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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline

    Zwischen Trelis und Kap Dun - Bhor

    Es ruckelte als die Wagen die Hauptstraße zur Küstenregion nicht mehr befuhr. Büsche raschelten und an den Dächern rieben Äste. Wenige Momente später hielten sie an und man hörte wie die Pferde schnaubten und aufstampften.

    “Wir machen eine Pause! Die Pferde brauchen Futter und wir wohl auch.”, sagte Bhor und sprang vom Wagen runter. Naira die auf dem Bock des anderen Wagen bei Eskiel saß erhob sich, streckte sich und sprang auch runter. Dann turnte sie ein wenig an Ort und Stelle, bevor sie zu Miracoli und Ändy ging.
    “Ja…ihr seid gute Pferdchen. Nicht die Schlausten. Aber gute Pferdchen. Gleich gibt es was zu essen. Leckeren Hafer! Und Gras! Und Wasser! Jamjamjam!”, sagte die momentan Dunkelhaarige und strich beiden über die Köpfe. Miracoli war weiß und dachte, er wäre ein Zuchthengst. Dabei hatte er einmal einen Baumstamm bestiegen und es aller Welt mitteilen wollen. Ändy hingegen war sowas wie blond und…nun man konnte froh sein, wenn er einen Huf vor den anderen setzte und sich nicht die Beine verknotete.
    “Du redest vielleicht einen Stuss. Jamjamjam.”, rief ihr Chani zu und zeigte ihr die Zunge.
    “Stuss ist doch mein zweiter Name. Naira Stuss Flammenherz. Chani Stuss von und zu nirgendwo.”, entgegnete Naira und zeigte ebenso die Zunge.
    “Nirgendwo am Arsch! Wenn ich meinen südländischen Papa finde, wirst du sehen wer ich von und zu bin. Bestimmt ist er ein argaanischer Prinz.”, tönte Chani und half Gisla den großen Kochtopf runter zu heben.
    “Argaanischer Ziegenhirte. Hat deine Mutter mit einer Ziege verwechselt.”, sagte Naira.
    “Aber wenigstens weiß ich, wer meine echte Mutter war und sie wusste, wer mein Vater ist.”, konterte Chani. Da konnte Naira das Spiel nicht wirklich fortführen. Chanis Mutter war ein Waschweib aus Silden. Für manche auch einfach eine Frau die jeden ran ließ, der ihr in der Grünen Krähe schöne Augen machte.

    “Heute hast du gewonnen. Auch wenn wir beide wissen, dass deine Mutter sehr viel Material liefert… - Aber nimm nicht mehr meine Eltern ins Spiel. Ich kann nichts dafür, dass ich nichts über sie weiß. Dann lass ich auch deine Mutter raus.”, sagte Naira und sprach von der Wahrheit, mit der sie leben musste. Die wahre Wahrheit war eine andere. Das hatte ihr Großvater und ihr Onkel nicht wirklich verheimlichen können. Es gab eine wahre Wahrheit und sie hatten sie bisher Naira nicht mitgeteilt. Wollten oder konnten es nicht. Genauso wie sie nicht wirklich gut lügen konnten. Der alte Aethel vertröstete sie damit, es ihr zu sagen, wenn die Zeit reif wäre - Wenn sie soweit wäre. Wie Naira diese Worte und Vertröstungen hasste. Entweder gab es ein so großes Geheimnis darum, dass sie mit ihrem Leben fürchten musste. Oder sie war eine dieser typischen Waisen, deren Vater bei der Geburt gestorben war, während Orks die Mutter entführten. Nur war ihr Vater ein Adliger oder König und das wars dann. Irgendwie sowas.
    Sie mochte das Thema nicht einmal groß ansprechen, denn wenn sie es tat fühlte sie sich nicht ernst genommen. Als wäre sie noch ein kleines Mädchen mit hellen Zöpfen. Damals gefiel ihr die Wahrheit, dass Onkel ihr Vater war und sie einfach Tochter und Vater waren die losgezogen, um zu jagen und davon zu leben.

    “Lass dich nicht ärgern, Kleine.”, sagte Bhor und er war der Einzige, dem sie es nicht übel nahm sie Kleine zu nennen. Er war so viel größer als sie selbst.
    “Du kommst gleich mit mir mit. Ich weiß wo es hier in der Gegend Brombeeren gibt und die sammeln wir mal für alle. - Danzo und Eskiel kümmern sich um die Pferde und haben ein Auge auf unser Lager.”, wies Bhor an.
    “Und wir bereiten das Essen zu. Argaanische Prinzen - jamjamjam.”, sagte Gisla und grinste die beiden jungen Frauen an.
    “Mein Leibgericht!”, lachte Bhor und reichte Naira einen Korb.

    Keine Minute weg von den Wägen und sie hörte und sah nichts mehr vom Rest.
    Das Dickicht war dicht und üppig an Vegetation und sie war froh Bhor dabei zu haben, in dessen große Stiefelabdrücke sie einfach treten konnte.
    Sie vermisste es, tagelang durch die Wildnis zu streifen und zu suchen, zu jagen und alles mit geschärften Sinnen wahrzunehmen.
    “Wie war es so damals als Anführer vom nördlichen Lager?”, fragte sie und blickte auf Bhors Rückseite. Dabei musste sie ihn noch einmal im Profil und von vorne sehen, um ihre neue Zeichnung von Bhor abzuschließen. Im Grunde war sie fertig, aber es fehlte ihr letzten Abend ein Detail, auf das sie nicht kam. Beim Essen würde sie wohl Gelegenheit dazu finden. Bhor selbst war nicht mehr der Mann von der Zeichnung damals. Er hatte sich optisch einfach geändert. Gepflegter, das Haar nicht zerzaust und wild wie der zu lange Rauschebart. Gisla hatte natürlich ihren Anteil daran, aber auch das Leben auf der Straße und in den Städten.
    Man hielt das Waldvolk für Wilde und ungepflegt. Gut für sie alle, dass sie schön artig allesamt Zähne putzten und wussten das man Wasser nicht nur trinken kann.
    Aber umso mehr war es ihr wichtig, Papa Bhor - wie sie ihn gerne nannte - die Zeichnung zu widmen, der er auch heute entsprach.

    “Eine harte, aber auch gute Zeit. Wüssten die Menschen was wir damals so daran hinderten nach Silden zu kommen…nun - man hätte uns wohl ein wenig mehr Dankbarkeit gezeigt. Aber ich will mich gar nicht beklagen, junge Naira. Es war eine gute Zeit mit guten Leuten. Gisla war bei mir so lange es ging und dort im Lager entstanden viele Freundschaften erst richtig. Du glaubst gar nicht wie ich mich bei Things freue die alten Gesichter zu sehen. Wir krochen sprichwörtlich durch einige Gobbobauten.”, erzählte Bhor voller Erinnerungen in der Stimme.
    “Du hast da rein gepasst? Lass mich raten. Adanos hat es schon geregelt.”, sagte sie spaßeshalber.
    “Haha! So kann man es auch nennen, junge Naira. Aber mal im Ernst. Ich bin Adanos für sehr viel dankbar. Ich habe viele schlimme Tage mit meinen Leuten erlebt. Aber alles hatte sich auch mit der Zeit zu etwas Guten gewendet. Ausgleichend…weil ich Adanos treu blieb.”, meinte der Riese.
    “Hast du dann nicht Angst, wenn etwas zu gut läuft, Bhor?”, fragte Naira.
    “Manchmal. Aber das ist das Leben.”, sagte er.
    “Mal bist du der Baum…mal der Hund, hmm?”, meinte sie und lächelte gelassen.
    “So ist es. Manches aber scheint - wenn es denn lange genug gut war - so zu bleiben. Meine Gisla zum Beispiel und die bunten Vögel. Ich bin stolz auf dich und Chani. Ihr habt euch zu weit mehr gemacht, als erwartet. Als andere erwartet hatten, als ich meine Idee im Thing vorstellte.”, erklärte Bhor und zeigte auf die Büsche die sie suchten.
    “Dann war es schon immer deine Idee gewesen, Bhor?”, fragte die Dunkelhaarige.
    “Nicht ganz. Vor Jahren hatte ich mit dem Jadewolf, Dekker und Griffin ein langes Gespräch bei Wacholder und Scavengerbraten. Wir überlegten damals, wie wir die Orks beobachten könnten ohne aufzufallen. Die Myrtaner beobachten ist da einfacher. Damals hätten wir als Tagelöhner oder Orksöldner anheuern müssen und das war zu gefährlich.”

    “Verstehe…das sind die Brombeeren? Schauen gut aus. Hier hat aber jemand schon gepflü…”, sagte sie, da sah sie Bhor an, dass er einen ganz anderen Gesichtsausdruck wie sonst aufgesetzt hatte. Völlig anders. Gefährlich…die Augen eines wachsamen Jägers. Er blickte in eine Richtung und gebot Naira sich zu ducken.
    Dann pfiff er wie eine Nachtigall auf alle drei Arten und stoppte dann. Momente der Stille wurden dann vom selben Pfeifen abgelöst und Bhor entspannte sich. Er erhob sich und grüßte in das Dickicht, in das er geblickt hatte.
    Augenblicke später erschien eine Hand voll Menschen in Braun und Grün. Ein Jagdkommando aus Beria. Anders konnte es in dieser Gegend nicht sein. Bhor lächelte auf, als er den Anführer erblickte.
    “Bewahre, Berengar von Beria!”
    “Bewahre, Bhor von den Baribal. Du warst schon mal lautloser. Liegt wohl an diesem Kind bei dir, heh?”, fragte der Kerl und war Naira gleich nicht wirklich symphatisch. Wie konnte er sie nur Kind nennen? Nur weil sie so klein war und ihre Oberweite auch nicht gerade auffiel? Dabei war dieser Kerl einfach hässlich.
    Er erinnerte sie an einen übel gelaunten Jagdhund mit Biss- und Kratznarben im Gesicht. Dazu dieses rot-braune Kopftuch um den kahlen Schädel. Aber ein Waldläufer, wie er im Buche stand.
    “Bewahret! Ich bin kein Kind, Herr Berengar. Ich bin Naira und gehöre mit zu Bhors Kommando. Wie du sehen kannst, wollten wir ein paar Beeren pflücken, bevor wir uns nützlicher machen wie Wachposten für ein paar Beerensträucher zu spielen.”, entgegnete sie scharfzüngig.

    “Schau an! Da hast du aber jemand ganz Gefährliches mit einem Korb dabei, Bhor. Braucht ihr Beeren für euer nächstes Kunststück? Bekommt ihr beim Betteln vor den Menschen der Städte nicht mehr genug?”, spottete Berengar.
    “Pass nur auf, Berengar. Die Kleine hat Krallen und Feuer in den Augen. Würde mich nicht wundern, wenn du gleich den Korb in die Fresse bekommst.”, sagte eine rothaarige Frau in Waldläuferkluft und gab dem Waldläufer einen Schubs.
    “Die rote Braenn. Ich würde sagen Feuer erkennt Feuer, Berengar. Du tust gut daran, Naira und mir deine restlichen Leute vorzustellen, alter Freund. Sie ist die Zukunft und ich weiß gerne wen ich da vor mir habe.”, sagte Bhor mit sanftem Rat an den Waldläufer. Der lächelte gespielt auf.

    “Natürlich, mein ehemaliger Kommandoführer. Nur für dich. Werte, Frau Naira. Ich bin Berengar von Beria und Waldläufer. Mein Bogen und Schwert haben unter Bhor gedient und viele, viele Feinde gejagt. Mein Kommando besteht aus der roten Braenn! Speerkämpferin und Waldläuferin in Ausbildung. Die Blonde da ist Ida aus Nordmar. Jägerin und Bogenschützin, die schon lange zu uns gehört. Der dürre Bursche hier ist Ciaran. Noch grün hinter den Ohren, aber gefährlicher als er aussieht. Und der Mann mit der minimalistischen Frisur nennt sich Samorin. Aus Argaan zu uns gestoßen. Ein guter Nahkämpfer und zum Glück mancher, hat er auch immer Sumpfkraut dabei.”, erzählte Berengar und jeder Einzelne nickte Bhor und Naira kurz zu.

    “Ich bin Bhor von den Baribal. Anführer des geheim agierenden Kommandos Bunte Vögel. Wir ziehen durch die Städte der Myrtaner und spionieren sie aus. Früher habe ich das nördliche Lager bei Silden geführt und von da kennen Berengar und ich uns. Mein Name und meine Axt sollten auch in Beria bekannt sein. - Das ist Naira. Meisterdiebin, Messerkämpferin und Meisterspionin in Ausbildung. Dank ihr habt ihr in Beria schon so einige wichtige Informationen aus den Städten bekommen. Außerdem ist sie die Enkelin vom alten Aethel. Und da sollte es bei Braenn und Berengar klingeln.”, sagte Bhor und hatte Nairas Fähigkeiten doch sehr ausgeschmückt. Doch es war nur ein Wimpernschlag, wo sie es sich anmerken ließ und in Bhors Gesicht bemerkte, wie er Berengars Spruch über die Kunststücke und über sie gar nicht gut aufgenommen hatte. Diese Ausstrahlung war ungewohnt bei diesen warmherzigen Riesen.
    Wie ein Bär, der sich aufbäumte und mit entschlossenen Augen seinen Gegenüber einzuschüchtern wusste. Wie ein Vater, der sich vor seine Tochter stellte. Deswegen und wegen Gisla war dieses Kommando für sie ihre Familie. Innerlich jubelte sie Bhor zu und verspottete Berengar und riss diesem in Gedanken das Kopftuch ab, um damit seinen sicher kahlen Schädel mit etwas Spucke glänzend zu polieren.
    Berengar - der nicht mehr so unsymphatisch lächelte - sah den Blick des Baribal wohl so nicht zum ersten Mal.

    “Die Enkelin vom alten Aethel? Ich wusste gar nicht, dass er eine hatte. Nun schau an! Bei Aethel haben viele von uns das Jägerhandwerk erlernt. Du dann sicher auch?”, fragte Braenn und Naira nickte mit Stolz und Sicherheit in der Körperhaltung. Das hatte sie wirklich. Wenn auch nicht in allen Facetten.

    “Seht ihr. Eine ganz feine junge Frau, die noch viel erreichen wird und auch wie viel Sommer?” - ”Drei Sommer.” - “...drei Sommer die Gastfreundschaft von Beria genießen durfte. Sie lernte in der Jugendgruppe unsere Wege. Aber nun genug davon. Was gibt es Neues in Beria?”, fragte Bhor interessiert.

    "Hmm, weißt du was? Ihr lagert doch etwas abseits der Hauptstraße? Wir kommen später mit Porgan vorbei. Der alte Mann will sicher einiges mit euch bereden. Es geht um euren Auftrag in Kap Dun. Pavko hat uns davon erzählt.”, sagte Berengar und trat näher an Bhor.
    “Gut. Ihr seid alle herzlich eingeladen. Bewahret!”, wünschte der Riese und blickte dann als sie weg waren zu Naira.

    “Also eine Zeichnung von den werde ich nicht anfertigen und ihn anhimmeln.”, sagte die Taschendiebin und Bhor grinste.
    “Lass uns ein paar Beeren sammeln und dann zurück ins Lager. - Und danke, Bhor.”, sagte Naira. Der Hüne nickte und lächelte sanft.
    Genau das - diese so freundliche, mutige Seele - hatte sie auf ihrer Zeichnung zu genüge festgehalten. Doch seine Gefährlichkeit von eben würde vor dem Essen noch eingefangen werden.

    Knapp zwei Stunden später dämmerte es schon und Naira vollendete ihre Zeichnung, nachdem sie sich um die Vorbereitung für den Besuch gekümmert hatte. Mehr Holzschalen, Holzlöffel und Trinkschläuche mit Wein. Bhor hatte sich um Sitzgelegenheiten gekümmert und Danzo hatte zusammen mit Eskiel noch einmal eine Runde um das Gebiet gemacht.
    Chani und Gisla hingegen waren fertig mit dem Gemüseeintopf und hatten einfach noch etwas mehr hinein geworfen, nachdem klar war, dass sie Besuch bekommen würden.

    “Porgan ist einer von euch, nicht wahr?”, fragte Naira Chani, die sich zu ihr gesetzt hatte und interessiert die Zeichnung von Bhor betrachtete.
    “Ja. Ein sehr netter Mann der alle Geschichten kennt. - Das ist Bhor? Wow…”, lobte die Magiekundige und besah sich auch Nairas Notizen zu Bhor. Es waren Annekdoten, Sätze und Sprüche zu Adanos und wie er seinen Glauben auslebte. Aber auch grob wer oder was die Familie Baribal ist.

    “Ich habe mich nie getraut zu fragen. Aber wer sind die Baribal genau?”, fragte dann Chani nach.
    “Nun das übliche kennst du ja. Große Männer… Fast Riesen. Wilde Haare und lange Bärte, immer schwarze Haare und Äxte. Die Frauen genauso. Nur ohne Bart! Das betont Bhor immer. Sie sind eine uralte Holzfällerfamilie und gehörten einmal der Bärensippe an. Bhor meinte er und Arakos wären entfernte Vettern. Aber so genau habe ich es nicht zurückverfolgt. Bhors Vater Barak ist das Oberhaupt und Bhor hatte mal einen großen Bruder namens Brom. Der starb aber jung, als die Orks Silden eroberten. Das weiß ich soweit alles.”, erzählte Naira und war zufrieden mit ihren Notizen zu den Baribal.

    “Und seine Söhne? Hast du sie mal gesehen?”, fragte Chani schwer interessiert.
    “Barik und Borin? Nein. Aber sie sind laut ihrer Mutter richtig gute Partien und hübsch wie ihre Mutter. Gisla will uns bestimmt mal verkuppeln. Ich höre jetzt schon wie sie die Hochzeit plant und von Enkeln träumt.”, kicherte die Dunkelhaarige und Chani kicherte ebenso. Indem sie ihren nicht jugendfreien Gedanken über diese zwei wohl attraktiven Kerle dann noch freien Lauf ließen, lachten und gackerten sie wie zwei Hühner, die eben doch nicht ganz erwachsen waren.
    “Vielleicht nehme ich beide?”, scherzte Chani und stupste dann Naira an. Der Besuch war gekommen.

