Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 13 von 20 « Erste ... 2691011121314151617 ... Letzte »
Ergebnis 241 bis 260 von 400
  1. Beiträge anzeigen #241
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline

    Vengard

    »Du hast wirklich keine Ahnung wie es ist, ein Feuermagier zu sein, hm?«, bemerkte Françoise und sah den Paladin schräg an. »Sobald du den Schwur des Feuers abgelegt hast, gibt es nur wenige, die dich an die Etikette zu erinnern wagen. Ein altes Sprichwort sagt: 'Ein Zauberer kommt niemals zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wann er es beabsichtigt.' Und genauso halten wir Feuermagier es auch mit anderen Verpflichtungen. Von daher kann ich dir keinen Rat geben. Versuch es einfach mit freundlich sein. Das bringt dich meistens weit genug. Selbst wenn du beim Essen das falsche Besteck benutzt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Die Privilegien eines Feuermagiers waren weitreichend. Genau aus dem Grunde benahmen sich einige von ihnen auch, als seien sie der Erwählte Innos' persönlich. Diese Jahrhunderte alte Angewohnheit zu durchbrechen, war fernab der Realität. Françoise versuchte zu vermeiden, so barsch zu wirken. Doch sie musste sich eingestehen, dass die Privilegien der Robe manchmal wirklich ausgesprochen vorteilhaft waren.
    Mit einer Geste lud Françoise ihren Gast ein, Platz zu nehmen. Im Gegensatz zum Dachgeschoss des Tempels in Thorniara, wo es keinerlei Mobiliar gab, hatte das Arbeitszimmer der Obersten Feuermagierin in Vengard eine gewöhnliche Ausstattung. Neben einigen leerstehenden Schränken, waren dort ein langer Schreibtisch und zwei Stühle. Alles aus Ebenholz gefertigt. Genau wie Françoise es hinterlassen hatte, bevor sie in die andere Welt verschwunden war. Keiner der anderen Hohepriester aus dem Rat hatte das Zimmer in der Zwischenzeit für sich beansprucht. Den Grund dafür hatte sie noch immer nicht nachvollziehen können.
    »Wenn es darum geht, Informationen zu akquirieren solltest du dich an den Geheimdienst wenden.«, sagte die Priesterin und setze sich hinter den Schreibtisch. »Falls ich dir helfen kann, werde ich das natürlich tun. Die Inquisition überwacht Nordmar, Myrtana und Varant. Allerdings legt sie ihren Fokus auf die Verfolgung verderbter Magie und damit verbundenen unlauteren Praktiken. Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft.«

  2. Beiträge anzeigen #242
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Haus des Weinhändlers Cassius, DK1 Lehre (5. Tag, später Abend)

    Zeit war doch was Schönes. Manchmal musste man sie schlagen. Manchmal ging sie viel zu schnell um und manchmal hatte man sie einfach und wartete.
    Letzteres tat Naira zusammen mit Gisla. Am Marktplatz in einer Nebengasse hatten sie die vor wenigen Tagen entdeckte Leiter genutzt und waren aufs Dach geklettert, blickten hinab auf das bald endende Treiben der Menschen am Marktplatz und hatten das alte Fachwerkhaus des Weinhändlers genau im Blick.
    Akribisch hatte sich Naira darauf vorbereitet. Hatte sich hier auf dem Dach dunkle Kleidung angezogen und war zuvor ein paar Mal am Haus des Weinhändlers und seinen wirklich sehr gut sortierten und geordneten Stand vorbei gelaufen. Sie hatte sogar ein kurzes Gespräch mit Herrn Cassius über den Wein von Archolos und den aus Varant - verzichtete aber auf eine Weinprobe und empfahl sich damit, bald vorbei zu schauen und die Weinprobe nachzuholen. Diese bot er ihr wohl aber auch nur an, weil sie eine prall gefüllte Geldkatze mit sich geführt hatte, wo jedoch anderes wie Münzen drin war. Man musste ja glaubhaft vor einem Weinhändler wirken. Ein armes Mädchen kam da nicht weit.

    “Er baut schon ab.”, beobachtete Naira und kroch zurück auf die Dachseite die nicht einsehbar vom Marktplatz war.
    “Dann haben wir noch gut drei Stunden. Versuch dich damit. Beide sind ähnlich wie das Vorhängeschloss.”, sagte Gisla zu ihr und genoss die herbstlichen Sonnenstrahlen. Naira indes widmete sich den Schlössern.

    Vier Stunden später…

    “Das Licht ist schon länger aus. Ich beginne.”, sagte Naira und musste zugeben, erhöhten Puls zu haben.

    “Pass auf die Stadtwachen auf. Jeder der sich jetzt noch da unten bewegt, ist auffällig. Hast du dich für einen Dietrich für die Tür entschieden?”, fragte ihre Lehrmeisterin.
    Naira nickte lediglich und blickte hinab auf den Marktplatz. Sie ging noch einmal ihre geplante Route durch und beobachtete, wohin sich die Fackeln bewegten.
    Dann berührte sie Gisla kurz an der Schulter und stieg die Leiter hinab in die Gasse.
    Ruhig schritt sie im Dunkeln durch die Gasse und atmete tief ein und aus.
    Als Taschendiebin zu agieren war einfacher als einbrechen. Obwohl es nicht wesentlich gefährlicher war.
    Dann an der Ecke zur Hauptstraße gen Marktplatz begann ihr erster, richtiger Einbruch.
    Das was sie mit Eskiel geübt hatte, kam nun zur Geltung.
    Langsam und gebeugt schritt sie an den Häuserwänden entlang. Die Augen gen Markt und immer wieder zu den Fenstern und Türen auf der anderen Straßenseite gerichtet. Fokussiert auf den Moment.
    Kurz vor dem Marktplatz blieb sie bei einem Handkarren stehen und versteckte sich dahinter. Ihre nicht große Gestalt zahlte sich in der Hinsicht schon aus.
    Vorsichtig schaute sie gen Marktplatz. Sah wie eine Fackel am anderen Ende sich langsam bewegte und wartete nun auf die zweite Fackel.

    “Wo bleibt ihr…”, murmelte sie unruhig und erhoffte sich, jeden Moment den Lichtschein der Fackeln zu erblicken. Oder erwartete man sie? Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber möglich war es doch?
    Kurz ging sie noch einmal den ganzen Plan durch und befand, dass bisher nichts auffällig gewesen war. Ja, sehr diskret sprachen sie in der Schwarzen Perle über bestimmte Themen, während sie sich auch recht sicher fühlten.
    Dann nach einer halben Ewigkeit trotteten die Stadtwachen den Weg entlang und hielten kurz an, um irgendwas zu diskutieren.

    “Ich hab die Nase voll sag ich dir. Als ich Bauer war, konnte ich Abends auf meinem Stuhl sitzen, meiner Alten sagen, sie soll die Klappe halten und meinen eigenen Selbstgebrannten trinken. Das waren noch Zeiten. Und jetzt? Seit zwei Monaten die Abendschicht. Die dämliche Fackel muss ich auch halten und stinke nach der Schicht danach…Mensch, Mensch, Mensch…”, klagte einer der beiden.
    “Halt die Klappe, Hubert. Du verdienst genug, um deine vier Mäuler zu stopfen. Als Bauer hast du nach dem Krieg zwei Mäuler begraben müssen. Es wird auch wieder anders. Wir haben eine Aufgabe, also erledigen wir sie auch. Der Hauptmann wird von den zwei Kackbratzen sicher bescheid kriegen, dass wir wieder mal nicht auf selber Höhe patrouilliert sind. Über die kannst du dich aufregen…”, sagte der andere ganz nüchtern.
    “Innos soll es bei denen so richtig brennen lassen, wenn die pissen. Das wünsch ich denen. So besser?”
    “Besser…”

    Danach sahen sie sich ihres Berufs halber um, schienen aber ob der Routine am recht sicheren Marktplatz nicht zu erwarten, dass nicht viele Schritte entfernt sich jemand versteckte. Im Hafenviertel wäre das wohl anders.. Naira wartete bis sie sich zehn Schritt mit dem Rücken zu ihr bewegt hatten und erhob sich aus ihrem Versteck. Langsam und gebeugt schritt sie nun etwas vor und blickte zu der Facke die sich langsam bewegte. Sie sah auch die andere Fackel die sich da langsam bewegte.
    Ihr Plan hatte vorgesehen, dass sie direkt quer durch den Marktplatz zum Haus des Weinhändlers vordringen würde, doch es wäre einfacher zu warten, bis die beiden vor ihr vorbei am Haus des Weinhändlers wären. Dann hätte sie genug Zeit, bis das andere Duo mit Fackel hier wäre. Sie müsste nicht fürchten, in großer Eile einen Fehler zu begehen.
    Der Gedanke nahm Gestalt an und Naira folgte schleichend den beiden, bis ein abgeräumter Stand und leere Kisten am Zentrum des Marktplatzes die weniger riskante Sache waren. Sie huschte gebückt und fast in der Hocke erst zu den Kisten, kroch dann im Eidechsengang langsam zu den Marktstand und ging von da aus wieder in die Hocke. Zwei Momente ging sie auf Nummer sicher, dass beide Fackeln nicht in ihre Richtung kamen und schlich dann weiter in Richtung Weinhändler-Haus.
    Beinahe hätte sie aufgeschrien, als eine fette Ratte sie anstarrte und dann davon huschte. Sie bewegte ihre Hand wieder vom Mund und atmete durch. Ihr Herz schlug wie wild und sie konnte hier nicht so ohne Deckung stehen bleiben.
    So setzte sie ihren Weg fort, blickte zu ihrem Duo, dass sich dem Haus näherte, noch aber einige Schritte dahin bräuchte. Bei einem weiteren Marktstand angekommen, tastete sie sich langsam vor und hoffte, anhand der Schatten und des hellen Kopfsteinpflasters des Marktplatzes nichts zu übersehen.
    Sie entschied sich dagegen, noch näher an das Haus zu kommen und wartete geduldig wie ein Stein. Sie machte sich klein wie ein Sack, der neben der Seite des Marktstandes noch lag und setzte darauf, dass sie nicht durch ihre Patrouille abkürzen würden.
    Die beiden redeten irgendwas, was sie aus der Entfernung nicht verstehen konnte, hielten dann wieder, sahen sich um und gingen weiter. Ein Dutzend Atemzüge später waren sie endlich am Haus des Weinhändlers und gingen zum Glück einfach weiter.
    Naira ging auf alle Vieren und begann langsam wie eine Katze nach vorne zu schreiten. Erst als der Lichtkreis der Fackel ein paar Meter weg von ihrem Ziel war, wechselte sie ins Schleichen und wurde schneller je sicherer sie sich fühlte.
    Und dann geschah es beinahe. Sie trat in Scheiße. Wahrscheinlich Hund oder besser hoffentlich Hund und quietschte auf. Das musste sie sich abgewöhnen!
    Die Fackel hielt an und Naira musste nun handeln. Eilig bewegte sie sich zum Marktstand zurück und kroch erst darunter. Dann entschied sie sich hinter zwei Kisten dahinter zur springen. Die Fackel näherte sich weiter und sie hörte die Stimmen der beiden.

    “Was war das gewesen? Das war doch keine Ratte!”, meinte der der nur am meckern war.
    “Das war eine Ratte. Oder besser Zwei! Haben sich um einen Brotkrumen gestritten. Komm, sonst kommen noch die zwei Deppen und fragen, was wir hier suchen.”
    “Riechst du das auch?”

    “Scheiße. Vielleicht hat sich eine Ratte eingeschissen oder du bist rein getreten.”
    “Verdammich!”, fluchte der einstige Bauer und hielt die Fackel an seine Stiefel.
    “Du nicht, aber irgendwer ist in Scheiße getreten. Siehst du das? Muss frisch sein, sonst würde das nicht so aussehen.” - Ab diesem Moment kroch Naira rückwärts, ohne den Boden mit ihrem Körper zu berühren und drehte langsam um 90°.

    “Ja…also doch keine Ratte?”
    “Da bin ich mir noch nicht sicher. Schauen wir uns um. Die Spur wird dünner. Kleine Füße. Vielleicht ein Kind? Ein Straßenkind?”, meinte der Besonnene von den beiden.
    “Welche Straßenkind hat denn Schuhe, hmm?”
    “Dann eines von den Bürgern hier? Ist ausgebüchst und wollte ganz mutig sein.”
    “Deine Mutter ist ausgebüchst, als sie dich nach der Geburt gesehen hat. Kann schon irgend ein Bengel sein der in die Scheiße getreten ist. - Halt!” - Naira zuckte zusammen, war aber eigentlich seitlich zu den beiden.

    “Wo?!”
    “Da ist ne Ratte. Ist die fett! Bei Innos! Hat bestimmt den Bengel gefressen.”
    “Zumindest angeknabbert… suchen wir weiter.”
    “Erst verscheuchen wir das Mistvieh. Pfui Deibel! Ich hasse Ratten.”, der einstige Bauer zog einen dicken Knüppel und rannte auf die Ratte zu.
    Genug Ablenkung für Naira, um schnelle Schritte zu machen und in ein Fass kurz vor ihr zu springen?
    Nein! - Das machten alle, kamen in allen Geschichten davon, weil alle daran vorbei liefen und dann an ihr Ziel. Sie malte sich eher aus, dass die Wachen genau dort reinschauen würden, weil es so offensichtlich war. Ausserdem hatte sie immer noch Scheiße am Schuh. Das kam in keiner Geschichte vor.
    Stattdessen schlich sie hinter das Fass und versuchte den Moment nicht durch Panik, sondern klare Gedanken zu beherrschen. So wie es Eskiel und vor allem Gisla konnten.
    Sie war hier auf dem Marktplatz. Fast noch im Zentrum. Seitlich zu ihr am Hauptweg durch den Marktplatz standen die beiden und die Ratte war soeben in die Dunkelheit geflüchtet. Das andere Duo würde die beiden seitlich zu ihr direkt ins Gesicht schauen, wenn sie nun hierher kämen. Die Häuser am Marktplatz waren einen Steinwurf entfernt und wenn sie nicht noch einmal in Scheiße treten würde, würde sie schleichend dahin kommen. Sie musste nur beachten, dass ihre beiden Freunde irgendwann bald wieder ihre Route nehmen würden. Sprich zurück um den Rundweg um den Marktplatz und da am Übergang, war das Haus des Weinhändlers gut fünf Meter rechts gelegen. Sie würden nach links gehen, gingen sie ihrer normalen Route wieder nach. Naira atmete durch mit dieser Flut an Gedanken und hatte wieder einen Plan.
    Sie lauschte den Worten, die nicht mal zehn Meter von ihr Weg waren. Sie machte dann einen Schritt rückwärts schleichend, wie sie es von Eskiel gelernt hatte, zurück in Richtung Häuser und dann noch einen solange sie sprachen. Als es ruhiger wurde stoppte sie und orientierte sich, denn sie stand gerade frei. Bereit zu flüchten, falls sie in ihre Richtung kämen, doch es kam nicht so, sondern anders.

    “Heda! Ihr macht einen Lärm! Was macht ihr Zwei da?”, fragte die Stimme, die die Fackel des anderen Duos hielt. Sie hatten sich schnellen Schrittes genähert.
    “Suchen jemanden der in Scheiße getreten ist. Nicht zufällig du, Kamaro?”, fragte der Schlauere ihres Duos und ließ keine Zweifel daran, dass er Kamaro nicht mochte.
    “Kann nicht sein, Paron. Hat er in immer in der Hose, statt am Stiefel. Sammelt die Scheiße und schnüffelt dran.”, sagte der ehemalige Bauer.
    “Sagt unser Bauer Hubert. Halt die Klappe, Hubert! Du bist so einfältig, dass du sicher an Scheiße leckst um die Qualität zu bestimmen.”, maulte Kamaro.
    “Deine Mutter leckt! Du weißt ganz genau was an mir!”, erwiderte Hubert, während Naira noch etwas seitlich schlich, bis sie selbst auf dem Weg der durch den Marktplatz ging war.

    “Uiiii jetzt beleidigst du meine Mutter, heh? Verpiss dich, Hubert. Ich melde dich, weil du im Dienst nur scheiße laberst. Was macht ihr hier also!? Paron! Wirklich nach Scheiße suchen?”, fragte Kamaro.
    “Wirklich! Da ist eine frische Spur. Jemand mit kleinen Füssen ist in einen Haufen getreten, hat ein Geräusch gemacht und ist weg von uns, als wir der Sache nachgingen. So schauen die Spuren aus. Wir machen also nur unseren Dienst. Ihr beiden solltet besser patroullieren oder nicht? Was sagt der Schweigsame dazu? Gilbot, nicht wahr?”, sagte Paron.
    “Ich sage, dass ihr verdammt nochmal die Ränge und Dienstzeit achten solltet und an Kamaro ordentlich Meldung machen. Ihr Deppen benehmt euch wie Bauernlümmel mit Knüppeln, die Stadtwache spielen wollen. Der Hauptmann wird euch den Arsch aufreißen, wenn hier wirklich jemand unterwegs ist.”, sprach Gilbot und erst einmal wurde es still. Naira stoppte.
    “Wenn du uns meldest, dann melden wir wie unser Dienstälteste Kamaro die Vorschrift auch nicht einhielt und scheiße laberte. Hubert unnötig beleidigte. Also? Herr Kamaro. Melde gehorsamst, dass wir in der Nähe einen nächtlichen Unruhestifter vermuten. Deswegen haben wir unsere Patrouille unterbrochen. Was ist der Befehl?”, sagte Paron schneidig und Naira stoppte erneut. fast war sie am Rundweg und verstand auch nicht mehr jedes Wort.
    “Danke Gilbot. So macht man das und geht seiner Pflicht nach. Durchsucht die Marktstände. Wir teilen uns in zwei Areale auf. Ihr das hinter euch und wir das hinter uns. Macht Meldung wenn was ist. Danach zurück auf den Patrouillengang!”, befahl Kamaro und der Moment für Naira schnelle Schritte gen Rundweg zu machen und genau zu beobachten, wohin Hubert und Paron gingen. .

