Da es doch ein paar Leute hier gibt, die sich das Spiel gekauft haben oder noch kaufen wollen, dachte ich mir mal einen entsprechenden Thementhread zu machen für Feedback und für Fragen und Antworten zum Spiel aufgrund der Komplexität.
Ich hab jetzt ein paar Stunden gespielt (ich weiß aber nicht exakt wie viele da Steam nicht mitzählt weils mit dem Paradoxlauncher Probleme gibt) und bin soweit eigentlich ganz zufrieden. Die Meinungen der "Fachpresse" unterscheiden sich mittlerweile recht stark von den Nutzerrezensionen, die auf Steam nur 6/10, also Ausgeglichen, sind. Soweit ich das sehen kann werden insbesondere der runtergedampfte Militärpart kritisiert und vor allem der Gameplayloop, der Hauptsächlich daraus besteht, seine Zeit im Markt- und Baubildschirm zu verbringen. So kurze Zeit nach Release sind Reviews natürlich immer mit Vorsicht zu genießen aber ich sehe da schon ein paar valide Kritikpunkte. Meine persönliche Einschätzung bisher ist folgende
Pro:
- Grafik gemessen am Genre ganz schick
- Musik ist sehr atmosphärisch und wenig aufdringlich
- Das Spielprinzip ist, obwohl nicht neu, recht originell und immernoch unverbraucht. Es gibt kaum Spiele in diesem Bereich, die auch nur annährend die Production Value von Vic3 erreichen
- Sämtliche Spielmechaniken greifen mehr oder minder stark ineinander. Man muss jedoch nicht alle vollständig verstehen oder beachten um gut zu spielen
- Vic3 übernimmt das Tooltip-Konzept von CK3, was prinzipiell sehr gut ist da es, theoretisch, die Notwendigkeit auf externe Quellen zugreifen zu müssen um das Spiel zu kapieren reduzieren soll. Leider funktioniert das nicht vollständig, aber das beschreibe ich dann auf der Contraseite
Contra:
- Tutorials sind, entgegen einiger Meinungen aus der "Fachpresse", ziemlich schlecht. Das Spiel hat so eine Art one the fly system und hangelt sich an gewissen aufgaben entlang, die im Laufe einer Tutorialkampagne zu erfüllen sind, lassen aber viele Spielmechaniken aus oder decken sie vom Informationsgehalt nicht ausreichend ab
- Übersichtlichkeit. Das Spiel hat viele, viele Menüs und leider sind viele Infos sehr versteckt oder überhaupt nicht ersichtlich. Hier ein paar Beispiele:
- Kulturen und Religionen werden in einigen Ländern diskriminiert. Es gibt keine übersichtliche Liste, welche Kulturen und Religionen diskriminiert werden, das erfährt man nur über Tooltips, die man für jede Kultur/Religion einzeln aufrufen muss
- verschiedene Fabriken können mehrere Güter produzieren. Allerdings kann man nur auf Umwegen herausfinden, was eine Fabrik alternativ produziert und auch dann weiß man nur das Produkt, aber nicht, welche Rohstoffe es benötigt oder wie es sich sonst auswirkt
- bestimmte Produktionsmethoden erfordern bestimmte Forschungen. Zwar wird im Tooltip beschrieben, welche das ist, allerdings muss man sie im Technologiebaum immernoch selber suchen, sofern sie nicht direkt erforscht werden kann
und das zieht sich durchs ganze Spiel. Hier fehlt es massive an Komfort-Funktionen
- Automatisierungsoptionen scheitern an dummer KI und Programmierfehlern. So kann man beispielsweise Infrastruktur automatisch bauen lassen. Infrastruktur bietet regionale Transportkapazität und gleichzeitig "Transport" als abstraktes Gut, welches die Bevölkerung konsumiert. Wenn man die Automatik nutzt, scheint die KI den ersten Wert jedoch völlig zu ignorieren, was dazu führt, dass die Infrastruktur regional nicht ausgebaut wird obwohl die Firmen diese dringend benötigen. Das führt bei großen Nationen zu unnötigem Mikromanagement
- diverse weitere Probleme, entweder Programmierfehler oder fragwürdige Gameplayelemente. So habe ich beispielsweise ein Zentralafrikanisches land gespielt und das BIP innerhalb von 10 Jahren vervierfacht und einen sehr hohen Lebensstandard generiert, was ziemlich unrealistisch ist
- Kapitalisten sind die mit Abstand wichtigste Bevölkerungsgruppe. Es gibt zwar sehr viele Möglichkeiten, ein Land zu gestalten, aber die sind relativ unsinnig außer vielleicht aus Roleplay-Gründen. Am Effektivsten ist es mit weitem Abstand, Kapitalisten gut verdienen zu lassen, weil die die Wirtschaft hart pumpen. Eine reine Planwirtschaft, komplett aus dem Stadtsäckel finanzierter Industrieaufbau ist extrem teuer und als Staat kann man auch nur relativ wenig Kapital in Form von Gold anhäufen ohne negative Auswirkung auf die Wirtschaft. Das Problem haben Kapitalisten nicht. Je reicher sie sind, desto mehr können sie investieren und tun das bei passender Gesetzeslage auch
Mir macht das Spiel insgesamt Spaß, es hat aber viele Macken, die meisten davon lassen sich aber sicher wegpatchen und bei Paradox kann man schon davon ausgehen, dass die im Laufe der Zeit Spielsysteme nochmal überdenken.
Habt ihr das Spiel schon? Gefällt es euch?