Ergebnis 1 bis 20 von 20

Was bringen Sanktionen? (aus PE)

  1. #1 Zitieren

    Faszinierend!
    Avatar von smiloDon
    Registriert seit
    Jan 2007
    Ort
    Tiefer im Westen
    Beiträge
    85.308
    Ich habt sicherlich gehört oder gelesen, dass D bzw. die EU Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine sanktioniert hat. Und da ich demnächst bei einer Diskussionsrunde über Sinn und Zweck von Sanktionen teilnehme, wollte ich hier in die Runde fragen, ob ihr Sanktionen im Allgemeinen, aber auch die gegen Russland ausgesprochenen für sinnvoll haltet.
    Oftmals wird ja argumentiert, dass Sanktionen meist das einfache Volk, also die falschen träfe. Oder dass Sanktionen noch nie einen Krieg beendet hätten.
    Aber stimmt dies denn?
    Denn ich denke schon, dass Sanktionen einen Krieg "austrocknen", wenn man sie konsequent durchsetzte. Wohl nicht den Ukrainekrieg, aber der Bürgerkrieg in Libyen hätte man so vielleicht beenden können. Was meint ihr?
    smiloDon ist offline

  2. #2 Zitieren
    Der Schläfer erwache  Avatar von Sternchenfarbe
    Registriert seit
    Oct 2077
    Beiträge
    19.142
    Ich denke das beste, was es bewirken kann ist, dass derjenige, der an der Spitze steht und hauptsächlich für die Sanktionen verantwortlich ist dadurch vom Volk entmachtet wird
    Aber wo kam das schon vor?

    Gut ich muss zugeben, dass ich mich damit nicht sehr auseinander gesetzt habe, zum Beispiel damals mit Libyen
    Sternchenfarbe ist offline

  3. #3 Zitieren

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.143
    Naja, Sanktionen sind eher ein Marathonlauf. Sie wirken langfristig, weniger sofort. Abschneiden von Technikversorgung verlangsamt vor allem die militärischen Fähigkeiten. Sanktionierung des wirtschaftlichen Lebens macht es schwieriger, die Menschen mit Dingen zu versorgen, die außerhalb des eigenen Landes hergestellt werden müssen. Das führt meistens langfristig zu größerer Unzufriedenheit der Bevölkerung, wodurch dann mehr Ressourcen zum Niederhalten des eigenen Volkes notwendig sind. Langfristig kann es also durchaus gewisse Wirkungen entfalten. Aber dass es zu einer Änderung des Regimes fuhrt, ist naturlich ungewiss. Due andere Möglichkeit wäre eine militärische Invasion. Aber wer will das schon? Außer ein paar Leute, die an sowas verdienen.
    Oder eben gar nichts machen. Aber da wir nicht auf voneinander weit entfernten einzelnen Planeten leben, ist das auch eher nicht das Beste.

    Immerhin ist der Ostblock auch mit Hilfe von Sanktionen untergegangen. Oder Südafrika. Der Apartheidstaat war international recht stark durch Sanktionen isoliert. Also es gibt schon Beispiele, bei denen Sanktionen sicher eine Rolle gespielt haben.
    Don-Esteban ist offline

  4. #4 Zitieren
    MisterXYZ
    Gast
    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Immerhin ist der Ostblock auch mit Hilfe von Sanktionen untergegangen. Oder Südafrika. Der Apartheidstaat war international recht stark durch Sanktionen isoliert. Also es gibt schon Beispiele, bei denen Sanktionen sicher eine Rolle gespielt haben.


    Oder um auf die ursprüngliche Frage zu antworten: Gesellschaftliche Veränderungen geschehen eben in erster Linie dann, wenn auch das einfach Volk bzw. wenn auch Zivilisten, wie Frauen und Kinder betroffen sind. 1789 wäre ohne dieses Faktum nicht möglich gewesen

  5. #5 Zitieren
    Legende Avatar von Ciao
    Registriert seit
    Feb 2009
    Beiträge
    7.545
    Zunächst muss man sich klarmachen, was Sanktionen bewirken sollen

    Mit Sanktionen kann man den Aktionsradius der Sanktionierten einschränken.
    Weniger moderne Technologieen für Waffen
    Weniger Möglichkeiten für manipulative Propaganda

    Als Wunderwerkzeug, mit dem man alles erreichen kann, taugen sie auf jeden Fall aber nicht
    Schon gar nicht als Wunderwerkzeug, das mit Lichtgeschwindigkeit wirkt
    Realitätssinn ist also nötig

    Man sollte auch überlegen inwieweit Sanktionen auch kontraproduktiv sind
    Weder sollte man die normale Bevölkerung zu hart angehen oder gar verteufeln,
    noch sollte man darauf verzichten, dass die Landwirtschaft eines Landes weiter versorgt wird oder die Kinderimpfungen ausgehen, etc.