    “Hier im Fass ist nichts. Aber es stinkt…”, kommentierte der einstige Bauer und konnte wohl nicht leise reden. Naira hingegen ballte die Faust und feierte sich für einen Augenblick. Die Fackeln bewegten sich und sie nun auch weiter zum Haus des Weinhändlers. Nicht aber, ohne beim Nachbarn vorbei zu schauen und die Fussmatte ihrem Zweck nach zu benutzen. Dann schlich sie endlich zu ihrem Ziel und holte das Dietrich-Etui hervor. Dort griff sie zu den vorbereiteten Spanner und zwei Dietrichen, die passen sollten.
    Kurz blickte sie zu den sich bewegenden Fackeln und legte los. Das wenige Licht dieser Nacht reflektierte leicht am eisernen Beschlag des Schlosses und Naira stand mehr seitlich dazu, um es zu nutzen. Wie das wohl Gisla bei völliger Dunkelheit machte?
    Der Spanner glitt hinein und fand im hintersten Teil unten des Schlosszylinders den Punkt, wo sie drücken musste. Leicht bewegte sie diesen nach links und rechts und lauschte ruhig atmend. Sie hörte eine Mechanik sich leicht lösend und begann dann mit dem Dietrich. Hier musste sie fühlen und hören. Sehen war trotzdem gut, um nicht beim Einführen zu viele Geräusche zu verursachen.
    Der erste Dietrich war zu grob stellte sie fest und nahm dann den anderen. Den schob sie fast bis zum Schieber vor und bewegte den Dietrich dann kurz nach rechts. Da war aber nichts. Nur Widerstand. Als sie nach links schob, fand sie den Schieber und bewegte diesen dann langsam. Kurz machte es Klick und sie hatte den ersten Punkt. Den Dietrich zu ihr führend, suchte sie nun den zweiten Schieber. Dies verursachte Geräusche, die sie jedes Mal etwas nervös machten, doch mit einer Linksdrehung des Dietrichs war dieser Schieber gefunden und sie führte ihn dann auch zu seinem recht nahen Punkt, wo er das typische Geräusch verursachte. war die Tür nun auf? Naira versuchte, den Spanner sanft weiter zu bewegen, doch da ging nichts.
    “Noch einer.”, sagte sie sich und hatte es irgendwie vermutet. So ein Weinhändler leistete sich auch ein gutes Schloss.
    Der dritte Schieber wurde zur Herausforderung. Nicht nur, dass hinter ihr die Geräusche darauf hindeuteten, dass ihre Zwei wieder auf den Rundweg kommen würden - nein, sie musste ihr Handgelenk so ziemlich verdrehen, um den weiten Weg des Schiebers zu seinem Rastpunkt mit konstanter Kraft und ohne, dass dieser zurück schnellt, zu meistern.
    Es gelang ihr und der Spanner schloss die Tür auf. Sie atmete auf und merkte erst jetzt, wie schwitzig ihre Hände waren. Sie blickte kurz zurück, steckte das Dietrich-Etui wieder ein und schlich durch die Tür, um sie dann vorsichtig durch die Türklinke zu schließen.

    Als sie nun drin war, wurde sie ein wenig stutzig. An der Haupttür waren seitlich Haken und der Balken, der zusätzlich blockieren sollte, war nicht aufgesetzt. Sonst wäre es für sie komplizierter geworden, ja gar unmöglich ohne Hilfsmittel oder eine andere Tür. Hatte der Weinhändler Cassius dies heute Nacht vergessen?
    Sie sah sich hier im Vorraum kurz um und fand dann auch direkt den Treppenabstieg zum Keller. Dahin wollte sie und schlich dahin. Da sie vermutete, dass das Holz der Treppe Geräusche verursachen würde, hangelte sie sich am Geländer entlang nach unten. Das war unproblematisch, da es nur vier Treppenstufen hinab waren und zum Glück noch das schwache Licht durch die Fenster aus dem Flur herein kam. Grob sah sie die Konturen der Tür, tastete sie ab, fühlte am Schloss und der Türklinke und machte sich an die Arbeit.
    Gisla hatte sie heute Nachmittag bewusst die Konturen der Dietriche und Spanner mit geschlossenen Augen fühlen lassen und so zog Naira auch einen Spanner hervor und schob diesen vorsichtig rein. Das Schloss war hoffentlich ähnlich dem der Haustür. Ein Schlosser, der für alle Türen die Schlösser gemacht hatte, wäre sinnvoller, wie mehrere Schlosser zu beauftragen. So ihre Logik, wenn sie ein Haus bauen würde oder diesen Auftrag hätte.

    Es sei denn, man wollte den Keller besonders schützen. Und das war so. Der Spanner fand am selben Punkt wie bei der Haustür nichts. Stattdessen ertastete sie mit dem Spanner oben links etwas, was einen Mechanismus aktivierte. Der Spanner war aber zur grob, vermutete sie. So holte sie einen Feineren hervor und drückte am Mechanismus. Wieder nichts. Dann griff sie zu einem Spanner, der nicht in irgendeinen Keil drücken sollte, sondern sehr spitz zulief. Quasi in ein Loch geschoben wurde, wo im Inneren eine dreieckige oder viereckige Form war, die man dann bewegen konnte, weil eine Feder für den Mechanismus eingedrückt wurde. So die Lektion von Gisla zu dieser Art Spanner.
    Es funktionierte und Naira war verblüfft, als sie den Spanner bewegte und sich problemlos das Schloss öffnete. Die Tür war gar nicht abgeschlossen!?
    Sie schob die Tür auf, dachte sich, dass sie Feuer brauchte und erschrak so ziemlich, als jemand sich im Dunkeln bewegte und einen Vorhang weg zog, hinter dem Kerzen und ein Kerzenleuchter brannten. Er nahm den Kerzenleuchter und setzte sich auf einen schönen Sessel, neben den ein Tisch mit einer Karaffe Wein und zwei Gläsern stand. Den Kerzenleuchter stellte er dahin und kam mit dem Gesicht näher ins Licht. Es war Herr Cassius. Naira war wie erstarrt vor Schreck und ob der Situation. Eine Falle?
    “Guten Abend, die Dame. - Was hat dich so lange aufgehalten, Naira? Ich habe warten müssen...tztztz. Und was riecht meine feine Nase da...?”
    Geändert von Naira (01.11.2024 um 12:57 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #243
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline
    Manchmal wäre es schon vorteilhaft Feuermagier zu sein. Das erklärte wahrscheinlich auch die eine oder andere Grenzübertretung die Saraliel gerne vollzog. Vielleicht sogar ohne es groß zu bemerken, weil es so einfach war und es fast Keiner wagte es ihm ins Gesicht zu sagen, wenn er sich deutlich despektierlich benahm. »Das freut mich, wenn wir uns gegenseitig unterstützen können. Es ist meine Order im Geheimdienst zu dienen und wenn wir die Informationen der Inquisition ebenfalls nutzen können und dazu noch weitere Quellen wie beispielsweise in Varant dazunehmen, bekommen wir ein recht klares Bild«. Im Einzelfall und bei einigen Dingen nicht allen. Immerhin. Daelon würde sich über die Verbindung jedenfalls freuen.

    Er fuhr mit der Hand am langen Ebenholztisch entlang. In tadellosem Zustand. Manche würden dafür sicherlich eine große Summe ausgeben. Der Streiter selbst eher nicht. Draco hatte es nicht so mit Reichtümern und Protzereien. »Ich hätte tatsächlich noch etwas Anderes. Etwas mit dem du dich besser auskennen wirst als die Allermeisten und etwas, dass ich kaum mit Jemand Anderem gut besprechen kann«. Saraliel vielleicht. Die elende Moralpredigt und das was Vater wohl gewollt hätte hielten ihn aber davon ab. Zudem noch, dass sein Bruder deutlich gesagt hatte, dass er ihn erst wiedersehen wollte, nachdem er vollständig rehabilitiert worden war. »Als Prüfung, ob ich noch weiter dafür tauge im Dienste des Reiches zu stehen haben sie mich aus dem Feuerkelch trinken lassen und der König hat meine Gedanken intensiv in Augenschein genommen. Jetzt bin ich mit Magie gesegnet, die ich weder verstehe, noch die ich benutzen kann. Das hier ist das Einzige was ich bislang zustande gebracht habe« Er legte seine Hand mit dem Rücken auf den Tisch. Er konzentrierte sich und erst als er schon verlegen zu schauen begann flimmerte ein ganz schwaches rundlich silbernes Licht über seiner Handfläche. Man musste sich schon wirklich gut fokussieren, damit das Licht überhaupt auffiel. »Da zwei Mächte in mir wirken sieht es wohl nicht ganz wie sonst aus«, sagte er nachdenklich. »Abgesehen davon, dass ich nicht genau weiß was es überhaupt damit auf sich hat. Ich hoffte du könntest mir etwas dazu sagen. Schließlich ist es dein Spezialgebiet«

  4. Beiträge anzeigen #244
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Haus des Weinhändlers Cassius, DK1 Lehre (5. Tag, später Abend)

    “Guten Abend, die Dame. - Was hat dich aufgehalten, Naira? Ich habe warten müssen...tztztz. Und was riecht meine feine Nase da...?”, echauffierte sich Herr Cassius und goss beiden Wein ein.
    Er rief nicht Diebin oder zog eine Waffe oder dergleichen. Nein - er hatte sie tatsächlich erwartet und kannte ihren Namen. Naira zählte eins und eins, aber auch zwei und eins zusammen und hatte eine Hand an der Türklinke.
    “Guten Abend, Meister Cassius. Stadtwachen sind leider nicht dafür zuständig die Wege sauber zu halten, dann tritt eine Dame in einen Haufen und plötzlich empören sie sich, weil sie aufschreit und es später Abend ist. Sie suchen nach ihr und dann entscheidet sich die Dame, ohne diese Begleitung euer wertes Heim zu besuchen. Ihr habt mich erwartet, nicht wahr? Weil ihr der Freund einer Freundin seid oder der Freund eines anderen Spiels, der eine Scharade durchschaut und eine Diebin gegen den Wind riecht?”, fragte sie und nutzte ihre ganze Schauspielerfahrung, um nicht nervös zu wirken.
    Der Mann näherte sich, reichte Naira einen Kelch aus Silber und lächelte sie an.

    “Ich wollte sehen, ob du eine erste Herausforderung meisterst und dich nicht dumm anstellst. Gisla hat viel von dir erzählt und dein Potential erwähnt. Jemand mit gutem Gehör und der Erfahrung eines Meisterdiebes oder richtig guten Stadtwache, hätte das an der Haustür gehört. Wusstest du, dass manche einen Hund besitzen und diesen genau auf diese Geräusche abrichten? Sie bellen dann wie wild los und dann kann man direkt Fersengeld geben. Faszinierend, nicht wahr?”, fragte der Weinhändler.
    “Faszinierend. Ja, so Hunde möchte ich niemals antreffen. Ihr seid also ein Meisterdieb? Ihr gehört zu ihnen nicht wahr? Gisla ja auch…wie auch Corazon. Dann war das also eine Art Prüfung? - Aber wo bleiben meine Manieren? Ihr wolltet sicher anstoßen? Auf was genau?”, fragte Naira und entspannte sich innerlich. Cassius hob den Kelch.

    “Auf den ersten bestandenen Teil! Wusstest du, dass zwei der Treppenstufen zum Keller angesägt sind? tritt man drauf, dann kracht es. Natürlich war die Tür hier nun kein Problem, aber das Schloss an der Haustür musste schon sein. Also…”, sagte Cassius und dann klopfte es an der Tür hinter Naira. Naira öffnete und Gisla stand dort.
    “Guten Abend, der Herr und die Dame. Ich sehe, sie hat sich kein Bein gebrochen. Gut gemacht!”, lobte Gisla und erntete von Naira einen Blick, der Antworten verlangte. Cassius holte noch einen Silberkelch hervor und goss Gisla ein. Dann reichte er diesen Gisla und bat zuerst anzustoßen.

    “Auf unsere Aspirantin. Möge sie fähig genug sein, heute Nacht noch den zweiten Teil zu lösen. Höre meine Worte: Ein Riese wacht über seine Stadt und hält Ausschau nach den Ratten. Doch weiß er nicht, dass die Ratten ihr Nest unter seinen Füssen haben. - Viel Erfolg!”, sagte Cassius und stieß mit Naira und dann mit Gisla an. Naira nahm den Schluck vom Rotwein und ließ den Schluck auf der Zunge wandern.
    “Der aus Archolos?”, fragte sie und dachte schon jetzt über dieses offensichtliche Rätsel nach.
    “So ist es. Gut?”, fragte Cassius. Naira nickte und nahm noch einen Schluck, bevor sie Gisla anblickte.
    “Das da unten war knapper als du denkst. Aber das gehört auch zum Spiel der Einbrecher. Schleichen und Schlösser knacken ist das eine. Man kann es üben und Meister darin sein. Die Meisterschaft braucht es aber darin, situativ den Kopf zu nutzen, das Glück herauszufordern und zu wissen, wann man andere Wege geht. Eskiel wäre da unten ins Fass gesprungen. Danzo hätte allen Vieren eine verpasst und mein lieber Bhor hätte wohl wie Chani das Gespräch gesucht und einfach mit Charme versucht zu entkommen. Ich, Naira, hätte den langen Weg genommen. Wäre den beiden schleichend gefolgt, bis sie hier gewesen wären. Und dann wäre ich eingebrochen. Ohne große Umstände.”, meinte Gisla.
    “Und was hättest du gemacht, wenn du wie in Scheiße getreten wärst und eine wirklich fette Ratte getroffen hättest?”, fragte Naira herausfordernd.
    “Dann wäre ich wie du vorgegangen und hätte was dabei gehabt, um es zu werfen. Weit genug, um Ablenkung zu schaffen. Aber…du hast es so wie es war gut gemacht. In der Theorie geht immer alles besser und einfacher. Bist du bereit?”, fragte Gisla. Naira trank aus und nickte.

    “Dann geh durch diese Tür. Sie führt in einen Gang, der mit ein paar der Keller im Marktviertel verbunden ist. Am Ende des Ganges ist eine Leiter mit Falltür. Bist du draußen, deck sie wieder gut ab. Du befindest dich dann im Garten eines Freundes nahe des Hafenviertels. Ab da beginnt deine zweite Aufgabe.”, erklärte ihr Cassius.
    “Dann sehen wir uns wohl später wieder. Ich würde gerne noch mit Wasser und einer Bürste meine Stiefel säubern. Der Geruch fällt leider auf. Danach gehe ich.”, bat sie und Cassius nickte verständnisvoll. Er bot Gisla an sich zu setzen und Naira besah sich schon mal den Gang, der wirklich nicht lang war.

  5. Beiträge anzeigen #245
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Fasziniert blickte Françoise auf das Lichtlein, welches der Paladin beschworen hatte. Obwohl Innos den Streitern die Magie zum Geschenk gemacht hatte, konnte sich die Oberste Feuermagierin nur an wenige Gelegenheiten erinnern, bei denen sie die Paladinmagie zu Gesicht bekommen hatte. Eine höchst bedauerliche Angelegenheit. Dass ausgerechnet Draco mit seiner Vorgeschichte sie nun um Hilfe damit bat, gab dem ganzen eine absurde Note. Natürlich half sie ihm.
    »Du hast das ohne Hilfe geschafft? Nicht schlecht.«, fragte Françoise. »Selbstverständlich werde ich dir helfen. Ein Paladin ohne Magie, ist wie ein Paladin ohne sein Schwert.«
    Vergeblich versuchte sich die Priesterin ein Grinsen zu verkneifen.
    »Entschuldige. Die Versuchung war zu groß.«, sagte die Oberste Feuermagierin lachend. »Aber im Ernst: es ist ein wirklich guter Anfang. Auch wenn du ein erfahrener Kämpfer bist, überträgt sich diese Erfahrung nicht auf den Umgang mit Magie. Streng genommen befindest du dich auf dem Niveau eines Adlatus. Durch den Feuerkelch wurden deine latenten Fähigkeiten aber hervorgebracht. Das bedeutet, dass du wesentlich leichter darauf zurückgreifen kannst. Gleichzeitig führt das dazu, dass deine Magie von einer bestimmten Natur ist. Verwandt mit der Feuermagie und trotzdem klar unterscheidbar. Einen Feuerball wirst du also nicht beschwören können. Und wie du bereits bemerkt hast, äußert sie sich bei dir anders, als bei anderen Paladinen. Nicht nur ist Magie von Gott zu Gott unterschiedlich. Der Wirker - das heißt du - besitzt ebenfalls Einfluss darauf. Dein Charakter mit all den Erfahrungen, die du in deinem Leben gemacht hast, wird deiner Magie eine persönliche Note verleihen. Das macht sie nicht falsch. Es ist immer noch Innos' geweihte Paladinmagie. Würde deine Vorgeschichte Innos erzürnen, könntest du aus allen zwölf Feuerkelchen trinken und du wärst trotzdem nicht in der Lage, Magie zu wirken. Insofern hättest du die Prüfung bereits bestanden. Allerdings bin ich selbst neugierig, wie es mit dir weitergeht. Das Lernen hat für dich gerade erst begonnen. Deshalb die erste Frage: was weißt du bisher über Magie?«

  6. Beiträge anzeigen #246
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Versteck der Diebesgilde, DK1 Lehre (5. Tag, fortgeschrittene Nacht)

    “Ein Riese wacht über seine Stadt und hält Ausschau nach den Ratten. Doch weiß er nicht, dass die Ratten ihr Nest unter seinen Füssen haben.”, zitierte Naira die Worte von Cassius, während sie in sicherer Umgebung einfach auf der Falltür saß. Der Garten war einigermaßen gut gepflegt. Ein Apfelbaum stand hier und eine Bank drunter. Dazu ein paar Beerensträucher und sie selbst war in einem kleinen Pavillon, der von Rosen überwuchert war. Ein guter Ort für eine schmale Falltür in der Ecke. Und durchdacht, wenn man dadurch vor Feinden entkommen konnte, die in das eigene Heim eindrangen.

    Naira sah sich noch einmal kurz um und schlich dann aus dem Garten heraus. Sie roch den ganz eigenen Geruch des Hafenviertels und musste zugeben, dass der Garten im Vergleich zur Gasse, in der sie sich befand, einfach eine Oase des Wohlfühlens war. Aber dort kam sie auf keine guten Lösungen für das Rätsel.
    Nur ein paar Fakten. Es war die Diebesgilde die ihr eine Art Aufnahmeprüfung auferlegte. Gisla war trotz ihrer Mission der Meinung, dass dies passte. Cassius war nicht der, der er zu sein schien und sie hatten ihr Versteck irgendwo unterhalb jener, die sie suchten. Klar, dass es die Stadtwache war. Aber ein Riese? Das war doch seltsam. Im Hafenviertel angekommen, war ihr erstes Ziel die Schwarze Perle.
    Sie ging sehr schnellen Schrittes an Gestalten am Boden vorbei und auch an streitenden Gestalten nahe des Kais.
    Als sie dann um die Ecke bog, drehte sie sofort wieder um und ging etwas in die Schatten. Eine Patrouille aus fünf Stadtwachen schritt auf dem Hauptweg entlang und sie wollte einfach nicht in sie hinein laufen.
    Als sie um die Ecke kamen, versteckte sie sich an der Ecke einer Hütte und beobachtete.
    Grimmige Gestalten. Angespannt in ihrem Gang und sich bewusst, dass jederzeit Ärger auftauchen könnte oder zu klären war. Und das mit betrunkenen Matrosen oder Gesocks.
    Nur der Letzte schlurfte eher hinterher und hielt die Hellebarde, als wäre sie voller Katzenpisse am Schaft.