    “So viel Aufwand für einen alten Tattergreis? Naja. Sagen wir auch mal Hallo. Habe schon richtig Hunger. Einen argaanischen Prinzen hätte ich jetzt gerne.”, sagte Naira grinsend und legte ihre Sachen zurück. Danach gingen sie zu den acht neuen Gästen.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul

    Die Gruppe setzte ihren Weg nach Norden fort, die Hitze der Sonne im Nacken, welche unaufhaltsam ihre Reise nach Süden angetreten hatte, und den Blick fest auf die felsige Landschaft gerichtet. Der Boden unter ihren Füßen wurde zunehmend uneben, und der Sand, welcher sich hierauf verirrt hatte, machte jeden Schritt zu einer Herausforderung.
    „Passt auf wo ihr hintretet, hier wird es rutschig“, warnte Rashid, als er einen besonders steilen Abschnitt des Pfades erreichte. Die anderen folgen ihm vorsichtig, ihre Füße bedacht und langsam aufsetzend.
    „Scheint, als wäre der Felsen hier viel glatter als weiter vorn“, murmelte Jabir, der direkt hinter Jaleel lief.
    „Das liegt sicher an den Sandstürmen, die den Sand über die Haut der Berge treibt. Die Oberfläche wird dadurch geschliffen wie es ein Schmied bei Metallen macht“, erklärte Jal, der sich bereits Gedanken über dieses Phänomen gemacht hatte. Zumindest erschien ihm diese Erklärung am sinnvollsten und einen anderen Grund hatte er nicht finden können.

    Naima, die noch immer vor Energie sprühte, sprang leichtfüßig über einige lose Steine hinweg.
    „Kommt schon, ihr Dornteufel, so schwierig ist das gar nicht!“, rief sie herausfordernd und überholte selbst Amir, der vor ihr ging und wild zu fluchen begann.
    „Pass gefälligst auf!“
    Sie streckte ihm lediglich die Zunge heraus und hüpfte weiter. Jaleel hingegen kam nicht umhin zu bewundern, wie agil sie sich bewegte. Er selbst hatte bei jedem Schritt das Gefühl nur bedingten Halt zu haben. Seine Waden schmerzten bereits von der zusätzlichen Anstrengung und wenn er nur einen Augenblick unachtsam war, würde er gewiss stürzen.
    Plötzlich rutschte Soraya direkt vor ihm aus und fiel auf ihr Knie, konnte jedoch verhindern weiter den Hang hinabzugleiten.
    „Alles in Ordnung?“, fragte der Chronist besorgt und half ihr auf.
    „Ja, nur ein Kratzer“, antwortete sie und klopfte sich den Sand von der Kleidung, trotz der Situation umgeben von einer regalen Aura.
    „Wir müssen noch vorsichtiger sein.“

    Nach einer Weile erreichten sie eine steile Felswand, die sich zu ihrer Linken auftürmte und ein weiteres Vorankommen verhinderte.
    „Das sieht aus wie ein guter Ort, um nach einem Höhleneingang zu suchen“, meinte Sahar und deutete auf einige Spalten weiter oben im Gestein, die sich außer Sichtweite erstreckten.
    „Wir müssen klettern“, stellte Rashid fest und fuhr mit der Hand über den Felsen, „Nicht viele Kuhlen oder Erhebungen, um sich festzuhalten.
    Ein lautes Zungenschnalzen ertönte und Naima drückte sich an Rashid vorbei.
    „Lass mich mal sehen“, stieß sie genervt aus und blickte für einen Moment die Wand empor, während sich ihre Lippen lautlos bewegten, „Hat jemand ein Seil?“, fragte sie ohne sich umzudrehen.
    „Was?“, fragte Fahim, der sie offenbar nicht gehört hatte.
    „Ein Seil, du Sohn eines Trolls!“, fuhr die kleine Blondine ihn harsch an.
    „Ich habe eins“, meldete sich Jal, der sich in diesem Moment freute, es doch nicht bei den Ruinen zurückgelassen zu haben.
    „Wenigstens einer, der nicht unnütz ist“, murrte der kleine Schatten, „Gib es mir.“
    Er holte das schwere Seil hervor und reichte es ihr, während er neugierig beobachtet, wie sie es sich über den Kopf auf eine Schulter legte.

    Im nächsten Moment schob sie bereits zielsicher ihre filigranen Finger in die schmalsten Spalten und zog sich die steile Wand empor, als wäre es nicht viel anders, als Laufen. Erst einige Augenblicke später bemerkte Jal, dass er ihr mit offenem Mund dabei zusah, wie sie einer Eidechse gleich das scheinbare Hindernis spielend hinter sich ließ.
    „Siehst du einen Tunneleingang, Naima?“, rief Sahar zu ihr herauf.
    Einen Moment der Stille folgte ein bestätigender Ruf.
    „Ja, hier ist was. Ich lasse euch das Seil runter und ihr kommt nacheinander rauf. Lasst es mich schnell befestigen.“
    Es dauerte einen Moment, doch dann schlängelte sich die Kletterhilfe die Wand hinab, Sahar ergriff sie als erstes und zog sich geschickt an dem Seil hinauf. Amir folgte und danach Jabir, die, sobald sie oben waren, jedes Mal das Seil leicht hochzogen, wenn jemand anderes an der Reihe war, um es ihnen zu erleichtern.
    „Jetzt du, Jaleel!“, rief der jüngere Bruder zu ihm herab.
    Etwas zögerlich griff der Chronist nach seinem Seil. Er hatte mehrfach versucht sich vorzustellen, wo er die Füße ansetzen würde, doch jetzt, wo er den Felsen direkt vor sich hatte, war alle Planung dahin.

    Vorsichtig platzierte er das erste Gliedmaß, während er bereits den Ruck nach oben spürte, als seine Kameraden zu ziehen begannen. Er rutschte mit dem Fuß ab und stieß sich die Schulter an der Wand.
    „Bleib ruhig, du Trottel!“, hörte er Naimas tadelnde Stimme, „Entspann dich und drück deine Stiefelspitze in die erstbeste Kuhle, die du siehst!“
    Jal atmete tief durch und folgte den Anweisungen der Blondine. Seine Muskeln entspannten sich, während er weiterhin das Seil umklammerte. Seine Augen suchten nach einer Möglichkeit sich abzustützen und fanden schließlich eine kleine Ausbuchtung, auf die er seinen rechten Fuß setzen konnte. Der Aufstieg ging weiter, langsamer, als bei den anderen, dennoch stetig bis er die Hände von Rashid und Fahim an seinen Armen spürte, die ihn über die Kante zogen. Der Chronist atmete schwer, trotz seines atlethischen Körpers war es sehr kräftezehrend gewesen.
    „Gut gemacht, Jal“, lobte Amir, der sich den Schweiß von der Stirn wischte. Es musste anstrengend gewesen sein, den nicht ganz leichten Chronisten an Seil zu halten. Doch hätten sie losgelassen, hätte der Ruck, der durch es gegangen wäre, ihn sicher auf den Boden zurückbefördert; schmerzhaft.

    Mit ihm waren alle aus der Gruppe oben angekommen. Sahar und Zahira standen bereits am Eingang der Höhle und starrten in die Dunkelheit.
    „Schwer zu sagen, ob das hier zu dem Tunnelsystem gehört“, murmelte die Anführerin und wandte sich dann an sie alle, „Gut, wir haben zumindest etwas gefunden und von der Lage ausgehend hätten die Roten es schwer gehabt diesen Eingang zu verschütten. Holt Fackeln hervor, entzündet vorerst aber nur zwei und dann lasst uns schauen, was uns erwartet.“

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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Höhlensystem

    Die Gruppe stand nun am Eingang des Schlundes, der sie in die Eingeweide des Gebirges führen würde, ihre Fackeln warfen flackernde Schatten an die Wände. Der Tunnel erstreckte sich vor ihnen wie ein dunkler Rachen, der sie zu verschlingen drohte. Die Luft war kühl und roch nach feuchtem Gestein und altem Staub, ein scharfer Kontrast zur Hitze draußen.
    Als sie eintraten, hallten ihre Schritte von den Wänden wider, ein dumpfes Echo, das sich in der Dunkelheit verlor. Der Boden war uneben und mit kleinen Steinen und Geröll bedeckt, was das Vorankommen erschwerte. Die Wände des Tunnels waren rau und unregelmäßig, als wären sie von Naturgewalten geformt worden. Hier und da waren Spuren von Werkzeugen zu erkennen, die darauf hinwiesen, dass teilweise Menschen Hand angelegt hatten, um die Gänge zu erweitern.

    Die Fackeln enthüllten eine Vielzahl von Farben im Gestein – von tiefem Grau über rostiges Rot bis hin zu blassem Gelb. Rückstände längst ausgeschöpfter Erz- und Goldadern, an denen sich in der Vergangenheit gütlich getan worden war. Die Oberfläche in weiten Teilen von feinen Rissen durchzogen und in einigen dieser Spalten glitzerten winzige Kristalle im Licht der Flammen. Der Tunnel war nicht gerade, sondern wand sich in sanften Kurven und gelegentlichen Biegungen, was die Sichtweite zusätzlich zur Dunkelheit stark einschränkte.
    Die Geräusche der Umgebung waren gedämpft. Abgesehen von ihren eigenen Schritten und Atemzügen war kaum etwas zu hören. Kein tropfendes Wasser, wie man es in vielen Höhlen erwarten würde, sondern eine fast unheimliche Stille, die nur gelegentlich von einem leisen Rascheln unterbrochen wurde – vielleicht von kleinen Tieren oder Insekten, die sich in den Schatten versteckten. Die Atmosphäre erinnerte Jaleel an einen Friedhof, als wäre der Tod hier eingekehrt.

    „Bleibt dicht zusammen“, flüsterte Sahar, ihre Stimme klang in der Stille des Tunnels lauter als beabsichtigt, „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“
    Naima, selbstauserkorene Vorhut und Späherin, ging voraus, ihre Augen suchten aufmerksam die Umgebung ab.
    „Hier gibt es Spuren“, sagte sie leise und deutete auf den Boden, sodass alle sie sehen konnten.
    Einige Furchen waren im harten Fels zu sehen und ihnen allen wurde mulmig zumute.
    „Sandcrawler“, knurrte Amir, der diese Art von Spuren bereits kannte.
    Rashid nickte zustimmend. Jaleel betrachtet interessiert die Kratzer im Gestein. Er hatte noch nie einen Sandcrawler gesehen, doch die Breite und Tiefe sprach für ein sehr kräftiges und großes Tier, welchem man ungern begegnen würde. Weshalb sie wohl derartige Spuren hinterließen? Versuchten sie sich durch den Stein zu graben oder markierten sie damit nur ihr Territorium? Vielleicht brauchten sie es auch, um abgestorbene Haut von ihren Zangen abzutragen.

    Nervosität machte sich im Chronisten breit, die Gefahr war schlagartig angestiegen, selbst wenn sie damit gerechnet hatten auf diese Monster zu treffen. Er war kein Kämpfer und es gab nicht viele Richtungen, die eine Flucht erlaubten.
    Plötzlich blieb Naima stehen und hob die Hand.
    „Da vorne ist noch etwas“, flüsterte sie und deutete auf eine Stelle, wo der Tunnel eine scharfe Biegung machte.
    Die Gruppe hielt den Atem an und lauschte. Ein leises, rhythmisches Geräusch war zu hören, wie das Schlagen eines entfernten Herzes, welches tief in den natürlichen Mauern des Gebirges pulsierte.
    „Was könnte das sein?“, fragte Jal leise und zu seiner Verwunderung hatte ein Zittern Besitz von seiner Stimme ergriffen.
    „Nur eine Möglichkeit, das herauszufinden“, antwortete Sahar, zog ihr Kurzschwert und trat vorsichtig vor, „Lasst uns weitergehen. Wir sind nicht soweit gewandert, um bei den ersten Anzeichen von Gefahr die Schwänze einzuziehen.“
    Mit dem Herz im Hals und angespannten Sinnen setzten sie ihren Weg fort, bereit – oder in Jals Fall auch nicht – sich dem Geheimnis des Tunnels zu stellen.

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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Höhlensystem

    Die Gruppe bewegte sich vorsichtig weiter, jeder schritt ein leises Knirschen auf dem unebenen Boden. Das rhythmische Geräusch war ihr stetiger Begleiter, dumpf im Hintergrund, fast so, als würde es von tief unten kommen. Sie näherten sich der Biegung und hielten ihre Waffen bereit. Alle, außer Jaleel, der sich am Ende des Trupps hielt, um nicht im Weg zu stehen. Sahar hielt ihr Kurzschwert fest umklammert, während Naima mit erhöhter Vorsicht und gezogenen Dolchen vorausging.
    Noch ehe der Chronist um die sich wölbende Felswand spähen konnte, blieben sie abrupt stehen. Ein überraschtes, scharfes Einatmen war zu hören, gefolgt von einem Flüstern.
    „Was nun?“, wehte die Stimme des Schattens von hinter der Biegung durch den Tunnel.
    „Weiter, wir können es uns nicht leisten zurückzugehen“, kam die kaum hörbare Antwort der Anführerin und im nächsten Moment konnte auch Jal erblicken, was die anderen inne hatten halten lassen.

    Vor ihnen öffnete sich der Gang zu einer großen Höhle, deren Decke in der Dunkelheit unendlich weit entfernt sein mochte. Leichtende Kristalle säumten die Wände und reflektierten das Licht der Fackeln, tauchten den unterirdischen Hohlraum in ein schimmerndes, fast magisches Licht.
    „Wahnsinn“, hauchte Soraya, deren Augen, welche Jaleel aus dem Profil heraus sehen konnte, glänzten.
    „Sieht aus, als hätte hier jemand versucht den Kristall abzubauen“, wisperte Fahim. Er war erstaunlich leise, obwohl er sich sonst eher laut und auffällig gab.
    Mit einer Hand strich er über einige abgesplitterte Stellen, die aussahen, als wären sie mit einer Spitzhacke mühselig bearbeitet worden. Im nächsten Augenblick zog er blitzschnell die Finger zurück und steckte sie sich in den Mund.
    „Scheiße, sind die scharf“, fluchte er mit von seiner Hand unterdrückter Stimme.

    „Man muss auch nicht alles anfassen, was glänzt“, spottete Naima und wandte sich grinsend ab, als der Bärtige sie wütend anfunkelte.
    „Schluss damit. Schaut euch um, ob hier etwas Nützliches zu finden ist“, wies Sahar sie an und hielt ihre Fackel hoch, um den Schein weiter auszubreiten.
    Zuvor abgelenkt von dem fast schon hypnotisierenden Glitzern der Kristalle, fielen ihnen jetzt die Gebeine auf, welche den Boden säumten. Die kleine Blondine brachte es fertig, zwischen den Knochen hindurch zu staksen ohne ein einziges Geräusch zu verursachen, während unter Jals Fuß bereits das erste Gerippe zerbrach. Die skelettierten Überreste waren porös von der Feuchtigkeit und der Zeit, die sie hier schon lagen.
    „Pass auf, wo du hintrittst, Jal!“, beschwerte sich Sahar.
    „Entschuldigt.“

    Die Gruppe fächerten aus, jeder auf der Suche nach brauchbaren Hinterlassenschaften der offenbar Unglücklichen, die offenbar menschlichen Ursprungs waren.
    „Was sie wohl getötet hat?“, fragte Jabir leise neben dem Chronisten.
    Auch er schaffte es, sich fast geräuschlos fortzubewegen und rieb damit Salz in die Wunde, die der Stolz Jaleels davongetragen hatte. Er würde besser Acht darauf geben müssen, wie und wo er seine Füße aufsetzte. Unbedingt wollte er es vermeiden der Grund dafür zu sein, dass Sandcrawler oder was sonst noch hier unten auf sie lauerte, wegen ihm aufgeschreckt wurden.
    Nachdem sie die ganze Höhle durchkämmt und mit nahezu leeren Händen dastanden, berieten sie, wie es weitergehen sollte.

    „Hat jemand einen Weg weiter in den Berg gefunden?“, fragte Sahar, die Stimme etwas lauter, nachdem nach der ganzen Zeit keine Gefahr aufgetaucht war.
    Kopfschütteln der meisten verdeutlichte umso mehr, dass es an Zeitverschwendung gegrenzt hatte, die große Höhle genauer zu erforschen, doch der ältere der beiden Brüder kam ihnen zur Rettung.
    „Weiter hinten, dort wo die Kristalle seltener werden, schein es tiefer hineinzuführen“, berichtete Rashid, „Allerdings bin ich nicht sehr weit vorgedrungen, wollte nichts riskieren.“
    „Sehr gut, dann lasst uns diesen Weg einschlagen. Ich habe nicht vor hier zwischen den Gebeinen derer, die vor uns kamen zu verweilen. Schlechtes Omen.“
    „Denkst du, es sind die Assassinen? Jene von der Nacht der Mazamir?“, fragte Jal interessiert, doch die Anführerin zuckte nur mit den Schultern.
    „Wer weiß. Jedenfalls müssen wir schlauer sein, als sie, wenn wir nicht auch so enden wollen. Also haltet Augen und Ohren offen!“

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Unter Bakaresh / in den Tiefen der Kasbah

    Mit viel Fingerspitzengefühl fanden Berashs Hände einen weiteren Spalt, in welchen er sich hinein krallen konnte. Während der Eine Fuß auf einem vorragenden Ziegel noch halt fand, suchte er mit dem anderen die kleine Unebenheit, welche er zuvor gesehen hatte. Und nachdem er sie gefunden hatte, platzierte er den Fuß darauf ab und stemmte probeweise mit einem Teil seines Gewichtes dagegen. Beliar sei dank, er schien zu halten. Langsam verlagerte der Assassine das Gewicht auf den Fuß, bevor er den Linken löste und sich vorsichtig hochdrückte.
    Vielleicht hätte er sich doch Werkzeug mitnehmen sollen. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass die Leiter in diesem engen Schacht so zerfressen war, dass er sie kaum benutzen konnte. Wenigstens gab es anscheinend genug Lücken und Spalten zwischen den Sandsteinziegeln, dass er sie als Kletterhilfe benutzen konnte. Das half etwas.

