtigen Schatten warf, bildete das Zentrum des Wettstreits. Denn als solchen stellte die Aranisaani sich diese Wilde Jagd vor, nachdem sie die Worte des absonderlichen Mannes vernommen hatte, der direkt aus den tiefsten Sümpfen gekommen zu sein schien und dessen Nachricht unter den Leuten weitergetragen worden war.

    Es war erstaunlich wie schnell sich die Basis für den bevorstehenden Kampf gebildet hatte. Wie ein Uhrwerk hatten die sonst so unkoordiniert wirkenden Menschen hier im Sumpf Unterstände errichtet. Einige wenige Sitzgelegenheiten, Tische, etliche Holzkisten mit Vorräten, Waffen und Utensilien für die Jagd sowie Zelte waren herbeigeholt worden, in einem gemeinsamen Kraftakt aus den Eingeweiden Tooshoos. Am Turm selbst war ein großer Bereich mit Planen überspannt worden, wo sich die Führungsriege kurz nach Aufbau hineinbegeben hatte – ein Ort der Planung, wo auch Zweifel angesprochen werden konnten, die den Jägern und Wächtern nicht unbedingt offenbart werden mussten. Moral war in einer solchen Lage, in der das Waldvolk vom Sumpf selbst hineingezwungen worden war, von äußerster Wichtigkeit. Chala selbst hatte diese Lektion schmerzhaft lernen müssen, als das Verschwinden von Joe und Lukar dem Bund zwei feste Säulen genommen hatte. Sie selbst war als letzte verblieben, unfähig das Gewicht der Verantwortung zu tragen, bis das Erbaute um sie herum schließlich nach und nach einstürzte. Immer wieder hatte sie ihre alten Verbündeten kontaktiert, hatte mit den Mitgliedern gesprochen, Versprechungen gegeben, die sie nicht einhalten konnte. Irgendwann waren sie alle der Lügen müde geworden.

    Vergiss es einfach, tadelte sie sich selbst.
    Und sie tat Recht daran, denn Trübsal zu blasen war in diesem Moment das Letzte, was ihr dabei half herauszufinden, wie sie weiter vorgehen sollte.
    Ich könnte einfach verschwinden, raus aus dem Sumpf, weg von diesem Chaos, überlegte sie und schaute dabei zu, wie eine alte Frau Kisten ausräumte, in denen sich Tonfläschchen befanden, wie sie sie bei dem Mädchen in der Sumpflilie gesehen hatte.
    Sollte sie verschwinden? Doch was dann? Nach allem, was sie in Erfahrung bringen konnte seit sie hergekommen war, hatte sie Hoffnung geschöpft. Hoffnung, dass es hier jemanden gab, der ihr dabei helfen konnte die Tiefen ihres Geistes zu ergründen, der sie ohne ihr Wissen zu betrügen schien. Außerdem war sie von dieser Jilvie, der Frau Ricklens, der es aus erstaunlichen Gründen nicht fertig brachte den Namen der Dunkelhäutigen korrekt auszusprechen – eine Furche der Wut zeichnete sich beim Gedanken daran auf Chalas Stirn ab – aufgefordert worden mit Yarik, Valerion und ausgerechnet Shakes weitere Informationen über das Scheiß Gemüse zu besorgen. Die Wahl erschien ihr logisch, waren sie doch die Ersten, die Kontakt mit diesem Wesen hatten. Zudem war die Anzahl kampfbereiter Männer und Frauen begrenzt. Doch war ihre Schlagkraft ausreichend? Die Blonde hatte ihnen weitere Hilfe zugesagt, doch bisher hatte sich niemand bei ihr gemeldet.

    Yarik und Valerion konnte sie derzeit nicht ausmachen. Zuletzt waren sie gemeinsam beim Schrein gewesen, doch in den darauffolgenden Stunden, in denen die Aranisaani versäumten Schlaf der letzten Nacht nachgeholt hatte, waren sie sich nicht wieder begegnet. Ryu war zugegen und auch dieser Jadewolf, doch sie umgaben sich mit einer Aura, die ihr riet sich vorerst fernzuhalten. Insbesondere jetzt schien Ryus Zusage, sie könnte ihn aufsuchen, wenn sie etwas brauchte, nicht wirksam.
    Sie beobachtete wie Waffen und Ausrüstung an alle ausgegeben wurde, die danach fragten. Vered schaute selbst in ihre Reisetasche. Ihr Feuerstein war noch brauchbar, doch der Zunder ging zuneige. Außerdem hatte ihr Trinkschlauch seine besten Tage hinter sich gebracht. Mit Pfeil und Bogen konnte sie nichts anfangen und auch ein verlässliches Schwert nannte sie ihr Eigen. Ein paar mehr Wurfmesser würden ihr sicherlich nützlich sein, doch ob sie solche hier bekommen würde?
    Chala seufzte schwer und erhob sich elegant.
    Einen Versuch ist es wohl wert, entschied sie und näherte sich der Ausgabe der Waren.

  2. Beiträge anzeigen #282
    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager des Waldvolkes am ehemaligen Jägerturm

    "Vergiss es!"
    "Aber ich hab das Mal, genau wie du! Also muss ich-"
    "Ich sagte: Vergiss es!" Maris sah Runa in die Augen. Sein Blick war hart wie Stein. "Ja, auch du wurdest aus irgendeinem Grund mit ausgewählt. Das heißt aber nicht, dass du kämpfen musst! Du bist 13 Jahre alt, verdammt! Ich lass dich doch nicht gegen von Beliar korrumpierte Drecksviecher in den Kampf ziehen, nur weil du den Ernst der Lage nicht begreifst! Ornlu hat gesagt, du wirst in einem der Lager bleiben und helfen, die Kämpfer zu versorgen, und dabei bleibt es auch!"
    Um die beiden herum herrschte reges Treiben - überall schlossen sich die Teilnehmer der Wilden Jagd zu den ihnen zugewiesenen Jagdkommandos zusammen und bereiteten sich auf ihre Aufgaben vor. Doch Vater und Tochter sahen gerade nichts anderes als die unnachgiebigen Augen des Anderen.
    "Du denkst, ich wäre ein Kind, das nicht verstehen kann, was hier passiert?", fragte Runa. Ihre Stimme war ruhig, doch sie zitterte vor unterdrücktem Zorn. Ihr Blick kannte nichts als Entschlossenheit. "Ich verstehe es sehr gut, Papa. Ich verstehe, dass hier größere Mächte am Werk sind, als dass ein Mensch mit ihnen fertig werden könnte. Auch nicht du, Papa, egal wie stark deine Magie ist!"
    Sie trat auf ihn zu, bis er ihren Atem in seinem Gesicht spüren konnte. Ihre Augen ließen keinen Moment lang von den seinen ab. "Du hast es selbst gehört: wir müssen alle zusammenarbeiten. Ich will meinen Beitrag leisten, und zwar nicht, indem ich im Lager Däumchen drehe und anderen den Proviant ausgebe! Ich kann mehr als das!"
    "Ich kann mich nicht auf den Kampf konzentrieren, wenn ich ständig nachschauen muss, ob mit dir alles in Ordnung ist. Du kannst ja kaum mit deinem Schwert umgehen! Ich bin für dich verantwortlich!"
    Runa blähte die Nasenflügel und schüttelte den Kopf. "Willst du etwa in den Kampf gegen eines der Viecher ziehen? Denkst du etwa, wir haben nie Angst um dich, wenn du dich fast umbringen lässt? Lass uns die Gegend auskundschaften und anderen Trupps berichten, wenn wir etwas finden! Du kannst sie doch sehen mit deinem Auge, nicht wahr?"
    Maris öffnete den Mund. Er hielt inne, dann schloss er ihn wieder und presste die Kiefer zusammen. Das war eine scheiß Idee, das war eine ganz beschissene Idee. Es gefiel ihm schon nicht einmal, dass sie wegen ihres Mals nach dem Ausbruch all dieses Chaos' an den Schrein der Mutter und in das Lager am Jägerturm mitgekommen war! Sie hätte in der Sicherheit von Tooshoo bleiben und abwarten sollen, bis alles vorüber war. Sie war doch noch ein Kind, verdammt!
    "Ich sage nein."

    Runa sagte nichts. sie starrte ihm nur weiter unverhohlen in die Augen. In einem anderen Moment hätte er ihren Mut und ihre Entschlossenheit bewundert, doch nicht jetzt, nicht hier. Er würde nicht nachgeben.
    Doch die Tochter des Löwen hatte nicht klein bei gegeben. Ganz im Gegenteil. "Ich werde dir folgen, sobald du einen Fuß aus dem Lager heraus setzt", zischte sie. "Ist mir scheißegal, was du sagst."
    Aus Maris' Kehle ertönte das Grollen des Löwen. Die Augen des Jägers starrten auf Runa herab. Doch sie wich keinen Fingerbreit zurück. Sie hielt seinem Blick stand. Da wusste er, dass er verloren hatte. Natürlich hätte er sie unter Aufsicht stellen lassen können, doch im Moment würde niemand sich die Zeit nehmen können, sie rund um die Uhr zu bewachen. Er hätte sie anbinden lassen können, doch dann hätte sie nicht bei der Jagd helfen können - und die Regeln waren klar, alle mussten ihren Teil leisten. Er hätte sie mit einem Blick lähmen oder ihr die Saat der Furcht ins Herz setzen können, doch das konnte er seiner Tochter nicht antun. Und er wusste, wusste ganz genau, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Er ließ die Schultern hängen.
    "Deine Sturheit kotzt mich an, Kind. Na gut, wir lassen uns als Späher einteilen. Aber du bleibst immer bei Seamus und mir und hörst in jedem Moment auf das, was wir dir sagen, hast du verstanden? Da draußen ist kein Ort, um Scheiß zu bauen und Heldentaten zu vollbringen."
    Runas Blick veränderte sich. Die Wut war mit einem Schlag verschwunden. Doch ihre Entschlossenheit und Konzentration war immer noch da, vielleicht sogar noch mehr als zuvor. "Alles klar."
    Er seufzte. "Scheiße. Ich kann nicht glauben, dass ich dich echt mit mir da raus gehen lasse."
    "Danke, Papa. Du wirst es nicht bereuen, das versprech ich dir."

