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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    „Oh bei Innos, steh nicht da wie eine verdammte Statue und lass dich abstechen! Beweg dienen Arsch! Distanz, DISTANZ! Los, von vorn!“
    Sergeant Kord verdrehte genervt die Augen, während Jacques und Günther wieder ihre Ausgangspositionen einnahmen. Sie waren mit hölzernen Übungshellebarden bewaffnet und trainierten schon wieder seit drei oder vier Stunden das Fechten mit den Stangenwaffen. Es war anstrengend, vor allem in der Hitze des Sommers, die von den hellen Pflastersteinen des Exerzierplatzes reflektiert wurde. Jacques wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte, das brennende Salzwasser aus seinen Augen zu blinzeln. Kord, ihr Ausbilder, kannte kein Erbarmen. Egal bei welchem Wetter schliff er die Rekruten – körperliche Ertüchtigung, Waffendrills, Exerzieren… Und wer es wagte, Widerworte zu geben, bekam den Stock des Sergeanten zu spüren, der genau wusste, wie er zuschlagen musste, dass es ordentlich zwiebelte.
    Nein, die Armee war wahrlich kein Zuckerschlecken…
    Aber Jacques ließ es klaglos über sich ergehen. Und er gehörte noch zu denjenigen unter den Rekruten, die das harte Regiment der Ausbildung am besten wegsteckten. Sunder hatte da größere Schwierigkeiten, aber der alte Seemann war ein Dickkopf und ließ sich nicht unterkriegen.

    Ein noch schwierigerer Fall war hingegen der Mann, dem Jacques gerade gegenüberstand. Günther. Der Dicke Günther, wie er genannt wurde. Gut sechs Fuß groß, Arme wie Beine, Beine wie Baumstämme und ein Bauch wie ein Fass gab es niemanden in der Kompanie, der es an roher Kraft mit ihm aufnehmen konnte. Aber rohe Kraft allein war nicht genug.
    Eigentlich war Günther bereits ein vollwertiges Mitglied der Miliz, aber Hauptmann Tretzkow war zuletzt von seinen Waffenfähigkeiten so wenig angetan gewesen, dass er ihn zu Sondertrainingseinheiten verdonnert hatte. Und die musste er jetzt mit Jacques abschwitzen.

    Günther warf dem Ausbilder einen finsteren Blick zu und schnaufte, aber obwohl er mindestens doppelt so schwer war wie der Sergeant, wagte er es nicht, zu widersprechen. Sein Gesicht war gerötet und glänzte vor Schweiß. Trotzdem nahm wieder die Ausgangsposition ein. Jacques tat es ihm gleich.
    Ein paar Sekunden lang belauerten und umkreisten sich die Kämpfer, dann machte Günther einen Ausfallschritt nach vorn und ließ dabei seine Hellebarte mit einem weit ausholenden Hieb seitlich auf seinen Gegner herabfahren. Der Schlag war kräftig genug, dass ein Treffer selbst mit der hölzernen Übungswaffe möglicherweise zu einer üblen Verletzung geführt hätte, aber er war zu langsam ausgeführt worden und viel zu offensichtlich gewesen – es kostete Jacques keine große Mühe, dem Hieb auszuweichen. Er stieß seinerseits mit der Hellebarde zu, wobei er tief zielte; Günther gelang es, den Stich im letzten Moment zu parieren, aber Jacques nutzte jetzt den Haken seiner Waffe, um seinen Gegner mit einem beherzten Ruck ein Bein wegzuziehen. Günther landete unelegant auf seinem Hintern und Kord schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen.
    „Himmel Arsch…“, stöhnte der Ausbilder und massierte sich die Nasenwurzel. „Okay, genug für heute. Abmarsch, saubermachen und Uniform anlegen. Ihr zwei habt heute Abend Dienst am Westtor, verstanden?“

    „Du solltest weniger offensichtlich…“, setzte Jacques an, während Günther und er ihre Trainingswaffen wieder beim restlichen Übungsequipment verstauten. Aber der Dicke ließ ihn nicht ausreden.
    „Halt’s Maul!“, fauchte er ungehalten, „Glaubst du verdammter Wichtigtuer ernsthaft, du kannst hier einfach reinplatzen und einen auf dicke Hose machen? Ich hatte hier ein ruhiges Leben, bis du dahergekommen bist und angefangen hast mit deiner Streberei!“ Er baute sich vor Jacques auf, die Hände drohend zu Fäusten geballt. „Wirst schon sehen, was du davon hast, Bursche, mich so in den Dreck zu ziehen…“ Er zog hoch und spuckte Jacques vor die Füße, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und über den Kasernenhof davonstapfte. Jacques sah ihm hinterher und seufzte.
    Willkommen in der Armee…

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Vicktars Weberhütte

    Dort war sie, die Höhle des Löwen. Der Ort, wegen dem sie eigentlich nach Thorniara zurückgekehrt war.
    Nun, da sie am Ziel war, stand sie zaudernd und zögernd da und starrte auf das Haus, in dem sie früher ein und aus gegangen war, als wäre es ein Zuhause. Was nur hatte sie geritten, erneut an den Ort zu kommen, an dem Vicktar ihr tagein, tagaus das Gefühl gegeben hatte, ihr mangelnder Glaube wäre nicht genug für ihre nie gewählte Rolle als Heilige? An dem er ihren Verstand mit seiner Magie missbraucht hatte, um sie mit Gewalt glauben zu lassen? Garfred, der fette Besitzer des Bordells, in dem sie gefangen gewesen war, als Mutter noch gelebt hatte - der hatte sich an ihrem Körper vergangen, wenn er zornig gewesen war. Doch Vicktar hatte die Grundfesten ihres Verstandes einzureißen versucht, um sie nach seinen Wünschen zu formen.
    Johanna wusste nicht, wie lange sie schon hier stand und auf den Eingang der einfachen Holzhütte am Nordende des Handwerkerviertels starrte. Was, wenn er darin war? Was, wenn sie mitten in seine Arme lief und er sie packte und überwältigte und zu Boden drückte, körperlich wie geistig? Wenn er erneut mit seiner Magie in sie eindrang und sie brach, diesmal endgültig? Wer würde kommen, um ihr zu helfen? Der Orden? Sicher nicht. Sie hatten diesen kranken Mistkerl jahrelang machen lassen, was er wollte, und es hatte niemanden interessiert. Nicht einmal der Vicktars Mord an Georg war gesühnt worden! Weil dieser Tyrann die Robe eines Feuermagiers trug, war er beinahe unantastbar. Und doch, es gab einen, der kommen würde. Einen Einzigen, der nach ihr suchen würde, wenn sie nicht zurückkehrte. Und bei allem, was tatsächlich heilig war: er würde dem verdammten Gedankenschinder den Schädel einschlagen und seine ganze Hütte in sein dreckiges Blut tauchen!
    Johannas Fuß tat den ersten Schritt. Nun endlich fand sie den Mut.
    Sie trat auf die Tür der alten Hütte zu. Sie hing schief in den rostigen Angeln, und auch sonst machte dieser Ort den Eindruck, als wäre hier seit Jahren niemand mehr gewesen. Sie legte die Hand auf die Klinke und drückte sie langsam hinab, bereit, jeden Moment fortzurennen, falls er dahinter stand.
    Abgeschlossen. Die Tür war abgeschlossen.

    Johanna atmete tief durch, und das Zittern in diesem Atemzug, das ihn in viele kleine Stöße teilte, machte ihr erst klar, welch gewaltige Anspannung von ihr in diesem Moment abfiel. Sie machte ein paar Schritte nach links und beugte sich hinab zu einem schief stehenden Bretterabschluss auf Fußhöhe. Dieser eine Fehler war nicht dem Alter der Hütte zuzuschreiben, sondern das Versteck des Ersatzschlüssels für die Tür. Ihren eigenen hatte sie schon vor Jahren weggeworfen.
    Sie fischte das kleine Stück Metall aus der Vertiefung hervor und steckte es in das Schloss. Vermutlich war Vicktars Hütte die einzige im ganzen Viertel, sie so einen teuren Schutz besaß - mit all dem Gold, das der Alte hatte in all den Jahren durch sein Handwerk verdient hatte, hatte er sonst ohnehin nichts anzufangen gewusst.
    Das Schloss klackte. Die Tür öffnete sich mit einem nervenzerreißenden Knarzen.

    Langsam trat sie in das Innere der Weberhütte. Der Gestank von Moder stieg ihr unangenehm in die Nase. Alles war voller Staub, als wäre hier seit Jahren niemand mehr gewesen. Nur direkt zu ihren Füßen war die Staubschicht durchbrochen von einigen Fußabdrücken. Wie vom Zentrum eines Spinnennetzes führten einzelne Bahnen von der Türschwelle in verschiedene Ecken der Hütte. Vor allem in Vicktars persönlichen Bereich. Johanna folgte den Spuren auf Zehenspitzen, als schliefe der Alte unter den Dielen und könnte bei einer falschen Bewegung geweckt werden. Sie ging an seinem Bett vorüber, hin zu der Truhe mit seinen Habseligkeiten. Das Vorhängeschloss lag geschmolzen daneben, direkt neben dem Schlüssel. War er zurückgekehrt und hatte einen Teil seiner Ersparnisse gebraucht? War das feine Schloss zu verrostet gewesen, um es noch mit dem Schlüssel zu öffnen, sodass er es einfach mithilfe seiner Magie zerschmolzen hatte?
    Johanna riss den Deckel der Holztruhe auf. Sie nahm all die feinen Seidenstoffe heraus und warf sie achtlos beiseite. Persönliche Gegenstände besaß dieser Mann keine - was sich unter den Stoffen befand, war nichts anderes als all das Gold, das Vicktar durch 50 Jahre der Seidenweberei verdient und durch seine karge Lebensweise nie ausgegeben hatte. Johanna stellte den Reisesack neben der Truhe ab, öffnete die Kordeln, schlug mit der Faust hinein, um den verdammten Gebetsteppich am Boden flach zu pressen. Sie schöpfte die Goldmünzen mit vollen Händen aus der Truhe und ließ sie klirrend in den Sack fallen. Als dieser voll war, suchte sie sich einen zweiten Sack und füllte auch diesen bis zum Rand mit Gold. Die Truhe war immer noch nicht leer, doch mehr konnte sie beileibe nicht tragen.
    Johanna stellte die beiden Reisesäcke neben der Haustür ab und trat an dem dünnen Sichtschutz vorbei, der über all die Jahre ihren privaten Bereich von dem Vicktars abgetrennt hatte. Hierhin führten keine Fußabdrücke - der Staub überdeckte fingerdick alles, was hier lag. Immer noch stand ihr Bett gemacht an Ort und Stelle, immer noch stand ihre Truhe am Kopfende. Sie schob den Deckel auf - ihre eigene Truhe hatte kein Schloss - und sah hinein. Kleidung, nichts als Kleidung. Die Adlatenroben einer Jugendlichen, die noch zu blind oder zu nachsichtig gewesen war, um die richtigen Schlüsse aus dem Verhalten eines wahnsinnigen Mannes zu ziehen, der sich mit jedem Jahr, mit jeder Woche, mit jedem Atemzug tiefer in seinen Fanatismus hineingesteigert hatte, bis es kein zurück mehr gab. Das wahrhaft Schlimme war, dass diese Kleidung ihr immer noch passte. Selbst die Schuhe, die sich am Grund der Truhe fanden, waren noch immer nicht zu klein für ihre Füße.

