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  1. Beiträge anzeigen #161
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline
    „Habt Dank, Meister“, sagte Curt und überflog mit einem leichten Grinsen auf den Lippen das Empfehlungsschreiben für den Esel. Wenn er noch 1000 Goldmünzen und ein Schaf mitbringt, könnte Rüdiger bei den Qualitäten sicher auch als Novize durchgehen. Belastbarer als so manch anderer Bewerber war er allemal.
    „Nein, das wäre schon alles“, fügte der Novize hinzu, doch eine Sache wollte er doch noch loswerden. „Seid Ihr denn mit den neuen Zutaten zufrieden? Könnt Ihr den Kronstöckel verwerten? Falls Ihr noch etwas braucht, lasst es mich einfach wissen. Ich ziehe jedenfalls lieber los auf der Suche nach Zutaten, als dass ich den Besen schwinge oder das Geschirr schrubbe.“

  2. Beiträge anzeigen #162
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline
    Michael saß am Tisch mit einem Becher Tee und einem Buch des Inventars. Gegen Ende jedes Monats, so hatte es sich der Feuermagier angewöhnt, prüfte er den Bestand, um Mängel oder Ungereimtheiten zu finden. Auch wenn es nicht besonders spannend war, genoss Michael diese Aufgabe. Es ließ ihn gänzlich zur Ruhe kommen und in der Regel konnte er sich darüber freuen, dass alles an seinem Platz lag.
    Und alles war in Ordnung, bis sich die Tür öffnete. Michael wusste sofort, um wen es sich handelte. Diese Visage vergaß man nicht so schnell. Auch weil sie an so einem großen Knaben hing. Vor allem wegen einem Detail war Michael der Novize im Gedächtnis geblieben: seinen Sandalen.
    »Innos zum Gruß, Novize.«, sagte der Feuermagier und nahm einen Schluck Tee. »Die Reise mit Meister Neoras ist vorbei?«

    Françoise

  3. Beiträge anzeigen #163
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline
    Mit eher aufgesetzter Freundlichkeit suchte Curt den Lagermeister Michael auf. Er musste jetzt gute Miene zu bösem Spiel machen. Insgeheim hatte er gehofft, noch weiter im Dienst von Meister Neoras stehen zu können, der ihm insgesamt ein recht entspannter Zeitgenosse zu sein schien. In seiner Obhut hätte er nicht nur etwas mehr im Bereich Magie und Kräuterkunde gelernt, er hätte wahrscheinlich auch genug Freizeit gehabt, um sich eigenen Studien zu widmen, denn Neoras legte sehr viel Wert darauf, in Ruhe seinen Experimenten nachgehen zu können. Doch leider war Neoras der Meinung, dass ihm dies in Thorniara besser gelinge als hier. Dementsprechend würde er schon mit dem nächstmöglichen Schiff in See stechen und die Hauptstadt ansteuern. Damit verlor Curt eine der wenigen Bezugspersonen, die er als verträgliche Gesellschaft einschätzte. Wenn ihm jetzt auch noch der Esel weggenommen wurde, wer blieb ihm dann noch? Er hoffte, dass Michael ihm die entsprechende Goldmenge aushändigen konnte, um den Bauern Hektor auszuzahlen.

    "Innos zum Gruße, Meister. Ja, so ist es. Unsere Expedition führte uns bis ans Ufer des Silbersees und war von einem Erfolg gekrönt. Meister Neoras hat Exemplare der seltenen Kronstöckel-Pflanze sammeln können und hat mir bei der Gelegenheit auch ein paar praktische Kniffe im Wirken der fortgeschrittenen Magie gezeigt."
    Curts Blick wanderte zu dem Tee, den sich Michael genehmigte. Das Aroma war intensiv. Er hätte zu gern mal probiert.
    "Das geliehene Zelt und die Schlafrollen befinden sich in der Wäsche und werden Euch in Kürze erreichen. Ich hätte jedoch noch ein Anliegen."
    Er zückte das sorgfältig formulierte Schreiben von Meister Neoras und reichte es dem Lagermeister.
    "Ohne unseren Lastenesel Rüdiger wäre diese Expedition nicht geglückt. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, das Tier in den Dienst des Klosters zu stellen. Ich möchte dem Bauern Hektor, von dem ich ihn geliehen habe, einhundert Goldmünzen als Entschädigung zukommen lassen und hoffe, dass auch andere Brüder und Schwestern auf ihren Missionen auf der Insel von der Unterstützung durch dieses fleißige Lastentier profitieren können. Er ist sehr pflegeleicht und könnte sicher problemlos unter den Schafen leben."

  4. Beiträge anzeigen #164
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    »Tempel, Novize. Dies ist ein Tempel, kein Kloster!«, korrigierte Michael. Diesen Fehler begingen viele. Es war eine Sache, wenn es ein Bauerntölpel tat, aber eine ganz andere bei einem Anhänger ihres Ordens. Als Lagermeister achtete Michael zwangsläufig auf Details wie diese.
    »Zu deinem Anliegen. Wir sollen einen Esel anschaffen? Das ist doch ein schlechter Scherz. Der Orden hat so gut wie keine Geschäfte im Umland zu erledigen. Wozu also einen Esel?«
    Aufmerksam las Michael das Schreiben durch, welches Curt mitgebracht hatte. Er traute seinen Augen kaum. Zuerst mutete es an, als sei es ein Empfehlungsschreiben für einen Aspiranten des Ordens. Spätestens beim Begriff Zuchttier wurde jedoch klar, dass es tatsächlich um einen Esel ging. Er besaß sogar einen Namen.
    »Höchst ungewöhnlich.«, sagte der Feuermagier schließlich. »Ich weiß ja nicht, aus welchen Gründen sich Meister Neoras so sehr für dieses Tier einsetzt, aber sein Wort hat Gewicht im Orden. Meinetwegen.«
    Michael zuckte mit den Schultern und stand von seinem Platz auf. Mit einem Wink wies er Curt an zur Schatzkammer zu folgen. Der Feuermagier schloss auf und ging an Stapeln von Kisten vorbei, bis er im hinteren Bereich vor einer weiteren Kiste stand. Ein gezielter Griff und er hatte einen klimpernden Beutel in der Hand. Damit trat Michael an ein nahestehendes Pult und schlug einen schweren Folianten auf. Tatsächlich befand sich auf der linken Seite relativ weit oben bereits Curts Name im Buch mit dem Beisatz 'Vorräte für Expedition'. Der Feuermagier schrieb den Namen des Novizen nun auf die rechte Seite. Dieses Mal mit der Bemerkung 'Anschaffung Nutztier'.
    »Einmal unterschreiben, bitte.«, sagte der Feuermagier und reichte dem Novizen die Feder. Nachdem die Formalien erledigt waren, reichte Michael das Geldsäckchen an Curt.
    »Einhundert Münzen. Ich hoffe, das ist erst mal die letzte Anschaffung von irgendwelchem Nutzvieh.«
    Mit beiden Händen wedelte Michael, um den Novizen aus der Schatzkammer zu scheuchen.
    »Abgeschlossen und gesichert.«, murmelte der Feuermagier. So wie er es immer tat, wenn er die Tür der Schatzkammer zuschloss. »Und nun raus mit dir, ich muss das Inventar prüfen.«

    Françoise

  5. Beiträge anzeigen #165
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Curt musste wahrlich zu viel Zeit mit Neoras und seinen Geschichten vom Khoriniskloster verbracht haben, sonst wäre ihm diese banale Verwechslung der Begrifflichkeiten garantiert nicht passiert. Er konnte es dem Meister nicht einmal wirklich übelnehmen, er hätte selbst vermutlich ähnlich besserwisserisch reagiert. Dennoch fühlte er sogleich, wie sein Herz schneller pumpte und seine Augenbraue zuckte, als ihn der Lagermeister zurechtwies. Ihm wurde augenblicklich bewusst, warum er die Freiheit der Natur zuletzt so genossen hatte.
    Sei es drum. Immerhin konnte Neoras‘ Brief den Geizkragen überzeugen und ihm das nötige Kleingeld entlocken. Curt setzte seine wohlgeformte Unterschrift darunter und machte sich mit einem erzwungenem „Danke“ eilig auf den Weg nach draußen.