    Kurz darauf stand Maris gemeinsam mit Runa und Seamus im Kommandozelt bei Jilvie.
    "Ein Spähtrupp?", fragte sie und musterte Maris mit gerunzelter Stirn. "Bist du nicht ein Schüler von Jadewolf? Leute wie dich brauchen wir in den Kampfverbänden, nicht bei den Spähern!"
    "Mein Entschluss steht", entgegnete Maris. "Ich nehme Seamus hier und meine Tochter Runa mit."
    Jilvies Stirnrunzeln vertiefte sich noch mehr. "Sie ist doch noch ein-"
    "Ich weiß", fiel er ihr ins Wort. "Deshalb kein Kampfverband."
    Jilvie sah zwischen Maris, Seamus und Runa hin und her, dann seufzte sie und hob die Schultern. "Na gut. Ich hoffe, du weißt, was du da tust."
    "Das tue ich", entgegnete er. "Wir brauchen noch jemanden mit Ortskunde und einen Bogenschützen. Kannst du mir noch jemanden zuweisen?"
    Jilvie verzog das Gesicht. "Hmm, wir haben noch ein paar Leute, die nicht zugewiesen sind. Du weißt, wie man Leute führt, oder? Ich hab dich am Eingang zu Tooshoo gesehen, als Ricklen den dummen Vogel mit seiner Pflanze rund gemacht hat. Dann gebe ich dir Sana und Frank mit. Sie sind beide auf ihre Art etwas schwierige Charaktere, aber du kriegst das schon hin. Sana kennt die Gegend wie ihre Westentasche und ihr Hund ist ein hervorragender Fährtensucher, aber sie ist nicht gerade eine Gruppenspielerin. Und Frank... er ist ein guter Langbogenschütze mit einer Zugkraft wie ein Ochse. Leider teilt er sich auch sonst einige Eigenschaften mit den Viechern."
    Maris presste die Lippen aufeinander. Er bekam den Rest ab - war ja zu befürchten. Aber für simple Späheraufgaben würde es hoffentlich reichen. Er würde jedenfalls kein Risiko eingehen, wenn Runa mit ihm da draußen war. Er nickte.
    "In Ordnung, nehm ich."
    "Gut. Kjal wird sie dir gleich zeigen. Ihr patrouilliert im Osten - genaue Anweisungen gibt es, wenn's losgeht."
    "Danke. Waidmannsheil."
    "Waidmannsheil. Und passt auf euch auf."
    Geändert von Maris (18.03.2024 um 13:11 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #283
    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Die Stege waren, wie erwartet, nicht in besten Zustand aber ohne unüberwindbare Lücken und so kamen Larah und der Kapitän gut voran.
    Es war auf etwa halber Strecke zwischen der Kreuzung, an der die alte Straße abging, die nach Ostargaan hinaufführte, und der Jagdkommandantur, als plötzlich dichter Nebel aufzog. Vom morastigen Boden bis zu den hohen Wipfeln der Mangroven und Zypressen, wie auch der hier am Ostrand häufiger vorkommenden Pappeln und Erlen schichtete sich die undurchdringliche Suppe auf. Dicke Schwaden verhinderten, dass selbst die einzelen Strahlen des Tageslichts, die das Blätterdach sonst durchbrachen, bis auf den Boden herabdringen konnten. Trotz der näherrückenden Mittagsstunde lag der Steg vor ihnen nun im Halbdunkel, als wäre die Nacht bereits halb heraufgezogen und der Himmel von einer dichten Wolkendecke überzogen.
    Larah beschlich ein mulmiges Gefühl. Sie fröstelte leicht – auch wenn in den mittleren und nördlichen Gefilden des Festland und auch Argaans gerade der Winter herrschte, für das stets warme südliche Sumpfland von Tooshoo war das höchst besorgnisserregend.
    Die Fischjägerin fasste ihre Speer mit beiden Händen und lies den Blick über die
    „So habe ich ihn noch nie erlebt. Ist das der Sumpf?“, fragte sie den Kapitän ohne sich zu ihm umzudrehen.

  4. Beiträge anzeigen #284
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Yared nahm die eingepackte Hellebarde in die Linke und zog sein Falchion. Er spürte eine dunkle Präsenz – kein gewaltiges Urböse, aber eine laue Manifestation der Sphäre Beliars. Es erinnerte ihn vage und in schwächerer Form an die unterschwellige Bedrohung, das Hintergrundrauschen, das von dem untoten Schattenläufer in Nordmar ausgegangen war, wenn er ihnen nicht zu nahe gewesen war.
    „Beliars Einfluss ist hier am Werk“, antwortete er Larah, „Wir sollten vorsichtig sein, aber weitergehen. Achte du auf alles, was vor uns auftauchen könnte. Ich decke uns den Rücken.“

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Larah nickte und heftete ihren Blick auf das schwer durchdringliche Zwielicht vor ihnen. So rückten sie schweigend in den Nebel vor. Beklemmung ergriff sie, während sie die Augen über den Steg und den Kanal links daneben sowie die Untiefen auf der anderen Seite schweifen ließ. Die Untiefen schienen wenige Schritte weiter etwas zu verlanden. Vielleicht ein Hügel im Morast, der sich als Insel am Rande des Stegs erhob? Vielleicht aber auch ein Ausläufer trockener Fläche, eine Landzunge, die sich bis zum Gebirge zog.
    Plötzlich hörte sie Laute, irgendetwas zwischen Schnattern und Gurgeln.
    „Achtung! Goblins!“, rief der Kapitän, der das Geräusch offenbar identifiziert hatte.
    Larah ging in Abwehrhaltung. Den Speer in beiden Händen vor sich, leicht federnd in den Knien, erwartete sie den Gegner.

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    General Avatar von Yared
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Yared verkniff sich das Fluchen. Er hatte es schon mehr als einmal mit den geifernden kleinen Mistkerlen zu tun gehabt. Daher wusste er, die Goblins würden mindestens doppelt in der Überzahl sein, sonst würden sie den Angriff nicht wagen.
    Der Kapitän versuchte ruhig zu atmen. Um runterzukommen ließ er das Flachion in seiner Rechten etwas kreisen und dehnte sein Handgelenk.
    An die Armbrust auf seinem Rücken kam er nicht ohne Weiteres heran und in der Linken hatte er immer noch die Hellebarde. So konnte er Larah nur mit der Klinge den Rücken freihalten.

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann sprang eine Handvoll Goblins aus der Suppe in ihre Sicht. Larah risse den Speer hoch, um die beiden, die vor ihr auf dem Steg auftauchten, auf Abstand zu halten.
    Im Augenwinkel konnte Sie Yared sehen, der ihre rechte Flanke beschützte. Der Paladin hatte sich die Hellebard unter die linke Achsel geklemmt und versuchte mit der Stange daran die auf ihn zu drängenden Biester auf Abstand zu halten, während er mit dem Falchion recht effektiv auf einen der Goblins einhackte, der versuchte vom trockenen Boden auf den Steg in ihrem Rücken zu kommen.
    Die Gestalten vor ihr sahen extrem abgerissen aus – abgerissen in einem ganz anderen Sinne, als Larah von Goblins aufgrund der Erzählungen, die sie gehört hatte, erwartet hätte. Nicht nur ihre Kleidung und Ausrüstung war abgerissen, nein auch ihre Körper und Gliedmaßen. Fast allen fehlten die Nasen, einigen die Augen. Offene Brustkörbe, verfaultes Fleisch und aus diesem herausragende Knochen zeichneten sich vor dem Nebel im dämmrigen Licht ab.
    Die beiden vor ihr waren mit notdürftigen Schilden und rostigen langen Messern bewaffnet. Einer von beiden wagte sich vor, senkte den Schild kurz scheinbar um sich aus der Deckung zu wagen. Schob ihn aber ruckartig sofort wieder nach oben, als Larah Anstalten machte die Lücke anzugreifen. Mehrfach ging das so. Ein-, zweimal konnte die Fischjägerin sogar Treffer landen, doch immer nur an der Seite, wodurch sie nur verwesende Haut vom Brustkorb abschabte. Den Goblin schien das nicht im Geringsten zu beunruhigen.
    Dann sprang er auf einmal unverwandt nach vorn. Larah riss den Speer nach oben, um sich vor dem sich auf sie stürzenden Angreifer zu schützen. Krachend durchschlug die Spitze ihrer Waffe den Schild und bohrte sich in den dahinterliegenden zerfledderten Brustkorb.
    Der untote Goblinkrieger krümmte sich keineswegs vor Schmerzen, stattdessen versuchte er mit seiner Rostigen Klinge oberhalb des Schildes nach ihrem Kopf zu schlagen.
    Larah drehte den Kopf weg, machte einen Schritt zurück und schob den Speer samt Schild und Goblin daran von sich weg. Der Schlag verfehlte ihre Schulter nur um Haaresbreite.
    Der Goblin kam in einigem Abstand auf. Die Speerspitze hatte seinen Bauchraum weiter zerfetzt, was auf den kleinen Kerl keinerlei Einfluss zu haben schien. Es tropfte auch kein Blut, nur wenig einer zähflüssigen dunklen Masse quoll daraus hervor.
    Die Gortharerin sicherte ihren Stand, dann versuchte sie den Speer auch aus dem Schild zu ziehen – doch vergeblich.
    Der Speer steckte im Schild des Goblinkriegers fest und ließ sich nicht mehr daraus befreien und zu seiner Rechten schickte sich einer seiner Kumpane an, sich an ihm vorbei zu drängeln, um sich auf die Gortharerin zu werfen.
    Erst etwas ratlos, wollte Larah in aufkeimender Verzweiflung gerade den rechten Fuß heben um damit gegen den Schild samt Goblin zu drücken, da hörte sie wie Yared hinter ihr laut, „Links!“, rief.
    Larah wandte sich auf die genannte Seite und entdeckte die Hellebarde, deren oberes Ende auf Hüfthöhe neben ihr auftauchte. Schnell griff sie, den Speer immer noch mit der Rechten gefasst und daran erratisch rüttelnd, um den Goblins keine Zeit zum Gegenschlag zu bieten, mit der linken Hand danach. Dann ließ sie den Speer mit einem Stoß nach vorne los. Eilig riss Larah mit der freien Hand das um Klingenblatt und Spitze gewickelte Tuch ab und schleuderte es zu dem bereits am Boden liegenden Speer. Der Goblinkrieger hatte den Schild, der ihn nunmehr nur behinderte, fallen gelassen, stürzte sich aber wider Erwarten nicht mit seiner rostigen Klinge auf sie. Stattdessen hatte der andere Goblin seinen morschen Schild erhoben und schützte sie nun beide. Die kleinen Kerlchen wollten offenbar das Spiel wiederholen und sie auch der neuen Waffe berauben, bevor sie über sie herfielen.
    Mit einem feisten Grinsen seiner gelblich glänzenden und nur noch halb vorhandenen Gebissreihe senkte der Goblin einladend den Schild, um sie zum erneuten Vorstoß zu provozieren.
    Larah packte die Hellebarde mit beiden Händen, fühlte das wohlige Gewicht der myrtanischen Standardausführung in ihren Fingern. Was hatte Jodas nochmal gesagt, als er ihr eine Hellebarde vorgeführt hatte? Eine Hellebarde sei eigentlich keine angemessene Waffe für einen Waldkrieger. Man konnte sie nicht werfen und zur Jagd eignete sie sich auch nur bedingt. Aber sie hatte einen Vorteil gegenüber dem einfachen Speer und das war die Barte, mit der man nicht nur stechen, sondern auch schlagen und Panzerungen aufbrechen konnte.
    Gut, dass Goblins bereits zivilisatorisch so fortschrittlich waren, dass das hier keine Jagd auf wilde Tiere mehr war, stellte Larah grimmig in Gedanken fest.

  8. Beiträge anzeigen #288
    General Avatar von Yared
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Der Paladin reckte die nun frei gewordenen Hand in die Höhe und rief seinen Gott an. Erst langsam dann immer schneller sammelte sich Licht oberhalb seiner Handfläche, bis es zu einer apfelgroßen Kugel herangewachsen war. Gleißende Strahlen brachen daraus hervor und zerfetzten den düsteren Nebel um sie herum.
    Die Goblins starrten verwirrt und ungläubig, dann mit zunehmender Abscheu und Verängstigung auf das sich in Yareds Hand ausbreitende heilige Licht – soweit sie noch Augäpfel besaßen und den Kapitän nicht leere Augenhöhlen aus ihren im Verwesen begriffenen Schädel angähnten.

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Larah nutzte umgehend die Gelegenheit der Verwirrung ihrer Gegenüber und die nun erheblich bessere Sicht. Schmatzend und knirschend brach das Klingenblatt ihrer Hellebarde durch den Hals der Kreatur mit Schild, die nun bei Licht besehen wesentlich weniger gruselig, dafür aber auch erheblich unappetitlicher aussah, und fegte sie vom Steg. Den Zweiten Goblin traf sie in seiner Starre mit der scharfen Spitze der Hellebarde und drängte ihn auf komfortablen Abstand.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Basislager des Waldvolkes am ehemaligen Jägerturm

    „Wie fühlst du dich?“
    Es kostete Shakes einiges an Mühe, Liams kritischem Blick standzuhalten, aber er weigerte sich, die Augen abzuwenden oder auch nur zu blinzeln.
    „Gut“, knurrte er, „Gut genug, um es mit diesem Scheiß da draußen aufzunehmen, der es auf meine Plantage abgesehen hat!“
    Liam, ein erfahrener Waldläufer, zog zweifelnd die Augenbrauen hoch: „Sicher?“
    „Sicher!“
    Liam nickte. Der Zweifel in seinem Blick war noch immer vorhanden, aber er würde Shakes‘ Wort akzeptieren.
    „Gut, wenn du das sagst… Ich hoffe, ich kann mich auf dich verlassen!“
    Shakes presse die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, sagte aber nichts. In seinem Inneren tobte ein Kampf – Wut, Frust und Scham rangen darum, die Oberhand zu gewinnen, und letztere ging siegreich hervor. Shakes wusste, er hatte sich viel zu lange und viel zu sehr gehen lassen. Liams kaum verholenes Misstrauen, seine unterschwellige Verachtung… er hatte sich das selbst zuzuschreiben. Allein sich selbst.
    Aber er hatte auch den Entschluss gefasst, dass es reichte. Er musste zumindest versuchen, sich wieder an den Haaren aus diesem Sumpf zu ziehen, in den er sich selbst manövriert hatte. Er spürte diese Entschlossenheit, seit Yarik ihn auf der Plantage darauf angesprochen hatte und wurde das Gefühl nicht los, dass der Lange dabei irgendeine Art von Zaubertrick an ihm angewandt hatte – aber selbst, wenn das der Fall sein sollte, wehrte er sich nicht dagegen. Er war einmal ein angesehenes Mitglied der Gemeinschaft gewesen.
    Und er würde es wieder sein!

