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  1. #1 Zitieren
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    kleines Dorf in Mittelsachsen
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    Mit diesem Thema möchte ich eine Plattform eröffnen, auf der man sich zur eigenen Meinung oder zu Fragen betreffen die aktuelle Politik in Himmelsrand und Tamriel austauschen kann.


    !WICHTIG!


    An dieser Stelle wird gefälligst keine aktuelle Politik oder Polemik der echten Welt betrieben. Dazu gibt es andere Foren, das hier ist ein Skyrim-Forum und das soll es auch bleiben.
    Fusselbirne ist offline
  2. #2 Zitieren
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    kleines Dorf in Mittelsachsen
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    Eigentlich habe ich diesen Trööt hier ja nur eröffnet, um mir meine Bauchschmerzen zu einem Bestimmten Thema von der Seele zu schreiben, über das in verschiedenen Online- und Offline-Plattformen regelmäßig Atomkriege ausgefochten werden. Ihr erahnt es wohl schon: Das Stichwort lautet Paarthurnax…


    Ich weiß, darüber ist an sich schon mehr als genug Tinte verspritzt worden. Aber neulich hat mir der Youztube-Algorithmus mal ein Video bulimievefüttert, das mich so wütend gemacht hat, dass ich fast mein Zimmer zerlegt hätte. Nun müsst ihr das Resultat also ausbaden. Entschuldigung. Wohlan denn.


    5.000 Jahre lang hat der alte Paarthurnax ausgeharrt auf dem Monahven, er hat auf Alduins, seines früheren Meisters und älteren Bruders Rückkehr gewartet. Nicht, um ihn nach seiner Kreuzfahrt durch die Strudel der Zeit freudig zu begrüßen, sondern um die Welt und alles Leben zu schützen vor Alduins Wahnsinnigem Zorn. Fünf. Tausend. Jahre. Als Alduin am 17 Tag der letzten Saat im Jahr 201 der vierten Ära tatsächlich zurückkommt, versucht Paarthurnax auch sofort, sich ihm entgegenzustellen- man hört zwei verschiedene Thuum vom Berg, während die Kaiserlichen ihr Feuerholz spalten.


    Doch Alduin ist nicht Paarthurnax‘ einziger Feind. Die Klingen sind gerade einmal ein Drittel der Zeit in Tamriel präsent, die der alte Dovah schon seine Wacht hält. Und sie haben in den 1500 und ein paar zerquetschten Jahren nichts anderes zustande bekommen als einen Haufen Hofintrigen um Macht und Geld. Für weise und belesen halten sie sich und doch dämmert es ihnen nicht im entferntesten, dass sie selbst es sind, die jener uralte Wächter vor dem Verderben schützt, dort oben auf dem Hals der Welt, den sie seit alter Zeit zu ermorden versuchen. Dann trete ich, Drachenblut, auf den Plan. Zuerst treffe ich auf die Klingen, die sogleich beginnen, mich zu umgarnen, zu manipulieren, gegen die Graubärte und ihren Meister aufzuhetzen. Als neuer Spieler merkte ich zunächst überhaupt nicht, dass sie mich für ihre Zwecke missbrauchen. Jetzt, nach gefühlt 50 Hauptquest-Durchläufen, denke ich mir natürlich nur noch „Ach halt doch einfach deine dähmliche Schnauze, du mentales Äquivalent eines Dampfzenturio“, sobald Delphine auch nur Luft holt.


    Später treffe ich erstmals auf Paarthurnax. Der kann, da bin ich mir sicher, vom ersten Moment an in mein Herzen sehen, meine Gedanken lesen. Er weiß, dass ich bereits dabei bin, den Klingen auf den Leim zu gehen, er muss davon ausgehen, dass ich eines Tages als sein Henker vor ihn treten werde. Dennoch entscheidet er sich, mir zu helfen, mir den Drachenfall-Schrei zu verschaffen, um damit Alduin zu stellen- und um ihn selbst damit eines Tages zu Fall zu bringen. Das ist ihm sehr wohl bewusst. So kleinteilig wird das einem neuen Spieler nie bewusst, auch nicht nach zwei, drei Durchgängen, aber irgendwann begreift man: Schon in diesem Moment ist er bereit, sein Leben für die Rettung aller Seelen von Tamriel hinzugeben.


