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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Bakaresh

    Ravia trat aus dem Hamam und die Hitze der Wüste schlug ihr entgegen wie eine Wand. Die Straßen von Bakaresh waren noch immer voller Leben, das Duftöl, welches die Tellak in ihr Haar massiert hatte, umgab sie und blendete ganz sanft die Gerüche des städtischen Lebens aus. Ihr Geldbeutel war ein wenig leichter geworden durch den Besuch im Badehaus, doch es war jedes Silberstück wert gewesen. Sie atmete tief ein und schritt nach einem Moment des Abwartens in eine auserkorene Richtung.
    Vielleicht kann ich einige meiner alten Bekannten ausfindig machen. Irgendjemand von ihnen muss wissen, wo ich die Ladung loswerden kann, dachte sie und hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern. Die Stadt hatte sich in den letzten Jahren verändert und viele der ihr bekannten Orte waren verschwunden oder hatten neue Besitzer, soweit sie das von der Straße aus sehen konnte. Ihr Gedächtnis für Gesichter war für gewöhnlich sehr ausgeprägt, allerdings war es auch schwer zu übersehen, wenn eine Schmiede von einem offensichtlichen Midländer betrieben wurde, wo zuvor ein Varanter auf den Stahl gehämmert hatte.

    Die Piratin besuchte mehrere Kaffeehäuser und Marktstände, sprach mit Händlern und sogar einigen Passanten, die ihr zumeist misstrauisch begegneten. Vielleicht hätte sie sich bemühen sollen, ihr Haar zu verbergen?
    Sie sehen es ohnehin an meinem Gesicht, verwarf sie diesen Gedanken, nicht jedoch ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, sich mit bestimmten Farben entsprechend der hiesigen Komplexion anzunähern.
    So oder so erhielt sie keinerlei nützliche Hinweise, trotz einiger Münzen, die den Besitzer wechselten. Alle vermeintlichen Orte, an denen sie schauen sollte, waren metaphorische Sackgassen.
    In einer schattigen Ecke eines Marktplatzes – die Sonne näherte sich bereits dem letzten Dritten ihres täglichen Verlaufs – ein entfernt bekanntes Gesicht. Auf einem niedrigen Hocker entdeckte sie einen in die Jahre gekommenen Varanter, der genüsslich eine Wasserpfeife rauchte und mit wachem Blick die Menschen beobachtete.

    „Karim, bist du das?“, fragte Ravia, als sie sich ihm unter seinem prüfenden Blick genähert hatte.
    Der Angesprochene blies eine Rauchwolke in die Luft und sie nahm einen Hauch von Kaktusblüte wahr.
    „Ravia, es ist lange her“, grüßte er sie mit müder Stimme.
    Karim war einst Mitglied von Arus‘ Piraten, doch er hatte sich irgendwann zur Ruhe gesetzt, weil er der Entbehrungen auf See überdrüssig geworden war und in seiner Heimat mit dem Gold, was er erbeutet und gespart hatte, einen ruhigen Lebensabend leisten wollte. Tatsächlich war er davor ein begnadeter Schmuggler gewesen und hatte auf der Joka einige Spuren erkalten lassen wollen, die auf ihn deuteten.
    „Einige Jahre, ja“, bestätigte die Blonde und stellte sich neben ihn, wobei sie sich mit dem Rücken an das Haus lehnte, in dessen Schatten er saß, „Wie ist es dir ergangen?“

    „Ach, weißt du, Rav, auf meine alten Tage versuche ich dem Leben jedes Glück abzuringen, was es zu bieten hat und ich kann mich bisher nicht beklagen“, sagte er und grinste, wobei er mehrere Zahnlücken zeigte, „Was treibt Arus in diesen Hafen?“
    „Geschäfte, weißt du doch“, gab sie zurück, „Ich suche nach einigen alten Bekannten. Kannst du mir aushelfen?“
    „Die Zeiten haben sich geändert. Viele unserer alten Freunde sind verschwunden. Das macht die Stadt zu einem gefährlicheren Pflaster. Walif ist der Einzige, den es noch nicht fortgezogen hat“, offenbarte er ihr.
    Stimmt, der Hafenmeister ist nach wie vor Walif, dachte sie, ehe sie wieder zu sprechen begann, „Zu schade. Dabei haben wir dieses Mal eine wirklich besondere Ladung“, versuchte sie ihn zu ködern.

    „Ich bin zu alt dafür, Rav“, behauptete er und realisierte doch sofort, dass ihre Worte ein Angebot enthalten hatten, „Aber ich habe vielleicht einen Namen für dich, wenn du mir einen Gefallen tun kannst.“
    „Und was wäre das für ein Gefallen?“, fragte sie, mit einem Mal auf der Hut.
    „Nun, ich habe schon lange nicht mehr die Brüste einer so jungen…“
    „Vergiss es“, unterbrach sie ihn und stieß sich von der Wand ab, um ihre Suche weiterzuführen.
    „Nur ein Scherz, Rav!“, rief er ihr nach und sie hatte das Gefühl, dass er sie noch nicht gehen lassen wollte.
    „Spar ’s dir, Karim“, spie sie aus.
    „Na gut, der alten Zeiten wegen gebe ich dir den Namen!“
    Das ließ sie innehalten.

    Zögerlich und mit steilen Augenbrauen kehrte sie zurück an die Seite des alten Schmugglers, der sich seiner bereits wieder sehr sicher schien und an der Wasserpfeife zog. Sie sollte sich nicht von ihm einlullen lassen. Er war schon damals ein gewiefter Halunke gewesen und sie war sich sicher, dass er in den letzten Jahren nichts davon eingebüßt hatte.
    „Also?“
    „Hmm?“, fragte er und blies erneut eine Rauchwolke aus.
    „Den Namen, Karim!“, warnte sie.
    „Ah, ja.“
    Wie immer stellte sie fest, dass es um ihre Geduld nicht sonderlich gut stand. Ein Umstand, der auch Karim bewusst war.
    „Ich kann auch Arus herholen und wir schauen, ob dich das gesprächiger macht“, schlug sie drohend vor.
    „Sicher nicht so gesprächig wie ein Blick unter deine Kleidung“, erwiderte er und feixte, „Mach dir nichts vor, Rav. Der Einfluss deines Babas endet unweit vom Pier.“

    Die Piratin biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, dass Karim Recht hatte und sie hasste es. Dennoch würde sie sich nicht erniedrigen, nur um an Informationen zu kommen. Einige Zeit schwieg sie, während der alte Varanter weitere Male an seiner Hookah zog, wobei er sie seelenruhig musterte.
    „Fein, dann sei ein Arsch und scheiß auf die Jahre, die wir zusammen auf See waren“, knurrte sie, nachdem er keine weiteren Anstalten machte ihr den Namen zu nennen.
    Wieder wandte sie sich ab und trat aus dem Schatten in die grellen Strahlen der spätnachmittäglichen Sonne, die Augen leicht zusammengekniffen gegen die Helligkeit.
    „Irhabar“, murmelte Karim.
    „Was war das?
    „Irhabar ist der Mann, den du suchst“, wiederholte der ehemalige Schmuggler.
    „Danke, schätze ich. Vielleicht solltest du mal im Freudenhaus vorbeischauen, falls die Myrtaner es noch nicht dicht gemacht haben.“
    „Ah, aber das ist mir zu einfach, Rav“, gluckste er und sie hatte es plötzlich sehr eilig aus seinem Sichtfeld zu verschwinden.
    Den Schauer, der ihr trotz der Hitze über den Rücken lief, konnte sie jedoch nicht unterdrücken.
    Geändert von Ravia (17.11.2024 um 23:52 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    Bakaresh

    Mit neuen Informationen und gleichbleibendem Vorgehen, lief Ravia wieder durch die Straßen Bakareshs. Immer wieder ließ sie in kurzen Gespräche den Namen Irhabar fallen oder fragte frei heraus, ob jemand wüsste, wo er sich aufhielt. Mal behauptete sie, dass er ihr Gold schulde, dann wieder, dass er sie versetzt hätte. Bis die Sonne bereits zur Hälfte mit dem Horizont verschmolzen war und der Sand sich in einem leichten Rosaton färbte, erfuhr sie nur wenig Nützliches. Einst war der Mann, den sie suchte, wohl ein Arenakämpfer gewesen. Die Besetzung durch die Myrtaner hatte diesem Leben ein Ende gesetzt und er sei mehr als einmal wegen Raufereien im Gefängnis gewesen, allerdings nie für lang. Womit er heute seinen Lebensunterhalt zahlte, wusste jedoch niemand von denen, die die Piratin angesprochen hatte. Außerdem hatte sie seinen Kämpferbeinamen in Erfahrung bringen können; der Blutige. Ob ihr das nützen würde, war allerdings mehr als fraglich.

    In der abendlichen Dämmerung verlor sie jedoch zunehmend die Hoffnung, dass sie Irhabar finden würde. Es wäre kein Weltuntergang, da sie die Beute auch einfach an den ursprünglichen Käufer veräußern konnten, aber es bedarf oft einiger Verhandlungen, wobei sie am Ende weniger Gold bekamen, da der Käufer darüber hinwegsehen musste, dass die Waren nicht vom üblichen Händler gebracht wurden. Daher bevorzugte Ravia es, sich an Hehler zu wenden, die Zeit hatten, die Güter teurer weiterzuverkaufen, weshalb sie oft bereit waren mehr auf den Tisch zu legen, als der eigentliche Käufer. Außerdem dränge die Zeit, denn die Handelsfürsten wussten sicher ganz genau, was sich im Hafen abspielte. Dass dort ein Schiff mit Waren an Bord angelegt hatte, die ihren Vorstellungen entsprach, würde sie bald auf den Plan bringen. Daher war heute die einzige Gelegenheit für die Blonde gewesen, Fortschritte zu machen.
    Tja, das wird Baba nicht freuen, aber ich habe getan, was ich konnte, versuchte sie sich selbst zu beschwichtigen.

    Auf dem Rückweg Richtung Schiff, wo sie sich als erstes an Arus wenden würde, um die Überfahrt für den weißhaarigen Berash zu besprechen, fielen ihr wieder einige ihrer Mannschaftskameraden auf. Ihr Lachen war deutlich lauter, verstärkt vom Alkohol und Ausgelassenheit, geboren aus der Freude mal wieder an Land zu sein. Eine vorgezogene Feier ob des erfolgreichen Überfalls, auch wenn sie bereits an Bord ausgiebig mit Rum angestoßen hatten. Tatsächlich waren die Vorräte der Joka knapp geworden. Die Handelskogge hatte lediglich genug für die viel kleinere Mannschaft geladen gehabt und sie würden sich um Nachschub kümmern müssen. Vermutlich hatte Naut den heutigen Tag darauf verwendet, alles Nötige in die Wege zu leiten.
    Bevor sie an die nächste Kreuzung kam, entschied sie sich dafür, den Weg abzukürzen. Sie war müde vom Bad und dem Tag, den sie großteils mit Laufen und Reden verbracht hatte. Da war ihr jede Minute recht, die sie einsparen konnte.

    Die engen, lichtlosen Gassen der Hafenstadt waren teilweise zugestellt mit leeren Kisten und Abfällen der Wohnhäuser und Geschäfte. Auch der Geruch ließ zu Wünschen übrig, doch das war nichts, was eine Seefahrerin abschrecken konnte. Immerhin roch man selbst nach mehreren Wochen auf See entsprechend. Allerdings hatte sie seit Betreten der Twiete ein unangenehmes Gefühl. Dieser ursprüngliche Instinkt, wenn man wusste, dass man beobachtet wurde.
    Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte. Zwar mochte sie im Beisein ihrer Familie, als Teil einer gefürchteten Piratencrew viel Selbstbewusstsein besitzen, doch allein als Frau in einer ihr nicht gut bekannten Stadt, wusste auch sie um die Gefahren. Ihre Hand lag auf dem Knauf ihres Messers, während sie auf eine Häuserwand zulief, vor der sie nach links abbiegen wollte. Doch noch ehe sie auch nur das Ende dieser Gasse erreichte, spürte sie eine Präsenz, die sich im nächsten Augenblick mit einer kratzigen Stimme selbst ankündigte.

