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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    „Bewahret“, hatte Zarra noch gehaucht, nachdem sie sich auf Griffins unausgesprochene Frage hin vorgestellt hatte.
    Doch niemand schien den nachträglichen Gruß bemerkt zu haben, den sie erst seit diesem Tag, seit den Worten Jadewolfs wirklich zu schätzen gelernt hatte.
    Was sie jedoch vollbracht hatte und mit Stolz erfüllte war, dass sie dem Blick des haarigen Hünen viel länger standgehalten hatte, als jemals bei einem Fremden zuvor. Das Blau seiner Augen war so angenehm zu beobachten gewesen, ehe sie schlussendlich doch hatte wegschauen müssen. Die Scham war einfach zu groß geworden und am liebsten hätte sie sich unter den Kräutertisch verzogen, wo sie vor den Blicken der Besucher sicher war. Doch noch ehe sie die Gelegenheit dazu bekam – unabhängig davon, dass es einen erneuten Ausbruch des Streits mit ihrer Großmutter heraufbeschworen hätte – richtete die rothaarige Frau das Wort an sie. Beinahe hätte die Weißhaarige das Gesagte überhört, doch gelang es ihr die Aufmerksamkeit in das Hier und Jetzt zurückzubringen. Freiya war ihr Name und erneut ertappte sich die Enkelin dabei, wie sie das feurige Haar anstarrte.

    „Bewahre Freiya“, erwiderte sie in einer Lautstärke, die kaum mehr als ein Wispern war.
    Glücklicherweise war sie bereits so rot angelaufen wie eine Sommertomate, sodass sie sich keine Sorgen darüber machen musste, einen noch bedauernswerteren Eindruck zu erwecken. Ihr Herz jedoch schlug so schnell, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie noch niemand für den Lärm tadelte, den sie damit verursachte.
    Das Gespräch wandte sich den Gebrechen zu, wegen denen das Dreiergespann hergekommen war. Melford war tatsächlich an einigen Säckchen des Tees interessiert, den Nerea einst extra für ihn zusammengestellt hatte. Er bot einige Münzen als Entschädigung an, doch die alte Kräuterfrau wehrte sich gutmütig gegen die Bezahlung, bis der Zopfträger sich schließlich einsichtig bedankte. Griffin hielt sich dabei im Hintergrund, schien keinerlei Bedürfnisse zu haben und war wohl eher seinen Gefährten gefolgt, als aus eigenem Antrieb vorbeigeschaut zu haben.

    „Da habe ich eine Idee. Zarra, mein Liebes, hilfst du mir? Ich denke an einen Tee mit Lavendel und Labkraut“, forderte ihre Großmutter sie auf, ihren Gästen zu helfen.
    „Natürlich, Oma“, antwortete der Lehrling nach kurzem Zögern.
    Ihre Hände waren kalt und noch immer dominierte der Geschmack der bitteren Samenkörner ihren Mund. Dennoch trat sie sogleich an das große Kräuterregal und griff nach einem Behälter, in dem sie die Lavendelblüten vermutete.
    „Eins weiter links“, wies Nerea sie auf ihren Fehler hin und legte eine Hand auf den ledernen Deckel des Gefäßes, ehe Zarra es öffnen konnte.
    Mit einem unterdrückten Seufzer stellte sie den Ton zurück an seinen Platz und griff nach jenem weiter links. Tatsächlich befanden sich die lila Blüten darin und wieder einmal wunderte sie sich darüber, wie ihre Oma den Überblick über all die verschiedenen Pflanzen und Kräuter behielt.

    Nerea hatte unterdessen das Labkraut hervorgeholt und einen kleinen Kessel mit Wasser auf die Kochstelle gestellt, in der nun ein fröhliches Feuer brannte. Die Flammen leckten an dem geschwärzten Metall und bald schon stieg kaum erkennbarer Dampf hervor.
    „Das sollte genügen“, meinte die Kräuterkundige und gab das Labkraut ins Wasser, ehe sie ihre Hand nach dem Lavendel ausstreckte, welches die Weißhaarige ihr eilig übergab.
    „Nun warten wir ein paar Minuten“, verkündete sie und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
    Auch Zarra ließ sich wieder auf ihren Schemel fallen und beäugte die drei Besucher. Sie fühlte sich Unwohl in Gegenwart so vieler Fremder, doch sie spürte auch Aufregung. Dort saßen Menschen, die sicherlich allerhand erlebt und für die Gemeinschaft getan hatten. Sie sollte sie fragen wie es war, was sie taten und welche Gründe sie für ihr Handeln hatten. Doch keine dieser Fragen kam über die Lippen der schüchternen Jugendlichen. Dabei wollte sie doch so gern wissen, ob auch sie dieses seltsame Gefühl vernahmen, das der Sumpf in ihr auslöste.

    Nach einer Weile füllte sich der Raum mit dem Duft von Lavendel und Labkraut. Die Mischung entlockte selbst ihr ein leises Lächeln und sie erhob sich, um einen Becher damit für Freiya zu füllen. Der hölzerne Schöpflöffel durchstieß die sanft wabernde Flüssigkeit, welche die Farbe eines wässrigen Nachthimmels angenommen hatte.
    Sie trat schweigend an die Rothaarige heran, die sich gerade mit dem bärenhaften Griffin leise unterhielt. Melford hatte unterdessen Nerea in ein Gespräch verwickelt, wohl ob er Reparaturen an ihrem Zimmer in Tooshoo vornehmen sollte. Vorsichtig zog Zarra an der zerschlissenen Kleidung der Frau, die sich sofort zu ihr umwandte. Für einen Moment blieb der Schülerin der Atem weg, als sie in die Tiefen der grünen Augen blickte.
    „Dein Tee“, murmelte sie verlegen und wandte sich ab, sobald Freiya den Becher dankend entgegengenommen hatte.
    Mit einem Glücksgefühl im Bauch ob der Worte der hübschen Jägerin füllte die jüngste Rimbe zwei weitere Becher für Melford und Griffin, ehe sie auch für ihre Oma und sich etwas Tee eingoss. Das Getränk würde ihnen allen helfen eine friedvolle Nacht – oder frühen Morgen, wenn sie die Lichter, die durch das Fenster schienen, berücksichtige – zu finden. Sogar die Albträume, welche die Rothaarige zu plagen schienen, sollten ihr zumindest dieses Mal erspart bleiben. Ein Blick auf Griffin ließ eine ähnliche Hoffnung in Zarra aufsteigen, als sie ihm den Becher reichte.

    Als die Becher leer waren und sich eine träge Müdigkeit in den Augen der Anwesenden breitmachte, beendete Nerea die kleine Runde mit einer gutmütigen Geste.
    „Jetzt ab ins Bett. Keine Umwege mehr, sonst werde ich davon erfahren!“, warnte sie scherzhaft und begleitete die Gäste zum Türbogen.
    Zarra blieb unterdessen zurück und reinigte den noch immer heißen Kessel vorsichtig. Auch sie freute sich bereits auf ihr Bett und würde mit Sicherheit gut schlafen können. Doch davor musste sie noch den Kräutertisch aufräumen. Dass ihre Großmutter eine Geschichte mit ihr teilen wollte, war in diesem Moment aus ihrem Kopf verschwunden.

  2. Beiträge anzeigen #222
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Im Schuppen der Sumpfkrautplantage

    Die frische Nachtluft klärte Chalas vernebelten Geist ein wenig, sodass sie es mit den anderen zusammen unbeschadet zur Sumpfplantage geschafft hatte. Zunächst war sie vorgelaufen, ohne überhaupt zu wissen, in welcher Richtung die Farm lag. Lediglich dank einiger Anweisungen Yariks, und dem Umstand, dass sich die Aranisaani nach kurzer Zeit hinter die drei abgerissenen Kerle hatte fallen lassen, ließen sie an ihrem Ziel ankommen. Es waren bereits erste Anzeichen des neuen Tages zu erkennen. So zwitscherten bereits einige frühe Vögel und auch die Farbe des Himmels wandelte sich stetig von dunkelblau zu einem kräftigen Indigo.

    Neben Yarik, der darauf bestanden hatte Shakes mitzunehmen, war besagter dritter Kerl zu ihnen gestoßen, der Vered bisher nicht aufgefallen war, doch beschwerte er sich nahezu die ganze Zeit und war wohl drauf und dran wieder zur Sumpflilie zurückzukehren. Doch ihrer nicht sehr bescheidenen Meinung nach, wäre es besser für ihn sich von einem Blutsauger wie dieser Frau, die an ihm geklebt hatte, fernzuhalten. Sie musste es wissen, immerhin kannte sie all die Tricks und nutzte sie regelmäßig, um zu bekommen, was sie wollte. Obwohl das letzte Mal bereits so lange her war, dass sie sich vielleicht nicht allzu weit mit ihrer Einschätzung aus dem metaphorischen Fenster lehnen sollte. Denn in der Hütte, in der sie sich für die Nacht einquartiert hatten, gab es lediglich eine bedauernswert kleine Öffnung für Frischluft, die kaum als Fenster durchgehen konnte. Immerhin konnte man es mit einer hölzernen Klappe verdecken, doch wenn sie Shakes wäre – wäre sie in erster Linie lieber wieder sie selbst - würde sie es stets offen halten so sehr, wie es hier drin stank.

    Als Yarik die Lichtkugel verschwinden ließ, kehrten Chalas Gedanken zurück zur Magie und dass es noch gar nicht lange her war, wo sie deren Existenz komplett abgestritten hätte. Nun jedoch hatte sie gelernt nicht bei jeglicher Form von Zaubern aus der Haut zu fahren. Was jedoch ihre trägen Gedanken endlich aufzuwecken schien, war der Umstand, dass Yarik überhaupt Magie beherrschte, Magie. War das nicht einer der Gründe für ihre Reise hier her gewesen? Dass sie jemanden finden wollte, jemanden der fähig der Magie war und eventuell die Möglichkeit besaß ihren Geist zu untersuchen? Ja, das war der Hauptgrund gewesen, doch je mehr sie darüber nachdachte, desto unsicherer wurde sie, was das Teilen solcher Informationen über sie für Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
    In meinem jetzigen Zustand sollte ich mir über sowas keine Gedanken machen, entschied sie schließlich, bevor sie sich in etwas verrannte, von dem sie nicht mehr unbeschadet davonlaufen konnte.

    Stattdessen nutzte sie es aus, dass sie ihre Gedanken zurechtgewiesen hatte, um sich katzenartig zu strecken und es Yarik gleich zu tun. Sie lehnte sich an einen der weichen, wenn auch kratzigen Säcke, ihr Schwert hatte sie sich vom Rücken nehmen müssen, doch lag es direkt zu ihrer Rechten. Die Messer ließ sie jedoch an ihrem angestammten Platz an ihrer linken Hüfte. Kurz überlegte sie, ob eine Warnung an die beiden Männer – Shakes zählte sie als außer Gefecht gesetzt – nötig wäre, damit sie nicht auf dumme Gedanken kämen. Doch noch ehe sie eine Entscheidung treffen konnte, driftete sie in einen tiefen Schlaf, gebettet vom Grünen Novizen.

  3. Beiträge anzeigen #223
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Gen Wasserfall

    “So sei es!”, sprach der Druide und verschwand für einen Moment in seiner Baumhöhle. Kaum war er zurück, zuckte Kiyan schon so langsam mit seinen Gliedmaßen. Ornlu half ihm dann langsam auf, indem er ihn auf einen Hocker erst setzte und dann etwas zu trinken brachte.
    “Diesen Zauber wenden Toocondas in den Sümpfen an. Man hat nur eine Chance, wenn noch jemand dabei ist und ihren Blick vom Opfer ablenkt.”, erklärte er beiläufig und hatte nach seinen Leuten geschickt. Es musste schnell gehen und noch mehr brauchte er Abstand zu Tooshoo. Er wollte keine Mächte mit dem reize, was er notgedrungen anlocken würde.

    “Na Kumpel? Zu viel gesoffen und geraucht?”, fragte Okam und erschien als Erster des Dreier-Verbundes. Dann folgte Iun mit einem Krug Bier und schien noch fit zu sein. Vigo trottete als Letzter sehr verschlafen und gar nicht königlich die Stufen hinauf und zündete sich erst einmal seine Pfeife an.
    Natürlich rochen alle noch nach dem gestrigen Abend.

    “Ich werde euch brauchen. Kiyan ist nicht besoffen oder sowas. Eher besessen und todgeweiht. Ich habe schon alles was ich brauche mit in meinem Rucksack. Besorgt euch noch was zur Stärkung und kommt dann zum Hügel zwischen Moleratfarm und Sumpfkrautplantage. Nicht so weit vom Wasserfall weg. Ihr werdet uns schon sehen. Bringt Pflöcke und genug Seil mit.”, wies der Druide an.
    “Wird es gefährlich?”
    “Für Kiyan und mich ja. Deswegen will ich noch Hayabusa dabei haben. Holt ihn und sagt Ryu einfach, dass er ein paar Geister erschrecken darf, wenn die Nacht einbricht. Er wird schon kommen.”, erklärte er und ging noch einmal alles durch. Bis zur Nacht wäre noch genug Zeit und weit weg war es nicht. Aber er musste sich auf diese Sache vorbereiten.
    Vigo blieb und gemeinsam brachten sie dann Kiyan langsam den Baum hinab. Dann ging es für Kiyan auf einem Handkarren die Stege entlang
    Es ratterte und rumpelte an manchen Stellen, aber so war der Weg in Richtung Klippen. Da wo der kleine Wasserfall mit dem teils türkisen Wasser vom Weißaugengebirge tobte und den Zulauf vom einst so gut erhaltenen Kanal war.

