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  1. Beiträge anzeigen #181
    Rollenspielmoderator Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist gerade online
    Ricklen also. Den Namen hatte Kiyan schon gehört, ebenso den seiner Frau Jilvie. Die beiden waren unter den Wächtern als nahezu meisterhafte Jäger bekannt und in Sachen Bogenschießkunst kam ihnen fast niemand im Waldvolk nahe. Daher war es schon eine gewisse Ehre, wenn einer der beiden anbot, unter seinem Kommando jagen zu dürfen. Kiyan wusste, dass die Jagdkommandos des Waldvolkes auch die Augen und Ohren der Waldläufer außerhalb des Sumpfes waren und die Insel durchmaßen.
    Kiyan musste unwillkürlich lächeln. Endlich einen Schritt weiter. Kral hin oder her, ewig hätte er nicht Wächter bleiben wollen. Als Jäger – so wie Ricklen es sagte – würde er aktiver der Gemeinschaft helfen können. Würde einen größeren Beitrag leisten können.
    Tadelnd schnalzte Kiyans Mutter mit der Zunge und deutete abfällig auf den Waldläufer vor Kiyan. „Das nennst du eine Ehre?“, fragte sie ungläubig, „Unter so einem Kretin zu jagen? Jagen, ihr Götter! Ich wusste stets, dass die Menschen außerhalb des Herzogtums nicht ganz so zivilisiert sind, aber jagen in einem stinkenden Sumpf … du bist wirklich am Tiefpunkt angelangt, Sohn.“
    Kiyan lächelte nur in Richtung seiner Mutter und schüttelte den Kopf, ehe er sich Ricklen erneut zuwandte, der eine Augenbraue gehoben hatte.
    „Mein Name ist Kiyan“, erklärte der Gortharer, als hätte es keine Unterbrechung (zumindest für ihn …) gegeben, „Wenn ich Teil deines Jagdkommandos sein kann, Ricklen, dann kannst du dich auf mich verlassen. Dieses Fell hier habe ich dem Warg persönlich vom Kadaver getrennt und habe für den Rückweg Fleisch entnommen, um nicht zu verhungern. Das Jagen, zumindest grundsätzlich, ist mir nicht fremd. Solange das hier“ – der neu ernannte Jäger deutete auf den Stoff, der das fehlende Auge verdeckte – „kein Problem für dich ist, stelle ich mein gesundes Auge gerne deinem Kommando und der Gemeinschaft zur Verfügung.“
    Dann wurde der Einäugige etwas ernster. „Ich muss aber nun einmal fragen, Ricklen, und hoffe, dass ich eine Antwort bekomme: Was ist los hier? Irgendwie scheint Darius mehr Wächter im Dienst zu haben und auch so habe ich das Gefühl, das irgendetwas in der Luft liegt.“ Er rieb sich das bärtige Kinn und überlegte dann nochmals, ehe er eine weitere Frage stellte: „Und wer … kennt sich hier mit Flüchen aus? Mir geht’s nämlich …“
    Kiyan schluckte, spürte, wie sich etwas in seinem Körper zu winden schien. „… miserabel.“
    Dann erbrach er sich völlig ungeniert vor dem Jägermeister.

  2. Beiträge anzeigen #182
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Noch während Zarra mit dem innerlichen Kampf beschäftigt war über ihren eigenen Schatten zu springen, kreuzte sich ihr Blick mit dem der Rothaarigen. Nur den Bruchteil einer Sekunde brauchte es, um der jungen Frau Schamesröte in die Wangen zu treiben, die der Haarfarbe der anderen Konkurrenz zu machen drohte. Mit der Geschwindigkeit einer Libelle hatte die Weißhaarige sich vom Eingang der Sumpflilie entfernt. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an in der kühlen Nachtluft und ihr Atem ging schnell.
    Wieso bin ich abgehauen?, fragte sie sich zwischen zwei Luftstößen, Ich konnte doch auch mit Bud und Terrence kurz sprechen.
    Ihren Zustand nicht erklären könnend, versuchte sie sich stattdessen zu beruhigen. Ihre großen Augen waren weit geöffnet und ihre Finger zog sie über die viel zu warmen Wangen, was kurzfristig weiße Spuren hinterließ.
    Beruhig dich Zarra. Alles wird gut, sprach sie sich in Gedanken beruhigend zu und tatsächlich minderte sich ihr Herzschlag mit der Zeit.
    Ihr Atem kam ruhiger durch die Nase und etwas der Farbe wich ihr wieder aus dem Gesicht.
    Also gut. Was muss Oma alles zusammenmischen?, überlegt sie, während sie langsamen Schrittes zum wohl sechsten Mal an diesem Tag Richtung Tooshoo lief, um sich dem Treppenmonster zu stellen.

    Tief in Gedanken kam sie am Eingang zwischen den Wurzeln an, am Rande des Steges lagen zwei dicke, abgenagte Knochen und sowohl Bud als auch Terrence hielten sich zufrieden die Bäuche.
    „Schon wieder zurück, Kleines? War es dir zu wild in der Lilie?“, wollte Terrence wissen, der sie breit angrinste.
    „Ich…Ja, ich wollte nur schauen, ob jemand verletzt wurde“, erwidert Zarra mit leiser Stimme.
    „Ha, also wir können dir versichern, dass der ein oder andere ordentlich Kopfschmerzen haben wird!“, lachte der Wächter und auch Bud gluckste auf die denkbar männlichste Art.
    „Und ihr beide?“, erkundigte sich die Enkelin der Kräuterfrau.
    „Kein Kratzer“, versicherten sie ihr wie aus einem Mund, was ihr ein Lächeln entlockte.
    „Der Mond zieht auf“, kommentierte Terrence als er dies sah und zwinkerte ihr, Spitzbub der er war, zu.
    Wieder errötete die Weißhaarige, ehe sie sich verabschiedete und die Treppe hoffentlich zum letzten Mal an diesem Tag erklomm.

    „Ich bin wieder da, Oma!“, kündigte sie sich an und schob den Vorhang zur Seite.
    Sie fand ihre Großmutter an ihrem Arbeitstisch. Die Herzbeer-Tinkturen hatte sie unterdessen mit Wasser aufgefüllt mit mir Korken verschlossen, was der jungen Frau etwas missmutig aufstieß. Sie wollte doch die Tinktur fertigstellen! Nerea bemerkte unterdessen mit ihrer unnatürlichen Auffassungsgabe, was ihre Enkelin bedrückte.
    „Tut mir leid Liebes, aber der Saft bildete bereits langsam eine Membran. Man darf nicht zulange mit der Zugabe des Wassers warten“, erklärte sie ihr Handeln und lächelte entschuldigend.
    „Oh, das wusste ich nicht!“, lenkte Zarra sofort ein und machte eine mentale Notiz.
    „Du bist früh wieder zurück“, stellte die Alte fest.
    „Ja, ich…es waren so viele Leute und…“
    „Ich verstehe schon, Liebes. Komm her und erzähl mir, was du denkst, dass wir brauchen werden.“

    Also setzte sich die Enkelin zur Großmutter an den Tisch und berichtete, was sie sich gedanklich bereits zurechtgelegt hatte. Sie erwähnte die oberflächlichen Verletzungen und die vernebelten Augen der Leute.
    „Also ein Abend wie in alten Zeiten“, gluckste die Kräuterfrau und erhob sich von ihrem Stuhl.
    „Wie meinst du das, Oma?“
    „Dass es endlich mal wieder hoch her ging und die Gemüter entspannen konnten“, erklärte sie knapp.
    „Entspannen? Es gab eine Schlägerei!“
    „Ja, und genau das ist es, was man ab und zu braucht, um angestauten Frust abzubauen. Ein blaues Auge ist doch viel besser, als sich auf lange Sicht ein Loch in den Bauch zu ärgern, findest du nicht?“
    Zarra verstand nicht, was der Sinn hinter den Worten ihrer Vorfahrin sein sollte, doch nickte sie, um das leidige Thema abzukürzen.
    „Welche Kräuter brauchen wir?“, fragte sie stattdessen und lauschte gespannt der Antwort der erfahrenen Mischerin.
    Geändert von Zarra (04.03.2024 um 14:24 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #183
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline
    "Hm, ja, ich seh's", erwiderte Ricklen angwidert. Immerhin hatte der Typ nicht seine Stiefel getroffen. Er kratzte sich kurz am Kopf und fragte sich, ob er sein Angebot direkt bereuen sollte. Glaube der etwa, er war verflucht? Wirkte eher, als sei er besoffen. Oder bekloppt. Wie halt so üblich hier.
    "Hör mir gut zu, Kiyan: Du gehst direkt zu den Heilern und bleibst erstmal dort. Ja, ich kenne einen Druiden und werde ihm sagen, dass er dich mal anschauen soll, dann muss er wissen, wo du bist. Wenn du nicht da bleibst, hast du deine Chance vertan. Kapiert?"
    Der Speerkämpfer mit dem Wargfell nickte matt.
    "Gut. Wenn du wieder auf den Beinen bist, meldest du dich bei mir und ich zeig dir die Unterkunft und stell dir den Rest vor. Dann werden wir sehen, was du so draufhast", sprach Ricklen weiter. "Ich mach dann auch entsprechende Meldung an den Hauptmann. Oder seinen Vertreter. Irgendeinen, der zurzeit halt der Chef von der Truppe da unten ist."
    Kiyan schien tatsächlich so etwas wie erleichtert zu sein.
    "Und ja, im Sumpf, da braut sich was zusammen. Wir können im Moment noch nicht genau sagen, was los ist. Sei auf der Hut, wenn du draußen unterwegs bist, es ist zurzeit gefährlicher als sonst schon. Wegen deinem Auge, da mach dir mal keine Gedanken. Bist nicht der erste Verstümmelte hier. Wir sind ja schließlich auch keine feinen Pinkel und Sesselfurzer, weißt du ja selber als Wächter. Und besonders als Jäger muss man auch mal da hingehen, wo es wehtut. Da braucht es Leute, die ihren Mann stehen können. ... Oder ihre Frau ...", fügte er an und dachte an seine Jilvie, die sie am Ende alle nackig machen könnte, wenn sie wöllte. Weiter oben öffnete jemand die Tür zur Sumpflilie, und auffallend viel Gelächter und Gebrabbel drang an seine Ohren. Der Mief vom Sumpfkraut, Alkohol und guten Essen wehte bis zu ihnen herunter. Ricklens Magen knurrte.
    "Was ich sagen wollte, ist, dass du mit deinem eingeschränkten Sichtfeld klarkommen musst. Mir ist das wurscht, solange du die richtigen Viecher triffst und nicht Hjartis Arsch - das ist einer aus meinem Kommando. Hat zwar nicht den schönsten Arsch, aber ein Speerstoß macht den auch nicht besser. - Egal, ich fassel, hab Knast und werd jetzt auch in die Lilie gehen. Du weißt, was du zu tun hast! Bewahre, Kiyan."
    Und damit drehte er sich um. Er musste schauen, ob Ornlu da oben war und ihm von dem einäugigen Typen erzählen. Allen voran aber wollte er essen und trinken und wissen, was da oben vor sich ging.
    Ein junges Mädchen, das er zuvor noch nie gesehen hatte, kam an ihm vorbei geeilt, als er fast schon an der Tür zur Mama Hooqua gewesen war. Sie schien ihn nicht zu bemerken.
    Er öffnete schließlich schwungvoll die Tür und hatte sofort ein Pfützchen auf der Zunge: Moleratbraten! Da trat auch schon eine andere Gestalt hinter ihm rein.
    "Alter, was trittst du mir so auf die Hacken? Mach mal langsam! Sind doch nicht bei den Innoslern, die grade ne Wagenladung jungfräuliche Ärsche bekommen haben!"
    "Entschuldige, Ricklen!", erwiderte die Person.
    "Ach, du bist's, Ambrose. Na, dann mal rein mit uns in die gute Stube!"

    Freiya

  4. Beiträge anzeigen #184
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    „Hör gut zu“, bat Nerea, die an das große Kräuterregal getreten war, das neben den beiden Betten und dem Kräutertisch einen großen Teil des Raums einnahm.
    Viele getrocknete Pflanzen fanden sich dort, auch solche die in Behältern aufbewahrt wurden, wo sie ihre Essenz an Wasser oder Alkohol abgeben konnten. Es gab keine Beschriftung, denn die alte Kräuterfrau wusste genau wo sich alles befand und wofür sie es nutzen konnte. Zarra hingegen hatte noch Schwierigkeiten die verschiedenen Blätter, Blüten und Wurzeln zu unterscheiden. Sie entdeckte auch ein Tongefäß mit den übrigen Herzbeeren, die sie am Morgen gesammelt hatte.
    „Das hier“, sie holte einige trockene Blüte aus dem Regal, „ist Flammenbeere. Um Silden herum gab es hunderte dieser Blumen, deren Blüten zwischen gelb, orange und rot schwanken, und sie helfen dabei einen klaren Kopf zu bekommen. Sie eignen sich also hervorragend, um die Nachwirkungen von Alkohol und Sumpfkraut zu mildern.“
    Zarra nickte und schaute sich den trockenen Stängel genau an. Von den Knoten sprossen die länglichen, spitzzulaufenden Blätter, die den Blüten in Form ähnlich waren.
    „Wir werden einige der Blütenblätter zerstoßen und das daraus resultierende Pulver mit etwas Wasser und Waldbeerensaft mischen“, fuhr ihre Großmutter mit der Erklärung fort, „Das können die Lädierten dann trinken und zumindest die Spitze aus ihren Kopfschmerzen nehmen.“

    Sie legte einige der Kräuter auf den Tisch, ehe sie sich wieder dem Regal zuwandte.
    „Diese Nessel hier solltest du bereits kennen“, meinte sie und schaute ihre Enkelin auffordernd an.
    „Felsnessel“ antwortete die Schülerin sofort, „Wir nutzen es bei Schlangenbissen gegen das Gift, oder?“
    „Richtig, aber es hilft auch gegen Alkoholrückstände, weshalb wir davon ein wenig zu den Feuerbeeren geben.“
    Nerea legte lediglich zwei kleine Büschel auf die Arbeitsfläche, bevor sie nach einem Tongefäß griff.
    „Heilpflanzensamen?“, versuchte Zarra den Inhalt anhand der Position im Regal zu erraten.
    „Sehr gut, Liebes“, lobte die Alte und lächelte stolz, „Wir zerkauen sie sorgfältig und wickeln den daraus resultierenden Brei in Heilpflanzenblätter, sodass er über Nacht etwas fester wird. Wenn man ihn dann auf eine Schwellung oder kleine Wunde reibt, hilft er bei der Heilung, wenn auch nicht so effektiv wie ein Heiltrank.“
    Auch den Behälter stellte sie beiseite und wandte sich schließlich wieder dem Kräutertisch zu.

