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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline

    Im Zentrum des Sumpfes, Tempelanlage, Nacht

    Immer näher kamen sie dem Zentrum der Tiefen Sümpfe. Die Harpiyen waren verstummt, während sie ihre einzige Beute in Form von Zarra mit sich trugen. Das Mädchen war in einen dämmernden Zustand verfallen, als ihr Körper die Anstrengung und den Schmerz der Krallen, die ihre Haut durchstießen, nicht mehr gewachsen gewesen war. Daher konnte sie auch nicht erkennen, was das Ziel ihrer Entführerinnen war.
    Vor ihnen erhob sich uralter Stein zwischen den Bäumen. Ein ehemals massives Bauwerk, welches Opfer der Zeit geworden war. Von Flechten und Moos überzogene Mauern bildeten einen weitläufigen Tempel, der an vielen Stellen eingestürzt war. Wo sich einst wohl vier Türme gen Himmel erstreckten, thronte nun nur noch ein einzelner der Vierlinge über der Anlage. Das Dach wies große Lücken auf und auch das Mauerwerk wirkte verfallen und kurz vor dem Einsturz. Noch trotze er jedoch wacker der Schwerkraft, reckte stolz das geschundene Antlitz empor.
    Von oben sah man die eingestürzten Decken und brüchige Wände. Ein riesiges Loch dominierte die Mitte der ehemaligen Heiligen Stätte, aus dem heraus die Natur begonnen hatte zurückzuerobern, was einst Teil von ihr war. Von irgendwo war Wasser eingedrungen, dass in die Tiefe stürzt, ein sumpfiger Brackwasserfall, dessen Rauschen zu hören war.

    Die Harpiyen näherten sich unterdessen dem halb verfallenen Turm. Kurz über der größten Lücke des Dachs ließen sie Zarra fallen. Sechs oder sieben Schritte tief fiel sie leblos hinab, bis sie auf dem harten Boden aufschlug, der von Knochen, Schädeln und etwas weicheren Farnen bedeckt war. Viele der Gebeine stammten von Tieren, doch auf solche, die einem Menschen zuzuordnen waren, gab es unter ihnen. Die Dachkammer roch nach kalter, feuchter Luft und einer Erinnerung an Verwesung.
    Die Weißhaarige hatte den Aufprall nur entfernt gespürt, als die Ohnmacht sie völlig umfing. Sie bemerkte nicht mehr wie die gefiederten Frauen eine nach der anderen neben ihr landeten. Vier waren es noch von ehemals acht, die ausgezogen waren, um Beute zu machen. Ein hoher Preis für eine geringe Ausbeute, doch vielleicht würde es reichen ihrem Ziel näher zu kommen.

  2. Beiträge anzeigen #382
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline

    Basislager, Nacht

    Griffin protestierte energisch, doch sein Waffenbruder verhielt sich ruhig. Mit verschränkten Armen und ernstem Blick ließ er seinem Freund die Zeit dazu sich Luft zu machen. Schon eine ganze Weile seitdem der Angriff der Harpyien zurückgeschlagen wurde hatten die beiden miteinander gesprochen. Ob man es eine Diskussion nennen konnte? Für den Hayabusa fraglich. Viel mehr war es ein Fluss an Unruhe und innerer Unordnung Griffins der aus ihm heraus gebrochen war. Und Ryu hatte zugehört, immer wieder genickt und in kurzen, ruhigen Sätzen an die momentan von Sorge überschattete Vernunft seines Freundes appeliert. "Ryu, du verstehst das nicht! Wir können hier nicht mit dem Finger im Arsch rumsitzen während Zarra dort draußen...". Der Hüter schüttelte sachte den Kopf und öffnete langsam die Augen um seinen Kameraden ruhigen Blickes zu fixieren. "Doch. Genau das tue ich. Und genau deswegen dürfen wir nicht blindlings bei dieser Dunkelheit in die Sümpfe rennen. Selbst wenn nur wir beide los ziehen würden - Wir hatten seit unserer Rückkehr aus dem Gebirge nicht die Zeit, einmal ordentlich unsere Wunden zu lecken. Bei Tageslicht, mit einer Ahnung und einem Plan für das was vor uns liegt... Mit dem Erstschlag auf unserer Seite, können wir das noch ausgleichen. Aber bei all unseren Fähigkeiten...", nun legte er seinem Freund die Hand auf die Schulter und hielt seinen Blick mit einer seltsamen Form des Eingeständnisses und innerer Ruhe. "Wir sind zwar robust aber nicht unzerstörbar."

    Der massige Waffenbruder des Templers griff sich mit beiden Händen in den Schopf, weitete die Augen und legte die Stirn in tiefe Falten. Dann begann er unruhig hin und her zu laufen, immer wieder vor Ryu haltend und argumentierend. "Und was ist das immer mit 'die eigenen Grenzen sind da um sie zu brechen', Bruder? Was ist mit deinem Leitsatz für all die Stunden auf dem Übungsplatz in denen du dir Knochen gebrochen oder dich bei irgendwelchen neuen Ideen fast umgebracht hast? Warum zählt das hier jetzt nicht? Was ist der Unterschied!?"

    Der Templer senkte den Blick und seufzte resigniert. Aber Aufgeben lag nicht in seiner Natur, also wanderten die Wyvernaugen direkt wieder entgegen derer Griffins. "Weil du die Grenzen erst einmal kennen und verstehen musst, bevor du sie brichst! Wie oft bist du schon ans Äußerste gegangen? Wie oft hast du deinen Körper bis zur Erschöpfung getrieben, Griffin? Du warst so lange in Ketten - Woher willst du wissen, wo deine Grenzen liegen wenn du sie dir über all die Jahre viel zu eng geschnürt hast und sie nun völlig versprengt im Nebel liegen? Denk' mal für einen Augenblick mit deinem Kopf und nicht nur dem Herzen nach! Wenn sich andere auf dich verlassen sollen musst du erst einmal wissen, bis zu welchem Punkt du dich selbst auf dich verlassen kannst!"

    Eine seltsame Stille trat schließlich zwischen den beiden ein. Die Wirkung der Worte des Schwertmeisters schien sich zu entfalten. Unruhig wanderten Griffins Blicke entlang der stoischen Miene seines Freundes und Waffenbruders und Ryu erkannte, wie es in ihm arbeitete. Wie der Konflikt zwischen Kopf und Herz tobte. Wie Vernunft und innere Überzeugung miteinander rangen. Und er schließlich aufgab. Nun war es die Resignation die Griffin gepackt hatte, als er salopp die Hände auf seine Oberschenkel fallen ließ und den Kopf schüttelte. "Beim ersten Sonnenstrahl brechen wir auf!", war schließlich die letzte trotzige Gegenwehr die Ryu dann noch einmal in zufriedener Bestätigung zitierte und nickte. "Hol dir was zu essen, setz dich ans Feuer und versuch etwas Ruhe zu finden, Bruder. Ich werd' mal nach Freiya sehen und ihr Bescheid zu unserem Entschluss geben. Außerdem...", der Südländer hob leicht die Brauen und verzog ein wenig das Gesicht. Er hatte am Rande mit erlebt wie die Bognerin sich eine ordentliche Verletzung zugezogen hatte und die seltsame, verzerrte Erschütterung in der Luft wahrgenommen, bei... Was auch immer da zuvor geschehen war. "Vareesa?", Ryu nickte. "Vareesa."

    Gerade wollte sich der Hayabusa abwenden um Griffin noch ein wenig sich selbst zu überlassen, da drang noch einmal eine Frage an sein Ohr. "Warum interessierst du dich so für sie?". Ryu blickte auf, verstand jedoch nicht wirklich. Dann blickte er über die Schulter, fragend. "Also, klar, sie ist eine von uns, aber schon damals in Silden habt ihr oft lange miteinander gesprochen und... Naja, du hast sie nie wirklich angesehen wie... Also, du weißt schon... Myra...". Der Hayabusa senkte abermals den Blick. Die Erwähnung Myras in diesem Kontext rief unterbewusst einige Gefühle hervor auf die er gerade getrost hätte verzichten können. Doch irgendwie spendeten sie auch Trost. Erinnerten an etwas und so hob er im Gegenzug sachte die Mundwinkel. "Sie kam zu uns weil sie keinen Platz in dieser Welt hatte. In der Hoffnung, ihn beim Waldvolk zu finden. Und dann bekam sie ein Geschenk das sie nicht wollte oder ablehnen konnte, nun aber schultern muss. Vielleicht ist es diese Ähnlichkeit zu uns. Der schmale Grat zwischen Mensch und Monster auf dem wir uns bewegen... Wer weiß."

    Der Hüter wandte sich ab, hob noch einmal die Hand zum Gruße und stapfte dann in Richtung des Trophäenplatzes...

    Gerade als der Hayabusa am Platz ankam hatte Jarvo seine Ansprache beendet. Die beiden Veteranen nickten sich im Vorbeigehen einander zu, doch etwas war seltsam... Die Art, wie Jarvo drein blickte... Der Hüter kannte sie nur zu gut... Das Herumsitzen im Zelt... Das Planen statt selbst ins Feld zu ziehen und zu jagen... Diese kurze Geste... Dieser flüchtige Austausch eines Blickes... Für gewöhnlich trotzte der Hayabusa jeder Gefahr ohne mit der Wimper zu zucken, aber die ganze Art die der Waldläuferführer in diesem Moment ausgestrahlt hatte, war besorgniserregend. Nicht umsonst galt der Hutträger neben Ryu dem Templer als einer der gefährlichsten Krieger des Waldvolkes. Aber vielleicht waren die Sinne des Templers auch einfach überreizt von all dem Gestank der letzten Jagd der noch immer an ihm haftete. Zusammen mit der Müdigkeit und fehlenden Ruhe war es sicher kein Wunder, dass er sich schneller als sonst in die Enge getrieben fühlte. Und doch... Nein. Jarvo hatte das Waldvolk lange angeführt. Er schon wissen was er tat.

    Ruhigen Schrittes trat Ryu schließlich an die beiden Bognerinnen heran. In ihrer üblichen, unerschütterlich lebensfrohen Art wippte die etwas kleinere der beiden, Ronja vor sich hin und summte zufrieden. Und neben ihr stand Vareesa. Sie wirkte blass und abgekämpft, schien sogar ein wenig ob der kalten Nachtluft und des vorherigen Blutverlustes unter der Decke zu zittern die sie eng um sich gezogen hatte. Ihre ganze Haltung verriet, dass diese ganze Sache sie ordentlich mitgenommen haben musste. Die Arme um sich geschlungen, jeweils an den Ellbogen gegriffen. Der Hüter beobachtete seine alte Freundin lange und schweigsam. Welche Gedanken wohl hinter ihren tiefblauen Augen lagen während sie den deformierten Körper der Harpyie anstarrte? Sie schaute so ausdruckslos als wäre sie in eine völlig andere Welt abgedriftet. Doch selbst der weltfremdeste Geist schien vor dem Glibbergestank des Tausendfüßlers nicht gefeit und so verriet eben dieser den Hayabusa am Ende. Noch immer etwas entrückt drehten sich beide Köpfe schließlich in seine Richtung. Wo Ronja das Gesicht verzog und die Nasenflügel aufblähte, blinzelte Vareesa einige male ungläubig und begegnete seinen Augen dann mit einer Mischung aus Erleichterung, tiefer, innerer Zerwürfnis und so unendlich vielen Fragen in ihrem Blick. Die Tiefe des Meeres hielt ihn einen Moment lang gefangen in dem tosenden Sturm der dort in ihr herrschte, ehe Ronja sich zwischen den beiden aufbaute. Wie sie prahlte und von Vareesa schwärmte... Es war auf eine so unschuldige Art irgendwie drollig und verlangte dem Hayabusa ein sanftes Lächeln ab. Wieder und wieder nickte er, schürzte das ein ums andere mal die Lippen und weitete die Augen während der quirrlige Wildfang von der epischen Schlacht gegen die furiosen Fieslinge berichtete. Schließlich verlangte die Kleine nach einer ehrlichen Meinung und die sollte sie bekommen.

    Der Hüter schloss die Augen, verschränkte die Arme und nickte anerkennend. "Und du hast ihr danach geholfen den Rest zu vertreiben, Ronja?", hakte er noch einmal nach. Die Kleine war so ins Schwärmen geraten, dass sie ihre eigene Rolle in dem ganzen wohl vergessen hatte... Oder runterspielte. "Aaach... Ich hab doch nur meinen Bogen beschützt und ein paar Pfeile abgeschossen! Den Löwenanteil...", doch Vareesa unterbrach sie plötzlich aus der Stille ihrer Gedanken heraus. Beim ersten mal klang es noch, als hätte sie wie ferngesteuert gesprochen, doch beim Wiederholen ihrer Worte lächelte sie schwach und legte ihrer Freundin den gesunden Arm um die Schulter. "... Hast du gemacht. Den Löwenanteil hast du gemacht, Ronja. Ich wäre da nicht so mutig raus gestürmt. Hättest du mir nicht gezeigt, was Mut bedeutet, hättest du wohl mit Würmern um dich werfen müssen."

    Mit einem mal lief der Wildfang rot wie ein kleiner Teekessel an als Ryu den Blick hob und sie fixierte. "Oh, ist das so? Tja, Ronja... Wenn es etwas gibt das mir imponiert, dann sind es mutige Frauen die sich zu wehren verstehen.", lobte der Hauptmann sie schließlich mit tiefer Anerkennung in seiner Stimme. Ronja begann ein wenig zu straucheln als sie abwinkte. "Ach... Wirklich?", die Braunhaarige fiepste die ersten Worte, das Lob wohl nur schwer fassend. Dann jedoch, nachdem Hauptmann und die Wanderin einen kurzen Blick ausgetauscht hatten, schien auch Ronja wieder zu ihrer Stimme zu finden in dem Versuch ganz lässig zu wirken. Dennoch... Die Art wie sie die Hände in die Hüften stemmte strotzte nur so vor Stolz. "Ich meine! Ihr übertreibt doch! Beide! Ich hab nur getan was jede vernünftige Jägerin tun würde! Außerdem wären wir ja schön blöd, wenn wir die Bögen klauen lassen und uns damit mehr Arbeit aufhalsen würden, stimmts Vareesa?"

    Die schweigsame Frau mit den grünen Strähnen nickte nur sehr sachte, doch erkannte der Templer, dass ihr Blick wieder auf der Harpyie lag. Das erneut leicht abwesende "Ja, stimmt.", bestätigte dann seine Annahme. Ein stiller Moment kehrte zwischen den Anwesenden ein und der Hüter folgte Vareesas Blick zu der zerquetschten Trophäe. Sie auszuschlachten konnte gerade nicht in den Gedanken der Bognerin stehen. Die Art wie Handwerker auswerteten, welche Materialien von Nutzen sein konnten war anders. Meist mit einer gewissen Vorfreude und offenerer Haltung verbunden. Aber Vareesa?

    "Ist es das, was ihr da draußen tut?"

    Das blasse Gesicht war ihm nun wieder zugewandt. Ihre Mimik durchzogen von einem Spiel aus bitterer Erkenntnis, Mitleid und Schmerzen. Fragend neigte der Hüter den Kopf etwas schief. "Ihr bringt euch da draußen in Gefahr, lasst euch verletzen, vielleicht sogar umbringen von diesen... Dingern? Und wofür? Wofür, Ryu? Erinnerst du dich noch an Silden? Die 'Jagd' dort? Der friedvolle Wettstreit? Das hier... Das ist unmenschlich! Eine Hetzjagd darum, wer zuerst am Ende seiner Kräfte in einer Ecke liegt und gefressen wird!"

