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Angriff auf die Ukraine #10

  1. #21
    I'm an Ass Man! Avatar von Leichenteich
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    Zitat Zitat von Peregrine Beitrag anzeigen
    Na, den Versuch hätte ich gern gesehen, immerhin ist Japan in Sachen Waffentechnik deutlich besser aufgestellt als die Ukraine, ausserdem ist Japan deutlich schwieriger zu erreichen.
    Aber ähnlich wie Deutschland seit dem 2. Weltkrieg ein pazifistischer Staat. Ich hätte nicht gerne Deutschland gegen Russland (ohne Nato) gesehen. Denn bessere Waffen haben wir auch. Eine Chance hätten wir deswegen trotzdem nicht.
    Leichenteich ist offline

  2. #22
    Schwertmeister Avatar von Peregrine
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    Zitat Zitat von Leichenteich Beitrag anzeigen
    Aber ähnlich wie Deutschland seit dem 2. Weltkrieg ein pazifistischer Staat. Ich hätte nicht gerne Deutschland gegen Russland (ohne Nato) gesehen. Denn bessere Waffen haben wir auch. Eine Chance hätten wir deswegen trotzdem nicht.
    Die Japaner mögen in den letzten knapp 80 Jahren militärisch zwar recht zurückhaltend aufgetreten sein, aber laut Wikipedia hat Japan das fünfthöchste Militärbudget der Welt und die Armee gilt auch als die fünftstärkste der Welt, dazu kommt das Japan eng mit den USA verbündet ist, ich denke die hätten Russland ganz gewaltig heim geleuchtet wenn Russland da irgendwelchen Mist versucht hätte.
    Ich vertraue ganz auf meine Sinne: Wahnsinn, Irrsinn, Blödsinn, Unsinn!
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  3. #23
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Die ukrainischen Soldaten bestmöglich zu schützen, muss bei einer solchen Verschleißstrategie (wenn es denn eine ist, also die Zurückhaltung nicht auf Nachlässigkeit beruht) Priorität haben. Der Russe fährt auch eine Verschleißstrategie, da er den Westen im Soldaten- und Materialmangel wähnt. Damit liegt er, so lahmarschig, wie der Westen sich gibt, sogar teilweise richtig. ...
    Der Munitionsbedarf ist meiner Meinung nach schon ein Problem. Die westeuropäischen Staaten haben einfach nicht genug Munition. Die USA haben wahrscheinlich genug, aber machen sie sich blank um die Ukraine zu beliefern? Das wäre dann eine politische Entscheidung. Und natürlich die Frage ob und wie schnell wie Wirtschaft genug Munition nachproduzieren kann. Ersatzteile sind das nächste Problem. Auch hier sieht es auf westlicher Seite nicht gerade rosig aus. Eine PzH2000 ist eine tolle Waffe, aber ohne Muni und Ersatzteile ist das nur ein 50t-Metallhaufen.

    Aber ich denke die Russen setzen nicht deswegen auf Artillerie. Meiner Meinung nach haben sie schlicht keine anderen Alternativen mehr. Im Mai und Juni hat ihre Arti-Strategie im Donbas ja auch relativ gut funktioniert. Jetzt nicht mehr, da HIMARS und MARS-II ihnen die Depots kaputtschießen.

    Die Russen haben den Vorteil, wenn man das so nennen will, das sie im Iran und in Nordkorea massiv Munition und Raketen einkaufen können. Natürlich nur altes Zeug, aber immerhin dürften da mehrere Millionen Granaten lagern, tausende Drohnen, usw. Der Nachteil ist, das sie dafür nicht nur Geld bezahlen müssen. Sie müssen beiden Ländern sicherlich sehr viel bieten, ein Vielfaches des tatsächlichen Gegenwerts der Muniton.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Es ist aber nicht zu bezweifeln, dass der Westen viel mehr tauglichen Maschinenbau für die Produktion von Rüstungsgütern ertüchtigen könnte, wenn er denn wollte. Wenn Russland den Westen angreifen würde, dann würde das binnen weniger Wochen geschehen, und die russische Armee hätte nichts zu lachen. Gerade Deutschland produziert so viele verzichtbare Güter für den Export, von denen vor allem die Reichen reicher werden und keiner was zu kauen hat. Da könnten sehr schnell Kapazitäten freiwerden. Man müsste sich dann nebenher mehr für die Versorgung der eigenen Bevölkerung einsetzen, wie es vor 40 Jahren noch normal war. Durch die hohe Produktivität gegenüber damals wäre das kein Problem. Bis wir so weit sind, müssten uns jedoch die Polen mitbeschützen. Wenn der Russe Polen angreift, dann käme das bei uns schon ins Rollen. Trotzdem behagt mir der Mangel an Reserven gar nicht. ...
    Auch die Polen haben keine riesigen Munitionslager. Fehlende Munition ist das Hauptproblem. Wenn die Polen angreifen würden, dann wären sie munitionstechnisch auch nach wenigen Tagen blank (Deutschland wahrscheinlich schon nach 12 Stunden). Schwere Material wie z.B. Panzer müssen aber erstmal gebaut werden. Das dauert, die Ausbildung der Besatzungen dann nochmal. Die Einsparungen der letzten 30 Jahre rächen sich jetzt.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Eines Tages wird "uns" die Ukraine dafür anklagen, was "wir" (Scholzomat) zugelassen haben. ...
    Na ja, wir sind der Ukraine nichts schuldig. Aber es wäre extrem dumm, den Untergang der Ukraine zuzulassen. Und es war extrem dumm, es überhaupt erst soweit kommen zu lassen. Aber das ist die Hauptschuld der Regierungen Merkel. Die hatten 16 Jahre Zeit und haben nix getan.
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    Alexander-JJ ist offline

  4. #24
    Legende Avatar von jabu
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Der Munitionsbedarf ist meiner Meinung nach schon ein Problem. Die westeuropäischen Staaten haben einfach nicht genug Munition.
    Jaja, das bestreite ich gar nicht, bin diesbezüglich ganz deiner Meinung.

    Aber wir könnten produzieren, was der Teufel verschießen kann, wenn der Scholzomat aus dem Quark käme.

    Kaum ein anderes Land hat die industriellen Produktionskapazitäten, das Fachpersonal und die gewachsenen Industriestrukturen gleichzeitig dazu, die Deutschland hat. Deutschland ist Automatisierungstechnikweltmeister. Und wir haben Millionen Arbeitslose, darunter auch viele Ukrainer, die in der Produktion von Munition sicher hochmotiviert wären, wenn man sie denn dort einsetzen würde.

    Doch der Scholzomat hat die Gespräche mit der Industrie erst vor wenigen Tagen geführt (Edit: wohl doch bloß angeleiert) und das erst mal ganz zaghaft (Edit: Heute, am Montag, will er sie führen, würde mich wundern, wenn da viel bei rumkäme). Der richtige Zeitpunkt wäre aber spätestens der Beginn des Krieges gewesen und dann nochmal ganz konkret ab Beschließung des Sondervermögens.

    Die Produktion hätte schon seit mehreren Wochen auf vollen Touren laufen können. Nun wird es wieder einige Monate dauern, bis die Politik aus den Puschen kommt (konkret wird) und dann nochmal einige, bis die Industrie so weit ist. Das ist unterlassene Hilfeleistung und Fehlallokation von Ressourcen, also auch ein Vermögensschaden, den das deutsche Volk zu tragen hat. Wenn der Krieg vorbei ist, dann werden wir auf reichlich nutzlosem Kram sitzen, und als wir ihn brauchten, fehlte er. Die Kapazitäten der Industrie werden zu spät umgewidmet.

    Durch die mangelnde Abschreckung sterben mit weniger Munition vermutlich nicht weniger Menschen. Der Russe verheizt seine ja, weil er sich Hoffnungen macht, dass der Ukraine der Nachschub ausgeht. Das wird er mittel- bis langfristig vermutlich nicht, aber die derzeitige Delle nutzt Putin schon mal aus. Zu dieser Delle hätte es nicht kommen müssen, wenn der Scholzomat die nötigen Prozesse rechtzeitig eingeleitet hätte. Nun will er immer noch lange darüber nachdenken, bis er der Industrie etwas Konkretes sagt. Mit der Einstellung wird das nichts. Die hat schon zu viele Tote und Verletzte auf ukrainischer Seite und zu viel zerstörte Infrastruktur etc. dort zugelassen.

    Möge man dem Scholz doch einen guten Kaffee reichen, damit er ein wenig lebendiger wird! Vielleicht liegt es bloß daran, ist ja auch nicht mehr der Jüngste.

    Die USA haben wahrscheinlich genug, aber machen sie sich blank um die Ukraine zu beliefern? Das wäre dann eine politische Entscheidung.
    Die USA hat zu viele Baustellen gleichzeitig in der Welt.

    Und natürlich die Frage ob und wie schnell wie Wirtschaft genug Munition nachproduzieren kann. Ersatzteile sind das nächste Problem. Auch hier sieht es auf westlicher Seite nicht gerade rosig aus. Eine PzH2000 ist eine tolle Waffe, aber ohne Muni und Ersatzteile ist das nur ein 50t-Metallhaufen.
    Deutschland könnte es problemlos, da viele Maschinenbauprodukte derzeit eh kaum Absatz finden. Die Umwidmung müsste bloß von der Regierung initiiert werden.