    „Man sagt, du suchst nach mir.“
    Schlagartig wirbelte Ravia herum, das Messer bereits gezogen. Wenige Schritte von ihr entfernt stand ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit hellbraunem, kurzgeschorenem Haar und zwei Schwertern auf dem Rücken. Er machte nicht einmal die Anstalten nach ihnen zu greifen, obwohl die junge Frau ihn mit ihrem Messer bedrohte.
    „Irhabar, nehme ich an?“, fragte sie auf der Hut und glaubte im dämmrigen Licht der unbeleuchteten Nebenstraße die verräterischen Ausbuchtungen von weiteren Waffen an seinen Beinen zu erkennen.
    „So ist es. Und ich mag es nicht, wenn mein Name zu oft auf den Straßen genannt wird“, ließ er sie mit einem Knurren wissen.
    „Wie sonst sollte man dich finden?“
    Noch immer hielt sie schützend ihre Waffe zwischen sich und ihn, doch die ruhige Körperhaltung des Mannes ließ sie fürchten, dass die kurze Klinge im Ernstfall keinen Unterschied machen würde.
    „Gar nicht. Ich finde die Leute, die ich brauche, nicht umgekehrt. Weißt du, warum man mich den Blutigen nannte?“
    „Ich nehme mal an, dass es nicht daran lag, dass du jeden Kampf nur knapp gewonnen hast“, versuchte sie sich nicht zu dummen Witzen hinreißen zu lassen.
    Einer spitzen Zunge folgte in so einer Situation schnell eine spitze Klinge.

    „Schön, dass wir einander verstehen“, grinste er sie grausam an, „Und jetzt sag mir, warum du den ganzen Tag wie ein Wollmammut durch Bakaresh rennst und meinen Namen herumposaunst.“
    „Ich will dir ein Geschäft anbieten, dass uns beide reicher machen wird“, konzentrierte sie sich auf das Wesentliche und versuchte ihre Nervosität wie üblich mit enormer Sprechgeschwindigkeit zu überspielen.
    Tatsächlich schien der Blutige sich davon jedoch nicht verunsichern zu lassen.
    „Du bist mit dem Schiff angekommen, das unter keiner nennenswerten Flagge segelt“, stellte er fest und sie nickte, „Was also willst du mir anbieten?“
    „Unsere Ladung für einen bestimmten Preis“, sagte sie sofort.
    Als hätte er damit gerechnet, verschränkte Irhabar die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter an eine der Wände.
    „So? Und warum glaubst du, sollte ich eure Waren kaufen? Ich bin ein Kämpfer, kein Händler.“
    „Ich habe meine Quellen“, wurde sie etwas selbstsicherer und würde Karim – auch wenn er ein Arsch war – nicht mir nichts dir nichts verraten.
    Das ließ ihn für einen Moment verstummen. Ob das ein gutes Zeichen war?

    „Sagen wir, ich hätte Interesse“, begann er nach einer nachdenklichen Pause erneut, „Was habt ihr geladen, was soll es kosten und wer hindert mich daran, dich als das Ärgernis, das du bist, einfach hier und jetzt loszuwerden und mich wieder meinen eigenen Angelegenheiten zuzuwenden?“
    Alles wichtige Fragen, auf die sie schnell Antworten liefern sollte. Die ersten zwei waren einfach, die letzte hingegen…
    „Wir haben mehrere Kisten verschiedener Weinsorten von Archolos, edlen Blaufliederhonig, den man hier in der Wüste wohl kaum so einfach bekommen kann, und hochwertige Seide. Beim Preis werden wir uns schon einig“, antwortete sie eilig, „Was die letzte Sache angeht…, wenn du mich schon als Ärgernis siehst, wirst du dich noch umsehen, solltest du dich dazu entscheiden mich loszuwerden. Und ich meine das wörtlich, denn meine Mannschaft wird dich jagen. Sie wissen, was ich den ganzen Tag unternommen habe und sie beschränken sich nicht darauf die netten Menschen Bakareshs bloß mit Fragen zu belästigen“, versuchte sie ihre Position in diesem Gespräch zu stärken.

    Wieder schwieg Irhabar, versuchte wohl abzuwägen, wie viel Wahrheit hinter ihren Worten verborgen lag und ob er sich nicht doch auf einen Handel einlassen sollte. Wenn ihn ein wenig Aufmerksamkeit schon nicht behagte, würde er sicher den Weg wählen, der ihm die besten Chancen gewährte, unbehelligt zu bleiben.
    „Ein Vorschlag“, unterbrach Ravia seine Gedanken, „Du kommst heute Nacht an den Pier, inspizierst die Ware und entscheidest dann.“
    „Kleine, glaubst du wirklich, ich würde mich mit dir an einem Ort treffen, wo ich mich der ganzen Mannschaft von Kapitän Arus ausliefere?“, lachte er bellend.
    Also weiß er, wessen Schiff da im Hafen liegt, dachte sie und fragte sich, ob er den Hafenmeister ebenfalls bestach, um über derlei Dinge informiert zu werden.
    Sie würde mit ihrem Baba darüber reden müssen.

    „Nenn mich nicht Kleine!“, spie sie ihm entgegen, was ihm ein fieses Grinsen ins Gesicht trieb, „Wenn du nicht die Eier in der Hose hast, dann treffen wir uns an einem Ort deiner Wahl. Ich bringe dir eine Liste der Waren und ein Angebot. Wenn du einverstanden bist, bringen wir die Ware dorthin, wo du es uns sagst, inspizierst sie und zahlst dann“, gestand sie ihm viel zu viele Vorteile ein, doch sie wollte, dass das hier klappte.
    „Und dann überfallt ihr mich einfach und nehmt euch das Gold?“, fragte er und endlich roch Ravia den Braten.
    Er wollte sie zu immer mehr Zugeständnissen bewegen und sich in eine Position bringen, in der er nur gewinnen konnte.
    „Ich dachte als Arenakämpfer weiß man, dass einige Risiken eingegangen werden müssen, wenn man gewinnen will? Und bei diesem Handel gewinnen wir beide! Aber wir können uns auch einfach an die Handelsfürsten wenden. Die werden schon zahlen.“

    Die Erwähnung der Handelsfürsten schien eine besondere Wirkung bei ihm zu erzielen. Seine Körperhaltung änderte sich kaum merklich und sein Kiefer spannte sich an.
    „Mitternacht, hinter den Ruinen im Osten der Stadt. Jeder bringt zwei Leute als Verstärkung und Zeugen mit.“
    Damit wandte er sich ab und verschwand leichtfüßig in der zunehmenden Dunkelheit der Gasse. Ravia merkte, wie die Anspannung von ihr abfiel und beinahe hätte sie das Messer aus ihrer Hand gleiten lassen. Ihre Hand schmerzte, weil sie es so stark umklammert hatte, dass ihre Knöchel weiß hervorgetreten waren.
    Das hätte ins Auge gehen können, dachte sie und atmete tief ein und aus.
    Die Liste an Dingen, die sie mit ihrem Baba zu besprechen hatte, war über den Tag um einiges angewachsen. Nicht nur musste sie ihm von Berash berichten, sondern auch von Karim und dem Treffen mit Irhabar. Hoffentlich war er in redseliger Laune.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Kap Dun - Hafenviertel (8. Tag, früher Abend)

    Die Fäuste flogen blitzschnell und wuchtig durch die Luft. Aufgepeitscht von der Menge die am verwinkelten, breiten Ende einer Gasse einen halbwegs runden Kreis gebildet hatte und die Kämpfer anfeuerte, als würde es um riesige Schätze gehen.
    Lasse war da, Adan war da, Oma Stahlfaust und ihre Entourage waren da und Naira in Begleitung von Chani und Gisla ebenso. Sie alle sahen Danzo zu wie er es mit den Zwillingen aufnahm und schon einen zu Boden geschickt hatte. Klar hatte er auch einstecken müssen, gegen die zwei recht kurz geratenen Burschen. Sie reichten sogar Naira nur an die Nasenspitze und das war für Männer nicht groß. Doch Danzo war eine Klasse für sich und so wie er den einen dank seiner Reichweite mit der Rechten klatschend gegen die Schläfe geschlagen hatte und diesen dann umgetreten hatte, so war es auch gegen den anderen noch angreifenden Zwilling ein Kampf den er gewinnen würde, wenn er schnell genug reagierte.
    Danzo trat nach dem Zwilling und versuchte diesen dann mit beiden Händen zu packen, während sein Knie vorschnellte. Sein Gegner hielt den Kniestoß auf und packte flink die Hände von Danzo, die fast schon seine Ohren erreicht hatten. Dann rangen sie und Danzo schaffte es den Zwilling mit einem Sprung und umklammern durch seiner Beine zu packen, auf den Boden zu landen und in einer raschen Bewegung nun auf diesen zu sitzen. Dann war es entschieden. Danzo befreite seine linke Hand und schlug ein. Der Zwilling wehrte einhändig ab, musste dann beim zweiten schlag mit den Unterarmen abblocken und dann jagten die Linke und Rechte des Waldläufers Treffer um Treffer gegen den Brustkorb und das Gesicht.
    “Ich gebe auf…”, keuchte der Zwilling und Danzo blickte zum anderen Zwilling der sich wieder halbwegs aufgerappelt hatte, aber dann den Kopf schüttelte und wieder hinsetzte.

    Die Menge jubelte und Naira schaute bewusst jeden an. Wo war Damrok? Am Rand erhaschte sie einen Mann. Annähernd so alt wie Bhor und ein Gesicht mit platter Nase, das irgendwie dafür sprach, dass der da Damrok war. Er jubelte nicht und verschränkte stattdessen die Arme.

    Danzo gab den Zwillingen die Hand, rieb sich über eine blutige Schramme an der Wange und blickte dann zu Lasse und Oma Stahlfaust. Dann bat er um Ruhe. Naira hoffte, dass die geübten Sätze ihrem Schauspielkollegen nun helfen würden.
    “Soll das alles sein?”, fragte er mit fast krächziger Stimme in die Menge.
    “Ich habe bisher keinen hier angetroffen, der mir ein echter Gegner war. Versteckt ihr sie oder gibt es in Kap Dun nur Kniepenschläger und armselige Freier, die das Geld brauchen um im Hafen die Huren anzuspringen?”, provozierte er und erntete böse Blicke und Buh-Rufe. Er schaute in die Menge und nickte zu jeder Beschimpfung, entgegnete mit einer Gegen-Beschimpfung und hob dann beschwichtigend die Arme.
    “Ihr wollt, dass mir jemand die Fresse poliert? Gut! Gebt mir euren Besten. Gebt mir Damrok Goldzahn! DAMROK DEN SPÄTEN!”

    Die Menge johlte, manche traten tatsächlich zu dem Mann, der bisher alles beobachtet hatte und bei >den Späten< emotional wurde. Ja, da stieg Wut auf. Da fühlte sich jemand sehr beleidigt und seinen Ruf verletzt. Das hatte gesessen.
    “KÄMPFT! KÄMPFT! KÄMPFT!”, skandierte die Menge und Naira machte mit, lächelte Lasse zu, der immer noch angepisst war und beobachtete, das etwas abgekartete Spiel, das Oma Stahlfaust nun eröffnete.

    “Ihr wollt einen Kampf!?” - ”Jaaa!”
    “Zwischen Enzo Donnerfaust und unserem Meister Damrod Goldzahn?” - ”Jaaaa!”
    “Enzo fordert dich heraus, Damrod! Was sagst du?”
    Damrod nickte grimmig und fixierte Danzo mit seinem Blick.
    “Ha! Habt ihr das gesehen, ihr Mistkerle? Das wird ein Kampf! Macht euch bereit! In zwei Tagen! Wollt ihr wissen wo, ihr räudigen Scavenger?” - “Jaaaa!”

    “Die Oma wird keine Kosten und Mühen scheuen, euch die geliebte Lagerhalle noch schöner und größer zu gestalten! Seid bereit, Zeugen des größten Kampfes diesen Jahres zu werden! - Und bringt genug Gold mit! Nichts ist umsonst, ihr Goldscheißer und Halunken! Hehehe!”, kündigte Oma Stahlfaust mit kehligem Lachen an und die Leute waren aus dem Häuschen.

    “Vergesst es aber nicht! Es ist geheim und nur Ratten wie wir sind erwünscht! Und jetzt haut ab! Das schaut ja aus wie eine illegale Zusammenkunft von tief gefallenen Bürgern, die sich an diesen barbarischen Kämpfen erfreuen und sündig ihre Seele verwetten!”