    „Lass uns anfangen, der neue Tag ist nicht mehr fern und es gibt viel zu tun. Ich habe das Gefühl, dass unsere Hilfe bald anderweitig nötig sein wird“, meinte die Alte mysteriös und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
    „Könntest du schon mal die Samen zerkauen? Eine Handvoll pro Blatt sollte ausreichen.“
    „Natürlich, Oma“, bestätigte die junge Frau, die den Tonbehälter zu sich heranzog und die dünne Lederhaut auf der Öffnung abstreifte.
    Die Samen waren von rötlich brauner Farbe und nicht größer als eine Laus. Sie nahm sich eine Handvoll davon und steckte sie sich in den Mund. Der Geschmack war gewöhnungsbedürftig, erdig bitter und auch die Konsistenz erinnerte eher an Sand, denn etwas pflanzliches, wohl der langen Lagerung geschuldet. Dennoch begann sie ohne Umwand zu kauen und spürte, wie die harten Schalen der Samen zwischen ihren Zähnen aufbrachen.

    Unterdessen begann Nerea damit die Blüten der Feuerbeeren im Mörser zu zerstoßen. Die getrockneten Blätter zerbröselten bei der kleinsten Berührung und bald schon entstand ein Pulver, das die Kräuterkundige zufriedenstellte.
    „Gut“, murmelte sie und teilte das Ergebnis ihrer Arbeit auf kleine Tonfläschchen auf.
    Es war gut, dass diese Gefäße, die ihre Oma über die Jahre hinweg angesammelt hatte, stets den Weg zurück zu ihnen fanden, da sie sonst wohl ihr ganzes Gold bei einem Töpfer lassen mussten. Zudem verteilten sie ihre Tinkturen ohne eine Gegenleistung zu erwarten, wobei die Menschen ihnen jedoch meist eine kleine Spende, als Zeichen der Dankbarkeit, brachten.
    Als nächstes zog die alte Frau die Felsnesseln zu sich und begann die Blätter und Stängel mit einem Messer zu zerschneiden. Zarra spuckte im gleichen Moment ihre zweite Dosis Heilpflanzensamenbrei in eines der frischeren Heilpflanzenblätter und wickelte es gut zusammen. Ihre Oma nickte zustimmend, ehe sie ihrer eigenen Arbeit weiter nachging.
    Geändert von Zarra (05.03.2024 um 12:03 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #185
    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Valerion ist offline

    In der Sumpflilie

    Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt, als das gleich eine Massenschlägerei ausbrach. Valerion musste sich ducken, bevor sein Gesicht Bekanntschaft mir einem Krug machen konnte. Jedoch hatte er den Inhalt des Kruges abbekommen und war nun mit Bier geduscht worden. So würde er auch stinken, er schüttelte sich und wurde beinahe zu Boden geworfen, als irgendein Betrunkener gegen ihn geworfen wurde. Er versuchte den Kerl, wieder in die Menge zu schleudern, als er einen Fausthieb eines anderen ins Gesicht bekam und gegen eine Wand stürzte.

    Er hatte eigentlich keine Lust, hier groß in der Schlägerei mitzumachen. Deswegen versuchte er denen zu helfen, die ebenfalls keine Lust auf die Schlägerei hatten.
    Langsam wurde er echt zornig, als schon wieder ein Krug geflogen kam und ihm mitten in der Brust traf und zu Boden flog. Er erhob sich und wollte sich gerade selber einen schnappen, als die ganze Situation schon beendet wurde und plötzlich der Hauptmann im Raum stand.

    Yarik und Shakes konnte er nicht sehen, die ganze Taverne schwieg, als sie den Hauptmann gesehen hatten, dieser konzentrierte sich auf den Jadewolf und seiner Begleitung. Valerion schien die Situation nicht zu verstehen, aber es kam ihm so vor, als hätten sich die Leute eine lange zeit nicht mehr gesehen. Der Hauptmann hatte ihn noch nicht gesehen, eigentlich war das auch besser so, den so Nass wie Valerion gerade war und auch so stank, wollte der Bärtige ihm jetzt nicht gegenüber stehen.
    Er tat jene sache, die man in solch einem Moment wirklich machen sollte. Er nahm seinen Wasserkrug und leerte sich diesen über den Schädel, um den muffigen Biergestank von sich zu bekommen.

    Einige in seiner Nähe starrten ihn einen Moment merkwürdig an, schienen sich dann aber doch eher für den Hauptmann und den Jadewolf zu interessieren. Wo war jetzt eigentlich Yarik hin? Ihm wäre es lieber, wenn er schnell aus der Taverne kam, bevor der Hauptmann ihn sah oder Darius selbst noch kommen würde und ihn aus der Taverne ziehen würde.

    Doch da knurrte sein Magen und erst jetzt erinnerte er sich, warum er eigentlich in die Taverne gekommen war, er wollte neben einem Kühlen Getränk auch etwas Essen, um wieder zu Kräften zu kommen und vielleicht heute nochmal an den Übungsplatz zu gehen. Erstmal musste sich die Situation aber wieder beruhigen, damit er etwas bestellen konnte. Einige der verprügelten, hatten sich eh aus der Taverne verzogen, um beim Heiler vorbei zu schauen. Er selber bemerkte noch den Schlag des anderen. Seine Wange pochte aber, er konnte mit dem Schmerz gut umgehen. Da hatte er schon andere Situationen gemeistert.

    Kurz musterte er nochmal die Gruppe um diesen Jadewolf und den Hauptmann. Als die Situation endlich ruhig wurde, konnte er sich auch etwas zu essen bestellen. Der Magen knurrte immerhin stärker.

  6. Beiträge anzeigen #186
    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Yarik ist offline
    Zum Wiederholten Mal befühlte Yarik mit der Zunge seine Zähne auf der linken Gesichtshälfte. Wenn er gegen sie drückte, spürte er einen leichten, dumpfen Schmerz, und sie fühlten sich vielleicht sogar etwas wackelig an, aber er wusste aus Erfahrung zu sagen, dass es sich dabei nur um Einbildung handelte. Irgendein Kerl hatte ihn ziemlich gut mit einem Schwinger erwischt, mit dem er nicht gerechnet hatte und bei dem ihm kurz schwarz vor Augen geworden war. Yarik konnte nicht einmal sagen, wer von den anwesenden Gästen ihm da eine verpasst hatte, geschweige denn, wieso – aber einen Grund hatte derjenige vermutlich ohnehin nicht gebraucht. In so einer Kneipenschlägerei suchte man sich einfach das nächste Gesicht und versenkte seine Faust darin. Die Regeln mussten immerhin so einfach bleiben, dass auch die betrunkensten Idioten sie noch kapieren konnten.
    Und was betrunkene Idioten betraf…
    Sein Blick wanderte zu Shakes. Der Verursacher des ganzen Durcheinanders saß zusammengesunken am anderen Ende der Tafel, links und rechts flankiert von zwei kräftigen Typen. Nur Zufall? Yarik war sich nicht hundertprozentig sicher. Shakes hielt den Blick gesenkt wie ein geprügelter Hund und nippte ab und zu an einem Krug Wasser, den ihm die Hooqua mit einem mehr als nur enttäuschten Blick hingeknallt hatte. Der Sumpfkrautfarmer konnte ihm fast leidtun. Aber auch nur fast…
    Irgendwie hatte es sich ergeben, dass die dunkelhäutige Fremde, die von Shakes angegangen worden war, sich auf dem Platz neben Yarik niedergelassen hatte. Sie hatte sich offenbar nicht sonderlich von der kleinen Keilerei beeindrucken lassen und spülte alles ziemlich undamenhaft mit ein paar kräftigen Zügen Kräuterbier herunter. Trotzdem empfand Yarik es unangebracht, nicht zumindest etwas zu sagen. Immerhin hatte er Shakes lange genug gewähren lassen, dass es überhaupt zu all dem gekommen war.
    Yarik wartete, bis sie ihren Krug abgesetzt hatte und ihre Augen zumindest für einen Moment von dem seltsamen Kerl mit den gelben Pupillen ließ, und nickte ihr kurz zu.
    „Du hast Shakes ja ganz gut im Griff gehabt… Trotzdem, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte die Schnapsdrossel zurückhalten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Dann wäre uns auch dieses ganzes Chaos erspart geblieben… Ich habe keine Ahnung, was da zwischen euch vorgefallen ist, und es geht mich wahrscheinlich auch nichts an – aber worum auch immer es ging, Shakes hat den Bogen überspannt und es war auch meine Schuld, dass er dazu Gelegenheit hatte.“

  7. Beiträge anzeigen #187
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Sumpflilie

    Viel zu schnell war der Krug leer und Chala stellte ihn missmutig zurück auf den Tisch. Die Wirtin war gerade anderweitig im Gespräch und eine Bedienung war auch nirgends zu sehen. Das hieß wohl, dass sie warten musste.
    „Tse“, entfuhr es ihr unwillkürlich, ehe sie ihren Blick wieder Richtung Ryu lenkte.
    Doch eine Gelegenheit ihn anzusprechen tat sich nicht auf. Auch Shakes kam in den Genuss des ein oder anderen abfälligen Blickes, den er jedoch nicht bemerkte so geschlagen wie er wirkte. Ronja war unterdessen noch immer am Geschichten erzählen, wie ein Wasserfall, der niemals versiegte. Dabei entstand ein ebenso nerviges Rauschen im Ohr der Dunkelhäutigen, die erfolglos versuchte es auszublenden. Gab es irgendwo etwas Sumpfkraut auf dem Tisch, was sie sich nehmen konnte?

    Noch ehe sie danach suchen konnte, sprach sie der bisher schweigsame Kerl zu ihrer Rechten jedoch unerwartet an. Ein Nicken hatte ihm ihre Aufmerksamkeit eingebracht.
    „Du bist nicht für seine Taten verantwortlich, also spar dir die Entschuldigung“, antwortete sie nur kehlig, „Dieser ulavale hat sich bloß nicht unter Kontrolle und das liegt nicht in deiner Verantwortung.“
    Sie griff nach einem Stück Brot, was vor ihr auf einer Platte lag und begann Fetzen davon abzureißen und sich in den Mund zu stecken. Es war etwas zu feucht für ihren Geschmack, aber im Moment nahm sie alles, was sie bekommen konnte. Vor allem, wenn die Rechnung jemand anderes übernahm.

    Sie wandte sich erneut zu ihrem Sitznachbarn, der sich nach wie vor unwohl in seiner Haut zu fühlen schien.
    „Wir waren mal Geschäftspartner vor einigen Jahren, weißt du? Endete nicht sonderlich freundlich, auch wenn ich gedacht habe, dass wir zumindest einige Dinge klargestellt hätten.“
    Sie seufzte schwer, ehe sie sich erneut nach der Schankdame umsah, die gerade dabei war einige Neuankömmlinge zu verköstige.
    „Schlussendlich war er das erste bekannte Gesicht auf das ich in diesem götterlosen Sumpf getroffen bin. Schöne Scheiße wie das ausgegangen ist“, erzählte sie ohne recht zu wissen, ob sie noch mit dem Mann neben ihr oder eher sich selbst sprach.
    Sie blickte erneut auf und mustert ihren Gesprächspartner intensiv.
    „Du hast nicht zufällig etwas gegen die Nerven dabei, hm?“, fragte sie leidenschaftslos.
    Selbst ihr üblicher Charme schien für den Moment versiegt zu sein, so sehr hatte sie die Atmosphäre in der Schenke zum Nachdenken gebracht. Sie biss sich aus Gewohnheit auf die Unterlippe, zuckte jedoch vor Schmerz zusammen.
    "Verdammt!"

  8. Beiträge anzeigen #188
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    „Sag mal Oma, was meintest du vorhin damit, dass unsere Hilfe bald anderweitig nötig sein wird?“, erkundigte sich Zarra zwischen zwei Portionen Heilpflanzensamen.
    Ihr Kiefer schmerzte bereits und sie trank einen Schluck Wasser aus ihrem Becher, um den bitteren Geschmack loszuwerden. Ein halbes Dutzend gewickelte Blätter lagen vor ihr. Sie strich sich unterdessen über den Unterkiefer und massierte etwas über die schmerzenden Muskeln, die sie weiter hinten im Gesicht erreichen konnte.
    Nerea hielt mit ihrer Arbeit inne, als sie die Frage ihrer Enkelin vernahm. Es war mühsam die knorrigen Nesseln zu zerkleinern und auch sie hieß eine kurze Pause willkommen.
    „Du hast doch auch bereits bemerkt, dass im Sumpf etwas anders ist seit wir wieder hergekommen sind und das Bluttal hinter uns gelassen haben, oder?“, erkundigte sie mit dem Ziel ihre Nachfahrin zum selbständigen Denken zu animieren.
    „Ja natürlich“, gab sie zurück mit einem Blick der zu sagen schien Wie hätte ich das nicht bemerken sollen?
    Nerea nickte verstehend.
    „Tu es nicht als selbstverständlich ab, dass du die Umstände so deutlich gespürt hast. Nicht jeder Mensch ist feinfühlig, wenn es um solche Dinge geht“, ermahnte sie die Jugendliche nicht von sich auf andere zu schließen, „Jedenfalls habe ich ein ungutes Gefühl und glaube, dass wir uns auf Verletzte vorbereiten sollten, viele Verletzte.“

    Die Stimmung in dem zuvor arbeitsreichen Raum schlug mit den Worten der Kräuterkundigen um. Die Luft fühlte sich plötzlich dicker und bedrückend an, obwohl das Wetter keinerlei Änderung erlebt hatte.
    „Denkst du wirklich, dass es so schlimm werden wird, Oma?“
    Zarras Stimme war belegt und in ihrem Blick zeigte sich ängstliche Sorge.
    „Ich halte es für gut, wenn wir auf das Schlimmste vorbereitet sind.“
    „Was ist dort draußen im Sumpf?“
    „Das kann ich dir nicht beantworten, Liebes. Doch mein Gespür sagt mir, dass wir es bald erfahren werden.“

    Die Weißhaarige fühlte sich mit einem Mal klein, kleiner als sie ohnehin schon war. Sie horchte nach dem Wind, der draußen um Tooshoo wehte, durch seine Blätter und das Geäst pfiff. Wenn es so kam, wie ihre Großmutter fürchtete, würde sie mehr als einmal über ihren Schatten springen müssen, sehr bald schon. Sie fürchtete sich davor.
    Das Gefühl von Ohnmacht breitete sich in ihr aus, doch sie kämpfte dagegen an. Sie war kein Kind mehr und würde ihr Möglichstes tun der Gemeinschaft nützlich zu sein. Mit neuer Motivation, wenn auch bedrückter Stimmung, griff sie sich eine weitere Handvoll Samen und steckte sie sich in den Mund. Sie sah es nicht, doch in den Augen ihrer Großmutter spiegelte sich Stolz wider. Stolz auf ihre Enkelin, die sich so sehr gemacht hatte, seit sie damals von Silden aufgebrochen waren.