    Dort atmete er erst einmal tief durch.
    „Elender Erbsenzähler“, gab er bissig von sich und wog das Säckel mit den Goldmünzen abschätzig in der Hand. Wenn der Kerl ihm auch nur eine Münze zu wenig ausgezahlt hatte, würde Curt dafür sorgen, dass ihm kein Mensch im Tempel mehr mit seinen Finanzen vertraute. Er hatte eine bindende Unterschrift geleistet und wenn auch nur eine Münze fehlte, würde er vor den Richter treten, den Tempelvorsteher oder gar den Rat des Feuers und sein Gold einfordern!
    Er schüttelte sich.
    Schwachsinn! So ein Schwachsinn!
    Kaum war er wieder in Thorniara, schienen sich alte Verhaltensmuster ihren Weg zurück in seinen Kopf bahnen zu wollen. Vielleicht tat ihm dieser Ort nicht gut. Vielleicht sollte er gemeinsam mit Neoras reisen. Nach Vengard oder Nordmar, in ein richtiges Kloster.

    „Für Innos“, wurde er plötzlich unvermittelt von der Seite angequatscht. Einer der anderen Novizen kam an ihn herangetreten, Curt kannte den Kerl nicht, er konnte sich aber gut vorstellen, dass er wohl seine Hilfe beim Ausfegen der Novizenkammern erbitten wollte oder irgendeine andere Lappalie.
    „Seid Ihr Bruder Curt?“
    „Bin ich. Und nein, ich kann Euch nicht helfen. Ich bin gerade sehr beschäftigt.“
    „Ich bin ein Bote. Ich soll Euch ausrichten, dass die oberste Priesterin des Feuers Euch zu sprechen wünscht.“
    Schon wieder begann Curts Augenbraue zu zucken. Wollte der Kerl ihn auf den Arm nehmen?

  6. Beiträge anzeigen #166
    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Das laute Rumpeln verstummte und an seiner statt waren nun Schritte zu hören, die die Treppe zur obersten Etagere hinaufliefen. Abschätzend blickte Maximus auf einen kleinen Dolch, der seitlich am Schreibtisch befestigt war. Doch wer immer in das Anwesen eingedrungen war: Der Graf wollte ihm kein Gefühl des Obsiegens verleihen, indem er erschrocken und mit einem jämmerlichen Dolch bewaffnet auf sein Ende wartete. Stattdessen legte Maximus den in zwei gebrochenen Gänsekiel beiseite, prüfte den Sitz seiner Kleidung und schaute erwartungsvoll auf die Tür seines Arbeitszimmer, die sich schließlich öffnete.

    Doch es war nicht etwa die stümperhafte Stadtwache, die sich einmal mehr aufzuspielen versuchte. Es war auch kein ruinierter Schuldner, der vor den Trümmern seiner Existenz stand und keinen anderen Ausweg sah, als den Geldverleiher umzubringen. Und es war auch kein Meuchelmörder, der von einem Konkurrenten eine hübsche Summe für seinen Kopf erhalten würde. Es war Bragan, der sichtlich aufgeregt aber auch erleichtert darüber war, als er den Grafen unversehrt in seinem Arbeitszimmer vorfand. "Alles in Ordnung, mein Herr?" fragte der Leibwächter, als er mit gezogener Waffe die anderen Räume durchsuchte. Maximus schloss einen kurzen Moment lang die Augen. Er war froh, dass sein Kopf keine Trophäe zu werden schien. Zumindest an diesem Tage. Er erhob sich, zog sein reichverziertes Hemd zurecht und verließ sein Arbeitszimmer. "Was war das für ein Geräusch?" fragte Maximus mit fester Stimme. Bragan, der seine Suche im Obergeschoss beendet hatte und nun aus eines der Fenster zur Straße hinausblickte, erwiderte: "Ich weiß nicht. Kein Eindringling im Haus, keine Bewegung auf der Straße." Der Leibwächter war wahrlich kein Mann der vielen Worte, doch Maximus bezahlte ihn auch nicht für seine geistreichen Dialoge, sondern für seine Fähigkeiten als gewissenloser Soldat. "Nun, irgendwas muss die Erschütterung doch verur..." Maximus verstummte, als abermals laute Schritte zu hören waren. Bragan stellte sich schützend vor seinen Herren und war bereit, sein eigenes Leben zu geben, um das Leben des Grafen zu schützen. "Seid Ihr bewaffnet?" fragte Bragan mit leiser Stimme. Maximus hingegen schaute zu seinem Schreibtisch und noch ehe er es bereuen konnte, nicht zur Waffen gegriffen zu haben, öffnete sich die schwere Tür zum Obergeschoss.

    "Himmel!" stieß Adalbert aus, als er den kampfbereiten Leibwächter mit gezogenem Breitschwert erblickte. "Erschreckt mich doch nicht so!" Der bereits in die Jahre gekommene Kammerdiener brauchte eine Sekunde, um sich vom schnellen Treppensteigen zu erholen. "Ver-verzeiht, mein Herr - aber in der Gesindekammer ist eine Wand eingestürzt." Die beiden Männer entspannten sich. Der Grund für die laute Erschütterung war also keine Erstürmung des Anwesens. Es war lediglich die alte Bausubstanz, die unter der Last der Jahre nachgegeben hatte. "Hinter der Wand kam ein Gang zum Vorscheinen, der mit einem massiven Gitter versiegelt ist."

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Genüsslich ließ die braunhaarige Schönheit einen noch immer versiegelten Brief in ihren Fingern kreisen, dessen Inhalt sie selbst beim besten Willen nicht hätte entziffern können. Aber das musste sie auch gar nicht. Die fremdartig anmutenden, schmucklosen Zeichen auf der Außenseite kamen ihr bekannt genug vor, das sie diesen Brief zweifelsfrei als ein an sie adressiertes Schreiben hatte identifizieren können. Und die Tatsache, dass er mitsamt einem schmucklosen Gürtel mit goldfarbenen Verschluss sowie einem ziemlich abgegriffenen alten Holzstab auf ihrem Bett gelegen hatte, ließ nur einen Schluss zu: Ihr Plan hatte funktioniert. Keine große Zeremonie, keine Verkündung. Nichts. Die letzte Rache eines kleinen, verbitterten Mannes, der im diplomatischen Zweikampf voll und ganz unterlegen gewesen war und sie in der Folge nach Jahren der Quälerei zur Novizin hatte befördern müssen. Das beste daran: Er hatte es gegen seinen Willen tun müssen!
    Ein aufgeregtes Quieken, ein seltener Ausdruck größter Verzückung, war im Waschraum zu hören, während die Innosgläubige mit einer beinahe kindlichen Aufregung mit ihren Extremitäten strampelte. Das Wasser des Badezubers schwappte ein wenig über, aber das interessierte sie wenig. Sollten sich die Adlatae darum kümmern.

    »Wertester Gabriel,« antwortete sie halblaut auf den Inhalt, den sie in dem Schreiben vermutete. »ich danke euch für euer Vertrauen in meine Person, eure freundlichen Worte über meine immensen Leistungen im Dienste Innos' - und das so ganz ohne äußere Einflüsse und rein aus eurer Nächstenliebe.« Ein finsteres Grinsen schlich sich auf ihre Züge.
    »Ich bin mir sicher, dass ich mich daran erinnern werde, wenn ich erst einmal auf eurem Stuhl sitzen werde, ihr armer, trauriger, einsamer, grober, sündhafter Stinkstiefel.«
    Mit geschlossenen Augen sank sie ein Stück tiefer in das Badewasser und blubberte zufrieden vor sich hin.