    Ein grollender Zorn darüber, alldem nie entwachsen zu sein, bahnte sich seinen Weg aus den tiefsten, verdrängten tiefen ihres von Traumata in ein Labyrinth verwandelten Verstandes und brach durch die verschleiernden Mauern. All der Hass, all die Wut über die Unterdrückung, über die Hilflosigkeit, über die Selbstgerechtigkeit, über das Leben, das ihr genommen wurde! Sie packte den Deckel der Holztruhe und riss sie empor, warf sie mit einem Kreischen durch den Raum. Sie durchschlug den Sichtschutz, sie packte die Stühle und drosch damit auf den Webstuhl ein. Johanna schlug und brüllte und tobte in einem entfesselten Rausch. Sie schlug alles kurz und klein, was sie zu fassen bekam, zerhackte und zerriss Vicktars kostbare Stoffe mit einem Messer, das sie fand, zerfledderte die Bettstätten, schnitt die vermaledeiten Adlatenroben in Stücke.
    Als der Rausch abebbte, brach sie kraftlos in der Mitte des Raumes zusammen. Ihre Hände waren blutig von Schrammen und Schnitten. Ihre Kehle brannte von den unentwegten Schreien. Nichts stand mehr an Ort und Stelle. Alles, was Vicktar gehörte, war genauso zerstört, wie er sie zerstört hatte. Sie war fertig mit diesem Ort. Hier gab es nichts mehr für sie.
    Leise hörte Johanna durch die offen stehende Tür das Klicken von Metall auf Stein, die Arbeit eines Steinmetzes. Harold, dessen Hütte gleich die Straße hinab lag. Harold, dessen Sohn vor drei Jahren von Vicktar umgebracht wurde, nur weil er sie geliebt hatte. In die Leere in ihrem Kopf schob sich ein Gedanke - sie musste mit ihm sprechen. Musste ihm sagen, was damals mit Georg passiert war. Zumindest das war sie ihrer ersten Liebe schuldig.

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Handwerkerviertel

    Dort stand er, Harold der Steinmetz. Er arbeitete die Feinheiten einer ausladenden floralen Skulptur aus, die dem Stil nach vermutlich eine Säule in einem der reicheren Viertel schmücken würde. Der Blick des ergrauten Handwerkers war ganz auf sein Werkstück konzentriert, und seine Finger waren flink und präzise. Sie hatte ihn schon oft gesehen, damals, als zwischen Georg und ihr nicht mehr gewesen war als Freundschaft und eine heimliche Schwärmerei. Einst hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, als seine Schwiegertochter in Harolds Hütte einzuziehen. Einst, als sie noch daran geglaubt hatte, ein einfaches und gewöhnliches Leben nach all den Schrecknissen ihrer Kindheit und Jugend führen zu können. Nun sah sie nur noch die Hütte eines verlassenen, alten Mannes, der für niemanden mehr außer sich selbst wirtschaftete und aus dessen Werkstatt mit seinem Tod nie mehr das beständige Klicken behauenen Steins dringen würde.
    Harold blickte auf und sah sie an. Seine Augen weiteten sich in plötzlicher Erkenntnis. Hammer und Meißel fielen zu Boden.
    "He! He, du bist doch Johanna! Warte, komm mal her!"
    Harolds Körper richtete sich zu voller Größe auf. Sein breites Kreuz konnte einschüchtern, doch Johanna starrte ihn nur mit leeren Augen an.
    "Mädchen, du siehst ja furchtbar aus! Komm, lass dir helfen! Was ist denn mit deinen Händen passiert?"
    Harold führte sie zu einer steinernen Bank, die als Werkstück im Hof seines Hauses zwischen all den anderen Grabsteinen und einfachen Skulpturen stand. Er brachte ihr einen Becher mit frischem Wasser. Sie ließ es mit sich geschehen und trank, wie ihr geheißen.
    "Du hast vielleicht Nerven, mit meinem Sohn einfach so durchzubrennen, und Jahre später stehst du einfach an meinem Zaun und siehst aus wie eine zerrupfte Vogelscheuche!" Seine Worte waren harsch, doch ihr Ton war weit weicher. Harold hatte sie stets gemocht. "Wo ist Georg? Dem werd' ich Eins flüstern, wenn er mir unter die Augen kommt! Seinen alten Herrn einfach hier allein lassen mit all der Arbeit, ohne ein Lebenszeichen!"

    "Ich habe alles zerstört." Ihre Worte waren ein abwesendes Lallen. "Da ist noch Gold in Vicktars Truhe. Nimm du es..."
    "In Vicktars..?" Harold legte die Stirn in Falten. "Vicktar ist egal. Was ist mit dir und Georg?"
    Johanna sah ihm in die Augen. Sie fühlte sich leer. So voller Trauer, doch die Trauer war so alt und fern, dass sie sich völlig unwirklich anfühlte, als stünde sie nur unbeteiligt neben all diesen Geschehnissen. Harolds Augen hingegen... Sie trugen Leben in sich, Hoffnung. Sie war hier erschienen, also konnte sein Junge doch nicht fern sein! Die Gewissheit, dass ihre nächsten Worte sein Leben zerstören würden, war zu viel für ihren Verstand, um es zu verarbeiten.
    Harold packte sie an den Schultern und schüttelte sie. "Nun sprich schon!"
    Johanna griff in ihre Tasche und holte das Einzige hervor, war ihr von Georg geblieben war. der kupferne Anhänger des heiligen Georgius, dem Patron der Steinmetze - und eine aufgeschmolzene Kette. Aufgeschmolzen durch die versengende Magie Vicktars, der Georg getötet und an den Klippen beim Friedhof entsorgt hatte wie ein Stück Müll. Sie hielt es ihm entgegen.
    "Was ist das?" Harold nahm den Anhänger und die Kette entgegen und betrachtete sie. Seine Augen weiteten sich in Schrecken.
    "Warum bringst du mir seinen Anhänger?"
    "Ich bin nie mit ihm fortgegangen", sagte sie tonlos. "Ich bin geflüchtet. Vor Vicktar."
    "Nein!"
    "Vicktar hat herausgefunden, dass Georg und ich ein Liebespaar waren-"
    "Nein!!!"
    "-und in seinem Wahn, Georg hätte mich verdorben, hat er ihn... hat er..."
    Harold sank vor ihren Füßen auf die Knie. Sein Gesicht war eine Maske des Schmerzes.
    "Mein Junge!!!"
    Johanna rutschte von der Kante der Bank und sank neben ihm zu Boden. Der Schmerz über Georgs Tod war schon so fern gewesen, so unwirklich. Doch Harolds Pein war real, sein Schmerz war frisch. Er riss die alten Wunden in ihrer Seele wieder auf. Sie weinte erneut, weinte aus Leibeskräften, weinte gemeinsam mit dem Mann, der nie ihr Schwiegervater sein würde. Sie nahm ihn in den Arm, versuchte ihm Halt zu geben. Zumindest sollte er nicht allein sein in der Stunde des größten Schmerzes. Es genügte, dass sie damals allein gewesen war.

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    Provinzheldin Avatar von Johanna
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    Herberge "Zum Seelöwen"

    Die Sonne sank dem Horizont entgegen, als Johanna durch die engen Gassen des Hafenviertels durchstreifte. Hierhin verirrte sich um diese Zeit längst kein Strahl mehr. Ihre Gedanken hingen immer noch Harold nach, an dessen Seite sie so lange geblieben war, wie er es gewollt hatte. Sie hatte sich zurückgehalten, war schlicht für ihn da gewesen. Doch sie konnte nicht dort bleiben, nicht in so großer Nähe zu Vicktars Hütte. Vor ihrem Aufbruch aber hatte Johanna ihm noch erklärt, was sie über die damaligen Geschehnisse wusste - dass der Konflikt zwischen Vicktar und ihr eskaliert war und er Georg nach ihrem Treffen mit ihm auf dem Friedhof abgepasst hatte. Dass sie gesehen hatte, wie ein unnatürliches Feuer in der Dunkelheit das Haupt Georgs verschlungen hatte. Dass sie zurückgekehrt war an den Ort des Geschehens. Die aufgeschmolzene Kette im Gras. Die Spuren, die zu den Klippen geführt hatten. Es war schlicht zu wenig, um Vicktar für den Mord zu belangen. Ja, es war sogar zu wenig, um zu beweisen, dass Georg getötet worden war! Das Meer hatte seinen Leichnam verschlungen, und der mochte wer-wusste-schon-wo angespült worden oder von den Tieren der See verschlungen worden sein. Und doch wusste sie, dass die Feuermagier Mittel und Wege kannten, die Wahrheit aus dem Herzen eines Menschen herauszudestillieren, so wie sie auch in den Verstand einzudringen verstanden, um den Geist nach ihren Wünschen zu verbiegen. Und so hatte sie ihn gebeten, sich an die Magier des Ordens zu wenden. Sollte Vicktar jemals wieder hier auftauchen, musste er zumindest für dieses Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Und wenn er dafür die Macht seiner eigenen widerlichen Magie zu schmecken bekam, war das nur gerecht.

