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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Nördlich von Mora Sul - Die Überfälle

    „Eine Falle! Sie kommen von überall!“, schrie Amir lauthals, nachdem er mit einem geschickten Manöver seines Krummsäbels das Leben des Karawanenwächters genommen hatte.
    Jaleel blickte sich panisch um. Tatsächlich rutschten von den Dünen, auf denen sie einige Momente zuvor auf die Händler gelauert hatten, ein Dutzend oder mehr Soldaten der Myrtaner auf die Scharlachrote Straße hinab. Waffen gezogen, teilweise Schilde in der Hand und offensichtlich entschlossen diesen Überfällen ein Ende zu bereiten.
    „Sahar!“, rief Rashid, der unweit seines Bruders kämpfte und sich mit Mühe gegen einen Roten verteidigte, der ihm mehr zusetzte, als Jal je zuvor gesehen hatte.

    Er selbst hielt sich wie immer zurück, entmutigte Gegner ihn anzugreifen, in dem er vor ihnen weglief, sobald er ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Mehrere Male zuvor hatte er versucht sich im Zweikampf mit Wächtern oder Händlern zu messen, doch bei jedem dieser Auseinandersetzungen hatte schlussendlich Naima eingreifen müssen, damit er nicht unterlag. Schaukämpfe waren eben absolut kein Vergleich zum realen Todestanz und er hatte längst eingesehen, dass seine Vorkenntnisse ebenso viel Wert waren, als wäre er stattdessen Brunnenputzer gewesen.

    Doch jetzt, wo sie umzingelt waren und die Überzahl an myrtanischen Soldaten sie einkesselten, war auch diese Taktik keinen Kupferling mehr wert.
    „Sahar! Wir müssen fliehen!“, beschwor er sie, als Naima sich dem Karawanenwächter zuwandte, der Jal als ein einfaches Ziel erkannt hatte, „Naima, lass ihn. Wir müssen weg!“
    Die kleine Blondine warf ihm einen Blick zu, den er bisher noch nie bei ihr gesehen hatte. Nichts von der üblichen Überheblichkeit oder dem schnippischen Spott, der um ihre Nasenspitze spielte. Stattdessen sah er Furcht in ihren Augen und Zweifel.
    Mit einem frustrierten Schrei parierte sie das Schwert des Angreifers mit ihren Dolchen und trat ihm dann kräftig gegen die Kniescheibe, was den viel größeren Mann mit einem schmerzerfüllten Aufschrei zu Fall brachte.

    „Lasst die Waffen fallen!“, blaffte einer der Roten, der mit seinen Leuten soeben den Fuß der Dünen erreicht hatte, von denen sie heruntergekommen waren.
    Jaleel sah sich noch einmal um. Aus allen Richtungen kamen sie. Die Dünen hinaufzurennen wäre zu gefährlich und über die Straße konnten sie nicht, ohne sich mindestens zwei Soldaten gegenüberzusehen. Er warf sein Schwert zu Boden, wo es im festgetretenen Sand liegenblieb.
    „Ich ergebe mich!“, rief er laut.
    „Jal, nein!“, schrie Naima und stürmte mit wiedergefundener Entschlossenheit an ihm vorbei.
    Sie sprang einen der Schildträger an, der sich schützend hinter dem großen Holz verbarg. Doch das kümmerte den kleinen Schatten nicht. Viel mehr nutzt sie die glatte Fläche als Sprunghilfe, indem sie nach einem Satz ihren Fuß dagegen drückte und so ihren Flug verlängerte, dass sie hinter ihm landete. Noch beim Herunterkommen drehte sie sich elegant in der Luft und just in dem Moment, wo ihre Füße den Boden berührten, rammte sie dem völlig überrumpelten Krieger ihre Klingen in die ungeschützten Kniekehlen.

    Wie ein Baum fällte sie ihn, wandte sich bereits dem nächsten Gegner zu, doch hielt inne, als sie sah, wie gleich drei von ihnen auf sie zukamen, die Mienen grimmig und längst nicht mehr gewillt sie zu unterschätzen.
    „Im Namen des Königs, lasst die Waffen fallen oder werdet gleich hier von uns gerichtet. So wahr Innos mir beisteht!“, befahl derselbe Kerl von zuvor erneut.
    Während der Chronist Naima beobachtet hatte, waren die anderen ebenfalls in die Zange genommen worden. Rashid lag am Boden und Jaleel glaubte Blut sehen zu können. Amir kniete neben ihm, scheinbar unverletzt, Krummsäbel und Bogen vergessen neben ihm im Sand.

    Soraya war unverletzt und saß mit leerem Blick auf der Straße, während unweit von ihr Jabir in feuchtem, blutdurchtränkten Wüstensand lag. Einer der Myrtaner stand über ihm, die Speerspitze bemalt in Rot.

    „Oh nein“, flüsterte Jal, der nicht nur ihren gemeinsamen Traum vor seinem inneren Auge zerbrechen sah, sondern auch die Menschen, die er in den letzten Monaten zu seinen Freunden gezählt hatte, vor ihm getötet, verletzt oder schlicht willenlos.
    Einzig Sahar weigerte sich ihr Kurzschwert abzulegen, blickte mit hoch gerecktem Kinn dem Anführer des Kommandos entgegen.
    „Wenn du lieber hier stirbst, als am Galgen zu enden, dann soll mir das Recht sein“, bellte er und auf ein Handzeichen hin näherten er sich mit einem seiner Untergebenen der Anführerin der Rebellen.
    Die Liva schien ihre Chancen abzuwägen, blickte noch einmal zu ihren Kameraden. Sie schien etwas hinter Jaleel zu sehen, denn er sah, wie sich ihre Augen kaum merklich weiteten. Doch dann änderte sich ihre Haltung. Die Schultern verloren jegliche Anspannung und sie ließ ihre Waffe schlussendlich fallen.

    „Kluge Entscheidung“, knurrte der Offizier siegesgewiss und bedeutete dem anderen, er solle sie ihn Ketten legen.
    Just in dem Moment, wo er sich nach dem Arm Sahars streckte, kehrte ihre Körperspanung zurück und mit einem wütenden Schrei packte sie ihn am Helm und riss seinen Kopf herunter gegen ihr hochschnellendes Knie.
    Glücklicherweise trugen die Soldaten nur leichte Rüstung, da die schweren Versionen in der Wüste mehr als unpraktisch waren. Ansonsten wäre ihr Knie wohl am harten Metall zerschellt. Jetzt aber brach sie dem Unglücklichen die Nase und er sackte im nächsten Augenblick leblos zusammen.
    Den entgeisterten Aufschrei des Offiziers und die folgende Ungläubigkeit nutzte sie und rannte direkt auf ihn zu. Sie stieß ihn gewaltsam um und rannte einfach weiter.
    „Verfolgt sie! Fangt sie ein!“, brüllte der am Boden liegende und ein kleiner Teil des Trupps nahm die Verfolgung auf.

    „Hey! Leg endlich die Dolche weg!“, hörte Jal hinter sich und er drehte seinen Kopf so schnell um, dass er glaubte sich einige Wirbel auszurenken.
    Naima, die nach wie vor keinen der drei Soldaten an sich herangelassen hatte, sah die Flucht Sahars und auf ihrem Gesicht zeigte sich Abscheu, aber auch widerwilliger Respekt.
    „Tut mir leid, aber das werde ich nicht tun“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme.
    Was als nächstes passierte, konnte der Chronist nur erahnen. Viel zu schnell für seine Augen holte sie von irgendwo an ihrem Körper einige schmale Wurfmesser hervor und schleuderte sie den drei Soldaten entgegen. Es hatte kaum einen Effekt, doch den Moment, in dem die Krieger sich schützten oder auswichen, nutzte sie und rannte ebenfalls los, in die entgegengesetzte Richtung wie Sahar.
    „Hinterher, verdammt!“

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    »Du hattest einen guten Lehrmeister«, meinte der Streiter mit einem Anflug von Arroganz als er mit einem heftigen Satz der glühenden Hitze entkommen war die Françoise unter ihm heraufbeschworen hatte. Bei den Göttern war das heiß gewesen! Einige Gedanken an die Zeit in Bakaresh kamen wieder in ihm hoch. Das Meer und die Kasbah. Fast konnte er wieder riechen wie die Stadt roch, in der er so lange Zeit gelebt hatte. Als der alte Bund dort noch die Herrschaft inne hatte. »Unter deine meditativen Fassade ist ja immer noch ein bisschen Feuer«, neckte er sie grinsend und beobachtete den von Elektrizität durchzogenen Schild den die oberste Magierin zu ihrem Schutz um sich herum erstellt hatte. Er schien schier undurchdringlich. Zwar war er durchsichtig, aber so richtig hindurchsehen konnte er nicht. Fast meinte er schon den Schmerz spüren zu können, wenn sich eine Hand von ihm darin verfangen würde.

    »Mach dir um die Waffenbrüder keine Sorgen. Die Stimmung ist ohnehin angespannt«. Er zwinkerte und sammelte wieder seine Kraft. »Ich habe gelernt, dass man an Herausforderungen wächst und mich mit deinen Fähigkeiten zu messen ist wohl mehr als eine Herausforderung nicht? Birgt als auch das höchste Lernpotential«. Er zog seine Hand zur Brust und zielte dann zackig auf den Schild der Magierin. Es gab einen Einschlag, ein knisterndes Geräusch und Funken stoben. Letztendlich schien sich an der Gesamtsituation allerdings nicht viel verändert zu haben. »Hmm«, seufzte der Paladin und dachte nach. »Scheint recht schwer zu durchdringen zu sein«, konstatierte er. »Ich wollte dich als Sparringspartner haben, damit wir Angriff und Verteidigung üben können. So wie beim Schwertkampf. Schwertkampf kann man auch nicht alleine korrekt üben«. Er schaute sich wieder die Barriere an. »Vielleicht gibst du mir einen Tipp wie du so eine Barriere erschaffen konntest und dann wechseln wir uns ab?«, fragte er schulterzuckend.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Nördlich von Mora Sul - Gefangenschaft

    „Wochin bringt ihr mich?“, fragte Jaleel, dessen Hände mit schweren Handschellen gefesselt wurden, an denen eine Eisenkette befestigt war, an der er gezogen wurde, wenn er sich wiedersetzte oder zu langsam für die vier Soldaten war, die ihn eskortierten.
    Sie ignorierten seine Frage und stapften schweigend weiter durch den Sand, immer Richtung Norden.
    „Wo bringt ihr die anderen chin?“, hakte er weiter nach.
    „Halt dein Maul!“, schnauzte ihn einer der Männer an.
    Er hatte dunkelblondes Haar, ein unrasiertes Gesicht und kränkliche Augen. Er war einer der Schildträger und lief am nächsten zu Jal. Zur Untermauerung seiner Aussage, riss er grob an der Kette und brachte den Gefangenen zum Stolpern, sodass er nach vorn über in den Sand fiel. Der Kerl lachte dreckig und schliff ihn einfach weiter, wobei der Chronist keuchte, als er die harten, staubigen Körner in Mund und Nase bekam.