    “Adan!”, schoss es ihr durch den Kopf. Er war also immer noch hier und nicht dort, wo ihn seine Auftraggeber sehen wollten oder besser gesagt er sich selbst, um seine Schwester und sich zu retten.
    “Leuchtturm…”, sagte sie sich in Gedanken und musste grinsen. Cassius hätte es etwas schwieriger gestalten können. Auch wenn sie Adan für die Lösung gebraucht hatte. Doch vielleicht war dies auch zurecht so, denn sie wusste ja nicht wo das Versteck war. Der Keller? Unwahrscheinlich.
    Sie müsste es sich wohl ansehen.


    Etwas später…

    “Die Serpentinen hinauf geht es zum Leuchtturm. So hell, wie es da ist, ist es voll mit Wachen. Die Kommandantur sollte mich aber nicht interessieren und kein Dieb geht da hinauf, um in ein Versteck zu gelangen. Da sind aber auch keine Füße des Riesen.”, machte sie für sich klar und widmete sich den Felsklippen, auf denen der Leuchtturm thronte. Sie gingen hinab bis zum Meer und waren zum Teil natürlich noch mit dem Hafenviertel verbunden.

    “Ich glaube nicht, dass ein einladender Weg dort an den Klippen existiert. Aber wieso nicht? Ein Versteck in den Klippen. Eine Höhle die von Kap Dun aus schwer einsehbar ist und von See aus genauso. Die Frage ist wo? Und wo beginne ich? Hoch komme ich nicht, aber runter ins Hafenviertel schon.”, dachte sie sich und hatte mit dem Rätsel irgendwie schon ihren Spaß.
    Etwas später war sie wieder im Hafenviertel und hatte den Blick immer wieder gen Leuchtturm und Klippen.
    Je näher sie diesen kam, umso näher kam sie auch dem Ende des Hafenviertels und der Schwarzen Perle mitsamt Ansammlung an Hütten, die nah an den Klippen gebaut waren.

    “Niemals in der Schwarzen Perle.”, dachte sie, sah hinter sich, weil es nunmal spät war und wirklich keine netten Menschen hier noch zu erwarten waren und dann nahm sie Anlauf.

    Sie sprang mit einem Satz auf ein Fass und von da auf das erstbeste flache Dach. Oben setzte sie sich sofort in Bewegung. Sprang oder hopste auf die nächsten Dächer und war dann bei der Schwarzen Perle. Da musste sie sich vorsichtig am schiefen Dach hinauf bewegen, bis sie sich auf einem flachen Sims befand. Sie legte sich flach hin und blickte runter. Menschen waren rausgekommen und unterhielten sich. Nachbarn, die auf ihre flachen Dächer zeigten und ein Nachtwächter, der ein kleines Lagerhaus bewachte, schüttelte auf Fragen nur den Kopf. Dann hob er die Hände, beruhigte die Leute und ging den Weg entlang, um zu schauen, ob sie irgendwo da war oder wie er selbst auf das Dach kommt.

    “Kommt schon. Ich war einfach nur eine Riesenratte.”, sagte sie leise und konnte froh sein, dass sie nicht ein doppelt so schwerer Mann war. Was sie auf den Gedanken brachte, dass dies vielleicht nicht der beste Weg war oder der falsche.
    Sie musste es aber probieren, um irgendwie was zu versuchen.
    So stieg sie die Gegenseite des Dachs der Schwarzen Perle ab und hielt sich nah bei den Klippen. Am Ende war da kein Weg mochte man meinen. Zumindest kein typischer, offensichtlicher Weg. Auf dem zweiten Blick war da immer noch nichts und auch bei dem geringen Licht kaum zu erkennen. Der dritte Blick, der mehr ein Abtasten der Klippe war, war erhellend.

    Naira ertastete ein männerfaustdickes Loch in der Klippenwand und tastete weiter um sich. Noch eins auf selber Höhe und mehr wie ihre Armlänge zum anderen Loch entfernt. Sie griff in beide Löcher hinein und war sich sicher, dass hier jemand fleißig gewesen war. Nun war die Frage, ob von ihrem Stand auf dem schrägen Dach aus und mit den beiden Löchern es hinauf gehen sollte oder doch zur Seite? Logisch wäre es nicht gewesen, wenn es hinauf ging. Nicht bei Tageslicht und nicht um eine mögliche Höhle höher zu verbergen.

    “Also nach links. Die Klippe entlang. Hoffentlich…”
    Es würde ein Kraftakt werden und sie hätte Cassius um etwas Käse und Brot zum Wein bitten sollen.
    Sie zog sich am linken Loch beidhändig hoch und streckte den linken Arm dann aus, um ein mögliches Loch zu ertasten. Sie griff hinein und war erleichtert. Der Abstand war geringer und sie fand darin Halt.
    Dann war es wieder diese eine Moment des ersten richtigen Schrittes einer Wagnis. Sie atmete tief ein, mit dicken Backen aus und brachte ihre rechte Hand zur linken. Sie stemmte sich leicht auf und versuchte, mit ihren Füßen irgendwo an der Klippenwand Halt zu finden.
    Ihre Stiefel schabten am Stein und plötzlich versank ihr linker Stiefel in einem Loch, dass da nicht durch Zufall war. Schnell streckte sie ihre linke Hand aus, suchte das nächste Loch und fand es. Ihr linker Fuss und der rechte tauschten die Plätze und mit Links konnte sie ihren Fuss in ein weiteres Loch drücken.

    Sie atmete durch und hing da leicht gebeugt, etwas breitbeinig und recht sicher an der Felswand. Noch schmerzten ihre Hände nicht und wäre sie größer, wären die Löcher wohl perfekt für sie.
    Sie stellte sich vor, wie ein Eskiel oder eine Chani hier hängen würden. Gut - Chani würde hier in die Tiefe stürzen, weil sie ihre bescheuerte Katze noch dabei hätte. Eskiel aber wäre wie gemacht für dieses Klettern.
    Naira machte den nächsten Schritt weiter weg vom Dach der Schwarzen Perle. Erst die linke Hand, dann die Rechte zur Linken und dann folgten die Füße. Ein guter halber Meter mehr weg vom Dach.
    Je mehr Abstand sie dann schaffte, umso mehr kam sie um die Klippe oder besser den riesigen Fels herum. Unten rauschte das Meer und rechts von ihr sah sie nicht mehr alle Lichter des Hafenviertels. Als sie langsam ermüdete und das Dach der Schwarzen Perle nur noch an der Ecke sichtbar war, merkte sie wie es leicht hinab ging. Drei Löcher in der Reihe später war sie da. Ein kleiner Felsvorsprung war direkt unter ihr und sie ließ sich einfach fallen.
    Ihre Hände schmerzten und ihr Körper ächzte vor Anstrengung. Nun da sich die Anspannung der Kletterei und Gefahr zu Stürzen legte und sie hoffentlich weiter gekommen war.
    Sie hätte sich was zu trinken mitnehmen müssen.
    Sie sah sich um und erkannte etwas sehr offensichtliches. Eisenbolzen die in den Stein geschlagen worden waren und daran befestigt eine Strickleiter.
    “Übers Wasser…mit einem Boot…na gut. Und dieses dünne Seil hier am Rand dient wohl dazu, die Leiter von unten runter zu ziehen. Dann klettert man hoch und zieht die Strickleiter mit hoch. Legt das Zugseil wieder an den Rand, damit es nicht auffällt und spaziert rein. Hmm…so macht man das.”, bewertete sie, stand auf und schüttelte ihre Arme aus.
    Kaum drehte sie sich zur Seite, erkannte sie eine Holzwand. In den Farben der Klippe gestrichen oder besser gekalkt und gestrichen. Kein Wunder, dass es so niemandem auffiel.
    Naira klopfte dagegen und befand, dass es sehr massives Holz sein musste. Entsprechend war auch die Tür, die sie dann massiv vorfand und fast so schmal wie sie. Jemand in dicker Rüstung passte da nicht durch. War das also ein Fluchtweg?
    Naira stand nun vor der letzten Herausforderung. Zwei Schlösser sicherten diese Tür. Beide gleich vom Äußeren, doch lag eines über dem anderen.
    “Doppelt verriegelt?”, überlegte Naira und griff zum Dietrich-Etui. Sie konnte nur rein kommen, wenn sie beide knacken würde. Dann sollte es so sein.

    Etwas später…

    “Verdammtes Miststück!”, fluchte Naira und ärgerte sie darüber, dass sie noch nicht mal das erste Schloss geknackt hatte. Dabei war es gar nicht so kompliziert mit dem Spanner und dem Schieber. Zwei Schieber waren zu bewegen.Zwar unter erschwerten Bedingungen da man durch Wind und Wellen nicht genau hörte, wann was einrastete. Dafür aber konnte man es in den Händen fühlen. Beim letzten Schieber löste sich aber immer wieder alles in die Grundstellung wieder. Bald würde wohl der Dietrich brechen, wenn es so weiter ging. Genauso lief es beim zweiten Schloss, das sie ein paar Mal weniger versuchte zu knacken.
    “Wer baut auch zwei Schlösser an eine Tür…- ja klar ein Meisterdieb! Was hat er sich dabei gedacht?”, überlegte sie, während der Wind wehte.
    “Zwei Schlösser zwei Mechanismen denkt jeder und ich auch. Hmm…und wenn es nur ein mechanismus ist? Damit nur ein Dieb mit genug Ausrüstung rein kommt?”, dachte sie sich nach einer Weile. Ob es ihr Intellekt war oder Zufall oder Verzweiflung? Wohl alles.

    Wieder etwas später…

    Es quietschte, weil die rostigen Scharniere sich öffneten und Naira es tatsächlich schaffte hinein zu kommen. Drinnen brannte eine Laterne, die auf einen Stein gelegt worden war. Naira rieb sich die Hände und sortierte die Dietriche wieder allesamt ein. Dann sah sie sich die Schlösser an und sah den Mechanismus, der sie so geärgert hatte.

    “Den unteren Spanner musste ich festklemmen und dann zuerst den oberen hinteren Schieber einrasten lassen und dann denselben beim unteren Schloss. Selbes Spiel bei den beiden anderen Schiebern. Das ist einfach, aber man muss erst einmal drauf kommen.”, erklärte sie es sich selbst und dann gleich wohl ihrem Empfangskomitee. Jedenfalls verstand sie nun ein gutes Stück mehr über das Schlösserknacken. Es war nicht nur das rein mechanische hin und her bewegen. Es war ein Spiel zwischen Dieb und Schlosser. Der eine wollte ein Rätsel schaffen, der andere es lösen. Darauf gefasst zu sein, war das, was sie von dieser zweiten Prüfung mitnahm. Und hoffentlich auch der Letzten.
    Sie schritt mit der Laterne den hinab führenden Gang entlang und stand dann wieder vor einer Holzwand, diesmal öffnete aber die Tür ohne Widerstand. Sie blickte in eine kleine Hohlkammer. Laternen und Kerzen brannten hier, ein großer, schön mit Essen gedeckter Eichentisch und Bänke standen in der Mitte und an den Rändern waren Betten, Schränke und Kisten. Allerhand Tand, aber auch wertvolle Dinge lagen hier rum und ein ausgestopfter Hund blickte sie an. So wie Gisla, Cassius, Corazon und dieser Bettler namens Löckchen. Cassius trat vor und begann zu klatschen. Mit ihm die anderen und Naira kam ihnen entgegen.

    “Willkommen im Versteck der Diebsgilde von Kap Dun.”

  7. Beiträge anzeigen #247
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline
    »Tu dir bloß keinen Zwang an«, meinte er und stimmte in das Lachen mit ein. Das Licht war nun wirklich, nunja ausbaufähig und selbst das nur mit ziemlichem Eigenlob. Er seufzte. »Über Magie«, meinte er und dachte lange nach. »Ich weiß nicht ob die Schattenmimik, die dunkle Gabe die ich von Beliar erhalten habe dazu zählt. Mit ihr kann ich mich durch Schatten bewegen«. Es war mittlerweile dunkel geworden und so hatte er Gelegenheit zur Demonstration. Er lies seine Hand in die Schatten und wieder daraus wandern. Sie löste sich auf und kam dann wieder zum Vorschein. »Wenn das nicht zählt, habe ich bislang keine praktische Erfahrung. Da mag ich dir uneingeschränkt zustimmen«. Er kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. »Soweit ich sie für mich eingeordnet habe bisher ist sie eine Macht die von den Göttern verliehen wird, aber nicht unbedingt für sie eingesetzt werden muss. Eine übernatürliche Kraft mit festen Ursprung und individueller Komponente. Wobei ich mir im Ursprung noch nicht einmal so sicher bin, wenn ich an Druiden denke. Oder nehmen die sie von Adanos?«. Oder von der Mutter, dachte er bei sich.

    Der Klingenmeister zuckte mit den Schultern. »Ganz realistisch und praktisch ist es eine wertvolle Komponente in allen Lebenslagen wie mir scheint. Natürlich im Gefecht und sicherlich nicht darauf beschränkt. Ich habe sie schon oft erlebt und oft hatte ich den Eindruck sie veränderte Dinge in unvorhergesehener Weise. Für mich war es bislang so, dass ich sie strategisch unter unvorhersehbare Dinge eingeordnet hatte. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es Forschungen und Studien gibt. Doch mein Eindruck war bisher, dass man einen wirklichen Zugang nur bekommt, wenn man wirklich damit zu tun haben kann bzw. die Gabe besitzt. Wie als wenn man zwar einen Vogel beim Fliegen beobachten kann, aber wirklich verstehen was fliegen ist erst dann wenn man Flügel hat«. Ihm gefiel der Vergleich und er lies ihn stehen. »Wobei die Paladinmagie vielleicht für das Fliegen einer Hummel reichen mag und nicht für das eines Adlers. Das ist mir schon klar«. Er zwinkerte wieder. »Ich bin sehr gespannt deine Sicht darauf zu hören«

  8. Beiträge anzeigen #248
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Versteck der Diebesgilde (5. Tag, fortgeschrittene Nacht)

    “Willkommen im Versteck der Diebsgilde von Kap Dun.”, klang es in ihren Ohren. Naira stellte die Laterne ab und lächelte einfach. Was sollte sie sonst machen? Es war ein schönes Erfolgserlebnis und so ganz musste sie erst einmal noch ankommen. Sie war immer noch bei ihrem heutigen großen Abenteuer das am Marktplatz begonnen hatte und sie über das Hafenviertel bei Nacht, über die Steilklippe, vorbei an dieser verdammten Tür hierher brachte. Sie war müde, ausgelaugt und spürte, dass die Anspannung des ganzen Abends sich sehr bald komplett legen würde. Dann hoffte sie, dass Gisla ein Auge auf sie hätte, denn sie würde bestimmt direkt einschlafen wollen.
    Und dann schoss ihr durch den Kopf wieso sie das getan hatte? Sie kannte diese Diebesgilde nicht, nicht die anderen Menschen hier und wusste gar nicht, ob es etwas nützen würde. Ihre Treue gehörte dem Waldvolk. Ihrer Familie.
    Wollte sie sich selbst beweisen? Eiferte sie Gisla nach? Suchte sie Anerkennung durch diese Fremden? Diese Diebe? Weil sie selbst eine diebische Natur besaß?
    Wahrscheinlich war es alles zugleich und noch mehr, wenn sie einmal in Ruhe darüber nachdenken konnte.
    Auf jeden Fall hatte sie an der Herausforderung Gefallen gefunden. Das musste sie mit ihrem jungen Geist absolut zugeben.

    “Ich freue mich hier zu sein? Nein, das klingt dämlich. Hallo. Einfach hallo. Und was jetzt?”, fragte sie etwas mutiger und verschränkte die Arme.

    “Bekommst du die Frage der Fragen gestellt. Machst du mit? Es gibt keine Verpflichtungen, nur ein paar Regeln und einige Vorteile für dich als Diebin, wenn du dabei bist…”, sagte Gisla und es war, als wäre in ihren Plänen Naira von Anfang an hier dabei gewesen. Die Ausbildung im Taschendiebstahl, die Schauspielausbildung und jetzt das ganze mit dem Schlösserknacken. Klar…ihre Söhne waren ganz große Klasse, aber auch ganz typische Baribals und die waren eher was fürs Grobe. Naira hingegen war für Gisla wie die Tochter, die sie nie hatte. Das berief sich jedoch auch auf Gegenseitigkeit, auch wenn Naira sagen konnte, dass sie wohl um die zwei Dutzend Mütter hatte. Gisla war die Wichtigste und Beste für sie.
    Naira war nicht sauer, dass sie von Gisla hierher geführt worden war. Sie war stolz, denn sie hatte Naira geholfen, eine Tür für die Zukunft zu öffnen. Jetzt musste sie nur noch hindurch gehen.
    Selbstsicher lächelte Naira auf, schwang mit dem Oberkörper leicht und erinnerte sich an Gislas 4. Lektion “Vergewissere dich, dass du nicht Ja zu etwas sagst, dass du später bereuen wirst. Schau nicht nur auf das Licht, sondern auch die Schatten.”

    “Keine Verpflichtungen, nur ein paar Regeln? Vorteile? Beginnen wir bei den Regeln. Was sind sie?”, fragte sie. Cassius ergriff das Wort.

    “Schon in Khorinis galt als erste Regel: Du verlierst kein Wort über uns. Zu niemandem. Niemals.
    Zweitens: Lass dich nicht erwischen.
    Drittens: Wenn du hier unten deine Waffe ziehst und jemanden angreifst, bringen wir dich um.
    Und die vierte und letzte Regel ist: Wer uns beitritt, muss sich beweisen.
    Ist das akzeptabel?", fragte er mit einem Grinsen.

    “Das ist akzeptabel! Regel Nummer 4…gilt noch nicht als erfüllt, oder?”, fragte Naira und war gespannt.
    “So ist es. Du musst dich wie gesagt bei uns beweisen. Gisla ist da außen vor. Als vollständiges Mitglied wirst du weit mehr von uns erfahren und an die Vorteile kommen.”, sagte Cassius.
    “Aha! Also hab ich beim Beitritt noch nicht die ganzen Vorteile. Ihr seid aber nicht die einzigen Mitglieder der Diebesgilde, oder? Ihr seid doch überall. Muss ich mich jedes Mal beweisen und an Felswänden klettern? Und was sind die Vorteile, bevor ich mich eurer Herausforderung stelle?”, fragte Naira und machte klar, dass sie nichts anbrennen lassen wollte. Sie war nicht fordernd, aber darum betteln und um jeden Preis Mitglied werden - so wollte sie sich auch nicht präsentieren.