    Aber ich denke die Russen setzen nicht deswegen auf Artillerie. Meiner Meinung nach haben sie schlicht keine anderen Alternativen mehr. Im Mai und Juni hat ihre Arti-Strategie im Donbas ja auch relativ gut funktioniert. Jetzt nicht mehr, da HIMARS und MARS-II ihnen die Depots kaputtschießen.
    Das war mal so, doch schon seit vielen Wochen ist zu beobachten, dass die Ukraine kaum noch Depots und Versorgungslinien trifft und dass die Beschüsse von russischer Seite stark zugenommen haben und dass die Russen zunehmend Depots und Infrastruktur der Ukraine treffen:
    https://liveuamap.com/

    Derzeit ist die Ukraine stark unterlegen, was taktische Erfolge angeht, weil der Westen sie nicht ausreichend unterstützt.

    Rückzug der Russen aus einem Gebiet bedeutet Konzentration woanders, wo sie dann umso schwerer zu schlagen sind. Seltsamerweise haben die Russen effektiv überhaupt keine Probleme mehr mit Nachschub, so wie sie am laufenden Band ballern. Das hat ja zu- und nicht abgenommen. Der Russe überkompensiert wohl fast alles mit dem Verheizen von Massen an Zwangsrekrutierten, deren Leben ihm wohl egal sind. Der einzige Vorteil, den die Ukraine derzeit wohl hat, könnte im schnelleren Sterben auf russischer Seite liegen. Aber man weiß nicht mal, ob das so stimmt, wie es berichtet wird.

    Tragischerweise bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass es stimmt, also dass die Russen schneller sterben. Denn von einer Mangelversorgung der Russen bei der Artillerie ist noch keine Spur. Die Russen müssen so massiv geliefert haben, dass die Zerstörung der Depots zwar wichtig war, aber kaum auffällt.

    Die Russen haben den Vorteil, wenn man das so nennen will, das sie im Iran und in Nordkorea massiv Munition und Raketen einkaufen können. Natürlich nur altes Zeug, aber immerhin dürften da mehrere Millionen Granaten lagern, tausende Drohnen, usw. Der Nachteil ist, das sie dafür nicht nur Geld bezahlen müssen. Sie müssen beiden Ländern sicherlich sehr viel bieten, ein Vielfaches des tatsächlichen Gegenwerts der Muniton.
    Ja.

    Auch die Polen haben keine riesigen Munitionslager. Fehlende Munition ist das Hauptproblem. Wenn die Polen angreifen würden, dann wären sie munitionstechnisch auch nach wenigen Tagen blank (Deutschland wahrscheinlich schon nach 12 Stunden). Schwere Material wie z.B. Panzer müssen aber erstmal gebaut werden. Das dauert, die Ausbildung der Besatzungen dann nochmal. Die Einsparungen der letzten 30 Jahre rächen sich jetzt.
    Deswegen hätte der Scholzomat unsere industriellen Ressourcen teilweise umwidmen müssen, wie man es im Krieg eben macht, und zwar rechtzeitig. Wir könnten schneller produzieren, als der Russe einsammeln kann, wenn wir wollten. Wir haben genügend Gießereien, Blechpressen, Stanzen etc. Autos gehen derzeit eh schlecht. Und unsere Elektronikfertigung fertigt mit hoher Präzision langweiligen Kram, z.B. Interfaces für Feldbus und so was und zwar mehr davon, als die Welt braucht. Auf denselben Fertigungsstraßen könnte auch militärische Elektronik in großen Stückzahlen gefertigt werden. Da könnte der Russe nicht mithalten. Das weiß er auch. In dem Moment, wo wir damit anfangen, finge die Abschreckung an, effektiv zu werden. Wirtschaftlich wäre das wegen des hohen Automatisierungsgrades kein Problem. Waffen, die wir jetzt sofort brauchen, müssen nicht perfekt sein. Sie sind etwas unperfekt immer noch viel besser als keine. Wir könnten, wenn wir wollten.

    Na ja, wir sind der Ukraine nichts schuldig. Aber es wäre extrem dumm, den Untergang der Ukraine zuzulassen. Und es war extrem dumm, es überhaupt erst soweit kommen zu lassen. Aber das ist die Hauptschuld der Regierungen Merkel. Die hatten 16 Jahre Zeit und haben nix getan.
    Ja, sie soll neulich gesagt haben, sie habe es kommen sehen. Schon als Putin sie mit dem großen schwarzen Hund einzuschüchtern versuchte, war klar, dass der nicht ganz sauber tickt.
    jabu ist offline Geändert von jabu (28.11.2022 um 08:50 Uhr)

  5. #25
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    Die Bundeswehr hätte im Ernstfall für 1-2 Kampftage Munition.. https://www.youtube.com/watch?v=oWkAcYTnifs&t=161s
    Danach werden dann wohl Bilder der letzten 3 Verteidigungsministerinnen gezeigt.

    Das Flugabwehrsystem IRIS-T vom deutschen Rüstungsunternehmen Diehl Defence, das vor kurzem an die Ukraine geliefert wurde, hätte die Bundeswehr selbst auch gerne - wurde zumindest mehrfach so behauptet.
    DWS ist offline Geändert von DWS (27.11.2022 um 18:14 Uhr)

  6. #26
    I'm an Ass Man! Avatar von Leichenteich
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    Das Problem bei der Bundeswehr ist letztlich auch nicht die Finanzierung, sondern die Bürokratie. Es wird ja jetzt schon mehr Geld da rein gesteckt, als es Israel oder Südkorea tuen. Aber man kommt nicht mal ansatzweise an die Streitkräfte ran. Man hat halt zu viele Posten, die man bezahlen muss und es funktioniert nicht effizient genug. Ich habe da mal ein gutes Video von Visualpolitik gesehen.

    Man müsste die ganze Bundeswehr wohl mal einstampfen und von vorne beginnen, damit der ganze Haufen funktioniert. Und vorallem effizient funktioniert. Es hieß Anfang des Jahres ja, dass es eine Zeitenwende gibt, aber umsetzen konnte man sie nicht.



    Nur zum abschließen, nicht das man denkt ich wäre ein Arschloch: Ich hab wohl die Fähigkeiten von Japan unterschätzt. Ich hoffe dennoch, dass auch sie noch etwas wach gerüttelt werden und wissen, dass es durchaus Bedrohungen aus Russland, China und Nordkorea geben kann.
    Leichenteich ist offline

  7. #27
    Schwertmeister Avatar von Peregrine
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen

    Möge man dem Scholz doch einen guten Kaffee reichen, damit er ein wenig lebendiger wird! Vielleicht liegt es bloß daran, ist ja auch nicht mehr der Jüngste.
    Kaffee hilft da auch nicht mehr, da braucht es inzwischen eine gute Dosis Ritalin, zu gleichen Teilen gemixt mit Extasy und Speed, direkt per Tropf in die Vene gepumpt.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen

    Deutschland könnte es problemlos, da viele Maschinenbauprodukte derzeit eh kaum Absatz finden. Die Umwidmung müsste bloß von der Regierung initiiert werden.

    Und genau da nennst du das Problem, Scholz sagt das Eine, tut dann aber genau das Gegenteil, ich setze mir jetzt mal den Alu-Hut auf und behaupte das KÖNNTE etwas mit seinen Besuchen in Dresden Mitte der 80er zu tun haben, justament als dort auch ein gewisser Wladimir Wladimirowitsch vom KGB stationiert war, die Russen dürften zu dieser Zeit nämlich sehr an einem aufstrebenden Sozialdemokraten aus der BRD interessiert gewesen sein, ähnliches gilt übrigens auch für den jetzigen Bundespräsi Steinmeier und den Ex-Kanzler Schröder, wo letzterer am Ende gelandet ist wissen wir ja alle.
    Diese 3 Herren haben sich Mitte bis Ende der 80er alle mehrmals in Dresden herumgetrieben, können sich heutzutage aber kollektiv nicht mehr erinnern was genau sie da gemacht haben, dieser selektive Gedächtnisschwund erinnert im Falle Scholz doch stark an seine Aussagen zum Thema Wirecard, aber das ist ein anderes Thema.