    „Dein erster Auftrag – sammel den Rest ein“, riss Liam ihn aus seinen Gedanken. „Diese Chala, den Fatzke und Dings… Yarik. Ich warte mit Glaen und Eileen am Weg unten. Bringt eure Ausrüstung auf Vordermann, aber lasst euch nicht zu viel Zeit. Ist bald Mittag.“
    Shakes verbiss sich eine gehässige Bemerkung darüber, wie ein Dienstbote herumgescheucht zu werden, und nickte nur ergeben. Liam tippte sich kurz mit zwei Fingern an die Stirn und wandte sich ab, ging zu den beiden anderen Waldläufern, die sie begleiten würden. Shakes sah ihm noch einen Moment nach. Liam, Glaen und Eileen. Gute Leute… soweit er wusste.
    Liam, ein drahtiger Kerl mit langsam lichter werdendem blondem Haarschopf, war auf jeden Fall ein Veteran. Ein erfahrener Bogenschütze, Speerkämpfer, Jäger und Spurenleser, der meist wenig überflüssige Worte verlor und mit Umsicht handelte. Ricklen hatte ihm das Kommando über ihren Trupp übertragen.
    Glaen war ein breitschultriger Kerl, der meist düster dreinblickte und dadurch auf den ersten Blick bedrohlich wirkte – sich dann aber vor allem dadurch auszeichnete, dass er einen furztrockenen Humor hatte und dafür sorgen konnte, dass alle anderen vor Lachen unter dem Tisch lagen, während er selbst nicht einmal mit dem Mundwinkel zuckte und weiterhin ein Gesicht machte wie drei Tage Regenwetter. Abgesehen davon war er ein guter Nahkämpfer, der, etwas ungewöhnlich, eine massive doppelköpfige Holzfälleraxt zur Waffe seiner Wahl erkoren hatte. Shakes wusste nicht, wieso – vielleicht war Glaen einmal Holzfäller gewesen – aber angesichts dessen, dass sie gegen ein verdammtes Höllenkraut oder sowas zu Felde ziehen sollte, hatte Shakes gegen einen Holzfäller in der Gruppe nichts einzuwenden.
    Und schließlich Eileen. Sie war Liams Tochter, ein junges Ding, noch keine zwanzig Jahre alt – schweigsam, fast schüchtern wirkte sie meist, war aber ein Naturtalent mit dem Langbogen und zog beim Scheibenschießen manch einen erfahrenen Jäger ab. Aber auch in der tatsächlichen Anwendung dieser Fähigkeit war sie längst nicht mehr grün hinter den Ohren, schon seit einigen Jahren begleitete sie ihren Vater regelmäßig auf die Jagd.
    Alles in allem nicht die schlechteste Truppe. Chala, das wusste Shakes sowohl von früher als auch von den Bruchstücken, an die er sich in Bezug auf die von ihm angezettelte Schlägerei in der Sumpflilie noch erinnern konnte, war ebenfalls nicht zu unterschätzen, Yarik konnte irgendwelchen magischen Firlefanz beisteuern, was nie verkehrt war, und dieser Valerion konnte zumindest als Ablenkung dienen. Und er selbst…
    Er selbst würde verdammt nochmal allen zeigen, dass sie ihn besser noch nicht abschreiben sollten!

    Chala war die erste, die er fand. Sie stand an der Waffenausgabe und lieferte sich ein hitziges Gespräch mit einem der dafür zuständigen Jäger.
    „Wie, was gegen Pflanzen?“, hörte Shakes den Mann ausrufen, während er frustriert die Arme in die Höhe riss, „Seh‘ ich aus wie ein beschissener Gärtner, oder was?“
    Chala stemmte die Hände in die Hüften und wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, die garantiert so scharf gewesen wäre wie die Krallen einer Wildkatze, aber bevor es dazu kommen konnte, trat Shakes neben sie und deutete auf eine Handaxt.
    „Die da, die Axt! Habt ihr noch welche? Gibt nichts Besseres, um Ästen und Wurzeln Herr zu werden. Dazu Haumesser, wenn das Gestrüpp mal wieder zu dicht wird! Ah, genau die… Und Sicheln? Okay, macht nichts, wir können welche von der Plantage holen. Und für mich noch – einen Bogen!“
    Während der Kerl von der Waffenausgabe die gewünschten Gerätschaften zusammensuchte, wandte Shakes sich Chala zu. Er spürte, wie er rot wurde, als sie ihn mit einem abschätzigen Blick maß, aber da musste er jetzt wohl durch.
    „Ziemlicher Scheiß das alles, eh?“, fragte er unbeholfen und fühlte sich wie ein verdammter Bengel, der die Dorfschönheit anbaggern wollte, aber keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Dabei war anbaggern so ziemlich das Letzte, was er ausgerechnet bei Chala versuchen würde. Er räusperte sich. „Ich meine, tut mir leid wegen… naja, dem Mist letzte Nacht. Entschuldige. Was vergangen ist, ist vergangen, also scheiß der Hund drauf. Früher ist früher, heute ist heute, und heute haben wir gerade ganz andere Schwierigkeiten, schätze ich…“ Er deutete mit einer ausholenden Armbewegung in Richtung Sumpf. „Also – Friede?“

    Yarik
    Geändert von Das Waldvolk (18.03.2024 um 23:12 Uhr)

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    General Avatar von Yared
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, südlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Yared ließ das Licht Innos‘ über seinem Haupt schweben und wandte sich seinen drei Gegnern zu. Den, der ihm am nächsten stand, schlug er die Waffe mit dem Falchion aus der Hand und griff mit der freien Linken nach seinem Kopf.
    Sofort spürte er den drang in sich, diesem Untoten Wesen ein Ende und Erlösung zu bereiten, und begann im Geiste seinen Gott anzurufen. Wieder bildete sich ein weißes Leuchten in seiner Handfläche, das schlagartig heller als die Sonne wurde, bevor es wieder in sich zusammenfiel. Im selben Augenblick zerbröselte der Schädel in seinen Fingern und davon ausgehend der ganze Leichnam des untot beseelten Wesens zu Staub.
    Seine unseligen Kampfgefährten schrien erschreckt auf und verfielen bei dem Anblick in Panik.
    Die Goblins flohen – um einen Krieger dezimiert und die restliche Bande erheblich zerfledderter, als bei Beginn des Scharmützels. Der, den Larahs Hellebarde am Kragen erwischt hatte, hatte sich aus dem grünschleimigen Wasser aufgerafft und eilte, sich den beinahe vollständig abgeschlagenen Kopf auf dem Halsstumpf haltend, hinter seinen Kumpanen her in den Nebel. Sein Haupt hing noch mit einem Hautfetzen am Rumpf, was offenbar ausreichte, damit die Einheit des Körpers, der der unheiligen Macht Beliars als Gefäß diente, gewahrt blieb und letztere nicht ihren Halt in der Sphäre Adanos‘ verlor.
    Larah sah ihn fragend an. Sie wusste, dass es ihm ein Anliegen war, diese widernatürlichen Kreaturen aus dem Unleben Beliars in dieser Sphäre zu befreien. Doch der Kapitän schüttelte den Kopf. „Ein andermal. Wir müssen weiter.“
    „Hast recht“, stimmte sie zu.
    Die Fischjägerin nahm den am Boden liegenden Schild und zog ihren Speer hindurch und damit endlich erfolgreich heraus. Als sie Anstalten machte ihm die Hellebarde zurückzugeben, machte er eine ablehnende Geste.
    „Behalte du sie. Sie war sowieso für dich gedacht.“
    Dann dachte er jedoch einen Moment nach.
    „Gib mir den Speer, ich binde ihn an deiner Trage fest, dann hast du die Hände frei, falls noch irgendwas uns ans Leder will.“
    „Gute Idee, vielen Dank.“, antwortete sie mit einem Lächeln und drehte sich um, damit er seinen Plan umsetzen konnte.
    Um Larah musste er sich keine Sorgen machen, sie hatte schon gegen die Lurker in Silden bewiesen, dass sie viel von Jodas gelernt hatte. Wie gut sie sich nun gegen die untoten Goblins durchzusetzen vermochte bestätigte, dass sie den Umgang mit Stangenwaffen mittlerweile gut beherrschte.
    Yared nahm auch das Tuch vom Steg auf, das um die Hellebarde gewickelt gewesen war. Dann knotete er damit den Speer seitlich an die Rückentrage.
    „Auf geht’s. Wir können.“
    „Aye aye, Käpt’n.“

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager am ehemaligen Jägerturm, Vormittag

    Völlig entnervt ob der Inkompetenz des Jägers, der die Aufgabe übernommen hatte die Ausrüstung für die Jagd auf diese Monstrositäten auszugeben, hätte Chala beinahe über den Tisch gelangt, um ihn näher zu sich heranzuziehen. Was war so schwer daran zu verstehen, dass eines dieser Wesen eine animierte Pflanze war, die es zu stutzen galt? Das Waldvolk lebte in einem Sumpf verdammt. Da hatten sie doch sicher die ein oder andere Methode, um mit wildgewordenen Kräutern fertigzuwerden. Aber nein, es musste erst der Fachmann persönlich in Form von Shakes – ausgerechnet Shakes – vorbeischauen, um die Angelegenheit zu klären. Abschätzig betrachtete sie den Schatten des Mannes, der er einst gewesen war. Tiefe Augenringe zeigten noch immer die Nachwirkungen von Alkohol und Sumpfkraut, die Kleidung hing ihm lose an seinen nicht mehr so muskulösen Gliedmaßen, doch seine Haltung war aufrechter als am Tag zuvor.
    Die Aranisaani nahm einige der Werkzeuge entgegen, die der Sumpfkrautbauer verlangt hatte, während er sich den Bogen um die Schulter hing. Vermutlich würde er ihn später richtig befestigen.
    Seine Versuche die für ihn peinliche Situation aufzulösen, ließen sie innerlich schmunzeln, während ihre Miene weiterhin Herablassung ausstrahlte.

    „Also – Friede?“, fragte er abschließend und schaute sie unbeholfen mit einem Hoffnungsschimmer in seinen Augen an.
    „Wenn du dann endlich aufhörst zu reden – von mir aus!“, nahm Vered den angebotenen Waffenstillstand an, verzichtete aber für den Moment auf einen besiegelnden Handschlag. Immerhin waren sie beide mit Äxten, Messern und weiteren Utensilien bepackt, die sie sehr bald schon brauchen würden.
    „Gut“, lächelte Shakes, unsichere Verlegenheit in seiner Mimik, „Dann lass uns die Sachen mal zu den anderen schaffen. Treffen ist unten am Weg.“
    „Unten am Weg also. Klar, gibt ja auch nur einen“, erwiderte die Dunkelhäutige bissig und verdrehte die Augen.
    Der Jäger überspielt ihre Sticheleien mit einem weiteren nervösen Lächeln.
    „Komm einfach mit“, bat er sie und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
    „Unten am Weg…“, wiederholte Chala abfällig murmelnd und folgte daraufhin schweigend dem menschlichen Wrack.