    „Lass ihn aufstehen! Wir vergeuden nur wertvolle Zeit. Je eher wir aus dieser widerlichen Wüste raus sind, desto besser“, wies derjenige, der an der Spitze lief, an.
    Es war nicht der Offizier der Gruppe, die den Überfall der Rebellen vereitelt hatten. Scheinbar war er allerdings der Ranghöchste unter denen, die Jaleel wer weiß wo hinbrachten. Seit Stunden liefen sie bereits und die Sonne neigte sich bereits weit in den Westen über die Berge, in deren Höhlen er vor einiger Zeit noch unterwegs gewesen war. Es schien bereits so lange her zu sein, denn von der Hoffnung, die er in ihre Gruppe gehabt hatte, war nichts mehr übriggeblieben.
    Murrend ließ der Schildträger ihn sich erheben, nur um kurz darauf erneut an der Kette zu ziehen, um ihn daran zu hindern, sich unbeholfen den Sand von der Kleidung zu klopfen.

    „Hör auf Zeit zu schinden!“, wurde er angeblafft, „Wenn du nicht still und leise mitkommst, wirst du enden wie einer deiner dreckigen Rebellenfreunde!“
    Jabir…
    Er war tot, das hatte sich, nachdem der Kampf vorbeigewesen war, sicher herausgestellt. Rashid war schwer verletzt gewesen, aber nicht in akuter Lebensgefahr. Die anderen waren weitestgehend unversehrt geblieben und Sahar und Naima war sogar die Flucht gelungen. Jal betete zu Adanos, dass sie ihre Verfolger abschütteln konnten.
    „Mitkommen wochin?“, versuchte er es nochmal, „Sagt mir, was unser Ziel ist und ich komme wehrlos mit.“
    „Wehrlos? Du bist schon wehrlos!“, raunte sein derzeitiger Wärter.
    „Wir bringen dich nach Norden in ein Lager. Da wird entschieden, was mit dir geschehen soll“, antwortete der defacto Anführer zum Verdruss des Schildträgers.
    „Danke“, antwortete der Chronist tonlos.

    Tatsächlich ahnte Jaleel, dass ihn die Todesstrafe erwartete. Immerhin war er an Überfällen auf Handelskarawanen beteiligt gewesen, bei denen bis auf zwei Ausnahmen alle Händler und Wachen ums Leben kamen. Zwar hatte er keinen einzigen Menschen getötet, aber zum einen konnte er das nicht beweisen und zum anderen spielte es wohl keine Rolle. So oder so war er Teil davon gewesen und auch, wenn sein Ziel seiner Meinung nach ehrbar gewesen war, so entschuldigte es nicht das, was geschehen war. Wer wusste schon, ob sie mit dem Töten nicht nur ein Leben, sondern auch das Potential für Veränderung in Varant zerstört hatten? Wer konnte sagen, wie die Zukunft der Leute ausgesehen hätte, die sie wie Schlachtvieh auf der Scharlachroten Straße gerichtet hatten?

    Bis zur Dunkelheit liefen sie weiter, ein zügiges Tempo haltend, wobei Jaleel am Ende immer wieder ins Straucheln geriet. Er war erschöpft und mental vollkommen am Ende. Sein sonst wacher Blick war leer und seine Gedanken kreisten immer wieder um die Menschen, die er wohl niemals wieder sehen würde. Zumeist wanderte sein Geist zu Naima und er fragte sich, was es mit der Abscheu auf sich hatte, die er in ihren Augen sehen konnte, als sie Sahars Flucht bemerkt hatte.
    Nur eine weitere Frage, auf die ich keine Antwort finden werde, dachte er bitter und versuchte nicht den Zorn seiner Häscher auf sich zu ziehen, indem er zusammenbrach.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Vengard

    »Verwechsle Konzentriertheit nicht mit Apathie.«, antwortete Françoise auf die Anmerkung des Paladins. Es stimmte, dass sie seit ihrer Rückkehr aus der anderen Welt viel Zeit regungslos meditierte und augenscheinlich kaum etwas von ihrer Umgebung wahrnahm. Ein Trugschluss. So wie ein Stern am Himmel mochte ihr Äußeres konstant und ruhig erscheinen, dennoch loderte in ihrem Inneren das ewige Feuer einer Sonne.
    »Natürlich ist er schwer zu durchdringen.«, sagte die Priesterin mit einem Lachen. »Was wäre das für ein Schild, der beim ersten Anzeichen von Widrigkeit nachgibt? Ich habe dir doch gerade gesagt, dass du deinem Zauber einen Zweck geben sollst. Je eindeutiger der ist, desto fokussierter ist das Ergebnis. Mein Schild erfüllt nur einen Zweck: mich zu schützen. Gespeist mit meinen Kräften braucht es schon mehr als einen kleinen Paladin, um ihn anzukratzen.«
    Um ihren Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, machte die Oberste Feuermagierin noch eine abwertende Handbewegung in Dracos Richtung. Dann sah sie ihrem Freund direkt in die Augen und lachte erneut.
    »Du bist ganz schön ungeduldig. Du hast gerade zum ersten Mal in deinem Leben einen Angriffszauber gewirkt und erwartest schon etwas spektakuläres. Dass überhaupt etwas dabei rauskam, spricht natürlich für dich. Ich kenne aber viele talentierte Magier, die daran bereits scheitern.«
    Françoise nahm den Pinsel, strich die restliche Tinte am Fässchen ab und legte ihn dann zusammen mit den Pergamentrollen beiseite.
    »Wenn du unbedingt darauf bestehst, werde ich dich nicht daran hindern, in dein Verderben zu rennen.«, sagte sie dann und erhob sich. »Versuch eine magische Barriere zu errichten. Eine kleine reicht erst mal vollkommen aus. Ihr Zweck ist, dich zu schützen. Wenn ein kleines Schildchen dazu ausreicht, umso besser. Sobald du bereit bist, schieße ich mal einen Feuerpfeil darauf. Dann wechseln wir.«
    Zuerst hob Françoise den Zeigefinger in die Luft und beschwor einen harmlos anmutenden Feuerpfeil über dessen Spitze. Mit einer zackigen Bewegung ihres Fingers verschwand der Zauber wieder. Dann streckte sie ihre andere Hand nach vorn und ein schimmerndes Kugelsegment magischer Energie manifestierte sich. Auch das ließ sie alsbald verschwinden.
    »Alles bereit?«, fragte die Priesterin.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Braga - Gefangenschaft

    „Endlich nicht mehr in dieser widerlichen Wüste schlafen“, stöhnte Jaleels Wärter, dessen Name er mittlerweile als Rolf zugeordnet hatte.
    Es war bereits wieder dunkel als sie in Braga ankamen, dem nördlichsten Dorf Varants und die erste Nacht, in der sie sich nicht selbst ein Lager aufschlagen mussten. Die Ketten an seinen Handgelenken rasselten leise und erinnerten ihn stetig daran, was geschehen war, selbst wenn die Reise hier her und das ewige Laufen ihn beinahe davon hatte ablenken können.
    „Trotzdem ist es noch ein Tagesmarsch bis wir am Zielort sind, also bleibt wachsam, Männer“, raunte der Unteroffizier und die drei anderen Soldaten nickten.
    Er führte sie alle zum einzigen Gasthaus des Ortes und besprach mit dem Wirt wohl, dass sie die Nacht über bleiben würden und ein Zimmer für einen Gefangenen brauchen würden. Jedenfalls kehrte er bald zurück und wies Rolf und einen der anderen - großer Kerl, Speerträger und eher schweigsam - an mit Jaleel auf ein Zimmer zu gehen. Der dritte Soldat würde sich mit ihm ein Zimmer teilen und morgen bei Sonnenaufgang stand die letzte Etappe der Gefangenentransports an.

    Jaleel fragte sich immer wieder, weshalb so ein Aufwand betrieben wurde, um ihn fortzuschaffen. Dass er außerhalb von Varant gebracht wurde, war ihm mittlerweile klargeworden. Doch wo brachte man seine Kameraden hin? Dass man eine Gruppe Aufständischer trennte war nicht verwunderlich, doch wenn man den Chronisten in ein Lager brachte, wurden die anderen dann in die Kerker der Städte verfrachtet?
    „Pack die Bettrolle aus und leg dich auf den Boden“, wies Rolf ihn an und da Jal bereits erfahren hatte, was geschah, wenn er die Anweisung missachtete, kam er dem Befehl nach.
    Sein linkes Auge war noch immer geschwollen und er konnte darauf verzichten, dass es seinem Rechten genauso erging.

    Nachdem sein eigenes Nachtlager hergerichtet war, band sein Wärter wie jede Nacht die Kette an seinen Knöchel, bevor er sich selbst hinlegte. Eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, obwohl Jaleel bezweifelte, dass er mit den schweren Eisengliedern lautlos hätte verschwinden können. Mit keiner anderen Wahl, lag er nun auf dem Rücken, die Augen zur Decke gerichtet, die er dank der Finsternis im Raum nur erahnen konnte. Er sollte schlafen, würde ihn für morgen brauchen, wenn die letzten Tage eine Indikation dafür waren, wie anstrengend der Rest der erzwungenen Reise noch werden würde. Doch seine Gedanken kamen nicht so einfach zur Ruhe. Immer wieder drehten sie sich um den missglückten Überfall, seine Unfähigkeit zu helfen und dem Verbleib und Wohlergehen der anderen Rebellen.