    Gelächter erklang und tatsächlich löste sich diese Zusammenkunft auf.
    Die Bunten Vögel machten sich zur Schwarzen Perle auf. Nur Naira blieb noch kurz und nahm Blickkontakt mit Lasse auf. Auch das hatte er erfüllt und sie nickte anerkennend.
    Dann ging sie zu Adan.
    “Lasse hat Wort gehalten. Er weiß, dass nur noch dein gehaltenes Wort zwischen seinem Besitz steht. - Ich habe einen eigenen Weg, um auf das Schiff zu kommen. Wir sehen uns.”, sagte sie kurz und knapp und ging ihren Leuten hinterher. Gislas finaler Plan, die 4. Phase stand in zwei Tagen an. Endlich…

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    Bakaresh

    Ravia kehrte zur Joka La Maji zurück, das vertraute Schlagen der Wellen gegen die Kaimauern und ds Knarren des zuverlässigen Schiffes beruhigten sie ein wenig. Der Mond spiegelte sich im Wasser und ließ den Hafen in einem silbrigen Licht erstrahlen. Sie atmete tief ein, spürte den salzigen Wind auf ihrer Haut, der die letzte Hitze des versiegenden Tages davontrug, bevor sie über die Planke an Bord ging.
    Hoffentlich ist Baba in guter Stimmung. Noch mehr unnötigen Stress kann ich nicht gebrauchen.
    Das Schiff war im Vergleich zu sonst wie ausgestorben. Die meisten Matrosen nutzten die Gelegenheit, um in einem richtigen Bett zu schlafen, auf festem Boden. Es blieb lediglich eine kleine Wachmannschaft zurück sowie Arus, der sein Schiff meist nur dann verließ, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

    Mit langen Schritten machte sich die Piratin auf den Weg zur Kapitänskajüte. Wie üblich klopfte sie an die schwere Holztür und trat ein, ohne auf eine entsprechende Aufforderung zu warten. Ihr Baba hatte ohnehin aufgegeben von ihr zu erwarten, dass sie sich an das zugegeben lockere Protokoll des Schiffs hielt.
    „Ravia, da bist du ja! Wie lief es?“
    Arus saß hinter seinem Tisch, Karten und Pläne vor sich ausgebreitet, sein kahler Schädel reflektierte schwach das Licht der Kerzen, die in ihren Laternen brannten.
    „Ich habe einige Neuigkeiten, Baba“, begann sie mit betont erschöpfter Stimme, auch wenn sie nichts an der gewohnten Geschwindigkeit einbüßte, „Ich habe einen möglichen Geschäftspartner gefunden. Sein Name ist Irhabar. Gefährlicher Kerl und ehemaliger Arenakämpfer hier aus Bakaresh. Er hat zugestimmt unsere Beute zu begutachten und wir könnten einen guten Preis erzielen.“

    Der Kapitän hob eine Augenbraue und sein durchdringender Blick traf sie.
    „Und wie bist du auf ihn gestoßen?“, wollte er wissen.
    Für ihn war jede Information wichtig, selbst wenn er auf manchen wie ein typischer Schläger wirken mochte. Doch diese Art von Menschen wurden gewöhnlich nicht so alt wie er und schon gar nicht, wenn sie sich als Piraten verdingten.
    „Du erinnerst dich doch an Karim?“, fragte Ravia und fuhr fort, als Arus bestätigte, „Er ist immer noch hier in Bakaresh, genießt seinen Ruhestand, meinte er. Er wollte mir wohl einen Gefallen tun, der alten Zeiten wegen.“
    Bewusst ließ sie aus, was er ursprünglich als Gegenleistung erwartete. Sie wusste nicht, wie ihr Baba reagieren würde und hatte kein Bedürfnis es herauszufinden. Entweder würde es mit ungewolltem Aufsehen für sie alle enden oder sie entdeckte eine Seite an ihm, die sie nicht sehen wollen würde.

    Der Hüne lehnte sich zurück und strich sich nachdenklich über seinen Bart.
    „Karim… der alte Wüstenfuchs! Aber warum sollte Irhabar uns trauen?“
    „Tut er nicht, das hat er eindeutig klargestellt. Aber ich habe ihm viele Zugeständnisse gemacht. Die Wahl des Treffpunkts und die Papiere zur Inspektion. Ich denke, wir sollten auch eine Flasche des Weins, einen Topf Honig und einen Ballen Seide mitnehmen, damit er sich selbst überzeugen kann. Wenn er einschlägt, bringen oder lassen wir die Ware dorthin bringen, wo er will.“
    „Hrm, das sind viele Eingeständnisse, msichana wangu“, wägte er ab, „Aber das werden wir schon regeln. Gut gemacht. Hätte nicht gedacht, dass es hier noch Leute gibt, die sich was trauen“, lachte er dann und klatschte die flache Hand auf den Tisch.
    „Er wusste auch, dass ich zu deiner Crew gehöre“, warnte sie noch.
    „Tja, es ist nicht schwer herausfinden, dass der große Arus in einem Hafen einläuft, wenn man nur hinhört“, brüstete sich der ergrauende Seebär.
    „Ich denke eher, dass er die Information von Walif hat“, lächelte Ravia und wollte ihrem Baba nicht den Wind aus den Segeln nehmen.

    „Würde mich nicht wundern, wenn sich der Hafenmeister aus mehr als einer Tasche die Rechnungen bezahlen lässt“, brummte der Kapitän und zuckte dann mit den massigen Schultern, „Was soll’s. Wann und wo ist das Treffen?“
    „Mitternacht bei den Ruinen im Osten. Jede Partei bringt zwei Leute mit. Ich vermute, dass er mehr mitbringen könnte und sie dort früher positionieren wird.“
    „Möglich. Schade, dass Konan und Xuros derzeit die Stadt unsicher machen. Ich hätte dir gern beide mitgeschickt. Dann werde stattdessen ich dich begleiten und…Naut?“
    „Er ist nicht der beste Kämpfer, aber ein guter Redner“, überlegte Ravia, „Aber du, Baba? Was, wenn die Stadtwachen genau darauf warten?“
    „Wenn sie mich aufgreifen wollten, hätten sie es schon längst getan“, winkte er mit einer seiner großen Hände ab, „Gib Naut Bescheid und sag der Wachmannschaft, wo wir vor Mitternacht hingehen werden und dass sie nach spätestens einer Glase nachkommen sollen.“
    „Aye, Käpt’n!“, bestätigte sie ernsthaft und erhob sich, bevor ihr noch etwas einfiel, „Ach, eine Sache noch.“

    Arus schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Ja?“
    „Mich hat im Hafen ein Mann angesprochen, weißes Haar, weißer Bart, jünger, als er den Anschein macht und in recht edle Kleidung gehüllt. Er will das Festland verlassen und sucht nach einer Passage, will aber die Marineschiffe meiden.“
    „Hat er Gold?“, fragte der Kapitän skeptisch.
    „Ich vermute ja. Er hatte eine Silberkette um den Hals und ich habe ihn vorgewarnt, dass du sein Gold sehen wollen würdest, ehe du zustimmst.“
    „Hrm, ich mag es nicht Fremde an Bord zu lassen. Das bringt Probleme mit sich. Aber wenn er zahlt und nicht im Weg steht, dann überlasse ich dir die Entscheidung. Wird Zeit, dass du mehr Verantwortung an Bord übernimmst.“
    „Baba?“, fragte sie mit großen Augen.
    „Na, was denkst du, warum ich dich hab Lesen, Schreiben und Rechnen lernen ließ?“, grinste er.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ein seltener Umstand, der Arus noch breiter grinsen ließ.
    „Jetzt führ deinen Befehl aus!“, neckte er sie ruppig und wandte sich wieder seinen Karten zu.
    „Aye, Käpt’n!“, gab sie etwas verschnupft zurück und eilte aus der Kajüte.

    Kurz vor Mitternacht liefen Arus, Naut und Ravia schließlich los. Sie hielten sich so lang wie möglich am Hafen auf, bevor sie in die Stadt ausweichen mussten, um das östliche Ende zu erreichen. Die Ruinen kamen bald schon in Sicht und die Blonde behielt mit Hilfe des Mondlichts die Umgebung so gut im Auge wie möglich. Stadtwächtern begegneten sie dankenswerterweise keinen.
    „Hier her“, erklang plötzlich die unverkennbare Stimme Irhabars aus einer dunklen Nische zwischen zwei fast intakten Mauern.
    „Kommt raus ins Mondlicht. Die Nacht ist herrlich“, gab Arus mit fester Stimme grollend zurück.
    „Kapitän Arus persönlich? Welch Ehre!“, erwiderte der Blutige spöttisch, trat jedoch mit seinen beiden Begleitern tatsächlich aus den Schatten.
    Zu Ravias Verwunderung waren es zwei Frauen, wobei sie glaubte, die eine in einem Kaffeehaus als Bedienung gesehen zu haben. Die andere trug in etwa dasselbe dunkle Leder wie Irhabar und war ebenfalls mit zwei Schwertern bewaffnet.

    „Dass du so bereitwillig aus deinem Loch gekrochen kommst, heißt wohl, dass du einige Absicherungen hast“, stellte der riesige Torgaaner trocken fest.
    „Aber aber, ich bin Varanter und damit Händler von Geburt an. Ich würde nicht wagen ein mögliches Geschäft zu sabotieren, indem ich meine eigenen Bedingungen missachte“, versicherte der ehemalige Arenakämpfer und wirkte sogar betroffen.
    Ravia glaubte ihm kein Wort.
    „Habt ihr die Listen?“
    „Hier“, meldete sich nun Naut zu Wort und holte die Schriftstücke hervor.
    „Rahila, würdest du bitte?“, sagte Irhabar und die unbewaffnete Frau trat vor, um die Dokument entgegen zu nehmen.
    Sie ging alles durch, was etwas Zeit in Anspruch nahm, während sich Arus und Irhabar gegenseitig taxierten. Die Blonde suchte unterdessen weiterhin nach Anzeichen von einem möglichen Hinterhalt.

    „Da ist niemand“, sprach die zweite Frau mit starkem Akzent.
    Sie hatte Ravia die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und bemerkte wohl, was sie da tat.
    „Wir haben persönliche Gründe, warum wir wollen, dass dieses Geschäft hier funktioniert.“
    „Necla!“, stieß Irhabar mit einem Anflug von ungläubiger Wut aus.
    „Was? Wir brauchen jeden Vorteil, den wir bekommen können!“, gab sie trotzig zurück.
    „Ich bin alles durchgegangen. Wenn wir etwas warten und die richtige Meng nach und nach verkaufen, könnte uns das eine Menge Gold einbringen“, kam Rahila einem eventuellen Streit der anderen beiden zuvor.
    „Nur, wenn sie haben, was sie behaupten!“, sagte der Blutige gereizt.
    „Wir haben einen kleinen Teil der Ware dabei, damit ihr euch überzeugen könnt“, schaltete Ravia sich ein und holte eine Flache, die mit der Bezeichnung Valerio betitelt war hervor. Naut steuerte den Honig und die Seide bei.

    Wieder trat die vermeintliche Bedienung vor und studierte mit fachmännischem Blick und gezielten Griffen die Waren. Sie öffnete den Honig und roch daran, ließ ihre Hände über den Stoff gleiten, wobei sie beide Seiten betastete und nahm sich schließlich den Wein vor.
    „Darf ich?“, fragte sie an Arus gewandt.
    „Nur zu“, kam seine Ziehtochter ihm zuvor und er nickte als Bestätigung.
    Mit einem kleinen Messer, welches Rahila wie aus dem Nichts in der Hand hielt, entkorkte sie die Flasche und nahm das Aroma in sich auf. Dann schaute sie sich wohl nach einem Trinkgefäß um, fand keins, zuckte mit den Schultern und nahm einen kleinen Schluck direkt aus der Flasche. Sie ließ ihn einige Momente lang um Mund, bevor sie ihn in den Sand spuckte.
    „Ist er schlecht?“, fragte Ravia besorgt.
    „Ganz im Gegenteil. Erstklassig“, sagte sie an Irhabar gewandt, der nur die Nase rümpfte.

    „Also gut. Wir zahlen vier von zehn Teilen des Goldes, die im Vertrag stehen“, begann er endlich mit den Verhandlungen.
    „Wirklich? Du weißt doch genau, wie das jetzt ablaufen wird“, wechselte die Piratin zur Händlerin, „Ich sage dir, dass wir von den Handelsfürsten mindestens sieben von zehn Teilen bekommen hätten, dann schlägst du mir vor denselben Preis zahlen zu wollen, was uns zu wenig ist. Dann hätten wir uns dieses Theater hier nämlich sparen können. Ich schlage neun Teile vor und wir einigen uns auf acht, nicht wahr?“
    Sie war forsch, nahezu aggressiv in ihren Tonfall, was der Frau namens Necla ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern schien.
    „Kleine, du solltest wirklich…“
    „Nenn mich nicht Kleine!“, giftete sie.
    „Wir akzeptieren“, sprach Rahila plötzlich und entgegnete dem entsetzten Blick Irhabars mit einer Kühle, die selbst die kalte Wüstennacht in den Schatten stellte.
    „Gut, wir akzeptieren“, wiederholte der ehemalige Arenakämpfer und seufzte, „Bringt die Waren bis Mitternacht in den Hinterhof der Hafenmeisterei. Walif wird sie offiziell konfiszieren. Den Rest übernehmen wir. Die Bezahlung wird er euch bei Übergabe aushändigen.“

    „Eine Freude mit euch Geschäfte zu machen“, grinste Ravia, der gerade bewusstwurde, dass sie den Großteil des Gesprächs allein geführt hatte, während auf Irhabars Seite jeder seine Meinung kundgetan hatte.
    Dabei schien jene von Rahila am meisten Gewicht gehabt zu haben. Was das wohl bedeutete? Noch während sie sich zum Gehen wandten, bemerkte sie, dass die andere Frau, Necla, sie nicht aus den Augen ließ, bis sie hinter einer der Ruinenwände verschwunden waren. Sie war sich sicher, dass diese Drei nicht allein handelten. So viel Gold war nicht einfach aufzutreiben und es bereitwillig auszugeben, bedurfte einer Menge mehr finanzieller Mittel.
    „Das war gut, Ravia“, kommentierte Naut, als sie außer Hörweite waren.
    Die Piratin fühlte sich gut, richtig gut sogar, denn sie hatte erreicht, was sie sich vorgenommen hatte und bekam Anerkennung für ihren Erfolg.
    „Ich bin mächtig stolz, msichana wangu“, pflichtete Arus seinem Quartiermeister bei, „Aber hab immer ein Auge über die Schulter bis wir ablegen. Wir sind noch nicht aus den gefährlichen Gewässern raus.“

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    Ruinen nahe Bakaresh

    Dunkel wars, die Nacht schien finster... oder so ähnlich.
    Berash musste die Nacht ausnutzen um zu seiner verfallenen Hütte in den Ruinenfeldern zu kommen. Und nun stand er vor dem, was vor Jahrzehnten einst sein Heim gewesen war. Erneut. Doch diesmal würde er nicht lange bleiben.
    Während die Kälte des Nachtwindes in seine Knochen zog und der Sand mit leisem Rieseln durch die Ruinen getrieben wurde, kniete sich der Assassine vor den flachen Stein, welcher fast waagerecht im Sand der Wüste lag. Mühevoll hatte Berash ihn frei geschaufelt, nur um ihn jetzt mit einem angestrengten Ächzen hochwuchten zu müssen. Trotz des kühlen Luft stand ihm der Schweiß auf der Stirn, während sein Gesicht von einer Kapuze in Schatten getaucht wurde. Eine einfache Öllampe sowie Mond und Sterne waren die einzigen Lichter hier. Nicht die beste Vorraussetzung, doch etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    Ächzend stemmte Berash den Stein hoch, bis er, auf seinem Höhepunkt angekommen, durch das eigene Gewicht auf die andere Seite wieder herunter fiel und mit einem dumpfen Knall wieder im Sand landete. Keuchend stand der Assassine vor dem freigelegten Loch, welches der flache Fels verdeckt hatte und betrachtete den Inhalt.

    Eine Eigenschaft von Sand war es, dass er in jede Ritze kriechen konnte, die er nur fand. Sei es bei Kleidung, Gebäuden oder zwischen den Zähnen. Eine seiner weniger liebenswerten Eigenschaften. Und er konnte auch durch die schmalsten Spalte kriechen, wie Berash trocken feststellte.
    Während der Schweiß auf seinem Körper durch den Nachtwind langsam getrocknet wurde und den Assassinen frösteln lies, seufzte er und lies sich auf ein Knie herab. Es war einiges an Sand in das Loch gekrochen, so viel, dass er anfangen musste ihn mit bloßen Händen heraus zu schaufeln. Doch bald darauf hatte er, während die Öllampe flackerte, etwas festes in der Hand.
    Mit einem leichten Lächeln packte Berash den Gegenstand fester und wollte den alten Lederbeutel gerade heraus nehmen, als ein leises Schlurfen seine Aufmerksamkeit ihn in Alarmbereitschaft versetzte.
    "Eine ruhige Nacht, nicht war, Bruder?"

    Berash sprang hoch, lies den Beutel dabei los und griff nach seinem Schwert, welches immer noch in Tücher gehüllt neben ihm lag. Kampfbereit drehte er sich zu der rauen Stimme herum hob das Schwert abwehrbereit.
    "Gemach, Bruder." Sprach der Fremde leise, während er eine Hand mit der Handfläche nach Außen empor hob. Hochgewachsen war er, mit breiten Schultern und gehüllt in eine Mischung aus Kaftan, Umhang und Kapuze. Zumindest das konnte Berash erkennen. Das Licht der Öllampe reichte kaum aus um mehr zu erkennen da sich der Fremde außerhalb des Lichtkreises aufhielt.
    "Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" Zischte Berash, das verhüllte Schwert weiterhin abwehrbereit in der Hand. Zwar würde er kaum so damit kämpfen können, aber als Knüppel müsste es doch aussreichen. Schließlich war der Fremde scheinbar unbewaffnet.
    Ein leises Lachen ertönte von der unbekannten Gestalt, welche nun einen Schritt näher heran trat, hinein in den Lichtschein der Lampe. Berash wiederrum trat einen Schritt zurück und baute so wieder den Abstand auf.
    "Ich bin nur ein Wanderer im Sand, der seinen Bruder begrüßt." Sprach der Fremde und hob den Kopf etwas an, so das das Licht zumindest teilweise auf dessen Gesicht fiel. Berash konnte das Lächeln von strahlend weißen Zähnen sehen, umrahmt von einem schwarzen Bart. Die Haut des Fremden tief gebräunt, fast schon so dunkel wie der Bart selbst. Doch der obere Teil des Gesichts blieb ihm Schatten der Kapuze verborgen.
    "Ich habe keinen Bruder, Fremder. Und selbst wenn ich einen hätte, dann wäre er nicht so dunkel wie ihr es seid. Also nennt mich nicht 'Bruder' und erklärt euch stattdessen. Bevor ich gezwungen bin euch ein paar eurer hübschen Zähne ausschlagen zu müssen." Berash baute sich bedrohlich auf und hob seine Waffe.

    Der Fremde lächelte jedoch weiterhin, so als würde er einen lang verschollenen Freund wiedersehen und sich darüber freuen.
    "Ich sehe schon," sprach er leise mit seiner rauen Stimme, "Du bist ein sehr vorsichtiger Mensch. Doch mir scheint, dass du deine Lampe lieber löschen solltest, schließlich ist ihr Schein in der Nacht gut zu sehen." Er machte mit seiner Hand eine winkende Bewegung und plötzlich war es finster wie die Nacht selbst. Nicht langsam, als würde sich eine Wolke über den kalten Mond schieben, Nein.
    Es war eher so, als hätte jemand die Tür zugeschlagen und damit das einizge Licht, was in einen Raum fiel, ausgesperrt. Zischend sog Berash die Luft ein und drehte sich hektisch von links nach rechts, seine improvisierte Waffe erhoben in der Hoffnung, zumindest einen Schlag aufzuhalten.
    Doch es kam keiner. Stattdessen verschwand die Dunkelheit so schnell wieder, wie sie gekommen war. Zurück blieb nur ein ätzender Geruch von verbranntem Zucker und verschüttetem Lampenöl.
    Der Fremde stand neben der Öllampe und hatte mit dem Fuß anscheinend Sand drüber geworfen. Und ohne Licht war seine Gestalt nur in groben Umrissen erkennbar und wirkte fast wie eine Schattengestalt.
    "Du spürst es, nicht wahr? Du kannst fühlen, dass hier Magie am Werk war. So, wie ich deine Magie wahrgenommen habe in Bakaresh..." Die Gestalt blickte dabei zurück in Richtung der Stadt.
    "Doch sie war roh. Ungeschliffen. Grob. Und du hast dich verbrannt, als deine Pfeife verkohlt wurde."

    Berash stockte der Atem. Woher wusste der Kerl das? Der Assassine war sich verdammt sicher, dass niemand gemerkt hatte, was ihm in Bakaresh passiert war. Und es war danach nicht noch einmal passiert.
    "Du... du irrst dich!" warf Berash ihm schockiert entgegen. Das war niemals im Leben Magie gewesen, was da mit ihm passiert war.
    "Ich bin kein Magier! Noch nie gewesen!" Erschüttert trat Berash noch einen Schritt zurück, vergaß dabei jedoch das Loch, wo er seinen geheimen Vorrat versteckt hatte und landete rückwärts stolpernd im Sand, als sich sein Fuß an der Kante verhedderte.
    Stöhnend lag der Assassine dort und rieb sich den Kopf, bevor er sich schnell wieder aufrichtete. Kurzer Schwindel erfasste ihn dabei, weshalb er sich mit beiden Händen abstützen musste. Seine Waffe hatte er bei seinem Fall verloren.
    Als sein Kopf wieder einigermaßen klar war, blickte er sofort wieder zu dem Fremden. Oder zumindest dahin, wo er gestanden hatte, denn die dunkle Gestalt war verschwunden.
    Berash packte sein Schwert und sprang sofort auf, blickte sich dabei suchend in alle Richtungen um. Doch der Fremde blieb verschwunden. Nur noch ein leises Wispern drang an sein Ohr.
    "Ich bin Alastor. Und wir werden uns wiedersehen, Bruder."
    Zurück blieb nur das leise Rauschen des Wüstenwindes und ein verstörter Berash, der sich langsam den Sand von der Kleidung klopfte.
    Was, bei Beliar war das gewesen? fragte er sich verwirrt. Wohin war der Fremde verschwunden? Und was meinte er damit, dass sie sich wiedersehen würden?
    "Ich muss echt weg von hier..." murmelte Berash, bückte sich und nahm den fallengelassenen Lederbeutel an sich. Damit würde er seine Überfahrt hoffentlich bezahlen können und endlich vom Festland verschwinden.
    Wäre der Assassine nicht noch immer von dieser merkwürdigen Begegnung erschrocken gewesen, dann hätte er sich wahrscheinlich gefragt, warum ihn dieser Alastor als Magier und Bruder bezeichnet hatte. Doch Adrenalin und Fluchtinstinkt sorgten dafür, dass Berash nur so schnell wie möglich hier weg wollte. Nicht einmal seine Lampe hob er auf.
    Und während sich der Assassine wieder zurück in Richtung Stadt begab, blieb die einfache Öllampe im Sand zurück und wurde langsam durch den vom Wind herbei gewehten Sand begraben, bis nur noch ein leichter Geruch von Lampenöl zurück geblieben war.

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    Müde lehnte sich Berash an die Mauer der Hafenschenke, rieb sich immer wieder über die Augen und versuchte damit das dumpfe, drückende Gefühl auf ihnen zu vertreiben.
    Er hatte die letzte Nacht kaum geschlafen und sich stattdessen in dem Bett der Herberge immer wieder ruhelos hin und her gewälzt. Diese merkwürdige Begegnung mit dem Fremden hatte ihn beunruhigt und voller Fragen zurück gelassen. Wer war dieser Mann, der sich Alastor genannt hatte? Und warum glaubte er, dass Berash ebenfalls fähig war Magie zu wirken?
    Erst in den frühen Morgenstunden war der Assassine dann endlich eingeschlafen, doch waren seine Träume dabei ein Wirrwarr aus verwirrenden Bildern gewesen, was ihn am Ende immer wieder hatte hochschrecken lassen.
    Wie gerädert hatte er sich dann dazu entschlossen, es lieber bleiben zu lassen. Außerdem wartete eine Verabredung auf ihn.

    So stand er hier nun an die Mauer gelehnt, die Beine überkreuz und die Arme vor der Brust verschränkt. Den hohen Kragen seines Mantels hatte er herunter geklappt und dafür eine Kapuze übergestriffen, damit ihn das grelle Licht nicht zu sehr blendete.
    Hoffentlich hatte Ravia sich mit ihrem Kapitän einigen können. Berash wollte nur noch weg hier. Bakaresh hatte nicht nur seinen Reiz verloren, nein es war sogar zu einem gefährlichen Ort geworden. Das ganze Festland war eigentlich doch nichts anderes mehr als ein riesiges Ungeheuer, dass alles und jeden verschlang, der sein Knie nicht vor dem idiotischem König Rhobar beugte.
    Vielleicht sollte es einfach wieder einen Orkkrieg geben. Das würde zumindest den dritten Rhobar weit genug beschäftigen, dass vielleicht Varant wieder frei sein konnte. Doch Berash bezweifelte, dass es so einfach sein würde.

    Doch für solche Gedanken war später noch Zeit. Jetzt galt es erst einmal aus Bakaresh zu verschwinden. Und Beliar sei dank, da näherte sich Ravia auch schon. Ihr Gesichtsausdruck war entspannt, die Augen aber gleichzeitig wachsam. Vermutlich nicht die dümmste Idee, wenn man als junge und attraktive Frau durch einen Hafen stolzierte.
    Berash stieß sich von der Mauer ab und schlug die Kapuze zurück, bevor er auf die junge Frau zuging. Hoffentlich hatte sie gute Nachrichten.
    "Ich grüße euch." sprach Berash müde, bevor er sich andeutungsvoll verneigte.
    "Ich hoffe, ihr konntet euren Kapitän davon überzeugen, dass ihr mich mitnehmt? Wie ich bereits sagte, ich kann für die Passage bezahlen, sollte es euch Sorge bereiten."