    Im Lager wurde es immer hektischer je mehr Zeit verstrich. Die Sonne stand beinahe im Zenit, die Frist, die der seltsame Kerl aus dem Sumpf ihnen gesetzt hatte, ehe die Wilde Jagd beginnen sollte, näherte sich dem Ende. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen, noch einmal der Bauch vorgeschlagen, denn wer wusste schon, wie lange man in den Sümpfen unterwegs sein würde.
    Von irgendwo erklang eine äußerst wehleidige Stimme, die sich darüber beschwerte, dass man mit so starken Bauchschmerzen nicht auf die Jagd würde gehen können. Die Furcht stieg Hand in Hand mit der Anspannung.
    „He Yarik!“, rief Shakes plötzlich, der den großgewachsenen Stabkämpfer entdeckt hatte, „Wir treffen uns unten am Weg. Erledige, was du noch zu erledigen hast und triff uns dann dort.“
    Der Bärtige nickte zur Bestätigung, dass er verstanden hatte.
    „Natürlich weiß der Zauberertyp, wo ‚unten am Weg‘ ist“, stöhnte Vered, und konnte dabei ihre Augen gar nicht so sehr verdrehen, wie sie es gern getan hätte.

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager an der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Es dauerte nicht lange, da hatten sie den Nebel hinter sich gelassen und der Kapitän ließ das beschworene Licht in unzähligen winzigen saften Funken vergehen.
    Sie konnten den Turm der Jagdkommandantur bereits sehen. Er hatte sich offenbar über die vergangenen Winter nicht gut gehalten. Mehr eine Ruine erhob er sich am Spätvormittagshimmel gegen die Sonne.
    Larah ließ den hinter ihnen liegenden Kampf nochmals vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Auch wenn sie ein bisschen stolz darauf war, wie sie sich behauptet hatte, war sie doch froh, das Yared an ihrer Seite gewesen war.
    „Wo hast du eigentlich deine Schwertkünste erworben, Yared?“
    „Den Umgang mit dem Einhänder hat mir Tavik beigebracht.“
    „Tavik? Ich dachte, der war Speerkämpfer. Oder hat er das aufgegeben, nachdem er Aidar die halbe Inneneinrichtung zerlegt hat?“ Larah wandte kurz den Kopf und sah den Kapitän fragend an.
    "Aus Versehen zerlegt“, korrigierte Yared sie breit grinsend.
    „Aus Versehen. Natürlich“, stimmte sie ihm mit aller Überzeugung zu, die sie ebenso breit grinsend aufzubringen vermochte, als sie an das Schild mit der Aufschrift ‚Keine Stangenwaffen im Gastraum!‘ dachte, das in der Grünen Krähe den Tresen zierte, solange sie das sildener Wirtshaus kannte.
    „Und Nein, Tavik war ein ganz formidabler Speerkämpfer, hat den Speer jederzeit selbst einem Bogen vorgezogen. Er hat immer gesagt: 'Der Bogen gewährt die Distanz, aber hinter dem Speer ruht die Kraft des Kriegers.'"
    Yared schien kurz in Erinnerungen abzugleiten, bevor er fortfuhr: „Aber er war weit mehr als nur ein versierter Speerkämpfer. Er konnte mit fast allem gut umgehen, was eine Klinge oder Schneide hatte. Die größte Meisterschaft hat er jedoch mit dem Schwert erreicht – vermutlich weil das die Waffe war die am meisten seinem Naturell entsprach: Vielseitig und effektiv, vor allem aber uneingeschränkt Vertrauenswürdig.“
    Larah sah auf die Stangenwaffe in ihren Händen.
    „Ob ich auch noch neben Messer und Speer, den Umgang mit dem Schwert lernen sollte?“
    „Grundsätzlich keine schlechte Idee. Stangenwaffen können fast alles, aber es gibt Orte, für die sind sie schlicht und ergreifend zu sperrig“, stimmte Yared zu, “Aber darüber solltest du dir Gedanken machen, wenn du deine Verpflichtung an die Wilde Jagd erfüllt hast.“
    Noch während er die sagte, öffnete sich der Bruchwald vor ihnen und sie traten unter den Bäumen auf den Vorplatz der ehemaligen Jagdkommandantur. Einst hatten die Jäger hier ihre Bogenschießübungen abgehalten. Nun war der verfallene Turm umgeben von Zelten und Feuerstellen, um die sich die Waldkrieger scharrten. Zwischen einzelnen Bäumen waren zusätzliche Planen gespannt und überall liefen, saßen und standen Jagdkommandos zusammen. Absprachen wurden getroffen, Waffen auf Vordermann gebracht und das ein oder andere vorgezogene Mittagsmahl in geselliger Runde oder allein verspeist. Es wurde gescherzt und ernste Miene gemacht und überall herrschte ein großes Gewusel. Yared musste grinsen. So konnte ein Belagerungszustand auch nur beim Waldvolk aussehen –so gut organisiert wie ein myrtanisches Feldlager zugleich so lebhaft wie ein großer varantischer Basar.
    "Wir sollten uns erstmal einen Überblick verschaffen und etwas zu essen besorgen.", meinte Larah.
    "Dort drüben gibt es Eintopf." Yared wies auf die lange Schlange, die sich neben dem Eingang zum Turm gemächlich auf einen großen Kessel zubewegte.
    "Ich glaube, wir sind verhungert, bevor wir dort was abbekommen", meinte Larah mit einem spitzbübischen Lächeln.
    "Vermutlich", stimmte ihr der Kapitän seufzend zu, "Dann erst zur Leitung dieser Veranstaltung.", und hielt auf ein großes Zelt auf der anderen Seite des Turms zu.
    Geändert von Larah (19.03.2024 um 02:12 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Basislager am ehemaligen Jägerturm, Vormittag

    Es hatte also begonnen. Endlich… Auch wenn Yarik gut damit hätte leben können, wenn diese Wilde Jagd nie stattgefunden hätte, so war es doch eine gewisse Erleichterung, dass das Warten auf das Unvermeidliche nun ein Ende hatte. War er vorbereitet? Er wusste es nicht. Er würde sich einfach auf das verlassen müssen, was er gelernt hatte, und hoffen, dass es ausreichte.
    Immerhin hatte er seinen in der Not selbstgeschnitzten Kampfstab bei der Waffenausgabe gegen ein hochwertiges Exemplar aus Eichenholz eintauschen können, das zudem an den Enden mit Stahlbeschlägen verstärkt war. Eine formidable Waffe, die problemlos dazu geeignet war, Schädel einzuschlagen. Nur gegen Pflanzen war sie vielleicht nicht gar so nützlich, weshalb Yarik noch einige andere Dinge mitgenommen hatte. Valerion hatte während ihres Kampfes gegen den Ableger bei der Plantage überraschenden Ideenreichtum gezeigt, indem er Salz und Feuer zum Einsatz gebracht hatte. Yarik schaffte es, dem Koch des Lagers einen Beutel des kostbaren Gewürzes abzuschwatzen, außerdem organisierte er einige Fackeln und eine Flasche mit Lampenöl. Komplettiert wurde seine Ausrüstung durch ein Haumesser und eine handliche Axt, die ihm der Jäger an der Waffenausgabe in die Hand drückte mit dem Hinweis, das seien nun Mal die besten Werkzeuge gegen Gestrüpp, Äste und Wurzeln. Er schien sich Gedanken gemacht zu haben, wie man gegen Pflanzen vorging.
    An Proviant und Reisegepäck nahm Yarik nur das allernötigste mit. Wenn alles gut ging, würden sie ohnehin in einem der halbwegs sicheren Waldläuferlager rasten können. Wichtiger war, jederzeit auf einen Kampf vorbereitet zu sein, und dafür durfte er sich nicht mit schwerem Gepäck belasten.

    Als er alles zusammen hatte, begab sich Yarik zum Rest des Trupps. Obwohl es ihm keiner gesagt hatte, wusste er irgendwie instinktiv, dass sie unten am Weg auf ihn warteten, und tatsächlich, da standen auch schon Shakes, Chala und die drei Waldläufer, denen sie zur Unterstützung zugeteilt worden waren. Yarik hatte sich während der Einteilung flüchtig mit ihnen bekannt gemacht und nickte kurz zur Begrüßung. Sie wirkten ruhig, fast abgeklärt, selbst die junge Eileen.
    Yarik musterte das Mädchen kurz. Eileen war von hagerer, drahtiger Statur, ganz wie ihr Vater Liam, und hatte ein schmales Gesicht mit etwas übergroßen dunkelblauen Augen, die fremden Blicken stets auswichen. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, trotzdem fielen ihr ein paar widerspenstige Strähnen immer wieder ins Gesicht, die sie jedes Mal mit einer geistesabwesenden Geste wegwischte. Sie hatte bereits die Sehne in ihren Bogen gespannt und trug die Waffe über ihrer Schulter, während sie einen kurzen Speer in den Händen hielt. Yarik war nicht wohl dabei, sie in der Gruppe zu haben – aber er konnte ihr und ihrem Vater schwerlich vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hätten…
    „Bereit?“, fragte Liam und Yarik nickte.
    „So bereit man eben sein kann für… so etwas.“ Er deutete mit dem Kinn in Richtung des Sumpfes, aus dem immer wieder beunruhigende Geräusche zu ihnen drangen – das Bersten von Holz, die Schreie wilder Tiere, die in Raserei aufeinander losgingen… Ein wahrer Hexenkessel, und sie würden bald mittendrin sein.
    Liam lächelte, aber das Lächeln erreichte seien Augen nicht. „Dieser Weltenriss – ich war dabei, damals. Wir haben unsere Heimat verteidigt und waren siegreich. Und heute werden wir unsere Heimat wieder verteidigen und dabei siegreich sein! Und wenn Beliar persönlich hier aufkreuzt – wir werden ihn mit einem Arschtritt wieder zur Hölle schicken, das versprech‘ ich dir!“ Er trat neben Yarik und hob eine Hand an die Stirn, um seine Augen vor der Sonne abzuschirmen, als er ins Lager spähte. „Wo bleibt jetzt der Fatzke? Wir haben keine Zeit zu vertrödeln!“

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    Basislager am ehemaligen Jägerturm, Zelt der Anführer, Vormittag - Ryu, Ricklen & Jilvie

    "Verdammte Scheiße, nein hab ich gesagt!". Ricklen war außer sich. Seit dieser ganze Tumult begonnen hatte war es, als hinge er mit jedem Nerv an Messers Schneide. Als ob jede Bewegung daran schaben und drohen würde, diese Nerven zu durchtrennen. Der Kerl war schon immer ein verbaler Müllhaufen gewesen, so wie er sich ausdrückte. Aber in diesem Moment kamen selbst Ryu Zweifel auf, ob der sonst so resolute Gefährte Jilvies nicht auch so langsam an seine Grenzen kam. "Ricklen, hör mir zu! Wenn Ornlu mit seiner Sippe unterwegs ist, sind Griffin und ich nur zu zweit! Sie hat im Gebirge gezeigt, wozu sie fähig ist! Verbau ihr nicht, ihr Potential zu entfalten! Wir brauchen sie dort draußen!", doch hörte der Veteran unter den Waldläufern entweder nicht zu oder er hatte einen seltsamen Spaß daran, die Bitte des Templers abzuweisen. "Einen Scheiß braucht ihr! Ihr rennt durch den Sumpf und schlachtet Viecher ab wie Fleischwanzen! Du und dein fetter Kumpel wollt doch nur ein Weib haben, dass euch anhimmelt und...", doch Jilvie schnitt ihm das Wort ab.

    "Ricklen! Hör auf damit! Weibergeschichten hin oder her - Er hat uns noch nie um so etwas gebeten, also hör auf damit und denk mal nach!"

    Ihre Augen funkelten ihren Mann an, baten um Vernunft und warnten auf der anderen Seite davor. Ob es nun aus Respekt vor dem Hauptmann der Wächter war oder aus Angst vor der Art, wie der Hayabusa ihren Mann gerade anstarrte, die Augen leicht geschmälert. Ja, Ryu war es wirklich nicht gewohnt, dass man ihm so begegnete, aber es spiegelte am Ende doch genau das wieder was hier viele von ihm denken mussten. Sein Ruf und seine Taten in der Vergangenheit bekräftigten Ricklens Worte eigentlich nur.

