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    Irenicus-Bezwinger  Avatar von MiMo
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    Post [Story]1. Wettbewerbsbeitrag von MiMo

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Person A: Neoras

    Maskierter A: Spiegelmeister

    Spruch A: "Wenn der Eber den Drachen bezwingt, wenn das Werkzeug des Tetriandoch die Sphäre der Göttin vom Antlitz der Weltenkarte tilgt, wenn die Götter sich Euer Erbarmen. Dann ist die Zeit gekommen, in der ihr den Weg in die Spiegelwelten antretet. Doch wer die Spiegel betritt ohne den Sinn zu kennen, wird sich allzu bald in sich selbst verlieren und seinen Platz zu Füßen von Nebukad einnehmen."

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    Irenicus-Bezwinger  Avatar von MiMo
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    Platschend goss Neoras den Inhalt des letzten Novizen-Kessels in seinen. Die Kessel der Novizen waren klein und handlich, ging es bei ihnen doch selten darum, etwas Brauchbares zu produzieren, sondern viel häufiger darum, die einzelnen Schritte immer und immer wieder zu üben. Der schwarze, dickwandige und hüfthohe Kessel, der aber vor Neoras auf drei gusseisernen Klauenfüßen in den Flammen des Kamins ruhte, der war für die massenhafte Abfertigung genauso geschaffen wie für die Abfallverwertung.
    Neoras wischte sich mit dem weiten Ärmel seiner Robe den Schweiß von der Stirn. Der Klosterkeller glich nach so einem Tag mit den Schülern der flammenden Sphäre Innos, wie sie von den Gelehrten Beliars aus der Wüste Varant beschrieben wurde. Eine Zeit lang widerstand das kühle Gemäuer der sengenden Hitze stets. Doch wenn der Stein erstmal die Hitze aufgenommen hatte und sie in den Raum zurückstrahlte, war es hier kaum noch auszuhalten. Der Rauchabzug war offenbar auch mal wieder verstopft. Die dicken Schwaden zogen nur langsam ab und hingen unter der Decke wie träge, schwerelose Schafe.
    Neoras zuckte kurz zusammen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, obwohl er allein war. Doch als er mit müden Augen durch den diesigen Keller spähte, musste er erkennen, dass es nur seine eigene Silhouette in dem angelaufenen Wandspiegel an der gegenüberliegenden Wand des Kellers war. Der Spiegel hing schon dort seit er selbst Novize in diesem Kloster gewesen war. Mit dickem abblätterndem Rahmen, dessen ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erraten war.
    Er wandte sich wieder dem Kessel zu, in dem eine dicke, fliederfarbene Brühe trüb vor sich hin blubberte. Die Schüler hatten die Fliederbeeren sorgfältig ausgequetscht und so vorsichtig aufgekocht, dass die Aromen nicht verflogen sein dürften. Wenn er nun noch ein wenig Snapperkralle und Weißwolfsekret untermischte, konnte er daraus noch ein ganz appetitliches Mittel gegen Hämorrhoiden herstellen. Vorausgesetzt, er schlief nicht über dem Kessel ein und ließ die Brühe anbrennen. Dann konnte man das Mittel nur noch zu Salbe weiterverarbeiten, die laut Erzmaester Volcanov zwar auch noch erquickende Wirkungen hatte, Neoras vermutete aber schon länger, dass diese eher einem Placebo-Effekt zuzuschreiben waren.
    Als sich wieder etwas in Neoras‘ Augenwinkel regte, widerstand er dem Reflex, erneut zu dem Spiegel hinüberzuschauen. Stattdessen senkte er den großen, knorrigen Holzlöffel in den Kessel und begann mit beiden Armen kräftig zu rühren. Die weit ausholenden Bewegungen direkt über der kochenden Masse führten schon bald dazu, dass Schweißtropfen sich mit dem Fliedersud vermengten.
    „Die Konstellation des Wolfes?“
    Neoras zuckte fürchterlich zusammen, ließ den Löffel los und presste sich an die nackte Felswand neben dem Kamin. Mit pochendem Herzen erblickte er wieder eine Silhouette vor dem Spiegel. Doch die hohe Fistelstimme, die gerade gesprochen hatte, war nicht die seine gewesen. Und sein Spiegelbild hatte keine. Die Umrisse waren durch die Dämpfe nicht klar zu erkennen, doch als die Gestalt sich zu voller Größe aufrichtete, war klar, dass er dieses Mal nicht sich selbst betrachtete.
    Eine Gestalt, hager und großgewachsen, in einen langen schimmernden Umhang gehüllt, richtete sich zwischen Neoras und dem alten Spiegel auf. Die Gestalt war so groß, dass sie ihren Kopf zur Seite neigen musste, um gerade stehen zu können.
    „Nein, die Konstellation des Wolfes ist es nicht… eine Verquickung von Drache und Eber, wie ungewöhnlich.“
    Neoras war eins klar: Dieser Mann gehörte nicht hierher. Er war weder einer der Feuermagier noch ein Novize, und erst recht keiner ihrer seltenen Besucher. Dieser Mann, wenn diesem Lebewesen denn überhaupt ein Geschlecht zuordenbar war, war ein Fremdkörper in den heiligen Hallen des Klosters. Neoras schüttelte eine Rune aus dem Ärmel seiner Robe und fing sie mit seiner linken Hand auf. Er streckte sie vor sich in den Raum und ein Feuerball entflammte über seiner Handfläche. Das Licht des Feuerballs war heller und stetiger, so dass er die Gestalt nun besser erkennen konnte.
    Die Gestalt wiederum beugte sich interessiert ein wenig herab, ohne aber dem Feuerball nahe zu kommen. „Du bist ein Wesen, das Feuer erschaffen kann“, stellte das Wesen mit seiner hohen Fistelstimme fest.
    Neoras hätte gern gewusst, ob sich ein Mensch unter der schimmernden Robe verbarg, doch selbst das Gesicht war verdeckt. Mit einer glatten runden Maske, in der Neoras nur eine verschwommene Spiegelung seiner selbst erahnen konnte.
    „Wer oder was bist du, Eindringling?“, fragte Neoras mit harter Stimme.
    „Ich bin der Spiegelmeister“, antwortete die Gestalt unbeeindruckt. „Und wer oder was bist du, Beschwörer des Feuerballs?“
    „Neoras, Magier des Kreis des Feuers und Alchemist des heiligen Klosters von Khorinis.“
    „So einen langen Namen hat keiner“, entgegnete der selbsternannte Spiegelmeister.
    Neoras wusste nicht, was er sagen sollte. Das Wesen schien plötzlich das Interesse an ihm zu verlieren. Es sah sich suchend im Raum um.
    „Wie bist du hier reingekommen?“, versuchte Neoras an weitere Informationen zu kommen.
    „Unsere Zivilisation schenkte euch vor Generationen einen Disphärenspiegeler. Doch ich kann mir nicht erklären, warum. Eure Welt langweilt mich. Eure Konstellation lässt Großes erwarten, aber die Realität ist eine Enttäuschung. Ich vernehme hier keine göttliche Kraft.“
    Die Gestalt machte einen Schritt rückwärts.
    „Was ist denn das Ziel deines Besuches?“, fragte Neoras und funkelte die maskierte Gestalt über den Feuerball in seiner Hand an. Er musste schnellstmöglich herausfinden, ob dieses Wesen als gefährlich einzustufen war. Zu dieser späten Stunde war er womöglich als einziger im ganzen Kloster noch wach – und aus dem Keller konnte er eh niemanden warnen.
    „Ich habe keine Ziele, die ein niederes Wesen wie du verstehen könntest. Wenn der Eber den Drachen bezwingt, wenn das Werkzeug des Tetriandoch die Sphäre der Göttin vom Antlitz der Weltenkarte tilgt, wenn die Götter sich Euer Erbarmen. Dann ist die Zeit gekommen, in der ihr den Weg in die Spiegelwelten antretet.“ Die Gestalt machte noch einen Schritt rückwärts. Dabei stieß ihre Ferse gegen den angelaufenen Spiegel – und versank einfach darin. „Doch wer die Spiegel betritt ohne den Sinn zu kennen, wird sich allzu bald in sich selbst verlieren und seinen Platz zu Füßen von Nebukad einnehmen.“ Stück für Stück zog sich die Gestalt in den schmucklosen Spiegel zurück.
    Neoras sah dabei zu, wie die schimmernde Robe eins wurde mit der Oberfläche des Spiegels. Als letztes zog die Gestalt ihren Kopf mit der glatten Maske nach. Schließlich war die Gestalt nur noch zweidimensionaler Bestandteil des Spiegelbilds. Sie hatte den Kopf eingezogen, um den Spiegel zu betreten. Als sie sich wieder zu voller Höhe aufrichtete, verschwand ihr Kopf hinter dem oberen Rand des Spiegels. Dann glitt die Gestalt einfach zur Seite und verschwand.
    Neoras durchmaß den Keller mit wenigen Schritten. Den Feuerball noch in der Hand stand er vor dem Spiegel und starrte konzentriert hinein. Doch selbst als seine Nasenspitze die spiegelnde Oberfläche beinahe berührte, sah er nichts außer sich selbst. Und starrte mit seinen müden, blutunterlaufenen Augen in müde, blutunterlaufene Augen.

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