Der Titel ist nun vielleicht auch nicht fürchterlich kreativ, aber ich denke er wird der kommenden Geschichte ganz gut gerecht werden. Ich freue mich sehr über Feedback, Kritik etc via Discord![]()
Die Story wird vermutlich 3-4 Kapitel beinhalten, je nachdem wie ich es geschrieben und aufgeteilt kriege.
Schandfleck
Kapitel 1
Jahr 2151 - Citadel
Decius Vhan - Wikonias Vhan - Valeynia Vhan- Beyo Vhan
„Ist dir bewusst, was du getan hast Wikonias?“
Mit kalter, bewegungsloser Miene fixierte Decius seinen um 25 Jahre jüngeren Bruder. In seinen Augen jedoch brannte lodernder Zorn und Verachtung.
„Weißt du, was für eine Schande du über unsere Familie bringst?“
„Indem ich deinem Sohn, meinem Neffen, erzähle wie die letzten 15 Jahre meines Lebens ausgesehen haben?“
„Hör auf dich dumm zu stellen!“
Die kalte Miene wandelte sich mit einem Mal in blanke Wut um. „Du wusstest dass er damit sofort zu seiner Mutter laufen, und dass Sie mich vor vollendete Tatsachen stellen würde!“
„Und was ist so schlimm daran? Decius, dein Sohn ist für so etwas nicht gemacht! Im besten Fall wird er so wie ich vielleicht motiviert starten, aber schnell an seine Grenzen kommen. Willst du ihm wirklich so viele Jahre seines Lebens rauben? Willst du ihm das aufzwingen, was mir aufgezwungen wurde?“
„Also das ist es. Ich hätte es wissen müssen.“ Er spuckte seinem Bruder die Worte regelrecht vor die Füße.
„Du willst dich an unserer Familie rächen. Ich wusste immer, dass du boshaft und egoistisch bist, aber dass du so weit gehen würdest…...Noch nie, in unserer gesamten Geschichte, hat ein Mitglied unserer Familie die Grundausbildung nicht absolviert. Ich hoffe du bist zufrieden mit dir.“
Die Luft schien vor Spannung zu knistern.
„Geh jetzt. Und tritt weder mir, noch meiner Familie je wieder -“ „Ist das dein Ernst, Bruder?“
Wikonias unterbrach ihn. „Ich habe Beyo versprochen, ihn heute auf die Ascension-Tour mitzunehmen. Und danach wollten wir die Gärten im Ratsturm besichtigen! Er freut sich die ganze Woche darauf. Willst du ihm das wirklich kaputt machen?“
„Halte mir keine Vorträge darüber wie ich meinen Sohn zu erziehen habe Wikonias!“ schnaubte Decius. „Nur weil du selbst als Vater versagt hast, brauchst du deine Fehler nicht auf mich projizieren!“
„Das ist nicht fair. Ich besuche Valerian wann immer ich kann und sorge dafür, dass es ihm an nichts fehlt!“ „Außer an einem Vater im Hause.“ „Syntra und ich haben uns im Guten getrennt. Du magst es vielleicht nicht verstehen, aber manche Dinge sind eben nicht für die Ewigkeit bestimmt.“
„Aber das Stigma eines Bastards, das haftet deinem Jungen ein Leben lang an. Nur weil sein verehrter Vater das erstbeste Mädchen schwängern musste, dass er im Landurlaub an einer Bar kennengelernt hat! Man wünscht sich schon fast, du hättest dich an diesem Abend deiner anderen Degeneration hingegeben, dann wäre wenigstens nichts dabei rausgekommen!“
Die Worte taten ihre Wirkung. Der Gesichtsausdruck seines Bruders zeigte, wie sehr sie ihn trafen und verletzten. Es dauerte einige Momente, ehe er etwas erwidern konnte.
„Du bist ein hasserfüllter, grausamer Mann.“ „Und du bist ein Schandfleck, der - “
„Was ist hier los?“
Valeynia‘s Stimme ließ die beiden Brüder mitten in der Bewegung erfrieren. Seine Frau stand in der Tür, ihr Blick ging von Decius, welcher die Hand bereit zum Schlag erhoben hatte, zu Wikonias, welcher eine Abwehrposition einnahm.
„Onkel Wikon!“
Direkt hinter ihr trat sein Sohn hervor. Auch dieser überblickte die Szenerie und brauchte einige Sekunden um etwas zu sagen.
„Was ist los, ist etwas passiert?“ „Nein mein Junge, gar nichts.“
Wikonias nutzte den Moment der allgemeinen Verwirrung und ging zu seinem Neffen, um ihn zu umarmen.
„Bist du bereit? Ich bin es schon den ganzen Tag! Los gehen wir, der Tower wartet!“
Begeistert setzte Beyo sich sofort in Bewegung und Wikonias folgte ihm. Kurz bevor er den Raum verließ, sah er noch einmal mit einem vielsagenden Blick zu Decius und schloss dann die Bürotür hinter sich.
Decius fiel es schwer sich zu beherrschen, doch er wollte vor seiner Frau keine Szene machen.
„Was war los, Decius? Wieso streitet ihr euch schon wieder? Könnt ihr nicht einmal miteinander auskommen?“ fragte seine Frau mit betrübter, aber zugleich auch vorwurfsvoller Miene.
„Valeynia, weißt du eigentlich in was für eine Schande mein Bruder mich bringt? Ein Mitglied unserer Familie von der Grundausbildung ausnehmen, noch dazu einen Jungen! Er hat ihm das nur in den Kopf gesetzt, um mich zu verhöhnen. Ich sollte ihn dafür für immer meines Hauses verweisen.“
„Decius, bitte.“ Die Stimme seiner Frau wurde mit einem Mal fester. „Dein Bruder liebt unseren Sohn. Und umgekehrt genauso. Willst du ihnen wirklich den Kontakt zueinander verbieten? Und was die Grundausbildung angeht, ich weiß wie wichtig die Tradition für dich ist, aber wenn Beyo nicht will, wieso sollte man ihn zwingen? Ich verspreche dir, ich werde dafür sorgen dass unser Sohn auch ohne Grundausbildung einen ehrbaren Beruf bekommt. Aber ich erwarte von dir, dass du tust, worum ich dich gebeten habe.“
Es nutzte nichts weiter zu diskutieren. Seine Frau hatte die Entscheidung getroffen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihrem Versprechen Glauben zu schenken.
„Gut….ich werde mich darum kümmern. Sofort, jetzt direkt als erstes. Bitte lass mich nun alleine Valeynia, ich habe noch einiges zu tun.“
Seine Frau entsprach der Bitte und verließ den Raum.
***
Seufzend begann Decius zusammenzupacken. Für heute hatte er alles erledigt. Die Transaktionen, die Buchprüfung, die Videokonferenz mit dem neuen Abnehmer. Und ja, die Anrufe um die seine Frau ihn gebeten hatte ebenfalls. Erwartungsgemäß hatten diese für große Verwunderung gesorgt.
Allerdings hatten sie alle getan, worum er gebeten hatte. Beyo‘s Name war nun aus der Datenbank gelöscht, in 3 Jahren würde kein Einberufungsbescheid rausgehen. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er dieser Schande wirklich nachgekommen war. So sehr hatte er gehofft, dass die Grundausbildung aus seinem Sohn doch noch etwas machen würde. Aber jetzt? Was sollte nun schon aus ihm werden?
Das Telefon klingelte. Schon halb im Gehen wandte Decius sich noch einmal genervt um, und nahm ab.
„Mister Vhan, hier möchte Sie jemand sprechen.“
„Sagen Sie ihm, er möge morgen anrufen, ich habe für heute Feierabend.“
„Es ist eine Frau, Sir. Und sie sagt, es wäre dringend.“
Zähneknirschen verdrehte er die Augen.
„Also schön, stellen Sie sie durch.“
Es dauerte einen Moment, dann war die Verbindung aufgebaut.
„Fassen Sie sich kurz. Ich habe….- Wie? Wer?“
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Und auch noch ausgerechnet an einem Tag wie heute.
„Maxyne, was soll das? Wir hatten eine Abmachung…...ich habe dir bereits gesagt…...Nein….Wie oft soll ich dir noch-…...Nein! Es hatte keine Bedeutung, verstehst du das immer noch nicht? Ich bin-…..Hör zu, ich habe dir Geld gegeben und damit ist die Sache erledigt, verstanden? …..Das war vor über 25 Jahren! Eine andere Zeit. Hör zu, ich habe weder Zeit noch Lust darüber weiter zu diskutieren! Es ist mein Leben und ich will dich nicht mehr…….bitte?“
Dumpf hallten ihre letzten Worte in seinem Gehörgang. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und sein Atem blieb für einige Momente stehen. „Du hast was?“