    Selbst wenn Ryu wirklich nur daran interessiert war seine Schülerin, der er durchaus auf Augenhöhe begegnete als Unterstützung mit auf die Jagd zu nehmen. Die Erlebnisse im Gebirge hatten dem Schwertmeister gezeigt, dass er nicht alles alleine schultern konnte und von den wenigen Leuten die erlebt hatten, was in den beiden Hütern schlummerte hatte die rote Snapperin bis dato am meisten mit ihnen harmoniert. Natürlich konnte man Jarvo, Ornlu und all die anderen eingefleischten Veteranen noch nennen, aber sie waren alle mit ihren Aufgaben betraut gewesen. Jarvo, so markant und dominant sein Auftreten noch immer war, musste koordinieren und das Waldvolk führen. Ornlu führte die Wolfssippe an. Natürlich wäre es dem Hüter lieber gewesen, Freiya in Sicherheit zu wissen, doch sie hatten auch bereits Seite an Seite gekämpft. Sie, Griffin und er agierten bereits nach so kurzer Zeit in einer selten erlebten Synergie.

    "Oh nein, Jilvie! Nein, das muss jetzt mal auf den Tisch gebracht werden! Der Kerl hockt jeden Tag in seiner Kommandantur auf seinem Arsch herum herum und tut so, als wäre das Einteilen der Wächter so eine große Nummer. Wirft mit Grußfloskeln herum, die NIEMAND im Waldvolk nutzt und sowieso kein Schwanz versteht! Aber nein! ER ist ja der feine Templer und was Höheres! Und wer anderer Meinung ist wird wütend angestarrt bis er nachgibt, damit der Drecksack auch ja bekommt was er will! Soll er von mir aus seine Wächter einpacken oder eins seiner Betthäschen! Aber ich werd verfickt nochmal nicht zulassen, dass er unser Jagdkommando auseinander reißt und Freiya in Gefahr bringt mit seinen größenwahnsinnigen Ideen!"

    Ein seltsames Schweigen machte sich zwischen im Kommandozelt breit. Ryu, die Fäuste zuvor noch geballt ob der ausfallenden Art Ricklens senkte den Blick leicht. Das dachte man also von ihm? Natürlich... Es war schlüssig. Der Hayabusa war oft seinen Weg gegangen. Ohne Rücksicht auf Verluste und seinem eigenen, inneren Kodex folgend. Aber war er, als Lehrer sovieler junger Kämpfer wirklich so abgehoben? Hatte er sich so weit über sie gestellt in dem Wissen, dass kein einzelner je eine Bedrohung für ihn wäre? War er derartig in den Genuss der Ausnutzung seiner eigenen Macht versunken? War es >so< schlimm gewesen? Nein... Eigentlich nicht. Immer hatte er für die Gemeinschaft gehandelt. Manche male vielleicht etwas unorthodox. Oft nicht ohne Fehler. Aber zu hören, dass ein Mann den er bis zu diesem Punkt immer sehr wertgeschätzt hatte so über ihn sprach... Und dann sprach noch einmal jemand davon, dass das 'Held sein' immer nur mit schönen Augenblicken verbunden war...

    Jilvie war gerade wirklich die Stimme der Vernunft gewesen und ihre nächsten Worte ließen an keiner Logik zweifeln:

    "Hör jetzt auf und benutz' mal für einen Augenblick dein Hirn! Ryu gehört zu unseren besten Kämpfern und hat Viecher erlegt, die dürfte es eigentlich gar nicht geben! Wenn er sagt, er sieht etwas in Freiya und, dass er sie braucht, dann kommt das nicht von ungefähr! Du weißt das ganz genau so sehr wie ich es weiß! Gib ihr die Möglichkeit zu wachsen! Du willst doch auch den Drecks-Oger umlegen, oder nicht? Du erinnerst dich dran, was das für ein Vieh ist? Dass er uns alle um die Ecke bringen könnte? Aber da ist es in Ordnung? Komm schon, Ricklen!"

    Als der Hüter aufschaute, sah er bereits die Zerrissenheit in den Augen des Waldläufers. Geplagt von dem Gedanken, dass seine Frau, wie so oft, Recht hatte, wandte der den Kopf hin und her, als wolle er sich aus etwas herauswinden. Als jedoch die Blicke beider Männer wieder aufeinander trafen - Ryu, wie bisher stoisch und lauernd, Ricklen hingegen mit einem mal wieder von Zorn ergriffen, verpuffte die aufkommende Verständnis in seinem Gesicht und der Trotz nahm wieder seinen Platz ein. "Dem Oger reißen wir den Arsch auf - Das schulden wir Onyx! Aber dem da...", er deutete auf Ryu, blickte jedoch zu Jilvie. "... Dem da schulden wir nichts!". Aber die Meisterschützin ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen, schnaufte einmal tief durch und legte die Stirn in Falten. Ihr blick, noch zuvor Verständnis suchend wurde nun vorwurfsvoll. "... Und mir? Schuldest du mir nicht dein Vertrauen?"

    Ricklen schwieg betroffen und senkte nun seinerseits den Blick, ehe seine Angetraute ein "Hab Vertrauen. Er wird sie schon in einem Stück zurück bringen." nach schob. Was jedoch wieder ein schlechter Nachsatz war, denn just in dem Moment schaute der Waldläufer erneut auf und, als Ryu schon im Begriff war, resigniert umzudrehen und das Zelt zu verlassen, fiel ein Satz. Ein einzelner Satz der all die Zurückhaltung und Stoik des Templers im Nu in einer kurzen Stichflamme verbrannte. "Mhm, so wie er's bei deinem anderen, vielversprechenden Kandidaten gemacht hat? Wie bei Myra?"

    Er hatte kaum das Ende der letzten Silbe ihres namens ausgehaucht, da war es schon, als würde eine gewaltige Macht den Waldläufer überrollen, als dieser in einem kräftigen Sprung des Hüters von den Füßen gerissen wurde. Im nächsten Augenblick musste sich Ricklen dann, mit den Beinen strampelnd und nach Luft ringend, unter einem lauten Knall an die Wand Turms gepinnt wieder finden. Er hatte eine finale Grenze überschritten und das sollte er nun spüren. Den Hüter kümmerte es nicht, ob er damit die Worte dieses vorlauten Maulesels bestätigte. Mit den Respektlosigkieten wusste er ja noch umzugehen, aber niemand... NIEMAND würde in diesem Winkel seines Geistes zustechen. Mit der Linken hatte Ryu ihn am Hals gegen den leise bröckelnden Stein gepresst, während die Rechte dem Waldläufer instinktiv die Hand verdrehte die nach dem Dolch an seinem Gürtel greifen wollte. Die Wyvern-Augen loderten mit einem mal bedrohlich, als sich die Blicke der beiden Männer erneut begegneten. Wie konnte dieser mickrige Sterbliche, dieses Sandkorn unter seinen Stiefeln sich auch nur anmaßen ihm so zu begegnen!? Dieser vorlaute, abgebrochene Kläffer, der dachte, er könne mit seinen giftigen Worten einem Wy...

    Der Templer hielt inne. Blinzelte. Die Drohung in seinen Augen wich einem Moment der Klarheit. Erst jetzt wurde dem Wyvern-Krieger das Zerren und Ziehen Jilvies an seinem Arm bewusst, welcher sich unter all der Anspannung kaum rührte. Der Hayabusa hatte Unruhe und Uneinigkeit gebracht. Alles, was er in den Jahren zu verhindern versucht hatte. Und nun, in diesem kleinen Augenblick... Er ließ ab von dem Waldläufer der keuchend zu Boden glitt und sich den Hals hielt. Zum ersten mal seit Ryu das Anliegen hervor gebracht hatte, Freiya mit sich nehmen zu wollen hatte Ricklen kein Wort hervor gebracht. Der Hüter blickte zu Jilvie. Um Vergebung bittend und das Funkeln in ihren Augen mahnte ihn an, deutete jedoch auch auf Verständnis und den Wunsch nach Vergebung an ihren Gefährten. Der Hüter nickte leicht und senkte den Blick. Worte konnten nicht formulieren, was er gerade fühlte... Wegen dem Ausbruch gerade... Wegen der Gefahr die er für andere darstellte... Wegen Myra...

    Dann wandte er sich ab, in den Ohren noch die Stimme der Meisterschützin die einerseits ihren Mann schalt, andererseits nun selbst fluchend über die Dickköpfigkeit und den Starrsinn der Kerle die Tooshoo bevölkerten. Durch eine der Seitenplanen verließ der Hüter das Zelt, wo auch schon Griffin gegen die Wand lehnend wartete. Sein Blick sagte zwar aus, dass er gelauscht hatte. Und, vermutlich einfach der Förmlichkeit halber, richtete er ein "Und, wie liefs?", an seinen Waffenbruder. Dieser blickte ihm nur aus erschöpften Augen entgegen und hob sachte die Schultern. "Tja... Schätze, wir sind auf uns gestellt... Ich... Brauch' noch 'nen Moment...".

    Gerade im Begriff weiter zu laufen, spürte er plötzlich die Hand seines Freundes auf der Schulter. Die Blicke der Hüter trafen sich in stillem Verständnis. Sie beide wussten wie es war mit ihren Gaben zu ringen. Wie es sich anfühlte, wenn man in die Ecke gedrungen war und nur noch zuschnappen konnte. Keiner von denen da drinnen würde es jemals verstehen. Griffin lächelte etwas schief, doch offensichtlich teilte er den Schmerz den Ryu gerade fühlte. "Lass mich wissen wenn's los geht. Ich geh Freiya suchen. Wenn die da drinnen nicht aus dem Arsch kommen soll sie doch selbst entscheiden, findest du nicht?"

    Der Hüter nickte. Sie waren hier zum Jagen und zur Verteidigung des Waldvolkes. Nicht um sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Und am Ende des Tages war es an der roten Snapperin dem nachzugehen, was ihr Herz ihr riet.
    Geändert von Ryu Hayabusa (19.03.2024 um 20:48 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #296
    Provinzheld Avatar von Valerion
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    „He Fatzke hilf mir mit dem Zelt“
    „Hey du Fatzke, kannst du mir mal da helfen“
    „HE BLÖDER FATZKE BRING MIR DEN HAMMER“
    Valerion seufzte auf, seit er im Basislager angekommen war, um bei dem Aufbau zu Helfen, waren alle sehr unfreundlich zu ihm. Es wunderte ihn zwar nicht, nach seiner Aktion mit dem Jadewolf aber von allen bekam er nur sehr böse Blicke. Als ob er es nicht kapiert hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der Bärtige half den Leuten, so gut es ging. Er half beim Aufbau der Versorgungszelte, half beim Aufbau eines Verteidigungswalls und half beim Sortieren verschiedener Werkzeuge oder Waffen. Jedoch egal wem ihm half, er wurde nur als Fatzke bezeichnet. Selber schuld, dachte Valerion, hätte er den Ball flach gehalten, wäre es sicher nicht so schlimm gewesen. Doch der Bärtige musste immer gerne übertreiben. Ab und zu sah er Selana, die ihn hochmütig anschaute und ein fieses Grinsen, begleitete sie. Sie hatte ihre Ausrüstung parat, trug einen Bogen, sowie einen Köcher und war hinter ein paar anderen Leuten her. Wahrscheinlich war sie einem Trupp eingewiesen worden.

    „He Fatzke“, rief eine bekannte stimme.
    Als er sich umdrehte blickte er in das Gesicht von Shakes.
    „Was willst du ...?“, fragte Valerion genervt und hämmerte einen Keil in eine Schlaufe, um das Zelt gespannt zu halten.
    „Du....Du.... sollst mitkommen. Yarik und Chala ihr seid in einem Trupp mit ein paar Waldläufer“, murmelte der Kerl unsicher. Valerion seufzte und nickte nur.
    „Mach deine Ausrüstung bereit, hörst du“, befahl der Kerl und verschwand, so schnell wie er gekommen war.
    Nachdem er seine Arbeit überprüft hatte, schnappte er sich seinen Rucksack und ging zum Versorgungszelt. Hektisch wurde hier alles eingeräumt, für das Essen, Werkzeuge und andere Waren, die man wahrscheinlich brauchen konnte.
    Valeron legte etwas Gold auf die Theke.
    „Ich brauche salz, so viel Salz, wie ich hierfür bekomme“; sprach er.