    “Wie ist das passiert? Die kurze Fassung genügt. Die lange Version könnte helfen, um Lugdrub besser zu verstehen. Ich kenne diesen Ork. Er war ein aufstrebender Schamane und hat mit mir zusammen gearbeitet. Aber er fand wohl sein Ende und ist trotzdem mit dieser Welt verbunden. Hier zum Kauen. Lindert Schmerzen und beruhigt den Geist.”, sagte Ornlu und reichte Kiyan Sumpfkraut, das er kauen sollte.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Gen Wasserfall

    Einen Moment widersetzte sich jede Faser in Kiyans Körper, der Lähmung durch diesen Giftblick der Tooconda zum Trotz. Sie haben zusammengearbeitet? Waren sie Verbündete? Ist diesem Wolfsdruiden überhaupt zu trauen? Und dann, murmelte sein Geist leise: Habe ich eine Wahl? Nein, ich habe mich bereits entschieden. Vielleicht habe ich den orkischen Sklaventreiber nur durch einen menschlichen ersetzt.
    Mit schwacher Stimme und unterbrochen vom Kauen und Schmatzen, jedoch auch einer leichten Betäubung, die das Sumpfkraut auslöste, antwortete der Jäger dem Druiden.
    „Ich war … Gefangener in einer Mine in Gorthar“, kam es ihm über die Lippen, „… dachte, ich würde dort sterben. Hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden, entweder zu verhungern, bei einem Steinschlag zu sterben oder von einem anderen Häftling oder Wärter getötet zu werden.“
    Einige Augenblicke schwieg der Gortharer, ehe er krächzend fortfuhr. „In der Mine waren … Angehörige eines Dschungelvolkes. Schlangenmenschen nannten sie sich, die irgendeinen Götzen namens Slaassik anbeteten. Wahrscheinlich aber nur Einbildung, denn helfen tat ihr Herr ihnen nicht.“ Kiyan lachte freudlos. „Bei ihnen war eine Einheimische, eine Gortharerin, eine rothaarige Magierin aus dem Herzogtum.“
    Ein bitteres Kopfschütteln. „Die Schlangenleute meinten, da ich ja ebenfalls dem Land entstamme, könne ich am ehesten dafür sorgen, dass sie aus ihrer Lethargie erwacht. Wenn ich damals gewusst hätte, dass die wohl durch die Besessenheit hervorgerufen worden war, hätte ich mir eine Spitzhacke geschnappt und ihr den Schädel eingeschlagen … aber nun, Adanos hat mich mit Blindheit gesegnet, wie’s scheint.“
    Der Wagen rumpelte dahin. Der Begleiter Ornlus – der Mann hatte sich beim Transport Kiyans knapp mit Vigo vorgestellt – sog an seiner Pfeife, schaute kurz auf den Gortharer, als würde er prüfen, ob er noch atmete. Dann nickte er, als der Besessene fortfuhr.
    „Ich nannte sie Knochenhexe, ein passender Name. Mir war schleierhaft, warum eine Magierin … Blutmagie oder ähnliches benutzte. Aber sie versprach mir, nein, uns die Freiheit. Also verschwor ich mich ihr. Ich opferte meine Auge, da sie meinte, sie brauche es zum Wirken ihrer Zauberei.“ Kiyans Blick ging ins Leere, in die Vergangenheit. „Illusionen, Menschen, die wie Puppen von ihr gesteuert wurden. Raserei. Ihre Stimme war allgegenwärtig, allmächtig. Aber immer wieder sah ich … Dinge, die nicht zu ihrer Gestalt passten. Prankenabdrücke, wo ihre Hände griffen. Manchmal, beim Zaubern, sprach sie … sprach sie wie dieser Lugdrub. Guttural, tief, archaisch.“
    Als Kiyan weitersprach, war es vielmehr ein Flüstern. „Ich war ihr … dem Geist … ihnen beiden völlig ergeben. Hing an den Fäden wie eine Marionette. Ich … ich tötete die rasenden, seelenlosen Puppen des Schlangenvolkes. Ihr Blut … ihr … es klebt an meinen Händen. Illusionen, Hexerei hin oder her … ich habe ihre Hälse aufgeschlitzt, ihre Schädel eingeschlagen, ihnen das Leben aus den Leibern gepresst.“
    Das Auge füllte sich mit Tränen, die Kiyan heftig wegblinzelte. „Sie selbst schien sich zu verändern. Ihre Hände glichen mehr und mehr Klauen oder Pranken. Ihre Augen wurden gelb, die Pupillen größer als bei einem Menschen. Ihre Stimme klang tiefer. Unentwegt nannte mich dieses … Ding … morra. Und ich sollte es varrag nennen, grash-varrag. Wissen die Götter, was das heißt.“
    Als der Jäger nun sprach, klang seine Stimme belegt. Ob aus Scham oder Trauer, wer wusste dies schon. „Ein Freund tat, was ich nicht konnte. Tötete sie. Verletzte sie schwer. Ich weinte an ihrem zerfetzten Leib, als sie meinen Arm packte. Ich spürte etwas … übergehen, eine Präsenz in mir, gleich einem Wurm, einem üblen Schmarotzer.“
    Er kaute einige Zeit auf dem Sumpfkraut herum, beruhigte sich. „Anfangs stolperte ich wie ein Fieberkranker daher, dann zehrte dieses … Ding mehr und mehr an mir. Hier, mit jedem Schritt Richtung Tooshoo, kamen Halluzinationen hinzu. Verstorbene, Lebende … weiß der Beliar, ich sprach mit Leuten, die nicht da waren. Bis ich Ricklen vor die Stiefel kotzte.“ Kiyan breitete die Arme aus. „Um nun hier zu landen, in einem Karren auf dem Weg zu … was, einem verdammten Exorzismus? Ziehst du eine schwarze Robe an und wedelst mit zwei gekreuzten Ästen vor mir rum und befiehlst dem Dämon, mich zu verlassen?“
    Ja, zumindest entfaltete das Sumpfkraut seine Wirkung. Und dafür war Kiyan mehr als dankbar.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    In der Kommandantur~

    Der Schlaf der gestrigen Nacht hatte ihm gut getan. Das lange, heiße Bad hatte ihn für die paar Stunden alles vergessen lassen und die Ruhe geschenkt, nach der er sich so gesehnt hatte. Nur um irgendwann aufzuwachen, völlig verschrumpelt um dann ins Bett zu fallen. Und nun, der Tag war bereits voran geschritten, war der Hayabusa bereits wieder damit beschäftigt, alles mögliche zu tun. Vom Versorgen seiner Reiseausrüstung hin zum Instruieren an Darius, noch einige Tage die Aufgaben des Hauptmannes zu übernehmen war alles dabei gewesen. Er hatte noch keinen Nerv oder gar Gedanken frei gehabt für den Alltagskram der im Verhältnis zum erlebten und dem kommenden so klein und unbedeutend wirkte. Viel mehr wollte der Templer sich vorbereiten.

    Es galt, seine Waffe zu reparieren und die mehr als mitgenommene Kleidung zu den Webern zu bringen damit diese sie flickten und wuschen. Und vielleicht, gemessen daran, was ihnen im Gebirge begegnet war, vielleicht sogar eine neue Klinge anzufertigen. Aber aus welchem Material? Der Sumpfstahl war offenbar nicht mehr das, was den korrumpierten Wesen in ihrer Mutation die Stirn bieten konnte. Und vom schmieden reiner Erzklingen hatte der Templer, so sehr es ihn ärgerte, auch keine Ahnung. Ganz zu schweigen davon, dass sie hier in den Sümpfen wohl kaum an vernünftiges, magisches Erz kommen würden. Vielleicht wäre es wirklich bald an der Zeit, sich nach Nordmar auf zu machen. Aber ob die Stämme dort oben einem völlig Fremden die Ehre erweisen würden, ihn ihre Kunst zu lehren war fraglich. Was blieb also momentan? Richtig... Eine neue Art von Waffe. Größer. Massiver. Für mehr krude Gewalteinwirkung im Austausch für elegante Schwerttänze. Aber auch damit zu kämpfen musste man ein Gefühl bekommen.

    Still schweigend hatte der Schwertmeister seine Augen auf die Klinge gesenkt die er mit seinen Fingerkuppen in einem immer wieder kehrenden, kontrollierten Schub über den nassen Wetzstein gleiten ließ. Schon seit langer Zeit war das Schärfen seiner Schwerter für ihn eine stille Form der Meditation geworden. Die sich wiederholende, präzise Bewegung. Das leise Schaben das an seine Ohren drang und das hier und da erneute befeuchten des Wetzsteines waren ideal um sich weiteren Gedanken um die eigene Handwerkskunst zu widmen. Zusätzlich half es ihm auch, seinen Geist zu beruhigen und einen klaren Geist zu finden. Es waren diese Kleinigkeiten die dem Hayabusa innere Ruhe vermittelten im Antlitz des aufkommenden Sturmes. Schließlich hielt er inne.

    Das Gespräch zwischen Darius der vorne am Schreibtisch saß hatte Ryu zwar an sein Ohr dringen lassen, es jedoch nicht weiter verfolgt. Doch die Dringlichkeit des Besuchers schien seinen Vertreter überzeugt zu haben, ihn vor zu lassen. "Bewahre, Hauptmann Hayabusa. Jadewolf schickt mich.", grüßte ihn der Fremde. Diese Stimme kam dem Templer bekannt vor. Gehörte er nicht zu Ornlus 'Rudel'? Iun oder so ähnlich. Der Mann der seinem einstigen Schüler Jun so ähnlich sah. Und auch noch einen ähnlichen Namen teilte. Die Welt war schon komisch. Was Jun so dieser Tage wohl trieb? Ob er im Orkkrieg gefallen war? Nein... Dafür hatte er eine zu gute Ausbildung am Schwert genossen. Andererseits... Den Kern möglichen Fanatismus hatte der Hayabusa schon damals in dem Innosgläubigen erkannt. Es hätte nur einiger weniger Funken gebraucht, damit er...

    Als Ryu keine wirkliche Antwort gab und einfach lauschte, spürte er wie Iun etwas mehr seitlich zu ihm getreten war und nun unsicher sein Gewicht von einem Bein aufs andere und zurück verlagerte. "Er benötigt deine Hilfe bei Nachteinbruch und sagte, du dürftest ein paar Geister erschrecken.", doch der Schwertmeister schwieg weiterhin und dachte nach. Geister erschrecken? Was denn? Sah er aus wie ein Kerl der mit Silberlöffeln bei Nacht wütende Schwiegermütter jagte? Andererseits... Der Anführer der Wolfssippe und sein guter Freund würde nicht um Hilfe bitten wenn es nicht wirklich nötig gewesen wäre. Nicht in diesen Zeiten. Schließlich nickte er langsam. "Sag ihm, ich werde da mit den letzten Sonnenstrahlen da sein."

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hügel beim Wasserfall

    “Eigentlich wollte ich dich dem Blutgott opfern. Bei jedem verdammten Thing brüllt einer - Blut für den Blutgott! - und nie sieht jemand wer das war. Vielleicht lockt ihn sowas ja mal an?”, entgegnete der Druide gelassen und ließ Kiyans Geschichte Revue passieren. Blutmagie war mächtig, doch hatte sie da ihre Grenzen für den Druiden, wo man fremdes Blut oder Dinge verwendete. Er würde es nie wagen. Am Ende wurde man wie die Knochenhexe.
    Eine Marionette dunklerer Mächte und vielleicht sogar mehr.

    “Vielleicht ist dieser Schmarotzer etwas, was schon vor ihr existiert hat und sich immer wieder in irgendjemanden ausbreitete, bis der Wirtskörper passend war. Ihr Tod war gut, sonst wäre er vielleicht entgegen aller Regeln in diese Sphäre zurückgekehrt. Scheiße nochmal! Wenn das Schule macht, wird das noch so ein richtiger Spaß.”, sinnierte Ornlu und Vigo zuckte mit den Schultern. Er hatte die Ruhe weg.

    “Was du da getan hast… Nun es ist wie es ist. Dieses Schlangenvolk hat sein Schicksal gewählt, als es sich versklaven ließ. Ich wäre lieber gestorben. Du oder sie haben irgendwo einen Gnadenstoß verpasst. Leider mit dir als Werkzeug. Versuch es aus einem Blickwinkel zu sehen, der Schwäche verachtet und Stärke und Selbstbestimmung anstrebt. Du bist momentan wie dieses Schlangenvolk. Aber du hast die Wahl es nicht mehr zu sein, wenn mein Vorhaben gelingt.”, meinte er und sammelte noch einmal seine Gedanken.

    “Ich werde Feywidds Steinkreis beschwören und unsere Geister von unseren Körpern lösen. Dann bist da du, der Schmarotzer und womöglich sein Meister und ich. Aus dem Kreis kann er nicht heraus. Im Kreis hat er keine Macht über dich. Ich aber habe in dieser Sphäre alle Macht und er ist nur ein Schatten… - Es wird trotzdem gefährlich. Denn ich öffne etwas und was nicht mehr ist, wird unsere leeren, fleischlichen Hüllen spüren und kommen um sie zu besetzen. Deswegen haben wir Unterstützung… “, erklärte er und hielt dann wie auch Vigo.
    Okam und Iun hatten sie eingeholt und erzählten kurz, was sie erledigt hatten.