  9. Beiträge anzeigen #189
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Schweigend hatte der Hauptmann beobachtet, wie die Ruhe nun endlich eingekehrt war. Wenn man das Ruhe nennen konnte. Verhältnismäßig war, allein der Anzahl der Anwesenden wegen hier nach wie vor unglaublich viel los. Noch immer erntete Shakes den ein oder anderen Blick und an einigen Ecken konnte der Templer das Gemurmel über den Verantwortlichen der Sumpfkrautplantage deutlich vernehmen. Die orange-roten Augen wanderten schließlich auch zu dem Schatten seiner selbst. Nicht urteilend. Eher mitfühlend. Sie alle hatten Menschen verloren die sie liebten. Und sie alle machten weiter - Auf ihre Weise. Aber die Weise von Shakes konnte der Templer nicht verstehen. Er ließ sich hängen, hatte aufgegeben. Sinn und Ziel aus den Augen verloren. Nur, war es so viel besser als die Art wie Duat seine Sippe in den Ruin geführt hatte? Würde man beide Männer auf eine Münze prägen, wo stand dann Ryu? Auf der Kante? Und wie breit war diese? Gemessen daran, dass er nur das stetige und ewige Weitermachen und Durchstehen kannte... Wohl sehr breit. Dennoch ein Gedanke der ihn inmitten des munteren, fast schon kindlich begeisterten Geplapper Ronjas beschäftigte. Es bedurfte einiger Momente, dann hatte der Wildfang schließlich, spätestens nach Griffins Bemerkung, auch wieder die Aufmerksamkeit des Hayabusa. Mit einem freundlichen Ausdruck im Gesicht nickte er schließlich, als sie darum bat, dass sich die Gruppe einmal die seltsame Ofenkonstruktion ansehen sollte, die sie da geschaffen hatten. Dann hatte Kisha also Wort gehalten und sich nützlich gemacht... Trotz all der Unruhe die sie mit sich gebracht hatte. Ja, doch. Beizeiten würde der Hayabusa sich diese Errungenschaft der Technik einmal selbst ansehen. Vielleicht würde er ja bald auch so etwas herstellen für den größeren Gebrauch? Es würde definitiv beim Erneuern der Stege und Plattformen helfen und... Verdammter Baum. Kaum saß man wieder in seinem Inneren und schon umschlang einen die Pflicht wie warmer Honig. Andererseits lenkten diese Banalitäten von den vorherigen Gedanken ab. Und wo sie gerade bei der Bognerei waren - Er hatte es also richtig gedeutet. Der Wyvernblick ging zu Vareesa wo die Wildheit der Natur auf die unendliche Weite des Meeres traf.

    Etwas zögerlich hob die Reisende die Hand zum Gruß und lächelte zaghaft. Jedoch brachte sie kein Wort hervor. Und auch Ryu nickte sachte und lächelte sanft. Ein stummes "Wilkommen zuhause." von seiner Seite, während der Hüter ihr Gesicht sachte mit seinem Blick befuhr. Ihre Wangen waren ob der Aufräum- und Küchenhilfsarbeiten wegen noch immer etwas gerötet. Die Fältchen um ihre Augen hatten sich in den letzten Jahren etwas gemehrt und alles in allem wirkte die Kapuzenträgerin, als habe sie auf ihren Reisen viel... Erwachsener? Gefasster? Auf jeden Fall weniger verloren als zu jener Zeit in der er sie zum ersten mal in Silden gesehen hatte. Aber nicht nur Vareesa hatte sich verändert. Griffin, wie schon vor einigen Tagen unschwer zu erkennen, hatte sich vom einstigen Strahlemann und einem Körperbau der Ryus in wenig nachstand völlig verändert. Der, fast immer gut gelaunte Südländer war nun, so würden sie wohl in Varant sagen, ein stattliches Mannsbild geworden. Bärtig, haarig(er) und irgendwie erinnerte sein Waffenbruder den Templer in dieser ruhigen und geselligen Runde fast schon mehr an einen Bären denn eines Affen.

    Dann war da Ornlu... Ornlu der sich so verändert hatte, seitdem Ryu ihn den Umgang mit der Klinge gelehrt hatte. Der einstige Wildfang und Unterwäschedieb trug mittlerweile schulterlanges, teils verfilztes Haar und die so markante Tättowierung in seinem Gesicht hatte sich über die Jahre dem sonnengebräunten Teint angepasst. Oder umgekehrt? Das konnte man bei Ornlu nie so recht einschätzen. Aber auch seine Augen schienen noch wilder als vor einigen Jahren. Der Druide war mittlerweile ein fester Teil der Natur und umgekehrt geworden. Wenige Männer vom Waldvolk würde Ryu also solchen elementaren Bestandteil der Welt sehen und es weckte abermals den Stolz eines Lehrmeisters, einen ehemaligen Schüler zu sehen, der derart aufgestiegen war. Der Reden an das Waldvolk richtete und den Geist dieser Gruppe so verinnerlichte wie es die wenigsten taten. Der Hayabusa wusste selbst nicht einmal, ob sein Wissensschatz über das Volk das seit jeher durch die Welt wanderte auch nur ansatzweise an den des Wölflings heranreichte. Vielleicht wäre es aber an der Zeit nun auch Erleuchtung im Wissen und nicht nur Perfektion von Schwertkunst und Selbstdisziplin zu suchen. Die Ereignisse im Gebirge hatten auch diesen Gedanken angestoßen der in dem Hayabusa zu wachsen begann. Aber dazu würde er ihn ein anderes mal befragen.

    Und neben Ornlu saß auch Maris. Maris, gegen dem er in einem wirklich belebenden Duell in der Arena von Varant begnet war. Wie lange musste das her sein, dass die beiden jenen Tanz der Klingen vollführt hatten, an den er sich noch heute mit brennender Begeisterung zurück erinnerte? Zur damaligen Zeit war Maris ein Meister des Tanzes der zwei Klingen gewesen. Die beidenstanden sie sich gegenüber, vereint im Respekt vor der Schwertkunst des anderen. Und heute... War der einstige Krieger aus der Wüste ein Teil des Waldvolkes geworden? In seiner Anwesenheit fühlte der Hüter zumindest keine Bedrohung. Der Zahn der Zeit hatte wohl auch dem einstigen Mann der Wüste Lektionen gelehrt und ein Auge genommen... Oder vielleicht den Blick erweitert? Für die geübten Augen des Schwertmeisters jedoch war schnell klar, dass Maris den Kampf mit zwei Waffen aufgegeben hatte. Vermutlich eben wegen dieser Einschränkung seines Auges. Aber ob er immernoch so einen fähigen Kontrahenten darstellen würde? Auch eine Frage, die zu beantworten in seinen Fingern juckte.

    Es war schon irgendwie erschlagend, wieviel sie alle nachzuholen und zu besprechen hatte wenn man so darüber nachdachte. Ein jeder war durchs Leben geschritten und hatte seine Erfahrungen gemacht. Ein jeder so gänzlich anders und doch saßen sie nun alle hier. Ryu fühlte sich wie der typische Bursche der im Heimatdorf geblieben war um die Tischlerei seines Vaters zu übernehmen, während all seine Jugendfreunde in die große Welt gezogen waren um dort ihr Glück zu finden. Schon merkwürdig irgendwie.

    Ein sanftes Stupsen von der Seite ließ ihn dann jedoch aufblicken. Freiya hatte ihn auf die Worte Ornlus aufmerksam gemacht die seine Vermutung mit dem herannahenden Sturm nur bestätigten. Die wilde Jagd stand also an... Und ihre Vorzeichen hatten schon ihre ersten Opfer gefördert... Ganther und Kili... Gute Männer. Der Hayabusa kannte sie zwar nur flüchtig, doch wenn seine Erinnerungen ihn nicht falsch lagen, durchaus fähige Burschen. Aber Onyx? Der große, wortkarge Hüne der immer wieder mal mit neu erbeuteten Stiefeln angegeben hatte? Der Onyx, der den Hayabusa immer nur 'Boss Ryu' nannte? Irgendwie unvorstellbar. Tief atmete der Hüter ein und schloss die Augen. Da war es wieder: Dieses Stechen in seinem Geist. Die Ranken... Der Schädel... Das eine Auge und das Lächeln einer seltsamen Frau silbrigen Antlitzes... Und der Geruch von Erde und Efeu. Dieses mal jedoch getrieben von einem scharfen Windhauch der durch die Schenke ging. Etwas zerknautscht blickte der Templer auf, als das sachte Abstellen eines Bechers vor ihm seine Aufmerksamkeit auf sich zog: Kirschsaft! Der Nektar der großen Meister!

    Die Hooqua wusste wirklich, was einem müden Hauptmann gut tat. Umso überraschender blickte er, als Freiya direkt dasselbe forderte. Nahm sie etwa die Eigenheiten und Vorlieben ihres Lehrmeisters an, ohne dass es ihm bisher aufgefallen war? Nun, wenn sie demnächst damit anfing über ihre eigenen Fürze beim Baden zu lachen, wäre spätestens das der Beweis gewesen! Dezent schmunzelte er und schüttelte dabei den Kopf. Vor allem, als die Wirtin direkt nachbohrte was ihr kleines 'Abenteuer' im Gebirge anbelangte. Und spätestens verflog das dezent im Schmunzeln des Templers, als er beobachtete, wie Freiyas Haut urplötzlich der Idee unterlag ihrem feuerroten Haar Konkurrenz machen zu müssen. Ja, Griffin hatte schon seine Art, Leute zu loben. "Unser Dicker hier hat aber auch nichts von seinen Fähigkeiten eingebüßt! Ich glaub' ja immernoch, der Bauch ist nur umgeschnalltes Zusatzgewicht zur Täuschung! Er springt, klettert und rennt noch immer schneller als jeder Orkhund!", äußerte sich Ryu schließlich nun doch und nippte dann an der süßen Glückseligkeit die Mutter Natur... Oder Hooqua dort in seinen Becher geschenkt hatte. Als jedoch die Wirtin darüber sprach, dass schlimme Finger in Freiya steckten, hielt er inne und begann zu drucksen. Aus dem Augenwinkel erkannte er, wie sogar Vareesa breit grinsend mit den Augen rollte und auch Ronja begann mit einem leicht triezenden Ton in ihrer Stimme zu lachen. Und die nächsten Worte ließen ihn dann aufblicken. In einer sanften Bewegung wanderte der Becher wieder auf die Tischplatte. Die Hände im Schoß verschränkt lehnte sich der Hayabusa zurück gegen die Lehne der Bank auf der sie saßen und blickte Freiya dann eingängig an. "Samhain, hm?", doch bevor der hoch interessierte, schelmische Blick die rote Snapperin verurteilen konnte, kam auch schon die nächste Aufforderung die dem Templer einen weiteren, tiefen Atemzug tätigen ließ. Dann blickte er zur Decke und legte links und rechts von sich die Arme auf der Banklehne ab.

    "Also, wo fang' ich am besten an? Du hast ja sicher mitbekommen, dass ich bisher ja alle paar Monate ins Gebirge wanderte um dort einen alten, hrm... Sagen wir, einen alten Ort des Waldvolkes zu besuchen... So ein altes, versiegeltes Portal. Nichts besonderes, eben nur ein alter Ort in einem eher versteckten Talkessel.", erklärte er ruhig und blickte dann zu Ornlu. Es war ein kurzer, entspannter Blick, doch hinter den Augen des Hüters war klar zu erkennen, dass hier nicht der Kreis war in dem er groß über Hüterdinge sprechen wollte. Zwar waren hier genug vertraute Geischter, aber gleichzeitig genügend Fremde die das einfach nichts anging. "Dummerweise sind diese Besuche in den letzten Jahren etwas rar geworden, weshalb ich die Sippe der Felsnattern darum bat, ein Auge darauf zu haben.", nun folgte ein Deut auf Sechet und Djeser. Beide nickten sachte, blickten jedoch daraufhin eher betroffen, teils verlegen auf das wurmstichige Holz der Tischplatte. Es war noch immer nicht geklärt, wie man mit den Überlebenden der gefallenen Sippe verfahren würde, geschweige denn das Thema auf eben jenen Tisch gebracht. "Spannenderweise hat unser Griffin hier...", der Arm hinter Griffin wanderte hoch und griff ihm kumpelhaft auf die Schulter. "... Beschlossen, die Nattern vor uns ausfindig zu machen und uns mit seiner Anwesenheit zu überraschen."

    Griffin hob nur leicht die Schultern und zwinkerte mit dem linken Auge. "Tja, was soll ich sagen? Ich bin eben ein Mann voll Spiel, Spaß, Spannung und...", doch Freiya verzog sofort das Gesicht hinter ihrem Tuch und warf ein spontanes "... Bitte erspar uns die Schokolade!", ein, woraufhin ein kurzer Moment der Stille einher ging, der Platz in der Geräuschkulisse schuf, ehe der gesamte Schankraum sich mit einem mal mit schallendem Gelächter füllte. Becher wurden auf den Tisch geklopft, Schultern geklopft und es wurde auf Griffin gezeigt, der ergebens die Arme hob und völlig erwischt grinste. "Na gut, na gut, na gut! Der geht auf mich... Ihr Ärsche!"

    Doch nun schaltete sich Ronja ein die bereits unruhig von einer Pobacke auf die andere rutschte. In ihren Augen strahlte die Neugier. "Jaja, gut, Griffin ist ein ganz Hübscher und wir alle lieben sein Lächeln! Aber wie gings weiter? Von frischer Bergluft solltet ihr eher erfrischt als, äh, naja, also SO auszusehen!"

    Dabei deutete die Bognerin mit einer präsentierenden Geste beider Arme entlang des Trios das wirklich einen Wechsel seiner Kleidung anstreben sollte. Auch einige der Anwesenden nickten abschätzend, so waren sie es durchaus nicht gewohnt, ihren Hauptmann und auch die rote Snapperin in einem derartigen Zustand zu sehen. "Tja, nun...", führte Ryu schließlich fort und verschränkte die Arme. "Irgendwas ist dort unten schief gelaufen, wie mir die Nattern berichteten. Das Portalsiegel wurde aufgebrochen oder eher... Ich weiß nicht... Auf jeden Fall fanden wir den Ort in Trümmern vor und statt frischer Bergluft nur Verwesung und Gestank... Gestank der aus einer nahen Höhle ausging. Naja, genau genommen von deren Bewohner: Einer völlig verzerrten Gestalt eines Feuerwarans. Ohne den charakteristischen Kamm und mehr mit einem Atem der Fäulnis statt Feuer. Seine Schuppen - Rasiermesserscharf! Man konnte das Ding kaum irgendwo packen ohne sich zu schneiden!"

    Auf ein Augenrollen, gefolgt von einem "Pff! Sowas gibts doch gar nich'!" von Sascha dem Skeptiker, war Sechet aufgestanden und hatte in ihre Tasche gegriffen. Heraus zog sie eine der Schuppen Odos die sie wohl beim Ausschlachten erbeutet hatte, packte mit der anderen Hand direkt den Finger von Sascha und führte die Schuppe nur sehr sachte mit der Kante daran entlang. "Scheiße, das tut weh! Was soll das du... Warte... Is das Ding von dem Biest!?"

