Zitat von
Jean-Luc Picard
Sie wäre aller Wahrscheinlichkeit nach nicht kleiner – es war schließlich eine politische Entscheidung, die diese Abhängigkeit herbeigeführt hat.
Die Frage ist eher, ob der unmittelbare Effekt auf die Bevölkerung und der damit verbundene soziale Sprengstoff ebenso wirkmächtig wäre, wenn der Energiesektor eben nicht privatisiert wäre. Für die jetzige Situation, wie wir sie haben ist dies ja ohnehin reines Gedankenspiel, denn man kann ja die bestehende Faktenlage nicht einfach mal so ändern – selbst wenn es den Versuch einer HauRuck-Aktion geben würde, hier zu verstaatlichen, dann würde es wahrscheinlich spätestens am EU-Recht scheitern (und vorher natürlich sowieso an der FDP).
Es ist also eine rein spekulative Frage, inwieweit Privatisierung in solchen Bereichen eigentlich zukunftssicher sein kann. Wir haben jetzt in den letzten 14 Jahren gleich zwei massive Krisen gehabt, die letztendlich beide nach dem Prinzip verliefen, dass die öffentliche Hand hier für Entwicklungen am „freien“ Markt gerade stehen muss, wobei eben jene öffentliche Hand von den Milliardengewinnen, die in den ganzen Jahren über erwirtschaftet wurden, nix gesehen hat (also außer Steuern jetzt).
Was haben wir denn aus der Krise von 2008 gelernt? Hat es signifikante Verschärfungen bezüglich der Spekulationen, Leerverkäufe und Boniwahnsinn gegeben? Das System ist voll an die Wand gefahren, aber es hat im Verhältnis dazu, wie viel Schaden es angerichtet hat nur sehr marginale Veränderungen gegeben. Das Prinzip ist dasselbe geblieben. Was soll also verhindern, dass dann nicht eben auch ständig wieder dasselbe passiert?
Es ist doch auf der einen Seite völlig klar, dass die Maxime „der Staat sollte sich aus der Wirtschaft raushalten“ in Wirklichkeit schon immer eine totale Illusion war und nie realisiert werden kann, denn am Ende des Tages sind es Staaten, die die Verfügungsgewalt über Ressourcen haben. Daher ist globale Wirtschaft immer zwangsläufig mit Politik und Regierungen verknüpft. Es gibt in diesem Sinne in Wirklichkeit keinen freien Markt, stattdessen gibt es ein enormes Geflecht an Interessenlagen, die am Ende immer in der Politik enden.
Von daher nochmal die Frage: Worin liegt denn eigentlich der systemimmanente Vorteil für den Endverbraucher, wenn solche Sektoren wie Energie (oder auch Wasser oder eben Bankenwesen) privatisiert sind?