    In seiner Blütezeit wäre er diesen Schacht vermutlich wie eine junge Ziege hoch geklettert und wäre kaum verschwitzt gewesen. Doch jetzt lief ihm der Schweiß fast wie ein Fluß über das Gesicht und brannte in den Augen, während sein Atem angestrengt zwischen den Steinen hallte und wieder zu ihm zurück geworfen wurde. Er war nun mal keine Zwanzig mehr. Und die Jahre als rastloser Wanderer hatten seine körperliche Verfassung nicht unbedingt verbessert. Aber es nützte nichts. Auch wenn ihm der Schweiß in den Augen brannte, seine Fingernägel mittlerweile eingerissen und die Hände aufgeschürft waren, es gab nur eine Richtung für ihn. Hinauf.

    Berash versuchte das mulmige Gefühl und die Enge in seiner Brust zu ignorieren. Ohne Licht in einem engen Schacht nach oben zu klettern war keine Erfahrung, die er so schnell wiederholen wollte. Er konnte nichts sehen und somit wusste er auch nicht, wo der Schacht aufhörte. Anfangs hatte er noch das Restlicht der letzten Fackel unter sich gehabt und konnte so grob abschätzen, wie hoch er schon gekommen war. Doch diese Lichtquelle war längst erloschen. Jetzt hing er tiefster Finsternis zwischen den engen Wänden fest und fragte sich, ob er jemals das Ende erreichen würde.
    Vielleicht war er ja auch schon gestorben und eingegangen in Beliars Reich, ohne dass er sich daran erinnern konnte? Möglicherweise machte sich der Dunkle einen Spaß daraus, Berash damit zu quälen, dass er in der Finsternis gefangen war auf der Suche nach dem Weg hinaus. Zuzutrauen wäre es Beliar, schließlich war Berash ein Verräter. Und für Verräter gab es einen besonderen Platz in der seiner Sphäre.
    Natürlich könnte er das ganze einfach beenden, dafür müsste er nur loslassen und zurück in die Dunkelheit stürzen. Einfach aufzugeben erschien verlockend, vorbei wären dann die nagenden Selbstvorwürfe und Zweifel. Hinabstürzen in die Dunkelheit und sie nie wieder verlassen, wie eingehüllt in eine feste Decke. Doch auch wenn Berash so manches Mal in den letzten Jahren mit dem Gedanken gespielt hatte (Er hatte Narben, die das bewiesen), am Ende konnte er sich nie dazu durchringen. Vielleicht war er zu Feige dafür, wer konnte das schon genau sagen. Oder etwas in ihm wollte nicht, dass er sich so einfach aus dem Leben stahl, das konnte auch sein. Es könnte auch eine Mischung aus beidem sein.

    Da! Eine Kante! Berash wurde aufgeregt, spürte wie warme Hoffnung sich in ihm ausbreitete. Die Finger seiner rechten hatten endlich das Ende des Schachtes gefunden. Mit letzter Kraft verlagerte der frühere Emir sein Gewicht, packte mit beiden Händen die Kante, während er sich fest gegen die Wand hinter ihm stemmte. Und auch wenn die Schultern schmerzten, seine Muskeln brannten und die Hände bluteten, er wuchtete und zog sich hoch über die Steinkante und drückte seinen Körper rüber, bevor er sich etwas von dem Loch wegrollte.
    Keuchend lag Berash nun da, konnte sein Glück nicht wirklich fassen. Er hatte es geschafft! Endlich war er in der Kasbah angekommen. Doch jetzt musste er sich ausruhen. Nur kurz die Augen zu machen, während er mühevoll Luft holte. Ein paar Minuten, höchstens.
    Doch während die Atmung sich langsam normalisierte und das Stechen in der Brust nachlies, wurde die Erschöpfung immer größer, so groß, dass Berash bewusstlos wurde.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Zwischen Trelis und Kap Dun

    Da saßen sie nun am Lagerfeuer. Es war so typisch für das Waldvolk selbst hohe, angesehene Menschen gleich zu behandeln wie jeden anderen. Porgan war trotz seiner vielen Jahre und gewissen Ehrerbietung seitens Bhor, nicht auf ein Podest gesetzt worden oder einen Ehrenplatz. Nein. Um das Lagerfeuer setzte man sich gewöhnlich rundherum und jeder bekam einfach den Platz, den er oder sie wählte.

    Naira kannte die drei Leute, die noch zusätzlich zu Berengars Kommando gekommen waren, natürlich. Die drei Sommer in Beria, als sie ein schon älteres Kind war, waren eine schöne Zeit gewesen. Dort hatte sie erstmals bewusst ein Thing erlebt, aber am meisten gefiel es ihr, dass sie mit einigen anderen Kindern ihres Alters jeden Tag etwas erlebte. Morgens half man im Dorf bei allen kleinen, anstehenden Dingen. Mittags unterstützte man die Gemeinschaftsköche beim Zubereiten des Essens für alle und Nachmittags bekam man Unterricht verschiedenster Art im Dorf und auch außerhalb des Dorfes. Am Abend saß man mit allen die wollten am Feuer, lauschte Geschichten oder es wurde gesungen.
    Das mochte idyllisch und schön klingen, doch war sie sich bewusst, dass sie manche negative Erinnerungen auch verdrängte wie jeder Mensch. Manchmal gab es nicht so viel zu essen. Manchmal stritten die Erwachsenen untereinander und manchmal kamen Verwundete und auch Tote zurück nach Beria. Doch das gehörte zum Leben dazu und umso mehr galt es, das Leben und die eigene Unversehrtheit zu schätzen und dafür zu kämpfen.
    So lehrten es Noreia und Porgan, die heute auch wieder dabei waren. Sie hatten sogar Naira wieder erkannt, wechselten aber keine großen Worte mit ihr bisher. Es war viel mehr Chani, die von Noreia auf den Deckel bekam, weil sie sich als ihr Lehrling zu selten melden würde und hoffentlich nicht jeden Tag mit ungepflegten Haar auch sie repräsentiere.
    Naira musste Noreia irgendwo recht geben. Sie selbst pflegte oder besser musste ihr Haar täglich besonders pflegen und das zahlte sich auch aus. Der Aufwand war es wert früher aufzustehen, was bei Chani mit dem Aufstehen einfach nicht so recht klappen wollte.
    Trotzdem hörte man zwischen den Zeilen und anhand der Blicke, dass Meisterin und Schülerin sich gut verstanden. Chanis Geschichte war eine nicht ganz typische für das Waldvolk und Noreia war für Chani wohl sowas wie die beste Mutter von allen. Doch das würde sie ein anderes Mal zu Papier bringen, denn ihr war aufgefallen, dass Chani sich, seit sie sie zum ersten Mal gezeichnet hatte, doch sehr verändert hatte.

    Der dritte besondere Besucher war Chris von den Küstenläufern. Jene die Kap Dun auch im Auge behielten. Arakos Auftrag hatte sich wohl herumgesprochen oder es gab noch besondere Informationen, die sie oder besser Bhor nicht kannten.
    “Also. Nach den freundlichen Begrüßungen und dem ersten Bissen, möchte ich euch fragen, was uns die Ehre verschafft, Meister Porgan, Chris von den Küstenläufern und Meisterin Noreia? Berengar sagte schon, dass es etwas bezüglich des Auftrags von Arakos gäbe, das wichtig ist. Ich gehe davon aus, dass ihr euer Anliegen sowieso an Arakos gerichtet hattet. Er als Anführer von uns allen hat dann den Plan mit uns geschmiedet und ich nehme an, dass Pavko oder Iowarth euch vom Plan erzählt haben?”, sagte Bhor direkt heraus, denn er schien eine Vorahnung zu haben. Die Drei sahen sich kurz an, da ergriff Noreia das Wort.

    “Meister Bhor von den Baribal und auch du Gisla von den Baribal. Die Situation hat sich seit dem Treffen mit Arakos geändert. Du liegst richtig in deiner Annahme. Allerdings war mit dem Eintreffen von Pavko die Lage schon anders. Wir wollten euch bei eurer Durchreise abpassen und informieren - das ist zum Glück gelungen. Doch verzeiht, dass ich so weit aushole. Die zwei ursprünglichen Gefangenen der Myrtaner in Kap Dun sind zwei junge Beriajägerinnen mit den Namen Dunka und Morena. Sie waren am Tag, da sie aufgegriffen wurden, mit euren beiden Söhnen unterwegs. Wir wissen nicht, was die Vier getrieben hatten, aber am Ende machten die Myrtaner zwei Gefangene. Barik und Borin hatten es in Beria gemeldet, baten um Rat und vor allem Taten. Sie wollten Kap Dun mit den Leuten aus Beria angreifen.”, erzählte Noreia und Bhor und Gisla schienen zu ahnen, wohin das lief.

    “Meister Porgan gebot ihnen Einhalt und wollte, dass man mit Arakos eine Lösung findet. Doch Borin hörte nicht und verschwand zwei Nächte später mit Barik und Dunor, dem Bruder von Dunka. Meister Chris mag nun weiter erzählen, was die Küstenläufer gesehen haben.”, beendete die Druidin für sich. Naira sah wie Bhor die Hand von Gisla griff und beider Gesichtszüge ihnen vor Sorge längst entglitten waren. Der Waldläufer nickte und räusperte sich.

    “Bhor und Gisla. Verzeiht meinen Ausdruck gleich, aber sobald ihr die Geschichte kennt, werdet ihr euren zwei Söhnen auch am liebsten eine klatschen wollen.”, sprach Chris verärgert. Bhor nickte einfach und wollte hören was nun war. Genauso Naira die irgendwie fühlen konnte, wie Gislas Herz pochte.

    “Die drei Trottel lagerten unweit von Kap Dun und begannen zur Mittagszeit sich bereit zu machen. Wir griffen sie ab und hielten sie fest, nachdem wir gehört hatten, was sie vorhatten. Borin gab mir sogar sein Wort keine Dummheiten zu machen. Blöd nur, dass es Barik nicht tat und Borin natürlich seinem kleinen Bruder folgen muss. Dunor ging auch mit und nur dank ihm, wissen wir was geschah.
    Sie gingen nach Kap Dun, gaben sich als Jäger aus und kamen irgendwie rein.
    Da suchten sie den Kerker, wo die zwei Frauen drin sein mussten und fanden heraus, dass die beiden auf einem Schiff, das nach Varant segeln soll, gefangen sind. - Die Vollidioten grinsten sicher wie blöd, weil sie dachten, dass alles damit einfacher wird. Sie warteten bis zum Abend und auf den Moment, wo sie ihren Plan verwirklichen konnten.
    Deine Söhne sind auf das Schiff geklettert und warfen vier Männer über Bord. - Das kann man mal erwähnen, wenn alles ein gutes Ende mal nimmt! - Borin kappte die Taue und Barik versuchte mit Dunor das Schiff wegzudrücken. Irgendwie kamen sie los… - nur wussten diese Esel nicht, dass Jäger ohne Felle im Ort schon ungewöhnlich sind und vor allem wussten sie nicht, wie man Segel setzt und einen Anker einholt. Das sieht immer so einfach aus. Tja…Marinesoldaten sind nicht immer besoffen und der Lärm sorgte schnell für Alarm. Dunor war schlau genug, ins Wasser zu springen. Borin und Barik wurden mit Armbrustbolzen beschossen und ergaben sich ohne Widerstand.”, erzählte Chris und ein jeder hatte es bildlich vor Augen. Bhor klatschte sich auf die Stirn und sammelte sich.
    Eigentlich war es eine lustige Geschichte für die Lagerfeuer. Aber den Ernst der Lage kannten alle.
    “Dummköpfe! Idioten! Narren! Dumme, kleine Bären!”, fluchte Bhor und ballte die freie Faust.
    Gisla hingegen blieb fast stoisch und gelassen.
    “Wie geht es ihnen?”, fragte sie.

    “Unser Kontakt in Kap Dun ist ein Fischer namens Larus. Er hat uns berichtet, dass deine Söhne auch auf dem Schiff festgehalten werden. Laut Larus sind sie soweit unversehrt geblieben, bekamen aber alle Waffen abgenommen. Mehr weiß man nicht, denn der Statthalter hat sie vor verschlossenen Türen verurteilt oder gleich entschieden, was aus ihnen wird, weil man die Waffen erkannte. Da sie aber noch nicht als Vogelfreie hängen…gehen wir davon aus, dass die Myrtaner sie anderswo brauchen.”, erklärte Chris.
    “Kann man diesem Larus trauen?”, fragte Gisla.
    “Sein Vater war Kirus der Graue, der gegen die Orks in Silden fiel. Einer von uns ist er im Herzen geblieben, aber ein verlorenes Bein seit Kindertagen entschied sein Schicksal. Seit die Orks in Kap Dun waren, lebt er dort und hat den Küstenläufern geholfen.”, rechtfertigte der Waldläufer und dies schien allen zu genügen.

    “Dann werden wir ihn aufsuchen und einen Plan schmieden, wie wir Kap Dun infiltrieren und es besser machen, wie meine Söhne. Haben wir Zeit oder wird das Schiff bald lossegeln? Wird es beobachtet?”, fragte Bhor.
    “Es ankert seit zwei Wochen dort. Larus sagte, dass es nicht zum ersten Mal in Kap Dun ist und womöglich noch Gefangene aus Vengard hinzu kommen. Er beobachtet das Schiff und wird euch alle neuen Informationen liefern, sobald ihr Kontakt aufbaut.. Meine Küstenläufer beobachten die Wege und würden sofort Meldung machen, falls wirklich ein Konvoi aus Vengard nach Kap Dun marschiert.”, erklärte Chris.
    “Dann werden wir eilig nach Kap Dun reisen und uns überlegen, wie wir da ankommen. Mit welcher Unterstützung kann ich aus Beria rechnen? Und was wurde aus Dunor?”, fragte Bhor und blickte Meister Progan an.

    “Dunor ist bei den Küstenläufern. Es macht wenig Sinn, einen jungen Geist zur Tatenlosigkeit zu bestrafen. Die Küstenläufer bewachen ihn gleichzeitig. Ich wünsche, dass du und deine Leute trotz aller Emotionen, die da jetzt wirken, nicht auch noch euer Leben riskiert. Bewahrt einen kühlen Kopf und handelt wie die erfahrenen Wölfe die ihr seid und nicht wie tollwütige Hunde. Sei Adanos’ Kind, Bhor. Nicht das Feuer und die Dunkelheit. - Beria wird den Konvoi aufhalten oder sabotieren, sollte die Zeit nicht reichen. Ihr bekommt Nahrung und Ausrüstung von uns und braucht ihr für die Befreiung Ablenkung, so soll es geschehen. Doch kannst du dir denken, dass ich es nicht gerne machen werde. Lärm lockt wie immer Feinde an und Beria soll nie wieder gefunden werden.”, sprach der alte Druide.
    Es empörte Naira, dass er sich nicht aus vollem Herzen für alles und noch mehr aussprach. Aber Bhor reagierte völlig anders und dankte mit einer Verneigung.
    Nichts, was irgendwie Unmut hervor brachte. Bhor kannte Porgan weitaus besser und verstand wohl auch besser, das jene aus Beria immer ein Risiko eingingen, je lauter sie auf sich aufmerksam machten.
    Beria war nicht das verborgene Waldläufer-Dorf in den tiefsten myrtanischen Wäldern. Es war ein kleines Dorf in einem vergessenen, schwer zugänglichen Talkessel, wo hauptsächlich Familien und die Kinder aus den anderen Lagern lebten und dort alles fürs Leben lernten. Die Jagdkommandos waren gut und noch besser ausgebildet, doch auch bewusst nicht im Einsatz für Arakos den Bären, sondern nur für Beria.

    “Dann lasst uns noch aufessen und wir ziehen dann los. Nach dieser ganzen Sache möchte ich gerne Berias Gastfreundschaft erfahren. Dann können wir über schönere Dinge reden, alter Freund.”, sagte Bhor und war ruhiger geworden. Hatte Porgan gezaubert oder waren einzig seine Worte besänftigend bei Bhor. Das oder besser als er ihn Adanos’ Kind nannte, hatte das Wirkung auf Bhors Mimik gehabt. Die Erinnerung daran, was Anhänger Adanos’ ausmachen sollte und das sein Gott ausgleicht, was Unrecht ist.

    “Das werden wir, alter Freund. Adanos möge euch leiten.”, wünschte Porgan und dann aßen alle auf. Chris erklärte ihnen, wo sie seine Leute treffen könnten und wo genau Larus wohnte, bevor man sich mit stärkenden Worten und Wünschen verabschiedete.
    Naira war bereit und mit ihr das ganze Jagdkommando. Diese Mission hatte soeben zum ohnehin beachtlichen Risiko, noch die passende Würze bekommen. Eine, die nicht schmeckte, weil sie persönlich geworden war. Aber die sie schon runter kriegen würden. Sie waren die Bunten Vögel.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Höhlensystem

    Der Gang, in dem sie sich nach der großräumigen Höhle wiederfanden, war deutlich breiter als jener, durch den sie das Tunnelsystem betreten hatten. Es gab mehr Hinweise auf menschliches Zutun und die Wände wiesen weniger bis keine Spuren von Erzen oder Edelsteinen auf. Einige Halterungen waren in das Gestein getrieben worden, in denen einst Fackeln gesteckt haben mussten. Doch diese waren entweder vor langer Zeit abgebrannt oder aber gänzlich entfernt worden. Schwarze Rußspuren an der niedrigen Decke unterstützten diese Theorie.
    Das rhythmische Geräusch schien an Intensität zu verlieren, je tiefer sie in den Berg hineinliefen und der Tunnel führte kaum merklich bergab. Verrostete und ramponierte Stahlköpfe von Spitzhacken lagen vereinzelt auf dem felsigen Untergrund, der mit Überresten von vermoderten Holzbohlen eine glitschige Textur bekommen hatte. Der dazugehörige Geruch war schwach, aber nichtsdestotrotz unangenehm.

    „Offensichtlich kommen wir unserem Ziel näher“, äußerte sich Sahar.
    Sie wirkte entspannter, seit sie die große Kristallkammer hinter sich gelassen hatten und hatte zu ihrer gewohnten Selbstsicherheit zurückgefunden. Noch immer sprach sie leise, doch mit festerer Stimme.
    „Es ist seltsam“, brummte Rashid nachdenklich.
    „Was ist seltsam?“, fragte Naima, nachdem es nach einer ganzen Weile das Einzige war, was der Nomade von sich gegeben hatte und ihre Ungeduld die Gleichgültigkeit übertraf.
    „Ich habe nicht gewusst, dass diese Höhlen als Mienen genutzt wurden“, erklärte er sich mit langsamer Wortwahl.
    „Na und? Spielt das eine Rolle?“, wollte der junge Schatten wissen, einen Hauch Unrast in ihrer Stimme.
    „Vielleicht tut es das nicht, aber laut dem, was ich gehört habe, wurde dieses Höhlensystem vor allem als Versteck und Lager genutzt. Meistens von Wüstenräubern, doch auch von Assassinen. Wir Nomaden haben uns meist ferngehalten“, teilte er seine Erinnerungen mit ihnen, „Es kann natürlich sein, dass ein Händler aus Mora Sul den Hals nicht vollgekriegt hat und ein Geschäft darin witterte, die gefährlichen Höhlen als Profitquelle zu nutzen. Das Ergebnis können wir weiter oben in der Höhle bewundern.“

    „So seltsam ist es gar nicht“, murmelte Jaleel in Gedanken, ohne es aussprechen zu wollen, und stutzte, als er bemerkte, dass er es doch getan hatte.
    „Was meinst du, Jal?“, hakte Rashid freundlich nach.
    „Also…Varant ist voll von Schätzen in der Erde und wenn die Assassinen oder selbst einige Wüstenräuber darauf gestoßen sind, sehe ich keinen Grund, warum sie sich nicht bereichern wollen würden.“
    „Da magst du recht haben, aber was ist mit Sandcrawlern? Glaubst du nicht, dass der Lärm sie angelockt hätte?“
    „Hat es vermutlich, wenn man bedenkt, wie viele Gebeine wir bereits gefunden haben.“
    Rashid verfiel in Schweigen, so als überlegte er, ob der Chronist mit seinen Annahmen richtig liegen konnte. Es fehlte nicht an Logik, und doch schien ihn etwas zu stören.
    „Seid mal still“, fauchte Sahar unerwartet von weiter vorn.

    Der Grund für ihre plötzliche Vorsicht verbarg sich hinter einer weiteren Biegung, die der unterirdische Gang schlug. Vorsichtig drückte sich die Anführerin um die Ecke und spähte in die vermeintliche Dunkelheit.
    „Kratzgeräusche und Klackern“, informierte sie die anderen, „Noch ein gutes Stück entfernt, aber definitiv aus der Richtung, in die wir unterwegs sind.“
    „Sandcrawler?“, fragte Fahim und legte eine Hand auf seine Axt.
    „Das ist am wahrscheinlichsten“, bestätigte Sahar und blickte entschlossen auf ihre Mitstreiter, „Seid so leise wie möglich. Wir wissen noch nicht, wie viele es sind.“

    Der Chronist trug keine nennenswerte Waffe bei sich, weshalb er wieder nervös wurde. Amir drückte die Faust gegen seinen Oberarm und Jal beruhigte sich ein wenig.
    „Bleib einfach hinter uns“, schlug er vor und nahm seinen Speer zur Hand.
    Die beiden Brüder bildeten die Vorhut, nicht, weil sie besonders leise waren, aber weil sie mit ihren Speeren zumindest die meisten Bedrohungen in Schach halten konnten, bis die andern sich formiert hatten. Zwar wäre es nach Jaleels Meinung auch eine valide Strategie gewesen, wenn sie in zweiter Reihe gelaufen wären, um mit der Reichweite ihrer Waffen unterstützend zu wirken, doch gegen Sandcrawler mochte die Wahl die richtige sein.
    Kaum merklich verbreiterte sich der Tunnel je weiter sie in ihn hineinliefen, die Wände wurden rauer und der Boden unebener, so als hätten die Menschen, welche hier zuvor waren, diesen Teil des Höhlensystems ignoriert.

    „Hier ist eine weitere Öffnung“, flüsterte Jabir und deutete auf eine Abzweigung.
    „Hier auch“, meldete Soraya von der anderen Seite.
    „Bleibt zusammen und achtet auf eure Rücken“, wies Sahar sie an und schlich weiter vor.
    Sie fächerten etwas aus, als der steigende Platz es zuließ. Das Klackern wurde lauter und eine Art rasselndes Atmen mischte sich unter die unheimlichen Geräusche. Die Anspannung aller stieg merklich an und als Fahim gegen einen losen Stein stieß und dieser nach vorn in die Dunkelheit hüpfte, blieben alle abrupt stehen. Alle Geräusche verstummten mit einem Mal, sodass Jal für den Bruchteil einer Sekunde dachte, er hätte sein Gehör verloren.
    Ein lautes Kreischen durchbrach den dünnen Schleier der Stille und in der Finsternis reflektierten plötzlich dunkle Perlen das Licht der Fackeln.
    „Scheiße“, fluchte Fahim.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Höhlensystem

    „So viele“, murmelte Zahira, die neben Jaleel stand.
    Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben und das gezogene Schwert glitt ihr aus den aschfahlen Fingern. Klirrend traf Stahl auf Stein. Als wäre es ein Signal hämmerten plötzlich dutzende, harte Crawlerbeine auf den Boden, ein Stakkato des Todes.
    „Bleibt zusammen! Haltet sie auf Abstand!“, schnitt Sahars Befehl durch den Stupor ihrer Kameraden.
    Rashid und Amir reagierten schnell, brachten sich in Position, doch nicht so schnell wie Naima, die sich hinter den größeren Fahim kauerte, als wollte sie ihn als Leibschild verwenden.
    „Hey, was soll das, du Zwerg?“, brummte er und wollte sie von sich stoßen, doch sie wich ihm ungerührt aus.
    „Einer muss ja auf deinen hässlichen Rücken aufpassen, wenn du schon über die eigenen Füße stolperst“, giftete sie und ließ sich nicht davon abbringen hinter ihm zu stehen.
    „Arrggh, mach was du willst, komm mir und meiner Axt bloß nicht in die Quere!“

    Dieser kleine Gefühlsausbrauch schien auf die anderen Wunder zu wirken, denn sie fanden im Angesicht der Sandcrawler, die sie bisher in den Schatten, außerhalb des Lichtfalls der Fackeln, lauernd umkreisten, den Mut wieder.
    Hat Naima das bewusst gemacht?, fragte sich Jal, der nutzlos in der Mitte des Kreises stand, den sie geformt hatten. Doch noch ehe er tiefergehende Überlegungen zu dem glücklichen Aufwind der Motivation angehen konnte, erblickte er Zahira, die noch immer wie angewurzelt stillhielt, die Waffe neben sich auf dem Boden.
    „Ich kann das nicht“, meinte der Chronist von ihrem Lippen abzulesen, deren Worte verstummt waren.
    Plötzlich und ohne Warnung spannte sie ihren ganzen Körper an und preschte los, auf einen der Seitengänge zu, den Soraya entdeckt hatte.
    „Zahira!“, rief Jaleel ihr nach und setzte ihr ohne zu überlegen nach.

    Die Stimmen, die ihnen folgten, hörte er nicht mehr, lediglich die plötzliche Bewegung, die in die Sandcrawler kam, als sich ihre Beute aufteilte. Eine mächtige Zange schnappte nach ihm, doch er war außer Reichweite des Angriffs gewesen und hielt ungehindert auf die Öffnung in der Wand zu, von der die verängstigte Frau soeben verschluckt wurde. Sein Herz raste, pochte ihm lautstark in den Ohren, während de modrige Luft durch sein Gesicht peitschte. Die Fackel, die er Sahar abgenommen hatte, als sie sich für den kommenden Angriff der Crawler gewappnet hatten, flackerte bedrohlich, verzerrte die Schatten um ihn herum.
    In seiner peripheren Sicht nahm er wahr, wie zwei der Monster die Verfolgung aufnahmen und flehte zu Adanos, dass er schneller rennen konnte als sie.
    Wer schneller war, als er, war Zahira, die trotz ihres kleinen Körpers, der Naimas erstaunlich ähnlich war, den Abstand zwischen ihnen Stück für Stück vergrößerte bis sie aus dem Bereich seiner Fackel verschwand.

    Dieser Tunnel war schmaler, als der andere und mehr als einmal musste er einem hervorstehenden Felsbrocken ausweichen, der sich aus der Finsternis hervortat. Panisch blickte er zurück, sah, wie einer der Sandcrawler mit der Hälfte seiner Beine das Hindernis überquerte, ohne an Geschwindigkeit einzubüßen. Die Insektenartigen Körper dieser Monster waren für diese Umgebung perfekt, wo er als Mensch früher oder später an seine Grenzen stoßen würde.
    Gerade noch rechtzeitig wandte er seinen Blick wieder nach vorn, wo er endlich wieder Zahira entdeckte, die eine klaffende Wunde in der Erde überwand, indem sie von Felsvorsprung zu Felsvorsprung sprang, die eine natürliche Treppe über den Abgrund zu bilden schien. Furcht ergriff Besitzt von Jaleel, doch wenn er jetzt anhielt, würde er von den Crawlern eingeholt, deren Mandibeln er bereits in seinem Nacken zu spüren glaubte. Allen Mut, den er in sich finden konnte, nahm er zusammen und sprang, als er den Rand des Lochs erreichte, welches den Pfad spaltete.

    Hart kam er auf dem ersten Vorsprung auf. Er grunzte schmerzerfüllt und musste sich mit seiner freien Hand an dem scharfen Gestein festhalten, weil ihn sein Schwung beinahe zu weit getragen hätte. Unbedacht blickte er in den gähnenden Schlund unter sich, aus dem ein Gestank aufstieg, der ihn würgen ließ. Das rhythmische Geräusch, welches sie seit dem Betreten des Höhlensystems begleitete, drang hier lauter nach oben. Die Vibrationen drückten ihm die Lunge zusammen und für einige lebenswichtige Sekunden war er handlungsunfähig. Die Flüchtende war bereits auf der anderen Seite des Abgrunds angekommen und zog sich soeben die letzten Schritte nach oben. Sie warf einen Blick zurück und für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte Jal, dass jegliche Spur von Angst und Panik aus ihren Gesichtszügen verschwunden war.
    Seine Instinkte ließen ihn zurückblicken und er sah, wie der erste Sandcrawler mit schier unmöglicher Agilität der Schwerkraft trotzte und die kräftigen Beine in die Wand stemmte, in einem Versuch den Abstand zu seiner Beute zu überbrücken.

    Keine Zeit, um herauszufinden, ob dieses Monster es schaffen würde, zwang sich der Chronist auf die Beine, nahm einen Schritt Anlauf und drückte sich mit den Beinen so stark er konnte ab. Angetrieben von Todesangst und Adrenalin erreichte er den nächsten Vorsprung, von wo er sich direkt aufrichtete, und mit Erschrecken feststellte, dass er von hier an nach oben musste. Noch immer klaffte eine Lücke zwischen seinem jetzigen Punkt und dem, den er erreichen musste, doch zusätzlich das Ziel in etwa auf Augenhöhe.
    Mit keiner anderen Wahl als dem Versuch, warf er die Fackel voraus. Sie rollte bedenklich nah an den Abgrund, wurde jedoch von einigen Unebenheiten aufgehalten – Adanos sei Dank! Mit einem Satz streckte sich Jaleel nach dem Vorsprung. Sein Oberkörper schlug gegen den Felsen, seine Hände kratzten nach Halt und seine Beine strampelten unkontrolliert in der Luft.

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    ***

    Mit einem Ächzen zog er sich den niedrigen Vorsprung hoch. Seine Finger schmerzten und die Knie waren aufgekratzt. Er würde Jamal schon zeigen, dass er es bis nach oben schaffte! Nur noch ein halbes Dutzend solcher Plateaus und er wäre an der Spitze angelangt.
    „Hey du!“, keifte plötzlich eine Stimme von unten zu ihm herauf.
    Jaleel blickte hinab und sah, dass sich dort einer der Assassinen befand, der ihn streng anblickte.
    „Komm sofort runter, du Bengel oder ich komme zu dir rauf und dann setzt es was!“, drohte er und klopfte auf den Knauf seines schlanken Schwertes.
    Der kleine Junge lachte.
    „Hihi, trauste dich doch eh nicht!“, hänselte er den Erwachsenen.
    Seine Hände suchten nach Halt, seine Füße tasteten nach der nächsten Stufe. Muskel für Muskel zog er sich den rauen Stein empor, der höher ragte als er groß war.
    „Na warte“, hörte er noch ein Knurren von unten, blendete es jedoch völlig aus, als er nach einer passenden Stelle Ausschau hielt, wo er hinaufklettern konnte.
    „Ah, hier ist gut“, sprach der Bursche sich selbst zu und setzte Hand und Fuß an, ehe er sich mit der Geschicklichkeit eines Kindes an den kurzen, aber steilen Aufstieg machte.
    Seine Hände reichten über die Kante und seine Fingernägel gruben sich in den rauen Stein, als er sich erneut hochzog. Eine weitere Stufe war geschafft und er konnte weit in die Ferne sehen. Mora Sul, wie es auf seinem Felsen thronte und irgendwo weit im Südwesten hinter Sandschleiern verborgen musste Ishtar liegen. Der Bergkamm im Westen beschrieb die Grenze seiner Welt und einige große Aasvögel kreisten über der Szenerie, während die Haut der Menschen von Varant unter der sengenden Hitze der Sonne brannte und sie nach Schatten suchten.

    „Gleich hab ich dich, du Mistkäfer!“, verfluchte ihn der Assassine, der dank seines großen muskulösen Körpers deutlich schneller bei ihm wäre, als er gehofft hatte.
    Dabei hatte er doch mit Jamal gewettet, dass er es bis ganz oben schaffen würde! Eilig, getrieben von der aufkeimenden Angst bestraft zu werden, kletterte der kleine Jal den nächsten Vorsprung hinauf, schaute immer wieder nach unten, wo der in dunkle Kleider gehüllte Mann zu ihm aufschloss.
    „Geh weg!“, rief der Junge im zu und machte sich daran die vorletzte Stufe zu überwinden.
    Seine kleinen Hände waren wund vom harten, bearbeiteten Stein und seine Kleidung war bedeckt von rötlichem Sand, der an er Außenseite des Tempels haftete.
    Starke Arme schlangen sich um seinen Oberkörper und rissen ihn herunter. Hart traf ihn die Rückhand des Mannes im Gesicht, der ihn entdeckt und nun eingeholt hatte.
    „Was fällt dir hier herumzuturnen. Der Tempel ist tabu für euch!“
    „Aber…mein Vater…“
    „Bahir? Pah!“, spuckte der Assassine aus und trug ihn mit sich, jeder Sprung auf die tiefere Stufe ein Gefühl, als würde sich ihm der Magen umdrehen.

    ***

    Im letzten Augenblick krallte sich Jaleel mit den Fingernägeln fest, er spürte, wie sie brachen und die Haut aufriss. Seine Füße fanden endlich Halt an dem steilen Felsen und er hievte sich mit aller Kraft nach oben. Einen Moment lang, den er nicht hatte, lag er auf dem Bauch und atmete schwer.
    Wieso erinnere ich mich gerade jetzt daran?, fragte er sich und zwang sich in eine aufrechte Position.
    Beinahe traute er sich nicht sich nach den Crawlern umzusehen, doch er wagte es und es überraschte ihn, dass er nur eines der Biester entdeckte. Wie ein Raubtier, dass seine Beute außer Reichweite wähnte, lief die riesenhafte Termite am Abgrund entlang. Immer wieder testete es die Stabilität seiner Beine an der Wand, doch es schien sich nicht zu trauen. Doch wo bei Adanos war der andere Sandcrawler?

    Keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, hob er die Fackel auf und wandte sich dem letzten Hindernis zu, die andere Seite des Abgrunds, welche ihn mehrere Armlängen überragte. Mit einem abschätzigen Blick schaute er nach oben, den Kopf im Nacken. Ob er die Fackel dort hochwerfen konnte? Wie hatte Zahira es ohne Licht hinaufgeschafft?
    Ruhig zielte er und warf dann das Brenngut nach oben. Es prallte an der Kante ab und stürzte wieder nach unten.
    „Nein, nein, nein, nein!“, rief Jal verzweifelt und hätte beinahe nach der Fackel gegriffen, die vor ihm in die Tiefe stürzte.
    Unfähig etwas an der Situation zu ändern, schaute er seiner Lichtquelle hinterher, die einen wahrlich langen Fall zurücklegte. Immer kleiner wurden die Flammen und das Geräusch des Aufschlags ging in dem rhythmischen Klang der Tiefe unter. Auf diese Entfernung konnte er nicht erkennen, wie es im unmittelbaren Umkreis des Feuerscheins aussah. Wie es schien, war der Kopf vom Stiehl gebrochen, denn wenige Momente später erlosch die Fackel.

