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Angriff auf die Ukraine #10

  1. #61
    Knight Commander Avatar von Nasir
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    Zitat Zitat von Peregrine Beitrag anzeigen
    Ich frage mich ja mit was für einer Ausrüstung die Russen eine Offensive starten wollen, von deren schwerem Gerät dürfte ja nicht mehr viel übrig sein.
    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Materialmangel kann man bei den Russen nicht beobachten. Sie schaffen jetzt v.a. T-62 an die Front, ebenso wie T-72 aus Belarus, dazu ältere BMPs und setzen vermehrt Rohrartillerie kürzerer Reichweite ein. Es scheint also einen Mangel an moderner Militärtechnik zu geben. Aber allgemein haben die Russen mehr als genug Material um noch eine Armee auszustatten. Das mag nicht das 1A-Zeug sein, aber so wahnsinnig schlecht sind T-62 und Co nun auch wieder nicht.
    Also vor paar Wochen erst wurden gar noch T90-M Panzer in die Ukraine überführt, angeblich bis zu 200. Zudem werden die auch noch kontinuierlich weiter produziert und regelmäßig der russischen Armee übergeben. Bisher sind ja größtenteils T72 und T80 Varianten verloren gegangen, welche man lieber kurzfristig mit Modellen aus Belarus ersetzt, weil diese sich schon nah an der Ukraine befinden und auch funktionstüchtig sind. Das heißt aber nicht das den Russen das Material ausgegangen ist, auch an T72/T80 Panzern hat Russland immer noch mehr als genug im Hinterland in Depots rumstehen. Die müssten halt nur irgendwann alle nach und nach instandgesetzt werden.
    Nasir ist offline

  2. #62
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von Tao BaiBai Beitrag anzeigen
    Also vor paar Wochen erst wurden gar noch T90-M Panzer in die Ukraine überführt, angeblich bis zu 200. Zudem werden die auch noch kontinuierlich weiter produziert und regelmäßig der russischen Armee übergeben. Bisher sind ja größtenteils T72 und T80 Varianten verloren gegangen, welche man lieber kurzfristig mit Modellen aus Belarus ersetzt, weil diese sich schon nah an der Ukraine befinden und auch funktionstüchtig sind. Das heißt aber nicht das den Russen das Material ausgegangen ist, auch an T72/T80 Panzern hat Russland immer noch mehr als genug im Hinterland in Depots rumstehen. Die müssten halt nur irgendwann alle nach und nach instandgesetzt werden.
    Das ist eine Ente. Luhansk (die Separatistenrepublik) bekommt ganz sicher keine T-90M. Und schon gar nicht 200. Von der T-90 Baureihe sind weniger als 100 Stück im Einsatz. T-80 hingegen haben eine Gasturbine und haben daher einen sehr hohen Wartungsaufwand und -bedarf. Angesichts der logistischen Probleme der Russen werden wir wohl keinen Masseneinsatz hunderter oder tausender T-80 sehen. Auch wenn das potentiell möglich wäre.

    Aber die Russen haben genug T-72 und T-62. So schnell gehen denen leider nicht die Panzer aus.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
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  3. #63
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Materialmangel kann man bei den Russen nicht beobachten. Sie schaffen jetzt v.a. T-62 an die Front, ebenso wie T-72 aus Belarus, dazu ältere BMPs und setzen vermehrt Rohrartillerie kürzerer Reichweite ein. Es scheint also einen Mangel an moderner Militärtechnik zu geben. Aber allgemein haben die Russen mehr als genug Material um noch eine Armee auszustatten. Das mag nicht das 1A-Zeug sein, aber so wahnsinnig schlecht sind T-62 und Co nun auch wieder nicht.
    Jain. Das man nun mehr auf die billigen iranischen Drohnen (und zwischenzeitlich Marschflugkörper die für eigentlich für den Einsatz gegen freindliche Schiffe offener See gedacht sind) setzt als auf die bisherigen Marschflugkörper ist ein Hinweis auf Materialmangel. Genauso wie wenn Panzer aus den 60er und 70ern einsetzt, die nicht mehr produziert werden.

    Es ist nur eben noch kein offensichtlicher quantitativer Materialmangel eingetreten, aber sehr wohl ein Mangel an modernen qualitativen Material. Man ist nicht in der Lage den Verlust "moderner" Ausrüstung 1zu1 kompensieren. Man kann bisher nur den Materialmangel mit veralteter Ausrüstung kompensieren, da diese aber offensichtlich nicht mehr nachproduziert wird lässt sich deren Wegfall nicht kompensieren. Auch Wartung, Reparatur und Nachschub für solch alte Gerätschaften gestaltet sich schwierig.
    Und währenddessen kann die Ukraine immer noch auf hochmoderne Panzerabwehr zurück greifen und rüstet derzeit hochmoderne Flugabwehr nach.

    Fazit: Da gerät schon auch langsam etwas in's Wanken. Weitere große Materialverluste können sich die Russen kaum noch leisten.
    Was man btw. auch daran sieht, dass sie sich zurück gezogen haben (Cherson und Charkiw) und sich ihre Offensive nun nur noch auf den Donbass konzentrieren (teilweise auch hier unter hohen Verluste z.B. in Bachmut).
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  4. #64
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Jain. Das man nun mehr auf die billigen iranischen Drohnen (und zwischenzeitlich Marschflugkörper die für eigentlich für den Einsatz gegen freindliche Schiffe offener See gedacht sind) setzt als auf die bisherigen Marschflugkörper ist ein Hinweis auf Materialmangel. Genauso wie wenn Panzer aus den 60er und 70ern einsetzt, die nicht mehr produziert werden.

