Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 14 von 20 « Erste ... 37101112131415161718 ... Letzte »
Ergebnis 261 bis 280 von 400
  1. Beiträge anzeigen #261
    Ehrengarde Avatar von Berash
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    2.981
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Berash ist offline

    Bakaresh

    Eine Nacht in Varant, selbst in diesen Zeiten, war immer ein wenig besonders. Man konnte sie nicht mit anderen Nächten vergleichen, egal ob man nun in Vengard, Faring oder auf Argaan oder Khorinis unterwegs war. Die Varanter besaßen eine Art von Lebensgefühl, das sich deutlich von dem unterschied, was Myrtaner oder Aarganer (oder sprach man da von Aarganten? Und könnte man Myrtaner als Myrtanten bezeichnen?) als ihren besonderen "Flair" benennen würden.
    Berash lies dabei bewusst Nordmar außen vor, schließlich verstanden die vermutlich unter einer besonderen Nacht einfach nur ein großes Saufgelage mit Schlägerei und dem Anheulen des Mondes, während sie in Tierfelle gehüllt waren. Diese Barbarei wollte der einstige Emir nicht als Lebensgefühl bezeichnen.

    Nein, die Nächte in der Wüste waren anders. Wenn die Sonne unterging und die Wärme sich schneller verflüchtigte als ein Barde nach einer Nacht mit der Magd, dann blühte das Leben erst richtig auf.
    War Bakaresh schon am Tag eine laute Stadt, voll von dem Geschrei der Händler, dem Kreischen der Möwen und den blumigen Unterhaltungen der Menschen, so waren die Nächte mindestens genau so laut. Doch während es am Tag eine eher Disharmonie war, die wie Fingernägel auf einer Tafel kratzten, so war es mit dem Untergang der Sonne ein wildes Potpourri an Klängen, die sich wie durch Zauberhand in einer unglaublichen Harmonie zusammen fügten.
    Berash wanderte durch die Straßen und Gassen seiner früheren Heimat und lies all dies auf sich wirken. Immer wieder traf er auf Gruppen von Musikern, die sich zusammen gefunden hatten um gemeinsam zu musizieren.
    Tablas brachten Rhythmus, welcher die Oud-Spieler begleitete. Und man konnte sagen, was man wollte, Berash fand diese Variante der Laute einhundertmal besser als das klassische Instrument. Und wenn dann die Schellen einsetzten... All diese Männer und Frauen besaßen eine Fingerfertigkeit mit ihren Instrumenten, dagegen war ein myrtanischer Barde ein Witz. Den Nordmarer Skalden ließ man lieber außen vor, der konnte außer besoffenes Gegröhle eh nichts.
    Zwei Gruppen von Musikern hatten sich auf einem kleinen Platz zusammen gefunden und spielten in einem freundlichen, aber ernsten Wettstreit gegeneinander und versuchten abwechselnd die Menschen um sich herum auf ihre Seite zu ziehen. Hörte die eine Truppe auf, sprang sofort die andere auf und begann zu spielen.
    Vereinzelt hatten Männer zum Takt der Trommeln angefangen zu Tanzen. Doch einer zog die meiste Aufmerksamkeit auf sich.
    Dieser Mann trug weite Gewänder und begann damit, langsam und mit fließenden Bewegungen der Melodie zu folgen. Sein Gewand bauschte sich dabei leicht, wenn er sich drehte. Doch jedes Mal, wenn die Musik schneller wurde, dann wurde auch der Tänzer schneller, bis er sich irgendwann so schnell drehte, dass sein Gewand sich fast schon senkrecht mit ihm drehte. Doch noch immer waren seine Bewegungen wie die eines Akrobaten.

    Staunend betrachtete Berash die Szene, während sein Blick unter der dunklen Kapuze hervor stach. Er konnte sich zwar auch recht gut bewegen, doch wie ein Derwisch durch die Gegend wirbeln und dabei weitere Sprung- und Schritteinlagen aufzuführen... Nein. Das konnte er nicht.
    Während der Assassine im Eingang eines Hauses stand und den Musikern und Tänzern weiter zuschaute, zog er immer an einer Pfeife, welche er sich bei einem der Bakaresher Tabakhändler besorgt hatte. Ein einfaches Stück, nichts besonderes. Aber mit gutem Apfeltabak gefüllt, dessen fruchtig-säuerliches Aroma vom Rauch um ihn herum aufstieg und sich in der kalten Nachtluft verbreitete.
    Sein Blick blieb wie hypnotisiert auf dem Tänzer kleben, der nun die volle Aufmerksamkeit der Menschen um sich herum hatte. Die Musiker spornten sich und ihn gegenseitig an, noch schneller zu werden. Und, so unglaublich es klang, die Drehungen und Sprünge wurden noch schneller, wobei sie immer noch passend zum Takt der Musik blieben.
    Berash betrachtete den Tänzer, die Pfeife in seiner Hand vergessen, und spürte eine plötzliche Leere im Kopf, fast so als hätte er jegliche Kraft verloren auch nur einen einzigen Gedanken zu haben. Stattdessen fühlte er sich so, als wäre sein Gehirn in Watte gehüllt und nur noch ein dumpfer Abklatsch seines Selbst.
    Und genau in diesem Moment trat erneut dieses merkwürdige Schimmern von ausgelaufenem Öl auf und zog sich über alles, was im Blick des Assassinen lag. Menschen, Instrumente, Tiere, Kleidung... alles wirkte, als wäre es mit dieser schmutzig schillernden Regenbogenschicht überzogen worden. Und da war er wieder, der bittere Geruch von verbranntem Zucker.
    Doch dann, mit einem Mal, war da ein Empfinden in seinem Geist,als würde er von einem Blitz getroffen werden. Stocksteif stand er da und spürte den Schweiß an sich herunter rennen, seine Atmung beschleunigte sich ungewollt und Adrenalin flutete seinen Körper. Doch es war, als wäre er gelähmt:
    Sein Blick immer noch gebannt auf den Tänzer und die wirbelnden Kleider, spürte er noch etwas anderes: Hitze in seiner linken Hand! Und Schmerz!

    Plötzlich konnte Berash sich wieder bewegen und blickte panisch auf seine linke Hand hinab. Und was er dort sah, lies seinen Atem stocken: Sie stand in Flammen!
    Doch nach dem ersten Schreckmoment zischte Berash und lies die schwelende Pfeife fallen und schüttelte seine Hand aus um das Feuer zu ersticken. Doch kaum war er wieder im hier und Jetzt angekommen, verloschen die züngelnden kleinen Feuerzungen schon wieder, als wäre nie etwas gewesen. Nur die verkohlte Pfeife, der Geruch von angesengtem Holz und eine Brandblase an seiner Hand blieben zurück.
    Doch das war nicht einmal das erschreckenste daran. Bevor die Flamme wieder erloschen war, hatte Berash einen Blick darauf werfen können. Sie waren nicht, wie es normalerweise geschah, eine Mischung aus Rot, Orange und Gelb gewesen. Nein, stattdessen war die Flamme in seiner Hand von einem mitternachtsblauen Schwarz gewesen, durchzogen von tief violetten Streifen und purpurfarbenen Elementen. Beliar, was geschah nur mit ihm?
    Angst durchfuhr den früheren Emir. Er musste hier weg! Sofort! Ehe er noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zog!
    Allen Göttern sei Dank war die Aufmerksamkeit der Menge immer noch auf den Tänzer und die Musiker gerichtet, so bemerkte kaum jemand, wie Berash hektisch aus dem dunklen Eingangsbereich trat und die Flucht in Richtung seiner Unterkunft antrat. Zurück blieben nur eine verkohlte Pfeife, der Geruch von verbranntem Holz und ein letzter Hauch von Apfel, welcher sich in der dunklen Nacht verflüchtigte.

  2. Beiträge anzeigen #262
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Hafenviertel (7. Tage, Abend)

    Hastig eilte sie in die nächste Gasse und bog ab, nur um dann wenige Schritte zu machen und wieder abzubiegen. Sie war in größter Eile, denn sie wollte Adan einholen und abfangen, bevor es Adriano und Pedro taten.
    Sie orientierte sich, wusste nachdem sie ein quietschendes Schild hörte, wo sie war und sprintete wieder los. So groß war das Hafenviertel nicht und Naira konnte nur auf zwei Richtungen setzen, in die Adan lief. Zum Strand oder zum Leuchtturm. Der Leuchtturm wäre aber der längere Weg und so offensichtlich, dass sie Adan einholen würden. Der Strand würde Versteckmöglichkeiten bieten, war am Ende des Kais erreichbar und der kürzere Weg vom Lagerhaus.
    Da Adan nicht ganz offensichtlich am Kai entlang laufen konnte, da er gut sichtbar wäre, musste er ein paar verwinkelte Gassen dahin wählen, während Naira am Kai entlang schon sprintete und darauf setzte Adan zu erwischen. Immerhin kannte er sich besser aus, doch sie hatte ihre eigene Karte mit den Hinweisen von Gisla nicht nur gezeichnet, sondern auch eingehend studiert und zweimal abgegangen.

    “Drei…vier…und rein!”, sagte sie selbst zu sich im vollen Sprint und wehenden Mantel. Es war die perfekte Stimmung für eine abendliche Geschichte mit Umhängen und Dolchen, Dieben die um die Beute stritten und irgend einer Überraschung für alle. Doch das war eher ein Theaterstück, nicht die Realität. Diese war eine dunkle Gasse, tausend Fragen ob sie falsch abgebogen war und dann drei Atemzüge später ein junger Mann mit rot-blondem Haar - der eher stolpernd gegen eine Holzwand um eine Ecke rannte - in der Kreuzung vor ihr erschien.

    “Adan!”, rief sie und einen Moment blickten sie sich an. Sie sah wie es in seinem Schädel ratterte, wie er die Stimme erkannte oder gar nicht gedacht hätte, dass sie da nun stehen würde. Ob er dachte sie wäre mit Adriano hierher gekommen? Oder ob sie damals wahr sprach und Adriano lieber eins auswischen wollte. Sein Schicksal entschied sich jetzt. Rannte er weiter zum Ende des Kais und dann weiter zum Strand, bis er nach Ardea gelangte? Kam er mit ihr ins Ungewisse oder wurde er geschnappt und abgestochen? Die drei Götter schienen bei diesen drei Wegen irgendwie eine Rolle zu spielen, doch das Schicksal entschied selbst. Ein Wurfmesser schlug knapp neben Adan ins Holz ein. Er blickte kurz hin und rannte Naira entgegen. Die nickte, wies den Weg und zog vor Adrianos Augen den Hut auf, um dann ganz frech zu grüßen und mit Adan los zu laufen.
    “Richtung Schwarze Perle! Nicht den direkten Weg!”, sagte sie und holte Adan ein, während Adriano ihnen irgendwas hinterher rief. Fast auf halbem Weg hatte Adanos, das war Nairas Weg für Adan, sich mit Glück offenbart. Eine Frau und ein Mann mit hölzernen Vogelmasken tauchten vor ihnen auf. Sie gab Handzeichen und spurtete an ihnen vorbei. Adans Gesicht wirkte fragend und ängstlich zugleich. Naira indes blickte zurück und sah, wie die zwei Bunten Vögel die zwei Verfolger mit gezückten Waffen stoppten.
    “Danke…”, sagte sie und hoffte, dass sie nicht zu viel riskieren würden. Eskiel würde beide gnadenlos zur Strecke bringen, wenn es sein müsste. Aber solches Aufsehen brauchte es nicht.

    “Jetzt da lang!”, rief Naira und beide bogen in eine Gasse ab. Dort blickten sie in Richtung Verfolger, doch da war nichts was hinterher kam.
    Naira packte Adans Hand und zeigte dann auf eine Hütte. Dort klopfte sie an und Larus öffnete verwundert.
    “Wir müssen uns verstecken. Dürfen wir rein?”
    Larus nickte und bat sie rein, bevor er verschwörerisch aus der Tür schaute.
    “Einen Tee?”, fragte der Fischer auf Holzkrüken.
    “Ja, bitte. Solange bleiben wir hier.”, sagte sie und nahm ihren Hut ab. Ihre Wangen waren mindestens so rot wie die von Adan. Der hingegen hustete auf und sah sich nervös um.

    “Die hätten dich ganz schlimm zugerichtet.”
    “Hätten sie…ist zum Glück nicht passiert.”
    “Dank mir und meinen Freunden. Vergiss das nicht. Was hast du dort gesucht, außer ein sehr schlechtes Versteck?”
    “Danke… - Wirklich nur ein Versteck. Die Kämpfe sind eigentlich ein guter Ort, weil man dahin nicht geht, wenn man gesucht wird. - Ach ihr Götter! Ich wäre gerne mutiger…”, warf sich Adan vor und strich sich durchs Haar.