    Zu Jaleels Überraschung wurde er nicht von totaler Finsternis verschluckt. Erst jetzt, wo das Licht der Fackel ihn nicht mehr umhüllte, entdeckte er, dass sich die leuchtenden Kristalle aus dem großen Höhlenraum auch hier unten befanden. Sie verliehen der Umgebung fahle Silhouetten und groteske Umrisse. Es war besser als nichts und er bemerkte, dass die dunkleren Schatten an der Wand Einbuchtungen waren, an denen er sich festhalten konnte. Zurück konnte er nicht, noch immer harrte der Sandcrawler der Dinge, frustriert, dass seine Beute im Begriff war zu entkommen. Seine Zangen klackten bedrohlich und das Geräusch seiner speerartigen Beine nutzte der Chronist als Motivation aus der misslichen Lage zu entkommen.
    Vorsichtig machte er sich an den Aufstieg. Scharf sog er die Luft ein, als seine verletzten Finger den Stein berührten und er ihnen sein Gewicht anvertrauen musste. So gut er konnte nutzt er seine Beine, brachte sie in Erhebungen oder Furchen und arbeitete sich Stück für Stück hinauf. Wenn er fiel, würde er es der Fackel gleichtun und wohl wenige Augenblicke später verlöschen. Fatalistische Gedanken, doch sie nützten ihm und trieben ihn voran, bis seine geschundenen Hände statt einer neuen Griffmöglichkeit flachen Boden vorfanden. Sein Atem ging schneller und er zog sich mit einem letzten Kraftakt nach oben, kroch vom Abgrund weg und lehnte sich gegen die felsige Wand des Tunnels.
    Geändert von Jaleel (29.08.2024 um 17:40 Uhr)

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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Der unterirdische See

    Keine Zeit, waberte der Gedanke durch seinen Kopf, welcher mit der Erschöpfung seiner Muskeln zu kämpfen hatte.
    Noch immer pumpte Adrenalin durch seinen Körper und doch spürte er die Anstrengung der letzten Minuten. Wenn er sich nicht wieder aufraffte, würde er wohl eine ganze Weile hier sitzen und irgendwann würden die Sandcrawler einen Weg finden zu ihm zu gelangen. Noch immer fragte er sich, wo das zweite Monster abgeblieben war, welche versucht hatte an der Wand entlang zu krabbeln, um zu ihm zu gelangen. Hoffentlich war es den Abgrund hinabgestürzt.
    Den Rücken an die kantige Wand gepresst, schob er sich nach oben. Er hatte keine Fackeln mehr und war auf das schwache Licht der Kristalle angewiesen. Zahira hatte einen Vorsprung und ihm blieb nur zu hoffen, dass er sie schnell fand. Vielleicht hatte sie sich irgendwo versteckt, nachdem sie bemerkt hatte, dass die Crawler nicht mehr hinter ihr waren.

    Während er vorsichtig den Gang erkundete, der nach dem Höhenunterschied wieder leicht abwärts verlief, wanderten seine Gedanken zu den anderen. Ohne nachzudenken war er losgestürmt, als Zahira in Panik ausgebrochen war. Zwar wäre er im Kampf keine Hilfe gewesen, doch ob er mehr ausrichten konnte, jetzt wo er auf sich allein gestellt war, blieb abzuwarten.
    Seine Erinnerungen wie viele Sandcrawler ihnen gegenüber gestanden hatten, waren unvollständig, vielleicht hatte er auch in dem Stressmoment nicht richtig gezählt. Er vertraute darauf, dass die Kerngruppe der Rebellion in Mora Sul nicht an einigen Biestern scheitern würde, wenn ihr Ziel ein weitaus gefährlicheres war. So zumindest formte er seine Gedanken, mit denen er sich zu beruhigen gedachte.

    Je tiefer er hinabstieg, desto mehr schien sich die Luft zu verdichten. Als würde man sich ein nasses Tuch vor die Nase halten, schien die Umgebung feuchter zu werden. Einige Pilze hatten fruchtbaren Boden für sich gefunden und das Gestein wirkte, als hätten sich Flechten daran geklammert, insofern ihn die kargen Sichtverhältnisse nicht betrogen. Modrige Holzbalken verrieten die frühere Anwesenheit von Menschen und beunruhigten Jaleel, da er bezweifelte, dass sie in ihrem Zustand einen Deckeneinbruch verhindern würden. Dieses gesamte Höhlensystem war ihm ein Rätsel. Zuerst der große Hohlraum mit den Gebeinen jener, die vor ihnen kamen, dazu diese seltsamen Kristalle, welche selbst in tiefster Dunkelheit Licht spendeten. Dass sie auf Sandcrawler trafen, hatten sie erwartet, doch der tiefe Graben, über den er mit Müh und Not geflohen war, wirkte, als würde er tief zu den Wurzeln der Berge führen. Die verlorene Fackel war sehr lang gefallen und das Licht war kaum mehr als ein Punkt gewesen, ehe es erloschen war.

    Erst jetzt fiel ihm auf, dass der intensive Druck des rhythmischen Geräusches, welches seinen Ursprung in der Tiefe zu haben schien, nachgelassen hatte. Je weiter er lief, desto mehr wurde es zu einem Hintergrundphänomen, kaum hörbar, doch unaufhörlich vorhanden.
    Jal duckte sich unter einem morschen und von der Decke heruntergebrochenen Holzstamm hindurch und betrat ungeahnt einen weiteren großen Bereich. Die Höhle, welche sich in alle Richtungen vor ihm erstreckte, ließ ihn nach Worten ringen, die beschrieben, was er sah. Und tatsächlich sah er mehr als nur schemenhafte Körper und Muster.
    Die Atmosphäre schien schwerer auf diesem Ort zu lasten und das Gefühl immensen Drucks auf den Ohren erzeugte eine Stille, die unheimlich war. Mehr als die Hälfte der Fläche wurde von einem unterirdischen See eingenommen, dessen Wasser so klar war, dass man bis auf den Grund sehen konnte. In der Mitte des Sees erhob sich ein riesiger Kristall, der mehr als ein Dutzend Schritte über die Wasseroberfläche ragte und von innen heraus zu leuchten schien wie es auch seine kleineren Geschwister in den Tunneln und der Höhle weiter oben getan hatten.
    Das schwache Licht, das er abgab, tauchte die gesamte Kaverne in ein sanftes, mystisches Schimmern. Die Wände reflektierten das Licht und erzeugten ein faszinierendes Spiel aus Schatten und Glanz.

    Ehrfürchtig blickte Jaleel sich um. Er entdeckte weitere Öffnungen in den Wänden, die zu angrenzenden Höhlen oder Tunneln führen mussten. Doch von Zahira fehlte jede Spur. War sie bereits weitergelaufen, immun gegen die Schönheit dieses Ortes?
    Er wollte rufen, doch die Angst, dass etwas anderes auf ihn aufmerksam wurde, hielt ihn zurück. Vorsichtig trat er an das Ufer des unerwarteten Sees, beugte sich herab und ließ seine Hand eintauchen. Es war überraschend kühl und einer Eingebung folgend formte er eine Schale mit seiner Hand und führte etwas Wasser an seinen Mund.
    „Süßwasser!“, freute er sich und nahm eine weitere Handvoll.
    Dieser Ort allein erklärte, wieso die Assassinen damals hierher geflohen waren. Wenn sie von ihm wussten und sogar Vorräte im Vorhinein hergeschafft hatten, wären sie für eine lange Zeit versorgt gewesen. Es konnte gut sein, dass der Chronist ungewollt bereits das Ziel ihrer Reise ins Gebirge erreicht hatte. Doch ohne die anderen würde es nur wenig Wert haben. Wieder schaute er sich suchend um. Irgendwo musste Zahira sein. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich weit von diesem Ort entfernt hatte.

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    Bakaresh - Kasbah

    Vorsichtig schlich Berash durch den Raum und betete darum, dass ihn keiner entdecken konnte. Früher wäre es einfacher gewesen in die Kasbah einzubrechen, aber ohne die Kunst der Schatten zu beherrschen musste sich der Assassine auf seine alten Fähigkeiten verlassen.
    Beliar sei Dank hatte DraconiZ ihm damals beigebracht, wie man seinen Körper richtig einsetzte. Somit konnte Berash sich immer noch auf leisen Sohlen fortbewegen und keine möglichen Wachen oder Diener aufschrecken. Das wäre auch mehr als peinlich geworden.
    Nachdem der Assassine aus seiner Ohnmacht wieder aufgewacht war, hatte er erst einmal wieder zu Kräften kommen müssen. Nachdem er den geheimen Zugang in die Kasbah geöffnet und wieder verschlossen hatte, war er dazu übergegangen seine letzten Reste Dörrfleisch und etwas Wasser zu sich zu nehmen. Und der Kellerraum, in welchem er sich befand, war anscheinend schon sehr lange nicht mehr benutzt worden.
    Das legte zumindest die dicke Staubschicht und die vielen Spinnenweben nahe, welche wiederum verhindert hatten, dass Berash spurlos hinein kam. Aber das war nicht zu verhindern gewesen.
    Auch wenn er sich gefragt hatte, was in den alten Holzkisten wohl lagerte, er hatte weder die Zeit noch die Kraft gehabt sie alle zu durchsuchen. Außerdem fehlte es ihm an entsprechendem Werkzeug.

    Als er nach Stunden dann endlich wieder genug Kraft gesammelt hatte um weiterzumachen, musste sich der frühere Emir erst einmal wieder orientieren. Es war über ein Jahrzehnt her, dass er sein altes Heim verlassen hatte. Und doch war es ihm, als würde er nach all der langen Zeit wieder nach Hause kommen.
    Ein tiefes Gefühl von Heimat und Verbundenheit, gepaart mit einer Menge Wehmut erfüllten ihn, als er die langen Gänge entlang schlich, welche kaum oder nur spärlich beleuchtet waren. Es war wie ein altes paar Stiefel, welches man vor ewigen Zeiten abgelegt hatte und sie nun erneut anzog, wobei man überrascht und freudig feststellte, wie gut sie immer noch passten.
    Oder wie wenn man nach jahrelanger Reise wieder nach Hause kam und alles noch genau so vorfand, wie man es verlassen hatte. Die Eltern hätten das Abendessen zubereitet und sich gefreut ihren Sohn wieder zu sehen. Lächelnd wäre dann ein Teller mehr auf den Tisch gekommen und man hätte zusammen gelacht, gegessen und sich all die Geschichten erzählt, die so passiert waren. Berash versank in dem Gefühl und der Nostalgie und fühlte die Wärme, welches ihm all das gab.
    Bis er das erste mal eine kleine Statuette Innos in einer Nische sah, die einsam und vergessen Staub ansammelte.
    Und plötzlich kam Bitterkeit in Berash auf. Die metaphorischen Stiefel hatten auf einmal Löcher in der Sohle und die Eltern wirkten verkrampft und taten nur so, als würden sie sich freuen, waren sie doch erleichtert gewesen als der Sohn eines Tages aufgebrochen war.
    Von einem Moment auf den Nächsten erfüllte Zorn den Assassinen, Hass brannte sich in seine Seele wie das Brandeisen des alten Bundes sich damals in seine Haut gebrannt hatte. Dies war nicht mehr sein Zuhause! Und er würde es wohl niemals wieder sein...

    Berash schlich weiter. Er musste zum Heiligtum, wenn es denn überhaupt noch da war. Dort, so hoffte er, endlich antworten zu finden.

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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Der unterirdische See

    Dass Zahira nicht in dieser Höhle war, wurde schnell ersichtlich. Es gab kaum bis keine Hindernisse, die die Sicht versperrt hätten. Zwar konnte sie sich in den See begeben und hinter den Kristall geschwommen sein, doch daran zweifelte Jaleel. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie durch eine der Öffnungen gegangen war. Seiner Akribie folgend wählte er aus seiner Position den Durchgang aus, der am weitesten links angesiedelt war. Aus der Ferne war es nichts weiter als ein schwarzes Loch, doch beim Näherkommen zeigte sich, dass es ein weiterer Tunnel war, der sanft anstieg. Auch hier entdeckte er verrottende Holzbalken sowie kleinere Knochen, die von Tieren zu stammen schienen.
    Viel weiter als wenige Schritte lief er jedoch nicht hinein, wollte sich stattdessen lieber ein Bild von allen Möglichkeiten machen, die er hatte. Zwar wäre Zahira in dem Fall bereits über alle Berge – oder unter allen Bergen? – doch unbedachtes Vorgehen könnte mit einem schnellen, schmerzvollen Tod für den Chronisten einhergehen.

    Zielstrebig näherte er sich dem zweiten von etwa einem halben Dutzend Eingängen und staunte, als er eine kleine Höhle vorfand. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Art grober Türrahmen in eine schmale Stelle eingearbeitet worden. Ob es jemals auch eine Tür dazu gegeben hatte, war nicht direkt ersichtlich, denn der Rahmen war leer und offenbarte ein in Schatten gehülltes – ja, wie würde man so etwas nennen? Zimmer? Im Vorraum waren die Wände von diversen Holzkisten gesäumt, deren Zustand deutlich besser war, als die restlichen Holzarbeiten, die er bisher gesehen hatte. Einige wenige hatten zerbrochene Oberseiten und von Neugier getrieben schaute Jal in einen der Behälter hinein.
    Mit scheinbar teilnahmsloser Miene blickte er auf etwas herab, was wohl einst Nahrungsmittel gewesen sein sollten. Irgendetwas hatte sich über das Essen hergemacht, jedenfalls über das, was noch nicht von der Zeit verschlungen worden war. So viele Jahre mussten diese Vorräte hier schon lagern, dass nicht einmal mehr ein fauliger Gestank wahrzunehmen war. Man hätte die dunkle Masse im Innern auch als Erde bezeichnen können. Die Innenseite der Kiste sah auch nicht mehr aus, als wäre sie gut in Schuss und wenn er eine Vermutung anstellen wollte, würde er sagen, dass sie bald in sich zusammenfallen würde.

    Dieser erste Eindruck erzeugte eine Abwehrhaltung in ihm, sich auch die Inhalte der anderen Kisten anzuschauen. Selbst, wenn viele von ihnen noch geschlossen waren, reichte ihm der Anblick von schwarzem Schimmel einmal am Tag vollkommen. Auch sein Gesicht hatte einen Anflug von Ekel angenommen, je länger er sich vorstellte, was er da betrachtet hatte.
    Sich nicht mit Verdorbenem aufhaltend, trat er an den Türrahmen an und spähte in die Dunkelheit des angrenzenden Bereiches. Hier gab es keine der fluoreszierenden Kristalle und der Mangel an Fackeln, der ihn ereilt hatte, machte es nicht leichter etwas zu erkennen. Schemenhaft glaubte er weitere Kisten zu erkennen, aber auch etwas, das einst ein Tisch gewesen sein könnte. Die vermeintliche Platte wurde nur noch auf einer Seite von wackligen Beinen gehalten und eine dunkle Masse schien über das Holz gelaufen zu sein. Ein weiteres Möbel erinnerte stark an ein Bett, von dem auch nur noch das Gerippe übriggeblieben war. Kompostierte Erde sprach dafür, dass es mit Palmenblättern ausgelegt gewesen war, welche von draußen zusammen mit dem Holz für die Balken hergeschafft worden sein musste.

    Nichts Nützlichem wurde er habhaft, weshalb er wieder in die Haupthöhle trat.
    „Jaleel!“, echote sein Name in weiblichen Farben zu ihm herüber.
    Erschrocken suchte er nach der Quelle und entdeckte tatsächlich Zahira, die auf der gegenüberliegenden Seite aus einer der Öffnungen trat. Noch nie hatte er ihre Stimme auf diese Weise wahrgenommen. Laut und voll, ganz anders als ihre übliche zaghafte, dünne Art zu sprechen.
    „Zahira!“, antwortete er und lauschte dem Echo seiner eigenen Stimme, welche verzerrt über den See hallte.
    „Hätte nicht gedacht, dass du es hierherschaffst“, meinte sie abschätzig und lief mit gemäßigten Schritten auf die Mitte der Kaverne zu.
    Jaleel lief ihr entgegen, versuchte ihr Gesicht in dem schwachen Licht zu lesen, konnte aber nur grobe Züge ausmachen. Wieder kam ihr der Ausdruck in den Sinn, den sie hatte, als sie am anderen Ende des Abgrunds gestanden und zu ihm zurückgeblickt hatte.
    „Ich wollte dir beistehen“, erklärte er sich.
    „Danke, aber ich brauche deine Hilfe nicht“, erwiderte sie kalt, „Dieser Ort ist etwas besonderes für mich.“
    Abrupt blieb der Chronist stehen. Was hatte sie da gerade gesagt?
    „Du warst hier schonmal?“
    „Vor langer Zeit für viele Wochen“, bestätigte die kleine Frau und blieb am Ufer des Sees stehen.

    Sie wirkte nicht feindselig, ihre Waffe musste noch dort liegen, wo sie sie hatte fallen lassen, ehe sie in scheinbar gespielter Panik geflohen war. Außer ihre Kameraden hatten den Kampf beendet und sie aufgehoben. Jal wusste nicht, ob er sich ihr weiter nähern sollte, oder besser den Abstand wahren sollte. Wieso hatte sie nicht viel früher gesagt, dass sie den Ort kannte, den sie suchten?
    „Wieso-“, wollte er fragen, doch sie kam ihm zuvor.
    „Weil es gefährlich ist und ich nicht glaube, dass die anderen hier unten überleben werden.“
    „Aber dann hättest du uns warnen können!“, warf er ihr vor.
    „Ja, aber dann wäre ich nicht vor euch hier angekommen“, gab sie zurück.
    Es ergab einfach keinen Sinn. Weshalb wollte sie unbedingt als Erste hier unten sein? Jaleel richtete seinen Blick auf die Öffnung, aus der sie gekommen war. Einer Eingebung folgend, steuerte er darauf zu, immer ein Auge auf der Frau, deren Vorstellung, die er von ihr gehabt hatte, in sich zusammengefallen war.
    „Geh nur, ich habe, was ich wollte“, forderte sie ihn auf und setzte sich scheinbar entspannt auf einen Stein im seichten Wasser, Beine überkreuzt.

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    Bei Kap Dun - Chani l

    “Hoooooo…”, erklang Gislas Stimme und der erste Wagen hielt an. Sie waren da. Nicht in Kap Dun, aber vor Kap Dun und mit ihnen standen da ein paar weitere Fuhrwerke und Wagen. Vor allem Händler die nicht in die kleine Stadt durften, weil ihre Fuhrwerke zu breit oder groß waren für die engen Straßen oder die einfach keine Genehmigung bekommen hatten. Aber auch fahrende Händler, die gar nicht erst in die Stadt wollten, um sich einfach Gebühren zu sparen. Stattdessen schickten sie jemanden und die Leute kamen von selbst. Die Stände waren dann meist schon aufgebaut, während die großen Fuhrwerke um einen hergerichteten Platz bereit standen. Natürlich kamen auch da myrtanische Beamte und forderten eine Stehrechtgebühr für Fuhrwerke übergroßer Breite - aber der Obolus war verkraftbar. Und so kannten sie es nicht anders seit dem letzten Mal in Kap Dun vor bestimmt fünf Monaten.