    Er wollte das Wort ergreifen, doch welches war hier angebracht? Ihr war anzusehen, dass sie sich Luft machen musste. Also ließ er sie gewähren. "Ich will nichts vom Gesetz des Stärkeren hören! Wir sind keine wilden Bestien, wie diese Scheißviecher die ihr da so präsentiert, als wäre es ein großer Sieg!", ein schmerzerfülltes Zucken durchfuhr den geschundenen Körper der Bognerin, als sie mit dem rechten Arm zu den Trophäen gestikulierte und entlockte ihr ein angespanntes Japsen. "Verdammt, was soll dieser Irrsinn!? Warum müsst ihr... Warum müssen >wir< hier draußen Schmerzen erleiden und es so hinnehmen, als wäre das ganze ein verschissenes blutrünstiges Spiel!? Nur weil irgendein grenzdebiler nackter Affe mit Maske gerade Lust und Laune hat!? Warum müssen wir diese ganze Scheiße wie gegen die Echsenmenschen noch einmal durchleben? Hat das eine mal nicht gereicht!? Hat es nicht einmal gereicht, alles zu verlieren? Hat..."

    Ronja ging sofort zu der vor Erschöpfung auf die Knie gesunkenen Frau in die Hocke und legte ihr erneut die Decke um die in all der Aufregung von ihren Schultern geglitten war. Ryu atmete tief durch und nickte dann langsam, ehe er ebenso vor ihr abkniete und, entgegen dem Wissen, dass sie Berührungen verabscheute, ihre rechte, zitternde Hand mit seinen beiden umschloss. Unweigerlich versteifte sich die Körperhaltung der Bognerin und der Templer fühlte wie ihre Hand sich zwischen den seinen zu einer Faust ballte. Dennoch blieb er ruhig, hielt ihren Blick und atmete langsam. Seine Stimme erklang ruhig, ein wenig kehlig aufgrund des längeren Schweigezeitraumes. "Du hast recht.", begann er und unmittelbar trafen beide Augenpaare mit ihren Blicken aufeinander. Feuer und Wasser in stetigem Widerspruch. Eine Überlebende und ein Krieger. Beide nach so unterschiedlichen Philosophien lebend.

    "Was dort draußen vor sich geht ist fernab von allem was ich bisher erlebt habe... Viele von uns, mich eingeschlossen, haben versucht gegen diese Entwicklung anzukämpfen. Aber unsere Zahl in den letzten Jahren wurde immer geringer. Viele verschwanden oder zogen in die Welt hinaus... Wir haben beobachtet... Versucht diese... Verderbnis dort heraus zu schneiden wo wir nur konnten. Aber wir... Ich kann das nicht mehr alleine tragen. Wir haben keine andere Wahl als dieses Spiel mitzuspielen und herauszufinden, wo der Ursprung von alledem liegt, damit..."

    Mit einem mal weiteten sich die Augen der Wanderin und, vielleicht unbewusst, vielleicht auch nicht, begann sie die geschundene Rechte des Hayabusa zu packen. "Du meinst... Die Regeln verstehen lernen und dann...", Ryu nickte und lächelte sanft. "Ja. Einige von uns lernen die Regeln um sie am Ende gegen den Strippenzieher auszuspielen. Aber dafür brauchen sie Rückendeckung und Zeit, diese Regeln zu lernen. Vareesa... Manche müssen kämpfen, damit alle frei sein können. Sieh dich um...". Der Templer hielt seine Linke von sich gestreckt, als präsentierte er das Beispiel zu dem was er sogleich beschreiben würde. "Niemand ist hier für Ruhm und Ehre. Wir alle sind hier um zu überleben. Um unsere Leute zu schützen. Unser Zuhause. Um für einen besseren Morgen zu kämpfen. Eines Tages..."

    Vareesa nahm dem Hauptmann erneut das Wort und vollendete den Gedanken, während ihre Augen mit jeder Silbe mehr von einer tieferen Erkenntnis deuteten. "... Eines Tages muss sich jemand zur Wehr setzen... Eines Tages... Muss jemand sagen, dass es reicht!". Der Hüter lächelte sanft und suchte abermals ihren Blick. "Wenn ich dort draußen kämpfe, Dreck fresse und blute, tue ich das in gutem Gewissen. Denn ich weiß, dass ich mich für die wehre, die nicht dazu in der Lage sind. Dass ich denen eine Stimme gebe die nicht sagen können, dass es reicht. Dieses Spiel kümmert mich nicht. Uns alle kümmert es nicht. Wir spielen es nur solange bis wir es brechen können. Und solange und darüber hinaus müssen wir einander bewahren..."

    Noch einmal drückte der Hayabusa ihre Hand fest mit seinen beiden, nickte dann und half ihr gemeinsam mit Ronja auf die Beine. "Ob ihr nun kämpft oder uns mit eurem Handwerk unterstützt - Eure Taten machen euch größer als all die Wunden des letzten Kampfes es euch Glauben machen. Daher... Vareesa. Ronja. Ich danke euch.". Wie er es sonst nur vor seinen Lehrmeistern tat oder seine Schüler vor ihm, verneigte sich nun der Hayabusa vor den beiden Frauen die dieser Bewegung mit großen Augen und offenem Mund folgten. Dann wandte er sich um, nur um direkt in in eine wunderschöne Lichtung zu blicken. "Oh... Bist du schon lange hier?". Freiya stand in gar nicht so weiter Entfernung mit einer dampfenden Schüssel in jeder Hand. Das liebevolle Lächeln welches sich von einem zum anderen Ohr zog ließ ihn nur erahnen, wieviel sie da gerade mitbekommen hatte, doch beschloss er, gar nicht weiter darauf einzugehen. "Wie? Eintopf? Och komm schon, nach der Riesenkakerlake muss doch wenigstens eine große Keule Fleisch mit dabei sein!".

    Freiya hingegen schmunzelte nur, wobei ihre Nasenspitze leicht zuckte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das hin und wieder passierte, wenn sie ihre schelmische Seite präsentierte. "Tja, werter Herr Hauptmann. Während du mit >unseren< Jagderfolgen prahlst hat sich unser Freund mit den dicken Armen die Fleischkeulen stibizt!". Die Mimik des sonst so stoischen Templers entgleiste für einen Moment. "Du verarschst mich!". Die rote Snapperin kicherte ihrerseits und zwinkerte mit einem Auge. "Vielleicht!". Ryu schnaubte trotzig und zog die Brauen verärgert zusammen. "Das is' nich' witzig, hörst du!? Hat er dich auf die Idee gebracht? Na, dem werd' ich was erzählen!"

    So trotteten die beiden in Richtung der Lagerfeuer. Ryu sah zwar nicht, was die beiden Bognerinnen nun noch taten, doch vernahm er noch deutlich die gefestigte Stimme Vareesas.

    "Ronja. Wo ist mein Bogen?"
    "Dein Bogen? Bist du völlig irre? Du bleibst schön hier im Lager bei mir! Und wenn ich mich auf deinen Rücken binden muss!"
    "Mrhm... Na schön... Wo ist mein Werkzeug?"
    "Findest du jetzt endlich mal Ruhe!? ... Na schön, aber... Können wir vorher noch was essen? Ich hab' ganz wackelige Kniieee! Also, vor Hunger! Andererseits, der Hauptmann... Mensch, kann der mit Worten, oder? Vareesa? He, dein Magen knurrt ja auch! Hör auf an den Krallen rum zu friemeln! Die sind auch nachher noch da! Wir gehen jetzt erst was essen! Keine Widerrede!"
    Geändert von Ryu Hayabusa (03.04.2024 um 16:51 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #383
    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Valerion ist offline

    Basislager Nacht

    Nach der Schlacht hatten sie es ins Basislager zurückgeschafft. Es war bereits dunkel geworden, als sie eintrafen. Nun würden sie sicherlich etwas ruhe bekommen, bevor morgen die nächste Wilde Jagd weitergehen sollte. Er warf sich vor ein Lagerfeuer, nahm einen frischen Wasserschlauch, den er fand, um einen großen Schluck zu nehmen. Er schloss die Augen und genoss die Kühle des Wassers. Kurzerhand wurde ein weiterer Inhalt des Schlauches über seinen Kopf geleert. Er ahnte, das viel Dreck, Blut und anderes zeug von ihm wie ein Fluss abwärts fuhr und er sich an einen Baumstamm lehnte, um sich auszuruhen.

    Wo die anderen waren, wusste er nicht, irgendwie war es ihm auch egal, er wollte heute nichts mehr wissen, von irgendwelchen Zombies oder sexy Großmüttern, die in dunklen Hütten hausten. Eigentlich hatte er sich auch für einen Kampf gegen Pflanzen ausgerüstet und nicht gegen Zombies. Vielleicht wäre es sonst anders ausgegangen.
    „Pah versager“, vernahm er eine Stimme und öffnete halbe ein Auge. Da saß Selana am Feuer, sie zitterte am ganzen Leib, hatte wohl ebenfalls viel erlebt in diesem Sumpf. Vielleicht das erste mal als Wächterin.

    „Hab nicht versagt, hab ein paar Zombies verprügelt“, antwortete der Bärtige und schaute zu ihr.
    „Oh der große Ogertänzer, der Herr der Goblins, Sumpfschreier und der größte Fatzke in der ganzen Gemeinde, hat ein paar Zombies verdroschen. Sehr toll Valerion, du solltest dir sofort einen Humpen Bier Gönnen, für deine großen Taten!“, rief sie voller Wut ihm entgegen.
    Der Bärtige schwieg einen Moment, richtete sich dann langsam auf um sich auf die Bank zu setzen. Noch immer schwieg der Kerl, lauschte dabei der jungen Frau bei ihren Klagen.

    „Du hast bestimmt keine Verbündeten und Freunde verloren! Freunde mit denen man viele Jahre verbrachte, das Kämpfen lernte und viele schöne Feste feierte“, rief sie ihm verärgert entgegen, mittlerweile waren auch tränen zu sehen, sie schaffte es nicht mehr sie zu verbergen.
    Valerion verstand, was sie nun brauchte, erhob sich um zu ihr zu gehen. Er wollte sie umarmen, doch sie wehrte sich, schlug mit den Fäusten gegen seine Brust bevor sie, dann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und heulend in Valerions Arme lag

  4. Beiträge anzeigen #384
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Basislager, Nacht

    Erschöpft wie seit Jahren nicht mehr näherte sich Chala dem Lagerfeuer, um das sich einige Leute versammelt hatten. Sie hatte sich so gut es die Umstände zuließen von Schlamm, Blut, Schweiß und Glibber befreit, der sich im Laufe des Tages angesammelt hatte. Ihre fingerlosen Handschuhe hatte sie abgestreift und die Schnallen an den Ärmeln ihrer Lederkluft gelockert, um sie etwas ihren Arm hochschieben zu können. Die kleinen Bissstellen der Hornpapillen der Gänseschnäbel waren deutlich sicher, zeichneten ein obskures Muster in ihre Haut. Doch die Wunden schienen frei von Schmutz zu sein und bisher war kein Anzeichen einer Infektion zu erkennen. Hoffentlich würde das so bleiben. Viel mehr machte ihr ihr Rückgrat sorgen, wo sie von einem der Zombies getroffen wurde. Ohne eine Möglichkeit die Stelle zu betrachten, malte sie sich aus wie dort ein großer, blutunterlaufener Fleck lag. Doch außer den erträglichen Schmerzen, die sie verspürte, wenn sie ihren Oberkörper drehte, schränkte es sie nicht weiter ein.
    Nichts, was eine Nacht Schlaf nicht auskurieren würde, entschied sie wacker, als sie sich auf einen freien Baumstumpf am Feuer niederließ.
    Ein leises Stöhnen entwich ihr, als sie zum ersten Mal am heutigen Tage das Gefühl hatte sich entspannen zu können. Sie sehnte sich nach einem Stängel Sumpfkraut, doch nach den letzten Eskapaden hielt sie sich zurück. Ihr eigentliches Ziel war das Pflanzenmonster gewesen, doch der Tag war ganz anders verlaufen, als sie vermutet hatte.
    Yarik hatte sich zum Kommandozelt aufgemacht. Seiner Aussage nach gab es etwas wegen dem Vogel, den er beim Kampf gegen die Vettel gesehen hatte, dass es wert war den Anführern zu berichten. Sollte er, Chala würde heute keinen Finger mehr rühren.

    Mit ihr am Feuer saßen Valerion, an die sich eine junge Frau schmiegte, deren Gesicht in seiner Brust verborgen lag.
    Gut für ihn, entschied die Aranisaani, die so gar nicht in Stimmung für körperliche Nähe war.
    Etwas, das sie selbst wunderte. Neben Valerion und seiner schluchzenden Begleitung war dort noch ein weiteres Paar, etwas älter, doch scheinbar voller Lebensfreude. Sie hatten einige Instrumente vor sich, was erklärte, woher die Musik gekommen war, als die Dunkelhäutige sich mit einem Wasserschlauch halbherzig gereinigt hatte. Einige weitere unbekannte Gesichter unterhielten sich leise miteinander, während einige wenige in die Flammen starrten. Unklug, sollte es einen weiteren Angriff geben, doch für den Moment schien es das richtige zu sein, um den aufgebrachten Geist im Innern der Flammen zu beruhigen.
    Als Chala aufblickte sah sie Ryu an das Feuer treten. In seinen glühenden Augen spiegelten sich die Flammenzungen. Er sah ebenso verdreckt und müde aus, wie sie sich fühlte. Neben ihm hielt sich jene Frau, deren Haar so rot war wie der Sonnenuntergang. Sie lächelte leicht, doch ihre Augen sprachen von einem nicht weniger harten Tag.
    Gern hätte sie dem Hauptmann einen kessen Spruch entgegengeworfen, ihm schöne Augen gemacht, um sein Interesse an ihr neu zu entfachen, doch selbst dafür waren ihre Gedanken zu träge.

    Schlaf brauchte sie, traumlosen, erholsamen Schlaf. Doch das musste noch etwas warten. Ihr Körper war noch nicht bereit. Noch immer waren ihre Muskeln wie angespannt, als könnte jeden Moment eine neue Gefahr vom Rand des Waldes auftauchen, sie zum Kampf fordern. Wie lange war es her, dass sie so auf Draht gewesen war?
    Zuletzt, als ich sogar Sahar habe jagen müssen, erinnerte sie sich lebhaft.
    Die Frau aus Varant, welche als Söldnerin dem Bund gedient hatte. Einst hatte Chala ihr so sehr vertraut wie kaum sonst jemandem. Damals, als alle sie verlassen hatten und die Last der Verantwortung allein von ihren Schultern gestemmt werden musste. In Sahar hatte sie so etwas wie eine Verbündete gehabt, eine Vertraute und beinahe eine Freundin. Doch das lag alles hinter ihr. Die formidable Kämpferin war ihr entwischt, als sie sie bis an die Stadtmauern Thorniaras verfolgt hatte. Doch dort hatte sie keinen Fuß mehr hereinsetzen wollen. Zu viele dunkle Erinnerungen lagen hinter den hohen Wehrmauern der Hafenstadt. Sahar war sicher mit einem Boot geflüchtet. Mit dem letzten Bisschen Gold des Bundes im Gepäck.
    Vertrauen war definitiv ein zweischneidiges Schwert.