    Die werdende Mutter nickte nur sachte und warf das Stück dann mit einer plumpen Geste auf den Tisch damit alle es sich besehen konnten. "Sie ist ein Geschenk für Sarkany. Einer Erinnerung an die erfolgreiche Jagd, die Djeser, mich und mein Kind und damit den kläglichen Rest unserer Sippe vor der Auslöschung bewahrt hat. Hier sind noch zwei weitere. Eine für die, wie sagt ihr, rote Snapperin und die andere für dich, Griffin.". Damit zog sie die anderen beiden, Handteller großen Schuppen aus ihrer Tasche und legte sie vor den beiden auf den Tisch. Dann ließ sie sich wieder neben Vareesa nieder, die nun mit großen Augen zu der Felsnatter blickte. "Du bist... Du wirst... Aber...", stammelte die Bognerin nur kopfschüttelnd und griff sich dann resigniert ins Haar. Doch Sechet hob nur beschwichtigend die Hand. "Wenn niemand mehr an der Geschichte von Sarkany zweifelt, sollte er zu Ende erzählen. Es würde sonst Unglück bringen."

    Und dieser Bitte folgte der Hauptmann direkt. Nachdem die erste Schuppe einmal durch die Runde gegangen war und einige Unbelehrbare sich daran geschnitten hatten, nahm der Hüter das Beutestück wieder an sich und befuhr die Fläche sanft mit seinem Finger. Die Schuppe wirkte hart und undurchdringlich und hatte dennoch dieses seltsam vertraute Gefühl wenn man sie berührte. Zumindest für Ryu war es so. "Also, wo war ich?", begann er und wurde von Freiya mit einem knappen "Portal. Bestie. Stinkender Atem." wieder auf den richtigen Weg der Erzählung geführt. "Danke. Also... Wir haben uns dem Ding entgegen gestellt und, es war wirklich ein verdammt harter Brocken, schließlich erlegt. Dabei mussten wir, wie Griffin schon sagte, sogar Teile der unterirdischen Ruinen in Schutt und Asche legen... Nur... Leider haben, wie Sechet schon sagte, dabei nur sie und Djeser überlebt, weshalb wir beschlossen sie hier her zu bringen. Es ist, wie viele von euch schon bemerkt haben, keine Zeit für eine zweiköpfige Sippe, dort draußen umher zu streifen wenn solche Kaliber ihr Unwesen treiben...", berichtete er dann weiter. Den ganzen Teil mit dem Verrat und den Mordversuchen von Duat und Earu ließ der Hayabusa dabei wissentlich aus der Geschichte heraus. Weder Sechet noch Djeser waren dafür verantwortlich, noch schuldig daran. Erstere hatte seinem Tun sogar Einhalt geboten, wohingegen sein Sohn auch schon eine lange Zeit nicht mehr mit diesem Weg konform ging. Die beiden hatten besseres verdient als in den Bergen zurückgelassen zu werden. Und vielleicht auch die Möglichkeit, die Nattern wieder in das Waldvolk der Sümpfe einzugliedern. Ihr Wissen um die Gifte und Alchemie waren schließlich ungeschlagen und mit Sicherheit hilfreich für die kommende Zeit. Doch war die Geschichte nicht zu ende.

    "Ihr kennt mich. Kennt meine Fähigkeiten mit dem Schwert und mein Handwerk in der Schmiedekunst, aber... Ich konnte den Schuppenpanzer von diesem Wesen kaum durchtrennen... Meine Klinge glitt daran ab wie an einem glatt polierten Felsen... Wir haben ätzende Gifte gebraucht und rohe, dumpfe Gewalt um diese Schuppen von ihm abzutrennen, bevor wir ernsthaft mit Pfeil und Klinge durchdringen konnten. Sowas habe ich noch nie erlebt... Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur mit der wilden Jagd zu tun hat... Diese korrumpierten Wesen häufen sich mit jedem Jahr und wir sollten uns überlegen, wie wir uns ihnen entgegen stellen wollen. Und vor allem womit..."

    Eine Weile ließ der Templer seine Worte im Raum stehen. Ließ die Bedeutungsschwere davon auf jeden einzelnen wirken, während seine Augen auf der Schuppe in seiner Hand lagen. "Wir sollten ein paar Jäger los schicken, um den Kadaver der Bestie zu bergen... Vielleicht können wir daraus ja etwas fertigen und untersuchen, was es mit diesen Mutationen auf sich hat. Aber bis dahin, lasst es uns halten wie der gute Ornlu gesagt hat: Trinken wir heute auf jene die nicht mehr sind und jene, die heute hier sind!"

  10. Beiträge anzeigen #190
    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Valerion ist offline
    Valerion lehnte ruhig an der Wand und beobachtete die Taverne. Die Gespräche hatten sich wieder in einen ruhigen fröhlichen Tavernenton verwandelt, einige lachten über die Art des Kämpfens, ihrer Kumpanen und ahmten sogar den einen oder anderen hieb nach, den man abbekommen hatte. Langsam strich er sich über den Nassen bart, dessen Haare vom Bier verklebt waren, seine Wasserdusche hatte nicht wirklich etwas gebracht, also wollte er sich nach dem Essen erstmal richtig Waschen gehen. Während er also auf jenes Essen wartete, hatte er nochmal einen Blick auf den Hauptmann geworfen, der den angehenden Schwertkämpfer gar nicht erblickt hatte oder war das eine Falle? Wartete der Mann nur ab, bis Valerion etwas falsches tat, damit er ihm von Baum werfen konnte? Er hoffte nicht, dass dies der Fall war aber, so intensiv wie der Hauptmann gerade mit den anderen sprach, hatte es wohl einen anderen Hintergrund.

    Endlich bekam er sein Essen, das er dankend annahm, sich auf einen freien Platz verzog, um erstmal gemütlich das Essen zu sich zu nehmen. Das hatte er gebraucht, ein gutes Essen, etwas Wasser, um wieder zu Kräften zu kommen. Vielleicht würde er ja heute nochmal trainieren oder einfach früher ins Bett gehen, um morgen wieder fitt für die Wache und das Training zu sein. Der Kerl schmunzelte kurz, als er sah das Yarik, mit einer jungen Frau am Tisch sprach, die ursprünglich ein Schlüsselmoment für die Prügelei war. Shakes schien ein kurioser Kerl zu sein, aber leider hatte er auch keine Ahnung, wie man so sein konnte. Valerion hatte zwar auch viel gesoffen, aber meistens hatte er sich im Griff gehabt und niemanden genervt .... na ja bis auf wenige fälle. Mit dem Hauptmann vor einigen Wochen ... er schüttelte kurz den Kopf, als er seinen leeren Teller abgeben wollte und gedankenversunken in jene Frau reinrannte, die ihn heute zum Trainingskampf herausforderte.

    Selana blickte ihn wütend an, ihre Augen waren rot gewesen, als hätte sie geweint. Außerdem roch sie ziemlich nach Bier, als ob sie ihren Frust und die Niederlage vergessen wollte.
    „Willst du mich noch verspotten? Du verdammter klotz“, rief die genervt.
    Valerion seufzte genervt, er wollte hier keine Szene machen, nicht nach der Prügelei. So zog er sie aus der Taverne um in Ruhe mit ihr zu sprechen.
    „He“, begann er ruhig.
    „Das mit dem Angriff tut mir leid, eh? Du kriegst deine Revanche, das verspreche ich dir“, erklärte er.
    „Ich wollte den Kampf auf ehrliche weise beenden, Yarik war in diesem Moment der Interessantere Gegner und sehen wir es doch ein, ich hätte dich so oder so besiegt“, eines war Klar, mit Frauen sprechen konnte Valerion super ....
    BATSCH

    Da gab es eine Ohrfeige und mit einem lauten „ARSCHLOCH“, verschwand sie in der Menge.
    „Weiber“, murmelte Valerion und ging wieder in die Taverne.

  11. Beiträge anzeigen #191
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Nachdem der Templer geendet hatte, legte sich eine betretene Stille über die Zuhörenden. Einerseits war es wohl die Erkenntnis darüber, dass allen Scherzen und allen Foppereien zum Trotz die Geschichte des Hayabusa wahr war. Andererseits war es vermutlich die Furcht davor, am heutigen Abend zu Arbeit verdonnert zu werden, wenn man sich rührte.

    Griffin nutzte diesen seltenen Augenblick der Ruhe im Meer des Chaos und erhob sich. Sein Getränk war leer, seine Geschichte erzählt, Späße gemacht. Er legte Ryu vielsagend die Hand auf die Schulter und erntete einen kurzen, wissenden Blick und ein angedeutetes Nicken, eher er sich mit großen Schritten durch die Menschenmenge schob. Die Leute griffen nach seinem Wanst, scherzten über seine Rückkehr, scherzten noch mehr über sein Verschwinden und forderten ihn auf, Witze zu machen. Er erfüllte einem jeden den Wunsch, ließ sich foppen, ließ sich berühren und kämpfte sich mit jeder Bewegung weiter zum Ausgang. Als er den Türgriff in den Händen hielt, drehte er sich ein letztes Mal um, grinste freudig, machte einen Spruch und entschwand dann in die Dunkelheit der Nacht. Dass er nicht in einen Sprint verfiel, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, verstand er selbst nicht. Stattdessen trugen seine Füße ihn einige Schritte weg vom Eingang. Er lehnte sich erschöpft mit den Unterarmen auf den notdürftig zusammengehaltenen Handlauf, der vor einem Absturz schützen sollte und grinste ob der Doppeldeutigkeit dieser Erkenntnis.

    Erst jetzt wagte er es, zu atmen. Es war ein tiefer, befreiender Atemzug. Ein Atemzug, der nur möglich war, weil er den kiloschweren Brocken auf seinem Rücken fallen ließ.
    Seine krampfende Linke entspannte sich langsam, aber auch ohne Wyvernnnase konnte er das Blut in seiner Hand riechen, bevor er es sah. Die Nägel seiner Hand hatten sich tief in das Fleisch gebohrt.
    Er atmete erneut aus.
    Aufmerksam beobachtete er das Zittern seiner Hände. Sein Körper verlangte nach Stoff. Er wusste ganz genau, dass heute Abend nur der Zug an einem Stengel Sumpfkraut und nur ein Schluck Alkohol die körperlichen Symptome des Entzugs lindern konnten. Aber er wusste eben auch, dass das nur der erste Schritt war, um sich selbst wieder zu verlieren.

    Der Geruch von Sumpfkraut und Alkohol lag selbst hier noch in der Luft, aber er wollte nicht so recht gehen. Er hatte sich das angetan. Also musste er mit den Folgen leben.
    Und außerdem wollte er der guten Laune nicht ganz entfliehen, selbst dann nicht, wenn er sie nur durch geschlossene Türen und ein paar Meter Entfernung mitbekommen durfte.
    Immerhin liebte er seine Leute. Sie hatten ihn ohne einen Vorwurf wieder in ihre Reihen aufgenommen. Mit Scherzen und liebevollem Spott. Er hatte sich eines der größten Verbrechen schuldig gemacht, die er hätte begehen können und hatte sich vom Waldvolk abgewandt. In dieser Hinsicht war er dem verstorbenen Anführer der Felsnattern sehr ähnlich. Er hatte nur Augen für sich selbst und seine eigenen Probleme gehabt. Beim Schläfer! Er war sogar noch schlimmer, denn anders als Griffin selbst hatte Duat wenigstens auf den Fortbestand seiner eigenen Sippe geachtet.

    Er pustete Luft durch die Nase und schloss die Augen.

    Er hatte die letzten Jahre, vielleicht das letzte Jahrzehnt, das Leben wie durch einen Schleier erlebt. Jetzt. Hier. Zu stehen, zu hören, zu feixen. Es überforderte ihn. Und nicht nur die Geräuschkulisse sowie die olfaktorische Herausforderung, in einem engen Raum mit mehreren Dutzend Personen zu verbringen…
    Er liebte das Waldvolk dafür, dass sie ihn mit offenen Armen aufgenommen hatten, aber er war nicht sicher, ob er dafür bereit war. Ob er bereit war für die Scherze, bereit war für die Lautstärke und das Leben, das anscheinend an den Baum zurückgekehrt war.

    Ein weiteres Mal seufzte er lautstark und hob dann den Blick gen Nachthimmel, während nur der schäbige, kleine Handlauf ihn vor einem Absturz bewahrte.

  12. Beiträge anzeigen #192
    Ritter Avatar von melford
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    melford ist offline
    Melford hatte dann doch recht schnell einen Platz gefunden und sich der illustren Runde dazu gesellt. Nachdem man ihm einen guten Trunk und etwas Essen hatte zukommen lassen, begann er seinen Feierabend in der Gemeinschaft ausklingen und es sich ordentlich schmecken zu lassen. Dabei ließ er seinen Blick nun doch etwas langsamer durch die Menschenmasse schweifen und war überrascht wen er so alles wiedererkannte. Auch einige neue Gesichter konnte er ausmachen und versuchte sich diese so gut wie möglich einzuprägen. Auch wenn er die meisten Tage seinem eigenen Handwerk nachging, so kam es dann doch ab und an vor, dass er sich einem Jagdtrupp anschloss, oder auch mal Wache halten musste. Bei beiden war es wichtig zu wissen, wer dem Waldvolk angehörte und wer nicht. Im schlimmsten Falle konnte diese Information über Leben und Tod entscheiden.

    Am meisten überrascht war er allerdings von Griffin, den Melford noch aus Silden kannte und den er deutlich anders in Erinnerung gehabt hatte. Allerdings hatte er diesen schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen, weshalb sich der Baumeister nicht sicher war, ob ihn seine Erinnerungen nicht doch betrogen. Aus den Erzählungen von Ryu, denen er zumindest teilweise sein Gehör schenken konnte, ließ sich jedoch deuten, dass es sich um eben jenen Griffen handeln müsste, der schon damals dem Waldvolk zugehörig war.
    So wie es aussah waren hier einige anwesend, mit denen der Myrtaner sich mal unterhalten sollte. Teils der alten Zeiten willen, teils um zukünftiges zu besprechen. Dabei kannte der Baumeister allerdings keine Eile. Viele waren bereits sowieso schon in Gespräche vertieft und anderen wollte er auch ihre wohlverdiente Auszeit gönnen. So hielt er sich lieber im Hintergrund, stopfte sich den Magen voll und lauschte den ein oder anderen Erzählungen.