    Sie selbst würden es auch zahlen dürfen, aber das war den Bunten Vögeln so recht. Nach Kap Dun wollten sie nicht mit ihren Wägen. Aber davor stehen und ein und aus gehen. Das war der erste Schritt des Plans den sie geschmiedet hatten.
    Die fünf Händler vor Ort betrachteten ihre Wägen als ganz nette Unterstützung und gaben Gisla - nach kurzen, harten Verhandlungen - ihren Obolus für die Gruppe, damit sie Vormittags und Nachmittags kleine Vorführungen machten. Dabei würden vor allem Bhor mit Baku und Danzo und Eskiel aktiv werden, aber auch Chani und Naira beim Messerwerfen oder einer kleinen Feuerspuckernummer, die sie gemeinsam konzipiert hatten.
    Das lockte Leute aus Kap Dun, Ardea und den Hauptstraßen in Richtung myrtanisches Herzland an und die Leute kauften sicher was, wenn sie schon mal da waren.
    So ging die Grundlage, die Tarnung der Gruppe fürs Erste so auf, wie sie es wollten.

    “Gisla und ich werden Larus aufsuchen. Danzo und Eskiel schauen sich mal an, ob sich bei der Stadtwache was verändert hat und schaut euch auch mal im Hafen und der Werft ein wenig um. Trinkt was in der Hafenkneipe und kommt dann zurück. Chani und Naira bleiben hier. Sobald ein Duo von uns zurück ist, geht ihr beiden los. Schlendert durch die Gassen, kauft auf dem Markt was ein und hört euch bei den einfachen Leuten nach den neuesten Gerüchten um.”, wies Bhor an. Für alle war klar, dass sie danach alle Informationen austauschen und einen neuen Plan fassen würden, wenn sich was geändert hätte. “Passt auf euch auf.”, wünschte Naira, als die Vier los gingen.

    “Sturmfrei…”, sang Chani und griff grinsend Nairas Hand. Doch die schüttelte den Kopf und zeigte auf die Pferde und den maulenden Baku in seinem Käfig.
    “Erst die Arbeit. Du weißt doch was wir sonst zu hören bekommen.”
    “Chani wieso hast du nicht den Abwasch gemacht? Chani wieso rennt Baku in seiner Scheiße und Naira wieso hast du Chani nicht bei allem geholfen? Habt ihr nur Flausen im Kopf?!”, ahmte Chani Gisla.
    “Aber natürlich haben sie das! HOHOHO! Sind doch junge Mädchen! HAHAHA!”, mimte Naira Bhor nach und machte sich um drei Zentimeter größer.
    “Ermutige sie nicht auch noch! Sie werden nur Ärger haben, wenn sie mal verheiratet sind. Und soll bei mir alles hängen bleiben? Wieso hilfst du nicht auch mehr? Faulpelz!”, zischte Gisla aka Chani.
    “Adanos vergelts! HOHOHO! Meine Hände sind so groß, dass ich Kohlköpfe damit umgreifen kann. Wie soll ich da so einen klitzekleinen Besen schwingen? HAHAHA! Gib mir einen Kuss, Weib! Dann macht sich alles von selbst!”, sagte Bhor aka Naira und beide lachten laut auf, als Chani eingeschnappt die Lippen spitzte und Naira sie mit riesigen Händen an Gislas Schläfen zu sich zog und den klitzekleinen Kuss erwidert hatte.
    Als junge Menschen hatten sie nunmal ganz andere Vorstellungen davon wie ein Ehepaar miteinander umging und so sehr sie die beiden liebten, liebten sie auch deren Eigenarten.

    “Ob das ewig so weiter geht?”, fragte Chani dann ernsthafter, während sie die Pferde los machten und anbanden..
    “Ich weiß nicht. Irgendwann ja. So haben sie es mir auch erzählt. Irgendwann ist die Nummer vorbei, weil ein gewisses Muster entsteht oder wir enttarnt werden. Was hast du dann vor?”. fragte Naira und blickte Chani im Profil an. Ja, sie hatte sich, seit sie sich kannten und sie sie gezeichnet hatte, doch sehr verändert. Nicht nur äußerlich war sie gereift und eine freche, schöne, junge Frau mit langem, dichten, hellbraunen Haupthaar geworden, die ihr Haar meist lustlos zu einem unordentlichen Zopf zusammenband. Sie war erwachsener und selbstbewusster geworden. Hatte diese Zerrissenheit am Anfang abgelegt oder ganz tief in ihr begraben und dafür ein lustiges, freudiges Gemüt hervor gebracht, das liebevoll, herzlich und redseelig war. Die Naivität legte sie nie ab, aber sie passte zu ihr, so wie die Magie zu ihr gehörte und ihr die Richtung im Leben vorgab.
    Naira indes wusste noch gar nicht genau, wohin es gehen würde. Ein Plan, ein Traum war da. Aber es fehlten noch so viele Einzelteile und Erfahrungen. Sie hatte kein Bild davon in ihrem Kopf wie sie einmal sein würde. Keine Zeichnung im Kopf. Da war Chani viel weiter in der Hinsicht - zumindest in Nairas Kopf.

    "Ich werde ihn finden…”, sagte sie noch ernster und blickte in die Leere.
    “Hmm…”, summte Naira und hatte Chanis Gesicht in Erinnerung, als sie erstmals davon erzählte. Damals, als sie auch sturmfrei hatten. So zornig und wütend. Sie weinte bitterlich und verfluchte den Südländer, der ihre Mutter verlassen hatte, nachdem sie zueinander gefunden hatten und er nach ein paar Tagen dann weg war. Nette Worte hatte er gesagt, versprochen zurückzukommen und dann kam er nie wieder. Naira kannte auch durch Hörensagen die andere Seite der Medaille. Chanis Mutter hatte ein leichtes Herz und war in Silden dafür bekannt, sich sehr schnell zu verlieben. Sie gab sich nach ein paar schönen Worten und manchmal etwas Schmuck gänzlich hin und träumte als junges Waschweib davon, einen guten Mann zu heiraten.
    Gut waren die wenigsten Männer und war mal ein guter Mann dabei, so hatte sie Mühen die Treue zu halten, denn geringere Männer wussten zu gut gewisse Instinkte in ihr zu wecken. Ob Chanis Vater der eine oder der andere Typ von Mann war, konnte sie nicht sagen. Wohl niemand ausser Chanis Mutter.
    “Diese Südländer! Und was wirst du deinem Vater sagen?”, fragte sie vorsichtig. Chani blickte zu ihr.

    “Wieso?! Wieso er sich nicht blicken ließ! Ob Mutter wirklich schuld war? Oder er sie einfach benutzt hat.. Wie angeblich einige andere auch… - Und…ob…ob er jetzt eine Tochter gerne hätte…”, schluchzte Chani und wurde von Naira in den Arm genommen.
    “Ich brauche das Gespräch, Naira. Ich will nur wissen, wer er ist und was er zu mir sagt. Ich würde ihn in mein Leben lassen…oder ihn einfach daraus verbannen… - nur diese Ungewissheit. Die will ich nicht. Meisterin Noreia hat mir gesagt, dass mein Zorn auf ihn mich hemmt, mich für mehr blockiert. Ohne das Gespräch, werde ich auch nicht weiter vorankommen.”, klagte sie und war in diesem Moment wütend auf sehr Vieles.

    “Dann helfe ich dir bei der Suche, Chani. Wo werden wir ihn finden? Kennst du seinen Namen? Gehört er zu unserem Volk?”, fragte Naira.

    “Ich weiß wie er aussieht. Ich hatte mit Noreia eine Vision erleben dürfen. Er ist dicker, wie Mutter beschrieben hat. Aber das ist mir gleich. Irgendwo auf Argaan ist dieser schöne Mann, den das Leben auch gezeichnet hat. Da werden wir ihn finden. Und du wirst mich sicher begleiten?”, fragte die Hellbraune. Naira nickte und dann umarmten sich die beiden Freundinnen innig.
    Naira streichelte ihr über das Haar und sog den Geruch von Apfel und Zimt auf. Chani hüllte sich magisch darin und gerade in diesem Moment roch es mal nicht nach Matschapfel und modriger Rinde.

    Wie würde sie diesen Geruch in einer Zeichnung einfangen? Chanis Gefühle und ihre Stärke?
    Es verging noch etwas Zeit beide Frauen kümmerten sich noch um Baku und hatten sich dann für ihre Tour durch Kap Dun zurecht gemacht.
    Gerade rechtzeitig, denn Eskiel und Danzo kamen und lösten die beiden ab.

    “Kap Dun - Mach dich bereit!”, sagte die Taschendiebin und setzte ihren schicken Hut auf, während Shani ihre große Ledertasche noch einmal prüfte und dann ihr grünes Kleid und die kurze Weste richtete.

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    Kap Dun - Chani ll

    Kap Dun hätte ein schönes, etwas verschlafenes Küstenstädtchen sein können, wo man gerne einkehrte weil es so entschleunigt war, fangfrischen Fisch aus der Pfanne mit Bratkartoffeln serviert bekam und man Fischern beim einholen und flicken der Netze zusah.

    Doch Kap Dun war für die beiden jungen Frauen viel mehr ein seltsames Pflaster. Belebt, unruhig, klein und bemüht herzlich. Letzteres sah man jenen an, die hier von den Marinesoldaten, aber auch Besuchern der kleinen Küstenstadt abhängig waren.
    Trelis und Vengard waren wichtig für den Handel. Kap Dun mit seinem wieder errichteten Leuchtturm bekam die Reste des Handels und den Lärm einer Werft und die Unruhe von gelangweilten Marinesoldaten, die darauf warten mussten, dass ihr Schiff überholt wurde oder wieder seetauglich war.
    Die Küstenstadt war sicher nicht immer so gewesen und würde es auch nicht mehr. Eher wuchs Kap Dun noch weiter an und blieb trotzdem abhängig und arm im Vergleich zu den Handelsstädten.

    “Da am Tor…”, sagte Chani, als sie dann einige Schritte vom Haupttor entfernt waren.
    “...es fühlt sich wie eine klaffende Wunde an, die notdürftig eingebrannt wurde. Dort sind viele Menschen gestorben. Wie Echos aus der Vergangenheit, Naira. Als würde dort ein über ein Jahrzehnt alter Schrei immer noch erklingen.”

    “Deswegen ist der Schrein dort so üppig mit Opfergaben gesegnet.”, befand die Gelegenheitsdiebin und zeigte auf den Innosschrein. Um nicht aufzufallen traten beide an den Schrein und gaben dem Feuergott jeweils eine Münze.
    “...auf das auch morgen wieder die Sonne aufgeht…”, murmelte Naira und beschloss dann, in Richtung Markt zu gehen.

    Die Gassen waren recht eng und manche Nebengasse lud wirklich nicht dazu ein auch nur einen Blick hinein zu werfen.
    “Lass uns am Markt jeden Stand aufsuchen, fragen was sie empfehlen können und hier und da was kaufen. Wenn jemand besonders gesprächig ist, fragen wir einfach mal nach den neuesten Ereignissen hier…und…eh Chani?”, fragte Naira und sah sich um.
    “Eben war sie noch hier?”, sagte sie und sah sich um.

    “Da bist du!”, sagte sie erleichtert, während Chani sich nach unten gebeugt hatte und irgendwas machte. Erst als Naira neben sie trat, war ihr klar, was war.
    Chani streichelte eine Katze und hatte sich offensichtlich schockverliebt. Ihre Augen hätten Herzen sein können, so wie sie den weißen Kater ansah.
    Er hatte zum doch etwas räudig wirkenden weißen Fell, ein schwarzes rechtes Ohr, eine schwarze Umrandung um das linke Auge und eine schwarze Schwanzspitze.

    “Ist er nicht wunderbar?”, fragte Chani und hob den Kater an, um dann diesem etwas zuzuflüstern und die Hand an den Kopf zu halten. Magie?
    “Hübsch ist er ja, aber ist er gesund?”, fragte Naira skeptisch und wollte den Kater noch nicht streicheln.
    “Pschhh! Sie meint das nicht so. Sie weiß ja gar nicht, dass du gekämpft hast!”, sprach Chani völlig gaga zum Kater.
    “Aha…ein Straßenkämpfer! Hat er einen Namen?”, fragte die Dunkelhaarige und trat näher. Vorsichtig streichelte sie über den Kopf des Tieres und lächelte auf, als er schnurrte und es sich in Chanis Armen gemütlich machte. Als Naira aufhörte fauchte er sie plötzlich an.
    “Hey! Du hättest noch etwas weiter machen sollen. Er ist ein echter Ritter! Sir Scrachalot! So fühlt er sich…”, erklärte Chani und hatte wohl tatsächlich eine magische Verbindung aufgebaut.

    “Soso! Bin ich schon dein Personal, Sir Scrach irgendwas?”
    “Scrachalot! Sir Scrachalot! Das ist wichtig. Nur dann nimmt er dich ernst, Naira. Er wird uns helfen! Da bin ich sicher.”, meinte die Hellbraune.
    “Na wenn du meinst! Du willst ihn mitnehmen? Meinst du nicht das Eskiel ihn eher häuten wird?”
    “Das soll er nur wagen! Er wird dann nur noch hässlicher mit zerkratztem Gesicht!”

    “Du bist unverbesserlich! Komm! Wir haben was zu tun. Unser Ritter wird uns begleiten.”, meinte Naira und ließ Chani vorgehen.
    Sie hatte ja nichts gegen Katzen, aber auch nicht für sie. Süß waren sie ja und sie streicheln ging auch immer m. Aber mehr? Das war nicht ihr Ding. Mit keinem Tier.
    Am Marktplatz angekommen, besuchten sie tatsächlich jeden Stand, redeten länger mit einer älteren Dame und machten dem redseligen Sohn eines Händlers schöne Augen, um an Informationen zu kommen. Gemüse kauften sie ein und bekamen die Geschichte der alten Dame bestätigt, während ihr Händlergehilfe wohl etwas dick aufgetragen hatte.
    Beim Pelzhändler wurden ihnen fünf Goldmünzen für Sir Scrachalot geboten. Chani reagierte erbost und verfluchte den Katzenmörder regelrecht.
    Am Ende ihrer Runde um den Marktplatz, hatten sie ein paar nützliche Informationen bekommen, hatten einem Bettler was Gutes getan und Sir Scrachalot auch nicht für zehn Goldmünzen an den hartnäckigen Pelzhändler verkauft.
    Dazu hatten sie Gemüse, einen Schinken und drei Brote ergattert. Während Naira dann das alles schleppen durfte, trug Chani nur ihren neuen Kater bei sich. Wenn das nun so dauerhaft werden würde, würde sie Eskiel helfen.

    Naira wollte dann, als sie nicht mehr in Kap Dun waren etwas sagen, hielt dann aber doch inne. Wind kam auf und es gab diesen besonderen Moment. Den Moment für das Motiv ihrer Zeichnung. Ein Gefühl, das einfach perfekt passte, um ihre Chani auf Papier zu verewigen.

    Bei den Wägen angekommen, waren Bhor und Gisla immer noch nicht zurück. Während Chani sich zurück zog und sich ihrem Kater widmete, setzte sich Naira an die Feuerstelle und begann zu zeichnen.
    Noch bevor auch Bhor und Gisla zurück waren, war sie fertig geworden und hatte Chani und Sir Scrachalot aufs Papier gebracht. Sie war sehr zufrieden und rief dann Chani her. Die bunten Vögel hatten was zu besprechen.

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    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Scheiße, Scheiße, Scheiße..." murmelte Berash panisch, als er den leblosen Körper der Wache auffing und sich hektisch umblickte auf der Suche nach einem Versteck. Dort! Die Kammer dort war leer gewesen, als er sie überprüft hatte! Also schnell hin, den bewusstlosen Wächter mit sich ziehend. Tür auf, Mann und Wache hinein, Tür wieder zu! Berash lies den Mann unsanft zu Boden fallen, bevor er sich schwer atmend an die hölzerne Tür hinter ihm lehnte. Das hätte nicht passieren dürfen! Wo war der Kerl denn plötzlich hergekommen? Der Gang war leer gewesen, als Berash ihn betreten hatte. Nichts, verdammt noch mal überhaupt nichts hatte darauf hingewiesen, dass hier eine Wache stand!
    Und doch war es nun so. Fluchend lies Berash sich auf die Knie sinken und begann mit gezielten Bewegungen den Wächter zu durchsuchen.

    Beliar sei dank hatte er schnell genug den Krummdolch ziehen und dem Wächter den Knauf gegen die Stirn schlagen können. Sie beide waren überrascht über den jeweils anderen gewesen, doch die Überraschung des Mannes war schnell aus dem Blick gewichen, als er die Augen verdreht hatte und nach unten sackte. Und jetzt waren sie hier, in dieser einfachen Schlafkammer.
    Berash schnappte sich den Goldbeutel des Wächters und wog ihn in der Hand. Leise klimperten die Münzen darin, als sie durchbewegt wurden. Das müsste reichen. Er klopfte weitere Taschen des Mannes ab auf der Suche nach mehr, was er gebrauchen konnte. Doch bis auf ein hässliches Kinderbild fand der Assassine nichts weiter. Er überprüfte rasch die Atmung des Mannes, schließlich war eine Leiche als Hinterlassenschaft nicht unbedingt das beste, wenn er wieder fliehen wollte. Verletzter Stolz war eine Sache. Doch ein toter Wächter würde ihm die komplette Garde hinterher schicken. Die nahmen sowas immer sehr Ernst, da waren Gardisten überall gleich.
    Berash blickte sich um. Langsam kamen seine aufgedrehten Gedanken wieder zur Ruhe und der Assassine konnte seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit schenken. Er befand sich in einer Schlafkammer, wie das Bett und der kleine Schrank daneben deutlich machten. Das Bett war frisch bezogen, wirkte aber unbenutzt. Die einfachen Laken schienen frisch gewaschen. Entweder war das eine neu bezogene Kammer oder die Diener hatten sie für jemanden frisch gemacht, vermutete Berash.
    Ein Blick hinter sich zur Tür zeigte, dass ein Schlüssel von der Innenseite steckte.
    Die Augen des Assassinen glitten vom Wächter zum Bett, vom Bett zur Tür und wieder zurück zum Wächter. Eine Idee kristalisierte sich in seinem Kopf heraus. Was wäre, wenn...?