    “Als vollständiges Mitglied erfährst du auch das Erkennungszeichen der Diebesgilde. Damit kommst du einfacher in die Verstecke. Zuflucht, Expertise, Aufträge, Schutz. Genügt das an Vorteilen?”, entgegnete Cassius und hatte einen Blick drauf der sagte, dass sie besser nicht mit ihnen spielen sollte.
    Naira zwinkerte dem Ergrauten zu und verbeugte sich vor ihnen.
    “Dann möchte ich eure Herausforderung annehmen und euch natürlich beitreten. Es wäre mir eine Ehre.”, sagte sie selbstbewusst und hatte die Arme nicht mehr verschränkt.

    “Als Oberhaupt der Diebesgilde von Kap Dun obliegt es mir, dir einen ersten Auftrag zu erteilen. Gisla hat mir erzählt, was ihr hier in Kap Dun vor habt. Zumindest sehr grob und den Rest hat Löckchen mehr oder minder gedeutet. Das ist eure Sache und wir stehen nicht im Weg. Aber wenn eure Gruppe schon auf diesem Schiff mit Gefangenen ist, könnt ihr ja auch einen Auftrag für mich erfüllen. In der Kapitänskajüte befindet sich etwas, was ich haben möchte.”, sagte Cassius und hatte dieses Funkeln in den Augen.

    “Schieß los. Ich werde es schaffen. Auch wenn ich dir sage, dass meine Mission die höhere Priorität hat.”, antwortete Naira. Gisla nickte zufrieden.
    “Das habe ich erwartet. Es liegt bei dir, ob du dich beweisen kannst. Jeder Dieb und jede Diebin sind ihre eigenen Herren und Herrinnen. Gut…setzten wir uns alle. Eine kleines Nachtmahl aus Käse, Brot und Wein schadet nie. Ich erzähle dir was ich in meinen Händen haben möchte, Löckchen erzählt dir was er so gesehen hat und Corazon, was sie so in ihrer Schenke dazu speziell gehört hat. Die Informationen für den ersten Auftrag sind umsonst.”, erzählte Cassius und bat zu Tisch.
    Naira nickte lediglich gespannt und freute sich auf Käse und Brot. Sie hatte einen verdammten Hunger. Gisla schien sehr zufrieden.
    Geändert von Naira (03.11.2024 um 19:31 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #249
    Waldläufer Avatar von Jaleel
    Registriert seit
    Jun 2024
    Beiträge
    119
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Jaleel ist offline

    Nördlich von Mora Sul - Versteck in den Ruinen

    Die Stille im Raum war fast greifbar, als Jabir endlich eintrat. Sein Gesicht war von der Anstrengung des Tages gezeichnet, doch seine Augen funkelten entschlossen. Sahar nickte ihm zu und erhob sich.
    „Gut, wir sind vollständig. Rashid, Amir, führt uns zu dem sicheren Unterschlupf“, befahl sie mit fester Stimme.
    Die beiden Brüder tauschten einen kurzen Blick, bevor sie nickten und sich in Bewegung setzten. Die Gruppe verließ das Schmugglerhaus durch den verborgenen Tunnel und trat hinaus in die kühle Wüstennacht. Der Wind wirbelte den Sand um ihre Füße und das leise Rascheln der wandernden Dünen begleitete ihre Schritte. Jaleel konnte das ferne Heulen der Wüstenwölfe hören, das wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit klang.

    Während sie sich durch die endlosen Weiten der Wüste bewegten, dachte der Chronist an die Scharlachrote Straße. Ein alter Name für die legendäre Handelsroute, die sich wie eine lebendige Schlange durch die Wüste schlängelte, von Midland bis Ishtar. Namensgebend waren die Waren gewesen, welche mit Karawanen transportiert worden waren und auch heute noch ab und an ihren Weg in die Ladung eines Reisenden Händlers fanden. Purpurrote Weine aus Übersee, Rubine aus den Minen von Vallaros und exotische, scharfe Gewürze aus der Safranoase. Sie war das Symbol für die Verbindung zwischen den Städten und Oasen, ein pulsierender Lebensstrom, der Waren und Reichtum durch das Land transportierte.

    Aber nicht nur die Handelsgüter waren ausschlaggebend für die Bezeichnung gewesen. Einst wurden Tiere entlang der Straße geschlachtet und das Blut färbte den Sand rot. Eine Praxis, die Krankheit in die Städte brachte und seither nicht mehr verfolgt wird, selbst wenn es naheliegend war, dass erjagte Tiere schnell verarbeitet wurden, denn unter der sengenden Wüstensonne verdarb das Fleisch nur allzu schnell.

    Sein Historikerherz verdunkelte sich, als er daran dachte, was während des Feldzugs der Myrtaner gegen Varant geschehen war. Menschen wurden entlang der Straße aufgeknüpft, zur Schau gestellt als Zeichen, dass Innos vor nichts zurückschreckte, um seinen Einfluss auszuweiten. Jun Quel-drôma war die Speerspitze und er gab dem Namen einen neuen, schrecklicheren Hintergrund, bis er aus dem Sprachgebrauch weitestgehend verschwunden war. Doch war es richtig, dass man legendäre Bezeichnungen von jüngeren Ereignissen überschatten ließ? Was hatte mehr Gewicht? Brachte der zeitliche Abstand mehr Bedeutung mit sich oder ließ er sie verblassen bis frische Farbe aufgetragen wurde?

    Rashid führte die Gruppe geschickt durch das Labyrinth der Dünen, seine Bewegungen waren sicher und zielgerichtet. Der Mond war ihr stiller Begleiter, sein silbriges Licht tauchte die Wüste in ein geheimnisvolles Schimmern. Schließlich erreichten sie eine alte, verfallene Ruine, die von der Zeit fast vollständig verschlungen war. Rashid schob einen großen Stein zur Seite, um einen verborgenen Zugang freizulegen. Die Gruppe schlüpfte nacheinander durch die enge Öffnung und fand sich in einem dunklen, kühlen Keller wieder. Die Luft war schwer und roch nach vergangenem Leben, doch es war ein sicherer Unterschlupf, weit entfernt von den neugierigen Augen der Myrtaner.
    Amir entzündete eine Fackel, deren flackerndes Licht die Umrisse des Raumes erhellte. Die Wände waren mit Sand und Staub bedeckt, und der Boden war uneben. Doch es gab genug Platz für die Gruppe, um sich auszuruhen und ihre Pläne umzusetzen.
    „Es ist nicht viel, aber es wird uns in den Nächten schützen und vor unerwünschten Blicken verbergen“, sagte Rashid, während Amir die Fackel in eine von der Zeit verwitterte Wandhalterung steckte, „Wir sollten uns ausruhen und unsere Kräfte sammeln.“

    Jaleel setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Wand. Seine Gedanken wanderten zurück zur Scharlachroten Straße und den glorreichen Tagen, als Varant noch ein freies, reiches Land gewesen war. Er fragte sich, ob sie jemals in der Lage sein würden, diesen Glanz wiederherzustellen, oder ob sie für immer in den Schatten der Vergangenheit leben würden.
    Die anderen machten es sich ebenfalls bequem, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Die Flammen der Fackel warfen tanzende Schatten an die Wände, und das leise Knistern des Feuers war das einzige Geräusch in der Stille des Kellers.

    Jaleel schloss die Augen und ließ die Erinnerungen an die Scharlachrote Straße durch seinen Geist ziehen. Er wusste, dass der Weg vor ihnen lang und gefährlich sein würde, doch er war entschlossen, für die Freiheit Varants zu kämpfen. Die Vergangenheit mochte in Trümmern liegen, doch die Zukunft lag in ihren Händen. Und solange sie zusammenhielten, gab es Hoffnung. Selbst wenn das bedeutete, der Scharlachroten Straße weiteres Blut zu trinken zu geben.
    Mit diesem Gedanken fiel Jaleel in einen unruhigen Schlaf, während die Dunkelheit der Wüstennacht über ihnen wachte.

  10. Beiträge anzeigen #250
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Schwarze Perle (5. Tag, fortgeschrittene Nacht)

    “Hier? Verrückt.”, sagte sie nur und betrachtete den großen Schrank aus dem sie gekommen waren.
    Corazon lachte ob Nairas erstaunten Gesichts. Doch für die Waldvölklerin waren so massive Schränke gänzlich unbekannt. Sie wusste was ein Schrank ist. Gar keine Frage. Aber sowas Großes hatte sie noch nie gesehen. Kein Wunder, dass im Schrank eine geheime Tür zum Versteck der Diebesgilde war.
    Sie musste zugeben, dass vieles bei ihnen sehr durchdacht war. Sie wussten sich zu verbergen und das war gut so.

    “Also? Ihr wollt sicher jetzt ins Bett?”, fragte Corazon und blickte Naira an.
    “Ich bin wirklich platt muss ich sagen. Danke für die…”
    “Psssst! Pasheera! Was dort geschieht, bleibt auch dort. Hmm?”, machte Corazon klar. Naira nickte und Gisla legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    “Wir gehen jetzt ins Bett. Ich hoffe Chani hat deine Taverne nicht in den Bankrott getrieben.”
    “Ach was! Das Mädchen ist eigen, aber macht ihre Arbeit gut. Außerdem hab ich ja noch Garry an der Theke und Hador vor der Tür. Der eine kassiert, der andere wirft raus. Ich sage ihr bescheid, dann seid ihr gleich zu dritt. Denk aber daran, Mädchen…”, sagte die Südländerin.
    “Meine Lippen sind versiegelt. Wir gehen hoch.”, sagte Naira und nicht lange und sie und Gisla waren oben.

    Naira zog sich die Stiefel aus und massierte sich die Handflächen, bevor sie lange gähnte. Gisla indes machte sich Notizen und sah dann auf.

    “Alles läuft nach Plan. Gut gemacht.”
    “Was meinst du?”
    “Cassius hat mir klar gemacht, dass die Diebesgilde von Kap Dun sich nicht bei unserer Mission beteiligen wird. Viel zu heiß, so eine Befreiungsaktion und nicht die Art der Diebesgilde, wenn es nicht die eigenen Leute sind. Das ist völlig legitim und mir auch recht. Aber ich hätte mich schon über ein paar Informationen gefreut. Leider war Corazon bei mir nicht sehr offen oder besser gesagt zu teuer. Löckchen hat mir von diesem Auftrag erzählt, bevor ich Cassius und Corazon kontaktiert habe. Im Gegenzug habe ich von unserer Mission erzählt. Information gegen Information. Deswegen weiß Cassius mehr, wie er vorgab zu wissen.”, erklärte Gisla und wartete darauf, dass Naira bestätigte, was sie da gehört hatte.

    “So ist das Spiel. Das Spiel besagt aber auch, dass er mit seinem Auftrag nicht in meiner Schuld stehen will. Ich könnte für diese Papiere und das Siegel sehr viel verlangen, ja sogar die im richtigen Maße die Unterstützung der Diebesgilde einfordern, wenn ich die Papiere davor besorge. Du hingegen hast eine Bringschuld. Musst dich mit einer großen Tat in die Diebesgilde einkaufen. Deswegen hast du den Auftrag bekommen.”
    “Und die Informationen, die ganz neu für uns sind. Ich verstehe. Das Spiel um Macht und Einfluss ist schon kompliziert.”, sagte Naira.
    “Und wir Frauen müssen besonders klug sein, weil wir andere Wege gehen. Morgen Abend feiern wir Samhain. Da teilen wir den anderen mit, was wir nun wissen. Und Danzo wird ein Tag mehr Pause nicht schaden.”, meinte Gisla.
    “Erklär das mal Danzo. Sind diese Papiere wirklich so viel wert, Gisla?”
    “Wenn dieser Kapitän Ramos wirklich diese Dokumente hat, darf er in die Gefangenenlager ein- und ausgehen und sich fast jeden Gefangenen des myrtanischen Reiches für seine Mannschaft holen. Natürlich die Tauglichsten und sicher keine Mörder. Er darf es nicht übertreiben, aber wenn er Bedarf hat, sind diese Papiere der Schlüssel. Für manche Menschen wären sie alles Gold der Welt wert. Verstehst du?”, fragte Gisla.
    “Wieso nutzen wir es dann nicht selbst?”
    “In unserem Fall bringen uns die Papiere nichts. Und alles, was eine Woche später mit dem Dokument passiert, ist mit Vorsicht zu genießen. Sobald Ramos den Diebstahl meldet, dann sind die Papiere sehr schnell nichts mehr wert oder besser, der Doppelgänger lebt gefährlich. Ich glaube nicht, dass Cassius die Papiere für sich nutzen will, aber jemand anderes. Womöglich jemand aus der Diebesgilde, der eine Freund rausholen will. Das wird alles sehr schnell gehen, wenn alles klappt. Wirst du sehen.”, erklärte Gisla.
    “Und so stehen immer andere Leute in der Schuld von anderen. Ob Cassius mich nochmal aufsucht?”, fragte die Dunkelhaarige.
    “Ich nehme es an. Er ist ein Guter. Keine Sorge. Er wird dir vielleicht noch ein paar Tipps geben und Kniffe zeigen. Mich wundert eh, dass er sich noch nicht richtig vorgestellt hat. Aber das ist seine Sache.” meinte Gisla.
    “Cassius ist in Wirklichkeit jemand anderes? Wer?”
    “Sowas fragst du ihn besser selbst oder besser, wenn er das von sich aus sagt. Aber du hats ja Ohren und hast gehört, dass er aus Khorinis ist. - Warten wir auf Chani und dann geht es ins Bett.”, sagte Gisla. Naira ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Dieser Tag war sehr ereignisreich gewesen und sie hoffte, sie könnte morgen mal ausschlafen.

  11. Beiträge anzeigen #251
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Vor Kap Dun - Lager der Bunten Vögel, Samhain-Nacht (6. Tag, fortgeschrittene Nacht)

    Es war schön, mit allen zusammen zu sitzen. Sieben waren sie und acht Plätze waren gedeckt. Ein großes Feuer brannte und sie alle hielten sich an den Händen rund ums Feuer.
    “Mae lind laer! Mae govannen rhîw!”, sagte Bhor als Anführer der Bunten Vögel. Die Gruppe wiederholte die Worte und gedachte dann am knisternden Feuer jener die man vermisste, jenen die man verloren hatte und in Nairas Fall, jenen die sie nie hatte kennenlernen dürfen.
    Ein letzter warmer Wind wehte um sie herum und dann öffneten sie die Augen.
    Chani warf ein Stück Tuch ins Feuer.
    “Ich danke der Mutter, dass sie mich zu euch gebracht hat. Dass meine Meisterin geduldig mit mir ist und Sir Scrachalot ein Teil unseres Jagdkommandos geworden ist.”

    “Ich danke den Ahnen und der Mutter des Lebens, dass wir alle gesund sind und bitte sie über meine Söhne weiterhin zu wachen.”, sagte Gisla nachdem sie einen Holzscheit dem Feuer übergeben hatte.
    Bhor warf zwei Tierknochen ins Feuer.
    “Adanos! Du weißt, dass meine Söhne gute Menschen sind. Schütze sie und bewahre meine ganze Familie vor Krankheit und Leid.”, sagte der Riese und blickte alle an.
    Danzo warf einen alten Gürtel ins Feuer.
    “Ich bin frei und nicht mehr der Straßenjunge von einst. Ich bin Danzo und danke Innos für sein Licht in der Dunkelheit und der Mutter des Lebens und Vater Adanos für mein neues Leben. Bewahre meine Familie und ich werde dich ehren.”
    Larus trat vor und warf eine alte Schnitzerei ins Feuer.
    “Ich danke Adanos, dass ich auf meine alten Tage noch einmal mit meinem Volk in Kontakt treten durfte. Es bedeutet mir sehr viel heute bei euch zu sein. Ich danke euch.”
    Nun war Naira dran und warf ein altes Haarband ins Feuer.
    “Das Mädchen, das dieses Haarband trug, als es zu den bunten Vögeln kam, ist nicht mehr. Sie geht neue Wege und ist dankbar für jeden von euch. Möge die Mutter uns alle bewahren, Adanos unserem lieben Bhor das Gleichgewicht geben, uns alle noch eine Weile auszuhalten, Innos Bhors und Gislas Söhnen gerade ein Licht sein und Beliar noch lange auf uns alle warten. Ich habe euch alle lieb.”, sagte sie mit einer kleinen Träne in den Augen.
    Zum Schluss warf Eskiel ein kleines Säckchen mit Pfeifentabak ins Feuer und Schnitt sich am Unterarm, um Blut zu opfern. Es war nicht das erste und sicher nicht das letzte Mal, dass Naira dies bei Eskiel erlebte.
    “Beliar! Nimm was mir am liebsten ist, nimm mein Blut und lass mich und jene die Familie für mich sind noch eine Weile in Frieden. Mutter des Lebens. Schenk mir Kraft und lass Bhor wissen, dass sein Adanos nett ist. Nur nett und ich mich glücklich schätze, ein weiteres Jahr unter seinem Kommando zu stehen.”, sagte Eskiel mit einem gewissen Schalk im Nacken - trotz des Blutes - und damit hatten alle ihre Danksagungen, ja fast Gebete gesprochen.
    Befreiend war das Feuer und noch wärmer die Worte ihrer Leute. Sie atmete durch und dann war es Zeit zum Essen.