    Der Schwarzhaarige hatte noch nicht ganz aufgegessen und Ryus Ausführungen hatten gerade ihren Zenit der Unterhaltung erreicht, da ließ ihn ein unverhoffter Schmerz in der rechten Hand zusammen zucken. Sein Blick fiel gleich auf die Bissförmige Narbe, die vor allem seinen Handrücken zierte. Mit einem Grummeln ließ Melford sein Essen auf den Teller niedersinken und wischte sich die schmierigen Hände an einem Tuch am Gürtel ab. Er hatte gerade den Kopf wieder gehoben, als er die Eingangstür zufallen sah.
    „Die Natur ruft!“, gab er knapp seinen Tischnachbarn zu verstehen, stand auf und zog sich bedeutungsvoll am Hosenbund. Es dauerte einen Moment bis er sich durch die Menge nach draußen gekämpft hatte.
    Wieder an frischer Luft bemerkte er erst, wie stickig und muffig es in der Taverne doch gewesen war. Normalerweise hätte er die Tür abermals offen stehen gelassen, doch dieses Mal entschied er sich dagegen. Aufmerksam ließ er dann seinen Blick umherschweifen. Das Schmerzen der Narbe konnte vieles bedeuten und so war ihm nicht ganz klar, auf was er eigentlich achten sollte. Lange musste er allerdings nicht suchen, denn die beleibte Gestalt Griffins hatte sich nicht all zu weit von der Sumpflilie entfernt. In der Ferne war ein dumpfes Bellen zu vernehmen. Melford machte ein paar Schritte auf Griffin zu.
    „An deiner Stelle würde ich mich nicht all zu sehr auf das Geländer stützen. Das Holz ist schon ein paar Jahre alt und müsste mal wieder ausgetauscht werden. Ich komme mittlerweile gar nicht mehr hinterher alles hier in Schuss zu halten.“, riet Melford halb scherzend mit einem Lächeln während er seine Hand über das Holz gleiten ließ. Die Arbeit, die er hier verrichtet hatte, sollte noch eine ganze Weile halten. Dennoch war nicht zu bestreiten, dass das raue Wetter und der Zahn der Zeit ihre Spuren hinterlassen hatten.
    „Griffin, oder? Wenn ich mich nicht täusche haben wir uns in Silden bereits das ein oder andere Mal getroffen. Die Zahl derer, die aus jenen Tagen noch übrig sind, schrumpft von Jahr zu Jahr. Es tut gut ein bekanntes Gesicht lebendig zu wissen.“ fügte er nun etwas melancholisch hinzu und war drauf und dran noch ein aufmunterndes Wort zu verlieren, als sich ein Vierbeiner mit tapsigen Schritten näherte. Mit einem Grinsen drehte sich Melford um und blickte in die treuen Augen des bunten Mischlings, der direkt auf ihn zu trottete.
    „Na, mein Guter? Lässt du dich auch endlich mal wieder beim alten Melford blicken?“, mit diesen Worten hockte er sich hin und ließ den streunenden Hund in seine offenen Arme laufen bevor er ihm ordentlich das Fell durchwuschelte.
    „Und wie immer kommst du genau zur richtigen Zeit! Na los! Du willst doch sicherlich auch Griffin kennen lernen!“ Das ließ sich der Mischling nicht zweimal sagen, blickte erst neugierig zum Dicken hinüber und lief dann freudig hechelnd auf diesen zun.

  13. Beiträge anzeigen #193
    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Die Sumpflilie

    Ja, so war das Waldvolk. In einem Moment flogen noch die Fetzen und die Leute schlugen sich grün und blau, im nächsten packten alle zusammen an, um den ramponierten Laden wieder in Schuss zu bringen. Kein Wunder, dass sich in der Lilie niemand darum scherte, alles sauber zu halten, wenn die übliche 'Reinigung' in Form von Zerstörung und Neuanschaffung des Mobiliars geschah. Ob Hooqua geheime Absprachen mit den Wächtern traf, in einem bestimmten Zeitabstand eine neue Keilerei anzuzetteln, damit die Einrichtung gewechselt werden konnte? Hier hätte Maris gar nichts gewundert.

    Bald hatte die Gemeinschaft friedlich wieder beisammen gesessen, doch wo vorher noch Ausgelassenheit geherrscht hatte, kehrte nun eine ernste, zuweilen beklemmende Stimmung ein. Sie tranken auf einige Seelen, die der Verderbnis des Sumpfes zum Opfer gefallen waren, und sprachen offen über die Wilde Jagd. Offenbar trugen hier so manche das Mal der Jagd, das auch Runa und Maris hergeführt hatte. Andere berichteten von anderen Kämpfen, die sie ausgefochten hatten - offenbar waren Freiya und ihre Begleiter gerade erst von solch einem Kampf zurückgekehrt. Der Hauptmann der Siedlung berichtete ausführlich von der Bedrohung, der sie sich entgegengestellt hatten. Während der Mann mit den seltsamen, gelben Augen so sprach, runzelte Maris die Stirn. Das war doch Ryu, nicht? Hatte er sich nicht einst einen Kampf mit ihm geliefert, damals in Al Shedim? Es schien dem Nomaden, als wäre das in einem anderen Leben geschehen. So viel hatte sich seitdem geändert. Die Lust auf epochale Duelle war Maris in den letzten Jahren gehörig abhanden gekommen, und dennoch hatte ihn seine Rolle im Gefüge der Naturmächte ein ums andere Mal in diese Situationen gebracht. Wie sich doch das Leben veränderte... damals hatten sie sich alle beweisen wollen, damals hatten sie alle ihre Kunst geschärft, um die Besten der Besten zu werden. Damals waren sie alle gedankenlos gewesen, tollkühn. Bei Adanos, Maris hatte mal den verdammten König der Feuerwarane geritten, um den Orks des Urkma-Clans bei ihrer Queste um das heilige Ulu-Mulu zu helfen! Und heute? Heute waren sie alle getrieben von Pflichtgefühl und dem Wunsch, die zu schützen, die ihnen wichtig waren. Heute kämpfte Maris, um die Gewalt des Großen Löwen einzudämmen, um seine Familie und seine Stadt vor einer fehlgeleiteten Riesenspinne zu retten, um die Insel vor einem verdammten Drachen zu bewahren! Und nach dem, was Ryu berichtet hatte, waren seine Motive ganz ähnlich gelagert. Sie wurden eben alle nicht jünger - und dazu gehörte auch, dass sich die Gründe änderten, aus denen sie kämpften. Doch zu enden schien er nie, der Kampf. Nicht für sie, die überdauerten.

    Nach all den Ansprachen hatte sich eine lockere, aber gedämpfte Stimmung eingestellt, als sei der offizielle Part dieser Zusammenkunft, die nie geplant gewesen war, nun abgeschlossen. Die Menschen fanden sich wieder zu kleinen Grüppchen und sprachen über alte Zeiten oder kommende Herausforderungen. Die Leute kamen und gingen, manche sahen sich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder oder lernten sich von Grund auf neu kennen. In diesem Kreis hielt Maris sich zurück und behielt Runa aus dem Hintergrund im Auge, die ihre eigenen Erfahrungen in der kuriosen Gemeinschaft des Waldvolks sammeln sollte. Dabei fiel ihm immer wieder auf, dass die Begleiterin von Ronja mit den grünlichen Haaren zu ihm hinüber sah, manchmal verstohlen, manchmal mit zweiflerischem Stirnrunzeln. Er hatte schon begonnen, sich zu fragen, ob er einen Popel an der Backe hatte. Schließlich kam ihm der Gedanke, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber nicht gerade die redseligste Rampensau des ganzen Baumes war. Nicht so wie ihre lockenköpfige Freundin, die kein Problem damit hatte, sich zum Spaß in die Frotzeleien von Ornlus Wolfsbrüdern einzumischen und einen von ihnen quer über zwei Tische hinweg anzupöbeln.
    Maris erhob sich und tippte seiner Tochter im Vorbeigehen auf die Schulter. "Bin mal eben draußen", sagte er und trat zur Tür heraus ins Freie.

    Die Abendluft war immer noch frisch, besonders hier im Bruchwald, wo es deutlich feuchter war als anderswo. Ihn fröstelte, als er heraustrat und in der Stille tief durchatmete. Etwas weiter den Steg entlang hatten ein paar andere aus der Gesellschaft eine ähnliche Idee gehabt, doch Maris gesellte sich nicht zu ihnen, sondern trat neben der Tür etwas zur Seite und lehnte sich an die Wand der Taverne. Es dauerte ein Weilchen, beinahe so lang, dass er schon wieder hineingehen wollte, doch dann öffnete sich die Tür und es erschien der grünliche Kopf der jungen Frau im fackelbeleuchteten Halbdunkel.
    "Vareesa, richtig?", sagte Maris ruhig. "Komm rüber. Ich dachte mir, so lässt es sich besser sprechen. Du scheinst ja irgendetwas auf dem herzen zu haben, oder?"

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Wollten sie nicht einfach nur Chala eine Unterkunft und Bud etwas für sein Leibeswohl besorgen? Wie sich die Ereignisse einfach überschlagen hatten... Erst diese Prügelei, dann das gemeinsame 'Familienessen' bei dem sich die Kapuzenträgerin nach all den Jahren der Abwesenheit so seltsam fehl am Platz gefühlt hatte. Trotz der Späße mit Ronja. Trotz der Geschichte von Ryu die mehr Sorgen statt Ruhe verschafften. Auf einmal wurde erwartet, dass sie sich um dieses seltsame Weib mit den geflochtenen Haaren kümmerte. Inklusive ihres werdenden Balgs und diesem anderen, jungen Burschen. Was sollte das? Warum wandten sich die beiden an sie? Nur weil sie zufällig beide mit dem selben Geist in Berührung gekommen waren, auf die ein oder andere Weise? Die Bognerin hatte sich das doch nicht einmal ausgesucht! Sie wollte das nicht. Sie wollte keine Hilfsmutter sein. Keine Samariterin der Selbstlosigkeit. Sie wollte einfach nur... Leben... Und nun berichtete der Mann mit dem stechenden Blick auch noch von korrumpierten Wesen denen nicht einmal er, DER Krieger von Tooshoo überlegen war? Dazu noch diese wilde Jagd? Vareesa stützte die Arme auf ihre Ellbogen und ihr Kopf lastete schwer auf den nach oben gerichteten Handflächen. Deren einzelne Ausläufer hingegen hatten fest in das Gemisch aus rotbraun und grün gegriffen und zogen zwischen einander einzelne Strähnen unter der Kapuze zusammen. Im Kopf der Wanderin pochte ein jähes Unbehagen das jeden Moment zu drohen schien ihre Stirn nach vorn hin aufplatzen zu lassen wie eine überreife Melone. Das war alles zu viel für sie.

    -Wilde Jagd... Schwangerschaft... Ich will das nicht... Ich komme doch kaum selbst über die Runden...-, ging es ihr immer wieder durch den Kopf, während die Geräuschkulisse um sie herum immer weiter in den Hintergrund rückte. Wie ein Wabern ohne richtigen Rhythmus durchdrangen hohe wie tiefe Spitzen ihre akustische Wahrnehmung. Die von Sumpfkrautrauch, Alkohol und Bratfett durchzogene Luft füllte ihre Lungen und machte das Atmen der ohnehin schon zugeschnürten Brust nur noch schwerer und für den Augenblick fand die Bognerin keinen Weg der Bewegung. -Wilde... Schwangerschaft... Schwangere... Jagd... Wild... Schwanger... Will nicht...-. Die Tiefenwahrnehmung der Schützin verzerrte sich, als ihre Augen starr auf das Schnittbrett mit der angebissenen Brotscheibe und dem Stück Käse lagen. Wie eine langsame Welle verschob sich die Textur und Beschaffenheit in ihrem Blickfeld mit jedem zitternden Atemzug. Sie wollte weg. Sie musste weg. Raus hier, wie der breit geratene Griffin es schon zuvor bewerkstelligt hatte. Vor allem genau jetzt. Jetzt, da der mutmaßliche Löwe aus ihrem Traum den Raum zu verlassen drohte. Das war die Chance. Vielleicht ihre letzte? Sie konnte sich das nicht entgehen lassen. Sie konnte keine Verantwortung tragen wenn das eigene Korsett aus Gift und Unklarheit ihr Leben derart einschnürte, dass sie noch immer eine Gefangene war. Nur in anderer Uniform. -Kann nicht... Will nicht...-

    Mit zittrigen Lippen presste die Bognerin die Augen zusammen. Es war kein Zufall, dass sie ihn nun endlich gefunden hatte. Aber... War er es denn wirklich oder hatten die Alpträume nur ein einziges mal einer frohen Zukunftsaussicht Platz gemacht an jenem Abend? Er musste es sein!

    Die Reisende schreckte auf, als ein dumpfer Schmerz sie unbequem in die Rippen traf. "Was is' los, Vareesa? Wenn du den Käse nich' mehr willst, nehm' ich ihn! Und danach erzähl'n wir den Welpen da mal, wie man richtig Holz hackt! Oder? ODER?". Einer rostigen Drehplatte gleich, zitterte das Haupt der Wanderin mit großen, trüben Augen in Ronjas Richtung. Dann blinzelte sie. Einmal. Zweimal. Dreimal. -Atme, Vareesa. Atme.-. Und sie atmete. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann... Nickte sie geistesabwesend und stand auf. "Ich... Schau mal was der Sirup macht.", gab sie ihrer Freundin zu verstehen die daraufhin erst das Gesicht verzog, dann jedoch breit grinste. In den letzten Tagen war das für die beiden eine Phrase für 'Ich geh mal kacken' geworden, als sie sich über vornehme Ausdrucksweisen und dazugehörige Neukreationen unterhalten hatten. Und irgendwie kam bei einer Portion schlecht geratener Pfannkuchen und unverdünntem Sirup diese seltsame Abstrusität heraus. "Sirup, Zofe Vareesa? Können wir dir behilflich sein?", warf Sechet ein. Diese Demut der Bognerin gegenüber gefiel selbiger überhaupt nicht und sie hob nur abwehrend die Hände. "Ich schaff das schon... Ihr... Macht irgendwas... Mischt euch unter die Leute... Und äh... Ach was solls..."

    Mit einem mal sprang sie auf und setzte gehetzt dem Löwen nach der so zum Greifen nah war. Und ganz nebenbei raus aus dieser Menge. Raus aus dieser Luft. Raus zwischen all den Leuten die ihr den Weg versperrten. Einfach... RAUS.

    Und da stand Vareesa nun. Beide Hände fest an das Geländer vor der Tavernentür gekrallt und mit hektischen Atemzügen die kalte Luft ein- und wieder ausatmend. Ihr ganzer Körper hob und senkte sich dabei und es wirkte fast schon ein wenig überwältigend aus dem stickigen Schankraum hier hinaus zu kommen. Doch es tat so verdammt gut! Nur... Wo war... Maris? Wo war der Löwe dem sie nachgejagt war? Unruhig wanderten die tiefblauen Augen der Bognerin durch die Gegend und mit jedem Moment machte sich mehr Frust breit aus einem Wechselspiel von Hoffnung und Enttäuschung. Sie hatte gezögert... Hatte die Chance verstreichen lassen. Er war ihr entwischt... Dann blieb also doch nur noch die Möglichkeit, den Wolf zu fragen? Missmutig atmete sie aus und spürte dabei, wie ein salziger, feuchter Tropfen auf ihrem Handrücken landete. Es war nicht, dass sie Ornlu nicht für fähig genug gehalten hatte ihr zu helfen. Die Ausbildung bei ihm jedoch hatten sie gelehrt, dass er Schwäche verabscheute. Er hatte ihr stets das Gefühl gegeben, sie müsse selbst ihren Weg finden und auf Hilfe in dieser Sache wagte sie gar nicht zu hoffen. Doch was nun?