  5. Beiträge anzeigen #385
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Nordw. Sümpfe, 2. Tag, früher Morgen - Auf der Jagd nach Wroooot - Kiyan, Ornlu, Jarvos Kommando

    Die Sonne ging auf und das Jagdkommando um den Druiden war nach halbwegs erholsamen Schlaf wieder auf den Beinen.
    Direkt in die Richtung, wo das Kommando um Valgus die Hinweise auf Wroooot gesichtet hatte.
    “Dieses Wroooot Wesen ist dämonischer Natur und besteht aus knorrigem Holz. Es hatte das letzte Mal drei Schädel bei sich. Die sind die Quelle seiner Macht vermute ich. Die Sache war nämlich so. Wroooot war sehr flink darin auszuweichen und bedacht seine Schädel zu schützen. Er schrie immer >Ich bin Wroooot!< und berührte dann einen meist jungen Baum. Der erwachte dann zu Leben und ging auf alles los, was Wroooot zu Nahe kam. Merkt euch das und haltet Abstand, wenn er loslegt.”, erzählte der Druide und sah sich um.
    “Wie soll man dann gegen einen Baum kämpfen? Ich mein ich habe keine fette Axt dabei und einen so männlichen Schnautzer wie dieser Kumpel von Lester.”, kommentierte Okam.
    “So ein fetter, männlicher Schnautzer hat was nicht wahr? - Kümmert euch nicht um die Bäume. Die sind meine Sache. Die Schädel sind das Ziel. Ich hatte einen Schädel zerstört und Wroooot wurde nicht nur langsamer, sondern auch schwächer. Ich konnte bei zwei Schädeln, die er dann nur noch besaß, verhindern, dass er einfach so einen Baum korrumpierte.”, erklärte Ornlu und erwartete eine Frage.
    “Und wieso existiert dieser Wroooot noch, Jadewolf?”, fragte Vigo.
    “Glück. Ich habe ja von den Varantern erzählt. Ein Toter lag direkt vor Wroooot und der hat den Kopf dann abgerissen und hatte dann wieder mehr Macht. Der Oger kam hinzu und ich musste unsere Leute schützen. Wroooot entkam.”, antwortete der druidische Wildhüter.
    “Heißt also bloß nicht stolpern und den Kopf verlieren.”, ergänzte Iun und Ornlu nickte lediglich.
    “Je besser wir bei der Jagd eingespielt sind, desto schwerer wird es für Wroooot. Deswegen wollte ich euch Vier dabei haben. Wir hetzen ihn wie ein Rudel Wölfe den Hirsch und irgendwann schwächelt er allein wie er ist. Dann vernichten wir ihn.”
    Die Gruppe schwieg dann, bis sie dem Ziel nahe waren.
    Eindeutig waren diese Bäume korrumpiert worden. Völlig verdreht und angefault. Gleichzeitig von etwas anderem vernichtet.
    “Kein Leben mehr hier drin.”, murmelte Ornlu und hatte die Hand an einen Stamm gelegt.
    Okam und Kiyan schreckten dann auf und blickten in nördliche Richtung.
    Zwischen Bäumen und Fels bewegte sich jemand. Stets Deckung suchend im Zickzack-Kurs.
    “Unsere…”, diagnostizierte Vigo.
    Drei Männer näherten sich und machten ein waldvölkisches Handzeichen, als sie nah genug waren um erkannt zu werden. Momente später standen sie da. Jarvo, Lordan und Mertens.
    “Bewahret! Welch netter Besuch zu früher Stunde. Kuchen haben wir aber nicht mehr. Wir können aber mit der Jagd auf Wroooot dienen. Interessiert?”, fragte Ornlu.
    “Bewahret, Freunde. Wir wollten gerade diese Fährte auch aufnehmen. Mit dem großen Wolf und seinen Leuten zu jagen, wäre uns ein Vergnügen. Ich bin gespannt, ob das nur das Geschwätz von bezahlten Waschweibern ist, dass ihr alles findet und jagt.”, entgegnete Mertens.
    “Nicht alles, sonst hätten wir längst den Schlüssel zum Garten der Lust gefunden und würden uns mit Wein, Weib und Gesang bis zum jüngsten Tag dieser Welt vergnügen. Aber ja, wir finden jedes Mistvieh und bringen euch gerne bei wie man Spuren liest, mein lieber Mertens.”, sagte der Druide und grinste.
    “Nicht nötig. Hasen finden wir schon. Und jetzt komm her und lass dich anständig begrüßen.”, sagte Mertens und dann begrüßten sich alle gegenseitig.
    Dabei bemerkte Ornlu erst im Nachhinein, dass Jarvos Blick sehr unruhig war und er Mertens das Reden überlassen hatte. Alles andere als die übliche Gelassenheit und Selbstverständnis des Hutträgers.
    “Ist etwas im Basislager geschehen?”, fragte Ornlu vorsichtig nach.
    “Harpyien. Haben eine junge Frau verschleppt und andere verletzt. Fünf konnten fliehen, drei sind tot. Haben uns wohl von Anfang an beobachtet.”, sagte der blonde Waldläufer.
    “Kennt man die junge Frau? Jagt jemand die Harpyien?”
    “Kennen nicht wirklich. Mir ist auch der Name entfallen. Jedenfalls werden der Hauptmann und sein Kommando nach ihr und den Harpyien suchen.”, erklärte Mertens.
    “Das werden sie. Ryu mag sein Hühnchen geschnetzelt und fast roh. Hoffe nur die Kleine lebt dann noch. - Turya hat euch erreicht und berichtet?”, fragte der Druide.
    “Ja! Und sie kommen noch nach. Und bevor du fragst… wir haben zwei Köpfe bei uns im Lager. Wir erzählen euch noch davon, aber vielleicht sollten wir beginnen, bevor es Mittag ist. Was kannst du uns über diesen Wroooot erzählen?”
    “Das macht Kiyan. Dann sehe ich auch, ob er sich alles behalten hat. Keine Sorge, das ist kein Test.”, sagte der Jäger und klopfte Kiyan auf die Schulter. Sein Blick indes ging auf Jarvo der relativ passiv hinter Mertens stand. Was war da los? Merkte Mertens als bester Freund nichts?
    Geändert von Ornlu (04.04.2024 um 00:44 Uhr)

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Basislager an der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Nachdem Yared und sie ihr Nachtlager am Rande der Zelte aufgeschlagen hatten, hatten sie sich getrennt, um den Lagerplatz zu erkunden. Larahs Netz und eine Hängematte, die der Kapitän aus seinem Seesack gezogen hatte, hatten sie zwischen zwei Bäumen und einem der mannshohen Pflöcke der frisch zum Sumpf hin errichteten Palisade aufgehängt und an Seilen darüber einfache Zeltplanen, die sie sich bei der Materialausgabe organisiert hatten, gezogen. Das bot den beiden den Komfort, den sie von ihren Seereisen gewohnt waren, und schützte weitgehend vor Insekten und Nässe.
    Zusammen trafen sie erst wieder als die erste Gruppe erfolgreicher Jäger ins Basislager zurückkehrte. Der sich unter den Waldvölklern erhebende Jubel hatte Larah zurück auf den Platz am Lagereingang gelockt und auch Yared kam wenig später dort an. Der Kapitän folgte Jarvo, dem Anführer der tooshooer Gemeinschaft. Die Fischjägerin wusste noch von früher, dass die beiden Freunde waren. Offenbar war er gerade bei ihm gewesen und hatte ihm seine Aufwartung gemacht, als die gute Nachricht eintraf.
    Aus den Augenwinkeln konnte sie beobachten, wie Yared sich im Hintergrund hielt, während der Kopf des Tausendfüßlers wie ein Siegesbanner aufgepflanzt wurde. Jarvo gratulierte dem Hauptmann und den Mitgliedern seines Jagdkommandos zum ersten Sieg für das Waldvolk. Frohsinn und Feierlaune machten sich rundherum breit.
    Doch dann waren plötzlich die Harpyien aus dem Abendhimmel in das Lager rund um den verfallenen Turm der Jagdkommandantur eingefallen. Besonders auf weibliche Mitglieder ihrer Gemeinschaft schienen sie es abgesehen zu haben, doch glücklicherweise hatte sie ihren Speer bei sich getragen und konnte sich so selbst den Entführungsversuchen und der scharfen Klauen erwehren.
    Yared verlor sie weitgehend aus den Augen. Nur einmal bekam sie mit, wie der Paladin, der seine Armbrust natürlich nicht dabei gehabt hatte, eine Lichtkugel beschwor und damit die Angreifer von einer Gruppe Wehrloser fernhielt, die sich so in einen Zelteingang retten konnten.
    Mit Grauen musste Larah mitansehen, wie die Harpyien das erste Mal erfolgreich waren und zu zweit eine Frau mit einer grünen Haarsträhne davontrugen.
    In dem Bruchteil eines Augenblicks, in dem sie zu dem Schluss kam, dass es nicht klug war, sofort die Verfolgung durch den Sumpf aufzunehmen, wurde sie einer jungen Frau mit rabenschwarzem Haar gewahr. Diese hatte eben noch die Biester von einer älteren Frau ferngehalten und einen magischen Geistervogel beschworen, dadurch aber offenbar nicht viel ausgerichtet, sondern war nun selbst ins Visier der Angreifer geraten. Schnell stürzte die Fischjägerin zu ihr und drängte mit ihrem Speer die Harpyie, die sich gerade auf die junge Frau stürzen wollte, ab. Kreischend drehte die Angreiferin ab und nahm sich das nächste Ziel, eine sehr junge Frau, fast noch ein Kind mit auffälligem weißem Haar, vor. Sie hatte nicht so viel Glück und wurde das zweite Opfer, das die gefiederten Kreaturen aus ihrer Mitte entrissen.
    Larah wollte auch der weißhaarigen zu Hilfe eilen, kam aber nicht rechtzeitig in Reichweite, zumal sich plötzlich die ältere Frau zwischen ihr und ihrem Ziel befand, die offenbar ebenfalls der enthobenen jungen Frau hinterher wollte, zum Glück aber von der Schwarzhaarigen, die die goldblonde Gortharerin eben noch gerettet hatte, zurückgehalten wurde.
    So konnten sie nur noch den Harpyien hinterherschauen, die nun mit ihrer Beute vor dem zunehmenden Pfeilgewitter aus dem Basislager flohen. Larah hielt ganz außer Atem inne und sah dem in den letzten Resten der Abenddämmerung entschwindenden fliegenden Überfallkommando nach.
    Als die Fischjägerin sich in dem sich legenden Chaos umsah, war die junge Frau mit den rabenschwarzen Haaren irgendwie verschwunden. Larah sichte sich erstmal etwas frisches Wasser und benetzte Kehle und Stirn. Sie brauchte Zeit um ihre Gedanken zu ordnen.

    Nur am Rande hatte sie noch kurz nach dem Abzug der Harpyien mitbekommen, dass es die Frau, die die geflügelten Kreaturen zuerst ergriffen hatten, offenbar geschafft hatte, sich noch in der Luft unweit des Lagers gegen ihre Peinigerinnen durchzusetzen. Verletzt, aber lebend brachte man sie zurück ins Lager. Auch war das Jagdkommando von diesem Maris, den sie am nächsten Tag unterstützen sollte, ebenfalls mit einer Trophäe ins Lager zurückgekehrt. So richtig zum Feiern war da aber niemandem zu Mute gewesen.
    Viele hatten Wunden zu verarzten und blieben anschließend noch lange beisammen, um sich in der Gemeinschaft weniger allein und angreifbar zu fühlen. Yared hatte sich noch bis spät in die Nacht hinein mit diesem Melford an einem der Feuer, das etwas abseits unweit ihrer Hängematten stand, gesessen und unterhalten. Die beiden waren sich mitten im Tumult über den Weg gelaufen und hatten sich augenscheinlich viel zu erzählen. Larah hatte die beiden nicht stören wollen, sich deshalb zurückgezogen und war dann auch bald schlafen gegangen. Doch sie hing noch lange ihren Gedanken nach, wie sie in ihrem Netz unter der schützenden Plane lag.
    Es war ein ereignisreicher und anstrengender Tag gewesen. Am Morgen der Kampf mit den untoten Goblins auf dem Weg vom Strand zur Jagdkommandantur, dann die vielen neuen Bekanntschaften und Eindrücke, schließlich der unerwartete Angriff in der Abenddämmerung.
    Doch als dann leise vom Zentrum des Lagers beim Turm Musik zu ihnen drang, schlossen sich Larahs Augen und sie schlief, bis der erste Sonnenstrahl die Tautropfen auf den Grashalmen unter ihrer improvisierten Hängematte glitzern ließ.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, kurz vor Sonnenaufgang

    Langsam schlug Zarra die Augen auf. Das schwache Licht der aufgehenden Sonne erhellte den Himmel über ihr, verlieh der dichten Wolkendecke ein Spektrum der Grautöne. Regen schien sich anzubahnen. Ihr Körper zitterte unkontrolliert und ihre Pupillen waren unnatürlich geweitet, als die Realität ihren langsam erwachenden Geist einholte.
    Wo bin ich, formte sie die ersten sinnvollen Gedanken nach ihrer Ohnmacht und schaute sich um.
    Ihre Sicht schien verschwommen und trotz des schwachen Tageslichts konnte sie nichts in dem dunklen Raum – war es ein Raum? – erkennen. Einzig die Geräusche von langsamen Atemzügen war zu vernehmen und ein benebelnder Geruch von Feuchtigkeit und Verdorbenem. Auch der Wind, der durch das löchrige Dach hereinwehte, brachte keine Erleichterung von dem Gestank. Viel mehr ließ er sie noch mehr zittern.
    Ihr war übel, ihr Kopf schmerzte und ihr war so kalt wie im tiefsten Winter, wenn sie nach Winterkräutern suchte. Als sie die Lippen öffnete, klapperten sogar ihre Zähne aneinander. Mühsam wollte sie sich aufrichten, sich von dem kalten Steinboden lösen, der ihrem Arm, auf dem sie lag, und ihrem Hüftkochen zusetzte. Doch ein stechender Schmerz fuhr ihr durch beide Schultern, als sie sich auf ihren Ellbogen stützte, was ihr einen erstickten Aufschrei entlockte und sie sogleich dazu zwang, ihren Körper wieder auf den Boden sinken zu lassen.

    Hinter ihr raschelte etwas, aufmerksam geworden durch die Bewegung und den Laut, den sie von sich gegeben hatte. Ein leises, krächzendes Geräusch drang an das Ohr des Mädchens, die versuchte die schwarzen Flecken der Schmerzen aus ihrer Sicht zu verbannen, indem sie schnell blinzelte.
    Etwas Hartes stieß gegen ihren Rücken, was ihr ein weiteres Stöhnen entlockte und sie nach vorn kippen ließ, sodass sie mit dem Gesicht nach unten lag. Der Steinboden war schmierig und verströmte den seltsamen Geruch, der in dem Raum lag und selbst vom Wind nicht davongetragen werden wollte.
    Das Krächzen wurde lauter und ein Ton, der an das Aufplustern von Federn eines Vogels erinnerte, war zu hören.
    Die Harpiyen, erinnerte sich Zarra endlich, was geschehen war und spürte wie die aufsteigende Angst sie noch mehr zu lähmen drohte, als es der Schmerz und die Erschöpfung es ohnehin bereits taten.

    Scheinbar vorerst zufrieden damit, dass sich ihre Beute nicht mehr rührte, folgte kein weiterer Tritt mit den klauenbewehrten Füßen der Vogelfrau, stattdessen hielt das Rascheln der Federn für eine kleine Weile an, als würde eine ihrer Entführerin um sie herum staken wie eine Glucke um ihr Nest. Das leise Krächzen zwischendurch verstärkte die Annahme der Weißhaarigen, die sich nichts sehnlicher wünschte als zurück in die Gleichgültigkeit der Ohnmacht zu fallen. Doch ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihr geschundener Körper ließ sie nicht an Schlaf denken.
    Oma, hilf mir bitte, flehte sie, dem Leid nicht gewachsen, dem sie ausgesetzt war.
    Sie zog ihre Finger ein, spürte ihre Nägel über den schleimigen Stein kratzen. Wenn sie doch nur etwas Pappelrinde hätte, die sie kauen könnte. Es würde ihr zumindest ein wenig die Schmerzen nehmen. Doch sie traute sich nicht einmal den Kopf zu drehen, um eine bessere Ahnung zu haben, wo sie sich eigentlich befand. Sie hörte außer der Harpiye, die sie beobachtete, keine Vögel, keine raschelnden Blätter oder Unterholz. Wohl aber ein entferntes Rauschen von Wasser. Doch ihr war kein Ort um den Weltenbaum bekannt, der Wasser führte, das schneller als ein träger Bach floss.
    Gibt es nicht im Norden einen Wasserfall?, fiel ihr plötzlich ein, doch sicher war sie sich nicht.
    Ohnehin konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie meinte sich jedoch erinnern zu können, dass die räuberischen Vogelfrauen sie nach Osten getragen hatten. Doch was war dann geschehen?