    Überdeutlich wird dies jedoch etwas später, wenn man tatsächlich mit der Kel – der Schriftrolle der Alten- wieder auf dem Monahven aufschlägt und wirklich so verrückt ist, Alduin da heraufzubeschwören. Der Weltenfresser selbst ist gerade voll in Himmelsrand wieder angekommen, hat sich auf dem Anflug wahrscheinlich frisch an der einen oder anderen Ziegenherde sowie an den Seelen Toten gestärkt und ist so kampfbereit wie eh und je. Ich selbst stehe dort, ebenfalls auf dem Höhepunkt meiner Schlagkraft. Gepanzert durch die Schuppen von einem Dutzend getöteter Dovah, durchgeladen ist die Monsterarmbrust, die einem 8,8cm-FLAK-Schützen vor Angst die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Neben mir Lydia, Geschützt durch Ebenerz, welches ich in den Feuern des Reichs des Vergessens geschmiedet habe, in der Hand einen Hammer, der einen voll ausgewachsenen Astartes Primarch mit einem einzigen Hieb zu Staub zu zermalmen vermag.


    Und Paarthurnax? Hat sich viele Zeitalter lang fast zu Tode gefroren, da droben auf seinem Wachtposten. Seine Schwingen von den Schneestürmen der Jahrtausende zerfetzt, seine Zähne vom Hagel ausgeschlagen, sein ganzes Gesicht sieht schief aus, wahrscheinlich, weil ihm irgendwann einmal sein linkes Kiefergelenk gebrochen und nicht wieder zusammengewachsen ist. Seine Knochen alt und Morsch, jede Bewegung muss ihn schmerzen. Wenn man ihn fliegen sieht, verhält er sich flatteriger und macht mehr verschnaufpausen als jeder andere Drachen. Wenn er Landet, landet er hin und wieder auf dem Bauch, statt auf den Füßen. In seinem aktuellen Zustand kann er nicht davon ausgehen, einen Streit mit einem wütenden Höhlenbären zu überleben. Über sein Schicksal in der Naturkatastrophe, die sich jetzt gerade anbahnt, braucht er sich überhaupt keine Illusionen zu machen.


    Und da bietet sich ihm jener eine, kaum zu erfassende Ausweg: Alduin bietet ihm Begnadigung an: Er weist seinen jüngeren Bruder noch einmal unmissverständlich darauf hin, dass er ihm chancenlos unterlegen ist und fordert ihn auf, sich erneut dem Drachenkult anzuschließen. Das rational einzig sinnvolle, was Paarthurnax hier machen kann, wäre, dieses Angebot anzunehmen, Alduin die Treue zu schwören und sich dann zu verstecken und abzuwarten, bis der Weltenfresser mich hinrichtet. Denn allein habe ich immer noch keine Chance gegen den Fürsten der Dovah.


    Paarthurnax jedoch ist im Herzen kaum mehr ein Dovah. Wenn man sich mit ihm über die Wirkung und Herkunft des Drachenfall-Schreis unterhält, bekommt man fast den Eindruck, dass er sich nach der Sterblichkeit der Menschen sehnt. Nicht nach dem Tod, keineswegs, doch er scheint dem Konzept eines Menschlichen Lebens nicht abgeneigt zu sein. Er fühlt sich den Joore, den Tieren und Menschen, Mer und Tiermenschen mehr verbunden als seinen Brüdern, den Dovah. Paarthurnax ist Körperlich gebrochen, ja verfallen. Doch seine Seele, sein Herz ist so groß und so stark wie es niemand, nicht einmal Alduin selbst sich vorstellen kann. Und seine Liebe zu den sterblichen, zu ideser Welt, zu genau den beiden Idioten im Tempel der Himmelszuflucht ist unendlich. Er weiß, dass Delphine und Esbern ihn tot sehen wollen-Die Graubärte werden ihm schon hin und wieder den neuesten Schwank aus Himmelsrand und vom Klingenorden erzählt haben. Und in diesem Moment zeigt er diese unglaubliche Stärke, diesen Mut, diese Macht.