    "Vareesa, richtig? Komm rüber. Ich dachte mir, so lässt es sich besser sprechen. Du scheinst ja irgendetwas auf dem Herzen zu haben, oder?"

    Die Wanderin schreckte auf und wandte sich ruckartig um. Da... Da stand er. Einfach so. Ihr Herz schlug höher. Ihr Puls begann in ihren Adern zu pumpen und in einigen Versuchen etwas zu sagen, die jedoch nur jedes mal in einem Japsen untergingen hob sie sachte die Hände und schloss die Augen. "M-Moment...". Ein Augenblick verging. Noch einer. Durchzogen von langen Atemzügen und gesuchten Worten. Dann blickte sie erneut auf. Gefasster. "Tut mir leid... Ich dachte nur, dass... Also... Das muss jetzt alles ziemlich idiotisch wirken... Ich komme ja selbst kaum mit der Situation klar, aber... Also, es ist folgendes: Ich habe vor ein paar Tagen von einem Löwen geträumt und bin überzeugt davon, dass er der Schlüssel ist."

    Auf den verwunderten, von Fragen gesäumten Blick Maris' hin stockte die Bognerin vorerst in ihren Worten, hob dann jedoch erneut die Hand und biss sich maßregelnd auf die Zunge. Dann setzte sie neu an. "Ich... Moment...". Es fiel schwer in diesem Moment der Aufregung, aber vielleicht würde auch das ein wenig Entlastung verschaffen... Also schloss sie erneut die Augen und konzentrierte sich auf das imaginäre Geräusch fließenden Wassers in ihrem Geiste. Mental zupfte sie an den Strängen die sie bildlich um das eigene Herz geschlossen sah, sodass sich eine Öffnung bildete aus der das magische Gift, oder... Die giftige Magie? Ihren Weg durch ihre Adern finden und fließen konnte. Wie schon so viele male zuvor manifestierten sich entlang der Linien ihrer Venen die spektralen Körper jener an sie gebundener Begleiter die sich im Nu leise zischelnd um ihre Arme schlangen und genügsam darauf warteten, Form anzunehmen. "Es ist... Das hier... Ich weiß, wie ich es im Zaum halte... Kenne die Grundlagen, aber... Eines Tages...", langsam verglommen die spektralen Schlangen wieder, als sie den Fluss kappte. "... Ich glaube, es wird mich umbringen, wenn ich nicht in der Lage bin, ihm 'mehr' zu geben... Und, verdammt nochmal, das klingt alles so dämlich und ich weiß nicht einmal ob ich vor dem richtigen stehe, aber... Dieser Traum von dem Löwen... Ich hatte ihn nach einer meiner, nennen wir sie, 'Episoden', in denen... Also, in denen ich fast...". Sie senkte den Blick erneut und schmunzelte kurz, fast schon etwas hysterisch als sie aufblickte. Die Augen leicht wässrig. "Der Löwe vorhin in der Schenke... Es war der aus meinem Traum. Und ich habe gespürt, dass er zu dir gehörte..."

    Das wars. So gut sie konnte, hatte sie ihm, vielleicht völlig wirr, vielleicht völlig fehl am Platz erklärt was los war. Für gewöhnlich war diese Art der offen getragenen Verletzbarkeit eine Sache die Vareesa über alles in der Welt hasste. Es fühlte sich falsch an. Sie fühlte sich nackt und angreifbar... Aber welche Wahl blieb denn am Ende, wenn die Sandkörner langsam hinab rieselten?

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    Sumpflilie

    Ornlu war satt. Seit langem hatte er nicht mehr so viel gegessen wie am heutigen Abend. Getrunken hatte er ebenso ganz ordentlich, jedoch nicht mehr so wie früher. Es wäre auch fatal geworden, denn niemand konnte so viel trinken wie Kalad. Man wusste nicht wo er das alles hin steckte, aber er war da ganz gut dabei und das hatte er und auch der Rest seiner Leute verdient. Okam, Iun und Vigo sah man an, dass sie sehr lange unterwegs waren und vor allem das gute Essen sehr genossen.
    Am Ende war diese Zusammenkunft wohl eine, die in Erinnerung bleiben würde. Lange war es her, dass man so zusammen kam. Lange hatte es auch gedauert, bis Tooshoo so viele Bewohner wieder hatte und es pfiffen ja schon die Spatzen von Tooshoos Baumkrone, dass die Zeit kommen musste, da man Schwarzwasser wieder Wohnraum abgewinnen würde. Sie waren schon zu viele im Baum.

    Als Ricklen und Ambrose dazu kamen, war die Stimmung noch besser geworden. Ricklen war einfach gern gesehen, auch wegen seiner Ecken und Kanten. Lockere Sprüche, spaßige Drohungen und anständige Gespräche bot er an. Was wollte man mehr?
    Ambrose hingegen hatte nicht zum Alkohol gegriffen, sondern auch zum Kirschsaft den die Hooqua dem Heiler anbot. Danach machte er die Runde und führte mit jedem ein kurzes, aber freundliches oder anregendes Gespräch. Viele kannten den Südländer - der vom Festland kam - noch gar nicht. Dabei wirkte es so - da Griffin gerade noch rausgegangen war - als wäre Griffin zurückgekehrt und hätte sogleich ein paar Pfund abgenommen und die Kleidung gewechselt.
    Vor allem Ryu schien etwas stutzig zu sein, sah er doch wie Ornlu eine Version von Griffin im Gesicht, Frisur und Art zu sprechen.
    “Vielleicht ist er irgendein naher Vetter, den Griffin nicht vorstellen wollte, weil Ambrose viel zu viele peinliche Geschichten aus der Kindheit parat hat.”, sinnierte Ornlu und hatte in diesem Moment wohl ganz genau Ryus Gedankengang erfasst. Dachte er.
    “Oder sie hatten denselben Vater…oder Mutter oder wurden bei der Geburt getrennt, weil ein Ork den Vater im Kindbett direkte nach der Geburt erschlug und die Mutter mal ganz schnell mit Klein-Ambrose Sumpfkraut holen wollte. Armer Herr Griffin. Daher der Kummerspeck…”, philosophierte dann der etwas mehr betrunkene Kalad und rülpste dann laut auf. Gelächter folgte und man fragte sogleich Ambrose, ob er Griffins verschollener Bruder sei.
    Der jedoch verneinte und erzählte allen, dass er hier auf Argaan geboren wurde und aus dem stewarker Umland kommt. Dass er ein Bauernsohn war und dann von zu Hause weg lief. Als man nach seinem Vater fragte, lächelte er es weg und wechselte prompt das Thema.

    “Melford…”, dachte sich Ornlu, als er ihn endlich erkannte. Auch das war gefühlt ein halbes Leben her, dass sie sich erstmals mitten im Sildener Wald trafen und er den Baumeister dann in die alte Heimat brachte. Ebenso aber was danach geschah im Zirkel bis hin zur Ankunft hier. Bei jedem bekannten und weniger bekannten Magieanwender hier am Tisch hatte er seine Finger im Spiel gehabt oder war Wegweisend. Ob sein alter Freund Ryu das damals vor fast 17 Jahren geahnt hatte? Bestimmt nicht.
    Kurz blickte er zu Yarik und hatte schon die nächste Lektion im Sinn. Doch bis dahin sollte er ruhig auch mal was Gutes essen und mal charmantere Gesellschaft wie Ornlu genießen.

    Die Fremde war Ornlu ein Rätsel und was sie mit Ryu am Hut hatte, konnte er nur ahnen. Letztlich kam dem Druiden eine alte Erinnerung, eine alte Liebe, die zu stark gebrannt hatte und schon lange verloschen war in den Sinn. Er dachte an Jail, wenn er diese Chala so betrachtete. Vieles - vor allem das Gesicht und Haar - erinnerte an die Wassermagierin und kam aus fast schon verdrängten oder verrauchten Erinnerungen.
    Und dann war da urplötzlich dieses Fauchen und prompt sprang in seinem angetrunkenen Hirn eine nackte Suzuran auf ihn zu und machte eine klare, sehr sinnliche Ansage an den Wolf und zog ihn aus.
    Er seufzte innerlich und nahm einen tiefen Schluck vom Met. Sie fehlte Ornlu und das was nun war, machte den Druiden nicht so glücklich, wie er eigentlich sollte.
    Seine Gedanken wanderten weiter zur Geschichte von Ryu, Griffin und Frejya. Er hatte sie etwas sacken lassen und Gedanken gesammelt, um dann erst jetzt was dazu zu sagen.

    “Auf dem Festland kennen die kaum noch sowas wie euren Odo. Ich bin viele Monde durch Varant, Myrtana und Nordmar gereist. Habe gesucht, habe alle unsere Leute besucht und befragt. Habe vom Weltenriss und dem Kampf gegen diesen Erzdämon erzählt. Vom Drachen und den Echsenmenschen. Bis auf sehr wenige klare Ereignisse gab es nirgendwo solch eine Ansammlung wie hier auf Argaan. Auf Khorinis hab ich wesentlich mehr entdecken können, aber es ist kein Vergleich mit Argaan, wenn ich eure Geschichte noch hinzu füge.”, erzählte Ornlu etwas nachdenklich und musterte dann die Felsnattern die mit den Dreien hierher gekommen waren.

    Er musste sagen, dass er es nicht so toll fand, diese Vögel oder besser Schlangen hier zu sehen. Umgekehrt war das was er da sah harmlos. Fernab dessen, was manche über sie sagten. Eine Schwangere und ihr Begleiter waren keine große Gefahr. Hinzu kam, dass die Frau sicher wusste, dass sie mit dem Ungeborenen größten Schutz im Waldvolk genoss. Man konnte noch so einen schlechten Ruf besitzen, solange man sich als Gast benahm, war man hier geschützt und bekam was man als Gastgeber geben konnte. War das Kind auf der Welt, dann änderten sich die Dinge und manchmal auch nicht, weil die Zeit Wunden heilte oder man sich anders sah.
    Und dann war da ja noch was. Die Wolfssippe wie man sie zum Schluss hin gekannt hatte in jener Generation seiner Eltern, war weitaus unbeliebter wie die Felsnattern. Ja, nicht besser wie die Adlersippe oder Abtrünnige. Die Wahrheit war zwar eine andere, aber manche Wahrheiten gehörten unter den Deckmantel einer Lüge begraben, damit nur an anderer Stelle alle anderen geschützt waren.
    Ornlu bewahrte die Wahrheit für sich und wenn die Zeit kam, würden sich die Wölfe des Hetzers wieder zeigen und ihren Platz unter den Sippen des Waldvolkes einnehmen.

    Mama Hooqua kam dann zu Ornlu und setze ihr größtes Lächeln auf.
    “Zahltag! Bevor ihr mir alle zu besoffen seid und weg torkelt. Also Herr Jadewolf. Was hast du?”
    “Ich wollte zahlen? Ohhh…hmm…ich dachte Malen nach Zahlen. Dass ich dir ein Bild male, Mama.”
    “Stell dich nicht dumm, sonst gibt es was auf die Löffel - mit dem Löffel!”
    “Nur ein Spaß…”, sagte er und holte ein Ledersäckel hervor. Natürlich lunzten alle hin, weil das ganze Gelage jetzt nicht das war, was sich ein tagelöhner so leisten konnte. Der Druide schüttelte alles aus und sammelte auf.
    “Drei Knöpfe…Hasenzähne…fünfzig Silberstücke die mir ein gewisser Belzebub gab…hab aber nur noch sieben davon…drei khorinische Goldstücke und zwei varantische Silberdenar. Drei Bohnen die ich gegen eine Kuh getauscht habe…hmmm…”
    “Das reicht noch nicht...”
    “Ok! Hier noch ein Goldring den ich in einer Grotte gefunden habe. Irgend ein Wicht bewachte das Ding, aber ich hatte meine Art zu verschwinden.”, erzählte er stolz und dachte daran wie er als Fleischwanze entkam.
    “...den kannst du haben. Ich bekomme Kopfschmerzen davon. Ich träume manchmal sogar, dass der Ring mir was zuflüstert. Grässlich wie orkisch, aber noch schlimmer. Im Feuer wird er nicht heiß und bekommt so glühende Inschriften im Innenring. Kann das aber nicht lesen. Ne…den kannst du haben Mama. Reicht das?”
    “Hmm…einen Zauberring also? Der Kopfschmerzen macht. Ja, das ist doch toll. - Reicht nicht!”
    “Na gut! Du hast gewonnen.”, brummte er und kramte dann in seinem Haar herum. Als würde er was frei knoten.
    Dann hielt er das funkelnde Ding vor Mama Hooquas Gesicht und sie waren sich einig.
    “Wo hast du den her? Das reicht auf jeden Fall für heute und noch ein paar Tage, wenn du allein vorbei kommst. Den Kopfschmerz-Ring behältst du aber. Will ich nicht!”, sagte sie und besah sich den geschliffenen Edelstein. Ein blauer Saphir. Fast makellos und wunderschön im Schein der Kerzen und Laternen.
    “Prima! Woher ich den hab behalte ich für mich. Glaubt mir eh keiner. Ist aber ehrlich erstanden worden. Keine Sorge. - Und nun eine Runde grüner Novize für alle die wollen und hol noch zwei Krüge Bier, bitte. Sollte ja reichen.”, bat er und bekam seine Bestellung erfüllt. Danksagungen und zuprosten waren nette Nebeneffekte, während der Wolf sich daran erinnerte, wie tief er vor Khorinis getaucht war und in anderer Gestalt eine Schatulle aus einem Schiffswrack geborgen hatte.

    “Da hat jemand aber die Spendierhosen an, hmm? Sonst lässt du dich ja einladen wie eine aufgetakelte Trulla die es sich erlauben kann.”, feixte Ricklen und stieß mit Ornlu an.
    “Ich weiß gar nicht wovon du redest. Noch nie hab ich geknausert, wenn es um Essen ging.
    “Na dann pass auf, dass du morgen nicht mit rasierten Kopf aufwachst, weil irgend ein lustiger Typ denkt du hast da noch mehr versteckt in deiner Haarpracht.”
    “Guck mich nicht so an. Ich bin nicht Graf Optimus und kauf mir die Welt. Mehr hab ich eh nicht. Musst Jilvie nicht auf mich ansetzen.”
    “Jilvie hätte eh nicht auch nur irgendwas getan, um dir an die Wäsche zu gehen.”
    “Ha! Denkst du!”
    “Weiß ich! Und nun grins nicht so dreckig und hör mal zu. Da unten ist ein Typ der hat mir vor die Füsse gekotzt.”
    “Ist doch nichts Neues. Wenn ich dich seh muss ich das auch.”
    “Haha! Jadewolf ist so lustig, wenn er angetüdelt ist. Also der Typ heißt Kiyan und hat ein Auge und…schaut ziemlich beschissen aus. Braucht Hilfe von Deinesgleichen.”
    “Meinesgleichen?”
    “Na die Dudus…”
    “Dudus? Deine Mutter ist ein Dudu! Erzähl mal…”
    “Mehr weiß ich auch nicht. Hab nur gesagt ich helfe. Scheint tauglich zu sein der Typ. Ein wenig sehr abgerissen und dürr…aber Potential. Dafür hab ich ein Händchen. also schaust du ihn dir zumindest mal an? Oder soll ich ihn zu Osmo bringen?”
    “Osmo? Lass mal. Er soll morgen bei Sonnenaufgang oben in der Baumkrone erscheinen. Ich tauche dann schon auf.”
    “Morgengrauen? Sportlich…”
    “Es ist nicht mehr so wie früher. Schau dir auch die Leute mal an. Keiner der betroffen ist, gibt sich die Kante. Meine Jungs halten sich sogar zurück - bis auf Kalad. Aber der ist auch nicht soo einer meiner Jungs.”
    “Verstehe!”
    Ricklen klopfte dann Ornlu auf die Schulter, holte sich noch einen weiteren Krug mit Bier und ging wohl nach unten bescheid sagen.
    Währenddessen wurde der Grüne Novize an alle verteilt die rauchen wollten. Ornlu sagte da nicht nein zum Qualitätsprodukt Nummer 1 aus Tooshoo.
    Kurz tauchte dann sogar Lester auf und dankte Ornlu für die Runde. Mit dabei waren drei weitere etwas in die Jahre gekommene Typen. Einer sah wie ein großer, dunkler Krieger mit Axt aus, der andere hatte etwas magisch Mächtiges an sich und der Dritte war als Diego auch hier bekannt.
    Ornlu prostete ihnen zu und lehnte sich dann einfach ein wenig zurück um sein Sumpfkraut zu genießen. Währenddessen spielte irgendwer mit seiner Laute ein fröhliches Lied und wechselte dann in entspanntere Klänge. Manche entspannten so langsam und andere wiederum holten Würfel oder Karten hervor und hatten damit ihren Spaß.
    Das Leben konnte schon ganz gut sein. Selbst in ihrer Welt.
    Geändert von Ornlu (06.03.2024 um 22:11 Uhr)

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    „Na, bist ja doch wiedergekommen, hätte gedacht, du machst dich gleich ganz vom Acker!“, sprach Ricklen zu Freiya.
    „Das hätte Ronja nie zugelassen, glaube ich“, erwiderte Freiya.
    „Aba sowasch vom“, mampfte ihre Freundin. Hatte sie heute Abend überhaupt mal aufgehört zu essen? Nun, Freiya konnte es gut verstehen, sie hatte auch schon lange nicht mehr so gut gegessen. Trotz Bodenmarinade.
    „Siehst ja echt ganz schon scheiße aus“, sagte der blonde Jäger.
    „Ich hab dich auch lieb“, entfuhr es der Roten Snapperin. Ricklens Augenbrauen wanderten nach oben.
    „Kaum ein paar Tage mit dem Hauptmann unterwegs und schon kommst du mir so?“
    Freiyas Augen wanderten nach Rettung suchend hin und her. Bevor sie etwas sagen konnte, klopfte Ricklen ihr auf die Schulter und grinste:
    „Weiß noch nicht, wie ich das finde.“
    Doch Freiya wurde plötzlich ernst:
    „Stimmt das mit Onyx, ist er wirklich tot?“
    Ricklen nickte.
    „Wir müssen davon ausgehen. Wir hatten Besuch von so ‘nem scheiß Emir aus Varant. Der kam mit seinem ganzen verkackten Hofstaat und wollte, dass wir ihm die größten und gefährlichsten Viecher zeigen, damit er Jagd auf sie machen konnte. Hätte ihm gerne zwei, drei in die ach so feine Fresse gehauen. Haben sie in den Sumpf geführt, um denen zu zeigen, wo der Sumpfhaihammer hängt, aber dort sind wir dann auf ein paar Wesen gestoßen, gegen die wir keine Chance hatten, obwohl wir so viele waren …“
    Ricklen schüttelte den Kopf und sein Blick verfinsterte sich.
    „Scheiß Emir. Scheiß Viecher. Scheiß Sumpf.“
    Er verzog das Gesicht und Freiya hätte schwören können, dass er am liebsten ausgespuckt hätte, es aber nicht tat, weil er in Mama Hooquas Haus war.
    „Hört mir gut zu, ab jetzt geht keiner mehr alleine auf die Jagd oder in den Sumpf. Ihr geht mindestens zu zweit, kapiert?“, sagte er zu den beiden Frauen, die nickten. Dann blickte er zu Ronja: „Wenn du deiner Freundin mit den schimmeligen Haaren –“ „Ricklen!“ „ – da draußen hilfst, bleibt ihr immer bei einander und wachsam. Darius hat mich angesprochen, er wird dafür sorgen, dass jemand bei euch Wache schiebt. Er wusste noch nicht, ob Terrence und Bud oder jemand anderes. Wenn es dann aber zur Jagd losgeht, habt ihr erstmal nichts mehr da draußen in den Ruinen zu suchen.“
    „Und was machen wir jetzt wegen dieser Jagd?“, fragte Freiya. Ricklen wandte sich zu ihr:
    „Warten. Darauf, dass es losgeht. Und dann werden wir sehen, wer ausgewählt wurde vom Sumpf.“
    „Verstanden“, erwiderte Freiya nachdenklich.

    Ricklen stand von seinem Platz auf, auf dem Griffin zuvor gesessen hatte, doch keinen Augenblick später ließ sich eine Person nieder, über die eben gerade noch gescherzt wurde, dass er doch Griffins Cousin-Halbbruder von einer anderen Mutter, Griffins Tante nämlich, aber vom gleichen Vater sein musste: Ambrose. Ronja bekam sofort große Augen und hielt beim Essen inne.
    „Hallooooo“, sagte sie und wischte sich die Finger an ihrem Mantel ab. „Wir kennen uns nicht persönlich. Ich bin Ronja!“
    Sie strahlte ihn an und hielt ihm ihre Hand hin. Er lächelte leicht.
    „Schön dich kennenzulernen, Ronja“, erwiderte er und drückte ihre Hand.
    Ronja strahlte und Freiya blickte sie über Ambrose‘ Schulter hin fragend an.
    „Was?“, fragte Ronja zuckersüß.
    „Nichts, keine Fragen“, sagte Freiya und zog ihren Kopf schmunzelnd wieder zurück. Ronja hatte für den Rest des Abends den Gesprächspartner gefunden.
    Indessen kam Mama Hooqua und knöpfte sich Jadewolf vor, um an die Bezahlung dieses ausschweifenden Abends zu kommen. Es war wie eine Aufforderung zum Tanzen und Jadewolf vollführte den Tanz mit Bravour! Er ließ die Mama bangen und hoffen und fast schon verzweifeln, dass sie ihr Nudelholz zur Beruhigung zu streicheln begann, bis er ihr endlich einen Edelstein überreichte, der sie für einen Wimperschlag fast sprachlos machte. Freiya staunte, sie konnte sich nicht daran erinnern, je etwas so Wertvolles gesehen zu haben. Die Mama war jedenfalls zufrieden und ließ erneut nach Jadewolfs Wünschen auftischen.
    Freiya ließ ihren Blick abermals schweifen. Zum hundertsten Mal wohl an diesem Abend. Sie staunte immer noch über die ganzen Leute. Ihre Augen blieben an Maris‘ Tochter hängen, die ihren Kopf auf ihre Arme auf den Tisch gepackt hatte und den seligen Schlaf eines jungen Menschens schlief, der viel erlebt und gesehen hatte und den der Lärm überhaupt nicht juckte. Wahrscheinlich hatte der Geruch von Sumpfkraut sie auch eingelullt. Die rothaarige Jägerin bemerkte außerdem, dass nicht gerade wenige Blicke immer wieder zu Ryu wanderten. Als könnten sie nicht glauben, den Hauptmann in einer derartig geselligen Runde zu erblicken. Wenn sie so recht drüber nachdachte, konnte sie sich ebenfalls nicht erinnern, ihn bei den Festen der letzten Jahre oder in einer größeren Menschenansammlung gesehen zu haben. Da musste wohl extra Jadewolf hier aufschlagen. Sie beobachtete, wie Ryu gedankenverloren über die Schuppe strich, die Sechet ihm geschenkt hatte. Freiya griff nach ihrem eigenen Exemplar und betrachtete es. Das war vielleicht eine Überraschung gewesen! Freiya hatte sich ernsthaft gefreut über diese Geste und würde diese Schuppe in Ehren halten. Einfach auch wegen der Erinnerungen, die daran hingen.
    Jedoch, da lag noch ein Exemplar auf dem Tisch. Also musste Griffin seine Schuppe liegen gelassen haben. Wo war er eigentlich geblieben? Hatte er sich zurückgezogen?
    „Sollten wir mal nach Griffin sehen?“, sagte sie zu Ryu gewandt. „Nach allem, was er … was er erzählt hatte … muss all das Bier und das Sumpfkraut bestimmt schwer für ihn zu ertragen gewesen sein … Oder?“
    Ryu blickte sie mit seinen orangfarbenen Augen an und sie griff vorsichtig nach der Schuppe, die Griffin gehörte. „Ist das … übertriebene Sorge?“

    In diesem Augenblick tauchte Sechets Kopf hinter ihnen auf.
    „Die Zofe hat sich davon gestohlen“, stellte sie fest. Freiya und Ryu sahen sich um und tatsächlich, Vareesa war nicht mehr da. „Wo können wir nun unterkommen?“
    „Mama Hooqua wird euch für diese Nacht eine Unterkunft geben, fragt sie danach. Sagt ihr, ich zahle. Morgen werden wir dann eine andere Bleibe für euch suchen“, antwortete Ryu. Sechet nickte dankbar, hinter ihr stand Djeser.
    „Diese dunkelhäutige Frau mit der aufgeschlagenen Lippe beobachtet dich übrigens die ganze Zeit“, sagte sie dann zu Ryu und deutete mit dem Kopf dorthin, wo die besagte Fremde stand. „Hätte wohl gerne deine Aufmerksamkeit. Wette, dass sie sofort da ist, wenn nur Platz wird.“
    Das hatte Sechet aber gut beobachtet, fand Freiya. Das wäre ihr in dieser Menschenmenge und schlechten Sicht nicht aufgefallen, zumal die andere ein gutes Stück weg stand. Da kam wohl die Felsnatter in ihr durch, die ihre Umgebung genau beobachtete.
    „Nun, dann … sollte ich ihr vielleicht Platz machen?“, sagte die Rothaarige schließlich unsicher und erhob sich. Sie räumte ein paar der Teller zusammen und nahm auch ein paar leere Krüge zu sich. Geübt schlängelte sie sich damit durch die ganzen Leute durch und stellte das Geschirr auf die Theke.
    „Na, hast es nicht verlernt, was?“, sagte die Hooqua zu ihr. Freiya lächelte leicht, doch dann spürte sie einen starken Prankenschlag zwischen ihren Schulterblättern.
    „Die roude Schnäpperin!“, grunzte Bierbauchfranzl. „Erzähl ne Geschischt. Wie annudazumol, alsdu noch Frischling warscht.“
    Neben ihm war Walter, der klapperte mit dem Krug: „Ja, genau! Wie du den Typen die Eier an den Baum getackert hast, das ist meine Lieblingsgeschichte!“
    Und völlig frei erfunden, ergänzte Freiya in Gedanken.
    „Habt ihr für heute nicht genug Geschichten gehört?“, erwiderte sie matt. Der Geruch des Sumpfkrautes machte ihr wieder Kopfschmerzen.
    „Es sind nie genug Geschichten“, rief Walter.
    Freiya verschränkte die Arme, seufzte und sagte dann: „Hm … erinnert ich euch daran, wie ich Onyx den Kohl vom Kopf geschossen habe?“
    Walter und Bierbauchfranzl nickten so heftig, dass ihre Bäuche schwabbelten.
    „Prima. Erzählt euch doch die Geschichte. Für unseren tapferen Onyx! Und stoßt für mich mit auf ihn an!“
    Dann klopfte sie ihnen auf die Schultern und drehte sich um. Etwas schwindelig war ihr, als sie zur Tür lief. Sie öffnete sie und trat an die frische Luft, dann ließ sie die Tür hinter sich zu fallen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie gegen das Holz und atmete die kühle Luft ein. Herrlich!
    Dann fiel ihr ein, dass sie die Schuppen hatte liegen gelassen. Ach, verdammt!

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Vor der Sumpflilie

    Nun, das war ja mal ein interessantes Kennenlernen. Sie war nervös, fahrig. Wusste ihr Dilemma nur schwer in Worte zu fassen. Sie wirkte verwirrt und verzweifelt. Maris hatte sich auf Vareesas Ausführungen zunächst nur bedingt einen Reim machen können, bis sie ihm schließlich gezeigt hatte, was der Kern ihres Problems war. Sie war ebenfalls eine Erwählte der Natur, und auch für sie schien es mehr Fluch als Segen, wenn auch auf ganz andere Weise als in Maris‘ Fall. Er ließ sie in Ruhe aussprechen, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    „Ich weiß nicht, wofür ich der Richtige sein soll, aber Träumen wohnt große Macht inne. Sie sind Tore in Zukunft und Vergangenheit für die, die empfänglich für die Mächte unserer Welt sind, aber nicht gelernt haben, bewusst zu sehen. Verdammt, eine Bekannte von mir besucht mich sogar ausschließlich in meinen Träumen.“
    Dass es sich dabei um die große Löwenmutter handelte, hielt er nicht für nötig zu erwähnen.
    „Und manchmal verstehen wir nicht, was wir sehen, bis wir den Moment erreichen, an dem es geschieht. Einst wurde mir ein Schwert geschmiedet, an dem ich meine Gabe geübt habe, Kommendes zu sehen. Und ich habe gesehen, wie die Klinge brach, während ich den Schlund einer Bestie durchstieß. Stellte sich heraus, dass ich dadurch meine Freundin Suzuran davor bewahrte, in einer varantischen Höhle im Nirgendwo für immer in die Schatten abzudriften.“
    Er hob die Augenbrauen. „Kennst du Suzuran? Ornlus Gefährtin. Steht manchmal etwas neben der Spur, ist aber eine gute Freundin.“
    Meistens jedenfalls, fügte er in Gedanken hinzu.