    Bhor und Chani hatten einen herrlich duftenden Erbseneintopf zubereitet. Mit Kartoffeln, Erbsen, Knollensellerie, Möhren, Speck und Petersilie. Dazu gab es frisches Brot und als Nachtisch Honigkuchen. Ein Festessen für die bunten Vögel und ihren Gast Larus, der gebürtig dem Waldvolk angehörte und wohl ewig nicht an diesem ehrwürdigen Fest teilnahm.
    Ihre kleine Feier war sprichwörtlich ausgelssen. Es wurde angestoßen, es wurde gegessen und es wurde über die schönen Dinge des vergangenen Jahres gesprochen. Gisla spielte auf der Fidel und die beiden jungen Frauen hatten so gut mit jedem ein oder zwei Tänzchen machen dürfen. Selbst Larus hatte tanzen können, weil Bhor ihn getragen hatte. Zum Schluss tanzten sogar Eskiel und Bhor zusammen, wobei Eskiel führte und Bhor - der anderthalb Köpfe größer war - sich führen ließ. Ein schöner Spaß der erst endete, als Gisla auch aufhörte zu spielen und man sich für ruhigere Momente zusammen setzte. Bhor erzählte Geschichten von damals, von den Leuten die er kennengelernt hatte. Von Meister Griffin, von Orthego Spinnenfeind, von Ryu den Wyverntod, von Gwydion den Barden, von Leyla der Ovates, von Dekker den Meisterschützen und Meister Jarvo. Von einem bärenhaften Tavik, vom schlauen Corax und den mächtigen Jadewolf und wie er mit Bhor damals Sumpfhaie gejagt hatte.
    Eskiel hingegen von uralten Geschichten des Waldvolkes. Von legendären Waldläufern und Waldläuferinnen.
    Naira war furchtbar müde und doch hörte sie jeder dieser vielen Geschichten gespannt zu, während Chani irgendwann am Tisch eingeschlafen war und Danzo sich noch einmal voll frass. Als Eskiel mit einer Geschichte von Beria der Löwin geendet hatte, winkte er ab und stopfte seine Pfeife mit Tabak aus einem neuen Säckchen Apfeltabak.
    Gisla setzte sich wieder dazu und begann dann eine Geschichte aus Nordmar zu erzählen. Naira lauschte, doch fielen ihr auch die Augen so langsam zu. Oder es fühlte sich zumindest so an.
    Kurz darauf hörte sie ein Aufheulen in der Ferne und blickte auf. Schaute sich um und stand auf. Dann war da ein Geräusch, als würde viele Vögel in der Luft flattern und dann war es wieder still. Naira ging in die Richtung, wo sie alles vernommen hatte, sagte sie müsse mal austreten und machte ein paar Schritte in die Dunkelheit.
    Momente später erschienen rund um sie schemenhafte Gestalten. Geister! So wie man sich zu Samhain erzählte. Unzählige, die nicht zu erkennen waren und die Hand nach ihr ausstreckten. Manche fordernd, andere flehend und manche schauten sie nur freundlich an und kamen erst hinzu. Naira erkannte keines der Gesichter und schüttelte aus Verwirrung den Kopf. War das ein Irrtum? Wieso sie? Die Geister setzten sich in Bewegung. Die einen im Uhrzeigersinn, die anderen gegen den Uhrzeigersinn. Es war befremdlich und dann erklang ein Brüllen. Grünliche Schemen eines Schattenläufers trieben die Geister auseinander in alle vier Winde, dann erschienen eine blau schimmernde Ratte und eine rot pulsierende Spinne. Die weiße Wölfin und ein blau-gold schimmerndes, geflügeltes Insekt. Und dann noch weitere tierische Geister. Alle kamen Naira näher. Aus Angst schloss sie die Augen und als sie sie wieder öffnete, schreckte sie vom Tisch auf. Gisla hatte ihr eine Decke über die Schultern gelegt und fragte ob alles gut sei. Naira nickte, erhob sich und rüttelte an Chani die auf den Tisch sabberte.

    “Steh auf. Ab ins Bett.”, forderte sie auf und setzte sich dann zu Eskiel, der über das Feuer wachte.
    “Seltsame Nacht, nicht wahr?”
    “Seltsame Träume…”, sagte die Dunkelhaarige maximal verwirrt und lehnte sich an den Waldläufer.

  12. Beiträge anzeigen #252
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    »Faszinierend.«, bemerkte die Oberste Feuermagierin, als sie dabei zusah, wie die Hand des Paladins vor ihren Augen verschwand. Im ersten Moment konnte sie es nicht einordnen. Es wirkte fast wie eine optische Täuschung, aber Françoise wurde schnell klar, dass es weit mehr war als das.
    »Schattenmagie, so würde ich es bezeichnen.«, sagte sie dann. »Also ja, definitiv eine Form der Magie. Inwieweit Schwarzmagier darin firm sind, vermag ich nicht einzuschätzen. Eines steht für mich fest. Deine... Fähigkeit scheint eine direkte Antwort Beliars auf die Paladinmagie zu sein. Ich kann dir nur raten, vorsichtig damit umzugehen. Was es für Konsequenzen hätte, wenn beide Magietypen direkt aufeinander träfen; ich weiß es nicht. Die Auswirkungen könnten verheerend sein.«
    Am liebsten hätte Françoise ihrem Freund geraten, sich von der Schattenmagie vollständig zu trennen. Der Weißkopf mochte sie für nützlich halten, doch konnte niemand einschätzen, ob sie Beliar nicht unbemerkt Einfluss auf den Paladin gewährte. Der dunkle Gott gab seine Macht nicht ohne Gegenleistung her. Das Problem an der Sache bestand darin, die Schattenmagie aus dem Körper von Draco auszutreiben. Françoise wusste nicht, wie sie das anstellen sollte.
    »Die Magie der Druiden ist eine erstaunliche Sache.«, sagte die Priesterin. »Sie beziehen ihre Macht aus der Natur, aus der Sphäre Adanos'. Das bedeutet, sie stammt im Gegensatz zur Magie der Wassermagier nicht unmittelbar von Adanos. Allerdings auf indirektem Wege schon; nämlich aus der Schöpfung Adanos'.«
    Es war der Grund, weshalb die Oberste Feuermagierin keinen Argwohn gegenüber den Druiden hegte. Insbesondere nach ihrer Begegnung mit Hana vor vielen, vielen Jahren.
    »Unterschätze die Paladinmagie nicht.«, antwortete Françoise. »Und Hummeln auch nicht. Sie beide haben ihren festen Platz in der Ordnung der Dinge. Paladinmagie ist hochspezialisiert und für den Zweck, den sie erfüllt, immens wirksam. Einem Untoten wirst du damit leicht den Garaus machen. Vielleicht sogar leichter als mit einem Feuerball.«
    Kurz überlegte die Priesterin und ergriff dann wieder das Wort.
    »Du wirst eine Wahl treffen müssen.«, sagte sie. »Die Wahl, welche Form deine Magie annehmen soll. Früher wurde das durch die Runen bestimmt, die den Paladinen verliehen wurden. Eine Lichtrune zum Beispiel. Ohne die Runen wirst du selbst die Magie formen müssen. Das heißt, du musst ein genaues Bild vor Augen haben, was du beschwören willst. Ein guter Ansatzpunkt wäre es, wenn wir in der Bibliothek nachgucken, welche Zauberformeln dir offenstehen. Dann kannst du gezielt an der jeweiligen Formel arbeiten. Das gleiche Prozedere durchlaufen auch wir Magier. Nur ist unser Repertoire größer.«

  13. Beiträge anzeigen #253
    Waldläufer Avatar von Jaleel
    Registriert seit
    Jun 2024
    Beiträge
    119
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Jaleel ist offline

    Nördlich von Mora Sul - Die Überfälle

    Als die ersten Strahlen der Morgendämmerung über den Horizont krochen und durch feine Ritzen und Spalte in den Ruinenkeller fluteten, wurde die Gruppe wach. Jaleel spürte seine steifen Glieder von der unruhigen Nacht, und er wusste, dass die Zeit näher rückte, in der er sein erstes Blut würde vergießen müssen. Doch sie mussten handeln und den nächsten Schritt auf dem langen Weg zur Freiheit Varants unternehmen.
    Sahar stand auf, gurtete bereits ihr Kurzschwert und blickte jeden von ihnen nacheinander an.
    „Meinen Informationen nach wird heute eine Karawane in Mora Sul erwartet, die unteranderen Nahrungsgüter aus Midland transportiert. Wir brauchen diese Vorräte, um hier draußen längerfristig campieren zu können und es ist ein erster Schnitt in den Wanst der roten Maden, die sich in Mora Sul eingenistet haben. Rashid und Amir haben einen Engpass an den Dünen ausgekundschaftet, der sich gut für den Überfall eignet“, legte sie den groben Plan offen, Entschlossenheit in ihren Augen.

    Jaleel, der mit jedem weiteren Gedanken an einen bevorstehenden Kampf unruhiger wurde, erweckte damit die Aufmerksamkeit Naimas, die neben ihm saß.
    „Versuch nicht zu sterben“, flüsterte sie ihm zu und wollte wohl auf ihre Weise die Stimmung des Chronisten lockern, scheiterte aber kläglich damit.
    „Ja, guter Hinweis“, gab er bitter zurück, was sie breit grinsen ließ.
    „Keine Sorge, ich werd‘ deinen hübschen Hintern schon beschützen“, gab sie sich großzügig.
    „Die Maid in Nöten, wie?“, fragte Jal schnippisch, was er dem Schlafmangel und den Sorgen zuschrieb.

    Die letzten Wochen waren hart für ihn gewesen und mit jedem weiteren Tag merkte er, wie seine sonst stoische Ruhe ins Wanken geriet. Immer häufiger ließ er sich auf die Wortspielchen Naimas ein und sogar Sahar gegenüber fand er kritische Worte, die er zuvor für sich behalten hätte. War er wirklich gemacht für eine Rebellion? Für die schmutzige und blutige Arbeit eines Aufständischen? Die Antwort war vermutlich nein, doch welcher Mensch war das schon? Träume und Ziele, begründet in Idealen waren es, die jene antrieb und über ihre Schatten springen ließ, gewohnte Umgebungen überwanden und damit Geschichte schrieben. Es mochte egozentrisch wirken, doch der Chronist wollte unbedingt bei jedem Schritt des Weges dabei sein, der in ein freies Varant münden würde.

    Die Gruppe machte sich auf den Weg zu dem Engpass, an dem der Überfall stattfinden sollte. Der Wind hatte den Sand über Nacht verschoben und die Dünenlandschaft veränderte sich ständig. Rashid und Amir führten die Gruppe sicher durch die Unberechenbarkeit der Wüste, bis sie schließlich ihr Ziel erreichten. Sie versteckten sich hinter den hohen Dünen und warteten auf die Ankunft der Karawane.
    Die Spannung in der Luft war greifbar, als die ersten Kamele und Wagen der Karawane am Horizont auftauchten. Jaleel konnte das Klirren der Ketten und das dumpfe Stampfen der Hufe hören. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, und ein Gefühl der Unruhe machte sich in ihm breit. Doch er wusste, dass sie keine andere Wahl hatten.

    Als die Karawane näherkam, gab Sahar das Signal zum Angriff. Die Gruppe stürzte sich aus ihrem Versteck auf die überraschten Myrtaner. Schreiend und mit gezogenen Waffen rannten sie auf die wenigen Wächter zu. Jaleel, der kein geübter Kämpfer war, hielt sich im Hintergrund und versuchte, zumindest einen der bewaffneten Soldaten lang genug abzulenken, damit seine Verbündeten eine Sorge weniger hatten. Doch als ein myrtanischer Soldat auf ihn zukam, sah er sich gezwungen, sich zu verteidigen.
    Seine Hände zitterten, als er das Schwert hob und einen schwachen Schlag ausführte. Der Soldat blockte ihn mühelos ab und holte zum Gegenangriff aus. In diesem Moment trat Naima vor und griff den Soldaten an. Mit fließenden, präzisen Bewegungen parierte sie die Angriffe und setzte den Soldaten außer Gefecht.

    Es ist etwas völlig anderes, dachte Jal, der wohl erst das zweite oder dritte Mal in seinem Leben tatsächliche Todesangst erfuhr.
    Es ist etwas völlig anderes, wenn der Gegner nach meinem Leben trachtet.
    Die Überraschung des Mannes, der nun, ohne sein Zutun, blutend vor ihm auf dem Sand der Wüste lag, war schnell einem Ausdruck gewichen, der Jaleel keinen Zweifel gelassen hatte, dass er ihn getötet hätte, wenn er die Gelegenheit bekommen hätte.
    „Hey! Jaleel, reiß dich zusammen!“, hörte er Naimas bissige Worte und kämpfte seinen Fokus mit Mühe ins Hier und jetzt zurück.
    „Ja! Danke!“, antwortete er und verschaffte sich einen Überblick, solange er noch konnte.

    Der Überfall war noch im vollen Gange, und die Myrtaner kämpften eisern gegen die vermeintlichen Wüstenbanditen.
    „Na los! Renn mit den Kamelen!“, schrie jemand und im nächsten Augenblick löste sich ein einzelner Mann aus dem Scharmützel und zog an den Zügeln eines Kamels, welches mit den anderen Tieren durch lange Seile verbunden war.
    „Naima!“, rief Sahar, die gegen den vermeintlichen Anführer der Karawanenwache kämpfte und gerade einen aggressiven Vorstoß des Soldaten ins Leere laufen ließ.
    „Schon dran!“, rief der kleine Schatten zurück und tatsächlich rannte sie leichtfüßig über den rutschigen Sand auf den fliehenden Händler zu.
    Jal wandte den Blick ab, doch die Schreie des Mannes waren genug, um ihm zu verdeutlichen, was in den nächsten Augenblicken mit ihm geschehen sein musste.

    Nach und nach fielen auch die letzten Verteidiger. Sie waren überrascht worden, in der Unterzahl und hatten sich in Sicherheit gewogen. Drei Nachteile, die sie nicht wieder aufwiegen konnten. Der ganze Kampf mochte nur wenige Minuten gedauert haben, doch die Scharlachrote Straße erwachte zu neuem Leben.
    „Das war erst der Anfang!“, rief Sahar mit triumphierender Stimme ihren Mitstreitern zu, „Der erste Streich von vielen!“
    Siegesrufe wurden laut und auch Jaleel stimmte nach den ersten drei Rufen mit ein. Selbst, wenn er nichts zu diesem Sieg beigetragen hatte, so stand er zum ersten Mal in seinem Leben auf der Seite der Gewinner. Doch zu welchem Preis? Der Anblick der Leichen drohte ihm den Magen umzudrehen und es gelang ihm nicht wie sonst sich von der Szenerie zu distanzieren und sie nüchtern mit den Augen eines Chronisten zu betrachten. Er war zu investiert und zahlte nun den Preis.
    „Schafft die Leichen weg und sammelt dann alles ein, was ihr tragen könnt! Wir kehren zum Unterschlupf zurück und werden abwechselnd Späher einteilen, die die Handelsstraße weiter nördlich im Blick behalten“, gab die Anführerin ihre Befehle.
    „Und die Kamele?“, fragte Rashid mit grimmigem Blick.
    „Lasst sie frei.“

  14. Beiträge anzeigen #254
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Vor Kap Dun - Lager der Bunten Vögel (7. Tag, mittags)

    Sie waren nun mehr als eine Woche in Kap Dun. Es war im Grunde verrückt was sie alles hier erlebt hatte und es hatte gut getan den gestrigen Tag einfach in Ruhe zu verbringen und am Abend Samhain zu feiern. Naira war immer noch verwirrt über das was sie gesehen hatte, doch jeder der bunten Vögel, mit dem sie darüber sprach, sagte ihr, dass sie das alles nicht zu sehr in ihren Kopf lassen sollte. Geister waren Geister und mehr nicht. Auch nicht zu Samhain oder erst recht nicht zu Samhain.
    Naira nahm das hin und würde es in ruhigen Zeiten für sich trotzdem aufdröseln.

    Ruhig war die Zeit heute ganz bestimmt nicht. Danzo würde seinen dritten Kampf bestreiten und Naira hatte ihre Aufgabe. Sie würde heute Nachmittag als Handelsreisende mit dicker Geldkatze und Reisemantel in Kap Dun auftauchen. Ihr schöner Hut, den sie beim Würfeln gewonnen hatte, war auch dabei und das Allerwichtigste: Sie hatte ihr Haar gefärbt. Gestern morgen hatte sie aufwendig damit begonnen und vor dem Abend eine Mischung aus Cassia, Ringelblumen, Ei und Lavendelöl benutzt, um ihr Haar dunkelblond zu färben. Am heutigen Morgen kam dann die zweite Runde, um es vollkommen zu machen. Es war etwas was nicht ungewöhnlich für Naira war. Als Schauspielerin hatte sie für manche Stücke dies ebenso getan, wenn sie ein bestimmtes Stück länger aufgeführt hatten. Authentizität war wichtig im Schauspiel und im Spiel der Täuschung.

    Und so saßen alle sechs Bunten Vögel nun an ihrem Feuerplatz und besprachen den Plan für heute Abend. Zuvor aber teilte Naira ihnen mit, was sie durch die Diebesgilde über das Schiff erfahren hatte und weswegen manche Dinge nun anders laufen würden.

    “Das Schiff gehört einen Kapitän Ramos und seine einfache Mannschaft besteht überwiegend aus ehemaligen Strafgefangenen. Er ist ein myrtanischer Offizier im weitesten Sinne und ein angeblich ziemlich harter Hund. So erzählt man es sich in der Schwarzen Perle. Seine Offiziere sind sehr loyale Leute die nichts böses über Ramos sagen und seine einfachen Leute fürchten ihn, da er kleine Vergehen mit Peitschenhieben vergeltet. Da wird nichts zu machen sein. Höchstens durch einfache Leute aus seiner Mannschaft. Aber Gisla und ich sind uns einig, dass wir es nicht versuchen werden.
    Es bringt auch nicht viel, weil sie mit den Gefangenen nichts am Hut haben. Der Bereich unter Deck ist durch die Stadtwache kontrolliert bis abgelegt wird. Heißt also Zugang und Schlüssel zum Kerker gibt es im Grunde nur durch sie. Damit bleibt Lasse unser Ziel heute. Indem wir etwas bekommen, womit er mit uns kooperieren muss, kommen wir an Mittel und Wege, zu unseren Leuten zu gelangen. Gisla hat es ja schon mal schwimmend geschafft.
    Löckchen hat mir noch folgendes verraten oder besser beobachtet. Der Kapitän geht zwei Mal die Woche mit ein paar seiner Leute zum Leuchtturm. Da bleiben sie oft für ein paar Stunden. Einmal die Woche bringen Waschweiber die Wäsche der Marinesoldaten und nehmen andere wieder mit. Ein Waschweib hat mal erzählt, dass die Kapitänskajüte links ist und im großen Raum mittig die Marinesoldaten schlafen und der Speiseraum ist. Ganz rechts ist die Küche. Der Koch des Schiffs soll ein übler Geselle sein, der mit dem Messer droht und nicht reden kann. Die wichtigste Information von all dem für uns sind die Zeiten, wo der Kapitän weg ist und die Waschweiber an Deck sind. Gisla und ich sind uns einig, dass wir Letzteres nutzen werden, um vorab uns da in Ruhe umzuschauen. Das mit dem Kapitän…nun wenn es mit unseren Plänen passt.”, erzählte Naira recht nüchtern und fühlte sich mehr oder minder beobachtet, weil sie nunmal eine andere Haarfarbe nun hatte. Es war ungewöhnlich.
    “Irgendwie steht dir dieses Blond. Ansonsten habe ich auch schon beobachtet, dass Waschweiber am Kai entlang gegangen sind und auf die Schiffe gingen. Wir müssten nur mit ihren Körben und Kleidung vor das Schiff treten. Das sollte doch kein Problem sein.”, sagte Chani. Es tat gut, ein Kompliment zu bekommen. Vor allem von ihr. Auch wenn zu ihrem Spiel gehörte, sich stets gegenseitig zu beleidigen.
    “Trotzdem schaust du aus wie eine blonde Ratte mit Krätze.”, fügte Chani noch an und warf ihr einen Kussmund zu. Da hatte Naira sich zu früh gefreut, aber sie wusste es richtig zu deuten.

    “Für heute Abend. Wie soll Nairas Schutz ausschauen?”, fragte Eskiel.
    “Du bleibst im Hintergrund. Ich behalte die Sache im Auge und gebe Zeichen, wenn du eingreifen sollst. Naira muss keine Sorge haben.”, sagte Gisla.
    “Ein Messer kann ich nicht aufhalten.”
    “Naira wird vorsichtig sein und weiß Abstand zu halten. Ausserdem sollte es nicht so gefährlich werden, Eskiel.”, sagte Gisla. Naira stimmte zu und blickte Eskiel an. Er schien sich einfach Sorgen zu machen.

    “Und du Danzo? Fühlst du dich gut? Für ein, zwei Kämpfe?”, fragte Bhor.
    “Lass es ruhig Drei sein. So lange wie Naira brauchen wird.”, antwortete der junge Faustkämpfer.
    “Versucht Lasse nach den Kämpfen noch auf einen Besuch in der Schwarzen Perle zu überzeugen. Haltet ihn hin. Vielleicht klären wir in der Nacht schon ein paar Dinge.”, wies die Anführerin dieser Mission an.

    “Wir sind nun mitten in Phase 3. Gelingt uns heute Abend unser Unterfangen, Lasse erpressen zu können, vereinfacht es Phase 4. Gelingt es uns nicht, dann wird es schwieriger. Je nachdem wie wir scheitern. Wir schaffen das aber und dann holen wir meine Söhne da raus. Naira und Eskiel werden gleich in die Stadt aufbrechen. Im Marktviertel sich umschauen und dann in die Schwarze Perle einkehren. Chani und ich gehen direkt in die Schwarze Perle und warten auf den Abend. Bhor und Danzo beginnen im Hafenviertel bei Sonnenuntergang.”, klärte Gisla nochmal auf und blickte dann zu Naira. Sie würden an ihrem Äußeren noch einmal ein wenig arbeiten.

  15. Beiträge anzeigen #255
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline
    »Ich mag Hummeln«, sprach der Weißhaarige als sie sich in Richtung der Bibliothek aufmachten. »So strahlen solch eine Ruhe aus. So einen Frieden. Ganz sacht fliegen sie durch die Welt und helfen dem ewigen Kreislauf. Sie halten das Leben als solcher intakt. Ich finde sie faszinierend«. Die große Tür zur Bibliothek schwang auf und versetzte den Klingenmeister in Ehrfurcht. So viel Wissen wie sich hier sammelte war nur an wenigen Orten auf der Welt anzutreffen. Zum Beispiel im Kastell der Schwarzmagier um Xardas. »Ich diskutierte bereits mit Thordir, dass sechs Sprüche für mich gut passen würden«, er ging strammen Schrittes durch die Bibliothek und fand alsbald die Literatur die er suchte. »Das Licht steht für mich an erster Stelle. Es ist der Grundstein der Magie wie ich sie einordnen würde. Danach kommt die Erkenntnis. Sie bringt Licht in die Absichten der Anderen und öffnet Wege. Auch wenn die Magie sehr kampfeslastig ausgelegt ist, so ist das vielleicht ein Weg ohne Kämpfen auszukommen oder aber im Kampfe die Absichten zu erahnen. Der heilige Schild soll des weiteren vor dunklem Einfluss oder Kampfesmagie schützen«. Draco machte eine kurze Pause und sortierte die Bücher fein säuberlich. Gut, dass er diese Übung mit Thordir bereits gemacht hatte. Er wäre sonst heillos überfordert gewesen mit der Aufgabe die ihm gestellt worden war. Er war schließlich deutlich weniger bewandert in diesen Dinge als beispielsweise Saraliel. »Bei den weiteren Formen würde ich mich auf Selbstheilung, insbesondere dem Aspekt der inneren geistigen Heilung, dem heiligen Pfeil, als Geschoss gegen dunkle Spielarten und Innos’ Zorn fokussieren. Der Zorn soll letztlich alle Kraft von Valien und mir mobilisieren und das Potential voll ausschöpfen. Falls das mal notwendig wird«

    Er dachte noch einmal über die Worte von Françoise zur Schattenmimik nach. »Es wird natürlich schwierig die beiden Arten der Magie oder was auch immer auseinander zu halten. Jedoch ist die Gabe Beliars so tief mit mir verwachsen, dass sie für mich nicht mehr trennbar scheint. Ich akzeptiere Beides als Teil eines großen Ganzen. Wie du schon sagst ich bestimme wo ich Energie hineinstecke«. Er grinste hoffnungsvoll. »Also wo fangen wir an? Wie kann ich aus dem kleinen Glimmen meines Mondlichtes einen strahlenden Mond machen?«. Er lachte. Natürlich wusste er, dass es wahrscheinlich keinen allzu einfachen Trick geben würde.

  16. Beiträge anzeigen #256
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Eine Lagerhalle im Hafenviertel (7. Tag, Abend)

    Sie liebte ihre ‘Verkleidung’. Ihr wirklich schöner Hut aus Leder und prächtigen Fasanfedern, ihr weißes Hemd und die lederne Reisehose. Dazu die ledernen Stiefel und der braune Reiseumhang. Ihre prall gefüllte Geldkatze trug sie um den Hals und am Gürtel einen gut sichtbaren Dolch. Unter den Leuten mochte sie nicht groß wirken, aber Kleider machten bekanntlich Leute und natürlich wurden die Leute an den Ständen am Marktplatz hellhörig, wenn sie sich als Handelsreisende vorstellte und tatsächlich über Preise diskutierte und sich Angebote machen ließ, über die sie eine Nacht drüber schlafen wolle.
    Natürlich kam ihr zugute, dass sie genau so eine Handelsreisende im Stück ‘Wer ist der Räuber’ gespielt hatte. Nur hier war es nicht so einfach den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen wie im Stück, wo sie das ehrenhafte Räuberleben als harmloser darstellten, wie die Raffgier mancher Händler. Im Grunde eine Kritik daran, wie die Welt funktionierte. Doch das war nicht das Thema und Naira nutzte ein paar ihrer Zeilen sogar im direkten Kontakt. Ob sie gut wirkte? Das würde sie ein anderes Mal feststellen.

    Denn nun, da die Sonne untergegangen war, brach sie mit Eskiel - in sicherem Abstand - auf zu den Kämpfen. Es dauerte nicht wirklich lange, bis sie durch Lärm und Menschen, die scheinbar ein klares Ziel hatten, den Ort fand, wo heute die Kämpfe stattfinden würden.
    Eine große Lagerhalle. Unscheinbar neben den weit größeren Hallen, die im Besitz des myrtanischen Reiches waren.

    Sie wurde direkt von zwei finsteren Gesellen und ‘Türstehern’ angehalten und durfte einen kleinen Obolus für den Schutz spenden, den diese zwei Prachtkerle anboten. An ihnen vorbei, sah sie, dass an einem anderen Eingang zur Halle ebenso Sicherheitspersonal dieser Art stand und Eintritt verlangte.
    Es war eine illustre Runde an Menschen jeder Klasse und Herkunft. Gesichter, die sie im Marktviertel gut gekleidet wahrgenommen hatte, aber auch einfache Leute des Hafenviertels. Fischer, Hafenarbeiter, Matrosen und Dirnen . Dazwischen Bürger und Handwerker, ein Novize des Feuers, drei Damen die hier mit zwei Leibwächtern anwesend waren und eine alte Frau die recht aufgeregt wirkte, aber auch alle freundlich begrüßte und selbst für Naira einen warmen Gruß hatte.

    Naira näherte sich dem Kampfring. Es gab Plätze, die dank Kisten und Brettern höher lagen und einen Stand mit Bier. Sie musste sagen, dass das hier gut organisiert war. Danzo und Bhor hatten sonst von schmuddeligen Gassen gesprochen, wo die Kämpfe stattgefunden hatten. Naira wollte nicht sitzen und stattdessen sich noch umschauen. An einer Tafel wurde der erste Kampf angekündigt und prompt wurde es lauter, als zuerst zwei schäbige Typen ihre Quoten anboten und dann der offensichtliche Lasse mit einem jungen Schreiber dann seine Quoten nannte und versprach, dass alles gerecht dokumentiert werden würde.

    “Ich brauche einen Namen…”, dachte sich Naira und sah dem Treiben zu. Beträge wurden gesetzt, Leute und die Kämpfer beschimpft und die Anspannung stieg spürbar in der Luft. Die momentan Blonde schritt zu Lasse, als kaum noch jemand was setzte.

    “Grüße, Meister. Ich bin Isidora aus Montera. Ein Silberstück auf diesen Gustav die Gans. Ist er denn so schlecht, dass die Quote drei zu eins ist, Herr? Und wieso die Gans?”, fragte sie und hatte bewusst ihr hübsches Gesicht durch den Hut mitsamt einem charmanten Lächeln ins Spiel gebracht.

    “Oh, ihr seid also Isidora. Ihr seid die Händlerin, von der die Leute gesprochen haben. Gustav ist nicht schlecht, aber der blonde Michel hat ihn schon mal besiegt und hatte gestern auch schon einen Kampf gewonnen. Die Gans ist sein Spitzname, weil er faucht und manchmal zubeißt. Hat schon manchmal geholfen. Wollt ihr immer noch setzen?”, fragte Lasse.
    “Lieber auf eine fiese Gans setzen! Aber erzählt mir was zum blonden Michel. Ich will alles zu den Kämpfen hier wissen, Meister....?”
    “Nennt mich Lasse. Einfach Lasse. Ich bin wie ihr seht, der gerechte Buchmacher hier und bei der Stadtwache - aber nicht im Dienst. Der blonde Michel kommt irgendwo aus Nordmar. Ein Lausbub soll er früher gewesen sein, bis ihn sein Vater vom Hof jagte, weil er eine Suppenschüssel kaputt gemacht hat. So erzählt er es. Aber da steckt wohl mehr Schaden dahinter, bis ein Vater seinen Sohn davon jagt. Großer Kerl, Hafenarbeiter, der zuschlagen kann und ein paar Tricks kennt. Die Kämpfe sind mal organisiert wie heute, mal eine Zusammenkunft in einer der Gassen. Einfache Regeln - keine Waffen, kein Klagen, der Kampf endet, wenn einer aufgibt oder wehrlos am Boden liegt. Achja! Kein Wort zu den Kämpfen im Alltag. Daran halten sich alle in Kap Dun und deswegen funktioniert diese nette Art der Zerstreuung. Wie seid ihr darauf gekommen, hierher zu kommen?”

    “Händler, Herr Lasse. In Kap Dun ist vielleicht das Regelwerk strikt, aber in Montera spricht man davon und dann obsiegt die Neugier doch zu sehr, wenn man doch eh in Kap Dun geschäftlich zu tun hat. Ich habe von den Arenakämpfen von früher gehört, als die verdammten Orks hier waren. Mein hoher Vater erzählte mir davon. Es war brutal, hart und doch auf seine Art ehrenhaft. Darf ich hier sowas auch erwarten?”, fragte sie naiv und versuchte, ein Stückchen Wahrheit aus Lasse zu locken. Nicht in seinen Worten, aber in der Mimik und Körpersprache. Und da biss er an. Ein ganz dezentes Schmunzeln, ein ganz dezentes sich Größer machen. Ein echtes Lächeln. Wäre er nicht so alt und hätte im Leben etwas zu viel ins Glas geschaut, wäre er sogar ganz attraktiv auf seine Art.

    “Diese Arenakämpfe waren anders, Frau Isidora. Man musste sich nicht verstecken und ein Sieger war selbst bei den Orks anerkannt. Hier ist nur ein Schatten davon und erfreut die guten Leute, denen das myrtanische Reich diese Kämpfe nicht mehr bietet. Seht selbst. Da ist sogar ein Novize des Feuers. Curio sein Name. Er ist hier regelmäßig und hat sogar zweimal an den Kämpfen teilgenommen. Bei den Anfängern.”
    “Ver-stehe. Es gibt also auch Klassen…”, sagte sie, bevor ein Klopfen auf einen Topf für Ruhe sorgte.
    "Oh, es geht los? Dann will ich mir noch einen guten Platz ergattern. Bis zur nächsten Wette, Lasse.”, sagte Naira, lächelte ihn an und berührte den Mann ganz leicht am Unterarm. Auf dem Weg zur ‘Arena’, drehte sie noch einmal ihren Kopf leicht zur Seite, um zu sehen ob er ihr hinterher blickte und setzte wieder ein sanftes Lächeln auf. Er schaute nach ihr. Das war schon mal gut.

    Es waren raue Sitten hier. Gut drei Dutzend Menschen hatten sich um den Ring versammelt, sich mit Drohungen und Schubsen die besten Plätze reserviert und beschimpfen jetzt schon den Kämpfer auf den sie nicht gesetzt hatten oder wurden selbst beleidigt, weil sie beleidigten. Naira erkannte hier ein Ventil, für manche mal aus der Haut zu fahren. Die myrtanische Gesellschaft mochte Freiheiten bieten, aber Beleidigungen gegen Stadtwachen, reiche Bürger oder andere Menschen, die angesehener waren als ein Hafenarbeiter oder eine Dirne, waren trotzdem ein gefährliches Spiel.
    Zu ihrem Erstaunen war es die freundliche, alte Frau, die mitten im Ring stand und den Topf zum Lärm machen genutzt hatte.

    “Willkommen zur heutigen Kampfnacht! Holt euch keine Getränke mehr, denn es geht gleich los, ihr Bastarde, reichen Schnösel und dummen Gänse, die denken hier gäbe es ein paar hübsche Männer.”, grüßte sie recht freundlich klingend und erntete ein Gelächter, das wohl Tradition wie diese Begrüßung war.
    “Ich erinnere euch noch einmal an die Regeln für euch liebenswürdigen Zierden der Menschheit! Niemand verliert außerhalb dieses Ortes ein Wort über die Kämpfe! Sonst ist irgendwann mal Schluss damit und mit Schluss meine ich meine Söhne! Ja, die vier Jungs da an den Türen. Genauso wird hier keine Waffe gezogen oder sonst irgendwas getan, dass die Kämpfe wirklich stört! Wir bleiben alle fair und das auch nach den Kämpfen! Sonst knallt es gewaltig! Zuletzt…habt Spaß, versauft und verwettet euer Geld und trinkt einen auf mich! Oma Stahlfaust!”, kündigte die alte Dame an, hob die Faust und wurde bejubelt. Das war eine Frau. Naira gefiel ihre Art. So eine Oma würde sie sich auch wünschen. Als der Applaus verstummte, wurde von zum ersten Kampf gerufen.

    “Gustav die Gans gegen den blonden Michel. Los geht es!”, rief eine Enkelin von Oma Stahlfaust und die klopfte mit einer Suppenkelle auf einen Topf.
    Der blonde Michel war wirklich groß und so wie sich Naira einen Hafenarbeiter vorstellte. Gustav die Gans hingegen war klein und etwas dürr, aber hatte diesen irren Blick drauf. Bestimmt ein Schreiberling aus irgendeiner Amtsstube, in die wenig Licht kam.
    So schnell wie sie aufgerufen wurden, so schnell ging der Kampf auch los.

    Gustav fauchte den Michel an und stürzte sich auf ihn. Nicht ins Gesicht, sondern auf die Beine ging er los. Der Blonde hingegen trat nach Gustav und traf diesen nicht, weil sein Bein schon von Gustav umklammert wurde. Dann biss er doch tatsächlich zu und Michel schrie auf. Seine großen Hände bekamen Gustav zu packen und schleuderte diesen von sich.
    Gustav schüttelte sich und fauchte auf, bis der Speichel aus dem Mund kam. Auf den hatte sie also gesetzt? Oder war das alles eher eine Show?
    Michel attackierte und jagte Gustav durch den Ring, der nicht elegant aber flink dem Hünen auswich und versuchte im richtigen Moment Michels Arm zu greifen. Gustav war keine Gans, er war mehr ein Wiesel und Michel ein Bär, der nicht schnell genug war. Noch nicht.

    Naira sah Lasse am anderen Ende auftauchen und selbst beim Kampf zuzusehen. Was er wohl mit den Wetten einnahm? Allein bei diesem Kampf?
    Die Blonde beobachtete die Leute, während der Kampf sich hinzog und Michel so langsam die Geduld verlor.
    Sie ließen alle Emotionen raus, die sie empfanden. Waren mit ihren Flüchen, Jubel und Enttäuschungen ganz im Jetzt.
    Selbst sie hatte sich damit angesteckt, weil sie sehen wollte, wohin ihr Silberstück hinging.
    Nach drei weiteren Runden um den Ring, einen Biss in den Arm und Tritt ins Gesicht von Michel, kam für Gustav die Gans das Ende des Kampfes. Michel schlug bewusst vorbei, ließ sich fast beißen und verpasste dann Gustav eine ziemliche Schelle mit der anderen Hand. Es klatschte richtig laut und dann reichte ein Fausthieb gegen die Schläfe und die Lichter gingen bei Gustav aus.
    Michel ließ sich feiern, bekam gleich einen kleinen Sack mit Münzen in die Hand gedrückt und schaute dann nach Gustav. Der bekam einen Eimer Wasser von Oma Stahlfaust ins Gesicht geschüttet und wurde von Michel zu den Plätzen begleitet. Noch benommen vom Kampf hockte er da, während Michel sich es nicht nehmen ließ, einen Verlierer zurecht zu weisen, der seinen Einsatz auf Gustav gesetzt hatte.
    So lief das hier also.
    Danach gingen manche an den Bierstand und andere holten ihre Gewinne ab. Die waren nicht gerade hoch, aber für zehn Kupferstücke ganze 14 zurückbekommen - das war in Ordnung. Natürlich behielten die Buchmacher auch einen gewissen Anteil. Sonst würden sie es ja nicht machen.