    »Schwester Felia?«
    Sie bemühte sich nicht, der fremden Person etwas zu entgegnen und hoffte, das sich die Störerin damit abwimmeln ließ. Stattdessen blubberte sie unbeirrt weiter. Sie würde sich diesen Moment nicht nehmen lassen! Leider half es nichts - egal wie viele Blasen sie ins Badewasser blubberte, die Störerin blieb neben ihr stehen. Und nicht nur das, dieses Früchtchen besaß sogar die Unverfrorenheit, das genüssliche Auskosten ihres kleinen Triumphes weiter zu stören.
    »Ich bin eine Botin. Ich soll Euch ausrichten, dass die oberste Priesterin des Feuers Euch zu sprechen wünscht.« Sie brachte den Satz wie auswendig gelernt hervor und in jeder anderen Situation hätte sie die Botin für diesen unrühmlichen Auftritt gescholten. Stattdessen aber blieben ihr jede Häme und jegliche bissige Bemerkung über die unverschämte Unterbrechung ihres Bades im Hals stecken, als sie die Reichweite der Worte begriff. Sie sah sich um. Außer ihr war nur eine äußerst desinteressiert wirkende ältere Dame ihres Ordens im Waschraum und planschte zufrieden summend vor sich hin. Der Griff um den Schrieb verkrampfte sich.

    Die oberste Feuermagierin? Sie hatte doch wohl nicht... nein, wie sollte das möglich sein? Sie war sich sicher, leise genug gesprochen zu haben.
    »Halt das!« Sie reicht der Botin den Brief und den Gürtel, ehe sie noch immer tropfend aus dem Zuber hastete, sich kurz abtrocknete und dann ihre Novizinnenrobe anzog.
    »Und wo... Ich meine... Die oberste Feuermagierin. Wo finde ich sie?« Sie nahm der Botin Schrieb und Gütel ab, verschloss mit Letzterem ihre Robe und steckte Ersteres dann in die Innentasche, bereit schnellstmöglich loszueilen.

  8. Beiträge anzeigen #168
    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    "Wohin der Gang wohl führen mag?" fragte Adalbert, als die Männer erstaunt wie ratlos das große Loch im Gemäuer der Gesindekammer betrachteten. "Es könnte ein Fluchttunnel sein, der zum Hafen oder gar außerhalb der Stadtmauern führt." fuhr der Kammerdiener fort. "Vielleicht führt der Gang aber auch direkt in den Weinkeller der Feuermagier. Das wäre doch praktisch!" scherzte der dazugekommene Küchenmeister Leptin. "Wohin auch immer dieser Gang führt, wir werden es so schnell nicht herausfinden. Das Gitter ist verschlossen und ich habe keinen Schlüssel dafür." stellte Maximus fest.

    "Jonathan soll die Steine wieder aufstapeln. So werden wir wenigstens gewarnt, sollte sich jemand über diesen Gang Zutritt zum Anwesen verschaffen wollen. Wir werden uns später damit befassen." fuhr der Graf fort. Adalbert nickte und lief aus der Gesindekammer hinaus die Treppenstufen empor, um die Aufgabe an Jonathan zu delegieren. Maximus hingegen wandte sich zu Bragan: "Du bleibst so lange hier, bis der Dienstbote das erledigt hat." Dann verließ auch er den Keller und kehrte zu seinem Arbeitszimmer zurück.

    Maximus setzte sich an seinen Schreibtisch und schaute auf das mit Tinte beschmutzte Schuldenbuch. Er ballte die rechte Hand zur Faust und wollte gerade auf das massive Eichenholz schlagen, als er die Kontrolle über seine Emotionen zurückgewann. Langsam senkte er seine Hand und legte sie flach auf den Tisch. Der Graf atmete tief durch und lehnte sich zurück. Er dachte darüber nach, wie die Sache wohl ausgegangen wäre, wenn tatsächlich jemand in das Anwesen eingedrungen wäre. Bragan mochte ein guter Krieger sein, doch im Zweifelsfall wäre Maximus auf sich alleine gestellt. Spätestens dann, wenn Bragan niedergestreckt werden würde.

    Verärgert über sich selbst wühlte Maximus in einem Stapel Pergamente. Es dauerte einen Moment, ehe er gefunden hatte, was er suchte. Es war eine Kopie einer Anfrage, die er an Gildenmeister Trevorius gestellt hatte. Dort hatte er nach weiteren Söldnern verlangt, um sich und sein Eigentum besser schützen zu können. "Vor fünf Monaten..." stellte Maximus zähneknirschend fest, als er doch mit der Faust auf den Tisch haute. "Vor fünf Monaten! Dieser nichtsnutzige Bauer!"

    Dann fiel sein Blick wieder auf das wohlformulierte Einladungsschreiben der Händlergilde. Die Antwort auf die Frage nach dem Nutzen der Expansion auf Argaan fiel dem Grafen nun deutlich leichter. "Nichts hat mir diese lächerliche Expansion gebracht! Zum Bittsteller wurde ich degradiert, zum Befehlsempfängers eines Gildenmeisters, der in den letzten Monaten nichts zu Stande gebracht hat. Weniger als nichts!"

    Maximus tobte, zerriss das Einladungsschreiben der Händlergilde und warf wenig später das große Schuldenbuch gegen das Bücherregal. Von der Erschütterung erfasst, fiel eine Vase zu Boden und zerbrach in dutzende Splitter. Wutentbrannt verließ der Graf sein Arbeitszimmer und lief die Treppenstufen nach unten. Adalbert, der gerade damit beschäftigt war, einen goldenen Kerzenleuchter vom Staub zu befreien, ließ sich nichts anmerken. Mit einem lauten Knall fiel die große Eingangstür ins Schloss, als Maximus ohne Begleitung seiner Leibwache nach draußen ging.
    Geändert von Maximus (26.10.2023 um 21:01 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #169
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt begutachtete sein neues Antlitz einmal mehr in seinem Handspiegel. Der Bart war tadellos, wenngleich für ihn selbst noch immer etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Haar hatte er fein säuberlich zurückgekämmt, doch es sträubte sich ein wenig gegen seinen Willen. Selbst sein Kamm konnte da wenig tun. Zumindest war seine Novizenkluft bereits gereinigt. Er fühlte sich wesentlich sauberer und adretter als irgendein anderer Novize, der ihm auf dem Tempelplatz über den Weg lief. Das musste er auch sein, immerhin hatte er eine Audienz bei der obersten Feuermagierin höchstselbst. Wie allgemein bekannt war, entschied bereits der erste Eindruck über nahezu die komplette Meinung, die man von einer Person hatte. Wenn man hier bereits durch einen Fleck am Kragen oder Dreck an den Schuhen auffiel, blieb man für den Rest seines Lebens in den Augen solch wichtiger Persönlichkeiten ein einfacher Bauernlümmel.

    Unruhig lief Curt auf und ab. Er wollte sich dieser Begegnung nicht unvorbereitet stellen. Nach der Erscheinung würde auch sein Auftreten und seine Wortwahl darüber entscheiden, ob er ernst genommen wurde. Es brachte nichts, wenn er vor der Eminenz aufschlug und kein Wort über die Lippen brachte, also stimulierte er durch Tonleitern und Resonanzübungen seine Stimmbänder. Anschließend richtete er mittels leichter Dehnungen sein Kreuz.

    Doch während seiner gesamten Vorbereitungen wirrte eine entscheidende Frage durch seinen Kopf, deren Antwort ihm tunlichst verborgen blieb: Was wollte sie von ihm? Wieso sollte sich die oberste Magierin des Ordens mit einem beliebigen Novizen auseinandersetzen wollen? Hatte sie von seinem langen Schlaf erfahren und war interessiert, etwas über diesen anomalen Zustand zu erfahren? Gab es eine wichtige Mission, auf die sie ihn ausschicken wollte, weil nur er Zugang zur Astralgestalt hatte? Oder suchte sie womöglich einfach eine gleichsam attraktive, wie auch intelligente männliche Gesellschaft zum Diskurs auf Augenhöhe? Ob sie von seinem schier endlosen Potential wusste?

    Kurz bevor er einen Schritt in den Tempel tat, kam schließlich der abgrundtiefe Dämpfer. Denn er war ganz offensichtlich nicht der Einzige, der sich heute hier am Tempelvorplatz eingefunden hatte. Gerade kam ihm eine Novizin entgegen, deren Bekanntschaft er schnell und intensiv gemacht hatte - Felia! Und ihm war sogleich sonnenklar, was es mit dem angeblichen Brief der obersten Feuermagierin auf sich hatte.