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    Ravia war bester Laune. Nicht nur hatte das Geschäft, welches sie allein in die Wege geleitet hatte, Früchte getragen. Nein, sie hatte diesen Tag nutzen können, um sich endlich wieder mit dem Schloss an ihrer Truhe zu beschäftigen. Und ihr letzter Ansatz, bevor sie von Pakko unterbrochen worden war, stellte sich als der richtige Weg heraus. Nach ein wenig Probieren und viel Gestocher mit einer der Haarnadeln hatte sie endlich den richtigen Winkel gefunden und konnte einen lange, gebogene Stahlspange bewegen, wodurch sich der Mechanismus gelöst hatte und der Deckel aufschwang. Sicherlich war ein wenig Glück dabei gewesen, doch sie glaubte, langsam hinter den Aufbau eines Truhenschlosses gekommen zu sein. Oder wohl eher ihres Truhenschlosses. Wer wusste schon, wie andere Truhen abgesichert waren?

    Den Rest des Tages hatte sie damit verbracht, sich von der Ware, die morgen Nacht an der Hafenmeisterei abgeliefert werden mussten, zumindest eine der Weinflaschen zu organisieren. Und organisieren bedeutete in diesem Fall stehlen. Blieb zu hoffen, dass es nicht auffiel und wenn doch, lag eine freundliche Notiz dabei, die zumindest die Frau namens Rahila zu schätzen wissen würde. Hoffte die Piratin jedenfalls.

    Entsprechend vor Selbstbewusstsein strotzend, näherte sie sich nun dem Treffpunkt mit Berash, der ihr bereits entgegenkam und zu allem Überfluss eine Verbeugung andeutete.
    Ein wahrer Mann der alten Schule, dachte sie und musste grinsen, wobei sie es in ein Lächeln wandelte, als er sie ansah.
    Nicht, dass sie viel von Etikette hielt, doch sie musste zugeben, dass es ein angenehmes Gefühl war auf diese Art wertgeschätzt zu werden, Intention hin oder her.
    „Gute Nachrichten, Berash. Der Käpt’n ist bereit Euch für einen entsprechenden Obolus an Bord zu lassen“, kam sie direkt zum Punkt, ihre gute Laune offensichtlich.
    Sie musterte erneut die seltsame Kombination aus weißem Haar und nicht dazu passen wollender Haut, wenn auf die wenigen Falten achtete. Doch sie tröstete sich damit, dass er ein interessanter Gesprächspartner auf der nächsten Fahrt sein konnte. Immerhin wären es nicht mehr die ewig gleichen Themen mit ihren Kameraden.
    „Wir werden in zwei oder drei Tagen ablegen, je nachdem, wann das Schiff mit frischem Wasser und Vorräten beladen wurde.“

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    Berash lies ein kurzes Lächeln aufblitzen, als Ravia ihm berichtete, dass einer Passage nichts im Wege stand. Es beruhigte ihn, dass seine Tage in dieser Beliar verlassenen Stadt entgültig gezählt waren. Auch wenn es sich um zwei, maximal drei weitere Tage handelte, die er hier noch verbringen musste. Doch es hätte schlimmer kommen können.
    "Nun, dann möchte ich euch meinen Dank aussprechen, Ravia. Doch mir scheint, ihr seid ungemein guter Laune."

    Es war wirklich so. War die junge Frau bei ihrer ersten Begegnung noch vorsichtig gewesen und hatte ein gewisses Maß an Bedrohung verströmt, wirkte sie nun wesentlich ausgelassener. Ihre Augen blitzten vergnügt, während sie sich selbstbewusst gab. Und es war nicht das Selbstbewusstsein, welches man in einer rauhen und gefährlichen Gegend verströmte, das, welches aussagte 'Leg dich nicht mit mir an, sonst fehlt dir am Ende mindestens ein Zahn und vielleicht auch noch das ein oder andere Körperteil'.
    Nein, Ravia wirkte dieses mal eher wie eine Katze, die sich zufrieden räkelte, weil sie den Sahnetopf unverschlossen erwischt und erfolgreich geplündert hatte.
    "War eure Suche nach einem Händler für eure Waren demnach von Erfolg gekrönt? Oder liegt es nur an der erfrischenden Wirkung eines Badehauses?"

    Der Assassine bezweifelte zweiteres jedoch. Sicher, der Besuch einer solchen Einrichtung war der Frau deutlich anzusehen, ihr Haar wirkte nicht mehr spröde und trocken sondern hatte wieder einen gesunden Glanz. Und Berash gab gern zu, dass es ihr wesentlich besser stand als die strohige Mähne, welche sie bei ihrer letzten Begegnung zwangsweise hatte tragen müssen. Das Leben auf See nun einmal rau und konnte selbst den schönsten Schmetterling schnell zu einer vertrockneten Motte werden lassen.

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    „Ah, dankt mir lieber nicht zu früh, wer weiß, wo Euch die Überfahrt hinführen wird. Habt Ihr kein bestimmtes Ziel?“, plapperte sie vergnügt und stellte eine Frage hinten an.
    Mit einer Handbewegung bedeutete sie Berash ihr in die offene Schenke zu folgen, in der sich bereits andere Gäste befanden, unteranderem wieder einige Mitglieder ihrer Mannschaft. Sie brauchte sich also keine Sorgen machen, denn sie wären wohl im Zweifel in der Überzahl gewesen. Doch tatsächlich wollte sie gar nicht über mögliche Probleme nachdenken.
    „Was trinkt Ihr? Ich lade Euch ein, wenn Ihr schon bald Euer Gold für die Möglichkeit brauchen werdet, hier zu verschwinden.“
    Sie bestellte sich eines der bitteren, dunklen Getränke, welches ihres Wissens nach aus gemahlenen Bohnen gemacht wurde und übergab einige Kupferstücke, bevor ihnen zwei Keramikgefäße vorgesetzt wurden.

    Statt sich zu setzen, wählten sie jedoch die Mauer, an der Berash gelehnt hatte, als sie ihn entdeckte.
    „Ah, ich denke, es ist eine Ansammlung glücklicher Fügungen, die mich so ausgelassen machen“, verriet sie ihm mit funkelnden Augen, „Ich habe einen Abnehmer gefunden, konnte mich im Hamam entspannen, weshalb mein Haar unglaublich riecht, muss ich sagen und außerdem habe ich einen persönlichen Erfolg erzielt, der für eine ganze Weile ausstand.“
    Ihre gute Stimmung ließ ihre Zunge locker werden und das aromatische Heißgetränk half ihr über die recht kühle Wüstennacht. Das Salz des Meeres in der Luft passte hervorragend zum bitteren Geschmack.

    „Wie steht es um Euch, Berash? Was ist es, das euch diese Stadt mit Verachtung betrachten lässt?“, fragte sie frei heraus, die Neugier obsiegte, „Sind es die Myrtaner?“, fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu.
    Zwar mochte der Hellhaarige nicht wie ein Varanter aussehen, doch wenn er hier seit vielen Jahren lebte, dann konnte sie verstehen, dass die Änderungen, welche durch König Rhobars Schergen Einzug gehalten hatten, ihm übel aufstießen. Doch warum hatte er dann so lange gewartet, um einen Weg hinaus zu finden? Ihrer Meinung nach war nichts wichtiger, als die Freiheit hingehen zu können, wo sie wollte. Ironisch, wenn man bedachte, dass sie für ihre Taten auf See auf mehr als einer Insel verurteilt werden könnte. Vom Festland ganz zu schweigen.

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    "Nun, raus aus Bakaresh und runter vom Festland ist wohl das vorrangige Ziel. Danach? Keine Ahnung." Berash folgte ihr zu der Schenke und nahm ihr überraschendes Angebot an. Freie Händler oder nicht, anscheinend gab es unter ihnen noch Menschen mit etwas Anstand. Die meisten hätten dem Assassinen wohl keine Möglichkeit geboten, etwas von seinen Münzen einzusparen.
    "Ich nehme einen Tee, wenn es recht ist." Er machte sich nicht viel aus Alkohol und das Getränk aus gerösteten und gemahlenen Bohnen, welches Ravia sich bestellt hatte, war ihm bei weitem zu bitter. Er hatte es einmal getrunken, das hatte ihm gereicht. Sicher, die anregende Wirkung davon war nicht zu unterschätzen gewesen und gerade die Varanter hatten es scheinbar zu ihrer Passion gemacht, es so dunkel und kräftig wie möglich zu machen. Doch der Assassine blieb da lieber bei Wasser oder Tee. Das hielt die Sinne zumindest frei.
    Mit seinem Getränk lehnte er sich ebenfalls an die Wand und bließ über den Rand des Keramikgefäßes, aus dem noch heißer Dampf stieg.
    Tief sog er den Geruch von aufgebrühter Minze in die Nase und genoß das leichte Kitzeln davon.

    "Nun, das freut mich, dass es der Stadt mehrfach gelungen ist, euch zufrieden zu stellen." Gab Berash höflich zurück. Nur weil er einen Groll gegenüber der Stadt hegte, bedeutete das schließlich nicht, dass er anderen etwas missgönnte. Er schnupperte auffällig und nickte dann etwas übertrieben.
    "Ja, euer Haar duftet ganz wunderbar, das ist deutlich zu merken. Gut, wenn man nur den Hafen als Vergleich hat, dann ist das aber keine große Kunst." Er zuckte mit den Schultern und lies ein kurzes Lächeln aufblitzen. Das bei Ravias nächster Frage doch gefror und dann zersplitterte wie Glas.
    Er zögerte, blies noch einmal über seinen Tee und nahm einen kleinen Schluck. Immer noch heiß, aber zumindest gab es ihm die Zeit sich eine Antwort zu überlegen.
    "Vielleicht." Antwortete er kurz angebunden, bevor er abwinkte.
    "Aber sagt mir, Ravia, was treibt eine junge Frau wie euch hinaus aufs Meer? Sicherlich nicht nur das Bedürfnis, Monatelang nur das nötigste Maß an Hygiene durchführen zu können oder eingepfercht mit dutzenden Menschen zu sein. Das könntet ihr auch in einem beliebigen Ort bekommen."

  11. Beiträge anzeigen #291
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    Nanu? Mit so einer ausweichenden Antwort hätte sie nicht gerechnet. Bisher war Berash nicht mundfaul gewesen, doch auf ihre Frage nach seinen Gründen hin, wirkt er sehr reserviert. Gut, die Vergangenheit eines Menschen war oft etwas sehr Persönliches und wenn er nicht teilen wollte, dann akzeptierte sie das.
    „Ah, Ihr wollt also, dass ich aus dem Nähkästchen plaudere, aber behaltet Eures lieber fest verschlossen?“, fragte sie süßlich, bevor sie mit einem Schluck des bitteren Gebräus dagegen steuerte.
    Er zeigte keine Regung auf ihre Herausforderung. Vielleicht versuchte er auch bloß höflich zu sein und das Gespräch weiterzuführen bis er sich nach seinem Dafürhalten verabschieden konnte, ohne Anstoß zu erregen.

    „Aber gut, ich will nicht so sein. Die Frage ist jedoch nicht, was mich auf’s Meer treibt, sondern was mich vom Meer fernhalten könnte. Die Freiheit, die man auf den weiten Ozeanen spürt, die Länder, die man besucht und die verschiedensten Menschen, die man trifft, machen ein Leben auf See unbeschreiblich!“, berichtete sie leidenschaftlich.
    Ihr Blick ging in die Ferne, vorbei an dem weißen Haar Berashs, über die Straße hinweg in den sternenklaren Himmel. Sie kannte gar kein anderes Leben mehr, als jenes auf der Joka und auch, wenn sie sich manchmal fragte, wie es wäre, wenn sie niemals von Arus aufgenommen worden wäre, konnte sie sich nicht vorstellen ohne das Meer zu sein.
    „Auf Torgaan gibt es ein Sprichwort. Bahari haifungw“, verriet sie ihm, „Es bedeutet in etwa Das Meer kann nicht eingesperrt werden. Das beschreibt sehr gut meine Liebe zur See.“

    Für einen Moment schwieg sie, trank den nur noch lauwarmen Schluck aus dem Keramikbecher und fokussierte sich wieder auf den Mann, der neben ihr an der Mauer stand.
    „Zugegeben, ich hätte nichts gegen regelmäßiges Baden oder eine Koje, die nicht während einer Nachtwache von jemand anderem belegt wird. Aber es ist ein geringer Preis für das Gefühl der Unabhängigkeit.“
    Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu.
    „Vielleicht lernt Ihr in der kurzen Zeit, die ihr an Bord der Joka La Maji sein werdet, zu verstehen, was ich meine. Immerhin bekommt nicht jeder die Gelegenheit auf dem Wasserdrachen zu reiten.“

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    Nun war Berash doch etwas überrascht. Er hätte die junge Frau nicht für eine Torgaanerin gehalten. Diejenigen, welche der Assassine im Laufe seines Lebens kennen gelernt hatte, waren vor allem eines gewesen: dunkelhäutig. Und ziemliche Großmäuler, wenn er ehrlich war. Ravia jedoch...
    Nun, sie war vielleicht kein Großmaul, aber Götter, sie redete verflucht schnell. Ihrem Redeschwall zu folgen war fast so, als wollte man die einzelnen Flügelschläge eines Kolibris zählen wollen! Berash hatte Mühe ihrer Aussage folgen zu können. Doch man merkte ihr die Leidenschaft darin deutlich an.
    "Freiheit also. Ja, dass ist heutzutage ein ziemlich seltenes Gut, wie ich festellen muss. Egal, wohin man sich auch wendet, irgendwer will immer, dass man das Knie vor ihm beugt. Und wenn es nicht aus freiem Willen geschieht..."