    Es ist nur eben noch kein offensichtlicher quantitativer Materialmangel eingetreten, aber sehr wohl ein Mangel an modernen qualitativen Material. Man ist nicht in der Lage den Verlust "moderner" Ausrüstung 1zu1 kompensieren. Man kann bisher nur den Materialmangel mit veralteter Ausrüstung kompensieren, da diese aber offensichtlich nicht mehr nachproduziert wird lässt sich deren Wegfall nicht kompensieren. Auch Wartung, Reparatur und Nachschub für solch alte Gerätschaften gestaltet sich schwierig.
    Und währenddessen kann die Ukraine immer noch auf hochmoderne Panzerabwehr zurück greifen und rüstet derzeit hochmoderne Flugabwehr nach.

    Fazit: Da gerät schon auch langsam etwas in's Wanken. Weitere große Materialverluste können sich die Russen kaum noch leisten.
    Was man btw. auch daran sieht, dass sie sich zurück gezogen haben (Cherson und Charkiw) und sich ihre Offensive nun nur noch auf den Donbass konzentrieren (teilweise auch hier unter hohen Verluste z.B. in Bachmut).
    Ja, die Materialverluste der Russen sind enorm. Aktuell liegen sie bei minimal 8.500 Stück Großgerät laut Oryx. Verluste dieser Größenordnung kann sich niemand leisten. Russland wird Jahre bis Jahrzehnte brauchen um seine Militärmaschinerie wieder auf den Stand von Januar 22 zu bringen. Falls sie das überhaupt jemals schaffen, denn ihre Wirtschaft befindet sich im schnellen Niedergang.

    https://www.oryxspioenkop.com/2022/0...equipment.html

    Bei den Ukrainern sieht es besser aus. Ihre Soldaten werden teilweise im Westen ausgebildet, die Ausbildung an sich scheint deutlich besser zu sein, materialmäßig stehen sie jeden Monat etwas besser da und die Kampfmoral ist auch viel höher.

    Aber deswegen würde ich nicht davon ausgehen, das die Russen bzw. der Kreml auf weitere Offensiven verzichtet und/oder materialschonend kämpft. Sicherlich wird das russ. Militär ruiniert. Aber andererseits will der Kreml auch diesen Krieg gewinnen. Genug Material für eine weitere Großoffensive ist vorhanden. Laut einige Ökonomen wie z.B. Marcus Keupp wird der russ. Materialbestand erst Mitte bis Ende 2023 wirklich kritisch werden. Bis dahin muss meiner Meinung nach mit weiteren russ. Offensiven gerechnet werden.
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    - Caterina Sforza, Rom, 1503
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  5. #65
    #16  Avatar von Forenperser
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    Für die Russen ist es mittlerweile eine Sunk Cost Fallacy.

    Sie haben bereits zu viel reingepumpt um jetzt halbherzig aufzuhören.
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  6. #66
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Ja, die Materialverluste der Russen sind enorm. Aktuell liegen sie bei minimal 8.500 Stück Großgerät laut Oryx. Verluste dieser Größenordnung kann sich niemand leisten. Russland wird Jahre bis Jahrzehnte brauchen um seine Militärmaschinerie wieder auf den Stand von Januar 22 zu bringen. Falls sie das überhaupt jemals schaffen, denn ihre Wirtschaft befindet sich im schnellen Niedergang.

    https://www.oryxspioenkop.com/2022/0...equipment.html

    Bei den Ukrainern sieht es besser aus. Ihre Soldaten werden teilweise im Westen ausgebildet, die Ausbildung an sich scheint deutlich besser zu sein, materialmäßig stehen sie jeden Monat etwas besser da und die Kampfmoral ist auch viel höher.

    Aber deswegen würde ich nicht davon ausgehen, das die Russen bzw. der Kreml auf weitere Offensiven verzichtet und/oder materialschonend kämpft. Sicherlich wird das russ. Militär ruiniert. Aber andererseits will der Kreml auch diesen Krieg gewinnen. Genug Material für eine weitere Großoffensive ist vorhanden. Laut einige Ökonomen wie z.B. Marcus Keupp wird der russ. Materialbestand erst Mitte bis Ende 2023 wirklich kritisch werden. Bis dahin muss meiner Meinung nach mit weiteren russ. Offensiven gerechnet werden.
    Ja, auf die EInschätzung können wir uns weitestgehend einigen.

    Ich würde aber gerade was die westliche Ausbildung etc. an geht nochmal einhaken: Material zu haben ist eine Sache, die Organisierung des Nachschubs eine andere. Von der Korruption im russischen Militär mal abgesehen, hat Kiew das modernere Nachschubsystem (das weitestgehend dem westlichen Vorbildern entspricht), so werden von den Ukrainern z.B. Gabelstapler zum Entladen verwendet, während bei den Russen noch alles von Hand entladen wird. Und Nachschub ist, laut führenden Militärexperten (das war auch schon die Meinung vor dem Krieg) der Schlüssel zum Erfolg in den Kriegen des 21. Jahrhunderts. Gerade in Anbetracht dessen, dass der Nachschub der Russen langsamer und unzuverlässiger an kommt (übermüdete Frontsoldaten laden z.B. auch langsamer aus als ein Gabelstaplerfahrer, selbst dann wenn beide gleich müde sind) und in Anbetracht dessen, dass die Russen ihre Offensiven nun fast ausschließlich auf den Donbass forciert haben, halte ich die Einschätzung, dass der Bestand Ende 2023 wirklch kritisch (die Betonung liegt auf wirklich, kritisch wird es ja jetzt schon langsam) wird, für durchaus realistisch.

    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    Für die Russen ist es mittlerweile eine Sunk Cost Fallacy.

    Sie haben bereits zu viel reingepumpt um jetzt halbherzig aufzuhören.
    Stimme zu. Mal ganz davon abgesehen, dass es kein realistisches Absprungsbrett für sie gibt. Die Ukrainer werden ihnen nämlich sicher nicht sämtliche Territorien , die gerade russisch-besetzt sind, überlassen und die Russen werden wohl derzeit keinem Frieden ohne territioriale Zugewinne zustimmen (das würde zu sehr an der inneren Stabilität und Legitimität der Regierung und politischen Gesellschaft kratzen).
    Alo ist offline Geändert von Alo (28.12.2022 um 10:20 Uhr)

  7. #67
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    Für die Russen ist es mittlerweile eine Sunk Cost Fallacy.