    “Und ich klüger. Und du besser auch. Irgendwer hat dich beobachtet und dann heute Abend an Adriano verraten. Die haben dich bewusst gesucht. Du schuldest mir einen großen Gefallen, das ist dir hoffentlich klar?”, urteilte Naira deutlich und legte weiterhin einen einschüchternden Ton an. Adan indes beruhigte sich mehr oder minder.
    “Ja, aber viel wirst du davon nicht haben. Wenn mich jemand beobachtet, wird er es morgen und übermorgen auch.”
    “Das hab ich mir auch schon gedacht. Und wie ich sehe, bist du immer noch nicht beim Leuchtturm als Wache postiert. Hast du schon einen Plan B?”
    “Vielleicht du und meine liebe Cousine? Ihr wolltet mich das letzte Mal noch in nächster Zeit aufsuchen. Hilfe anbieten. Habt ihr aber nicht.”, sagte er mit leicht wütenden Unterton.
    “Ohne Dolchspitze am Brustkorb bist du viel…selbstbewusster, Adan. Weiter so, dann wird das ja vielleicht doch mal was als Stadtwache. - Was wir machen und nicht machen, ist immer noch unsere Entscheidung. Und manchmal müssen manche Dinge geschehen, damit sie andere Dinge erst möglich werden. Ich denke du kannst mir grob folgen. Wie bereit bist du, deine Verfolger loszuwerden?”, fragte sie gezielt. Adan blickte sie an und sagte, dass er fast alles dafür täte.
    “Fast alles? Ist darin inbegriffen, dass du während deines Dienstes etwas Großes und Riskantes für mich machen kannst?”
    “Was genau?”, fragte er und zuckte mit den Schultern.
    “Kannst du das Schiff wo die Gefangenen eingekerkert sind betreten und dort Wache halten? Kannst du mir ein Zeitfenster ermöglichen, das lange genug dauert, um ein paar Gefangene dort rauszuholen? Das WIE übernehme ich. Das WANN wirst du erfahren.”
    “Und du sorgst dazu, dass Adriano und Pedro verschwinden? Wenn das funktioniert, dann werde ich das hinbekommen. Ich muss den Dienst mit jemandem tauschen. Dafür muss ich ihn wohl bestechen und brauche einen Zeitpunkt. Wie gelangst du auf das Schiff.”, fragte er.
    “Das lass meine Sache sein. Ich habe einen Weg.”
    “Wäre es nicht einfacher, wenn ich dich als Gefangene dorthin bringe. Mit offenen Handschellen?”
    “Klingt interessant. Das werde ich mir noch überlegen. Machen wir eine Vereinbarung. Morgen Mittag triffst du mich in der Schwarzen Perle. Ich schaue wie wir Adriano und Pedro ausschalten und du siehst zu, ob du tatsächlich einen Dienst bekommen könntest. Heute Abend in drei Tagen. Wenn beide Dinge s klappen, dann haben wir eine Vereinbarung. Deine Unkosten musst du selbst tragen, aber das kannst du wohl. Sollte mir gefallen, was ich da von dir höre, dann helfe ich dir sogar zum Leuchtturm zu kommen.”, erklärte sie und hatte einen Plan, der Gisla sicher nicht gefallen würde, aber ihr gefiel und einher ging mit neuem Selbstbewusstsein. Sie würde nie ihre Ziele erreichen, wenn sie nur darauf reagieren würde, was andere wollten.
    “Das schaffe ich. Was garantiert mir, dass du nicht mit Adriano gemeinsame Sache machst?”
    “Was garantiert mir, dass du nicht auf dem Schiff den Helden spielst, der eine Diebin schnappt? - Willst du Garantien? Ich habe Interesse daran, jemanden zu befreien und du hast Interesse daran, am Leben zu bleiben. Das ist doch eine gute Basis für Zusammenarbeit? Solltest du mir schaden, dann hast du meine Freunde am Hals und das wird es nur schlimmer für dich machen. Und ich schade dir nicht, sonst wärst du jetzt nicht hier. Also ein bisschen mehr Vertrauen, Herr Adan. Ich werde morgen auch alles in die Wege leiten, um meinen Teil der Vereinbarung zu erfüllen.”, argumentierte sie und erhob sich. Adan machte es auch und sie reichte diesen dann die Hand.
    “Ich sage Larus bescheid, dass du hier spätestens bei Morgengrauen raus bist. Bis die Luft rein ist, wenn es das je im Hafenviertel sein kann. Sei freundlich, er ist ein harmloser, alter Mann, der mein Gold angenommen hat, für genau so Momente wie heute Abend. Mehr weiß er auch nicht.”, betonte sie und ging zu Larus, um ihn zu sagen was mit Adan war und was sie für eine kleine Lüge über ihn erzählt hatte.
    Larus nickte und versprach, dass er ein Auge auf den Jungen haben würde.

    Draußen war es mittlerweile neblig und frisch geworden. Sie sah sich um, wollte dann zur Schwarzen Perle los und stoppte dann doch. Sie lächelte auf und freute sich, die Vier hier heil anzutreffen.
    “Bewahret! Ich hoffe es geht euch gut?”
    “Geht es denn dir gut? - Dann geht es uns auch gut. Wir sind unbeschadet, Naira.”, sagte Bhor und kam ihr entgegen.

    “War es das wert?”, fragte Gisla direkt. Naira lächelte mit dem Wissen auf, dass es dazu noch eine Standpauke gäbe. Sie holte dann den kleinen Schlüssel aus ihrer Tasche hervor und hielt ihn hoch.
    “Lasses Schlüssel habe ich. Ich weiß nur nicht, was er öffnet. Ich hoffe ihr wisst wo er wohnt, Bhor und Danzo?”, fragte Naira und beide bestätigten es.
    “Steigen noch Kämpfe in der Halle?”, fragte Gisla. Bhor bejahte dies, wusste aber nicht, wie lange noch.
    “Gut. Dann erklärt uns, wo Lasse wohnt. Naira und ich schauen uns das an. Ihr schnappt euch Lasse nach dem letzten Kampf. Geht einen trinken oder ladet ihn ein. Klappt etwas nicht, kommt einer von euch schnell dahin, wo Lasse wohnt. - Wenn alles klappt, sehen wir uns später. Achja! Danzo musste ganz dringend mal. Das könnt ihr sagen.”, meinte Gisla. Danzo protestierte, weil es etwas peinlich klang. Aber hatte auch guten Grund, dort wieder aufzutauchen.
    “Bhor! Fordert Oma Stahlfaust auf Danzo gegen den Besten antreten zu lassen. Heute in drei Tagen. Damit würdet ihr mir sehr helfen.”, bat die Blonde und erntete von Gisla einen sehr kritischen Blick.
    “Ich habe einen Plan, Gisla. Du wolltest doch sowieso den großen Kampf als Ablenkung?!”
    “Ich bin ganz gespannt, was du da fabriziert hast. Ich hoffe du hast einiges bedacht.”
    “Hab ich. Ich erkläre dir alles auf dem Weg. Bhor? Danzo? Wir hören.”, sagte die Taschendiebin und ließ sich erklären, wo Lasse lebte. Gislas Art störte sie gerade, aber das würden sie unter sich schon klären. Zuerst galt es als Diebinnen gemeinsam zu arbeiten.

  3. Beiträge anzeigen #263
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Mit Sorge beobachtete Françoise wie sich der Paladin verausgabte, um eine Lichtkugel zu manifestieren. Als er auf die Knie fiel, stand sie geschwind auf und eilte herüber.
    »Wenn DAS nötig ist, um einen schlichten Lichtzauber zu beschwören, will ich gar nicht wissen, was die höhere Magie bei dir verursachen würde.«, sagte die Oberste Feuermagierin und legte die Spitze ihres Zeigefingers auf Dracos Nase. Die Blutung stoppte.
    »Das kann wirklich nicht der Weg sein, Draco.«, betonte Françoise. Dann ließ sie ihre Hand über die große, silberne Lichtkugel gleiten und nahm sie mit zwei Fingern auf, der Kontrolle des Weißkopfs entreißend. Neugierig führte die Priesterin die Kugel vor sich und besah sich die schimmernde Oberfläche. Fast so als konnte sie die arkane Struktur mit bloßen Auge erkennen. Mit einem Fingerschnippen verschwand der Zauber.
    »Komm, hoch mit dir!«, sagte Françoise und half ihrem Freund wieder auf die Beine. »Der Kampf der Götter tobt in dir. Du magst stark sein, aber das wirst du auf Dauer nicht aushalten. Nicht so. Es muss eine Möglichkeit geben, die beiden Hälften Seite an Seite existieren zu lassen. Vielleicht wäre ein Wassermagier tatsächlich ein besserer Ansprechpartner für dich gewesen.«
    Die Priesterin verschränkte die Arme und ging in sich. Auch wenn sie es nicht mit Sicherheit wusste, war Draco wahrscheinlich die erste Person in der Geschichte, die sich Magie zweier Götter zunutze machte. Natürlich gab es jene, die konvertierten. Xardas war ein prominentes Beispiel dafür. Allerdings versuchte der frühere Oberste Feuermagier nicht Feuermagie und Dämonenmagie zugleich zu bändigen. Insgeheim war Françoise froh darüber, dass das Repertoire an Paladinzaubern überschaubar in Art und Anzahl war. Es war kaum auszudenken, träfen Zauberformeln des sechsten Kreises in einer Person aufeinander. Wenn sich zwei erfahrene Magier unterschiedlicher Schulen bekriegten, war das resultierende Spektakel bereits immens - und das auf freien Feld.
    »Hätten wir die Runen, wäre das alles wesentlich einfacher.«, sagte Françoise, wieder an den früheren Emir gewandt. »Magie als Element ist neutral; wir Magier machen es erst zu dem, was es ist. Feuermagie zum Beispiel. Die Runen fungierten als Katalysator und auch als Filter. Sie gaben der Magie ihren Charakter. Deshalb fiel es vielen von uns Magiern so schwer, zurück zur Ur-magie zu finden. Wir - das schließt dich und alle anderen Paladine ein - müssen sie jetzt von Grund auf selbst formen. So wie ich das sehe, überspringt deine Fähigkeit der Schattenmagie den ein oder anderen Schritt. Sie existiert bereits als schwarze Magie in dir. Und sie verleibt sich alles ein, was an magischer Kraft in ihre Fänge kommt. Vermutlich sinnvoll für einen Krieger, so ein usurpatorischer Mechanismus.«
    Die Oberste Feuermagierin lief auf und ab. Dann blieb sie stehen und tippte sich auf die Lippe.
    »Vielleicht kann man diesen Hunger stillen. Wie ein Löwe, der nach erfolgreicher Jagd die Steppentiere in Frieden lässt.«, sagte sie, »Oder wir versuchen es zum Teil deiner Zauberformeln werden zu lassen. Ein Mond hat eine Schattenseite. Nur ist mir nicht klar, wie genau wir das anstellen sollen. Und vor allem, ob das nicht deinen Zauber schlussendlich schwächt.«

  4. Beiträge anzeigen #264
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline

    Vengard

    »Ein Löwe«, meinte der Weißhaarige und hielt sich an einem der lange Tische fest um nicht umzufallen. »Wie passend wie die Schattenmagie mit den Lieblingstieren von Zuben verglichen zu werden«. Er lachte, doch in seinem Inneren schmerzte es so sehr, dass es gestellt und falsch wirkte. »Im Weißaugengebirge unten habe ich geschworen, dass ich Harmonie über Gleichgewicht stellen will. Du bist die erfahrenste Magierin die ich kenne. Wenn mir Jemand helfen kann, dann du. Ich bin überzeugte, dass der Pfad Verschmelzung ist und nicht Waffenstillstand. Ich meine es zu fühlen. Es muss eins werden um zu funktionieren.« Flammend rote Linien liefen über sein Gesicht, dann kamen pechschwarze Linien dazu. Wieder lief Blut aus seiner Nase. Dicke schwarze Tropfen und tief roter Fluss. Im Weißaugengebirge hatte er einen Schwur geleistet. Das war der erste Schritt gewesen. Der Entschluss. Jetzt wo er das magische Feuer im Inneren geweckt hatte schien das Schicksal Taten zu seinen Worten zu fordern.

    »Wir müssen den Löwen erleuchten«, nahm er das Wortspiel mit schmerzverzerrter Stimme auf. Die feuerroten und pechschwarzen Linien liefen jetzt auch seine Hände entlang. Er merkte wie gleichzeitig sein Körper von innen immer heißer wurde und seine Silhouette im Lichte der Bibliothek zu flackern begann. Die Schatten rissen an ihm. Den Zustand würde er nicht lange aushalten können wie seine Freundin schon richtig angemerkt hatte. »Wenn nicht einmal du es weißt, dann bleibt nur testen«. Er schaute Françoise an und versuchte sich an einem Grinsen. »Nichts ist wahr, alles ist erlaubt«. Unter Schmerzen drehte er sich und setzte sich auf den Tisch. Kalter Schweiß tropfte von seiner Stirn. Dann rief er das Licht und den Schatten und versuchte sie zu verbinden. Die Linien auf Gesicht und Händen bewegten sich aufeinander zu, berührten sich aber nicht. Er verzog angestrengt und wütend das Gesicht. Mit aller Macht die er noch aufbringen konnte versuchte er sie zu verbinden, doch seine Kraft reichte nicht. »Da ist eine Mauer, eine Wand, eine Barriere, was auch immer.«. Er kramte in seinem Hirn. »Kannst du der Magie befehlen sich zu verbinden? Den Zwischenraum mittels Sturm überwinden? Die Barriere niederbrennen? Du hast die Tränen getrunken. Du musst die Magie in mir spüren können. Es muss einen Weg geben«. Er versuchte zuversichtlich zu schauen. Er wusste, dass sein tiefes Inneres auf dem Spiel stand. Aber wenn sie nichts taten würde er auch dahingehen. »Wenn Beliar mich hätte holen wollen, hätte er genug Zeit dafür gehabt.« Er keuchte und hoffte, dass Françoise einen Weg fand die Kräfte in ihm zu ordnen oder zumindest den Anstoß dafür zu finden.

  5. Beiträge anzeigen #265
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Lasses Unterkunft - DK1 (7. Tage, Abend)

    “Hast du schon was?”, flüsterte Gisla und suchte den Nebenraum ab. Naira summte verneinend und suchte den Schrank ab.
    “Hinterlasse alles so wie es war - eine Übung.”, waren Gislas Worte, nachdem Naira das Türschloss geknackt hatte. So groß wie Lasses Schlüssel war, war das Schwierigste, den großen Dietrich zu verwenden. Ansonsten war das solch ein einfaches Schloss, dass sich die Frauen einig waren, dass Lasses Versteck für seinen Schatz, umso besser sein musste.

    Sie rückte die Stiefel am Boden wieder genau da hin wo sie waren und widmete sich nun dem Nachttisch am Bett. Unter dem Bett war nichts.
    Die Schublade klemmte leicht, war aber vom Inhalt her uninteressant. Naira kramte nicht einmal darin.
    Gisla kam heraus und schüttelte den Kopf.
    Dann besahen sich beide Frauen nochmal den geklauten Schlüssel. Klein, aber auch nicht so klein. Passend für eine kleine Kiste hatte Gisla gemeint.
    Doch wo war sie?
    Naira wollte nicht glauben, dass es so offensichtlich mit einem Holzbrett am Boden war, dass locker saß und nur angehoben werden musste.
    Gisla erklärte ihr nebenbei das Einmaleins des Einbruchs. Dabei begann sie mit dem Offensichtlichsten, wenn man schon drin war. Man suchte was und wollte schnell wieder raus - wo also versteckten die Leute ihre Wertsachen?
    Es gab Verstecke in Matratzen - wenn sie existierten. Es gab das genannte Beispiel mit den Holzbrett am Boden. Es gab geheime Falltüren unter Teppichen und doppelte Böden in Schränken und Schubladen. In manch Socke sollte sich auch was befinden und neben unzähligen weiteren Möglichkeiten, gab es immer die Option, dass etwas nicht vor Ort, sondern woanders war. Dies hoffte Naira nicht.