    Zitat Zitat von Leichenteich Beitrag anzeigen

    Man müsste die ganze Bundeswehr wohl mal einstampfen und von vorne beginnen, damit der ganze Haufen funktioniert. Und vorallem effizient funktioniert. Es hieß Anfang des Jahres ja, dass es eine Zeitenwende gibt, aber umsetzen konnte man sie nicht.
    Soweit würde ich nicht gehen, es reicht ja schon den Wasserkopf an Bürokratie auf ein sinnvolles Maß zurecht zu kürzen, nur muss man dazu leider erstmal an den besagten Bürokraten vorbei und die werden garantiert nicht an ihren eigenen Stühlen (vermutlich mit Bezug aus feinstem Froschfell ) sägen.
    Ich vertraue ganz auf meine Sinne: Wahnsinn, Irrsinn, Blödsinn, Unsinn!
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  8. #28
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Doch der Scholzomat hat die Gespräche mit der Industrie erst vor wenigen Tagen geführt (Edit: wohl doch bloß angeleiert) und das erst mal ganz zaghaft (Edit: Heute, am Montag, will er sie führen, würde mich wundern, wenn da viel bei rumkäme). Der richtige Zeitpunkt wäre aber spätestens der Beginn des Krieges gewesen und dann nochmal ganz konkret ab Beschließung des Sondervermögens.
    Immerhin hat die Politik das Problem verstanden. Das ist ein erster Schritt. Aber ja, es müsste und sollte eigentlich viel schneller gehen. Noch hat man ja ein bisschen Zeit. Aber nochmal 6 Monate darf man nicht vertrödeln. Dann würde es wirklich gefährlich werden.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Die Produktion hätte schon seit mehreren Wochen auf vollen Touren laufen können. Nun wird es wieder einige Monate dauern, bis die Politik aus den Puschen kommt (konkret wird) und dann nochmal einige, bis die Industrie so weit ist. Das ist unterlassene Hilfeleistung und Fehlallokation von Ressourcen, also auch ein Vermögensschaden, den das deutsche Volk zu tragen hat. Wenn der Krieg vorbei ist, dann werden wir auf reichlich nutzlosem Kram sitzen, und als wir ihn brauchten, fehlte er. Die Kapazitäten der Industrie werden zu spät umgewidmet.
    Rheinmetall hat erst kürzlich den Kauf des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems umgesetzt. Die deutsche Rüstungsindustrie arbeitet schon, allerdings nicht unbedingt für Deutschland. Munition wird produziert, geht aber v.a. in verbündete Länder, da deren Regierungen schneller auf den entstehenden Munitionsmangel reagiert haben.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Das war mal so, doch schon seit vielen Wochen ist zu beobachten, dass die Ukraine kaum noch Depots und Versorgungslinien trifft und dass die Beschüsse von russischer Seite stark zugenommen haben und dass die Russen zunehmend Depots und Infrastruktur der Ukraine treffen:
    https://liveuamap.com/
    Das sehe ich nicht so. Man muss bedenken das dies eine Open-Scource-Map ist und die Ukraine nicht alle Angriffe bekannt gibt. Zudem sieht man in den letzten 10 Tagen so einige ukrainische Angriffe bis hinunter auf die Krim und nach Melitopol und Donezk. Das waren garantiert Himars oder ähnlich weitreichende Waffensysteme. Aktuell dürfte die Ukraine auch noch keinen Muni-Mangel haben. Das wird erst in so sechs Monaten akut, dann aber sehr gefährlich, wenn bis dahin der Westen die Produktion nicht stark gesteigert hat.

    Ich glaube auch nicht das die Russen ihre Logistikprobleme beheben können. Ohne Eisenbahn sind sie mehr oder weniger stark behindert, was den Nachschubtransport betrifft. Ohne riesige LkW-Flotte kann man das nicht kompensieren und gerade da sieht es ja schlecht aus. Die haben schon massiv zivile Fahrzeuge beschlagnahmt, aber deren Leistungsfähigkeit ist ja auch beschränkt, der Verschleiß sehr hoch. Ich sehe nicht wie Russland kurzfristig sein Logistikproblem lösen kann. Das wird nicht funktionieren.
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    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (28.11.2022 um 12:23 Uhr)

  9. #29
    Legende Avatar von jabu
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    Zitat Zitat von Peregrine Beitrag anzeigen
    Und genau da nennst du das Problem, Scholz sagt das Eine, tut dann aber genau das Gegenteil, ich setze mir jetzt mal den Alu-Hut auf und behaupte das KÖNNTE etwas mit seinen Besuchen in Dresden Mitte der 80er zu tun haben, justament als dort auch ein gewisser Wladimir Wladimirowitsch vom KGB stationiert war, die Russen dürften zu dieser Zeit nämlich sehr an einem aufstrebenden Sozialdemokraten aus der BRD interessiert gewesen sein, ähnliches gilt übrigens auch für den jetzigen Bundespräsi Steinmeier und den Ex-Kanzler Schröder, wo letzterer am Ende gelandet ist wissen wir ja alle.
    Diese 3 Herren haben sich Mitte bis Ende der 80er alle mehrmals in Dresden herumgetrieben, können sich heutzutage aber kollektiv nicht mehr erinnern was genau sie da gemacht haben, dieser selektive Gedächtnisschwund erinnert im Falle Scholz doch stark an seine Aussagen zum Thema Wirecard, aber das ist ein anderes Thema.
    Es könnte einem fast so vorkommen, als treffe das^ zu. Scholz selbst und sein Kanzleramtsminister sollen bei dem Treffen nicht dabei sein. Es handele sich um ein Routinetreffen. Zumindest sagt das welt.de. Also ist das alles, wie vermutet, in einer frühen Phase, wo sich erst mal die Industrielobbyisten untereinander absprechen. So hat das Zeit und zieht uns das Geld aus der Tasche. Germoney, fuck yeah!

    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Immerhin hat die Politik das Problem verstanden. Das ist ein erster Schritt. Aber ja, es müsste und sollte eigentlich viel schneller gehen. Noch hat man ja ein bisschen Zeit. Aber nochmal 6 Monate darf man nicht vertrödeln. Dann würde es wirklich gefährlich werden.
    Dieses "Problem verstanden" erinnert mich an alte us-amerikanische Filme, wo irgendein Unheil droht und ein Teil der Spannung im Film daraus besteht, dass es eine Herausforderung sei, den Präsidenten davon in Kenntnis zu setzen. Denn wenn dieser überaus edle, aber leider schwer beschäftigte und etwas unnahbare Mensch erst mal Kenntnis habe, dann könne er helfen. Wenn es doch nur der Präsident wüsste!

    Rheinmetall hat erst kürzlich den Kauf des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems umgesetzt. Die deutsche Rüstungsindustrie arbeitet schon, allerdings nicht unbedingt für Deutschland. Munition wird produziert, geht aber v.a. in verbündete Länder, da deren Regierungen schneller auf den entstehenden Munitionsmangel reagiert haben.
    Ja, das habe ich mitbekommen. Es ist wie immer. Aber es ist ein Hoffnungsschimmer.

    Wegen der Munition jammert man schon wieder herum, von wegen, der Chinese würde keine Zutaten für das Schießpulver und den Sprengstoff liefern und man müsse ihn erst überzeugen. Die wollen einen wohl verarschen. Vielleicht ist China der größte und billigste einzelne, mehr aber wohl nicht.

    Man macht das andersherum: Neue Quellen erschließen, da man eh eine Absicherung braucht. Und dann fragt man China, ob China auch liefern will. Plötzlich erscheint das für China schon viel attraktiver, ist wie bei der Telekom, wenn die kein Glasfaser legen will. Man lässt eine andere Firma das legen, dann kommt die Telekom, reißt nochmal die Straße auf und verlegt ihres. Plötzlich rechnet es sich (die zuvor angeblich unbezahlbaren Tiefbaukosten kein Problem), obwohl man viel weniger Umsatz macht...

    Das sehe ich nicht so. Man muss bedenken das dies eine Open-Scource-Map ist und die Ukraine nicht alle Angriffe bekannt gibt.
    Ich hoffe die ganze Zeit über, dass es daran liegt und benutze die Antithese, um für mich gedanklich zu markieren, wie es sein könnte, wenn es doch nicht stimmt, z.B. falls mich Propaganda täuscht. Für diesen Fall will ich gedanklich vorbereitet sein, um davon das für den Fall Nötige abzuleiten, damit die gesamte Bandbreite abgedeckt sein möge. Es ist ein defensiver Ansatz meinerseits, der natürlich nicht so stimmen muss (und hoffentlich nicht stimmt), nur könnte.

    Abgesehen von dieser zurückhaltenden Vorsicht sehe ich es wie du. Das wäre die optimistische Variante, die natürlich stimmen kann. Ich gehe aber mal davon aus, dass sie, auch wenn sie stimmt, fragil ist.

    Zudem sieht man in den letzten 10 Tagen so einige ukrainische Angriffe bis hinunter auf die Krim und nach Melitopol und Donezk. Das waren garantiert Himars oder ähnlich weitreichende Waffensysteme.
    Da wurde wohl einiges spät eingetragen (Erfolg muss erst festgestellt werden). Ich habe zwar täglich mehrmals nachgeguckt, aber da war ich wohl zu ungeduldig. Danke für den Hinweis. In den aktuell betroffenen Gebieten dürfte die Arbeit für Partisanen besonders schwer sein, weswegen das schon passen könnte.

    Aktuell dürfte die Ukraine auch noch keinen Muni-Mangel haben. Das wird erst in so sechs Monaten akut, dann aber sehr gefährlich, wenn bis dahin der Westen die Produktion nicht stark gesteigert hat.
    Wollen wir es hoffen. Wenn die Ukraine noch mehr sparen muss, dann ist es schnell vorbei mit ihr. Die Menschenmassen, die der Russe brutal vorschickt, brechen dann einfach durch. Wenn davon Dreiviertel stirbt, kratzt es den Russen nicht. Deswegen muss die Ukraine jetzt schnell handeln, bevor der Russe sie doch noch effektiver konfiguriert und der Nachschub bereitsteht.

    Das heißt, dass die Ukraine jetzt (gezielt und wohldosiert) ballern muss, was das Zeug hält, damit der Russe nicht zu viele Menschen und zu viel Material auf einmal ansammeln kann. Tragischerweise muss die Ukraine jetzt so viele russische Soldaten töten, wie es nur geht. Vermutlich wird es oftmals keine gelingende Flucht der russischen Zwangsrekrutierten geben, um sich das "Kanonenfutter" rechtzeitig vom Hals zu schaffen, welch ein furchtbares Dilemma. Teils wurde solches schon von russischen Soldaten berichtet. Was für eine Hölle. Aber man weiß dabei natürlich nicht, ob es sich um (ukrainefreundliche) Propaganda handelt.

    Ich glaube auch nicht das die Russen ihre Logistikprobleme beheben können. Ohne Eisenbahn sind sie mehr oder weniger stark behindert, was den Nachschubtransport betrifft. Ohne riesige LkW-Flotte kann man das nicht kompensieren und gerade da sieht es ja schlecht aus. Die haben schon massiv zivile Fahrzeuge beschlagnahmt, aber deren Leistungsfähigkeit ist ja auch beschränkt, der Verschleiß sehr hoch. Ich sehe nicht wie Russland kurzfristig sein Logistikproblem lösen kann. Das wird nicht funktionieren.
    Das entspricht der gängigen Lesart, wie sie auch mir bekannt ist. Hoffen wird, dass sie stimmt. Mich beunruhigt, dass Russland auf seinem gesamten Areal für alle möglichen, auch zivilen, Zwecke grundsätzlich auch militärtaugliche LKWs rountinemäßig betreibt, z.B. zum Versorgen entlegener Ortschaften hinter unbefestigten Straßen. Da ließe sich also noch einiges zusammenziehen. Sogar deren Schulbusse sehen oft wie Truppentransporter aus (mit Achsen und Rädern wie ein Unimog), sind bloß nicht so geschützt. Masse dürfte der Russe also noch zur Genüge haben, sie käme bloß (hoffentlich) zu langsam an. Deswegen muss der Westen die Ukraine wirklich schnell beliefern. Scholz scheint das nicht begriffen zu haben (seine Verteidigungsministerin noch weniger), Polen, GB und USA schon. Scholz und seine Ministerin unterschätzen die erst geringgradige Mobilisierung Russlands. Die nächste Stufe ist, dass Russland etwas inszenieren könnte, um einen Verteidigungsfall vorzutäuschen.

    Die präzisen Schläge gegen ukrainische Energieinfrastruktur zeigen leider auch, dass der Russe in der Lage ist, sein bestes Material zurückzuhalten, um es dann taktisch sehr gezielt einzusetzen. Dem Russen ist es ziemlich egal, seine Leute sterben zu sehen. Wenn das Feld erst mal frei ist, dann wird man seine besten Panzer und bestausgebildeten Soldaten, die ihm jetzt noch zu schade sind, schon zu sehen bekommen. Vorher wirft er in die Schlacht, worauf er notfalls verzichten kann. Der tickt etwas anders als wir, nix Menschenwürde, hat man ja gesehen. Davon, dass Putin den Prigoschin und den Kadyrow als Freunde sieht, würde ich nicht ausgehen, sondern eher vom Gegenteil. Er wird sie in seinem Game als zwar potentiell gefährliche, aber nützliche Idioten ansehen, da er sich selber für den Gröfaz hält. Deswegen lässt er die erst mal machen. Die sind skrupellos genug, um Unschuldige zu verheizen, wobei es sich um arme Schlucker handelt, die keine Lobby haben. Nachdem das dann doch nicht genügt, aber die Verwüstung gewaltig ist, kann Putin die Schuld auf angeblich Unfähige abschieben, und zwar Unfähige, die es nicht verhindert haben, dass Russland selbst (vermeintlich) angegriffen wurde. Und dann machen auch diejenigen mit, die am besten ausgebildet sind und evtl. öffentlichkeitswirksam vermisst werden könnten. Wenn dann von denen einer fällt, dann hat es sich angeblich nicht ändern lassen, von wegen Verteidigung und so.

    Deswegen drängt die Zeit. Die Ukraine muss schnell austrocknen, was sich austrocken lässt, damit der Russe erst mal, für alle sichtbar, nackt dasteht und all das "Edle", was Putin noch zurückhält, sich nicht wird mit "Unedlem" flankieren lassen, sodass es auf verlorenem Posten erscheinen möge. Aber diese Schnelligkeit verknappt den Nachschub in der Zukunft, weswegen sich die Ukraine so oder so in einer Zwangslage befindet. Der einzige Ausweg aus dieser Zwangslage ist Produktion, und zwar mit Mengen, die die Vorstellungen von Scholz bei weitem sprengen. Das müsste ja nicht alles in Deutschland produziert werden, zumal Konzentration gar nicht gut wäre (würde die Auswahl des Ziels für Russland unnötig vereinfachen), aber man muss überhaupt erst mal anfangen, und zwar weltweit. Man kann aber nicht so lange warten, bis sich alle einig sind. Es muss getan werden, überall, nach Kräften. Keine Ausreden mehr, dass in China ein Reissack im falschen Winkel steht.

    Bei Corona haben wir ja auch gesehen, dass China vorgeschoben wurde, um mit minderwertigen Masken (unter denen sich viel schlechter als machbar atmen ließ) Reibach zu machen (Pfennigsartikel für 6 €/Stck verkauft). Natürlich waren deutsche Firmen binnen weniger Monate in der Lage, ebenfalls welche zu produzieren, und zwar billig genug, aber nicht so billig, also mit weniger Marge, wodurch die Einkäufer sie gemieden haben. Von dieser extremistisch-kapitalistischen Verfahrensweise muss man weg, zumal sie sowieso die Qualität mindert und Reichen die überhöhten Margen zuspült. Von dieser Verfahrensweise hat das Volk nur Schaden. Denn die Marge haben reiche Leute eingesackt, und man hat dafür miese Qualität erhalten, und den (echten!) Produzenten, z.B. deutschen, wird die Existenzgrundlage entzogen, wogegen die Etikettenkleber immer reicher werden. Das muss grundsätzlich und allgemein aufhören, nicht nur im Krieg. Gegen Import spricht nichts, wenn dieser genügend diversifiziert und fair abläuft (dazu mit einer Fallback-Option im Inland), und zwar fair gegenüber Produzenten, Beschäftigten und Endkunden, aber das ist ja i.d.R. nicht so. Ein inländischer Produzent kann die Raffkes umgehen, z.B. durch Direktvertrieb bzw. Fabrikverkauf. Er ist viel weniger abhängig von den wenigen übermächtigen Handelskanälen. Zugleich muss er mit ihnen konkurrieren können, heißt also, dass er kostengünstig produzieren muss. Regulativ für Fairness sind normalerweise Zölle. Es landet also weniger Geld bei den Raffkes und mehr bei inländischen Beschäftigten und beim Staat, womit er seine Aufgaben wahrnehmen kann. Na ja, früher ist es noch so gewesen, hat funktioniert, wollten die Raffkes (die die Handelskanäle unter sich haben) nur nicht. Mit dieser neoliberal-globalistischen Wende entstand die Massenarbeitslosigkeit. Dass der Arbeitslose sich dann zwangsläufig nur billigsten Import-Crap kauft, womit sich das Problem verschärft und verfestigt, ist eine ganz natürliche Folge. Ebenso natürlich ist, dass dann die Preise für Importware angehoben wurden und die Reichen noch viel reicher wurden, mangels inländischer Konkurrenz. Da stehen wir nun und müssen uns sogar das Operationsbesteck aus China holen. Billig waren schon vor dem Krieg wichtige Güter auch mit Chinas Hilfe nicht mehr, unwichtige schon, bei gleichem Ressourceneinsatz. Es geht schon längst nicht mehr nach Herstellungskosten, sieht man übrigens auch in Supermärkten, da die Milchprodukte ziemlich streng nach ihrem Eiweißgehalt bepreist werden (primär nach Eiweißgehalt, sekundär nach Fettgehalt), anstatt nach Herstellungskosten. Da schert kein Produkt bei den Preisen nach unten aus, auch wenn es viel weniger von Energiekosten geplagt ist. Gesunder Wettbewerb ist tot, dafür sorgen Verbände, Molkereien und Supermarktketten, Konzentration und kartellähnliche Vorgänge, wohin man schaut.

    Von der Verdrängung von allerlei Industrie aus Deutschland (z.B. Textilien, Armaturen etc.) ist das deutsche Volk ärmer geworden (und die Handelsoligarchen reicher). Und Export so mancher gutqualitativer inländischer Produkte hat genau diese stark verteuert. Die sind jetzt was für reiche Chinesen, anstatt für Median-Deutsche. Bevor man diese Märkte erschlossen hatte, lief man schneller in Überschuss hinein, wodurch man die Preise mäßigen musste. Heutzutage sucht und findet man den Meistbietenden.

    Die deutsche Industrie (der Teil, der noch da ist) ist in vielem Weltmeister, aber das eigene Volk profitiert viel zu wenig davon.
    jabu ist offline Geändert von jabu (28.11.2022 um 16:45 Uhr)

  10. #30
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Wegen der Munition jammert man schon wieder herum, von wegen, der Chinese würde keine Zutaten für das Schießpulver und den Sprengstoff liefern und man müsse ihn erst überzeugen. Die wollen einen wohl verarschen. Vielleicht ist China der größte und billigste einzelne, mehr aber wohl nicht. ...
    Ja, diese Aussage hat mich auch irritiert. Ich bin mir auch nicht sicher ob das überhaupt stimmt. Eine direkte Bestätigung liegt dafür nicht vor. Klingt ehrlich gesagt eher nach einer faulen Ausrede. Und selbst wenn es stimmt, dann muss man eben ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen und bei anderen Herstellern kaufen.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Ich hoffe die ganze Zeit über, dass es daran liegt und benutze die Antithese, um für mich gedanklich zu markieren, wie es sein könnte, wenn es doch nicht stimmt, z.B. falls mich Propaganda täuscht. Für diesen Fall will ich gedanklich vorbereitet sein, um davon das für den Fall Nötige abzuleiten, damit die gesamte Bandbreite abgedeckt sein möge. Es ist ein defensiver Ansatz meinerseits, der natürlich nicht so stimmen muss (und hoffentlich nicht stimmt), nur könnte. ...
    Das stimmt garantiert. Hier ein paar Beispiele: Heute wurden eine Reihe von Grad-Raketenwerfern in der Oblast Kherson zerstört und bei Melitopol eine wichtige Brücke demoliert. Am vergangenen Wochenende wurden zwei russ. Stützpunkte im Donbas schwer getroffen. Am vergangenen Freitag wurde bei Svatove ein russ. Lager durch Artillerieschläge zerstört. Die Liste ließe sich fortsetzen. Gestern hat Russland wohl rund 600 Mann an einem einzigen Tag verloren. Die ukr. Artillerie ist weiterhin aktiv und effektiv.

    https://www.ukrinform.de/rubric-ato/...gegriffen.html

    https://www.ukrinform.de/rubric-ato/...neralstab.html

    https://www.fr.de/politik/putin-news...-91938346.html

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Das heißt, dass die Ukraine jetzt (gezielt und wohldosiert) ballern muss, was das Zeug hält, damit der Russe nicht zu viele Menschen und zu viel Material auf einmal ansammeln kann. Tragischerweise muss die Ukraine jetzt so viele russische Soldaten töten, wie es nur geht. Vermutlich wird es oftmals keine gelingende Flucht der russischen Zwangsrekrutierten geben, um sich das "Kanonenfutter" rechtzeitig vom Hals zu schaffen, welch ein furchtbares Dilemma. Teils wurde solches schon von russischen Soldaten berichtet. Was für eine Hölle. Aber man weiß dabei natürlich nicht, ob es sich um (ukrainefreundliche) Propaganda handelt. ...
    Ja, es muss eine Zielauswahl geben. Die Russen ballern viel (und fliegen viel), treffen aber relativ wenig. Man bedenke das sie bis zu 60.000 Granaten pro Tag verschießen. Das ist eine enorme Menge und das Ergebnis ist eher mager. Die Ukrainer kommen mit einem Zehntel der Granatenanzahl aus, treffen mehr. Aber ja, eigentlich müssten beide Seiten mit der Munition haushalten. Die Ukrainer machen das wahrscheinlich auch. So hart es ist, wenn da irgendwelche leeren Gebäude in Kherson getroffen werden, muss man nicht unbedingt Gegenfeuer geben. Da kann man sich die Muni auch sparen bis ein lohnendes Ziel in Sicht ist.

    Und ja, die russ. Militärführung ist menschenverachtend. Sie opfern ihre eigenen Soldaten in Massen um ein paar hundert Meter Geländegewinn zu erzielen. Das ist schon ein Verbrechen, diesmal an den eigenen Truppen. Aber was soll die Ukraine da machen? Viel Mitleid werden die ukr. Soldaten mit den Russen nicht haben. Der Hass wird schon tief sitzen. Aber in der Regel halte sich die Ukrainer als Kriegsrecht, wobei es auch hier leider Ausnahmen gibt. Die Russen hingegen begehen systematisch Kriegsverbrechen.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Das entspricht der gängigen Lesart, wie sie auch mir bekannt ist. Hoffen wird, dass sie stimmt. Mich beunruhigt, dass Russland auf seinem gesamten Areal für alle möglichen, auch zivilen, Zwecke grundsätzlich auch militärtaugliche LKWs rountinemäßig betreibt, z.B. zum Versorgen entlegener Ortschaften hinter unbefestigten Straßen. Da ließe sich also noch einiges zusammenziehen. Sogar deren Schulbusse sehen oft wie Truppentransporter aus (mit Achsen und Rädern wie ein Unimog), sind bloß nicht so geschützt. Masse dürfte der Russe also noch zur Genüge haben, sie käme bloß (hoffentlich) zu langsam an. Deswegen muss der Westen die Ukraine wirklich schnell beliefern. Scholz scheint das nicht begriffen zu haben (seine Verteidigungsministerin noch weniger), Polen, GB und USA schon. Scholz und seine Ministerin unterschätzen die erst geringgradige Mobilisierung Russlands. Die nächste Stufe ist, dass Russland etwas inszenieren könnte, um einen Verteidigungsfall vorzutäuschen. ...
    Das die Russen auch improvisieren können und nicht alle komplett verblödet sind ist klar. Aber um eine anständige Logistik per LkW auf die Beine zu stellen reicht es nicht im ganzen Land LkWs zu beschlagnahmen. Man braucht auch eine ordentliche Planung, man braucht haufenweise Logistiker die das planen und organisieren können. Russland hat eine ganz andere Logistik- und Versorgungsdoktrin als der Westen. Außerdem glaube ich auch nicht das die Russen genug LkWs betreitstellen können, von der Reparatur und Wartung ganz zu schweigen. Hier fehlen dann die Reparaturwerkstätten und v.a. die Mechaniker. Die hat Russland ebensowenig wie die Logistiker. Ein weiteres Problem sind die LkW-Fahrer. Die fahren ins Kriegsgebiet. Also entweder zwangsrekrutiert man die, oder man zahlt ihnen fantastische Löhne oder man nimmt Soldaten (die man dann zwangsrekrutieren muss). Lage Rede, kurzer Sinn: Russlands Logistikschwächen werden sich nicht so einfach beheben lassen. Kurzfristig kann man etwas improvisieren, aber langfristig gibt es erstmal keine Lösung.

    Zitat Zitat von jabu Beitrag anzeigen
    ... Die präzisen Schläge gegen ukrainische Energieinfrastruktur zeigen leider auch, dass der Russe in der Lage ist, sein bestes Material zurückzuhalten, um es dann taktisch sehr gezielt einzusetzen. Dem Russen ist es ziemlich egal, seine Leute sterben zu sehen. Wenn das Feld erst mal frei ist, dann wird man seine besten Panzer und bestausgebildeten Soldaten, die ihm jetzt noch zu schade sind, schon zu sehen bekommen. Vorher wirft er in die Schlacht, worauf er notfalls verzichten kann. Der tickt etwas anders als wir, nix Menschenwürde, hat man ja gesehen. Davon, dass Putin den Prigoschin und den Kadyrow als Freunde sieht, würde ich nicht ausgehen, sondern eher vom Gegenteil. Er wird sie in seinem Game als zwar potentiell gefährliche, aber nützliche Idioten ansehen, da er sich selber für den Gröfaz hält. Deswegen lässt er die erst mal machen. Die sind skrupellos genug, um Unschuldige zu verheizen, wobei es sich um arme Schlucker handelt, die keine Lobby haben. Nachdem das dann doch nicht genügt, aber die Verwüstung gewaltig ist, kann Putin die Schuld auf angeblich Unfähige abschieben, und zwar Unfähige, die es nicht verhindert haben, dass Russland selbst (vermeintlich) angegriffen wurde. Und dann machen auch diejenigen mit, die am besten ausgebildet sind und evtl. öffentlichkeitswirksam vermisst werden könnten. Wenn dann von denen einer fällt, dann hat es sich angeblich nicht ändern lassen, von wegen Verteidigung und so. ...
    Das es auch in Russland nicht mehr 1943 ist, sieht man daran, das sich Putin gezwungen sah mit Soldatenmüttern zu sprechen. Oder das man auf den offenen Brief der Marineinfanteristen aus Pavlivka reagiert hat. Das Verteidigungsministerium sah sich genötig die Angaben von ein paar unzufriedenen Soldaten in einer offiziellen Stellungnahme zurückzuweisen. Wann hat es so etwas schon gegeben? Auch Russland ist im 21. Jahrhundert angekommen. Das zeigt auch die "Abstimmung mit den Füßen". Gute 1 Mio Russen im wehrfähigen Alter sind inzwischen abgehauen. Wie viele sich auf ihren Datschen verstecken weiß keiner. Angeblich war ja zeitweise die halbe moskauer Stadtverwaltung einfach weg.

    Natürlich ist die russ. Militärführung wie eh und je menschenverachtend. Selbstverständlich werden die Wagner PMC und die Reservisten, aber wie in Pavlivka auch Eliteeinheiten, regelrecht für ein paar Meter Geländegewinn verheizt. Das Problem bei der Sache ist, das Russland kein Millionenheer mehr hat. Sie können sich solche Verluste eigentlich gar nicht leisten. Und weitere Mobilisierungen wahrscheinlich auch nicht, da sie jetzt schon Probleme bei der Ausbildung und Ausrüstung haben. Was soll da werden, wenn sie nochmal 500.000 mobilisieren? Außerdem könnte die Ukraine da wahrscheinlich sogar mitziehen. Bei über 40 Mio Einwohner können auch die nochmal eine halbe Mio zu den Waffen rufen.

    Dasselbe gilt für die Raketenangriffe. Sicherlich sind diese schmerzhaft für die Ukraine. Aber ihr Militär wird nicht direkt betroffen und die Zivilbevölkerung kann notfalls in den Westen fliehen. Russland hingegen verschießt gerade seine strategischen Reserven an Hochpräzisionsmunition. Im Gegensatz zu der normalen Arti-Muni kann ihnen das auch niemand liefern. Viele der eingesetzten Marschflugkörper könnten auch atomar bestückt werden. Russland verringert hier gerade massiv sein atomares Abschreckungspotential. Ohne Trägersystem ist auch ein Atomsprengkopf nur ein Stück Schrott.

    Und Panzer? Der T-80 ist nun auch nicht soooooo viel besser als der T-62, braucht aber viel mehr Wartung und ist defektanfälliger. Die Ukrainer haben inzwischen kampfwertgesteigerte T-72 aus Polen und anderen Staaten. Da ist es fast egal ob man ihnen nun T-62 oder T-80 entgegen wirft. Beide haben da schlechte Karten.

    Das alles klingt jetzt vielleicht positiver als ich es meine. Die Ukraine hat schwere Monate vor sich und den Krieg noch keinesfalls sicher gewonnen. Es kann noch viel schief gehen. Die Angriffe auf die Infrastruktur durch Russland sind nicht ohne. Ebenso deren massive Angriffe im Donbas. Beides setzt der Ukraine schwer zu. Aber wenn die Ukraine in Zukunft schwere Fehler vermeidet, schwere Niederlagen vermeidet, wird sie diesen Krieg meiner Meinung nach für sich entscheiden. Ich sehe nicht wie Russland aus eigener Kraft auf die Siegesstraße zurückkehren kann. Die Russen müssen schon darauf hoffen das die ukr. Zivilbevölkerung unter dem Terror zusammenbricht und/oder die westliche Unterstützung endet. Beides meiner Meinung nach nicht gerade sehr wahrscheinlich. Aber: Der Krieg ist erst zu Ende, wenn er zu Ende ist.

    Zudem hast du vollkommen recht, wenn du weitere Unterstützung des Westens für die Ukraine forderst. Die Ukraine braucht noch mehr Hife. Gerade Deutschland könnte da mehr tun. Ich hoffe unsere Regierung kommt hier in die Puschen. Wobei Teile der Regierung sicherlich mehr tun würden. Ich denke auf der Bremse stehen hier Teile der SPD und leider wohl auch unser Kanzler.
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    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline Geändert von Alexander-JJ (28.11.2022 um 22:27 Uhr)

  11. #31
    Starfleet's Finest  Avatar von Jean-Luc Picard
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    Was mir nach wie vor nur schwer in den Kopf geht, ist das, was man von Seiten sogenannter Insider der russischen bzw. Putinschen Regierung hört. Es wird hier von einer gigantischen Ineffizienz berichtet sowie von einem Angstklima, dass dazu führt, dass den Verantwortungsträgern falsche Informationen geliefert werden, um nicht in die gefährliche Lage zu kommen, unschöne Nachrichten zu übermitteln.

    Hier berichtet ein ehemaliger Diplomat beispielsweise, dass die russische Botschaft in Kiew im Vorfeld des Krieges Putin in der Vorstellung bestätigt hätte, dass die Ukrainer einen russischen Einmarsch begrüßen würden und die Sache schnell über die Bühne gehen würde.

    https://youtu.be/WbmzA-pcqns?t=253

    So oder in ähnlicher Weise habe ich das schon häufiger in Berichterstattungen gesehen oder gelesen. Sollte das tatsächlich so sein und auch für die derzeitige Situation gelten, dass die Führungsebene so tief in der eigenen Propagandablase sitzt, dass sie selbst dran glauben, dann stellen sich die massiven Probleme der russischen Armee auch nochmal in einem anderen Licht dar, nicht nur logistisch-materiell sondern eben auch taktisch und strategisch.
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  12. #32
    Schwertmeister Avatar von Peregrine
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    Das fällt dann wohl in dieselbe Kategorie wie zB Aussagen das dem Kaiser gesagt wird er würde so wunderschöne Kleider tragen während er eigentlich nackt ist... und jetzt stellen wir uns mal alle einen nackten Putin vor.
    Ich vertraue ganz auf meine Sinne: Wahnsinn, Irrsinn, Blödsinn, Unsinn!
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  13. #33
    Drachentöter Avatar von Foodin
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    Zitat Zitat von Jean-Luc Picard Beitrag anzeigen
    Was mir nach wie vor nur schwer in den Kopf geht, ist das, was man von Seiten sogenannter Insider der russischen bzw. Putinschen Regierung hört. Es wird hier von einer gigantischen Ineffizienz berichtet sowie von einem Angstklima, dass dazu führt, dass den Verantwortungsträgern falsche Informationen geliefert werden, um nicht in die gefährliche Lage zu kommen, unschöne Nachrichten zu übermitteln.

    Hier berichtet ein ehemaliger Diplomat beispielsweise, dass die russische Botschaft in Kiew im Vorfeld des Krieges Putin in der Vorstellung bestätigt hätte, dass die Ukrainer einen russischen Einmarsch begrüßen würden und die Sache schnell über die Bühne gehen würde.

    https://youtu.be/WbmzA-pcqns?t=253

    So oder in ähnlicher Weise habe ich das schon häufiger in Berichterstattungen gesehen oder gelesen. Sollte das tatsächlich so sein und auch für die derzeitige Situation gelten, dass die Führungsebene so tief in der eigenen Propagandablase sitzt, dass sie selbst dran glauben, dann stellen sich die massiven Probleme der russischen Armee auch nochmal in einem anderen Licht dar, nicht nur logistisch-materiell sondern eben auch taktisch und strategisch.
    was auch denkbar war, dass man das falsche Bild vor augen hatte. Da man ein deutlich größeren führspruch in den speratistengebiete erwartet hat. Desweiteren hat man in Russland viel koruption. wenn man geld zum aufbau von netzwerke bekommt, behalten sich die Budget verwalter ienen teil davon für sich. Am nede scheitert es. Vor angst vor Konsequenzen lügt man dann halt und gibt einen anderen lagebericht ab. zumindest ist das,w as ich dazu gehlrt habe. Man achtet dann im Konvoi auch nicht auf abstände und geht davon aus, dass man noch im befreundeten gebiet ist und zack erleidet man einen schweren treffer.

    aber niemand hat erwartet, dass die Ukraine solange durchhält. Man ist wie beim Angriff des deutschen reiches auf russland davon ausgegangen, dass die Ukraine nicht durchhält udn schnell scheitern wird aber wie beim angriff ades deutschen reiches ist Russland gescheitert. Was zum einen an der kampfmoral der ukraineer liegt und zuanderen der unterstützung der natostaaten. Des weiteren ist ja auch das rusische Material minderwertig. Hightech ist ja nur geringfügig vorhanden. der beste rusische panzer ist in einer so geringen stückzahl vorhanden und zu wertvoll um ihn im ukraine krieg zu verballern.

    Ich glaube der krieg wird nicht beeendet werden, wenn der krieg beendet wird, wird ein ein wieterer versuch verwehrt werden, weil dann ggf. die ukraine natomitglied ist und dem entsprechend 100% Tabu außer man will ein krieg mit der nato riskieren. Interessant ist, dass man davon ausgegnangen ist, dass die Russen aufgrund der Wirtschaft einbrechen werden, diese einschätzun war ja auch falsch (leider). der krieg geht weiter und wird wahrscheinlich noch lange weiter gehen, auch wenn es wünschenswert ist, dass dieser endet. ich kann mir nicht vorstellen, dass Russland in all zu naher zukunft aufgeben wird. Da Kiews auch an der zurückeroberung der krim interessiert ist, wird es für Russland nur wenig gründe geben, dies zu zulassen und den krieg zu beenden. Man kann nur hoffen, dass Rusland keine nuklearwaffen gegen die ukraine einsetzt, weil für undenkbar würde ich das nicht halten.


    Zitat Zitat von Peregrine Beitrag anzeigen
    Das fällt dann wohl in dieselbe Kategorie wie zB Aussagen das dem Kaiser gesagt wird er würde so wunderschöne Kleider tragen während er eigentlich nackt ist... und jetzt stellen wir uns mal alle einen nackten Putin vor.
    so ist es halt, wenn man nur falsch informationen bekommt, wenn alle konsequenzen fürchten, wenn man mit negative nachrichten daher kommt.
    Foodin ist offline

  14. #34
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    Zitat Zitat von Jean-Luc Picard Beitrag anzeigen
    ... So oder in ähnlicher Weise habe ich das schon häufiger in Berichterstattungen gesehen oder gelesen. Sollte das tatsächlich so sein und auch für die derzeitige Situation gelten, dass die Führungsebene so tief in der eigenen Propagandablase sitzt, dass sie selbst dran glauben, dann stellen sich die massiven Probleme der russischen Armee auch nochmal in einem anderen Licht dar, nicht nur logistisch-materiell sondern eben auch taktisch und strategisch.
    Ich bin mir nicht sicher ob die Russen dermaßen blöd sind. Natürlich wird es gewisse Korruption, Schlamperei und Schönreden geben. Das gehört in einer Autokratie dazu. Ob das diesmal wirklich schlimmer ist als in anderen Kriegen lässt sich schwer beurteilen. Zudem haben die Russen sicherlich erwartet das die ukr. Streitkräfte ähnlich schlecht kämpfen wie 2014 und das sich die Bevölkerung wie 2014 zumindest passiv verhält. Das sind sicherlich Fehlannahmen und Fehleinschätzungen. Aber ob darüber hinaus die russ. Führung um Putin ihre eigene Propaganda glaubt ist eher unklar.

    Die Probleme der russ. Armee liegen ja auch woanders. Die Zusammensetzung der Kampftruppen mit vielen Fahrzeugen und wenig Infanterie ist schlecht, die Logistik mit ihrem Fokus auf Eisenbahnen ist ungeeignet für das Einsatzgebiet, die Doktrin der Luftwaffe setzt auf frontnahe Unterstützung und nicht auf die Erringung der Luftherrschaft über dem gesamten Feindgebiet. Dazu kommt schlechte Kampfmoral, niedrige Disziplin , zu wenige Unteroffiziere und eine zu starrre Befehlskette. Na ja, und die russ. Militärführung ist seit eh und je menschenverachtend, auch und v.a. gegen die eigenen Truppen. Das alles sind strukturelle, grundsätzliche Probleme. Die kann man gar nicht in kurzer Zeit ändern, selbst dann nicht, wenn man wollte.

    Aber beim Krieg redet ja v.a. der Gegner immer mit. Man ist eben nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Die Ukrainer lassen hier nicht viel zu. Sie sind motiviert und diszipliniert und vermeiden schwere Fehler. Zahlenmässig sind sie wahrscheinlich sogar leicht überlegen, waffentechnisch zumindest am Boden inzwischen wohl ebenbürtig. Gegen so einen Gegner hätte es jede Armee der Welt schwer.

    Zitat Zitat von Peregrine Beitrag anzeigen
    ... und jetzt stellen wir uns mal alle einen nackten Putin vor.
    Wir haben den doch schon nackt, also fast nackt, gesehen. Und es sah nicht gut aus.
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  15. #35
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    Zitat Zitat von Alexander-JJ Beitrag anzeigen
    Ich bin mir nicht sicher ob die Russen dermaßen blöd sind.
    Ich kann es mir auch nur schwer vorstellen, dass es solche Dimensionen hat. Auf der anderen Seite wäre es eben auch eine Erklärung für die Verkettung von Versagen seitens der russischen Führung. Mit der Mobilmachung (wenn das mal die einzige bleiben wird) hat sich Putin innenpolitisch in große Gefahr begeben, da er den unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag (wir lassen euch in Ruhe, wenn ihr das Regieren abnickt) gebrochen hat. Das gehörte sicher nicht zu seinem Plan.

    Außerdem stellt sich angesichts der logistischen Probleme die Frage, ob die russische Führung selbst ein realistisches Bild der eigenen militärischen Kapazitäten gehabt hat. Dass sie die Ukraine unterschätzt haben, ist klar, aber womöglich haben sie ihre eigene Kampfkraft auch stark überschätzt, da sie in den vergangenen Jahrzehnten keine wirklich starken Gegner zu bekämpfen hatten. Wenn man dann hinzunimmt, dass Berichte aufgrund der Angst vor schlechten Nachrichten wahrscheinlich stets geschönt ausgefallen sind, erklären sich womöglich die Ineffizienz in diesem Angriffskrieg.
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  16. #36
    Keynesianer Avatar von Bloodflowers
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    Korruption ist in Russland schon ein Problem. Aber genaue Zahlen wird man wohl nicht bekommen, nicht zuletzt auch wegen militärischer Geheimhaltung.
    Aber bspw. wurde die Truppenstärke vor dem Ukrainekrieg immer mit ca. 1,2 Millionen angegeben. Das ISW meinte aber, dass dies nur die SOLL-Stärke ist, die aber tatsächlich nie erreicht wurde, stattdessen wurde die tatsächliche Anzahl auf ca. 855.000 vom ISW geschätzt (vor dem Krieg). Weil angeblich auch einige Karteileichen auf den Besoldungslisten stehen, also Namen zu denen es keine Soldaten gibt. Da kassiert irgendjemand noch extra Sold (ein System das sich über Jahrzehnte oder noch länger etabliert hat). Also wenn vielleicht der Kreml oder die Armeeführung noch nicht mal die tatsächliche Anzahl der Soldaten vorher kannte, ist das schon ziemlich dramatisch. Man mag sich dann nicht ausmalen wie es bei Material und Munition aussieht. Inzwischen musste sich Russland ja vom Iran oder Belarus beliefern lassen, eventuell auch von Nordkorea). Ist fraglich wieviel da noch vorhanden ist.


    Zur Propagandablase:
    Also wenn man sich anhört was auch Putin selbst in letzter Zeit so von sich gibt, kann man schon Zweifel haben inwieweit man im Kreml noch in der Realität lebt. Und das sind z.T. eben auch alles alte KGB-Leute (Putin, Patruschew) und da war Propaganda ein wichtiges Mittel und gerade auch der KGB selbst war darauf bedacht das die eigenen Leute natürlich indoktriniert waren. Könnte sein das die das alles selbst glauben, oder es ist eben nur für die Bevölkerung gedacht.

    Btw: Es gibt ja auch schon Gerüchte das eine weitere Mobilisierung ansteht. Die letzte Mobilisierung hat schon nichts gebracht, im Gegenteil man musste Kherson aufgeben. Fraglich ob weitere Mobilisierungen etwas ändern, außer höherer Verluste und einer unzufriedeneren Bevölkerung.

    https://www.fr.de/politik/putin-mobi...-91938096.html
    "Everything reminds Milton Friedman of the money supply. Everything reminds me of sex, but I try to keep it out of my papers."

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  17. #37
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    Zitat Zitat von Jean-Luc Picard Beitrag anzeigen
    Ich kann es mir auch nur schwer vorstellen, dass es solche Dimensionen hat. Auf der anderen Seite wäre es eben auch eine Erklärung für die Verkettung von Versagen seitens der russischen Führung. Mit der Mobilmachung (wenn das mal die einzige bleiben wird) hat sich Putin innenpolitisch in große Gefahr begeben, da er den unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag (wir lassen euch in Ruhe, wenn ihr das Regieren abnickt) gebrochen hat. Das gehörte sicher nicht zu seinem Plan.
    Nein, das gehörte sicherlich nicht zu seinem Plan. Es wird ja gemunkelt das Kadyrow und Prigoschin vehement auf eine Generalmobilmachung gedrängt haben, aber Putin sich standhaft weigerte. Daher dann die Teilmobilmachung. Aktuell sind "Mobilisierungswellen" im Gespräch, also immer mal wieder 100k Männer einziehen und an die Front schicken. Ob und wann das umgesetzt wird ist unklar. Die massiven Probleme bei der Mobilisierung sind ja nun offensichtlich geworden.

    Ich denke Putin und auch die Militärführung hatten keinen "Plan B". Sie sind von einem schnellen Sieg ausgegangen und wollten sich danach um die Probleme hinsichtlich Sanktionen, internationale Reaktionen usw kümmern. Als der Krieg dann länger dauerte, gab es meiner Ansicht nach zwei Meinungen bzw. Lager im Kreml. Einmal die Leute, die das Ganze in einen echten Krieg samt Generalmobilmachung umwandeln wollten und dann die Leute, die das lieber nicht tun würden. Ich denke Putin gehört zur zweiten Gruppe. Daher wurden auch erstmal überall Truppen zusammengekratzt (80% der Garnisonen aus dem Baltikum, usw) und Freiwillige angeworben.

    Ich denke Putin hat einen halbwegs realistischen Blick auf die Lage. Aber seien wir ehrlich: Keine russ. Regierung kann die Krim zurückgeben und das dann politisch überleben. Was soll er also tun? Auf der einen Seite sind die Hardliner die am liebsten einen totalen Krieg führen würden, auf der anderen Seite die Leute, die ihn für einen Versager und vielleicht sogar Verräter am heiligen Russland halten. Er sitzt zwischen allen Stühlen, kann nicht vor und nicht zurück. So läuft denn auch der Krieg weiter: Russland gibt nicht auf, macht aber auch keine Generalmobilmachung und führt keine Kriegswirtschaft ein.

    Zitat Zitat von Jean-Luc Picard Beitrag anzeigen
    Außerdem stellt sich angesichts der logistischen Probleme die Frage, ob die russische Führung selbst ein realistisches Bild der eigenen militärischen Kapazitäten gehabt hat. Dass sie die Ukraine unterschätzt haben, ist klar, aber womöglich haben sie ihre eigene Kampfkraft auch stark überschätzt, da sie in den vergangenen Jahrzehnten keine wirklich starken Gegner zu bekämpfen hatten. Wenn man dann hinzunimmt, dass Berichte aufgrund der Angst vor schlechten Nachrichten wahrscheinlich stets geschönt ausgefallen sind, erklären sich womöglich die Ineffizienz in diesem Angriffskrieg.
    Ja, es gab sicherlich eine Überschätzung der eigenen Kampfkraft und eine Unterschätzung des Gegners, ebenso wie Schönfärberei, Korruption, Schlamperei und nicht wenig Inkompetenz. Aber das sind historisch gesehen quasi tradionelle Schwächen aller östlichen Armeen von Polen über Russland, der Türkei, bis zu China und Indien. Bisher haben diese Schwächen diese Staaten und Völker nicht vom Siegen abgehalten. Die Frage ist also ob es diesmal schlimmer war als sonst. Das ist meiner Meinung nach nicht völlig ausgeschlossen, aber auch nicht über Gebühr wahrscheinlich.

    Am Beispiel der Fernstraße M01 erkläre ich, was ich meine: Diese Straße führt direkt von Belarus über Tschernihiw nach Kiew. Russische BTGs griffen entlang dieser Straße an und rückten schnell vor. Der Vorstoß war meiner Meinung nach als schneller Durchstoß konzipiert, was angesichts des Geländes und des zu erwartenden Gegners gar nicht mal so verkehrt war. Hier einen Sieg zu erwarten war meiner Meinung nach angemessen und kein Größenwahn. Die ersten Probleme traten auf, als die Russen gezwungen waren Tschernihiw zu belagern, da die Bevölkerung der Stadt nicht wie erwartet passiv blieb sondern kämpfte.

    Ab diesem Punkt begannen sich die Schwächen der russ. Streitmacht zu maximieren, während die Ukrainer ihre eigenen Schwächen minimieren konnten. Die Ukrainer hatten relativ viel Infanterie und wirklich sehr viele tragbare Panzerabwehrwaffen. Also ideal um einen Gegner, der mit vielen Fahrzeugen, aber nur relativ wenig eigener Infanterie angriff, aufzuhalten. Ab diesem Punkt hatten die Russen eigentlich keine Wahl mehr. Ihr Plan kam ins Wanken, sie hinkten hinter dem Zeitplan hinterher. Also begannen sie Tschernihiw zu umgehen. Eigentlich vernünftig, wenn da nicht die nächste große Schwäche gewesen wäre. Ohne Tschernihiw war es nix mehr mit der Eisenbahn. Man brauchte nun LkWs für die Versorgung. Darauf war man schon organisatorisch und strukturell nicht vorbereitet. Der Versuch große Konvois zu bilden und dann effektiv einzusetzen schlug fehl, auch wenn es eigentlich wieder die richtige Idee war. Die russ. Luftwaffe konnte auch nur begrenzt helfen, da sie organisatorisch und taktisch auf frontnahe Unterstützung optimiert ist und nicht auf das Erringen und Halten der Luftherrschaft über dem gesamten feindlichen Gebiet (das ist eine alte sow. Doktrin, die sich in anderen Kriegen durchaus bewährt hat).

    Ab dem 31. März zogen die Ukrainer dann ihre Show ab. Sie starteten mit einer kompletten Panzerbrigade einen mustergültigen Gegenangriff, mit Drohnenaufklärung, mechanisierten Vorstößen und flexibler Taktik. Sie kämpften die M01 frei. Den verbliebenen russ. Truppen blieb nur der Rückzug der ab dem 4. April eingeleitet wurde.

    Fazit: Die Russen haben bei dieser Schlacht nicht wirklich "dumme" Fehler gemacht. Sie scheiterten im Grunde an den grundsätzlichen Schwächen ihrer Armee, ihrer Luftwaffe und ihrer Logistik und an einem so wirklich sehr gut durchgeführten ukrainischen Gegenangriff.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline

  18. #38
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    Ich denke Putin hat einen halbwegs realistischen Blick auf die Lage. Aber seien wir ehrlich: Keine russ. Regierung kann die Krim zurückgeben und das dann politisch überleben. Was soll er also tun?
    Auch das Verhalten diesbezüglich irritiert mich.
    Wenn Putin ein realistisches Bild von der Situation hat, was sollten dann die Scheinreferenden?

    Für einen Weg raus aus seiner Misere hat er sich da doch massiv selbst ein Ei gelegt. Er kann nicht ernsthaft damit rechnen, dass es Verhandlungen geben wird, bei denen diese Referenden anerkannt würden. Und im Besonderen kann er nicht realistisch damit rechnen, dass die beiden neuen Oblasten im Süden zur Disposition stehen werden. Er hat aber die „Sicherheit der Bürger“ in diesen Gebieten als Eskalationsgrund seiner Bevölkerung verkauft. Erst Referenden abhalten um sie dann in Verhandlungen wieder aufgeben zu müssen…das würde er sicher auch nicht politisch überleben.

    Womöglich war aber auch allein das Pokern der Grund für die Referenden, in dem Sinne, dass dieses Gebiet als deklariertes russisches Staatsgebiet nicht mehr angegriffen würde. Aber da greift dann wieder die Frage nach der eigenen Verblendung und Fehleinschätzung.
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    Jean-Luc Picard ist offline

  19. #39
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    Auch das Verhalten diesbezüglich irritiert mich.
    Wenn Putin ein realistisches Bild von der Situation hat, was sollten dann die Scheinreferenden?

    Für einen Weg raus aus seiner Misere hat er sich da doch massiv selbst ein Ei gelegt. Er kann nicht ernsthaft damit rechnen, dass es Verhandlungen geben wird, bei denen diese Referenden anerkannt würden. Und im Besonderen kann er nicht realistisch damit rechnen, dass die beiden neuen Oblasten im Süden zur Disposition stehen werden. Er hat aber die „Sicherheit der Bürger“ in diesen Gebieten als Eskalationsgrund seiner Bevölkerung verkauft. Erst Referenden abhalten um sie dann in Verhandlungen wieder aufgeben zu müssen…das würde er sicher auch nicht politisch überleben.

    Womöglich war aber auch allein das Pokern der Grund für die Referenden, in dem Sinne, dass dieses Gebiet als deklariertes russisches Staatsgebiet nicht mehr angegriffen würde. Aber da greift dann wieder die Frage nach der eigenen Verblendung und Fehleinschätzung.
    Ich denke hier ging es v.a. um die Mobilisierung. Die russ. Armee besteht zu großen Teilen aus Berufs- und Vertragssoldaten. Diese könnten ohne Mobilisierung ihre Verträge nach der vereinbarten Dienstzeit auslaufen lassen. Dies ist aber im Fall einer General- oder Teilmobilmachung verboten. Die Mobilisierung bringt nicht nur 300.000 neue Soldaten, sie bindet auch rund 200.000 bereits ausgebildete und in der Ukraine eingesetzte Soldaten auf Kriegsdauer an die Armee. Zudem konnte man nun problemlos in den besetzten Gebieten das Kriegsrecht ausrufen. Ohne diese Maßnahmen wäre die russ. Armee bereits jetzt am Ende und der Krieg für Russland verloren.

    Aber ohne triftigen Grund kann man keine Mobilmachung anordnen. Man brauchte die Annexionen um dann sagen zu können, das russ. Heimaterde verteidigt werden muss. Man brauchte die Scheinreferenden um die Annexionen vorbereiten zu können. Das alles greift ineinander, aber Hauptgrund ist meiner Meinung nach schlicht und einfach das der Kreml erkannt hat, das seine Armee kurz vor einer kriegsentscheidenden Niederlage stand. Man musste *jetzt* handeln oder es wäre zu spät gewesen. Wer genau im Kreml so realistisch ist, lässt sich kaum beurteilen. Vielleicht hat sich ja Surowikin gegen Putin durchgesetzt, so wie einst Ludendorff sich gegen den Kaiser durchsetzte.

    Meiner Meinung nach haben die Umstände und die Siege der Ukrainer den Kreml quasi gezwungen so zu handeln. Wären Referenden und Annexionen wirklich geplant gewesen, hätte man das längst umsetzen können, z.B. im Mai/Juni als ein russ. Sieg im Donbas halbwegs realistisch erschien und die Ukraine vielleicht verhandlungsbereiter gewesen wäre.

    Um die politischen Konsequenzen macht sich Putin sicher keine Gedanken. Sowohl er als auch die meisten seiner Getreuen könnten eine Niederlage zumindest politisch sowieso nicht überleben. Diese Leute haben wenig bis nichts zu verlieren. Sie brauchen einen Sieg oder zumindest irgendetwas, was sie als Sieg verkaufen können.

    Das ist jedenfalls meine Interpretation der aktuellen Lage. Natürlich können Putin und andere inzwischen auch den Kontakt zur Realität weitgehend verloren haben. Immerhin schirmen sie sich stark ab. Wer zu lange im Bunker lebt, der lebt irgendwann von Illusionen.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline

  20. #40
    I'm an Ass Man! Avatar von Leichenteich
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    In einigen Auslandsbotschaften der Ukraine sind Pakete mit Tieraugen eingegangen.


    Na super. Hofft Russland jetzt, dass es Verhandlungen gibt, wenn sie Briefbomben verschicken und ihre Schlachtabfälle versenden?
    Leichenteich ist offline

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