    Er lies den Satz unbeendet. Ravia würde mit ziemlicher Sicherheit wissen, was er sagen wollte.
    Was ihn jedoch gleichzeitig auf einen interessanten Gedanken brachte. Er hatte in seinem Leben nur zwei Gemeinschaften kennen gelernt, die sich als wirklich frei bezeichnet hatten: Die Waldläufer auf Argaan und die Kastellmagier.

    "Ein interessantes Sprichwort. Gewiss liegt auch Weisheit darin, auch wenn ich dem Meer selbst nur wenig abgewinnen kann." Berash hob die Schultern an und lies sie wieder herunter sacken. Ihm war das Meer meistens egal gewesen, solange die See nicht zu rau war, während er darüber gereist war. Er war halt schon immer mehr dem Land als dem Wasser verbunden. Vermutlich war das auch einer der Gründe gewesen, warum es ihn so lange in Bakaresh gehalten hatte.
    "Aber ein gutes Sinnbild ist es trotzdem."

    Der frühere Emir leerte den letzten Schluck von seinem Tee und schloß die Hände um das Gefäß.
    "Vielleicht. Aber das wird sich zeigen. In den meisten Fällen waren Schiffsreisen für mich nur ein Mittel um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Auch wenn ich behaupte, dass euer Schiff den wohl interessantesten Namen hat. Joka la Maji. Ich vermute, es bedeutet 'Wasserdrache'? Oder ist das nur eine andere Bezeichnung für 'Schiff'?"
    Es war auf jeden Fall ein besserer Name als der des letzten Schiffes, mit welchem Berash gereist war. Unsinkbar II war der Name des Schiffes gewesen. Und obwohl Berash mehrfach beim Kapitän nachgefragt hatte, er hatte nie erfahren, was mit der ersten Unsinkbar passiert war.

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    Kap Dun - Marktplatz (9. Tag, Mittagszeit)

    Ein Tag vor der großen Sache und man mochte meinen, alle nahmen es zu locker. Danzo und Bhor waren bei den Wägen und saßen am Feuer. Chani arbeitete in der Schwarzen Perle. Gisla war unterwegs im Handwerkerviertel und Eskiel schlief, während zur selben Zeit Naira durch die kleine Stadt schlenderte.

    Die Wahrheit war jedoch, dass Gisla noch bei den Wäscherinnen etwas organisierte. Dass Eskiel nach einer nächtlichen Aktion mit Larus und den Küstenläufern die Ruhe wirklich brauchte. Dass Chani Augen und Ohren offen hielt. Dass Bhor und Danzo am Feuer saßen und auf die Masken Farben auftrugen und Naira noch einmal in der kleinen Stadt die möglichen Fluchtwege abging und sicher stellte, dass nichts zugestellt war.
    Fleißig waren die bunten Vögel und ihr Plan stand fest.

    Am Marktplatz ging Naira dann der Tarnung halber von Stand zu Stand und ließ sich bequatschen, bis sie genug hatte.
    Mit verschränkten Armen an seinem Stand beobachtete er die Taschendiebin und lächelte sie an, als sie ihn erkannte.
    Naira trat zu den Weinhändler und ja…was für ein Dieb war er?
    “Für Innos, guter Herr Cassius. Was würdet ihr mir heute empfehlen?”
    "Fräulein Isidora. Heute wäre ein junger, myrtanischer Wein aus dem Midland genau richtig. Kräftig, würzig und mit einer Note von Kirche und Pflaume im Abgang. So kalt wie es heute ist, wärmt er nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Probiert doch ein wenig und ich mache euch einen guten Preis.”

    Cassius goss in einen sehr kleinen Trinkbecher den roten Wein ein und schwenkte diesen leicht, ehe er diesen Naira reichte. Der kleine Schluck war für Nairas Geschmack nicht der Wein, den sie mochte, aber genau das Richtige für Eskiel. Sie selbst mochte süßen, hellen Sommerwein.

    “Es ist nicht der Wein, den ich für mich suche, aber ein Freund wird diesen heute Abend sicher wohlwollend genießen können. Ich nehme die Flasche.”, sagte sie und übergab Cassius, nach kurzen Fragen, die angemessene Summe in Silberstücken.
    “Hättet ihr gerne auch einen Wein für morgen, Fräulein Isidora? - Ein ganz besonderer Wein.”
    “Wie besonders, Herr Cassius?”
    “Nun die Vögel flogen heute tief und werden morgen wohl einkehren in hitzige Gefilde. Da ihr kein Vogel seid und meines Erachtens nach immer auf gute Geschäfte aus seid, nehmt doch diesen Wein hier.”, sagte Cassius und reichte Naira eine sehr dunkle Flasche Wein, die jedoch von innen nicht mit Flüssigkeit gefüllt war. Naira zog den Korken ab und roch dran. Schaute hinein und verstand wohl.
    “Meine Geschäftspartner werden sicher gerne von diesem Wein kosten. Doch mit welchen Worten könnte ich ihnen den Geschmack…erläutern und mit bescheidener Kenntnis im Gespräch auftrumpfen?”

    “Ein wenig grob mit dem ersten Schluck würde ich sagen. Vor allem wenn man den Wein noch im Mund hin und her schwenkt. Doch was zunächst nicht passend zu einem Gespräch wirkt, wirkt Wunder, wenn die einzelnen Noten sich entfalten und stimmig ineinander greifen. Mancher Geschmack muss wie manch Holz erst bearbeitet werden, bis es Form annimmt.”, erklärte er und meinte damit die zwei kleinen Feilen in der Flasche.
    “Oh, wie manch Mann nach der Hochzeit. Wenn er zu Brotteig in den Händen seiner Frau wird.”, scherzte Naira und Cassius lächelte auf.
    “Die Ehe soll doch Stabilität ins Leben bringen. Sich durchkneten zu lassen…nun da gibt es andere Dinge für Mann und Frau. Doch verzeiht, der viele Wein heute schießt mir schon zu Kopfe. Ja…Wein kann eine Falle sein. Aber das kann alles im Leben sein. Fallen. Nehmt euch immer in Acht vor den Fallen eurer Geschaftspartner. Manches ist mehr Schein als Sein und schaut zweimal hin, bevor ihr einen Handel beginnt. Das ist mein Rat als alter Weinhändler.”, sagte er und deutete an, dass Kapitän Ramos wohl Fallen besaß.
    “Dann habt meinen Dank für den teuren Rat und wohl die Flasche. Was schulde ich euch?”, fragte Naira.
    “Nur ein Lächeln, wenn wir uns wiedersehen.”
    “Dann habt erneut meinen Dank und auf bald.”, wünschte sie und steckte beide Flaschen ein.
    “Viel Erfolg bei eurer Unternehmung.”, wünschte Cassius und nickte ihr zu. Naira verschwand und dachte sich ihren Part zu diesen Gespräch und Geschenken. Cassius wusste oder ahnte, dass sie morgen zuschlagen würden und ihm war wichtig, dass jemand das Dokument besorgte. Wenn sie es so deuten konnte, hatte er selbst schon Informationen gesammelt, um an das Dokument zu gelangen. Die Feilen waren wohl nur Beiwerk. Gisla hatte ihr erklärt, dass man manchmal manche Dinge bearbeiten musste, um etwas nicht passendes passend zu machen. Sie hoffte, sie würde es nicht allzu schwer damit haben. Sie machte sich auf zu Chani.

  14. Beiträge anzeigen #294
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    „Wenn ich meine Knie beuge, dann nur, um das Deck zu schrubben“, lachte Ravia und verstand sehr gut, worauf Berash anspielte.
    Untertan von jemandem zu sein war ihr so zuwider, wie ein windstiller Tag nahe des Sonnengürtels. Man konnte nicht aus eigenem Antrieb fort und musste sich den Launen der Obrigkeit beugen, in zweiterem Fall denen der Gezeiten und des Wetters. Sie konnte sich gut vorstellen, dass auch ein Lord für seine Bediensteten Beliars Reich in den Morgrad beschwören konnte.
    Etwas sehnsüchtig blickte sie in ihren leeren Becher. Sollte sie ihnen noch ein Getränk holen? Oder wäre es als erstes richtiges Gespräch ausreichend?

    „Es gibt viele interessante Sprichwörter der verschiedensten Völker auf dieser Welt“, sinnierte sie nachdenklich, während ihr Zeigefinger über den Rand des Trinkgefäßes wanderte, „Selbst hier in Varant wird es welche geben, doch ich war noch nicht so oft hier, um welche aufgeschnappt zu haben. Vor allem sind die Menschen hier grundsätzlich misstrauisch, wenn man wie eine Myrtanerin aussieht.“
    War es nur eine hohle Entschuldigung, die sie den Damen aus dem Badehaus für sich verschaffte? Ein Versuch, sich selbst zu erklären, warum es ihr schwer fiel Anschluss zu finden? Immerhin hatte sie in den letzten Wochen auch Probleme mit Pakko gehabt, den sie zuvor als jemanden bezeichnet hätte, der auf derselben Wellenlänge durch das Meer fuhr. Womöglich war sie es, die sich ändern musste, damit sie dieses Gefühl der Einsamkeit. Dieses Gefühl, welches immer am Rand ihres Bewusstseins umherschlich, stets bereit in einem Moment der Schwäche zuzuschlagen.

    „Ihr vermutet ganz richtig, Berash. Joka La Maji ist torgaanisch für Wasserdrache und das Schiff, was ich Zuhause nennen darf. Seht selbst. Sie ist majestätisch und trotz selbst den stärksten Stürmen, denn ihre Mannschaft weiß, was sie tut und betrachtet sie als einen Teil von ihnen“, geriet sie ins Schwafeln.
    Doch was sonst konnte sie sagen? Er wollte nicht über seine Gründe sprechen, warum er Bakaresh verlassen wollte. Hieß das, dass er auch unwillig wäre über seine Vergangenheit zu berichten?
    „Ich respektiere, dass eure Gründe für Euren Wunsch Bakaresh zu verlassen mich nichts angehen. Doch was ist mit Eurer Herkunft? Wie ein Varanter seht Ihr nicht aus und wer weiß? Vielleicht hatte ich schon einmal das Vergnügen Eure Heimat zu besuchen.“
    Ravia lächelte, versucht entwaffnend zu sein. Wer wusste schon, ob es Ihr von Nutzen sein könnte, wenn sie den Fremden, der anders als üblich nicht als Gefangener, sondern als Passagier an Bord kam, besser kennenlernte?

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    Ravia hatte ja keine Ahnung, wie misstrauisch ein Varanter sein konnte. Doch gleichzeitig lag diesem Volk eine Gastfreundschaft inne, die man andernorts oft vergeblich suchte. Aber erst, wenn man einmal das Vertrauen von ihnen erlangt hatte. Dann begrüßten sie jeden wie einen lang verschollenes Familienmitglied, dass plötzlich wieder in der Tür stand. Selbst wenn man sich erst Tags zuvor gesehen hatte.
    "Macht euch nichts daraus, es liegt wahrscheinlich nicht daran, dass ihr aus Myrtana stammt." Berash zögerte einen Moment, bevor er fort fuhr.
    "Oder zumindest zum größten Teil." Er zuckte mit den Schultern. "Es gibt hier ein Sprichwort: Was sie nicht kennen, befeinden die Menschen. Sie kennen euch einfach noch nicht. Für sie seid ihr nur eine Fremde, wie so viele andere auch. Glaubt mir, es dauert etwas, bis man in ihre Mitte gelassen wird."

    Es half natürlich, wenn man einer Gemeinschaft angehörte. So war Berash als Assassine, und später auch als Emir, bei den Menschen von Bakaresh bekannt (und vielleicht sogar beliebt?) gewesen. Doch er hatte sich nie etwas aus den einfachen Menschen dieser Stadt gemacht. Sie waren für ihn nichts besonderes gewesen, eher wie Dinge, die er sein eigen genannt hatte. Doch gedankt hatte er es ihnen wahrlich nicht.
    Doch da er die Zeit nicht zurück drehen konnte, war es müßig weiter darüber nachzudenken.

    Seufzend stieß Berash sich von der Mauer ab und stellte das leere Gefäß beiseite, bevor er sich seine Haare zurück strich und mit einem einfachen Band das lange Haar zu einem simplen Zopf band.
    "Also gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt: Geldern. Ursprünglich stamme ich aus Geldern, verließ es aber, als ich alt genug war. Und über Umwege bin ich während des Orkkrieges in Varant gelandet, mehr durch einen Zufall als durch Absicht. Damals war die Stadt noch unter der Knute eines anderen Mannes. Zuben von Ishtar, oberster Assassine. Und irgendwie bin ich zwischen die Fronten geraten, als Bakaresh und eine Gemeinschaft von Assassinen mithilfe von Schwarzmagiern die Stadt von ihrem früheren Herrscher befreite. Tja. Und ein freies Bakaresh bot einem jungen Mann viele Möglichkeiten. Ich muss wohl ungefähr in eurem Alter gewesen sein, schätze ich." Mehr würde Berash erst einmal nicht erzählen, ganz besonders nicht von seiner Vergangenheit als Assassine und Emir. Dafür kannte er Ravia noch nicht gut genug.
    Außerdem konnte er nicht wissen, ob sie oder ihr Kapitän nicht vielleicht versuchen würden ihn an die Garde zu verschachern, wenn sie erst einmal wussten, wer er gewesen war.

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    „Fühlt Euch doch nicht gleich gezwungen, mir etwas von Euch zu erzählen. Ich versuche lediglich Konversation zu betreiben“, äußerte sie etwas verschnupft, „Unterschiedliche Menschen kennenzulernen ist einer der Reize, wenn man von Ort zu Ort reist. Aber Ihr müsst gar nichts von Euch erzählen, wenn Ihr lieber mysteriös und komplex bleiben wollt.“
    Trug sie zu dick auf? Vielleicht. Denn immerhin hatte er ja einen Teil seiner Geschichte mit ihr geteilt, doch das Gefühl, was sie dabei bekam, war eines von Unwillen seinerseits.
    „So seltsam es klingen mag, habe ich Geldern noch nie besucht“, kehrte sie zum Thema zurück, wobei sie sich fragte, ob es der Wahrheit entsprach.
    Sie wusste nicht, ob sie in ihrer Zeit vor der Piraterie einmal dort gewesen war, doch es spielte auch keine Rolle. Wenn man keine Erinnerungen an ein Ereignis hatte, war es genauso, als hätte es nie stattgefunden.

    „Danke übrigens für das Sprichwort. Das tröstet mich etwas darüber hinweg, dass mir in der kurzen Zeit hier in der Stadt häufiger, als mir lieb ist, mit Abneigung begegnet worden ist.“
    Seine Geschichte klang spannend, als wäre er vom Fluss des Schicksals mitgerissen worden, nur hier und da in der Lage einen Felsen zu umgehen, an dem er ansonsten zerschellt wäre. Wie es wohl war in Mitten des Orkkriegs zu leben? Sprach man in Varant überhaupt vom Orkkrieg, wo diese Bestien doch eher Midland und Nordmar unter ihrer Knute hatten? Wäre Bruderkrieg nicht passender, so wie Berash die Geschehnisse erwähnte? Assassinen gegen Assassinen? Schwarzmagier gegen Schwarzmagier? Lag es am Einfluss Beliars, dass sich seine Jünger gegeneinander auflehnten? Oder war es die Natur der Menschen ihre eigenen Ansichten anderen Aufzwingen zu wollen? Wieso kümmerten sie überhaupt diese philosophischen Fragen?

    „Es klingt jedenfalls so, als hättet Ihr bis jetzt ein äußerst bewegtes Leben geführt“, merkte sie an und widerstand dem Drang weitere Fragen zu stellen.
    Stattdessen stieß sie sich nun auch von der Mauer ab, stellte ihren Keramikbecher zu dem seinen und blickte dann die Straße hinab zum Pier, der zu dieser späten Stunde weniger lebhaft war, als während des Tages.
    „Ich weiß noch nicht, wohin wir als nächstes Segeln werden, aber meine Vermutung sind die Südlichen Inseln. Argaan, Torgaan oder Korshaan. Vielleicht zieht es uns auch noch weiter südlich, wo die Vulkaninseln kleiner und unwirtlicher werden. Man sagt das Obsidian von dort erziele hohe Preise auf dem Markt“, versuchte sie den Schein der freien Händlerin aufrecht zu erhalten.

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    Berash schüttelte den Kopf, als Ravia seiner knappen Aussage gegenüber verschnupft reagierte.
    "So war das nicht gemeint." versuchte er zu erklären.
    "Ihr missversteht da etwas. Es geht weniger darum nichts erzählen zu wollen, anstatt Dinge zu erzählen, die sich für mich zum Nachteil entwickeln können." Gut, ein gewisser Teil von ihm war auch etwas übervorsichtig, schließlich war seine Zeit als Emir schon über eine Dekade her. Und vermutlich waren die Soldaten des Königs nicht einmal wirklich an ihm interessiert, schließlich gab es keine geheime Rebellengruppe in Bakaresh, die heimlich versuchte ihre Besatzer zu besiegen. Und selbst wenn, nach so vielen Jahren war der Erfolg ziemlich gering. Außerdem verübte niemand in seinem Namen irgendwelche Untaten.
    Warum auch? Er war beim Angriff damals relativ schnell geflohen und hatte damit alle Mitglieder des alten Bundes im Stich gelassen. Selbst Beliar hatte sich von ihm für seine Feigheit abgewandt und die Gabe der Schatten wieder von ihm genommen.
    Aber es konnte immer noch sein, dass irgendwer seinen Namen kannte und sich an seine frühere Position erinnerte. Und aus diesem Grund war er vorsichtig.

    "Es hatte seine Höhen und Tiefen, das stimmt."
    Berash folgte ihrem Blick zum Pier und sah zwei einfache Matrosen, die sich betrunken in den Armen lagen und lautstark was von ewiger Freundschaft und Brüderlichkeit zusicherten, während sie versuchten nicht im Wasser zu landen. Da sie beide aber immer wieder in unterschiedliche Richtungen wanken wollten, war dies ein ziemlich herausforderndes Ereignis.
    "Ich kenne mich mit Obsidian und solchen Dingen nicht wirklich aus, aber warum sollte es von dort wertvoller sein als anderer? Ich mein, Obsidian ist Obsidian." Er zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf.
    "Aber, wenn euer Schiff auf Argaan halt machen sollte... Ich war schon lange nicht mehr da, vielleicht sollte ich da also wieder an Land gehen. Versuchen die Myrtaner immer noch das Inselkönigreich zu erobern?"

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    Ravia beobachtet Berash einen Moment schweigend. Der unverkennbare Hauch des Meeres brachte den typischen Salzgeruch mit sich. Das sanfte Rauschen der Wellen war sogar auf diese Entfernung zu hören und paarte sich mit den gelegentlichen Schreien der Möwen, die ihre Nester aufsuchten und dem entfernten Lachen von Matrosen zu einem angenehmen Hintergrundgeräusch.
    „Ich verstehe“, sagte sie schließlich, ihre Stimme nun sanfter, „Ihr habt wohl Gründe, vorsichtig zu sein. Es war dumm von mir, zu erwarten, dass Ihr einer Fremden alles sofort erzählt.“
    Es ist immer schwierig, die richtigen Worte zu finden, besonders bei jemandem, der so viel erlebt hat wie er, dachte die junge Frau, Aber vielleicht kann ich ihn dennoch ein wenig aus der Reserve locken.

    Sie blickte über Berashs Schulter hinweg und bemerkte die zwei Matrosen, die immer wieder in unterschiedliche Richtungen schwankten. Es entlockte ihr ein leises Lächeln.
    „Die haben wohl ihren Spaß“, bemerkte sie und versuchte, die Stimmung zu lockern.
    Er nickte, doch ob es der Zustimmung oder der einfachen Akzeptanz galt, blieb ihr unbekannt.
    „Was das Obsidian betrifft, so sagt man, dass es eine besonders hohe Qualität besitzt, wenn es von den südlichen Vulkaninseln stammt“, erklärte Ravia und zuckte leicht mit den Schultern, „Ich bin keine Expertin, aber es ist wohl schwerer zu bekommen und daher wertvoller. Viel mehr muss ich als Händlerin nicht wissen. Einige versüßende Worte, dass es sich hervorragend für Zierwerk eignet und man hat ein Geschäft.“

    Dass sie sich gerade etwas aus den Fingern sog, war hoffentlich nicht allzu offensichtlich. Tatsächlich wusste sie aber nicht, dass auch auf dem Festland Obsidian vorkam. Immerhin war es ja auch als Vulkanglas bekannt und bisher hatte sie von keinem Vulkan auf dem Kontinent gehört.
    „Argaan also“, griff sie schließlich das Gespräch wieder auf, „Wann wart Ihr zuletzt dort? Der Konflikt dort ist meines Wissens nach erkaltet, doch ob sich unter der Asche nicht noch einige Funken befinden, kann ich nicht beurteilen. Wenn wir Euch dort absetzen sollen, dann wäre Thorniara als einziger Hafen am naheliegendsten, aber da Ihr die Myrtaner offenbar lieber meidet… Wir könnten auch ein Ruderboot nehmen und Euch an einer der Küsten absetzen“, überlegte sie am Ende laut und war sich sicher, dass Arus niemals in Thorniaras Hafen einlaufen würde, wenn er es vermeiden konnte, „Meines Wissens nach ist Setarrif noch immer unbewohnbar und die Überlebenden der Stadt der goldenen Kuppeln sind in Stewark umgekommen bei diesem Baron… ehm… wie hieß er gleich? Warrick?“

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    »Ich danke dir für die lieben Worte, mein Freund.«, antwortete Françoise und lächelte Draco an. In dieser Welt gehörte der Paladin zu den engsten Freunden der Obersten Feuermagierin. Sie hatten einiges Seite an Seite durchgemacht, obwohl sie im Großen und Ganzen betrachtet erstaunlich wenig Zeit wirklich miteinander verbracht hatten. Manche Freundschaften waren einfach dafür bestimmt zu entstehen. Es schmerzte Françoise bereits jetzt, Draco früher oder später in dieser Welt zurücklassen zu müssen. Doch er gehörte hierher. Das war die Ordnung der Dinge.
    Die Brust der Priesterin hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus und die Kraft kehrte zu ihr zurück. Ihr unentwegtes Meditieren half Françoise selbst nach großen Verausgabungen, wie bei diesem Ritual, geschwind zu alter Form zu gelangen. Natürlich setzte es Ruhe und Ungestörtheit voraus. Davon gab es im Tempel zum Glück zur Genüge.
    »Ich habe ehrlich gesagt keinerlei Talent für Poesie.«, erklärte Françoise. »Was mir Freude bereitet, ist Kalligraphie. Ob ich damit anderen auch eine Freude bereite, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Hier hatte ich auch noch keine Gelegenheit dazu. In Vengard, meine ich.«
    Den letzten Satz fügte sie schnell hinzu. Es entsprach zwar der Wahrheit, tatsächlich bezog sich die Aussage der Priesterin aber auf die hiesige Welt als Ganzes.
    »Vermutlich hätte ich weiterhin Uhren gebaut, wäre ich nicht Magierin geworden. Zu erkennen, wie Dinge in ihrem Inneren funktionieren, hat mich schon immer fasziniert. Und ich wage zu behaupten, sogar ein Talent dafür zu haben.«
    Nachdenklich hörte Françoise ihrem Freund zu, wie er davon sprach, dass sie im Augenblick Leben erschaffe. Innos wusste, dass sie lange versucht hatte, Leben aus dem Nichts zu kreieren. In vielen verschiedenen Formen. Doch war sie dabei immer gescheitert. Nur auf die traditionelle Art und Weise war es der Priesterin letztendlich gelungen.
    »Gefährten sucht der Schaffende und nicht Leichname, und auch nicht Herden und Gläubige. Die
    Mitschaffenden sucht der Schaffende, die, welche neue Werte auf neue Tafeln schreiben.«, rezitierte die Oberste Feuermagierin. »Den Funken des Lebens zu schaffen, so wie es Innos tat. Ich würde meiner Rolle nicht gerecht werden, wenn ich nicht danach streben würde. Habe ich das getan? Leben erschaffen?«
    Lange konnte sie auf diesem Gedanken nicht verweilen, denn Draco - entgegen der ausdrücklichen Bitte der Priesterin - rührte sich natürlich vom Fleck. Eine Perle reichte er ihr. Neugierig wanderte der Blick der Obersten Feuermagierin über die Oberfläche des Gesteins.
    »Jadewolf gab dir das?«, fragte Françoise nachdenklich. Sie wusste nicht, was Draco von einer Mutter oder einer Göttin des Lebens sprach. Auch war es nicht wichtig. Nicht jetzt.
    Die Meditation hatte der Obersten Feuermagierin genug Kraft verliehen, um den gefährlichen Teil des Rituals durchzuführen. Den Obsidian legte sie zwischen sich und den Paladin. Vielleicht konnte er tatsächlich als Katalysator dienen.
    Zuerst presste Françoise ihre Handflächen aneinander, um die Magie zu fokussieren. Anschließend streckte sie beide Hände wieder in Richtung der Brust ihres Freundes. Die acht Siegel hielten, das konnte sie deutlich spüren.
    »Bleib nun ganz still.«, sagte Françoise eindringlich. Dann richtete sie ihre Magie auf einen Punkt des achten und obersten Siegels. Mit allergrößter Vorsicht brach die Priesterin das Siegel an dieser Stelle und öffnete es gerade weit genug für ihre Zwecke. Nachdem sie sich versichert hatte, keinen Fehler begangen zu haben, wandte sie sich dem siebten Siegel zu. Auch hier lenkte die Priesterin ihre Magie, um einen weiteren Durchlass zu erschaffen. Den Vorgang wiederholte sie für jedes einzelne Siegel, bis sie zuletzt das erste und am tiefsten liegende von ihnen erreicht hatte. Der Moment der Wahrheit war gekommen.
    Bereits bei den anderen Pforten, die sie geöffnet hatte, konnte Françoise spüren, wie die vereinte Magie aus dem Kern mehr und mehr hervordrang. Dieser letzte Pforte gäbe der Magie aus Licht und Schatten nun freien Lauf. Die Hoffnung der Obersten Feuermagierin bestand daran, durch den schmalen Pfad, den sie durch die Pforten in den Siegeln vorgegeben hatte, die Verschmelzung permanent zu machen. Ein magischer Strom, den der Paladin nutzen konnte, ohne von den entgegengesetzten Kräften zerrissen zu werden.
    Ein Stich. Das war alles. Wie Wasser unter enormen Druck trat die verschmolzene Magie durch die acht Pforten. Sie rauschte durch Dracos Körper; erfüllte ihn von Kopf bis Fuß. Geschwind verdrehte Françoise die magischen Siegel zueinander, so dass alle acht Pforten verschlossen waren und die Magie im Kern gefangen.
    Françoise atmete durch. Es war geschafft! Wenngleich dieser Akt weit weniger anstrengend war, als die einzelnen Siegel zu erschaffen, hatte er weit mehr Präzision und Konzentration von der Priesterin erfordert. Dass es funktioniert hatte, überraschte sie trotz allem.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Françoise. »Ich habe in dir acht Siegel erschaffen, die die Magie des Lichts und der Schatten in ihrem Inneren miteinander verschmelzen lassen. Ich habe außerdem acht Pforten kreiert, um dir Zugriff auf diese Quelle zu gewähren. Du wirst lernen müssen, die Pforten zueinander auszurichten. Je näher sie einander kommen, desto größer der Fluss der Magie. Doch sei vorsichtig! In dieser verschmolzenen Form ist diese Magie höchst volatil. Du wirst gezielt auf sie zugreifen müssen und mit viel Bedacht. Setze alles auf einmal frei und sie wird dich vernichten.«

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Kap Dun - Auf der Fernanda I (10. Tag, Mittagszeit, Phase 4 - Finale)

    Ob je irgendwer sich vorstellen konnte, wie es war, in einem großen Korb von einem Riesen getragen zu werden? Wohl nur Figuren aus einem Märchen.
    Doch das hier war kein Märchen. Bhor trug einen sehr großen Weidenkorb auf dem Rücken, in dem sich Naira - so klein sie sich machen konnte - zwischen müffelnder Kleidung und getragenen Socken befand. Als nicht gerade große Frau mit schlanker Figur und der Beweglichkeit der Jugend, war es ihr weitaus besser möglich, wie einer hochgewachsenen Gisla oder einem Danzo.
    Hin und wieder blickte sie zwischen der Kleidung durch nach draußen. Während Bhor ein Lied pfiff und nett so manchen auf dem Weg grüßte, waren Gisla und Chani wie typische Waschweiber gekleidet. Die Haare mit einem Tuch zusammengebunden und mit zwei Körben frisch gewaschener Kleidung für ihr Ziel bewaffnet.
    Chani und Gisla hatten gegen Gold die Chefin der Waschweiber bestochen, ihnen für heute die Arbeit des Abholens und Lieferns der Wäsche von den Schiffen zu erledigen. Speziell nur das Schiff von Kapitän Ramos und den Schiffen nebenan. Ein Säckel für die Arbeit und einen für das Schweigen. Ein teurer, aber guter Handel.
    Der Rest war Vorbereitung, finale Absprache und ein gutes Frühstück. Naira selbst hatte alles an sich, was sie brauchen würde und war weniger aufgeregt, wie sie sich vor einer Woche noch vorstellte. War es die Vorbereitung? Oder die Erfahrungen, die sie seither gemacht hatte? Das wusste sie selbst nicht und den Kopf hatte sie dafür erst recht nicht. Vielleicht später einmal.

    “Es geht los.”, brummte Bhor und pfiff weiter. Naira verdeckte sich noch mehr im Korb und hoffte, dass diese Täuschung gelingen würde.
    “Für Innos, die Herren. Wir kommen von Frau Sila von den Wäscherinnen. Zwei Ladungen frische Wäsche für die Fernanda. Dürfen wir an Bord?”, fragte Gisla. Die zwei Personen besprachen kurz was.
    “Wo sind Doro und Zura? Die kommen doch immer hierher?! Und solltet ihr nicht erst morgen kommen? Und was macht der Kerl da?”, brummte die Stimme von oben.
    “Genau! Und du Kleine! Dich habe ich doch in der Schwarzen Perle gesehen!”, stellte der andere fest.
    Chani lachte auf und verbeugte sich vor dem Herrn.

    “Du hast mich erkannt! Hast mir nur einen Kopper Trinkgeld gegeben, du Schuft! Was denkst du wohl, was ein armes Mädchen mit ihren Eltern so treibt, um an Geld zu kommen? Wir wollen Myrtana verlassen - gen Khorinis. Da soll es wieder magisches Erz geben. Haben aber kein Gold für die Überfahrt. Da muss man ranklotzen, wie ihr strammen Seemänner!”, tönte sie und einmal mehr konnte man dankbar sein, dass die Bunten Vögel eine Truppe aus Schauspielern waren.

    “Für zehn Silberstücke kannst du mir heute Gesellschaft leisten. Erst beim großen Kampf und dann im Alkoven. Na?”, fragte der Typ tatsächlich. Naira stellte sich vor wie Chani innerlich Würggeräusche verursachte und den Kerl gerne die Meinung gegeigt hätte. Doch sie lachte auf.

    “Na erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich bin auch beim großen Kampf. Wasch dich, finde mich und lade mich ein. Vielleicht bekommst du dann alles, was du willst…für zwanzig Goldstücke. Glaub mir…ich bin es wert.”, sagte Chani und Naira hätte ihr eine klatschen können, würde sie das ernst meinen.

    “Tochter! Was sagst du da!”, grollte Bhor.
    “Du hast mir gar nichts zu sagen, du alter Säufer! Du bist nicht mein Vater und ohne dich hätten Mutter und ich schon längst das Gold für die Überfahrt!”
    “Ruhe ihr beiden! Eudora! Du wirst dich nicht verkaufen! Die Herren lassen uns unsere ehrliche, anständige Arbeit machen, weil Frau Sila uns heute prüft und sie auch innosgefällige, ehrliche, hart arbeitende Männer der See sind! - Wir wollen nur unser Tagwerk verrichten. Mein Mann trägt den schweren Korb, damit wir schneller die schmutzige Wäsche zu den Wäscherinnen bringen können..”, sagte Gisla.
    “Damit er nicht alles versäuft, was wir sparen!”
    “Eudora! Halt dein freches Mundwerk und du Tavik senkst deine verdammte Faust! Ich klatsch euch beiden gleich eine, wenn ihr nicht für einen Moment euch nicht an die Gurgel geht! - Dürfen wir nun hinauf?”
    “Jaja..geht schon. Da kriegt man ja Kopfschmerzen bei Gestreite.”, sagte der, der sie begrüßt hatte.
    “Heute Abend beim großen Kampf. Ich bin da, Süße.”
    “Ich auch, Süßer.”, sagte Chani und Naira musste selbst innerlich hochwürgen. Doch ihr Spiel hatte gewirkt und einzig das zählte. Mit Danzo oder Eskiel hätte das nie geklappt.

    Bhors Stiefel klangen dumpf, als er die breite Planke hinauf schritt und sie dann alle an Deck waren. Naira versuchte durch den Weidenkorb etwas zu erhaschen, doch viel konnte sie auf die Schnelle und Bhors Bewegungen nicht sehen.
    “Was glotzt du so, Waschweib! Bewegt euch!”, zischte sie eine Stimme an. Gisla sagte nichts und als Bhor sich umdrehte und sie in Richtung Innenräume schritten, sah Naira dass es eine von zwei Stadtwachen war, die da auf einem kleinen Fass saß, das man an eine als Tisch umfunktionierte Kiste gerückt hatte und wohl Karten sortierte, während die andere Stadtwache - eine Frau - ihr Kurzschwert schärfte und ihnen böse-interessiert hinterher sah. Ein einprägsames Bild für Naira. Ihr Ausdruck war interessant und eine Zeichnung wert.

    Als sie dann drin waren und es dunkler wurde, hörte sie die Drei jemanden grüßen, der den Gruß nicht erwiderte. Einen Moment später sah sie einen dunkelhäutigen Hünen mit blutiger Schürze und einem großen Fleischermesser in der Hand. Er blickte sie von seiner Küche aus an und verschwand dann wieder aus dem Türrahmen.
    Gisla summte kurz was und klopfte auf die großen Kisten. Bhor öffnete einen der Klappdeckel und summte dann auch etwas vor. Chani summte dann gen Eingang blickend auch was und im nächsten Moment stellte Bhor den Korb ab. Naira hörte wie Gisla an eine Tür schritt und sie öffnete.
    “Na legen wir mal los.”, sagte sie und summte dann ein Lied. Bhor lupfte die Dreckwäsche aus der Kiste und Chani legte ihren Korb ab und ließ Sir Scrachalot raus. Der leckte sich die Pfoten und ging dann ganz gelassen los. Chani konzentrierte sich auf den Kater und schickte ihn einfach los. Er sollte vorerst Ratten suchen. Chani meinte, dass der Kater liebend gern den Kampf mit ihnen suchte.
    Gisla half Bhor bei der Ladung und warf die Wäsche lose auf den Haufen, den Bhor schon zusammen geworfen hatte. Dann klopfte sie auf den Deckel des Weidenkorbes und Bhor hielt diesen fest. Chani begann ein Gespräch über dreckige Wäsche mit Gisla und in dieser Zeit ließ sich Naira von Bhor aus dem Korb helfen und wurde sogleich vom Riesen in die Kiste gehievt, wo die Schmutzwäsche hinein kam. Der Geruch war…nicht gerade toll und wurde nicht besser, als Bhor aus der anderen Kiste noch Sachen hinein warf. Die Große, worin sich Naira nun befand, war wohl für die Mannschaft und die kleinere Kiste für den Kapitän und die Offiziere gedacht. Stinken tat die Wäsche bei allen gleich. Naira prüfte, ob sie alles an sich hatte und gab dann Zeichen, dass alles ok war. Bhor wünschte ihr mit einer Geste der Adanosgläubigen Glück und dann warfen die Drei die restliche Wäsche in den Korb. Die saubere Wäsche wurde im Quartier der Mannschaften im großen Raum platziert, dann summten die Drei ein Lied und gingen wieder an Deck. Naira war nun allein und ihre Mission begann. Sie verbarg sich unter einem Haufen Schmutzwäsche und konnte durch die dünnen Spalten zwischen den Brettern der Kiste in den Raum blicken. So begann Phase 4 für sie.
    Warten, sehen, lauschen und reagieren. Bis zum Abend wäre noch etwas Zeiit und die würde sie nutzen, wenn es so ruhig blieb. Sie sah wie Sir Scrachalot umher schlich und suchte, sie roch etwas was aus der Küche kam und hörte Geklimper und ganz dumpf Gespräche von oben, zum wohl typischen Arbeiten des Holzes, aus dem das Schiff bestand.

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