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Basislager, Morgendämmerung

    „Aufhören sollen sie mit der Scheiße!“, fluchte Jilvie durch das Zelt. „Das macht ihn auch nicht wieder lebendig!“
    Sie ließ sich müde auf einen Schemel sinken und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Ricklen strich ihr unbeholfen über den Rücken.
    Freiya stand bei ihnen und sah die blonde Jägerin traurig an. Sie hatte Mitleid mit der Frau, der Onyx‘ Tod nach wie vor sehr nah ging.
    Die Rothaarige war in der Nacht zuvor am Lagerfeuer einfach eingeschlafen. Mama Hooquas warmer Eintopf und die sanften Klänge des Bardenduos, das angekommen war und diese wunderbare Melodie angestimmt hatte, hatten sie wie in einen warmen Mantel gehüllt. Nach all der Anstrengung kein Wunder. Fröstelnd war sie einige Stunden später aufgewacht, inzwischen hatte sie ihr Haar einigermaßen vom Schlamm befreit – das ging nun einfacher, da der Schlamm eingetrocknet war und sie ihr Haar einfach gründlich ausgekämmt hatte –, sich so gut es ging gewaschen und auch neue Kleidung erhalten. Eine kleine Stärkung später hatte sie nach Jilvie und Ricklen gesehen, weil sie sich, Ryu und Griffin ordnungsgemäß abmelden wollte. Die Dämmerung hatte nämlich bereits eingesetzt und die Suche nach Zarra durfte nicht länger warten.

    Doch im Kommandozelt war es hoch hergegangen. Es gab Gerüchte, die von einem Mann in den Schatten berichteten. Einen Meisterschützen, wie es ihn bisher kaum gegeben hatte, der aus dem Verborgenen heraus das Schwiegermutter-Monster mit schier unmöglicher Präzision und Schnelligkeit mit Pfeilen gespickt hatte. Jemand, ein Mann namens Yarik, das hatte Freiya soweit verstanden, hatte berichtet, dass er Onyx‘ Adler im Kampf gegen die alte Vettel gesehen hatte.
    „Adler ist an uns gewöhnt, dass er mitkämpft, hat überhaupt nichts zu sagen“, sprach Jilvie entrüstet, „aber schon wird geredet, dass Onyx zurück ist! Sie haben es nicht gesehen! Sie haben nicht gesehen, wie der Oger hinter ihn her war!“
    Wieder vergrub sie ihr Gesicht. Freiya dachte an das Bild, das sie von Onyx in Lyrcas Vision gesehen hatte. Wie er da in der Dunkelheit gelegen hatte …
    „Aber irgendeiner scheint da draußen umzugehen. Einer, der leuchtende Augen hat und mit dem Bogen umgehen kann wie sonst kaum einer. Und einer, der zu uns gehört“, überlegte Ricklen. Jilvie massierte sich die Stirn.
    „Das nützt doch alles nichts …“
    „Wir werden die Augen offen halten da draußen, versprochen“, war alles, was Freiya sagen konnte. Jilvie nickte.
    „Ja … ja, ist gut. Ihr müsst Nereas Enkelin suchen“, sagte sie. Freiya legte ihr die Hand auf die Schulter und Jilvie griff danach.
    „Tretet denen da draußen in die Eier“, sagte sie grimmig. „Waidmannsheil!“
    Freiya sah die Jägerin mit einem Funkeln in den Augen an: „Waidmannsheil!“

    Eine beträchtliche Frische schlug ihr entgegen, als sie aus dem Zelt trat. Es war still im Lager, viele schliefen, einige hielten Wache und andere murmelten leise oder gingen ihren Geschäften nach. Freiya lief am Lagerfeuerplatz vorbei, da saßen Ronja und Vareesa, beide inzwischen unter Vareesas Decke. Die Bognerin mit den grünen Haarsträhnen hatte sich an Ronja gelehnt und ein ruhiger, gleichmäßiger Atem verriet einen tiefen Schlaf. Ronja hingegen blinzelte Freiya von unten her an.
    „Wir brechen jetzt auf“, sagte Freiya leise.
    „Ich muss seit Stunden Pipi“, erwiderte Ronja leise quietschend.
    Freiya öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und zuckte schmunzelnd mit den Schultern.
    „Tolle Hilfe!“, zischte Ronja.
    „Roll sie in die Decke ein und dann geh“, erwiderte Freiya.
    „Ich hab Angst, dass sie aufwacht“, flüsterte Ronja. „Aber ich hab auch Rückenschmerzen.“
    Freiya lächelte sanft und strich Ronja kurz über den Wuschelkopf.
    „Du schaffst das schon“, sagte sie. Dann richtete sie sich auf und ging zum Tor. Dort warteten bereits Griffin und Ryu.

    Griffin hatte noch am Feuer gedöst, als Freiya erwacht war. Ob Ryu überhaupt geschlafen hatte, wusste sie nicht. Er hatte neben ihnen gesessen und war tief in einer Meditation versunken gewesen, als sie sich aufgerappelt hatte. Aber auch er war inzwischen befreit vom stinkenden Tausendfüßerglibber.
    Wirklich ausgeschlafen war wohl keiner der Drei, doch Freiya fühlte eine Rastlosigkeit, die es ihr unmöglich machte, wieder zur Ruhe zu kommen. Das Trio sah sich an. Es brauchte keine weiteren Worte, außer ein bestimmtes: „Diesmal führe ich!“ von Ryu, dann traten sie aus dem Lager und nahmen den Weg zwischen den Pfählen mit den Köpfen und Harpyien.
    Weit kamen sie aber nicht.

    Der krächzende Ruf einer Elster durchbrach die Stille, die sich über alles gelegt hatte und schon schälte sich eine Person aus den Schatten vor ihnen, die Freiya das ein oder andere Mal gesehen hatte, aber bisher noch nicht in Kontakt gekommen war.
    Eine Frau gab sich ihnen zu erkennen, langes dunkles Haar und von schlanker Gestalt. Die Elster, die gerade noch gerufen hatte, landete auf ihrer Schulter. Ryu deutete sofort an, dass sie anhalten sollten.
    „Was hast du für uns?“, fragte er. Doch die Frau blieb stumm. Stattdessen aber begann sie zu gestikulieren: erst machte sie Schwingen und formte dann die Hände wie zu Krallen, dann strich sie sich durch Haar und machte sich mit den Händen einen Zopf wie …
    „Zarra!“, entfuhr es Griffin augenblicklich und er packte die Frau bei den Schultern. „Hast du sie gesehen? Wo haben diese Drecksviecher sie hingetragen?“
    Elegant mit zwei Fingern deutete die Stumme in nordöstliche Richtung.
    „Bist du dir sicher?“, erwiderte Griffin.
    Die Frau nickte, dann deutete sie auf ihre Augen und dann auf die Elster.
    „Zeigt uns den Weg“, wies Ryu sie schließlich an.
    Sie nickte einmal und drehte sich um. Die Elster bei ihr erhob sich mit einem Keckern und stieg über sie in die Höhe. Und schon nahmen sie zu viert die Fährte auf.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, im Laufe des Tages

    Das straffe Tempo, dass sie hingelegt hatten, hatte niemand Bestimmtes von ihnen angeschlagen. Es hatte sich ergeben, denn keiner von ihnen wollte Zarra hängen lassen. Während sie über Stock und Stein liefen, Wasserlöcher umgingen, über Baumstämme sprangen, sich an Lianen schwangen, über alte Stege balancierten, von Fels zu Fels hüpften, gingen Freiya Ryus Worte durch den Kopf, die er am Vorabend noch an Vareesa gerichtet hatte. Es war wieder einer der Momente gewesen, in denen der Hauptmann seine menschenfreundliche Ader gezeigt hatte. Behutsam war er auf Vareesa eingegangen, hatte ihr Mut und Klarheit gegeben, wie er es eben mit seiner besonderen Art zu tun wusste.
    Und nun waren sie schon wieder auf dem Weg ins Ungewisse, rannten hinein in die Gefahr.
    „Wenn ich dort draußen kämpfe, Dreck fresse und blute, tue ich das in gutem Gewissen. Denn ich weiß, dass ich mich für die wehre, die nicht dazu in der Lage sind. Dass ich denen eine Stimme gebe die nicht sagen können, dass es reicht …“
    Worte, die Ryu gesprochen hatte. Und die Griffin ebenso fest in seinem Herzen verankert hatte und lebte. Keiner von ihnen zweifelte auch nur einen Wimpernschlag. Zwei Hauptmänner. Auch wenn Griffin das vielleicht nicht mehr wahrhaben wollte. Sie waren so unterschiedlich, aber im Grunde ihres Herzens so ähnlich. Sie trugen ihre Werte auf ihre Art und Weise nach außen, aber am Ende des Tages reichte ein Blick, um zu wissen, dass diese Wahrheit sie verband. Eine tiefe Kameradschaft.

    Ein plötzlicher Stopp von Ryu ließ sie alle innehalten und riss Freiya aus ihren Gedanken. Er hatte die Hand gehoben und deutete ihnen an, dass sie mucksmäuschenstill sein sollten. Er lauschte, Griffin ebenso und plötzlich warfen sie sich einen Blick zu. Sie mussten eine Spur gewittert haben, die für Freiya nicht zu bemerken gewesen war. Mit einem kurzen Nicken deutete Ryu ihnen an, sich bei einem Baum zu verstecken und Freiya erlebte etwas, das ihr bekannt vorkam: Wie zu Beginn ihrer Reise ins Gebirge erblickten sie einen Sumpfhai. Doch halt, nicht einen – sondern drei! Dort, wo das Blätterdach etwas mehr Licht durchließ, kämpften die Drei gegen etwas, das aussah wie eine riesige Bremse. Mehrere abnormale Blutfliegen umschwirrten sie ebenfalls. Die Botin hielt sich die Hand vor das Gesicht und deutete eine Maske an. Die drei Jäger neben ihr nickten.
    „Gehen wir weiter, hier gibt es nichts für uns zu holen“, sagte Ryu.

    Die Sorge um Nereas Enkelin lag wie eine dunkle Vorahnung über ihnen. Sie liefen eine ganze Weile und Freiya war sich nicht sicher, je in diesem Gebiet gewesen zu sein, obwohl sie der Meinung war, den Sumpf recht gut zu kennen. Doch hier, wo fast kein Sonnenstrahl zwischen dem dichten Blätterdach durchkam, kam das Waldvolk selten hin. Immer wieder hielt die Frau, die sie führte, inne und hielt Ausschau nach der Elster. Und dann, endlich oder vielmehr plötzlich taten sich vor ihnen ein paar alte Ruinen auf, die Freiya noch nie gesehen hatte. Verfallene Gemäuer, bereits überzogen von Moos und anderen Pflanzen, bauten sich wie ein dunkles Mahnmal vor ihnen auf. Einen Eingang konnten sie erst ausmachen, als sie die Gesteinsreste ein Stück umrundet hatten. Ein dunkles Loch, das eigentlich geradezu danach schrie, dass man umkehrte und die Beine in die Hand nahm. Sie sahen sich um, als Griffin sie zu sich rief.
    „Guckt mal, wenn das nicht von den Harpyien stammt, fress ich meinen Bogen“, sagte er und deutete auf ein paar Federn, die am Boden lagen.
    „Also sind wir am richtigen Ort?“, fragte Freiya.
    Ihre stumme Führerin nickte, dann blickte sie mit einem finsteren Blick zum Eingang. Als hätte sie es geahnt, ertönte plötzlich ein feines Kreischen, ein Fiepen gar und aus dem schwarzen Loch schossen mehrere schwarze Wesen mit ledernen Flügeln und großen Augen.

    „Scheiße, ich wusste nicht, dass es so große Fledermäuse gibt“, entfuhr es Griffin. Die Fledermäuse hielten auf sie zu und sie wollten alle schon ihre Waffen ziehen, doch die Tiere erreichten die Gruppe nicht. Etwas ließ das nicht zu. Ein längliches, rosafarbenes Band legte sich mit einem Mal nach und nach um die Flughunde, nahm sie in eine erbarmungslose, schleimige Umarmung und schnellte dann zum Maul einer viel zu groß geratenen Kröte. Schnapp, schnapp, schnapp. Und schon waren die Fledermäuse im Mund des monströsen Lurches verschwunden. Erstarrt und angewidert blickten sie das Vieh an, das höher und breiter als ein Mensch war. Um die Kröte herum lagen die Leichen von einigen Waranen mit einem auffälligem blauen Rückenkamm. Doch etwas stimmte mit diesen Waranen nicht.
    „Was ist da passiert?“, entfuhr es Freiya.
    Ryu machte ein paar Schritte auf die Warane zu und beugte sich zu einem der toten Tiere. Nach einem kurzen Augenblick sah er wieder auf, Unglauben in seinem Blick:
    „Sie enthalten keinen Tropfen Blut mehr …“
    Erschrocken blickte Freiya auf die Warane: „Wer macht so etwas?“
    Ryu drehte sich zu dem riesigen Lurch um, der nahe des Eingangs zu den Ruinen saß: „Kröten jedenfalls nicht!“
    „Du meinst, normale Kröten nicht!“, erwiderte Griffin mit sichtlicher Abneigung. Freiya betrachtete die Warane.
    „Gehören sie nicht zu den anderen?“, fragte sie schließlich.
    Die Botin nickte.
    „Und der da?“, wollte Griffin wissen und deutete auf die Kröte.
    Erneut nickte die Botin und machte wieder die Geste mit einer Hand vorm Gesicht, um eine Maske anzudeuten.
    „Es könnte sich um eine Art Naturgeist handeln“, überlegte Ryu mit verschränkten Armen und lauerndem Blick auf die übergroße Kröte.

    Freiyas Blick fiel auf den Lurch, als ihre Augen auf die leuchtenden Augen des Tieres trafen. Ein Naturgeist? Plötzlich spürte sie etwas Warmes und Schleimiges in ihrem Gesicht. Ohne eine Vorwarnung hatte die Kröte ihr mit ihrer Zunge über das Gesicht geschleckt.
    Die Rothaarige erstarrte, es war das schlimmste Gefühl direkt nach den vielen ekligen Beinen des Tausendfüßers auf ihrem Körper am Vortag. Doch bevor sie oder die beiden Männer neben ihr reagieren konnten, hatte die Kröte ihre Zunge wieder zurückgezogen.
    Freiya strich sich über die mit Schleim bedeckte Wange.
    „Ich fass es nicht …“, stieß sie hervor und starrte die Kröte an. Bildete sie sich das ein oder schürzte das Monster seine Lippen zu einem Kussmund? Und zwinkerte ihr zu?
    „Du Widerling!“, fauchte sie und drehte sich um. Bedröppelt sahen Ryu und Griffin ihr hinterher, wie sie zwischen den Büschen verschwand.
    Wütend versuchte sie sich den Schleim vom Gesicht zu wischen, zunächst mit einem großen Blatt des nächstbesten Busches, dann mit ihrem Ärmel. Doch es half nichts, das Zeug war zu widerspenstig. Etwas weiter hörte sie Wasser gurgeln und nach ein paar Schritten mehr erblickte sie erleichtert eine Quelle. Sie wusch sich das Gesicht – gründlich, wahrscheinlich viel gründlicher, als es nötig gewesen wäre. Als sie sich wieder aufrichtete, erblickte sie den Hauptmann. Griffin trat hinter ihm durchs Gebüsch und sah sich mit finsterer Miene um.
    „Geht es dir gut?“, fragte Ryu besorgt. Freiya verzog missmutig das Gesicht. Doch ihre Antwort blieb ihr im Halse stecken, als sie sah, wie sich neben ihnen die Frau, die sie geführt hatte, in Luft auflöste. Sie hatte sich wegteleportiert. Verdutzt starrte die Rothaarige auf die Stelle, an der die andere eben noch gestanden hatte.
    „Wir rasten hier erst einmal. Es wird schon wieder bald dunkel und wir müssen einen besseren Überblick bekommen, was hier eigentlich vor sich geht, bevor wir in den verfallenen Tempel gehen und nach Zarra suchen“, sagte Ryu.
    Kurz blickten die drei Jäger zu der Ruine. Der erste, finstere Eindruck, den die verfallenen Gemäuer gemach hatten, war leider inzwischen nicht verschwunden …

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    Nordw. Sümpfe, 2. Tag, früher Morgen - Auf der Jagd nach Wroooot - Kiyan, Ornlu, Jarvos Kommando