    “Er wird kommen. Am dritten Tage bei Sonnenaufgang und Äomer und die Reiter Ruhans werden an seiner Seite stehen, um Heidi Klum zu retten.”, erzählte Iun.

    “Wer zur Hölle ist Heidi Klum?”, fragte Okam hoch interessiert.
    “Geht dich nichts an, Okam. Das ist mir gerade eingefallen. Ich werde ein Buch schreiben.”, versprach Iun Severus Salazar Dolkien - kurz I. S. S. Dolkien.
    “Achja! Der Hauptmann wird mit den letzten Sonnenstrahlen erscheinen.”

    “Gut so, Iun. Und lass es. - Mit dem Buch. Haben sicher schon andere geschrieben. Versuch dich besser an Schund und Schmuddelgeschichten. Quasi Okams Lebensgeschichte. Das wollen die Leute lesen. Jede frustrierte Bäuerin will hören wie so ein Räuber wie Okam sie aus ihrem Stall raubt und sie im Wald pflügt.”,meinte der Druide und blickte zu Kiyan, der wohl eingeschlafen war.

    “So ist es. Jadewolf beschreibt meinen Alltag damit perfekt. Ich pflüge wie ein Ackergaul.”, pflichtete Okam bei.
    Iun schüttelte den Kopf und Vigo grinste.

    “Heute Nacht brauche ich euch wirklich. Es ist ein hohes Risiko sollte etwas anderes sich meiner und des Hetzers Macht bemächtigen."
    “Ist er das wert?”, fragte Okam.
    “Er wird den Preis bezahlen und es ist ein sehr guter Preis.”
    “Du hast die Verantwortung und wir folgen. Mir gefällt das trotzdem nicht.”, sagte Vigo.
    “Muss es auch nicht. Umso mehr brauche ich heute deine Waldläuferklinge.”
    “Er wird die Schuld begleichen? Haut er nicht ab?”, fragte Iun und blickte Kiyan an.
    “Eine Lebensschuld ist etwas Heiliges abseits der Götter. Sie ist unserem Volk auch sehr wichtig. Ehre für den, der sie erlangt. Ehre für den, der sie erfüllt. Und was er dann uns schuldet… Nun das wird er sehen.“, beendete Ornlu und hielt inne. Da war der Wasserfall zu sehen und den kleinen Hügel mussten sie nur noch hinauf.

    Oben dann angekommen hatten sie noch Zeit, doch Ornlu begann sogleich die sechs Zeichen auf den Boden zu markieren. Akribisch, um auch nichts heute Nacht dem Zufall zu überlassen.

    “Er ist wach und kann wohl wieder stehen.”, meinte Iun.

    “Iss erst einmal was. Bei Dämmerung werden wir dich an Seilen festbinden, die an den Pflöcken dort befestigt werden. Es wird dich ordentlich durchschütteln, aber ich brauche dich im Kreis. Außerhalb kann ich dich nicht schützen. Jetzt da du weißt was dich erwartet. Zumindest in der Theorie - willst du es immer noch?”, fragte er und reichte Kiyan ein belegtes Brot mit Schinken.
    “Es gibt schlimmere Henkersmahlzeiten… - also? ”

  7. Beiträge anzeigen #227
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Chala Vered ist gerade online
    Heftiges Pochen an der hölzernen Tür riss Chala aus dem wohl unbefriedigendsten Schlaf, den sie seit Wochen erlebt hatte. Ihr Rücken war steif vom harten Untergrund und in ihrem Kopf pochte ein Rhythmus für den sie den Verantwortlichen am liebsten mit einem Messer malträtiert hätte. Doch leider spielte sich das Getrommel nur in ihrem Hirn ab.
    „Verfluchte Scheiße…“, murmelte sie, als es erneut an der Tür pochte, die kurz darauf aufschwang und grelles Sonnenlicht hineinließ.
    Beinahe hätte sie gefaucht, so sehr brannte es in ihren Augen, doch stattdessen wandte sie sich vom Eingang des Schuppens ab.
    „Shakes! Der Kommandant erwartet dich!“, rief eine männliche Stimme gnadenlos laut.
    Shakes, dem es offenbar noch schlechter ging als der Aranisaani, brachte lediglich ein dumpfes Stöhnen hervor. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf einem der Strohsäcke und rührte keinen Muskel.
    „Bei der Mutter, was habt ihr gestern bitte gemacht“, fluchte der Wächter, wie Vered ihn in Gedanken betitelte, mitleidslos, ehe er sich der leblosen Gestalt des Sumpfkrautbauern näherte und ihn mit der Fußspitze anstieß.
    Yarik hatte sich unterdessen von den Geräuschen abgewandt und versuchte wohl noch ein wenig die Ohnmacht des Schlafes zu genießen. Valerion konnte die Dunkelhäutige aus ihrer derzeitigen Position jedoch nicht entdecken. War er schließlich doch zurück zum Baum gegangen?

    „Was soll das“, murrte Shakes kratzbürstig, als ihn der Wächter mit einem Ruck auf den Rücken drehte.
    „Kommandantur, jetzt“, kam die Aufforderung knapp und der stämmige Kerl hievte den schmächtigen Bartträger auf die Beine.
    „Dann muss sie auch mit“, besaß er die Geistesgegenwart und vor allem Nerven Chala mit einzubeziehen.
    „Ah, dann bist du wohl die zweite Urheberin der Schlägerei, eh?“, fragte der Wächter und bedeutete ihr unmissverständlich, dass sie ihn zu begleiten hatte.
    Widerwillig richtete sich die Aranisaani auf. Sie hätte sich wehren können, doch zum einen war ihr nicht nach einer Konfrontation in ihrem derzeitigen Zustand und zum anderen wollte sie die Gelegenheit nutzen Ryu zu sprechen.

    Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich zum Zentrum Schwarzwassers durchgekämpft hatten. Shakes stellte dabei das größte Problem dar, da er sich weigerte selbst zu laufen. Sein Gesicht spiegelte völligen Unwillen wider und die Gleichgültigkeit in seinen Augen riefen Erinnerungen in Chala wach, die sie schnell zu unterdrücken versuchte.
    Diese Aussichtslosigkeit…, dachte sie noch, ehe sie die bösen Geister mit einem Kopfschütteln vertrieb.

    Als sie die Kommandantur erreichten bemerkte Vered mit Missmut, dass es nicht Ryu war, der an dem Tisch saß, sondern Darius, den sie am Vortag am Übungsplatz kennenlernen durfte. Tatsächlich konnte sie nicht genau bestimmen, was es war, doch irgendetwas an diesem Kerl störte sie ungemein. Ihre Miene übernahm die Kommunikation ihrer Ansicht ganz von selbst.
    „Hier sind die beiden Unruhestifter, Darius“, meldete der Wächter, „Waren tatsächlich beide am selben Ort. Frage mich ja, was es damit auf sich hat.“
    Geändert von Chala Vered (11.03.2024 um 23:35 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #228
    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Langsam flatterten Zarras Augenlider auf, ihre türkisenen Augen schläfrig in Richtung des Vorhangs gerichtet, der ihr Zimmer vor neugierigen Blicken schützte. Etwas hinter ihr hörte sie ihre Großmutter leise schnarchen. Der gestrige Tag war sicher sehr anstrengend für die betagte Frau gewesen, weshalb die Enkelin sich vornahm so leise wie möglich zu sein, um sie nicht zu wecken.
    Vorsichtig schälte sie sich aus ihrer Decke und schwang die Beine aus dem Bett. Barfüßig tapste sie zu ihrer Kleidung, die sie vorm Schlafen gehen sorgfältig beiseitegelegt hatte und zog sich rasch an, um das aufkommende Frösteln zu verhindern, dass die noch immer kühlen Temperaturen der Jahreszeit mit sich brachte. Sie rieb sich die kalten Arme und lief zu ihren Wasservorräten, um sich kurz einer Katzenwäsche zu unterziehen. Behutsam formte sie eine Schale mit ihren Händen und tauchte sie in einen der Eimer, ehe sie sich ihr Gesicht mit der Flüssigkeit wusch.
    So kalt!, dachte sie bibbernd, ehe sie sich wieder aus der Hocke erhob.
    Ihr Geist war trotz der Erfrischung noch schlaftrunken und so suchte sie im Kräuterregal nach einer kleinen Schachtel, die sie für gewöhnlich nicht anfassen durfte. Doch ein kurzer Blick auf Nerea wog sie in Sicherheit, dass der Zeitpunkt gelegen war.

    Einige Momente brauchte sie dennoch um das Gesuchte zu finden, bevor sie die kleine Schatulle lautlos öffnete. Einige wenige knorrige Wurzeln befanden sich darin, die optisch nicht viel hermachten. Doch Zarra wusste, dass sie etwas ganz Besonderes waren. Es handelte sich nämlich um die Wurzeln der Sumpf-Iris, einer prächtigen Schwertlilie. Einer der Gründe, wieso die Weißhaarige nicht ohne zu fragen die Schatulle öffnen sollte war, dass die Wurzeln eine belebende Wirkung hatten, die abhängig machen konnte.
    Nach gestern habe ich es mir verdient!, entschied sie für sich selbst und griff nach einem kleinen Stück der braunen, dicklichen Wurzeln.
    Einen Augenblick lang begutachtete sie das knorrige Gewächs, ehe sie es sich auf die Zunge legte und langsam zu kauen begann. Der starke, herbe Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und vertrieb mit jedem Bissen ein wenig die Müdigkeit aus ihrem trägen Geist. Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen der Jugendlichen und als sie sich umwandte lag ein Federn in ihren Schritten. Dieser Tag würde so viel besser werden, als der letzte. Da war sie sich absolut sicher!

    Um die neugefundene Energie sinnvoll zu nutzen holte sie eine leere Kiste unter ihrem Bett hervor, wobei sie sehr bedacht darauf war, keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Ein weiterer Blick auf ihre Oma bestätigte ihren Erfolg.
    Sehr gut, dachte sie breit grinsend und schaffe den hölzernen Behälter zum Kräutertisch, während sie ab und zu auf die Wurzel biss, welche sie sich in die Wange geschoben hatte.
    Mit geschickten Fingern füllte sie die Kiste mit dem Tonikum aus Flammenbeeren und Felsnesseln. Auch den von ihr vorgekauten Brei aus Heilpflanzensamen packte sie ein bis nichts mehr hineinpasste.
    „Verdammt“, flüsterte sie und blies genervt die Wangen auf.
    All die Medizin hatte die Holzkiste so schwer werden lassen, dass sie sie kaum anzuheben vermochte.
    Was nun?, fragte sie sich etwas ratlos, ehe ihr eine Idee kam.
    Auf leisen Sohlen schlich aus sich aus der Unterkunft weiter ins Innere des Weltenbaumes.

    Suchend schaute sie sich um, doch konnte sie niemanden entdecken. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und tapste leicht mit dem rechten Fuß auf, während sie überlegte, was sie nun unternehmen sollte. Währenddessen kaute sie energisch auf der Iriswurzel herum, wodurch der herbe Geschmack beinahe überwältigend wurde. Erst, als sie Schritte von weiter oben vernahm, schob sie sich das Gewächs wieder in die Wange.
    „Hallo?“, rief sie mit unterdrückter Lautstärke.
    Um den Bogen der Treppe trat Roan hervor, der ihr bereits gestern schon geholfen hatte.
    Perfekt!, freute sie sich und lächelte dem äußert verwirrt dreinschauenden Jäger entgegen.
    „Roan, richtig? Könntest du mir vielleicht helfen eine Kiste nach unten zu tragen? Die ist mir viel zu schwer“, bat sie den jungen Mann, der sie wortlos anstarrte, überrascht ob des Wasserfalls an Worten, der sich aus dem Mund der sonst so schweigsamen Jugendlichen vor ihm ergoss.
    „Du bist doch Roan, oder?“, hakte Zarra etwas ungeduldig nach.
    „Ehm, ja, bin ich“, antwortete der werdende Vater vorsichtig.
    „Also? Hilfst du mir?“
    „Ich…denke schon?“
    „Gut, komm mit, aber sei bitte leise. Oma schläft noch!“, verriet sie ihm und legte einen zierlichen Finger an ihre Lippen.
    Geändert von Zarra (12.03.2024 um 00:28 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Als Freiya erwacht war, hatte die Sonne den höchsten Punkt des Tages schon längst erreicht gehabt. Und selbst dann blieb sie noch lange liegen, streckte ihre Gliedmaßen aus und blieb still. Sie hatte den vertrauten Geräuschen, dem Stimmengemurmel und den Tönen der Natur, gelauscht, das sie hier umfing, und einfach den Moment in sich aufgesogen. Es war alles so wie immer und trotzdem alles auf einmal ganz anders. Tooshoo war noch da, mit ihm auch seine Bewohner und trotz dieser ominösen Jagd, die ihnen offensichtlich allen bevorstand, fühlte es sich im Moment zumindest so heimisch an wie immer. Aber wie zerbrechlich dieses Gefühl gewesen war, hatte sie nun gelernt. Ohne davon zu wissen, hatte eine Kreatur sie bedroht, die sie alle hätte in den Untergang reißen können. Freiya hatte mit einem Schlag gelernt, was für eine Verantwortung jene wie der Hauptmann trugen, wenn es darum ging, das Waldvolk zu schützen. Und dass eben dieser Schutz nicht erst an den Grenzen des Sumpfes begann, sondern noch viel weiter weg. Wie ließ sich eine derartige Verantwortung schultern?