    Paarthurnax zögert nicht einen Augenblick. „Unslaad Hokoron!“ Schreit er. „Niemals wieder!“ Und er stürzt sich auf Alduin, mit dem Letzten Feuer seines Atems, mit der Letzten Kraft seiner alten Knochen. In vollem Bewusstsein seiner Lage, in vollem Bewusstsein seines unvermeidlichen Schicksals. Für die Sterbliche Welt in den sicheren Tod. Er sirbt lieber als Joor, als als Dovah über die halbe Welt zu herrschen. In der folgenden Stunde rettet er mir mindestens ein Dutzend Mal das Leben. Immer wieder navigiert er gezielt zwischen mich und Alduin, fängt mit seinen Schwingen (oder was davon noch übrig ist) die Feuerstöße ab, die mir galten. Zugegeben- damit erschwert er mir natürlich den treffsicheren Einsatz von Drachenfall. Paarthurnax ist auch der einzige Drache, der in der Luft zum Nahkampf gegen einen Artgenossen ansetzt. Am Ende schaffen wir es tatsächlich, Alduin zu besiegen und in die Flucht zu schlagen.

    Es ist unfassbar, wie der alte Paarthurnax diesen Wahnsinn überstehen konnte- die Halbe Bergspitze ist im Kampf zum Einsturz gebracht worden (so fühlt sich’s zumindest zeitweilig an). Und doch: Ich denke, gerade Paarthurnax Opferbereitschaft war unser Schlüssel zum Sieg. Damit hatte Alduin nicht gerechnet, er konnte sich in seiner Arroganz und Selbstüberschätzung nicht vorstellen, dass sich ihm jemand mit solcher Entschlossenheit, mit solcher Courage entgegenstellen würde. Alduin wurde wahrscheinlich fatal überrumpelt davon, dass Paarthurnax sich ihm nicht anschloss, sondern ihm alles entgegenschmetterte, was er zu bieten hatte, dass er sogar versucht, den Weltenfresser mit bloßen Händen zu Boden zu zwingen, als ich zunächst keinen Erfolg mit Drachenfall zu haben scheine. Ja; Paarthurnax gratuliert mir nach der Rauferei erstmal zu meinem Zwischensieg. Doch es war nicht mein Sieg. Es war seiner. Seine größte Stunde, sein größter Erfolg, er war es, der hier Alduin gewaltsamst in seine Schranken verwiesen hat.


    Dass die Götter ihm das Leben schenkten, ist wohl der mindeste Dank, der ihm gebührt. Und dann komme ich vom Hals der Welt wieder in den Tempel der Himmelszuflucht. Wo Delphine mich ohne allzu große Umschweife auffordert, Paarthurnax zu ermorden. Die sieht mich dort lebend durch die Tür kommen, die weiß genau, dass ich gerade eine Schlacht gewonnen habe, eine Schlacht, bei der sie wieder einmal zu sehr mit dem schmieden von niederträchtigen Intrigen beschäftigt war, um mir zur Hand zu gehen. Und die Knalltüte hatte weiß der Geier genug Bücher, Aufzeichnungen, Folianten und Weissagungen zur Hand, um zu erraten, welche Rolle Paarthurnax in dem ganzen Durcheinander gespielt hatte. Die Klingen sind keine Diebe, keine Banditen, Assassinen, Politiker, Totenbeschwörer oder was auch immer so für ein kriminelles Gelichter die Landschaften von Tamriel bevölkert. Das Verbrechen der Klingen ist weitaus schlimmer, ein unvorstellbarer Frevel. Sie fordern den Kopf desjenigen, von dem sie genau wissen, dass er ihnen gerade das Leben gerettet hat. Der ihnen das Leben gerettet hat, während er genau wusste, dass sie ihn tot sehen wollten. Und sie merken nicht im geringsten, was sie da gerade für einen hahnebüchenen Blösinn verzapfen.



    Als ich neu in Himmelsrand war, hab ich das alles nicht wirklich durchschaut. Mir war vom ersten Durchlauf an klar, dass ich Paarthurnax nie etwas zuleide tun würde, aber zunächst einfach nur, weil er ein cooler Typ war, der sich mit den Worten vorstellt „Die Graubärte nennen mich Alt und Weise… Es ist wahr, ich bin alt.“ Das liebevollste Wortspiel, das mir je in einem Computerspiel untergekommen ist. Als mir langsam klar wurde, wie wahnwitzig die Forderung der Klingen ist, wollte ich sie zunächst bei lebendigem Leibe häuten und am Spieß braten. Aber nunmehr beschließe ich doch, sie am Leben zu lassen. Nicht, weil ich glaube, sie verdienten das, sondern weil Paarthurnax es tat. Er hat ganz bewusst für ihre Rettung, für ihr Leben gekämpft. Er hat ihnen ganz bewusst die Gnade zuteilwerden lassen, die sie ihm verwehrt haben. Und nicht im Traume würde ich es mir anmaßen, dieser Entscheidung zu widersprechen. Sollen die Klingen doch in ihrem Tempel vergammeln, von allen vergessen, allein mit der abgrundtiefen Schande, die sie selbst über sich gebracht haben.


    Mancher behauptet, Paarthurnax selbst würde einen indirekt auffordern, Delphines Todesurteil zu vollstrecken. Er selbst würde einem sagen, dass ihm nicht vertraut werden könne. Dass er selbst die Furcht hat, eines Tages wieder nach der Macht über Tamriel zu greifen. Doch ich möchte ehrlich sein: Derzeit sitzt auf dem Rubinthron jemand, der sich zwar Kaiser nennt, in Wirklichkeit aber nur der Spross des Banditenfürsten ist, der das Chaos nach dem Niedergang der Septimdynastie am besten auszunutzen wusste.m Oder es sitzt überhaupt kein Kaiser auf dem Rubinthron, je nach dem, welche Quests ich als Drachenblut so alles abgeschlossen habe… Und das Kaiserreich ist im Verfall begriffen. Mordlüsterne Elfen, ein rassistisch verblendeter Nord-Kriegsherr, Intrigenversessene Bretonische Fürsten greifen nach der Macht. Selbst wenn Paarthurnax jetzt plötzlich selbst einen Herrschaftsanspruch über Tamriel geltend machen würde, was wäre denn daran so schlimm?!


    Dass er das nötige Geschick zum Staatenlenker hat, hat er in der guten Zeit des Drachenkultes vor der Revolte gegen Alduin gezeigt. Auf jeden Fall besser als das politische Gerümpel, das derzeit an der Macht ist. Und in den fünftausend Jahren, die er auf dem Monahven gesessen und nachgedacht hat, wird er auch nicht dümmer geworden sein. Er wäre sogar in der Lage, die Drachenfeuer der Septim wieder zu entzünden, um die wachsenden Daedra-Bedrohungen aus der Welt zu räumen, die derzeit so allgemein für Ärger sorgen. Und vor allem: Wenn es in der Außenpolitik von Paarthurnax Reich mal Haarig wird, wird er ganz bestimmt nicht die wehrlosen Söhne und Brüder trauernder Familien zwangsrekrutieren und verheizen. Er wird die größten Helden des Reiches um Hilfe bitten und sie werden mit Mut im Herzen und vollem Kampfeseifer in die Schlacht ziehen. Und ihr Fürst Paarthurnax höchstselbst wird in vorderster Reihe in die Schlacht ziehen.


    Paarthurnax schickt nicht seine Untertanen in den Tod. Er steht für seine Schutzbefohlenen ein. Wenn sein Wille zur Herrschaft wieder erwachen würde, wäre das wohl eher ein Segen als ein Fluch für Tamriel. Und ich wäre der erste, der das Schwert zieht, um an seiner Seite zu kämpfen.


    Es ist irgendwie verrückt. Da beschweren sich alle Leute so über die Mangelnde Durchdachtheit und philosophische Tiefe der großen Skyrim-Questreihen, und dann kommt so eine kleine Nebenquest daher und bietet Stoff für so eine irrsinnige Community-Debatte und so aberwitzige Lange Aufsätze und Verschwörungstheorien.
    Fusselbirne ist offline
  3. #3 Zitieren
    Corak  Avatar von Schnurz
    Registriert seit
    Feb 2009
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    Schwarzwald in Europa
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    Schön geschrieben.
    Es ist nur schade, dass diese Hauptquest so kurz ist. Da hätte man mehr draus machen können.
    Ich spiele sie aber trotzdem immer gerne durch.

    Für mich war damals schon nach dem 1. Sieg über Alduin klar, dass Paarthurnax nicht sterben darf.
    "Ihr solltet mich mal sehen, wenn mir langweilig ist"
    Von Jaree-Ra, in Einsamkeit (Skyrim)
    Schnurz ist offline Geändert von Schnurz (01.09.2022 um 14:53 Uhr)

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