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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Françoise blickte zum Fenster der Kutsche hinaus und beobachtete, wie es wieder anfing zu schneien. Der Schnee hüllte die Landschaft in ein beruhigendes Weiß. Alles unterwarf sich seiner Ordnung. Solange sich niemand daran zu schaffen machte. Eine passende Metapher für diese Welt.
    »Ich kann dir gerne sagen, wohin es geht.«, antwortete die Priesterin und wandte sich ihrem Freund zu. »Zu einer ganzen Reihe von Höhlen. Der Orden führt kein Buch darüber, in welchen sich Untote verbergen. Könnte sein, dass wir gar nichts finden.«
    Tatsächlich fragte sich Françoise, wie es überhaupt dazu kam, dass sich Gruppen untoter Kreaturen an manchen Orten sammelten. Eine großangelegte Verschwörung von Schwarzmagiern gab es sicherlich nicht. Ein natürlicher Ursprung ließ sich ebenfalls ausschließen. Selbst Magie unterlag den Gesetzen der Entropie.
    Erneut blickte die Oberste Feuermagierin zum Fenster hinaus. Ihre Entscheidung mit der Kutsche zu fahren hatte sich als goldrichtig herausgestellt. Der Schneefall intensivierte sich, je weiter sie Richtung Osten kamen. Neben ihrem Gefährt ritt Konstantin auf dem Roten Hasen. Françoise hatte ihm angeboten, ebenfalls in der Kutsche zu sitzen. Doch der Drache von Baraka hatte abgelehnt. Mit seinem Ross konnte nichts mithalten. Auch keine bequeme Sitzbank.
    »Dann und wann. Aber längst nicht mehr so oft wie früher.«, antwortete die Priesterin. »Khorinis und das alles liegt so weit in der Vergangenheit. Die Stadt selbst siecht vor sich hin, nach dem was ich gehört habe. Und der Rest der Insel liegt vermutlich in Ruinen. Kloster inbegriffen. Schade, wenn man bedenkt, dass es eines der ältesten des Ordens ist. Aber es ist am Ende auch nur ein Gebäude. Bin ich ein wenig neugierig? Ja. Mehr allerdings auch nicht.«
    Françoise blickte zu Draco herüber.
    »Was genau willst du denn dort sehen?«, fragte sie dann. »Ob deine Taten am Ende doch keine so großen Auswirkungen auf die Stadt hatten? Dann wirst du enttäuscht werden.«

  2. Beiträge anzeigen #362
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline
    Die Kutsche hielt und DraconiZ schob die Tür vorsichtig auf. Kälte wie Nadelstiche kam Ihnen entgegen. »Ich möchte meinen Seelenfrieden finden«, meinte er und sah zu wie sein Atem in einer Rauchwolke vor ihm aufstieg. »Meine Taten kann ich nicht ungeschehen machen, doch vielleicht kann ich dort etwas tun, was mir ein wenig Frieden bringt. Es mag auch nur ein Gefühl sein. Irgendwie denke ich, dass ich etwas tun muss. Etwas was mit der Zeit dort unten zusammenhängt.«. Mit einem Satz sprang er aus der Kutsche und schaute sich die Umgebung an. Es hatte überall geschneit und er konnte kaum ausmachen wie die Landschaft wohl ohne ausgesehen haben mochte. So genau kannte er sich noch nicht hier in der Umgebung aus. Er hielt Françoise die Hand hin, damit sie galant aussteigen konnte. Der Kutscher blieb bei ihrem Gefährt und der Begleiter Konstantin folgte Ihnen.

    »Diese hier?«, fragte er in Richtung des bemerkenswerten Streiters und er nickte und zuckte mit den Schultern. »So gut wie jede Andere«. »So gut wie jede Andere«, stimmte der Klingenmeister zu. Es war angenehm einzutreten. Hier draußen stürmte es weniger und schon die kurze Strecke durch die Kälte hatte an seinen Gliedern gezerrt. Er mochte die Kälte nicht sonderlich. Vielleicht ein Relikt aus der Zeit in Bakaresh, aber auch in Khorinis war es eigentlich niemals wirklich sehr kalt geworden. Zumindest soweit er sich jetzt im Moment erinnerte. Es war natürlich, wie für Höhlen üblich, sehr dunkel hier und so sah er seine erste Herausforderung darin Licht für seine Gefährten zu beschwören. Schließlich konnten sie nicht, wie er selbst, im Dunkeln sehen. Er rief alle Siegeln im Inneren und kurz darauf schwebte eine kleine Lichtkugel über seine Handfläche. Soweit so einfach. Er lies die Kugel etwas hinter sich schweben, damit diese nicht seinen eigenen Blick vernebelte.

    »Hört ihr irgendetwas?«. Einen Moment verhielten sich Beide sehr ruhig und das einzige was DraconiZ ausmachen konnte war sein eigener Herzschlag und die Atemgeräusche der Beiden. Dann hörte er kleine schabende Geräusche. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Ah«, meinte er und ging in die Hocke. »Was für ein grausiger Untoter«, meinte er und hob die kleine Fleischwanze auf und hielt sie Konstantin hin. Seine Mundwinkel verzogen sich zu so etwas wie einem sehr entfernten Grinsen. Immerhin nicht ganz humorlos. »Kommt. Lasst uns weiter unten schauen«

  3. Beiträge anzeigen #363
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    »Ich rate dir dringend davon ab, dich in Khorinis zu offenbaren. Du möchtest wiedergutmachen, was du damals getan hast. Ein hehres Ziel. Für die Bürger der Stadt gab es allerdings keinen Neuanfang. Sie leben seit damals in Ärmlichkeit. Sie haben geliebte Menschen verloren. Dass du das nicht ungeschehen machen kannst, hast du erkannt. Aber hast du dich auch gefragt, was sie in dir sehen werden? Einen Verräter, der nach Absolution sucht. Nun gekleidet in teuren Gewändern, wohl genährt, umgeben von Freunden. Dass du zwischenzeitlich alles verloren hast, ist für sie nicht von Bedeutung. Was sie sehen, ist, dass du alles hast, was ihnen genommen wurde. Du bist die Personifizierung ihres Leidens. Wenn du ein Paladin sein willst, dann stell dir deshalb nicht die Frage, was DIR Frieden bringt, sondern was IHNEN Frieden bringt. Manchmal ist keine Hilfe zu geben die größere Hilfe.«

    In der Höhle ließ Françoise ihrem Freund den Vortritt. Sie war nur anwesend, um im Notfall eingreifen zu können. Obwohl sie Draco davon nichts gesagt hatte, machte sich die Oberste Feuermagierin über die Kohärenz der Siegel und der darin gefangenen Magie große Sorgen. Es existierte keinerlei Referenz, an der sie sich orientieren konnten. Niemand wusste mit Gewissheit, ob das Ganze auf Dauer stabil bliebe. Und durch das Wegfallen des Übungsraums hatten sie eine weitere Variable in die Gleichung eingefügt. Eine weitere Unbekannte.
    Aus diesem Grunde blieb Françoise an diesem Tag sehr zurückhaltend. Draco war ihr Freund und sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um ihn vor einem schlimmen Ende zu bewahren. Hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie den Paladin wahrscheinlich davon abgehalten, aus dem Feuerkelch zu trinken. Niemand, selbst der König nicht, hatte sich über die Konsequenzen Gedanken gemacht. Oder vielleicht doch und sie waren ihnen einfach egal gewesen. Diese Welt war so furchtbar irrational.
    Sie folgten dem natürlichen Verlauf der Höhle. Das Paladinlicht schien ihnen den Weg. Es mutete an, als ob der Mond in die Tiefen der Höhle schien. Dabei war es draußen helllichter Tag. Von Untoten fehlte jedoch jede Spur. Das ein oder andere Mal kamen sie in einer Sackgasse zum Stehen. Glücklicherweise hatten sie an jeder Weggabelung eine Markierung am Fels hinterlassen, so dass sie sich nicht verlaufen konnten.
    Als Françoise drauf und dran war, vorzuschlagen eine andere Höhle aufzusuchen, hob Konstantin die Hand und bedeutete ihnen zu stoppen. Nach einigen Augenblicken des angestrengten Lauschens, hörte die Priester ein leises Schaben. Dann noch ein weiteres, dass das erste überlagerte. Was auch immer sich dort bewegte, war nicht allein. Langsam und vollkommen lautlos bewegten sich die drei dem Ursprung des Schabens entgegen.
    Wenig später erreichten sie einen Abhang. Zur Sicherheit hatte Draco sein Paladinlicht gelöscht, so dass Konstantin und Françoise sich vollkommen auf sein Wort verlassen mussten. Ohne seine Hilfe hätten sie den Abhang nicht wahrgenommen. Das Schaben hingegen war nun deutlicher denn je zu hören. Es drang aus der Tiefe zu ihnen herauf. Laut Draco handelte es sich um eine Traube von Zombies, die wahllos am Grund des Abhangs herum schlurften.

  4. Beiträge anzeigen #364
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    »Du hast recht«, hatte er zu Françoise gesagt, als sie ihn auf sein Vorhaben angesprochen hatte wieder nach Khorinis zu gehen. Es war mehr selbstgerecht als alles Andere. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt, den er jetzt, in dem Moment wo er die Zombies beobachtete immer noch nicht losgeworden war. Frieden hatte er sich gewünscht. Er hatte sich geändert. So viel stand wohl fest. Doch die oberste Magierin hatte recht: Es würde für die Menschen dort keinen Unterschied machen. Es war der blanke Spott für sie, wenn er dort wieder eintraf. Für ihn vielleicht hilfreich, für sie wahrscheinlich weniger. Der Kloß wanderte weiter in sein Inneres. Ob es wohl Jemals Frieden für ihn geben würde?

    »Irgendeine unheilige Präsenz muss hier sein. Zombies entstehen nicht aus dem Nichts«, raunte er Konstantin und Françoise zu. Dann konzentrierte er sich. Im Schatten der Höhle und in der damit verbundenen Leere fiel es ihm schwieriger die Magie zu rufen. Er spürte die Siegel, die sich drehten und die arkane Macht freigaben. Intuitiv zog er seinen Handrücken zur Brust und zeigte mit Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger, die sich alle berührten, ruckartig nach unten. Ein Impuls von hellem Licht verließ Geschossartig seine Finger. In rasender Geschwindigkeit fand es den Weg nach unten und schlug in einen der Zombies ein. Der Zombie begann sofort an der Einschlagsstelle zu brennen und fiel zu Boden. Eine Kakophonie aus merkwürdigen Lauten, dann bewegte er sich erst einmal nicht mehr. Er atmete hörbar ein und aus. »Funktioniert besser als bei dir«, konstatierte er. Dann fasste er Konstantin an der Schulter. »Bereit in den Abgrund zu steigen? Wir müssen die Quelle der schwarzen Magie finden«. Mussten sie nicht, aber wer hatte schon etwas gegen ein gutes Abenteuer? Konstantin grummelte etwas und stimmte dann mit Blick auf seine Herrin zu. Was sollte er wohl dagegen sagen?

    Der Abstieg war steinig und beschwerlich. Jemand der nicht in der Körperbeherrschung geschult war, wäre sicherlich abgestürzt, doch sie waren geschult. Als es noch eine Körperlänge bis unten war lies DraconiZ sich fallen und zog gleichzeitig sein Schwert. Vor Ihnen lag der gefallene Untote, doch die Anderen waren verschwunden. »Vorsichtig jetzt«, raunte er nach oben.

