Zitat von
Alexander-JJ
Das glaube ich nicht. Bei den Verlusten beim Material liegt Russland weit vorn. Russland hat bisher rund 8.500 Stück Großgerät verloren, die Ukraine nur rund 2.600 Stück Großgerät. Bei den Mannschaftsverlusten dürfte es ähnlich sein, auch wenn da konkrete Zahlen fehlen. Das die Russen jedoch weniger Verluste hatten als die Ukrainer sagt keine seriöse Quelle. Eher andersherum, nämlich das die Russen drei bis fünfmal so hohe Mannschaftsverluste haben wie die Ukraine.
Mir geht es nicht um Material, sondern um das "Personal". Die Ukrainer befinden sich seit Mitte dieses Jahres in der Offensive, und von dem was man so hört von den Ukrainern an der Front, welche sich auf Twitter oder Telegram äußern, zahlen die Ukrainer auch einen hohen Blutzoll. Das wird hier nur nicht so vermittelt weil A) für die Ukraine die Zahlen einfach fehlen und B) man hierzulande natürlich auch daran interessiert ist, das Bild des Russen möglichst miserabel dastehen zu lassen. Dabei kann sich jeder selbst fragen wie viel Sinn es macht, das die Russen, welche sich seit Sommer in der Defensive befinden, immer noch viel höhere Verluste vorweisen sollen. Ich denke das bei unserer Berichterstattung für die Zahlen der Russen gerne übertrieben wird. Gleichzeitig wird das Bild der erfolgreichen Ukraine hochgehalten. Selbst die US-Amerikaner sprechen nun auch von über 100.000 auch auf ukrainischer Seite (Verwundete fallen unter dem engl. Begriff casualties), und das macht für mich auch Sinn. Generell tendiere ich bei Zahlen zu ukrainischen Verlusten lieber zu westlichen Quellen, während ich bei den Zahlen zu den russischen Verlusten schon vorsichtiger bin.
Was die Zahlen der Russen angeht, finde ich da Mediazona noch am glaubwürdigsten -> https://en.zona.media/article/2022/05/20/casualties_eng, dies ist eine unabhängige Organisation in Russland welche die Opfer auf russischer Seite ermittelt und bestätigt in Herkunft sowie ungefähren Todeszeitpunkt und auch mit der BBC zusammen arbeitet. Was der Kreml selbst sagt ist natürlich auch Unfug.
Und die kommen aktuell auf 10,229 gefallene Russische Militärangehörige. Die Dunkelziffer mag vielleicht noch etwas höher sein. Wagner und Separatisten zählen hier nicht dazu. Von dem was ich gelesen haben würde die im groben auch noch mal etwa um die 6000 Gefallene ausmachen +-.
[Bild: verluste.JPG]
Wenn man den dazugehörigen Zeitstrahl der täglichen Todesfälle betrachtet macht das auch vollkommen Sinn, da die Russen anfangs in der Offensive waren und sich nun seit längeren in der Defensive befinden. Die bestätigten Gefallenen sind seit längeren ziemlich niedrig im Vergleich zu Beginn des Krieges. Was die Statistiken von Mediazona im übrigen auch bestätigen ist die Annahme, das die meisten russischen Gefallene aus dem Osten des Landes kommen.
Mit den Verwundeten halte ich 65.000 - 75.000 Verluste auf russischer Seite für realistischer. Ob die Ukrainer die 100.000 übertreffen, keine Ahnung, ich denke aber das die Ukraine mittlerweile die Russen übertroffen haben. Die ganzen Offensiven in Kherson z.B waren für die Ukraine über mehrere Monate hinweg sehr blutig. Macht ja auch Sinn bei den täglichen Artilleriebeschuss welche die Ukrainer während einer Offensive ungeschützt erstmal passieren müssen. Das ist enorm was Russland da täglich an Munition verschießt, kann mir niemand erzählen das die Ukrainer, welche sich nun seit längeren in der Offensive befinden, immer noch weitaus weniger Verluste hinnehmen müssen weil die Russen natürlich einfach vollkommen unterlegene schlechte Soldaten sind, wie es hier gerne in der Medienlandschaft oft vermittelt wird.
Auch bei der Unterstützung durch den Westen geht nichts zurück. Die USA haben wieder Hilfe in Höhe von rund 45 Mrd. Dollar beschlossen für 2023. Marokko schickt 120 T-72, die in Tschechien kampfwertgesteigert werden. Und die USA schickt Patriots. Zudem wollen die USA die GLSDB für die Himars nächstes Jahr senden. Auch Deutschland, Frankreich, England, usw, schicken weiter Waffen und Geld. Die G7-Staaten geben 32 Mrd. Dollar, usw, usf. Mir fällt ehrlich gesagt auch kein rationaler Grund ein diese Hilfe einzustellen oder zurückzufahren. Die westlichen Länder haben sich in diesem Konflikt festgelegt und ihre Seite gewählt. Zudem gibt es im Westen mehr als genug Produktionskapazität. Wieso sollte man da jetzt zurückrudern? Das würde doch gar keinen Sinn ergeben.
Es wird schlicht zu teuer, der Stock geht zurück, nachproduzieren dauert, der innenpolitische Wiederstand wächst. Die US-Hegemonie wird ja vielerorts auf dem Globus herausgefordert, und die Angst in den Köpfen der US-Strategen vor einen baldigen Angriff Chinas auf Taiwan wächst. Da fragt man sich jetzt schon, wie man Taiwan hypothetisch jetzt noch helfen möchte. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Hilfen für die Ukraine entwickeln werden, vielleicht liege ich auch mit meiner Vermutung falsch. Aber ich bleibe dabei, das ich denke, das die Hilfen im Verlauf nächsten Jahres für die Ukraine weniger werden.