    Oma Stahlfaust kündigte den nächsten Kampf zwischen Hans den Hammer und Norris den Seefahrer an. An der Tafel schrieben die Buchmacher ihre Quoten auf und prompt wurde fleißig gesetzt. Naira hielt sich wieder zurück und beobachtete. An den Türen traten weitere Leute ein. Ihre Mundwinkel hoben sich, als Danzo und Bhor erschienen und ihre Augenbrauen gingen hoch, als sie Adan erkannte, wie er sich umsah und schnurstracks in eine Ecke des Kampfringes ging. Ihr Blick ging zu Eskiel der wohl auch schon den ersten Kampf erlebt hatte und dann zu Lasse der noch Einsätze notierte. Als paar Leute Danzo und Bhor sahen, gab es Gemurmel und Oma Stahlfaust begrüßte Danzo ganz herzlich. Dann rief sie zwei Enkel herbei und schickte sie los. Naira war gespannt was sie erledigen sollten.

    “Ich schon wieder. War das eben ein Anfängerkampf? Die Quoten für den nächsten Kampf sind bei dir etwas besser für Norris. Weißt du mehr?”

    “Der eben und der nächste Kampf sind noch die Anfängerklasse. Ich würde auf den nächsten Kampf nichts auf Norris setzen.”, sagte Lasse mit einem Zwinkern. Naira lächelte auf, als wäre dieser Tipp eine schlaue Schmeichelei. Dabei wurde ihr klar, was der Buchmacher da trieb. Betrug. Sie überlegte kurz, ob sie bei diesem Betrug mitmachen wollte. Ob es gut war Lasse denken zu lassen, dass sie den Tipp wertschätzte.

    “Ich danke für den Rat. Dann setze ich gerne auf Hans den Hammer. Ein Silberstück soll es sein. Ich möchte nicht auffallen. - Und was hat es mit dem Riesen und seinen Begleiter auf sich, dass die Oma sie so begrüßt. Ehrengäste?”, fragte Naira und beobachtete, wie Lasse sich tatsächlich bestätigt fühlte, dass sie auf seine freundliche Geste so reagierte. Natürlich half es, dass ihre Hand seine Hand bei der Übergabe des Einsatzes streifte und sie die roten Lippen schürzte, während ihr Blick ein gespielter du-gefällst-mir-Blick war. Sie musste nun jedoch aufpassen, dass er nicht zu sehr dachte, dass da heute was laufen würde. Eine junge Frau, allein auf Reisen und die falschen Signale gebend. Das war es bei Lasse nicht wert. Sie blickte ihn fragend an.

    “Die beiden da drüben sind gute Männer. Der Große kämpft nicht, dafür aber der junge Mann. Und wie er kämpft. Er wird später gegen den Eisenbieger kämpfen. Deswegen hat die Oma ihre Enkel losgeschickt. Ein paar werden den Kampf unbedingt sehen wollen. Nur war bis jetzt nicht klar, ob der Bursche, den sie Enzo Donnerfaust nennen, aufkreuzt. Man hat ihn zwei Tage lang hier in der Stadt nicht gesehen. Ich würde später auf ihn setzen. Der Eisenbieger ist gut und natürlich steht auch Enzo nicht mehr, wenn er richtig trifft. Aber Enzo hat das Zeug dazu, auch noch weit bessere Kämpfer von hier zu besiegen. Das sehe ich. Wie kann ich euch noch behilflich sein, Frau Isidora?”, fragte Lasse sehr offensichtlich. Naira lächelte auf und ging in eine passive Haltung.

    “Das Reden macht durstig, Herr Lasse. Wenn ihr mich zum nächsten Kampf begleiten würdet, wäre mir das eine kleine Freude. Es ist langweilig, wenn man weiß wie der Kampf endet.”, sagte sie zuckersüß und überlegte, wo er etwas bei sich haben konnte, dass ihr nützte. Die Seitentaschen seines grauen Mantels würden wohl keinen Schlüssel beinhalten. Die würde sie aber trotzdem prüfen müssen. Hosentaschen waren so eine Sache, aber auch da wäre wohl nichts zu finden. Dann fiel ihr was ein, was klappen könnte.

    “Es wäre mir ein Vergnügen, Frau Isidora. Lasst mich euch auf ein Paladiner einladen. Zur Feier unseres Aufeinandertreffens. Womit handelt ihr eigentlich?”, fragte Lasse und ging mit ihr zum Stand.
    Naira erinnerte sich natürlich an Danzos Informationen zu Lasse und seinen kleinen Traum.
    “Ich bin mehr Einkäuferin. Futter für Pferde, Leder für Sättel und Zaumzeug. Eigentlich alles, was für einen gut laufenden Pferdehof nötig ist. Das Reich zahlt sehr gut für gute Pferde. Unser Hof wurde durch die Orks beschlagnahmt und die Pferde gegessen, weil Orks damit nicht mehr anfangen konnten. Aber wir hatten nach dem Krieg Glück und Vater kam an ein paar gute Rösser. Er sagt aber auch noch heute, dass er lieber meine zwei Brüder gefunden hätte. Sie dienten in der Armee. Kamen aber nicht mehr lebend nach Hause. So bin ich sein einziges Kind und versuche so viel wie möglich zu lernen, bevor mein hoher Vater den Hof hoffentlich an mich weitergibt. Ich bin zwar jung, aber besser dafür geeignet als meine Vettern, die nur zu Stallburschen taugen.”, erzählte sie aus dem erfundenen Nähkästchen und hoffte nicht zu dick aufgetragen zu haben. Sie verrannte sich manchmal zu sehr in schönen Geschichten, die an Glaubwürdigkeit verloren, je detaillierter es wurde.

    Doch Lasse dachte sich wohl seinen Teil, zog davor beim erwähnen des Pferdehofs die Augenbrauen hoch und reichte Naira ihren Krug.
    “Das hätte ich nicht gedacht, Frau Isidora. Ich würde noch gerne mehr über euren Hof nach den Kämpfen erfahren. Ich habe mich auch schon mal mit Pferden ‘beschäftigt’. Lasst uns dem Kampf beiwohnen.”, schlug der Buchmacher vor.

    “Gerne doch. Habt ihr selbst mal hier teilgenommen? Wie geht das einher mit eurem Beruf bei der Stadtwache?”, fragte sie, als sie oben auf dem Podest angekommen waren.
    “Man muss schauen, wo man in diesen Zeiten bleibt. Die Kämpfe sind lukrativ für alle, die dabei mitmischen. Als Stadtwache kommt man über die Runden. Als Buchmacher kann man Einiges zurücklegen, um nicht ewig als Stadtwache zu arbeiten.”
    “Ihr habt also einen Plan? Einen Traum?”, fragte sie neugierig mit einer Note an Bewunderung. Männer wollten bewundert werden. Lasse war da nicht anders.
    “Oh ja. Ich erzähle es euch gerne, wenn wir später was essen und trinken gehen.”
    “Ich bin gespannt. Na dann - auf unsere Ziele und danke für das Bier.”, sagte die blonde Handelsreisende und blickte Lasse entsprechend an, als sie anstießen.

    Der Kampf ging gerade los und beide prügelten aufeinander ein.
    Dass Norris verlieren wollte, sah man bisher nicht und einmal mehr erwischte sich Naira dabei, wie sie sich von der Stimmung anstecken ließ. Wie es wohl für die Kämpfer selbst war?
    Sie fragte sich, wie sie sich da im Ring selbst schlagen würde? Wäre sie ein Mann, wäre das wohl einfacher. Mit ihrer schlanken Figur war sie aber nicht wirklich für einen Ringkampf gegen solche Ochsen wie im Ring gemacht. Die wälzten sich gerade am Boden und rangen um die Oberhand im Kampf.
    Lasse schien die Darstellung von Norris zu gefallen. Sie war glaubwürdig genug.
    Und nun erweiterte sie ihr Spiel. Die nahm einen großen Schluck aus dem Krug und schüttelte sich. Sie begann leicht zu bibbern, bis Lasse es bemerkte.
    “Es ist kalt hier in der Halle und nun mit dem kühlen Bier…”, sagte sie und zog ihren Mantel etwas zu. Lasse - ganz der Ritter der er niemals werden würde - zog seinen Mantel aus und legte ihn über Nairas Schultern.
    “Danke!”, sagte sie und musterte ihn in seinem roten Wams. Dann blickte sie wieder zu den Kämpfen und begann mit ihrer freien Hand in den Innentaschen zu tasten, während sie mit dem Bierkrug die Kämpfer anfeuerte, die immer noch am Boden rangen.
    Die Taschendiebin entdeckte etwas in den Mantel eingenähtes was wohl Münzen waren, fand in den zwei linken Manteltaschen nichts was ihr helfen könnte und sah dann, dass Lasse den Krug mit der linken Hand fest hielt. Er schaute immer wieder zu ihr und unterhielt sich mit seinem Schreiber.

    Nairas linke Hand ertastet einen größeren Schlüssel und Münzen. Eine Gabel und ein Kästchen. Sie blickte kurz zu Lasse und griff das Kästchen heraus. Das ließ sich mit lösen eines Bandes aufklappen und verriet sofort den Geruch von Pfeifentabak.
    Naira stellte den Krug ab und hustete auf. Beugte sich weg von Lasse und griff in das Kästchen. Sie bekam etwas Erhofftes zu greifen und zog es zu sich mit ihrer Rechten. Lasse legte seine Hand auf ihre Schulter und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie hustete wieder auf, legte das Verschlussband des Kästchens wieder um, nickte dann mit ihrem Kopf und griff mit der rechten Hand an ihren Hut, der etwas verrutscht war. Den richtete sie und hoffte, dass sie im Gesicht entsprechend aussah. Das Kästchen war wieder in der Manteltasche und auf den offensichtlichen, dicken Türschlüssel verzichtete sie. Das würde auffallen.
    Lasse fragte noch einmal, ob es ihr gut ginge und Naira erzählte dann, dass sie sich verschluckt hatte und beinahe das Bier durch die Nase befördert hatte. Sie hustete auf und lachte herzlich. Dann griff sie ihren Krug mit der linken Hand, denn die Rechte hatte wohl noch leichte Reste vom Pfeifentabak an sich. Ein zu starker Geruch beurteilte die Taschendiebin.
    Ihre Beute indes war in ihre Manteltasche gewandert.
    Zufrieden sah sie das Ende des zweiten Kampfes, wo Norris wie ein am Boden fest gedrückter Käfer strampelte und aufgab, bevor Hans ihn in den Schwitzkasten genommen hätte. Falls er es geschafft hätte, denn eigentlich hatte Norris zum Schluss hin dominiert.
    Flüche und Beleidigungen folgten für den Verlierer, während der Gewinner gefeiert wurde.
    Lasse sagte etwas zu seinen Schreiber und der ging dann zu Norris, der von manchen ‘Fan’ von ganz nah beschimpft wurde und sogar einem eine verpasste.
    Lasses Schreiber schimpfte dann trotzdem.
    “Scher dich zum Ende des Kais und spring da runter! Ersauf da, du Weichei!”
    Naira grinste auf. Eine interessante Botschaft.
    Sie war dabei den Podest wieder hinab zu steigen, da erblickte sie Adan, der sie interessiert musterte und sofort weg blickte, als sie ihn ansah. Hatte er es beobachtet oder war es Zufall?
    Jedenfalls versteckte er sich momentan ganz gut in der Menge zwischen den Kisten.

    Sie ignorierte für den Moment wieder Adan und überlegte nun wie sie den kleinen Schlüssel zu Einsatz bringen konnte, ohne zu wissen, wo Lasse wohnte. Das müsste sie wohl raus finden und das ohne, dass er ihr offensichtlich zeigt, wo er schläft.
    Naira erblickte dann kurz Gisla, die am Stand sich ein Bier holte und Eskiel der im Hintergrund sich einfach schweigend zu einen Kreis von Männern gestellt hatte, die über den nächsten Kampf fachsimpelten.
    Naira indes ließ sich von Lasses Schreiber ihren Gewinn - zwei Silberstücke und ein paar Kupferstücke auszahlen.

    “Auf wen würdet ihr im nächsten Kampf setzen?”, fragte sie den Schreiber freundlich.
    “Tshak le Blö ist Favorit. Er kommt irgendwo vom gorthanischen Kontinent. Aber der rote Hund, auch Sandor genannt, ist auch nicht schlecht. Er hat gute Reflexe und ist zurecht nicht mehr bei den Anfängern. Irgendwie liegt eine Überraschung in der Luft.”, sagte der recht junge Mann. Lasse zog die Augenbraue hoch und schubste den Schreiber an.
    “Nicht so laut. Leider kann ich keinen empfehlen. Es ist sehr offen, weil beide mit allen Wassern gewaschen sind. Das Glück muss man manchmal herausfordern. Sandor hat sich aber zuletzt gut gemacht.”

    “Dann setze ich eine Silbermünze auf den roten Hund. Und den Rest auf Enzo Donnerfaust später. Sehen wir uns gleich wieder oben? Wollt ihr euren Mantel wieder, Herr Lasse? Mir ist wieder warm. Habt Dank dafür. Das war sehr freundlich.”, sagte sie wirklich dankbar. Aber im anderen Sinne.
    Lasse nahm den Mantel wieder entgegen und versprach, bald da zu sein. Die Kundschaft hinter Naira wurde schon ungeduldig.
    Sie würde beim nächsten Kampf vielleicht mehr über Lasses Wohnsituation erfahren.

    Sie wollte sich gerade zu ihrem Platz begeben, Gisla und Eskiel dezente Zeichen geben, dass es gut lief - da sah sie wieder Adan. Adan der wie ein ängstlicher Hase sich klein machte. Naira blickte in seine Blickrichtung und erschrak…

  17. Beiträge anzeigen #257
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
    Registriert seit
    Feb 2005
    Beiträge
    16.010
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    »Eine wirklich passende Auswahl.«, sagte Françoise und nickte zustimmend. »Sie wird dein Repertoire gut ergänzen. Auf den ersten Blick hast du recht, dass der Fokus dieser Magie dem Kampf gilt. Beurteile ein Buch aber niemals nach seinem Einband. Du wirst verstehen, wenn es soweit ist.«
    Ein wenig kam sich die Priesterin vor, als wäre sie wieder Adeptin im Kloster und empfinge ihre erste Rune. Dabei waren es gar nicht ihre ersten Schritte, sondern die von Draco. Außerdem hatte sie selbst schon einige Schüler in der Magie ausgebildet. Dass es sich um Paladinmagie handelte, machte es zum Novum für sie. Das war das Interessante!
    »Am besten fangen wir damit an, eine klare Trennung deiner beiden Magiearten vorzunehmen.«, sagte Françoise und nahm in einer ruhigen Ecke der Bibliothek Platz. »So schwierig es erscheinen mag, halte ich es für den Anfang sinnvoll. Dass dein Mondlicht nicht zur vollen Blüte erstrahlt, halte ich nämlich für eine Vermischung von Licht und Schatten. Die Schattenmagie ist dir vertraut. Du nutzt sie instinktiv. Jetzt forderst du von dir selbst, das genaue Gegenteil zu erzeugen. Es liegt auf der Hand, dass deine Schattenmagie ohne dein bewusstes Zutun in die neue Magie mit einfließt. Normalerweise ist das etwas gutes. Als ich einen Feuerpfeil beschwören lernte und später einen Feuerball, konnte ich auf mein - in Ermangelung eines besseren Wortes - Muskelgedächtnis zurückgreifen. Das darfst du nicht. Nicht bei völlig diametralen Magieformen. Am besten fängst du so an, wie du auch seinerzeit deine Fähigkeit erlernt hast. Die Werkzeuge sind die gleichen, nur das Ergebnis ein anderes.«

  18. Beiträge anzeigen #258
    Waldläufer Avatar von Naira
    Registriert seit
    May 2024
    Beiträge
    160
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Kap Dun - Eine Lagerhalle im Hafenviertel (7. Tag, Abend)

    Nairas Atmung setzte für einen Moment aus. Diese zwei Gestalten hatten wirklich noch gefehlt. Adriano schritt stolz wie ein Pfau umher, trug einen neuen, aber nicht so schönen Hut und einen schicken Mantel in Weinrot. Gab sich wie ein Adliger, war aber das, was man in der Kanalisation von Vengard im tiefsten Dreck fand.
    Und neben ihm Pedro. Klein, bullig, hässlich und seine Waffen stolz am Gürtel tragend. Ein Lakai aus dem Bilderbuch. Er schubste jemanden weg und sah sich dann an, was der nächste Kampf und die Quoten waren. Adriano kam hinzu und schickte Pedro los, um ein paar Münzen zu setzen. So reich war er also auch nicht, wollte sich aber wohl nicht die Blöße geben.
    Naira hatte ihren Hut ausgezogen und stellte sich ähnlich Adan eher in den Hintergrund. Ihre Augen suchten Gisla und Eskiel. Suchten aber auch Adan, der sein Versteck gewechselt hatte.

    Naira sah Gisla und die machte eine Handgeste, die besagte, ruhig zu bleiben, während Eskiel sich zehn Schritte von Naira positionierte.
    Adriano besprach kurz was mit Pedro und dann bewegten sie sich wie alle zum Kampfring. Die Enkelin von Oma Stahlfaust rief zum dritten Kampf auf.
    Naira suchte weiter nach Adan und hatte längst verstanden, was er hier gesucht hatte. Ein Versteck. Noch fand sie ihn nicht, was gut war. Sie selbst wollte aber auch nicht zwingend erkannt werden.
    Lasse tippte sie dann an und fragte, wieso sie nicht oben wäre.
    “Lasst uns hier unten bleiben. Ich möchte näher am Kampf sein, wenn das in Ordnung ist.”, entgegnete sie und Lasse stimmte schulterzuckend zu. Zum Glück, denn natürlich hatten Adriano und Pedro mit Drohungen oben auf dem Podium sich ihre Plätze ‘verdient’.
    Der Kampf ging los und während alle anderen sich darauf konzentrierten, sah Naira immer wieder hinauf und in die Menge.
    “Alles in Ordnung? Wollt ihr doch lieber hinauf?”, fragte Lasse.
    “Schon gut, Herr Lasse. Leben…leben eigentlich alle Stadtwachen in einer Kaserne oder Unterkunft? Und…wie macht sich der rote Hund aus Expertensicht?”, fragte sie und konzentrierte sich nun auf Lasse. Sie brauchte noch Informationen. Lasse schien sich zu ihrer ersten Frage was zu denken.

    “Sandor wird den Kampf gewinnen. Sein Gegner ist heute nicht in Form. Behäbig und passiv. - Ich lebe nicht in der Kaserne, wenn ihr das wissen wollt. Man hat da keine Privatsphäre und zum Glück habe ich genug Dienstjahre. Ich leiste mir eine kleine Unterkunft im Stadtkern. Vielleicht schauen wir auf dem Weg zur Gaststätte kurz vorbei?”, schlug er vor. Naira schaltete in diesem Moment um. Vielleicht die einzige Gelegenheit. Sie griff Lasses Hand, lehnte sich zu ihn und sagte noch hörbar für Lasse.
    “Aber nur zeigen. So eine bin ich nicht, Herr Lasse. Ich bin eine Dame und lasse mich ERST einmal ausführen…”, betonte sie, ließ Lasses Hand spielerisch los und grinste wohl wissend was sie da andeutete. Lasse verstand schon sehr gut, was sie damit meinte.