  5. Beiträge anzeigen #365
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Es war höchst verdächtig, dass die anderen Untoten den Ort des Geschehens verlassen hatten. Ein solch koordiniertes Verhalten passte überhaupt nicht zu diesen Kreaturen. Jemand zog im Dunkeln die Fäden. Hatten sie ausgerechnet in der erstbesten Höhle etwa den Hort eines Schwarzmagiers ausgemacht? Die Chancen waren gering. Dennoch galt nun höchste Vorsicht.
    »Konstantin und ich werden im Hintergrund bleiben.«, flüsterte Françoise. »Dann kannst du deiner Magie freien Lauf lassen. Falls etwas schief geht, gib uns ein Zeichen und wir sind sofort zur Stelle.«
    In der Entfernung hörten die drei wieder das Schaben und Schlurfen der Untoten. Obwohl es sich um Zombies handelte, welche nicht für ihre Geschwindigkeit bekannt waren, hatten sie einen erheblichen Vorsprung. Irgendetwas ging hier ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu. Mit aller gegebenen Vorsicht pirschten sich Draco, Konstantin und Françoise weiter durch die Höhlengänge.
    Um überhaupt etwas zu sehen, hatte der Paladin wieder seinen Lichtzauber heraufbeschworen. Dieses Mal in einer etwas gedämpften Variation. Die Oberste Feuermagierin hätte ihm ein Lob ausgesprochen, hätten sie sich nicht in einer angespannten Lage befunden. Das Dosieren der eigenen Magie war ein wichtiger Bestandteil des Werkzeugkastens, dessen sich Magier jeder Couleur bedienten. Paladine stellten hierbei keine Ausnahme dar.
    In einer Art von fahlem Mondlicht getaucht, schlichen sie weiter, bis sich der Raum vor ihnen weitete. Eine große, unterirdische Höhle offenbarte sich ihnen. Françoise deutete auf die entfernte Seite, um ihre Begleiter auf die dort versammelten Untoten aufmerksam zu machen. Augenscheinlich hatten sie keine Notiz von den Neuankömmlingen genommen. Genauso wie zuvor. Ein ungutes Gefühl machte sich in der Priesterin breit. Zuerst flohen die Zombies vor ihnen und nun sammelten sie sich in einer dichten Traube. Es mutete fast so an, als ob sie zusammengerückt waren, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Ein absurder Gedanke.
    Durch Zufall entdeckte Françoise zwei schwach glimmende, rote Punkte knapp unter der Höhlendecke. Sie bewegten sich langsam hin und her und manchmal verschwanden sie vollständig. Ein Skelettmagier! Eine höchst seltene Form von Untotem, denn sie verfügten über magische Kräfte. Er schien die Kontrolle über die Zombies zu besitzen, wie ein Schäfer über seine Tiere. Die Frage, woher die Zombies kamen, war damit beantwortet. Nur stellte sich jetzt eine neue. Nämlich was den Skelettmagier beschworen hatte. Vielleicht war er ein Überbleibsel aus den Tagen des Orkkriegs? Womöglich hatte ein Schamane sich diesen Diener gerufen und ihn nach der Schlacht einfach vergessen. Ganz gleich was ihre Entstehungsgeschichte war, den Untoten musste der Garaus gemacht werden. Sonst würden sie früher oder später ein Problem für umliegende Bauernhöfe und Handelsstraßen darstellen.
    »Was ist dein Plan, Paladin?«, fragte die Priesterin leise. »Der Magier dort oben wird uns bestimmt einheizen, wenn wir die Zombies frontal angreifen. Greifen wir ihn zuerst an, haben wir den Rest der Bande am Hals.«

  6. Beiträge anzeigen #366
    Waldläufer Avatar von Naira
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Beria-Steinkreis

    Der Meereswind blies um diese Jahreszeit stark, verwehte Nairas Haare und fühlte sich doch angenehm mild an. Es war Wind aus Varant hier oben am höchsten Punkt des Talkessels um Beria.
    Sie waren einen schmalen Pfad vom alten Kiefernhain im Tal hier hinauf zum Steinkreis gestiegen und rasteten nun auf der Bergspitze zwischen uralten Kiefern und den Findlingen des Steinkreises.

    Naira genoss es hier zu sein. Der Blick in die Ferne gen Süden über das Meer, wo sich Varants Küste befand, war unheimlich beruhigend.
    War man hingegen mutig genug, um die verdammt hohe Steilwand hinab zu blicken, dann sah man den uralten Adanostempel bei Trelis von oben.
    Mit Blick gen Südwesten in das südliche Myrtana, sah man mit etwas Glück die weißen Kalksteinberge des Varant Passes.
    Dort waren sie schon einige Male durchgezogen, bis es zu gefährlich wurde.
    Der Blick nach Nordwesten bot endlose Wälder und wenn Chani nicht log, dann sah man sogar die Turmspitzen von Trelis.
    Naira überlegte, ob man dasselbe von den Turmspitzen aus über den Steinkreis sagen könnte. Doch bei all den Bäumen hier, sah man wohl eher nur einen hochgelegenen Kiefernhain.

    Der Ausblick nach Norden bot die Gebirgskette, die das Midland und Ost-Myrtana trennte - und mit guten Augen sah man auch Teile der großen Handelsstraße zwischen den Gebieten, wo auch sie eine Zeit lang entlang gefahren waren.
    Naira brauchte aber Danzo, um den Amon Tirith - den Wachsamen Berg - wo sich das Lager Tirith der Küstenläufer befand, zu lokalisieren.
    Der Blick gen Nord- und Südosten bot die Aussicht auf kleine Teile der Küstenregion und die Bucht von Trelis. Kap Dun deutete sich hinter weiteren Bergen und Wäldern an und mehr brauchte sie auch nicht davon. Sie hatte erst einmal genug von Städten, ihren Gerüchen und den Menschen dort.

    Es waren keine zwei Tage in Beria vergangen und sie fühlte sich einfach gut.
    Gestern durften sie noch ihre Unterkunft beziehen und wurden beim großen Essen durch Meister Porgan herzlich im Namen aller in Beria begrüßt.
    Heute schon hatten sie ihre Aufgaben, um als Teil der hiesigen Gemeinschaft ihren Beitrag zu leisten. Bhor und Gisla kümmerten sich darum, dass ihre restlichen Sachen von den Wägen hierher kamen und was sie erübrigen konnten der Gemeinschaft zu Gute kam. Eskiel hatte sich einer Patrouille angeschlossen, die im Süden unterwegs war und Chani, Danzo und sie selbst halfen beim Feuerholz, Essensausgabe und Vorbereitung des großen Essens.
    Danach bekamen sie durch Dunor eine Führung durch das Tal und manche Punkte, die Keldor ihnen nicht gezeigt hatte.
    Immerhin sollten sie bescheid wissen und die Wächter und Jäger in Zukunft unterstützen.
    Der Steinkreis von Beria war hierbei ihr erstes Ziel, um sich vorzustellen, wie groß das Tal, der Talkessel und alles drumherum waren.

    “Und hier wurde Arakos zu unserem Anführer bestimmt?”, fragte sie Dunor.
    “So war es damals. Arakos erkannte, dass Beria wieder Heimat war und stellte sich zur Wahl. Die Waldläuferführer davor waren stark und jung. Aber sie waren allesamt verschwunden. Die Leute wollten einen gestandenen Anführer der enger mit dem Waldvolk verbunden war. Einer alten Sippe oder Familie angehörte. Oberon und Arkantos standen kurz vor einer offenen Fehde, wollten sich abspalten und auch andere waren skeptisch, dass nach Silden irgendein gemeinsamer Weg noch für unser Volk der Richtige war.
    Arakos hat es geschafft. Wenn der Bär brüllt, hören Adler, Snapper und all die anderen zu. Es war ein Glücksfall für uns, dass es ihn gab. Aber auch, dass ein Teil von uns auf Argaan Heimat fand. Wir hätten niemals so viel Menschen in Beria versorgen können. Wart ihr schon dort?”, fragte Dunor. Chani verneinte und auch Danzo tat es.

    “Ich habe von Tooshoo gehört, aber kann es nicht glauben. Manche sagen der Baum wäre so hoch wie zwanzig Bäume und unsere Leute würden dort wie Ameisen leben. Das will ich mir mal selbst ansehen. Warst du schon dort?”, fragte Naira.

    “Nein, aber mein Onkel väterlicherseits lebt dort und war mal zu Besuch. Er kann das alles bestätigen. Sagt euch Kjal von den Nimrod was?”, fragte Dunor.

    “Du gehörst den Nimrod an? Und Dunca auch? Nicht schlecht. Nimrod war doch der, der den Streit schlichtete. Zwischen unserem Volk und dem Herrn der Wälder.”, sagte Chani.
    “Er hat die Aufgaben des Herrn erfüllt und bekam als Belohnung die Klinge Friedensbringer.”, fügte Naira wissend an.
    “Na ihr wisst ja viel.”
    “Wir Zwei sind ja Expertinnen. Was meinst du was wir abends am Lagerfeuer so treiben? Haben ja nicht Jagdgeschichten parat, um zu schauen wer den Größten hat.” frotzelte Chani und beide Frauen lachten auf, weil Dunor sich wohl ertappt fühlte. Gestern hatte er ihnen auffällig viel von der Jagd erzählt.

    Er hatte ein Auge auf Naira geworfen und darauf bestanden ihnen die restlichen Orte zu zeigen, bis seine Wache begann. Naira gefiel das. Er war bemüht und zugleich nicht aufdringlich. Nach wie vor nicht ihr Typ, aber menschlich ein ganz feiner Kerl. Sie wusste noch nicht, ob sich hieraus neue Dynamiken entwickeln würden - aber das musste sie ja nicht jetzt entscheiden.
    Um die entstandene Stille zu vertreiben, berührte sie einen der Findlinge, fuhr um das schwache Symbol im Stein mit den Fingern und fragte:
    “Was ist das für ein Zeichen?”

    Dunor überlegte, Danzo wusste es nicht und Chani fuhr selbst darüber.
    “Das ist das Zeichen der Adler.”, sagte sie.
    “Falsch…”, sagte eine starke weibliche Stimme. Chani zuckte zusammen, als ihre Meisterin hinter einem Findling hervorkam. Hatte sie sie etwa belauscht?

    Noreia war eine schöne Frau mittleren Alters. Streng im Blick und der Stimme. Weise in ihren Worten und fast schon gefürchtet für ihren Scharfsinn und die Direktheit.
    Laut Chani war Noreia ein scharfes Schwert, das beide Seiten schnitt und sowohl Meister Porgan, als auch Meister Torn sehr achteten oder besser ihre Sichtweise nach ihrer Meinung oft genug überdachten. Eine starke Frau und mächtige Druidin.

    “Bewahret! Dunor von den Nimrod, Danzo Eisenfaust, Naira Flammenherz und Chani, mein goldene Pirol. - Das Zeichen dort ist das der Möwe. Doch gräm dich nicht, Chani. Es gibt da einen Wolf der verwechselt das ständig. So wie er früher so einiges verwechselt hat. - Jeder Findling ist einem Zeichen geweiht. Die Möwe als Lufttier, die Steinwurzel als Pflanze, das Wildschwein für die Landtiere und die Forelle für die Wassertiere. Zuletzt wären da noch Mensch und Ork.”, erklärte die Frau mit kastanienbraunem Haar.

    “Ork? Wieso das denn?”, fragte Danzo.
    “Weil sie auch Kinder Adanos waren. Die ersten Druiden waren nicht nur Menschen. Orks und wir hatten einen Vater und eine Mutter. Dann aber schuf Beliar seine eigenen Orks und ihre Vettern starben oder verfielen dem Ruf des dunklen Gottes. Die Findlinge die den Orks gewidmet sind erinnern daran, dass ihr Vater sie immer mit offenen Armen empfangen wird. Und wir, die da nur das Schlechte in den Orks sehen und erlebt haben, werden daran erinnert, dass auch sie zur Familie gehören und das Gleichgewicht dieser Welt nicht existiert, wenn sie nicht existieren.”, erzählte sie und legte ihre Hand auf den Findling der Orks.
    “Aber sind jene Orks die Adanos entstammen nicht ausgelöscht? Wie kann es dann sein, dass es das Gleichgewicht noch gibt?”, fragte Naira neugierig. Noreia lächelte auf.

    “Du vergisst zwei Dinge, Naira Flammenherz. Auch die Beliarorks haben eine Mutter und diese Mutter ist eine Göttin, die sich aus Adanos’ Macht erhob. Diese Orks wissen jedoch nicht von ihr. Und dann sind nicht alle Orks der Adanosschöpfung gestorben. Ihr Blut wurde ein geringer Teil der Beliarorks. So sind sie nicht vollkommen verschwunden. - Altes Blut ist unzerstörbar. Egal ob hunderte Generationen es verdünnen. So wie auch bei uns, Naira. Nicht wahr? Dein Blut ist doch auch alt?”, fragte Noreia provokant.

    “Mein Blut? Was ist damit? Erklärt es mir, Meisterin Noreia. Ich bin doch hoffentlich kein Ork?”, scherzte sie. Naira war ein wenig überrumpelt und wusste nicht, ob ihr gefiel, wohin das ging. Noreia sah ihr blondes Haar an und wusste etwas. Sie ahnte es nicht nur. Das sah sie ihr an.

    “Ganz offensichtlich fehlt dir das Fell für einen Ork. Und der Überbiss. Ich kann dich also beruhigen. - Du verbirgst etwas. Nicht nur durch dein gefärbtes Haar. Dabei musst du es doch nicht verbergen... Zeig es mit Stolz.”, sagte sie dann doch freundlicher. Naira lächelte etwas erleichtert auf.
    “Das Blond, galt der Tarnung als Händlerin. Bald werden sie wieder braun.”, sagte sie und lenkte das Thema in diese Richtung. Noreia schüttelte den Kopf.