    Sie haben bereits zu viel reingepumpt um jetzt halbherzig aufzuhören.
    Ja, das sehe ich auch so. Dazu kommt, das Putin, Schoigu, Lawrow und Co durchaus beim Scheitern ihres Krieges schwere persönliche Konsequenzen befürchten müssen. Dabei wäre lebenslanges Exil oder Gefängnis wohl noch eine eher milde Strafe. Gut möglich das auch ihr Leben auf dem Spiel steht und sie daher wenig zu verlieren haben.

    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Ja, auf die EInschätzung können wir uns weitestgehend einigen.

    Ich würde aber gerade was die westliche Ausbildung etc. an geht nochmal einhaken: Material zu haben ist eine Sache, die Organisierung des Nachschubs eine andere. Von der Korruption im russischen Militär mal abgesehen, hat Kiew das modernere Nachschubsystem (das weitestgehend dem westlichen Vorbildern entspricht), so werden von den Ukrainern z.B. Gabelstapler zum Entladen verwendet, während bei den Russen noch alles von Hand entladen wird. Und Nachschub ist, laut führenden Militärexperten (das war auch shcon die Meinung vor dem Krieg) der Schlüssel zum Erfolg in den Kriegen des 21. Jahrhunderts. Gerade in Anbetracht dessen, dass der Nachschub der Russen langsamer und unzuverlässiger an kommt (übermüdete Frontsoldaten laden z.B. auch langsamer aus als ein Gabelstaplerfahrer, selbst dann wenn bei de gleich müde sind) und in Anbetracht dessen, dass die Russen ihre Offensiven nur fast ausschließlich auf den Donbass forciert haben, halte ich die Einschätzung, dass der Bestand Ende 2023 wirklch kritisch (die Betonung liegt auf wirklich, kritisch wird es ja jetzt schon langsam) wird für durchaus realistisch. ...
    Dazu kommt auf russ. Seite die totale Abhängigkeit von der Eisenbahn. Die ganze russ. Logistik ist auf die Eisenbahn zugeschnitten. Aber sie bräuchten jetzt eine riesige LkW-Flotte. Das versuchen sie zu kompensieren, indem sie zivile Fahrzeuge nutzen, mit eher geringem Erfolg. Die Umstellung der Logistik wäre selbst in Friedenszeiten ein Kraftakt, jetzt im Krieg ist es kaum machbar.

    Das alles, ebenso wie die Entscheidungsfalle in die sie getappt sind, gibt ihnen im Grunde ein Zeitfenster von 6 bis 12 Monaten um mittels einer erneuten Offensive den Krieg doch noch für sich zu entscheiden. Klar, die Erfolgsaussichten sind miserabel. Aber das wird sie meiner Meinung nach nicht davon abhalten.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
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  8. #68
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    Ich denke Russland ist momentan im Zustand von Deutschland im Sommer 1918 an der Westfront. Ja, man steht im Feindesland, aber es wird immer dunkler. Die russische Armee ist nichtmehr in der Lage eine Offensive zu starten. Die einzigen die momentan noch darüber verfügen sind die Wagnersöldner, die eventuell Bachmut einnehmen können. Wenn Bachmut fällt ist Putin erledigt. Prigoschin steht als der "Held" da. Er wird mit dem Westen ein Deal aushandeln. Der Westen akzeptiert ihn als Präsidenten und dafür gibt es Frieden. Kadyrow bekommt als Dank Tscheschenien wenn er hilft Restrussland zusammenzuhalten.
    Namenloser_held ist offline

  9. #69
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    Zitat Zitat von Namenloser_held Beitrag anzeigen
    Ich denke Russland ist momentan im Zustand von Deutschland im Sommer 1918 an der Westfront. Ja, man steht im Feindesland, aber es wird immer dunkler. Die russische Armee ist nichtmehr in der Lage eine Offensive zu starten. Die einzigen die momentan noch darüber verfügen sind die Wagnersöldner, die eventuell Bachmut einnehmen können.
    Auch hier würde ich weitestgehend zustimmen. Auch wenn die Lage für Russland bei weitem nicht so katastrophal ist wie für Deutschland 1918, man hat schließlich noch weit unter 1 Million Toten und keine Hungersnot, außerdem hat man noch Zugriff auf Nachschub und kämpft nur gegeneinziges Land und nicht gegen die ganze Welt. Vielleicht sollte man daher vielleicht eher 1915 als Beispiel nehmen. Wir dürfen nicht vergessen 1918 war Deutschland schon völlig am Ende während die USA gerade erst in den Krieg eingetreten war, zudem stand man noch unter einer Marieneblockade, ein Sieg gegen Frankreich war völlig surreal, aber noch unrealistischer war ein Sieg gegen Britannien, die USA und ihre ganzen Verbündeten (Japan etc.).

    Interessant ist auch, dass selbst die Wagnersöldner mittlerweile auf Waffen aus Nordkorea und dem Iran angewiesen sind. Das die russische Kriegsindustrie schon vor Ablauf eines Jahres in die Knie gehn würde, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.
    Alo ist offline Geändert von Alo (28.12.2022 um 11:35 Uhr)

  10. #70
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    Zitat Zitat von Namenloser_held Beitrag anzeigen
    Ich denke Russland ist momentan im Zustand von Deutschland im Sommer 1918 an der Westfront. Ja, man steht im Feindesland, aber es wird immer dunkler. Die russische Armee ist nichtmehr in der Lage eine Offensive zu starten. Die einzigen die momentan noch darüber verfügen sind die Wagnersöldner, die eventuell Bachmut einnehmen können. Wenn Bachmut fällt ist Putin erledigt. Prigoschin steht als der "Held" da. Er wird mit dem Westen ein Deal aushandeln. Der Westen akzeptiert ihn als Präsidenten und dafür gibt es Frieden. Kadyrow bekommt als Dank Tscheschenien wenn er hilft Restrussland zusammenzuhalten.
    Ganz so schlimm ist es für Russland nicht. Seine Marine und Luftwaffe sind weiterhin intakt, ebenso seine Atomstreitkraft. Das Heer wird gerade ruiniert, was schlimm genug ist, aber deswegen muss man keinen Putsch befürchten. Zudem denke ich nicht das Prigoschin irgendeinen wesentlichen Rückhalt bei den anderen Oligarchen und v.a. im Militär hat. Seine verbalen Ausfälle gegen "kriegsunwillige" Oligarchen sind nicht geeignet ihm Unterstützung zu sichern. Schoigu und Gerassimow sind auch nicht seine Freunde, bestensfalls Surowikin würde sich auf seine Seite schlagen. Aber Surowikin steht in der dritten Reihe nach Schoigu und Gerassimow.

    Außerdem hat der Westen keinen Grund sich auf irgendeinen Kuhhandel oder Deal einzulassen. Hier wird niemand mit Prigoschin oder Kadyrow verhandeln und ihnen somit Legitimität verleihen.

    Der wahrscheinlichste Kandidat als Putin-Nachfolger ist Nikolai Patruschew, einer der engsten Vertrauten Putins und auch ein Ex-KGB-Agent. Auch Dmitri Medwedew hat gute Chancen, obwohl er seit 2020 mehr oder weniger kaltgestellt ist oder bisher war. Erst kürzlich war Medwedew in China und traf sich mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Eigentlich völlig ungewöhnlich, da sich Staatspräsidenten normalerweise nicht mit stellvertretenden Funktionären der vierten Reihe treffen.

    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    ... Interessant ist auch, dass selbst die Wagnersöldner mittlerweile auf Waffen aus Nordkorea und dem Iran angewiesen sind. Das die russische Kriegsindustrie schon vor Ablauf eines Jahres in die Knie gehn würde, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.
    Leider bedeutet es auch, das Prigoschin inzwischen in der Lage ist solche Deals einzufädeln oder durchzusetzen. Und das ist dann eher besorgniserregend.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (28.12.2022 um 11:19 Uhr)

  11. #71
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Ganz so schlimm ist es für Russland nicht. Seine Marine und Luftwaffe sind weiterhin intakt, ebenso seine Atomstreitkraft. Das Heer wird gerade ruiniert, was schlimm genug ist, aber deswegen muss man keinen Putsch befürchten. Zudem denke ich nicht das Prigoschin irgendeinen wesentlichen Rückhalt bei den anderen Oligarchen und v.a. im Militär hat. Seine verbalen Ausfälle gegen "kriegsunwillige" Oligarchen sind nicht geeignet ihm Unterstützung zu sichern. Schoigu und Gerassimow sind auch nicht seine Freunde, bestensfalls Surowikin würde sich auf seine Seite schlagen. Aber Surowikin steht in der dritten Reihe nach Schoigu und Gerassimow.

    Außerdem hat der Westen keinen Grund sich auf irgendeinen Kuhhandel oder Deal einzulassen. Hier wird niemand mit Prigoschin oder Kadyrow verhandeln und ihnen somit Legitimität verleihen.

    Der wahrscheinlichste Kandidat als Putin-Nachfolger ist Nikolai Patruschew, einer der engsten Vertrauten Putins und auch ein Ex-KGB-Agent. Auch Dmitri Medwedew hat gute Chancen, obwohl er seit 2020 mehr oder weniger kaltgestellt ist oder bisher war. Erst kürzlich war Medwedew in China und traf sich mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Eigentlich völlig ungewöhnlich, da sich Staatspräsidenten normalerweise nicht mit stellvertretenden Funktionären der vierten Reihe treffen.
    Einspruch. Russlands Luftwaffe ist nicht in der Lage zumindest eingeschränkte Lufthoheit in der Ukraine zu erreichen. Die Admiral Kuznetsow fackelt mal wieder vor sich hin. Mag sein, dass Prigoschin das Militär nicht hinter sich hat, aber das hat keiner. Die Frage wird lauten wer kann Leute davon überzeugen, für die Ambitionen zu sterben und da sehe ich nur Prigoschin und Kadyrow. Es geht nicht darum ob der Westen Prigoschin und Kadyrow Legitimität gibt. Wenn Prigoschin/Kadyrow putschen und die Truppen abziehen wird der Westen dann an den Sanktionen festhalten, nur weil uns die Leute nicht passen?
    Namenloser_held ist offline

  12. #72
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    Zitat Zitat von Namenloser_held Beitrag anzeigen
    Einspruch. Russlands Luftwaffe ist nicht in der Lage zumindest eingeschränkte Lufthoheit in der Ukraine zu erreichen. Die Admiral Kuznetsow fackelt mal wieder vor sich hin. Mag sein, dass Prigoschin das Militär nicht hinter sich hat, aber das hat keiner. Die Frage wird lauten wer kann Leute davon überzeugen, für die Ambitionen zu sterben und da sehe ich nur Prigoschin und Kadyrow. Es geht nicht darum ob der Westen Prigoschin und Kadyrow Legitimität gibt. Wenn Prigoschin/Kadyrow putschen und die Truppen abziehen wird der Westen dann an den Sanktionen festhalten, nur weil uns die Leute nicht passen?
    Nur weil jemand putscht heißt es nicht, dass er auch erfolgreich ist. Im Gegenteil, die meisten Putschversuche, gerade in der Gegenwart (z.B. Bolivien, Türkei, Spanien, Peru), verlaufen erfolglos und werden im Keim erstickt.
    Und so würde ich das derzeit auch in Russland sehen. Putin ist immer noch ein wahrscheinlicherer Konsens als Piroschgin und Kaydrow. Zumal diese Kriegsbefürworter sind und das ein Putsch, von Leuten die mutmaßlich noch radikalere Ansichten haben, erfolgreich ist, ist noch unwahrscheinlicher als das überhaupt ein Putsch erfolgreich ist.
    EDIT: Außerdem halte ich Kaydrow, als bekennenden Muslim, für eine absolut unwahrscheinliche Führungsfigur auf gesamtrussischer Ebene.
    Alo ist offline Geändert von Alo (29.12.2022 um 11:12 Uhr)