    Doch beschäftigte ihn noch weitaus mehr. Seine Habseligkeiten, die er in seinem Heim in Mora Sul zurückgelassen hatte und auch die Menschen dort, die er täglich gesehen und mit denen er sich unterhalten hatte. Die Schriftrolle mit all seinen Zeichnungen, das Manuskript mit der Schlacht um Kap Dun und nicht zuletzt das Bruchstück des Kristalls. All diese Dinge waren ihm äußerst wichtig und mit jedem Schritt gen Norden rückten sie nicht nur physisch in weite Ferne, sondern er bekam auch das Gefühl, dass er sie nie mehr wieder in den Händen halten würde.
    Was genau mit ihm geschehen würde, wenn sie das Lager morgen erreichten, wollte er sich gar nicht ausmalen, kam aber nicht umhin es doch zu tun. Würde er dort nach myrtanischen Gesetzen gerichtet und mit de Tode bestraft? Das kam ihm mittlerweile unwahrscheinlich vor. Denn auch in Mora Sul hätte er vom Statthalter verurteilt werden können und es hätte nicht vier Soldaten gebraucht, die ihn durch halb Varant zerrten.
    Nein, das steckt etwas anderes dahinter, war er sich sicher.

    Allerdings kam er zu keiner plausiblen Erklärung und würde wohl oder übel darauf vertrauen müssen, dass er nicht hingerichtet werden würde. Und wenn es nur war, weil der Aufwand zu groß war, mit dem er behandelt wurde. Und wenn er nicht hingerichtet werden würde, dann bestand auch Hoffnung für seine Kameraden. Außerdem gab es noch Sahar und Naima, die entkommen konnten. Vielleicht würden sie zu seiner Rettung kommen? Unwahrscheinlich, wenn man bedachte, dass er von allen am wenigsten beitragen hatte können. Sie würden sich wohl eher auf die Befreiung der anderen konzentrieren.
    Wenn sie überhaupt jemals wieder zusammenarbeiten, wunderte er sich und dachte an die kleine Blondine und ihr Verhalten kurz bevor sie losgerannt war.
    So oder so hoffte er, dass es ihr gut ging und wie die letzten Abende auch schon, wanderten seine Gedanken zu guter Letzt zu Adanos. Seltsamerweise schien er sich dem Gott näher zu fühlen, seit die Rebellion ihren Pfad verloren und er Beistand gesucht hatte. Ob es ihm helfen würde, wusste er nicht. Doch es hatte etwas beruhigendes, wenn er seine Sorgen mit jemandem teilen konnte, der sicher zuhörte aber niemals antwortete.

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    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
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    Vengard

    »Ich wurde bereit geboren«, meinte er grinsend und unverhohlen seine Arroganz zur Schau stellend. Im Kampfe war es so, dass Zweifel wie ein zweiter Feind waren. So nahm er sich dieses zu Herzen und stellte zur Schau was er zur Schau stellen konnte. »Deine Studierenden denken vielleicht zu viel. Wenn ich an meinen Bruder denke, ist das sicherlich so«, meinte er und fühlte dann die Magie in sich hochsteigen. »Ich fühle Weiblichkeit, Trennung, Aufrichtigkeit und Sanftheit«. Die Magie wanderte aus seinem inneren pulsierend vom magischen Herzen in seine Handfläche hinein. Seine im Handschuh steckende Hand begann silbern zu leuchten. »Mutter schütze mich«, murmelte er vor sich hin und streckte dann die Hand nach vorne.

    Françoise schoss einen Feuerpfeil ab, den der Streiter auf die Hand bekam. Sofort fühlte er die Hitze und und kleine Flammen die auf seiner Hand tanzten. Ächzend schlug er die Hand aus und fluchte unflätig. Doch das Leder des Handschuhs war nicht versengt. Irgendetwas musste geschehen sein, was geholfen hatte. Nur leider nicht sonderlich viel. Rasch zog der die Kraft für seinen Angriff aus seinem Inneren und zielte auf die Feuermagierin. Allerdings änderte sich zum ersten Male nicht viel. Die Lanze flog, schlug in den blitzenden Schild und es gab Rauch. Ansonsten passierte nichts.

    DraconiZ schaute mürrisch drein. Für einen Moment war er fast gewillt zu akzeptieren, dass es nichts werden würde. Doch so recht konnte er sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden. Er betrachtete das Schild der Feuermagierin. Blitzend und scheinbar undurchdringlich. Alles hat eine Schwäche hatte Ugrasal einmal gesagt. Man musste sie nur finden. Wieder betrachtete er sie. Ihr rabenschwarzes Haar. Ihr scheinbar makelloses Gesicht. Wie viel Weisheit darin nur enthalten sein mochte? Für einen Moment machte er ein unschlüssiges Gesicht. »Ich gebe mich geschlagen«, meinte er lachend. »Wenn du bei vollem Bewusstsein bist und deine Sinne auf mich fokussiert hast, kann ich in einem magischen Kampfe nicht bestehen. Ich denke es ist auch Größe dies anzuerkennen«. Er verneigte sich. »Die weiteren Mittel des unlauteren Kampfes finde ich jetzt in unserer unterhaltsamen Übereinkunft unangemessen«. Er spürte in sich hinein und fühlte auch die pulsierende Magie von Françoise. »Ich versuche meine Barriere so wie deine zu bauen«

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Im Nirgendwo zwischen Ardea und Trelis

    Es war ein seltsames Gefühl eskortiert zu werden und dann wiederum nicht, denn die Eskorte sah man um die zwei Wägen der bunten Vögel nicht.
    Immer wieder hatte Naira versucht, einen der Küstenläufer zu erhaschen. Machte sogar ein Spiel daraus und wurde doch nicht immer fündig. Nun, da sie hielten, war auch das Spiel vorbei.
    Sie waren irgendwo im nirgendwo zwischen Ardea und Trelis. Vor einer halben Stunde waren sie dann vom Weg abgekommen und seit dem Stop waren sie und die Küstenläufer daran schwer daran interessiert, die Spuren zu verwischen.
    Laub wurde über die Spuren verteilt und die Wägen selbst so gut es ging in eine Senke geschoben und gehofft, dass man spätestens im Frühjahr, da wieder raus kommen würde. Doch mit vier Pferden und tatkräftiger Unterstützung der Küstenläufer oder der Leute aus Beria würde das schon was werden solange der Boden nicht durchnässt war..

    Als dann ihre Arbeit getan war und Chris Leute nochmal den Weg abgingen, hieß es das, was man tragen konnte und wichtig war, zu packen und auf die Pferde zu laden. Den nicht wichtigen Rest würden sie dann die Tage holen oder im Wagen sogar lassen.
    Eine Eskorte aus Beria sollte sie hier in den nächsten Stunden treffen und dann nach Beria bringen. Das letzte Mal war sie dort vor vier Jahren, wenn sie sich nicht irrte. Sie war gespannt auf die Leute, bekannte Gesichter und wie sie dort aufgenommen werden würden.
    Doch so herzlich wie sie die Leute dort kannte, würde es wohl schon gut gehen. Nicht zu vergessen, dass Dunca und Morena als Bewohnerinnen von dort und ihre Familien sich natürlich dankbar zeigen dürften.

    Naira würde das Gespräch noch mit ihnen suchen. In den zwei Tagen kamen sie bisher nicht wirklich dazu, dabei hatte Chani schon angedeutet, dass man mit den beiden wohl eine gute Zeit haben konnte.
    So wie wohl mit Dunor.
    Er war eigentlich gar nicht so ihr Typ, wenn sie nur das Äußere betrachtete. Kein hübsches Gesicht und damit bestraft schon in jungen Jahren das Haar am Kopf zu verlieren, weswegen er sich den Schädel kahlrasierte. Die Figur passte ja schon, aber bei welchem jungen Mann vom Waldvolk passte sie denn nicht? Und dann der klägliche Versuch, das fehlende Haar am Kopf mit einem Bart zu kompensieren.
    Duncas Bruder war aber dafür, ein netter Kerl mit dem passenden Humor und einer Art Interesse an jemandem zu zeigen, die Naira gefiel. Danzo - so hübsch er war - hatte weder Humor noch die Form der Empathie, die Naira schätzte. Wie so oft im Leben, konnte man nicht alles bekommen. Ihr letztes Gespräch mit Dunor würde sie sicherlich in Beria fortführen - falls er dort wieder gestattet bekam zu leben.
    Bei den Küstenläufern hatte er zu lernen, sich an Regeln zu halten und Disziplin zu wahren. Das war vorher nicht so in Beria gewesen, weswegen überhaupt die ganze Rettungsaktion in Kap Dun nötig gewesen war.

    “Schau mal wer da kommt.”, meinte Chani und zeigte auf die Gestalt im grauen Mantel, die da zwischen den Bäumen schritt und die Gruppe schon vom Weiten grüßte. Eskiel war zurück und bekam nun seine Zeit zu berichten, was in Kap Dun los war.

    “Bewahret! - Die Sicherheitsvorkehrungen sind in und um Kap Dun gestiegen. Angeblich wurden drei Jäger losgeschickt, um die Spur der Banditen, die das Tor angriffen und heldenhaft zurückgeschlagen wurden, zu finden. Ich kam über das Tor und wurde komplett abgesucht und befragt was ich in Kap Dun machen würde. Der große Beutel mit Münzen, etwas Gelaber über Weinsorten und deine Liste, Gisla, genügte denen, dass sie mich für den Boten eines Weinhändlers hielten, der Cassius aufsuchen wollte. - Danach bin ich in die Schwarze Perle, habe Corazon ein wenig viel Münzen auf den Tresen gelegt und mir was erzählen lassen.”, sagte er und begann dann einfach zu erzählen.

    “Im Handwerkerviertel gibt es dank der Vögel eine Putzaktion und man spricht von einem maskierten Geist, der seit zwei Nächten umher geht. Ein böses Omen und man sollte besser am Schrein spenden.”, erzählte der Waldläufer und trank dann erst einmal etwas. Chani grinste wie zehn Tage Sonnenschein.

    “Wie sieht es am Marktplatz aus? Was ist im Hafenviertel?”, fragte Gisla.

    “Der Brand hatte keine großen Auswirkungen. Vielleicht auch, weil es schnell von allen eingedämmt wurde. Das haben die gut gemacht, muss ich sagen. Es wird aber nach einem Feuerteufel mit Eulenmaske gesucht. - Und im Hafenviertel spricht man von zwei maskierten Harlekins, die den Stadtkommandanten erzürnt haben. Üble Gesellen, die mordlüstern Stadtwachen und Bürger attackierten. So offiziell. Inoffiziell gab es wohl Ärger und in den Tavernen stieß so mancher, der davon kam, auf euch beiden an. Immerhin habt ihr einigen eine saftige Geldstrafe erspart oder mehr.”