    Sie fühlte sich wunderbar ausgeruht, wenn auch noch ein bisschen steif nach dem Aufstehen. Die Ausbildung bei Ryu und die Geschehnisse im Gebirge hatten eben ihre Spuren hinterlassen. Etwas, an dem sie arbeiten wollte. Aber nicht jetzt, denn den Geruch von frischer Wäsche und Seife auf ihrer Haut wollte sie diesmal nicht so schnell hergeben.
    Da sie niemanden von ihrem Jagdkommando antraf – Ronja war mit Sicherheit bei Vareesa – und Ricklens Anordnung deutlich gewesen war, begnügte sie sich heute mit einer Wache am Baum. Sie musste sich eh noch einen neuen Bogen besorgen, zumindest solange ihr Bogen bei Ronja noch nicht fertig war. Die Rothaarige hatte ihrer Freundin noch gar nichts davon erzählt, dass der alte Bogen samt des Köchers, den Ronja damals für sie gebaut und mit einem Hasenfell bezogen hatte, in der Höhle verloren gegangen waren. Einen Dolch brauchte sie außerdem, aber von dem alten wusste sie nicht, wo die Überreste gelandet waren.

    Sie saß nicht weit von der Übungsplattform und starrte ins Grün. Eine Hummel tauchte auf und umschwirrte sie, sah genau nach, ob Freiya eine Blume war.
    „Na, bist du uns etwa aus dem Gebirge gefolgt?“, sagte sie schmunzelnd und sah dem pelzigen Insekt hinterher, wie es weiterflog. Wo sie wohl hinflog?
    Freiya streckte ihren Arm in die Luft, als wollte sie zur Hummel sagen: Komm doch zurück! Sie fühlte einen leichte Brise durch ihre Finger streichen. Wie spannend es wohl wäre, sich einmal mit den Flügeln einer Hummel durch diese Welt zu bewegen und von Blüte zu Blüte zu fliegen und sich berauschen zu lassen von diesen Schönheiten der Natur.
    Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, denn plötzlich wurde sie einem Rascheln gewahr. Sie drehte sich um und war erstaunt, als sie nicht weit von sich einen Uhu auf einem Ast erblickte. Im gleichen Augenblick fing diese Stelle am Rücken – das Mal, wie Jadewolf es bezeichnet hatte – an zu kribbeln. Ganz sachte nur, aber wie eine Erinnerung, dass es immer noch da war und die Idylle nur ein Schein war.
    Interessiert musterte Freiya den Uhu, der – zurücksah. Leicht plusterte er sein Gefieder auf und sie dachte schon, dass er gleich wieder losfliegen würde, als er sie entdeckt hatte, doch er tat es nicht. Er blieb sitzen. Er drehte seinen Kopf, sah in eine andere Richtung und dann wieder zu ihr zurück. Wie schön er war! Diese orangfarbenen Augen und das braune Gefieder, das im sonnendurchflutenden Wald kaum zu sehen war, ein herrliches Tier.
    Wieder raschelte er mit den Gefieder, als Freiya etwas entdeckte. Da in seinem Flügel, da steckte etwas. Das gehörte nicht da hin!

    Sie brauchte eine bessere Sicht und bewegte sich langsam und in der Hocke vorwärts. Der Uhu beobachtete sie ganz genau, klapperte kurz mit dem Schnabel und tat aber sonst nichts. Freiya hielt inne, dann arbeitete sie sich weiter vor. Weiterhin blieb der schöne Vogel auf dem Ast sitzen. Als sie endlich nah genug war, streckte sie vorsichtig die Hand aus und wollte danach greifen, was da im Flügel des Uhus steckte.
    Doch er plusterte sich auf und begann mit den Flügeln zu schlagen, als wolle er losfliegen. Er ließ einen Laut hören, der irgendwie … empört klang? Die Stelle an Freiyas Rücken piekste unangenehm.
    Sie hob abwehrend die Hände:
    „Ok, ich habs verstanden“, sagte sie. Dann ließ sie die Hände wieder sinken und blieb einfach sitzen und begann … zu warten. Und wachte dabei weiter.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Nach Augenmaß stimmte alles. Wie schon hunderte male zuvor hatte die Schneide den perfekten und gewünschten Schärfegrat erreicht den der Templer sich als Mindestmaß vorausgesetzt hatte. Mit einem Auge zugekniffen hielt er die Waffe mit der Schnittkante nach oben längs ausgestreckt vor sich. Was folgte war lediglich ein zufriedenes Nicken. Dann ging die Waffenpflege weiter. Wie schon vor dem Schärfevorgang entfernte der Schwertmeister erneut behutsam auch nur kleinste Verunreinigungen die entstanden waren mit einem feinen Tuch. Erst vorsichtig tupfend, dann vorsichtig vom Stichblatt hinweg zur Klinge. Drei mal wieder holte er diesen Vorgang, dann legte er das Tuch beiseite und nahm sich den kleinen Stiel an dessen Ende eine Quaste voll Kalkpulver saß. Es waren etwa fünf Zentimeter Abstand in denen das Pulver durch eine sachte Klopfbewegung seinen Weg auf den leicht grünlich schimmernden Stahl fand. Sowohl an den Klingenseiten als auch an der stumpfen Rückseite. Nun kam das nächste Tuch zum Einsatz. Ein wesentlich weicheres mit dem der Hayabusa diesen Vorgang einige male wiederholte. Nun war der letzte Schritt an der Reihe: Das Ölen. In einer routinierten Handwegung entkorkte der Hüter das kleine Fläschchen und führte dessen Öffnung unterhalb seiner Nase. Ein leichtes Ziehen wanderte dabei hinauf bis, gefühlt, hinter seine so ungewöhnlichen Augen. Schon wieder... Bei all dem gelernten Umgang mit seinen Sinnen war die Sache mit dem Waffenöl die einzige die er immer wieder vergaß. Unter verzogenem Gesicht und mit leicht tränenden Augen also träufelte er einige Tropfen des Nelkenöls auf ein Tuch und führte dieses sorgfältig in gleichmäßigen Abständen über die Klinge. Wieder und wieder. Bis die Klinge lediglich von einer hauchdünnen Schicht überzogen war. Dann... Wanderte der bis dahin so stumme Sumpfstahl wieder zurück in die zerkratzte Holzscheide die er nun schon so lange sein Zuhause nannte.

    "Wirst das Ding ordentlich lackieren müssen, was?", kam plötzlich erneut eine Stimme an sein Ohr heran. Dieses mal war es Darius der mit verschränkten Armen gemütlich am Geländer des kleinen Balkonbereiches lehnte und über die Sümpfe blickte. "Hast Besuch, Hauptmann. Die beiden Störenfriede von gestern. Diese Chala und, wer hätts gedacht, Shakes.". Der Blick des Hayabusa ging kurz zu seinem Vertreter und ehemaligen Schüler. Man konnte ja über ihn und seine Raucherangewohnheiten sagen was man wollte, aber in seinem Gebärden und manchen Momenten der Stille erkannte der Templer seine eigenen Verhaltensmuster wieder. Es war immer wieder faszinierend zu sehen, welche Marotten und Eigenarten Schüler von ihren Meistern übernahmen und, vielleicht sogar nur unterbewusst, auslebten. Dann folgte der Blick des einem dem des anderen und beide hielten sich für den nächsten Augenblick in der Ferne. Schließlich stand Ryu auf. Die Waffe blieb dabei vorerst noch beim Rest der Pflegeausrüstung liegen. "Gut, gehen wir rein."

    Gesagt, getan: Darius schob die Felle beiseite die den offenen Türrahmen verdeckten und trat hindurch. Gefolgt vom Hauptmann selbst. Ersterer ließ sich in aller Ruhe wieder an dem, erstaunlich geordneten Schraibtisch nieder und ging gleich wieder seinem Tagewerk nach. Für einen Augenblick musterte der Hayabusa mit hoch gezogener, rechter Braue was sein Vertreter da für ein Ordnungssystem in die Berichte und Pläne der Wächter gebracht hatte, dann schüttelte er nur den Kopf. Wie sollte man so nur einen Überblick behalten? Wo war der Stapel mit den Butterbrotpapierberichten? Wo die Zeichnungen die er sonst unter dem Gewicht seines Essensteller fixierte? Wo die von ehemaligen Doktoren geschriebenen, nicht zu entziffernden Statusberichte der Grenzen der Siedlung? Die, die man mit einem Messer auf einem Schnittbrett aufspießte damit sie nicht vom Windzug davon flogen? Stattdessen waren hier überall sortierte Papierstapel und Reinschriften bisheriger Berichte. Ein Ablagesystem hatte er auch noch, statt die abgehakten Berichte wie jeder vernünftige Hauptmann zu zerknüllen und in eines der leeren Fässer neben der Tür zu werfen! Aber darum ging es jetzt nicht. Stattdessen atmete der Templer einmal tief durch, ging dann um den Schreibtisch herum und ließ sich an der Kante dessen nieder. Beide Beine im Halb-Stehen überkreuzt. Dabei musterte er die beiden einen Augenblick lang grübelnd.

    Shakes war, wie schon am Abend zu vor und, eigentlich wie immer wenn er ihn sah, ziemlich abgerissen. Sein Mantel war fleckig von Alkohol- und Speiseresten und anderen Substanzen die die Nase des Hüters einfach nur grob beleidigten. Seine Augen waren untermalt von dunklen Ringen und der glasige Blick und die rote Nase verrieten eindeutig, dass er seinen Rausch noch lange nicht ausgeschlafen hatte. Aber das kümmerte Ryu herzlich wenig. Dann, nach einem Kopfschütteln und Schnauben wanderten die Wyvernaugen hinüber zu Chala. Chala, die er damals unter anderen Umständen kennengelernt und mit der er so manchen intimen Moment geteilt hatte. Die Jahre waren gut zu ihr gewesen: Nichts hatte sie verloren an ihrer Weiblichkeit. Das ließ sich mehr als deutlich erkennen. Ihre Kleidung, schützend und doch eng genug geschnitten um ihre Reize hervorzuheben schmeichelte in den dunkel gehaltenen Tönen ihrer ebenso vom tiefen Süden geprägten Hautfarbe. Zwar konnte man noch immer die Platzwunde auf ihrer Lippe erkennen, welche diese noch ein wenig größer als für die Menschen aus ihrer Region üblich erscheinen ließ, doch wirkte dieser Makel eher unbedeutend. Er brach ihrer Gesamterscheinung keinen Zacken von der Krone sondern ließ sie im Kontrast zu den scheuen Rehaugen nur noch unberechenbarer wirken. Nach wie vor eine Wildkatze. Wenn auch eine Wildkatze mit ebenso dicken Ringen unter den Augen. Und umgeben von einem doch recht anderen Duft als früher. Aber vielleicht lag das auch daran, dass Shakes neben ihr stand... Nun... Schwankte.

    Als das Augenpaar des Hauptmannes schließlich wieder nach oben wanderte blickte er zwischen den beiden hin und her. Gerade als Shakes anfangen wollte etwas zu sagen, fiel er ihm auch schon ins Wort. "Ist mir egal wer angefangen hat oder welche Probleme ihr miteinander habt. Sowas klärt ihr künftig gefälligst außerhalb der Taverne, besser noch, außerhalb des Baumes.". Nun verschränkte der Hüter die Arme während Shakes nur entnervt aufatmete und mit den Augen rollte. Chala hingegen blieb eher ruhig, hatte dagegen ihren Blick durchgehend, wie schon am gesterigen Abend auf Ryu gerichtet. Dieser schloss einen Moment lang die eigenen Augen und dachte nach. "Hör zu Shakes. Ich spar dir die Moralpredigt, aber, verdammt nochmal, lass dich nicht so gehen. Du bist hier immer noch für einige ein Vorbild mit deiner Farm. Aber das kann so nicht weiter gehen. Und du...", nun trafen sich die Blicke der einstigen... Tja, nun, was waren sie gewesen, damals? Die Liebschaft der beiden war nur von kurzer Dauer gewesen und eigentlich hatte der Hüter sich schon lange von jedweder Affektion distanziert. Dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl sie jetzt wieder vor sich stehen zu sehen. "... Ich würde dich ja gerne unter anderen Umständen wilkommen zurück heißen, aber...", Ryu hob nur die Schultern. Die Situation war selbsterklärend. "Also, wir machen das jetzt folgendermaßen: Shakes, du kommst für den Schaden auf. Wie ist mir egal. Entweder du versorgst die Tischler für Lau mit Sumpfkraut oder du bezahlst sie direkt. Meinetwegen kauf auch Möbel in der Stadt oder steuer' der Sumpflilie ein paar Ladungen kostenlosen Sumpfkrauts zum Verkauf bei. Am besten redest du mit der Hooqua und klärst mit ihr wie sie das handhaben will. Hauptsache, die Schäden werden ersetzt."

    Shakes Augen weiteten sich und für einen Moment überlegte Ryu, was wohl größer werden würde: Seine Augen oder die aufgeblähten Nasenflügel. "Das is' doch scheiße, Mann! Die Alte wollte... Also...", doch wieder fuhr der Templer ihm ins Wort. Dieses mal jedoch stieß er sich vom Tisch ab und baute sich gänzlich vor Shakes auf. Selbst Darius blickte plötzlich auf und blinzelte, während seine Miene ein deutliches 'Oh, das war unklug!' wieder spiegelte. "... Also >was<!?", knurrte der Templer und lehnte sich dabei bedrohlich nahe, die Bedrohlichkeit durchaus in den Augen kenntlich, zum Verwalter der Plantage hin. "Ich sagte, es interessiert mich nicht. Es ist eine Sache, dass du in der Scheiße liegst. Aber wälz dich nicht noch darin herum und bewirf andere damit, Freundchen.". Nun richtete er sich wieder auf und schüttelte resigniert den Kopf. "Weißt du, ich bin nicht mal wütend auf dich. Ich frage mich nur, an wie vielen Tagen ein Mann aufstehen und sich für den falschen Weg entscheiden kann bevor es zu spät ist."