    “Komm her.”, flüsterte Gisla und zeigte mit der Laterne auf die kahle, glatte Wand, zwischen der immer wieder stützende Holzbalken sich befanden. Naira sah nicht wirklich etwas Offensichtliches. Gisla trat näher an die helle, geweißte Wand und beleuchtete den schwach sichtbaren, helleren Schatten.
    “Moment! Da hing was… und wurde dann abgehängt”, erkannte sie nun auch und strich sich nachdenklich durchs blonde Haar.
    “Die Wand war mal so weiß wie der Schatten. Aber etwas Zeit und ein Ofen oder Kerzen im Raum und der Ruß ändert dies. Verschiebst du den Schrank, dann hast du dasselbe Ergebnis. Vielleicht haben wir Glück und er hat es nicht abgehängt, weil er das Gemälde nicht mochte.”, sagte Gisla leise und beleuchtete die anderen Wände. Doch die drei Seiten gaben nichts her. Naira ging in den Nebenraum und winkte Gisla herbei.
    “Wer hängt wohl ein solches Bild in eine Kammer ohne Fenster und Lichtquelle?”, fragte Gisla und brauchte dafür keine Antwort. Naira hing das Porträt irgend einer Heiligen der Kirche Innos - oder war es NUR eine Feuermagierin? - ab und beide Frauen blickten auf ein perfekt in die Wand gehauenes Loch, in dem eine metallbeschlagene, kleine Truhe seitlich hochkant gelagert war. Naira zog sie vorsichtig heraus und Gisla leuchtete mit der Laterne hin. Der geklaute Schlüssel kam zum Einsatz und musste dreimal umgedreht werden, damit der Mechanismus den Deckel freigab.
    “Bei so einem aufwendigen Schloss ist es ratsam einfach die Truhe selbst zu klauen oder den Schlüssel zu haben.”, wisperte Gisla und sah gespannt zu, wie Naira den Deckel hochklappte.
    Die beiden Diebinnen erblickten mehrere Lederbeutel die sicherlich mit abgezählten Goldmünzen versehen waren, dann ein kleines Buch, ein Bündel Papier und natürlich Schmuck wie Ringe, Edelsteine und Ketten. Gisla zog das Buch heraus und blätterte durch, während Naira das Bündel Papier vorsichtig löste und darauf blickte.
    “Lasse hat gut vorgesorgt. Ein Anteilschein über eine Investition von 2000 Goldmünzen bei einem kleinen Schiffsbauer der für das myrtanische Reich arbeitet…-...der Handelskoggen baut. Oh, mitsamt Wachssiegel des Myrtanischen Reiches. Er hat das Recht, jährlich einen zwanzigsten Teil der Gewinne zu bekommen… oder kann jährlich vom Schiffsbauer ausgezahlt werden. Mit dem zwanzigsten Teil des gesamten Wertes des Betriebes. Alles durch myrtanische Beamte und Prüfer zu bestätigen und eine Steuer zu entrichten…diese Myrtaner…Das so ein Stück Papier so viel wert ist? Puhh…kompliziert.”, meinte Naira.

    “Aber sicher. Das ist sehr viel Gold. Das würde ich niemals bei mir tragen oder irgendwo verstecken. Dort aber ist es gut investiert. Schiffe werden immer gebraucht. Dumm ist er jedenfalls nicht und wenn ich das Buch hier richtig verstehe, führt er sehr sauber Buch darüber was er so bei den Kampfabenden einnimmt, für wen er Schuldscheine in Kap Dun ausgestellt hat, ob schon zurück gezahlt wurde und was er aus Verkäufen so einnahm. Wobei ich bisher nicht fand, was er verkauft hat. Auf der letzten ausgefüllten Seite ist sehr schön ausgeführt, was er alles besitzt. Das mit dem Gutshof in Zukunft ist gar nicht so abwegig. Vor allem denke ich, dass er noch irgendwo was versteckt. Das wird nicht alles sein, aber der Großteil.", meinte Gisla und besah sich nun die Dokumente die Naira in der Hand hielt.
    “Der wird kooperieren. Seine Investition und das, was im Buch steht. Wenn das ein ehrbarer Beamter in die Hände bekommt oder sein Stadtkommandant. Lasse treibt hier ein paar sehr krumme Dinger. Nichts bösartiges…aber genug, um im Kerker zu landen und seine Investition zu verlieren. Nicht zu vergessen, dass diese Schuldscheine auch ein riesiger Rattenschwanz sind. Sicher wird er dann noch gefragt, woher er die 2000 Goldmünzen her hatte. Den haben, Naira.”

    “Wir nehmen natürlich auch sein Gold und den Schmuck mit. All die Zeit, die er alles sicher angespart hat und dann ein Abend, wo er alles verliert. - Es war aber Glück mit der Tabak-Kästchen. Ungewöhnlich, aber so ist er wohl auch. Am Hals tragen wäre doch sicherer?”, meinte die Jüngere der beiden.
    “Am Hals ist es offensichtlich. Schuldscheine…mögliche Gerüchte, dass er viel besitzt. Da ist ein Schlüssel um den Hals eine sehr einfache Sache für jene die nichts zu verlieren haben. Und ich denke Lasse weiß sehr gut sich selbst zu verteidigen.”, erwiderte Gisla und verstaute mit Naira die Goldsäckel und die ganzen anderen Dinge.
    “Das sieht man Lasse an, nicht wahr? - Ich schreibe noch auf einen der Zettel eine kleine Nachricht. Er wird mich morgen früh treffen wie wir es besprochen haben, dann gibt es unsere Bedingungen und dann geht es weiter mit Adan.”
    “Ich hoffe, dieses Spiel mit Adan geht nicht nach hinten los. Ich bin immer noch sehr skeptisch.”
    “Das weiß ich, Gisla. Ich wollte mir wie gesagt Adan als Option offen halten. Lass uns sehen, was der Morgen bringt und dann will ich mit euch allen entscheiden.”, sagte Naira und begann ihre Nachricht an Lasse zu schreiben, während Gisla Wache hielt.
    Das Gespräch davor über ihren Alleingang war gelind egesagt drastisch und intensiv. Gisla hatte ihr deutlich gemacht was sie da alles riskiert hatte und dass Adan nichts, aber auch gar nichts bringen könnte. Naira indes berief sich auf ihr Bauchgefühl, eine gute Tat und darauf, dass Lasse mehr Macht bei der Stadtwache besaß und ihnen eher schaden könnte wie Adan. Auch ihren Plan mit den beiden, empfand Gisla als zu riskant - wenn auch ganz gut und ganzheitlich vielleicht die bessere Lösung. Sie wurden sich nicht wirklich einig. Einzig darin, dass die Ergebnisse morgen zählen würden. Die Bunten Vögel würden Lasse zur richtigen Zeit am richtigen Ort empfangen. Sie waren die Spielleiter und Naira führte sie dieses Mal an..

  6. Beiträge anzeigen #266
    Waldläufer Avatar von Jaleel
    Registriert seit
    Jun 2024
    Beiträge
    119
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Jaleel ist offline

    Nördlich von Mora Sul - Die Überfälle

    Jaleel stand noch immer benommen von den Ereignissen des Überfalls, als die Gruppe begann, die Leichen der Myrtaner wegzuschaffen. Der Geruch von Blut und Schweiß hing schwer in der Luft, und das Adrenalin, das durch seine Adern gepumpt hatte, ließ langsam nach, nur um einer tiefen Erschöpfung Platz zu machen. Er konnte den Anblick der toten Körper kaum ertragen, doch er wusste, dass dies erst der Anfang war.

    Die nächsten Tage vergingen in einem wirbelnden Strudel aus Überfällen und ständiger Wachsamkeit. Die Gruppe überfiel mehrere Karawanen, immer auf der Suche nach Vorräten und Waffen, die sie für ihren Kampf benötigten. Jaleel fühlte sich zunehmend abgestumpft, doch die ständige Gefahr und die Notwendigkeit, stark zu bleiben, hielten ihn aufrecht.

    Nach einem besonders harten Tag, an dem sie eine gut bewachte Karawane überfallen hatten, zog sich Jaleel in eine abgelegene Ecke des Unterschlupfs zurück. Der Sand der Wüste war allgegenwärtig, und er fühlte sich schmutzig und erschöpft. Er wusste, dass er sich waschen musste, doch Wasser war knapp und kostbar. Stattdessen griff er nach einer Handvoll Sand und begann, sich damit abzureiben.

    Der Sand war rau und kratzig auf seiner Haut, doch er half, den Schmutz und Schweiß zu entfernen. Jaleel rieb sich gründlich die Arme, das Gesicht und den Nacken ab, spürte, wie der Sand die Poren reinigte und die abgestorbene Haut entfernte. Es war eine primitive Methode, doch sie funktionierte. Er legte seine Robe ab und bearbeitete auch seinen Oberkörper und die Beine, bis er sich einigermaßen sauber fühlte. Ihm fehlte das Baden im Badehaus und sah, wie seine Haut allmählich austrocknete. An Annehmlichkeiten wie Öle war hier draußen nur schwer zu denken. Möglicherweise gab es welche unter den erbeuteten Waren, doch bisher hatte er sich davon ferngehalten. Diese Art der Kriegsführung missfiel ihm noch immer.

    Während er sich wusch, kreisten seine Gedanken um die Ereignisse der letzten Tage. Die Kämpfe, die Schreie, das Blut – all das hatte sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Er fragte sich, ob er jemals wieder in der Lage sein würde, diese Bilder zu vergessen. Doch er wusste auch, dass er keine andere Wahl hatte. Der Kampf für die Freiheit Varants war wichtiger als seine eigenen Ängste und Zweifel.

    Er dachte an Naima, die ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte. Ihre flinken Bewegungen und ihre Entschlossenheit beeindruckten ihn immer wieder. Sie war eine Kriegerin durch und durch, und er fragte sich, ob er jemals so stark und furchtlos sein könnte wie sie. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er seinen eigenen Weg finden musste. Er war kein geborener Kämpfer, aber er konnte auf andere Weise zum Erfolg der Rebellion beitragen.

    Als er sich schließlich wieder anzog, fühlte er sich ein wenig erfrischt, doch die Erschöpfung war noch immer allgegenwärtig. Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die kühle Steinwand des Unterschlupfs. Die Stille der Nacht umhüllte ihn, und er schloss die Augen, um seine Gedanken zu ordnen.

    Ich muss stark bleiben, sagte er sich immer wieder. Für Varant, für die Freiheit, für die Zukunft.
    Die Zweifel nagten an ihm, doch er wusste, dass er nicht aufgeben durfte. Die Rebellion brauchte ihn, und er würde alles tun, um seinen Teil beizutragen.
    Mit diesem Gedanken ließ er sich langsam in den Schlaf sinken, während das leise Rauschen des Wüstenwinds ihn in eine unruhige, aber notwendige Ruhe wiegte. Die kommenden Tage würden weitere Herausforderungen bringen, doch Jaleel war entschlossen, sie zu meistern – für sich selbst und für die Freiheit seines Volkes. Die Hoffnung war noch nicht gestorben, denn bisher hatten sie keinen varantischen Händler erschlagen müssen. Er betete zu Adanos, dass dies so bleiben würde.
    Geändert von Jaleel (14.11.2024 um 00:39 Uhr)

  7. Beiträge anzeigen #267
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Strand unweit von Kap Dun (8. Tag, Sonnenaufgang)

    “...und du hältst dein Wort? Ich bekomme alles zurück?”, fragte Lasse. Er hatte wenig geschlafen, vielleicht sogar gar nicht und war bissig wie ein Hund, dem man sein Fressen weggenommen hatte.

    “Adan wird dir zum Dank sicher auch noch was geben. Immerhin hilfst du Adan. Und ich bin gewöhnlich auch großzügig, wenn alles so klappt, wie ich es wollte. Gehst du gegen mich vor, wirst du nichts bekommen und darfst wieder bei Null beginnen. Mehr noch - deine Schuldscheine verkaufe ich für ein paar Gefallen und dein Buch bekommt dein Kommandant und ein Stadtbeamter. - Das ist dir aber klar. Bist ja nicht auf den Kopf gefallen.”, sagte Naira und lächelte freundlich. Sie war zufrieden mit dem anstehenden Deal.

    “Ihr hättet auch so zu mir kommen können. Wir wären uns bezüglich Adan einig geworden. So habt ihr mich nun angepisst und ich hoffe für euch und vor allem dich - dass wir uns danach nie wieder sehen.”, knurrte Lasse. Naira wollte sich nicht ausdenken, wie es hier am Strand ohne den maskierten Eskiel an ihrer Seite und dem Rest der bunten Vögel in ungesehener Schussreichweite wäre. Ganz allein würde er sie, so wie sie war, sicher umbringen und davor das Versteck seines Schatzes aus ihr heraus foltern.

    “Wo bleibt denn da der Spaß? Nein. Du sorgst dazu, dass Adriano und Pedro wegen Angriffs auf zwei Stadtwachen erst einmal eingekerkert werden. Du kümmerst dich darum, dass in zwei Tagen am Abend ein großer Kampf stattfindet. Überzeuge Oma Stahlfaust und zur Not diesen Darmok - den angeblich Besten hier. Ist das getan, hast du deine Abmachung erledigt und bekommst alles am nächsten Tag zurück. Der Kampf zwischen Enzo Donnerfaust und Darmok Goldzahn wird sicher lukrativ für dich werden - also mach was daraus.”

    “Mach was daraus? Womit denn! Ich brauche Gold, um Darmok zu überzeugen. Er hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt. Hat genug gekämpft.”, sagte Lasse. Eskiel räusperte sich.
    “Darmok? Ja, der Arme hat genug gegen seine eigenen Leute gekämpft. Hab gehört wie er sein goldenes Lächeln bei der Rückeroberung von Kap Dun bekam. Durch die Orkfaust seines Herren. Immer sehr löblich, wenn man im Moment der Niederlage einsieht, noch schnell die Seiten zu wechseln. Darmok der Späte wäre angemessener. Richte beste Grüße aus. Vielleicht findet er ganz spät im Alter auch noch seine Ehre wieder. Feiges Orksöldnerpack! Die Amnestie hätte es niemals geben dürfen. Enzo wird gefallen, dass er so einen den Arsch aufreißen wird.”, sagte Eskiel und spuckte aus. Lasses Augen sprachen Bände, doch ließ er sich sonst nicht anmerken, dass er eine ähnliche Vergangenheit hatte.

    “Gut gebrüllt Falke. - Lasse, du hast noch ein Versteck und wieder deinen Schlüssel bekommen. Deine Bücher lügen nicht. Also jammer nicht herum. Wenn Darmok so schwer zu überzeugen ist, wird Enzo sicher noch einmal Aufsehen erzeugen und Darmok den SPÄTEN fordern. Bitte Darmok einfach mal zu einer Kampfveranstaltung in den Gassen dazu zu kommen. Ansonsten finde einen Weg. Ich will Ergebnisse, sonst wird das nichts, Lasse.”, sagte Naira deutlich und war froh um ihre Schauspielausbildung. Niemals wäre sie so mutig gewesen, diesen doppelt so schweren, knurrenden Soldaten zu sagen, wie es zu laufen hat. Doch wenn sie dieses Spiel wie ein Stück auf der Bühne spielte, war es doch wesentlich leichter.