    Gleichzeitig hatte sie nun wohl einen weiteren Schutz für sich erst einmal gewonnen, falls Adriano seine letzten Versprechen wahr machen würde. Es war Gislas 5. Lektion “Nutze die ureigensten Emotionen der Menschen zu deinem Vorteil. Ein Mann wächst damit auf, seine Frau zu beschützen und um jene, die ihn vielleicht ran lässt, zu kämpfen. Eine Frau lässt sich zu gern provozieren, wenn du ihrem Mann schöne Augen machst oder Konkurrenz bist. Nutze das und alles andere aus.”

    “Oooouuuhhhh!”, rief sie dann und bewegte sich vor, um einer möglichen Berührung von Lasse zuvorzukommen. Aber auch aus einen anderen Grund. Sowas sah sie auch zum ersten Mal.
    Der rote Hund hatte dem anderen mit einem Haken ein paar Zähne ausgeschlagen und diesen zu Boden geschickt. Er ließ sich feiern und die Menge, die Blut sehen wollte, war nun endlich befriedigt.
    Jubel überall und Naira war irgendwie auch dabei. Immerhin hatte sie auf den roten Hund gesetzt. Lasse musste dann wieder an seinen Stand, denn der nächste Kampf würde viele Wetteinsätze versprechen. Danzo wurde als der ungeschlagene Neue, der zukünftige Meister angekündigt. Als Enzo die Donnerfaust. Naira applaudierte und fand Danzo um zwei Klassen attraktiver als Lasse. Aber was tat man nicht alles für sein Volk?
    Sie sah sich um und nahm etwas Deckung ein. Adriano und Pedro standen da noch und schauten wachsam über die Leute. Liefen sogar den Ring ab. Es war gar keine Frage wen sie da suchten.

    Danzos Gegner wurde dann auch angekündigt.
    Der Eisenbieger! Der Name war Programm und der Mensch dahinter lebte wohl was aus. Groß, bullig und nur mit einer Hose und schweren Stiefeln bekleidet. Er trug eine Maske aus Stoff über den wohl kahlen Schädel und verbarg damit sein halbes Gesicht. Der Rest war Bart und aufblitzende Zähne, als er ein Hufeisen in seinen Händen verbog.
    Wenn das nicht der örtliche Hufschmied war, war sie heute nicht die blonde Isidora.
    Das könnte ein harter Brocken für Danzo werden.
    Die Leute platzierten ihre Wetten und Naira beobachtete die Sucher. Was sie mit Adan anstellen würden. Hier wohl noch nichts, aber da draußen im Hafenviertel war es wohl sein Ende. Seine Kameraden hielten nichts auf Adan und so hatte er keinerlei Schutz.

    Dann ging es auch schon los. Die Leute kamen wieder zum Ring und an anderer Stelle beim Ring wurde es laut. Eine Kiste rumpelte, ein Schrei erklang und Adan flitzte durch den Ring.
    Er lief direkt auf Naira zu und musste sie erkannt haben. Der Gesichtsausdruck war neben seiner Angst einfach flehend und um Hilfe bittend. In jener Sekunde schüttelte sie leicht den Kopf und schloss entschuldigend die Augen.
    Im nächsten Moment rumpelte Adan sie an, warf sie um und spurtete durch die Halle. Pedro und Adriano waren direkt hinterher, wie zwei scharfgemachte Hunde.

    Sie sah sich um, blickte Gisla an, blickte Eskiel an und sah kurz zu Lasse. Den Schlüssel - der wichtig sein musste, wo immer er auch final passte - hatte sie. Hatte damit das Wesentliche erfüllt. Wo Lasse wohnte, würde sie schon herausfinden und vielleicht wussten es Bhor und Danzo. Sie war hier fertig.
    Es war nicht irgend eine große Sympathie für Adan, es war nicht irgend ein Antrieb rechtschaffen und gut zu sein. Es war einfach nur der Gedanke, dass diese Schweine einfach so jemanden abstachen, davon kamen und es das nächste Mal vielleicht ein Freund wäre oder sie selbst.
    Sie fasste diesen Entschluss für sich. Wusste was Gisla ihr vorhalten würde und was Bhor sagen würde, was Eskiel denken könnte und wie Chani sie in Schutz nehmen würde. Wie sie sich wünschen würde, dass Danzo für sie einstand.
    All dies floss in ihre Entscheidung ein und dann hatte sie ihren eigenen Kopf. Da hatte sie sich längst entschieden.
    Sie stand auf und lief hinterher. Gisla wollte sie noch aufhalten, nickte Eskiel zu und winkte Bhor mit drei Fingern zu. Wenige Momente vor Danzos Kampf.
    Naira huschte an zwei Brüdern an der Tür vorbei, orientierete sich und lief los. Adan kannte sich hier besser aus, wie Adriano und Pedro und sie versuchte mit ihrer Ortskenntnis zu denken wie Adan. Es blieb abzuwarten wer wen nun fand oder nicht fand - und vor allem wie?

  19. Beiträge anzeigen #259
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
    Registriert seit
    Dec 2006
    Ort
    In den Wäldern
    Beiträge
    1.222
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline

    Danzo - Kap Dun - Hafenviertel (7. Tage, Abend)

    Danzo, unter seinem Kampfnamen Enzo Donnerfaust bekannt, stand im Ring und spürte den vertrauten Adrenalinschub durch seine Adern rauschen. Der Eisenbieger, sein Gegner, war eine beeindruckende Erscheinung – groß und muskulös, mit einer Stoffmaske, die sein Gesicht halb verdeckte. Seine bloße Anwesenheit ließ die Menge in Vorfreude auf einen intensiven Kampf brüllen.

    Die Suppenkelle ertönte, und Danzo spannte seine Muskeln an, bereit für den bevorstehenden Schlagabtausch. Der Eisenbieger stürmte auf ihn zu, seine Fäuste wie Hämmer. Über den viel zu offensichtlichen Versuch grinsend, wich er geschickt aus und konterte mit schnellen Schlägen, die jedoch an den massiven Armen seines Gegners abprallten. Der Körper dieses Riesen fühlte sich an, als würde man auf Stein schlagen. Jeder Schlag, den der Eisenbieger führte, war wie ein Donnerschlag, und Danzo musste all seine Geschicklichkeit einsetzen, um ihm auszuweichen. Ein solider Treffer könnte selbst für ihn das Ende des Kampfes bedeuten.

    Inmitten des Tumults und der Schläge erhaschte Danzo einen Blick auf Naira, die sich durch die Menge drängte. Sie schien es eilig zu haben, und etwas in ihrem Ausdruck ließ sein Herz schneller schlagen. Etwas stimmte nicht. So war das nicht geplant gewesen! Hatte die Kleine wieder ihren Kopf ausgeschaltet und auf eigene Faust entschieden, ein Risko einzugehen?
    Was hat sie vor?, fragte er sich, während er einen harten Haken des Eisenbiegers mit beiden Armen abblockte.

    Der Kampf verlangte seine volle Aufmerksamkeit, doch seine Gedanken waren bei Naira. Der Eisenbieger nutzte jeden Moment, in dem Danzo abgelenkt war, und setzte zu wuchtigen Angriffen an. Ein gezielter Schlag traf ihn an der Seite und ließ ihn vor Schmerz keuchen. Aber er konnte sich nicht lange darauf konzentrieren. Sein Instinkt sagte ihm, dass Naira in Gefahr sein könnte, und er musste schnell handeln. Niemandem wäre geholfen, wenn sie sich um drei gefangene Familienmitglieder sorgen mussten.

    Der Hüne lachte rauh, als er Danzo taumeln sah, und setzte nach. Doch der angehende Waldläufer sammelte seine Kräfte, blockte den nächsten Angriff und landete eine Serie von schnellen Schlägen gegen den Oberkörper seines Gegners, die er mit einem beherzten Tritt abrundete, mit dem er sich etwas Abstand erkämpfte. Sein Blick ging wieder durch die Menge bis er Bhor entdeckte, der ihm ein unauffälliges Zeichen gab. Das Publikum tobte, doch Danzo hörte nur das Pochen seines eigenen Herzens.

    Verdammt!
    Er wusste, dass er den Kampf schnell beenden musste, aber der Eisenbieger war ein zäher Gegner. Jeder Moment zählte, und die Zeit schien gegen ihn zu arbeiten. Das Gefühl der Eile nagte an ihm, während der Schweiß von seiner Stirn tropfte.
    Danzo duckte sich unter einem weiteren wuchtigen Schlag des Eisenbiegers hinweg und nutzte die Gelegenheit, um seinem Gegner einen kraftvollen Aufwärtshaken zu verpassen. Seine Faust kollidierte mit dem massiven Unterkiefer des Muskelberges und er spürte, wie Knochen knirschten. Der Eisenbieger taumelte zurück, und Danzo drängte weiter vor. Er musste diesen Kampf beenden, bevor es zu spät war.

    Die nächsten Minuten schienen wie eine Ewigkeit, ein endloser Tanz aus Schlägen und Ausweichmanövern. Danzo spürte die Erschöpfung in seinen Muskeln, doch die Dringlichkeit trieb ihn voran. Er landete schließlich einen weiteren gezielten Schlag gegen die Kiefer des Eisenbiegers, der den bulligen Mann unter einem schmerzerfüllten Stähnen zu Boden schickte. Der Ringrichter eilte herbei, um den Kampf zu beenden, und die Menge brach in Jubel aus, als sie den unnatürlich herabhängenden Mund des am Boden liegenden sahen.

    Doch Danzo zögerte nicht. Kaum war der Kampf vorbei, sprang er aus dem Ring in eine Traube überraschter Männer und Frauen und rannte zur Tür, durch die Naira verschwunden war und an der Bhor bereits auf ihn wartete. Seine Schritte hallten auf dem Boden wider, und das Gefühl der Eile trieb ihn an.
    „Rechts“, knurrte der bärenhafte Baribal, als sie sich an den beiden Türwachen vorbeizwängten.
    Die Rufe, die ihnen folgten, ignorierend, bogen sie ab und Danzo war darauf angewiesen Bhors Anweisungen zu folgen, da er offenbar eine Ahnung hatte, wohin sie mussten.

    „Warte kurz“, presste er hervor und es brauchte mehr Willenskraft, als er zuzugeben bereit gewesen wäre, um sich zum Anhalten zu zwingen.
    „Was?“, blaffte er seinen Kommandoführer an, der ihm einen warnenden Blick zuwarf.
    „Zieh die auf!“
    Bhor hatte aus seiner Tasche zwei Masken gefischt, von denen er eine Danzo reichte. Die Vogelmasken würden zumindest ihre Gesichter vorübergehend verbergen.
    „Weiter…“, knurrte er ungeduldig, während er warten musste, dass der Bär wieder die Führung übernahm.

    So groß war Kap Duns Hafen nicht, doch in der Dunkelheit und unter Zeitdruck kamen dem Faustkämpfer die ganzen schmalen Gassen wie ein endloses Labyrinth vor. Links, rechts, wieder rechts und noch immer kein Anzeichen von Naira oder wem auch immer sie hinterhergerannt war.
    Plötzlich und unerwartet hallte der Pfiff einer Drossel durch das Viertel, ein Zeichen!
    Ohne auf Bhor zu warten, stürmte Danzo in die Richtung des Pfeifens und entdeckte endlich Adriano und Pedro, die ihre Waffen gezogen hatten und für den Moment noch von Gisla und Eskiel in Schach gehalten wurden.

    „Gibt es hier irgendwo ein Rattennest?“, fluchte Adriano und in Pedros Gesicht war kurzzeitig Überraschung abzulesen, ehe er grimmig seine Position verlagerte, um alle vier einigermaßen im Blick halten zu können.
    Danzo, dem noch immer das Adrenalin durch den Körper strömte, vergeudete keine Zeit damit die Lager zu analysieren, sondern verlangsamte seinen Lauf nicht, als er auf die beiden zustürmte. Die beiden Aasgeier realisierten einen Moment zu spät, was der scheinbar unbewaffnete Maskierte vorhatte. Er duckte sich unter einem überraschten Schwinger mit dem Schwert von Pedro hindurch und schlug so gezielt wie bisher bei keinem seiner Ringkämpfe gegen den Ellbogen des Möchtegernleibwächters, der durch den unerwarteten Schmerz die Klinge fallen ließ, welche zu Boden schepperte und mit einem gezielten Manöver per Fuß Richtung Bhor befördert wurde.

    Eskiel nutzte den Moment aus, um einschüchternd auf Adriano zuzugehen, der sich zu einem frustrierten Knurren hinreißen ließ, ehe er die Hände als Zeichen des Aufgebens hob.
    „Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch anlegt, ihr miesen kleinen Straßenräuber“, drohte er mit gefährlich funkelnden Augen, aber keinem wirklichen Biss hinter dem Gebelle.
    „Das beruht auf Gegenseitigkeit“, übernahm Gisla das Wort und trat neben Eskiel, „Aber ein arroganter Pfau wie Ihr, braucht keinen Schmuck.“

    Mit einer blitzschnellen Bewegung, der selbst Danzo kaum mit den Augen zu folgen wusste, enthutete sie ihn.
    „Hey, mein…!“, wollte Adriano aufbegehren, doch schwieg als Eskiel einen weiteren Schritt nach vorn tat.
    Mein Hut, wolltet ihr wohl sagen? Verschwindet aus unserem Revier! Wenn wir euch auch nur riechen, gebt ihr mehr auf, als nur schicke Modeartikel!“
    Mit keiner anderen Wahl zur Verfügung, beschränkte sich der Widerling auf weitere Beleidigungen und Verwünschungen, die an ihnen abprallten wie Wasser an Harnischkraut. Sollte der Gockel krähen, solange er zusah, dass er Land gewann. Je schneller er fort war, desto eher konnten sie endlich Naira suchen.


    Chala Vered
    Geändert von Das Waldvolk (10.11.2024 um 19:43 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #260
    Dragonslayer Avatar von DraconiZ
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    4.463
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    DraconiZ ist offline

    Vengard

    »Verständlich. Die Argumente sind klar, doch ich fürchte es wird nicht ohne Vermischung gehen«, meinte DraconiZ und nickte dann. »Ich bitte die oberste Feuermagierin wegzuhören. Ich nutze die Obskuromantie nicht nur intuitiv. Ich bin sie und sie ist mein Selbst. Tief bin ich in die Hallen Beliars hinabgetaucht. Der Schatten ist durch mich geflossen und hat sich mit meinem Inneren, mit meiner Essenz verbunden. In dem Moment wo ich hinabgetaucht bin haben sich Licht und Schatten in mir untrennbar vermischt. Wie die Vermischung von Alkohl und Wasser nicht mehr trennen ist. Der Schatten ist in mir. Ich kann nicht Magie wirken die nicht davon beeinflusst wird. Beliars Macht ist in mir und sie wird nicht mehr gehen. Nur wenn ich einst dem Tod endgültig in die Augen blickte wird sie möglicherweise gehen. Doch nicht einmal dann bin ich sicher. Es ist das Schicksal dem ich entgegen blicke. Es muss einen anderen Weg geben. Einen Weg Licht und Schatten in Harmonie zu nutzen«. Ein Teil von ihm hatte den argwöhnischen Gedanken nun nicht im nächsten Moment einer Welle aus Flammen von Françoise ausgesetzt zu werden. Doch er verwarf den Zweifel schnell als unbegründet.

    Er kratzte sich am Kopf und ging ein paar Schritte ziellos durch die Bibliothek. »Ich habe versucht das Licht versucht zu rufen ohne die Schatten zu berücksichtigen. Sie haben es nur aufgesaugt und es ist nichts passiert. Es passierte erst etwas, als ich die Dunkelheit einbezog. Ich schien sie an wie die Sonne den Mond anscheint. Dann kam das Licht zum Vorschein«. Seine Gedanken rasten. Er streckte seine Hand aus. Er rief das Licht aus seinem Inneren. Fühlte Brennen aus der Körpermitte in die ausgestreckten Finger fahren. Gleichzeitig fühlte er die Schattenmimik die sich regte. Sie wollte das Licht verschlingen und unterdrücken. Ein Funke tanzte auf seiner Handfläche und wurde kurz darauf von Schattenfäden zurückgezogen.

    Er bezog die Schatten ein. Lies Licht durch sie hindurchfließen. Nun tanzten einige wenige Funken auf der Handfläche. Silbern wie Mondlicht. Doch noch immer fühlte er wie er wie Schattenfäden an den Funken zogen. Es war noch nicht gut. Weit weg von dem was sein sollte. Es war diametral wie Françoise gesagt hatte. Sie hatte recht. Es durfte nicht gegeneinander wirken. Er schaute die Magierin noch einmal an. »Um die Schattenmimik zu lernen habe ich die Dunkelheit nach Innen gelassen. Ich habe aus dem Feuerkelch getrunken. Doch nicht das getan, was ich mit der Schattenmimik getan habe«. Er schluckte. Dann legte er seine Rechte auf sein Herz und die Linke auf den Bauch. Er spürte die Kraft die der Feuerkelch geöffnet hatte. Er konzentrierte sich und dann rief er sie und zwang gleichzeitig die Schattenmimik mitzuspielen. Blut tropfte von seiner Nase. Feuer sammelte sich in seinem Körper. Von Herz und Inneren ausgehend breitete es sich aus. Wie ein Buschfeuer ging es weiter. Schultern, Hüfte, Kopf, Arme, Füße, Finger. Er begann zu zittern. Kalter Schweiß rann ihm von der Stirn und den Rücken hinunter. Dann ging er auf die Knie. Die Hände wie fest gebrannt immer noch an der gleichen Stelle.

    »Es .. ist .. ist so heiß«, stammelte er. Dann riss er ruckartig die Hand vom Herzen weg und befahl das gesamte Feuer in die Hand. Silberne Fäden stiegen aus der Hand empor und entzündeten sich als sie sich vereinigten. Mehr und mehr Fäden stiegen empor und formten letztendlich eine große silbern glimmende Lichtkugel die auch noch schwebte als er sich nach hinten fallen lies und schwer atmete. »Wenn ich jetzt jedes Mal durch diese Prozedur muss«, meinte er und sah das Licht ersterben. »Dann brauche ich erst einmal was Gutes zu trinken«.

Seite 13 von 20 « Erste ... 2691011121314151617 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide