Zitat von
Defc
Und das weißt du woher?
Aus diversen Tabellen, schon vor vielen Jahren, als wir ähnliche Diskussionen harten. Habe die aber gerade nicht parat.
Ich verdiene fast 3000 Euro brutto und habe nach Abzug aller Zahlungen nicht mehr besonders viel davon übrig (und ich lebe weder in einer riesigen Wohnung noch gönne ich mir irgendwelche luxuriösen Artikel/Dienstleistungen).
Dein Gehalt liest sich fair. Ich gönne es dir. Du bist noch jung und verdienst schon so gut. Da kannst du froh sein, zumindest in deiner Gegend. Bei Stuttgart mag das anders sein, da wäre es zu wenig. Es kommt natürlich auch darauf an, was der Arbeitgeber von einem verlangt und wie die Belastung ist. Das kann ich natürlich aus der Ferne schwer beurteilen.
Was ich damit sagen will ist, dass pauschalisieren hier schwierig ist. Jede Situation muss einzeln bewertet werden, da bspw. eine kinderlose Person mehr von 3000 Euro brutto hat, als eine Person, die 2-3 Kinder hat.
Es gibt 250 Euro Kindergeld pro Monat und Kind. Das reicht für etwas mehr als Essen und Kleidung. Und sie behält viel mehr Netto vom Brutto als ein Kinderloser. Über die Summe der Vergünstigungen sind bei verantwortungsvollem Wirtschaften schon fast alle Mehrkosten abgedeckt.
Oft bekommt die alleinerziehende Mutter (gibt fast nur noch kaputte Verhältnisse, kenne das, komme auch aus solchen (wobei das damals noch unüblich war) und würde selber einer Frau und einem Kind das nie antun) Wohngeld, wo dann das häufig benutzte Argument der teureren Wohnung nicht so richtig bis nur teilweise zieht, zumal große Wohnungen viel kleinere Quadratmeterpreise als kleine Wohnungen haben. Es ist viel leichter, eine große Wohnung als eine kleine zu bekommen, da die großen Wohnungen nicht vom Amt für eine Einzelperson bezahlt werden. Da legt man teilweise nicht ganz 200 Euro im Monat drauf und bekommt 70 anstatt 40 qm. Um Wohnungen, die zur Not das Amt bezahlen würde, wird sich gerissen. Da gibt es teilweise nicht mal Kostenvorteile von 28 qm gegenüber 40 qm. Manchmal ist ein WG-Zimmer so teuer wie eine ganze Wohnung.
Aber manchmal wird es doch zu eng mit den Kosten, weswegen ich schon meine, dass die Regierung sich was einfallen lassen sollte. Aber die legt schon ständig mehr Geld, welches andere Leute bezahlen müssen, übrigens auch Leute, die schlechter verdienen, obendrauf. Es ist nicht einfach, wenn nicht reiche Leute endlich in angemessener Höhe zur Verantwortung gezogen werden. Aber mit der Clique von CDU/CSU/FDP wird das nicht passieren.
Mein Gehalt steigt zwar alle 2-3 Jahre
Ist doch super, musst vermutlich nicht mal mehr dafür tun, alle 2-3 Jahre. In der freien Wirtschaft musst du dinem Chef erst mal beweisen, dass du diese "alle 2-3 Jahre" anderen Leuten (die oft auch nix haben) noch mehr Geld aus der Tasche ziehst. Sonst steigt da gar nichts.
und ich kriege 3 Bonuszahlungen im Jahr,
Habe ich noch nie bekommen. Viele andere haben das nicht. Ist doch super.
am Ende bleibt mir aber trotzdem selten mehr übrig als vorher.
Wir haben beschissene Zeiten, durch die Verteuerung der Energie. Das trifft alle. Ich wünsche uns allen, dir natürlich auch, es wäre anders. Zum Beispiel wünsche ich uns, wir hätten genügend solide Kernkraftwerke am Laufen und ordentlich Erdgas aus dem Mittelmeer und aus Afrika. Dann hätten wir die Probleme nicht.
Hierfür trägt natürlich niemand anderes die Verantwortung außer ich, trotzdem wollte ich mal aufzeigen, dass ein gewisses Gehalt nicht immer bedeutet, dass es einem "sehr gut" (finanziell) geht.
Man kann nicht einfach jemandem mehr geben, weil er schlecht mit Geld umgehen kann (wie du ehrlicherweise selber zugibst). Ob dieser schlechte Umgang mit Geld sich nun in zu teuren Autokäufen, Spielekonsolen, Spielen, Mäckesbesuchen, Streaming-Abos, sitzengelassenen Frauen oder sonst was ausdrückt, ist unerheblich. Es ist kein Grund, um daraus Gehaltsforderungen abzuleiten. Für seine unsolide Lebensweise ist jeder selbst verantwortlich.
Wurden diese Leute zu diesen Berufen gezwungen? Das klingt arschig (und ist es auch), aber im Grunde ist jeder relativ frei bei der Berufswahl, auch wenn ich unser Schulsystem nicht besonders gut finde, weil dort Fleiß mehr zählt als alles andere (wie z.B. eine vorhandene Grundintelligenz).
Du scheinst doch selber zu spüren, dass es mit der Freiheit nicht so gut bestellt ist. Bei mir richtete sich die Wahl des Ausbildungsbetriebes danach, wo ich mit dem Fahrrad hinfahren konnte. Es blieben daher nur Klitschen, in denen man kaum etwas verdienen konnte, übrig. Damit war auch auf Handwerk und einen Lohn wie bei Dorffrisören festgenagelt. Dann kam die Massenarbeitslosigkeit, der auch ich zum Opfer fiel. Ich kann nicht sagen, eine Wahl gehabt zu haben.
Man sollte auch nicht vergessen, dass man sich mit der Ausbildung, die man beginnt, für viele Jahre auf etwas festlegt, das einem aber zum Verhängnis werden kann. So war es bei mir. Die Branche entwickelte sich dermaßen schlecht, dass nachher nur noch harte körperliche Arbeit und später Arbeitslosigkeit übrig blieb. Mit der Technik ließ sich nicht mehr genug verdienen, um davon einen nicht ganz sittenwidrigen Lohn zu bezahlen. In der Industrie wollte man mich nicht haben, da ging man nach den üblichen Schubladen, ungeachtet der Schnittmengen bezüglich der Ausbildungsinhalte und meines damals überdurchschnittlichen Engagements, meiner guten Noten und meines besten Alters.
Es war eine schlimme Zeit. In irgendeinem anderen Kaff, mit anderer Umgebung, wäre ich vielleicht in etwas anderes hineingerutscht und hätte mich dann vielleicht über so (vermeintlich) faule Säue wie mich echauffiert. Man sollte es sich nicht so leicht machen, von wegen Wahlfreiheit. Ich glaube, dass es damit nicht so weit her ist.
Nicht nur deswegen (gibt noch viele weitere gute Gründe) befürworte ich stark, Arbeit möglichst ähnlich hoch zu vergüten. Ich befürworte den Mindestlohn stark, auch wenn dadurch der eine oder andere Artikel im Laden teurer geworden ist. Ich bin nicht der Arsch, für den mich manche halten, sondern im Gegenteil. Ich möchte, dass es gerecht zugeht.