    Ihre Schritte verlangsamten sich, und schließlich kam sie zum Halt vor einem Haus, das etwas gepflegter als die umliegenden aussah. Ihr Blick ging hinauf zu dem Schild über ihrem Kopf.
    "Herberge 'Zum Seelöwen'...", las sie den Namen nachdenklich vor. Das Bild zeigte einen Löwen mit voller Mähne, das Maul zu einem Brüllen geöffnet. Früher hatte hier einmal ein andere Schild gehangen. Eines mit einem brennenden Busch.
    Johanna trat ein und sah sich nachdenklich um. Der Ort sah vertraut aus, und doch so fremd. Der öffentliche Bereich des brennenden Busches war in einen kleinen Schankraum umgebaut worden. Hinter dem Tresen war ein feister Kneiper mit mächtigem Backenbart damit beschäftigt, Holzkrüge auszuwischen. Einst hatte Garfred dort gesessen und den Frauen die Freier zugewiesen. Garfred, dieser widerliche Mistkerl. Wie oft hatte er sie grün und blau geschlagen, wenn er wieder einen seiner Tobsuchtsanfälle gehabt hatte? Um ihn hatte sie mit Sicherheit nicht getrauert, als die Pest ihn geholt hatte. Wie lange es wohl noch gedauert hätte, bis er sie genommen und gebrochen und als seine neueste Blume in eines der Zimmer gesteckt hätte, damit sich all die schmierigen Widerlinge an ihr austoben konnten, wenn sie das nötige Gold hatten?
    "Küche ist geschlossen", raunte der Wirt. "Und für Kinder gibt's kein Bier, klar?"
    "Ich möchte nur ein Zimmer", gab Johanna zur Antwort. "Ist das dritte Zimmer im rechten Gang noch frei?"
    Der Mann musterte sie scheel und stellte seinen Krug ab. "Äh, ja, das ist frei. 25 Goldstücke die Nacht. Kannst du denn zahlen, Mädchen?"
    Johanna kramte aus ihrer Tasche einige Münzen hervor. Sie hatte es für sinnvoller gehalten, vorsorglich einen kleinen Teil von Vicktars Ersparnissen so zu verstauen, dass sie nicht gezwungen war, einen der Reisesäcke zu öffnen, aus denen das Gold beinahe herausfiel.
    "Hier. Und ich bin kein Mädchen."
    "Ja ja, was auch immer. Hier ist der Schlüssel. Mach keinen Mist da oben, klar? Will gar nicht wissen, in was für einer Scheiße du dir die Hände so zugerichtet hast."

    Johanna stieg die Stufen in das obere Stockwerk hinauf. Mit jedem Schritt fiel es ihr schwerer, noch weiter zu gehen. Sie durchmaß den Gang, eine Tür nach der anderen. Schließlich blieb sie stehen.
    Sie starrte auf die schlichte Tür, unfähig, sie zu öffnen. Hier hatte ihre Mutter gelebt. War Nacht für Nacht von wildfremden Männern missbraucht worden, um das Dach über dem Kopf und das Essen auf dem Teller für sich und für sie zu verdienen. Hier war sie gestorben, zerfressen von der Pest. Lange blickte sie auf das Holz, bis sie die Kraft fand, die Hand zu heben. Der Schlüssel fuhr ins Schloss. Mit einem Klacken öffnete sich die Tür.
    Keine roten Vorhänge, keine gepolsterte Bettstatt erwartete sie. Das einfache Strohbett stand an der falschen Stelle der schmucklosen Kammer. Ihr Verstand wusste, dass es sich um das richtige Zimmer handelte, doch ihr Herz wollte sich nicht erinnern. Das also war von Mutters Leben geblieben. Ein karges Zimmer in einer Herberge, und verblassende Erinnerungen in den Köpfen zweier Menschen.

    In ihrem Kopf herrschte nichts als Leere. Da war keine Trauer mehr. Alles war vergangen. Alles war fort.
    Johanna legte die prall gefüllten Reisesäcke auf das Lager und legte sich auf den harten Holzboden an dem Ort, an dem einmal das Bett ihrer Mutter gestanden hatte. Das Bett, in dem ihr Leben ein Ende gefunden hatte. Eine letzte Nacht in der Vergangenheit. Ein letzter Blick zurück.
    Und danach nie wieder.

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    Abenteurer Avatar von Meve
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    Marktplatz

    Ernüchtert saß die hochgewachsene Frau am Brunnen des Marktplatzes und starrte unschlüssig, nachdenklich vor sich hin. Mehr als ein Passant hatte sie abfällig gemustert, als sie nach Schweiß, Alkohol und Schmutz stinkend zu dem steinumrandeten Becken geschlurft war und sich über den Rand gebeugt und den blonden Haarschopf eingetaucht hatte, nur um Sekunden später prustend und keuchend wieder auf die Beine zu springen. Wild grinsend hatte sie dabei einen feisten Mann in edlen Gewändern gemustert, der sich grundsätzlich bemüht hatte, mit einigem Abstand an ihr vorbeizugehen.
    „He, mein Freund“, hatte sie lachend gegrüßt, „Wo geht’s hier zur Akademie?“
    „A-akademie …“, einen Moment hatte der Edelmann gestutzt, ehe er das Gesicht verzogen hatte. „Du meinst die Akademie von Setarrif, Mädchen?“
    Mädchen?, war es Meve kurz durch den Kopf geschossen, oh, du herablassender Arsch.
    „Ja“, hatte sie zähneknirschend erwidert, „Die Akademie wo Krieger und Kämpfer auf der Insel hier ausgebildet werden. Dafür ist Argaan doch berühmt!“
    Der Mann hatte den Kopf geschüttelt. „Lebst du unter einem Stein? Setarrif und die Akademie wurden vor Jahren zerstört. Ein Drache hat die Stadt vernichtet.“
    Diese Offenbarung hatte Meve wie ein Vorschlaghammer getroffen. Die Akademie von Setarif, zerstört. Ihr Plan, ihr Traum, abgerückt in weite Ferne. In dem Moment war ihr zum Kotzen zumute gewesen. Diesen Gesichtsausdruck hatte der Edelmann bemerkt und etwas versöhnlicher fortgefahren:
    „Zerstört, ja. Aber … mh, posaun es nicht herum, dass du die Akademie suchst, um ausgebildet zu werden. Die Setarrifer leben nun in Stewark, an der Westküste der Insel. Hier … herrschen seit etwa einer Dekade die Myrtaner. Denen sind die Setarrifer ein Dorn im Auge. Oder eher ein schmerzender Dorn in der Seite. Also … ja, dort wirst du fündig.“
    Meve hatte geschluckt und dann einen Moment peinlich berührt und mit einem leisen „Danke“ auf den Lippen genickt. Sie hatte den Kerl erst für einen hochnäsigen Aristokraten gehalten, aber dass er in der Stadt der Feinde Myrtanas ihr den Weg nach Stewark gewiesen hatte, war doch überraschend gewesen.
    „Kein Problem, Mädchen“, hatte er nur geantwortet, sie von oben bis unten gemustert und dann abermals den Kopf geschüttelt. „Auch wenn ich meine, dass du dort nichts zu suchen hast. Geh zurück nach Nordmar, lebe da ein friedliches Leben, anstatt dich einer verlorenen Sache zu verschreiben. Du bist noch zu jung für einen sinnlosen Märtyrertod.“
    Das hatte Meve natürlich wieder wütend werden lassen. „Danke, Mann!“, hatte sie nur zurück gefaucht, „Mit deinem fetten Arsch im edlen Zwirn an der Zitze der Unterdrücker ist’s auch einfach, sowas zu palavern!“
    Den verletzten Blick hatte Meve natürlich bemerkt. Ganz unedel hatte der Aristokrat vor ihr ausgespuckt. „Dann fahr zur Hölle, blöde Göre!“

    Und nun saß die hünenhafte Blonde am Brunnen und überlegte, wie sie nach Stewark kommen könnte. Sie würde eine Karte brauchen. Oder einen Reisebegleiter, der den Weg kannte. Und vielleicht wieder etwas Schnaps oder Bier, um diese leise Stimme im Hinterkopf zu ertränken, die ihr das unsägliche Verhalten dem hilfsbereiten Edelmann gegenüber vorhielt.
    Geändert von Meve (11.09.2023 um 22:03 Uhr)

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    Am Hafen

    Die Nacht war eine der furchtbarsten gewesen, an die sie sich erinnern konnte. Die Geister der Vergangenheit hatten sie noch über Stunden wach gehalten, während sie sich auf dem nackten Fußboden mit angezogenen Beinen gekrümmt und herumgewälzt hatte. All der Schmerz in ihrer Seele, der über den vergangenen Tag hinweg wieder aufgebrochen war, hatte sie wieder und wieder durchflutet, bis die Weinkrämpfe ihr bereits körperliche Schmerzen bereitet hatten. Erst, als die ersten Geräusche der Dockarbeiter bereits von draußen durch die dünnen Lehmwände drangen, war sie für einige Stunden weggenickt und war dafür mit einem steifen Hals beim Erwachen belohnt worden. Nun stand sie vor der Tür der Herberge und war bereit, dieser Stadt ein für allemal den Rücken zu kehren, in der ihr so viel Schmerz zugefügt worden war.
    Vor ihrer Abreise benötigte sie nur noch Proviant und Wasser. Sie hatte ihre körperlichen Bedürfnisse am Tag zuvor so sehr missachtet, dass sie nun Acht geben musste, nicht umzukippen unter der gewaltigen Last ihrer beiden Reisesäcke, die bis zum Rand mit Vicktars Gold gefüllt waren. Und so suchte sie sich den nächsten Stand, von dem sie wusste, um diesem Missstand ein Ende zu bereiten - der Marktplatz war ihr mit diesem Loch im Magen definitiv zu weit entfernt, doch nahe der Piers hatte es schon immer einige vereinzelte Händler hin verschlagen, die den Arbeitern alles für den täglichen Bedarf direkt verkauften. Dort erwarb sie einen Laib Brot und ein Stück Käse, sowie einen Trinkschlauch mit Quellwasser - denn das Brunnenwasser in Thorniara war zwar für alle sonstigen Notwendigkeiten zu gebrauchen, aber zum Trinken war ihr das Wasser aus den Bergquellen des Weißaugengebirges schon immer deutlich lieber gewesen. Sie wollte sich an Ort und Stelle über ihr Essen hermachen, doch gerade als sie ihre Zähne zum ersten Mal in den Bortlaib schlug, erblickte sie jemanden, der ihr jeglichen Gedanken an Essen, jegliche Zuversicht, jedes Selbstvertrauen aus dem Kopf brannte.

    Johanna war erstarrt. Mit aufgerissenen Augen blickte sie auf die leuchtend zinnoberrote Robe des Mannes, der dort am Pier auf einer der Kisten saß und wartete. Vicktar sah nicht mehr aus, wie Rudra ihn beschrieben hatte. Die Robe war definitiv neu, und offensichtlich hatte er sich einen Haarschnitt und eine Rasur bei einem Barbier geben lassen. Der Dämon aus den Tiefen ihrer Seele saß dort wie ein gepflegter, aber einfacher Mann, und starrte auf die Weiten des Meeres hinaus.
    Alles in Johanna krampfte sich zusammen, als sie Vicktar dort sitzen sah. Als sie ihm zum letzten Mal begegnet war, hatte ihr Streit seinen Höhepunkt erreicht. Sie hatte ihm gesagt, dass sie lieber sterben würde, als zu ihm zurückzukehren. Doch so mutig ihre Worte damals gewesen waren, sie hatte nichts anderes gespürt als Angst - und das, noch bevor er sie erneut mit seiner manipulativen Magie missbraucht hatte, noch bevor er zum Mörder an Georg geworden war.
    Diese Angst ergriff nun erneut von ihr Besitz, als sie ihn dort sitzen sah. Sie lähmte Johannas Glieder, hielt ihren Atem an, löschte alles um sie herum aus. Vicktar war so sah. Er saß dort, ein Reisebündel zu seinen Füßen. Er rang die alten, faltigen Hände. Das wilde Feuer in seinen Augen, das in der Zeit nach der Pest Jahr um Jahr stärker aufgelodert war, schien erloschen. Etwas trieb ihn um - hatte Rudras Finte ihn etwa wirklich zum Umdenken bewegt? Mochte noch ein Funke Menschlichkeit in ihm stecken? Eine Hoffnung auf Rettung?
    Sie zwang sich, zu atmen. Was tat sie hier eigentlich? Sie war hergekommen, um abzuschließen, und nicht, um ihn erneut ihr Denken bestimmen zu lassen, egal ob auf die eine oder andere Weise! Sie wollte nicht mehr vor Angst erstarren, wenn sie ihn erblickte, und sie wollte nicht mehr darum Bangen, ob er sich vielleicht doch noch ändern mochte! Nein, sollte dieser Mistkerl doch zu Beliar fahren, oder seine alten Knochen im nahenden Herbst bis nach Nordmar schleppen, was beinahe genauso schlimm war! Sie würde ihr eigenes Leben leben! Sie musste weg von hier!

    Und so schulterte sie ihre Habe mit einer Kraft, die ihr noch nicht bewusst gewesen war, und lief strammen Schrittes. Sie lief fort, ließ Vicktar ungesehen hinter sich zurück, durchquerte die halbe Stadt, vielleicht etwas schneller, als gut für sie war. Erst als sie den Marktplatz überquert hatte und das Westtor der Stadt bereits in Sicht war, zollte ihr Körper den Strapazen Tribut. Sie schleppte sich mit letzter Kraft an den Rand eines Brunnens und ließ die Reisesäcke klirrend zu Boden sinken. Dann gab sie ihrem brüllenden Hunger nach und schlug die Zähne mit wilder Gier in das Brot. Sie verschluckte sich mehrmals und musste die Hustenanfälle mit tiefen Zügen aus ihrem Schlauch mit Quellwasser bekämpfen. Erst als die Hälfte des Brotes nicht mehr war, hielt sie inne. Am liebsten wäre sie zugleich auf der Stelle weiter gerannt und hätte sich hier am Brunnenrand auf dem Boden zusammengerollt. Ihre Hände und Schultern schmerzten von der Schwere der Säcke - und dabei hatte sie noch nicht einmal die Stadt verlassen! Wie um alles in der Welt sollte sie mit dieser Last nur bis nach Stewark zurückkommen.
    "Verdammt nochmal, ich krieg' das niemals alles weg..."
    Vielleicht konnte sie sich in den Höfen vor der Stadt ein kleines Maultier kaufen, das ihr die Belastung abnahm?
    Sie schaute zur Seite. Dort saß eine Frau mit langem, blondem Haar auf dem Brunnenrand, die gewaltiger war als jeder Mensch, den sie je zuvor gesehen hatte. Das Gesicht dieser Frau war ihrer Größe geschuldet eher grob, aber jung. Sie mochte ungefähr in Johannas Alter sein. Die harten Augen der Riesin blickten sie mit einer Gemütsregung an, die Johanna nicht anders als geringschätzig interpretieren konnte.
    Sie betrachtete diesen Turm von Frau ein wenig länger, als es ihr angenehm war, und wandte dann ruckartig den Kopf ab. Es war ihr unangenehm, in diesem Moment beobachtet und bewertet zu werden. Diese Frau hätte sicher keine Probleme damit gehabt, die beiden Säcke fortzuschleppen. Im Gegensatz zu Johanna war sie der Kleidung ihres jugendlichen Ichs sicher längst entwachsen.
    Ohne erneut ihren Blick zu suchen, sagte sie: "Dürfte ich um meine Privatsphäre bitten?"
    Ihre Stimme zitterte. Von der Schwäche, den Nachwehen der Angst, oder beidem - wer wusste das schon?

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    Du denkst zu viel nach, Mädchen.
    Die Ohrfeige kommt nicht unerwartet, doch es ist egal, ob sie plötzlich oder vorhersehbar kommt, der Schmerz flammt so oder so auf, ihr Kopf wird so oder so herumgeruckt, als hätte da nicht jemand mit der flachen Hand, sondern mit einem Schürhaken zugeschlagen. Aviena die Verbrannte zieht ihre Hand zurück und schaut sie aus dem Gesicht an, das in keiner Weise mehr menschlich wirkt, eine geschmolzene, wachsartige Maske mit fiebrig brennenden Augen.
    Du denkst zu viel, du lässt dir Zeit. Du zögerst. Zögern bedeutet Schwäche. Schwäche bedeutet den Untergang. Der Untergang ist der Tod. Zögerst du, stirbst du. So einfach ist das.

    „Kann ich um etwas Privatsphäre bitten?“, piepste da jemand ein Stück am Brunnen entfernt von Meve. Es war ein zierliches Mädchen, scheinbar noch einige Jahre vom Erwachsenenalter entfernt, so wie sie gebaut war. Flach, dürre Ärmchen und ein schmales, wenn auch ausdrucksstarkes Gesicht. Im Moment spiegelte sich da aber nur eine Erschöpfung, der eine Spur Verzweiflung anhaftete, die ähnlich einer Erzader tiefer ins Innere reichte. Meve realisierte, dass sie die Jugendliche bereits gesehen und ihr geistesabwesend einen abweisenden Blick geschenkt hatte. Einen Blick, den Mentorinnen wie Aviena mit Faust und Knüppel in ihr Gesicht gemeißelt haben.
    „Ja … nun, natürlich“, antwortete Meve langsam und war mehr verwirrt als verärgert, gleichwohl die Schwarzhaarige ja an ihren Brunnen gekommen und sich dort mit scheppernden Reisesäcken niedergelassen hatte. Und dabei einen halben Laib Brot verspeist hatte, als hätte sie nie zuvor etwas gegessen.
    Scheppernde Reisesäcke, schoss es Meve durch den Kopf, Diebesgut? Ist das eine kleine diebische Elster? So sieht sie zumindest aus, eine Kämpferin ist das dürre Ding ja so sehr wie ein Oger ein Barde!
    Ein eindringlicher Blick des Mädchens ließ Meve räuspernd abrücken und ihr den Rücken halb zuwenden. In den Augen hatte die Blonde den Schein von Stahl gesehen. So zierlich und kränklich sie wirkte, barg sie wohl eine Kraft im Innern, die ihre beiden Rollen tauschte. Als wäre das Mädchen die Riesin und Meve die graue Maus.
    „Brauchst du Hilfe damit?“, Meve wandte leicht den Kopf und nickte unsicher in Richtung der Säcke, „Das sieht schwer aus. Und du bist schwach.“
    Die Augen des Mädchens zogen sich zusammen, nicht einmal verletzt, eher lauernd. Hastig fuhr Meve fort:
    „Also … körperlich, meine ich. Ich bin viel stärker und größer, daher könnte ich diese Säcke für dich tragen. Aber das mache ich natürlich nicht umsonst.“
    Was soll sie mir geben? Diebesgut? Nein. Gold? Habe ich auch noch etwas im Säckel … hoffentlich. Aber wenn sie von hier stammt, kennt sie sich aus, kennt vielleicht den Weg nach Stewark und zu den Setarrifern, überlegte Meve.
    „Du musst mir den Weg nach Stewark weisen. Ich muss dort hin. Nur leider kenne ich den Weg nicht. Das wäre mein Angebot: Ich spiele dein Packpferd und trage die Säcke. Nach Stewark. Schau nicht so, Kleine, ich verwette meinen Zopf, dass da Diebesgut drin ist. In Stewark leben die Leute, die die Thorniarer nicht leiden können. Da kannst du die Beute verkaufen, das stört da sicher niemanden. Aber keine Sorge, ich verrate es keiner Wache …, wenn du mein Angebot annimmst.“
    Meve wandte sich stürmisch um, grinste wild. „Na, wie klingt das? Die diebische Elster und das Packpferd! Darüber werden sie Lieder singen, wenn wir alt und grau und ganz runzlig sind. Übrigens, ich bin Meve.“
    Sie sprang auf, ragte über dem Mädchen auf. „Na los, hoch mit dem dürren Hintern. Der Weg ist weit. Glaube ich zumindest.“
    Und irgendwo in den Weiten ihres Geistes fand ihr Gewissen die frisch gemeuchelte Leiche des Taktgefühls.

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    Die Riesin überrollte sie geradezu mit ihrer hilfsbereiten Aufdringlichkeit. Johanna hätte dringend einen Moment zum Durchschnaufen gebraucht, einen kurzen Augenblick zum Verarbeiten all der Eindrücke, die über sie hereingebrochen waren. Doch da war diese gigantische Person mit ihrem harten, aber plötzlich erstaunlich freundlichen Gesicht, die sich ihr geradezu als Trägerin aufdrängte. Sie machte nicht einmal einen Hehl daraus, dass sie das Klimpern der Münzen in Johannas Reisesäcken bemerkt hatte!
    Johanna musterte die Frau eingehend. Wie viel Falschheit und Arglist mochte sich hinter diesen harten Augen verbergen? Wenn sie einwilligte, würde sie ihr vollkommen ausgeliefert sein. Was, wenn die Frau entschied, dass sie lieber das gesamte Gold für sich behalten wollte? Was, wenn sie entschied, dass die kleine Frau tot im Graben besser aufgehoben war? Johanna hatte keinen Zweifel, dass es der Hünin nicht schwer fallen würde, ihr das Genick zu brechen oder ihr mit der blanken Faust jeden Knochen einzeln zu brechen, wenn sie das wollte. Doch dass sie das Gold so offen ansprach, sprach nicht gerade für einen sehr verschlagenen Charakter. Vielleicht brauchte diese Frau wirklich nur jemanden, der ihr den Weg nach Stewark zeigte. Sie sah jedenfalls aus wie eine Fremde. Ob dort, wo sie herkam, alle Menschen so gewaltig waren?
    Die Hünin, die sich als Meve vorstellte, erhob sich vom Brunnenrand. Johanna schluckte, als sie nun die tatsächlichen Ausmaße dieser Laune der Natur sah. Meve musste mindestens zwei, vermutlich eher drei Köpfe größer als sie sein und mindestens doppelt so breit! Sie war so muskulös, dass sie vermutlich beide Säcke unter einem Arm und Johanna unter dem anderen hätte tragen können und dabei immer noch ein fröhliches Liedchen gepfiffen hätte. Aber da war nichts Falsches in ihrer energischen Beschwingtheit, mit der sie Johanna zum Aufbruch bewegen wollte.

    "Na gut", entgegnete sie schließlich und erhob sich ebenfalls, was die Größenverhältnisse zwischen ihnen kaum veränderte. Der Blick in Meves Augen bereitete ihr jetzt schon Nackenschmerzen!
    "Du hast Glück, denn ich will ohnehin nach Stewark. Ich gebe dir 20 Goldstücke, wenn wir dort ankommen."
    Johanna stemmte die Hände in die Hüften. "Aber wehe, du kommst auf dumme Ideen! Mein Freund in Stewark wird dich finden und in Stücke reißen. Und glaub mir, der wird sogar mit einem Brocken wie dir spielend fertig. Abgemacht?"
    Sie hielt Meve die Hand hin, die mit ihrer riesigen Pranke so fest einschlug, dass es ihr dem Gefühl nach fast die Hand brach.
    "Ich führe und du schleppst, in Ordnung?"
    Johanna hatte das Gefühl, einen Stein im Magen zu haben, nachdem sie das Brot so hinein geschlungen hatte. Vermutlich würde sie nach fünf Schritten einfach vom Weg herunter torkeln und dort zusammenbrechen. Aber wenigstens musste sie nun nicht mehr diese vermaledeiten Säcke schleppen. Und zumindest kam sie auf diese Art so schnell wie möglich fort aus dieser verdammten Stadt, die mit all ihren Bewohnern nun gern in die tiefsten Abgründe der Dunkelheit fahren konnte.
    Die Zukunft lag vor ihr. Und Meve würde ihr dabei helfen, ihr entgegen zu schreiten.

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    Richtung Freiheit

    Ein Freund, der spielend mit einem Brocken wie mir fertig wird. Wahrscheinlich ist das ein Meister dieser Akademie, ein erfahrener Krieger, bei dem ich lernen kann.
    Nun, durchaus hatte Meve einen Moment überlegt, dem Mädchen nahe Stewark das Genick zu brechen und irgendeine Klippe hinabzustoßen, um mit der nicht unbedingt geringen Menge Diebesgut ein ordentliches Startkapital vorweisen zu können. Dann aber waren ihr wie so oft Meisterin Avienas Worte in den Sinn gekommen: Blutvergießen muss ehrenhaft sein. Vergießt du das Blut eines würdigen, ebenbürtigen Gegners, bist du eine wahre Kriegerin, denn das ist Blut, welches in einem sauberen Kampf fließt. Metzelst du jedoch Frauen und Kinder, Schwache, Alte und Kranke dahin, bist du nicht vielmehr als Ungeziefer, das es unterm Stiefel zu zerquetschen gilt. Also hatte Meve die Idee wieder rasch verworfen.

    „Deine Goldmünzen behalte mal, Kleine“, erwiderte die Hünin lachend und hob die freie Schulter, auf der kein Sack ruhte. „Du musst hier ja jemanden ordentlich ausgenommen haben, um so eine Menge zusammen zu kriegen … tja, und wie ich die Milchtrinker hier einschätze, werden die dir das verdammt übelnehmen.“ Sie sah einen Moment in ernster Sorge auf die schwarzhaarige Jugendliche hinab. „Du wirst in Stewark jede Münze brauchen, um deren Wut zu entkommen.“
    Aus dem Augenwinkel betrachtete Meve sie. Als sie die Abmachung angenommen hatte, war es ihr wieder so erschienen, als schliefe unter der weichen Schale des Mädchens ein verdammt harter Kern, als würde sie ihre schwächliche Gestalt mit einem umso stärkeren Willen ausgleichen wollen. Das imponierte Meve, obwohl sie es nicht zugeben würde. Manchmal wusste sie nämlich ganz genau, dass ihre stahlharte Schale einen weichen Kern verbarg, den sie härter redete, als er eigentlich war. Ihre Ausbilderinnen, allen voran die Verbrannte, hätten über die Witwe am Friedhof oder den Edelmann vorhin am Brunnen gelacht und sich nicht weiter darum geschert.
    Du musst abgebrühter werden, Meve.
    „Wie heißt du denn?“, fragte sie, um ihre eigenen Gedanken auf andere Pfade zu lenken. „Und erzähl mir was von Stewark. Eigentlich wollte ich nach Setarrif, zur Akademie. Aber … die Stadt ist wohl zum Spielplatz für einen Drachen geworden. Gibt’s in Stewark nun auch eine Akademie?“
    Die schwarzhaarige Kleine blickte kurz auf, etwas von der Flut an Fragen überrascht.
    „Ich will mich dort einschreiben. Kämpfen lernen, die Beste werden und jeden auf dieser lausigen Insel bezwingen, der sich Krieger schimpft. Und dann kehre ich in meine Heimat zurück und nehme, was mir zusteht.“
    Meve blickte ernst in die Ferne. Du vergisst, dass auch andere Schwestern ausgeschickt wurden. Und du vergisst, dass nur eine von euch die Beste sein kann. Über kurz oder lang …, die Stimme der Logik ließ den Rest unausgesprochen.
    Über kurz oder lang töte ich jede Einzelne meiner Schwestern, so wie es sein muss.
    „Also? Erzähl schon!“

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    Thorniarer Land

    Sie hatten das Westtor ohne größere Probleme passiert, nachdem Johanna den Wachen auf Nachfrage versichert hatte, dass sie in den Säcken Werkzeuge und Saatgut für einen der Höfe transportierten. Die Wachen scherte es kaum, was aus der Stadt herausgebracht wurde, solange es nicht offensichtlich verdächtig war. Solange nichts Gefährliches hereingebracht wurde, waren die Männer zufrieden, zumal die ungleichen Reisegefährtinnen eine prächtige Unterhaltung für die gelangweilten Wachmänner boten.
    Als sie ein gutes Stück Strecke zwischen sich und Thorniara gebracht hatten, sah Johanna zu Meve hinauf.
    "Johanna. Mein Name ist Johanna."
    Ihr Blick huschte über die beiden Säcke voll Gold, die Meve spielend leicht schulterte.
    "Der, dem das Gold gehört, braucht es nicht. Und dass ich ihm alles geklaut und seine verdammte Hütte in einen Trümmerhaufen verwandelt habe, wird unser Verhältnis auch nicht weiter verschlimmern."

    Der Weg vor ihnen war flankiert von den Gehöften, die die Stadt mit Nahrung versorgten. Hierher kamen auch das Brot und der Käse, von denen sie immer noch eine Reserve als Wegzehrung bei sich trug. Je weiter sie gingen, desto wohler fühlte sich Johanna wieder in ihrer Haut. Mochte es die Tatsache sein, dass sie Strecke zwischen ihre Vergangenheit und sich selbst brachte, oder vielleicht auch einfach nur ihr Magen, der langsam den Kampf gegen die plötzlich eingeworfene Armada aus Brotstücken gewann.
    "Ich bin selbst erst vor kurzem zum ersten Mal nach Stewark gekommen", gab sie zu. "In Setarrif war ich nie und die Akademie kenne ich auch nicht. Aber ich glaube, irgendjemand hatte etwas von einer Arena erzählt, als ich nach einer Wegbeschreibung zu einem Ort im Norden der Stadt gefragt habe."
    Sie rümpfte die Nase über Meves Bemerkung zum Schicksal Setarrifs.
    "Spielplatz ist nicht gerade das Wort, das mir einfällt, wenn ich an den Untergang Setarrifs denke. Eher Gemetzel. Dämonenfeuer. Beliars Reich auf Erden. Ich war damals gerade erst zwölf Winter alt und erst seit kurzem als Adlata im Orden. Ich half den Heilern mit all den Verletzten und Sterbenden, die von ihren Freunden, von ihren Verwandten oder auch von hilfsbereiten Wildfremden bis nach Thorniara mitgetragen worden waren, wechselte Verbände, trug Salben auf. Ich sah Menschen verenden an Brandwunden, Bisswunden, Schnittwunden. Ich sah grausame Verstümmelungen, und so, so viel Hoffnungslosigkeit in den leeren Augen der Menschen. Ihnen wurde die ganze Welt genommen, auf die schlimmste Art, die man sich erdenken konnte. Und es war egal, ob sie Neugeborene waren, Kinder, Mütter oder Väter, ob sie schwach oder stark waren oder Gelehrte oder Könige oder Bettler. Keiner hat dort etwas Anderes als Schmerz und Tod gefunden. Ich danke dem Schicksal dafür, dass dieser Drache vernichtet wurde und seine Schrecken nicht auch noch über andere Menschen bringen kann."

    Nach ihren bitteren Worten schwieg sie für eine Weile. Sie nahm es Meve nicht übel, sich so unbedarft geäußert zu haben. Aus der Ferne betrachtet waren solche Ereignisse sicherlich spannende Fußnoten in der Geschichte. Ein Drache, der eine Stadt eroberte! Was für ein Abenteuer! Erst, wenn man die schmerzvolle Wirklichkeit vor Augen sah, wusste man, wie wenig Glorie hinter solchen Ereignissen steckte. Johanna ließ wiederholt den Blick über Meve schweifen. Sie fand diese Frau wahrlich faszinierend in ihrer Riesenhaftigkeit. Meve wirkte so unwirklich groß und stark! Am liebsten hätte sie ihre Arme berührt, um zu fühlen, ob sie tatsächlich so muskulös war, wie sie aussah.
    "Und was machst du, wenn du jeden bezwungen hast? Ganze Seen mit dem Blut anderer gefüllt hast, falls sie dir nicht schon vorher das Leben nehmen? Was steht dir dafür zu, dort, wo du herkommst?", fragte sie. In ihrer Stimme lag kein Vorwurf. Sie konnte diese Denkweise nicht verstehen. Doch vielleicht konnte Meve sie ihr erklären.

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    Vielleicht sollte ich doch langsam mit diesem Gabriel reden...

    Es war nun drei Wochen her, dass Val zusammen mit Ulrich und seinen Spießgesellen in Thorniara angekommen war. Felia hatte ihr Wort gehalten und sich darum bemüht, dass Val dem Orden beitreten könne, jedoch hatte diese beschlossen die Stadt erst einmal vernünftig kennen zu lernen. Immerhin war der Orden eine Entscheidung fürs Leben, zumindest ging die Verbrecherstochter davon aus. Und genau das war das zweite Problem in ihren Augen. Würde man sie überhaupt aufnehmen, wenn klar wurde, wer ihr Vater war? Würde man ihr das nötige Wissen überhaupt vermitteln, oder sie lieber zur Sicherheit klein halten. Dass Val über diesen Gabriel nicht gerade Gutes zu hören bekam, verbesserte die Situation auch nicht gerade. Sie hatte ja schon immer so ihre Probleme mit Männern in Machtpositionen. Vor allem, wenn sie diese ausnutzten und nichts taten um halten dieser Posten zu rechtfertigen.

    Val verabschiedete sich also wieder von den Waisenkindern und machte sich, zusammen mit ihrem großen Säcklein, auf den mühseligen Weg nach oben ins Tempelviertel. Selbstverständlich fluchte sie auch dieses Mal über die Zustände der Wege. Wie stehen die Rotroben eigentlich genau zu den Erdmagiern? Die könnten doch die Wege hier besser gangbar machen mit ihrer Magie. Genug Gold zu bezahlen sollte der Tempel ja besitzen...
    Geändert von Val (17.09.2023 um 12:25 Uhr)

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    Abenteurerin Avatar von Val
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    Es hatte offenbar für Verwirrung unter den Novizen, Adlaten... und welche Ränge die Rotröcke so alles im Orden auch immer hatten, gesorgt als Val mit ihrem immernoch ramponierten, schlechte gewaschenem Kleid über den Tempelplatz direkt in den Tempel marschierte. Sie hatte erfahren, dass besagter Gabriel, wohl der Primus sei und für die Aufnahmen im Orden grundsätzlich verantwortlich war. Sogar ein schickes Büro bsaß dieser. Der Weg war nicht schwer, aber der Meinung Vals nach zu lang. Vielleicht waren die "Hilfestellungen" der Magierazubis auch schlicht ungenügend. Nichtsdestotrotz erreichte Sie das Studierzimmer ohne größere Unannehmlichkeiten. Sie überprüfte noch einmal den Sach voller Knöpfe und das Fell ihres Begleiters. Auch das Zurechtzupfen des Kleides gehörte zum guten Ton bevor sie anschließend beherzt klopfte. Ein deutliches, dennoch beinahe genervt klingendes "Herein" kam als Antwort. Sie öffnete die Tür und begann direkt mit ihrer einstudierten Vorstellung.

    "Innos zum Gruße, Primus Gabriel. Mein Name ist Valeria ya Torese, und ja der Mann auf Platz der Fahndungslisten ist mein Vater. Eure Kollegin Felia hat mir aufgetragen mich bei euch zu melden, da ich Mitglied im Orden werden möchte. Weiterhin habe ich erfahren, dass es wohl üblich ist ein Schaaf und Tausend Goldstücke zu zahlen. Mir ist zwar schleierhaft wieso der rechtschaffende Orden einem bewohner sein Einkommen in Form eines Schaffes und zudem den Wohlstand von seiner ganzen Familie wegnehmen will, sodass diese dann verhungert, aber naja.
    Ich bin ehemalige Sklavin und habe nichts dergleichen. Ersatzweise übergebe ich euch diese dickfellige Ratte, welche wir im Waisenhaus "Schaafi, der Dritte" tauften. Und diesen Sack mit 1000 Knöpfen, welchen die von mir geretteten Sklavenkinder um mich zu unterstützten einzeln Gelb angemalt haben. Sollte dies nicht reichen, kann ich nur anbieten nicht rechtschaffene Methoden zur Geldbeschaffung zu nutzen oder aber mich selbst oder andere im Ganzen oder in Teilen zu verkaufen. Ich gehe jedoch davon aus, dass der ehrenwerte Orden von Prostitution und Menschenhandel absehen möchte. Ein anderes Handwerk besitze ich nämlich nicht.
    Achja, bevor ihr fragt: Nein ich habe keinen Kontakt zu Trilo. Ich würde den Kerl lieber anzünden als ihm zu helfen, was der Grund ist wieso ich überhaupt vor euch stehe. Euer... Ehren? Gnaden? Ihr versteht mich sicher."

    Es war für Val eine ganz neue Erfahrung so nervös zu sein, dass sie zum einen einfach Ihre Klappe nicht halten konnte und redete wie ein Wasserfall und zum anderen, dass sie sich selbst so vorführte. Erst jetzt begann Sie sich den Kerl gegenüber genauer anzusehen und hoffte inständig, dass sie allein waren. Es genügte, wenn einer dieses akustische Desaster von ihr mitbekam. Sie hingegen wappnete sich für den vermutlich vom Primus nun folgenden Monolog. Wie auch immer dieser geartet sein möge.

  13. Beiträge anzeigen #133
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    »Bist du wahnsinnig, so was überhaupt zu denken, Weib!«, polterte Gabriel und sprang von seinem Schreibtisch auf. »Allein dafür, sollte ich dich ins Zuchthaus werfen lassen! Der Orden INNOS! ist eine rechtschaffene Gemeinschaft und nicht irgendein Hafenbordell!«
    Der Primus funkelte die junge Frau böse an. Was sollte er anderes erwarten, wenn Felia ihre Finger im Spiel hatte. Er wollte gar nicht wissen, welchen Unsinn sie dieser Frau noch erzählt hatte.
    »Und warum - bei allem was heilig ist - bringst du eine Ratte in mein Arbeitszimmer? Sieht das hier aus wie die Gosse?! Mal davon abgesehen, dass der Umfang der Spende seinen guten Grund hat!«
    Er setzte sich wieder. Diese Standpauke hatte Gabriels Puls in die Höhe schnellen lassen.
    »Die Gaben sind ein Zeichen dafür, dass du dein Leben voll und ganz in den Dienst Innos' und unserer Gemeinschaft stellst! Das Gold beweist die Aufrichtigkeit deines Wunsches, unserer Gemeinschaft beizutreten.«
    Dann zog er den Sack mit Knöpfen heran. Natürlich wogen sie keineswegs tausend Goldstücke auf. Vielleicht ließen sie sich noch als Gabe an die Armen verwenden. Gabriel schnaufte. Warum mussten diese Härtefälle unbedingt immer in Thorniara auflaufen?!
    »Du hast also die Waisenkinder gerettet? Allein dafür wäre das Gold schon sinnvoll gewesen. Die ernähren sich ja nicht von Luft und Liebe!«
    Gabriel schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Wenn du tatsächlich den tiefen Wunsch verspürst, dein Leben in den Dienst Innos' zu stellen, dann sei willkommen. Ich erhebe dich zu einem Adlatus. Damit ist es deine PFLICHT, alle Arbeiten im Tempel zum Wohle der Gemeinschaft zu erledigen! Außerdem musst du allen Feuermagiern GEHORSAM und RESPEKT zollen! Ist das klar!? Und mir natürlich auch.«
    Für einen Moment ließ Gabriel seine Worte im Raum stehen, um ihnen die nötige Bedeutsamkeit zu verleihen.
    »Als Mitglied unserer Gemeinschaft sind dir hiermit all deine bisherigen Verfehlungen vergeben. Da du die Gaben nicht in vollem Umfang leisten konntest, wirst du Dienst im Waisenhaus verrichten UND Dienst hier in der Küche. Und lass dir ja nicht einfallen, das Essen für die Feuermagier ins Waisenhaus mitzunehmen! Also dann, du darfst gehen. Hol dir bei Meister Michael eine Adlatusrobe und gib ihm deine Knöpfe.«
    Mit diesen Worten widmete sich Gabriel wieder einem Buch, bis ein Quieken ihn an etwas erinnerte.
    »UND BRING DIE VERMALEDEITE RATTE HIER RAUS!«

    Françoise
    Geändert von Die Feuernovizen (17.09.2023 um 16:10 Uhr)

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    Sie musste sich sehr zusammen reißen um dem cholerischen Abschaum gegenüber nicht mit all ihr Kraft ins Gesicht zu schlagen. Was fiel diesem Spinner eigentlich ein sie so anzuschreien? Als ob Lautstärke jemals die Lösung für irgendein Problem gewesen wäre.

    Schreit ihr immer so viel? Ich seh schon weshalb die oberste Position der Kirche eine Frau inne hat! Wir werden uns bald wieder sehen, du kleiner Haufen Scheiße. Als ob ich Leuten wie dir essen servieren würde!
    So in etwa schoss es Val durch den Kopf. Sie wusste jedoch, dass es nicht sehr schlau war den kleinkarierten Wicht offen zu provozieren.

    "Wie ihr wünscht, Primus."
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, machte sie kehrt und verließ das Büro des undankbaren Tropfes. Offenbar hatte die Geschichte der Schafsratte keinen Erfolg. Sie nahm also die Ratte von ihrer Schulter, vergewisserte sich durch einen Blick nach links und rechts ob sie niemand sah und beendete die Farce. Nach dem ihr bekannten Knacken in den Händen, legte sie die tote Ratte noch vor die Tür des Primus und machte sich dann auf den Weg diesen Meister Michael zu finden. Rot würde ihr gut stehen.

  15. Beiträge anzeigen #135
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Stelling senkte sich langsam auf den Kai herab und beendete damit offiziell die Fahrt der obersten Feuermagierin. Dieses Mal hatte es keine Zwischenfälle auf der Schiffsreise gegeben, auch wenn Françoise insgeheim darauf gehofft hatte. Es hätte ihr viel Mühe erspart, einen alternativen Weg zurück in die andere Welt zu finden. Womöglich lag die Antwort auf ihre Bestrebungen aber auch schon hier, in Thorniara.
    Begleitet von lautem Hufklappern führte Konstantin sein stattliches Ross als erstes von Bord. Außer einigen Schaulustigen wartete niemand am Pier auf die Priesterin. Aller Wahrscheinlichkeit nach gingen die Leute hier immer noch davon aus, dass sie entweder tot oder verschollen war. Zu ihrem eigenen Erstaunen empfand Françoise diese Tatsache nicht als nachteilig. Es würde ihr erlauben, ihren Studien weitestgehend ungestört nachzugehen.
    Françoise ging nach Konstantin und dem roten Hasen von Bord. Der Krieger und sein Pferd warteten auf sie, denn für die beiden war es der erste Besuch dieser Insel. Kurz überlegte die Priesterin, welches ihr erstes Ziel sein sollte. Es verlangte sie, direkt zum Monolithen zu gehen. Doch Françoise entschied sich letztendlich zuerst Hagen aufzusuchen. Er verdiente es, von ihrer Ankunft zu erfahren.
    Es dauerte nicht lange, bis die oberste Feuermagierin und ihre Begleitung vor der Zitadelle standen. Konstantin band sein Pferd an und folgte Françoise zügig zum Tor.
    »Eminenz?!«, stammelte der Torwächter ungläubig. Sein Kamerad war ebenso perplex, ob es sich bei der verschollen geglaubten Priesterin um Einbildung handelte.
    »Das bin ich.«, antwortete Françoise mit einem Nicken, »Ist Lord Hagen anwesend?«
    »Ja... Ja, in seinem Arbeitszimmer, Erwählte.«, erwiderte der Soldat. »Gestattet mir die Frage: wo wart ihr?«
    »Weit, weit entfernt.«, antwortete die Priesterin und betrat gemeinsam mit Konstantin die Zitadelle. In den Jahren ihrer Abwesenheit hatte sich hier nicht viel verändert. Einzig die erstaunten Gesichter derjenigen, die Françoise erkannten, gaben Aufschluss, dass viel Zeit seit ihrem letzten Besuch ins Land gezogen war. Vor der Tür zu Hagens Arbeitszimmer spielte sich das gleiche Schauspiel ab, welches sich bereits am Haupttor zugetragen hatte.
    »Wer stör... Françoise!«, rief der alte Lord völlig überrascht, als die oberste Feuermagierin und Konstantin in das Zimmer kamen. Normalerweise ließ sich Hagen durch nichts aus der Fassung bringen. Ein Orkheer könnte vor den Stadtmauern stehen und er bliebe ruhig. »Wo kommst du denn her!? Wir hatten überall nach dir gesucht!«
    »Ich weiß, ich weiß. Die Priester des hohen Rates in ihrer Weisheit holten mich ins Hier und Jetzt zurück.«, sagte Françoise und versuchte es zu vermeiden, Hohn in ihren Worten mitklingen zu lassen.
    »Es freut mich ungemein, dich wiederzusehen.«, sprach Hagen und kam um seinen Schreibtisch herum. Mit beiden Händen packte er die Priesterin an den Armen, als ob er sich versichern wollte, dass dies kein Traum war. Dann lächelte der alte Paladin.
    »Wer ist dein Begleiter?«, fragte Hagen anschließend und beäugte den fremden Krieger eingehend.
    »Mein Name ist Konstantin.«, entgegnete der Drache von Baraka, bevor Françoise etwas zu sagen vermochte. »Ich bin der Leibwächter der obersten Feuermagierin.«
    »Dein Leibwächter? Was ist mit Samuel passiert?«, fragte Hagen die Priesterin.
    »Nur ich allein wurde zurückgeholt.«, antwortete Françoise. Der Paladinlord nickte.
    »Du bist kein Mitglied unseres Ordens!«, sagte Hagen zu Konstantin.
    »Sehr richtig. Ich bin ein freier Ritter Barakas.«
    Hagen sah argwöhnisch drein, doch Françoise hob beschwichtigend die Hände.
    »Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, Hagen.«, sagte sie, »Er ist ein Landsmann und ich vertraue ihm.«
    »Nun gut, deine Entscheidung werde ich natürlich respektieren. Sag, was bringt dich hierher? Wenn die Hohepriester des Rates dich gerettet haben, kommst du aus Vengard?«
    Innerlich seufzte Françoise. Das Wort retten beschrieb ihre Wiederkehr nicht gerade akkurat.
    »Richtig. Dieses Mal verlief meine Reise vom Festland sogar ganz ohne Vorkommnisse. Ich bin wegen eines Artefaktes hier. Es befindet sich im Tempel und soll mir helfen, die Umstände meines Verschwindens zu verstehen.«
    »Gut. Du weißt, wenn du Hilfe benötigst, kannst du auf mich zählen. Dein Arbeitszimmer hier steht dir immer noch zur Verfügung.«
    »Ich danke dir, Hagen. Ich werde für die Dauer meines Aufenthaltes im Tempel unterkommen.«
    »Ganz wie du wünscht, Françoise. Ich bin froh, dass du zurück bist.«

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    Kämpfer Avatar von Sunder
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    Der Einstieg ins Soldatenleben verlief nicht so, wie Sunder sich das vorgestellt hatte, ihm war nicht wirklich klar gewesen, wie sehr sich sein Alltag tatsächlich ändern würde. Von einem Tag auf den anderen hatte er plötzlich kein Privatleben mehr und verbrachte die meiste Zeit auf dem Gelände der Bastion, tagein tagaus. Früh aufstehen, irgendwelche stumpfsinnigen Arbeiten, wie Unterkünfte reinigen, den Hof fegen oder was man sonst noch machen konnte um einfach nur die Zeit totzuschlagen. Immerhin gab es regelmäßig Pausen und das Essen war durchaus genießbar, da hatte der Seebär im Klabautermann wahrlich schlimmeres vorgesetzt bekommen. Und die Betten in den Mannschaftsunterkünften waren wesentlich bequemer als man es auf dem ersten Blick vermuten konnte, aber da war Sunder ohnehin keinen großen Komfort gewohnt, von daher war er damit zufrieden. Viel mehr positives konnte der Seebär seinem neuem Leben, wenn man es denn so nennen wollte, wirklich nicht abgewinnen, unter dem Strich gesehen, war es genauso langweilig wie vorher.

    Vielleicht war er auch einfach nur zu ungeduldig, kam es Sunder ab und an in den Sinn, Helden wurden nun mal nicht über Nacht geboren. Nüchtern betrachtet musste er sich eingestehen das er nun wirklich nicht das Zeug dazu hatte und das lag sicherlich nicht nur an seinem Alter, glaubte er zumindest. Es lag wohl mehr daran, das er nicht ordentlich kämpfen konnte, mit seinen derzeitigen Fähigkeiten würde er keinem Gegner Angst einflößen und schon gar nicht, in die Flucht schlagen können. Gut, gegen ein paar besoffenen Pappnasen aus dem Hafenviertel konnte sich der Seebär durchaus zur Wehr setzen, aber das war's dann auch schon. Es führte wohl kein Weg daran vorbei, stellte Sunder zum zigsten male fest, er musste es irgendwie schaffen, seine Kampffähigkeiten zu verbessern, auch wenn er sich noch nicht vorstellen konnte, wie das funktionieren soll, er musste irgendeinen Weg finden...

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    Mit einem trockenen Klack! traf die Klinge des Holzschwertes auf den ebenfalls hölzernen Kopf von Jacques‘ Trainings-Hellebarde und stieß die Waffe bei Seite. Jacques sprang einen Schritt nach hinten, bevor sein Sparringspartner ihn mit seiner schnell geführten Folgeattacke erwischen konnte. Der Schwertkämpfer, ein junger Offiziersanwärter adeliger Abstammung namens Justus von Hohenfell, der eine Aura der Arroganz ausstrahlte, rümpfte die Nase. Der Ausbilder, Kord, der am Rande des Übungsplatzes stand und den Kampf aufmerksam beobachtete, nickte hingegen zufrieden.
    Jacques ließ seinem Gegner keine Zeit, sondern griff sofort seinerseits wieder an, wobei er die überlegene Reichweite seiner Waffe ausnutzte und seinen Kontrahenten mit schnellen Stichen in die Defensive drängte. Das arrogante Auftreten des jungen Adeligen war allerdings nicht völlig unbegründet – er war in der Tat ein geschickter Schwertkämpfer und es gelang ihm, alle Angriffe zu parieren oder ihnen auszuweichen. Jacques probierte es daraufhin mit einer anderen Taktik, indem er seine Waffe absichtlich an seinem Gegner vorbeiführte und dann versuchte, ihn mit dem Haken von den Füßen zu reißen. Justus allerdings parierte den Hieb und lenkte den Hellebardenkopf so um, dass er keine Gefahr für ihn darstellte. Zugleich machte er einen Schritt auf Jacques zu, wirbelte seine Klinge einmal herum und ließ sie mit kaum gebremster Wucht auf Jacques‘ Helm niederfahren. Jacques fluchte kurz, was seinem Trainingspartner ein selbstgerechtes Grinsen entlockte.
    „Nicht heute, Bäuerchen“, näselte Justus, seine Stimme triefte vor Selbstzufriedenheit, als er sein Übungsschwert mit der Spitze zu Boden stellte, seine Hände auf den Knauf legte und zu Kord sah. „Sind wir dann fertig für heute?“
    Kord warf ihm einen säuerlichen Blick zu, nickte dann aber, woraufhin Justus pfeifend von dannen marschierte und sein Holzschwert unterwegs einem verdutzten Stadtwächter in die Hand drückte, der gerade von seiner Patrouille zurückkam. Sogar dafür, seine Ausrüstung selbst aufzuräumen, war er sich zu schade.
    „Ich hasse den Kerl…“, knurrte Kord, als er sich sicher sein konnte, dass Justus außer Hörweite war, „Wenn seine Eltern nicht Grafen oder sowas auf dem Festland wären…“
    Jacques seufzte und zuckte mit den Schultern. „Aber er kann kämpfen. Heute dachte ich kurz, ich hätte ihn, aber dann…“
    Kord nickte. „Du bist noch zu unvorsichtig. Zu ungestüm. Das nächste Mal lass ihn angreifen. Nutze die Reichweite deiner Hellebarde, um defensiv zu bleiben, bis er frustriert wird und damit unvorsichtig. Ich verspreche dir, das wird schneller passieren, als du glaubst. Ich hab‘ genug Typen wie ihn auf dem Schlachtfeld und im Zweikampf erlebt. So voller Selbstvertrauen, dass sie schnell aus der Haut fahren, wenn nicht sofort alles so läuft, wie sie es sich vorstellen. Also lass dir einfach Zeit, verteidige dich, und warte ab, bis er ungeduldig wird. Ich garantiere dir, dann wird er einen Fehler machen und sich eine Blöße geben, die du ausnutzen kannst! Und dann versohl diesem eingebildeten Fatzke ordentlich den Hintern!“
    Jacques konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er salutierte: „Jawohl, Sergeant!“

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    „Was ist los mit dir? Hast du auf einmal keine Eier mehr in der Hose, Bäuerlein?“, spottete Justus, „So einen langweiligen Kampf hab ich ja schon lange nicht mehr erlebt!“
    Jacques warf einen kurzen Blick zu Sergeant Kord. Ein flüchtiges Grinsen huschte über die Lippen des Ausbilders, nur eine Sekunde lang, aber Jacques wusste, was es bedeutete. Er war auf dem Weg, Justus genau dort hinzubringen, wo er ihn haben wollte…
    Seit sein heutiger Trainingskampf gegen Justus begonnen hatte, verhielt Jacques sich defensiv. Er hielt den jungen adeligen Schwertkämpfer mit seiner Hellebarde auf Abstand, wahte die Distanz und gab sich keine Blöße. Justus war mit seinem üblichen, vor Arroganz triefenden Bravado in den Kampf gegangen und hatte eine schnelle Entscheidung gesucht, indem er direkt attackierte – erfolglos. Der Kampf zog sich nun schon über mehrere Minuten hin und Justus‘ Frust war kaum zu überhören. wenn er versuchte, seinen Gegner durch Beleidigungen und Spott aus der Reserve zu locken.
    „Du bist eben doch nur“ – klack! – „ein feiger“ – klack! – „kleiner Bauernlümmel!“ – klack, klack! Justus‘ Schwertklinge prallte wieder mehrmals harmlos gegen den Schaft der Hellebarde, ohne dass es ihm gelang, Jacques bedrohlich nahe zu kommen. Der Adelige machte schwer atmend einen Schritt zurück und starrte sein Gegenüber finster an. Vermutlich wünschte er sich gerade, sein Schwert wäre keine hölzerne Trainingswaffe, damit er diesen lästigen Bauernlümmel tatsächlich in Scheiben schneiden konnte für die Frechheit, ihm seinen schnellen Sieg zu versagen. Jacques umkreiste ihn dabei vorsichtig mit erhobener Hellebarde.
    „Verdammt, du feiger Hund, greif endlich an!“, keifte Justus plötzlich und sprang auf Jacques los, wobei er das Schwert zu einem Stich hob, in der Hoffnung, damit die Distanz überbrücken zu können.
    Es war der Moment, auf den Jacques gewartet hatte. Statt, wie Justus wohl erwartet hatte, zurückzuweichen, erkannte er die Lücke in der Verteidigung seines Gegners, duckte sich nur ein wenig zur Seite und machte dabei seinerseits einen Schritt nach vorn, wobei er mit der Hellebarde zustieß. Justus‘ Schwertspitze glitt knapp an Jacques‘ Schulter vorbei, aber die Spitze der Hellebarde traf punktgenau des Solarplexus des Adeligen.
    Justus ließ die Waffe fallen und sackte nach Luft schnappend zu Boden.
    Kord grinste.

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    Das hungrige Kreischen der Möwen, ein beruhigendes Schwappen des Meeres gegen die Kaimauer, den salzigen Geschmack der Gischt auf den Lippen und den Geruch von... Falken zögerte. Wie konnte man den Geruch eines Hafens am besten beschreiben?
    Nun, dominant war natürlich der Geruch des Meeres, soviel stand fest. Aber zur gleichen Zeit versuchten auch andere Düfte seine Aufmerksamkeit zu erregen. Da war zum Beispiel das süßlich-stechende Potpourri einer Kiste mit Gewürzen aus Varant. Kardamom, Sternanis, Kurkuma und -Falken schnupperte noch einmal- natürlich Zimt. Nichts gab es, was es mit diesem Aroma aufnehmen konnte.
    Doch schon drängelte sich schon der nächste Duft nach vorn, fast schon unverschämt aufdringlich. Kräftig und herb drängte er sich, mit sicherlich mehr als nur einem Hauch Moschus, an den Barden heran, wollte ihm so nahe sein wie eine vertraute Geliebte. Doch nichts lag ihm ferner, als diesen "Duft" an sich heran zu lassen. Es gab einen Punkt, an dem ungewaschene Menschen einfach nur noch stanken. Und längere Zeit auf See auf viel zu engem Raum halfen da ganz sicher nicht.
    Falken gab gern zu, Männer und Frauen rochen zumeist nach frisch getaner Arbeit ganz angenehm. Fast schon ursprünglich und animalisch.
    Ein Innos gefälliger Duft, war es doch ein Segen von Ihm, dass die Menschen sich ihrer Fähigkeiten bedienen konnten. Doch hier? Jetzt? Einfach nur beißend und sauer. Da schnupperte der Barde doch lieber freiwillig Riechsalz.

    Natürlich war auch er nicht davor gefeit gewesen, gab es auf dem Schiff doch nur Meerwasser zum Waschen. Und irgendwann fing das Salz darin auf der Haut zu kratzen und zu scheuern, sobald die Kleidung trocken war. Bei Innos, war der Barde froh, wenn er sich endlich richtig reinigen konnte und seine Kleidung wechseln durfte. Was hatte sich Adanos nur dabei gedacht?

    Doch schon im nächsten Moment wurde Falken aus seinen Gedanken gerissen. Der nächste Windhauch trug auch schon ein weiteres Aroma an ihn heran. Und dieses Mal drängte er nicht. Er rannte ihm förmlich Tür und Tor ein gleich einem Rammbock! Faulig beißender Gestank stach ihm in die Nase, gnadenlos und ungewollt. Falken drehte seinen Kopf dahin, wo dieses Ungetüm an Grausamkeiten seinen Ursprung hatte.
    Leere, glasige Augen starrten ihn an, die Leiber der Verursacher lagen kalt und leblos auf dem Tisch, an einigen Stellen verhehrt wie eine alte Hafendirne. Und dazu dieser Misston, der sich schreiend in seine Ohren bohrte. "Frischer Fisch! Kommt Leute, kauft meinen fangfrischen Fisch! Der ist so frisch, der springt euch aus der Pfanne!"
    Falken verzog angewidert das Gesicht, rümpfte seine scharfe Nase. Wenn dieser Fisch frisch war, dann war der Barde Rhobars neuer Hofnarr! Innos sei Dank hatte er den Hafen bald verlassen.
    Alles in Allem konnte man wohl sagen, dass ein Hafen wohl überwiegend stank. Das half dem Barden aber nicht weiter, schließlich überlegte er schon seit längerem an dem Text für sein nächstes Lied. Und da half es nicht im geringsten, dass seine Ankunft in Thorniara von diesem ungebührlichen Potpourri begleitet worden war.
    Der einzige Diamant in diesem Haufen Scheiße (man möge das varantisch verzeihen) war die Kiste mit den wunderbar duftenen Gewürzen gewesen.
    Vielleicht sollte der Barde lieber bei das hungrige Kreischen der Möwen, salziger Geschmack der Gischt auf den Lippen und all dem bleiben. Den Geruch würde er wohl lieber auslassen.
    Aber vielleicht konnte er ja, anstatt die Nase, die Augen ansprechen? Seemänner und -Frauen aus aller Herren Länder, weit gereist und von Stürmen und Winden gebeutelt...
    Ja, das klang schon besser.

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    Die letzten Tage hatte Ulrich genutzt um seine Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen, dabei stellte er fest, das manches nicht mehr im besten Zustand war. Insbesondere sein Lederharnisch hatte die zahlreichen Kämpfe nicht schadlos überstanden und den Glanz einer edlen, handgefertigten Rüstung längst verloren. Da half auch das mehrmalige einfetten nicht mehr viel, immerhin knarzte das gute Stück nun kaum noch, die Mühe war also nicht ganz vergebens. Er sollte langsam mal über einen Neuerwerb nachdenken, kam es dem Kommandanten in den Sinn und neue Stiefel wären eigentlich auch fällig und wenn man schon dabei wäre auch gleich noch ein paar neue Hemden und Hosen. Es musste schon ewig her sein, das er das letzte mal Geld für Kleidung ausgegeben hatte, fiel Ulrich nebenbei auf, während er den Schrank wieder einräumte. Er war nicht unbedingt der Typ Mann, der großen Wert auf Äußeres legte, Kleidung musste in erster Linie praktisch und funktionell sein und das war seine Ausstattung allemal. Ein paar vernünftige Klamotten für besondere Anlässe besaß er dennoch, mit diesen war er sich ausnahmsweise in Schale. Der Kommandant wollte Lord Hagen einen Besuch abstatten, der war schon längst überfällig und dem Lord wollte Ulrich nicht unbedingt in Alltagskleidung gegenüber treten.

    Der Kommandant verließ seine Kammer und stand wenig später vor dem Arbeitszimmer des Statthalters und klopfte beherzt an der massiven Holztür, nachdem er ein leises „herein“ vernahm öffnete er die Tür und trat ein. Lord Hagen lächelte milde als er den Besucher erkannte, er stand von seinem Stuhl auf und ging Ulrich entgegen. Die beiden Paladine begrüßten sich mit einem kameradschaftlichem Händedruck, „es freut mich dich wohlauf zu sehen, bist du wieder vollends genesen?“ wollte Hagen wissen. „Ja, danke der der Nachfrage, es geht mir gut“ antwortete der Kommandant wahrheitsgemäß, „gut gut“ brummte der Statthalter während er Ulrich mit einer Geste zu verstehen gab, auf einem der Stühle Platz zu nehmen. „Wie ich sehe trägst du den Siegelring des Königs“ bemerkte Hagen beiläufig, „ich nehme an, das bedeutet das du wieder voll einsatzfähig und Herr deiner Sinne bist bist...“ Ulrich hatte nicht mit so einer direkten, im ersten Augenblick unverschämt wirkenden Frage gerechnet und stutzte kurz. Er erkannte aber schnell das die Frage durchaus berechtigt war, schließlich hatte er lange Zeit das Gedächtnis verloren und Hagen war von Jon über den Gesundheitszustand informiert worden.

    „Ja, ich stehe der königlichen Armee mit ganzer Kraft und all meinen Sinnen wieder zur freien Verfügung.“ antwortete Ulrich aus voller Überzeugung. Lord Hagen nickte zufrieden, „das wollte ich hören“ murmelte er leise, „gut dann übertrage ich dir hiermit wieder das Kommando der Roten Adler“ sagte der Statthalter mit fester Stimme, „setz deine Truppe in Bereitschaft.“ „Aye Sir..., gibt es Anlass zur Sorge“ wollte Ulrich wissen, es kam ihm so vor als würde Hagen etwas verschweigen. Der Statthalter schüttelte den Kopf, „nichts konkretes, es ist mehr eine Vorsichtsmaßnahme, es kann nie schaden gut vorbereitet zu sein.“ Der Kommandant nickte, „verstehe, dann gibt es derzeit keine Order für mich“ hakte Ulrich sicherheitshalber nach. „Nun, ich habe seit langem keine Berichte mehr über Setarrif erhalten“ sagte Hagen nach kurzem überlegen, „schau dich dort mal um und bring mich auf dem neuesten Stand der dortigen Lage. Du solltest mit Bedacht vorgehen, in Setarrif hausen Echsenmenschen, vielleicht sogar schlimmere Kreaturen. Der letzte Erkundungstrupp hat diese Gefahr wohl unterschätzt und bis heute verschollen, ich will nicht noch mehr Männer für diesen Auftrag verlieren.“ Das war eine deutlich Warnung die der Kommandant wohl ernst nehmen sollte, „aye Sir“ brummte Ulrich, „ich werde Vorsicht walten lassen.“ Der Statthalter nickte zufrieden „ist sonst noch was?“, Ulrich schüttelte den Kopf „nein, ich will dich auch nicht unnötig von deinen Pflichten abhalten“,der Kommandant stand auf, reichte Hagen zum Abschied die Hand und machte sich dann auf den Weg...

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