    Ein paar Stunden Schlaf waren Kiyan letztlich vergönnt gewesen, die sein Körper dankend ausgenutzt hatte. Er war erst wach geworden, als die Füchse gerade aufgebrochen waren. Okam hatte ihn mit einem trockenen Brotlaib in der Hand und etwas Hartkäse geweckt und ihm gesagt, er solle sich schnell bereit machen. Es ginge nun weiter.
    So folgten die Wölfe und Kiyan dem Wesen namens Wroooot. Ornlu – ganz der weise Druide ihrer Heldengruppe – erklärte, um was es sich bei dieser Kreatur überhaupt handelte. Und nachdem seine Erklärung endete, war sich der Gortharer gar nicht so sicher, ob er nähere Bekanntschaft mit einem wandelnden Dämonenbaum, der mit Schädeln behangen ist, zu machen. Aber am Ende war es unwichtig, was er wollte. Lebensschuld war Lebensschuld.
    Sie kamen in einen Bereich des Sumpfes, der aus scheinbar abgestorbenen, völlig verdrehten und verfaulten Bäumen bestand. Während sie sich durch das Gebiet bewegten, spürte Kiyan geradezu, dass von den einstmals sicher stolzen Bäumen nur noch das Gefühl von Verderbtheit ausging. Als hätte der ganze Wald Jahrzehnte unter einer dicken Schicht Moos verbracht und die Feuchtigkeit und Schimmel wären integraler Bestandteil des Holzes geworden.
    „Nicht berühren!“, zischte Okam, als Kiyan eine Hand hob. Der Jäger räusperte sich, ließ sie sinken. Dann schreckten sie auf, als drei Männer sich näherten. Die Handzeichen, die sie machten, wiesen sie als Waldläufer aus. Es waren der Waldläuferführer Jarvo und seine beiden Begleiter Lordan und Mertens, unter dem Waldvolk durchaus als angesehene, ja fast legendäre Männer zu betrachten. Es wurden freundschaftliche Beleidigungen ausgetauscht, ehe man sich entschloss, dasselbe Ziel, dieselbe Beute zu jagen. Wroooot. Dabei fiel auch Kiyan auf, dass der Waldläuferführer … unruhig wirkte. Angespannt. Ein wenig erinnerte er dabei an Ryu, den Hauptmann im Bunde mit dem Wyverngeist, doch wo dieser den Eindruck kontrollierter Wut machte, schien Jarvo im Augenblick … nun, es wirkte letztlich wie ein sehr mühevoll kontrolliertes Gefühlschaos. Der Gortharer war sich auch nicht sicher, ob er im Schatten des Hutes nicht auch die Augen einer Katze oder eines Tigers aufblitzen sah, aber das war wohl letztlich eher Einbildung als alles andere.
    „Das macht Kiyan“, riss ihn Ornlus Stimme aus der Beobachtung, „Dann sehe ich auch, ob er sich alles behalten hat.“ Ein Schulterklopfen. „Keine Sorge, das ist kein Test.“
    Der Jäger räusperte, dachte nach und trug dann vor: „Im Grunde kann man Wroooot als einen wandelnden Baum bezeichnen, der gleich einem Dämonen andere Bäume korrumpiert – meist die jüngeren – und gegen seine Feinde schickt.“ Er hielt kurz inne. „Er trägt drei Schädel am Körper, die scheinbar Ursprung seiner Macht sind. Er muss sie, wie ich verstanden habe, bei Verlust ersetzen. Mit jedem verlorenen Schädel schwindet seine Macht, umgekehrt steigt sie mit jedem gewonnenen.“
    Es krachte etwa drei Dutzend Meter entfernt hinter ihnen. In der Morgendämmerung bewegte sich etwas. Etwas, das groß war. Etwas das eine kahle Baumkrone zu tragen schien. Etwas knorriges, knarzendes. Etwas …
    „ICH BIN WROOOOT!“
    Ja, Wroooot.
    Aus irgendeinem Grund – vielleicht nur ein gemeinsames Gefühl – blickten sich Ornlu und Kiyan kurz an, ehe sie gleichzeitig zu dem Mann namens Jarvo schickten. Aus der angespannten Haltung war nun die Sprungbereitschaft eines Raubtieres geworden. Waren das Reißzähne? Blickten die Augen nun wirklich einer Raubkatze gleich?
    „Jarvo!“, rief Ornlu noch, als der Mann seine Klinge zog und mit einer Geschwindigkeit lossprang, die Kiyan gleichermaßen faszinierte und erschreckte. Für Jarvo schien die Beute klar. Auch, wer sie erlegen sollte.
    „Verdammte Scheiße!“, schrie Mertens und setzte ihm nach, gefolgt von Lordan. Ornlu dicht dahinter, dann die Wölfe.
    „Bleib an meiner Seite, Kiyan!“, rief Okam noch, als sie ebenfalls losrannten. Vielleicht zum Sieg, vielleicht in den sicheren Tod.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, Vormittag

    Schrilles Kreischen riss Zarra abermals aus dem Schlaf der Erschöpfung. Noch immer lag sie mit dem Kopf auf dem Boden, hatte ihn jedoch scheinbar gedreht, sodass nun ihre rechte Wange den schmierigen Stein berührte. Den Schleier ihrer Wimpern vor Augen erkannte sie schemenhaft die Vogelbeine der Harpiyen, die sich um sie herum aufgestellt hatte. Ihr Blick wanderte matt nach oben, musterte die absurde Kombination aus Vogel und Frau, wobei der menschliche Teil völlig unbekleidet blieb. Stechende, gelbliche Augäpfel fokussierten sie mit wildem Ausdruck und die Münder waren verzerrt, während sie alle Geräusche erzeugten, die an Falken erinnerten.
    Die Kombination der Stimmen drang als schreckliche Kakophonie an die Ohren der Weißhaarigen, die nichts weiter tun konnte, als entsetzt die Augen zu weiten. Beinahe klang es so, als würden die Harpiyen singen.
    Sie hielten ihre gräulichen, von einzelnen Federn bedeckten Arme empor, die Flügel abgespreizt, sodass sich die Spitzen berührten und einen groben Kreis um ihre Beute bildeten. Die klauenartigen Finger waren gekrümmt, als würden sie nach dem Herz eines unsichtbaren Widersachers greifen.

    Das Mädchen bemerkte es nicht, doch ihre Narbe begann leuchtend zu pulsieren, als die heranwachsende Magie in ihr in Wallungen geriet. Das Gefühl hunderter Käfer auf ihrer Haut trat erneut auf, wollte sie reflexartig dazu zwingen sich zu kratzen. Doch sie wagte es nicht auch nur einen Muskel zu bewegen, während ihre Entführerinnen bedrohlich über ihr standen.
    Die Luft im Bereich des Flügelkreises schien sich zu verdichten, als würde Druck entstehen, der einen Wetterwechsel ankündigte. Zarras flacher Atem begann kleine Wölkchen zu produzieren, als wären die Temperaturen rapide gesunken und erneut begann sie zu zittern. Noch immer drang derselbe Geruch wie zuvor in ihre Nase, doch ihre bebenden Nasenflügel deuteten auf noch mehr hin, etwas, dass mit den bloßen menschlichen Sinnen nicht zu erfassen war.
    Der Gesang der Harpiyen wurde erratischer, fast so, als würde ihnen der Atem für langgezogene Töne ausgehen. Dabei machten sie gemeinsam einen Schritt auf die am Boden liegende Frau zu.

    Plötzlich flammte es in ihren Schulterblättern auf, ein Schmerz, der so geißelnd war, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben gespürt hatte. Selbst das Blutfliegengift, mit welchem ihre Großmutter ihr die Narbe beigefügt hatte, war nichts im Vergleich zu dem gewesen, was sie nun durchlebte. Besagtes Stigma auf ihrem Rücken hatte aufgehört zu pulsieren, leuchtete nun durchgängig, sodass es sogar durch ihre Stoffschichten zu sehen war. Falls die Harpiyen es bemerkten, ließen sie sich davon jedoch nicht beirren. Viel mehr gingen das kurzatmige Gekrächze und Gekreische in ekstatische Schreie eines Adlers über, der von hoch oben seine Beute erspäht hatte, für die es fortan kein Entkommen geben würde. Einen weiteren Schritt machten die Vogelfrauen auf sie zu, sodass ihre Klauenfüße sie beinahe berührten.
    Beinahe fühlte es sich an, als wollten ihr die Knochen aus dem Rücken springen, als die Pein ins unermessliche anstieg. Ein schriller Schrei entwich dem gefangenen Mädchen, der sich in die grausige Symphonie des vogelartigen Chors nahtlos eingliederte. Die Harpyien passten sich der Note ihres Opfers an, schrien gemeinsam mit ihr gen Himmel, der im Vergleich zum frühen Morgen aufgebrochen war. Vereinzelt blaue Stellen waren zu sehen, als Zarra erneut in tiefe Dunkelheit abdriftete, die zumindest mit Schutz vor der Folter lockte.

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, im Laufe des Tages - Frejya, Ryu, Griffin und Onyx

    Mühsam - das war das beste Wort, um seinen Zustand zu beschreiben. Keine Agilität, kein Geschick, keine Dynamik wie zuvor. Die Gobbobeere hatte ihre Wirkung verloren. Was zunächst Konzentrationsschwäche und wilde Gobbo-Gedanken waren, wurde zum Verlust von all dem, was zuvor den Torgaaner so beflügelt hatte. Jeder Schritt war verdammt schwerfällig und schlecht koordiniert. Seine Gedanken waren langsam und konnten nicht mehr wie einen Schritt voraus denken.
    Wie ein Baby, das gerade mal halbwegs krabbeln konnte, kam er voran. Noch verstand er nicht, wieso es so war, doch sprach sehr viel dafür, dass zwei Dinge wirkten.
    Onyx Gehirn war überlastet worden. Zu viele Reize, zu viele Eindrücke und zu wenig Zeit, alles zu verarbeiten. Und dann war da noch etwas in seinem Blut. Etwas, was seine Venen grünlich erscheinen ließ und seine dunkle Haut blasser - Gift. Gift was sich durch die Gobbobeere entwickelt hatte. Er hatte es schon ein paar Mal erlebt und wusste aus wenig Erfahrungen, was wohl helfen würde. Doch half dies im Moment nicht. Seine Welt war ein Schritt um Schritt setzen.
    Er wusste nicht, wo er war und von wo er überhaupt herkam. Schon dass er die Nacht überlebt hatte, lag daran, dass er noch rechtzeitig einen großen Mangrovenbaum erklimmen konnte, bevor die Sonne unterging. Ab da war es fast schon faszinierend, wie sein Geist abbaute.
    Wie ein lahmes Faultier war er dann vom Baum gestiegen und einfach losgekrabbelt.
    Mittlerweile hatte er gefühlt hundert Schritte geschafft und in seiner sehr geringen Wahrnehmung festgestellt, dass er nahe einer Tempelruine war.
    Als er dann kurz inne hielt, meinte er was zu spüren. Etwas wovon er geträumt hatte - oder besser ein Bild vor dem inneren Auge. Gleichzeitig war es kein Bild, sondern nur ein Gefühl. Ein doppeltes Gefühl, das sich ganz diffus in seinem vergifteten Körper meldete. Wie ein weit entfernter Ruf der vor ein paar Tagen erklang und weiter gezogen war. Ein Echo der Vergangenheit…nur war es damals am Strand weiter weg. Jetzt war es nah.

    Onyx richtete sich an einem Baum auf, um mehr zu sehen. Was er sah, gefiel ihm nicht aus der Ferne betrachtet.
    Beim Tempel schlich irgendwas Großes , Breites und Hässliches herum. Hoffentlich kam es nicht hierher.
    Onyx kroch weiter und weiter und wurde von Ameisen überholt. So langsam war er.
    Er verkroch sich in einem Gebüsch und hörte es dann plätschern. Wasser…und Stimmen.
    Es waren keine Goblins. Die Sprache beherrschte er wohl jetzt.
    Mit der Aussicht gefressen zu werden, wenn er sich dem Tempel nähert und der Aussicht jemanden von seinen Leuten zu treffen der helfen konnte, war die Entscheidung einfach. Doch was Faultier-Onyx am meisten drängte war der Durst.

    So kroch er langsam, mühsam und todesmutig zum Wasser. Zu den Stimmen.

    Als er hervor kroch, blickte er die drei sehr verdutzten Menschen an. Er kannte sie, aber sein Hirn machte keine Meldungen über Namen oder Gesichter. Es war eher auf Mensch! getriggert worden und dann instinktiv auf das Wasser gerichtet.
    So kroch der mittlerweile Vollbärtige wie ein Chamäleon vorsichtig zum Wasser. Er widmete den Menschen keinen Blick und war ultimativ auf das Wasser fokussiert.
    Als er nach gefühlt zehn Minuten am Wasser war, schwenkte er eine Hand ins Wasser und schöpfte Wasser heraus. Zittrig und viel Wasser auf dem Weg verlierend führte er die Hand an seinen Mund und leckte es laaaaangsam mit der Zunge auf. Mehrmals machte er das, bis er etwas verzweifelt aufgab.
    Er setzte sich auf und blickte ins Wasser. Schwach sah er sein Spiegelbild. Seine selbst zugeschnittene Kleidung war verschließen und völlig mit Matsch verdreckt. Ähnlich ging es Onyx selbst.
    Er sah aus wie ein weißer Hund, der sich im Schlamm und Kuhdung gewälzt hatte und nicht mehr weiß war - dabei war er doch schwarz.
    “O… O
    O…. Ny…ny…nyx.”, brummte er und atmete tief ein und aus. Das Gift war furchtbar. Andere wären daran sofort gestorben, doch Onyx… Onyx war anders geworden.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, Nachmittag - Freiya, Ryu, Griffin und Onyx

    Was war das bitte für ein Ort? Erst die Kröte und nun dieser … was war das denn? Mann? Ein Bär? Ein Schwein? Ein Schweinebärmann?
    Diese Kreatur, die da am Boden kroch war dermaßen verdreckt – wobei, nein, das war nicht nur Dreck! Unter der Schicht Schlamm, die an Haar, Bart und Sachen klebte, war die Haut tatsächlich einfach dunkel. Freiya zog die Augenbrauen zusammen. Dem Zustand dieses Mannes nach zu urteilen musste er schon eine Weile fernab jeder menschlichen Siedlung unterwegs gewesen sein. War es jemand, der sich im Sumpf verirrt hatte?
    Ryu hatte die Hand an sein Schwert gelegt, doch als er die langsamen Bewegungen der Person, die sich da im Schneckentempo durch den Schlamm wühlte, wahrnahm, ließ er wieder locker. Von dem ging keine Gefahr aus. Entgeistert sahen die Drei zu, wie der Schlammige bitterlich an dem Versuch scheiterte, sich Wasser einzuverleiben.
    Etwas angewidert, aber mit noch viel mehr Mitleid ging Freiya in die Hocke und schöpfte etwas Wasser, um es dem dreckigen Bärtigen einzuflößen. Er verschluckte sich ein paar Mal, aber es gelang ihm schließlich doch, ein paar Züge zu nehmen. Dann setzte er sich auf und betrachtete sein eigenes Spiegelbild im Wasser.

    Freiya sah zu Ryu und Griffin, die ihn mit äußerst wachsamen Blick musterten. Doch dann ließ diese Gestalt ein Brummen hören. Freiyas Ohren verstanden das Wort erst gar nicht, fragend blickte sie ihn an, bis ihr Gehör aufgenommen und ihr Kopf zusammen gesetzt hatte, was der Dreckige da von sich gegeben hatte.
    O
    N
    Y
    X.