    Man konnte deutlich erkennen, dass der Krautbauer am ganzen Körper bebte. Ob es ein Zittern oder mehr der Kampf mit der eigenen Wut war ließ sich schwer deuten. Leute wie in Shakes Zustand waren da recht unberechenbar. "Er hat nich' ganz unrecht, Shakes...", kam es schließlich von hinter'm Schreibtisch. Darius, der eigentlich immer gut mit Shakes ausgekommen war und sympatisiert, ja, ihn sogar hier und da vor Ryu verteidigt hatte, blickte den Verwalter der Plantage auch mit sorgenvoller Miene an. "Du kennst mich, alter Freund. Und mal ehrlich: Wir machen uns Sorgen, wie lange das noch so laufen soll.". Shakes senkte den Blick auf seine Stiefelspitzen, sagte jedoch nichts. Entweder sein Kopf hatte sich auf Durchzug gestellt oder die Worte kamen einfach nicht mehr an wo sie sollten. Aber, so zumindest die Hoffnung von Hauptmann und Vertreteung, vielleicht wirkten deren Worte auch einfach. Einge Momente vergingen in denen der Hayabusa darüber nachdachte wie er Chala hätte begegnen sollen. Freundlich, als wäre nichts gewesen? Nein, das fühlte sich falsch an. Aber andererseits wollte der Schwertmeister ihr nicht feindlich gegenüber treten. "Chala, du wirst sehen wie du dich nützlich machst. Auch während der Jagd. Und damit ihr lernt euch zu vertragen wirst du während der kommenden Jagd zusehen, dass du die Sumpfkrautfarm im Auge behältst und dich nützlich machst wo du kannst. Also ihr zwei. Noch Fragen? Wenn nicht, Shakes, du kannst gehen."

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist gerade online
    Als der Hauptmann Shakes mit einem sachten Schlag auf die Finger fortschickte, Chala aber noch nicht offiziell entließ, schaute Darius etwas überrascht zum Hinterkopf seines Vorgesetzten. Auch Chala hob interessiert eine Augenbraue und beinahe hätte sie sich auf die Lippe gebissen, konnte sich aber vorm erneuten Aufreißen ihrer verwundeten Lippe abhalten. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die schwach glühenden Augen Ryus, der sie beobachtete, ihre Erscheinung zu begutachten schien. Beinahe wie damals, als sie ihm das erste Mal begegnet war. Sie hatte einen seiner Werkzeugschränke beinahe umgeworfen und die ganzen Utensilien verteilt. Dabei hatte sie nicht sonderlich elegant auf dem Boden gelegen, als er sie entdeckt hatte. Die Erinnerungen riefen ein leichtes Lächeln hervor.
    „Du siehst gut aus Ryu, noch kräftiger als vor all den Jahren“, meinte sie mit einem Hauch Anerkennung, die in ihren Augen glänzte.
    Dass Darius mit im Raum war störte sie dabei überhaupt nicht, viel mehr fühlte sie ein Kribbeln der Aufregung in ihrer Körpermitte.
    „Ich“, setzte sie erneut an, als sie die lässige Haltung des Kriegers eingehend betrachtete.
    Die Kleidung, die er trug betonte seine muskulöse Statur und war bei weitem nicht so verschlissen wie jene, die er gestern in der Sumpflilie getragen hatte. Auch wirkte er sauber, wenn auch nicht sonderlich gepflegt, wenn man die Stoppeln in seinem Gesicht und das lange Haar betrachtete. Doch eben dies verlieh ihm den wilden Charme, den die Aranisaani so anziehend fand.

    „Es tut mir leid, Ryu. Ich konnte mein Versprechen dir gegenüber nicht halten“, fand sie endlich die Worte, welche ihr zuvor nicht über die Lippen kommen wollten, „Damals ist so viel geschehen. Der Drache, die Echsen. Ich wurde von Rittern aus Thorniara aufgegriffen und bin in einen dunklen Strudel aus Ereignissen geraten, denen ich nicht entfliehen konnte.“
    Ein Funken Wahrheit bestärkt durch Lügen kam aus ihrem Mund, wobei sie eine bestürzte Miene offenbarte.
    „Ich habe so viel verloren in den Jahren, beinahe sogar mich selbst“, gab sie mit leiser Stimme zu, was in diesem Fall die absolute Wahrheit war.
    Während sie sprach, schaute Darius sie interessiert an, wobei sie nicht deuten konnte, ob sie überzeugend genug war. Ryu hingegen hörte sich ihre Erklärung mit ausdruckslosem Gesicht an.
    „Doch ich habe immer gut auf sie aufgepasst“, versprach sie unvermittelt und traf den Blick des Hauptmanns mit einer Intensität, die der seinen gleichkam.
    Gleichzeitig zog sie ihr Schwert aus der Scheide, welche sie stets auf dem Rücken trug. Darius Augen weiteten sich kurz und beinahe griff er zu seiner eigenen Waffe, doch die Regungslosigkeit des Hayabusas hielt ihn offenbar zurück.

    „Hier“, bot Chala Ryu jenes Schwert an, was er ihr vor all den Jahren geschmiedet hatte.
    Sie hatte es gepflegt wie einen Schatz. Keine Scharten verunstalteten die feine Klinge, keine Unreinheiten oder Kratzer von falschem Schleifen oder Ölen waren zu entdecken. Wenn sie etwas von Dennik gelernt hatte, dann dass die Pflege der eigenen Waffen zu den wichtigsten Grundlagen gehörte. Denn eine stumpfe Klinge konnte den eigenen Tod bedeuten.
    Während der Hauptmann sein damaliges Werk begutachtete, beobachte Vered weiterhin das atemraubende Orange seiner Augen. Ihre Haltung war offen und ehrlich, so wie ihr Vorhaben, sich für ihre Verfehlungen der Vergangenheit zu entschuldigen.
    Wildkatze war mir immer eine treue Begleiterin und das habe ich dir zu verdanken. Also bitte nimm meine Entschuldigung an?“
    Es klang mehr wie eine Frage, denn eine Bitte und sie tat einen vorsichtigen Schritt auf ihren ehemaligen Liebhaber zu, was eine verborgene zweite Frage übermittelte. Ihre Augen waren groß und von einer Mischung aus Unschuld und Verlangen gefüllt.

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    Provinzheld Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Zarra ist offline
    Überraschend leise betrat der Jäger – nach zweiter Überlegung also weniger überraschend - das Zimmer der Rimbes und holte die Kiste, auf welche Zarra vom Eingang aus deutete, wobei selbst er wegen des Gewichts ächzte. Das Mädchen feuerte ihn unterdessen stumm mit wedelnden Armen an, wobei sie auf den Fußballen auf und ab wippte.
    Roans Blick verriet unmissverständlich, dass er sich stark über ihr Verhalten wunderte, doch sie bot ihm keinerlei Erklärung. Nicht, dass sie sich nachher noch Iris, also die Wurzel, mit ihm teilen musste.
    „Nach unten?“, fragte er so leise wie möglich, während sein Atem bereits schwer wurde.
    „Ja genau! Soll ich die eine Seite nehmen?“, fragte sie ihn besorgt und lehnte sich etwas vor zu ihm.
    „Eh? Nein, ich schaff das schon!“
    Zu stolz sich von einer kleinen Frau helfen zu lassen stapfte Roan auf die Treppe zu und machte sich an den Abstieg, an den langsamen Abstieg. Im Gegensatz zu Zarra stellte er sich dabei jedoch deutlich geschickter an und schaffte es unbeschadet bis nach ganz unten. Bud und Terrence warfen ihm dabei durch den Eingang Tooshoos bereits neugierige Blicke zu und winkten der Weißhaarigen, die kurz hinter dem Jäger die letzten Stufen herunterhüpfte.
    „Kurz…verschnaufen…bitte“, keuchte der junge Mann und stellte die schwere Kiste auf den Boden, ehe er die Hände in die Hüften legte und den Kopf in den Nacken legte, um durchzuschnaufen.

    „Was habt ihr da?“, kam Terrence‘ Stimme von Draußen, als er zu erspähen versuchte, was sich in dem Holzbehälter befand.
    „Ein paar Muntermacher nach einer durchzechten Nacht und Pasten gegen Prellungen“, erklärte die junge Frau schnell, „Braucht ihr etwas davon?“
    „Du Bud?“
    „Nee.“
    „Nein, danke dir. Du bist heute scheinbar sehr gut gelaunt, Kleine“, grinste der kleinere der ewigen Wächter und zwinkerte ihr zu, was Zarra zu erwidern versuchte. Allerdings schloss sie unbeabsichtigt beide Augen, was die beiden Raufbolde zum Lachen brachte.
    Auch sie musste grinsen, kein Anflug von Scham in ihren Wangen.
    „Okay…wohin soll dieses verflucht schwere Teil?“, fragte Roan noch immer schwer atmend.
    „Ich dachte an die Sumpflilie, da kann sich dann jeder etwas nehmen, der es nötig hat“, verriet sie ihren Plan.
    „Also gut…dann los“, meinte der Jäger, ehe er die Kiste erneut anhob.
    „Brauchst du ‘n paar mehr Hände?“, fragte Bud mit tiefem Bass in der Stimme, doch Roan schüttelte nur den Kopf zur Antwort, darauf fokussiert sein Ziel zu erreichen.
    „Wie du meinst.“

    Die jüngste Rimbe hielt sich dicht hinter ihrem freundlichen Helfer und achtete darauf, dass er nicht vom Steg abkam oder über herumliegendes Geäst oder Unterwäsche stolperte. Wer die wohl verloren hatte?
    Ablenken wollte sie Roan jedoch nicht, weshalb sie den Mund hielt und stattdessen einige weitere Male auf der herben Wurzel herumkaute. Ab und an spuckte sie unbemerkt einige kleinere Teile aus, die sie aus Versehen abgebissen hatte.
    Endlich an der Sumpflilie angekommen hielt Zarra ihrem Träger die Tür auf, sodass er die Kiste auf den erstbesten Tisch absetzen konnte, der bedenklich knarzte.
    „Was habt ihr denn vor?“, ertönte schon die kratzige Stimme Mama Hooquas, die direkt zu ihnen kam.
    „Darin sind ein paar Fläschchen gegen Kopfschmerzen und Unwohlsein von meiner Oma! Und noch ein paar Heilpasten von mir für diejenigen, die sich gestern etwas zu sehr gerauft haben“, erwiderte der Kräuterlehrling und grinste breit.
    „Was war denn in deinem Guten-Morgen-Tee?“, fragte die Mama verdattert und starrte Zarra an.
    „Ehm…“
    Und schon war sie wieder sprachlos.

  13. Beiträge anzeigen #233
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Eine kribbelnde Gänsehaut breitete sich im Nacken des Hayabusa aus als Chala auf ihn zugeschritten war. Der Blick in ihren Augen. Das Gefühl der Sensation beim Blick in den Spiegel ihrer Seele. Stillschweigend hatte der Hayabusa zuvor noch ihren Worten gelauscht. Sie genau beobachtet, ihr Antlitz mit dem eigenen, so unnatürlichen Ton seiner eigenen Augen in seinen Gedanken gezeichnet. Jede Regung hatte er wahrgenommen. Die Bewegungen ihrer Lippen beim Sprechen. Das Verkleinern ihrer Pupillen und leichte Aufblähen ihrer Nasenflügel, als irgendwo in ihrer Erzählung Unwahrheiten mit schwangen. Wohingegen ihre Stimme, wie schon Jahre zuvor, damals in seiner alten Werkstatt bittend und doch mit einer gewissen, damals fehlenden Reife an seine Ohren trat. Ihm war klar, dass sie versuchen würde sich in eine bessere Position zu bringen. Erlebnisse so zurecht zu rücken, dass sie möglichst rechtfertigen konnte, warum und weshalb... Aber das waren am Ende des Tages auch nur Worte einer Person gewesen, die ihn zurückgelassen, ihr Versprechen nicht gehalten hatte. Verurteilte er sie deswegen? Wohl nicht. Es waren genügend Freunde die ihn hier in Tooshoo zurück gelassen hatten. Viele, die das Waldvolk hatten Waldvolk sein lassen, nur um sich nach dem großen Kampf selbst zu finden oder gar ein neues Leben zu beginnen. Der Templer konnte es ihnen nicht verübeln. Keinem von ihnen. Weder Vareesa, noch Griffin, noch Chala und all den anderen. Ein jeder musste den Weg gehen den die Füße bereit waren einen zu tragen. Und trotzdem war es da. Dieses Gefühl jahrelanger Einsamkeit, als er seine eigene, schwache Spiegelung in den Augen der Wildkatze sah. Das Gefühl der Distanz und Entfernung die er über all die Zeit aufgebaut hatte. Zwar war der erste Schritt zur Überwindung getan als das Bewusstsein in den Bergen langsam wieder erwachte, Griffin im Kampf an der eigenen Seite zu wissen... Und auch Freiya schien, wenn vielleicht auch unbewusst ihren Teil dazu beizutragen, dass der Hüter nicht komplett abdriftete und sich den Menschen langsam wieder öffnen konnte.