  13. #73
    Knight Commander Avatar von Nasir
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    Ich denke es wird im Frühling/Sommer 2023 weitere Großoffensiven von russischer Seite aus geben. Derzeit reorganisiert man sich, trainiert Soldaten und man hält die Linie. Abgehsehen von den kleineren Wagner Offensiven in Bakhmut. Am Ende wie die Deutschen 1918 sehe ich die Russen noch lange nicht. Sicherlich nicht mehr so schlagkräftig wie noch vor dem Krieg, aber für die Ukraine immer noch sehr gefährlich. Die Russen haben viele Optionen offen für eine Großoffensive 2023. Donbass, Charkiw, Kiew, ich denke wenn die neu aufgestellten Offensivkräfte sich dann Mitte 2023 konzentriert in eine Richtung bewegen, während an anderen Teilen der Fronten routinemäßig kleinere Ablenkungsangriffe durchgeführt werden, wird es für die Ukraine nochmal gefährlich.

    Entscheidend ist ja auch für die Ukraine, welche Art von Hilfeleistungen sie noch 2023 von anderen Staaten erhalten werden. Persönlich denke ich, das der Zenit an Militärhilfe für die Ukraine schon überschritten ist. Ein weiterer Faktor wird auch sein, wie lange das Volk moralisch den zermürbenden Krieg noch ausstehen wird. Die Verluste auf ukrainischer Seite sind riesig und dürften die der russischen Seite schon um einiges übertroffen haben. Wenn die Ukrainer durchhalten, weitere Unterstützung erhalten und gut taktieren, könnten sie in Frühjahr/Sommer 2023 eine Großoffensive in Richtung Südukraine starten um diese in zwei Teile zu teilen. Wenn diese erfolgreich sein wird, sehe ich gute Karten für die Ukraine, aber eine leichte Aufgabe ist das nicht.

    Ich denke, das die Russen eine bessere Ausgangstellung für 2023 inne haben und der nächste Sommer enorm wichtig sein wird für den weiteren Kriegsverlauf. Ich kann mir nicht vorstellen, das die Russen bei einer erneuten strategischen Niederlage 2023 es noch einmal 2024 versuchen werden. 2024 stehen zudem auch Wahlen in Russland an.
    Nasir ist offline

  14. #74
    General Avatar von BreaZ
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    Zitat Zitat von Alo Beitrag anzeigen
    Interessant ist auch, dass selbst die Wagnersöldner mittlerweile auf Waffen aus Nordkorea und dem Iran angewiesen sind. Das die russische Kriegsindustrie schon vor Ablauf eines Jahres in die Knie gehn würde, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.
    Laut russischem Recht sind Söldner Illegal. Daher ist es eigentlich logisch, dass sie nicht von der russischen Armee mitversorgt werden und sich ihr Material anders beschaffen.
    Zurzeit wird aber wohl schweres Kriegsgerät von der Armee zu den Söldnern transferiert. Was man auch interessant deuten kann.

    Zitat Zitat von Namenloser_held Beitrag anzeigen
    Einspruch. Russlands Luftwaffe ist nicht in der Lage zumindest eingeschränkte Lufthoheit in der Ukraine zu erreichen. Die Admiral Kuznetsow fackelt mal wieder vor sich hin.
    Das liegt in derster Linie daran, dass sie es weder versuchen, noch dafür ausgebildet sind. Ihre Doktrinen sehen eine erreichung der Luftherschafft nicht vor.
    Das Schiff ist ziemlich uninteressant für den Krieg.
    Das grösste Hindernis des Lebens ist die Erwartung, die sich auf den naechsten Tag richtet.
    Du verlierst dadurch das Heute.
    BreaZ ist offline

  15. #75
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von Namenloser_held Beitrag anzeigen
    Einspruch. Russlands Luftwaffe ist nicht in der Lage zumindest eingeschränkte Lufthoheit in der Ukraine zu erreichen. Die Admiral Kuznetsow fackelt mal wieder vor sich hin. Mag sein, dass Prigoschin das Militär nicht hinter sich hat, aber das hat keiner. Die Frage wird lauten wer kann Leute davon überzeugen, für die Ambitionen zu sterben und da sehe ich nur Prigoschin und Kadyrow. Es geht nicht darum ob der Westen Prigoschin und Kadyrow Legitimität gibt. Wenn Prigoschin/Kadyrow putschen und die Truppen abziehen wird der Westen dann an den Sanktionen festhalten, nur weil uns die Leute nicht passen?
    Die Einsatzdoktrin der russ. Luftwaffe sieht gar nicht vor die Lufthoheit über irgendeinem Gebiet zu erringen. Die russ. Luftwaffe soll frontnahe Unterstützung geben und im eigenen Hinterland die Lufthoheit der Feinde ver- oder behindern. Da die Ukrainer gar keine Luftkampagnen gegen russ. Gebiete durchführen, hat die russ. Luftwaffe nicht so wahnsinnig viel zu tun. An der Front sind Flugzeuge und Hubschrauber natürlich aktiv. Man darf nicht vergessen das die russ. Luftwaffe (bzw. damals sie sowjet. Luftwaffe) dazu aufgebaut wurde die Nato zu bekämpfen. Die Lufthoheit über Westeuropa zu erringen war immer illusiorisch und daher haben die Russen das auch nie ernsthaft geplant.

    Die Truppen von Prigoschin und Kadyrow agieren nicht autark. Wenn sie heute putschen haben sie morgen keine Logistik, keine Trainingsplatze, keine Kasernen, keinen Waffennachschub, usw, mehr. Und natürlich haben Putin, Schoigu und Gerassimow die Kontrolle über das Militär. Auch Patruschew hat das wahrscheinlich bzw. könnte es schnell erringen. Selbst Medwedew ist da näher dran als Prigoschin. Und Kadyrow ist einfach nur ein Außenseiter.

    Zitat Zitat von Tao BaiBai Beitrag anzeigen
    ... Entscheidend ist ja auch für die Ukraine, welche Art von Hilfeleistungen sie noch 2023 von anderen Staaten erhalten werden. Persönlich denke ich, das der Zenit an Militärhilfe für die Ukraine schon überschritten ist. Ein weiterer Faktor wird auch sein, wie lange das Volk moralisch den zermürbenden Krieg noch ausstehen wird. Die Verluste auf ukrainischer Seite sind riesig und dürften die der russischen Seite schon um einiges übertroffen haben. Wenn die Ukrainer durchhalten, weitere Unterstützung erhalten und gut taktieren, könnten sie in Frühjahr/Sommer 2023 eine Großoffensive in Richtung Südukraine starten um diese in zwei Teile zu teilen. Wenn diese erfolgreich sein wird, sehe ich gute Karten für die Ukraine, aber eine leichte Aufgabe ist das nicht. ...
    Das glaube ich nicht. Bei den Verlusten beim Material liegt Russland weit vorn. Russland hat bisher rund 8.500 Stück Großgerät verloren, die Ukraine nur rund 2.600 Stück Großgerät. Bei den Mannschaftsverlusten dürfte es ähnlich sein, auch wenn da konkrete Zahlen fehlen. Das die Russen jedoch weniger Verluste hatten als die Ukrainer sagt keine seriöse Quelle. Eher andersherum, nämlich das die Russen drei bis fünfmal so hohe Mannschaftsverluste haben wie die Ukraine.

    Auch bei der Unterstützung durch den Westen geht nichts zurück. Die USA haben wieder Hilfe in Höhe von rund 45 Mrd. Dollar beschlossen für 2023. Marokko schickt 120 T-72, die in Tschechien kampfwertgesteigert werden. Und die USA schickt Patriots. Zudem wollen die USA die GLSDB für die Himars nächstes Jahr senden. Auch Deutschland, Frankreich, England, usw, schicken weiter Waffen und Geld. Die G7-Staaten geben 32 Mrd. Dollar, usw, usf. Mir fällt ehrlich gesagt auch kein rationaler Grund ein diese Hilfe einzustellen oder zurückzufahren. Die westlichen Länder haben sich in diesem Konflikt festgelegt und ihre Seite gewählt. Zudem gibt es im Westen mehr als genug Produktionskapazität. Wieso sollte man da jetzt zurückrudern? Das würde doch gar keinen Sinn ergeben.

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    https://www.rnd.de/politik/ukraine-k...BIJRVUJJM.html
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    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (28.12.2022 um 22:03 Uhr)

  16. #76
    Knight Commander Avatar von Nasir
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Das glaube ich nicht. Bei den Verlusten beim Material liegt Russland weit vorn. Russland hat bisher rund 8.500 Stück Großgerät verloren, die Ukraine nur rund 2.600 Stück Großgerät. Bei den Mannschaftsverlusten dürfte es ähnlich sein, auch wenn da konkrete Zahlen fehlen. Das die Russen jedoch weniger Verluste hatten als die Ukrainer sagt keine seriöse Quelle. Eher andersherum, nämlich das die Russen drei bis fünfmal so hohe Mannschaftsverluste haben wie die Ukraine.
    Mir geht es nicht um Material, sondern um das "Personal". Die Ukrainer befinden sich seit Mitte dieses Jahres in der Offensive, und von dem was man so hört von den Ukrainern an der Front, welche sich auf Twitter oder Telegram äußern, zahlen die Ukrainer auch einen hohen Blutzoll. Das wird hier nur nicht so vermittelt weil A) für die Ukraine die Zahlen einfach fehlen und B) man hierzulande natürlich auch daran interessiert ist, das Bild des Russen möglichst miserabel dastehen zu lassen. Dabei kann sich jeder selbst fragen wie viel Sinn es macht, das die Russen, welche sich seit Sommer in der Defensive befinden, immer noch viel höhere Verluste vorweisen sollen. Ich denke das bei unserer Berichterstattung für die Zahlen der Russen gerne übertrieben wird. Gleichzeitig wird das Bild der erfolgreichen Ukraine hochgehalten. Selbst die US-Amerikaner sprechen nun auch von über 100.000 auch auf ukrainischer Seite (Verwundete fallen unter dem engl. Begriff casualties), und das macht für mich auch Sinn. Generell tendiere ich bei Zahlen zu ukrainischen Verlusten lieber zu westlichen Quellen, während ich bei den Zahlen zu den russischen Verlusten schon vorsichtiger bin.

    Was die Zahlen der Russen angeht, finde ich da Mediazona noch am glaubwürdigsten -> https://en.zona.media/article/2022/05/20/casualties_eng, dies ist eine unabhängige Organisation in Russland welche die Opfer auf russischer Seite ermittelt und bestätigt in Herkunft sowie ungefähren Todeszeitpunkt und auch mit der BBC zusammen arbeitet. Was der Kreml selbst sagt ist natürlich auch Unfug.

    Und die kommen aktuell auf 10,229 gefallene Russische Militärangehörige. Die Dunkelziffer mag vielleicht noch etwas höher sein. Wagner und Separatisten zählen hier nicht dazu. Von dem was ich gelesen haben würde die im groben auch noch mal etwa um die 6000 Gefallene ausmachen +-.

    [Bild: verluste.JPG]

    Wenn man den dazugehörigen Zeitstrahl der täglichen Todesfälle betrachtet macht das auch vollkommen Sinn, da die Russen anfangs in der Offensive waren und sich nun seit längeren in der Defensive befinden. Die bestätigten Gefallenen sind seit längeren ziemlich niedrig im Vergleich zu Beginn des Krieges. Was die Statistiken von Mediazona im übrigen auch bestätigen ist die Annahme, das die meisten russischen Gefallene aus dem Osten des Landes kommen.

    Mit den Verwundeten halte ich 65.000 - 75.000 Verluste auf russischer Seite für realistischer. Ob die Ukrainer die 100.000 übertreffen, keine Ahnung, ich denke aber das die Ukraine mittlerweile die Russen übertroffen haben. Die ganzen Offensiven in Kherson z.B waren für die Ukraine über mehrere Monate hinweg sehr blutig. Macht ja auch Sinn bei den täglichen Artilleriebeschuss welche die Ukrainer während einer Offensive ungeschützt erstmal passieren müssen. Das ist enorm was Russland da täglich an Munition verschießt, kann mir niemand erzählen das die Ukrainer, welche sich nun seit längeren in der Offensive befinden, immer noch weitaus weniger Verluste hinnehmen müssen weil die Russen natürlich einfach vollkommen unterlegene schlechte Soldaten sind, wie es hier gerne in der Medienlandschaft oft vermittelt wird.


    Auch bei der Unterstützung durch den Westen geht nichts zurück. Die USA haben wieder Hilfe in Höhe von rund 45 Mrd. Dollar beschlossen für 2023. Marokko schickt 120 T-72, die in Tschechien kampfwertgesteigert werden. Und die USA schickt Patriots. Zudem wollen die USA die GLSDB für die Himars nächstes Jahr senden. Auch Deutschland, Frankreich, England, usw, schicken weiter Waffen und Geld. Die G7-Staaten geben 32 Mrd. Dollar, usw, usf. Mir fällt ehrlich gesagt auch kein rationaler Grund ein diese Hilfe einzustellen oder zurückzufahren. Die westlichen Länder haben sich in diesem Konflikt festgelegt und ihre Seite gewählt. Zudem gibt es im Westen mehr als genug Produktionskapazität. Wieso sollte man da jetzt zurückrudern? Das würde doch gar keinen Sinn ergeben.
    Es wird schlicht zu teuer, der Stock geht zurück, nachproduzieren dauert, der innenpolitische Wiederstand wächst. Die US-Hegemonie wird ja vielerorts auf dem Globus herausgefordert, und die Angst in den Köpfen der US-Strategen vor einen baldigen Angriff Chinas auf Taiwan wächst. Da fragt man sich jetzt schon, wie man Taiwan hypothetisch jetzt noch helfen möchte. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Hilfen für die Ukraine entwickeln werden, vielleicht liege ich auch mit meiner Vermutung falsch. Aber ich bleibe dabei, das ich denke, das die Hilfen im Verlauf nächsten Jahres für die Ukraine weniger werden.
    Nasir ist offline Geändert von Nasir (28.12.2022 um 23:23 Uhr)

  17. #77
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von Tao BaiBai Beitrag anzeigen
    Mir geht es nicht um Material, sondern um das "Personal". ...
    Auch da wird es nicht viel anders aussehen. Mediazona listet lediglich die identifizierten und verifizierten Gefallenen auf. Das die tatsächliche Zahl viel höher ist, sagen sie selbst. Zudem hat die USA schon anfang August die Zahl der russ. Gefallenen auf 20.000 geschätzt und das war vor den schweren Niederlagen bei Kherson, Isjum, Kupyansk und Lyman. Es war auch vor der russ. Donbass-Offensive, die ja seit Anfang August läuft. Du hast natürlich recht, das die Ukrainer bei ihren Offensiven sicherlich auch hohe Verluste haben.

    Aber die Russen rennen seit Anfang August auf einer Frontbreite von fast 180 Kilometern jeden Tag gegen die ukr. Verteidigungsstellungen an. Entsprechend hohe Verluste werden sie auch haben. Die Ukrainer greifen im nördlichen Luhansk natürlich auch noch an, aber nicht so sehr auf breiter Front. Ansonsten haben die Ukrainer zwar Offensiven durchgeführt, aber lokal und zeitlich begrenzt, was ihre Verluste auch begrenzt haben dürfte. Ein frontales Anrennen wie das der Russen im Donbass gibt es bei ihnen nicht. Auch das ewig lange Standhalten der Russen im Kherson-Brückenkopf westlich des Dnipro, immer schön unter ukr. Artilleriefeuer von drei Seiten, war sicherlich kontraproduktiv (gerade zw. August und Oktober).

    Ich würde mich nicht wundern, wenn die Russen inzwischen über 30.000 bis 50.000 Gefallene zu verzeichnen haben. Bei den Ukrainern würde ich von einem Drittel bis die Hälfte dieser Zahl ausgehen.

    Zitat Zitat von Tao BaiBai Beitrag anzeigen
    ... Das ist enorm was Russland da täglich an Munition verschießt, kann mir niemand erzählen das die Ukrainer, welche sich nun seit längeren in der Offensive befinden, immer noch weitaus weniger Verluste hinnehmen müssen weil die Russen natürlich einfach vollkommen unterlegene schlechte Soldaten sind, wie es hier gerne in der Medienlandschaft oft vermittelt wird. ...
    Da muss man auf keine Medien hören: Das die von den Russen eingesetzten Artilleriesysteme eine viel geringere Trefferquote erreichen ist ja klar. Das streiten die nicht mal selber ab, wäre angesichts der vorliegenden Daten auch Quatsch. Zudem improvisierenn die Russen viel, siehe Bodeneinsatz von S-300. Viele Raketenwerfer und Rohrartillerie ist ja gerade auf solchen Massenbeschuss mit weiter Streuung ausgelegt. Gegen ungeschützte Gegner sicherlich leidlich effektiv, aber gegen die verschanzten Ukrainer im Donbass wird das nicht viel helfen. Also ja, die Russen schießen sehr viel, aber das müssen sie auch, wenn sie überhaupt irgendetwas treffen wollen.

    Wie bei ihrer Luftwaffe fällt ihnen die alte sowjet.-russ Einsatzdoktrin auf den Kopf. Befehlstaktik, Massenbeschuss mit Rohrartillerie und Frontalangriffe der Infanterie sind milit. Mittel aus dem WW1 oder WW2. Das hat im 21. Jahrhundert nichts mehr verloren. Die Ukrainer nutzten die Auftragstaktik und Präzisionsartillerie sowie massenweise Aufklärungsdrohnen. Ihr Artilleriefeuer sollte daher wesentlich genauer und treffsicherer sein.

    Zitat Zitat von Tao BaiBai Beitrag anzeigen
    ... Es wird schlicht zu teuer, der Stock geht zurück, nachproduzieren dauert, der innenpolitische Wiederstand wächst. Die US-Hegemonie wird ja vielerorts auf dem Globus herausgefordert, und die Angst in den Köpfen der US-Strategen vor einen baldigen Angriff Chinas auf Taiwan wächst. Da fragt man sich jetzt schon, wie man Taiwan hypothetisch jetzt noch helfen möchte. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Hilfen für die Ukraine entwickeln werden, vielleicht liege ich auch mit meiner Vermutung falsch. Aber ich bleibe dabei, das ich denke, das die Hilfen im Verlauf nächsten Jahres für die Ukraine weniger werden.
    Viel innenpolitischen Widerstand sehe ich weder in der USA noch hier in Deutschland oder anderswo. Die Angst bzw. Sorge vor einer chin. Invasion Taiwans sollte auch überschaubar sein. China muss erstmal die Schwächen seines Militärs, da ja dem russ. Militär sehr ähnlich ist, ausbügeln. Zudem haben die Chinesen auch keinen Grund den Russen aus der Patsche zu helfen. Das sind keine Verbündeten. Sie haben manchmal ähnliche Interessen, aber das war es auch schon. Bei den finanziellen Hilfe durch den Westen kann es sicherlich noch einen Einbruch geben, aber aktuell absehbar ist der nicht. Die USA geben 45 Mrd., die G7-Staaten 32 Mrd. Und die anderen Natoländer auch noch eine Menge. Das allein sollte für 2023 reichen. Und da sind neue Geberländer wie Marokko noch gar nicht eingerechnet. Und auch bei den Waffen ist noch viel Luft nach oben, siehe Leo-2 und Abrams Kampfpanzer oder ATACMS für Himars und Mars-II.

    Zudem geht es hier auch um grundsätzliche Fragen. Der Westen hat hier eine billige und bequeme Möglichkeit Russland als Bedrohung für die Nato auf lange Zeit auszuschalten. Natürlich werden sie bzw. wir diese Möglichkeit wahrnehmen. Alles andere wäre völlig ungewöhnlich und ist historisch betrachtet auch nur sehr selten vorgekommen. Und Russland ist ja wirklich eine Gefahr für uns. Also wird die Nato diese Gefahr neutralisieren sobald und so schnell sie es vermag.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (29.12.2022 um 10:07 Uhr)

  18. #78
    Keynesianer Avatar von Bloodflowers
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    Dänemark liefert französische Caesar-Artillerie, Schweden will das Archer-System an die Ukraine geben (zumindest laut schwed. Verteidigungsminister das modernste der Welt) sowie 50 schwedische Schützenpanzer dazu (für Schweden war es eine ähnliche Zäsur wie für Deutschland, Waffen an die Ukraine zu liefern). Man darf gespannt sein, was morgen in Ramstein verkündet wird. Zumindest scheint die Unterstützung der Ukraine nicht abzureißen. Ist halt die Frage wann man das irgendwann im Kreml versteht, dass es in der Ukraine nichts mehr zu "gewinnen" gibt.
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  19. #79
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    Derweil geht das neutrale Südafrika Richtung Russland und China.
    https://www.zeit.de/politik/ausland/...-newsblog-live
    "Wie viele andere afrikanische Staaten vertritt auch Südafrika offiziell eine neutrale Position zum Ukraine-Krieg – und wird dafür regelmäßig kritisiert. Jetzt hat das Militär des Landes gemeinsame Militärübungen mit der russischen und chinesischen Marine angekündigt. Die "Operation Mosi" werde vom 17. bis 27. Februar vor der Küste der Hafenstadt Durban stattfinden – und die "bereits blühende Beziehung zwischen Südafrika, Russland und China stärken", teilte das Militär mit."
    Stiller Leser ist offline

  20. #80
    I'm an Ass Man! Avatar von Leichenteich
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    Zitat Zitat von Bloodflowers Beitrag anzeigen
    Dänemark liefert französische Caesar-Artillerie, Schweden will das Archer-System an die Ukraine geben (zumindest laut schwed. Verteidigungsminister das modernste der Welt) sowie 50 schwedische Schützenpanzer dazu (für Schweden war es eine ähnliche Zäsur wie für Deutschland, Waffen an die Ukraine zu liefern). Man darf gespannt sein, was morgen in Ramstein verkündet wird. Zumindest scheint die Unterstützung der Ukraine nicht abzureißen. Ist halt die Frage wann man das irgendwann im Kreml versteht, dass es in der Ukraine nichts mehr zu "gewinnen" gibt.
    Ich glaube nicht, dass sie das verstehen. Bzw haben sie das wahrscheinlich schon verstanden, aber fürchten eine Katastrophe für sie, wenn sie jetzt einfach "upsidupsi" sagen und sich zurück ziehen

    Zitat Zitat von Stiller Leser Beitrag anzeigen
    Derweil geht das neutrale Südafrika Richtung Russland und China.
    https://www.zeit.de/politik/ausland/...-newsblog-live
    "Wie viele andere afrikanische Staaten vertritt auch Südafrika offiziell eine neutrale Position zum Ukraine-Krieg – und wird dafür regelmäßig kritisiert. Jetzt hat das Militär des Landes gemeinsame Militärübungen mit der russischen und chinesischen Marine angekündigt. Die "Operation Mosi" werde vom 17. bis 27. Februar vor der Küste der Hafenstadt Durban stattfinden – und die "bereits blühende Beziehung zwischen Südafrika, Russland und China stärken", teilte das Militär mit."
    Und Serbien und Iran gehen ein Schritt weg. Gestern sollen sie geäußert haben, dass die Krim zur Ukraine gehört
    Leichenteich ist offline

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