    "Schwester Felia! Du greifst zu überragenden Mitteln, um ein privates Treffen mit mir zu arrangieren. Einen Brief von der obersten Feuermagierin ... das wäre doch nicht nötig gewesen! Oder siehst du dich inzwischen selbst bereits in diesem Amt?"
    Er lachte kurz aufgrund der schieren Absurdität dieses Gedankenspiels.
    "Aber es freut mich dennoch, dich zu sehen. Beantworte mir eine Frage: Was hältst du von meinem neuen Stil? Ich bin kein bärtiger Wilder mehr, aber ich kenne sonst niemanden, der mir unverblümt sagen könnte, ob mein Erscheinungsbild der aktuellen Mode entspricht."

  10. Beiträge anzeigen #170
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Noch immer ein wenig außer Atem strich Felia sich die Robe glatt, als ihre dunkelhaarige Reisebegleitung sie unverhofft ansprach. Sehr zu ihrer Zufriedenheit musste sie feststellen, dass er ebenfalls wert auf ein gepflegtes Äußeres geachtet hatte. Es wäre äußerst unangenehm gewesen, eine Audienz bei der mächtigsten Frau der Welt zu haben und dabei an der Seite eines ungepflegten, rüpelhaften, stinkenden, unrasierten Grobians stehen zu müssen.

    Anerkennend nickte sie und hob mahnend den Zeigefinger. »Es ist wichtig, das du endlich erkannt hast, zu wem du für eine gleichermaßen fachmännische und ehrliche Rückmeldung zu deinem Äußeren kommen kannst. Ich bin stolz auf dich, Bruder Curt, für diesen Schritt brauchen einige Leute bedeutend länger. Das spricht dafür, dass du vielleicht doch kein hoffnungsloser Fall bist - und bitte hör auf so zu grinsen, ich sagte vielleicht kein hoffnungsloser Fall!« Ein wenig niedergeschlagen darüber, dass er ihr Lob zum Anlass genommen hatte, die Pluspunkte direkt wieder zu verspielen widmete sie sich stattdessen seinem rasierten Gesicht und ignorierte dabei die absurde Idee, sie habe dieses Treffen arrangiert, um sich mit einem Mann wie ihm treffen zu wollen. Was für ein Träumer Curt doch war!

    »Hmm.« Unaufgefordert griff sie nach Curts Gesich. Die kleine Bardin musste sich dafür unangenehm weit strecken und sogar auf die Zehenspitzen stellen. Mit der ruppigen Art einer Frau, die bereits des Öfteren für den Haarschnitt ihres jüngeren Bruders zuständig gewesen war, drehte sie den Kopf nach links, dann nach rechts, hob das Kinn und inspizierte den Bärtigen aufmerksam. Dann und wann war während der Inspektion ein nachdenkliches Brummen zu hören. »Eine doch recht ordentliche Rasur, mein Lieber. Steht dir.« Sie sank wieder zu ihrer üblichen wenig eindrucksvollen Körpergröße zusammen. »Und es gefällt mir besser als das, Innos' möge es von deinem Gesicht fernhalten, was du vorher als "Bart" getragen hast.« Mit einer kunstvoll präsentierten Schmollippe fuhr sie fort. »Ein wenig verletzen ist das aber schon« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und zog die Stirn kraus. »Dass du dich für andere Frauen hübsch machst und in meiner Gegenwart rumläufst wie ein Waldschrat! Lass das nicht zur Gewohnheit werden, sonst werde ich noch eifersüchtig.« Die knuffte Curt kurz und trat dann einen Schritt zurück.

    »Und ich?« Kunstvoll drehte sie sich einmal um die Eigene Achse, legte dann die Hände zusammengefaltet an ihre Wange und den Kopf schräg darauf. »Fällt dir an mir nichts auf?« Sie klimperte mit den Wimpern. »Irgendetwas Neues vielleicht?«
    Geändert von Felia (29.10.2023 um 11:54 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #171
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Curt hob vehement den Finger empor, um seiner ansehnlichen, wenngleich vergesslichen Reisebegleitung zu widersprechen.

    "Lass mich dein Gedächtnis auffrischen, meine Liebe! Wie du dich vielleicht erinnerst, haben wir unsere Expedition nicht gemeinsam begonnen. In meiner anfänglichen Ahnung, es handele sich um eine Reise des Wissens und der Erkenntnisse, bei der mich lediglich ein alternder Magier und ein Esel in den Wald begleiten, habe ich mir natürlich keine tieferen Gedanken um meine Erscheinung gemacht. Zumal der Bart vor zehn Jahren durchaus seine Daseinsberechtigung hatte, aber ich verstehe natürlich, dass man mit der Zeit gehen muss. Vielen Dank daher für deine Ehrlichkeit."

    Er zückte ein sauberes Taschentuch und griff nach ihrer Hand. Sie hatte ihm in ihrer ungewohnt kontaktfreudigen Art durch den mit ätherischem Streichfett gepflegten Bart gefasst. Er reinigte behutsam ihre Finger, damit sie sich ihre feinen Kleider nicht befleckte.

    "Außerdem handelt es sich hier um einen Besuch bei der obersten Feuermagierin. Merke dir, der äußere Eindruck muss nicht nur stimmen, wenn man sich mit dem schönen Geschlecht trifft, es ist besonders wichtig, wenn es sich um eine Person mit Rang und Namen handelt, die zumindest halbwegs etwas von höfischer Etikette versteht. Daher solltest du wirklich nicht eifersüchtig auf die oberste Magierin sein, ich hätte mich vermutlich auch für Rhobar persönlich parfümiert."

    Kaum zu glauben, dass sie ihm wohl doch nichts vorspielte. Sie hatte auch eine Einladung von ihrer Eminenz Françoise bekommen. Also konnte es doch nur um die gemeinsame Expedition gehen. Trotzdem begann sein Herz wieder schneller zu pochen, unruhiger.

    "Und natürlich bist du mir aufgefallen! Was denkst du, wie ich zu der Annahme kam, du hättest dich für ein Treffen mit mir zurechtgemacht! Das finde ich übrigens ebenso angemessen, wie wenn du dich mit der obersten Magierin triffst."

    Felia hatte reichlich Duft aufgelegt, der ihm in der Nase brannte, aber das würde er ihr jetzt nicht vorwerfen. Sie sollte mit gesundem Selbstbewusstsein auftreten, denn das war immerhin ihre größte Charakterstärke, egal wie hoch in den Wolken ihr Kopf eigentlich hing.

    "Du erscheinst vor mir wie eine gute Flasche des seltensten Klosterweins. Wohlriechend, reif und selbstbewusst und ... ah, jetzt verstehe ich! Ausgezeichnet mit der Schärpe einer Novizin bst du! Dann hast du den ollen Gabriel also überstimmen können. Das ist famos! Darauf sollten wir anstoßen. Nach dem Treffen mit Françoise, versteht sich. Na los, lass uns zu ihr gehen. Oh."

    Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die ganze Zeit über ihre Hand gehalten hatte. Eilig wischte er sich mit seinem Tuch ebenfalls die Finger ab und geleitete sie in den Tempel.

  12. Beiträge anzeigen #172
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Seit sich Françoise auf dem Podest niedergelassen hatte, verharrte sie in tiefer Meditation. Wenn man so wollte, gab Innos ihr die nötige Kraft dazu. Eine Unterbrechung hatte es allerdings gegeben. Unerwartet kam ein alter Freund die Priesterin besuchen und bat um einen Gefallen. Es war Neoras der Alchemist gewesen. Sie kannten sich noch aus ihren gemeinsamen Zeiten im Kloster von Khorinis. Oftmals hatte Françoise damals beladen mit Büchern aus der Bibliothek in Neoras' Laboratorium gelesen. Einen ruhigeren Ort konnte man dafür kaum finden, solange man dem Alchemisten nicht in die Quere kam. Nachdem Françoise später die Heilkunst von Tinquilius erlernt hatte, fand die Priesterin in Neoras außerdem einen wertvollen Vertrauten und schlug mit ihm zusammen Krankheit und Tod mehr als einmal ein Schnippchen.
    Seine Bitte überraschte Françoise. Neoras war ein Eigenbrötler, damals wie heute. Dass ausgerechnet er zwei Novizen in der Magie unterrichtete, war etwas außergewöhnliches. Dem Feuermagier zufolge, hatte es unter anderem mit einer kleineren Intrige zu tun, der einer der beiden Novizen anheim gefallen war. Es ernüchterte Françoise, dass solche Nichtigkeiten im Orden noch immer einen Platz fanden.
    Schließlich hatte die oberste Feuermagierin Neoras versprochen, die Lehre der Novizen zu Ende zu führen. Allein schon aus Neugierde darüber, wer es denn geschafft hatte, den Alchemisten zu diesem Unterfangen zu überreden.
    Nach wie vor stand das Dachgeschoss unter der großen Kuppel leer. Nicht einmal ein Kissen hatte sich Françoise bringen lassen, um das lange Meditieren etwas angenehmer zu gestalten. In dieser Welt sollte sie keine Ruhe finden. Die einzige Annehmlichkeit, wenn man es überhaupt als solche bezeichnen wollte, war das Sonnenlicht, welches den ganzen Tag den kreisrunden Raum durchflutete. Daraus zog Françoise ihre Kraft.
    Derweil kam und ging Konstantin, wie es ihm beliebte. Für Françoise hatte es kein Belang. Im Tempel drohte ihr keine Gefahr, die einen Leibwächter nötig machte. Außerdem konnte sie unmöglich von ihm verlangen, genauso stoisch wie sie selbst zu meditieren. Ob der Drache inzwischen seinen Wunsch bereute, ihr als Wächter zur Seite zu stehen? Wenn das der Fall war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    Im Augenblick saß der Marmo unweit des Treppenaufgangs auf dem Boden, die langen Beine weit von sich gestreckt. Schritte am unteren Ende der Treppe ließen ihn aufhorchen und bald kamen zwei Novizen die Stufen empor. Der Krieger musterte sie eingehend, bevor er sich wieder gelangweilt zurücklehnte.
    »Ich grüße euch, Novizen.«, sprach Françoise in einer sanften Stimme und gebot ihnen mit einer Handbewegung näher zu treten. Auf den ersten Blick ein wirklich ungleiches Paar. Von Neoras wusste Françoise bereits ihre Namen. Felia war eine hübsche, junge Frau und Curt ein stattlicher Mann mittleren Alters. Doch sie waren sich nicht gänzlich verschieden. Das gepflegte Auftreten und die selbstbewusste Körpersprache gaben einen faszinierenden Einblick, noch bevor die beiden überhaupt ein Wort gesprochen hatten.
    »Ich wurde von Meister Neoras um einen Gefallen gebeten. Nämlich euch weiter zu unterrichten.«, fuhr die Priesterin fort. »Aber erzählt erst einmal von euch, damit ich weiß, mit wem ich die Ehre habe. Neugierig bin ich, denn Neoras hält große Stücke auf euch.«

  13. Beiträge anzeigen #173
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Françoise - Ihre Eminenz, oberste Feuermagierin, Anführerin des Orden Innos', all seiner Priester, Tempel, Orden und Klöster und zweifellos die einflussreichste Person ganz Argaans - war erstaunlich klein.

    Doch aller Körpergröße - oder dem Fehlen ebendieser - zum Trotz verströmte sie eine unvergleichliche Größe und Autorität. Diese Frau war oberste Feuermagierin, seit Felia noch ein Mädchen gewesen war. Und doch stand vor ihr eine Frau, deren Haut so makellos rein war, das sie noch immer problemlos als eine Frau Mitte, vielleicht sogar Anfang zwanzig, hätte durchgehen können. Sie war eine bildschöne Frau, ebenso mächtig wie gebildet, eine junge Frau, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz nicht nur behauptet, sondern an die Spitze der Nahrungskette gekämpft hatte und seither unangefochtene Anführerin des gesamten Ordens war. Diese Frau war eine Naturgewalt.

    Und Felia hätte sie für all das abgrundtief hassen müssen.

    Stattdessen aber wollte sie auf die Knie sinken.
    Und je länger sie sich in Gegenwart der jungen Frau befand, die sie mit ihren großen, glitzernden Augen erwartungsfroh ansah, desto deutlicher verspürte sie den Drang, sich ihr zu Füßen zu werfen und ihr ewige, unaufhörliche Treue zu schwören. Sie wollte jetzt und hier jeden Schwur, den sie je gegeben hatte, brechen und nur noch dieser Frau zu Diensten sein. Innos höchstselbst hätte in diesem Augenblick neben ihr erscheinen können und die junge Novizin hätte nicht mehr für ihn übrig gehabt als einen müden Seitenblick. Sie befand sich - das stand fest - in Gegenwart der mächtigsten Frau der Welt.
    Und zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie so etwas wie ernsthafte Ehrfurcht vor einem lebenden Wesen. In ihrem Hinterkopf kribbelte die verblasste Erinnerung von Neoras' Zauber, der sie sprachlos zurückgelassen hatte. Doch keine noch so große magisch erzwungene Ehrfurcht war ein Vergleich zu dem, was Françoise ohne jegliches magisches Zutun erreicht hatte.

    Sie senkte verlegen den Blick.
    »Felia.«
    Die Worte kamen ihr nur unfreiwillig über die Lippen. Ebenso schüchtern wie die Person die sie aussprach schienen sie sich sicher zu sein, nicht in diesen Raum zu gehören. Nicht zusammen mit dieser Person existieren zu dürfen.
    Sie räusperte sich kurz. Die eloquente Bardin in ihr versteckte sich gekonnt.
    »Mein Name. Ich meine - Felia heiße ich. Eure Eminenz.«
    Sie machte einen Knicks.
    Sie wagte es nicht, den Blick zu heben. Einerseits, weil sie dem neugierigen Blick der mächtigsten Frau der Welt bereits jetzt kaum standhalten konnte. Andererseits, weil ihr Kopf hochrot anlief.
    »Über mich gibt es wenig zu berichten. Ich bin Waise. Mein Bruder Aaron und wuchsen im Waisenhaus in Thorniara auf. Lopi- ich meine natürlich Meister Lopadas war so gut, mich in den Orden aufzunehmen, damit ich mein Leben in den Dienste Innos' stellen kann. Das ist jetzt bereits einige Zeit her.«
    Die Worte sprudelten mittlerweile förmlich aus ihr heraus und sie hatte Mühe, sie in einen sinnvollen Satz zu verwursten.
    »Und seither diene ich. Dem Orden. Der Gemeinschaft. Innos'.«
    Felia unterlag dem Drang nun endlich und sank auf ein Knie.
    »Und so denn ihr es wünscht - auch euch. Eure Eminenz.«

  14. Beiträge anzeigen #174
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Sir Dante

    Mit einem ernüchternden Blick studierte Sir Dante einen Bericht über den Verbleib einer Warenlieferung, die er zur Baronie Stewark entsandt hatte. Nach der gewaltsamen Machtübernahme der Truppen um König Ethorn hatte sich der Edelmann zwar kurzfristig dazu entschlossen, den Standort aufzugeben und nach Thorniara zurückzukehren. Nun sah er jedoch neue Möglichkeiten in Stewark, insbesondere was eine aufstrebende Obersicht anbelangte. Denn im Laufe der Zeit verstand es der abtrünnige König von Argaan jedoch, die Lage in seiner eroberten Stadt zu stabilisieren. Wohl auch deswegen, weil der Orden keine ernsthaften Versuche unternahm, die befestigte Stadt zu belagern.

    Doch ungeachtet oder vielleicht gerade wegen der offensichtlichen Pattsituation zwischen den beiden Mächten auf Argaan, wurden die Wege zwischen den Dörfern und Städten immer gefährlicher. Banditen und anderes gesetzloses Gesindel nutzten die Gunst der Stunde und lauerten die Reisenden auf. Auch der Warentransport des Sir Dante wurde Opfer eines Überfalles. "Tja, diese Stoffe werde ich dann wohl abschreiben können." stellte der Edelmann fest, als er den Bericht zu Ende gelesen hatte. "Na ja, es waren ohnehin grässliche Stoffe..."

    Sir Dante legte das Pergamente beiseite und schaute sich um. Er seufzte angesichts des Anblicks dutzender länglicher Kisten, in denen sich vornehmlich wertvolle Kleider befanden. Er hatte es versäumt, rechtzeitig ein Lagerhaus im Hafen anzubieten und durch die Ankunft der neuen Delegation der Händlergilde waren wohl auch keine Kapazitäten frei, um die Kisten in einem Lagerhaus der Gemeinschaft unterzubringen. Zu Allem Überfluss verspätete sich auch das Handelsschiff aus dem Fürstentum Caldera, auf welches die Kisten eigentlich verladen werden sollten. "Ein Jammer ist das..." murmelte der Edelmann, als es heftig an der Tür klopfte. Weil sein Diener gerade einige Besorgungen auf dem Marktplatz zu erledigen hatte, öffnete Sir Dante selbst die Tür und blickte in das erzürnte Gesicht eines Freundes. "Maximus, kommt doch herein! Ist etwas passiert?"

    Als der Großhändler eingetreten war und sich die beiden Männer gesetzt hatten, antwortete er endlich auf die ihm gestellte Frage: "Ich habe die letzten Tage über diese Expansion nachgedacht. Angesichts der neuen Delegation vor Allem über die Zukunft dieser Expansion. Ich habe in den Unterlagen nachgeschaut, was uns der Gildenmeister einst zugesagt hatte und was von dem er bisher im Stande war, zu liefern. Nun... die Bilanz fällt nicht gut aus, mein alter Freund. Und angesichts dieser Zahlen, angesichts der gebrochenen Versprechungen, bin ich nicht mehr bereit, meine Zeit mit diesem sinnlosen Unterfangen zu verschwenden. Erst recht nicht, wenn wir nun zum Bittsteller dieser Feuermagier und ihrem einfältigen König werden sollen."

    Sir Dante nickte verständnisvoll, konnte sich aber ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. "Ich hatte mich schon gewundert, wie sehr Ihr Euch bei der letzten Versammlung so im Griff hattet. Mir gefällt die neue Anordnung aus Rivellon ebenso wenig, wie Euch und ich werde meine weitere Teilnahme davon abhängig machen, wie die Gegenleistung dafür ausfallen wird."

    Maximus

  15. Beiträge anzeigen #175
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Wenn es etwas zwischen Himmel und Erden gab, das weder der begabteste Magier, noch der weiseste Gelehrte zu verstehen vermochte, dann war es der weibliche Orgasmus. Doch bei allem, was Curts frommer Verstand sich vorzustellen vermochte, kam Felias Gebaren gegenüber der obersten Feuermagierin diesem Naturphänomen am nächsten. So sehr ihr Körper die Extase auch zu verstecken gesuchte, die Zeichen waren so außergewöhnlich, unbekannt und durch und durch unverfälscht, dass er sich kaum etwas anderes vorstellen konnte, was gerade in der jungen Novizin brodelte. Ihre Aura verspürte die glühende Hitze in ihren Wangen, dass sie heißer als ihr mächtigster Feuerball strahlte. Sie brachte kaum einen zusammenhängenden Satz hervor, so sehr versagten die bebenden Lippen ihren Dienst. Und Curt war sich sicher, wenn Françoise ihr jetzt die Hand zum Gruß reichte, würde Felias Geist vermutlich in ihre Astralgestalt übergehen und zu den Sternen am Firmament emporsteigen.

    Er fuhr sich verlegen über den Nacken, als Felia ihre Vorstellung beendet hatte und die Aufmerksamkeit ihrer Eminenz auf ihm lag. Françoise strahlte durchaus eine gewisse Erhabenheit aus, wenngleich er sie anheben müsste, um auf Augenhöhe mit ihr zu sprechen. Er empfand es daher als angemessen, sich ebenfalls zu verneigen.

    "Eure Eminenz, es ist mir eine Ehre, Euch wiederzusehen. Mein Name ist Curt Savant. Wir sind uns bereits begegnet, vor vielen Jahren, als der König im Kloster von Nordmar von seiner Krankheit kuriert wurde."

    Mit dieser Information konnte er sicher gut punkten, denn es sprach dafür, dass er seinem Gott Innos und dessen weltlicher Stellvertreterin treu bis an die entlegensten Winkel der Welt folgen würde, um ihnen zu Diensten zu sein. Aber innerlich irritierte es ihn sehr, Françoise vor sich zu sehen, denn er konnte kaum eine optische Veränderung an ihr erkennen, obgleich so viele Jahre ins Land gezogen waren. Er musste seine Falten mit teurer Creme glattstreichen und sich die Geheimratsecken überdecken, doch ihrer Eminenz war kaum ein graues Haar gewachsen. Das war eine göttliche Ungerechtigkeit, die er geraderücken musste. Und damit meinte er nicht, dass er Françoise durch sein Verhalten weitere graue Haare verursachen wollte, sondern, viel mehr, dass er sich selbst eine Scheibe mehr vom Segen Innos' abschneiden wollte. Er fühlte immer mehr, dass er in seiner aktuellen Position nicht die Hosen anhatte, sondern kaum mehr als die Novizenkluft. Eine Robe wie die der Eminenz oder zumindest die eines Magiers wie Neoras hatte er mindestens verdient.

    "Ich diene dem Orden bereits seit über zehn Jahren, doch habe ich mich beim Wirken der Astralgestalt für lange Zeit in einen Zustand geistiger Umnachtung begeben, aus dem ich erst kürzlich erwacht bin. Meister Neoras' stärkender Trunk revitalisierte mich. Zum Dank begleitete ich ihn - gemeinsam mit Schwester Felia - auf eine Exkursion zur Suche seltener argaanischer Kronstöckel, welche von Erfolg gekrönt war. Meister Neoras hat uns bereits jeweils zwei mächtige Zauber des zweiten Kreises der Magie gelehrt, doch es ehrt mich ungemein, wenn Ihr Euch unserer annehmt."

    Nun ging er ebenfalls auf ein Knie und senkte das Haupt. Er war ganz zuversichtlich darüber, einen angemessenen, ersten Eindruck gemacht zu haben, doch er war letztlich auch nur ein weiser Gelehrter. Die Frauen zu verstehen, war die Königsdisziplin.
    Geändert von Curt (01.11.2023 um 08:44 Uhr)

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Von der Reaktion der Novizin fühlte sich Françoise sehr geschmeichelt. Es war unschwer zu erkennen, dass die Verehrung der jungen Frau nicht gespielt war, nur um die Gunst der obersten Feuermagierin zu erlangen. Nein, Felia schien wahrhaftig eine Bewundererin der Priesterin zu sein. Ob sie die Ehrung verdient hatte, wusste Françoise nicht so recht. Längst nicht all ihre Entscheidungen der Vergangenheit wollte sie als ruhmreich betiteln. Insbesondere bei politischen Dingen. Deshalb hoffte die Priesterin, Felia nähme sich nicht zu stark ein Vorbild an ihr.
    Dass gleich beide Novizen die Bekanntschaft von Lopadas gemacht hatten, erfreute Françoise. Curt mochte es nicht explizit erwähnt haben, doch als er von der Heilung des Königs sprach, wusste Françoise sein Gesicht einzuordnen; ein ehemaliger Schüler des Tempelvorstehers war er gewesen. Obwohl es eine gewisse Unstimmigkeit zwischen Lopadas und Françoise gegeben hatte, schätzte die oberste Feuermagierin ihren Ordensbruder ungemein. Seine Abwesenheit hinterließ eine deutliche Lücke im Gemeinwesen des Ordens.
    »Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Felia. Und auch deine, Curt.«, sagte die Priesterin und lächelte die beiden Novizen sanft an. »Besser gesagt, erneute Bekanntschaft in deinem Fall. Ich erinnere mich an dich. Du nahmst zu jener Zeit Unterricht bei Meister Lopadas, nicht wahr? Es freut mich, dass du auch weiterhin dem Orden dienst.«
    Für Curt mochten seitdem nur ein wenig mehr als zehn Jahre vergangen sein, für Françoise lag die Begegnung hingegen erheblich länger zurück. So lange, dass einzig ihr Ring sie erinnern ließ.
    »Damit ist das Geheimnis gelüftet, weshalb Neoras in so hohen Tönen von euch beiden sprach. Lopadas hat offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich gehe davon aus, dass er dich ebenfalls in der Magie unterrichtete, Felia? Wo wir gerade bei dem Thema sind: welche Zauberformeln kennt ihr bereits und welche lehrte euch Meister Neoras?«

  17. Beiträge anzeigen #177
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Den Blick noch immer gesenkt, herabgesunken auf ein Knie und mit geschlossenen Augen hatte Felia versucht, den Worten des Novizen zu lauschen, während in ihrem Kopf das Chaos regierte. Unzählige Gedanken rasten ihr durch den Kopf. Ihr Herz pochte noch immer so unnachgiebig in ihrer Brust, das sie fürchtete, es könne jeden Augenblick aus ihr hervorbrechen. Die Gefühlswelt der Bardin stand nicht nur Kopf, sie schlug Purzelbäume und veranstaltete allerlei akrobatische Verrenkungen. Sie hatte, so sehr sie sich auch zu konzentrieren versuchte, ernsthafte Schwierigkeiten, den Ausführungen ihres Ordensbruders zu folgen. Als er geendet hatte blieben ihr nur eine Handvoll scheinbar zusammenhangloser Begriffe in Erinnerung, die sie beim besten Willen nicht zu einer sinnvollen Erzählung hätte zusammenfügen können.

    Als schließlich jedoch die oberste Feuermagierin höchstselbst erneut das Wort an sie beide richtete, war Felia, als stoße der erste Sonnenstrahl nach einem verregneten Sommertag durch die dichte Wolkendecke. Wie eine Mutter, die ihr aufgeregtes Kind sanft in die Arme schloss, umarmten die Worte der mächtigsten Frau der Welt Felias Gedankenwelt. Sie war die mutige Entdeckerin, die mit einer scharfen Machete das Unterholz und die Ranken ihrer Gedankenwelt entfernte und ausschließlich einen klaren, aufmerksamen Geist zurückließ.
    Einzig ihr Herz bubberte vor Aufregung weiter unaufhörlich in ihrer Brust.

    »Jawohl, eure Eminenz.«
    Wäre es Felia möglich gewesen, sie wäre noch tiefer zusammengesunken.
    »Meister Lopadas lehrte mich die Kraft der Telekinese zu nutzen, ebenso die Macht der Stimme einzusetzen und einen einfachen Feuerpfeil zu beschwören.«
    In Gegenwart jeder anderen Person hätte die Novizin ihr magisches Talent mit Stolz präsentiert und sich mit ihren Erfolgen der arkanen Studien gerühmt. Doch all ihre Magie war vermutlich nur ein simpler, langweiliger Zaubertrick im Vergleich zu dem, was Françoise beherrschte.
    »Bei Meister Neoras habe ich ebenso wie Bruder Curt gelernt, Feuerbälle zu beschwören und ich bin im Begriff, den Zauber Ehrfurcht zu erlenen - allerdings ermahnte mich Meister Neoras, diesen ausschließlich allein zu üben, um Umstehende nicht zu gefährden.«

  18. Beiträge anzeigen #178
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Felia schien sich allmählich wieder zu fassen, wenngleich in jedem ihrer Worte die grenzenlose Ehrfurcht mitschwang, die sie eigentlich selbst auf andere ausstrahlen sollte. Françoise schien den Zauber in dieser Hinsicht bereits unbewusst oder zumindest unkenntlich auf sie zu wirken oder aber, es lag an ihrer ganzen Natur. Curt fragte sich dabei, wie es wohl wäre, wenn man so dermaßen vor magischer Energie durchflutet war, dass man sie gar nicht mehr zu zügeln wusste. Würde man dann selbst in Flammen aufgehen? Hieß das, die Stelle der obersten Magierin würde irgendwann von ganz allein frei werden? Wirkte Françoise deshalb ein wenig traurig, weil sie wusste, dass dieser Tag näher rückte?

    Er wischte diese absurden Gedanken beiseite. Es stand fest, dass er das maximale Potential ausschöpfen konnte, wenn er von der Besten lernte, daher musste er ihre Eminenz davon überzeugen, ihn zu fördern und zu formen. Dies war eine einmalige Gelegenheit, sich über solche Neunmalklugen wie Meister Michael zu erheben.
    „Meister Lopadas und Meister Daron lehrten mich die Grundzüge von Licht und Feuerpfeil. Die Wirkung der Macht der Stimme konnte ich eher zufällig durch magisches Experimentieren freisetzen. Und wie Felia bereits ausführte, schulte Meister Neoras mich im Umgang mit dem Feuerball, aber auch die magische Rauchwolke konnte er mir näherbringen.“

    Curt erhob sich. Das Knie schmerzte ihm und ihm war nicht so, als ob ihre Eminenz einen großen Wert auf Unterwürfigkeit legte. Vielleicht respektierte sie ihn sogar mehr, wenn er ihr auf Augenhöhe begegnete. Außerdem musste sie so zu ihm aufschauen. Wer konnte schon behaupten, dass die oberste Feuermagierin einmal zu ihm aufgesehen hatte? Ein stolzes Grinsen legte sich auf seine Lippen.

  19. Beiträge anzeigen #179
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    »Das war eine weise Mahnung von ihm.«, antwortete Françoise. All die Jahre im Laboratorium, umringt von volatilen Experimenten, hatten eindeutig Neoras' Sinn für Gefahr geschärft. »Wenn du den Zauber am eigenen Leib erfahren hast, dann wirst du wissen, weshalb. Das macht das Unterrichten dieser Formel anspruchsvoll. Denn den Ehrfurchtszauber ohne Ziel zu wirken, ist zwar möglich, aber sinnlos. Curt, du könntest deiner Ordensschwester diesbezüglich gewiss einen Gefallen tun. Falls das nicht in deinem Sinn ist, stelle ich mich zur Verfügung.«
    Für die oberste Feuermagierin war es interessant zu sehen, welche Zauber sich die beiden Novizen erwählt hatten. Curt entschied sich mit der Rauchwolke für die List und nicht - wie man es bei jemandem seiner Statur erwarten könnte - für einen offensiven Zauber. Bei Felia war es anders. Sie war eine zierliche Frau und dazu eine Waise. Ohne jeden Zweifel hatte sie früh lernen müssen, sich gegen andere durchzusetzen. Ihre Wahl war einleuchtend.
    »Ich schlage vor, wir begeben uns zur Arena und ihr demonstriert mir euer Können. Von dort sehen wir weiter.«
    Françoise trat neben Felia und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Du musst nicht länger knien. Demut ist eine löbliche Tugend. Im gesunden Maß.«, sprach die oberste Feuermagierin und ging voran.
    »Entschuldigt meine Unhöflichkeit. Dies ist mein Leibwächter. Konstantin. Curt und Felia.«
    Der hochgewachsene Krieger erhob sich und nickte den beiden Novizen zu. Selbst ohne die Fasanenfedern war der Drache größer als Curt, dem er einen abschätzenden Blick zuwarf. Von Felia nahm er nur kurz Notiz. Anders als Samuel, dem vorherigen Leibwächter der obersten Feuermagierin, besaß Konstantin ein Übermaß an Selbstbewusstsein, welches er auch zur Schau trug. In Gedanken führte Françoise ihren vorherigen Satz anders aus: Demut im gesunden Maß sei löblich, genauso war es mit Arroganz. Nur wusste sie zu gut, dass sie es dem Krieger nicht mehr austreiben könnte. Und sie gestand sich ein, daran auch kein Interesse zu haben. Es war eine Nichtigkeit.
    Am unteren Ende der Treppe las der Drache seine Hellebarde auf, die er dort gegen die Wand gelehnt hatte. Zu viert begaben sie sich auf den Weg zur großen Sankt Dominique Arena im Osten der Stadt. Viel zu selten wurde sie für ihren eigentlichen Zweck verwendet und manchmal hatte man fast das Gefühl, die Leute hatten vergessen, dass das Stadion überhaupt existierte. Für Françoise bot es einen hervorragenden Ort, ihren Schülern in relativer Sicherheit das Zaubern näher zu bringen. Selbst wenn eine Beschwörung völlig außer Kontrolle geriet, waren Felia und Curt nicht dazu in der Lage eine Explosion herbeizuführen, die das Gemäuer ernsthaft beschädigen konnte. Noch nicht.
    Wie nicht anders erwartet, stand die riesige Arena leer. Eine ausgesprochen große Katze hatte sich in den oberen Rängen zum Schlafen auf die Bänke gelegt. Davon abgesehen hatten sie keine weiteren Zuschauer. Konstantin setze sich indes am Eingang auf eine Bank und beobachtete das anstehende Schauspiel.
    »Also dann.«, sprach Françoise und stellte sich in die Mitte der Arena; die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Zeigt mir, was ihr bisher bei Meister Neoras gelernt habt. Ohne euch zu verausgaben. Wir werden eine ganze Weile hier sein. Beginnt!«

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    Ein hörbarer Seufzer der Erleichterung entfuhr der wunderschönen Bardin als durch die Erläuterungen der obersten Feuermagierin vorerst anscheinend feststand, dass Curt und Felia in die Arena geführt wurden, um ihre bisherigen Fähigkeiten zu demonstrieren. Den gesamten Weg über hatte sie vor Anspannung geschwiegen und in ihrem Kopf verschiedene Szenarien durchgespielt. Ziemlich bedröppelt war sie daher schließlich in der Arena zum Stehen gekommen. Denn Curt war ihr, auch wenn sie sich hüten würde, ihrem Ordensbruder mehr Honig als nötig um den frisch rasierten Bart zu schmieren und das zuzugeben, durchaus ans Herz gewachsen. Es wäre eine wahre Schande gewesen, wenn sie ihn in einem magischen Zweikampf hätte töten müssen.

    »Wenn du nichts dagegen hast, Bruder Curt, beginne ich.« Sie legte ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die Brust und warf ihm einen Blick zu, der mehr als deutlich machte, dass sie über sein Weiterleben äußerst erfreut war. Ein wenig verwirrt trat er einige Schritte zurück, um Felia Platz zu machen.
    Mit stolz herausgestreckter Brust, in der das Bardinnenherz eifrig pochte, trat sie noch weiter von ihrem Ordensbruder weg. Nicht, weil sie fürchtete, ihn zu verletzen, sondern weil sie die Blicke der mächtigsten Frau der Welt für einen kurzen Augenblick ganz allein auf sich wissen wollte.

    Wie üblich, wenn es Zeit war, ihre Magie zu wirken, schloss die kleine Novizin die Augen. In ihrem Inneren spielten sich unterschiedlichste Bilder ab, einige erfüllten sie mit Stolz und Unbehagen, andere machten sie einfach nur wütend und wieder andere ließen so etwas wie Mitgefühl in ihr aufkommen. Sie kramte sich mühevoll genau die Erinnerungen hervor, die sie für ihren Zweck benötigte, ließ sie vor ihrem inneren Augen Revue passieren und durchlebte einmal mehr die Emotionen der Situation. Und genau dann, wenn die Gefühle sie zu übermannen schienen, zwängte sie alle Gedanken wieder weg. Mit einem Mal durchströmte reine arkane Energie ihren Körper. Nur wenige Herzschläge, nachdem sie die Augen geschlossen hatte, kribbelte reine, arkane Macht von den Fußsohlen bis hinauf in die Haarspitzen.

    Ohne die Augen zu öffnen gestikulierte sie - eine unschöne Angewohnheit, die durch die Reise mit Neoras und Curt angewöhnt hatte - woraufhin ein kleines Tuch aus ihrer Umhängetasche sich lautlos in die Lüfte erhob. Es flatterte wohin auch immer ihr linker Zeigefinger das Tuch lenkte, fand seinen Ruhepunkt aber schließlich etwa drei Meter über ihrem Kopf. In ihrer rechten Hand tänzelte eine noch zierliche Flamme zwischen ihren Fingern, schwirrte schließlich ihren Oberarm hinauf, drehte einige Runden um ihren Kopf und verharrte dann zwischen ihren Händen, wo das Flämmchen sich wie ein im Glas gefangenes Insekt seinem Schicksal ergab.
    Ohne den steten magischen Strom, der es in seiner vorherigen Position gehalten hatte, senkte sich das Tuch jetzt langsam gen Boden.
    Felia aber richtete ihre Aufmerksamkeit und ihre magische Energie auf das zarte, rote Flackern zwischen ihren Händen. Sie spielte mit der Flamme, ließ sie auf eine beachtliche Größe anwachsen und die Flamme sofort wieder auf die Größte eines kleinen Flämmchens sinken.
    Das Tuch sank unterdessen unaufhörlich weiter.
    Sie zog die Flame in die Breite, plättete den Ball zu einer Scheibe, formte und knetete - ausschließlich metaphorisch, nicht jedoch wortwörtlich, das überließ sie Curt und Neoras - fast so als sei die magische Feuerkugel Teig und sie Bäckermeisterin. Sie spielte mit den arkanen Strömen, führte Magie hinzu, entzog Magie, ließ die Flamme hell leuchten, dann wieder fast ersticken. Wie auf ein unsichtbares Signal hin verharrte das Feuer in der Luft und war im nächsten Augenblick zu einem beachtlichen Feuerball herangewachsen. Die Novizin entließ ihn mit einer Handbewegung in Richtung des herabsinkenden Tuchs. Erst in der aller letzten Sekunde schrumpfte der Feuerball auf ihr Zeichen hin zu einem dünnen Flammestrahl und brannte nur ein kleines Loch in den Stoff. Das Herz der Schneiderin schmerzte, aber die Bardin in ihr, befahl fortzufahren. Die Darbietung hatte ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht.
    Die Flamme erlosch sogleich und mit einem Brandloch in der Mitte setzte das Tuch seinen Weg Richtung Erdboden fort.

    Wieder ruckelte es in der Umhängetasche der Bardin und auf ein weiteres unsichtbares Signal hin erhoben sich Nadel und Garn, flitzten anfangs scheinbar ziellos umher. Mal jagte Garn die Nadel, mal die Nadel das Garn. Es war eine wilde Jagd. Auf einen einzigen, kleinen Fingerzeig der Novizin hin verharrten aber beide vollkommen reglos kurz unterhalb des weiter sinkenden Stoffs, der sich jetzt nur noch etwa anderthalb Meter über Felias Kopf befand. Das Garn fädelte sich mühelos durch die kleine Öhr der Nadel, die auf ein weiteres stummes Signal hin mit der Arbeit begann. Wie von unsichtbarer Hand geführt surrte die kleine Sticknadel eilig durch den sich weiter herabsenkenden Stoff. Es war schwierig, den Stoff ohne vernünftigen Halt zu bearbeiten, aber die junge Frau war eben nicht nur Bardin und Novizin, sondern auch Schneiderin. Und sie verstand ihr Handwerk. Die Sticknadel durchbohrte immer und immer und immer wieder das herabsinkende Tuch. Auf die Entfernung und ohne entsprechenden Sachverstand musste es ein verwirrendes Bild abgeben, der feine Stoff allerdings wusste ganz genau wie ihm geschah und ergab sich machtlos seinem Schicksal.

    Als das Tüchlein sich schließlich sanft auf Felias ausgestreckter Hand niederließ, nur wenige Augenblicke nachdem die Nadel es ein letztes Mal durchstochen hatte, prangte ein kleines, güldenes F an der Stelle, an welcher sich eben noch das Brandloch befunden hatte.

    Mit demütig gesenktem Kopf und ohne ein weiteres Wort zu sagen überreichte sie der obersten Feuermagierin ihr kleines Präsent und das Ergebnis ihrer Darbietung. Sie bezweifelte ernsthaft, dass eine Frau wie Françoise noch kein Taschentuch besaß und die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht Stoffe besaß, die unendlich teurer waren als dieses einfache Stück Stoff war sehr gering. Aber vielleicht würde sie eines Tages am untersten Ende einer längst vergessenen Truhe das Tuch finden und dann für einen Herzschlag an Felia denken.

    Sie legte einen Finger an ihren Kehlkopf.
    »Die Bühne gehört dir, Bruder Curt.«
    Die Worte waren leise gesprochen, aber ihre Stimme hallte um ein Vielfaches verstärkt und die Worte von Magie getragen durch die Arena. Und damit endete schließlich die Darbietung.
    Felia unterließ es, sich zu verbeugen und betrachtete stattdessen neugierig, was Curt sich einfallen ließ. Sie für ihren Teil hatte vorerst all ihre magischen Fähigkeiten zur Schau gestellt, die sie im Repertoire hatte.
    Geändert von Felia (02.11.2023 um 23:44 Uhr)

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