    „Dein Bund ist eine große Bürde“, sagte er schließlich und deutete auf ihre Arme.
    „Die Naturmächte sind gnadenlose Drecksäcke, allesamt. Sie benutzen uns als Diener, solange wir nützlich sind, und werfen uns Kurzlebige weg, wenn sie uns nicht mehr brauchen. So ging es mir auch… auf andere Art und Weise. So, wie ich das sehe, hast du drei Möglichkeiten.“
    Er hob die Rechte und streckte den Zeigefinger in die Höhe.
    „Erstens: verzage und gehe zugrunde an deinem bedauernswerten Schicksal. Keine gute Wahl. Manchmal kommt es einem so vor, als wäre das der einzige Weg, der noch übrig bleibt. Aber meiner Erfahrung nach ist die Lage nie so aussichtslos, wie einem die leisen Selbstzweifel einreden wollen.“
    Er streckte den Mittelfinger.
    „Zweitens: Du bist eine brave Dienerin für… naja, welche Macht auch immer dich mit diesem Scheiß quält, gibst ihr brav, was sie will, und gibst ihr mehr und mehr und mehr. Sie sind alle unersättlich – es liegt in der Natur der Sache. Wenn der Raum da ist, seine Macht und seinen Einfluss auszubauen, werden sie es tun. Die Wesen der Natur sind Egoisten, denn sie kennen nichts als den Kampf um’s Überleben und das Vorrecht des Stärkeren.“
    Sein Ringfinger erhob sich.
    „Drittens: du spielst das Spiel mit, bis du seine Regeln gut genug verstehst, um die Schwachstellen deines Gegenübers zu erkennen. Bis du stark genug bist, um mehr als ein Spielball größerer Mächte zu sein. Und dann stellst du dich deinem Tyrannen entgegen und zeigst ihm seine Grenzen auf.“
    Maris hielt inne. Verdammt, die Auseinandersetzungen mit al-Hamza hatten ihn wirklich nachhaltig verbittert! Aber wenn er seine Worte so Revue passieren ließ… nein, falsch waren sie nicht. Zumindest nicht seiner bescheidenen Erfahrung nach. Er nickte.
    „So sieht’s aus. Keine Ahnung, ob dir das hilft. Oder warum gerade mein Löwe in deinem Traum aufgetaucht ist und nicht Ornlus Wolf oder Suzurans Panther oder Cécilias Luchs. Die verstehen vermutlich alle deutlich mehr als ich von alledem.“

  18. Beiträge anzeigen #198
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Das Zerkauen der Heilpflanzensamen stellte sich als äußerst langwierigen und vor allem anstrengenden Prozess heraus. Neun Bündel hatte sie geschafft, doch noch immer war der Krug mit den rötlichen braunen Körnern halbvoll. Während sie auf einer weiteren Portion kaute, schaute sie auf die Kerzen, welche bereits weit heruntergebrannt waren. Bald schon würden sie sie ersetzen müssen. Ihr Blick verlor sich in den Flammen und ihre Gedanken wanderten, während ihr Kiefer die monotone Arbeit verrichtete.
    Sie erinnerte sich an den Nachmittag, als sie im Schlamm vor dem Schrein der Mutter gekniet hatte. Das Echo der Atmosphäre, welches sie erlebte, jagte ihr auch jetzt, mehrere Stunden später und hunderte Schritte weit entfernt einen Schauer durch den Körper. Ihre Härchen stellten sich auf, als Gänsehaut ihre Gliedmaßen und Torso überspannte. Das Gefühl der Natur um sich, so intensiv wie man es nur an wenigen Orten zu spüren vermochte, hatte sie tief beeindruckt. Vögel, deren Gesang die Luft erfüllt hatte, der dieser Tage nur um Tooshoo zu vernehmen war. Je weiter man sich vom mächtigen Weltenbaum entfernte, desto seltener konnte man dem Gezwitscher lauschen.

    Sie erinnerte sich an die Ameisen, die sich auf ihrem leinenverdeckten Unterarm getummelt hatten. Die vielen Glieder, die über sie hinwegwanderten, waren ihr erst aufgefallen, als sie aus der seltsamen Trance erwachte, der sie kurzzeitig verfallen war. Was war das überhaupt gewesen? Tausende von Eindrücken, Fenster in ihr Leben und die Natur. Wenn sie recht überlegte, war ihr sogar heiß geworden, trotz der kühlen Temperaturen und dem feuchten Untergrund, auf dem sie sich befunden hatte. Beinahe so, als hätte sie ihren Rücken an einen steinernen Kamin gelehnt, in dem ein freundliches Feuer fröhlich brannte.
    Wie immer, wenn sie an ihren Rücken dachte, war auch der Gedanke an die Narbe nicht fern, die ihr ihre Großmutter beigefügt hatte. Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt sie darauf anzusprechen? Jetzt, wo sie in emsiger Zweisamkeit Medizin für die Gemeinschaft herstellten? Vermutlich würde Nerea dem Gespräch wie üblich mit ausweichenden Gesten und inhaltslosen Phrasen entkommen. Nein, der richtige Zeitpunkt würde schon noch kommen und nach dem Streit früher am Tag wollte Zarra keinen weiteren Konflikt heraufbeschwören.

    „Du kaust schon sehr lange auf denselben Samen herum, Liebes“, holte ihre Oma sie aus ihrer eigenen Welt zurück.
    Die Weißhaarige stutzte kurz und bemerkte, dass in ihrem Mund bereits nichts weiter als eine breiige Substanz von ihrer Zunge hin- und herbewegt wurde. Sie beugte sich vor und spuckte die pampige Masse auf ein weiteres Blatt, welches sie akribisch zusammenfaltete und zu den anderen legte.
    „Beschäftigt dich etwas? Etwa unser Streit?“, hakte die Alte nach, Sorge in ihrem Blick.
    „Nein, nein“, antwortete die Enkelin ein wenig zu schnell, sodass die Kräuterfrau skeptisch eine Augenbraue hochzog, „Wirklich nicht. Ich habe gerade nur daran gedacht, was NACH unserem Streit passiert ist“, erläuterte sie, um einem Missverständnis vorzubeugen.
    „Oh? Was ist denn passiert, während du weg warst?“
    „Na ja, ich war so wütend und bin ohne groß Nachzudenken gen Süden gelaufen“, erklärte Zarra zaghaft, darauf achtend, wie ihre Großmutter reagierte.
    „Zu den Sumpfkrautplantagen?“, fragte sie, während sie damit fortfuhr die Tinkturen zu mischen, für welche sie die Zutaten fertig vorbereitet hatte.
    „Nicht ganz so weit“, gab die junge Frau zu und erhielt einen neugierigen Blick, „Ich war beim Schrein der Mutter.“

    Nerea hielt inne, ließ den hölzernen Rührstab in der bauchigen Tonflasche ruhen. Sie blickte nicht zu ihrer Nachfahrin, doch zeigte sich auch keine offensichtliche Empfindung auf ihrem Gesicht. War sie erfreut, wütend, traurig?
    „Was hast du gesehen?“, fragte sie stattdessen, was der Weißhaarigen völlig den Wind aus den Segeln nahm.
    „Woher…“, begann sie in einem flüsternden Ton.
    „Du hattest die Sicht, nicht wahr?“, setzte die alte Frau nach und blickte ihre Enkelin endlich wieder an, eine Mischung aus Freude, Sorge und auch Trauer in ihren Augen.
    „Die Sicht?“, gab Zarra verständnislos zurück, ehe die Kupfermünze fiel, „Ich…ich denke schon. Es waren so viele Bilder, tausende“, gab sie offen preis.
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihre Atmung ging flacher, als wenige Augenblicke zu vor. War es nun doch soweit? Würde ihre Oma nun doch mehr von der Geschichte der Rimbes offenbaren?
    „Nimm noch eine Handvoll Samen, die Zeit wartet auf niemanden“, wies sie ihre Schülerin an, die empört zurückstarrte, „Ich werde dir eine Geschichte erzählen, während du kaust“, fügte sie dann hinzu, was Zarras Augen groß werden ließ.
    Eilig stopfte sie sich eine weitere Portion der Heilpflanzensamen in den Mund und erwartete gespannt die Geheimnisse, welche jeden Moment gelüftet werden würden.

  19. Beiträge anzeigen #199
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Silden.
    Der Stein, der ihm eben von den Schultern gefallen war, landete dumpf und schmerzvoll auf seinen Füßen. Seine Wahlheimat, noch bevor irgendjemand von ihnen einen Fuß auf Argaan gesetzt hatte. Seine Lippen verengten sich zu einem Schlitz. Melford besaß die Feinfühligkeit eines blinden Orkberserkers auf dem Rücken eines dreibeinigen, brennenden Schattenläufers. Aber die Worte, so schmerzhaft sie sein mochten, waren wahr. Diejenigen, die den Aufstieg und Fall Sildens miterlebt hatten, diejenigen des Waldvolkes, die er noch in Silden angeführt hatte, waren wenige geworden. Die Druiden hatten sich auf ihren Baum zurückgezogen und lebten nun wie verrückte Einsiedler, die sich augenscheinlich keinen Deut für das Leid der nicht-Druiden oder die Natur selbst scherten. Und die Krieger, sie waren alt und wenig geworden. Entweder das oder sie hatten nie die Gelegenheit erhalten, alt zu werden.

    Er seufzte leise und reichte dem Sildener die Hand zum Gruße. Doch noch bevor er die Worte Melfords mit nichtssagenden Floskeln erwidern und das aufkeimende Gespräch jeglicher Nahrung berauben konnte, um der Situation entfliehen zu können, kam ein wild mit dem Schwanz wedelnder Hund auf ihn zugestürmt und sprang aufgeregt an ihm hoch. Das Zeichen für einen schlecht erzogenen Hund. Aber Griffin hätte das egaler nicht sein können. Breit grinsend und mit einem freudigen Lachen ging er in die Knie und streckte die Hand nach seinem neuen vierbeinigen Freund aus, als er ein tiefes, kehliges Brummen in seinem Inneren vernahm. Der Hund klemmte den Schwanz zwischen die Beine und huschte hinter Melford, der das Ganze aufmerksam beobachtet hatte.
    Der ehemalige Hüter richtete sich enttäuscht wieder auf.

    Ich hasse Hunde!, brummte es in seinem Inneren.

    Ach ja. Da war ja was.

    »Tut mir leid.« Griffin richtete kleinlaut seine Aufmerksamkeit auf Melford. »Ich fürchte, dass ich nicht sonderlich gut mit Hunden bin.« Es herrschte einen Augenblick lang Stille. »Aber dein kleiner Freund ist wirklich äußerst süß!« Wieder Stille.

    »Freiya?«
    Er blickte zu der jungen Frau, die soeben aus der Taverne getreten war und jetzt verwirrt auf der Stelle herumtänzelte und dabei den Körper mehrfach in verschiedene Richtungen drehte, während sie sich zu entscheiden schien, was der nächste Schritt sein sollte. Ein Teil von ihr wollte wieder zurück in die Taverne, ein anderer Teil war ganz offensichtlich froh, nicht mehr dort drin sein zu müssen und ein Dritter Teil wollte auf Griffin und Melford zukommen.
    »Darf ich vorstellen? Freiya - Melford. Melford - Freiya.« Er deutete abwechselnd auf beide. »Melford ist eines der wenigen bekannten Gesichter aus Silden.«, erklärte er. »Und Freiya… Freiya ist eine Naturgewalt.« Er grinste breit und lachte laut.

    »Aber was macht ihr beiden eigentlich hier draußen? Die Feier ist dort drin und ihr seid noch zu jung, als dass ihr mit den alten Leuten hier draußen stehen solltet!«

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Yarik ist offline

    In der Schankstube

    Yarik entzündete den Grünen Novizen, den Ornlu spendiert hatte, an einer der Kerzen auf der Tafel und nahm einen tiefen Zug. Die Spendierlaune des Druiden kam ihm gerade recht, denn von seinem eigenen Vorrat war nach der Reise nicht mehr viel übrig. Es hatte zwar noch gereicht, um für Chala, wie sie sich mittlerweile vorgestellt hatte, und sich selbst jeweils einen Stängel zu drehen, aber jetzt saß er so ziemlich auf dem trockenen. Wie gut, dass er da jemanden kannte, der zumindest Chala noch etwas Wiedergutmachung schuldig war und zufällig die Sumpfkrautfarm leitete…
    „Hui…!“, kommentierte Yarik kurz, als der Rauch seine Lunge füllte, und betrachtete den Stängel ein wenig überrascht. Das Zeug haute ganz schön rein! War das wirklich nur Sumpfkraut? Oder hatte Shakes ihn bisher immer nur mit dem billigen Kram abgespeist? Yarik warf einen kurzen Blick zu dem Krautfarmer, der noch immer zusammengesunken auf seinem Platz saß und beschämt den Kopf hängen ließ (oder er war einfach eingeschlafen).
    „Tja, du hast dir wirklich einen interessanten Zeitpunkt ausgesucht, um Tooshoo einen Besuch abzustatten“, wandte Yarik sich wieder an Chala und lehnte sich zurück, einerseits um sich zu entspannen, andererseits, um einen besseren Überblick zu bekommen.
    Der Schankraum war noch immer gerammelt voll, obwohl der und die eine oder andere mittlerweile die Flucht ergriffen hatte, und er kannte zwar bereits etliche der Anwesenden, aber sehr viele Gesichter waren ihm auch vollkommen fremd und er konnte sich nicht erinnern, sie überhaupt schon einmal in Tooshoo gesehen zu haben. Einige, wie etwa wie drei Typen, die Lester angeschleppt hatte, sahen nicht einmal so aus, als ob sie normalerweise etwas mit dem Waldvolk zu tun hätten. Wie viele von ihnen wohl dieses sonderbare ‚Mal des Jägers‘ trugen und, aus allen Ecken der Welt kommend, seinem Ruf gefolgt waren, so wie Maris, Runa und Ylva?
    Nachdenklich strich er sich über die Stelle an seinem Hals, an der die Haut sich ein wenig rauer anfühlte. Nach dem, was dieser gelbäugige Kerl (der wohl irgendeine Autoritätsperson für viele hier in Tooshoo sein musste - Yarik konnte sich dunkel daran erinnern, ihn einmal kurz gesehen zu haben, als er mit Arzu in der Sumpflilie gewesen war, was ein halbes Leben her zu sein schien, aber seither nicht wieder) erzählt hatte, klang es so, als würde die Verderbnis noch deutlich tiefer reichen, als zumindest er bislang angenommen hatte. Nicht nur der Sumpf war offenbar betroffen, sondern auch anderswo nagte die Korruption an den Wurzeln der Natur. Selbst wenn die anstehende Jagd erfolgreich verlaufen sollte, würden sie nur eine Schlacht gewonnen haben, aber noch lange nicht den Krieg.
    Er wandte sich wieder an Chala, deren Pupillen nach einigen Zügen an ihrem eigenen Grünen Novizen deutlich größer waren als noch kurz zuvor und die plötzlich ein Grinsen zur Schau stellte, dass sie zwar nicht unbedingt klüger, aber durchaus freundlicher wirken ließ.
    „Was führt dich hier her?“, fragte er dessen ungeachtet, „Die Jagd?“
    Geändert von Yarik (08.03.2024 um 13:15 Uhr)

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