    Ihre Augen wurden groß. Fassungslos blickte sie diese Gestalt an. Das – nein, nie im Leben! Auf gar keinen Fall! Nein – aber … oder … doch? Sie packte den Mann am schlammbesetzten Kragen und musterte ihn genau. Seine Augen blickten sie träge an, als würden schwere Vorhänge seine Sicht verdecken. Konnte das sein … dort … unter dem Dreck? Unter diesen verfilzten Haar? Unter dem wahrscheinlich verlausten Vollbart?
    Bei Beliars dunklem Arsch. Das konnte doch nicht wahr sein!
    „Onyx”, stammelte sie und blickte kurz zu Ryu und Griffin. Dann zog sie den Mann näher zu sich.
    „Du lebst! DU BIST JA DOCH AM LEBEN! Scheiße Onyx ... ich bin so erleichtert!“
    Sein Blick blieb unverändert und er wanke gefährlich unter ihren Bewegungen. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und klopfte ihn auf die schmutzigen Wangen.
    „Geht es dir gut? Hörst du mich? Erkennst du mich?“
    Onyx' Gesicht hellte sich auf, er hob in Zeitlupe seinen Arm und öffnete quälend langsam seinen Mund. Buchstaben fielen heraus und bildeten nacheinander Worte: „Snapp … B ... un...ga ....“

    Freiya brauchte einen Augenblick, bis sie realisierte, was er gesagt hatte - oder eher hatte sagen wollen. Sie sprang auf und ließ seinen Kragen los, er fiel einfach wieder um und landete teilweise im Wasser.
    „Oh man, Onyx, du bist so ein Arsch!“, schimpfte sie. „So ein dummer, doofer, saublöder Arsch! Mit Ohren! Mit den dreckigsten Ohren, die ich je gesehen habe!“
    Und während sie schimpfte, stiegen ihr die Tränen in die Augen. „Der blödeste, dreckigste Arsch, den es gibt …“
    Sie sank wieder neben ihn und wischte sich übers Gesicht. Eine tiefe Erleichterung machte sich in ihr breit, ja, eine richtige Freude.
    „Wir haben gedacht, dass du tot bist! Jilvie will jeden umbringen, der auch nur einen schlechten Witz über deine Fürze macht“, sagte sie. Onyx grinste grenzdebil. Griffin und Ryu hockten sich neben Freiya.
    „Bringen wir ihn mal ins Trockene, was?“, sprach Griffin. Zusammen mit Ryu zog er Onyx hoch. Für einen Augenblick sahen die beiden Männer dem Dunkelhäutigen in die Augen, dann warfen sie sich einen Blick zu. Irgendetwas schien zwischen ihnen vorzugehen.
    Dann legten sie seine Arme um ihre Schultern und brachten ihn zu einem Baum. Dort ließen sie ihn nieder und angelehnt blickte Onyx sich langsam um.
    „Sollten wir ihn zu den Heilern bringen?“, fragte Freiya. Sie dachte daran, dass Onyx das damals für sie getan hatte.
    Doch bevor einer ihrer beiden Mitstreiter antworten konnte, hob Onyx langsam die Hand:
    „K …r…öt…“
    Er sagte es so unfassbar langsam, dass Freiya sich fragte, ob er zwischendurch in einen Minutenschlaf verfiel. Aber was wollte er denn jetzt mit der Kröte?
    „…en …w …u …r….. … … z.“
    Die drei Jäger sahen sich an. Griffin kratzte sich am Bart. „Tja, wenn er Krötenwurz will, soll er das Zeug bekommen, nicht wahr?“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Nordw. Sümpfe, 2. Tag, früher Morgen - Auf der Jagd nach Wroooot - Kiyan, Ornlu, Jarvos Kommando

    “Verdammt!”, zischte Ornlu nur und sah zu, wie Jarvo wie ein wildgewordener Tiger seiner Beute entgegen rannte. Und seine Beute war ein anderer Wrooot wie das letzte Mal. Der hatte einen weiteren Arm und zwei weitere Schädel in Besitz.
    “Ich habe da ein ganz mieses Gefühl…”, sagte Iun und brachte sich in Stellung, um seine Pfeile bereit zu machen. Vigo flankierte den Druiden, während Okam und Kiyan ein paar Meter gegenüber von ihnen zu Wrooot liefen.
    Wrooot hatte sie natürlich bemerkt und begann sein Handwerk. Er berührte einen größeren Baum, schrie seinen Namen und begann im nächsten Moment diesen zu erwecken und zu verderben. Der Boden zitterte, man hörte regelrecht wie Wurzeln unter der Erde rissen und wie dicke Äste gen Boden schwangen und sich dagegen stützen. Es war gleich, dass dabei Astwerk brach, solange der Baum sich befreien konnte.

    “Der ist mir! Folgt Wrooot!”, rief der Druide und sah zu wie Jarvo katzenhaft zur Seite sprang und dann einen Ast übersprang, der ihn beinahe die Beine weg gerissen hatte. Er stürzte sich auf Wrooot der sich schon feige davon machte, indem er auf drei ‘hölzernen Beinen’ fast schon davon rollte.
    Ornlu hingegen war so weit und schwang den Druidenstab. Der glühte schon regelrecht und mit einem großen Schwinger jagte er Magie durch das Erdreich. Einen Augenblick später riss der Boden auf und Wurzeln packten die frei gewordenen Wurzeln des wilden Baumes. Der hingegen schwang wild um sich und jagte mit wütenden Ästen nach den Männern, die an diesem wie Menschen an einem langsamen Riesen vorbei liefen.
    Hinter Ornlu jagte schon ein Pfeil von Iun hinter Wrooot her, während Ornlu den Druidenstab erneut schwang und dann mit dem vorderen Ende auf den Boden einschlug. Magie stürmte in da Erdreich und trieb die kontrollierten Wurzeln an zu wachsen. Sie schossen empor und der Druide lenkte sie. Ast um Ast wurde umgriffen. Ornlu ballte die Faust und riss sie zurück, um dann gleiches durch die Wurzeln an den Ästen zu sehen. Dann ab der Mitte des Stammes begannen sich die drei Wurzeln um den Stamm zu schlingen und trieben immer weiter auf, um gleichzeitig am Boden aus einer Richtung zu drücken.
    Der Baum kippte um und die Wurzeln, die der Druide kontrollierte, ließen nach. Langsamen Schrittes näherten sich die magisch glühenden Augen des Druiden dem Baum. Ein Fausthieb gegen den Stamm und der korrumpierte Baum wurde durch druidische Magie längs entzweit.

    “Weiter…”, sagte Ornlu und schnaubte nach der Anstrengung. Nächstes Mal würde er mehr Risiko gehen.
    Den anderen hinterher zu kommen war einfach, denn jarvo hatte Wrooot tatsächlich gestellt und ließ ihn nicht vorbei, während der Rest von hinten dazu kam. Mertens gab ein Kommando und Lordan und Iun spannten die Bögen, während Okam, Vigo, Kiyan und Mertens sich mit ihren Waffen dem Dämonenbaum näherten.
    Jarvo war wie wild. Es war kein Taktieren, kein Lauern, sondern nur noch rohe Gewalt. Seine Klinge schwang mit ganzer Kraft hinter dem sehr flinken Baumwesen und jagte hier und da eine Kerbe ein. Wrooot indes suchte den nächsten Baum, doch waren alle da, um den Weg zu versperren. Wrooot begann dann mit seinen hölzernen Klauen um sich zu schlagen und zu jagen. Wie ein eingekesseltes Tier.
    In diesem Moment war es dann Jarvo, der von hinten mit einem unmenschlichen Sprung auf dem Baumwesen landete. Seine Klinge hieb mit unbändiger Kraft auf alles was im Weg war und erwischte sogar einen der Schädel, bevor Jarvo von einen der Arme gepackt wurde und regelrecht durch die Luft flog.
    Jarvo landete etwas angekratzt und erschrocken auf allen Vieren und sammelte sich.
    Alle drumherum jubelten, denn Wrooot verlor an Macht und zischte sie wütend an. Doch wütender war Jarvo. Er rannte Vigo um und fauchte regelrecht Kiyan an, der mit seinem Speer mutig auf Wrooot losging, während direkt hinter Wrooot Okam versuchte mit seinem Speer zu wirken.
    Jarvo sprang wieder, aber stieß sich dann vom Baumdämon ab und rammte Okam regelrecht weg. Er griff seinen Speer und warf diesen ungezielt nach Wrooot, bevor er wieder attackierte.
    “Arschloch! Was soll das!”, fluchte Okam und wich zurück, um sein Schwert zu ziehen.
    “Mertens!”, rief Ornlu, der endlich eingetroffen war und zusah wie Jarvo zurück geschlagen wurde und dann alle anbrüllte. Völlig losgelöst. Völlig entmenschlicht. Mertens war anzusehen, dass er mehr wusste.
    Er blickte kurz zum Druiden und dann lief er los. Zu Jarvo der wieder attackierte und alleine vom großen Baumwesen abgewehrt wurde. Seine Schwerthiebe waren von solcher Wucht, dass er dicke Kerben in das Holz von Wrooot schon geschlagen hatte. Doch auf Dauer würde er sterben. Gleichzeitig ließ er nicht zu, dass irgendwer ihm seine Beute streitig machte.
    “Augen auf die Beute…”, sagte Ornlu und roch den Braten. Roch, was da los sein musste und erinnerte sich an einen anderen Freund.
    Mertens kam Jarvo zur Hilfe, doch was Jarvo machte, war ihm nur zu drohen und mit der Klinge auf ihn zu zeigen. Dann stürmte er wieder an. Ohne Sinn und Verstand, ohne Taktik. Nur bezwingen und das alleine. Alleine, weil ein Säbelzahn das ohne Gleichgesinnte auch tat. Ornlu biss die Zähne zusammen.
    Wrooot reagierte und peitschte nach Jarvo, der gekonnt auswich. Mertens indes hatte auf seinen Freund nicht gehört und schaffte es im selben Moment gekonnt mit einer Rolle vorwärts und einen gezielten beidhändig geführten Stich seiner Waldläuferklinge doch tatsächlich unter Wroot zu tauchen und Jarvo davor zu bewahren, von einer Klaue erwischt zu werden. Mertens wollte dann an einen der Schädel, doch Wrooot rollte sich einfach schnell nach hinten und wurde dann von den sich wieder gesammelten Leuten von Ornlu empfangen. Jetzt hätten sie Wrooot garantiert, nun da er noch mit seiner Magie wirken konnte. Doch alles kam anders.
    Jarvo attackierte Mertens und hätte ihn beinahe durchbohrt. Mertens hielt beide Hände gegen Jarvis Unterarm und hatte so die Richtung der Klinge noch zur Seite gedrückt. Jarvo fletschte die Zähne, knirschte da irgendwas von Beute und holte mit der anderen Hand aus.

    “BLITZ!”, schrie Ornlu und alle drehten sich ab. Eine gleißend, helle Lichtkugel entfachte zwischen Jarvo und Mertens und der Waldläuferführer wurde geblendet. Mertens, sich der Lage bewusst, verpasste Jarvo eine und rollte sich ab, um rasch aufzustehen. Diesen Moment der Unterbrechung nutzte Wrooot um vorbei an Jarvo zu hasten und den nächstbesten Baum jüngerer Art zu korrumpieren und zu flüchten.
    Sie sahen noch wie Wrooot zurück blickte und dann Meter um Meter machte. Sie hingegen waren wie angewurzelt, ob der Situation.
    “Haltet ihn unter Kontrolle! Er ist verrückt geworden!”, warnte der Druide und widmete sich dem jungen Baum der auf sie langsam zukam. Er sammelte sich und packte an den Stein um seinen Hals. Im nächsten Moment manifestierte sich ein riesiger, ochsengroßer Wolf der den jungen Baum mit seinen Fängen regelrecht umriss. Als er verschwand, war der Druide schon da und ließ wie den Baum zuvor bersten.
    “Ornlu!”, brüllte Iun und wusste nicht, ob er schießen soll oder nicht. Jarvo war wieder bei Sinnen und hatte realisiert, dass seine Beute weg war. Unheimlich und einschüchternd blickte er sie alle an, die ihre Waffen erhoben hatten. Zweifel hatte jeder. Es war der große Anführer. Aber wer das Schwert gegen die Seinen erhob und ihnen nach dem Leben trachtete - der wurde nicht geschont. Okam spie aus und fragte Jarvo erneut, was der Scheiß solle.
    Mertens versuchte alle zu beruhigen und auf Jarvo einzureden. Lordan schloss sich dem an.
    “Jarvo!”, rief dann Ornlu. Der Hüter drehte sich um und als sich ihre Blicke trafen, schnappte die Falle zu. Die Adern um Ornlus Augen pressten vor, das magische glimmen kam auf und es begann. Ornlu spürte wie Kiyan und Okam zu ihn gelaufen kamen, während der Rest bei Jarvo stand. Manche wussten was gerade geschah und andere machten einfach mit.

    Dunkelheit… - Der große Wolf öffnete seine Augen und blickte sich in der Seele des Hüters um. Er sah den alten Freund vor sich, näherte sich diesem vorsichtig von hinten.
    “Wo bist du?”, fragte die Wolfsbestie wissend.
    “Hier….”, antwortete eine Stimme und stürzte sich auf Ornlu. Es entfachte ein wilder Kampf zwischen Druidengeist und dem Geist der auch Teil Jarvos war. Klauen der Wolfsbestie teilten aus, Fänge schnappten nach dem großen Säbelzahntiger, der wiederum versuchte, die dolchartigen Zähne in seinen Leib zu jagen und mit Pranken und geistiger Masse den Kampf zu dominieren. Sie trennten sich.
    Ornlu knurrte und suchte.
    “Er ist mein, blauer Wolf. Dieser Bund ist geschlossen.”, fauchte es.
    “Er ist dein und wird es immer sein. Aber wieso herrscht du?”, fragte die schwarze Bestie.
    “Schwäche…er jagt nicht. Er dirigiert…er hört sich lieber Geschichten an, statt sie selbst zu schaffen. Ich habe für so einen Schwäche kein Verständnis. Jetzt bin ich der Herr.”, erklang die tigerhafte Stimme.
    “Augen auf bei der Partnerwahl. Jage mit uns, lass seine Seele spüren, dass er es noch kann. Ihr werdet gemeinsam besser jagen. Komm schon. Ich will dich nicht zerreißen. Jarvo ist ein Freund.”, knurrte der große Wolf.
    “Nein, blauer Wolf. Mit niederen Wölfen jage ich nicht. Und du bist kein Freund der Säbelzähne! Das ist unter meiner Würde. Und jetzt verschwinde!”, fauchte die Stimme aus dem Dunkeln. Ornlus Antwort war einfach. Er wusste wo der Säbelzahn war und stürzte sich auf diesen. Fänge bissen nach dem Säbelzahn, Klauen krallten sich fest in den Geist und Prankenhiebe wurden verteilt. Eine böse Keilerei, bei der beide einstecken mussten, entfachte und alles rund um Jarvos Geist, der wie benommen dabei zusah und nur langsam Anzeichen von Reaktion darauf machte.
    “Jarvo! Echuio!”, knurrte Ornlu und wehrte den Säbelzahn ab. Dieser war zu mächtig in seinem Heim, als dass er den Kampf ohne hohes Risiko gewinnen würde.