    “Dann sind wir hier endlich fertig? Bei den Göttern wie konnte ich dir flachbrüstigen Hure meinen Mantel geben?”
    “Weil du trotz allem mal ein anständiger Kerl warst und dir sehr gut vorgestellt hast, wie du die flachbrüstige Dame noch in der Nacht besteigen würdest und Hoffnung hattest, einen Fuss in ihr Pferdehof-Geschäft zu bekommen. Blicke lügen nicht, du musst sie nur lesen können. An die Arbeit und gutes Gelingen.”, wünschte sie.
    “”Verpiss dich! Eines Tages…wirst du für die Beleidigung eben bezahlen.”
    “Eines Tages werdet ihr für den Scheiß, den ihr mit mir abzieht, bezahlen. Man sieht sich immer zwei Mal.”, drohte Lasse und ging dann los gen Kap Dun. Naira atmete durch. Der erste Akt war vorbei. Kam nun der zweite Akt mit Adan…
    Geändert von Naira (14.11.2024 um 12:37 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #268
    Waldläufer Avatar von Ravia
    Registriert seit
    Aug 2024
    Beiträge
    101
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    Bakaresh - Ankunft der Joka La Maji

    Ravia stand mit einem vorfreudigen Lächeln an der Reling, während die Joka La Maji langsam in den Hafen von Bakaresh einlief. Die sengende Sonne brannte selbst zu dieser Jahreszeit noch gnadenlos auf die ockerfarbenen Gebäude und die weiten Sanddünen der Wüste, während Hitzewellen flirrend über dem Horizont tanzten.
    Der Hafen der belebten Handelsstadt, die zwar unter der myrtanischen Herrschaft gelitten, aber nicht eingeknickt war, war ein chaotisches Geflecht aus Anlegestellen, Warenhäusern und Marktständen, erquickt von geschäftigen Händlern, Lastenträgern und neugierigen Passanten. Das salzige Meerwasser mischte sich mit dem trockenen Wüstenstaub und erzeugte einen unverwechselbaren Geruch, den die Piratin schmerzlich vermisst hatte, wie sie in diesem Moment feststellen musste.

    Mit einem Seufzer, der Erleichterung und Vorfreude gleichermaßen ausdrückte, richtete Ravia ihre Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Tagesgeschäft. Sie hatte unermüdlich gearbeitet und sich sämtliche Verträge und Listen eingeprägt. Doch während ihrer akribischen Vorbereitungen hatte sie keine Gelegenheit gefunden, sich erneut mit dem Schloss ihrer Truhe zu befassen. Stattdessen hatte sie ihr Haar mithilfe der Haarnadeln hochgesteckt, um unter der blonden Matte nicht zu sehr zu schwitzen.
    „Ravia, mach dich bereit, wir legen an!“, rief Kapitän Arus von Achtern herab. Seine tiefe Stimme drang mühelos über den Lärm des Hafens hinweg.
    „Aye, Käpt’n!“, antwortete sie und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. Sie würde sich jetzt voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren müssen.

    Das Schiff, welches die unscheinbare Flagge eines freien Handelsschiffs gehisst hatte, glitt an den Steg heran, und die Besatzung machte sich sofort daran, die Taue zu befestigen, nachdem sie von Bord an Land gesprungen waren. Die Laufplanken wurden angebracht und die ersten Hafenarbeiter näherten sich bereits, um beim Abladen zu helfen und vielleicht die ein oder Münze dazuzuverdienen.
    Ravia spürte, wie das Schiff unter ihren Füßen zur Ruhe kam, und machte sich auf den Weg, um Naut zu suchen.
    „Alles vorbereitet?“, fragte sie, als sie ihn bei den Kisten hochwertigen Weins und Seidenballen antraf.
    „Ja, die Abnehmer warten bereits in der Stadt, wenn die Verträge stimmen. Wir müssen nur noch den Hafenmeister passieren“, antwortete der Quartiermeister, während er sorgfältig über die Ladungsliste schaute, „Und vergiss nicht, dass wir den Blaufliederhonig als besonderen Lockvogel nutzen können. Bienen gibt es nicht allzu viele in Varant“, fügte er grinsend hinzu, wurde dann jedoch wieder ernst, „Ich werde sehen, ob ich etwas mehr von den ursprünglichen Handelspartnern der Araxos Gilde heraushandeln kann, aber die Varanter sind harte Hunde auf dem Gebiet. Du hast bis morgen Abend Zeit, einen besseren Abnehmer zu finden, alles klar?“

    Die Blonde nickte und machte sich auf den Weg, den Hafenmeister zu finden. Sie entdeckte ihn schließlich, wie er aus einer schattigen Ecke heraus beobachtete, wie die Waren von der Joka geladen wurden. Mit einem charmanten Lächeln und einem schweren Beutel voll Münzen in der Hand trat sie an ihn heran.
    „Hafenmeister Walif, Kapitän Arus richtet seine Grüße aus, und ich freue mich Euch bei guter Gesundheit zu sehen“, grüßte sie mit einem gewinnenden Lächeln und überreichte ihm diskret den Beutel, „Vielleicht könntet Ihr diesmal besonders nachsichtig sein?“
    Der Hafenmeister, ein Varanter von eher geringer Statur, dafür mit vollem Haar und eindrucksvollen Koteletten, nahm das Bestechungsgeld mit einem zufriedenen Nicken entgegen und ließ es unter seiner weiten Robe verschwinden.
    „Natürlich, alles wird reibungslos verlaufen“, erwiderte er mit leichtem Akzent und faltete die Hände hinter seinem Rücken, „Wie lange plant ihr zu bleiben?“
    „Nur einige Tage bis wir unsere Ladung losgeworden sind“, versicherte sie mit einem Zwinkern.
    Er nickte und schien einverstanden.

    Mit dieser Sicherheit im Rücken und Dank auf den Lippen wandte sich die Piratin wieder ab und kehrte an Bord zurück, um ihrem Baba Bescheid zu geben, dass alles wie gewohnt abgelaufen war. Sie sah einige Stadtwachen patrouillieren, doch entweder kümmerten sie sich nicht darum, was gerade zwischen ihr und Walif geschehen war, oder sie hatten es nicht gesehen. Vielleicht bekamen sie auch einen Anteil von ihm und neigten daher dazu eher wegzuschauen, wenn er seinen Geschäften nachging.
    „Der Hafenmeister hält seine Hand über uns“, ließ sie Arus wissen, der mittlerweile an Deck stand, flankiert von Konan und Xuros, während sie die Hafenarbeiter beobachteten und damit unbewusst – vielleicht auch sehr bewusst und das zum Spaß – einschüchterten.
    „Sehr gut! Bevor du dich deiner nächsten Aufgabe widmest, möchte ich, dass du diese beiden hier kennenlernst“, meinte er, „Richtig kennenlernst“, fügte er hinzu, als sie ihn mit gerunzelter Stirn anblickte.

    „Das sind deine beiden Onkel! Konan und Xuros! Sie sind die besten Krieger weit und breit. Ich kenne Niemanden sonst, der so oft mit mir Seite an Seite gekämpft hat wie diese beiden. Xuros ist mein Vetter. Unsere Väter waren Brüder. Konan hier hat in unsere Familie eingeheiratet. Aber stellt euch verdammt nochmal selbst vor!“, rückte ihr Baba endlich mit der Sprache raus, wer diese beiden tatsächlich waren.
    Mit jedem Wort waren Ravias Augen größer geworden und wenn sie nicht aufpasste, würde sie wohl auch eine Nackenstarre bekommen, weil sie permanent nach oben schauen musste. Was auch immer diese drei so riesig werden ließ, sie sollten aufhören es zu sich zu nehmen oder etwas davon abgeben!

    „Hallo kleine Nichte!“, donnerte die Stimme des Torgaaners auf sie herab, „Du bist zum Glück nicht so hässlich wie Arus. Bisschen mehr Fleisch könntest du aber vertragen“, lachte er so laut, dass es in ihrem Brustkorb widerhallte, „Ein Scherz! Arus und ich sind zusammen aufgewachsen, haben Frauen geteilt und zusammen andere Männer getötet. Dann hat er meine Schwester Xura geheiratet und wir waren noch mehr Familie. Ich war lange unterwegs auf den Inseln des Östlichen Archipels und auch auf Gorthar. Habe Drachen gesucht und will immer noch wissen, wie das Fleisch von Drachen schmeckt“, lachte er erneut und Ravia musste gestehen, dass es ansteckend war, „Kein Scherz! Ich bin ab jetzt dein Onkel Xuros und wenn dir jemand schaden will, spalte ich das Schwein, kleine Nichte Ravia!“
    „Schön dich kennenzulernen Onkel Xuros“, grinste sie ihn an, „Wenn du herausgefunden hast, wie Drachenfleisch schmeckt, dann lass es mich wissen!“
    Darauf lachte er noch lauter und schlug sich auf den Bauch.

    „Ich bin kein Mann großer Worte“, begann der Hellhäutige zu sprechen, nachdem der Torgaaner aufgehört hatte zu lachen, „Ich bin ein Mann des Schwertes! Ravia, eh? Guter Name! Erinnerst mich an deine Tante Iry! Nur war sie mindestens einen Kopf größer und schön wie die Nacht! Du hingegen bist schön wieder Tag, Ravia!“, komplementierte er sie und bewies, dass er wohl doch mit Worten umzugehen wusste, „Schade, dass Iry dich nicht mehr sehen kann. Sie nahm mich mit zu unserem Stamm. Haben geheiratet. Eine Woche später waren wir im Schlangentempel von Sendar. Suchten das Geheimnis des Stahls. Eine Riesenschlange hat sie dann gefressen. Arus war mir danach ein Bruder und wir haben fast alle Priester und die Schlange getötet. Ha!“, fasste er mit erstaunlicher Gleichgültigkeit einen schweren Verlust zusammen – aber vielleicht überwog die Freude über das Töten die Trauer ob des Verlusts, „Seitdem jage ich den letzten Priester. Hast du das Zeichen schonmal gesehen? Zwei Schlangenköpfe, ein Körper – sie schauen sich gegenseitig an! Hmm, nein? Schade. Du hilfst deinem Onkel doch das Geheimnis des Stahls zu finden, heh? Ich bring dir bei, wie man in Tempel einbricht und Priester köpft! Ich bring dir bei, was im Leben zählt! Hua!“

    „Deine Feinde vernichten! Sehen, wie sie vor dir hergetrieben werden und das Wehklagen ihrer Weiber!“, stimmte Xuros zu und lachte wieder sein donnerndes Lachen.
    Die beiden andern Hünen stimmten mit ein und für einen Moment war Ravia sich nicht sicher, ob sie sich über den Familienzuwachs freuen oder erschrecken sollte. Doch wenn sie ehrlich war, kümmerte sie sich herzlich wenig darum, wie es anderen erging, ob sie litten oder starben. Und wenn diese drei Männer ihren Rücken stärkten, dann wäre sie die Letzte, die sich dagegen wehren würde. Ihr breites Grinsen war Zoll genug.
    „Bleibt ihr noch eine Weile bei uns an Bord?“, fragte sie hoffnungsvoll.
    Sie wollte unbedingt mehr ihrer Geschichten hören und Fragen stellen. Zu Xura, zu Iry und allgemein zur Heimat ihres Babas.
    „Hapan“, verneinte Xuros, „Wir werden hier von Bord gehen und nach Nordmar reisen! Dort gibt es sicher Drachen!“
    „Und vielleicht weiß einer der Nordmänner, wo der letzte verfluchte Priester ist!“
    „Ah, das ist aber schade!“
    „Es ist nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen, kleine Nichte! Xuros und Konan sind ab jetzt deine Familie!“

  9. Beiträge anzeigen #269
    Ehrengarde Avatar von Berash
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    2.981
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Berash ist offline

    Bakaresh - Hafen

    Müde stand Berash am Hafen und musterte die vor Anker liegenden Schiffe. Dabei strich er gedankenverloren über seine linke Hand, die von einem kleinen Verband umhüllt war. Noch immer konnte er sich keinen Reim darauf machen, wie genau es dazu gekommen war. Er hatte immer noch dieses merkwürdige Bild vor Augen, in welchem seine Hand in schwarz-violettes Feuer gehüllt war. Dieses Feuer hatte auf seine Pfeife übergegriffen und diese verkohlt, was dann zu der Brandblase geführt hatte.
    Doch warum hatte die dunkle Flamme seine Hand selbst nicht verbrannt? Sie hätte doch eigentlich viel schlimmer zugerichtet sein müssen. Die noch wichtigere Frage war aber, woher war das Feuer gekommen? Hatte der Tabakhändler etwas in den Apfeltabak getan, was dafür gesorgt hatte? Oder hatte sich jemand einen Scherz mit Berash erlaubt? Aber wer würde es wagen, so etwas zu machen? Es wirkte schon fast wie Magie...

    Berash schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich. Magie. Welcher Magier warf schon mit schwarzem Feuer um sich? Das wirkte doch schon von weitem wie schwarze Magie. Und die war nun einmal den Magiern Beliars vorbehalten. Innos hatte zwar seine Feuermagier, aber die warfen sicher nicht mit dunklen Flammen um sich. Und die Magier Adanos waren Wassermagier, da schloss sich Feuer schon allein vom Namen aus. Also blieben nur Schwarzmagier.
    Aber es gab keine Schwarzmagier in Bakaresh, war sich der Assassine sicher. Zubens Magier hielten sich weitestgehend bedeckt seit der Rückeroberung Varants und die Magier des Zirkels, welche damals ein Bündnis mit den Assassinen eingegangen waren, hielten sich nicht mehr auf dem Berg nahe der Stadt auf. Ihr Kastell war verschwunden, kaum das Bakaresh wieder unter der Knute Rhobars lag. Es war schon mindestens eine Dekade her, dass Berash einen von ihnen gesehen hatte. Gerüchte besagten, dass sie ihre neue Heimat auf Argaan gefunden hatten. Doch wo genau, dass wusste man nicht. Vielleicht wollte man es auch nicht wissen, schließlich wurden die Magier Beliars immer gerne als das personifizierte Böse bezeichnet.
    Klar, einige von ihnen waren verschroben, kauzig, vermutlich auch ziemlich machtbesessen. Aber sie brachten nicht sofort Tod und Verderben über alles und jeden, den sie sahen. Sonst wäre Berash schon längst nicht mehr hier.
    Aber wenn es nun kein Schwarzmagier war, der Berash einen Streich spielte, was war es dann? Könnte er es vielleicht sogar selbst gewesen sein?
    Der Gedanke war ja noch lächerlicher als der letzte. Er, ein Magier? Berash, einst Emir des alten Bundes, von Beliar mit der Gabe der Schatten gesegnet und Klingenmeister der Assassinen sollte der Magie fähig sein? Schwachsinn.