    “Trage mit Stolz wer du bist. Du weißt doch wer du bist? Wo dein Blut und deine Wurzeln herkommen?”, fragte Noreia und bohrte nach.
    “Ich bin Naira. Ich bin die Enkelin vom alten Aethel und habe einen Onkel in Nordmar. Meine Eltern sind nicht mehr.”, sagte die Diebin und fühlte sich nicht wohl, weil Noreia sie so intensiv ansah und regelrecht las.
    “Ich spüre bei dir Unruhe und Fragen. Trotz deiner scheinbaren Gewissheit über Blut und Wurzeln. Du wirst niemals über einen bestimmten Punkt hinaus kommen, wenn dir nicht klar ist, wer du wirklich bist.”

    “Was hat das damit zu tun, Meisterin? Ich gehe doch meinen Weg. So wie Chani, Dunor und Danzo ebenso. Jeder hat doch Fragen. Es wäre doch sonst langweilig, wenn man alle Antworten kennt. Ja, selbst ihr habt doch mehr Fragen. Vor allem zu mir.”, konterte Naira und ging in die Offensive. Noreia sah sie wie eine Raubkatze an.

    “Und da ist das Flammenherz. Dein Feuer gefällt mir. - Du sollst immer alles hinterfragen, Naira. Niemals genügsam in deiner Entwicklung sein. Aber zuerst musst du wissen, wer du bist und woher du wirklich kommst. Denn das hat mit allem zu tun. Nur wenn du Antworten auf die wichtigen Fragen zu deiner Vergangenheit hast, wirst du die echte Naira. Wird dein Geist frei und dein Potential entfesselt. So wie bei Chani, die das Rätsel um ihren Vater lösen muss, um ihr ganzes Potential zu wecken. So wie bei meiner Tochter Cecilia, die erst mich finden musste, damit sie nach vorne blickt. So wie ich, die Kräfte frei setzte, nachdem ich meine totgeglaubte Tochter wieder hatte. Verstehst du das? Versteht ihr das alle? Selbst Danzo Eisenfaust wird niemals an Eskiel herankommen, wenn er nicht die bösen Geister seiner Vergangenheit vertreibt.”, sagte die Druidin und wirkte auf sie alle nun etwas unheimlich und gleichzeitig gierte man nach mehr Worten von ihr. War das ein Zauber? Sah sie gerade in aller Vergangenheit und Zukunft? Sie verstanden, was Noreia ihnen sagen wollte und was die Vergangenheit mit der Zukunft zu tun hatte.
    Naira wühlte das auf, weil es wirklich so war, dass sie von den ‘Erwachsenen’ immer noch mit nicht klaren Antworten oder gar keinen Antworten abgespeist wurde.

    “Glaubst du immer noch, die Geschichte, die man über dich erzählt? Dass kleine Kind ohne Eltern in einer noch brennenden Hütte im Pestviertel von Silden. Ob uns zugehörig oder den Flüchtlingen damals…keiner weiß es. Sie kann noch nicht sprechen, aber aus ganzem Herzen in den Flammen schreien. So dass der alte Aethel das Mädchen hört und rettet. Das kleine Flammenherz. Ist das alles wahr? Wie konnte ein kleines Kind in den Flammen des Pestviertels überleben? Es hat zwei Tage gebrannt…und niemand überlebte, der dort sonst war.
    Aethel zieht sie als seine Enkelin auf, bis er zu alt ist, um sich um ein kleines Kind zu kümmern. Ab da erscheint dein lieber Onkel und nimmt dich mit nach Nordmar. Wieso dahin und nicht in die Obhut des Waldvolkes? Der Lager? Wie bei so vielen Waisen und Halbwaisen, nachdem das Thing beschloss, die alten Pfade wieder zu begehen? - In Nordmar wächst das Mädchen auf, lernt ihre Pfade und Sprache und dann…nach ein paar Wintern…bringt sie ihr Onkel zurück zu Aethel und von da an besucht sie alle Lager. Lernt unsere Wege und die alte Sprache kennen. Wird beschützt und zeigt, dass sie zum Waldvolk gehört und immer gehört hat. Landet im Jagdkommando des mächtigen Bhor und lernt durch Gisla in Wahrheit ihre Geheimnisse zu verbergen. Eine schöne und wahre Geschichte. Nur keine absolut Wahre. Das weißt du auch.”, sagte Noreia und bohrte an genau der richtigen Stelle.
    “Das weiß ich… - wieso bohrt ihr bei mir so nach? Ich…”

    “Wieso nicht? Ich ziehe die Wahrheit immer vor! Und du wirst um deine Wahrheit betrogen. Denk nach! Versteckst dich mit deinem Haar und dieser Geschichte, die sie dir eingetrichtert haben. Ich beobachte das schon lange und will, dass du frei bist. Mehr will ich nicht. Der alte Aethel und dein Onkel in Nordmar müssen dir Antworten geben.”

    “Und wieso nicht ihr, Meisterin? Ich habe das Gefühl, dass ihr viel wisst. Und die Wahrheit jagt. So wie eure Worte, meine Gedanken erjagt haben.”, sagte Naira angespannt, obwohl Noreia ihr im Grunde nur helfen wollte.

    “Dies ist nicht meine Aufgabe. Und alles weiß ich auch nicht. Willst du werden, wer du wirklich bist, dann quetsch deinen Großvater und Onkel aus. Du bist alt genug und kannst auf dich aufpassen.”

    “Und wenn ich es dann weiß?”, fragte die Diebin.
    “Dann gehst du los. Reise vor Ziel. Du hast nichts davon, wenn du es nur gesagt bekommst. Du musst die Wahrheit für dich erfahren, um deinen Weg zu gehen und das Ziel überhaupt zu finden. Dann helfe ich dir auch.
    Ich möchte nicht, dass irgendeine Frau des Waldvolkes ihr Licht in den Schatten stellt, weil Männer meinen, sie schützen zu wollen. Die Zeiten sind vorbei!”, sagte die Druidin energisch und Naira war erstaunt, erbost, enttäuscht und euphorisch zugleich - wenn man das sein konnte. Noreia war eine Naturgewalt und dachte man, man wäre auf guten Wegen - dann lehrte sie einen etwas Besseres. Was nicht unbedingt gut tat.
    Naira atmete durch. Nickte das sie verstand und wartete auf weitere Worte. Doch Noreia blickte nur Chani an und verabschiedete sich dann.
    “Danke, Meisterin. Bewahret!”, wünschte Naira und dann herrschte erst einmal Stille um den Steinkreis.

    “Alles gut bei dir, Naira? - Das war Meisterin Noreia in Höchstform. Du musst herausfinden, wer du bist! Uiuiui! Sonst endest du als im Kopf kaputte Landstreicherin, die aus Pfützen trinkt und Gras mit Scavengerkacke frisst…”, lachte Chani auf, um die Situation zu lockern.

    “Du nimmst ihre Worte nicht ernst?”, fragte Naira verwundert und Dunor konnte es kaum glauben was er da hörte.
    “Ich nehme sie absolut ernst und achte und verehre sie. Sie könnte aber auch mal lockerer sein. So wie Meister Porgan. - Wollt ihr noch hier bleiben oder können wir endlich zur Steinwurzelbucht?”, fragte Chani. Dann gingen sie einstimmig los.

    Naira war natürlich noch in Gedanken über bei Noreia und ihren Worten.
    War sie vielleicht eine Telcontar, eine Nimrod, ein Kind der Snappersippe oder die Tochter eines berühmten Waldläufers? Die Tochter einer Amazone? Oder eine Fremde aus irgend einer Flüchtlingsfamilie?
    Zumindest war sie keine Orkin. Das stand fest.

  7. Beiträge anzeigen #367
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Er schaute dem vermodernden mit glimmenden roten Augen zu, der über Ihnen schwebte. Ihm war die Gleichgültigkeit des Todes ins Gesicht gezeichnet. Er fühlte was körperlich, was das für ihn selbst bedeuten mochte. So hatte er sich auch einst gefühlt. Gleichgültig dem Ende entgegen. Der Klingenmeister schauderte. »Will man eine Schlange bezwingen schlägt man ihr zunächst den Kopf ab«, entgegnete er ohne zu zögern und ergänzte: »Es sei denn man hat eine Hydra vor sich«. Er lachte. »Der Magier könnte weitere Untote beschwören. Es ist insgesamt sinnvoller erst ihn auszuschalten«.

    Valiens Gewicht in der rechten Hand spürend trat er tapfer vor und fixierte den Magier mit Blicken. Er war schon dabei die Magie im Inneren zu rufen, als er ein merkwürdiges Gefühl hatte. Etwas stimmte hier nicht. Im Sinne von Ganz und gar nicht. Im letzten Moment warf er sich zur Seite und konnte einem tödlichen Geschoss entkommen, dass der Magier gegen ihn gewirkt hatte. Er spürte Todeskälte direkt neben ihm wo die unheilige Magie wie ein Bolzen eingeschlagen war. Er keuchte. Das war knapp gewesen. Der Paladin rollte sich geschickt zur Seite und sprang dann wieder auf. Der nächste Angriff des Magiers folgte. Diesmal sammelte er seine Magie und streckte ihm das Schild entgegen. Es knallte und der Streiter wurde nach hinten geworfen, so dass es neben Françoise landete. Er keuchte. »Härtere Nuss«. Die Untoten kamen weiter auf sie zu. »Ich glaube ich wäre nicht unglücklich, wenn ihr helft«

  8. Beiträge anzeigen #368
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    Ohne zu zögern erschuf Françoise einen Lichtzauber und sandte ihn in die Höhe. Bevor er gegen den Fels prallte, zerbarst die Kugel in eine Schar kleinerer Lichtlein, die sich wie ein Sternenhimmel über die gesamte Decke verteilten. Sie erhellte die Höhle und offenbarte den untoten Feind. Kaum hatte der Skelettmagier den Schutz der Dunkelheit eingebüßt, schossen drei Pfeile in schneller Folge hinauf und trafen den Untoten im Überbleibsel seines Brustkorbs. Sie verursachten ihm keinen nennenswerten Schaden. Dennoch reichte ihr Gewicht, um den schwebenden Magier ins Trudeln zu bringen. Konstantin verstaute zügig seinen Reiterbogen in die Tasche an seinem Gürtel und zückte das Schwert. Die Zombies hatten nun ihren Gegner erkannt und torkelten den dreien entgegen.
    Inzwischen beschwor Françoise fünf Feuerpfeile, die sich in einem Halbbogen über ihrem Kopf positionierten. Einer nach dem anderen raste auf ihr Geheiß dem schlingernden Skelettmagier entgegen. Als der erste von ihnen traf, explodierte das Geschoss mit einer für seine Größe überraschenden Wucht. Bereits der vierte Feuerpfeil der Priesterin zerriss den untoten Magier und verteilte dessen Knochen und die Reste von Konstantins Pfeilen über die Höhle. Sein Ende war es allerdings nicht.
    Seiner Flugfähigkeit beraubt und einem großen Teil seiner rechten Seite, lag der Skelettmagier auf einem kleinen Felsvorsprung. Mit dem verbliebenen Oberarmknochen schleuderte das Wesen ihnen eine Serie von Schattenflammen entgegen. Ein wirklich hartnäckiger Zeitgenosse, dachte sich Françoise. Weil Dracos erste Abwehr der magischen Geschosse wenig glanzvoll von statten gegangen war, übernahm dieses Mal die Oberste Feuermagierin den Schutz ihrer Gefährten. Ganz ähnlich wie im Übungsraum spannte sich ein großer blau schimmernder Schild über ihnen auf. Blitze zuckten über seine Oberfläche und dort, wo die Schattenflammen einschlugen, stoben Rauch und Funken auf.
    »Konstantin, halt uns die Zombies vom Hals!«, befahl Françoise ihrem Leibwächter, nachdem sie den Schild gesenkt hatte. Dann wandte sie sich an ihren Freund.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie besorgt. Ein Krieger seines Kalibers sollte keine Schwierigkeiten mit dieser Bedrohung haben. Dennoch machte es den Anschein, als ob Draco schwächelte.

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    Nahe Vengard

    »Wird gehen«, entgegnete er knapp. »Das was wir zusammen geschaffen haben ist alles sehr neu. Ich denke da sind Startschwierigkeiten normal«. Er versuchte sich an einem Grinsen. Die Magie in dem Trainingsraum zu rufen war die eine Sache gewesen. Das hier jetzt auf freiem Feld gegen den Skelettmagier zu tun eine Andere. Einen Moment taumelte er, dann nickte er Françoisen zu und trat aus dem sicheren Bereich ihres Schildes hinaus. Jetzt war er wieder auf sich gestellt. Wie eine grotesk verdrehte Kröte lag der Magier noch auf dem Felsen und schleuderte Magie wie Zeder und Mordio gegen ihn. In dem Moment in dem er auf ihn zueilte verließ er sich nicht auf seine innere Kraft. Er nutzte seinen Körper, so wie er es hunderte Male zuvor getan hatte. Die Magie raste an ihm vorbei und er schlug Haken wie ein Hase. Der Paladin konnte sich noch immer auf diese Fähigkeiten verlassen.

    Als er kurz vor dem bösartigen Wesen zum Stehen kam leuchteten die Augen noch einmal bösartig auf. Der Klingenmeister streckte die Linke dem Geschoss entgegen und sein Schild aus purer Schwärze absorbierte die Magie des Wesens. Es schien als würde der Magier für einen Moment zweifeln. Wenn ein Wesen zu so etwas überhaupt fähig war. Valien fuhr wie von selbst nieder und bohrte die Klinge in den Schädel des Untotens. Es flackerte, dann war die Gefahr zumindest durch dieses Wesen gebannt. DraconiZ schaute zu Françoise herüber. Zweifelnd was es mit der Farbe seines Schildes auf sich hatte. Scheinbar war die Verschmelzung der Magie im Inneren noch immer nicht vollständig abgeschlossen. Ihm blieb nicht viel Zeit. Er fühlte über seine Klinge, dass Werk zu tun war. Ganz in der Nähe hatte sich Konstantin gegen die Zombies gestellt. Es verlangte nicht nach Aufschub.

    Kurze Zeit später standen beide Krieger nebeneinander. Dort wo Speer und Schwert trafen wichen die Untoten. Sie waren langsam. Furchterregend, aber nicht tödlich, solange man in Bewegung blieb. Der Paladin schlug einem der Untoten den Kopf ab und hielt einen Moment inne. Dann kam ein Anderer Toter von hinten. Er spürte den modernden Gestank hinter sich. Sah wie Konstantin sich gleichzeitig eines weiteren erwehrte. Auch er blieb in Bewegung. Eine tote Hand schloss sich um seinen Schwertarm. Der Streiter wollte die Hand wegziehen, doch der Zombie war stärker. Unheilige Magie lies ihn weder Schwäche noch Zweifel fühlen. Der Weißhaarige zog so dass sie sich gegenüber standen. »Beliar bist du hässlich«, schwang er dem Wesen entgegen. Er fühlte wie Zorn in ihm hochstieg. DraconiZ’ Augen wurden wie pure Dunkelheit und schwarze feine Linien zogen über sein Gesicht. Mit neuer Stärke zog er die Hand fort und zerteilte seinen Feind. Dann wandte er sich den weiteren Feinden zu. Hoffentlich wartete danach nicht noch mehr auf sie.

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    Argwöhnisch beobachtete die Oberste Feuermagierin, wie sich Draco in den Kampf warf. Er hatte selbstverständlich damit recht, dass die Vermengung der Magie neu war und sie dementsprechend mit unbekannten Faktoren zu rechnen hatten. Nach den Übungen hatte Françoise dennoch ein deutlich positiveres Ergebnis erwartet. Wäre der Paladin auf sich allein gestellt gewesen, hätte es schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können. War es womöglich ein Fehler gewesen, ihn direkt in eine solche Situation zu bringen?
    Um das Geschehen besser einschätzen zu können, hielt sich die Priesterin zurück und verfolgte den Kampf aus der Entfernung. Eines war sogleich offensichtlich: wenn der Weißkopf sich auf sein Schwert und seine körperlichen Fertigkeiten verließ, hatte er keinerlei Probleme sich gegen die Untoten zu behaupten. Auf diese Dinge hatte die Magie demnach keinen signifikanten Einfluss.
    Als der Paladin hingegen seinen magischen Schild beschwor und dieser statt silbrig glänzend nun pechschwarz war, wuchs die Sorge der Priesterin. Bei der Abwehr einer Schattenflamme hätte sich die Paladinmagie dominant zeigen müssen. Das war offensichtlich nicht der Fall. Um Draco nicht auch noch mit ihren Zweifeln zu plagen, versuchte sich die Oberste Feuermagierin ihre Bedenken nicht anmerken zu lassen.
    Dass Draco sich dann wieder auf den Schwertkampf konzentrierte, nahm Françoise einen Stein vom Herzen. Doch wäre ihr Freund nicht der, der er war, wenn er nicht wieder seine Grenzen austestete. Auf die Entfernung war es für die Priesterin nicht leicht zu erkennen. Doch Kampfstil und Geschwindigkeit des Streiters änderten sich sprunghaft. Die Zombies hatten keine Chance gegen seinen Zorn. Auch Konstantin bemerkte das und nahm ganz untypisch für ihn Abstand zu Draco. Er wusste allzu gut, was in einem solchen Blutrausch alles passieren konnte. Und auch wenn der Weißkopf das vollste Vertrauen der Priesterin besaß, traf das nicht auf ihren Leibwächter zu.
    Für das letzte halbe Dutzend Zombies brauchte der Paladin in diesem Zustand auch keinerlei Unterstützung mehr. Er fällte sie so leicht, wie eine Sense das Gras.
    »Draco?«, rief Françoise fragend zu ihrem Freund herüber. Konstantin stand mit dem Schwert in der Hand in gebührlichem Abstand und ließ den Streiter nicht aus den Augen. Sein Körper war angespannt. Zu recht. Denn bot Draco einen ungeheuerlichen Anblick, als er sich zu ihnen drehte. Sein Gesicht hatte sich verfinstert und seine Augen schimmerten schwarz wie Obsidian.
    »Der Kampf ist vorbei.«, sagte die Oberste Feuermagierin. »Wir haben gewonnen.«

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    Er fühlte es. Das Zucken in seinem Körper. Den pulsierenden Hass wie ein giftiges Gemisch durch seine Ader fließend. Es war nicht genug. Es ging zu schnell. Er wollte mehr. Sein Zorn war noch nicht gestillt. Der Klingenmeister ging mit Augen aus Obsidian auf Konstantin zu, der einen Schritt zurück machte und Abstand wahrte. Er trat einen vermodernden Arm beiseite als er einen weiteren Schritt machte. Der Gott des Todes wollte mehr. Es reichte nicht. Lange nicht. Er hatte Valien nur noch lose in der Hand. Finster schaute er Konstantin an. Dann presste er die Waffe hart in seine Hand.

    In dem Moment wo er Valien fest in seine Hand nahm und die Klinge erheben wollte drang ein feines silbernes Licht über die Klinge, wanderte an seinem Arm entlang bis zu seinen Augen. Einen Moment später nahmen sie wieder ihre normale Farbe an und die Dunkelheit wich. Er fiel auf die Knie und lies das Schwert klirrend aus der Hand auf den Boden fallen. Er ächzte und stöhnte. Erschöpfung so stark wie nie zuvor machte sich in seinem Körper breit und er lies sich nach hinten fallen. »Argh«, machte er zitternd, als sein Schädel recht hart auf dem Boden landete. Sein Brustkorb hob und senkte sich nur matt, doch in seinem Inneren, bei den magischen Siegeln innerhalb seines Körpers, arbeitete es weiter. Die Siegel bewegten sich und die Magie in ihnen pulsierte immer weiter. »Françoise«, murmelte er mehr als er sprach. »Es verbindet sich weiter. Noch ein paar Augenblicke und es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Licht und Schatten in mir«. Er wusste, dass es so war und er hatte Angst. Mehr Angst als er jemals gehabt hatte. »Ich bete zu den drei Göttern und zur Mutter, dass das was wir getan haben mir jetzt den Garaus macht«

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    Es war ein Moment des Zögerns gewesen, den Françoise unfreiwillig abwartete. Der Zustand, in dem sich Draco befunden hatte, unterschied sich deutlich von der Demonstration des vorherigen Tages. Wer ein Auge für Details besaß, erkannte, dass es das Schwert gewesen war, welches den Paladin im Zaum hielt.
    Als der Spuk ein Ende genommen hatte, eilte die Priesterin zu ihrem Freund und kniete neben ihm nieder. Konstantin beäugte den Streiter noch immer skeptisch und behielt sein Schwert in der Hand. Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, das wusste Françoise. Doch es war einerlei. Im Augenblick musste sie sich um Draco kümmern. Der Weißkopf war gar nicht mehr in der Lage, irgendjemandem Schaden zuzufügen. Selbst einer Fleischwanze nicht, hätte sie sämtliche Beinchen hinter dem Rücken gebunden.
    Nachdem sie den Zauber nun unter realen Bedingungen gesehen hatte, hinterfragte die Oberste Feuermagierin, weshalb er überhaupt zum Repertoire der Paladine gehörte. Abgesehen davon, einen Heldentod zu sterben. Sie selbst konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zuletzt an ihre eignen Grenzen gestoßen war. Und sie war froh darüber.
    »Niemand wird dir den Garaus machen, solange ich hier bin.«, erwiderte die Priesterin und legte ihre Hand auf die Brust des Paladins. Den Tumult in seinem Inneren konnte sie deutlich spüren. Durch die Siegel konnte die Magie nicht brechen; dafür hatte Françoise gesorgt. Deshalb tobte der Sturm nun in ihrem Kern. Viel konnte die Oberste Feuermagierin nicht tun. Früher oder später würden sich die Wogen der Magie glätten und sich ein Equilibrium einstellen. Bis dahin würde sich Draco schonen müssen.
    »Konstantin, wir müssen Draco hier raus bringen.«, sagte die Priesterin zu ihrem Leibwächter.
    »Verstanden. Soll ich ihn tragen? Wie kriegen wir ihn den Abhang hinauf?«, fragte der Drache.
    »Bring ihn bitte einfach bis zum Fuß des Abhangs, den Rest erledige ich.«, antwortete sie und wandte sich wieder an Draco. »Verliere niemals dein Schwert! Das hatte ich dir damals schon gesagt!«
    Sie faltete die Hände des Streiters um das Heft Valiens und blickte Draco so eindringlich in die Augen, wie sie es am Tag der Schwertweihe getan hatte. »Standhaft wie des Nordens Stern.«
    Dann stand sie auf und nickte Konstantin zu. Er hob den Paladin mit Leichtigkeit vom Boden und gemeinsam liefen sie zurück. Das künstliche Sternenzelt, welches Françoise erschaffen hatte, folgte dem Trio und leuchtete ihnen den Weg. Als sie am Abhang angelangt waren, instruierte die Priesterin ihren Leibwächter, hinauf zu klettern und sich dort bereit zu halten. Oben angekommen gab er ihr ein Zeichen. Françoise fokussierte ihre magischen Kräfte und ließ Dracos Körper schweben. Stück für Stück fuhr er in die Höhe, bis er schließlich von Konstantin in Empfang genommen wurde. Die Priesterin selbst folgte den beiden dann auf dem konventionellen Weg.
    Wenig später befanden sich Paladin und Oberste Feuermagierin in der Kutsche. Konstantin ritt auf dem Roten Hasen voran. Wie lange Draco bräuchte, um wieder ganz bei Kräften zu sein, wusste Françoise nicht abzuschätzen. Zumindest war er bei Sinnen und ansprechbar.
    »Du brauchst weitere Unterstützung, Draco.«, sagte die Priesterin. »Ein Waffengefährte, der dir immer zur Seite steht. Valien ist eine große Hilfe, aber das reicht glaube ich nicht. Nur wird es mit deiner Vorgeschichte schwierig, jemanden in den Reihen der Paladine zu finden.«
    Françoise verschränkte die Arme und dachte nach.
    »Jedenfalls unter den lebenden.«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Es ist nicht unüblich, sich eine Art von Schutzpatron zu suchen. Damit meine ich nicht, dass du dir einen Anstecker ans Revers heften sollst. Es gibt Mittel und Wege eine reale Verbindung zwischen einem Paladin und einem Schutzpatron zu knüpfen. Natürlich gibt es auch dabei einige Feinheiten zu beachten. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass der erste Rhobar mit dir gut zusammenpasst. Ihr seid dafür zu verschieden in eurem Wesen. Aber vielleicht täusche ich mich auch. So oder so ist die Liste der Heiligen unseres Ordens lang. Wir werden schon jemanden finden.«

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    »Wie der Nordstern«, meinte DraconiZ leise und betrachtete Valien das auf dem Tisch lag auf dem sich noch eine Vielzahl anderer Büchern befanden. Sie hatten die letzten Stunden standhaft und fast tapfer damit verbracht die gewaltige Bibliothek nach Beistand zu durchforsten. Doch einen Streiter zu finden der – und vielleicht auch nur annährend – zur Situation des Klingenmeisters passte war schwierig. Möglicherweise unmöglich. Der Assassine machte gedanklich eine Pause und schaute zu Françoise herüber. »Wenn das so weiter geht, fange ich wohl wirklich an öfter auf dich zu hören«, meinte er. Natürlich nicht ohne zu schmunzeln. Er war froh Sie bei sich zu wissen. Er wusste, dass sie wohl diejenige war, auf die er am meisten zählen konnte, wenn Unheil über ihn hereinbrach. Insbesondere noch, wenn es sich dabei um magisches Unheil handelte. »Ich gebe Valien nie mehr her. Es ist ein Teil von mir. Wenn die Geschichte mich eines lehrt, dann das es zu mir gehört. In dem Moment wo ich es hergab stürzte ich hinab in die Finsternis und als ich es nun wieder erlangte keimt erneut Hoffnung. Das Schicksal hat uns zusammengeschmiedet«, sein Blick deutete daraufhin, dass er nicht nur Valien und sich, sondern auch die Magierin meinte.