    “Er greift mich gleich an!”, rief Ornlu mit magisch verzerrter Stimme und war sichtlich und ganz plötzlich angestrengt. Im nächsten Moment ließ der Zauber nach und Jarvo riss die Augen auf.
    “Kiyan!”, rief Okam und wollte mit Kiyan auf Jarvo reagieren, während hinter Jarvo Mertens und Vigo versuchten Jarvo hinterher zu kommen. Ornlu hob den Druidenstab, für einen Rettungszauber, falls alle vier scheiterten.
    Geändert von Ornlu (06.04.2024 um 01:21 Uhr)

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    General Avatar von Yared
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    Auf den Stegen nach Schwarzwasser, nördlich der Jagdkommandantur, östliche Bruchwälder

    Yared und Melford waren früh am Morgen aufgebrochen, um dem sich anbahnenden Wetterwechsel zuvorzukommen. Die über Nacht aufgezogene durchgehende dunkelgraue Wolkendecke schickte sich bereits über den schneebedeckten Gipfeln des Weißaugengebirges zu ihrer Rechten an, ins tiefschwarze zu kippen. Die Luft hatte seit den späten Morgenstunden eine dicke Schwere angenommen. Die Luftfeuchtigkeit fühlte sich bei jedem Lufthohlen an wie ein ständiges latentes Verschlucken. Dünne Vorboten der Gewitterstimmung brandeten auf breiter Front von den Bergflanken hinab ins Tiefland von Tooshoo, wo sie sich unter den Mangroven sammelten.
    Hatte sie noch vor den ersten Sonnenstrahlen im Morgenblau das Zwitschern der Vögel im Basislager wachwerden lassen, war es hier auf den Stegen in Richtung der Ruinen von Schwarzwasser drückend still. Der Baumeister und der Sappeur bewegten sich hier zwar am Rand, aber immer noch auf dem Schlachtfeld, das Garagh dem Waldvolk aufzwang. Die Stille ließ die beiden Veteranen des letzten Orkkriegs das zu keinem Augenblick vergessen.
    Yared hatte Larahs Trage auf dem Rücken. Er hatte ihr wie versprochen den Großteil ihres Gepäcks abgenommen, um es zum Baum zu bringen, während sie sich dem Jagdkommando anschloss, dem sie zugeteilt worden war.
    Doch der Paladin trug nicht nur Larahs Hausrat und seinen Seesack, den er mit auf der Trage verschnürt hatte. Insgeheim machte sich Yared Sorgen, um Jarvo. Der Waldläuferführer und enge Freund aus sildener Tagen schien derzeit nicht so recht er selbst. Vor allem nach dem Harpyienüberfall nach Einbruch der Dämmerung war er sichtlich von einem Schatten befallen gewesen. Dem Kapitän, der eigentlich noch auf einen den Umständen entsprechend gemütlichen Abend beim Skaispiel und der ein oder anderen Weise auf Banjo oder Laute mit dem versierten Hutträger gehofft hatte, war natürlich klar gewesen, dass nach dem Angriff nicht mehr wirklich daran zu denken war. Doch es war ihm auch so vorgekommen, als sei sein Freund nicht wirklich er selbst, zunehmend abwesend und fremdgesteuert. Yared blieb allerdings nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass Mertens und Lordan auf Jarvo aufpassen würden, nachdem er mitbekommen hatte, wie sie noch vor dem richtigen Morgengrauen in die Sümpfe losgezogen waren.
    Trotzdem all dieses zusätzlichen Ballastes kamen sie gut voran. Vielleicht lag das auch daran, dass der Kapitän von Neugier gepackt war und der Baumeister nur allzu gerne darauf zu brennen schien, diese zu befriedigen. Melford hatte ihm von seinem neuesten Projekt, einer großen Fallgrube erzählt.
    Wenn Yared seinen alten Freund und Weggefährten richtig verstanden hatte, hatte er sie eigentlich entworfen, um die Speisekammern Tooshoos aufzubessern. Nachdem immer mehr Waldvölkler nach Tooshoo zurückkehrten, aber der früher normale Austausch von Handelsgütern mit Setarrif und Stewark bislang nicht wieder ins Laufen gekommen war und nur wenige Jäger unter den Rückkehrern waren – zumal auch die Abwesenheit von Andrahir, als Jagdmeister, den Wiederaufbau der Jägerschaft ausbremste –, musste die wiederaufgenommene Moleratzucht faktisch die gesamte Nahrungsmittelversorgung der Bewohner des Riesenbaums schultern. Melfords Idee war nun gewesen, dass dank der Fallgrubenanlage auch mit nur wenigen Jägern und einigen Wächtern Treibjagden etwa auf Sumpfscavenger und andere verlässliche Fleischlieferanten abgehalten werden konnten. Das vor dem ersten Einsatz vom Herrn der Sümpfe zur Wilden Jagd gerufen wurde, war Zufall, aber so sollte die Fallgrube eben für dieses Ereignis umgewidmet ihre Feuertaufe erhalten.
    Das war auch der Grund gewesen, warum sie sich im Basislager über den Weg gelaufen waren. Melford war gekommen, um bei Jilvie und Jarvo um Erlaubnis für seinen Plan und helfende Hände, um seine Fallgrube zu bemannen, zu ersuchen. Leider war er damit nicht sehr erfolgreich gewesen. Gegen den Einsatz der Fallgrube hatte natürlich niemand etwas. Aber wo schon die Jagd- und Spähkommandos so dünn besetzt waren, dass regelmäßig Jagdführer weitere Unterstützung suchten, war die Wahrscheinlichkeit denkbar gering, dass sich jemand finden würde, der ihn an der Fallgrube unterstützen würde. Melford hatte zwar die Erlaubnis erhalten, dass er ein paar Wächter vom Baum abziehen durfte, aber nur so lange es nicht zu gefährlich für sie wurde und der stellvertretende Hauptmann sie entbehren konnte.
    Da Yared sowieso noch am Überlegen gewesen war, wo sein Platz bei dieser wilden Jagd war, und er Larah versprochen hatte, ihr Gepäck, insbesondere die wichtigen Tierhäute, die sie aus Silden mitgebracht hatte, in die Sicherheit des Riesenbaums zu bringen, hatte sich der Paladin kurzerhand entschlossen, Melford zu begleiten. Sie hatten ja den gleichen Weg und dann würde er sich auch gleich mal das Wunderwerk anschauen.
    Seit den Tagen, da sie unter Naras Anleitung das erste Mal gemeinsam auf Scavangerjagd gegangen waren, hatte sich der ehemalige Militärbaumeister des Orkssöldnerheeres wahrlich zu einem versierten Jäger gemausert und dabei seine ganz persönliche Herangehensweise an die Jagd gepflegt und offenbar auch weiterentwickelt. Nun befanden sie sich also auf dem Weg zum Baum, um anschließend die Grube anzusehen. Der Sappeur freute sich bereits, in Realität zu bewundern, was ihm sein magisch begabter ehemaliger Sippenbruder vorzuführen versprochen hatte.
    „Ich muss sagen, ich bin wirklich gespannt darauf, sie zu sehen. Immerhin muss es nicht einfach gewesen sein, eine solche Grubenkonstruktion auf dem weichen sumpfigen Boden von Tooshoo anzulegen.“, der Kapitän lächelte erwartungsvoll, bevor er etwas ernster fragte, „Hab ich das richtig verstanden? Du hoffst damit einen Hirschtroll zu fangen?“

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Im südlichen Sumpf, Tag 2, Vormittag - Chala, Valerion, Yarik

    Schweigend bahnte sich die kleine Gruppe den Weg durch das dichter werdende Gestrüpp. Trotz des gestrigen Sieges über die dämonische Vettel und ihre untoten Sklaven, war die Stimmung gedrückt. Der Angriff der Harpyen hatte allen gezeigt, dass der Krieg längst nicht entschieden war. Dass sie verwundbar waren…
    Mit einem kräftigen Hieb seines Haumessers trennte Yarik eine Ranke ab, die ihm den Weg versperrte. Sie waren bereits einige Stunden unterwegs und schon tiefer in den Sümpfen als gestern; bislang hatte es keine Vorfälle gegeben – keine aufgedunsenen Blutfliegen, keine Zombies… Nur die seltsame Vegetation, die mit jeder zurückgelegten Meile seltsamer wurde.
    Trotzdem war Yarik mit seinen Gedanken nicht hier, sondern im Lager. Ihre Gruppe war erst nach dem Angriff der Harpyen wieder dort eingetroffen, sie hätten also nichts tun können, und trotzdem machte er sich Vorwürfe. Er musste an das Mädchen denken, das entführt worden war. Zarra war ihr Name gewesen… Nicht, dass er sie gekannt hätte. Sie war wohl ein eher unauffälliges, schüchternes Mädchen gewesen.
    Yarik nahm im Augenwinkel eine Bewegung wahr und hob kurz den Kopf. Als er in die Richtung schaute, war sie schon wieder verschwunden, aber er spürte, wie ihr Blick auf ihm lastete. Es gab nichts, was er vor ihr verstecken konnte – vor seiner toten Tochter.
    „Ich weiß, ich sollte das Mädchen suchen…“, murmelte er, „Ich weiß!“
    „Aber du tust es nicht.“
    „Weil ich eine Aufgabe habe! Hier! Ich kann nicht einfach… und außerdem sind andere auf ihrer Spur, die dazu besser in der Lage sind als ich!“
    Yarik hatte sich direkt auf die Suche nach dem entführten Mädchen machen wollen, als er davon gehört hatte, und es hatte Liam einiges an Überredung gekostet, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Aber der Waldläufer hatte ihm klar gemacht, dass sie ihn brauchten. Sie mochten nur ein Spähtrupp sein und ihre direkte Konfrontation mit einer Kreatur wie der Vettel am gestrigen Tag dem Zufall und den Umständen geschuldet, aber sie brauchten sein Gespür für die Magie, die um sie herum wirkte. Er war der Einzige von ihnen, der über dieses spezielle Talent verfügte, und deswegen war er von Anfang an ihrem Trupp zugeteilt worden. Wenn er sich jetzt Hals über Kopf auf die Suche nach dem Mädchen machte, dann würde er seinen Jagdtrupp einem unkalkulierbaren Risiko aussetzen. Das Mädchen würde auch nicht im Stich gelassen werden – ganz im Gegenteil, einige der fähigsten Krieger der Bruderschaft würden sie suchen.
    Am Ende hatte Yarik sich geschlagen gegeben. Er wusste nicht, ob Liams logische Argumente oder der ernste Blick der Tochter des Waldläufers den Ausschlag gegeben hatten – aber es stimmte. Er konnte die Gruppe nicht im Stich lassen. Ihre Mission war wichtig für das Überleben des ganzen Waldvolkes und vielleicht noch vieler weiterer Menschen. Die Korruption musste eingedämmt werden.
    Und trotzdem fühlte sich Yarik, als habe er dieses Mädchen, das er nicht einmal kannte, einfach ihrem Schicksal überlassen. Und nicht nur er selbst hasste sich dafür, auch die Geister verurteilten ihn. Insbesondere Lysbeth, seine Tochter, die er nicht hatte retten können.
    „Du hättest nach ihr suchern sollen!“, zischte die Tote.
    „Was werden die Harpyen mit ihr anstellen?“, wollte Fanny, die ermordete Schankmaid, wissen.
    „Sie werden sie zerfetzen, und ihr die Gedärme herausreißen!“, kommentierte Arzu kühl.
    Drei junge Frauen, deren Tod er nicht hatte verhindern können, obwohl es seine Aufgabe gwesen wäre…
    Yarik atmete langsam und tief ein und aus, schloss kurz die Augen und massierte sich die Schläfen. Wie ein in die Enge getriebenes Tier stieß er ein dumpfes, kehliges Knurren aus.
    „Das ist nicht wahr… Das ist nicht wahr! Und jetzt lasst mich endlich in Ruhe, ich muss… mich verdammt nochmal konzentrieren!“
    Einee kurze Weile lang schienen die Geister auf ihn zu hören. Aber dann hörte er wieder Lysbeths Flüstern.
    „Was, wenn es doch wahr ist?“

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    Rollenspielmoderator Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Nordw. Sümpfe, 2. Tag, früher Vormittag - Auf der Jagd nach Wroooot - Kiyan, Ornlu, Jarvos Kommando

    Mit einer Mischung aus blanker Faszination und reinem Schrecken hatte Kiyan den Waldläuferführer dabei beobachtet, wie er die Kontrolle über sich selbst verlor. Er war an der Gruppe vorbeigeschossen und in die Richtung des Baumdämonen gesprintet, als wäre er eine Raubkatze auf der Jagd und sah nun endlich die Möglichkeit, die Beute zu reißen, ihr Blut zu schmecken und sich wieder einmal als Spitze der Nahrungskette zu beweisen. Erst hatte Kiyan einen Vergleich zum Hayabusa ziehen wollen, wusste aber nun, dass dies dem Hauptmann gegenüber ungerecht gewesen wäre. Der Hayabusa war ein Vorbild an Kontrolle, war die Symbiose aus Mensch und Wyvern, eine Medaille mit zwei Seiten. Kontrolle und Trieb. Und je nach Situation wusste der Templer, welche Seite zu sehen sein sollte. Als Valerion und Kiyan damals den Hayabusa das erste Mal getroffen hatten, war ihnen ein minimaler Teil der Wut des Wyvern vorgeführt worden.
    Dies hier jedoch, Jarvos Kontrollverlust, sein scheinbar selbstmörderischer Angriff, war etwas, das er beim Hayabusa niemals sehen wollte. Nicht, weil er sich davor fürchtete, nein, sondern weil der Gortharer beim besten Willen nicht wüsste, ob er die Kraft aufbringen könnte, den Hauptmann aufzuhalten. Zu verwunden. Zu töten. Kopfschütteln, als Kiyan nach dem Durcheinander, welches der kurze Kampf an Jarvos Seite gegen den Baumdämon dargestellt hatte, mit Okam zusammen versuchte, den Waldläuferführer irgendwie von Ornlu fernzuhalten.
    Dem war ein kurzer Augenblick voraus gegangen, in denen sich Jadewolf und Waldläufer in die Augen geblickt hatten. Da war er auch wieder gewesen. Nicht der mitunter schrullige Druide, sondern der mächtige Weltenwanderer, ein Auserwählter der Kräfte der Natur. Und ihm gegenüber stand jemand, der ebenfalls von den Kräften der Natur erwählt worden war, ein Diener eines weiteren Raubtiers. Dann war der Blickkontakt abgerissen, worauf Jarvo fauchte. Nicht wie ein Mensch, der ein Tier nachahmt, sondern wie ein Säbelzahntiger aus den kalten Bergen Nordmars.
    „Er greift mich gleich an!“, schrie Ornlu noch, als sich die Waldläufer und Kiyan gemeinsam auf den Anführer stürzten. Dieser fauchte erneut, blickte gehetzt und getrieben auf die Männer, die ihn einkesselten. Rasch sah Kiyan zu Ornlu, dann wieder zu Jarvo.
    „Kannst du ihn nicht irgendwie binden, verflucht?!“, rief der Gortharer über die Schulter. Der Jadewolf zischte kurz, ehe er wirkte, als fiele ihm etwas ein. Er kramte in der Tasche und holte drei walnussgroße Kugeln aus der Tasche. Er warf sie in einem hohen Bogen in die Luft, sodass sie in Richtung Jarvo niedergingen, murmelte einige Worte und streckte die Hand wie zum Befehl aus. Was Kiyan mit halbem Auge sah, war der Wachstum einer Schlingpflanze im Zeitraffer. Eben noch flogen da drei Samen, dann explodierten sie schier in Ranken und Schlingen, die auf Jarvo zuschossen und sich um Arme und Beine legten. Sie verwucherten sich im Boden und pressten den Waldläuferführer nieder, wobei der Mann mit der Kraft eines Säbelzahntigers dagegen ankämpfte und Kiyan sah, wie die Ranken unter der Kraft langsam nachzugeben begannen. Die Waldläufer und der Jäger umringten Jarvo, Waffen auf den Mann gerichtet. Der sah sie an, fauchte wie wild, kämpfte gegen die Schlingpflanzen an, dass die Adern in seiner Halsmuskulatur hervortraten.
    Der Mann namens Mertens sprang vor, sprach kurz „Entschuldige, alter Freund“ und schlug dem Anführer die flache Seite seines Schwertes gegen den Kopf. Die Wucht betäubte ihn, schickte ihn in die Ohnmacht. In die Stille sprach niemand ein Wort. Erst als Ornlu zu ihnen trat, wandte sich Kiyan um.
    „Und nun? Bringen wir ihn erst einmal ins Basislager zurück?“, fragte er, unsicher über die Auswirkungen, die das Kräftemessen mit Jarvo auf den Druiden gehabt haben könnten.

