Zitat von
Zetubal
Sorry, aber das ist das übliche Ammenmärchen, das reaktionäre Rechtsgewandte erzählen, um einen Grund zu fingieren, sich gegen geschlechtersensible Sprache zu wenden. Zunächst einmal gibt es keine einheitliche "Gender-Ideologie" als eine feste singuläre Sache. Unterschiedliche Leute verbinden mit dem Begriff unterschiedliche Sachen und handeln auf unterschiedliche Weisen. Andere Leute, die hier im Forenverbund gendern, teilen sicherlich nicht die exakten politischen oder ideologischen Auffassungen, die ich hege.
Wenn du die Ursprünge von Strömungen wie Geschlechterkonstruktivismus zurückverfolgst, wirst du relativ viele französische Forscher:innen finden, aber eher keine US-Amerikanischen Milliardäre. Was auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass der Reichtum Superreicher oft auf dem Erhalt des Status Quo und auf Ausbeutung beruht. Wenn überhaupt ist das ein Klientel, das aus eigenem Interesse eher wertekonservativ eingestellt ist.
Mit der "traditionellen Familie" meinst du vermutlich heterosexuelle Verheiratete mit Kindern? Inwiefern die von geschlechtersensibler Sprache bedroht werden, verstehe ich nun nicht. Und was ist so verkehrt mit "nicht-traditionellen" Familien? Frauen werden hier indes nicht gegen Männer ausgespielt, atomisiert oder sonstwie zum Konflikt aufgerufen. Vielmehr geht es darum, Sichtbarkeit zu schaffen für die Bedürfnisse und Chancen aller Menschen, die zu unserer Gesellschaft gehören. Es geht darum, dass wir mehr Verständnis füreinander haben, auch oder gerade dann, wenn wir unterschiedlich sind. Also das genaue Gegenteil deines Vorwurfs.
Natürlich kann, darf und soll es weiter "Männer" geben. Nur gibt es eben nicht eine einzige "richtige" Art ein Mann zu sein. Genau das steht im Zentrum der Kritik. Diese toxische Vorstellung, wonach Männer harte, stets wehrhafte Kämpfer sein müssen. Wenn man liest, wie du über Kerle zu denken scheinst, die nicht diesem Stereotyp entsprechen, erkennt man schnell, wo das Problem dieser Denkweise liegt. Bezeichnungen wie "verweichlichte, feminisierte Pussy-Boys" sind eindeutig beleidigende Herabwürdigungen und so über Leute zu urteilen ist ein stärkerer Versuch der "Atomisierung" als alles, was du der Gegenseite vorwirfst.
Hier liegt doch ein eindeutiger Widerspruch in deiner Argumentation. Eine nebulöse "Gender-Ideologie" ist angeblich der große Spalter der heilen nuklearen Familie. Und doch ist das einzige in deinem Post, das eine Spaltung nahelegt, dass Männer, die sich nicht stereotyp männlich verhalten, für dich "entartete Männer" zu sein scheinen. Nun stelle man sich doch mal die Frage, wessen Anschauung mehr Konflikt birgt: die wonach es okay ist, auf unterschiedliche Art Mann, Frau oder irgendwo dazwischen zu sein...oder die, die darin einen Angriff auf die Familie sieht? Und ja, das ist eine rhetorische Frage.