    “Und Oma Stahlfaust und ihre Familie?”, fragte Naira.
    “Die hat ihre Gaststätte noch in der Nacht mit Sack und Pack geräumt und ist dann mit der ganzen Familie zum Tor. Angeblich haben sie die Wachen am Tor geschmiert oder bedroht und sind raus in die Nacht.”

    “Das würde zu denen passen. Ich hoffe sie hat meinen Rat befolgt. Dann sehen wir sie in Silden. Hast du was über die Fernanda herausgefunden?”, fragte Bhor.

    “Corazon meinte, dass zwei Schiffswachen von einem Irren mit roter Maske verprügelt wurden und zur Strafe von Kapitän Ramos wie Gefangene eingekerkert wurden. Dass jemand vom Schiff entkam, wird strikt geheim gehalten. Trotzdem spricht man von einer blonden Frau mit Vogelmaske, die überall in Kap Dun und auf dem Schiff gesehen wurde. Die Leute rätseln, ob sie verantwortlich für das ganze Chaos ist oder ob es eine Gruppe war. Ich denke, wir haben unsere Arbeit ganz gut gemacht. “, meinte Eskiel und schmunzelte ein wenig. Naira wusste ganz genau, dass es ihm gefiel, wie er gesehen wurde und dass die Aktion so glückte. Gisla fragte dann, ob noch mehr Gerüchte wegen der Fernanda umher gingen.

    "Nichts, was Corazon auch für ein paar Münzen extra wusste. Einzig die Information oder eher das Gerücht, dass in ein paar Tagen der Gefangenentransport aus Vengard kommt und es dann losgeht. Aber das konnten wir uns ja auch schon denken. Ich glaube, das war alles, was ich an wichtigen Dingen erfahren habe. Corazon ist teuer, aber dann auch redselig.", berichtete er.

    “Weißt du was von Adan? Oder Lasse?”, hakte Naira noch nach.

    “Lasse schiebt Dienst. Wie alle Stadtwachen rund um die Uhr. Da gab es wohl einen richtigen Einlauf. Er wirkte trotzdem gelassen. Adan hab ich nicht gesehen und Corazon hatte ihn das letzte Mal mit Naira in der Schwarzen Perle gesehen. Gerüchte gibt es keine.”, antwortete er und trank aus. Das war genug an Informationen und vor allem Worten, die Eskiel pro Tag von sich gab.
    Die restlichen bunten Vögel und Chris begannen dann über die Informationen zu sprechen und insbesondere über den Gefangenentransport versprach Chris ihnen in Beria zu melden, wenn sie was in der Küstenregion sichten würden.
    So verging die Wartezeit und während man noch über dieses und jenes sprach, war Naira dabei, in ihrem Zeichenbuch Notizen und Skizzen anzufertigen. Kap Dun durfte sie nicht vergessen und es half alles für sich noch einmal zu verarbeiten.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Irgendwo im Nirgendwo zwischen Ardea und Trelis

    Beria lag kurz vor ihnen. Das spürte sie mit jedem Schritt mehr durch das unwegsame Gebiet. Es ging auf und ab, dann querfeldein durch dichtes Gebüsch, kurz an einem Bachlauf vorbei und dann bergab durch einen dichten Hain. Als es ebener wurde kamen sie an das Ufer eines Flusses, in den wohl der Bach vorhin mündete. Von da an kannte Naira den Weg, denn sie erkannte am Ufer Steinwurzeln und den dichten Wald vor ihnen, der vor einer hohen Felswand fast unüberwindbar wirkte.
    Das Ende? Nur für den Unwissenden.

    Ihre Eskorte hätte sie sich zwar sympathischer vorgestellt, denn es war wie damals schon das Kommando von Berengar von Beria. Einen unsympathischen Kerl, der an einen vernarbten und zerbissenen, großen Kampfhund erinnerte. Die rote Braenn, Ciaran, Ida und Samorin aus Berengars Kommando waren natürlich auch dabei, doch Zeit zum Reden gab es nicht. Erst wollte man möglichst still und heimlich nach Beria gelangen, denn das Dorf hatte es in all den Jahren geschafft geheim zu bleiben.

    Drei Mal erklang ein Kuckuck, bevor ein anderer Kuckuck einmal erwiderte und dann nach einer kurzen Pause zwei Mal der erste Kuckuck den Vogelruf wieder erklingen ließ. Dann herrschte Stille für einen längeren Moment, bevor auch Naira die sich vier…nein sechs getarnten Leute in der Wildnis erkannte, weil sie ihre Tarnung aufgaben.
    “Bewahret!”, grüßte eindeutig der Anführer dieses Jagdkommandos. Dunkelblond mit ergrauenden Bart. Ein schmales Gesicht, das von Listigkeit und einem schnellen Geist sprach und natürlich die Rüstung und Kleidung eines Waldläufers, die seinen Stand vielfach untermalte.
    “Bewahre, Keldor von den Telcontar.”, grüßte Bhor, neben den Berengar stand und den anderen Waldläufer ebenso begrüßte.

    Keldor sagte Naira natürlich was. Er führte das Jagdkommando an, dem Barik und Borin angehörten und war dafür bekannt, dass er junge Leute für die Kommandos ausbildete. Wer Potential in jungen Jahren schon hatte, kam zu Keldor. Und er war ein Telcontar. Eine sehr alte Familie des Waldvolkes, die mit vielen anderen Familien und Sippen des Waldvolkes durch gemeinsames Blut und Freundschaft verbunden waren.
    Laut Bhor hatten alle, die mindestens einen waldvölkischen Großvater oder eine waldvölkische Großmutter hatten, auch Telcontar-Blut in den Adern.
    Naira fragte sich, ob sie auch etwas davon hatte. Doch wenn sie sich so ihre Größe ansah und den alten Geschichten Glauben schenkte, dann war es eine knappe Sache. Hochgewachsen, edelmütig, königlich in der Ausstrahlung und Herzen voller Mut.
    Letzteres erfüllte sie. Da war sie sich sicher. Hochgewachsen war sie leider nicht und die beiden anderen Eigenschaften…da musste sie wohl noch als erwachsener Mensch reifen.
    Keldor repräsentierte auf jeden Fall alle Eigenschaften und Naira war sich sicher, dass er in ihrem Alter auch nicht alles erfüllte.
    Aber wollte sie so sehr eine Telcontar sein? Naira Telcontar? Vielleicht hatte Keldor ja einen Sohn, dann müsste sie nicht Ahnenforschung betreiben.
    Wieder zurück im Jetzt trat sie mit den anderen bunten Vögeln vor, während Keldors Leute und die von Berengar ebenfalls dazu kamen und Bhor sein Kommando vorstellte.
    Eskiel und Keldor kannten sich auch gut, denn die Begrüßung war wie mit Bhor selbst sehr herzlich und auch Gisla traf hier einen alten Freund.

    “Naira Flammenherz. Der schwarze Spatz, der Morena und Dunca befreit hat. Kap Dun war ihr erster, großer Streich.”, stellte Bhor sie doch recht stolz vor.
    “Elen sila lumenn omentielvo! - Die Enkelin vom alten Aethel besucht uns wieder. Sei willkommen in Beria, Naira Flammenherz. Wir sind gespannt auf eure Geschichten aus Kap Dun.”, grüßte Keldor und verneigte sich höflich, wie auch beim Rest. Auch zu Chani und Danzo schien Keldor manches zu wissen und wusste es in seinem Gruß sehr passend zu formulieren. Naira hoffte wirklich, dass er einen Sohn hatte. Dann konnte Danzo einpacken.
    “Anar caluva tielyanna! - Die Ehre ist ganz meinerseits, Meister Keldor Telcontar. Ich freue mich darauf an Berias Feuern eine oder zwei bescheidene Geschichten euch zu erzählen.”, grüßte sie zurück in der älteren Sprache und verbeugte sich ebenso. Keldor lächelte ehrlich und zeigte dann auf seine recht junge Truppe, die nicht älter als sie selbst und Chani waren.

    “Lugos, Zoha, Jaskil, Boroviel, Andulas und Tibor. Mein Kommando, meine Schüler. Lernt sie in Beria kennen. - Ich bin sehr froh darüber, Dunca und Morena wiederzusehen. Doch darf ich fragen, wo meine zwei anderen Schüler und eure beiden Söhne sind?”, fragte Keldor.

    “Eine lange Geschichte, die dir am besten Naira in unserem Beisein erzählen wird, Freund.”, sagte Bhor. Keldor verstand und bat dann zu folgen.
    Bhor bedankte sich bei Berengar und Berengar war nicht so arschig wie beim letzten Mal.
    Lag es daran, dass er sah, was die bunten Vögel geleistet hatten? Womöglich.
    Beide Kommandoführer gaben sich die Hand und versprachen einander, noch gemeinsam auf alte Zeiten einen zu heben.

    Dann ging es los zum geheimen Waldvolk-Dorf namens Beria.
    Geändert von Naira (18.12.2024 um 13:33 Uhr)

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    »Dann sollten wir uns darauf konzentrieren, bevor wir versuchen ihn gleich wieder einzureißen.«, antwortete Françoise. »Eingangs hatte ich ja gesagt, dass Feuermagie und Paladinmagie nahe miteinander verwandt sind. Die Struktur deines Schildes sollte meiner ähneln, auch wenn du andere Bausteine verwendest.«
    Die Priesterin ging auf ihren Freund zu und bat ihn mit einer Geste, sich zu setzen. Sie selbst nahm ebenfalls Platz, Draco unmittelbar gegenüber.
    »Denk dir eine imaginäre Ebene zwischen uns. Wie ein Pantomime.«, führte die Oberste Feuermagierin aus und tat so, als ob sie ihre Hände gegen eine unsichtbare Wand vor sich presste. »Konzentriere dich nur darauf. Ablenkung und Beschuss kommen noch früh genug. Sie muss auch nicht groß sein. Selbst wenn du einen münzgroßen Schild erschaffen kannst, hast du damit zumindest das Prinzip dahinter verstanden. Im nächsten Schritt musst du es nur noch vergrößern.«
    Für einen Moment hielt die Priesterin inne.
    »Hast du schon versucht, durch eine der Pforten mehr Magie fließen zu lassen, als durch andere?«, fragte sie. »Vielleicht hilft dir das. Trennung erscheint mir für diesen Zweck perfekt zu sein.«

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    Im Schneidersitz sitzend betrachtete der Streiter den Raum zwischen Ihnen. Natürlich schien er leer zu sein und natürlich täuschte es. Es war Luft zwischen Ihnen. Unsichtbar und still. Doch sie war da. So sicher, wie sein Atem sich durch seine Lungen bewegte. Er setze sich noch einmal extra gerade hin. »Sie sind alle unterschiedlich geöffnet«, begann er, »doch nicht willentlich. Ich tue es einfach. Ich bin kein Mathematiker der präzise kalkuliert, eher ein Künstler, der nach Gefühl den Pinsel schwingt«.