    Ein paar Minuten später machte er sich auf den Weg zu seiner Gruppe. Er schaute in die Augen der schwarzen Schönheit und grinste, sie jedoch blickte ihn nur skeptisch an. Yarik saß auf einem Baumstumpf und prüfte seinen Stab und seine Ausrüstung, er nahm wohl kaum Notiz von Valerion. Eine recht junge Frau, die ihn schüchtern anschaute, stand etwas neben Chala und schaute sofort weg, als ihre blicke sich kreuzten.
    Der andere Kerl, schulterte eine doppelköpfige Axt und blickte ihn finster an.
    „Na wenn das nicht der Mann der stunde ist, unser hochwerter Herr Fatzke“; sprach er mit finsterem Blick und einige in, der nähe stehenden Leute fingen an zu lachen.
    „Das reicht jetzt Glaen, seine Taten mögen zwar nicht immer korrekt sein, aber er ist ein teil unseres Trupps, so behandeln wir ihn auch“; sprach der letzte Kerl, der wohl schon einiges gesehen und erlebt hatte.
    „Bin hier, kann losgehen“; sprach Valerion etwas gelassen. Vielleicht war er doch zu gelassen, für diesen Tag.

  17. Beiträge anzeigen #297
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Basislager am ehemaligen Jägerturm, Mittag - Es geht los!

    “Dir geht es besser, ja?”, fragte Ornlu, während sich sein Jagdkommando versammelt hatte. Kiyan nickte und klopfte sich auf die Brust. Mit seiner Statur, dem einen Auge und Kleidung wie dem Wargfell, passte er hervorragend in dieses Jagdkommando aus verwegenen, wilden Kerlen mit Tätowierungen und Bemalung im Gesicht. Mit wilden Haaren und Zöpfen, sowie Augen, die die Augen von Jägern waren.
    Der Druide hatte seine Ausrüstung für die Sümpfe bei sich und darauf verzichtet sich heraus zu putzen wie andere. Seine Sumpfhailederstiefel würden keine zehn Meter sauber bleiben. Dafür hatte er sich aber bei Nerea mehrere kleine Säckchen mit bestimmten Beeren und Kräutern zusammen stellen lassen. Gefühlt zum ersten Mal hatte er dabei dieses Mädchen gesehen, das so unscheinbar und sehr nervös beim Zusammenstellen half.

    Okam, Vigo und Iun musste er nicht daran erinnern, wie man sich für zwei Tage in den tiefen Sümpfen bereit machte und Kiyan bekam durch Iun einen aufgefüllten Rucksack mit dem nötigen Zeug.

    "Was war das mit Ricklen und Hayabusa?", fragte Iun um die auftretende Stille zu durchbrechen.
    "Meinungsverschiedenheit. Haben sie geklärt. Mehr weiß ich auch nicht", sagte der Wolfsdruide und zuckte mit den Schultern. Er wollte es nicht zum Thema machen und schaute gen Himmel, um den Stand der Sonne zu deuten.

    “Dann geht es gleich los. Kein Sturm in die Höhle des Bären. Wir sind das Vorauskommando, das in den Westen los zieht. Ricklen war einverstanden, dass Kiyan uns begleitet, weil wir einen Speerkämpfer mehr brauchen. Ziel ist die westliche Tempelruine und das Felsennest. Wir markieren die die sicheren Pfade, sichten die Beute und kommen dann zurück.”, erklärte Ornlu.
    “Und die anderen spazieren dahin und holen sich die Beute?”, merkte Okam an.
    “Turya bestand darauf, das erste Kampfkommando zu sein. Soll sie ruhig. Wir werden da schon die Beute belauern. Ist nicht so, dass wir abhauen werden, wenn da was ist. Aber so ist der Befehl und auch ein Jadewolf fügt sich dem Befehl von Jarvo. Genauso wie ein Okam. Verstanden?”
    “Soll Turya doch den Schwanz von irgend so einem Vieh abbeißen!”, fluchte Okam.
    “Wenn sie das gehört hat hast du bald auch keinen.”, meinte Iun und zeigte in die Richtung der Waldläuferin. Sie funkelte die wilden Kerle an, als würde sie jeden umbringen wollen.
    “Wenn sie so schaut, will ich mich gleich ausziehen und mich für die Mannschaft opfern.”, schwärmte Okam und meinte das ernst.
    “Nicht nur du. Aber dafür sind wir nicht hier und Hjarti hat Anspruch gemeldet als erster den Tritt in die Eier zu bekommen. Und jetzt gilt es! Augen auf die Beute!”, war die kurze aber klare Ansprache des Druiden. Denn es ging los.

    Andere Kommandos traten auch an und es oblag dem Jagdkommando des Waldläuferführers zur Jagd zu rufen.
    Jarvo stieß dann in ein Horn und auf dieses erklangen die Hörner der anderen Jagdkommandos. Alle die für den Anfang eingeplant waren gingen gemeinsam los. Die Vorauskommandos eilten voraus. Dabei waren Ornlus Wölfe jene, die in einer Reihe losliefen. Vigo als geschickter Läufer gab Tempo und Schritte vor. Alle andern folgten wie ein Wolfsrudel indem sie dahin traten wo auch Vigo hin trat. Ornlu folgte als Letzter.
    Die Jagd begann…

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager des Waldvolkes am ehemaligen Jägerturm

    Es war das Schweigen vor dem Anfang. Die Ruhe vor dem Sturm. Maris hatte es schon oft genug erlebt. Vor einem Kampf oder einem Einsatz in Feindgebiet kehrten die meisten Menschen tief in sich zurück, kontrollierten konzentriert und ernst ihre Ausrüstung, beteten vielleicht noch einmal zu den drei Göttern. So hielten es auch die Mitglieder seines bunt zusammengewürfelten Spähtrupps, je näher die Mittagsstunde rückte, zu der sie alle aufbrechen sollten. Naja, fast alle.
    "Ein Jagdmesser zum Ausnehmen, der Beute, ein Kampfmesser zum Erlegen der Beute, mein treues Einhandschwert 'Panzerbrecher' für die schwere Arbeit, mein Bogen 'Sturmbrecher' für die Jagd aus der Ferne... und meine Brigantine, frisch gereinigt, damit das rote Samt zur Geltung kommt!", zählte der dunkelhäutige Kahlkopf mit einem kindlichen Vergnügen auf, das so gar nicht zu seinem auf den ersten Blick bedrohlichen Äußeren passen wollte. Frank war ein großer und massiver Brocken Fleisch mit einer Nase, die dem Anblick nach schon mindestens zweimal gebrochen und schief wieder verheilt war. Schon nach wenigen Worten war Maris allerdings klar geworden, dass der erste Anschein trog. Frank war kein fieser Halunke - er war ein gutmütiger Schwachkopf.
    "Denkst du nicht, dass eine knallrote Brigantine 'ne scheiß Idee ist, wenn wir ungesehen spähen wollen?"
    Frank hob die muskelbepackten Schultern. "Ist eben meine Rüstung. Wass soll ich denn machen?"
    "Schmier sie mit Dreck ein... bitte", brummte Maris. "Keine leuchtenden Farben."
    "Och nö... muss das sein?"
    "Mein Trupp, meine Ansagen. Da drüben ist die Erde feucht, los geht's. Und hast du 'nen Helm?"
    "Ich mag keine Helme."
    "Lass dir einen geben."
    Frank zog eine Schnute. "Du trägst doch auch keinen!"
    "Ich trage einen Turban aus magischem Stoff."
    "Aber das ist kein-"
    "MACH einfach, Frank."

    Maris überließ den großen Kerl seinen Vorbereitungen. Er schritt an Sana vorbei, die nur kurz zu ihm aufsah und sich umgehend wieder ihrem Rucksack zuwandte, während ihr Hund in der Sonne zerfloss. Sie hatten noch keine zehn Worte gewechselt, seit Maris die Gruppe zusammengestellt hatte, doch Kjal hatte ihm das Wichtigste erzählt. Offenbar hatte sie einst in Schwarzwasser gelebt, hatte sich aber vor mehr als zehn Jahren schon in die Wildnis zurückgezogen und seitdem nur selten ein Lebenszeichen von sich verlauten lassen. Nun hatte das Mal sie wieder zum Großen Baum und zur Gemeinschaft gezwungen - doch dass sie es nicht mehr gewohnt war, unter Menschen zu sein, war offensichtlich. Wenn sie sich mit jemandem auseinandersetzte, war es ihr Hund. Die beiden verstanden sich ohne Worte, als wären sie eine Einheit.
    "Brauchst du noch was?", fragte Maris. Sie sah erneut auf, schüttelte den Kopf und kümmerte sich wieder um ihre eigenen Dinge. In ihren Augen lagen eine Trauer und Müdigkeit, die Maris das Herz schwer werden ließen. Doch was auch immer ihre Geschichte war - er war sich sicher, dass sie diese für sich behalten würde.

    Er wandte sich ab und trat hinüber zu Seamus und Runa, die ihre Vorbereitungen gemeinsam unternahmen. Runa hatte ein einfaches Lederwams und einen offenen Helm zum Schutz erhalten und ließ sich von ihrem Onkel zeigen, wie sie die Ausrüstung vernünftig anlegte. Sie war dabei voll bei der Sache - Maris hatte keinen Zweifel daran, dass es ihr ernst damit war, hier helfen zu wollen. Die Waffe, die sie bei sich führte, war das Falcata ihres Vaters. Doch Maris wollte es nicht dabei belassen.
    "Hey, ihr beiden. Wie sieht's aus?", rief er ihnen zu.
    "Alles gut so weit", brummte Seamus. "Sind bald fertig. Gehen wir mit der zweiten Welle? Die Ersten sind ja gerade weg."
    "So sieht's aus", sagte Maris. "Aufklärungsmission durch die östlichen Sümpfe. Wir decken alles zwischen dem Moleratgehege und der Plantage ab. Muss aber zugeben, dass mir wohler wäre, wenn wir noch ein Augenpaar mehr dabei hätten. Frank ist ein Trottel, und bei Sana bin ich mir nicht sicher, ob wir auf sie zählen können, wenn etwas passieren sollte."
    "Die Truppen sind eingeteilt", entgegnete Seamus achselzuckend. "Wo willst'n jetzt noch jemanden auftreiben?"
    "Ach, keine Ahnung." Maris seufzte. "Wollte vorhin nochmal zu Jilvie und Ricklen gehen, aber bei denen brauch ich glaub ich nicht nochmal fragen."
    "Was war da vorhin eigentlich los?", fragte Runa. Sie sah so erwachsen aus mit ihrer Ausrüstung und den zurückgebundenen Haaren.
    "Unstimmigkeiten bei der Einteilung der Jagdtrupps, wie ich gehört hab", meinte Maris nur. "Nichts, was für uns wichtig wäre."

    In Wirklichkeit beschäftigte ihn der Vorfall deutlich mehr, als er irgendjemandem gegenüber zugegeben hätte. Diese kraftvolle Präsenz, die da zu spüren gewesen war - nur für einige Momente - hatte etwas in ihm angesprochen, das tot und begraben in den Untiefen seines Unterbewusstseins hätte liegen sollen, wenn es nach ihm gegangen wäre. Er fühlte sich schmerzhaft an den Tag zurück erinnert, als sie das Weißauge getötet hatten. Damals hatte al-Hamza die Kontrolle über ihn übernommen, und er war nichts weiter als ein Spielball gewesen. Nur Ornlus Drohung und die vorausschauende Verschlagenheit des Großen Löwen, der die Gefahr durch den Hetzer erkannt hatte, waren damals seine Rettung gewesen. Er wusste genau, was es bedeutete, wenn eine animalische Kraft aus einem hervorbrach und man die Kontrolle verlor. Und genau das hatte er dort oben in dem Kommandozelt gespürt, als er hingegangen war, um seiner Gruppe noch ein weiteres Mitglied zuteilen zu lassen. Als er kurz darauf Ryu hatte aus dem Zelt treten sehen, war er stehengeblieben und hatte umgedreht. Was auch immer da geschehen war, es ging ihn nichts an. Doch dass unter ihnen noch andere waren, die ähnliche Probleme wie einst Maris mit sich trugen und sie so unkontrolliert und offen zeigten, beunruhigte ihn zutiefst. Wenn all das vorbei war und sie beide sich wiedersahen, würde er den Mann mit den Echsenaugen darauf ansprechen. Und bis dahin hoffte er, dass dieser Ausbruch kein Vorbote größerer Probleme war.