    »Sieht nicht so aus als ob einer der Paladine der Geschichte zu erpicht auf unlautere Mittel war. Nicht ein kleines bisschen. Ganz abgesehen von schwarzer Magie, die wie selbstverständlich von allen hier zutiefst abgelehnt wird«. Er schlug sanft ein weiteres Buch zu und schob es Françoise herüber. »Nun, ehrlich gesagt hätte es mich auch gewundert, wenn das Wissen über so Jemanden offen aufbewahrt werden würde«. Er schaute für einen Moment verloren in der Gegend herum. »Wie funktioniert das denn? Hast du Erfahrung damit? Es kommt mir schon komisch vor Jemanden in meinen Geist zu lassen«. Er dachte nach. Natürlich hatte Françoise recht, dass Jemand der ihm Beistand leistete hilfreich sein konnte. Nur wollte er – wie jeder der eine Zeit in Varant gelebt hatte – zunächst Kosten und Nutzen abwägen.

    Ihr Gespräch wäre wohl weitergegangen, aber ein Mann in voller Plattenrüstung erschien in der Tür. Er machte eine tiefe Verbeugung vor Françoise und hatte immerhin noch den Anflug eines Nickens für DraconiZ übrig. »Eure Eminenz«, er betrachtete fast widerwillig der Weißhaarigen. »Sir Lómin«. Als er gewahr wurde, dass sie nicht antworten würden, fuhr er fort: »Der König ruft euch Morgen nach dem Mittagsgebet zum Kronrat. Lómin ihr seid zusätzlich zu eurem Onkel geladen«. Der Assassine schaute verwirrt. Das war unüblich.

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    Beria - Steinwurzelbucht

    (Alter Kiefernhain, Thingstätte von Beria)

    Da waren sie wieder im alten Kiefernhain. Es war ein stiller Abstieg, denn Noreias Worte klangen vor allem in Naira nach.
    Erst hier unten an der großen Thingstätte fand sie sich im Jetzt wieder, als Dunor ihnen erzählte, dass vor Beltane ein Thing stattfinden würde. Die Thingstätte war groß, bot Sitzplätze auf Wurzeln oder am nicht so steilen Hang hinab zum Platz der Redner. Naira wusste wie es hier aussah, wenn sich hier wirklich alle trafen. Da war es gerade hier mit der Stille vor Ort das absolute Gegenprogramm.

    “Dann wird auch Larus verurteilt?”, warf sie ein und Dunor bestätigte dies und erwähnte, dass Larus noch in Pflege war.
    “Man sollte prüfen, ob er nicht schon weiter ist. Er ist ein guter Lügner.”, meinte Naira und hatte ihr Urteil längst gefällt.
    “Der Wald ist sehr düster, wenn es dunkel wird, nicht wahr?”, meinte Chani und beobachtete den Nebel, der sich hier schon den ganzen Tag hielt. Diesig war es hier zu dieser Jahreszeit wohl immer in diesem alten Wald.
    “Dafür riecht es im Sommer hier nach Harz und Kiefernholz, wenn die Sonne scheint.”, meinte Dunor und zeigte den Pfad in südlicher Richtung auf.

    (Serpentinen und südlicher Kontrollpunkt)


    Es ging dann ab dem Waldrand steil bergauf zum Felsmassiv. So steil, dass sie die lang gezogenen Serpentinen nehmen mussten, bis sie ganz oben am Kontrollpunkt waren. Wie am Haupteingang im Norden des Talkessels, war auch hier eine Wachstation und ein Falltor, das hochgezogen werden musste, bevor man einen schmalen Tunnel durch das Felsmassiv durchquerte.

    (Pfad zum Stausee und den Wasserfällen)

    Als sie dann aus dem schmalen Tunnel kamen, standen sie in einem Wald und Dunor führte sie ein gutes Stück weiter, bis sie einen natürlichen, treppenartigen Pfad aus Pinienwurzeln hinab stiegen.
    An einem bestimmten Punkt hielt er an.
    “Wer findet das Zeichen das gar keins ist?”, fragte er und ließ die Drei suchen.

    “Ein Zeichen, das gar keins ist…”, murmelte Naira und sah sich in einer anderen Ecke um, wie die anderen beiden.
    “Das hier?”, fragte dann Danzo und zeigte auf einen Stein der zum Felsmassiv weiter oben gehörte.
    “So ist es. Es ist der einzige Stein auf dem Wurzelpfad. Merkt euch. Kommt ihr hoch und findet den Stein, geht ihr nach links um ins Tal zu kommen. Geht nach rechts und ihr findet in höchstens zwei Stunden die Handelsstraße nach Zentralmyrtana.
    Geht ihr runter, kommt ihr zum Stausee.”, erklärte Dunor und ging wieder vor.

    (Stausee)

    Es waren ein paar Minuten bis sie am Stausee waren und über gut platzierte Steine am Zufluss des Stausees auf die andere Seite kamen. Schön blöd, wer da ins Wasser fiel.
    Dunor führte sie dann am Ufer entlang, bis sie am Doppelwasserfall waren. Doch viel mehr konnte man hier nicht machen, ausser wohl ins Wasser springen oder die Angelrute auszuwerfen.
    “Der Zufluss kommt aus den Bergen. Wenn dort das Eis im Frühjahr schmilzt, ist das Wasser des Stausees hellblau und voller Minira..lien.”, meinte Dunor.
    “Was sind Mineralien?”, fragte Naira und wusste es wirklich nicht.
    “Eheeem…das sind kleinste Steinchen im Wasser. So klein, dass man sie mit bloßen Auge nicht sehen kann. Das hat mir Meister Porgan erklärt. Und es heißt Mineralien.”, erzählte Chani stolz und hob ihre hübsche Nase.
    “Na schau mal an. Bist ja gar nicht so dumm wie du aussiehst.”, sagte Naira und Chani zog daraufhin eine Grimasse.
    Dunor lachte auf und bedankte sich für die Belehrung.
    “Lasst uns zur Steinwurzelbucht gehen. Das ist heute noch mein Ziel oder besser…unser Ziel, Danzo.”, sagte Dunor und Danzo nickte. Naira wusste gar nicht, dass Danzo schon jetzt wie Eskiel eingeplant wurde.

    (Steinwurzelbucht, Fischerlager)

    Es war ein Hohlweg der hinab zur Steinwurzelbucht führte. Ob menschengemacht oder durch Überschwemmungen vom Stausee kommend, konnte sie nicht ganz einschätzen.
    Der Abstieg hatte sich jedenfalls gelohnt.
    Es war idyllisch auf der Uferwiese und der Ausblick einfach herrlich.
    Die Steinwurzelbucht war umschlossen und verborgen durch Vegetation und einen schmalen, langgezogenen Kiefernwald der einen schützenden Bogen zwischen Steinwurzelbucht und Bucht von Trelis zog.
    Grüner Pflock wurde das von Dunor genannt.
    Nebel zog dort umher und teils über das grüne Wasser der Bucht dir natürlich voller Steinwurzeln war.
    Ein Kiesstrand zog sich entlang der Felswand zu ihrer rechten und wurde schmaler, je näher man dem rauschenden Doppelwasserfall kam.
    Sie gingen auch in diese Richtung und fanden auf halbem Weg zwei Boote mit Segel vor, die an Land gezogen waren.

    Dann ließen sie alle dort ein paar Steine flitschen und Naira war die Erste, dicht gefolgt von Chani die ihre Stiefel auszog und mit den Füssen ins kalte Wasser ging.
    “Whaa ist das kalt…damals im Sommer war das viel angenehmer.”, klagte Naira und ließ es sich nicht nehmen, Chani mit kaltem Wasser nass zu spritzen, so dass sie einer nassen Katze gleich und fluchend aus dem knöcheltiefen Wasser flüchtete.
    Dunor lachte und Danzo…war Danzo. Doch ein wenig lustig fand er es auch. Das sah man an seinen Augen.
    “Da hast du deine Mini-Mani-Ralien, Fräulein Ich-trage-die-Nase hoch.”, frotzelte Naira und rieb sich die nassen Hände an ihrer Kleidung ab, bevor sie ihre Füsse mit einem Tuch trocken wischte, ihre Socken anzog und die Stiefel wieder fest schnürte. Immer wieder blickte sie zu Chani, die schon was ausheckte.

    Dann ging es in Ruhe weiter zu den Doppelwasserfällen. Zu ihrem Erstaunen sahen sie erst jetzt die gut getarnte Feuerstelle hinter einer Plane und dann auch die Angelruten, die ausgeworfen waren.
    Es war ein kleines Fischerlager des Waldvolkes. Ein großes Zelt, Fische die an einer Stange hingen, ein paar Netze, ein Feuer um das vier Schemel standen und die Angelruten. Einfach und gemütlich.

    Zu ihrer Überraschung waren Morena und Dunca hier und hatten wohl auf die Ablöse schon gewartet.

    “Bewahret! Kommt ihr auch endlich einmal? Dunor, Dunor, Dunor…aus dir wird nie der frühe Vogel.”, sagte Morena, während Dunca allen einfach freundlich zuwinkte.
    “Bewahret! Aber der späte Wurm! Ich weiß…Wir haben uns etwas Zeit gelassen. Beißen die Fische?”, fragte Dunor.
    “Deine Schwester hat heute mehr Glück gehabt. Eine fette Forelle. Ich hab einen Flusskrebs in einer der Fallen gefunden. Die Forelle haben wir geteilt. Der Flusskrebs hat die Suppe verfeinert.”, meinte die Schwarzhaarige und bat alle, sich zu setzen.
    “Der schwarze Spatz, der goldene Pirol und der grüne Falke. Naira, Chani und…Danzo? - Schön, dass wir uns mal ohne unsere Kommandoanführer treffen. Wollt ihr was von der Suppe?”, grüßte sie Dunca.
    “Gerne! Was ist da alles drin?”, fragte Naira und konnte den Geruch nicht ganz einordnen.

    “Alles was man hier so hat findet und mitbringt. Manchmal überraschend gut und manchmal zum wegkkippen Wollt ihr immer noch probieren?”, fragte Morena.
    “Also ich trau mich. Nur her damit. Ist das ein Beobachtungspunkt hier?”, fragte Naira.
    “Ja, das ist es. Wir haben hier ein Auge darauf, wer in die Bucht kommt. Freunde empfangen wir und bei Fremden…nun da entscheiden wir spontan. Alarmieren aber dann in der Regel den Posten oben. Dafür muss man schnell sein und die Gegend kennen. Weiß Danzo um den Stein?”, fragte Morena. Danzo nickte ihr zu und meinte, er wolle auch von der Suppe probieren. Chani wollte dann nicht ohne Suppe dabei sitzen und wollte auch probieren.

    “Wir haben uns noch gar nicht wirklich bei euch bedankt, was ihr für uns in Kap Dun getan habt. Dunor hat euch heute Morgen angekündigt und wir zwei haben uns um ein paar Sachen gekümmert. Ich hoffe sie gefallen euch Dreien. Ich zuerst, Morena.c, sagte Dunca und war von ihrem Wesen her die Herzlichere.
    Zuerst bekam Danzo von ihr etwas. Es war ein Paar Fingerlinge aus dickerem Ripperleder. Durchaus gut überlegt bei einem Faustkämpfer wie Danzo.
    Morena hingegen reichte Danzo einen Waffengurt, den Danzo quer über den Oberkörper tragen konnte.

    Chani bekam von Dunca ein Schulterfell aus Schafsfell, das ihr mit ihrem blonden Haar hervorragend stand. Morena hingegen schenkte Chani ein scharfes Messer, mit fast rechteckiger Klinge. Es war ein Tipp von Naira, denn sie sah ja oft genug, wie Chani das richtige Werkzeug beim Kochen und Zubereiten fehlte.