    Noch einmal betrachtete er den Spalt zwischen Ihnen. Er musste sich nicht sonderlich anstrengen um auch den Atem von Françoise zu hören. Er legte seine Stirn in Falten. Sein Gegenüber hatte die Barriere aus seinem Inneren heraus erschaffen. Mit einem Sinn und einem Zweck dahinter. Kraft ihres Willens. Er musste es ebenso machen. »Ich trenne die Magie wie die Atem voneinander«, meinte er. Dann rief er die Energie aus seinem Inneren, konzentrierte sich dabei besonders auf die Trennung. Er fühlte den Trennungsschmerz als er Bakaresh verlassen hatte. Als Ulrich ihn mitgenommen hatte vor über 10 Jahren. Dieses Gefühl holte er besonders hoch. Dann fühlte er wie er in einem Sturm gestanden hatte und sich ein Überdach gewünscht hatte. Diese beiden Gefühle holte er so kräftig er konnte hoch und verband sie. Zwischen ihren Gesichtern entstand eine silbrig glänzende Scheibe. Man musste wirklich genau hinsehen, denn wirklich sehen konnte man sie nicht. Nur manchmal, in chaotischem Abstand, wurde man gewahr, dass es silbern schimmerte.

    »Nun?«, fragte er und konzentrierte sich ebenfalls auf Françoise und ihre Reaktion. Manchmal würde er wirklich gerne wissen, was in ihrem Kopf wohl vor sich ging.

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    Die letzte Etappe - Gefangenschaft

    Am nächsten Morgen weckte ihn das harsche Rütteln an seiner Schulter. Jaleel öffnete die Augen und blinzelte in das schwache Morgenlicht, das durch die kleinen Fensterläden drang.
    „Aufstehe, es ist Zeit“, knurrte Rolf, während er die Kette an seinem Knöchel löste und daran zog, um seinen Gefangenen anzutreiben.
    Der Speerträger, dessen Name Jal noch immer nicht kannte, stand schweigend in der Ecke des Zimmers.
    Mühsam setzte er sich auf und rollte seine Bettrolle zusammen. Das mittlerweile vertraute Gewicht der Ketten erinnerte ihn daran, dass dies nicht sein Zuhause war. Die Reise ging weiter, und die Furcht vor dem Unbekannten lastete schwer auf ihm, selbst wenn er sie nicht nach Außen trug.
    Rolf und der Speerträger führten ihn aus dem Gasthaus, wo die anderen Soldaten bereits warteten.

    „Lasst uns gehen. Ab hier wird es nur noch kälter“, sagte der Unteroffizier und die kleine Gruppe machte sich auf den Weg.
    Braga wurde zunehmend kleiner in der Ferne, während die Sonne Kraft einzubüßen schien, je weiter es die Menschen nach Norden zog. In den Augen des Chronisten war es seltsam, dass die meisten Innosgläubigen sich in Midland konzentrierten. Immerhin beginnt ihre Geschichte in Varant, wo die Sonne am heißesten scheint und somit den Eindruck erweckte, als sei die Macht des Obersten Gottes dort am stärksten. Doch stattdessen waren dort Adanos und Beliar in den Herzen der Einwohner erstarkt und nur mit der Eroberung durch die Myrtaner fanden sich wieder Innos Schreine in den Städten der Wüste. Das Heiligtum in Bakaresh wurde vollständig von Beliars Antlitz gesäubert, insofern seine Quellen stimmten.

    Das Überqueren des Passes war so, als würde man in eine andere Welt treten. Die natürlichen Gegebenheiten hatten für eine klare Trennung der Klimazonen gesorgt. Die Gebirgskette, welche hier im Norden abflachte und einen einigermaßen problemlosen Übergang ins Innere des Kontinents ermöglichte, fungierte als massiver Wetterschutz, wodurch der harte Kontrast ermöglicht wurde.
    So jedenfalls hatte Jaleel es einst von jemandem erfahren, der sich selbst als Geologe bezeichnet hatte, was auch immer das bedeuten mochte. Sicher war nur, dass es für den Sohn der Wüste das erste Mal war, dass er diesen Schritt in seinem Leben tat, den Schritt ins Midland.
    Die Vegetation wurde grüner, die Luft kälter, so viel kälter, dass er Schweiß, der sich auf seinem Rücken gesammelt hatte, ihn zu frösteln brachte. Doch er hatte vermutet, dass es hier einladender wäre. Doch die Jahreszeit war wohl schlecht gewählt für seine unfreiwillige Reise.

    „Ab jetzt wird es einfacher“, schnaufte der Unteroffizier durch die Anstrengung des Aufstiegs, „Es ist auch nicht mehr so weit. Die Wegweiser zeigen bereits Trelis an.“
    Tatsächlich war auf einem Holzschild der Name der Stadt zu lesen. Doch hätten sie das wohl kaum als Lager bezeichnet oder? Und Jal sollte mit seiner Vermutung Recht behalten, als sie, sobald das Umland weiter abflachte, die Straße Richtung Westen verließen. Es war ein Pfad erkennbar, der durch regelmäßige Nutzung entstanden zu sein schien. Durch sein mangelndes Wissen über diese Gegend konnte er jedoch nur Mutmaßungen anstellen, wohin er sie führen würde. Selbst, wenn er sich jetzt losreißen und fliehen würde, hätte er keine Ahnung, wohin er sich wenden sollte und der Weg zurück in die Wüste hielt für ihn ohne Vorräte den sicheren Tod bereit. Außerdem war es vielleicht sogar der Wille der Götter, dass er sich seiner Schuld stellte und Buße tat, selbst wenn seine Beweggrüne edler Natur gewesen waren. Zumindest waren es sie aus seiner Warte aus gewesen.

    „Verdammt, endlich sind wir da“, grunzte Rolf, der sich wohl nichts sehnlicher wünschte, als endlich anzukommen.
    Für einen Moment erkannte Jaleel gar nicht, was er damit meinte. Doch als sie näher traten, fiel ihm auf, dass sich eine hohe, hölzerne Palisade in einiger Entfernung auftürmte. Vor einem Tor, welches mit Metall verstärkt worden war, erwarteten sie zwei Wächter, die ihre Waffen fest umklammerten und denen das Misstrauen ins Gesicht geschrieben stand.
    Noch ehe sie etwas sagen konnten, kramte der Unteroffizier bereits ein Dokument hervor, welches er den Soldaten am Tor zeigte. Währenddessen schaute sich Jal verwundert das viel erwähnte Lager an. Die Palisade erstreckte sich über eine eindrucksvolle Fläche bis hin zu einem felsigen Abgrund, der seine Neugier anfachte. Angespitzte Pfähle waren verwendet worden und entmutigten so wohl zur Flucht über die Mauer.
    „Alles in Ordnung. Willkommen im Fort Nemora“, hörte er die Wache sagen, welche das Schreiben wieder aushändigte, „Öffnet das Tor!“, rief er und man konnte eine schwere Winde hören, die Bewegung in die hohen Türen brachte.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    »Du musst es auch nicht immer präzise kalkulieren.«, erwiderte die Oberste Feuermagierin. »Obwohl es gewiss von Vorteil wäre. Wenn du es einmal präzise machst, dann weißt du, wie es sich anfühlt und kannst es beim nächsten Mal wieder nach Gefühl machen. Ansonsten raubst du dir selbst das Potential. Du solltest immer im Hinterkopf behalten, dass deine Magie endlich ist. Auf dem Schlachtfeld wirst du sie dir gut einteilen müssen. Wie du das tust, ist natürlich deine Sache.«
    Aufmerksam beobachtete Françoise die Anstrengungen des Weißkopfs. Was auch immer er sich in Erinnerung rief, musste schmerzhaft sein. Natürlich tat er sein Bestes, es sich nicht anmerken zu lassen. Deshalb konzentrierte die Priesterin ihr Augenmerk statt dessen auch auf den Zauber.
    Eine transparente Scheibe hatte der Paladin erschaffen. So durchsichtig, dass man sie kaum sehen konnte. Gewiss hatte das seine Vorteile im Kampf. Allerdings bezweifelte Françoise, dass es die Absicht ihres Freundes war.
    Sie neigte ihren Kopf nach rechts und links, um den winzigen Schild von den Seiten zu betrachten. Dann hob sie ihren Finger und stupste dagegen. Der Kontakt ließ es deutlicher aufleuchten. Durchdringen konnte die Oberste Feuermagierin ihn auf diese Weise nicht.
    »Sieht gut aus.«, sagte Françoise. »Wie gesagt, mach dir erst mal keine Sorgen, dass es noch so klein ist. Es ist eine gute Grundlage, auf der du aufbauen kannst.«
    Nachdem Draco den Schild wieder aufgelöst hatte, ergriff die Priesterin abermals das Wort.
    »Einer Sache solltest du dir übrigens bewusst sein.«, sagte sie. »Von allen Partnern hast du dir vermutlich den ungeeignetsten ausgesucht, um deine Magie auszuprobieren. Die Potenz der Paladinmagie liegt darin, Dienern Beliars die Stirn zu bieten. Je weiter die Gesinnung deines Gegners von Beliar entfernt liegt, desto schwächer wirkt deine Magie auf ihn. Es ist eines der Unterscheidungsmerkmale zur Feuermagie. Nun, mal von Innos abgesehen, gibt es vermutlich niemanden, der mehr Abstand zu Beliar wahrt als ich. Wäre ich ein beschworenes Skelett, hätte deine Lanze bestimmt kurzen Prozess mit mir gemacht. Lass dich also nicht davon täuschen, dass du nur geringe Erfolge gegen mich siehst. Leider - oder zum Glück - ist die nächste Höhle mit Untoten bestimmt eine Tagesreise von hier entfernt.«

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    Vengard

    »Hmm«, meinte der Streiter auf die Ausführungen von Françoise hin, die natürlich Sinn ergaben. Beide Hinweise waren sehr gut. Seine Kapazitäten waren endlich, doch er hatte sich nie gefragt, wie endlich sie waren. Die Spielereien die er bislang gemacht hatte, hatten ihm bei weitem nicht erschöpft. »Die Schattenmimik kannte keine Erschöpfung. Ich habe sie einfach genutzt. Sie war wie Atmen. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass meine Kraft nicht mehr zum Atmen reichen könnte«. Er schaute die Freundin noch einmal an. Auch mit dem zweiten Argument hatte sie anscheinend recht. Die Magie war in ihrer Wirkweise sehr eingeschränkt gegen sie. Das hatte natürlich mit dem diametralen Effekt der Paladinmagie gegen die Dunkelheit zu tun.