    "Runa, komm mal her", sagte Maris. "Ich möchte dir etwas geben."
    Er löste sein Messer vom Gürtel. "Ich will, dass du ihn nimmst. Wir ziehen nicht los, um zu kämpfen, aber falls irgendetwas passiert, will ich, dass du ihn hast, um dich zu verteidigen."
    Runas Augen weiteten sich. "Ist das-"
    "Mein Erzmesser, ja. Geweiht im Wasser von Adanos und dem Sand der Mutter Wüste. Reines magisches Erz, von den Meistern aus Nordmar gefertigt. Wenn es hart auf hart kommt, ist nichts so kostbar wie diese Klinge in deiner Hand."
    Runa nahm die Waffe mit beiden Händen entgegen. Sie starrte mit offenem Mund auf die Scheide herab. Maris lächelte - es war gut, dass sie den Wert dieses Geschenks verstand.
    "Das ist... danke, Papa." Runa trat auf ihren Vater zu und umarmte ihn - lang und fest. Maris erwiderte die Umarmung. Er drückte sie fest an sich und hätte sie am liebsten nicht mehr losgelassen.
    "Gern, mein Schatz. Auch wenn ich hoffe, dass du ihn niemals einsetzen musst."
    Schließlich ließ er doch von ihr ab. Er sah wieder zu Seamus.
    "Wenn ihr fertig seid, sammle die anderen ein und warte mit ihnen am Fuß des Jägerturms. Ich dreh nochmal 'ne Runde und schau, ob ich noch irgendwo jemanden finde, der ein Kommando sucht. In einer halben Stunde geht's los."
    "Aye." Seamus lächelte grimmig. "Unser erster gemeinsamer Jagdausflug, Schwägerchen. Ich freu mich schon drauf."
    "Aufklärungsmission, Kumpel", erwiderte Maris, "vergiss das nicht! Und mach das bitte auch nochmal den anderen klar. Vor allem dem Hohlkopf. Der sieht aus, als ob er auf Heldenscheiß steht."

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager des Waldvolkes am ehemaligen Jägerturm

    „Ricklen!“, brachte Freiya mit zitternder Stimme hervor. Sie stand im Eingang des Zeltes, in dem der Waldläufer und der Hauptmann gerade ihre Auseinandersetzung gehabt hatten. Sie hatte alles mitbekommen. Die Rothaarige war ins Zelt getreten, nachdem sie gehört hatte, wie Ricklen ihren Namen genannt hatte. Keiner der Anwesenden hatte ihr Eintreten bemerkt. Nachdem Ryu Ricklen angegriffen hatte, war er durch einen Seiteneingang verschwunden.
    Die Tränen standen Freiya in den Augen.
    „Wie kannst du es wagen so über mich zu bestimmen?“, brachte sie fassungslos vor. Ihre Stimme immer noch leise. „Wie könnt ihr beide es wagen, derartige Entscheidungen über mich fällen zu wollen, ohne mich mit einzubeziehen?“
    Ricklen sah sie schockiert an. Er schluckte, die Ader an seiner Stirn pochte.
    „Freiya …“, begann er und sie sah dass er sich schon wieder aufregen wollte. Laut fuhr sie ihm dazwischen:
    „Wie könnt ihr ein einen derartigen Streit verfallen in so einer Situation? Wie … kannst du solche Worte an Ryu richten?“
    Ricklen hob abwehrend die Hände: „Du gehörst zu meinem Kommando, er hat nicht das Recht, dich einfach mitzunehmen!“
    „Verdammte Axt, Ricklen!“, erhob Freiya erneut ihre Stimme. „Das alles wäre nicht passiert, wenn ihr mich von Anfang an einbezogen hättet!“
    Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr steckten immer noch die letzten Stunden in den Knochen. Das Erwachen des Sumpfes und der Kampf der Pflanzen und Tiere gegen das Verderbte. Und dann … der Ruf zum Schrein. Dieses Wesen, was sie dort erwartet hatte … Ricklens Erklärung, Jilvies Anweisungen, Jarvos Worte. Sie war gerade am Jägerturm angekommen gewesen und hatte sich noch mit den letzten Notwendigkeiten ausgestattet wie einem Dolch, nachdem sie sich noch am Großen Baum eine Waldläuferkluft hatte geben lassen, da ihre eigenen Sachen von den Geschehnissen im Gebirge noch zu mitgenommen waren. Den Bogen, den sie bekommen hatte, bevor sie in der Nacht auf Jilvies Geheiß hin zum Tor gegangen war, hatte sie weiterhin bei sich. Sie kannte das Exemplar: Es war ihr alter Bogen, den sie benutzt hatte, bevor Ronja ihr einen neuen, eigenen Bogen gemacht hatte damals im Bluttal. Ihr Schwert trug sie ebenfalls bei sich.

    Sie spürte Jilvies Hand auf ihrem Arm.
    „Mach dir nichts draus, diese Holzköpfe sind bisweilen von Würmern durchzogen, möchte man meinen“, sagte sie. „Beruhig dich.“
    Freiya senkte den Blick. Atmete ein und aus, nahm sich ein paar Augenblicke, zur Fassung zu kommen. Dann hob sie wieder den Blick. Ryus Ausbruch hatte sie heftig erschreckt. Doch Ricklen schien das Geschehene wegzustecken. Offenbar hatte Ryu sich noch im letzten Augenblick Einhalt gebieten können, wer wusste, was sonst passiert wäre.
    Langsam ging sie auf Ricklen zu, nun deutlich ruhiger.
    „Wir müssen zusammen halten“, sagte sie leise zu ihm. Nickend erwiderte er ihren Blick.
    „Nur gemeinsam können wir das schaffen“, sprach sie weiter und dachte an die Worte, die Lyrca an sie gerichtet hatte.
    Ricklen atmete hörbar ein und aus. Das, was geschehen war, nicht nur die Auseinandersetzung mit Ryu, sondern das Chaos im Sumpf, die Ansprache dieses Wesens und der offensichtliche Beginn dessen, was sie alle als die Wilde Jagd bezeichneten, hatten ihm zugesetzt. Jilvie trat zu ihm.
    „Du musst ihr zuhören“, sagte sie. Ricklen schob den Unterkiefer vor und fuhr sich mit der Hand fahrig über den Nacken.
    „Verdammt, Jilvie, ich hab sie ausgebildet!“, schimpfte er. „Nicht der da oder irgendjemand anderes!“
    „Das hast du“, antwortete Freiya statt Jilvie. „Und nie habe ich an dir gezweifelt. Ich bin dir dankbar für alles, wirklich alles, was du mir gezeigt hast. Ich wäre nicht hier ohne dich. Und niemals würde ich an deinen Qualitäten als Jäger oder Anführer zweifeln.“
    „Das will ich auch meinen“, erwiderte Ricklen. „Ich hab verdammt nochmal das beste Jagdkommando im diesem ganzen scheiß Sumpf!“
    Er sagte es mit einer Mischung aus Wut und Stolz. „Das ist mein Verdienst!“
    „Keiner zweifelt daran“, warf Jilvie ein.
    „Genau deswegen solltest du auch meinem Urteil vertrauen können“, ergänzte Freiya.

    Eine Stille entstand und Freiya konnte sehen, wie es in Ricklen arbeitete. Seine Nasenflügel waren immer noch geweitet und er atmete weiterhin hörbar ein und aus. Dann hob er die Augenbrauen:
    „Also, gut, was … was willst du?“, fragte er Freiya.
    „Wenn Ryu darum bittet, dass ich ihn und Griffin begleite, dann möchte ich das auch“, erwiderte sie vorsichtig. Dass der Hauptmann nämlich überhaupt zu Ricklen gegangen war mit dieser Bitte, hatte sie vollkommen überrascht. Dass er bei all den Leuten, die er hätte mitnehmen können, ausgerechnet nach ihr gefragt hatte!
    Ricklen zögerte, wandte seinen Kopf hin und her. Dann schüttelte er entnervt das Haupt, sagte aber betont ruhig:
    „Du hast meine Einwände gehört. Ich will, dass wir den Oger jagen. Für Onyx.“
    „Ich weiß“, sagte sie. Das war tatsächlich ein wunder Punkt, den er da ansprach. Das konnte sie nicht so leicht zur Seite wischen. Sie schwieg für einen Augenblick, bis sie eine Antwort gefunden hatte. „Dann solltest du das auch. Mit Jilvie zusammen. Ryu, Griffin und ich halten anderswo die Stellung, damit ihr eine Sorge weniger habt.“
    „Die hätte ich, wenn du bei uns bist, verdammt nochmal!“, knurrte Ricklen, aber nach all den Jahren, die Freiya nun schon in seinem Kommando war, wusste sie, dass sie ihn fast hatte.
    „Ja, bei euch bin ich sicher. Aber glaub mir, bei Ryu und Griffin bin ich es nicht weniger. Ich vertraue ihnen“, sagte sie. „Und wenn du kein Vertrauen in sie hast, dann hab es in mich, denn du hast mich ausgebildet und durch dich weiß ich solche Dinge einzuschätzen.“
    Wieder schob Ricklen seinen Kiefer vor, doch Freiya erhob noch einmal das Wort: „Bitte Ricklen. Ich habe im Gebirge Dinge gesehen, die ich noch nicht ganz verstehe … Bitte gib mir die Möglichkeit, das aufzuarbeiten. Es besser zu verstehen.“
    Irritiert blickte Ricklen zu Jilvie, die ihn vorwurfsvoll ansah: „Sie will was lernen, du versauter Arsch mit Ohren.“
    Endlich ließ Ricklen sich auf den Tisch sinken, vor dem er stand.
    „Scheiß Weiber, wie ihr mir auf der Nase herumtanzt“, knurrte er. Freiyas Gesicht hellte sich auf.
    „Aber glaub ja nicht, dass du damit von meinem Kommando entbunden bist“, sagte er schließlich. Freiya wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und schüttelte den Kopf. Erleichtert lächelte sie. Jilvie klopfte ihr auf die Schulter.
    „Danke“, flüsterte Freiya der blonden Jägerin zu. Sie wusste, dass Jilvie sich zurückgehalten hatte und Freiya damit die „Verhandlungen“ hatte fast alleine führen lassen. Die kluge Waldläuferin hatte nur dort eingegriffen, wo sie es für nötig gehalten hatte.
    „Gut, ich schreib euch auf: Hayabusa, Griffin und Freiya. Hast du alles?“, fragte Jilvie und blickte prüfend an Freiya herab. Die Rothaarige bejahte und warf einen letzten Blick zu Ricklen:
    „Danke, Ricklen, für dein Vertrauen. Waidmannsheil!“, sagte sie.
    „Waidmannsheil“, brummte er.