    Schließlich reichte sie ihm ihr Schwert. Die 'Wildkatze', der Name den er damals Chala und eben jener Klinge zudachte. Das Heft fühlte sich bekannt an und den räumlichen Abstand den er beim Mustern der Klinge einhalten konnte gab dem Templer etwas Luft zum Atmen. Nicht, dass sie nicht schon zuvor Abstand zueinander wahrten. Aber so ein Stück gut geschmiedeten Metalles zementierte das ganze doch ein wenig mehr. Und während Ryu das, für seine Verhältnisse noch eher frühe Produkt seines Handwerks musterte begann der Hayabusa mehr zu verstehen als ihre Worte hätten je erklären können. Trotz der möglicherweise verdrehten Darstellung von Details. Trotz der Herausrederei. Sie hatte ihre Waffe immer gehegt und gepflegt. Vielleicht aber auch nie nutzen müssen. Wobei... Gab es so etwas überhaupt noch heutzutage? Gegenden in denen man seine Klinge nie griffbereit haben musste? Orte an denen Frieden herrschte und Männer wie er... Überflüssig waren? Wie auch immer ihr Weg erlaufen war - Diese kleine aber vielsagende Geste brachte etwas mehr Ruhe in die Gedankenwelt des Templers.

    Langsam ließ er die Klinge sinken, stellte sie stumm mit der Spitze nach unten ab und lehnte sie gegen den Tisch als Chala auf ihn zuging. Er dachte nach und musterte sie erneut. Irgendwo war er da... Der Wunsch ihr entgegen zu gehen und einfach zu vergeben und zu vergessen. Die Zeit zurück zu drehen zu jenen Tagen in denen sie ihn über den Verlust von Myra hinweg getröstet hatte. Aber...

    Der Hüter schloss die Augen und senkte leicht das Haupt. Seit wann fielen ihm zwischenmenschliche Dinge nur so schwer? Früher war das nicht so gewesen. Früher war er anders gewesen. Früher... "Ist... Schon in Ordnung.", nun wanderten die Zeugen seiner Gabe wieder entgegen dem Blick des Rehs. "Du bist wohlauf.", dann griff er zur Seite, nahm die stählerne Wildkatze und ging ihr einen Schritt entgegen. Mit der Linken die er der bis dato verloren Geglaubten an den rechten Oberarm legte, drückte er sanft zu. Die Rechte hingegen reichte Chala ihren Namens- oder eher Titelvetter zurück. "Du hast gut darauf aufgepasst. Das... Sagt viel."

    Ein stiller Moment verging indem die beiden den Blick hielten, ehe ein jehes Räuspern von Darius dem Templer dann wieder bewusst machte, dass er ja gar nicht alleine in der Kommandantur stand wie es sonst der Fall war. Und verdammt, der Hauptmann war seinem Stellvertreter auf eine seltsame Art und Weise so unglaublich dankbar, ihn wieder, wenn auch unterschwellig, darauf hinzuweisen, dass es gerade gänzlich wichtigere Dinge gab als innere Zerwürfnisse.

    "Soll ich 'ne Pause machen?", fragte er unter hoch gezogenen Brauen und einem neckischen Grinsen in seinem Bart. Doch Ryu schüttelte den Kopf. "Nein. Nein... Schon in Ordnung. Wir müssen die Planung für die Wächter während der Jagd weiter besprechen. Tooshoo muss abgesichert bleiben falls etwas schief geht."

    Die Augen des Hayabusa gingen wieder zu Chala, während Darius nur mit den Augen rollte und sich kopfschüttelnd den Plänen widmete. Ryu nickte sachte. "Also, du weißt Bescheid, ja? Wenn du was brauchst um dich vorzubereiten, lass es mich wissen... Ansonsten... Naja, ich werd' im Laufe der nächsten Zeit an den üblichen Orten sein. Hier... Übungsplatz... Schmiede... Da hat sich nicht viel geändert...". Dinge, die er mit einer routinierten Selbstverständlichkeit nach außen trug die überzeugender nicht sein konnte. Eine Selbstverständlichkeit die jedoch diesen einen, lauten Gedanken in seinem Kopf nicht verstummen ließ.

    -Aber vielleicht habe ich mich geändert...-

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Das Gefühl seiner Hand auf ihrem Oberarm sandte einen wohligen Schauer durch ihren ganzen Körper und für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Die Worte, die jedoch mit dieser Geste einhergingen waren nicht die, die sie sich erhofft hatte.
    Chala nahm das Schwert zurück, froh, dass Ryu zu schätzen wusste, wie sie es über die Jahre gepflegt hatte, trotz all des Blutes, welches sie damit vergossen hatte. Wie viele waren es gewesen? Wie viele ihrer alten Verbündeten hatte sie jagen müssen, damit Geheimnisse geheim bleiben konnten?
    So viele wie nötig waren, beschloss sie für sich in Gedanken, ehe sie aufsah, die Augen des Hauptmanns mit den ihren fesselte.
    „Ich versteh“, flüsterte sie beinahe, Trauer in ihrem Gesicht, als er zu seiner selbstbewussten Art zurückgekehrt war.
    Sie war versucht sich einen Schritt von ihm zu entfernen, den Abstand, den seine Worte zwischen sie gebracht hatte auch physisch zu wahren. Doch sie tat es nicht, hielt ihre Position und drückte damit die Stellung aus, die sie in ihrer Beziehung zueinander vertrat.
    „Wenn sich etwas an deiner Meinung ändern sollte“, hauchte sie ihm zu, „lass es mich wissen.“
    Ein weiterer Schritt auf ihn zu brachte ihr Gesicht knapp unter das seine. Sie reckte ihren Kopf empor und ließ ihre Lippen flüchtig über den rauen Bartansatz streifen, der seine Wangen bedeckte. Sie sog den Geruch seiner Haut ein, ehe sie sich ebenso flink wieder von ihm zurückzog.

    Wildkatze verschwand wieder in ihrer Scheide und ein Grinsen, was an Aufmüpfigkeit grenzte, umspielte den Mund der Aranisaani.
    „Ich werde Euren Worte Folge leisten Kommandant“, gab sie sich gespielt pflichtbewusst und griff sich unterdessen an das Lederband, welches ihren Hals umschlang, „Denn eine Wahl, habe ich ohnehin nicht, oder?“
    Mit diesen Worten zog sie die Halskette ein Stück herunter, offenbarte die weiße Haut darunter, welche, wie sie seit ihrer Ankunft hier erfahren hatte, wohl kein Schönheitsmakel darstellte. Viel mehr handelte es sich um das Mal der Jagd, das ihr aus unerklärlichen Gründen auferlegt worden war. Einige Momente ließ sie Ryu ihren schlanken Hals betrachten, ehe sie das Band zurück an seinen Platz platzierte. Die gespielte Gehorsamkeit wich aus ihrer Mimik und Stimme, als sie erneut zu sprechen begann.
    „Sei dir Gewiss, dass ich auf dein Angebot zurückkommen werde. Dass ich dich aufsuchen werde, wenn ich etwas…brauche.“
    Ihre neckische Art zurück legte sie ein breites Grinsen auf, was ihre weißen Zähne offenbarte.
    „Doch bis dahin überlasse ich dich deinen Aufgaben. Bewahre!“, wählte sie die Worte des Abschieds mit Bedacht.

    Sie wandte sich um, ein enttäuschter Gesichtsausdruck machte sie breit, den sie vor den beiden Waldläufern zu verbergen wusste. Ihre schwingenden Hüften boten eine letzte Versuchung, welche er für diesen Moment abgelehnt hatte, ehe sie die Kommandantur verließ.
    So wie ihr aufgetragen wurde, würde sie zur Plantage zurückkehren, doch zuvor war ein Abstecher in die Sumpflilie nötig, denn sie würde keinesfalls eine weitere Nacht in dieser Klitsche schlafen, wenn sie es vermeiden konnte. Außerdem würde ihr etwas zu Essen bestimmt dabei helfen, die Nachwirkungen der letzten Nacht hinter sich lassen zu können.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Sumpflilie

    Als Maris erwachte, konnte er sich nicht daran entsinnen, geträumt zu haben. Und dennoch fühlte er sich, als wäre er traumgewandelt nach all den Eindrücken, die der vorige Tag hinterlassen hatte. All die Gesichter, all das offene Sprechen über die Magie der Natur und die bevorstehende Wilde Jagd – bei der Mutter, es hätte ihn gewundert, wenn er nicht geträumt hätte! Und dennoch war mit dem ersten Sonnenstrahl, mit dem öffnen der vertrockneten Augen sofort alles wie weggeblasen. Als wollte sein Verstand von alledem nichts wissen.
    Maris räumte das Bein seiner immer noch schlafenden Tochter von sich herunter, die – statt auf ihrem eigenen Fell zu bleiben – natürlich quer gelegen und ihn als Fußmatte missbraucht hatte (nicht, dass er es je anders gekannt hätte); ließ sie liegen und machte sich auf den Weg hinab aus der Baumkrone. Kurz darauf saß er erfrischt und bereit für den Tag in der Sumpflilie und ließ sich ein Lurker-Ei schmecken, das Mama Hooqua zu einem erstaunlich bekömmlichen Rührei verarbeitet hatte.
    Die Wilde Jagd stand also kurz bevor, und alle Welt hatte sich am großen Baum eingefunden, gerufen von Tooshoo selbst, um die Aufgabe zu erwarten, die ihnen gestellt würde. Es beunruhigte Maris, dass seine Tochter in diese Geschehnisse so hereingezogen wurde. Sie war noch nicht so weit, sich auch nur in der normalen Wildnis zurechtzufinden, geschweige denn sich Angreifer zu erwehren. Und nun sollte sie – ja, was eigentlich? Kämpfen? Wenn ja, gegen wen? Er wusste Eines: wenn Tooshoo sie tatsächlich zu den Waffen rief, würde er Runa zur Not an den Stamm fesseln. Doch da raus würde er sie auf keinen Fall führen.

    „Ist hier noch frei?“, brummte ein sonorer Bass aus einer gewaltigen Brust, die sich neben seinem Tisch bis in beträchtliche Höhe hinauf stemmte. Maris, noch in seinen eigenen Gedanken gefangen, winkte ab und deutete in den beinahe leeren Schankraum.
    „Ist genug frei hier, also setz dich doch-“
    Er stutzte, sah auf, legte den Kopf in den Nacken. Und blickte in ein schiefes Grinsen aus den Tiefen eines feuerroten Vollbarts.
    „Seamus!“
    Maris sprang auf und fiel seinem Freund und Quasi-Schwager lachend in die Arme. Der rote Hüne zerdrückte ihn beinahe vor Überschwang, doch das war ihm vollkommen egal.
    „Scheiße, was machst du denn hier, Bruder?“
    „Dachte mir, ich schau mir den großen Baum mal mit eigenen Augen an, weißt du?“
    Die beiden setzten sich gemeinsam an den Tisch, und Maris ließ ein ordentliches Frühstück für seinen Freund springen, bevor sie den Faden wieder aufnahmen.
    „Mal ernsthaft, hat Aaliyah dich geschickt?“, fragte Maris. „Warum bist du nicht gleich mit mir mitgekommen? Hätte die Reise um Einiges angenehmer gemacht, das kannst du wissen.“
    Seamus, der sich sofort über sein Frühstück hergemacht hatte, sah auf, ohne innezuhalten.
    „Nein, Aaliyah hat nichts damit zu tun“, mampfte er zwischen zwei Gabeln gebratener Sumpfkartoffeln. „Sie hätte mich am liebsten in Stewark festgekettet. War der Meinung, ich will ja nur los, weil du auch durftest.“
    Er schüttelte den Kopf und kippte das Essen mit einem Schluck Wasser herunter.
    „Und warum ich nicht mit dir mit bin? Weil mich dieser scheiß rote Fleck hier erst heimgesucht hat, als du mit der Nordmar-Trulla und Runa schon über alle Berge warst.“
    Seamus legte seine Gabel beiseite und rollte seinen linken Ärmel hinauf bis zum Ellenbogen. Maris brauchte nicht einmal hinzublicken. Er lächelte.
    „Bist ein Spätzünder mit deinem Mal, hmm?“
    Seamus seufzte. Er schüttelte den Kopf. „Scheiße Mann, du musst mir später mal erklären, was der ganze Humbug soll. Das Drecksteil juckt, als hätte mich ein verfluchter Mückenschwarm aufgefressen!“
    Maris sah ihn prüfend an. „Hat gejuckt. Oder?“
    Seamus hielt inne, legte den Kopf schief. „Ja. Jetzt, wo du es sagst. Muss ich jetzt geschmeichelt oder besorgt sein, dass du meine Körperfunktionen besser kennst als ich? Muss ich mal auf den Donnerbalken, Papi?“
    „Du bist mir echt ein Vogel, weißt du das?“ Maris lachte nur einen kurzen Moment lang, dann wurde er wieder ernst. „Tooshoo hat dich gerufen. So wie Runa und mich auch – und scheinbar jeden zweiten Arsch, der hier in den Ästen herumspringt. Gut, dass du den Weg hierher gefunden hast, Mann. Bin froh, dass du hier bist, mein Bester.“
    Seamus grinste. „Ich kann dich doch nicht allein ins Unglück rennen lassen. Aaliyah würde mir den Arsch aufreißen von hier bis Al Shedim.“
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    „So, wie schmeckt eigentlich das Bier an diesem wundervollen Ort?“
    Maris verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
    „Was?“, rief Seamus. Er breitete die Arme aus. „Nur weil du dein Frühstück futterst, wenn der halbe Tag vorbei ist, kann sich ein müder Wanderer doch eine Erfrischung gönnen, oder?“
    „Ach, mach doch, was du willst. Bin doch nicht deine Mutti.“
    „Mach ich sowieso, weißt du doch. Schließlich ist die Regierung nicht da, um zu meckern. Also dann!“ Seamus klopfte auf die Tischplatte und erhob sich. „Willst du auch eines?“
    „Nein nein, schieß dich mal alleine ab.“
    „Heut Abend vielleicht. Jetzt bleib ich erstmal beim Bier.“

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    „Und dann haben sie ihm den zweiten Hinterlauf gebrochen. Das war dann im Grunde genommen auch schon sein Ende. Er schleppte sich noch bis zu mir und ich … naja, ich gab ihm dann den Gnadenstoß.“
    Freiya hatte gerade noch gestikuliert und nun plötzlich waren ihre Hände in ihren Schoß gewandert und sie verstummte. Ihr Blick war ein bisschen glasig geworden und sie starrte in das Grün vor sich.
    „Weißt du, er tat mir plötzlich einfach nur noch leid. Kein Lebewesen hat verdient, dass es so entstellt wird, oder, hm … wie hatte Ryu gesagt … korrumpiert!“
    Sie seufzte.
    „Ich frage mich ernsthaft, wie man so etwas verhindern kann.“
    Sie wandte dem Tier neben sich den Kopf zu. Da saß immer noch der Uhu auf einem Ast und blickte sie aufmerksam an.