    »Lass mich meine Kapazitäten testen«, sagte er nach einer Weile. »Es gibt noch einen Zauber, der den Zorn des Feuergottes beschwört und alles aus dem Körper herausholt. Es gibt keine bessere Möglichkeit meine Leistungsgrenze zu testen als ihn!«, verkündete er. Mit einer flüssigen Bewegung war er auf den Beinen und lief zielstrebig zu Valien hin. Er nahm das Schwert in die Hand und wog es ein wenig hin und her. Dann drehte er die Waffe so, dass die Parierstangen an seiner Brust lagen, das Ende an seiner Stirn und die Klinge gen Boden zeigte, während er das Schwert fest umklammerte. Er schloss die Augen und versuchte eine Kraft in der Klinge selbst zu fühlen. Etwas, was seine Verbindung weiter verstärken würde. Er spürte, dass alle Siegel reagierten. Sie reagierten auf das Schwert in seiner Hand. »Es reagiert alles. Es ist als ob das Schwert die Siegel steuert. Die Verbindung zu der Magie ist überwältigend«. Einige Momente fühlte er sich überragend. Er spürte schier unendliche Kraft in sich hineinfließen. »Ich könnte ganze Armeen vernichten«, verkündete er schier in seinem Selbstvertrauen deutlich von der Magie bestärkt. »Ha ich könnte...«, er erhob die Klinge und wollte sie gen Himmel richten, doch dann fiel sie ihm aus der Hand. Mit einem Mal war er völlig kraftlos und segelte zu Boden.

    »Ah. Das meinst du«, meinte er als er kurze Zeit später wieder bei Sinnen war. Er versuchte sich an einem Lächeln.

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    Beria

    “Was war das Zeichen jetzt?”, fragte Chani flüsternd, während sie durch den Wald vor der Felswand schritten.
    “Du beginnst drei Mal wie ein Kuckuck zu rufen. Authentisch! Nicht wie ein kleines Kind, das verstecken spielt. Dann erwidert man dir einmal mit demselben Ruf. Hör genau hin, denn es wird nur einmal gerufen. Dann rufst du noch zwei Mal und wartest. Das kann gerne auch länger dauern. - Das ist im Grunde alles. Achja…du solltest an der richtigen Stelle rufen. So wie wir eben. Gehst du in den Wald ohne zu rufen…dann kann es sein, dass man auf dich schießt. Aber das erfährt man nur wenn man in den anderen Lagern auch schon war oder direkt mit Beria-Leuten hierher kommt.”, erklärte sie Chani, die tatsächlich noch nie auf diese Art hier herein kam. Meist war sie in Begleitung ihrer Meisterin einfach so rein gelassen worden. Währenddessen konnten sie schon die Felswand kurz vor ihnen sehen.

    Keldor führte sie dann die Felswand entlang, bis sie um die Ecke am Fels gehen mussten und dann vor einem baumhohen, kurzen Tunnel standen, dessen Länge keine dreißig Schritt waren.

    Am Ende des Tunnels kamen sie an eine Wachstation mit einem hölzernen Falltor in der Mitte, das per Seilwinde und Gegengewicht für sie hoch gehoben wurde. Die Wächter und der Hauptmann grüßten zunächst Keldor und der erzählte vom Besuch.
    Naira begutachtete den Bau, denn vor ein paar Jahren stand hier nur ein kleiner Turm und Palisaden. Nun war das wohl die Kommandantur und Wachstation von Beria.
    Danach durften sie das Tal endlich betreten, während hinter ihnen das Holztor abgelassen wurde. Waren das Sicherheitsvorkehrungen oder gab es nach ihrer Zeit einen Vorfall? Das würde sie erfragen.

    Es dauerte keinen Moment, da standen jedoch erst einmal die Familien und Freunde von Dunca und Morena zusammen und holten die beiden ab. Es gab große Dankesbekundungen der Familien an das Jagdkommando und beide Frauen versprachen, ihre Lebensschuld bei den bunten Vögeln zu begleichen.
    Bhor lehnte der Tradition halber drei Mal ab, bevor beide Frauen versprachen, einen jeden von ihnen zu beschenken und dies nicht verhandelbar wäre. Naira wusste, dass die Familien die beiden darin unterstützen würden und fand, dass es eine schöne Geste war. Käme sie je in die Situation, würde sie es nicht anders machen. Man hatte angemessen zu danken, wenn jemand einem das Leben rettete.
    “So sei es!”, sagte Bhor und die Familien und Freunde applaudierten. Es konnte gewiss vorkommen, dass jemand diese Lebensschuld einforderte, doch dies war selten und dann wurde auch dies so akzeptiert, bis die Schuld beglichen war. Doch Bhor war nicht so jemand und wollte nicht zwei junge Frauen an sein Jagdkommando binden.
    Als man sich dann verabschiedet hatte, kam Keldor mit dem offiziellen Teil.

    “Willkommen im Tal von Beria. Ich bin mir sicher, dass die beiden das würdig gegenüber ihren Rettern erfüllen werden. Lasst uns Meister Porgan aufsuchen. Und auf dem Weg dahin erzähle ich euch, was es hier alles so gibt. Bis auf Bhor und Chani, wart ihr alle seit mindestens zwei Jahren nicht mehr hier. Es hat sich so manches getan.”, sagte Keldor zu den Besuchern und zeigte gleich zum Haupteingang.

    “Die Wachkommandantur steht da schon seit über einem Jahr. Wir hatten vor zwei Jahren Probleme mit seltsamen Wesen, die nachts aus dem Wasser stiegen. Irgendwelche Ausgeburten aus Beliars Reich. Kamen hier ins Tal rein. Seit wir drei von ihnen gejagt haben und die Kommandantur steht, haben wir keine mehr gesehen. Nochmal brauchen wir sowas im Talkessel nicht. Ves, die Hauptfrau hier, kann euch dazu mehr erzählen.”, erklärte er kurz und zeigte dann hoch auf die Felswand und den ganzen Talkessel.

    (Die sechs Aussichtspunkte und -türme)

    “Wir haben gut getarnte Aussichtspunkte und -türme auf dem Felsmassiv platziert. Sechs an der Zahl. Einer ist zum Beispiel südlich vom Dorf und überblickt die Bucht von Trelis. Zwei andere stehen auf dem Felsmassiv über uns, dem ihr euch genähert hattet. Sie hatten Zeichen von uns bekommen, dass wir jemanden verfolgen und hielten sich bereit, Alarm zu schlagen, wenn es Ärger gibt. Sie überblicken, was da aus dem Zentrum Myrtanas und aus Richtung Varant hierher kommt.
    Dann stehen noch zwei Türme an einer schmalen Felspassage in Richtung Ostmyrtana bei der Steinwurzelbucht. Da passen keine zwei Pferde durch, aber wie am Haupttor haben wir auch da ein Zugtor angebracht und von den zwei Türmen aus sieht man gut, wer und was sich nähert. Nur…muss auch diese Felspassage überhaupt gefunden werden. Wir haben gut daran getan, Beria verschwinden zu lassen. Ich hatte es damals nach Silden nicht gedacht, aber die Wirren des Krieges im Midland und dann die Varantfeldzüge hatten uns Zeit gelassen. Der letzte Aussichtspunkt befindet sich direkt nördlich vom Dorf. Von da aus blickt man in das weite Midland und sieht an guten Tagen die Turmspitzen von Trelis. Sie bewachen zudem einen schmalen Pfad hinauf auf den Fels der Beria umschließt. ”, erzählte er, während sie im Laufe seiner Erzählung losgegangen waren.

    Er zeigte dann noch auf den höchsten Punkt des Felsmassivs um das Tal auf dem Kiefern um die Kuppe wuchsen.
    “Dort ist der Steinkreis von Beria. Ausblick gen Westargaan und direkt über den uralten Adanostempel von Trelis thronend. Falls ihr dem Vater oder der Mutter nah sein wollt…dort findet ihr Frieden und einen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. - Den anderen Steinkreis findet ihr wie gewohnt im Tal nahe der Thingstätte im Kiefernwald im Zentrum des Tals.”, sagte er mit sanftem Lächeln und schlug dann nicht den direkten Weg ein, sondern brachte die Gruppe zur ersten Höhle die zum westlichen Höhlenkomplex gehörte.

    (Osthöhlen - Lagermeisterei und Rüstkammer)

    Am Eingang der Höhle waren schon ein paar Bewohner von Beria und trugen Körbe bei sich, Bündel aus Fell und Feuerholz. Aber auch ein Jagdkommando in voller Montur war da. Sie grüßten alle höflich.
    “Wir haben in den letzten Jahren etwas umstrukturiert. Diese Höhle dient als Lagerstätte für unsere Wintervorräte, als Waffen- und Rüstkammer und für alles was wir sonst trocken lagern müssen. Mandy ist unsere Lagermeisterin und wird euch später ein paar Dinge sicher zuweisen und geben. Quartiermeister ist übrigens Crach Draigo. Guter, alter Waldläufer der nicht mehr so viel los ziehen kann.”, sagte er und Naira erinnerte sich zu gut an die quasselnde Mandy und ihre lustige Familie.

    (Westhöhlen - Platz und Höhle der Handwerker)

    “Kommt weiter. Direkt zur gegenüberliegenden Höhle.”, sagte er und sie gingen dann an das andere Ende des Tals, wo am Eingang mehrere Bänke um ein warmes Feuer standen und ein paar Damen und Herren sie mit erhobenen Krügen begrüßten. Naira lachte auf, als sie den alten Onkel Thorkel erblickte und gleich um den Hals sprang.
    “Onkel Thorkel! Was machst du hier!?”, fragte sie.
    “Dasselbe sollte ich dich fragen, kleine Naira! Oioioi! So stürmisch begrüßt wurde ich zuletzt von einem Ork, der mir seine Axt zwischen die Augen jagen wollte.”, entgegnete Thorkel.
    “Alte Männer anspringen und die Gastfreundschaft Berias genießen.”, antwortete sie und zog frech an seinen Bart, wie sie es immer tat.
    “Tjahaa…dasselbe mache ich auch! HAHAHA!”, lachte er herzlich und grüßte dann Bhor wie ein Kampfmeister seinen Schüler mit dem Kriegergruß.
    “Das ist Thorkel. Mein alter Nahkampf-Meister und Mann mit den besten Geschichten.”, stellte Bhor den älteren Mann vor und dann kurz seine Leute den Anwesenden.
    Es stellte sich heraus oder besser - Naira wusste es schon, dass sie hier gerade vor der großen Höhle der Handwerker standen und diese nach vollbrachten Tagwerk den Rest des Tages mit Bier genossen und auf das große Essen warteten.
    Natürlich versprach man wieder einander sich mal zusammenzusetzen und Geschichten auszutauschen. So war es beim Waldvolk. Hockte man nicht in der Wildnis, dann war man doch sehr gesellig und redselig.

    (Westhöhlen - Wohnhöhlenkomplex)

    “Diese Handwerker haben oft die besten Geschichten. Kommt, ich zeige euch noch die zwei anderen Haupthöhlen und dann sind wir fast durch.”, sagte Keldor und führte sie dann zu der ihr bekanntesten Höhle entlang der Felswand. Die große Westhöhle war die große Wohnhöhle mit mehreren Nebenkammern, in denen viele aus Beria wohnten. Viele schätzten das es im Sommer nicht heiß und im Winter nicht kalt war. Dazu hatten sie die große Kammer mittlerweile durch Trennwände aus Holz oder sogar Stein mit Mörtel eingegrenzt und so Wohnräume für Familien und einzelne Bewohner geschaffen, um jedem etwas mehr Privatsphäre zu gewähren. Trotzdem ging ein sehr breiter Gang durch die Höhle und teilte sich in der Mitte mit Wegen in die Nebenkammern.

    “Für euch haben wir einen Raum mit acht Betten in einer der Nebenkammern bereit gemacht. Wir haben zwar ein paar einzelne Räume für ein oder zwei Leute, aber wir rechnen damit, dass über den Winter noch die eine oder andere Seele bei uns Zuflucht sucht und dann ist es klüger ein Jagdkommando in einen großen raum zusammen leben zu lassen. Ihr wolltet doch in Beria überwintern, oder?”, fragte Keldor interessiert.
    “So war es geplant. Meister Porgan muss natürlich zustimmen.”, meinte Gisla und schien sich wohl ein wenig darauf zu freuen, hier eine Weile zu bleiben.

    (Waldkantine; Ring aus Blockhütten und Baumhäuser um den Versammlungsplatz)


    Aufmerksam sahen sie draußen dann zu wie viele Frauen und ein paar Männer an Arbeitstischen Gemüse klein machten, Fleisch verarbeiteten oder von den Handwerkern mit Körben voll Brot zurückkamen und diese klein schnitten.
    “Wie ihr wisst, kocht die Gemeinschaft von Beria für alle. Unsere Waldkantine hat das mal Meister Porgan liebevoll genannt. Früher hat er das selbst täglich angeleitet, doch mit mehr Einwohnern gab er den großen Kessel an Stein - ja so heißt er. Großer Mann aus den Bergen mit seltsamen Humor. Macht die besten Eintöpfe des Festlands.”, fügte der Waldläufer an und ging dann mit ihnen in das Zentrum von Beria. Einen weitläufigen Hain mit befestigten Wegen. Hier gab es Blockhütten und Baumhäuser in den Bäumen, die in einem Ring um den freien, grünen Versammlungsplatz standen. Eine junge Linde bildete das Zentrum des Platzes. Und hier versammelte man sich an Tischen und Bänken, um gemeinsam zu essen oder einfach mal so an einer der Feuerstellen zusammen zu kommen. Keldor musste ihnen hierzu nicht viel erzählen. Hier hatte sich nicht viel geändert, bis auf den Umstand, dass die Linde für Naira vor vier Jahren kleiner gewesen war.

    Und so wie sie damals davor saß und ihren Lehrern und Lehrerinnen zuhörte, so sah sie mit einer großen Liebe für ihr Volk, wie auch heute noch Kinder und Jugendliche dort saßen und den Worten ihrer Lehrer lauschten und den Taten ihrer Lehrerinnen folge leisteten.
    Während eine kleine Gruppe Jugendlicher die alte Sprache mit einem hageren, ihr gut bekannten Mann übte, war es eine Frau, die mit einem Dutzend Kindern bei der Linde saß und ihnen Pflanzen und Kräuter erklärte.
    “Tomira ist eine Kräuterhexe und hat hier einiges vorangebracht. Schade, dass sie bald wieder nach Duen Tymor geht. Aber Arakos braucht dort ihre Fähigkeiten mehr. Und der Herr dort ist der Seher Avallan. Streng, obwohl kein Druide - aber ein Meister der alten Sprache.”, meinte Keldor.
    “Streng ist er…”, sagten Naira und Chani fast im Gleichklang. Aber sie hatten damals auch viel gelernt. Das musste man zugeben. Avallan wirkte wie ein älterer Mann mit seinem schwarzen Haar, in dem auffällig viele silberne Strähnen waren und der hageren Gestalt, dabei hatte er noch keine 30 Winter gesehen.
    Naira musste an Daron Silberhaar denken. Waren alle miteinander verwandt, die silbernes oder in jungen Jahren stark ergrautes Haar hatten? Das interessierte sie irgendwie schon und da wäre sie wieder bei der Ahnenforschung gelandet.

    (Osthöhlen - Heilkammer, Alchemistenlabor, Vivarium und Heiligtum von Beria)

    Zuletzt gingen sie dann zur vierten großen Höhle, deren Funktion Naira gut kannte, doch gespannt war, was oder ob Keldor was Neues dazu zu erzählen hatte.
    “Heilkammer und Alchemistenlabor in dieser Ebene. Die nächste Nebenkammer geht tiefer herab und ist mittlerweile ein funktionierendes Vivarium. Fast wie damals in Silden - dank den Meisterinnen Vivin und Cecilia. Noch tiefer geht es in das Heiligtum von Beria. Aber das kennt ihr ja und da hat sich den Göttern sei Dank nichts geändert.”, erzählte Keldor und bat alle in die Heilkammer zu gehen.

    Naira erinnerte sich an das Heiligtum von Beria. Es war eine unterirdische Quelle in einer recht tiefen Grotte. Eine Quelle, aus der stetig Wasser hervorkam und deren Ursprung sie nicht kannten. Ihr hellblaues Wasser wurde von einem Licht aus der Tiefe der Quelle beleuchtet und schimmerte dann, wie das Wasser selbst an der Decke der Grotte. Dort wuchsen auch besondere Pflanzen, die an der Oberfläche mehr wie nur selten vorzufinden waren und Tropfsteine hingen an der Decke.
    Es war ein beruhigender Ort und insbesondere für die Anhänger Adanos ein Ort, um ihrem Gott nahe zu sein.

    Als sie dann die Heilkammer betraten, erwartet sie schon Meister Porgan.
    “Bewahret! Adanos sei mit euch! Kommt setzt euch. Ich möchte hören was geschehen ist.”, bat er und strahlte diese Ruhe und Freundlichkeit aus, die Naira fast unheimlich war. Ein Bhor nur in steinalt. Nur wusste sie zu gut, das Bhor auch anders konnte - wenn es sein musste.
    Geändert von Ornlu (21.12.2024 um 13:56 Uhr)

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    Vengard

    »Bist du dir vollkommen sicher, dass die Schattenmagie keine Erschöpfung kennt? Oder hast du sie vielleicht einfach niemals bis zur Erschöpfung verwendet?«, postulierte die Oberste Feuermagierin. »Du bist natürlich der Experte. Von meinen Beobachtung hätte ich sie als Mittel zur Abwehr und zum Ausweichen eingeschätzt. So eine Trumpfkarte spielt man auch nicht, um jeden Angriff zu parieren. Du setzt sie gezielt und damit sporadisch ein. Dass du dabei nicht an die Grenzen des Machbaren gelangst, liegt nahe. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.«
    Den nächsten Zauberspruch erwartete Françoise mit Spannung. Ihr Freund hatte ihn vorher bereits erwähnt. Wenn man ihn beschreiben sollte, traf es diese Analogie am besten: eine Kerze brennt kurz vor ihrem Ende am hellsten. Viele Helden aus vergangenen Tagen hatten diese Macht genutzt, um verloren geglaubte Schlachten zu ihren Gunsten zu wenden oder Verbündeten einen Ausweg zu bahnen. Leider überlebten nur wenige Paladine ihre glorreichste Stunde. Zwar mochten sie nahezu unschlagbar sein, während sie der Zorn Innos' erfüllte. Doch sobald dieser Zustand endete, waren sie leichte Beute für jeden Gegner, der das Gemetzel heil überlebt hatte. Nur die Kameraderie seiner Brüder konnte den Paladin dann noch vor seinem Ende bewahren.
    In der sicheren Umgebung des Übungsraumes existierte natürlich keine Gefahr für Draco. Hier konnte er ruhigen Gewissens an seine Grenzen gehen. Für einen kurzen Augenblick hatte Françoise darüber nachgedacht, ihrem Freund einen Streich zu spielen. Nur um ihn daran zu erinnern, dass er trotz des Höhenfluges, den ihn die Magie erfahren ließ, immer noch sterblich war. Als der Paladin zu Boden sackte, verwarf Françoise ihren Gedanken. Er war erfahren genug, seine Grenzen selbst zu erkennen.
    Die Oberste Feuermagierin stand auf und ging zu Draco, um ihm aufzuhelfen.
    »Du wirst dir deine Kräfte einteilen müssen.«, sagte die Priesterin. »Das ist der nächste Schritt, nachdem du das Rufen deiner Magie beherrschst. Dein Repertoire ist jetzt viel größer, deine Reserven nicht. Das kommt aber mit der Zeit. Und viel Übung. Wie wäre es mit einem Tee? Oder steht dir der Sinn nach etwas deftigem?«
    Gemeinsam verließen sie den Übungsraum und kehrten zurück in das Arbeitszimmer der Obersten Feuermagierin. Einen Novizen schickten sie, um etwas Essbares für sie zu holen. Françoise begnügte sich mit einem heißen Tee.

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    »Und erm du bist sicher, dass du nichts willst? Der Tee reicht dir?«, er machte erst gar keine Anstalten zu verbergen, dass er das höchst ungewöhnlich fand. Das wäre ihm ohnehin nicht gelungen. Vielleicht wenn es um das Schicksal des Reiches gegangen wäre, aber nicht in dieser Situation unter Freunden. »Ziehst du die Kraft für deinen Körper ebenfalls aus der Magie?«. Er zog die Stirn kraus und bediente sich dann. Er wusste durchaus wie es sich geziemte und achtete darauf, dass er sich sehr zivilisiert beim Essen verhielt, auch wenn sein Magen so tief in seinen Kniekehlen zu hängen schien, dass er eine deutlich archaischere Art der Nahrungsaufnahme im Sinne hatte. »Du wirst immer noch viele Fragen auf«, meinte er als er einen Schluck Wasser nahm. »Du scheinst mir wie eine Kristallkugel mit tausenden Facetten zu sein. Wenn man meinte eine Seite verstanden zu haben, steht das Licht anders darauf und alles scheint von Neuem zu beginnen«. Er zuckte mit den Schultern. »Immerhin ist es sehr eindeutig für welche Werte und auf wessen Seite du stehst«, meinte er und grinste dann.

    Als sie sich gestärkt hatten, dachte er noch einmal über die Schattenmimik nach. »Mit der Schattenmagie hast du recht. Ich nutze sie für Täuschung und Ausweichen. Für alles das was in Ruhe und Präzision getan werden muss. Meine Vorstellung reicht nicht dafür aus in einen Moment zu kommen, wo das meine gesamte Kraft brauchen sollte.«. Er schaute sich in dem Zimmer um. Ziemlich karg, ohne Trara und ohne Protz. Er mochte es.

    »Ein Zauber fehlt noch. Die Einsicht«, er schaute Françoise tief in die Augen. »Möchtest du mich vielleicht anlügen?«, fragte er und verpackte es als Herausforderung.

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    Vengard

    »Ein Tee reicht mir vollkommen.«, antwortete Françoise und überging den Rest der Frage des Paladins geflissentlich. »Du bist derjenige, der heute in atemberaubendem Tempo neue Zauberformeln ausprobiert hat. Eine ganz neue Erfahrung. Dass du dich gerade nicht vollstopfst, ist ein wahres Wunder.«
    Die Priesterin nahm einen Schluck von ihrem Tee. Natürlich hätte sie schwarzen Lotus bevorzugt. Diese rare Kostbarkeit aus ihrer Heimat hatte der Tempel in Vengard aus verständlichen Gründen nicht auf Lager. Gewöhnlicher schwarzer Tee mit etwas Zimt sollte daher genügen.
    »Eine Kristallkugel, hm?«, wiederholte die Oberste Feuermagierin. »Dann will ich hoffen, dass ich nicht herunterfalle. Obwohl. Du hast mich ja das sichere Abrollen gelehrt. Es kann also gar nichts geschehen.«
    Erneut nahm sie einen Schluck Tee. Ja, am Ende des Tages war er gar nicht schlecht.
    »DraconiZ, ein Erwählter Innos' spricht immer wahr!«, erwiderte die Priesterin in einem tadelnden Tonfall. »Als Oberhaupt des Ordens stehen mir zwar einige Privilegien zu, aber ich weiß nicht, ob Innos mir das verzeihen würde.«
    Françoise seufzte.
    »Nun, es ist ja für einen guten Zweck.«, sagte sie schließlich und holte tief Luft. »Du bist ein absolut miserabler Kämpfer und selbst Fleischwanzen können dich im Zweikampf selbst mit sieben hinter dem Rücken gefesselten Beinen leicht besiegen!«

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    Er musste sich das Lachen wahrlich verkneifen. Wenn er sich das alleine vorstellte. Fleischwanzen mit Sieben Beinen nach hinten. Die kleinen Dinge sahen so schon durchaus ulkig aus. Wenn das noch dazu kam.. Er räusperte sich. Vor lauter Vorstellung hatte er sich kein bisschen konzentriert. Er nahm noch einen großen Bissen und meinte dann: »Bitte«, doch dann unterbrach er sich. Er fühlte in seinem Inneren erst nach. Versuchte den Geist seines Gegenübers einzufangen, bevor der nächste Schritt dran war. Er spürte die Magie. Diesmal bewegten sich die Siegel etwas anders. Ähnlich wie beim Zorn, der die Energie zum Herzen bewegte, bewegte sich die Kraft nun in seine Schläfen und zu seinen Augen. Er spürte ein Kribbeln auf seiner Netzhaut. »Noch einmal«

    Noch bevor Françoise etwas ausgesprochen hatte, konnte er fühlen, dass etwas nicht stimmte. Sie sagte wieder den Teil mit den Fleischwanzen, aber es waren nicht die Worte die ihn beunruhigten. »Nochmal bitte«, drängte er und die Feuermagierin zog die Augenbrauen hoch und wiederholte dann noch einmal die Worte. »Es ist nicht greifbar. Ein beklemmendes Gefühl, noch bevor du etwas sagst. Es ist wie das Betreten eines Ortes, wo man Feinde erwartet«. Er dachte nach. »Wie das Gefühl, als ich nach ewiger Zeit wieder Vengard betreten habe. Ungewiss und bedrohlich«. Er wunderte sich kurz wie wohl die Worte ankommen mussten und seufzte dann. »Erm natürlich erwarte ich in Vengard keine Feinde. Ich hatte nur ein beklemmendes Gefühl«, stellte er zur Sicherheit klar.

    Nachdem sie noch ein wenig geübt hatten, stand der Klingenmeister nachdenklich am Fenster und schaute auf die schlafende Stadt hinaus. Es war spät geworden und er war müde. »Machen wir uns dann Morgen an die Untoten oder hast du noch eine andere Trainingsidee?«

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    Vengard

    »Im Augenblick gibt es nicht viel, was du noch machen kannst. Außer dich ordentlich auszuruhen.«, sagte die Oberste Feuermagierin und nippte an ihrem Tee. »Du könntest dich mal im Meditieren probieren. Selbst wenn es nur ein paar Minuten sind, in denen du ganz bewusst deinen Geist zur Ruhe kommen lässt. Wenn du dabei einschläfst, ist das nicht weiter schlimm.«
    Dann stellte Françoise ihre Teetasse beiseite und blickte Draco fest an.
    »Es ist gut, dass du zurück bist.«, sagte sie und lächelte. »Ich werde uns für morgen eine Kutsche arrangieren. Bei dem Winterwetter steht mir die Lust nicht nach wandern. Gute Nacht!«
    Nachdem der Paladin gegangen war, stand die Priesterin von ihrem Stuhl auf und inspizierte die leeren Schränke und Regale. Es fühlte sich karg an. Kein Ort, an dem man längere Zeit verweilen wollte. Und das hatte Françoise auch nicht vor. Sie betrat das Nebenzimmer, in dem ein Bett und ebenfalls einige andere Möbel standen. Irgendein Adlatus hatte die undankbare Aufgabe bekommen, die Zimmer immer in tadelloser Ordnung zu halten. Nur für den ungewissen Fall, dass die Oberste Feuermagierin eines Tages wiederkehrte. An der Stelle des hohen Rates, hätte Françoise längst einen neuen Anführer gewählt, statt sich an eine irrationale Hoffnung zu klammern. Vielleicht sollte sie von sich aus das Amt ablegen und einer neuen Generation Platz machen. Sie hatte bereits zwei Königen zur Seite gestanden und ihren Dienst in den turbulentesten Jahren des Reiches geleistet. Genügte das nicht?
    Françoise blickte zum Fenster hinaus. Weiße Schneeflocken rieselten herab und bedeckten den kleinen Garten, der sich vor ihren Zimmern befand. Wie sehr wünschte sie sich, nun an Akandes Seite zu stehen und den Kopf an seine Brust zu legen. Ein schweres Seufzen kam über ihre Lippen. Sie kehrte in das Arbeitszimmer zurück und ließ sich in der Mitte des Raumes im Lotussitz nieder. In sich selbst vertieft, würde sie vielleicht Ruhe finden.

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    Nahe Vengard

    Galant sprang er in die Kutsche hinein, in der Françoise bereits saß und lies sich sanft auf die Bank ihr gegenüber sinken. »Es ist das erste Mal, dass ich solch ein Fortbewegungsmittel nutze, soweit ich mich erinnere«, meinte er und freute sich beinahe wie ein kleines Kind als sie sich in Bewegung setze. Wieder eine Erfahrung reicher. »Du beabsichtigst nicht unbedingt mich einzuweihen wohin es geht hmm?«, fragte er und erntete einen Blick, den er selbst nutze, wenn er in der Rolle eines Lehrmeisters war. Er hielt die Ungewissheit für nötig und angemessen und so schien es die Feuermagierin ebenfalls zu halten. Natürlich hätte er Nachforschungen anstellen können, doch das hätte ja die ganze Überraschung ruiniert. Das war nichts, was er guten Gewissens verantworten konnte.

    »Denkst du manchmal an Khorinis zurück?«, fragte er unvermittelt als die Landschaft an ihnen vorbei ruckelte und die Häusern der grünen Vegetation wichen. »Wie es dort jetzt wohl ist? Wie es der Hafenstadt geht?«. Er sinnierte einige Momente. »Ich denke oft daran. Wie du in meinen Gedanken gesehen hast, sehe ich mein Schicksal von Bakaresh und Khorinis maßgeblich beeinflusst. Bakaresh habe ich bereits wieder aufgesucht. Mit diesem Teil habe ich – mehr und minder – Frieden geschlossen. Doch der Weg wird mich irgendwann zurück nach Khorinis führen. Für mein Gefühl muss ich dorthin. Sehen, was seit dem Fall dort geschehen ist«. Er fuhr mit der rechten unwillkürlich über eine seiner Armschienen. Er hatte seine Rüstung Silbernebel angelegt und dort wo er fühlte war das Kris verborgen. Valien befand sich an seinem Rücken. Was auch immer sie jetzt bald erwarten mochte, er war in voller Montur und bereit erschienen.

    »Ich könnte mir vorstellen, dass du auch an das Kloster denkst«, versuchte er ihren Gedanken noch einen Stubs zu geben.

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