    Zum Schluss kam Naira dran und sie bekam doch etwas mehr, als sie erwartet oder verlangt hätte.
    Aber letztendlich war sie es, die die beiden Frauen befreite und fast geschnappt wurde.
    “Für dich, Naira, habe ich noch nichts Materielles, weil ich bei dir noch Maß nehmen muss. Mein Vater und ich haben was vor und Dunor hat uns sogar dazu angestiftet, nachdem er von deiner Flucht vor der Myrtanaerin gehört hat. Wenn du also erlaubst?”, fragte Dunca und Naira stimmte einfach ma zu und entledigte sich ihres Mantels. Dann holte Dunca einen Garn hervor und nahm um Hüfte, Taille, Unterarmen und Brust Maß, indem sie entsprechende Längen mit einem Messer Abschnitt.
    “Das wird gut gehen. Ich freue mich schon darauf. Morena…?”, sagte sie dann.

    Die Schwarzhaarige musterte Naira auf und ab und grinste dann.
    “Du bist noch nicht an einer Waffe gänzlich ausgebildet. Nur die Grundlagen der Jugendlichen bei uns, nicht wahr?”, fragte Morena.
    “Übungsbogen, Stockkampf, Knüppel…aber keine gefestigten Fähigkeiten. Ich habe damit noch nie gekämpft.”
    “Mit dem Langdolch?"
    “Zumindest mit dem Dolch ganz gut dank Eskiel”, erzählte Naira ein wenig stolz und erinnerte sich gerne an seinen Unterricht, der vor allem bestimmte Bewegungen und Abfolgen beinhaltet hatte
    Zustechen konnte jeder.
    “Immerhin. Frag uns ruhig, wenn du den Rest erweitern willst. Nun, dann möchte ich dir auch in den nächsten Tagen mit Dunca etwas vorbeibringen.”, sagte die Schwarzhaarige und blickte dann zu Dunca, die ihr zunickte.
    “Danke. Ehm…noch etwas? Das ist schon zu viel, ihr beiden.”, sagte Naira und wollte wirklich nicht mehr.
    “Papperlapapp! Das bestimmen immer noch wir. Hör zu, Naira Flammenherz! Die alte Sitte mit der Lebensschuld hat Bhor abgelehnt, aber eigentlich obliegt es dir, sie einzufordern oder nicht. Finden wir zumindest. Wir sagen dir eins - rufe nach uns und wir kommen. Egal wo und wann. Wir sind Teil deines Jagdkommandos. Bis du sagst, dass unsere Schuld beglichen ist. Wir halten dich für eine ehrbare Frau, die ihr Wort hält und mit unserem Versprechen gerecht umgeht.”, sagte Morena und Dunca stimmte lächelnd mit ein. Nicht nur Naira war erst einmal baff, über diese Worte.
    Sie wahrte die Contenance und räusperte sich. Die beiden meinten das ernst und sie würde es auch so handhaben.

    “Das ist verdammt noch mal eine große Geste von euch und eine große Verantwortung für mich. Ihr habt mein Wort. Wenn ich euch brauchen werde, werde ich euch aufsuchen und ich will gerecht sein! Das schwöre ich vor der Mutter, vor Adanos und euch Fünf!”, sagte Naira und ihr Schwur wurde angenommen.
    Verbündete zu haben, war eine sehr teure Währung heutzutage und mit den beiden hätte sie in Zukunft vielleicht genau die Richtigen für etwas, was sie noch gar nicht ahnte.
    Naira umarmte beide Beria-Jägerinnen mit großem Dank und setzte sich dann.
    Die Suppe wurde verteilt und auch Danzo und Chani bedankten sich für die Geschenke der beiden.
    “Schmeckt…irgendwie.”, urteilte Naira und würgte es irgendwie runter.
    Danzo sagte höflich nichts und Chani löffelte das Zeug weg, als wäre es süße Milchsuppe. Und sowas war die Köchin im Jagdkommando.

    “Gewöhnungsbedürftig, aber es füllt den Magen, wenn man Hunger hat.”, meinte Dunca und war wie Morena schon dabei ihre Sachen zu packen.

    “Wir bleiben dann hier. Geht ihr dann den Hohlweg zurück zum südlichen Kontrollpunkt? Schafft ihr das?”, fragte Dunor Chani und Naira.
    “Du willst uns bei Dämmerung da hoch schicken und dann müssen wir durch den Kiefernhain, der noch düsterer bei Dämmerung ist?”, fragte Chani empört zurück. Natürlich mit ein wenig Schauspiel darin.

    “Sie kommen mit uns. Durch die Wasserfälle.”, sagte Morena.
    “Sie sollen aber den Weg kennenlernen.”, sagte Dunor.
    “Dann lernen Sie erst einmal den anderen Weg. Sie hat schon recht, dass es bei Dämmerung schwerer ist, den Weg zu finden. Die beiden gehen sicher bei Tag den Weg noch einige Male. Mach dir keine Sorgen, mein lieber Dunor. - Kommt mit.”, forderte Morena auf und Naira freute sich schon endlich den Weg durch die Wasserfälle zu gehen. Durfte sie das letzte Mal nicht.

    “Danke für die Führung, Dunor. Euch beiden einen ruhigen Dienst und ein paar beißende Fische.”, wünschte Naira und ließ Chani ihre Suppe auch noch auslöffeln.
    Dann ging es endlich los.

    (Doppelwasserfall; Unterer Zugang zum Wohnhöhlenkomplex)

    Dunca führte sie an der Steilwand entlang zu den zwei Wasserfällen. Sie gab ihnen per Handzeichen bescheid, dass sie nicht beim ersten Wasserfall durch konnten, sondern erst beim Zweiten.
    Dann folgten sie Trittsteinen, die herausragten, wurden natürlich etwas nass durch das Wasser und mussten dann direkt an die Steilwand, um hinter dem Wasserfall vorbei zu gehen und dann tatsächlich in einem Höhlengang zu stehen.
    Morena war dabei eine Fackel zu entzünden, doch kam ihr Chani mit einer Lichtkugel zuvor.
    “Nicht schlecht. Dann kommt. Bis wir oben sind, sind wir auch trocken.”, versprach Morena die eines Tages eine gute Anführerin abgeben würde.

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    Fort Nemora - Gefangenschaft

    Das schwere mit Eisen verstärkte Holztor schloss sich wieder hinter Jaleel und seinen Wärtern. Mit einer Mischung aus Neugierde und angstgeborener Unsicherheit schaute er sich im Lager um. Wachtürme waren entlang der Palisade errichtet worden, in denen mit Bögen oder Armbrüste ausgestattete Soldaten postiert waren. Der Hauptpfad, von unzähligen Füßen zusammengedrückte Erde, führte in gerader Linie ins Zentrum des Lagers, wo ein hölzernes Gebäude errichtet worden war, welches die anderen eher grob bearbeiteten Bretterbuden um ein Stockwerk überragte. Schon von Weitem war zu sehen, dass lange Banner an der Außenwand befestigt worden waren, die das Wappen des myrtanischen Reiches zeigten.
    Standfackeln, die wohl bald entzündet werden würden, standen sporadisch entlang des Haupt- und auch der Nebenwege, die in verschiedene Teile des Lagers führten. Weitere Soldaten in einem Muster durch die Reihen der Hütten, welches der Chronist auf den ersten Blick nicht zu durchschauen wusste.

    „Hey, steh da nicht wie angewurzelt rum“, raunte Rolf ihn an und zog ruckartig an der Kette, um den Gefangenen in Bewegung zu bringen.
    Nach einem ersten, stolpernden Schritt, fand Jal seinen Tritt und folgte seinen Häschern, wobei er dennoch weiterhin die Umgebung in sich aufnahm. Die Gerüche waren übel. Schweiß und Unrat vermischten sich mit Ruß und nasskaltem Schlamm. Selbst der frische Duft des sie umgebenden Waldes wurde diesem Odor nicht Herr. Ohnehin war der Sohn der Wüste fasziniert von der Masse an Bäumen, die sich außerhalb der Palisade schier endlos erstreckten.
    Einige erschöpft wirkende Männer schlurften an einer Wegkreuzung vor ihnen her. Ihre Gesichter waren ausgemergelt und sie stöhnten mit jedem Schritt, den sie taten. Trotz der kühlen Temperaturen trugen sie nichts weiter als einige grobe gräuliche Stoffhemden und -hosen, die über und über von Staub und Schlamm bedeckt waren.

    Von irgendwo war das Klirren von Stahl auf Stahl zu vernehmen und Jaleel versuchte zu erkennen, von wo die Geräusche herrührten. Doch während er seinen Hals reckte, fuhr ein weiterer Ruck durch seine eisernen Fesseln und er stolperte einen weitern Schritt voran.
    „Augen nach vorne, du mieser Rebell“, schnauzte Rolf.
    Einige andere Soldaten, die dieses Verhalten bemerkten, grinsten nur und reckten ihre Kinne in die Richtung des Gefangenen, als wollten sie sagen „Geschieht dir Recht!“. Und vielleicht tat es das sogar, zumindest in ihren Augen, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannten, geschweige denn wissen konnten, weshalb er in Ketten war.

    „Ich spreche kurz mit dem Kommandanten“, informierte der Unteroffizier seine Leute, „Wartet hier.“
    Sie hatten das Haupthaus erreicht, in dem der Anführer der kleinen Gruppe nun verschwand. Rolf schnaubte ungeduldig und murmelte etwas davon, dass er doch bloß einen guten Humpen Bier trinken wollte, während die anderen beiden stoisch daneben standen.
    Während sie warteten, entdeckte Jal einige Pfähle, die in einem Bereich in den Boden geschlagen worden waren, der nicht als Baufläche für die simplen Hütten verwendet worden war. An zwei dieser Stämme waren Menschen festgebunden, ein Mann und eine Frau. Sie trugen ebenfalls zerschlissene Stoffkleidung und die Lippen der Frau waren bereits blau von der Kälte. Vermutlich waren sie auch spröde und aufgeplatzt, doch das war durch die Entfernung nicht auszumachen.

    Kurze Zeit später kehrte der Unteroffizier bereits zurück und bedeutete seinen Männern anzutreten. Hinter ihm trat ein Mann in schwerer Rüstung durch die Tür ins Freie, wobei die Insignien und Machart ihn als Paladin des Reiches auszeichneten.
    Die Soldaten salutierten trotz der langen hinter ihnen liegenden Reise zackig und warteten darauf, dass sie sich rühren durften.
    „Gute Arbeit, Männer. Rühren!“, gab der Paladin den Befehl mit ruhiger, fast schon warmer Stimme, „Ihr bringt einen Aufständigen aus Varant?“, fragte er an den Unteroffizier gewandt.
    „Ja, Kommandant!“, erwiderte dieser, „Er war Teil einer Gruppierung, die Überfälle auf Karawanen guter Männer und Frauen ausgeübt haben. Gemordet und geraubt haben sie, ehe wir ihren finsteren Machenschaften ein Ende bereiten konnten. Innos sei ihrer Seelen gnädig!“
    „Innos hat sich ihrer angenommen“, bestätigte der Gotteskrieger und wandte dann seinen Blick auf Jaleel.
    In seinen Augen brannte kein gerechter Zorn, kein Hass oder der Wunsch nach Vergeltung. Müde wirkt er mit tiefen Augenringen, doch auch entschlossen. Sein kurzes Haar verbarg nicht die tiefen Falten der Missbilligung auf seiner Stirn.
    „Du bist jetzt mein Gefangener, verstanden? Dies ist Fort Nemora und du wirst für deine Verbrechen mit Arbeit und deinem Leben bezahlen, doch nicht ohne einen kleinen Teil deiner Schuld wiedergutzumachen.“

    Einen Moment kehrte Stille ein, als würde der Paladin auf eine Antwort warten, doch Jal schwieg, was der Kommandant wortlos hinnahm.
    „Kippler, bring den Neuen in einer der Hütten unter, nimm ihm seine Habseligkeiten ab und händige ihm die Schürferkleidung aus.“
    „Jawohl“, antwortete ein Soldat, der zuvor an der Tür zum Haupthaus Wache gehalten hatte und nun vortrat, um die Kette samt Schlüssel für die Fessel von Rolf entgegenzunehmen.
    „Ihr und Eure Männer könnt euch an meinem Feuer aufwärmen und übernachten. Ich gehe davon aus, dass ihr morgen wieder eure Posten einnehmen werdet?“, fragte der Paladin den Unteroffizier, doch die Antwort bekam Jal schon nicht mehr mit, da er von dem Soldaten namens Kippler bereits fortgezogen wurde, weiter in die westliche Seite des Lagers.
    Geändert von Jaleel (03.01.2025 um 11:37 Uhr)

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    Kronrat

    »Nicht auf die Art und Weise.«, antwortete Françoise dem Weißkopf. »Es gibt magische Wege, um die Gedanken eines anderen zu lesen. Das unterscheidet sich allerdings von einem Schutzpatron. Er offenbart sich dir in deinem Geist in Ermangelung eines physischen Körpers. Er liest aber nicht deine Gedanken. Es ist mehr wie ein Gespräch. So wie wir jetzt gerade miteinander reden. Mit der ein oder anderen Einschränkung. So wie dein Erkenntniszauber Unwahrheit offenlegt, ist ein Schutzpatron ebenfalls in der Lage zu erkennen, ob du die Wahrheit sprichst.«
    Die Suche in der Bibliothek hatte zu keinem Erfolg geführt. Wie nicht anders zu erwarten war, gab es eine ganze Abteilung mit Literatur zu den Heiligen des Ordens. Hyglas, seines Zeichens Bibliothekar im Tempel von Vengard, hatte sich sichtlich über das Interesse des Streiters an dem Thema gefreut. Es gab dem Feuermagier eine Gelegenheit darüber zu philosophieren und sein Wissen zu teilen. Umso größer war seine Enttäuschung, als von all den Heiligen offenbar keiner zu Draco passte. Die genauen Hintergründe ließ Françoise unausgesprochen. Statt dessen dankte sie ihrem Ordensbruder für die Hilfe und schickte ihn wieder auf seinen Weg.
    »Womöglich müssen wir von den bekannten Heiligen absehen.«, sagte die Oberste Feuermagierin. »Sie sind die am höchsten dekorierten und frommsten Streiter, die der Orden hervorgebracht hat. Sie entsprechend dem Idealbild eines Paladins. Du weißt, dass ich das nicht wertend meine, aber zu dieser Sorte Paladin gehörst du nicht. Und wirst du auch niemals gehören.«
    Ihr Gespräch nahm ein jähes Ende, als ein weiterer Streiter zu ihnen stieß und eine Nachricht übermittelte. Françoise hatte seit langem nicht mehr den Sitzungen des Kronrats bei gesessen. Karrypto und Pyrokar hatten diese Pflicht während ihrer langen Abwesenheit wahrgenommen. Daher kam die Einladung überraschend. Noch viel unerwarteter war die Tatsache, dass Draco ebenfalls teilnehmen sollte. Françoise schwante nichts gutes. Nachdem der Paladin gegangen war, nahm sie den Weißkopf zur Seite.
    »Ich bin mir nicht sicher, weshalb du eingeladen wurdest.«, sagte sie. »Vielleicht ist es eine Prüfung deiner Loyalität. Ob du Interna für dich behalten kannst. Mir schmeckt das ganze nicht. Pass auf dich auf!«

    Am nächsten Tag begab sich die Oberste Feuermagierin zum Palast im Zentrum der Stadt. Begleitet wurde sie von Konstantin. Aufgrund seiner beeindruckenden Vorstellung auf dem Turnier vor einigen Monaten, erkannten ihn die Ritter und Paladine am Hof auch größtenteils wieder. Immerhin hatte er einen der ihren besiegt und war dann auch noch von der Priesterin als Leibwächter auserkoren worden. Eine doppelte Schmach für die Streiter.
    Der Weg zum Saal des Kronrats war von königlichen Gardisten in prachtvollen Rüstungen gesäumt. Sie befanden sich unverkennbar im Herzen des Reiches. Konstantin wartete außerhalb des Saales. Was auch immer der Kronrat zu besprechen hatte, war nur für ausgewählte Köpfe bestimmt. Umso seltsamer erschien es der Priesterin, dass Draco eingeladen worden war.
    Zwei Hofdiener öffneten der Obersten Feuermagierin die große Flügeltür zum Saal. Einige wichtige Persönlichkeiten befanden sich bereits vor Ort: der Feldmarschall, der Flottenadmiral, der Großmeister der Paladine und der Schatzmeister. Nach Françoise trafen auch die restlichen Würdenträger mit Ausnahme von Rhobar selbst ein. Als Anhängsel des Obersten Spions und gleichzeitig seines Onkels betrat auch Draco den Raum. Die Priesterin warf ihm ein warmes Lächeln entgegen.
    Dicht gefolgt kam der Kanzler. Er kündigte gleichzeitig an, dass der König in Bälde folgte. Jedem Amtsträger war ein fester Platz am großen Rundtisch zugewiesen. Françoise setzte sich zur Linken des reichverzierten Stuhls des Monarchen. Nur wenige der Gesichter am Tisch kannte die Priesterin persönlich. In den Jahren hatten die Ämter ihre Träger gewechselt. Selbst der König war nun ein anderer. Einzig die Oberste Feuermagierin blieb noch aus dem Kronrat, der in den Tagen der Belagerung Vengards getagt hatte. Ein weiteres Zeichen für Françoise, dass sie nicht mehr in diese Welt gehörte.
    Noch einmal schwang die große Flügeltür auf und zwei Paladine in Prunkrüstungen betraten den Saal, dicht gefolgt von einem Hofdiener. Er verkündete in lauter Stimme die Ankunft Rhobar des Dritten, Herrscher von Myrtana, Träger des Zepters von Varant, Vereiniger der vier Reiche am Myrthanischen Meer, et cetera, et cetera. Bevor sich die Anwesenden von ihren Plätzen erheben konnten, bedeutete der König ihnen mit einer Geste sitzenzubleiben. Er war in der Tat ein ungewöhnlicher Mann.

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    DraconiZ nickte Françoise ebenfalls warm zu, als der König Platz genommen hatte. Alleine seine Anwesenheit sorgte dafür, dass Ordnung einkehrte. Die Präsenz die er ausstrahlte war enorm. Der Klingenmeister hatte viele furchterregende und Ehrfurcht gebietende Menschen getroffen, nicht zuletzt die oberste Feuermagierin, doch Rhobar brauchte wahrlich keinen Vergleich scheuen. Auch die anderen hier Versammelten waren alle große Persönlichkeiten. Keiner von Ihnen war gewöhnlich und auf allen Schultern lastete die Verantwortung des Reiches gleichsam nach Kompetenzgebiet verteilt. Der Paladin saß neben seinem Onkel, der wie immer sein scheinbar in sein Gesicht gebranntes Lächeln auf den Lippen hatte. Jetzt wo er ihn etwas besser kannte, wusste er, dass das Lächeln dafür da war seine Schmerzen zu übertünchen. Die Wunde an seinem Unterkörper hielt in ständig in Pein und alle Heilungsbemühungen waren bisher vergeblich gewesen. Den weiteren Anwesenden schien dies allerdings nicht bewusst zu sein. Andererseits hätte Daelon auch seinen Titel als oberster Spion nicht verdient, wenn er einfach zu durchschauen wäre.

    Der Großmeister der Paladine schaute abfällig zu DraconiZ herüber. Sein Zorn und seine Sturheit schienen wie eine Welle zu ihm herüber zu schwappen. Es war mehr als Missfallen. Es war blankes zu Zorn verzerrtes Entsetzen, dass er ihn hier sitzen sah. Der massige Mann hob seine Hand noch bevor ein erstes Wort gesprochen war und deutete in seine Richtung, doch es war Rhobar der das Wort unterband noch bevor es gesprochen war: »Wie ihr wisst ist Daelon körperlich eingeschränkt. Sein Neffe wird den körperlichen Teil dessen übernehmen, der bevorsteht«. Auch wenn die Autorität scheinbar unantastbar war, wollte der Großmeister doch noch etwas nachlegen, doch Rhobar fuhr fort: »Ich selbst habe ihn geprüft«. Einen Moment schauten sie sich in die Augen, dann war die Auseinandersetzung vorüber. Nun zumindest in diesem Rahmen. Bis sie den Mann aus Bakaresh wirklich akzeptieren würden, falls das wohl überhaupt jemals geschehen würde, würde noch viel Zeit vergehen.

    »Wir haben validen Grund zu der Annahme, dass der Imperator Brosh dar Urkma gegen das Reich ziehen könnte in der Hoffnung wiederherzustellen, was hier vor über zehn Jahren bestand«, fuhr Rhobar dann fort ohne eine Begrüßung nachzuholen. Scheinbar war diese mit dem Kopfnicken am Anfang des Rates beendet gewesen. »Meinen Kenntnissen nach gibt es gesteigerte Orkaktivitäten in Nordmar. Das wurde durch die Führung der Clans bereits bestätigt«. Schweigen im Raume. Das war eine ernste Situation der sie sich nun stellen mussten. »Damit aber nicht genug. Auch an anderen Orten im Reich berichtet man mir, dass die Orks aktiver werden«. Betretenes Schweigen. »Ein weiterer Orkkrieg?«, sprach der Kanzler das offensichtlich denkbare an. »Das ist nicht von der Hand zu weisen«, entgegnete Daelon ruhig. Einen Moment hielt die Stille noch. Dann hatten alle das Bedürfnis ihre Sicht der Dinge ganz genau darzulegen und sich gegenseitig zu unterbrechen, was nun am Besten zu tun sei. DraconiZ zog die Augenbrauen hoch und schaute zum König. Dieser schien einen Plan zu haben, aber abzuwarten, was die anderen Mitglieder beizutragen hatten.

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    Rhobar lehnte sich auf seinem prunkvollen, aber leider nicht allzu bequemen Stuhl zurück, so gut es ging, und überließ zunächst einmal seinen Großen das Reden. Und das taten sie, wie immer, durcheinander und ohne die anderen ausreden zu lassen. Der König seufzte innerlich. Obwohl die Beratung nicht in einem öffentlichen Rahmen stattfand, war den Lords die Herausstellung ihres Ranges trotzdem oft erst einmal wichtiger als die Sache selbst. Und niemand, der etwas auf sich hielt, gab sich damit zufrieden, seine Meinung als Letzter kundtun zu dürfen.
    Einzig Francoise stellte in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar – die Oberste Feuermagierin saß schweigend auf dem Platz zu seiner Linken. Als der Heermeister, General Russell, und der Großmeister des Ordens sich besonders lautstark gegenseitig zu überbrüllen versuchten, warf Rhobar der Magierin einen fast schon hilfesuchenden Blick zu, den Francoise mit einem amüsierten Lächeln erwiderte.
    Auch Draconiz hielt sich zurück. Er saß neben seinem Onkel, sein Gesicht ausdruckslos. Rhobar fragte sich, was wohl in ihm vorgehen mochte – falls er nervös oder eingeschüchtert war, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Das war gut, denn wer in der Schlangengrube der hohen Politik auch nur die geringste Schwäche zeigte, war ebenso verloren wie auf dem Schlachtfeld.