    Erst hatte sie eine ganze Weile geschwiegen und der Uhu hatte sogar kurz die Augen ein wenig geschlossen, doch dann hatte ein Geräusch ihn aufschrecken lassen. Oder, vielleicht war es auch das Ding in seinem Flügel gewesen? Freiya konnte es immer noch nicht richtig erkennen, es schien eine Art Stock oder Zweig zu sein.
    Nach einer Weile hatte sie begonnen, mit ihm zu sprechen.
    „Ich kenne einen, der hat auch so orangefarbene Augen wie du“, hatte sie angefangen und irgendwie hatte sie dem Tier nun plötzlich die ganze Geschichte von den Geschehnissen im Gebirge erzählt. Hin und wieder hatte er sogar leise mit dem Schnabel geklappert. Als wöllte er das Gehörte kommentieren.
    „Ich muss echt plemplem sein, sitze ich hier und rede mit einem Uhu“, sagte sie schließlich zu sich selbst. Aber irgendetwas sagte ihr, dass dieser schöne Vogel genau verstand, was sie sagte. Und wenn es dieses komische Kribbeln am Rücken war.
    Nun schaute er wieder aufmerksam hin und her. Es war faszinierend, wie weit er seinen Hals drehen konnte. Der Blick der Rothaarigen fiel auf die Krallen des Uhus. Was für messerscharfe Klauen er da besaß! Die wollte sie ganz sicher nicht zu spüren bekommen.
    Dann waren da noch diese kleinen Büschel am Kopf, die wie Ohren wirkten und leicht abgespreizt waren.

    Freiya hatte sich in der Zwischenzeit auf den Boden gesetzt und nahm einen Schluck von ihrer Wasserflasche. Als sie genug getrunken hatte, blickte sie wieder zum Uhu.
    „Du hättest bestimmt auch lieber andere Sachen zu tun, als hier zu sitzen mit dem Ding im Flügel, hm?“, sagte sie schließlich leise.
    Geräusche von der Übungsplattform drangen an ihr Ohr. Wie interessant, dass ihr gefiederter Geselle hier überhaupt keinen Anstoß daran zu nehmen schien. War er Menschen gewohnt?
    „Nun, wenn Onyx noch … hier wäre, würde ich ihn um Rat fragen, aber leider ist er das nicht mehr“, sprach sie schließlich und hielt inne. Das war tatsächlich eine Wunde, die nicht so schnell verheilen würde. Was wohl aus Adler geworden war?
    Wieder seufzte Freiya, wieder versank das Grün ihrer eigenen Augen in dem Grün, was sie umgab.
    Und dann, mit einem Mal gab der Uhu einen Laut von sich. Es war ein unvermitteltes Schuhu. Überrascht blickte Freiya ihn an und er sah zu ihr. Eine Weile lang schienen sie sich anzusehen, dann drehte er seinen Kopf wieder weg. Und wieder folgte ein Schuhu. Ein Kribbeln packte sie. Nicht nur an der Stelle, wo dieses Mal saß, sondern am ganze Körper. Wie schön es klang! Wie voll und samtig! Wie eine unerwartete Berührung, ein warmes Streicheln auf der Haut, das beruhigte.

    Er drehte den Kopf erneut zu ihr, als wolle er sagen: Ja, das habe ich gemacht!
    Wieder kam das Schuhu von ihm. Freiya sah, wie sich das Gefieder an seinem Hals kurz aufplusterte und die hellen Daunen unter dem Deckgefieder zu sehen waren, während sich der Ton in der Kehle des Vogels formte. Faszinierend!
    „Jetzt fängst du mir also an zu erzählen?“, fragte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Gut, ich hör dir zu. Ich hatte lange keine so nette Gesellschaft während der Wache.“
    Wieder schuhuhte der Uhu. Freiya kicherte leise.
    Sie ließ ihren Blick schweifen, doch dann vernahm sie ein Rascheln. Der Uhu war von seinem Ast herunter gekommen und nicht weit von ihr gelandet.

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    Auf der Sumpfkrautplantage

    „Sieh dir das an!“ Yarik hielt Valerion die Sumpfkrautpflanze hin, die er gerade aus dem Boden gezogen hatte. Auf den ersten Blick hatte sie kaum anders ausgesehen als die übrigen Pflanzen, aber die leicht verschrumpelten Blätter, die einen vertrockneten, braunschwarzen Rand aufwiesen, hatten die Aufmerksamkeit des erfahrenen Bauern und angehenden Druiden geweckt. Und sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht: Unter der Oberfläche, dort, wo sich die Wurzeln der Pflanze hätten befinden sollen, offenbarte sich das wahre Ausmaß des Schadens. Vom Wurzelwerk war kaum mehr als ein kümmerlicher Strunk übrig, der sich beinahe schon bei einer bloßen Berührung zu einem übelriechenden Schleim zersetzte. Der Schleim schien zudem eine sonderbare Färbung zu haben, einen unterschwelligen bläulich-lilanen Farbton, der alles andere als natürlich wirkte.
    „Wie ich es dir gesagt habe gestern. Hier ist etwas faul. Das Problem ist nicht ganz neu, Jadewolf hatte es zunächst beheben können, aber jetzt kommt der Scheiß zurück…“ Er warf die zerstörte Pflanze fort und stieß mit seinem Stab kritisch gegen ein paar weitere Krautbüschel. „Es hat wohl erst wieder die Ränder der Plantage erreicht, aber es wird sich weiter ausbreiten, und zwar schnell. Soviel kann ich dir sagen. Wir müssen die Ursache finden, ansonsten haben wir auf Dauer ein Problem. Oh… Shakes! Schon wieder zurück?“

    „Leck mich doch…!“, grummelte der Sumpfkrautfarmer, der offenbar denkbar schlechter Laune war. Er lehnte sich gegen den Schuppen und holte einmal tief Luft, bevor er seine geröteten Augen auf Yarik richtete. „‘tschuldigung“, presste er hervor und senkte den Blick, „Ach, scheiße, ich…“
    „Du verlierst dich“, stellte Yarik trocken fest und kam zu Shakes herüber. Er lehnte sich auf seinen Stab und musterte den Sumpfkrautfarmer. Verflucht, Yarik hatte Shakes zwar schon als einen Trinker kennen gelernt, aber in den letzten Tagen schien sein Verfall rapide fortgeschritten zu sein. Shakes sagte nichts.
    „Es gibt etwas zu tun“, fuhr Yarik fort. Shakes hob müde den Blick.
    „Was? Was willst du jetzt von mir?“
    „Dass du deinen scheiß Job machst, das will ich!“, knurrte Yarik und blickte Shakes finster an. „Diese seltsame Fäule ist wieder da“, erklärte er nach einer kurzen Pause.
    „Fuck…“, war alles, was Shakes dazu einfiel.
    „Und?“
    „Und was?“
    „Was willst du jetzt tun?“
    „Tun? Was weiß ich denn? Das letzte Mal hat Jad-“
    „Oh, du willst also zu Mama Jadewolf rennen wie ein flennender Welpe?“, stieß Yarik hervor, plötzlich ernsthaft erzürnt. Er packte Shakes am Kragen und zog den kleineren Mann zu sich heran. „Bei Beliars Eiern, das hier ist deine Sumpfkrautfarm, du hast sie aufgebaut, du hast sie geleitet, du hast all die Jahre, lange bevor ich hier aufgetaucht bin, dafür gesorgt, dass hier alles rund läuft, und jetzt plötzlich willst du mir erzählen, dass du das nicht mehr auf die Reihe bekommst? Dass saufen und Schlägereien anzetteln alles ist, was du noch kannst? Verflucht nochmal, Shakes, reiß dich zusammen!“
    Er ließ ihn los und Shakes taumelte einen Schritt zurück, bis er wieder gegen den Schuppen prallte, wo er mit hängendem Kopf stehen blieb. Yarik seufzte.
    „Willst du wirklich, dass die Menschen hier dich nur noch als Shakes, den nutzlosen Säufer kennen? Hm? Glaub mir, ich war vor kurzem auch da, wo du jetzt bist. Und er hier“ – Yarik deutete kurz auf Valerion, der etwas abseits von ihnen stand – „ebenfalls. Ich kenne deine Geschichte nicht, aber eines weiß ich: Der Alkohol wird dich nicht retten. Im Gegenteil. Mann, Shakes, du hast eine Aufgabe, du hast etwas, worauf du stolz sein kannst! Ist das nichts? Willst du, dass das alles vor die Hunde geht?“

    Während er sprach, streckte Yarik subtil seine magischen Fühler nach Shakes‘ Geist aus. Seine Magie bahnte sich unbemerkt einen Weg in den noch immer von reichlich Restalkohol und Sumpfkraut vernebelten Verstand des Farmers und tastete dort behutsam nach dem Funken Hoffnung und Entschlossenheit, der vielleicht noch irgendwo unter all dem Selbstmitleid und der Verzweiflung begraben lag, die Shakes dazu trieben, sich nach und nach sein eigenes Grab zu schaufeln. Und er fand diesen Funken. Er war schwach, aber er war vorhanden. Da drin, in diesem zusammengesunkenen und nach Schnaps stinkenden Haufen Elend, war noch immer der alte Shakes, ein Mann voller Entschlossenheit und Tatendrang, der sich allen Widrigkeiten mit Witz und Einfallsreichtum zu stellen bereit war und sich auf diese Weise nicht nur Sympathie, sondern Anerkennung und Respekt verdient hatte. Ein Mann, den Yarik zu seinem Bedauern noch nicht das Vergnügen gehabt hatte, kennen lernen zu dürfen.
    Behutsam, wie jemand, der mit wenigen Funken Glut ein Lagerfeuer entfachen wollte, nährte Yarik diesen Funken von Mut und Entschlossenheit. So weit, bis aus dem Funken zumindest ein Flämmchen geworden war. Eines, das vielleicht stark genug sein würde, den nächsten Ast zu entzünden…

    Shakes hob erschöpft den Kopf. „Du… hast ja recht. Scheiße. Mann…“ Er griff sich an die Stirn. „Fuck, mein Schädel! Egal… was sagtest du? Diese verdammte Fäulnis ist wieder da? Mist! Wir müssen einen Weg finden, die wieder loszuwerden! Die Ursache finden…“
    Er stieß sich wenig elegant von der Wand des Schuppens ab und wollte schon zu den Feldern taumeln, aber Yarik hielt ihn zurück.
    „Du bist in deinem Zustand gar nicht zu gebrauchen. Leg dich nochmal hin und schlaf dich aus. Gönn dir ein anständiges Katerfrühstück bei der Hooqua…“
    „Wenn sie mich überhaupt noch in ihren Laden lässt…“, grummelte Shakes, „Aber ich fürchte, ich komm sowieso nicht drum herum, mich bei ihr zu entschuldigen und so. Sonst reißt mir Ryu die Eier ab.“
    „…ein Katerfrühstück ohne Konterbier, kapiert? Und wenn du wieder fit bist, beraten wir, was zu tun ist. So lange sehe ich mir die ganze Scheiße hier mal genauer an, vielleicht finde ich auch etwas heraus, was uns weiterhilft. Klar?“
    „Klar.“ Shakes zögerte einen Moment, dann legte er Yarik kurz die Hand auf die Schulter, sah ihn aber nicht an. „Danke, Mann…“
    „Jaja. Und jetzt mach, dass du wegkommst. Wir sehen uns später.“
    Yarik sah Shakes noch einen Moment hinterher, als dieser in Richtung des Baums wankte, wo er sich hoffentlich anständig auspennen würde.
    „Gut“, wandte er sich schließlich an Valerion, „Sehen wir uns das ganze Mal genauer an? Oder willst du lieber deine Flamme von letzter Nacht suchen gehen?“

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    Gen Wasserfall

    Das Schinkenbrot schmeckte so köstlich, dass Ornlu es geradewegs von der Tischplatte König Rhobars in Vengard stibitzt haben musste. Royales Brot und royaler Schinken, etwas anderes konnte es nicht sein. Während er sich wieder langsam bewegen konnte, mampfte der Jäger fast schon genüsslich die Stulle und beobachtete dabei die Truppe des Wolfsdruiden. Ein wilder Haufen, lockere Sprücheklopfer wie ernstzunehmende Waldläufer. Sie schienen den Plan des Druiden vielleicht nicht gänzlich zu mögen, aber sie folgten dem Mann. Und das sagte für Kiyan schon einiges aus.
    Daher nickte er dann zur Antwort auf die Frage Ornlus.
    „An meiner Entscheidung hat sich nichts geändert“, erklärte der Gortharer und hielt einen Moment inne beim Essen, „Es ist die Wahl, die man treffen muss, wenn man überleben möchte. Und somit eigentlich gar keine richtige Wahl, da die Alternative dazu … der Tod ist. Aufgeben. Ich bin nicht der schlauste Mensch, nicht der stärkste, schnellste und“ – er tippte sich schief grinsend auf den Stoff, der das fehlende Auge verdeckte – „sicherlich nicht mehr der schönste, aber verdammt, aufgegeben habe ich nie.“
    Er schwieg einige Augenblicke, in denen er die Reste vom Schinkenbrot ansah, dann die Schultern zuckte und sie sich ungeniert zwischen die Kauleisten schob. „Weißt du“, schmatzte Kiyan undeutlich, „Der Geist hat mir die Vorteile der Gefolgschaft aufgeführt. Und gesagt, dass mich bei dir nur der Tod durch den Hetzer erwartet. Und ja, wenn ich die Schuld, die ich nun dir gegenüber habe, nicht einhalte, nicht ehre oder gar gezielt breche, dann soll mich dein Hetzer holen.“
    Kiyan räusperte sich, als er die Blicke der Gefährten Ornlus sah. Vielleicht hatte er doch etwas zu flapsig über den Weißen Hetzer geredet. „Nun … ja, äh, ziehen wir das durch. Ich sterbe lieber bei dem Versuch, den Geist loszuwerden, als mich ihm zu unterwerfen. Ich trug Monde lang Ketten, saß im Kerker … meine … meine Freiheit ist mir heilig. Lieber sterbe ich frei vom Geist, als sein Knecht zu werden.“

  19. Beiträge anzeigen #239
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Sumpflilie

    Tief in Gedanken betrat Chala die Sumpflilie, welche nur spärlich gefüllt war, ganz anders als in der Nacht zuvor. Dort saß jener Mann, der nur das Licht eines Auges sein Eigen nennen durfte und sein Haar mit einem Turban bedeckte. Mit ihm am Tisch saß ein wahrer Hüne, der sich einen frühtäglichen Humpen Bier zu gönnen schien. Sein Gelächter war laut und ehrlich und auch der Südländer neben ihm wirkte viel entspannter, als sie ihn in Erinnerung hatte. Obwohl auf diese nicht wirklich Verlass war, wenn man bedachte, wie betäubt ihre Sinne gewesen waren. Noch immer spürte sie die Nachwirkungen von Sumpfkraut und -bier, eine Kombination, die sie in Zukunft meiden würde. Zumindest schwor sie in just diesem Moment genau dies zu tun.
    Nie wieder Alkohol…mit Sumpfkraut.

    Auf – nicht an - einem anderen Tisch, nah an der Eingangstür, saß eine zierliche junge Frau, weißes, langes Haar, welches kaum von einem losen, geflochtenen Zopf gebändigt wurde. Sie schwang die Beine ein wenig hin und her, da sie von ihrer, auf dem Tisch sitzenden, Position nicht den Boden erreichte. Sie summte eine fröhliche Melodie, während sie aus unerfindlichen Gründen vor sich hin grinste. Neben sich auf der Holzplatte stand eine große Kiste, die randvoll mit irgendwelchen Tonbehältern und Blättern gefüllt war. In den Blättern schien etwas eingewickelt zu sein.
    Sie bemerkte die Aranisaani und lächelte sie beherzt an.
    „Hallo!“, rief sie mit klarer Stimme, „Oh, deine Lippe sieht nicht gut aus. Möchtest du etwas gegen die Schwellung?“
    Skeptisch beäugte Vered die Jugendliche, die ihr viel zu gut gelaunt war.
    „Sollen die Dinge in deiner Kiste da“, sie nickte in die Richtung des Kastens, „etwa dabei helfen?“
    „Ja, genau!“, bestätigte sie mit einem Singsang.
    „Und was soll es kosten?“
    „Nichts natürlich“, erwiderte sie, so als wäre ihr das Konzept von Geld völlig fremd.
    „Nichts?“, hakte die Dunkelhäutige nach, die die Augen verrenkte, als sie ein Kopfschütteln zur Antwort bekam.
    „Hier“, meinte die junge Frau bloß, nachdem sie eines der Blätter aus der Kiste genommen hatte und ihr entgegenhielt, „Die Paste kannst du einfach auf deine Unterlippe schmieren und in ein paar Stunden wird es viel besser sein“, versprach sie mit ehrlicher Miene.

    Zögerlich nahm Chala das angebotene Blatt entgegen. Der Inhalt war weich und gab nach, als sie die Finger darum schloss. Als sie es auseinanderfaltete, entdeckte sie eine Art Brei, der die Farbe von nasser Erde hatte. Der Geruch war herb und erinnerte sie an den Sommer.
    „Nimm auch das hier“, meldete sich die Weißhaarige erneut und reichte ihr eine der Tonfläschchen, „Es vertreibt die Nachwirkungen von Alkohol und wenn ich dir in die Augen schaue, scheinst du es zu brauchen.“
    „Danke…“, meinte die Aranisaani perplex, als sie die beiden Geschenke begutachtet.
    „Es wäre nur schön, wenn du das Gefäß wiederbringen würdest. Oma hat nicht so viele davon. Mama Hooqua nimmt sie auch für mich entgegen“, fügte der gut gelaunte Zwerg hinzu, ehe sie wieder zu Summen begann. Wohl ein Zeichen, dass für sie das Gespräch beendet war.

    Nach den Geschehnissen in der Kommandantur und diesem seltsamen Gespräch mit dem hellhäutigen Mädchen, waren die Gedanken der Dunkelhäutigen am Rotieren. Benommen setzte sie sich an einen freien Tisch und bestellte ein Frühstück. Etwas, das ihre Lebensgeister wecken sollte. Außerdem erkundigte sich bei der Wirtin, Hooqua, nach einem freien Zimmer, was sie ihr zusicherte, wenn sie abends wiederkam.
    Mit dem Hunger eines abgemagerten Wolfes schlang Chala das Essen herunter, spülte mit einem gut gemeinten Schluck Wasser nach und musste sich beherrschen nicht in einen Hustenanfall zu stürzen. Schließlich verließ sie mit gemischten Gefühlen die Schenke. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als Ryus Anweisungen zu folgen und sich nützlich zu machen. In dem Zuge wäre es wohl auch hilfreich, wenn sie sich mit Shakes berappeln würde.
    „Das kann was werden“, seufzte sie schwer und folgten den Stegen gen Süden, immer noch enttäuscht, dass der Hauptmann ihren Avancen nicht verfallen war.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Hügel nahe am Wasserfall

    “Das wird er ganz gewiss…wenn er endlich zurückkehrt.", dachte sich der Druide und schweifte in Gedanken ab. Es war schon eine lange Wartezeit für die kleine Gemeinschaft, die die Rückkehr des Hetzers erwartete. Jedes Mal, wenn der Mond im Zeichen des Wolfes stand, suchten sie nach Zeichen, nach Hinweisen, wo die Wiedergeburt des Hetzers - des Wolfskönigs - zu finden war. Es war mit ein Grund, weshalb Ornlu durch alle Länder des Festlandes und vor allem Nordmar gereist war. Doch gefunden hatte er den Naturgeist nicht.

    “Wir warten noch bis Sonnenuntergang. Ich weiß auch nicht wieso immer Nacht sein muss, damit man irgendwelche Rituale vollbringen muss. Vielleicht liegt es an Innos? Wer weiß. Im Grunde brauche aber auch ich die Zeit.”, erklärte er und zog sich dann bis Sonnenuntergang zurück. Kiyan hatte noch etwas zu essen bekommen und ruhte dann wohl auch noch, während die drei Wölfe noch ein paar Dinge besorgten und drei große Feuer in einem größeren Dreieck vorbereiteten.
    Mit Ende des Tages und Abschied der letzten Sonnenstrahlen erschien auch endlich der Hauptmann.
    Ornlu hatte Ryu so viel zu erzählen, so viele Dinge mitzuteilen und mit dem Hayabusa auch Wege für das Waldvolk vorzubereiten und doch fehlte wie so oft die Zeit. Jetzt vor der nahenden Wilden Jagd.

    “Bewahre, alter Freund. Wenn all die Dinge vorbei sind und ein paar ruhige Tage einkehren, werden wir reden wie in alten Zeiten. Heute aber brauche ich dein Schwert und deine Erfahrung mit dunklen Mächten.”, erklärte Ornlu.
    “Ruhige Tage?”, fragte Ryu und zog eine Augenbraue hoch.
    “Wenn wir nicht jemandes Welt retten müssen.”, entgegnete der Jäger und Ryu nickte schmunzelnd.
    “Heute aber gilt es Kiyan zu retten. Etwas sehr Bösartiges ist in ihm und wird ihn entweder zerstören oder in etwas verwandeln, dass mir bis dahin unmöglich schien. Ein mir alter Bekannter und Orkschamane. Längst tot wie es scheint und doch in dieser Welt dank Kiyan.”, erzählte der Druide und schaute kurz zum Einäugigen.

    “Hört alle her. Ich werde Meister Feywidds Kreis beschwören. Ähnlich der Steinkreise ist es eine Art Portal, aber auch ein Bannkreis aus purer Magie, der sich der Umgebung bedient. Nichts kann da raus. Ich werde das was in Kiyan ist raus jagen und im Kreis vernichten. Dabei verlässt mein Geist meinen Körper und genauso Kiyans Geist und hoffentlich das was noch in Kiyan ist seinen Körper. - Feywidds Kreis ist aber auch ein Portal in die Sphäre zwischen dieser und Beliars Sphäre. Was auf dem Weg in Beliars Reich ist, kann sich dort befinden. Ein geistloses, lebendiger Körper ist wie Scheiße für Fliegen. Sie wollen die Hülle füllen, um wieder zu leben. Es werden Erscheinungen sein. Geister die sich materialisieren. Manche haben schon gesehen, wie ich sowas selbst beschwor. - Ihr könnt sie mit einen Hieb vernichten, weil ihr Geist hier keinen Halt mehr hat. Sind sie stark genug…können sie sich wehren. Passt deswegen auf. Sollte irgend ein Geist es schaffen durch zu kommen, dann kann es sein das Kiyans Geist oder mein Geist nicht mehr zurück in unsere Körper können. Verstanden? Ich weiß, dass ist etwas viel auf einmal. Aber sorgt einfach dazu, dass kein Geist es zu mir und Kiyan schafft.”, bat der Druide und entschied dass es Zeit war.
    Kiyan wurde an die vier Pflöcke gebunden und Ornlu gebot, die Feuer zu entzünden. Dann war er es, der vor Kiyan trat und sich sammelte.

    “Echuio!”, sagte er laut mit Magie verzerrter Stimme und rammte seinen grell in feuer-orange leuchtenden Druidenstab in den Boden. Magische Adern strömten aus diesen heraus und jagten in die sechs Kreise.
    Augenblicke später wuchsen magisch-grelle, baumartige Gebilde aus den Kreisen und die Magie im Kreis begann in Schleiern und Wirbeln aufzukommen. Ein magischer, warmer Wind strömte auf, als der Druide abkniete und seine Hände auf Kiyan ablegte. Im nächsten Moment brach ein Sturm im Kreis aus und Ornlus Augen wurden hell, wie der Kristall seines Druidenstabes.
    Kiyans Körper wurde hoch gerissen und Ornlu packte ihn abermals am Kopf, um in sein Auge zu blicken.
    Es dröhnte und grollte wie vor einem Gewitter, während eine magische Säule einige Meter gen Himmel empor stieg und auch am Boden sich die Unmengen an Magie entluden.

    Als nächstes fiel Ornlus Körper zur Seite und aus diesem stieg eine wolfsartige Bestie aus magischen, geisterhaften, roten Schleiern empor. Kiyans Geist hingegen kroch gemartert und geschwächt aus dessen Körper und stemmte sich auf, um wohl sich selbst zu betrachten.
    Die Wolfsbestie knurrte auf und im nächsten Moment sprang ein grünlicher Schatten aus dem Leib des Einäugigen und fing sich so wie ein kleinerer Schatten hinter diesem.
    “Du hast hier keine Macht!”, knurrte der magische Wolfsschatten und stürzte sich auf den Schamanengeist. Der wich aus und stattdessen wurde der kleinere Schatten vom großen, bösen Wolf zerrissen. Kiyans Körper zuckte und bog sich, als würde er jeden Moment bersten und sackte dann zusammen. Dann blickte Ornlus Geist zu seiner größeren Beute.

    Währenddessen blieb das was gerade geschah nicht unbeobachtet. Angezogen von Macht und leeren Hüllen erschienen all jene Wesen und Seelen, die nah genug waren und genug Geisteskraft noch besaßen, diese Sphäre zu betreten oder gar hier gefangen waren. Sie alle lechzten nach den freien Körpern. Sie alle näherten sich dem magischen Kreis und seinen vier Beschützern…

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