  18. Beiträge anzeigen #398
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Schneller und endgültiger als üblich ließ er den fremden Mann los, den er bis eben noch gestützt hatte. Er atmete erleichtert aus als das elektrisierende Gefühl nachließ, das seinen gesamten Körper durchzogen hatte. Jede Berührung mit diesem Mann war, als hielte er seine Hand über eine offene Flamme. Gerade weit genug weg, um nicht verbrannt zu werden, aber mehr als nah genug, um die lüstern züngelnden Flammen und deren Hitze auf seiner Haut zu spüren. Der Schmerz, der seinen Körper in jedem Augenblick der Berührung mit dem Mann durchzog, war unvergleichlich.
    Es erinnerte entfernt an seine Begegnung mit Trilo, als er vor so vielen Tagen, die sich anfühlten wie ein halbes Leben, gänzlich die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist verlor, als sich das, was auch immer in Trilo lebte, und sein Innerstes in einem kurzen aber intensiven Wettkampf wütend aufeinander stürzten. Mit dem verdreckten Mann fehlte vorerst noch die direkte Intensität dieses Ankämpfens, aber der ehemalige Hüter spürte deutlich, wie das, was die Druiden einst ein Geschenk der Natur genannt hatten, in seinem Innersten sich gegen die Präsenz dieses Mannes wehrte.

    Wenn er sich in Ryus Nähe befand, war da dieses stetige, unterschwellige Wissen darum, dass auch der Hauptmann eine ähnliche Reise durchgemacht hatte wie er selbst. Wie die Erinnerung an eine traumreiche Nacht, die sich konstant des eigenen Bewusstseins zu entziehen wusste, waberte das Gefühl in denen Teilen seines Seins, die er nicht zu kontrollieren wusste. Stets nah genug, um wahrnehmbar zu sein und erreichbar zu wirken, aber in jeder Sekunde gerade so weit außer Griffweite, dass ein Fassen des Gedanken, dass ein Erinnern an die Erinnerung nie möglich war.
    Bei diesem Onyx war es ähnlich, fast vergleichbar, aber auf eine befremdliche Art und Weise so ganz anders.

    Während er in der Nähe des Hauptmanns das stete Gefühl hatte, er sei dem wachsamen, abwartenden und immerzu gierigem Blick eines lauernden Meisterjägers, der in vollem Bewusstsein seiner Stärke an der höchsten Spitze der Nahrungspyramide ruhte, ausgesetzt, war es bei dem fremden Mann so, als stünde er vor einem endlosen, undurchdringlichen Wald voller Möglichkeiten. Sein Innerstes spannte sich in Gegenwart seines Waffenbruders und langjährigen Freunds in jedem noch so friedvollen Augenblick an, als könne jede Sekunde der Kampf zwischen zwei Spitzenprädatoren in der Natur ausbrechen. Die Präsenz dieses Onyx' wirkte nicht annähernd so bedrohlich. Und dennoch: Solange er sich in der Gegenwart des Mannes befand, noch stärker, wenn sich ihre Körper berührten, dann erschien es ihm, als stünde er vor einem dunklen, undurchdringlichen und sich ständig verändernden Wald. Es war, als bewege sich dieser Wald wie ein einziges, niemals ruhendes Individuum, das sich mit quälender Langsamkeit aber einer unaufhaltsamen Zielstrebigkeit auf ihn zu. Und gleichzeitig fühlte es sich an, als stünde er nicht vor, sondern mitten in diesem unbekannten Teil der Welt, der endlosen Möglichkeiten und als sei er hoffnungslos und unwiederbringlich auf immer inmitten dieses Waldes verloren.
    Entgegen jeden Instinkts seines Körpers konnte der Südländer sich sicher sein, dass zwischen den Apex-Prädatoren so schnell kein Kampf ausbrechen würde. Bei diesem Fremden Mann und seinem außerordentlichen Gebaren wusste Griffin das allerdings nicht. Und allen Erzählungen Andrahirs über diesen Onyx zum Trotz und entgegen aller Sanftmut und allen Vertrauens, das Freiya ihm gegenüber an den Tag legte, blieb das ungute Gefühl.

    »Tja«, begann er und trat einen Schritt von dem Mann und Freiya weg. Er rieb sich die schmerzende Haut, als wolle er eine Schicht dreck herunterkratzen, die sich widerspenstig gegen seine Bemühungen wehrte. »wenn er Krötenwurz will, soll er das Zeug bekommen, nicht wahr?« Er grinste schief. Er war nie ein großer Kräuterkundler gewesen und bis auf die gängigsten Gewächse und Pilze war er gänzlich aufgeschmissen, aber lieber suchte er ein Kraut mit einem so wenig geschmackvoll klingenden Namen und stapfte als hier zu bleiben. Er suchte den Blick seines Freundes.

    »Ich habe zwar wenig Lust auf das Sauwetter da draußen, aber wenn ich schon nass werde, dann wirst du das auch. Schwing die schuppigen Beinchen, Hauptman Hayabusa!«, scherzte er und setzte sich langsam in Bewegung.
    Sie waren noch keine zehn Meter gegangen, bevor er sich zu Freiya umdrehte, die ihnen aber keine Aufmerksamkeit schenkte und sich stattdessen um den schmutzigen Fremden kümmerte. »Du spürst es auch, oder?«, fragte er im Flüsterton.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Zentraler Sumpf, Tempelruine, Nachmittag

    Regen. Er konnte ein flüsterndes Lied des Himmels sein, ein sanfter Kuss auf der Erdes Wangen. Er malte die Welt in frischen Farben, ließ Natur im Glanze prangen. Er tanzte auf Dächern, Trommeln leicht, erfüllte die Luft mit seinem Reigen. Er nährte den Fluss, der leise schlich und ließ die Blumen sich verneigen. Er sprach von Leben, von Neubeginn, von Träumen, die im Herzen keimten. Er war ein Versprechen, ein sanfter Sinn, ein Wiegenlied zum Innehalten, zum Träumen.
    Doch nicht dieser Regen.

    Durch das löchrige Dach des Turms, in den Zarra von den Harpiyen verschleppt worden war, strömte das Himmelsnass auf sie hernieder, riss sie aus der wohligen, schmerzfreien Leere der Ohnmacht. Hustend wachte sie auf, ihre Lider flatterten, Tropfen lösten sich von ihren Wimpern, die ihre Augen zu benetzen drohten. Einem wilden Orchester der Natur gleich, ein tobendes Spektakel, das die Stille brach. Der Regen peitschte den steinernen Grund, auf dem sie lag, ungestüm und rein. Ein Dirigent, der seine Macht zeigte. Blätter wirbelten hoch durch die Luft über den Turm, Äste tanzten im Wind des Gewitters wie Tänzer, die sich nicht zähmen ließen. Der Donner sang von Stärke, die in ihm begann, von einer Welt, die er kurz an sich presste. Ein Ruf, ein lautes Grollen weit, ein Schauspiel, das den Himmel dunkel färbte, wo zuvor noch blaue Kleckse zu sehen waren. Das Gewitter sprach von Kraft, von unbändiger Lebendigkeit, ein Sturm, der Leben in sich selbst verwebte.

    Schwach suchte das Mädchen ihren persönlichen Kerker nach den gefiederten Frauen ab, entdeckte stattdessen jedoch etwas rohes Fleisch, welches in einer sich bildenden Pfütze eine Armlänge von ihr entfernt lag. Dahinter konnte Zarra eine ihrer Entführerinnen entdecken, die sich in einen Teil des Raums zurückgezogen hatte, der weitestgehend vom Erguss des Himmels verschont blieb. Die Harpiye hatte den Kopf schützend unter ihren Flügel gesteckt mit einer Beweglichkeit, die einem Menschen nicht zuzutrauen gewesen wäre.
    Wieder fiel ihr Blick auf den Brocken Fleisch. Etwas Blut mischte sich mit dem Regenwasser und erzeugte einen noch unappetitlicheren Anblick. Dennoch rumorte es im Magen der Weißhaarigen. Wie lange war es her, dass sie etwas gegessen hatte? Das musste bereits vor ihrem verhängnisvollen Ausflug in den nördlichen Bruchwald gewesen sein, also mehr als einen ganzen Tag. Sie führte ihre Hand zu ihrem Bauch, hielt sie schützend darauf, so als wollte sie ihn beruhigen.
    Ich kann das nicht essen, dachte sie abgestoßen und wandte den Blick ab.

    Warum legten die Vogelfrauen ihr überhaupt etwas zu Essen hin? Was hatten sie vor mit ihr? Erinnerungen an den erratischen Gesang von zuvor keimten auf und so auch der intensive Schmerz, den sie in ihren Schulterblättern gespürt hatte. Zarra schluckte schwer, als sich ein Gedanke formte, den sie sofort von sich wies. Das konnte nicht der Grund sein.
    Ihr Blick wanderte zurück zum Stück Fleisch, als ihr Magen krampfte, sie daran erinnerte, dass sie so nicht weitermachen konnte. Ihr Mund war wie ausgetrocknet und ihr ganzer Körper zitterte von der Kälte des Regens und fehlender Energie von Essen und Trinken.
    Während der Regen unbarmherzig auf sie einprasselte, kam ihr ein Gedanke und sie schaute hinab auf die Pfützen, die sich auf den gesprungenen Steinen bildeten. Ihre Aufmerksamkeit auf eine ihrer Häscherin richtend, formte sie ihre bebenden Hände zu einer Schale und versuchte etwas Regenwasser damit aufzunehmen. Schmierige Schlieren, die zuvor den Boden bedeckten, schwammen an der Oberfläche des winzigen Schlucks. Doch sie war so durstig und darauf zu warten, dass sich das fallende Nass in ihren Händen sammelte, würde eine Ewigkeit in Anspruch nehmen. Ekelfalten spalteten ihre Miene, als sie die Flüssigkeit schlürfte.

    Ein Schauder fuhr durch ihren Körper und beinahe hätte sie das Wasser wieder ausgespuckt.
    „Widerlich!“, entfuhr es ihr, ihre Stimme rau und heiser.
    Ein Krächzen und scharren mit den Krallen gaben ihr ein klares Zeichen still zu sein. Ängstlich zog sie den Kopf ein, bis ihr Blick erneut auf das Fleisch traf, welches sie lockte.
    Geändert von Zarra (07.04.2024 um 23:08 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Nordw. Sümpfe, 2. Tag, früher Vormittag - Auf der Jagd nach Wroooot - Kiyan, Ornlu, Jarvos Kommando

    "Scheiße...", grummelte Ornlu und trat vor Jarvo und besah sich den ohnmächtigen Waldläuferführer.
    "...ich hätte ihn umbringen müssen.", flüsterte er fast und begann seine Fesseln zu verstärken. Er legte seine Hände gespreizt an und ließ die Magie strömen. Ranken und Schlingen bildeten sich neu und sicherten den Gefangenen noch einmal. Und erfahren wie der Druide mit der Pflanzenmanipulation war, war es kein Wunder, als er da tatsächlich noch Greifschlingen schuf und alles aussah, als wäre Jarvo in einem grünen Kokoon gefange, aus dem sein Kopf raus guckte.

    "Das war knapp. In Jarvo herrscht nicht Jarvo. Sein Geist wird dominiert, weil der andere Geist sich betrogen fühlt. Erzähl mir mehr Mertens. Ganz offen. Nur so kann ich helfen.", sagte der Druide und blickte zu Kiyan, der seine ANtwort noch bekommen würde, wenn Ornlu das alles einschätzen könnte. Mertens zögerte nicht und schien erleichtert, mit jemanden darüber reden zu können

    "Es ist schon mehrere Monde her, da begann es. Jarvo war rastlos und frustriert. Wie ein Säbelzahn im Käfig. So sehr er mit den Kommandos und den Waldläufern tätig war - oft kam er nicht raus. Er erzählte immer wieder, wie er früher auf die Jagd ging und umher zog. Dass er seine Pflichtz trotzdem liebt und er genau dahin gehört. Vor allem in Vollmondnächten führte er oft Selbstgespräche. Kratzte sich selbst. Blutig und zerschlug Stühle. Er besuchte unsere Heiler, aber die wissen nicht viel um die Sache die in Jarvo steckt. er bekam was zur Beruhigung und sollte paar Ausflüge machen. Klang ja alles nett, aber Jarvo zog sich immer mehr zurück. Mit der Wilden Jagd flackerte was auf. Euphorie auf einen Kampf, dann aber..." - Mertens hielt inner - "...auch Sorge. Jarvo sagte mir, dass er es nicht mehr so kontrolliert wie früher. Dass er falsche Gedanken in sich hegt."
    "Falsch?"
    "Töten. Hayabusa töten. Diesen Griffin töten. Manchmal unterwerfen. Unsere Leute töten, wenn sie im Weg stehen."
    "Dann ahne ich wohin das hinaus läuft. Und du hast gedacht, dass dieser Zustand sich bessert, wenn ihr los zieht?", fragte Ornlu in einem scharfen Unterton.
    "Jaaa.....! Besser wie im Lager darauf warten, dass er austickt. Die Harpyien waren der Anfang."
    "Vielleicht wäre es besser gewesen dort zu warten. Ich kann und auch du kannst am Geschehenen nun nichts ändern. Die Frage ist, was wir mit Jarvo nun machen. Ich weiß nicht, ob er wieder menschlicher wird.", sagte er und überlegte selbst weiter.

    "Er wird es. Mit dem Neumond. Zu Vollmond umgekehrt. Das habe ich beobachtet.", erklärte Lordan.
    "Das heißt er wird wieder zahm und beim nächsten Vollmond zerreißt er uns. Wunderbar. - Folgendes schlage ich vor. Ambrose ist Heiler und wird sich um Jarvo kümmern. Er hat bei Porgan gelernt und sollte vieles wissen. Wir bringen Jarvo ins Basislager. Auch wenn mir das zu viele Blicke sind und Gerüchte. Um die Leute nicht zu verunsichern, sagen wir, dass er verletzt wurde und einen Schlag auf den Kopf bekam. Das wird nicht viel weniger Verunsicherung bringen, aber genug würden es einfach nicht verstehen was eben hier geschah. Jarvo hat Wrooot ordentlich eingeheizt und das stimmt auch. - Ambrose wird ihn still halten bis Ryu zurück ist. Er und ich...wir hatten schon ähnliche Erfahrungen. Wir müssen uns da beraten. Stimmst du mir zu Mertens?", fragte der Jagdführer den anderen Jagdführer. Mertens nickte.

    "Dann brechen wir wohl auf. Schade umd Wrooot, aber wir finden den Bastard sicher wieder.", meinte dann Okam.
    Alle sammelten sich, machten Markierungen an Bäume und dann wurde schon Jarvo gepackt.
    Als sie losgingen, erschien zwischen den Bäumen ein kleine schattenhafte Gestalt und eine Elster umflog die Gruppe. Wie eine Katze näherte sie sich ihnen vorsichtig und beschleunigte dann ihr Tempo, als sie Ornlu eindeutig erblickte.

    "Die Botin?", fragte Vigo und sah sie ein wenig verträumt an. Sie war aber auch auf ihre Art ein interessanter Mensch und irgendwo auch der Typ Frau für so manchen Waldläufer. Sie hatte diesen Blick, den nur eine Schurkin mit Herz am rechten Fleck besaß.
    Doch sie machte keine großen Aufwartungen und dergleichen. Sie trat direkt vor Ornlu und begann zu gestikulieren, zu deuten und zu zeigen. Das erste Zeichen von allen anderen hatte Ornlu große Augen machen lassen.
    Die Stumme beendete ihren 'Dialog' und blickte Ornlu mit sehr ernstem Gesicht an. Er nickte lediglich und legte seine Hand auf ihre Schulter.

    "Bringt Jarvo ohne mich zurück. Das Mädchen die die Harpyien geholt haben... - sie braucht meine Hilfe. - Nur meine Hilfe. Wir werden uns hier wieder treffen und Wrooot erneut jagen. Okam übernimmt bis dahin. Kiyan kommt mit euch. Ricklen muss noch warten! Bewahret!", sagte er mit ernstem Gesicht.
    "Erwartet mich am dritten Tage bei Sonnenaufgang...", wollte er noch sagen, ließ es aber. Er war hoffentlich schneller. Seine drei Wolfsbrüder wussten was es bedeutete, wenn Ornlu von nur meine Hilfe sprach und würden sich in Schweigen hüllen.
    Ornlu sah zur Elster auf und auch zum Himmel, von dem erste Tropfen nieder kamen. Hoffentlich nur ein kleiner Schauer oder wenige Tropfen. Die Elster flog los und der Hetzer erwachte...

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