    Rhobar ließ der ‚Diskussion‘ für einige Minuten ihren Lauf, bis jeder der Anwesenden hatte klarstellen können, dass er für sich das Recht in Anspruch nahm, als erster gehört zu werden. Es war wie ein inoffizielles Protokoll, ja geradezu ein Ritual, das eingehalten werden musste. Er selbst hatte diese Feinheiten der höfischen Kultur nach seiner Königskrönung erst mühsam kennenlernen müssen. Schließlich aber war der Punkt erreicht, an dem den informellen Formalitäten Genüge getan war und man zur eigentlichen Sache kommen konnte.
    Der König erhob sich und hob die Arme. Augenblicklich wurde es ruhig, selbst der stolze Großmeister der Paladine verstummte und richtete seinen Blick auf den Herrscher.
    „Werte Herren! Werte Freunde!“, begann Rhobar, „Ich weiß, die Lage ist schwierig, und jeder von uns hat wahrscheinlich gute Argumente und Vorschläge, wie wir der Bedrohung am besten entgegentreten können. Heermeister Russell, ich habe überhört, dass Ihr die Orks dennoch nicht als unser dringlichstes Problem sehen würdet?“
    Der General nickte. Ein kurzes, spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht – nur einen Augenblick lang, aber deutlich genug, dass der Ordensgroßmeister es mitbekommen musste, der sich denn auch mit sauertöpfischer Miene zurücklehnte, weil nicht er, sondern der General als erster zum Sprechen aufgefordert worden war.
    „Das ist wahr, Eure Majestät“, bestätigte Russell schließlich, „Die Orks stellten nach der Befreiung des Reiches eine konstante Gefahr dar, vor allem an der Nordgrenze des Reiches. Das ist uns allen bewusst und das will ich auch überhaupt nicht bestreiten. Aber selbst wenn sie jetzt aktiver werden, können wir wirklich daraus schließen, dass ein neuer Orkkrieg bevorsteht? Es gibt andere Unruheherde im Reich – in Varant sind noch immer Widerstandsgruppen und dem Beliar huldigende Kulte am Werk, die Clans sind eigensinnig wie eh und je, Piraten machen von den südlichen Inseln aus die Meere unsicher und bedrohen den Handel, und selbst hier im Kernland von Myrtana nehmen die Berichte über Räuberei und umherziehende Halunken zu, die sich dem Gesetz nicht beugen wollen. Unsere Kräfte sind jetzt schon strapaziert, es mangelt Rekruten und Ausrüstung für die Armee. Wenn wir jetzt nur auf Grundlage der unzuverlässigen Berichte ehrloser Spitzel und Spione damit anfangen, Schatten hinterherzujagen, werden die realen Probleme nur noch größer werden! Die Stabilität des Reiches im Inneren muss unsere größte Sorge sein – falls die Orks tatsächlich eine Invasion planen sollten, werden wir das früh genug mit Sicherheit wissen!“
    „Früh genug?“, rief der Großmeister unaufgefordert, „Was glaubst du wohl, wie viel Zeit diese Bestien uns lassen werden? Denkst du, Brosh schickt uns erst einmal eine nette Botschaft, dass er in ein paar Monaten losschlagen will? Wir müssen uns jetzt darauf vorbereiten, der Bedrohung entgegenzutreten! Ach, was rede ich – wir müssen die Bedrohung vernichten, ein für allemal! Ich sage, greifen wir die Orks an, bevor sie uns angreifen! Erledigen wir diesen Möchtegern-Imperator ein für allemal und lassen die verdammten Grünfelle ihre eigene Medizin schmecken!“
    General Russel warf frustriert die Arme in die Luft: „Mit welchen Männern und welchen Waffen denn bitte?“
    „Der Orden kann sich darum kümmern!“, schnaubte der Großmeister verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Paladine sind den Orks gewachsen. Lass deine Milizionäre und Söldner ruhig weiter Räuber und Piraten jagen, Russell. Nicht, dass sie sich am Ende noch wehtun.“
    „Dass ich nicht lache!“, entgegnete der General, jetzt sichtlich angefressen, „Selbst wenn deine Blechdosen so großartig wären - der Orden verfügt über viel zu wenige Männer, um es allein mit den Orks aufnehmen zu können! Das weißt du genauso gut wie jeder andere hier im Raum!“
    „Ich danke euch für eure Einschätzung der Lage“, ergriff plötzlich Rhobar das Wort. Er sprach ruhig und leise, was dazu führte, dass der Großmeister, der gerade zu einer Erwiderung hatte ansetzen wollen, den Mund wieder zuklappte. Der König wartete kurz, bis wieder völlige Ruhe eingekehrt war, und fuhr dann fort: „Ihr habt beide Recht. Wir haben momentan nicht die Männer und die Ressourcen, um einen neuerlichen Krieg gegen die Orks zu riskieren – weder die Armee, noch der Orden.“ Er warf dem Großmeister einen strengen Blick zu. „Und wir wissen auch nicht, ob die Orks tatsächlich eine Invasion planen, aber die eigentliche Frage ist – können wir es uns leisten, unvorbereitet zu sein, falls ein neuer Orkkrieg bevorsteht? Und die Antwort darauf lautet eindeutig: Nein! Wir müssen also einen Weg finden, die Armee und den Orden gleichermaßen so weit zu stärken, dass wir den Orks im schlimmsten Fall die Stirn bieten können.“
    „Aber wie?“, fragte Russell, „Es gibt einfach zu wenige waffenfähige Männer!“
    Rhobar nickte. „Ja, die Armee wesentlich zu vergrößern, wird schwer möglich sein. Wir haben also nur eine Option: Wir müssen die Kampfkraft der bestehenden Truppe erhöhen! Wir brauchen bessere Ausrüstung. Wir brauchen wieder Waffen aus magischem Erz!“
    Betretenes Schweigen senkte sich über den Saal, und die versammelten Großen warfen sich unsichere Blicke zu. Schließlich war es der Kanzler, der zögerlich das Wort ergriff: „Majestät, die … äh … also, das Erz, woher sollen wir es nehmen? Die Minen in Nordmar können einen solchen Bedarf nicht decken, und das Tal von Khorinis ist … naja … seit dem Drachenangriff sind die Minen dort …“
    „Ich weiß, wie es um das Tal bestellt ist“, schnitt Rhobar ihm das Wort ab, „Ich denke, ich weiß das besser als jeder andere hier im Raum. Und glaubt mir, ich wäre froh, wenn wir dieses verfluchte Tal einfach sich selbst überlassen könnten. Aber leider haben wir keine Wahl. Wir brauchen das Erz. Wir brauchen Khorinis!“
    „Und … was gedenkt Ihr zu tun, Majestät?“, fragte Russell zögerlich. Rhobar nickte langsam.
    „Der Orden Innos‘ wird sich in Zusammenarbeit mit der Marine dessen annehmen“, erläuterte er schließlich. „Thorniara liegt etwa auf halbem Wege zwischen dem Festland und Khorinis. Ich habe daher beschlossen, die strategische Leitung der Operation Lord Hagen zu übertragen. Er kennt Khorinis gut und ich vertraue ihm. Thorniara wird frische Truppen und Ausrüstung erhalten, die weitere Koordination wird dann von Argaan aus erfolgen. Die Flotte wird dafür Sorge tragen, dass die Seewege zwischen den Inseln gesichert sind. Der Warenaustausch zwischen den Inseln darf durch nichts behindert werden! Die Stadt Khorinis wird wie Thorniara der Kontrolle des Ordens unterstellt. Ihre Sicherung hat zunächst höchste Priorität. Und dann … werden wir das Minental zurückerobern.“

    Tak

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Kronrat

    Das Buhlen um Aufmerksamkeit und das Pochen darauf, dass die eigene Ansicht die richtige war, gehörten offenbar zur typischen Tagesordnung des derzeitigen Kronrates. Vielleicht war es doch gar nicht so schlimm gewesen, sich durch Pyrokar und Karrypto vertreten zu lassen, dachte sich Françoise. Insbesondere Pyrokar müsste sich hervorragend in diese Runde einfügen. Sie selbst blieb still und hörte lediglich zu. Zu Kriegsplanungen hatte sie nichts beizutragen. Hellhörig wurde sie, als Rhobar das Wort ergriff und das magische Erz ins Spiel brachte. Die Priesterin kam nicht umhin sich zu fragen, ob genau die gleiche Diskussion schon einmal in diesem Raum stattgefunden hatte. Zu Zeiten Rhobars des Zweiten, kurz bevor die magische Barriere in Khorinis errichtet worden war. Eines stand für die Oberste Feuermagierin bereits jetzt fest. Eine weitere Barriere würde es nicht geben. In den nötigen Dimensionen war ein solcher Zauber viel zu volatil, wie der erste Versuch damit perfekt demonstriert hatte. Glücklicherweise wusste Françoise, dass der jetzige Rhobar wenig Sympathien für ein derartiges Unternehmen hatte. Allein seine Abneigung, das Minental wieder zu besetzen, zeugte deutlich von seiner Einstellung.
    »Um das in die Wege zu leiten, müssen immense Summen freigemacht werden.«, warf der Schatzmeister ein. »Allein der Aufbau der Stadt Khorinis, um sie als Standort wieder brauchbar zu machen, wird die Investitionen in Argaan gewiss um ein Vielfaches übersteigen. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Vom Erzabbau einmal ganz zu schweigen.«
    »Wie ich schon sagte, eine andere Wahl haben wir nicht.«, erwiderte Rhobar und blickte in die Gesichter am Tisch. »Soviel ich weiß, gehörte Khorinis einmal zu den reichsten Städten des gesamten Reiches. Ich habe sie leider erst in späteren Tagen kennengelernt. Wenn wir aber den einstigen Zustand wiederherstellen können, soll mir das das Gold wert sein.«
    »Was ist mit dem Kloster?«, fragte Françoise.
    »Wir konzentrieren uns erst mal auf die Stadt.«, antwortete Rhobar. »Wenn im Kloster noch etwas von Wert zu holen ist, werde ich dich natürlich nicht davon abhalten, dort mal nachzusehen.«
    Dann wandte sich der König an den Onkel von Draco.
    »Lómin, du warst überraschend still.«, sagte der Monarch. »Als mein Meisterspion hast du bestimmt nähere Informationen, was die Orks in ihrer Heimat treiben und mit was wir in Khorinis rechnen müssen.«

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    »Ich wollte den illustren Herrschaften nicht sofort die Gelegenheit nehmen zu scheinen«, entgegnete Daelon in seiner typischen säuselnden Stimme. Die Blicke der Anderen, bis auf die des Kanzlers, des Königs und Françoises, wechselten sogleich auf mürrisch. Bei dem Kanzler fragte sich DraconiZ ernsthaft ob er mehr als zwei verschiedene Gesichtsausdrücke beherrschte. Zumindest in diesem Zusammentreffen schien er sehr steif und zurückgezogen zu sein. Lord Lômin setze sein feinstes Lächeln auf. »Die Situation in der Stadt selbst ist absolut harmlos. Khorinis ist wie ein Veteran, der im Schaukelstuhl vor einer Ruine wippt. Es erinnert sich an alte glorreiche Zeiten, doch die Realität ist finster und erbarmungslos. Der Handel ist zum Erliegen gekommen und mit ihm der Lebensstandard dort. Die einst prächtige Hafenstadt nur noch ein Schatten ihrer selbst«

    Er lies gekonnt die Worte wirken, bevor er fortfuhr: »Ein Manns Namens Elvritch – oder zumindest so ähnlich - nennt sich der Bürgermeister«. Der oberste Spion lachte amüsiert. »Er ist ein Niemand, der weder den Willen noch die Fähigkeiten besitzt diese Stadt zu leiten. Der Einäugige unter Blinden. Meine Einschätzung ist, dass er seine Kapitulation beim ersten Sichten der myrtanischen Flagge anbietet, noch bevor die ersten Streitkräfte an Land sind«. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Meine Empfehlung ist ihn erst einmal zu lassen wo er ist. Seine Unfähigkeit ist hilfreich und die Menschen dort kennen ihn zumindest. Das macht es einfacher unsere Rolle als Retter der Insel einzunehmen und die Stadt zurück in den Schoß des Reiches zu bringen«. Daelon tat so als müsse er überlegen, bei war offensichtlich, dass er sich alles bereits zurecht gelegt hatte. »Auch die Menschen werden nichts dagegen haben. Im Gegenteil: Die Aussicht aus ihrer misslichen Lage zu kommen, wird sie sicherlich motivieren. Der Veteran wird den alten Glanz zurückwollen«.

    Nachdem er wieder eine Kunstpause eingelegt hatte fuhr der Meisterspion fort: »Die Lage im Umland, im Kloster und im Minental ist ungewiss. Hier ist Einsatz vor Ort notwendig. Ich werde meinen Neffen dorthin senden, damit er die Informationen beschafft die notwendig sind«. Der Großmeister schlug mit der Faust auf den Tisch. »Den Verräter wollt ihr schicken, damit er die Hafenstadt gleich wieder verraten kann?!«, seine Stimme war erhoben und drohend zornig. Zur Überraschung war der Kanzler der völlig ruhig antwortete: »Er wird unter Hagens Kommando ziehen. Das ist zur Erinnerung der Mann, der das Kommando hatte als Khorinis fiel. Ich denke wir können konkludieren, dass wenn DraconiZ sich unter ihm erneut beweisen kann wir ihm wieder Vertrauen schenken können«. Einen Moment lang schien der Zorn auf dem Gesicht des Großmeisters festgewachsen, dann lächelte er. »Hagen ist ein guter Mann. Ich vertraue ihm«.

    Der Assassine schluckte. Er wusste, dass Hagen ihn am liebsten direkt enthaupten wollen würde. Er schaute zu Françoise herüber und erinnerte sich an den Dialog den sie über Khorinis geführt hatten. Diese Mission war jetzt wohl sein persönliches Fegefeuer.

    Sein Onkel wandte sich noch einmal an die Gruppe: »Ein Wort noch zu den Orks. Sie sind nicht wie die, die auf dem Festland waren. Sie scheinen immer noch wild zu sein wie die, die damals schon dort lebten. Das macht das Verhandeln mit Ihnen wahrscheinlich unmöglich, den Kampf gegen sie möglicherweise einfacher. Wir müssen in dieser Beziehung auf alles gefasst sein«. DraconiZ lies seinen Blick in die Runde schweifen und wartete auf das nächste Ereignis.

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