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    "Blöde Schnallen..." Berash schaffte es endlich, die letzte Schnalle der Wachuniform festzuzurren. Jetzt stand er vor dem Bett in der Uniform des Gardisten, während der halbnackte Mann gefesselt und geknebelt auf selbigem lag. Zur Sicherheit hatte Berash das Laken mit seinem Krummdolch zerschnitten, nachdem er den Kerl auf das Bett gewuchtet und ausgezogen hatte. Mit den Stoffstreifen war er dann fester verschnürt worden als ein Rollbraten.
    Die fremde Kleidung saß zwar nicht gut an dem Assassinen, würde aber einem flüchtigen Blick standhalten, hoffte er. So konnte er nun zumindest etwas einfacher durch die Kasbah streifen und einen direkteren Weg zum Heiligtum einschlagen. Das Herumgeschleiche kostete schließlich eine Menge Zeit.

    Als der frühere Emir einen Schritt vom Bett zurück trat, stieß er versehentlich gegen den kleinen Nachtschrank, welcher neben der Schlafstatt stand. Das kleine Schränkchen wurde ein Stück verschoben, woraufhin ein leises Klappern daraus hervor drang. Verdutzt drehte sich Berash um und musterte das Schränkchen noch einmal näher. War da etwa es drin? Er hatte angenommen, dass die Kammer noch recht unbenutzt gewesen wäre und sich nicht weiter mit den anderen Gegenständen darin aufgehalten. Dafür war sein Kopf auch immer noch zu sehr mit dem Wächter beschäftigt gewesen. Doch da dieser immer noch bewusstlos war und keine Gefahr darstellte...
    Nun, was konnte es schaden, wenn er einen kurzen Blick hinein warf? Vielleicht war darin ja ein weiterer Schlüssel. Sollte sich der Gardist irgendwie befreien, dann konnte Berash es nicht gebrauchen, wenn sich dieser dann sofort aus der Kammer begeben konnte. Also lieber mal nachschauen, dachte er sich.

    Als er dazu ansetzte die Schublade aufzuziehen musste Berash jedoch feststellen, dass sie klemmte. Anscheinend hatte sich das Holz verzogen, zumindest war das seine erste Vermutung. Mit einem kräftigen Ruck riss Berash noch einmal am Griff der Schublade, welche sich dann mit einem leisen Knirschen ein kleines Stück auftat. Durch den Schwung rutschte der Inhalt darin jedoch nach vorne, wodurch Berash nun erkennen konnte, was darin geklappert hatte.
    Etwas silbernes blitzte auf, doch wider erwarten war es nicht ein weiterer Schlüssel, wie er zuerst vermutet hatte. Stattdessen lag ein silberner Anhänger darin, welcher an einer, ebenfalls silbernen, Kette hing. Berash griff in den leicht geöffneten Spalt und zog den Inhalt heraus. Wer, so wunderte er sich, lies denn so ein Schmuckstück einfach hier drin liegen? War es vom letzten Besitzer vergessen worden?

    Berash betrachtete den Anhänger genauer und war überrascht. Es war ein aus Silber gefertigter Rabenschädel, in dessen Schädeldecke ein Pentagramm und diverse andere Symbole eingraviert worden waren. DAS war ganz sicher nicht der Anhänger eines eifrigen Innos-Dieners! Stattdessen wirkte es eher Beliar zugehörig. Doch wie kam es hierher? Lag es seit der Eroberung der Kasbah hier drin herum und niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht und das Nachtschränkchen geöffnet?
    Das wäre die logischste Schlussfolgerung, doch dafür wirkte der Anhänger zu... ja, zu glänzend. Über ein Jahrzehnt eingeschlossen in dieser Schublade hätte er zumindest etwas angelaufen sein müssen. Doch stattdessen sahen Anhänger und Kette aus wie frisch vom Goldschmied poliert.
    "Merkwürdig..." murmelte Berash. Zuerst wollte er beides wieder zurück in die Schublade stecken, doch dann überlegte er es sich anders. Wenn er es mitnahm, dann könnte er es sicherlich verkaufen.

    Also versuchte er stattdessen es in seinen Goldbeutel zu stecken. Doch der Schädel, obwohl er nicht groß war, schien nicht hinein passen zu wollen. Irgendwie verkantete er sich immer wieder, wenn Berash versuchte ihn in den Beutel zu fummeln. Und nach dem dritten Versuch hatte er auch keine Lust mehr. Also hing er sich den Anhänger kurzerhand um den Hals und versteckte ihn unter der Kleidung. So lag der Rabenschädel auf seiner nackten Haut.
    Für einen Moment hatte Berash das Gefühl, dass sich der Schädel warm auf seiner Haut anfühlen würde, doch nachdem er den Anhänger kurz bewegt hatte, war es schon wieder verflogen. Er musste sich geirrt haben.

    Berash zog noch einmal seine Uniform zurecht und verlies dann die Kammer, den bewusstlosen Gardisten darin eingesperrt. Nachdem er die Tür mit dem Schlüssel abgeschlossen hatte, steckte er diesen in die Tasche und machte sich auf den Weg in Richtung Heiligtum.

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    Kap Dun

    “Was ist das?”, fauchte Danzo Chani an.
    “Sir Scratchelot! Er gehört nun zu uns.”, entgegnete Chani und Naira nickte dieser Aussage beherzt zu.
    “Achja!? Wer sagt das? Bhor und Gisla entscheiden das. Das Fellvieh ist räudig und sicher voller Flöhe!”, meinte er und blickte den Kater finster an. Der Kater indes tat selbiges. Die Geburt von ewiger Feindschaft.
    “Ich habe nichts gegen Mietzekatzen. Streitet nicht. Danzo es ist nur eine Kater. Er fängt Mäuse, verjagt Wiesel und schäft den ganzen Tag.”, sagte Bhor etwas genervt. Für ihn gab es natürlich Wichtigeres.
    “Also so wie du, Danzo. Hast wohl Angst von einem Kater ersetzt zu werden.”, trat Naira nach und erntete Danzos argwöhnischen Blick. Sie warf Danzo dann einen Kuss zu und setzte sich.
    “Chani wird sich allein um diesen Kater kümmern. Vielleicht taugt er ja was. Niemand wird dem Tier schaden. Das wir uns hier verstehen. Danzo, Eskiel und auch du Bhor. Das ist kein Spielzeug für Baku. Und jetzt zur Sache! Eskiel - was habt ihr gesehen und erfahren?”, fragte Gisla als ordnende Kraft.
    Eskiel Sieben-Leben blickte auf und dann in die Runde der bunten Vögel.

    “Die Stadtgarnison scheint tagsüber nicht wesentlich größer geworden zu sein - wie letztes Mal. Am Hafen sind nur mehr Matrosen und Marinesoldaten anzutreffen wie sonst. Als ob sich etwas bald auf den Meeren zusammenbraut. Die Folge davon ist, dass sich manche dort langweilen und es ab und an Ärger gibt. Eine gute Gelegenheit für Danzo, sich auf der Straße einen Ruf zu verdienen und Ablenkung von uns zu schaffen.”, warf Eskiel kurz und bündig in die Runde über das, was sie auf Anhieb so mitbekommen hatten.

    “Gut. Damit können wir arbeiten. Danzo würde aber ein Risiko eingehen. Ich gehe davon aus, dass es dann in bestimmten Ecken Kämpfe gibt? Mehr wie nur Raufereien? ”, fragte Gisla.
    Danzo nickte und Eskiel führte Gislas Gedanken fort, indem er sich sicher war, dass auch Stadtwachen dabei waren und an den Wetten mit verdienten.

    “Vielleicht können wir daraus Vorteile ziehen. Naira und Chani - was habt ihr zu berichten?”, fragte Bhor.

    “Wir konnten am Markt durch zwei Händler bestätigt kriegen, dass Borin und Barik wie zwei Trolle in Kap Dun einmarschiert waren und sich nicht besonders klug in der Hafenkneipe benahmen. Jeder wusste quasi, dass sie etwas vor haben. Den Fehler sollten wir tunlichst lassen. Die Leute reden hier viel. - Da ist auch ein Bettler. Er wirkt wie jemand, der für die richtige Belohnung auch das Richtige macht.”, meinte Naira. Gisla nickte und fragte nach den Namen des Bettlers und was sie sonst erfahren hatten.

    “Er nannte sich Löckchen - hatte aber einen kahlen Kopf. Redet ununterbrochen auf die Leute ein und wirkt recht wirr. Aber das ist nur sein Spiel. Glaub mir. Ansonsten haben wir den üblichen Klatsch und Tratsch mitbekommen. Sind halt zwei Fremde gewesen. Weißt schon - Er arbeitet ja auch den ganzen Tag - Das sieht mein Mann aber anders - Das hätte sie sich ja denken können - Da muss man mal ganz kräftig dazwischen hauen - Zeig mir deine Ware - Komm wieder wenn du mehr Erfahrung hast - Erst mal Pause machen - Das wundert mich überhaupt nicht - Es wird nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird - Alles wird gut. - Wenn du meinst…”
    “Naira…genug. Das was man in jeder Stadt irgendwie hört. Vor allem wenn die Arbeit getan ist. - Diesen Löckchen schau ich mir mal an. Vielleicht kennen wir uns.”, meinte Gisla und blickte auf. Tatsächlich näherte sich jemand ihrer Feuerstelle.
    “Larus?”, fragte Chani und Bhor nickte.

    Larus war ein Krüppel - so würde man es in der Stadt sagen. Er bewegte sich auf zwei alten Krücken vor und hatte offensichtlich nur das rechte Bein übrig. Naira erinnerte sich, dass Chris von den Küstenläufern erwähnt hatte, dass Larus seit er ein Kind war das Bein nicht mehr hatte. Ansonsten wirkte der Mann auf seine Art stark mit seinen kräftigen Armen, wettergegerbter Haut, sehnigen Körper und stechend blauen Augen. Er mochte arm sein und typische Kleidung eines Fischers tragen, aber man sah Larus an, dass er im Leben klar kam und das schon seit mehreren Jahrzehnten.
    “Bewahret!”, grüßte er mit starker Stimme und klang dabei so, als ob er sich auf diesen Moment den ganzen Weg zu ihnen vorbereitet hatte. Stolz, Genugtuung, Freude…- Naira konnte es nicht deuten, doch wenn es wahr war, dass Larus im Herzen ein Waldvölkler war, verstand sie es.
    Bei ihnen in den Wäldern wäre er nicht klar gekommen und immer abhängig von den anderen gewesen. Da in Kap Du hatte er die Myrtaner, Orks und wieder die Myrtaner überstanden. Was sein Schicksal mit einem gesunden Bein geworden wäre? Einmal mehr war Naira dankbar dafür, dass sie bis hierhin gesund und munter aufgewachsen war und für als junge Erwachsene schon so viel gesehen hatte.
    “Bewahre, Larus!”, grüßte Bhor und bot Larus einen Hocker an. Auch alle anderen begrüßten Larus und stellten sich kurz vor.
    “Ich bin Naira. Schön dich kennenzulernen, Larus.”, grüßte sie und der Fischer lächelte sie an.
    “Diese Nase hab ich doch schon mal gesehen. - Hmm…Nein. Kann das sein. Oder doch? Ist sie das, Gisla? Meine Tochter?”, fragte Larus und musterte Naira, während um sie alle bis auf Gisla in einer Mischung aus Erstaunen und Unglauben da standen.

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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Gebirge nordwestlich von Mora Sul - Der unterirdische See

    Sich keinen Reim auf Zahiras plötzlichen Charakterwandel machen könnend, betrat er die Höhle, aus der sie gekommen war. Weitestgehend glich sie der vorherigen, in der er gewesen war. Etliche Kisten säumten die natürlichen Wände und im hinteren Bereich gab es einen abgegrenzten Teil, der in diesem Fall mit einem zerfetzten Tuch verhangen war. Fast wäre er vom Erlebnis zuvor, als er die Schimmelbefallenen Kisten untersucht hatte, abgeschreckt gewesen auch diese Behälter zu untersuchen, doch die Neugierde, was die Frau hier gefunden haben könnte, war stärker. Er öffnete die ihm am Nächsten und spähte hinein. Keine vergammelten Lebensmittel, keine Schätze oder gar Utensilien für den alltäglichen Gebrauch. Waffen. Schwerter und das sehr viele davon, waren recht achtlos im Innern gestapelt. Einfache Klingen, die in einem Bedürfnis aus Quantität, statt Qualität, entstanden zu sein schienen.

    Behutsam nahm er eine der leicht geschwungenen Waffen heraus, betrachtete sie und wusste sogleich, dass es die bevorzugte Waffe vieler Nomaden, aber auch Assassinen gewesen war. Schmale Schneide, leicht in der Hand, ideal für einen geschickten und schnellen Kampfstil.
    Doch Zahira war sicherlich nicht wegen diesen Schwertern hierhergekommen. Es musste also einen anderen Grund gegeben haben. In einer weiteren Kiste fand er Bogensehnen und Bogen, in der nächsten Pfeile. Ohne Frage war dies ein Waffenlager der Assassinen gewesen, die hier einst Zuflucht vor den Streitern der myrtanischen Armee gesucht hatten.
    Immerhin löste sich mit diesem Fund das Problem der Bewaffnung einer großangelegten Rebellion, wenn die Kerngruppe diesen Teil ihres Weges überlebte. Doch noch immer nagte die Neugier an Jaleels Innerstem und er konnte nicht anders, als für diesen Moment seine Gedanken auf den abgegrenzten Teil der Höhle zu richten. Langsam schob er den Stofffetzen beiseite.

    Dieser Teil war größer, als in der anderen Vorratshöhle. Hier standen mehrere Betten, von denen lediglich eins noch nutzbar wirkte. Alte Truhen, ein zerstörter Tisch mit zwei Stühlen und die Überreste eines Löwenfells zierten den Boden in den Echos der Vergangenheit.
    „Was hast du nur gesucht, Zahira?“, fragte sich der Chronist laut und schob mit einem Fuß ein morsches Stuhlbein beiseite.
    Dabei knirschte etwas unter seiner Sohle und er bückte sich, um es genauer zu betrachten. Ein vergilbtes Familienbild, welches nicht so sehr vom Alter mitgenommen war. Die Farbpartikel lösten sich an manchen Stellen vom Leinenstoff, auf dem es gemalt worden war und die Gesichter der Personen waren mit einer Kerze oder vergleichbarer Flamme ausgebrannt worden. Einer Eingebung folgend drehte Jal den bemalten Stoff um und entdeckte einige Buchstaben, wobei die Bedeutung ebenfalls dem Feuer zum Opfer gefallen war. In der Mitte war das Material weniger stark in Mitleidenschaft gezogen und es schien so, als wäre der Stoff um einen Gegenstand geschlagen gewesen, der eine rundliche Form besaß. Eine Münze vielleicht?

    Nachdenklich schaute sich Jaleel noch einmal um, bevor er die Waffenkammer wieder verließ und in die Haupthöhle mit dem See trat. Zahira saß noch immer auf dem Stein im seichten Wasser und blickte auf den Kristall.
    „Weißt du“, sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen und ohne, dass er sich irgendwie bemerkbar gemacht hatte, „Früher habe ich stundenlang hier gesessenen und mich gefragt, was es mit diesen Kristallen hier unten auf sich hat. Warum sie glühen und ob sie etwas wert sind. Doch egal ob myrtanisches, gortharisches oder argaanisches Gold, es bringt nicht zurück, was dir unwiederbringlich genommen wurde.“
    Ihre Worte waren gleichgültig gesprochen, dennoch meinte Jal einen Schmerz in ihnen zu hören, den er nachempfinden konnte. Es war nur eine Vermutung, aber vielleicht…
    „Waren Menschen, die du kanntest, Teil der Nacht der Mazamir?“, fragte er geradeheraus, während er unschlüssig stehengeblieben war.
    „Meine Eltern“, erwiderte sie leise, doch ihre Stimme wurde hallend über den See getragen.
    „Das tut mir leid.“
    „Mir auch.“

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    Kap Dun

    “Nein, nein. Naira wird nicht deine Tochter sein. Den Plan habe ich vor wenigen Minuten verworfen. Tut mir leid, Larus. Aber wir werden dich und deine Hütte trotzdem benötigen. - Ja, Naira wäre als Larus’ Tochter oder Nichte aufgekreuzt und er hätte sie bei sich aufgenommen. Von da an wäre Naira eingesetzt worden, um zur richtigen Zeit auf das Schiff zu gelangen. Die Leute sind aber zu neugierig und würden sich den Mund über seine Tochter zerreden. Jede kleine Geste wäre Thema. Nein - Das machen wir klüger. Heimlichkeit, Vorbereitung und Improvisation.”, erklärte Gisla und hatte einen Plan, den sie nun offenbaren würde. Naira atmete ein wenig durch. Zum einen hatte sie für einen Sekundenbruchteil das Gefühl vor ihrem Vater zu stehen und zum anderen und für den Rest der Zeit bis zur Enthüllung hatte sie schon mehrere Szenarien im Kopf, die so nicht klappen konnten. Wieso wusste niemand von seiner Tochter oder Nichte? Wieso kam sie erst jetzt? Daraus wuchs ein Rattenschwanz an Lügen und das ging irgendwann nicht mehr gut.

    Wie immer stellte Gisla ihren Plan vor und dann überlegten sie gemeinsam wie, was und wer etwas umsetzen würde und ob manches hinterfragt werden müsste. Wie bei einem neuen Bühnenstück.

    “Zunächst aber hat Larus für uns hoffentlich die Liste dabei?”, fragte Bhor. Larus nickte und räusperte sich.
    “Darin steht, wer von den Stadtwachen an welchem Tag Dienst hat. Wer ihn ablöst und eine grobe Beschreibung der Männer und der Frau. Inwiefern werdet ihr mich trotzdem benötigen, Frau Gisla? Ich hätte mich schon gefreut, ein wenig meinen Nachbarn eins auszuwischen. Das Risiko wäre es mir wert. Was wollen die schon von einem alten Krüppel?”, sagte Larus und schaute in die Runde.

    “Dich hängen oder dir alles nehmen. Fluchthelfer sind Verräter, Larus. Das könnte ich mir nicht verzeihen und auch sonst keiner von uns. Unsere Regeln besagen, dass wir niemanden, der uns hilft, bewusst in Gefahr bringen. Dich werden wir als Beobachter benötigen, aber auch um ein paar Gerüchte zu streuen und deine Hütte im besten Fall als Versteck. Selbst dafür riskierst du schon viel.”, meinte Gisla dankbar, aber auch ernsthaft.

    “Nein, egal was kommt - ich helfe. Wenn ihr wüsstet, was ich so für Chris gemacht habe, dann würdet ihr nicht so übervorsichtig sein. Eine Bedingung habe ich aber! - Damit ihr euch auch nicht schlecht fühlt - Wenn alles schief läuft, bringt ihr mich nach Beria. Und sterbe ich hierbei, dann meine Leiche. Mein Vater wurde waldvölkisch bestattet und das ist auch mein Wunsch.”, bat Larus mit starker Stimme. Doch war das echt?

    Naira blickte etwas verwundert. Nicht, weil ihr seine Bedingungen missfielen, sondern weil er als jemand der das Waldvolk nur aus jungen Jahren kannte, ein wenig zu altruistisch wirkte und im Grunde nichts forderte, wenn alles klappen würde.
    Naiv war sie keineswegs und für einen naiven Träumer hielt sie auch Larus nicht. Vielleicht war es nur ihr vorsichtiger Instinkt oder Gislas Schule immer genau zuzuhören, aber sich in das Gefühl von Freundschaft, absoluter Loyalität und Vertrauen wollte sie sich ganz bestimmt nicht bei Larus begeben. Nicht nach nicht mal einer halben Stunde des Kennens. Das machten nur Trottel, die nach einem Bier Freundschaft schlossen.
    Gislas Blick verriet nichts und Naira würde es später unter vier Augen ansprechen.

    “Wir werden - im Fall der Fälle - dafür sorgen. Du hast mein Wort als Waldläufer und Anführer dieses Kommandos.”, versprach Bhor und blickte zu Gisla. Es war Zeit, von ihrem Plan zu erfahren. Naira indes erkannte in Bhors Aussage Wahrheit, aber keine echte Macht. In Beria bestimmte Porgan und als Druide oblag es ihm den heiligen Segen zu sprechen - nicht Bhor. Aber gut - so sollte das Spiel gespielt werden und Bhor mochte nicht die Macht haben, aber er verstand sich gut mit Porgan. Vielleicht war sie da zu skeptisch.

    “Heimlichkeit, Tarnung, Vorbereitung, Improvisation, Täuschung. Wir werden die nächsten drei Tage unsere Vorführungen machen. Wie geplant und besprochen mit den Händlern. Keine große Aufführung wie in Trelis. Kleine Programme für den Nachmittag und Vormittag. Die Zeit davor und danach nutzen wir. Das wird Phase 1 sein. Wir gehen die Listen durch und werden uns zwei oder drei Stadtwachen aussuchen. Wer wen beobachtet klären wir nachdem wir entschieden haben wer in Frage kommt. Ebenso möchte ich Naira und Chani für Phase 1 in der Stadt wissen. Naira wird eine Karte der Stadt skizzieren. Chani hilft ihr dabei. Ich will nicht nur die Straßen, sondern auch alternative Wege gut dargestellt wissen.”, erklärte die Diebin.

    “Fluchtwege, Wege auf miteinander verbundenen Dächern, winklige Gassen und gute Verstecke.”, sagte Naira.
    “Genau das. Ich erwarte keine Perfektion. Das geht nicht, sonst fällt es auf. Aber für einen Überblick soll es genügen!
    Danach beginnt Phase 2.”, sagte Gisla und blickte zu Danzo und Bhor.

    “Spätestens am Abend des dritten Tages legt ihr los. Danzo wird wie geplant in den Straßen ein paar Kämpfe angehen. Bhor begleitet ihn und ihr schafft damit die grundlegende Ablenkung für uns anderen. Setzt ruhig ordentlich was, damit es sich herumspricht.
    Du Larus hilfst uns hier am besten, indem du erzählst, wie gut Danzo ist und für ihn bürgst. Damit ist auch klar, wieso du gerade bei uns bist. Riskier auch was bei den Wetten. Danzo ist verdammt gut.” - Danzo und Bhor nickten, während Larus Danzo musterte und fragte, wie er ihn nennen soll.

    “Enzo Donnerschlag! - Ich hingegen werde in Phase 2 die Zeichen suchen und Kontakt zur lokalen Diebesgilde aufbauen. Vielleicht findet sich dort Hilfe oder auch nicht. Chani wird in der Zeit täglich einkaufen gehen und versuchen, ihre Magie zu nutzen. Dein Kater kann ja helfen, zu sehen was wir nicht sehen oder er kennt Wege, die wir nicht sehen. Vielleicht auch andere Tiere? - Eskiel und Naira...ihr werdet ab heute beginnen zu üben.”

    “Üben?”, fragte Naira.
    “Heimlichkeit. Schleichen vor allem. Aber auch alles andere wieder etwas auffrischen. Chani wird das auch mitmachen. In den letzten Monaten habt ihr das schleifen lassen, meine Damen. - Ab Phase 3 wird es gefährlich und ich will sichergehen, dass ihr zwei nicht zu abhängig vom Rest seid. - Eskiel und Naira bleiben in Phase 2 komplett hier, dann sind nicht alle von uns in Kap Dun verteilt”, erklärte Gisla und Naira ahnte, wohin das ging.

    “Verstanden. Einkaufen, tierische Eindrücke sammeln und mit Eskiel üben. Soll ich nicht auch meine Schleichkünste verbessern? Und wie schaut Phase 3 aus?”, fragte Chani und streichelte den Kater.

    “Phase 3 wird Vorbereitung und Infiltration bedeuten.
    Naira und du werdet in die Stadt eingeschleust und nutzt vielleicht sogar andere Identitäten. Deswegen hatten wir in Montera so viel eingekauft. Naira wird in Phase 4 das Schleichen benötigen, weil sie für bestimmte Dinge von mir ausgebildet wurde. Deine Stärken möchte ich in Phase 4 anders nutzen, wenn alles so aufgeht, wie ich Phase 4 plane.
    Larus wird in Phase 3 ein Auge auf euch haben und euch zur Not Zuflucht gewähren. Eskiel wird aber auch stets in eurer Nähe sein. Danzo und Bhor werden Nachts wie in Phase 2 in der Stadt unterwegs sein und wie ihr alle auf meine Anweisungen warten. - Je nachdem, was sich durch die Diebesgilde ergibt, passen wir den Plan an. Wir bleiben flexibel.”, sagte Gisla und hatte diesen Plan wohl schon länger im Sinn. Naira konnte sich nicht vorstellen, dass dies alles spontan geschah.

    “Und was macht unsere Chefin in Phase 3?”, fragte Bhor seine Frau.
    “Beobachten und an den richtigen Fäden ziehen. Womöglich euch alle in Sachen Wegfindung schulen, damit Phase 4 aufgeht. In Phase 4 wird nämlich die Befreiung stattfinden. Phase 4 besprechen wir mit Phase 5 wenn es soweit ist. Aber ihr ahnt natürlich, wie es grob ablaufen soll. ”, beendete sie und ließ alles noch einmal auf den Rest wirken. Naira bewunderte die Frau, denn es ging um ihre beiden Söhne. Dass sie dies so professionell ausblenden konnte, war der Grund wieso sie hierfür die Kommandoführerin war. Gisla
    wiederholte dann für jeden nochmal seine persönliche Rolle in den jeweiligen Phasen und ließ es diesen oder diese auch selbst wiederholen.

    “In Phase 1 werde ich mit Chani eine Karte erstellen, die wir später nutzen werden, um uns zu orientieren. Phase 2 beginnt für mich schon jetzt. Eskiel wird mit mir üben, damit ich meine Rolle in Phase 4 ausüben kann. In Phase 3 werde ich in Kap Dun aktiv werden. Du wirst mir Anweisungen geben.”, sagte Naira und wog gewisse Risiken für sich ab. Gisla nickte und machte bei Chani weiter.
    Naira hingegen musterte Larus und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln bis er sich verabschiedet hatte und auf Krücken wieder nach Hause schritt.
    Sie hätte Gisla schon direkt befragt was sie zu Larus denkt, doch Eskiel stand vor ihr und grinste auf eine Art, die ein wenig sadistisch anmutete.
    “Gisla geht mit Bhor und Danzo die Listen durch. Und wir Drei üben jetzt. Die Damen! Umziehen und bereit machen. Ich will sehen, was ihr noch an Grundlagen besitzt.”, forderte Eskiel auf und Naira freute sich irgendwie auf die nahende Tortur. Ob sie es noch so drauf hatte wie damals im Lager der Snappersippe?

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    “Chani…Chani kommt auch gleich…”, japste Naira und setzte sich mit hochroten Kopf auf den Boden, um den Beine zumindest etwas Last abzunehmen.
    Chani erschien dann auch endlich auf dem Hügel und ging eher statt zu laufen. Die Arme erhoben und hinter den Kopf verschränkt, sog sie schwer atmend Luft ein.
    Minuten später war sie dann auch endlich da und jammerte, dass sie nicht zum Laufen geschaffen wurde und ihr Vater bestimmt auch kein Läufer war.

    “Das war an der Grenze zu erbärmlich, ihr Beiden. Von hier nach Ardea und zurück ist es vielleicht ein Stück, aber echte Waldläuferinnen schaffen die Strecke schneller im Wald. Naira! Du wolltest irgendwann mit Nara und Mara mithalten? Die würden dich zu den Kindern schicken. Und du Chani hast dir wohl gedacht, dass dein Weg der von der pummeligen Ceres ist, hmm? Noreia wird dich genau auf die Art anblicken, die du kennst. Die jeder kennt, wenn man in ihrer Gunst sinkt. Gut ist, dass ihr durchgehalten habt und es nicht noch länger gedauert hat. Also ist zumindest der Wille da. Mehr sehe ich nicht! Ihr werdet jeden Morgen mit mir marschieren. Kleine Runde nach Ardea und zurück mit vollem Rucksack. Und am frühen Abend werdet ihr nach Ardea und zurück laufen. Kommt ihr bei Dunkelheit an, seid ihr immer noch zu langsam.”, urteilte Eskiel und ließ auch nicht einmal den Hauch von der Möglichkeit zu diskutieren übrig.
    Chani japste immer noch nach Luft und Naira trank gerade ihren Wasserschlauch leer.
    Kurz blickten sich die jungen Frauen an, bevor Eskiel in die Hände klatschte und sie aufforderte aufzustehen.

    “Naira beginnt. Liegestütz - Froschsprung aus der Hocke - Liegestütz und zwei Froschsprünge aus der Hocke! Danach immer so weiter in dem Rhythmus. Zu den Wägen und zurück. Chani! Du trinkst was und steigst mit ein. Ich will kein Jammern hören! Ich will Einsatz sehen!”, befahl der Waldläufer und Naira nickte lediglich. Ausdauer hatten sie für heute gemeistert, nun ging es an die Kraft, Ausdauer und Willenskraft. So wie sie es ähnlich von der Snappersippe kannte. Danach wäre es wohl auch nicht zu Ende. Sie half Chani auf, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und begann.
    Den Liegestütz schaffte sie problemlos, hopste in die Hocke und drückte sich kräftig ab. Kaum gelandet hopste sie zurück in die Liegestützposition und vollführte den nächsten Liegestütz.
    “Tiefer! Der zählte nicht!”, rief Eskiel der Schinder.
    “Gras fressen, heh?”, meinte Naira und wiederholte den Liegestütz und fraß nun auch Gras. Danach folgten die geforderten Froschsprünge und der Beginn der nächsten Runde mit einem Liegestütze. Kaum am Wagen, kam ihr schon Chani entgegen.

    “Du warst doch eben noch platt?”, japste Naira ihr entgegen.
    “Ich habe mich geschont…”, zwinkerte Chani schwer atmend und Naira erkannte natürlich auch, dass Chani längere Beine hatte. Immerhin war sie mindestens eine Handbreit größer als sie selbst.
    Naira grübelte darüber nicht lange und vollführte ihre Froschsprünge.
    Und so ging es noch vier weitere Runden, bis Eskiel genug gesehen hatte und Naira von Chani zwar überholt wurde, aber dann gut mit ihr mithalten konnte. Chani war wohl nun platt.

    “Ganz nett, aber auch das muss schneller und besser gehen. Immerhin könnt ihr beiden Liegestütze und seid nicht so schwächlich wie die aus den Städten. Hilft euch aber auch nichts, wenn es um euer Leben geht. - Schlussteil für heute ist Kraft. Naira - du nimmst Chani huckepack und machst fünf Kniebeugen. Danach umgekehrt.”, wies Eskiel an.
    “Was? Chani wiegt doch viel mehr wie ich!?”, klagte Naira.
    “Hast du mich etwa fett genannt?”, fragte Chani mit großen Augen.
    “Schwer…mit Aussicht auf Fettarsch!”, frotzelte Naira, die in Relation zur normal gebauten Chani recht schlank und bedingt durch ihre Größe auch nicht viel wog.
    “Fettarsch!? Pass dann mal auf, das deine Knochen nicht auseinander klappen, wenn du mich trägst! Los los!”, forderte Chani auf und hatte diese Blick drauf, wie im Theaterstück. Naira blickte zu Eskiel, doch den kümmerte nicht ihr Klagen.
    “Dann auf!”, sagte Naira und pustete durch. Chani sprang auf, klatschte ihr auf den Hintern und rief >HYYYYYAAAA!<. Naira lachte auf und nickte dann den ernst blickenden Eskiel zu. Dann biss sie die Zähne zusammen und ging in die Kniebeuge mit Chani auf dem Rücken.
    “Eins…du hast Mundgeruch.”, meckerte Chani.
    “Zwei…ich höre es schon knirschen, mein kleines Skelett.”
    “Drei…du hast jetzt 60% und wenn du jetzt abbrichst wieder 0. Also auf, auf! Mir wird schon kalt.”
    “Vier…war das die Anzahl der Jungs, mit denen du schon geschlafen hast?”
    “Halt die Klappe, Chani Fett…arsch!”, knurrte Naira und schaffte die vierte Kniebeuge ganz knapp. Dann atmete sie ein, korrigierte ihre Beinstellung und atmete noch einmal durch.
    “Fünf!”, sagte sie selbst, ging nach unten und drückte sich fest in den Boden, um das gefühlt anderthalbfache Gewicht ihrer selbst hoch zu drücken. So viel war es wohl nicht, aber ihre Beine brannten. Chani war dran.
    “Schleichen wir heute noch?”, fragte Naira. Eskiel schüttelte den Kopf und meinte, dass es morgen mit schweren Beinen erst richtig Spaß machen würde.
    Chani schaffte ihre fünf Kniebeugen mit Naira ein Stück einfacher, hatte jedoch auch bei der fünften Wiederholung zu kämpfen.
    “Nochmal!”, forderte Eskiel auf und trieb Naira dazu nicht aufzugeben, aber nach dem Lauf zu erkennen, dass bei der zweiten Kniebeuge in Runde 2 ihre Beine nicht mehr konnten. Chani kam an ihr Ziel und es wurmte die Taschendiebin. Auch wenn sie einfach mehr zu stemmen hatte. Chani war in vielen Dingen besser und dazu magisch begabt. Und sie? Hatte noch nicht das erreicht was sie wollte und würde es noch lange nicht.

    “Behaltet euch für heute bei, weiter bis an die Grenze zu gehen! Du Naira kannst nicht erwarten, dass du immer jemanden tragen kannst, der deinem Gewicht entspricht. Du musst so stark werden, dass du auch mich oder einen Danzo aus einem Gefahrenbereich tragen kannst. Darauf zählt dein Jagdkommando. Das hier war nur ein Anfang. Und du Chani hast dich gefälligst nicht zu schonen. Du hast einen körperlichen Vorteil, aber nur in den Dingen, die heute anstanden. Morgen schon kann die flinke und wendige Naira dich in die Tasche stecken oder kommt einen Ast einfacher hoch. Gebe immer alles. IHabt ihr beiden das verstanden?”, fragte der Meisterakrobat.
    “Ja, Meister Eskiel!”, entgegneten beide Frauen. Naira war klar, dass sie nicht von heute auf morgen auf dem Niveau von Waldläufern an Stärke und Ausdauer agieren würden, aber das was Waldvölkler ausmachte - eine Resilienz allen Widrigkeiten zum Trotz - die lernten schon die Jüngsten bei ihnen und die bewiesen die beiden heute auch. Eskiel könnte sie noch ein paar Runden herum scheuchen. Sie - Naira - würde es machen und Chani nach einem fiesen Spruch sicher auch.

    “Gut! Morgen wird es nicht einfacher. Wascht euch, zieht euch um und vorbereitet eure Rucksäcke für Morgen. Dann kommt ihr ans Feuer und seid bei der Besprechung zu Phase 1 dabei.”, erklärte Eskiel.
    Naira lächelte kurz auf. Er war ein harter Hund und strahlte eine natürliche Autorität aus. Oft war er auch wortkarg und beobachtete lieber. Aber er war für sie auch wie ein Onkel, der immer einen guten Rat hatte und sie als Beobachter auf seine Art beschützte. Sie redeten viel zu selten miteinander, als dass sie zu Eskiel so eine enge Bindung aufbauen konnte wie zu Gisla oder Bhor. Aber das brauchte es nicht. Eskiel war einfach Eskiel. Vielleicht war es nach den vielen zukünftigen Einheiten mal Zeit eine neue Zeichnung von Eskiel zu machen.
    “Du riechst wie ein nasser Affe…”, meinte Naira zu Chani.
    “Und du wie ein nasser Iltis, den man in Wolfskacke gedrückt hat!”, entgegnete Chani und grinste. Dann erzeugte sie magisch einen recht nahe kommenden Geruch davon.
    Naira hielt sich die Nase zu und wedelte mit der Hand.

    “Wie kommt man nur auf sowas? Pfui!”
    “Das war für den Fettarsch.”, kicherte Chani hustete vor Ekel selbst auf und warf Naira einen Kuss zu. Zeit sich zu waschen.

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