    Mit einem Ruck wandte Berash sich ab und ging in Richtung Kaimauer. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken.
    Stattdessen wollte er lieber schauen, ob das Schiff, welches gerade angelegt hatte, eventuell Passagiere aufnahm. Es war das einzige, welches nicht unter der Flagge Myrtanas hier angelegt hatte. Und damit Berashs einzige Möglichkeit, das Festland zu verlassen, ohne das ihm unangenehme Fragen gestellt wurden. Schließlich waren die Wachen an den Toren der Stadt immer noch zu aufmerksam für seinen Geschmack.
    Vielleicht sollte er die junge Frau fragen, welche gerade das Schiff mit festem Schritt verlies. Sie schien zur Mannschaft zu gehören und war in typische Seemannskleidung gehüllt. Ihre blonden Haare waren hochgesteckt, wirkten aber etwas trocken und spröde. Meeresluft eben, das ganze Salz war Gift für Haut und Haar.
    Und wie es der Zufall wollte, kam sie direkt auf Berash zu. Okay, kein wirklicher Zufall, schließlich hatte der Assassine - der ganz sicher kein Schwarzmagier war, auch wenn er das Gefühl hatte, dass Beliar ihm eine zweite Chance gab! - sie direkt ausgewählt.
    Ihr Blick glitt kurz über ihn und allein ihre dunklen Augen sagten ihm, dass er sie ganz sicher nicht anbaggern sollte, sonst würde sie ihm ein drittes Nasenloch schnitzen. Verständlich. Eine junge und attraktive Frau im Hafen durfte sich so etwas sicherlich öfters anhören. Gut, wenn man ehrlich war, den meisten Seemännern reichte wohl einfach nur ein Paar Brüste, wobei "Brüste" dabei ein weit gefächerter Begriff war. Nach Monaten auf See nahm man es vermutlich auch nicht ganz so genau, wenn diese "Brüste" Haare hatten und zu einem kräftigen Kerl gehörten.

    Berash blieb mit ausreichend Abstand vor ihr stehen und hob die bandagierte Linke zum Gruß, während in seiner rechten das Langschwert hing, eingewickelt in ein dickes Bündel und nicht sofort als Waffe erkennbar.
    "Grüße." Berashs Stimme war nach all den Jahren immer noch kräftig und angenehm, auch wenn sie einen leicht rauchigen Unterton hatte, schließlich hatte er die letzten Jahre nie viel zu reden gehabt.
    "Ich habe gesehen, dass euer Schiff frisch eingelaufen ist und ihr unter einer freien Händlerflagge reist. Ich bin auf der Suche nach einer Passage fort von Bakaresh und die Militärschiffe... nun, ich möchte nicht eines Morgens in einer Uniform aufwachen müssen, ihr versteht?" Berash blickte verächtlich zu einer Galeere der Königlichen, bevor er sich der jungen Dame wieder zuwandte.
    "Nimmt euer Schiff Passagiere auf? Ich kann, wenn es sein muss, auch einfache Arbeiten übernehmen."
    Innerlich wand sich der Assassine über die letzte Aussage. Aber das war ein Zugeständnis, welches er machen musste.

  10. Beiträge anzeigen #270
    Waldläufer Avatar von Ravia
    Registriert seit
    Aug 2024
    Beiträge
    101
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    Bakaresh - Hafen

    Konan und Xuros hatten sich zusammen mit Arus, nachdem dieser einige der, für die Dauer des Aufenthalts, einfachen Matrosen zur Schiffswache eingeteilt hatte, in die erstbeste Kneipe verzogen. Nicht, dass man in Varant wirklich von Kneipen sprechen konnte, dafür hegten die heimischen Menschen eine viel zu große Vorliebe für Bequemlichkeit und Gastfreundschaft – woran auch die myrtanische Besatzung nichts hatte ändern können. Doch einen guten Schluck, eine Hookah mit starkem Tabak und hübsch anzusehende Frauen gab es hier in entsprechenden Einrichtungen, in denen man oft für mehr als nur einen Abend seine Sorgen vergessen konnte.
    Ravia sehnte sich bereits danach, in die weichen Sitzkissen zu sinken und eine Wasserpfeife zu genießen, während sie die Leute beobachten konnte. Doch vor dem Vergnügen wartete die Arbeit. Und diese Arbeit erledigte sich am schnellsten, wenn man wusste, wo man hingehen musste. Dummerweise waren die vermeintlich besten Abnehmer für die Schiffsladung erlesener Waren nicht die Art Klientel, welches sich offen zeigte und damit warb, illegal Erworbenes aufzukaufen. Ihre Suche konnte also den Großteil des restlichen Tages dauern, wenn sie Pech hatte oder gar länger, wenn sie an den falschen Stellen die falschen Informationen streute.

    Doch noch ehe sie auch nur das erste fadenscheinige Teehaus betreten konnte, zog ein älterer Mann ihre Aufmerksamkeit auf sich. Langes, schlohweißes Haar und ein passender Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Seine Haut wirkte gebräunt von der Wüstensonne, doch seine Gesichtszüge wirkten nicht wie die eines Varanters. Seine Gewandung wirkte zu edel, als dass er ein einfacher Handlanger oder Hafenarbeiter war. Ein enganliegender Mantel, mit schimmernden Knöpfen, die man auch an feinen Westen finden konnte, endete in einem ausladenden, robenähnlichen Stoffteil, welches sich in der sanften Brise, die vom Meer her wehte aufblähte. Ein Bündel ruhte in seiner rechten Hand, während er die Linke, welche in weißes Leinen geschlungen war, zum Gruß erhoben hatte. Doch all die vielen Details seiner Kleidung, der lederne Gürtel und der elegante Kragen konnten dem eigentlichen Blickfang nicht das Wasser reichen. Eisblau strahlten die Augen zwischen dem weißen Haar hindurch und Ravia erwischte sich dabei, wie sie ihrer Angewohnheit entgegen nicht nach möglichen Wertgegenständen am Körper des Mannes suchte.

    Als er sie grüßte, huschte ein Schauer über ihren Rücken. Seine Stimme war angenehm tief und rau und er wirkte freundlich. Fürs Erste. Die junge Frau kannte es zu Genüge, dass man ihr zunächst mit Charisma begegnete.
    „Salam“, erwiderte sie den Gruß in der landestypischen Manier, „Ihr habt wohl ein aufmerksames Auge, wenn Ihr bemerkt habt, dass ich zu diesem Schiff gehöre, Alterchen.“
    Für einen Moment ließ sie ihre Wortwahl wirken, bevor sie ihre Hand auf den Knauf ihres Messers legte.
    „Ich verstehe sehr gut, dass man diese grässlichen Uniformen nicht tragen will, insbesondere, wenn man besseres gewohnt ist, nicht wahr? Passagiere sind allerdings nicht unser Metier und Deckhände haben wir mehr als genug“, verneinte sie seine Frage.
    Sie machte Anstalten zu gehen, lief so dicht sie sich zutraute an ihm vorbei, ihre Augen nun endlich auf der Suche nach Beuteln, ausgebeulte Stellen in der Kleidung oder Schmuck an der nicht bandagierten Hand.
    „Solltet Ihr aber für eine Überfahrt zahlen können…“, bot sie ihm eine andere Möglichkeit.

  11. Beiträge anzeigen #271
    Ehrengarde Avatar von Berash
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    2.981
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Berash ist offline

    Bakaresh - Hafen

    Beliar hilf, Alterchen? Berash vermied es tunlichst, auch nur ansatzweise genervt das Gesicht zu verziehen. Er war Ende Dreißig. Sicherlich nicht mehr der jüngste, aber bei weitem noch kein Alter Mann. Aber er durfte sich nicht wundern, schließlich waren Haupthaar und Bart weiß wie Schnee. Die Götter hatten sich bei seiner Geburt damit einen mehr als grausamen Scherz erlaubt. Aber er konnte es nun mal nicht ändern. Regelmäßiges Färben der Haare kostete nun einmal Gold, welches er in den letzten Jahren kaum besessen hatte. Erst seine ausgegrabene Reserve bei seiner alten Hütte hatte dem abgeholfen.
    Doch wenn er ehrlich mit sich wäre, dann würde er zugeben müssen, selbst jetzt sein Haar nicht färben zu wollen. Schließlich war es auch ein Alleinstellungsmerkmal, wie seine Augen eben auch. Doch Momente wie diese waren es, die den Assassinen daran erinnerten, warum er damals sein Antlitz unter Tüchern verborgen hatte.
    Das und natürlich auch ein gewisses Maß Mysterium.

    Berash bezweifelte, dass ihre Hand zufällig auf ihrem Messer liegen geblieben war. Vermutlich musste sie sich schon öfters den Avancen anderer Männer entsprechend deutlich äußern. Aber der Assassine hatte anderes im Sinn. Nicht, dass sie nicht attraktiv gewesen wäre, das sicher nicht. Aber erstens war er keiner dieser läufigen Minnesänger, die Laute und Rute immer in Richtung des nächsten Rocks richteten, derer sie sichtbar wurden und zweitens gab es da ein ziemlich einfaches Sprichwort: Scheiß nicht da, wo du isst. Und trotz seiner vulgären Worte war dieses Sprichwort immer hilfreich, wenn es darum ging dienstliche Beziehungen rein dienstlich zu halten.

    "Deckhände nennt man solcherlei Leute also..." murmelte er leise, bevor er den Kopf leicht zur Seite neigte und sie nachdenklich musterte, als sie sich zum gehen wandte. Wie im vorüber gehen gab sie ihm jedoch eine Möglichkeit, doch auf das Schiff zu kommen.
    "Nun, wenn es Münzen sind, die ihr und euer Schiff haben wollen..." Er zuckte mit den Schultern. Vermutlich würden sie ihn bis aufs letzte Hemd ausnehmen wollen, aber etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    "Ich kann für eine Passage bezahlen. Hauptsache, ich komme hier weg. Denn wenn Bakaresh eines ist, dann eine alternde Hure, derer man schon lange überdrüssig geworden ist. Und die sollte man allzu bald verlassen, wenn ihr versteht. Nicht, dass man sich noch was weg holt." Ja, wie zum Beispiel den eigenen Kopf, setzte er noch in Gedanken dazu.

  12. Beiträge anzeigen #272
    Waldläufer Avatar von Ravia
    Registriert seit
    Aug 2024
    Beiträge
    101
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    Bakaresh - Hafen

    Ravia lachte laut auf, wobei es kehliger klang, als sonst.
    „Alternde Hure, was? Ob Ihr in Eurem Alter so harsch richten solltet?“, fragte sie und blicke ihm ins Gesicht.
    Etwas größer war er, und aus der Nähe erkannte sie, dass das weiße Haar und der Bart den Schein zu trügen vermocht hatten. Kaum eine Falte fand sie auf seiner Haut, jedenfalls nicht solche, die zur Farbe seines Haars gepasst hätte. Offenbar hatte sie ihn älter vermutet, als er war. Sollte sie zurückrudern oder den Wind reiten, in dessen Böen sie sich bereits begeben hatte?
    Ihre Augen wanderten tiefer und sie entdeckte einen verräterischen Glanz, der fast unauffällig über dem hohen Kragen aufblitzte. Mit einem interessierten Lächeln trat sie einen Schritt zurück, sodass sie nicht länger neben, sondern vor ihm stand, nur zwei oder drei Fuß Abstand.

    Tatsächlich, eine Silberkette, dachte sie und entschied, dass es nicht so abwegig war, dass er Gold besaß, welches Arus befriedigen würde, wenn sie mit einem Fremden am Schiff auftauchte.
    Sie hoffte bloß, dass ihr Bauchgefühl stimmte und der Kapitän offen für Geschäfte war. Kurz wägte sie sogar ab, dem Fremden mit den eisblauen Augen um seinen Schmuck zu erleichtern, doch sein Blick ruhte mit einer gewissen Intelligenz auf ihr, die neben dem hohen Kragen für den Moment abschreckend genug war.

    „Gold regiert die Welt und öffnet das Herz einer einfachen Seefahrerin. Natürlich muss mein Käpt’n erst zustimmen, aber sagen wir, dass mein Wort ein wenig Gewicht bei ihm hat. Drei Bedingungen habe ich allerdings, bevor ich zustimme in Eurem Namen zu fragen.“
    Sie trat einen Schritt vor, eine verschwörerische Miene aufgesetzt.
    „Erstens: Ihr weist mir den Weg zu einem Badehaus. Wochen auf See fordern gewisse Entbehrungen, die eine Frau wie ich nur schwerlich ertragen kann“, begann sie und hob den kleinen Finger ihrer rechten Hand, welche sie erhoben hatte.
    Sie studierte seine Reaktion, doch konnte daraus nichts lesen.

    „Zweitens: Wenn Ihr dieser alten Hure überdrüssig seid, wisst ihr sicher, wo sich ihre dunklen Geheimnisse verbergen, nicht wahr? Sagt mir, wo ich Menschen finde, die Gold haben und sich nicht scheuen ein Geschäft einzugehen.“
    Noch immer blickte er sie regungslos an, darauf wartend, dass sie ihre Bedingungen stellte. Der Ringfinger erhob sich unterdessen ebenfalls.

    „Und Drittens: Wenn ich in Eurem Namen eine Überfahrt aushandeln soll, muss ich wissen, wie man Euch nennt. Ob echt oder nicht, ist mir egal. Hauptsache ich muss dem Käpt’n nicht mitteilen, dass ein zugegeben ansehnlicher alter Mann auf sein Schiff will, um eine alte Liebe hinter sich zu lassen. Das kommt nicht gut. Mich könnt Ihr Ravia nennen.“
    Der Mittelfinger gesellte sich zu den anderen beiden und sie grinste ihn frech an.

  13. Beiträge anzeigen #273
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Schwarze Perle (8. Tag, Mittagszeit)

    Es hatte gedauert, bis Adan erschienen war. Er sah furchtbar aus. Grauenhaft, um es nett auszudrücken. Naira bestellte bei Corazon ein Getränk und musste aufpassen, dass sie nicht mitleidig wurde und Adan irgendwas gewährte, was er nicht verdiente.
    “Du kommst spät und schaust beschissen aus. Komm! -Ich gebe dir was aus.”, sagte sie, ohne zu schauspielern.
    “Das wäre das Mindeste…”, sagte er und blickte sie ernsthaft an.
    “Weil…?”
    Adan kramte etwas hervor und gab Naira einen Brief. Sie schaute, was darin stand und erschrak.
    “Blablabla…mecker, mecker, mecker...ich erwarte einen vollständigen Bericht, über die Machenschaften der Gruppe, die du im letzten Brief erwähnt hast. Finde heraus, wem sie dienen. Ich erteile dir die Order, den von dir beschriebenen Burschen namens Adan auszuschalten. Sollte es stimmen, was diese Gruppe Schausteller über Adan erfahren hat, dann ist er im Auftrag von ihnen unterwegs. Kontaktiere den Stadtkommandanten oder finde einen Weg, dieses Problem zu beseitigen. In einer Woche kommt ein Bote vorbei und holt deinen neuen Bericht am vereinbarten Ort vorbei. Dort findest du auch wie üblich deine Bezahlung.

    L.”, las sie in ihren Gedanken, dann blickte sie auf und fühlte sich überhaupt nicht gut.
    Larus war ein Agent und hatte auch die Bunten Vögel ausspioniert. Das tat er wohl schon seit geraumer Zeit mit den Küstenläufern, die ab und an Kontakt mit Larus hatten. Und nun sie. Der Handschrift nach zu urteilen war es wohl eine Frau. Naira blieb erst einmal still und ging unzählige Szenarien durch. Ihr Bauchgefühl damals hatte Recht behalten. Seine offensichtliche Hingabe und Risikobereitschaft für das Waldvolk war schon merkwürdig gewesen. Und dann saß er oft beim Frühstück dabei. Sogar zu Samhain. So ein Verräter! - Sie würden sehr schnell Dinge nachforschen müssen und was Larus letztlich betraf…was sollten sie tun? Sie selbst traf ihr Urteil. Vielleicht vorschnell. Letztlich konnte nur die Gruppe darüber entscheiden…oder das Thing? War er wirklich Waldvölkler? Naira stoppte die Flut an Gedanken, schüttelte sich und haute mit der Faust auf den Tisch. Fokus auf das Wesentliche. Und das saß vor ihr.

    “Es tut mir leid, dass es so kam. An meiner Reaktion siehst du sicherlich, dass ich davon nichts wusste. Was ist mit Larus passiert?”, fragte Naira.
    “Wenn du wissen willst, ob er lebt? Ja. Geht es Larus gut? Nicht mehr so ganz. Hat er mich mit einem Knüppel totschlagen wollen? Ja. Habe ich Larus die Krücke abgenommen und auf den Krüppel eingeschlagen bis er sich nicht mehr regte? JA! - Keine Ahnung, wie es ihm gerade geht. Vielleicht ist er tot. Ich habe nicht nachgeschaut, weil ich seit gestern Abend einfach nur noch Angst habe, um mein Leben. Überall kann einer sein.”, erzählte er und Naira sah Adan an, wie sehr ihn dies mitgenommen hatte.
    “Larus hat wohl Adriano und Pedro geholfen dich zu finden. So hat er keinen Ärger mit dem Stadtkommandanten und offenbart sich als Agent von dieser L. Ich deute mal frei, dass er zum Myrtanischen Geheimdienst gehört. Gleichzeitig hat er die Leute seines Feindes aufeinander gehetzt und hätte beinahe dann doch die Arbeit selbst erledigt. Sehr geschickt der Mann…”, urteilte Naira.
    “So wird es wohl sein oder sonst ein Scheiß. Ich bin angefressen, habe Schmerzen von seinen Schlägen und habe genug von all dem. Ich will irgendwie aus der Scheiße rauskommen. Also? Hast du deine Aufgaben erfüllt?”, fragte Adan entschlossen. Er sah es wohl so, dass er keine andere Wahl hatte, seine Aufgabe schleunigst zu erfüllen, denn sowohl seine Herrin und die Herrin von Larus jagten ihn. Es war schon verrückt, dass so ein kleiner Fisch wie Adan bei der Stadtwache nicht ernst genommen wurde und wohl nun zwei Organisationen es auf ihn nun abgesehen hatten. Sie fragte sich, ob sie ihn irgendwo verstecken könnte. Aber das war nicht ihre Entscheidung.

    “Du machst dich besser noch etwas frisch. Such dann Lasse auf und zeig ihm, wer Adriano und Pedro sind. Er wird sie mit dir und Verstärkung festnehmen und berichten, dass du und er von den beiden im Zivil attackiert worden seid. Gestern Abend gab es genug Zeugen, die gesehen haben, wie du von beiden gejagt wurdest. Er kam hinterher und gemeinsam - aber vor allem du - konntet ihr die beiden in die Flucht schlagen. Heute werdet ihr sie als Stadtwachen festnehmen. Ein Freund verfolgt sie schon und wird euch einen Hinweis geben. Lasse wird dich lobend erwähnen und das hat sicher einen Wert. Vielleicht kannst du dann deine Aufgabe erfüllen und es klärt sich einiges bei dir. - Hast du auch deine Aufgaben erfüllt? Sonst wird von all dem nichts passieren.”, fragte sie und Adan nickte, bevor er einen Schluck aus dem gerade servierten Krug nahm.
    “Hat mich eine ganz schöne Summe eben gekostet. Aber in zwei Tagen, ab den frühen Abend, bin ich bis in die späte Nacht eingeteilt worden. Der Plan steht damit also?”
    “Erst einmal müsst ihr beiden für Ordnung sorgen. Sonst haust du mir noch ab oder bist tot. Dann muss sich der große Kampf als Ablenkung in zwei Tagen bestätigen. Lasse sorgt dazu. Funktioniert das dann auch auf dem Schiff, dann sind wir quitt und gehen getrennte Wege. Ich lasse dich wissen, ob wir das mit den Handschellen durchziehen. Und wisse! Solltest du mir Schaden zufügen, dann bekommt Lasse den Befehl, die zwei Halunken frei zu lassen. Er bekommt seinen Lohn auch erst nach der ganzen Aktion. Solltet ihr beiden euch gegen mich verbünden, wird keiner von euch beiden glücklich. Kapiert!?”, fragte sie zum Schluss und würde sich danach Larus widmen. Natürlich mit ihren Leuten. Adan dachte nach. Ließ wohl auch gerade alles durch seinen gemarterten Kopf rattern und nickte langsam. Hatte sie einen Plan vereitelt, zweifelte er daran, dass sie ihr Wort hielt? Sie konnte Adan nicht in den Kopf schauen. Sein Gesicht war in diesem Moment so nichtssagend, so einzig müde, dass es wie eine Wand vor seinen Gedanken war.
    “Ich verspreche, dass ich dir dieses Zeitfenster ermöglichen werde und du deine Angelegenheiten in der Zeit regeln kannst. Alles andere kann ich dir nicht versprechen, aber das…weißt du wohl. Wenn Adriano und Pedro keine Gefahr sind…wird hoffentlich alles besser.”, seufzte Adan und trank wieder. Wenn man mit Adan einfach so saß und er nicht das Nervenbündel abgab, war er irgendwie angenehm. Nicht aufdringlich und intelligenter als die meisten. Doch dieses Nervenbündel dominierte seinen Geist und er hatte seine Nase einfach in zu viel Ärger drin.
    “Nichts wird besser, bis du deine Schwester befreit oder dich von diesen Gedanken gelöst hast. Ich hoffe für dich, dass du es schaffst. Wir sehen uns und viel Erfolg mit den zwei Halunken..”, wünschte sie und entfernte sich vom Tisch. Sie musste zu Gisla und Bhor.

  14. Beiträge anzeigen #274
    Ehrengarde Avatar von Berash
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    2.981
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Berash ist offline

    Bakaresh - Hafen

    "In meinem Alter?" Berash verdrehte nun doch die Augen und antwortete gereizt.
    "Ich mag zwar ein gutes Stück Älter als ihr sein, aber bei weitem nicht so alt, wie ihr vielleicht vermutet. Lasst euch nicht vom Äußeren täuschen, Kindchen." betonte er das letzte Wort. Wenn die junge Frau solche Spiele spielen wollte, dann sollte sie die gleiche Retourkutsche erhalten.

    Natürlich, der Kapitän. Es hätte Berash auch gewundert, wenn die junge Frau, die sich als Ravia vorgestellt hatte, Führerin dieses Schiffs gewesen wäre. Der Assassine hatte noch nie davon gehört, dass ein junger Mensch ein solches Schiff führte. Dafür hätte es einiges mehr gebraucht, als sie vermutlich hatte. Obwohl er natürlich nur Mutmaßungen anstellen konnte, schließlich kannte er sie nicht.
    "Drei Bedingungen also. Fast schon wie ein Märchen, oder? Dort sind es auch immer drei, seien es Wünsche, Aufgaben oder Dinge, die gefunden werden müssen." Berash schmunzelte, als Ravia leicht verwirrt guckte.
    "Nun, dann will ich schauen, ob ich eure drei Aufgaben zu eurer Zufriedenheit erfüllen kann." Berash trat einen Schritt zurück und verneigte sich theatralisch.
    "Ihr dürft mich Berash nennen, werte Ravia. Und Beliar sei gedankt, dass ihr mich als ansehnlich seht, das erfüllt mein altes Herz mit Freude." Er zwinkerte ihr schelmisch zu.
    Zu viel? Vermutlich. Doch eines hatte Berash gelernt im Laufe seiner vielen Lebensjahre. Manchmal war es besser zu übertreiben und sich in einem etwas lächerlichen Licht zu zeigen. So konnte man sie später immer noch überraschen.

    "Nun, eure zweite Aufgabe sollte auch leicht zu bewältigen sein. Ihr sucht ein Badehaus, wenn ich es richtig verstanden habe?" Berash hoffte es, denn ihr Redefluss war einem reißenden Sturzbach ähnlich in seinem Tempo.
    "Da kann ich euch abhelfen. Nahe der Händlerstraßen und -Gassen gibt es zahlreiche Einrichtungen, in denen ihr euch nach Lust und Laune austoben könnt. Dort ist für jeden etwas zu haben." Selbst Berash hatte früher ein oder zwei Mal ein Badehaus besucht. Es war eine angenehme Erfahrung gewesen, so weit er sich erinnern konnte. Doch heute musste er sein Gold bei sich behalten.
    Die letzte Aufgabe jedoch, das würde eine Herausforderung für Berash werden. Ravia hatte dunkle Geheimnisse erwähnt, was ihn mutmaßen lies, dass sie nicht nur nach einfachen Händlern suchte. Diese gab hier schließlich in solch einer ausreichenden Zahl, dass man sich manchmal fragte, ob die Händler nicht zahlreicher waren als die Sandkörner in der Wüste. Und sollte sie eher zwielichtigere Waren feilbieten wollen... Nun, Berashs Verbindungen zum Schwarzmarkt waren schon damals nicht die besten gewesen und im letzten Jahrzehnt dürfte sich einiges geändert haben.
    "Wenn ihr Waren zu veräußern habt, bieten sich die Händlerstraßen natürlich hervorragend dazu an. Dort findet ihr sicher jemanden, der euch eure Waren abnimmt." Berash strich sich mit der linken über den Bart, zumindest versuchte er es, doch der Verband verhinderte dies zum großen Teil, während ein leichter Spannungsschmerz durch die Hand zuckte.
    Der Assassine zischte leise, als er sein Muskelgedächtnis innerlich verfluchte.
    "Wenn ihr aber exotischere oder besonderes anbieten wollt... Nun, mein Wissen darüber ist ziemlich alt, aber vermutlich werdet ihr bei einem der Händlerfürsten fündig. Gold haben diese Raffgeier auf jeden Fall zu Genüge."

  15. Beiträge anzeigen #275
    Waldläufer Avatar von Ravia
    Registriert seit
    Aug 2024
    Beiträge
    101
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    Bakaresh - Hafen

    Ein Feixen konnte sie sich nicht verkneifen, als der nicht ganz so alte Mann sie in ihre Schranken zu verweisen versuchte. Zugegeben, Kindchen ließ sie sich äußerst ungern taufen, doch wer austeilte, musste auch einstecken können.
    „Aber ist das Äußere nicht unser Aushängeschild und die Möglichkeit wortlos mitzuteilen wer oder was wir sind?“, fragte sie süßlich und fuhr sich aus Gewohnheit durch das blonde, spröde Haar.
    Sie brauchte wirklich ganz dringend ein Bad. Gut, dass dieser Berash ihr in diesem Punkt aushelfen konnte. Allein deswegen hatte es sich schon gelohnt, sich anzuhören, was er von ihr wollte. Auf die Verbeugung hätte er ihrer Meinung nach jedoch verzichten können. Nicht, dass er sich noch einen Hexenschuss holte.

    „Nun entscheidet Euch, altes Herz oder nicht so alt, wie es den Anschein macht“, stichelte sie, bevor sie jedoch einlenkte, da der Witz langsam älter wurde als der Weißhaarige, „Einigen wir uns darauf, dass ihr ein ansehnlicher Mann mittleren Alters seid, der sein Leben im schönen Bakaresh überdrüssig wurde und sich nach neuen Huren umzusehen wünscht. Andere Gewässer testen will, sozusagen.“
    Ihre spitze Zunge war wieder schneller, als ihre Gedanken und am liebsten hätte sie sich auf eben jene gebissen, um sich von einer gefährlichen Bemerkung abzuhalten. Denn sie hatte bisher nicht erahnen können, um was es sich bei dem Bündel in seiner Rechten handelte. Für Reisegepäck war es definitiv zu schmal und sie wollte weder ins sprichwörtliche, noch tatsächliche Messer laufen.

    Ihre zweite Bedingung konnte er leider nicht erfüllen, doch kreidete sie es ihm nicht an. Er konnte nicht wissen, dass die Verträge, welche derzeit in Nauts Obhut waren, einen der Handelsfürsten als Abnehmer aufführten. Doch sei es drum, der Wille war da und die Bedingungen ohnehin nur ein Versuch Informationen zu bekommen und gleichzeitig welche zu streuen, sollte Berash sich mit anderen Leuten unterhalten, während er darauf wartete, dass sie ablegten oder überhaupt entschieden, ob sie ihm eine Überfahrt ermöglichten.
    „Danke für den Hinweis mit den Handelsfürsten“, spielte sie ihm etwas vor, „Wir handeln ausschließlich mit… Exotischem“, fügte sie hinzu und senkte ihre Stimme mit jedem Wort etwas mehr.

    Fürs Erste hatte sie, was sie wollte. Jetzt musste sie entscheiden, wie sie Arus am besten davon überzeugte, einen Passagier aufzunehmen. Ravia wusste noch nicht, wohin die Reise gehen würde, vermutete aber das übliche Piratennest bei den Südlichen Inseln. Es wäre also kein allzu großer Umweg den Bittsteller auf einer der Inseln mit dem Beiboot an Land zu bringen. Und wer schaute zusätzlichem Gold argwöhnisch entgegen? Wie viel Berash am Ende anbieten musste lag an ihm und nicht zuletzt am Kapitän selbst.
    „Ich sag Euch was, Berash. Trefft mich morgen Abend im Gasthaus dort vorn“, sie deutete auf ein offenes Gebäude, welches bereits gut belebt war.
    Scheinbar hatten einige ihrer Mannschaftskameraden bereits den kurzzeitigen Landgang genutzt, um sich einen Krug Arak mit Wasser zu genehmigen. Bei dieser Hitze nicht die beste Idee, wenn man sie fragte.

    „Bis dahin habe ich mit meinem Käpt’n abgesprochen, wie es um eine Überfahrt für Euch steht und Ihr haltet Euer Gold und Silber bereit. Denn er wird es sicher sehen wollen“, warnte sie ihn mit spitzen Lippen, „Bis dahin macht Euch mit dem Gedanken vertraut einige Wochen auf Hoher See zu sein, mit nichts als Wasser und schmutzigen Matrosen. Und mir natürlich“, zwinkerte sie ihm zu und machte sich auf den Weg in die Richtung, die er ihr zum Badehaus gewiesen hatte, "Kwaheri", verabschiedete sie sich auf torgaanisch.
    Vielleicht half es ihm ja einzuordnen, welche Art von Schiff auf ihn wartete.

  16. Beiträge anzeigen #276
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Larus' Hütte (8. Tag, Nachmittag)

    “Ich kann nicht viel aus dem hier deuten. Es wird wohl so gewesen sein.”, sagte Bhor mit ernster Stimme und besah sich die Spuren am Boden. Stiefelabdrücke, umgeworfene Gegenstände und Blut, das zu Larus gehörte.
    Adan hatte den Fischer so übel zugerichtet, dass sein halbes Gesicht ein von Platzwunden und Schwellungen geprägtes Trümmerfeld war. Sein Kiefer hing halbseitig runter und blutiger Speichel floss kontinuierlich herab. Wie die Zähne aussahen, wollte Naira gar nicht wissen.
    Adan musste heftig mit der Krücke eingeschlagen haben, denn Larus mochte zwar noch leben, aber sein Blick war völlig anders. Da war nichts mehr von diesen Mann, der sein Leben trotz fehlenden Bein meisterte und alt geworden war. Nichts von diesen wachen Geist.
    Einen wachen Geist, der ein Verräter war…ein Agent der wer weiß wie lange die Menschen hier und vor allem den Kontakt zum Waldvolk nutzte, um Geheimnisse zu verraten.
    Natürlich waren sie besorgt, dass er ihre Identität als geheim agierendes Kommando des Waldvolkes verraten hatte.
    Entsprechend suchten Gisla, Chani und Naira seine kleine Hütte ab, während Danzo und Bhor Wache hielten.

    Chani hatte Schreibunterlagen gefunden, was schon ungewöhnlich für einen einfachen Fischer war. Briefe und dergleichen fanden sie hier nicht vor. Wohl immer verbrannt worden?
    Selbst unter einem losen Brett, das Naira gefunden hatte, war nichts davon. Dafür Gold in edlen Ledersäckchen und ein fast leeres Fläschchen mit einem seltsamen Geruch.

    Gisla kniete vor dem an die Wand gelehnten Larus und hielt ihren Dolch in der Hand. Er blickte sie an.
    “Verstehst du mich oder bist du Matsch im Kopf? - Vielleicht wirklich nur noch Matsch. Oder bist du noch mehr ein guter Lügner?”, fragte sie und drückte die Dolchspitze an seine Brust. Er regte sich zunächst nicht, aber als Gisla den Dolch an seine Kehle schnellen ließ verriet er sich.
    Er hob den Kopf an und drehte diesen zur Seite. Dann schlug sie leicht mit der flachen Hand auf Larus’ gebrochenen Kiefer und er zuckte stöhnend auf.

    “Gisla!”, mahnte Bhor sie an. Sie blickte Bhor nur kurz an.
    “Du hast uns verraten. Du hast Informationen über unser Volk verkauft. Ich stelle dir jetzt drei Fragen.”, machte sie klar und Naira ließ vom weiteren Suchen ab. Das wollte sie hören.

    “Hast du auf den letzten Brief schon geantwortet?”
    Larus schüttelte den Kopf.
    “Hast du die wahre Identität der bunten Vögel verraten?”
    Larus schüttelte wieder den Kopf.
    “Du arbeitest schon lange als Agent für jemanden und hast auch Informationen über das Waldvolk preisgegeben?"
    Larus bestätigte es.
    Gisla erhob sich wieder und blickte Bhor an. Dieser sollte entscheiden.

    “Leben vor Tod. Der Krieger Adanos’ erstes Ideal! Und auch ein Ideal des Waldvolkes. Larus gehört zu uns und das Thing soll entscheiden. Wir bringen ihn hier raus und nach Beria. Von dort wird er nie wieder woanders hin kommen. Porgan wird ihn vielleicht heilen können und Larus darf sich vor dem Thing verteidigen. Sein Tod hier, würde viele Fragen aufwerfen und die Mission gefährden.”, entschied der riesige Waldläufer und Naira war um diese Entscheidung nicht glücklich, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. Larus war bereit gewesen Adan auf Befehl zu erschlagen. Das war nichts mit Leben vor Tod. Da hätte sie viel mehr und auch für den Verrat das Gesetz der Rache verlangt.
    Sie anerkannte aber die Weisheit und die Gerechtigkeit in Bhor, einen der seltenen, wahren Krieger des Adanos mit Idealen, an die sehr wenige Menschen nur herankamen und sie auch vorlebten wie er.
    Sie machten sich oft über Bhors Glauben lustig, doch in solchen Momenten, wo man wie sie selbst einen Verräter am liebsten umbringen und strafen wollte. In solchen Momenten erkannte man den Wert seines Glaubens und die zu starke Emotionalität in einem selbst.
    Sie alle lebten oder kamen einst aus Silden und es war Verrat, der so viel Unheil und Schrecken über sie brachte. Naira hätte wetten können, dass bis auf Bhor und Eskiel, sie alle gegen Larus gestimmt hätten.

    “Dann soll es so sein, Bhor. Wir bringen Larus zu den Wägen und dann muss er nach Beria. Eskiel wird Chris benachrichtigen und sie sollen den Transport nach Beria bewerkstelligen. - Und danke für diese Entscheidung, mein weiser Gatte. Die Ahnen wollen Rache, die Mutter des Lebens ihr Kind beschützen.”, sagte die halbe Nordmarerin.

    Während sie die verborgenen Sachen von Larus sicherten, Larus von Chani etwas versorgt wurde und Spuren des Kampfes beseitigt wurden, kam endlich Eskiel dazu.

    “Adriano und Pedro wurden am Marktplatz festgenommen. Lasse hat wohl seine Wut über dich ein wenig rausausgelassen und Adan hatte wohl auch noch ein paar Grüße parat. Man will echt nicht Ärger mit Stadtwachen in ihrer Stadt haben. Die Leute reden jetzt natürlich davon.”, sagte der Waldläufer und sah ein wenig verstört auf Larus.
    “Dann hat er Wort gehalten. Dann wird es Adan auch. Fehlt nur noch der große Kampf. Danzo hast du Lust zu den Straßengesprächen noch etwas beizutragen? Über Damrok den Späten und dass du ihn forderst? Natürlich verpackt darin, dass du noch ein paar lokale Helden auf den Boden der Tatsachen schickst?”, fragte Naira charmant wie sie gerade konnte.
    Danzo winkte ab und versprach es sogar.

    “Und wir besuchen die Waschweiber, die ich in der Schwarzen Perle kennengelernt habe.”, sagte Chani zu Gisla. Die bestätigte und teilte dann den Rest für heute ein.

    “Bhor und Danzo bringen gleich Larus weg. Eskiel geht direkt ins Lager und wartet auf euch. Danach gehst du los und verständigst Chris und die Küstenläufer. Einer sollte immer in Reichweite sein. Bhor und Danzo gehen heute Abend wieder los. Naira - du gehst in die Schwarze Perle und wartest auf uns. Ich will dich nicht im Blickfeld der Stadtwachen haben. Hör dich um. Lausche den Gesprächen.”,war die Order von Gisla. Die bunten Vögel legten los.

  17. Beiträge anzeigen #277
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Draco in diesem Zustand zu sehen, schmerzte die Priesterin. Immer noch wäre es ihr lieber gewesen, die fremde Magie aus ihm zu bannen oder sie deutlich von der anderen zu trennen. Nur hatte sich der Paladin bereits für einen Weg entschieden und stur wie er war, würde er ihn gehen. Allein wäre er allerdings zum Scheitern verurteilt. Die anderen Paladine konnten ihm nicht helfen. Gleiches galt für den Großteil der Feuermagier. Jene, die dazu in der Lage wären, würden es höchstwahrscheinlich aus Überzeugung ablehnen. Und dann war dort natürlich noch der König. Zwar war Rhobar ein unorthodoxer Mann, aber die Oberste Feuermagierin bezweifelte, dass er Draco noch eine dritte Chance einräumte. Dadurch, dass der Monarch in ihm einen Verräter begnadigt hatte, ja, ihn sogar wieder in den Stand eines Paladins erhob, stand Rhobar unter erheblichen politischen Druck. Würde Draco scheitern, müsste sich der König unmissverständlich von ihm distanzieren. Wie sich das abspielen würde, wollte sich Françoise gar nicht erst vorstellen.
    Es stand nicht weniger als Dracos Leben auf dem Spiel. Alle anderen Bedenken waren sekundär. Das war der Anstoß, den Françoise gebraucht hatte. Einen Freund würde sie nicht im Stich lassen.
    Geschwind streckte die Priester ihre rechte Hand in die Höhe und riss sie mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger herunter. Ein undurchdringliches Siegel kapselte die beiden Freunde in diesem Teil der Bibliothek von Rest der Welt ab. Eine Störung konnten sie sich nicht leisten. Dann nahm die Priesterin die Hand des Paladins und zog ihn vom Tisch.
    »Setz dich auf den Boden.«, sagte sie und nahm auch selbst dort Platz. »Das wird viel Improvisation und noch mehr Zeit beanspruchen.«
    Als sie sich gegenübersaßen, streckte Françoise beide Hände vor die Brust des Paladins und spreizte die Finger. Ihre Magie drang in den Körper ihres Freundes ein, als ob es sich bei ihm um einen Kranken handelte. Als sie sich des Chaos in seinem Inneren gewahr wurde, runzelte die Priesterin die Stirn. Es glich einem Schlachtfeld. Der ewige Kampf der Götter wurde dort ausgetragen. Nicht weniger brutal und genauso unerbittlich, wie auch in ihrer Welt. Es galt Ordnung in das Chaos zu bringen.
    Die ersten Versuche der Priesterin scheiterten kläglich. Die zwei Kräfte stießen sich voneinander ab, ganz gleich wie sie versuchte sie zusammenzubringen. Françoise musste es erzwingen. So begann sie damit, ein magisches Siegel um die beiden Quellen der Magie zu weben. Obwohl sie es großzügig auslegte, war der Widerstand von beiden Seiten deutlich spürbar. So erschuf die Oberste Feuermagierin noch ein zweites Siegel, welches sich um das erste legte und die Quellen noch näher zusammenbrachte. Der Widerstand wuchs rapide an. Mit genügend Zeit brächen die Siegel unter der Last zusammen. Françoise konnte sich deshalb bei der Erschaffung der Siegel keinen Fehler erlauben. Sie mussten absolut makellos sein. Und es brauchte mehr!
    Ein drittes Siegel legte sich um die ersten beiden. Das Innere glich inzwischen dem Inneren eines Sterns. Da und dort blieb den entgegengesetzten magischen Kräften nichts anderes übrig, als sich miteinander zu vereinigen. Doch es war nicht von Dauer, so dass sich die Vereinigung bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verflüchtigte. Ein viertes Siegel erschuf Françoise um die ersten drei, dann ein fünftes und ein sechstes. Die Last auf jedem einzelnen war immens und drohte hindurch zu brechen. Auch Françoise geriet an ihre Grenzen. Mit jedem weiteren Siegel komprimierte sie die Kräfte im Kern.
    Ein siebtes Siegel legte sich um die sechs anderen und dann ein achtes. Der Wendepunkt war erreicht. Die Magie der Schatten und die Magie des Lichts waren zur Verschmelzung gezwungen worden. Ganz gleich wie gegensätzlich sie sein mochten, sie waren im Zentrum der Siegel eins. In jedem Schatten war nun ein Licht und in jedem Licht nun ein Schatten.
    Françoise schloss die Augen. Ihre Konzentration schwand, dabei war sie noch lange nicht fertig. Zwar waren die Kräfte nun vereint, doch gleichzeitig vollständig abgekapselt. Draco könnte nun weder die eine noch die andere Magie mehr wirken. Die Priesterin musste ihm die Quelle zugänglich machen und gleichzeitig verhindern, dass die Kräfte sich voneinander trennten.
    »Wage es nicht, dich zu bewegen!«, sagte die Oberste Feuermagierin bestimmt. »Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Aber ich brauche Zeit zur Erholung.«

  18. Beiträge anzeigen #278
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline

    Vengard

    So fühlte es sich an. Fast vollständige Stille unter der Barriere. Er hörte nur Françoise’ Herzschlag und ihren Atem. Sein eigener fiel ihm gar nicht auf. Es war so ruhig. Es fühlte sich friedlich an in seinem Inneren. Der Kampf der so lange getobt hatte war mit einem Male nicht mehr da. Was auch immer seine Freundin getan hatte, die Mächte schienen weg zu sein. Er streckte seine Fühler aus. Noch während er es tat merkte er, dass es nicht funktionieren würde. Die Schattenmimik war nicht mehr da. Er suchte nach dem Feuer im Inneren, doch auch dieses war nicht mehr zu finden. Auch seine Erschöpfung die sich scheinbar im Gesicht der Magierin vor ihm spiegelte schwand von Augenblick zu Augenblick. Sie roch sanft, pudrig, süß und fesselnd zugleich so wie es Lotus tat. Er hatte nie so recht darauf geachtet, doch jetzt schien es, als könnte er es nicht verdrängen. Sie war eine schöne Frau zweifellos. Der Klingenmeister sah sie an als würde er sie zum ersten Male sehen. Jetzt wo der Krieg in seinem Inneren eine Pause hatte und keine bedeutenden Worte zu wechseln waren hatte er genug Gelegenheit dazu.

    »Ich danke dir. Ich bin froh, dass du hier bist. Ohne deine Hilfe wäre es wohl nicht gut ausgegangen«, meinte er und kam der Aufforderung sich nicht zu bewegen so gut es ging nach. Atmen war sicherlich ausgeklammert. Hoffte er zumindest. »Ich frage mich, wie es ohne wäre. Ohne Verantwortung und ohne Macht. Wie hier in diesem Moment. Ein verlockender Gedanke nicht?«. Er lachte, aber unterdrückte es bald wieder. Er sollte sich ja schließlich nicht zu viel bewegen. »Ich wäre wohl Barde geblieben. Hätte Geschichten von großen Abenteuern gesungen und Hymnen auf Helden komponiert. Hätte von der Hand in den Mund gelebt und hätte meinen Spaß gehabt. Was für ein Leben das hätte sein können«. Er sinnierte einige Momente und stellte sich sein Gegenüber vor ohne die Bürde der Magie. »Du wärst sicherlich künstlerisch unterwegs, stelle ich mir vor. Poetin vielleicht. Irgendetwas, was den Menschen Freude macht jedenfalls«, mutmaßte er, während Françoise sich weiter erholte.

    Ein dumpfer Schmerz in seinem Inneren lies ihn von seinen Gedanken abkommen. So als würde etwas von Innen nach Außen drücken. Nicht sehr schmerzhaft. Wie Muskelkater in der Körpermitte. Dann wurde der Druck stärker. Als würde ein zweites Herz in seinem Inneren schlagen. Die Kräfte waren noch da. »Es ist das Leben selbst. Die Kräfte meine ich. Die Verbindung von Licht und Schatten. Es ist Leben, dass du erschaffst. Die reinste Form von Magie«, meinte er und hoffte, dass seine Worte nah an das kamen, was dort passierte. Denn wirklich beschreiben konnte er es nicht. Ein Gedankenblitz lies ihn seine Starre unterbrechen. Mit der rechten griff er in eine der Taschen an seinem Kaftan und holte die Perle aus Obsidian hervor. Pechschwarz mit roten Linien sah sie bedrohlich und wunderschön zugleich aus. Er legte sie hastig in eine Hand der Feuermagierin.

    »Ich war am Schrein der Mutter, der Göttin des Lebens, in Tooshoo. Wenn ich den Jadewolf richtig verstand, ging es um Geben und Nehmen. Ich gab etwas und erhielt dies als Geschenk. Meiner Meinung nach repräsentiert dies die Mutter und die Verschmelzung von Licht und Schatten. Es geht bei Magie doch um Repräsentation nicht? Hilft das als Katalysator? Als Hilfsmittel? Irgendwie?«, er zog zweifelnd seine Brauen zusammen. Das zweite Herz begann nun heftiger zu pochen. Schneller und schneller. Wie sein physisches Herz schien das magische Herz ebenfalls verschiedene Flüssigkeiten auszutauschen. »Soll ich sie schlucken?«, meinte er nur halb scherzhaft. Er hatte keine Ahnung was passieren konnte. »Was auch immer passiert ich weiß, dass du dein Möglichstes tust«

  19. Beiträge anzeigen #279
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - 'Wirtshaus' "Am Schmiedefeuer" (8. Tag, früher Abend)

    Manche Wege waren unergründlich. Statt den direkten Weg zur Schwarzen Perle zu gehen, war sie Gerüchten lauschend zwei Kerlen gefolgt, die über die Festnahme der zwei Halunken gesprochen hatten.
    Im Grunde war es nichts informell Neues. Aber zu hören, wie Adriano eine geklatscht bekam und Pedro sehr feige davon laufen wollte, war ein Stück Genugtuung. Dass es Adan dann war, der Pedro stellte und beinah mit seinem Kurzschwert aufschlitzte, hatte wohl mehr Hintergrund wie eine simple Festnahme. So wie Adan Larus zugerichtet hatte, hätte es sie nicht verwundert, wenn er Pedro ausgeweidet hätte.
    Doch dann war da wohl ein Stück mehr Vernunft in Adan oder Kalkulation.
    Durch drei Stadtwachen die sie dann in den Gassen verfolgte, war an ihre Ohren gekommen, dass die Zwei gerade im Leuchtturm in einer kleinen Zelle einsaßen und darauf warten durften, verurteilt zu werden.
    Einer meinte, dass die Zwei in der Zelle für ein paar Wochen bleiben oder sich frei kaufen könnten. Der andere erwähnte was vom Schiff und der Dritte hatte die Ansicht, dass man sie hinrichten sollte. Als warnung für jeden, der die Stadtwache angriff.
    Als Naira dann zu sehr auffiel, weil sie den Dreien nun seit zwei Gassen gefolgt war, drehte sie ab und befand sich irgendwie im Händlerviertel oder besser nahe des Marktplatzes. Sollte sie sich da blicken lassen? Wer wohl alles Geschäfte mit ihr machen wollte? Immerhin war sie noch in der Kluft von gestern und das blonde Haar würde noch einige Tage so bleiben, bevor sie nachbessern musste.
    Sie entschied sich dagegen am Marktplatz wieder aufzufallen und erschrak dann, als sie sich umdrehte. Da waren diese zwei Türsteher von gestern. Sie schoben einen Handkarren, der mit zwei Fässern beladen war und schauten nach etwas zwischen gelangweilt und ich hau dich weg aus.
    gut. Naira wollte kein Gespräch führen, sondern ihnen einfach mal folgen.
    Fast beim Tor in einer Nebengasse waren sie dann an ihrem Ziel angekommen.
    “Eine Schmiede. Aber da raucht und hämmert nichts.”

    Sie ging daran vorbei und schaute in den kleinen Hof. Sie staunte nicht schlecht, als da Bänke und Tische standen und einige Gäste dort ihr Abendessen zu sich nahmen. Oma Stahlfausts ganze Familie war hier tätig. Die Enkel brachten Bier und Essen, die Oma kochte und zubereiteten mit ihren (Schwieger)Töchtern und ihre (Schwieger)Söhne kümmerten sich um Bier, Sauberkeit und die Dinge drumherum. Ein Familienbetrieb. Keine Schmiede, aber ein offenes Gasthaus, das durch eine große Zeltplane überdacht war.

    Naira beschloss sich dazu zu setzen und freute sich sogar, als die kleine Ansagerin zu ihr kam und fragte was es sein durfte.
    “Eine Schale von diesen Eintopf der da köchelt bitte. - Darf ich dich was fragen?”

    “Klar! Ich hoffe du hast ein Kupferstück.”, sagte sie und hielt die Hand auf. Nichts war umsonst in dieser Welt. Selbst für vermutlich Zehnjährige. Gleichzeitig sah man der Kleinen die Geschäftigkeit ihrer Großmutter an.
    Natürlich bekam sie es und gleich ein Zweites dazu.
    “Wie heißt deine Großmutter? Doch nicht Oma Stahl…”
    “Psssst! Nicht den Namen! - Oma heißt Rosa, aber alle nennen sie Rosi.”
    “Und wie heißt du?”
    “Margarita. Aber alle nennen mich Margi.”
    “Wie die Blume? Das ist ein schöner Name. Ich heiße Isidora. Der ist nicht so schön, wie deiner. Hier noch zwei Kopper. - Das war doch mal eine Schmiede. Was ist passiert?”
    “Ich war da noch nicht geboren. Opa war hier Waffenschmied. Zuerst für den König, dann für die Orks und dann starb er. Onkel Eik übernahm die Schmiede, aber er starb, als Kap Dun vom neuen König befreit wurde. Oma nennt ihn noch heute Dummkopf und vermisst ihn. Mein Papa Lind, Onkel Birk, Onkel Yves und Onkel Oren haben Opas Handwerk nicht gelernt oder waren so alt wie ich. Papa ist kein so guter Schmied und Onkel Birk hat bei einem alten Waffenschmied und Freund von Opa das Handwerk begonnen, aber dann die halbe Schmiede abgebrannt und flog raus. Naja und dann hat Oma für die Familie entschieden, dass wir neu beginnen und das hier “Zum Schmiedefeuer" nennen. Sie sagt immer >Die Leute brauchen Essen, zu trinken und gute Unterhaltung. Solange niemand was abfackelt, werden wir als Familie gut leben können.< - Dabei schaut sie immer zu Onkel Birk und schüttelt den Kopf.”, erzählte Margi und wirkte sehr reif für ihr Alter. Naira lächelte auf und gab ihr noch einen Kopper. Der Hof war eindeutig zu klein für Unterhaltung und Bewirtung. Naira verstand nun auch, was die Familie deswegen im Hafenviertel mit den geheimen Kämpfen am Hut hatte. Die Einnahmen waren nötig, um alle satt zu kriegen und die Familie zusammenzuhalten.
    “Danke für die Geschichte, Margi.”
    Margi griff sich den Kopper und sagte “Gerne, Frau Isidora. Ich bringe gleich das Essen. Seid ihr eigentlich geschäftlich hier?”

    “Auf der Durchreise nach Vengard. Ich hatte gehört, dass es hier gute Unterhaltung gibt und wollte sie mir nicht entgehen lassen. Du hast…sehr schön gesungen, Margi.”
    “Danke. Ich würde lieber tanzen, aber nachdem Onkel Oren beim Tanzen so richtig auf den Boden gelandet ist und der Barbier teuer war…hat Oma Rosi allen verboten zu tanzen.”
    “Ein Tanzverbot? Schade. Aber manchmal ist singen besser. Wie findest du Enzo den blitzschnellen Tänzer?”
    “Ganz gut. Ich mag ihn. Aber er könnte ruhig mal mehr mit den Leuten reden. Er schaut manchmal ziemlich böse und der Riese macht vielen Angst.”
    “Ver-stehe… - Ich habe genau das auch empfunden. Tanzen ist ja schön und gut. Aber es gehört mehr dazu, um die Herzen zu erobern.”

    “Margi! Beweg dich! Oder soll ich hier alles machen?”, rief ihr Bruder oder Vetter.
    “Mit dem tanze ich auch noch, wenn er weiter so frech ist. Essen kommt gleich.”
    Naira nickte und beobachtete dann das Treiben hier. Nachdem sie gezahlt und gegessen, brach sie bei Dämmerung zur Schwarzen Perle auf.

  20. Beiträge anzeigen #280
    Waldläufer Avatar von Ravia
    Registriert seit
    Aug 2024
    Beiträge
    101
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    Bakaresh - Im Hamam

    Ravia schritt durch die belebten Straßen von Bakaresh, die Hitze der Wüste drückte schwer auf ihre Schultern. Die Stadt war ein lebendiger Schmelztiegel aus Händlern, Reisenden und Einheimischen, die alle ihren Geschäften nachgingen. Der Duft von den weitgepreisten Gewürzen und das Rufen der passionierten Händler erfüllten die Luft, während Ravia sich ihren Weg zum Hamam bahnte, das Berash ihr empfohlen hatte.
    Wie viele Geheimnisse wohl hinter diesen alten, geschäftigen Fassaden verborgen sind?, fragte sie sich, während sie an den Ständen vorbeiging und die Menschen beobachtete.
    Das Hamam war ein prächtiges Gebäude mit kunstvollen Mosaiken und hohen, gewölbten Decken. Sie trat ein und wurde sofort von der feuchten Wärme und dem beruhigenden Plätschern des Wassers umhüllt. Eine ältere Frau, die offensichtlich die Aufsicht führte, begrüßte sie und führte sie in den Umkleideraum. Ravia legte ihre Kleidung ab und wickelte sich in ein dünnes Tuch, bevor sie in den warmen Raum trat.

    Der Dampf umhüllte sie wie ein sanfter Schleier, und sie spürte, wie die Anspannung langsam von ihr abfiel. Sie setzte sich auf eine der Marmorbänke und ließ die Wärme ihre Muskeln durchdringen. Eine junge Frau, die als Tellak diente, trat zu ihr und begann, ihr Haar mit duftendem Öl zu massieren. Ravia schloss die Augen und genoss die wohltuende Behandlung.
    Ich muss einen Hehler finden, der bereit ist, die Ladung Wein, Blaufliederhonig und Seide zu kaufen. Zu einem besseren Preis, als der Handelsfürst, dachte sie, während die Tellak ihre Haare pflegte ließ Ravia ihre Gedanken weiter schweifen. Ihre Kontakte in Bakaresh waren begrenzt, aber sie wusste, dass es in den dunklen Ecken der Stadt immer jemanden gab, der bereit war, Geschäfte zu machen. Sie würde ihre Ohren offen halten und ihre Augen scharf auf mögliche Hinweise richten.

    Doch ihre Entspannung wurde bald gestört. Einige der anderen Frauen im Hamam hatten bemerkt, dass sie eine Myrtanerin war. Ihre langen, blonden Haare und ihre, trotz Monaten auf See unter der prallen Sonnen, vergleichsweise helle Haut machten sie in dieser Umgebung leicht erkennbar. Die Frauen tuschelten und warfen ihr misstrauische Blicke zu. Ravia konnte die feindselige Stimmung spüren, die sich um sie herum aufbaute.
    „Was macht eine Myrtanerin hier?“, hörte sie eine der Frauen zischen, die offensichtlich bewusst die Gemeinsprache nutzte, „Sie hat hier nichts verloren.“
    Ignorier sie einfach, Ravia. Sie sind es nicht wert, sagte sie sich und konzentrierte sich darauf, ihre Ruhe zu bewahren.
    Sie war es gewohnt, ausgegrenzt zu werden, und wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich auf eine Konfrontation einzulassen. Stattdessen ließ sie die Behandlung über sich ergehen und genoss die wenigen Momente der Ruhe, die ihr vergönnt waren.
    „Schau dir nur ihre Haare an, so hell und unpassend für unsere Sonne“, flüsterte eine andere Frau.
    „Sie wirkt so arrogant, als wäre sie etwas Besseres“, fügte eine dritte Frau hinzu.
    Lustig, dabei seid ihr es, die sich arrogant geben, verkniff sie sich den bissigen Kommentar.

    Nachdem die Tellak ihre Haare gewaschen und gepflegt hatte, stand Ravia auf und begab sich in den kalten Raum, um sich abzukühlen. Sie fühlte sich erfrischt und gestärkt, bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, die vor ihr lagen.
    Ein Schritt nach dem anderen. Erst die Ware loswerden, dann sehen wir weiter.
    Mit einem letzten Blick auf die Frauen, die sie ausgegrenzt hatten, verließ Ravia das Hamam.
    Sie mögen mich vielleicht nicht akzeptieren, aber das wird mich nicht aufhalten. Ich habe größere Ziele vor Augen.
    Sie wusste, dass sie sich in einer feindlichen Umgebung befand, auch die Bestechung des Hafenmeisters bewahrte die Piraten nicht davor, von den Stadtwachen aufgegriffen zu werden, aber das würde sie nicht davon abhalten, ihre Ziele zu erreichen. Sie straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zurück in die belebten Straßen von Bakaresh.

Seite 14 von 20 « Erste ... 37101112131415161718 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide