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Forenperser
Tiberian Wozyos
"Erster Transporter weg Sir." funkte Tiberian in den Kanal. "Munition und Vorräte zu 80% verladen, die Männer sind auch gleich bereit zum evakuieren."
Wieso antwortete Vhan nicht?
Die Kampfgeräusche, die eben noch von weiter weg an seinen Gehörgang gedrungen waren, kamen beunruhigend schnell näher. War Vhan etwa....?
Nein, daran durfte er gar nicht erst denken. Er hatte eine Aufgabe, und diese galt es zu erfüllen. Ebenso wie sein Vetter Jodacus eine hatte, die er gerade vor dem Komplex erledigte. Auch er würde unbeschadet daraus hervorgehen. Diese Sache war zu groß, als dass auch nur einer von ihnen es wagen würde zu scheitern.
" - bewege mich -.....tion zu. Benötige.....Hilfe!"
Obwohl das Rauschen die Verbindung stark beeinträchtigte, konnte Tiberian doch genügend verstehen. Das war ohne Zweifel Petalin gewesen. Was hatte er gesagt, er brauchte Hilfe? Hatte er da etwa Angst in der Stimme des brutalen Schlächters gehört?
"Zweiter Transporter weg. Sir, wir - "
Zing
Das Wort blieb ihm im Halse stecken. Entsetzt sah Tiberian Wozyos an sich herunter und erblickte das Klingenpaar, welches sich von hinten durch seine Brust gebohrt hatte.
Die erste seiner beiden M-4 Shuriken Maschinenpistolen, welche er bis eben in der Hand gehalten hatte, schlug klappernd auf dem Metallboden auf.
"Hilf - "
Während das Blut bereits aus seinem Mund quoll, drehte er den Kopf zur linken Seite und starrte im nächsten Moment in ein giftgrünes, turianisches Augenpaar. Ein breites Grinsen breitete sich langsam über das Gesicht der grau-schwarzen Turianerin aus. Dann hob sie ihn in die Höhe, und ließ ihn kopfüber zu Boden fallen.
"Tiberian, was bei den Geistern ist dort los bei dir?" hörte er dumpf Jodacus durch den Funk tönen.
Verschwommen sah er, wie die Angreiferin sich von hinten an 2 seiner Männer heranbewegte. Er öffnete den Mund, wollte rufen, doch es kam nur Blut hervor. Im nächsten Moment sanken auch sie leblos zu Boden.
"Ziel erledigt." sprach die Fremde in ihr eigenes Com. Dann verlor er das Bewusstsein.
Denaya Aldion
Denaya wartete. Tiefe, konzentrierte Atemzüge drangen durch ihren Körper. Sie hörte die Männer in wenigen dutzend Metern Entfernung kämpfen. Obwohl sie in der Unterzahl waren, drängten sie die Blue Suns Stück für Stück zurück. Doch es würde nicht reichen, nicht alleine von dieser Front aus. Und nicht mit dem Scharfschützen, der immer noch dort draußen lauerte. Deshalb kam es auf sie an.
Vorsichtig lugte sie aus der Deckung hervor. Gleich waren sie weit genug.....
Wie erwartet ging sofort einer der Männer getroffen zu Boden. Die anderen versuchten in Deckung zu sprinten, ein weiterer fiel. Denaya hatte nur wenige Momente, und sie nutzte sie.
Sie kam aus der Deckung hervor, richtete das Zielfernrohr in Richtung der östlichen Felsen, von welchem der Beschuss gekommen war, und erblickte den Turianer in grünlicher Rüstung. Er hob das schwere Antimaterien-Gewehr und zielte mit einem Mal direkt auf sie.
"....!"
Entsetzt duckte sich die schweigsame Turianerin in Deckung. Das Geschoss flog über sie hinweg. Im nächsten Moment schlug ein zweites Geschoss ein Loch durch das schwere Gestein, verfehlte dabei nur knapp ihre Schulter. Sich zu verstecken war keine Option mehr.
Blitzschnell lugte sie wieder aus der Deckung hervor, hielt das Mantis-Scharfschützengewehr hoch, nutzte den Bruchteil einer Sekunde für den Zielvorgang und drückte ab. Und dann sah sieh durch das Zielrohr, wie das Geschoss ihren Weg in den Brustbereich des Gegners fand und dieser zu Boden geschleudert wurde. Ob tot oder nur verletzt war egal, sie hatten freie Bahn!
Denaya drückte auf den Knopf auf ihrem Omni-Tool, gab das Signal. Jodacus Wozyos und seine Männer stürmten aus der Deckung und fielen den zurückfallenden Blue Suns in die Flanke. Jetzt hatten sie sie!
Während der Feind bereits halb auf dem Rückzug war, dröhnten die Funksprüche des restlichen Teams durch den Kanal.
"Tiberian, was bei den Geistern ist dort los bei dir?" rief Jodacus nach seinem Vetter, nachdem dessen Verbindung plötzlich abbrach.
"Verdammt! Halte durch, ich komme!"
"....?.....!"
Was tat er da? Das war nicht Teil des Plans gewesen! Sie hatten einen Auftrag, Decius verließ sich auf sie! Sie gestikulierte wild, versuchte ihn davon abzuhalten, doch der weiße Turianer rannte ungerührt an ihr vorbei zurück in Richtung des Gebäudekomplexes. Die Männer verloren für einen kurzen Moment aufgrund des Formationsbruchs ihres Vorgesetzten die Orientierung. Mehr brauchten die Blue Suns nicht, um sofort wieder in die Gegenoffensive zu gehen.
Plötzlich wurde die kollektive Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen: Kopflos und mit einem für ihn vollkommen untypischem Gesichtsausdruck stürmte Malonigrus Petalin aus Richtung des Westflügels auf die Kämpfenden zu. Doch er war nicht alleine.
"Was zur Hölle ist das?!" "Feuer erö -"
Die übergroße, brüllende Kreatur, welche Denaya erst nach dem 2. Hinblicken als Turianer identifizieren konnte, sprang lauthals mitten zwischen die Männer, packte sich den erstbesten und riss ihn mit einer einzigen Bewegung entzwei.
"Laut! Schmerz! Golan braucht Ruhe!"
Völlig von Sinnen wirbelte er herum, schlug mit bloßen Händen um sich, griff nach allem was er zu fassen kriegen konnte, Freund und Feind.
Sergeant Naxil Taxus
"Sir, ich brauche Hilfe für den Abtransport von Vhan und Gavros!"
Sergeant Taxus beendete ohne zu antworten den Funkverkehr. "Was ist jetzt? Haben wir endlich Zugriff auf ihren Datenverkehr?" herrschte er Karan Prineps an.
>>"Tut mir Leid Sir, ich sage es nur sehr ungern, aber diese Hackerin die sie haben ist verdammt gut. Ich gebe mein Bestes, aber im Moment treibt sie mich von einer Pattsituation in die nächste.<< erwiderte der Silberdaemon mit mechanischer Stimme.
Wütend warf der Sergeant eines der Datenpads zu Boden.
"Sir, Falgourian ist an Bord. Er hat einiges an Blut verloren, aber ich glaube er wird es überleben."
Wenigstens eine gute Nachricht. Jedoch war es natürlich klar, dass er für den Rest der Operation ausfiel.
Es hatte alles gut begonnen, doch nun waren 2 Mitglieder des Teams verletzt, der Kontakt zu Veraxis war abgebrochen und Golan Seralo lief unkontrolliert Amok. Ihm gingen die Optionen aus. Nun hatte er bloß noch eine. Und diese gefiel ihm überhaupt nicht.
"Sir." Dr. Parcin konnte offenbar haargenau an seiner Miene erkennen, worüber er nachdachte. "Ich würde dringend davon abraten. Es kann nur in einer Katastrophe enden."
"Meinen Sie, ich wüsste das nicht Doktor?" erwiderte er gereizt und schlug frustriert an die Schiffswand.
"Aber sehen Sie sich die Situation an. Es ist bereits eine Katastrophe. Wir haben nur noch diese Option, um wenigstens sicherzugehen dass Vhan und seine Schergen auch mit draufgehen."
"Das Team....."
Einige Momente sah der Dr. ihn noch mit bedrückter Miene an. Doch er verstand, dass die Entscheidung bereits gefällt war.
"Gut. Fliegen Sie los, ich werde ihn an der Rampe zum Abwurf platzieren....."
Malonigruns Petalin
Angst. Bislang hatte der schwarze Turianer sie nicht gekannt. Zumindest nicht auf diese Weise. Die Gefangennahme durch den Asari-Spectre, sein Verhältnis zu Decius Vhan. Gewisse Furcht hatte er bereits in der Vergangenheit empfunden, aber nicht so. Egal gegen wen er bislang gekämpft hatte, der eigene Tod hatte ihn nie geschreckt. Vielmehr hatte er sich immer darauf gefreut, irgendwann einmal in einer großen Explosion unterzugehen, lachend, im Blut seiner Feinde getränkt.
Doch nie zuvor hatte er sich gegen einen Feind so dermaßen klein und hilflos gefühlt.
"Guaargh!"
Er lief weiter, während das Monster weiter hinter ihm wütete, Freund wie Feinde in Stücke riss, völlig unkontrolliert. Er sah Vhan's Assistentin, welche auch zu laufen begann.
"Wir müssen - "
Der Boden erzitterte, als die Kreatur mit einem einzigen Satz vor ihnen landete. Mit einer beiläufigen Bewegung fegte sie Denaya beiseite und stürzte sich auf ihn.
"Du!"
Petalin fühlte die übergroße Pranke an seinem Hals, wie sie ihn zu Boden presste. Wieder versuchte er an sein Messer zu kommen, doch sein Feind hatte dazugelernt. Er riss es ihm vom Gürtel und warf es weg.
"Du...tust Golan nie wieder weh!"
Plötzlich erstrahlte ein bläulicher Blitz über der gesamten Szenerie. Und im nächsten Moment fegte eine gewaltige Druckwelle über das Schlachtfeld hinweg. Sie war so stark, dass der riesenhafte Turianer von ihm gestoßen wurde. Die Gefahr völlig vergessend richtete Petalin sich auf, rannte nicht, sondern starrte nur auf den grotesken Anblick, der sich ihm bot.
Ein Schiff schwebte in etwa 50 m Entfernung über ihnen. Die Verladerampe stand offen. Und am Boden, inmitten der Kämpfenden, stand ein Turianer. Er war von hagerer Gestalt, überdurchschnittlich groß und in eine weite, dunkle Robe mit Kapuze gehüllt. Seine unbedeckten Füße tasteten den Boden vor sich ab.
"Unrein." Bei dem Klang seiner unnatürlich hohen Stimme fuhr Petalin ein Schauer über den Rücken. "Unreines Blut besudelt den Boden, auf welchem ich wandle." Mit einem Mal schwoll seine Stimme zu einem Kreischen an. Es fühlte sich an, als würde man mit den Krallen langsam über eine Glasscheibe fahren!
"Sünder! Ihr alle habt gesündigt! Verneigt euch vor mir, und bettelt um Vergebung im Angesicht des Lichtes, das alle erlösen oder verbrennen wird!"
Pang
Entgeistert starrten sämtliche Anwesenden erst auf das Mitglied der Blackguard, welche den Schuss abgegeben hatte. Dann auf das Projektil, welches auf wenige Zentimeter Abstand vor dem Gesicht des Wahnsinnigen in der Luft schwebte, von einem bläulichen Schleier umgeben. Und dann nutzlos zu Boden fiel.
Die Augen des unbekannten Feindes leuchteten biotisch auf, und im nächsten Moment ging der unglückselige Soldat in einer brutalen Warp-Explosion unter.
"Brennen! Ihr alle werdet im Angesicht des Lichtes brennen!" kreischte er, und im nächsten Augenblick fegte eine weitere Schockwelle in sämtliche Richtungen.
Petalin schnappte sich die ohnmächtige Denaya, und stürzte zurück in das Gebäude. Das letzte was er sah bevor die Türen sich hinter ihm schlossen, war wie der Biotiker langsam zu schweben begann. Die Schockwelle traf das Gebäude und ließ den Putz von den Wänden bröckeln.
Decius Vhan
"Ungh...."
Eine laute Erschütterung rieß Decius aus der Ohnmacht. Es dauerte einige Momente bis er sich daran erinnerte, was passiert war. Sein Hinterkopf schmerzte noch und seine Sicht brauchte einige Momente um klar zu werden, doch er bemerkte sofort dass seine rechte Hand an eines der massiven Metallrohre gefesselt war. Er rüttelte daran, versuchte seine Hand hindurchzuzwängen. Dann wieder eine Erschütterung. Das gesamte Gebäude schien zu beben!
"Sir, ich brauche hier Hilfe! Was ist dort draußen los? Haben Sie den Vikar ins Feld geschickt? Wir hatten einen Plan!"
Decius wandte den Kopf und erblickte den jungen Turianer, dem er seine missliche Lage verdankte. Er kniete in einigen Metern Entfernung bei der immer noch bewusstlosen Braelyn Gavros.
"Sergeant, antworten Sie! Ich - "
Er hörte das Geräusch von splitterndem Glas, als die nächste Explosion das Gebäude traf.
"Bei allen Geistern - "
Die Lichter gingen aus und an, der gesamte Komplex schien in seinen Grundfesten zu erschüttern. Plötzlich erblickte Decius durch eines der Deckenfenster eine bläuliche Explosion, und im nächsten Moment stürzte mit ohrenbetäubendem Lärm ein riesiger Teil der Decke hinunter. Ein Trümmerteil traf den alten Turianer am Kopf und ließ ihn ein zweites Mal die Besinnung verlieren.
***
Von weitem Drangen Schreie an sein Ohr. Hustend bemerkte er, dass er Staub und Schmutzpartikel einatmete, richtete sich auf und übergab sich fast. Dann blickte er sich um. Der halbe Gang war von Trümmerteilen begraben. Nur wenige Meter von seiner Postion entfernt war die gesamte Decke bis zu diesem Punkt herunter gekommen und hatte die beiden Hälften damit getrennt.
Hinter dem Trümmerhaufen hörte er erstickte, unverständliche Schreie. Offenbar der junge Turianer, welche versuchte sich einen Weg zu ihm zu bahnen.
Decius blickte auf die entgegengesetzte Richtung des Ganges. Der Weg zur Treppe war noch frei. Er musste hier weg, und zwar schnell. Hektisch sah er sich in alle Richtungen um. Dann erblickte er das Messer, welches etwas überhalb der Rohre in der Wand steckte. Eines der Messer, welches Gavros nach ihm geworfen hatte. Mühsam richtete er sich so weit er konnte auf, griff danach und sank wieder zu Boden.
Die Klinge war knapp 20 cm lang, etwas verbogen, aber noch scharf. Ein guter, feiner Schliff. Mit seiner schwächeren, linken Hand versuchte er erst etwas an der Mechanik der Handschelle zu bewegen. Als das nichts brachte, setzte er die Klinge an der Kette zwischen den beiden Gliedern an. Doch es war hoffnungslos. Sie war mit feinster Titan-Legierung versehen. Damit würde er das Messer bloß ruinieren.
Sein Blick ging von der Klinge, über das Rohr, bis hin zu seiner rechten Hand. Er sah nur noch eine Möglichkeit, hier rauszukommen.
"Welch eine Ironie....."
Ohne noch weiter nachzudenken riss Decius den Ärmel hoch. Die linke Hand verfestigte den Griff um das Messer. Er atmete tief ein, biss die Zähne so fest es ging zusammen, holte kräftig aus und ließ die Klinge ihr Ziel finden.
"Hrrch!" Mit einem zischenden Geräusch atmete er aus. Dann riss er sich sofort den rechten Ärmel ab und begann sich eine behelfsmäßige Bandage zu schnüren.
"Bereitmachen für meine Ankunft." rief er knapp in den Funkkanal hinein, während das Adrenalin durch seinen Körper pumpte und er die abgetrennte Hand vom Boden aufhob.