    Als Freiya wieder vor das Zelt trat, atmete sie kurz mit geschlossenen Augen durch. Als sie die Augen wieder öffnete, wurde ihr bewusst, dass einige der Leute, die nah am Zelt waren, sie anstarrten. Ärger stieg in ihr auf.
    „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, bellte sie auf einmal. Hastig sahen die anderen weg. Da spürte sie eine vertraute Pranke im Rücken:
    „Das waren ja schon fast hauptmännische Töne. Unsere Gesellschaft färbt ganz schön auf dich ab“, sagte eine bekannte Stimme. Sie drehte sich um und musste lächeln:
    „Solange ich nicht deinen Bart bekomme.“
    Griffin zuckte mit den Schultern und fuhr sich mit einem schabenden Geräusch über die Gesichtsbehaarung: „Versteh nicht, warum dich das hässlicher machen sollte.“
    Freiyas Lächeln wurde breiter.
    „Alles in Ordnung? Geht es dir gut? Hast du Ryu gesehen? Er hatte eine Auseinandersetzung mit –“
    „Diesem Typen da, Ricklen, ja. Ziemlicher kratzbürstiger Chef, den du da hast. Und dass er Myra ins Spiel gebracht hat, war ein richtiger Arschlochzug“, murmelte Griffin.
    „Du hast es gehört?“, fragte Freiya erschrocken, die den Bärtigen nicht am Zelt gesehen hatte.
    Ertappt blickte er sie an. Sein Blick sagte sehr wohl, dass er jedes Wort gehört hatte. Verdrossen blickte sie sich suchend um, als Griffin mit einem Kopfnicken in eine Richtung deutete. Und tatsächlich, etwas weiter abseits saß Ryu im Schneidersitz im trockenen Gras. Freiya hatte ihn anfangs gar nicht erkannt in seiner Rüstung und mit dem Helm, der nun neben ihm ruhte. Ryu selber hatte die Augen geschlossen und die Hände auf die Knie gelegt. Ein ziemlich beeindruckendes Bild, aber Freiya war zunächst einfach nur erleichtert, dass er da war. Er schien zu meditieren und strahlte eine Ruhe aus, die angenehm war. Nicht selbstverständlich nach dem, was geschehen war.
    Schweigend setzte sie sich neben ihn ins Gras, wollte ihn nicht stören bei dem, was er gerade tat. Griffin nahm neben Freiya Platz und zog einen Apfel aus der Tasche, in den er hineinbiss. Freiya blickte ihn an.
    „Was? Ist ein Beruhigungsimbiss“, sagte er mit vollen Backen. „Andere meditieren halt.“
    Freiya schmunzelte.
    „Andere würden meditieren, wenn sie es könnten, aber dein Schmatzen hören ja selbst die Sesselfurzer am anderen Ende der Insel“, kam es plötzlich von der Seite. Freiya wandte sich zu Ryu, der hatte die Augen immer noch geschlossen, öffnete dann aber das ihr zugewandte Auge und fixierte sie.
    „Mein lieber Hauptmann“, sagte sie sanft aber bestimmt. „Wenn du das nächste Mal mit Ricklen etwas zu besprechen hast wegen mir, sei so gut, und bezieh mich bitte von Anfang an mit ein.“
    Ryu öffnete nun auch das zweite Auge und sah sie mit seinem lauernden Blick an. Aber Freiya wollte sich nicht verunsichern lassen.
    „Es tut mir leid, was Ricklen zu dir gesagt hat. Das hätte nicht passieren dürfen“, fuhr sie fort.
    Sie hätte ihm gerne einiges mehr noch gesagt, hätte ihn auch gerne gefragt, doch hier, zwischen all den Ohren und unter all den Augen schien es ihr nicht der richtige Ort zu sein. In diesem Augenblick bließ Jarvo das Horn zur Jagd.
    „Jilvie hat uns drei als Kommando eingetragen, ich bin bereit zum Aufbruch“, sagte sie schließlich, als es wieder ruhiger geworden war. Griffin neben ihr setzte sich auf, den Apfel zwischen die Zähne geklemmt:
    „Ach, jetsch doch? Wie kommtsch?“
    Freiya hielt inne und lächelte. Weil sie Ricklen klar gemacht hatte, dass sie im Moment an keinem Ort lieber sein wollte, als bei den beiden. Doch bevor sie antworten konnte, fiel ein Schatten auf sie. Freiya blickte auf und vor Überraschung blieb ihr der Mund leicht offen stehen. Da standen zwei Personen, die sie zwar nicht kannte, aber schon einmal gesehen hatte: Die Frau und der Mann auf dem Schiff aus Lyrcas Vision zur Wilden Jagd. Sie stellten sich zu Ryu, den sie zu kennen schienen. Freiyas Mundwinkel hoben sich leicht. Wer kannte ihn nicht …

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zwischen Basislager und Tooshoo, Mittagsstunde

    Als wäre ein Raunen durch den ganzen Sumpf gefahren, schien sich das bedrückende, dunkle Gefühl intensiviert zu haben. Es drückte auf Zarras Seele, ließ sie unruhig und schreckhaft werden. Ihre Augen huschten immerzu zwischen die Mangrovenbäume in der Nähe und auch die Gesichter der anderen Mitglieder des Waldvolks, denen sie begegnete zeugten von innerer und äußerer Anspannung. Dort, wo zuvor ein Lächeln gezeigt wurde, gab es nur ein zusprechendes Nicken, ein neckisches Zwinkern war bestärkendem Zuspruch gewichen und grobes Gelächter hatte den Platz für ernste Mienen geräumt.
    Nachdem der Jadewolf um einen Großteil ihrer mitgebrachten Kräuter und Beeren gebeten hatte, war die Kräuterfrau im Basislager verblieben und hatte ihre Enkelin damit betraut Nachschub zu besorgen. Zarra war lediglich durch seine Präsenz eingeschüchtert gewesen, als sie ihm den Beutel gefüllt hatte, obwohl sie ihn seit seiner Rede in der Sumpflilie, die sie von der Tür aus mitbekommen hatte, mit neuen Augen sah.
    Die letzten Stunden sollten Nerea und ihre Befürchtungen bestätigen. Die Jugendliche hatte dies zwar erwartet, aber sich nicht das Ausmaß der Bedrohung vor Augen geführt. Beinahe wie damals, als die Echsenmenschen ihre Heimat bedrohten und sie Tooshoo sich selbst hatten überlassen müssen. Zu der Zeit war sie noch ein kleines Kind gewesen, voller Angst was geschehen würde. Doch hatte sich dies mit den Jahren geändert? War sie nicht immer noch ein Kind, welches lediglich in einem älteren Körper steckte und die aufkeimenden Emotionen besser verstehen und mit ihnen umzugehen wusste?

    Wie soll ich nur meinen Platz in dieser Gemeinschaft einnehmen, wie du es von mir erwartest, Oma?, fragte sich der Emporkömmling einer angeblich so alten Familie, die ihre Hilfe stets dem Volk des Waldes unterbreitet hatte.
    Bewahret, schlich sich die Erinnerung an die Macht dieses einen Wortes in ihren Gedankengang.
    Sie wusste doch kaum etwas über ihre Vorfahren oder was es bedeutete etwas zu bewahren. Noch immer lag ein Schleier der Geheimnisse um die Geschichte ihres Stammbaums sowie sie noch immer nicht verstand, weshalb ihre Großmutter diese riesige Narbe auf ihrem Rücken hinterlassen hatte. Was war es, dass Nerea und vielleicht sogar Mitglieder der alten Sippen von ihr erwarteten? Würde sie diesen Erwartungen überhaupt gerecht werden können, selbst wenn sie ihr bekannt waren?
    Ich kann nur tun, was ich für richtig halte, entschied sie für sich selbst und setzte ihren Weg zurück gen Tooshoo fort, noch immer den Widerhall dieses einen Wortes in ihrem Hinterkopf spürend. Bewahret!
    Die mächtige Krone des Wächters des Sumpfes warf seinen Schatten einer schützenden Decke gleich über sie. Doch diese Decke hatte einen Riss bekommen, einen Schnitt von jemandem oder etwas, das sich dort draußen in den morastigen Gefilden befand, sie wie ein Raubtier aus seinem Versteck beobachtete. Diese verformten und verdrehten Pflanzenteile, die ihnen gezeigt worden waren. So unnatürlich, dass es unmöglich schien derartige Ausgeburten in Mutter Naturs Domäne zu finden. Zarra schauderte, als sie an die verdorbenen Wurzeln und wüst gewachsenen Triebe zurückdachte. Um das Gefühl zu bekämpfen, zog sie ihren Umhang fester um sich, setzte sogar die Kapuze auf. Wie eine Umarmung spürte sie den rauen Stoff, der ein wenig das Bedürfnis von körperlicher Nähe befriedigte.

    Nicht mehr weit war es bis zu den Wurzeln des Weltenbaumes, doch neben den vereinzelten Menschen, die mit ihr über die Stege, fort vom alten Jägerturm liefen, entdeckte sie noch mehr Leben, welches den Schutz Tooshoos aufsuchen wollte.
    Als hätten die Insekten des Sumpfes den Beginn der Wilden Jagd als Anlass genommen das weitläufige Jagdgebiet zu räumen, kreuchte und fleuchte es zwischen den Bäumen und im Unterholz. Ein durchdringendes Dröhnen erfüllte die Luft, als der Schlag hunderter Flügel auf sie zukam. Libellen, Fliegen, Sumpfbienen, Schmetterlinge, Nachtfalter. Sie alle hielten sich unweit der Stege auf, schwebten über dem brackigen Wasser, welches noch immer von Überresten des Kampfes zwischen Natur und korrumpierter Wesen besudelt wurde, saßen auf Schwertlilien und Sumpfrosen, die auf der Oberfläche schwammen, oder setzten ihren Weg zum großen Baum fort. Jene, die die Horden an Insekten bemerkten, deuteten auf sie, verzogen teils angewidert die Gesichter oder äußerten Laute der Überraschung und des Abscheus. Nicht alle, doch mehr, als Zarra lieb war. Mitten auf dem Steg hatte sie innegehalten, war angerempelt worden – offensichtlich ihr eigener Fehler – doch störte sie sich nicht daran. Ihre Aufmerksamkeit galt allein den Scharen von Krabbel- und Flugtieren, deren instinktive Panik sie fast körperlich spüren konnte. Bestürzt trat sie an den Rand des Steges, so nah an das Spektakel heran, wie sie konnte. Mit ihrer Hand griff sie sich an die Brust, fast so, als wollte sie ihr schmerzendes Herz umgreifen, Druck auf die Blutung ausüben, die sich in ihr aufgetan hatte.

    Langsam lief sie am Rand des Steges entlang, suchte eine Möglichkeit näher an die hunderten Lebewesen heranzukommen. Sie hielt dabei den Blick stets auf den Rand der Mangrovenbäume gerichtet, immer auf der Suche nach etwas, was diese Massenflucht ausgelöst haben könnte. Doch mehr als die unglaubliche Farbenvielfalt, die die Insekten ihr boten, konnte sie aus ihrer Position nicht ausmachen.
    „Näher ran“, murmelte sie, während sie ihre Schritte beschleunigte.
    Der Steg endete wenige Schritte weiter und ohne zu zögern sprang sie hinab, auf den morastigen Untergrund, der als Ufer des Brackwassers herhielt. Ihre Stiefel sanken tief in den Schlamm ein und die übelriechende Erde spritzte auf ihren Umhang. Der beißende Gestank rührte von den zahllosen abgeschlagenen Pflanzenteilen und korrumpierten Kadavern der Dunkelheit. Doch von all dem bekam die Weißhaarige nichts mit, konzentrierte sich vollends auf das Gefühl, welches all ihre Sinne zu überschreiben schien.
    Dort vorn?, fragte sie sich, als sie zwischen den Wurzeln einer besonders prächtigen Rot-Esche etwas blau aufblitzen sah.
    Kurz schaute sie nach einem Weg über das Wasser. Um sie herum summte es nun noch lauter, als allerhand Fluginsekten an ihr vorbeischwirrten. Einige setzten sich auf ihren Körper, was Vibrationen selbst durch den Stoff ihrer Kleidung sandte. Es war, als würden die kleinen Krabbler vor Angst zittern.
    „Keine Sorge, ich werde euch helfen“, wisperte sie einem dunkelroten Falter, der sich auf ihrem Unterarm niedergelassen hatte, stellvertretend zu.
    In diesem Moment dröhnten gellende Hörner durch den Sumpf. Die Sonne hatten ihren Zenit erreicht. Die Wilde Jagd begann.
    Geändert von Zarra (20.03.2024 um 09:49 Uhr)

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