    Man könnte sogar darüber nachdenken, ob nicht jeder Rubel, den z.B. Russland für Schokolade oder gar Gucci-Taschen ausgibt, also für nicht kriegsrelevante Käufe, ein Rubel ist, der nicht mehr für Waffen ausgegeben werden kann
    Vor allem, wenn gleichzeitig die Einnahmen Russlands sanktioniert werden und nicht allzu viele Rubel übrigbleiben
    Wenn dann Russland die Ausgaben verbietet oder durch Verbrauchssteuern sehr verteuert, um genug Rubel für den Krieg zu haben, liegt der Vorwurf bei der russischen Regierung - und nicht beim Westen - aber mit gleichen Folgen

    Sanktionen, die durchgeführt werden, sind auch eine Warnung an andere Aggressoren.
    Durch reale Sanktionen werden sich andere Aggressoren den möglichen Kosten einer eigenen Aggression bewusst

    Und man darf keinen Versailler Vertrag erzeugen.
    Das führt zu generationenlangem Hass und Revanchismus im sanktionierten Land,
    sowie zu vulgär-Populismus bis hin zu Allmachtsfantasien in den sanktionierenden Ländern

    Zitat Zitat von MisterXYZ Beitrag anzeigen


    Oder um auf die ursprüngliche Frage zu antworten: Gesellschaftliche Veränderungen geschehen eben in erster Linie dann, wenn auch das einfach Volk bzw. wenn auch Zivilisten, wie Frauen und Kinder betroffen sind. 1789 wäre ohne dieses Faktum nicht möglich gewesen
    1789 hat mit Sanktionen nichts zu tun, verursachte fürchterliche Brutalitäten und war ein wichtiger Grund für jahrzehntelange europäische Kriege

    Man kann man dies als Warnung sehen es nicht zu übertreiben mit der Verelendung eines Landes
    Ist Euch eigentlich klar, dass wir zu den reichsten 10% der Welt gehören?
    10% von 9 Milliarden sind 900 Millionen. Und unter diesen 900 Millionen gehören unsere 80 Millionen klar zu den reicheren unter den reichsten 10%.
    Also, wie verbessern WIR die Welt? Und keine Ausreden.
    Ciao ist offline Geändert von Ciao (03.12.2022 um 21:01 Uhr)

  6. #6 Zitieren

    Faszinierend!
    Avatar von smiloDon
    Registriert seit
    Jan 2007
    Ort
    Tiefer im Westen
    Beiträge
    85.308
    Zitat Zitat von Sternchenfarbe Beitrag anzeigen
    Gut ich muss zugeben, dass ich mich damit nicht sehr auseinander gesetzt habe, zum Beispiel damals mit Libyen
    Ich hatte schon länger die vage Idee, ob es nicht möglich wäre, einen Konflikt "auszutrocknen", und so die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu zwingen, indem die internationale Gemeinschaft beispielsweise ein Waffenembargo (auch eine Art Sanktion) durchsetzt. Und prompt kam dr damalige Außenminister Maas mit einer solchen Idee um die Ecke - allerdings ohne Embargo. Er sei sich aber mit den Konfliktparteien einig, dass der Krieg nur am Verhandlungstisch gelöst werden könne. Nun ja ...
    Und so kam es, wie man es befürchtete, die Russen haben eine, die Türken die andere Kriegspartei mit Waffen beliefert, und der Krieg ging weiter.
    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Immerhin ist der Ostblock auch mit Hilfe von Sanktionen untergegangen.
    Den Gedanken müsstest du bitte erläutern. Sicher, Computertechnologie wurde nicht in den Ostblock geliefert, so dass die DDR wichtige Ressourcen für die Chipherstellung aufwendete. Aber den Sturz der Parteienregime vollbrachten doch mutige Demonstranten, welche ihre u. a. in der KSZE-Schlussakte verbrieften Menschenrechte einforderten. Oder sehe ich dies falsch?

    Südafrika ist allerdings ein gutes Beispiel. Es hat zwar Jahrzehnte gedauert, aber die Sanktionen werden beim Wandel sicher eine gewichtige Rolle gespielt haben.
    Obgleich die Sanktionen ja nicht lückenlos waren, Mercedes hat dort seit jeher ein Werk betrieben und sicherlich auch gute Gewinne eingestrichen.
    Zitat Zitat von MisterXYZ Beitrag anzeigen
    1789 wäre ohne dieses Faktum nicht möglich gewesen
    Wer hat denn da wen sanktioniert? Oder anders gefragt, was hat dies mit dem Thema zu tun?
    smiloDon ist offline

  7. #7 Zitieren
    Deus Avatar von lucigoth
    Registriert seit
    May 2012
    Ort
    Witten
    Beiträge
    23.824
    Sanktionen werden nicht viel bringen.
    Russland wird woanders her Geld und Waren bekommen- es gibt genug Länder, die sich mit Russland unbedingt gut stellen wollen.
    Frage hätte auch lauten können: Was bringen Sanktionen in Deutschland für Hartz4 Empfänger!
    Bringt auch nichts!
    Ich kenne einige und die interessiert das nicht, ob Sanktionen kommen!
    Durch Schwarzarbeit verdienen die soviel mehr
    Schlimm ist, daß das Schwarzarbeitergeld sogar auf das Konto überwiesen wird und das Sozialamt sich das nicht anschaut.
    Warum sollte also Russland von Sanktionen verärgert sein?
    lucigoth ist offline

  8. #8 Zitieren
    Ritter Avatar von Teppich
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    1.983
    Zitat Zitat von Ciao Beitrag anzeigen
    1789 hat mit Sanktionen nichts zu tun, verursachte fürchterliche Brutalitäten und war ein wichtiger Grund für jahrzehntelange europäische Kriege
    Zitat Zitat von smiloDon Beitrag anzeigen
    Wer hat denn da wen sanktioniert? Oder anders gefragt, was hat dies mit dem Thema zu tun?
    Ich schätze, dass es eher mit dem Zusammenhang zu tun hat, dass die Unzufriedenheit einer Bevölkerung einen Anstoß für die gewollte Veränderung betrachtet werden kann und dass Sanktionen einen Teil dieser Möglichkeit darstellen.

    Das genannte "Faktum" aus MisterXYZ's Post bezog sich wohl nicht auf die Sanktionen, sondern auf die gesellschaftliche Reaktion an sich.
    Durch aschgraue Wüsten
    Das Schweigen bald hallt
    Als Antwort der Frage
    "Wie wär's mit Gewalt?"
    Teppich ist offline

  9. #9 Zitieren
    MisterXYZ
    Gast
    Zitat Zitat von Teppich Beitrag anzeigen
    Ich schätze, dass es eher mit dem Zusammenhang zu tun hat, dass die Unzufriedenheit einer Bevölkerung einen Anstoß für die gewollte Veränderung betrachtet werden kann und dass Sanktionen einen Teil dieser Möglichkeit darstellen.

    Das genannte "Faktum" aus MisterXYZ's Post bezog sich wohl nicht auf die Sanktionen, sondern auf die gesellschaftliche Reaktion an sich.
    Danke Dir, hätte ich tatsächlich auch nicht besser formulieren können!

  10. #10 Zitieren

    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
    Registriert seit
    Apr 2001
    Ort
    Dystopia
    Beiträge
    54.143
    Zitat Zitat von smiloDon Beitrag anzeigen
    Den Gedanken müsstest du bitte erläutern. Sicher, Computertechnologie wurde nicht in den Ostblock geliefert, so dass die DDR wichtige Ressourcen für die Chipherstellung aufwendete. Aber den Sturz der Parteienregime vollbrachten doch mutige Demonstranten, welche ihre u. a. in der KSZE-Schlussakte verbrieften Menschenrechte einforderten. Oder sehe ich dies falsch?
    Ich rede eher von der SU, die quasi totgerüstet wurde und ökonomisch nicht mehr mithalten konnte. Ein großer Prozentsatz der erwirtschafteten Werte wurde in die Rüstung gesteckt, um mithalten zu können. Die notwendigen Anstrengungen waren umso größer, da zum Beispiel Computertechnik und eben alles, was Dual-Use-Güter waren, nicht in die Staaten des Warschauer Paktes exportiert werden durften. Dies hast zum einen zu enormen Anstrengungen im militärischen Bereich geführt, um auf diesem Gebiet irgendwie nachziehen zu können und das hat dazu beigetragen, die ökonomischen Möglichkeiten in allen anderen Bereichen zu überdehnen. Und letztendlich musste sich Gorbatschow eingestehen, dass die SU eigentlich pleite ist und es keine Möglichkeit gab, so weiter zu machen. (Gut, die Unwirksamkeit seiner Reformideen sind natürlich auch ein Thema, ebenso wie die Entstehung einer freier Gewerkschaft in Polen, was erstmals zu zentraler und dauerhaft sichtbarer Opposition führte, sowie die generelle Abhängigkeit der Ostblockstaaten von der SU. Sobald die sich als Hegemon zurück zog, musste das ganze Gebilde Warschauer Pakt und RGW in sich zusammenfallen. Das ist ja das, was Putin antreibt. Russland wieder zu einem Hegemon machen, wie es das bis Ende der 80erjahre war.)
    Don-Esteban ist offline

  11. #11 Zitieren

    Foren-Mutter
    Avatar von meditate
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    77.347
    es gab schon 2014 sanktionen gegen russland, war u.a. lebensmittel betraf. in der folge haben in russland zahlreiche firmen die lücken schnell schließen können. meines erachtens befördern sanktionen nur den überlebenswillen und die kreativität. macdonalds hat sich zurückgezogen, was die russen extrem scheiße fanden. inzwischen haben das produkt russische firmen übernommen. auch im luxussegment haben sich zahlreiche neue firmen gegründet, die gucci und co. leicht ersetzen können.

    diese sanktionen schaden in erster linie uns selbst. wenn wir jetzt unsummen in die rüstung stecke,n bleibt weniger für den sozialen und kulturellen bereich. wenn wir öl und gas aus anderen diktaturen beschaffen schaden wir uns auch selbst, weil alles menschenrechtsgerede unserer oberen nur noch eine billige tapete ist, die man im bedarfsfall eben herunterreißt.

    ich bin durchaus dafür, dass man russland zwingen muss, diesen krieg zu beenden. sanktionen sind der falsche weg

    Antje Vollmers Vermächtnis

    Die AFD ist wie ein Ölfleck in der Pfütze. Er sieht bunt aus.
    Aber wenn man hineingreift, ist da nur brauner Matsch (Haseloff)
    meditate ist offline

  12. #12 Zitieren
    Keynesianer Avatar von Bloodflowers
    Registriert seit
    Aug 2002
    Beiträge
    4.734
    Zitat Zitat von meditate Beitrag anzeigen
    es gab schon 2014 sanktionen gegen russland, war u.a. lebensmittel betraf. in der folge haben in russland zahlreiche firmen die lücken schnell schließen können. meines erachtens befördern sanktionen nur den überlebenswillen und die kreativität. macdonalds hat sich zurückgezogen, was die russen extrem scheiße fanden. inzwischen haben das produkt russische firmen übernommen. auch im luxussegment haben sich zahlreiche neue firmen gegründet, die gucci und co. leicht ersetzen können.

    diese sanktionen schaden in erster linie uns selbst. wenn wir jetzt unsummen in die rüstung stecke,n bleibt weniger für den sozialen und kulturellen bereich. wenn wir öl und gas aus anderen diktaturen beschaffen schaden wir uns auch selbst, weil alles menschenrechtsgerede unserer oberen nur noch eine billige tapete ist, die man im bedarfsfall eben herunterreißt.

    ich bin durchaus dafür, dass man russland zwingen muss, diesen krieg zu beenden. sanktionen sind der falsche weg
    Wobei die Lebensmittelsanktionen von Russland aus kommen. Also Putin war es, der die Einfuhr von Lebensmitteln aus der EU (sowie USA, Kanada, Australien und Norwegen) nach Russland untersagt hat, nicht umgedreht (Präsidentenerlass vom 06. August 2014... also Putin persönlich).

    Die Sanktionen bewirken sicher auch eine Anpassung der russischen Wirtschaft und eine große Schattenwirtschaft gab es dort auch schon immer, aber es ist unmöglich alles in ausreichender Qualität und Menge, sowie zu vertretbaren Preisen zu produzieren. Gibt wohl kein Land, das das alleine (also völlig autark) hinbekommt. Arbeitsteilung ist effektiv (was schlussendlich das Ziel des Wirtschaftens ist), und genau das geht momentan nicht für Russland. Gibt z.B. Firmen in Russland die händeringend irgendwelche Pumpen für Ölpipelines von z.B. deutschen Herstellern kaufen möchten, sogar über Drittfirmen in den Emiraten. Aber das wird im Normalfall nicht klappen, kann sich eben kein Hersteller leisten, am Ende selbst auf einer Sanktionsliste zu stehen, weil man die Sanktionen unterlaufen hat.

    Die Schattenwirtschaft kann auch nur bspw. Dienstleistungen mit geringem Forschungs- und Entwicklungsbedarf, sowie geringen Kapitalbedarf ersetzen. Das kann dann z.B. der Maler sein, der deine Wohnung neu streicht, oder der Mechaniker der dein Auto repariert, sicher auch noch die Friseurin die dir die Haare macht, sowas halt alles. Aber Forschung und Entwicklung für Hightech, dann eben daraus ganze Fabriken hochziehen, das geht nicht durch die Schattenwirtschaft.

    Was Sanktionen allgemein bewirken?
    Ich persönlich würde zwischen mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen unterscheiden. Die unmittelbaren Auswirkungen sind natürlich im Güter- und Personenverkehr, auch Forschungs- und Technologietransfer ist eingeschränkt. Z.B. gibt es einen Laptop für ca. 100.000 Rubel (ca. 1.500 EUR) der im Prinzip völlig veraltet und aus irgendwelchen Restbeständen zusammen gebastelt wurde (was passiert wenn die mal aufgebraucht sind?). Das verdeutlicht ganz gut die Probleme die da in Zukunft auftreten werden (auch chinesische Hersteller liefern nicht). So ein Produkt würde doch hier keiner kaufen, das wäre hierzulande gar nicht konkurrenzfähig.
    https://www.nau.ch/news/digital/russ...dware-66242403

    Die mittelbaren Auswirkungen kann man nicht genau vorhersagen. Inwieweit sich das alles auf die Innenpolitik auswirkt. Das Regime in Nordkorea existiert schon seit Jahrzehnten mit Sanktionen und scheint zumindest "fest im Sattel" zu sitzen. Aber vielleicht kann man pauschal vermuten, dass je stärker die Einschränkungen sind, umso problematischer wird das dann für eine Regierung. Aber Putin steuert ja mit anti-westlichen Ressentiments bisher ganz gut dagegen, von daher ist es fraglich ob es zu einem Regimewechsel führen wird (zumal Russland sicher soweit autark ist, um die Grundbedürfnisse der Bürger weiter zu erfüllen, da wird sicher niemand verhungern oder so).
    "Everything reminds Milton Friedman of the money supply. Everything reminds me of sex, but I try to keep it out of my papers."

    Robert Solow

    O mamma mamma mamma, o mamma mamma mamma
    sai perche' mi batte il corazon?
    Ho visto Maradona, Ho visto Maradona
    eh, mamma', innamorato son.
    Bloodflowers ist offline

  13. #13 Zitieren

    Foren-Mutter
    Avatar von meditate
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    77.347
    nö, die sanktionen wurden durch die westlichen staaten aufgrund der annexion der krim verhängt. ohne weiter dazu zu recherchieren zitiere ich mal wiki

    Die seit Februar 2022 erlassenen Sanktionen gegen Russland infolge des Überfalls auf die Ukraine verschärfen die bestehenden Sanktionen seit 2014 gegen Russland. Die Sanktionen betreffen auch die Krim als völkerrechtlich ukrainischen Landesteil, der von Russland annektiert wurde, sowie die zwei von Russland als unabhängig anerkannten selbsternannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk. Die Sanktionen von 2014 waren aufgrund russischer Militäraktionen in der Ukraine und insbesondere der Annexion der Krim verhängt worden.
    Ein Ziel der Sanktionen ist es, die russische Wirtschaft zu schwächen, um damit die wirtschaftlichen Kosten des Krieges für Russland zu erhöhen.
    näheres

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...durch_Russland

    erst 2018 verhängte auch russland sanktionen
    Am 22. Mai 2018 verabschiedete die russische Duma ein Gesetz, das der Regierung ermöglicht, Einfuhrverbote zu beschließen.
    Auch wiki

    Antje Vollmers Vermächtnis

    Die AFD ist wie ein Ölfleck in der Pfütze. Er sieht bunt aus.
    Aber wenn man hineingreift, ist da nur brauner Matsch (Haseloff)
    meditate ist offline

  14. #14 Zitieren
    Keynesianer Avatar von Bloodflowers
    Registriert seit
    Aug 2002
    Beiträge
    4.734
    Zitat Zitat von meditate Beitrag anzeigen
    nö, die sanktionen wurden durch die westlichen staaten aufgrund der annexion der krim verhängt. ohne weiter dazu zu recherchieren zitiere ich mal wiki



    näheres

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...durch_Russland

    erst 2018 verhängte auch russland sanktionen Auch wiki
    Ja, Sanktionen gab und gibt es, auch schon seit 2014, das ist richtig. Aber sie betreffen nicht Lebensmittel, zumindest nicht von Seiten der EU und das auch bis heute nicht. Ich denke man sollte es nicht so darstellen, dass die EU quasi die russische Bevölkerung "aushungern" möchte, indem man Lebensmittellieferungen untersagt, denn das ist nicht der Fall. Auch bspw. Medikamente fallen nicht unter EU-Sanktionen, können nach Russland geliefert werden. Ob Russland die kaufen möchte ist wieder eine andere Frage.

    Wenn du die Liste der Güter oder Branchen durchgehst, die durch die EU-Verordnung sanktioniert sind, dann findet man dort keine Lebensmittel (die Liste ist auch in deinem Wiki-Link dabei). Ich zumindest habe da nichts von Lebensmitteln gelesen.

    Der Präsidentenerlass des russischen Präsidenten Nr. 560 v. 06.08.2014 untersagt die Einfuhr von Lebensmitteln u.a. aus der EU. Richtig ist, das man das als Reaktion auf die westlichen Sanktionen verstehen kann. Trotzdem war es Putin der das beschlossen hat.

    Aber wenn Du weiterhin davon überzeugt bist, dann werde ich dich da nicht weiter umzustimmen versuchen.
    "Everything reminds Milton Friedman of the money supply. Everything reminds me of sex, but I try to keep it out of my papers."

    Robert Solow

    O mamma mamma mamma, o mamma mamma mamma
    sai perche' mi batte il corazon?
    Ho visto Maradona, Ho visto Maradona
    eh, mamma', innamorato son.
    Bloodflowers ist offline

  15. #15 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Amaterasu
    Registriert seit
    May 2008
    Ort
    Morioh
    Beiträge
    4.363
    Zitat Zitat von meditate Beitrag anzeigen
    es gab schon 2014 sanktionen gegen russland, war u.a. lebensmittel betraf. in der folge haben in russland zahlreiche firmen die lücken schnell schließen können. meines erachtens befördern sanktionen nur den überlebenswillen und die kreativität. macdonalds hat sich zurückgezogen, was die russen extrem scheiße fanden. inzwischen haben das produkt russische firmen übernommen. auch im luxussegment haben sich zahlreiche neue firmen gegründet, die gucci und co. leicht ersetzen können.

    diese sanktionen schaden in erster linie uns selbst. wenn wir jetzt unsummen in die rüstung stecke,n bleibt weniger für den sozialen und kulturellen bereich. wenn wir öl und gas aus anderen diktaturen beschaffen schaden wir uns auch selbst, weil alles menschenrechtsgerede unserer oberen nur noch eine billige tapete ist, die man im bedarfsfall eben herunterreißt.

    ich bin durchaus dafür, dass man russland zwingen muss, diesen krieg zu beenden. sanktionen sind der falsche weg
    Die Sanktionen führen eben aber auch dazu, dass Russland weniger Waffen und Technologie herstellen kann, die sie für den Krieg benötigen, wie Chips für Raketen, Flugzeugteile.
    Amaterasu ist offline

  16. #16 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Foodin
    Registriert seit
    Aug 2022
    Beiträge
    4.031
    Zitat Zitat von meditate Beitrag anzeigen
    es gab schon 2014 sanktionen gegen russland, war u.a. lebensmittel betraf. in der folge haben in russland zahlreiche firmen die lücken schnell schließen können. meines erachtens befördern sanktionen nur den überlebenswillen und die kreativität. macdonalds hat sich zurückgezogen, was die russen extrem scheiße fanden. inzwischen haben das produkt russische firmen übernommen. auch im luxussegment haben sich zahlreiche neue firmen gegründet, die gucci und co. leicht ersetzen können.

    diese sanktionen schaden in erster linie uns selbst. wenn wir jetzt unsummen in die rüstung stecke,n bleibt weniger für den sozialen und kulturellen bereich. wenn wir öl und gas aus anderen diktaturen beschaffen schaden wir uns auch selbst, weil alles menschenrechtsgerede unserer oberen nur noch eine billige tapete ist, die man im bedarfsfall eben herunterreißt.

    ich bin durchaus dafür, dass man russland zwingen muss, diesen krieg zu beenden. sanktionen sind der falsche weg
    wie willst du ohne sanktionen russland zwingen. Mit krieg drohungen? welche politisches werkzeug außer sanktionen gibt es noch. Sanktionen sind meienr meinung ein guter weg. Nur weil jemand anderes das produkt übernimmt, heißt es nicht, dass sanktionen nichts bringen.
    Foodin ist gerade online

  17. #17 Zitieren
    I'm an Ass Man! Avatar von Leichenteich
    Registriert seit
    Jul 2006
    Ort
    Der Leichenteich
    Beiträge
    13.907
    Ich denke die Sanktionen sind gut. Russland wird technologisch und wirtschaftlich abgeschnitten. Irgendwie wird das ganze Kartenhaus zusammen fallen.

    Ich finde sie sollten erweitert werden. Es sollte ein Handelsembargo geben
    Leichenteich ist offline

  18. #18 Zitieren

    Foren-Mutter
    Avatar von meditate
    Registriert seit
    Sep 2001
    Beiträge
    77.347
    Zitat Zitat von Bloodflowers Beitrag anzeigen

    Aber wenn Du weiterhin davon überzeugt bist, dann werde ich dich da nicht weiter umzustimmen versuchen.
    sorry, mein fehler. du hast recht

    Antje Vollmers Vermächtnis

    Die AFD ist wie ein Ölfleck in der Pfütze. Er sieht bunt aus.
    Aber wenn man hineingreift, ist da nur brauner Matsch (Haseloff)
    meditate ist offline

  19. #19 Zitieren
    Legende Avatar von jabu
    Registriert seit
    Jul 2011
    Beiträge
    7.383
    Ich halte nichts von einer Pro- und Kontra-Argumentation auf Sanktionen insgesamt bezogen. Es kommt immer darauf an, welche das sind und welche Folgen man sich ausrechnen kann. Und jeder zu sanktionierende Staat ist anders, hat z.B. andere Ressourcen, andere Fähigkeiten, andere Marktmacht etc.

    Daher halte ich mehr davon, über Strategien als über Sanktionen an sich zu reden. Ohne die richtigen Strategien dazu können Sanktionen großes Leid verursachen und Reiche noch reicher und Arme noch ärmer machen. Verknappung spielt vor allem Abzockern (z.B. sog. "Anlegern" am Energie- oder Lebensmittelmarkt) in die Hände. Auch unter Erzeugern und im Handel werden Mitnahmeeffekte erzeugt.

    Ich halte viel von Sanktionen, aber immer nur mit genauem Hinsehen und Berücksichtigung diverser, teils hochkomplexer, Verflechtungen. Ob eine Sanktion eher Vorteile oder Nachteile bringt, kann nur unter Würdigung vieler Details beantwortet werden. Pauschal kann man das wohl nicht.


    Ein Beispiel, wie auch scheinbar ineffektive Sanktionen doch einige Effektivität zeigen können:

    Russland ist größtenteils autark, und größtenteils sind Kosten bei Russland von untergeordneter Bedeutung (solange nebenher die Grundversorgung der Bevölkerung einigermaßen funktioniert), anders als in kapitalistischen Staaten, wie z.B. Deutschland, wo alles zum Erliegen kommt, solange die Geldfrage nicht geklärt ist (sogar, wenn genug Geld da ist). Je größer und ressourcenreicher ein Staat ist (mit breitem Ressourcenspektrum), desto autarker kann er sich aufstellen. Dann kommt er auch mit sehr wenig Devisen aus. Auch wenn Russland kaum noch Devisen hat, wird Russland im Rahmen seiner Möglichkeiten Waffen und Munition nachproduzieren. Russland kann Waffen bei "Freunden" kaufen, und zwar unabhängig von westlichen Währungen. Außerdem hat Russland genügend Rohstoffe als Tauschgut anzubieten, darunter auch Edelmetalle. Man kann Russlands Waffenindustrie nicht mit Geldentzug beeindrucken, da alle Kreisläufe im Binnenmarkt und unter "Freunden" stattfinden und dabei genügen. Es ist scheinbar aussichtslos.

    Bei Präzisionswaffen hat man vielleicht eine Handhabe, wegen der in Russland nicht vorhandenen modernen Mikroelektronik. Aber die benötigten Stückzahlen sind so gering und die Teile so klein, dass man sie problemlos schmuggeln kann. Es gibt dann nur einen Mangel an eigens für die Waffe produzierten Spezialteilen, aber die lassen sich, bei nur etwas schlechterer Gesamtperformance, durchaus mit Standardteilen substituieren. Zu Halbleitern: Kleinere als 90-nm-Halbleiterstrukturen braucht man gewiss nicht. Damit kommen nämlich schon viele im Westen bewährte Mikrocontroller aus. Zur Not geht es auch gröber. Die Verlässlichkeit von Militärtechnik hängt kaum von Halbleiter-Strukturbreiten ab, außer wenn es darum geht, bereits fertig ausentwickelte Produkte, die auf solchen Teilen basieren, weiterfabrizieren zu können. Innerhalb einiger Monate bekommt man die so angepassst, dass sie auch mit anderen Teilen funktionieren. Wenn Waffensysteme dann etwas langsamer rechnen, dann wird mal hier und dort ein System etwas schlechter in der Gesamtperformance abschneiden oder klobiger gebaut sein (was auch die Performance beeinträchtigen kann), das war es dann aber auch. Bei Militärtechnik (insbes. Luftfahrt) sind die Zyklen eher lang, sodass sowieso sehr viel von der von Russland erfolgreich eingesetzten Technik recht wahrscheinlich ohne modernste Halbleiter auskommt.

    Eine große Chance sehe ich bei Russland eher im ineinandergreifen vieler Einzelmaßnahmen. Das führt dann zwar nicht dazu, dass Russland etwas absolut nicht gebacken bekommt, aber dass man Zeit gewinnt. Man sollte auch einen Effekt nicht vergessen: Ingenieure und Wissenschaftler mit Restanstand, die unter hohem Druck stehen, werden sich schwer verweigern können, wenn alle Ressourcen da sind. Wenn sie fehlen, dann weiß man eben keine Lösung zu deren Substitution, oder es zieht sich hin. Der Kreml wird kaum in der Lage sein, die Trennlinien zwischen Sabotage und natürlichen Schwierigkeiten für seine Zwecke genügend aufzudecken. Wenn er auf Verdacht hin seine Ingenieure und Wissenschaftler umbringt, schießt er sich wegen der Unschärfe selbst ins Knie. Auch bei der Logistik sowie beim verhandeln mit "Freunden" kann man darauf hoffen, dass anständige Leute nicht 100 % geben... Mangel ist eine sehr gute Ausrede, zumal die Leute, insbesondere bei der Planwirtschaft, bisher nicht für besonderen Erfindungsreichtum angestellt und entlohnt wurden. Also, warum sollten sie ihren Vorgesetzten mit konstruktiven Vorschlägen Widerworte geben, wo bisher doch bedingungslose Gefolgschaft erwartet wurde? Also einfach so weitermachen und bloß nicht zu clever anstellen...

    Was scheinbar nicht funktionieren dürfte, kann also funktionieren, indem sich anständige Leute nicht zu kreativ zeigen, z.B. bei Autarkiebestrebungen. Es klappt einfach nicht. Und das könnte sich sogar bis in die Waffenindustrie hineinziehen. Wieviel von dem Dilettantismus, für den Russland ausgelacht wird, ist bereits auf Sabotage, z.B. in Form gezügelten Ehrgeizes, zurückzuführen? Wieviele wahre Helden kennen wir nicht? Man muss die Menschen für den Frieden gewinnen, damit sie heimlich streiken. Man muss ihnen die barbarischen Akte und die schrecklichen Bilder zeigen. Aber nein, sie werden von Medien nur sparsam dosiert. Andersherum wäre es richtig, um die Menschen wachzurütteln. In Deutschland leben sehr viele Russen und Russischstämmige. Die haben sicher viele Kontakte in ihre Heimat. Denen sollte man schon zeigen, wie brutal der Krieg ist. Innerhalb von Familienverbänden vertraut man sich gegenseitig noch am meisten.

    Außerdem spricht nichts gegen Hochleistungssender in russischer Sprache, z.B. starke UKW-Sender mit Richtantennen, grenznah zu Russland, welche Aufklärungsarbeit leisten. Die haben zwar auch nur eine ziemlich begrenzte Reichweite (nicht weit über den optischen Horizont hinaus), aber Unterlassung ist die schlechtere Variante. Zudem käme die Kurzwelle mit ihrer theoretisch weltweiten Reichweite in Betracht (leider wurden die meisten westlichen wohl abgeschaltet, man könnte sie reaktivieren und die Antennen nach Russland ausrichten). Für Frequenzen kann man werben, und man kann sie bei gezielter Störung wechseln, ungezielt ist die Reichweite von Störsendern sehr gering. Internet alleine ist zu wenig. Auch wenn eine Einzelmaßnahme nur 1 % an Information bringt, ist sie wichtig. Beim Klimawandel verstehen das viele Leute mittlerweile, bei Verteidigung leider nicht so recht. Aufgeklärte Menschen, die noch alle Latten am Zaun haben, ziehen nicht in einen derart riskanten Angriffskrieg (vom Zwang mal abgesehen, aber sie handeln bei Zweifel günstiger). Aufgeklärte und geistig gesunde Menschen versuchen wenigstens, den Prozess zu sabotieren. Wenigstens machen sie den Job nicht zu gut. Das funktioniert nicht nur an der Front, sondern auch in der Wirtschaft.

    Sanktionen funktionieren am besten, wenn das Volk weiß, wofür sie gut sind. Ich bezweifle, dass es schon genügend Russen wissen. Es liegt für viele Russen bestimmt am bösen Westen, der Russland schwächen will (ganz gemäß russischer Propaganda).

    In Afghanistan glaubt man an böse Ungläubige und an die 9/11-Verschwörungstheorien, da eine weitere Generation mit Erziehung durch Taliban und Koranschulen aufgewachsen ist, wobei der Westen das aus falsch verstandener Toleranz geduldet hat.

    Man muss eben alle Register ziehen. Krieg fängt in den Köpfen an. Weg mit der perfiden Täter-Opfer-Umkehr! Schonungslose Aufklärung, zerfetzte Leichen zeigen! Komplette Bilder sind viel schwerer durch Propaganda angreifbar als hier und dort mal eine Info am Rande. Das Zusammenwirken aller Teile, mit viel Strategie dahinter, dabei durchweg aufrichtig und schonungslos dürfte die größten Effekte bringen und zugleich der pazifistischste Ansatz sein. Es gibt diesbezüglich noch sehr viel "Luft nach oben".

    Auch dem deutschen ÖRR könnte man mehr zutrauen. Er zeigt noch viel zu wenig von dem schlimmen Elend. Er ist immer noch in seinem hedonistischen Zirkeln gefangen. Das wird dem Ausmaß des Leides nicht gerecht.
    jabu ist offline Geändert von jabu (05.12.2022 um 19:15 Uhr)

  20. #20 Zitieren
    Starfleet's Finest  Avatar von Jean-Luc Picard
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Quartier des Captains
    Beiträge
    6.454
    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Naja, Sanktionen sind eher ein Marathonlauf.
    Ich denke, hier liegt der Hase im Pfeffer. Neben dieser Frage der Ausdauer kommt eben hinzu, dass Sanktionen natürlich nur dann gut funktionieren, wenn möglichst viele Big Player mitmachen. Dadurch, dass Russland mit China, Indien, Iran und weiteren nach wie vor viele Handelsoptionen hat, laufen manche Sanktionen wahrscheinlich ins Leere.

    In der Vergangenheit bin ich bei den meisten Sanktionen eher skeptisch gewesen. Dass es beispielsweise massive Sanktionen gegen den Iran gibt, wir aber demgegenüber exzellente Handelsbeziehungen zu Saudi-Arabien pflegen, ist absurd. Letztendlich besteht bei diesem Thema dasselbe Problem, wie bei den meisten anderen, nämlich dass es kein international bindendes Gremium gibt, dass nach verbindlichen Kriterien über solche Maßnahmen entscheidet, die für alle Staaten gleich gelten müssten. Sowas wäre aber eben in der gegebenen Weltordnung nicht denkbar (andernfalls wären die USA in den vergangenen Jahrzehnten sicherlich dauerhaft von internationalen Sanktionen betroffen gewesen…)

    Im der aktuellen Situation halte ich die Sanktionen gegen Russland für richtig. So, wie sich die Situation darstellt, hat Putin derzeit wenig Optionen für einen Ausweg aus der Situation und hat keine Bereitschaft, seinen Angriffskrieg aufzugeben, da ihn dies den politischen (wenn nicht auch physischen) Kopf kosten würde. Solange dies der Fall ist, stellt das Schwächen seiner Kapazitäten sowohl militärisch als auch ökonomisch das Einzige dar, was den Verlauf des Krieges positiv beeinflussen kann.

    Aus ukrainischer Sicht wäre es derzeit ebenfalls politisch unmöglich, Gebiete aufzugeben angesichts der mehrfachen Berichte über massive Kriegsverbrechen in den besetzten Gebieten. Nach aktuellem Stand ist es natürlich ebenso unwahrscheinlich, dass die Krim oder all die Gebiete, die schon vor Februar besetzt waren, zurückerobert werden können. Es wird also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit so sein, dass Teile der Ukraine zu russischem Territorium werden. Wie viele das sein werden hängt aber eben unmittelbar von Putins Handlungsmöglichkeiten ab. Und eben jene werden auch durch Sanktionen beeinflusst, bzw. gemindert.
    [Bild: enterprise_d.gif]
    __________________________________
    ENERGIE !
    Jean-Luc Picard ist offline

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •